Asyl in der Republik Zypern - Borderline Europe
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Der Social Welfare Service kommt se<strong>in</strong>er<br />
Pflicht, die M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen an e<strong>in</strong>er<br />
Schule anzumelden, nicht <strong>in</strong> allen Fällen<br />
nach. Es erweist sich außerdem als problematisch,<br />
dass unbegleitete M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige<br />
häufig ohne <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>stufung<br />
und ohne Berücksichtigung ihrer<br />
<strong>der</strong>zeitigen Sprachkenntnisse Schulklassen<br />
zugeordnet werden. Darüber h<strong>in</strong>aus werden<br />
sie mangels adäquater Betreuung<br />
nicht motiviert, die Schule zu besuchen.<br />
NGOs bezeichnen die Integration <strong>der</strong><br />
Jugendlichen <strong>in</strong> das Bildungssystem als<br />
mangelhaft (VGL. SCEP 2009: 17F.).<br />
Da unbegleitete M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige zur<br />
Gruppe beson<strong>der</strong>s schutzbedürftiger<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge zählen, haben sie laut Gesetzeslage<br />
das Recht auf mediz<strong>in</strong>ische<br />
Versorgung und den Erhalt <strong>der</strong> medical<br />
card (VGL. KAPITEL II, 3.). Die gesundheitliche<br />
Versorgung <strong>der</strong> unbegleiteten M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen<br />
ist dennoch unzureichend.<br />
Die Begleitung durch SozialarbeiterInnen<br />
zu Krankenhäusern und nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
ÄrztInnen und die Anwesenheit von<br />
ÜbersetzerInnen vor Ort ist <strong>in</strong> vielen<br />
Fällen nicht möglich. Der Zugang zu<br />
e<strong>in</strong>er psychologischen Betreuung ist formal<br />
geregelt, f<strong>in</strong>det aber ke<strong>in</strong>e Anwendung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis. Lokale NGOs for<strong>der</strong>n<br />
daher die Übernahme <strong>der</strong> Verantwortung<br />
für die Jugendlichen durch den Social<br />
Welfare Service und e<strong>in</strong>e Gewährleistung<br />
<strong>der</strong> grundlegenden mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung<br />
für unbegleitete M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige<br />
(VGL. SCEP 2009: 18).<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige dürfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Republik</strong><br />
<strong>Zypern</strong> unter ke<strong>in</strong>en Umständen <strong>in</strong>haftiert<br />
werden (Refugee Law 2000, 7 (4)<br />
(c)). Dennoch kommt es immer wie<strong>der</strong><br />
zu Situationen, <strong>in</strong> denen sich unbegleitete<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige <strong>in</strong> Haft bef<strong>in</strong>den. Dies<br />
geschieht meist, wenn sie sich nach ihrer<br />
Ankunft nicht unverzüglich als <strong>Asyl</strong>suchende<br />
melden, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Polizei<br />
o<strong>der</strong> den BeamtInnen des Immigration<br />
Office aufgegriffen werden und dann<br />
als irreguläre MigrantInnen <strong>in</strong>haftiert<br />
werden. Sie werden <strong>in</strong> solchen Fällen<br />
häufig nicht als M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige erkannt,<br />
was die mangelhaften Mechanismen zur<br />
Erkennung beson<strong>der</strong>s Schutzbedürftiger<br />
verdeutlicht. Auch wenn M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige<br />
unmittelbar nach ihrer Inhaftnahme<br />
e<strong>in</strong>en <strong>Asyl</strong>antrag stellen, verbleiben sie<br />
<strong>in</strong> den meisten Fällen aufgrund ihrer irregulären<br />
E<strong>in</strong>reise zunächst <strong>in</strong> Haft.<br />
Diese Situation hat laut Nicoletta Charalambidou<br />
zur Folge, dass gesetzliche Regelungen,<br />
die ihre beson<strong>der</strong>e Schutzbedürftigkeit<br />
betreffen, <strong>in</strong>s Leere laufen.<br />
3. Traumatisierte<br />
<strong>Asyl</strong>bewerberInnen<br />
Für traumatisierte <strong>Asyl</strong>suchende hat die<br />
unmittelbare Ankunftsphase nach <strong>der</strong><br />
Flucht e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Sicherheit,<br />
Schutz und Beständigkeit können<br />
für e<strong>in</strong>e Bewältigung von traumatischen<br />
Ereignissen unterstützend wirken.<br />
E<strong>in</strong>e gezielte Erkennung von traumatisierten<br />
<strong>Asyl</strong>bewerberInnen f<strong>in</strong>det laut<br />
Future Worlds Center jedoch durch die<br />
offiziellen Stellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Republik</strong> <strong>Zypern</strong><br />
nicht statt, da es ke<strong>in</strong> Verfahren zur<br />
Identifikation gibt. E<strong>in</strong>e Traumatisierung<br />
wird daher häufig erst bei <strong>der</strong> Anhörung<br />
und somit <strong>in</strong> vielen Fällen erst nach an<strong>der</strong>thalb<br />
bis zwei Jahren erkannt. Die<br />
gesetzlich verankerten Rechte dieser Personengruppe<br />
<strong>in</strong> Form von mediz<strong>in</strong>ischer,<br />
sozialer, rechtlicher und psychologischer<br />
Unterstützung f<strong>in</strong>den aus diesem Grunde<br />
ke<strong>in</strong>e adäquate Umsetzung. Es besteht<br />
zwar die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Behandlung,<br />
sofern die Betroffenen im Besitz e<strong>in</strong>er<br />
medical card s<strong>in</strong>d. Es fehlt aber neben<br />
den konkreten Methoden zur Identifizierung<br />
von Traumata an geschultem<br />
Personal, an e<strong>in</strong>er gezielten Informationsweitergabe<br />
über Behandlungsmöglichkeiten<br />
und an tatsächlichen Behandlungsplätzen<br />
(VGL. FUTURE WORLDS CEN-<br />
TER, 2012: 9). Cor<strong>in</strong>a Drousiotou betont,<br />
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