2_2013 - SAC Sektion Rossberg
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Berichte<br />
21<br />
metern fellten wir erneut an und stapften<br />
nochmals eine gute halbe Stunde<br />
hoch, um bei einem atemberaubenden<br />
360-Grad-Panorama ein letztes Mal abzufellen.<br />
Am Himmel über unserer<br />
Homebase Zug konnte man mittlerweile<br />
Föhnwolken erkennen, und auch über<br />
uns braute sich langsam, aber sicher ein<br />
gutes Lüftchen zusammen. Die Sonne<br />
lachte uns aber nach wie vor ins Gesicht<br />
– nun kribbelte es wohl alle <strong>Rossberg</strong>ler<br />
unter jedem einzelnen ihrer insgesamt<br />
hundertdreissig Zehen- und Fingernägel.<br />
Und so schwebten kurz darauf dreizehn<br />
<strong>Rossberg</strong>ler jauchzend, lachend<br />
und jubelnd vor Glück die stiebenden<br />
Hänge hinab und wünschten sich wohl,<br />
diese Abfahrt würde niemals enden. Da<br />
nur die Wurst zwei Enden hat, mussten<br />
wir uns spätestens beim Ober Boden mit<br />
dem sicheren Ende dieser Traumtour<br />
konfrontiert sehen. Die kurze Buckelpiste,<br />
zu der die Aufstiegsspur durch den<br />
Wald in der Zwischenzeit verkommen<br />
war, welche uns noch runter bis zur<br />
Strasse führte, liess uns sanft aus dem<br />
Traum erwachen, so dass wir glücklich<br />
und tief zufrieden die Ski abschnallen<br />
und uns nach einem gemeinsamen Umtrunk<br />
auf den Rückweg nach Zug machen<br />
konnten. In der Zwischenzeit trafen<br />
die ersten mobilen Sturmwarnungen<br />
auf unseren intelligenten Telefonen ein,<br />
was uns aber zu diesem Zeitpunkt nicht<br />
mehr im Geringsten zu beunruhigen<br />
vermochte.<br />
<br />
Dagmar Jans<br />
Teilnehmende: Michael, Hans-Ruedi, Sabine,<br />
Thomas, Elsbeth, Hanni, Dagmar, Raphael,<br />
Vreni, Alexandra, Roland, Fredy, Ruth<br />
Skitourentage im Brunnital<br />
Piz Borel<br />
im Brunnital<br />
Oder: es kommt, wie es muss.<br />
20. bis 22. März <strong>2013</strong><br />
Bei Anmeldeschluss waren wir zu viert.<br />
Ich machte mit dem privaten Hüttenbesitzer<br />
definitiv ab. Wir freuten uns alle.<br />
Doch dann musste ein Teilnehmer wegen<br />
einer Kollision mit einem Weiterbildungskurs<br />
kurzfristig absagen. Da<br />
warens nur noch drei. Und um das Mass<br />
vollzumachen, erkrankte ein Weiterer.<br />
Da warens nur noch zwei.<br />
Piz Borel<br />
Dem Hüttenbesitzer war das dann doch<br />
zu viel – oder eher zu wenig Auf alle<br />
Fälle sagte er kurz entschlossen ab. – Da<br />
stand ich nun, ich armer Tor, und kam<br />
mir wirklich komisch vor.<br />
Für Mittwoch, den 20. März, war zudem<br />
schlechtes Wetter angesagt, Niederschläge<br />
und kalt – in der Höhe Pulver<br />
Rolf ging arbeiten. Donnerstag und Freitag<br />
sollte es besser werden. Wie gut, da<br />
waren sich die Meteorologen nicht einig.<br />
Wir trafen uns am Donnerstag zeitig<br />
in Schattdorf und fuhren los. Die Webcams<br />
waren vor der Abfahrt noch nachtblind.<br />
Es regnete, das ganze Tal war<br />
grau verhangen, unfreundlich und kalt.<br />
In Gurtnellen ging der Regen langsam<br />
in Schnee über. Dieser war allerdings<br />
so fein, dass er eher ans Schneien aus<br />
dem Nebel erinnerte. Gespannt fuhren<br />
wir weiter. In Göschenen hatten wir<br />
erstmals ganz scheu den Eindruck, es<br />
könnte eventuell aufhellen. Mal schauen,<br />
wir nahmen die Ausfahrt Richtung<br />
Andermatt, konnten ja immer noch umkehren.<br />
Die Schöllenen war grau, doch<br />
in Andermatt gingen die ersten Wolkenfenster<br />
auf. Zwei Billette Oberalppass<br />
einfach, wir waren ganz zuversichtlich.<br />
Und wirklich, hier oben was es geheimnisvoll-märchenhaft,<br />
frisch verschneit,<br />
sonnig mit Nebelschwaden den Berghängen<br />
und Gipfeln entlang, fast menschenleer.<br />
Durchs Val Maighels legten<br />
wir die einzige Spur in gut 20 cm neuem<br />
Pulver. Da haben wir uns den Piz Borel<br />
angelacht, als einziger liess er sich nie<br />
von Wolken und Nebel einlullen.<br />
Die Abfahrt zum Maighelspass löste<br />
Jauchzer aus, nichts konnte schöner<br />
sein. Hier jedoch war das Vergnügen<br />
vorerst zu Ende. Nebel verdeckte das<br />
ganze Unteralptal. Zeit zum Essen und<br />
Schwatzen und Herumschauen. Die<br />
Mittagssonne oder ein gütiger Wind,<br />
wer will das entscheiden, befreite uns,<br />
und wir fuhren beschwingt ins Vermigel<br />
ab.<br />
Die Hütte war unbewartet, frei, die Sonne<br />
schien noch längere Zeit und wärmte<br />
uns in einer herrlichen Umgebung. Später<br />
feuerten wir ein, kochten und hatten<br />
es gemütlich.<br />
Die Nacht war sternenklar, der Morgen<br />
wunderbar. Was konnte uns halten Erst<br />
folgten wir den Spuren der Freerider aus<br />
der Gafallenlücke, zweigten dann aber<br />
in Richtung unterer Schatzfirn und Rotstocklücke<br />
ab. Pulver, so weit das Auge<br />
reicht. Unmittelbar unter der Lücke war<br />
der Pulver weggeblasen, der Schnee<br />
hart, der Ausstieg steil, eine kleine Wechte<br />
begrenzte den Horizont. Kurz tauchte<br />
dort oben ein Kopf auf. Ich freute mich<br />
schon darauf, nach dem Woher und Wohin<br />
zu fragen. Doch erst mussten wir die<br />
Ski lösen und Stufen schlagend aufsteigen.<br />
Da, plötzlich ein Rauschen und ein<br />
Schatten über meinem Kopf, ein leichtes<br />
Aufsetzen auf dem harten Schnee,<br />
zwei leichte Schwünge im Pulver weiter<br />
unten, und weg war der Freerider. – Da<br />
staunt der Laie.<br />
Das südseitige Queren unter dem Pizzo<br />
Centrale in den Guspissattel war<br />
problemlos, der Tag noch zu jung für<br />
ein echtes Nasswerden des Pulvers. Im<br />
Guspissattel erwartete uns eine grosse<br />
Gruppe Soldaten. Ich sprach den ersten<br />
an, auf Deutsch: Achselzucken, auf<br />
Italienisch: Unverständnis, auf Französisch:<br />
dito, na, dann halt auf Englisch:<br />
Antwort: Russia, no english. Reden<br />
konnten wir nicht, doch das Eis war gebrochen,<br />
und er wollte mir unbedingt<br />
ein Pack Militärguetzli schenken. Da<br />
soll einer behaupten, die Welt drehe<br />
sich nicht.<br />
<strong>Rossberg</strong> ECHO | <strong>SAC</strong> <strong>Sektion</strong> <strong>Rossberg</strong>