Evangelisch im Parkfeld
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Bruder Sonne, Schwester Mond<br />
Giovanni C<strong>im</strong>abue: Fresko, um 1280,<br />
in der Unterkirche der Basilika San Francesco in Assisi<br />
Giotto di Bondone: Franziskus predigt den Vögeln,<br />
Fresko, 1297 - 99, in der Oberkirche der Basilika San Francesco in Assisi<br />
Franz von Assisi<br />
war ein Heiliger<br />
schon zu Lebzeit<br />
e n . S e i n e<br />
Bekanntheit ist,<br />
auch nach fast<br />
800 Jahren ungebrochen.<br />
Franziskus<br />
ist eine der<br />
herausragendsten<br />
Persönlichkeiten<br />
des christlichen<br />
Mönchtums, ja, eine Symbolgestalt<br />
wahrer Jesusnachfolge überhaupt. Vor<br />
allem aber ist er einer der liebenswertesten<br />
Heiligen. Innigkeit und Wärme kennzeichnen<br />
schon die ältesten Zeugnisse und<br />
Legenden: Franziskus predigt den Tieren,<br />
und sie verstehen ihn. Der gesamten Schöpfung<br />
fühlt er sich verwandt. Sein Sonnengesang,<br />
entstanden in seinen letzten Lebensjahren,<br />
zeugt von einer einfachen und herzlichen<br />
Liebe zur Schöpfung: Sonne, Mond<br />
und Sterne, Wind und Wetter<br />
und Erde und schließlich gar<br />
Trübsal und Tod – ihnen allen<br />
weiß er sich nahe. Es gibt<br />
eigentlich nichts, was für ihn<br />
nicht Anlass wäre zum Dank<br />
und zur Freude.<br />
Franziskus muss ein außergewöhnlicher<br />
Mensch gewesen<br />
sein. Als junger Mann aus<br />
reichem Hause, lebenslustig<br />
und übermütig und den ritterlichen Idealen<br />
verpflichtet, erlebt er die Kriegsgefangenschaft<br />
in der verfeindeten Nachbarstadt,<br />
wird danach schwer krank, er erlebt Visionen,<br />
hört die St<strong>im</strong>me Christi, und entscheidet<br />
sich dann zu einer konsequenten Nachfolge<br />
Jesu. Das führt zu einem radikalen<br />
Bruch mit dem Elternhaus. Dem Ruf Jesu zu<br />
folgen und wie er in völliger Armut zu leben,<br />
in Demut und Bescheidenheit, das ist das<br />
Anliegen von Franziskus und all denen, die<br />
sich ihm bald anschließen. Sie ziehen predigend<br />
und bettelnd durch das Land. Später<br />
will Franziskus dann auch Christus ähnlich<br />
werden. Im Jahr 1224 soll er während einer<br />
Ekstase auf dem Berg La Verna eine Stigmatisierung<br />
erfahren haben (d.h. die Wundmale<br />
Christi entstanden an seinem Körper). Er<br />
stirbt am 3. Oktober 1226 <strong>im</strong> Alter von 44<br />
Jahren und wird am 16. Juli 1228 von Papst<br />
Ugolino heiliggesprochen.<br />
Franz von Assisi bewegt sich <strong>im</strong> Horizont<br />
des katholischen Glaubens seiner Zeit, aber<br />
sein Verständnis des Evangeliums<br />
geht doch noch weiter:<br />
die Liebe zu allen Menschen,<br />
Barmherzigkeit, Versöhnung<br />
und Frieden, innige Verbundenheit<br />
mit der ganzen Schöpfung<br />
– in dieser seiner Lehre<br />
sind kritische Anfragen an die<br />
Christenheit damals wie heute<br />
enthalten.<br />
Pfn. K. Meier