32 | SCHLUSSMÄNNER 1. AUGUST 2012 SCHLUSSMÄNNER | 33 Torwarttraining im Netz Tipps und Tricks zum Torwarttraining finden sich auf vielen Internetseiten zum Thema Fußball. Gutes Anschauungsmaterial liefert die Homepage der deutschen Nationalmannschaft (http://team.dfb.de): Bundestorwarttrainer Andreas Köpke erklärt in Videos seine besten Übungen. Eine umfangreiche Datenbank – ebenfalls mit bewegten Bildern Denn zum Halten sind sie da Torwarttrainer: <strong>Der</strong> Mespelbrunner Horst Neubauer betreut bei Eintracht Frankfurt die Nachwuchskeeper – Er setzt auf Sprungkraft, Reaktion und Selbstbewusstsein Gute Torhüter haben in Deutschland Tradition. <strong>Der</strong> moderne Fußball aber macht vor keiner Position halt – und ruft den Keeper als ersten Spielmacher aus. Muss das Trainingsmotto also lauten: Ballbeherrschung statt Faustabwehr? »Ein technisch begnadeter Torwart nutzt mir nichts, wenn er jede zweite Flanke unterläuft«, hält Horst Neubauer dagegen. <strong>Der</strong> 46-jährige Mespelbrunner trainiert im Leistungszentrum des Fußball- Bundesligisten Eintracht Frankfurt die Torhüter von der U 17 bis zur 2. Mannschaft. Neubauer will nicht zurück zu jenen Zeiten, in denen der ehemalige niederländische Spielmacher Ruud Gullit befand: »Ein Torwart ist ein Torwart, weil er nicht Fußball spielen kann.« Doch Horst Neubauer hat bei seiner täglichen Arbeit das Wesentliche im Blick: »Ein Torwart sollte in erster Linie Bälle halten. Dazu braucht er vor allem Sprungkraft und gute Reaktion.« Und so werden Neubauers U 23-Schützlinge Erman Muratagic und Danny Söder zu Vielfliegern. Vor dem Abheben fordert der 46- Jährige immer wieder »kleine Schritte«. Bei Spielen beim Krafttraining nach wie vor eine gewichtige Rolle: Die allseits beliebten Medizinbälle. – bietet auch das Portal www.torwart.de. Informationen zu Horst Neubauers Torwartschule Spessart gibt es unter www.fußballtorwarttraining.de. Bällen in die Ecke will er keine Bauchlandungen sehen, sondern seitliche, um schneller zurück auf den Beinen zu sein. <strong>Der</strong> Torwarttrainer setzt auf Dauerfeuer. »Zuschauer haben schon gesagt, das sei Quatsch; im Spiel komme ja auch nur ein Ball«, berichtet Neubauer, »aber eine Mannschaft macht im Training auch gemeinsame Dauerläufe; wann passiert das bitte im Spiel?« <strong>Der</strong> gebürtige Straßbessenbacher erhöht die Schwierigkeit: Mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen steht der 19-jährige Söder in der Tor- » Ich ärgere mich lieber mit drei Spielern herum als mit 15. « Horst Neubauer, Torwarttrainer mitte. Nach Neubauers Kommando bleiben ihm nur Sekundenbruchteile, um die Flugbahn des Balls zu erfassen. Kleine Schritte, großer Sprung, Söder lenkt die Kugel mit den Fingerspitzen um den Pfosten. 1,84 Meter misst der 19-Jährige, der zwei Jahre ältere Muratagic drei Zentimeter weniger. »Torhüter müssen keine Hünen sein«, sagt Horst Neubauer. Nicht nur Sprungkraft und gute Reaktion machen einen Keeper größer, sondern auch »das Selbstbewusstsein. Das ist das A und O für einen Torwart.« <strong>Der</strong> langjährige Keeper des 1.FC Kaiserslautern, Gerry Ehrmann, hat es vor drei Jahren in einem Interview mit dem In- ternetportal »torwart.de« ganz ähnlich formuliert: »Selbstbewusstsein ist für einen Torhüter unerlässlich.« <strong>Der</strong> gebürtigen Tauberbischofsheimer, der seit 1996 die Nachwuchskeeper der Roten Teufel trainiert, führt Neubauer als Vorbild an. Aus Ehrmanns Talentschmiede stammen unter anderem Roman Weidenfeller und Tim Wiese. In dem Interview sagt er weiter: »Im Training muss man sich die Sicherheit holen, das Gefühl, dass im Spiel nichts passieren kann.« Deshalb spare er auch nicht mit Lob, wenn es angebracht sei, sagt Horst Neubauer. »Hast du heute einen Magnet im Handschuh?«, hat er gerade seinen Schützling Muratagic gefragt, nachdem dieser eine Serie scharf geschossener Bälle erhechtet hat. Aller Zuspruch, alle wohlüberlegten Übungen können einen Faktor nicht ausschalten: »Es gehört viel Glück dazu; manchmal ist es einfach eine Sache von Zentimetern«, sagt Neubauer. Wenn ständig mehr fehlt, läuft etwas falsch. Das gilt besonders für das laut Neubauer am weitesten verbreitete Torwart-Defizit: »Von der untersten bis zur höchsten Klasse ist es die Strafraumbeherrschung.« Seine Schützlinge sollen Flanken fangen. Und Bälle halten. Dann ist Horst Neubauer zufrieden. Eine ganze Mannschaft will er gar nicht trainieren: »Ich ärgere mich lieber mit drei Spielern herum als mit 15.« Thorsten Schmitt Reaktionstraining mit dem Tchoukball: Das straff gespannte Netz lässt den Ball kaum berechenbar zurückprallen. U23-Keeper Erman Muratagic muss schnell auf die Beine kommen. Fotos: Harald Schreiber <strong>Der</strong> gebürtige Straßbessenbacher Horst Neubauer trainiert seit 2008 im Leistungszentrum von Eintracht Frankfurt die Torhüter der Regionalliga-Mannschaft (U23) sowie der U19- und U 17-Junioren. Neben seiner Anstellung beim Fußball-Bundesligisten betreibt der verheiratete 46-Jährige, der in Mespelbrunn wohnt, selbstständig die Torwartschule Spessart. Seine aktive Laufbahn zwischen den Pfosten beendete Neubauer Zur Person: Horst Neubauer 2000 nach einem Kreuzbandriss und Knorpelschaden; erste Stationen als Torwarttrainer waren der SV Bernbach und der SV Somborn. Im Herbst vergangenen Jahres hat Neubauer die Stufe II, den sogenannten Leistungskurs, der DFB-Torwarttrainer-Ausbildung absolviert. Mit dabei war unter anderem die 126-malige Nationalspielerin und Welttorhüterin des Jahre 2003, Silke Rottenberg. Als größten Erfolg nennt Horst Neubauer den Gewinn der deutschen Meisterschaft mit der U 17 der Frankfurter Eintracht in der Saison 2009/10; das Tor hütete damals Aykut Özer, der mittlerweile zum Profikader des Bundesliga-Aufsteigers gehört. Zu Neubauers aktuellen Schützlingen gehört der Dieburger Marvin Schwäbe, der bei der U17-Europameisterschaft im Mai in Slowenien die Nummer zwei im deutschen Kasten war. tees Stichwort: Ausbildung für Torwarttrainer 2011 hat der Deutsche Fußball- Bund (DFB) seine neue Torwarttrainer-Ausbildung mit zwei Lehrgangsstufen gestartet. Die Basisausbildung (Stufe I) richtet sich an Torwarttrainer im Jugend- sowie im unteren und mittleren Amateurbereich. Diese Lehrgänge werden von den Landesverbänden organisiert. <strong>Der</strong> sogenannte Leistungskurs (Stufe II), der in Händen des DFB liegt, dauert eine Woche (40 Lerneinheiten) und wird landesweit in fünf Sportschulen angeboten. Schwerpunkte sind unter anderem technischtaktisches Wettkampftraining, torwartspezifisches Konditionstraining, Trainingsplanung und Wettkampfvorbereitung sowie mentales Training. Auf die Sprungkraft von Schützling Danny Söder hält Torwarttrainer Horst Neubauer große Stücke. Ein Obernauer in Oberbayern TORWART. Seine erste Station als Fußballprofi hat den Obernauer Marco Aulbach (Foto: imagosport) von München in die oberbayerische Provinz geführt. Nach vier Jahren bei den Junioren des TSV 1860 trägt der 19-Jährige seit einigen Wochen das Trikot des Drittligisten Wacker Burghausen. Dessen Geschäftsführer Florian Hahn will den 1,91 Meter großen Keeper »behutsam aufbauen. In Zukunft erwarten wir uns sehr viel von ihm.« Unser Redakteur Thorsten Schmitt hat mit Marco Aulbach, der in der Jugend auch für Viktoria <strong>Aschaffenburg</strong> gespielt hat, gesprochen. Wie ist der Wechsel nach Burghausen zustande gekommen? Mit dem Abschluss der Schule, dem Abitur, ist mein Vertrag bei 1860 ausgelaufen. Ich hätte zwar bei den Amateuren weitermachen können, wollte aber den Sprung ins Profigeschäft machen. Burghausen war eine von mehreren Optionen und hat mir sofort gut gefallen. Nach vier Jahren in der Metropole München nach Burghausen mit seinen rund 18000 Einwohnern: Wie schwierig ist die Umstellung? Sicher ist Burghausen eine kleine beschauliche Stadt, aber die Anbindung passt. In einer Stunde ist man in München, nach Salzburg sind es 50 Kilometer. Es gibt nicht so viel Ablenkung, nicht so viel Presse wie in München, das ist gut für einen jungen Spieler. Mit 1860 haben Sie zuletzt in der A-Junioren-Bundesliga gespielt, Wacker spielt in der 3. Liga. Unterscheidet sich das Training? In der Jugend hat man es immer mit Gleichaltrigen zu tun, jetzt sind da 34-jährige Männer mit Bundesliga-Erfahrung wie Youssef Mokhtari. Da geht es anders zu, robuster. Was das Torwarttraining angeht, gibt es keine großen Unterschiede. Bei 1860 habe ich auch schon mit den Profis Gábor Király und Timo Ochs trainiert. Wie sehen Sie Ihre Rolle in Burghausen? Es ist klar, dass ich mich als junger Neuzugang erst einmal hinten anstellen muss. Momentan bin ich fest die Nummer zwei, stehe aber im Zweikampf mit Stammtorhüter René Vollath. Man hat mir gesagt, dass ich Druck machen soll.
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