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B L I T Z L I C H T<br />

Automation<br />

<br />

Ultraschnelle DNA-Amplifikation<br />

mit Rapid-PCR<br />

Dr. Hanno Hermann, Claus Knippschild, Analytik Jena AG<br />

Die Ansprüche an die Geschwindigkeit, Effizienz und Qualität der Ergebnisse der Polymerase-Kettenreaktion<br />

(PCR) sind mit der steigenden Anzahl und Vielfalt der Anwendungen dieser<br />

Schlüsseltechnologie größer geworden. Die hier vorgestellte, neue Rapid-Cycle-PCR-Technologie<br />

ermöglicht jetzt substantielle Fortschritte bei der Einlösung der gestiegenen Anforderungen<br />

an die PCR. Neben der Erläuterung der technischen Grundlagen werden hier die<br />

Eigenschaften des „SpeedCycler“-Systems an Anwendungsbeispielen erläutert.<br />

Key Words: PCR, Rapid-PCR, Spezifität, ultradünne Mikrotiterplatten, Speedcycler<br />

Seit der Entwicklung der PCR-Methode 1985<br />

durch Kary Mullis 1-2 und seine Mitarbeiter haben<br />

stetige Innovationen dazu beigetragen,<br />

daß aus der PCR eine Schlüsseltechnologie<br />

für die biologische Forschung und Routine-<br />

Diagnostik geworden ist. Meilensteine dabei<br />

waren etwa der Einsatz hitzestabiler DNA-<br />

Polymerasen wie der Taq-DNA-Polymerase 3<br />

sowie die Entwicklung der Thermocycler, die<br />

eine automatisierte und parallele Durchführung<br />

der Polymerase-Kettenreaktion mit einer<br />

Vielzahl von Proben erst ermöglichten.<br />

Von Ende der achtziger Jahre an wurden<br />

kommerzielle Thermocycler entwickelt, die<br />

mit Standard-Mikrozentrifugen-Tubes als<br />

Probenbehälter und temperierten Metallblökken<br />

zur Aufnahmen der Tubes arbeiten. Unter<br />

den für das Aufheizen und Kühlen des<br />

Blocks genutzten Prinzipien (Wärmelampen,<br />

die relativ geringen effektiven Heiz- und<br />

Kühlraten von 1-2 °C/s innerhalb der Probe,<br />

die durch großvolumige Metallblöcke und<br />

die große Wandstärke der Plastik-Probengefäße<br />

(200-300 µm) bedingt sind. Daraus resultieren<br />

Zykluszeiten von 3 bis 8 Minuten<br />

und ein Gesamtzeit-Bedarf von zwei bis drei<br />

Stunden für übliche PCR-Experimente.<br />

Da die Ansteuerung der Temperaturzyklen<br />

eine zentrale Rolle in der Polymerase-Ketten-<br />

Reaktion spielt, wurde schon bald nach Alternativen<br />

mit einer schnelleren Prozeßführung<br />

gesucht. Eine Reihe von Reaktoren und<br />

Technologien für schnelle Temperaturführung<br />

kleiner Probenvolumina wurde so getestet<br />

4-5 . Wittwer (siehe LABORWELT 2/2000)<br />

entwickelte ab 1989 eine sehr schnelle Thermocycler-Technologie<br />

auf Grundlage der<br />

Temperierung mit heißer oder kühler Luft<br />

Abb. 1: Der Speedcycler als „personal thermocycler“ mit 36-well-Mikrotiterplatte<br />

elektr. Widerstandsheizung, Wasserkühlung,<br />

etc.) hat sich bei den heute geläufigen Thermocyclern<br />

fast ausnahmslos die Verwendung<br />

von Peltierelementen durchgesetzt, die eine<br />

robuste und kompakte Bauweise der Geräte<br />

ermöglichen. Ein weiterer Vorteil dieser PCR-<br />

Geräte ist die Verwendbarkeit von Mikrotiterplatten<br />

nach den SBS-Normen 96 oder 384.<br />

Damit ist der Einsatz der üblichen manuellen<br />

Pipettiertechnik und der Standard-Automatisierungslösungen<br />

für ein PCR-set up<br />

möglich. Als Nachteil erwiesen sich dagegen<br />

und der Verwendung von Glaskapillaren als<br />

Probengefäßen 6 . Die experimentellen Erfahrungen<br />

mit diesem kommerziell verfügbaren<br />

System führten zur Definition der ultraschnellen<br />

PCR als „Rapid cycle PCR“ – 30<br />

Amplifikations-Zyklen in weniger als 30 Minuten<br />

7 . Auf Grund sehr hoher Heiz- und<br />

Kühlraten (> 8 °C/s) dauert ein einzelner<br />

Temperaturzyklus etwa 20 Sekunden, damit<br />

sind PCR-Experimente mit einer Dauer von<br />

rund 15 Minuten möglich. Neben der Verkürzung<br />

der PCR-Experimente eröffnete die Ra-<br />

pid-cycle-PCR als weiteren Vorteil eine verbesserte<br />

Qualität der PCR-Produkte. Die<br />

durch die schnelleren Kühlraten und kurze<br />

Annealingzeiten erfolgte präzisere Primer–<br />

Template–Paarung bedingt hierbei eine höhere<br />

Spezifität der Amplikons. Diese spezielle<br />

Rapid-PCR-Technologie weist aber auch<br />

einige Nachteile auf. Das Befüllen der einzelnen<br />

Kapillaren erwies sich als relativ kompliziert,<br />

die Standard-Pipettiertechnik als mit<br />

dem System nicht kompatibel. Dies limitiert<br />

den Probendurchsatz – eine Automatisierung<br />

der PCR mit marktüblichen Workstations ist<br />

nicht möglich. Die relativ große Oberfläche<br />

der Glas-Kapillaren kann zudem die Komponenten<br />

des PCR-Ansatzes adsorbieren. Es<br />

kann also etwa zum Verlust der Enzym-Aktivität<br />

oder zur irreversiblen Bindung von<br />

DNA an die Glasoberfläche kommen. Um<br />

diese Effekte zu vermeiden, müssen dem Master-Mix<br />

zusätzlich ein Carrier-Protein (BSA)<br />

zugefügt und die Enzymkonzentration optimiert<br />

werden.<br />

Peltier-Rapid-PCR<br />

in ultradünnen Mikrotiterplatten<br />

Um neue Applikationen und experimentelle<br />

Wege zu ermöglichen, mußte es das Entwicklungsziel<br />

einer neuartigen PCR-Technologie<br />

sein, die positiven Eigenschaften der beiden<br />

beschriebenen Thermocycler-Klassen zu verknüpfen<br />

und die Nachteile auszuschalten –<br />

also Schnelligkeit und Automation zu vereinen.<br />

Das neue SpeedCycler ® -System erreicht<br />

dies durch Kombination eines mit Peltier-Elementen<br />

betriebenen Block-Thermocyclers<br />

und einer speziellen ultradünnen Mikrotiterplatte<br />

aus Plastikmaterial, deren Probenbehälter<br />

entsprechend der SBS-Norm angeordnet<br />

sind (Abb. 1). Damit bietet das System<br />

eine Kombination von hoher Geschwindigkeit,<br />

Möglichkeit der Nutzung der in allen<br />

Laboren vorhandenen Pipettier- und Automatisierungstechniken<br />

und ein gemeinsames<br />

Prozessieren der Proben in Gefäßen aus biokompatiblen<br />

Kunststoffen.<br />

Die hohe Geschwindigkeit des Systems<br />

wird durch mehrere technische Merkmale<br />

erreicht. Der Rapid-Thermocycler zeichnet<br />

sich aus durch:<br />

– Die Verwendung von modernen Hochleistungs-Peltierelementen,<br />

die einen<br />

– kleinvolumigen Metallblock mit geringer<br />

thermischer Kapazität temperieren.<br />

Die in den Metallblock eingesetzte Mikrotiterplatte<br />

zeichnet sich aus durch:<br />

– sehr dünne Wände der Probengefäße<br />

(10fach dünner als Standard-Gefäße) und<br />

– eine hohe Flexibilität der Wandungen während<br />

der PCR.<br />

Schnelle Regelalgorithmen steuern Peltierelemente<br />

an, die den Rapid-Block fast verzögerungsfrei<br />

temperieren. Die für das PCR-Experiment<br />

entscheidende Übertragung der<br />

Energie in die Probenlösung erfolgt durch<br />

die dünne Folienwandung sehr effektiv.<br />

LABORWELT 5. Jahrgang | Nr. 3/2004 | 11

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