Deutschlernen in Spielgruppen plus Ein Leitfaden für die ... - SSLV
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<strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong><br />
E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis
2 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Inhalt<br />
Vorwort 3<br />
E<strong>in</strong>leitung 4<br />
H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen zum Spracherwerb 6<br />
Sprachlernpr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> 9<br />
Bauste<strong>in</strong>e zur Sprachförderung und deren E<strong>in</strong>bau<br />
<strong>in</strong> den <strong>Spielgruppen</strong>alltag 16<br />
E<strong>in</strong>bezug der Eltern <strong>in</strong> <strong>die</strong> Sprachförderung 27<br />
Schulung, Fortbildung und Coach<strong>in</strong>g von <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen 33<br />
Liste mit nützlichen Adressen und Lernmaterialien 38<br />
Anhang 40<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Amt <strong>für</strong> Jugend- und Berufsberatung<br />
und Volksschulamt<br />
Projektleitung und Redaktion<br />
Naxhi Selimi<br />
Autorenteam<br />
Naxhi Selimi<br />
Dr. Cather<strong>in</strong>e Walter<br />
Monika Cia<br />
Gabriela Laufer<br />
Eleanor Schoch<br />
Silvia Wäger<br />
Evel<strong>in</strong>e Graber<br />
Françoise Muret<br />
Therese Salzmann<br />
Regula C<strong>in</strong>cera<br />
Dr. Theo Wirth<br />
Schlusslektorat<br />
Susan Edthofer, www.presseteam.ch<br />
Begleitung<br />
Bett<strong>in</strong>a Avogaro<br />
Fachberatung<br />
Judith Häusermann<br />
Gestaltung<br />
raschle & partner, www.raschlepartner.ch<br />
Bezug Pr<strong>in</strong>tversion<br />
Amt <strong>für</strong> Jugend- und Berufsberatung<br />
Fachbereich Jugend- und Familienhilfe<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dberatung<br />
Tel. 043 259 96 50<br />
jfh@ajb.zh.ch<br />
1. Auflage 2010<br />
© Bildungsdirektion Kanton Zürich<br />
www.lotse.zh.ch; www.volksschulamt.zh.ch
Vorwort<br />
Im November 2007 verlieh <strong>die</strong> Eidgenössische<br />
Ausländerkommission den<br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> des Kantons Zürich<br />
den Schweizer Integrationspreis. Damit<br />
wurde e<strong>in</strong> Angebot der Bildungsdirektion<br />
ausgezeichnet, welches das Amt <strong>für</strong> Jugend<br />
und Berufsberatung und das Volksschulamt<br />
geme<strong>in</strong>sam entwickelt haben.<br />
Über das Lob der Jury h<strong>in</strong>aus erhielten<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> auch e<strong>in</strong>e Bestätigung<br />
seitens der Wissenschaft: Das Marie<br />
Meierhofer-Institut <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d (MMI) begleitete<br />
das Projekt, wertete es aus und<br />
kam zu positiven Befunden. <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong> fördern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganzheitlichen<br />
S<strong>in</strong>n <strong>die</strong> Entwicklung und Integration von<br />
fremdsprachigen K<strong>in</strong>dern. Ich freue mich,<br />
dass <strong>die</strong> Zahl der <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> stetig<br />
zunimmt. So kommen immer mehr K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> den Genuss <strong>die</strong>ser <strong>für</strong> ihre sprachliche<br />
und soziale Entwicklung so entscheidenden<br />
Förderung.<br />
E<strong>in</strong>e Spielgruppe <strong>plus</strong> bietet mehr als e<strong>in</strong>e<br />
herkömmliche Spielgruppe. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
vermittelt den K<strong>in</strong>dern<br />
sprachliche Fertigkeiten, Sicherheit und<br />
Freude am Sprechen sowie am Kontakt<br />
mit Anderen. E<strong>in</strong>e Sprachfördersequenz<br />
ist ke<strong>in</strong>e Unterrichtsstunde. Im Vordergrund<br />
steht nicht <strong>die</strong> Grammatik, sondern<br />
e<strong>in</strong> situationsgerechtes Sprachlernen mit<br />
e<strong>in</strong>em engen Bezug zur Lebenswirklichkeit<br />
kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der. Es geht darum, den<br />
deutschen Namen der Alltagsgegenstände<br />
kennenzulernen und Gelegenheiten<br />
zum Sprechen zu schaffen. Was wichtig<br />
ist: Auch <strong>in</strong> den fünfzehn bis zwanzig<br />
M<strong>in</strong>uten der gezielten Sprachförderung<br />
bleibt <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> das, was sie<br />
ist und wo<strong>für</strong> sie von K<strong>in</strong>dern und Eltern<br />
geschätzt wird: e<strong>in</strong>e Spielgruppe.<br />
Die Leitung e<strong>in</strong>er Spielgruppe <strong>plus</strong> stellt an<br />
alle Mitarbeitenden hohe Anforderungen.<br />
Es braucht daher e<strong>in</strong>e spezielle Weiterbildung,<br />
geeignetes Material und e<strong>in</strong>e<br />
Anleitung zur Durchführung der Sprachfördersequenzen.<br />
Diese praktische Anleitung<br />
bietet der vorliegende <strong>Leitfaden</strong>.<br />
Er ist das Ergebnis e<strong>in</strong>er fruchtbaren Zusammenarbeit<br />
zwischen Praktiker<strong>in</strong>nen,<br />
Fachpersonen der Wissenschaft und der<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dberatung. Ihre unterschiedlichen<br />
Kenntnisse und Erfahrungen verb<strong>in</strong>den<br />
sich dar<strong>in</strong> aufs Beste. Ich freue mich sehr,<br />
dass wir den <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen <strong>die</strong>se<br />
Broschüre anbieten können und wünsche<br />
ihr e<strong>in</strong>e grosse Verbreitung.<br />
Reg<strong>in</strong>e Aeppli<br />
Bildungsdirektor<strong>in</strong> und Regierungsrät<strong>in</strong><br />
des Kantons Zürich<br />
3
4 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Die sprachliche und soziale Vielfalt <strong>in</strong> der<br />
Schweiz hat <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />
öffentliche Diskussion ausgelöst<br />
und das gesellschaftliche Bewusstse<strong>in</strong><br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Förderung aller K<strong>in</strong>der vor Schulbeg<strong>in</strong>n<br />
erhöht. Zahlreiche nationale und<br />
<strong>in</strong>ternationale Stu<strong>die</strong>n (z. B. UNESCO-Stu<strong>die</strong>,<br />
EPPE: Effective Provision of Preschool<br />
Education, ECCE: European Child Care<br />
and Education) beurteilen e<strong>in</strong> unterstützendes<br />
Umfeld und förderliche Strukturen<br />
im Vorschulalter als wirksames Merkmal<br />
erfolgreicher Bildungssysteme. Solche<br />
Strukturen wirken vorbeugend gegenüber<br />
der Bildungsschere, <strong>die</strong> sich bereits<br />
im Vorschulalter zu öffnen be g<strong>in</strong>nt. Angemessene<br />
Sprachkompetenzen gelten<br />
als zentrale Faktoren <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende<br />
Bildungsbiografie e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des. Sprachkompetente<br />
K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />
Start <strong>in</strong> <strong>die</strong> Schulzeit gerüstet,<br />
während <strong>die</strong> anderen – meist K<strong>in</strong>der aus<br />
anregungsarmen und/oder e<strong>in</strong>gewanderten<br />
Familien – wegen mangelnden<br />
Wortschatzes Schwierigkeiten haben,<br />
dem Unterricht zu folgen.<br />
Diese Erkenntnis legt den Schluss nahe,<br />
bereits <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> vermehrt e<strong>in</strong>e<br />
qualitative und umfangreiche Sprachförderung<br />
anzubieten, <strong>die</strong> unterstützend <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Gesamtentwicklung kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der<br />
ist und e<strong>in</strong>e Basis bildet, um ihre Schulkarriere<br />
bereits ab dem K<strong>in</strong>dergarten mit<br />
soliden Sprachkompetenzen und guten<br />
Chancen zu starten.<br />
Die Sprache kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der entwickelt sich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wechselwirkung verschiedener<br />
Faktoren: familiäres und ausserfamiliäres<br />
Umfeld, <strong>in</strong>dividuelle Lernerfahrungen,<br />
nützliche Anregungen, Zugang zu k<strong>in</strong>dgerechten<br />
Me<strong>die</strong>n usw. Von <strong>die</strong>sen Faktoren<br />
wird auch <strong>die</strong> Sprach- und Wissensvernetzung<br />
im Langzeitgedächtnis wesentlich<br />
bee<strong>in</strong>flusst. Je vielfältiger <strong>die</strong> Anreize<br />
und Lernerfahrungen im Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter<br />
s<strong>in</strong>d, umso dichter vernetzen sich Neuronen<br />
und Sprache im sogenannten mentalen<br />
Lexikon (Stadelmann, 2003; Ratey,<br />
2003).<br />
Zugang zur Sprachbildung<br />
verbessern<br />
Trotz Erkenntnissen bezüglich e<strong>in</strong>er notwendigen<br />
Unterstützung im Vorschulalter<br />
ist es dem Schweizer Bildungssystem<br />
noch nicht gelungen, <strong>die</strong> Ungleichheit im<br />
Zugang zur Sprachbildung zu verm<strong>in</strong>dern<br />
oder gar zu vermeiden. Besonders bei der<br />
Förderung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern aus sozial benachteiligtem<br />
Umfeld schöpft <strong>die</strong> Schweiz<br />
im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich bei weitem<br />
nicht alle Möglichkeiten aus; Länder wie<br />
Schweden, Chile, Neuseeland oder Australien<br />
erkannten bereits vor Jahren <strong>die</strong><br />
Vorschulbildung als zentrale Ressource<br />
e<strong>in</strong>er vernetzten Welt und schufen auf<br />
Regierungsebene Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> frühe Sprachförderung aller K<strong>in</strong>der.<br />
E<strong>in</strong> ungleicher Zugang zu Bildung hat<br />
erhebliche Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> betroffenen<br />
K<strong>in</strong>der. Wichtige Potenziale werden verschleudert.<br />
Die Chancenungleichheit verursacht<br />
langfristig Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gesellschaft.<br />
E<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Unterstützung<br />
der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> und anderen<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der trägt zur<br />
M<strong>in</strong>derung von Folgekosten bei und zahlt<br />
sich langfristig aus. Mit der Frühförderung<br />
nutzt <strong>die</strong> Gesellschaft ihr eigenes Integrationspotenzial<br />
und fördert e<strong>in</strong>en Prozess,<br />
welcher durch <strong>die</strong> zunehmende Heterogenität<br />
unserer Gesellschaft unabd<strong>in</strong>gbar ist.<br />
Zentrale Anliegen des Projekts<br />
Spielgruppe <strong>plus</strong><br />
Im Wissen darum, dass sprachliche Impulse<br />
durch Eltern und andere Bezugspersonen,<br />
wie beispielsweise <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
1 , <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gute<br />
(Sprach)entwicklung junger K<strong>in</strong>der legen,<br />
hat <strong>die</strong> Bildungsdirektion des Kantons<br />
Zürich zusammen mit den regionalen<br />
Jugendsekretariaten 2006 <strong>in</strong> vier multikulturellen<br />
Zürcher Geme<strong>in</strong>den das Projekt<br />
Spielgruppe <strong>plus</strong> <strong>in</strong>itiiert. Während zweier<br />
Jahre wurden K<strong>in</strong>der deutscher und nicht<br />
deutscher Erstsprache ab zweie<strong>in</strong>halb<br />
Jahren bis zum K<strong>in</strong>dergartene<strong>in</strong>tritt mit<br />
Sprachlernsequenzen unterstützt. Das Angebot<br />
fand zweimal pro Woche statt, umfasste<br />
zwei bis zweie<strong>in</strong>halb Stunden und<br />
wurde <strong>in</strong> den <strong>Spielgruppen</strong>alltag <strong>in</strong>tegriert.<br />
Zentrale Anliegen des Förderansatzes<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> liegen <strong>in</strong> der Be ziehungs<br />
entwicklung der K<strong>in</strong>der zu den Bezugspersonen<br />
und im Spracherwerb. Dieser<br />
Ansatz berücksichtigt altersgerechte<br />
entwicklungs- und lernpsychologische<br />
Aspekte, ergänzt durch e<strong>in</strong>e Sprachförderung,<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong> pädagogisch-didaktischen<br />
E<strong>in</strong>heiten stattf<strong>in</strong>det. Die Sprachlernsequenzen<br />
erweitern <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Spielaktivitäten der <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> und<br />
erfolgen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lernweise, welche dem<br />
Interesse junger K<strong>in</strong>der entspricht.<br />
Für <strong>die</strong> eigentliche Sprachförderung wurden<br />
im Projekt Spielgruppe <strong>plus</strong> ausge<br />
wählte Bauste<strong>in</strong>e des Sprachförderpro<br />
gramms Kon-Lab (Konstanzer<br />
La bo ra to rium) e<strong>in</strong>gesetzt (s. S. 16ff.). Aufgrund<br />
langjähriger Forschungen ist es<br />
laut Kon-Lab s<strong>in</strong>nvoll, K<strong>in</strong>der deutscher<br />
und nicht deutscher Erstsprache aus anregungsarmem<br />
Umfeld früh zu fördern<br />
und ihre Sprachkompetenz <strong>in</strong> Bereichen<br />
wie E<strong>in</strong>- und Mehrzahlbildung, Verkle<strong>in</strong>erungen<br />
und weiterer regelgeleiteter<br />
Aspekte zu entwickeln. Vor <strong>die</strong>sem H<strong>in</strong>tergrund<br />
wird <strong>die</strong> spezifische Sprachförderung<br />
der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong><br />
mit Kon-Lab-Bauste<strong>in</strong>en als unterstützend<br />
erachtet (vorschulische Förderansätze<br />
s. S. 7).<br />
1 Der Vere<strong>in</strong>fachung wegen wird <strong>in</strong> der vorliegenden Broschüre mehrheitlich <strong>die</strong> weibliche Form verwendet; <strong>Spielgruppen</strong>leiter s<strong>in</strong>d mitgeme<strong>in</strong>t.
Die am Projekt Spielgruppe <strong>plus</strong> beteiligten<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen wurden<br />
durch Fachleute <strong>in</strong> das Kon-Lab-Programm<br />
e<strong>in</strong>geführt und während der Pilotphase<br />
bei Bedarf gecoacht (s. S. 34ff.)<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen im Kanton Zürich<br />
können selber e<strong>in</strong> Weiterbildungsangebot<br />
wählen, das vom Amt <strong>für</strong> Jugend- und<br />
Berufsberatung anerkannt wird (s. S. 39).<br />
Nebst der speziellen Schulung der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
stellt <strong>die</strong> Unterstützung<br />
durch e<strong>in</strong>e Assistent<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weitere<br />
Besonderheit von <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> dar<br />
(s. Rahmenkonzept Spielgruppe <strong>plus</strong>,<br />
www.lotse.zh.ch oder www.<br />
volksschulamt.zh.ch).<br />
Wissenschaftliche Begleitung<br />
und Auswertung<br />
Das Marie Meierhofer Institut <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d<br />
(MMI) wurde beauftragt, <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong> wissenschaftlich zu begleiten und zu<br />
evaluieren. Die Bildungsdirektion wollte<br />
<strong>die</strong> Wirksamkeit e<strong>in</strong>er Sprachförderung<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> überprüfen lassen. Die<br />
Erkenntnisse sollten dazu <strong>die</strong>nen, wirksame<br />
Ansätze zu verbreiten, damit mög-<br />
lichst viele K<strong>in</strong>der im Alter von null bis vier<br />
Jahren <strong>in</strong> ihrer Gesamtentwicklung unterstützt<br />
werden können.<br />
Der externe Evaluationsbericht belegt <strong>die</strong><br />
positiven Effekte e<strong>in</strong>er gezielten Sprachförderung<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong>. In Wortschatz<br />
und Ausdruck machten <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
der <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> deutlich grössere<br />
Fortschritte als Gleichaltrige <strong>in</strong> herkömmlichen<br />
<strong>Spielgruppen</strong> ohne besondere<br />
Sprachförderung. Aufgrund der positiven<br />
Resultate erarbeitete <strong>die</strong> Bildungsdirektion<br />
e<strong>in</strong> Rahmenkonzept, das <strong>in</strong>teressierten<br />
Trägerschaften (Geme<strong>in</strong>den, Vere<strong>in</strong>en<br />
oder E<strong>in</strong>zelpersonen) zur Verfügung<br />
steht.<br />
E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Die vorliegende Broschüre ergänzt das<br />
Rahmenkonzept und <strong>die</strong>nt <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
als Praxishilfe, um <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
bei der Entfaltung ihrer sprachlichen, motorischen<br />
und sozialen Kompetenz zu unterstützen.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Aspekt liegt dar<strong>in</strong>,<br />
<strong>die</strong> Sprachförderung <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong><br />
und später im K<strong>in</strong>dergarten aufe<strong>in</strong>ander<br />
abzustimmen.<br />
Diese Ziele sollen mithilfe folgender Inhalte<br />
erreicht werden: Das erste Kapitel erläutert<br />
Abläufe des Erst- und Zweitspracherwerbs<br />
und zeigt Möglichkeiten und<br />
Grenzen der Unterstützung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfeld<br />
mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern unterschiedlicher<br />
Sprachprägungen und -biografien. Im<br />
zweiten Kapitel werden Sprachlernpr<strong>in</strong>zipien<br />
und deren Umsetzung <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Sequenzen beschrieben, welche<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> von Belang s<strong>in</strong>d. Die<br />
Sprachförderung wird im dritten Kapitel<br />
mit Alltagsbeispielen konkretisiert. Das<br />
vierte Kapitel widmet sich der Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern. Zum Schluss folgt<br />
e<strong>in</strong> Kapitel zur Schulung von <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen.<br />
Vervollständigt wird <strong>die</strong><br />
Broschüre durch e<strong>in</strong>e Liste mit nützlichen<br />
Adressen, kurz kommentierten Lern- und<br />
Spielmaterialien und e<strong>in</strong>em Anhang mit<br />
Kopiervorlagen.<br />
5
6 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />
zum Spracherwerb<br />
Naxhi Selimi, Cather<strong>in</strong>e Walter<br />
Erstspracherwerb<br />
Bezüglich des Spracherwerbs herrscht<br />
Konsens, dass der Erwerbsprozess e<strong>in</strong>e<br />
Wechselwirkung zwischen angeborenen<br />
Fähigkeiten und sozialen E<strong>in</strong>flüssen darstellt<br />
(Hennon et al., 2000; Gogol<strong>in</strong> et. al.,<br />
2006). Unklar bleibt, <strong>in</strong> welchem Verhältnis<br />
genetisch verankerte Eigenschaften und<br />
Umwelte<strong>in</strong>flüsse stehen. Unbestritten ist,<br />
dass der Spracherwerbsprozess von verschiedenen<br />
Faktoren abhängt: Kognition,<br />
Interaktion, Motorik, emotionale B<strong>in</strong>dung,<br />
neuronale und sprachliche Entwicklung<br />
usw. Der Spracherwerb wird massgeblich<br />
bee<strong>in</strong>flusst «von <strong>in</strong>teraktiven Prozessen,<br />
welche <strong>die</strong> kommunikative Funktion der<br />
Sprache <strong>in</strong> den Mittelpunkt stellen, kognitiven<br />
Prozessen, welche <strong>die</strong> repräsentative<br />
Funktion der Sprache bestimmen,<br />
sowie neurol<strong>in</strong>guistischen Prozessen,<br />
welche Beziehungen zwischen Realitäten<br />
herstellen» ( Zoll<strong>in</strong>ger, 1997, zit. nach Häusermann,<br />
2008: 13).<br />
Durch den Kontakt mit Menschen und<br />
Gegenständen aus dem unmittelbaren<br />
Umfeld beg<strong>in</strong>nen K<strong>in</strong>der bereits im ersten<br />
Lebensjahr <strong>die</strong> Sprache zu entdecken<br />
und zu erwerben. «Dieser Blick bildet den<br />
eigentlichen Ursprung der Sprache: Von<br />
nun an s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> sprachlichen Rufe, Fragen<br />
und Kommentare der Erwachsenen nicht<br />
mehr nur zärtliche Begleitung, sondern<br />
sie werden zu Wörtern, welche von e<strong>in</strong>er<br />
Person kommen und sich auf ‘etwas’ beziehen»<br />
(Zoll<strong>in</strong>ger, 1997: 21). Schon Säugl<strong>in</strong>ge<br />
erwerben und verarbeiten neben<br />
den Regeln e<strong>in</strong>zelner Sprachkomponenten<br />
auch Regeln des Zusammenwirkens<br />
zwischen Sprachaspekten (Wortbedeutungen)<br />
und sozialen Kompetenzen. Infolge<br />
des starken Zusammenspiels zwischen<br />
Gedächtnis und Sprache muss <strong>die</strong><br />
gehörte Sprache unter anderem «phono-<br />
logisch analysiert und repräsentiert werden,<br />
damit sie erkannt und artikulatorisch<br />
als Output wiedergegeben werden kann»<br />
(Grimm, 2003: 29f.). Dabei hängt das phonologische<br />
Arbeitsgedächtnis e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
eng mit se<strong>in</strong>em Wortschatzumfang<br />
zusammen. Diese Komb<strong>in</strong>ation, <strong>die</strong> von<br />
der Qualität des Sprachangebots stark<br />
bee<strong>in</strong>flusst wird, ist entscheidend <strong>für</strong> das<br />
Gel<strong>in</strong>gen des Spracherwerbs.<br />
Die Phasen des k<strong>in</strong>dlichen<br />
Erstspracherwerbs<br />
1) Die erste Phase bezieht sich auf <strong>die</strong> ersten<br />
zwölf bis achtzehn Monate. Während<br />
<strong>die</strong>ser Zeit wird e<strong>in</strong>e Art Dialog<br />
zwischen dem K<strong>in</strong>d und den direkten<br />
Bezugspersonen (meist Eltern) hergestellt<br />
(auch Echolalie oder E<strong>in</strong>-Wort-<br />
Sprache genannt). Das K<strong>in</strong>d spricht<br />
Wörter nach und drückt se<strong>in</strong>e Gedanken<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wort aus. Mit «bobo»<br />
könnte es beispielsweise ausdrücken:<br />
«Ich habe mir weh getan»; mit «n<strong>in</strong>a»<br />
könnte es me<strong>in</strong>en: «Ich gehe jetzt<br />
schlafen» usw. Innerhalb des ersten<br />
Lebensjahres produziert das K<strong>in</strong>d bereits<br />
fünf bis zehn Wörter (der rezeptive<br />
Wortschatz umfasst bis zu 60 Wörter),<br />
<strong>die</strong> es <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit der Situation<br />
stets modifiziert. Diese Phase, zu<br />
der das Lallen und Nachsprechen gehören,<br />
entwickelt sich fortwährend und<br />
mündet <strong>in</strong> <strong>die</strong> Produktion komplexerer<br />
Komb<strong>in</strong>ationen von Lauten.<br />
2) In der zweiten Phase, <strong>die</strong> zu Beg<strong>in</strong>n<br />
des zweiten Lebensjahres beg<strong>in</strong>nt und<br />
bis zum Ende des dritten Lebensjahres<br />
dauern kann, entwickelt sich <strong>die</strong> Sprache<br />
parallel zum Übergang paral<strong>in</strong>gualer<br />
Elemente. Durch <strong>die</strong> regelmässige<br />
Wiederholung e<strong>in</strong>zelner Wörter, z. B.<br />
Mama, Papa ergibt sich <strong>die</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />
zweier Wörter. «Papa taty» kann<br />
bedeuten: «Der Papa ist mit dem Auto<br />
nach Hause gekommen». Für das K<strong>in</strong>d<br />
funktioniert das Wort ähnlich wie der<br />
Satz <strong>für</strong> Erwachsene. In <strong>die</strong>ser Phase<br />
verwenden <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der auch sogenannte<br />
Angelpunktwörter (pivot words), wie<br />
zum Beispiel: «Mehr Wasser, Brot» <strong>für</strong><br />
«Ich möchte noch mehr Wasser tr<strong>in</strong>ken,<br />
Brot essen». Im Laufe des zweiten<br />
Lebensjahres kann der Wortschatz<br />
bereits mehr als 200 Wörter umfassen.<br />
Das Wort wird als sprachliches Zeichen<br />
vom K<strong>in</strong>d schrittweise entdeckt<br />
und der Spracherwerb bewegt sich im<br />
Stadium der sogenannten «Zwei-Wort-<br />
Sprache».<br />
3) Während der dritten und fortgeschrittenen<br />
Phase, <strong>die</strong> sich ab dem dritten<br />
Lebensjahr zu entwickeln beg<strong>in</strong>nt, wird<br />
<strong>die</strong> Sprache <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d zum Erkenntniswerkzeug<br />
und entscheidend <strong>für</strong> den<br />
Ausdruck persönlicher Bedürfnisse.<br />
In <strong>die</strong>ser Phase wird das Spiel zum<br />
Wort und das Wort zum Schöpfer der<br />
Spielhandlungen. Am Anfang verwendet<br />
das K<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Verben im Inf<strong>in</strong>itiv. Die<br />
Ersche<strong>in</strong>ung des Begriffs «Ich» stellt<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Entwicklungsetappe dar,<br />
<strong>die</strong> deutlich macht, dass das K<strong>in</strong>d sich<br />
selbst von anderen Menschen unterscheidet.<br />
Zwischen dem vierten und<br />
fünften Lebensjahr beg<strong>in</strong>nt es Bed<strong>in</strong>gungssätze,<br />
das Futur und Aussagen<br />
wie «vielleicht» zu verwenden und entwickelt<br />
e<strong>in</strong>e Zeit- und Raumvorstellung<br />
von gestern, heute, l<strong>in</strong>ks rechts usw.<br />
(Barrett, 1995; Clark, 1995; Nikolič,<br />
2006).<br />
Zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr<br />
verläuft der Erstspracherwerb<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des dynamisch und aussergewöhnlich<br />
schnell. Mit vier Jahren verfügen<br />
K<strong>in</strong>der bereits über e<strong>in</strong>en Grundwortschatz<br />
von rund 2000 Wörtern sowie<br />
über sprachliche Grundstrukturen. In <strong>die</strong>-
sem Alter wird der Spracherwerb e<strong>in</strong>es<br />
K<strong>in</strong>des massgeblich von se<strong>in</strong>em Umfeld<br />
bestimmt, vor allem von der Sprachproduktion<br />
se<strong>in</strong>er Eltern. Beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
erste Klasse (sechs- bis siebenjährig)<br />
können K<strong>in</strong>der rund 5000 Wörter produktiv<br />
anwenden und m<strong>in</strong>destens doppelt so<br />
viele Wörter verstehen (Aitchison, 1997;<br />
Grimm, 1998; Selimi, 2010; Ulrich, 2007).<br />
Natürlich bedeutet <strong>die</strong>s nicht, dass sich<br />
der Spracherwerb nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Zeitspanne vollzieht. Die jahrelange Annahme,<br />
dass es e<strong>in</strong>e sensible Phase des<br />
Spracherwerbs gibt, gilt <strong>in</strong>zwischen als<br />
überholt (Szagun, 2006). In der Regel<br />
f<strong>in</strong>den junge Menschen leichter Zugang<br />
zu e<strong>in</strong>er Sprache und lernen sie relativ<br />
schnell. Doch Sprachlernen bleibt e<strong>in</strong> langer<br />
Prozess und darf nicht auf e<strong>in</strong>e enge<br />
Zeitperiode beschränkt werden.<br />
Ungeachtet der mehr oder weniger konstanten<br />
Reihenfolge der Spracherwerbsphasen,<br />
ist der Progressionsrhythmus<br />
von K<strong>in</strong>d zu K<strong>in</strong>d verschieden. Die physiologische<br />
Reife des Nervensystems e<strong>in</strong>es<br />
K<strong>in</strong>des und der Sozialisationsprozess s<strong>in</strong>d<br />
zentrale Voraussetzungen <strong>für</strong> das Tempo<br />
se<strong>in</strong>es Spracherwerbs.<br />
Schon das We<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ist e<strong>in</strong><br />
erster Ausdruck se<strong>in</strong>er eigenen Stimme<br />
und stellt <strong>die</strong> Grundlage <strong>für</strong> das spätere<br />
Sprechen dar. Wenn das K<strong>in</strong>d zufrieden<br />
zu «lallen» beg<strong>in</strong>nt, entdeckt es gleichzeitig<br />
verschiedene Laute und weitere<br />
sprachliche Möglichkeiten. Später beg<strong>in</strong>nt<br />
es bestimmte Stimmen zu imitieren,<br />
auch wenn <strong>die</strong>se Stimmen <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d<br />
nichts Bestimmtes bedeuten. Das «Wort»<br />
bekommt se<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n und se<strong>in</strong>e Bedeutung<br />
erst, wenn das K<strong>in</strong>d es mit dem «Gegenstand»<br />
beziehungsweise «Menschen»<br />
verbunden hat. Durch <strong>die</strong>se Verb<strong>in</strong>dung<br />
zwischen dem Wort und dem damit bezeichneten<br />
Objekt gew<strong>in</strong>nt es <strong>die</strong> Erkennt-<br />
nis über <strong>die</strong> Existenz e<strong>in</strong>es bestimmten<br />
Gegenstandes se<strong>in</strong>es Umfelds. Dieser<br />
psychologische Prozess ermöglicht dem<br />
K<strong>in</strong>d, durch E<strong>in</strong>drücke aus der Umgebung<br />
oder se<strong>in</strong>er Fantasie, Symbole wahrzunehmen.<br />
Im Laufe se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tellektuellen<br />
Entwicklung eignet sich das K<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se<br />
Symbole gleichzeitig mit dem Spracherwerb<br />
an und verwendet sie spontan beim<br />
Spielen; e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> kann zum Beispiel e<strong>in</strong><br />
Bonbon oder e<strong>in</strong>e Münze symbolisieren<br />
(Nikolič , 2006).<br />
Die sprachlichen E<strong>in</strong>flüsse der Familie,<br />
ergänzt durch situative und qualitative<br />
Sprachanregungen aus dem erweiterten<br />
Umfeld, bilden den Rahmen <strong>für</strong> den<br />
Sprach erwerb und <strong>die</strong> Gesamtentwicklung<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des. E<strong>in</strong> Qualitätsmerkmal<br />
von <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> ist, dass sie K<strong>in</strong>dern<br />
e<strong>in</strong>en genügend grossen Sprech-<br />
und Gestaltungsraum gewähren.<br />
Ziele und Ansätze vorschulischer<br />
Förderung<br />
Die vorschulischen Förderansätze lassen<br />
sich aufgrund ihrer Zielsetzungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
funktionsorientierten Ansatz (1960er und<br />
1970er-Jahre) und e<strong>in</strong>em situationsorientierten<br />
Ansatz (als Gegenbewegung)<br />
unterteilen. Im Vorschulalter setzte der<br />
funktionsorientierte Ansatz se<strong>in</strong>en pädagogischen<br />
Schwerpunkt auf <strong>die</strong> Behebung<br />
der Sprachdefizite von K<strong>in</strong>dern aus<br />
tiefen sozialen Schichten. Mit Lernprogrammen<br />
und entsprechend gestalteten<br />
Spielen übten <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der sich im Aufbau<br />
der Sprache. Vorschulische Lernprogramme<br />
mit Elementen des funktionsorientierten<br />
Ansatzes gibt es heute noch,<br />
beispielsweise <strong>in</strong> Programmen zur Förderung<br />
der phonologischen Bewusstheit<br />
oder der Grammatik.<br />
Der Situationsansatz entstand aus der<br />
Erkenntnis heraus, dass <strong>die</strong> Methoden<br />
der genannten Lernprogramme von<br />
den Pr<strong>in</strong>zipien elementarpädagogischen<br />
Lernens abwichen und den Bedürfnissen<br />
junger K<strong>in</strong>der wenig entsprachen.<br />
Deshalb rückte der situationsorientierte<br />
Ansatz <strong>die</strong> sozialen Prozesse und <strong>die</strong><br />
Lebenswirk lichkeit des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> den<br />
Mittelpunk der frühk<strong>in</strong>dlichen Förderung.<br />
Bis heute ist <strong>die</strong>ser Ansatz aktuell und<br />
versucht, den Vorschulbereich von der<br />
schulischen Förderung abzugrenzen. Seit<br />
Neuem s<strong>in</strong>d auch das Beobachten und<br />
Dokumen tieren von Tätigkeiten der K<strong>in</strong>der<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Thema der vorschulischen<br />
Bildungsdebatte.<br />
Der Förderansatz <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong><br />
bevorzugt e<strong>in</strong> situationsorientiertes<br />
Sprachlernen, dessen Ausgangspunkt <strong>die</strong><br />
konkrete Lebenswirklichkeit, <strong>die</strong> Individualität,<br />
das Aufwachsen sowie <strong>die</strong> emotionalen<br />
Bedürfnisse des K<strong>in</strong>des darstellen.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> schafft Lernsituationen,<br />
welche das K<strong>in</strong>d zur Anwendung<br />
vorhandener und zur Entwicklung neuer<br />
Strategien anspornen.<br />
Funktionsorientierte sprachdidaktische<br />
Aspekte, <strong>die</strong> über das Alter und Interesse<br />
der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> h<strong>in</strong>auszielen,<br />
spielen e<strong>in</strong>e untergeordnete ergänzende<br />
Rolle.<br />
Im Mittelpunkt der Sprachförderung <strong>in</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> stehen <strong>die</strong> im Abschnitt<br />
«Sprachlernpr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong>» (s. S. 9ff.) dargestellten Spracherwerbspr<strong>in</strong>zipien<br />
und methodischen H<strong>in</strong>weise.<br />
Diese werden durch Bauste<strong>in</strong>e aus<br />
dem Sprachprogramm Kon-Lab (Konstanzer<br />
Laboratorium) ergänzt.<br />
7
8 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Zweitspracherwerb<br />
Der Zweitspracherwerb bezieht sich auf<br />
<strong>die</strong>jenige Sprache, welche <strong>in</strong> der Regel<br />
nicht zeitgleich mit der Erstsprache erworben<br />
wird. Es wird davon ausgegangen,<br />
«dass ca. ab dem dritten, vierten<br />
Lebensjahr aufgrund der bereits erworbenen<br />
Sprachkenntnisse und der neuronalen<br />
und kognitiven Entwicklung <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Aneignung e<strong>in</strong>er neuen Sprache e<strong>in</strong>e<br />
veränderte Erwerbssituation besteht und<br />
deshalb ab <strong>die</strong>sem Zeitpunkt von frühem<br />
Zweitspracherwerb gesprochen wird»<br />
(Ahrenholz, 2010: 5).<br />
K<strong>in</strong>der im Vorschulalter s<strong>in</strong>d durchaus <strong>in</strong><br />
der Lage, zwei und mehr Sprachen zu<br />
lernen. Allerd<strong>in</strong>gs spielen Faktoren wie<br />
<strong>in</strong>dividuelle Lernvoraussetzungen, Häufigkeit<br />
des Sprachkontaktes und Qualität<br />
der Anreize e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Be<strong>für</strong>chtungen,<br />
e<strong>in</strong>e zweisprachige Sozialisation<br />
führe zur Halbsprachigkeit, s<strong>in</strong>d aus Sicht<br />
der Sprachentwicklung grundlos. Mehrfach<br />
belegt ist, dass <strong>die</strong> Erstsprachkompetenz<br />
den Zweitspracherwerb positiv bee<strong>in</strong>flusst,<br />
da das K<strong>in</strong>d beim Aufbau se<strong>in</strong>er<br />
Sprachkompetenz (hier also Deutsch) auf<br />
bereits entwickelte mentale Konzepte der<br />
Erstsprache zurückgreifen kann (Lamparter-Posselt/Jeuk,<br />
2010). In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />
darf nicht ausser Acht gelassen<br />
werden, dass jüngere K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Doppelaufgabe<br />
zu bewältigen haben, da sie<br />
neben neuen Wortformen auch Bedeutungen<br />
bzw. Konzepte erwerben müssen<br />
(Apeltauer, 2010).<br />
Unterstützend <strong>für</strong> den Spracherwerb<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ist, wenn <strong>die</strong> Bezugspersonen<br />
(<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>die</strong> Eltern) e<strong>in</strong>e positive<br />
Haltung gegenüber dem eigenen und<br />
dem k<strong>in</strong>dlichen Deutscherwerb haben.<br />
Wichtig ist, dass <strong>die</strong> Eltern das K<strong>in</strong>d zum<br />
Sprechen motivieren, Gespräche führen<br />
und se<strong>in</strong>e Freude am Umgang mit der<br />
Sprache – Erst- und Zweitsprache – fördern,<br />
<strong>in</strong>dem sie ihm beim Spazieren im<br />
Wald, im Zoo, im K<strong>in</strong>dermuseum oder im<br />
K<strong>in</strong>dertheater umfangreiche sprachförderliche<br />
Erfahrungen ermöglichen.<br />
Die Phasen des Zweitspracherwerbs<br />
Anhand e<strong>in</strong>es sechsstufigen Modells des<br />
Sprachexperten Ernst Apeltauer (2005)<br />
werden <strong>die</strong> verschiedenen Phasen des<br />
Wortschatzerwerbs <strong>in</strong> der Zweitsprache<br />
dargestellt:<br />
1) In der ersten Phase (Diskrim<strong>in</strong>ierungsphase)<br />
ordnen K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> bekannten<br />
Wörter der Zweitsprache nach e<strong>in</strong>er<br />
groben Bedeutung e<strong>in</strong>, um danach <strong>die</strong><br />
Aussprache und e<strong>in</strong>e genauere Bedeutung<br />
<strong>die</strong>ser Wörter zu erwerben.<br />
2) In der zweiten Phase (Form-Bedeutungs-Zuordnung)<br />
kennen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
<strong>die</strong> Bedeutung e<strong>in</strong>es Wortes oberflächlich,<br />
können sie jedoch nur bed<strong>in</strong>gt abrufen,<br />
weil <strong>die</strong>se zu Beg<strong>in</strong>n an spezifische<br />
Lernzusammenhänge gebunden<br />
ist.<br />
3) Während der Artikulationsphase, <strong>die</strong><br />
mehrere Monate dauern kann, wird<br />
der Gebrauch e<strong>in</strong>es Wortes durch das<br />
gezielte Erschliessen von weiteren Bedeutungen<br />
ermöglicht. K<strong>in</strong>der nicht<br />
deutscher Erstsprache können <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser<br />
Phase Mühe mit dem Produzieren<br />
von Lautmustern haben, da ihre Artikulationsorgane<br />
bisher <strong>in</strong> ihrer Erstsprache<br />
automatisiert wurden bzw.<br />
werden.<br />
4) In der vierten Phase (Informationsausbau)<br />
lernen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der, zu welcher<br />
Kategorie Gegenstände gehören und<br />
was <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Bezeichnung verwendet<br />
werden kann.<br />
5) In der fünften Phase (Vernetzung) konstruieren<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der Ober- und Unterbegriffe<br />
und versuchen, Beziehungen<br />
zwischen den Wörtern herzustellen.<br />
6) In der sechsten und letzten Phase (Verdichtung<br />
und Automatisierung) hat das<br />
K<strong>in</strong>d bereits e<strong>in</strong> hohes Niveau erreicht.<br />
Nun geht es darum, gespeicherte Wörter<br />
möglichst schnell abzurufen (Rezeption)<br />
und zu komb<strong>in</strong>ieren (Produktion).<br />
Vergleiche zwischen Erst- und Zweitsprache<br />
begünstigen e<strong>in</strong>e Art Doppelvernetzung,<br />
<strong>die</strong> «e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e dauerhaftere<br />
Speicherung von Wörtern ermöglicht,<br />
andererseits wird dadurch aber auch e<strong>in</strong><br />
flexibleres Abrufen und e<strong>in</strong> vielfältigeres<br />
Komb<strong>in</strong>ieren (im S<strong>in</strong>ne des kreativen Denkens)<br />
möglich» (ebd.: 35).<br />
Ob und wie stark e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d nicht deutscher<br />
Erstsprache im <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> profitiert, ist abhängig<br />
von der <strong>in</strong>dividuellen Situation, der Interaktion,<br />
von Aktivitäten, <strong>die</strong> zur Eigen<strong>in</strong>itiative<br />
stimulieren, von Handlungen, <strong>die</strong> es<br />
sich selbst verschafft, von Freiräumen <strong>für</strong><br />
aktives Sprechen und Beteiligungsmöglichkeiten<br />
im Spiel. K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d lern- und<br />
wissbegierig, sie vergleichen und fragen<br />
nach. Allerd<strong>in</strong>gs kann es mehrere Jahre<br />
dauern, bis sie ihr Begriffswissen auf- und<br />
ausgebaut haben.
Sprachlernpr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong><br />
Damit K<strong>in</strong>der beim Spracherwerb Fortschritte<br />
machen, benötigen sie e<strong>in</strong> Umfeld,<br />
<strong>in</strong> dem sie sich wohl und geborgen<br />
fühlen. Durch Erfolgserlebnisse sollen<br />
sie zur aktiven Sprachanwendung motiviert<br />
und durch e<strong>in</strong>e anregende Lernumwelt<br />
unterstützt werden. Weil K<strong>in</strong>der<br />
ihre Sprache(n) <strong>in</strong> bestimmten, <strong>für</strong> sie relevanten<br />
Situationen erwerben, lohnt es<br />
sich, vielfältige Sprechsituationen (Lieder<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Sprachen, Sprachspiele<br />
usw.) anzubieten. Es werden nun<br />
allgeme<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zipien zum Spracherwerb<br />
junger K<strong>in</strong>der vorgestellt und mit methodischen<br />
H<strong>in</strong>weisen <strong>für</strong> den <strong>Spielgruppen</strong>alltag<br />
verknüpft.<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen als<br />
Sprachvorbild<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d wichtige Bezugspersonen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der. Basierend<br />
auf e<strong>in</strong>er stabilen Beziehung bee<strong>in</strong>flussen<br />
sie das sprachliche Lernen des K<strong>in</strong>des<br />
wesentlich. Dies erfordert hohes E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />
und <strong>die</strong> Fähigkeit, anstelle<br />
von Belehrungen, e<strong>in</strong> <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d angemessenes<br />
kommunikatives Sprachhandeln<br />
zu pflegen. Am besten gel<strong>in</strong>gt <strong>die</strong>s,<br />
wenn <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
ermuntert, frei zu sprechen und ihr Verhalten<br />
als Gesprächspartner/<strong>in</strong>nen lobt.<br />
Wortwahl und Sprachtempo sollen den<br />
sprachlichen Voraussetzungen des K<strong>in</strong>des<br />
angepasst und das eigene sprachlich-kommunikative<br />
Handeln reflektiert<br />
werden. Es ist nicht förderlich, von <strong>Spielgruppen</strong>k<strong>in</strong>dern<br />
zu verlangen, dass sie e<strong>in</strong><br />
Wort mit dem richtigen Artikel verwenden<br />
oder sie durch Korrekturen ständig zu unterbrechen.<br />
Argumente <strong>für</strong> Mundart oder<br />
Standardsprache<br />
Bezüglich der Sprachverwendung (Mundart<br />
oder Standardsprache) zeigen neben<br />
diversen Stu<strong>die</strong>n auch Erfahrungen <strong>in</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> und im Pilotprojekt<br />
Grundstufe, dass <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der gegenüber<br />
der Standardsprache offen und positiv<br />
e<strong>in</strong>gestellt s<strong>in</strong>d. Die Argumentation mancher<br />
Erwachsener, Mundart sei persönlich<br />
und von Leistungsdruck befreit, während<br />
<strong>die</strong> Standardsprache e<strong>in</strong>e unpersönliche<br />
und leistungsbezogene Variante sei, ist<br />
unbegründet. Die Standardsprache ist<br />
<strong>in</strong> Sprachrhythmus, Wortschatz und<br />
Grammatik viel e<strong>in</strong>heitlicher als <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Dialekte. Zudem s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> zu<br />
entdeckenden Regeln e<strong>in</strong>facher und allgeme<strong>in</strong>er<br />
gültig.<br />
Für K<strong>in</strong>der nicht deutscher Erstsprache<br />
bedeutet <strong>die</strong> Standardsprache e<strong>in</strong>en Vorteil,<br />
weil sie <strong>die</strong>se Sprachvariante später<br />
im K<strong>in</strong>dergarten und <strong>in</strong> der Schule verwenden<br />
und laufend weiterentwickeln<br />
können, statt sie als Schulsprache erst<br />
neu zu erlernen.<br />
Aus all <strong>die</strong>sen Gründen empfiehlt es sich,<br />
<strong>die</strong> Sprachfördersequenzen <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong> auf Hochdeutsch durchzuführen<br />
(Rahmenkonzept Spielgruppe <strong>plus</strong>).<br />
Anregungen und Pr<strong>in</strong>zipien zum<br />
Sprachlernen<br />
Basierend auf dem Wissen zum Spracherwerb<br />
(s. S. 6ff., 16) werden e<strong>in</strong>ige Pr<strong>in</strong>zipien<br />
<strong>für</strong> das Sprachlernen mit jungen K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong> formuliert. Diese <strong>die</strong>nen als<br />
Anregung, um als <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
eigenen Leitideen oder Pr<strong>in</strong>zipien zu reflektieren<br />
und anzupassen.<br />
Sprachlernen erfolgt s<strong>in</strong>nlich, handelnd<br />
und lebensnah: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
ermöglicht dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nliches<br />
und handelndes Sprachlernen. Sie<br />
schafft und nützt natürliche oder lebensnahe<br />
Lernsituationen, <strong>in</strong> denen sich das<br />
K<strong>in</strong>d aktiv beteiligt, se<strong>in</strong>e Sprechfreude<br />
<strong>in</strong> dialogischen Kommunikationssituati-<br />
onen entfaltet, mehrere S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>setzt,<br />
emotionale Aspekte e<strong>in</strong>bezieht und <strong>die</strong><br />
gelernten Wörter leicht ver<strong>in</strong>nerlicht. Die<br />
Förder<strong>in</strong>halte werden den Lernbedürfnissen<br />
der K<strong>in</strong>der gerecht, wenn sie nicht<br />
isoliert an e<strong>in</strong>er bestimmten Sprachfunktion<br />
(z. B. phonologisches Bewusstse<strong>in</strong>,<br />
Grammatik, kontextloses Wörterlernen)<br />
geübt werden, sondern den genannten<br />
Aspekten Rechnung tragen. E<strong>in</strong>e pädagogische<br />
Vorgehensweise ist erforderlich,<br />
welche den Weg von konkreten zu<br />
abstrakten Formen der Sprachverarbeitung<br />
ermög licht (Aitchison, 1997; Jeuk,<br />
2003; L<strong>in</strong>ke et al., 1996; Selimi, 2010;<br />
Stern, 2003).<br />
Gespräche zu führen ist e<strong>in</strong>es der wichtigsten<br />
Elemente. Häufige Unterhaltungen<br />
mit Erwachsenen, bei denen K<strong>in</strong>der zu<br />
Wort kommen, Fehler machen und <strong>in</strong><br />
angemessener Weise sorgfältige Korrekturen<br />
erhalten, erhöhen <strong>die</strong> Freude am<br />
<strong>Deutschlernen</strong> und fördern den Sprachaufbau.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> wiederholt<br />
Aussagen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, <strong>die</strong> formal<br />
von der Sprachnorm abweichen, <strong>in</strong> korrekten<br />
Sätzen.<br />
«Reden alle<strong>in</strong> <strong>die</strong> Erwachsenen, was etwa<br />
beim Vorlesen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derbuches der<br />
Fall ist, war der Lerneffekt sechsmal ger<strong>in</strong>ger<br />
als wenn <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der aktiv mitreden<br />
und Dialoge steuern», hält e<strong>in</strong>e Stu<strong>die</strong> der<br />
University of California fest ( www.<br />
pressetext.ch). Es empfiehlt sich, K<strong>in</strong>dern<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> viel Raum <strong>für</strong> eigene<br />
Ideen e<strong>in</strong>zuräumen, wahrgenommene<br />
Gegenstände oder Bild<strong>in</strong>halte deuten zu<br />
lassen, auf ihre Anmerkungen e<strong>in</strong>zugehen,<br />
mit ihnen über das Erzählte oder<br />
Vorgelesene zu sprechen, eigene Themen<br />
vorgeben zu lassen, bei Spielaktivitäten<br />
und Sprachhandlungen nicht abzulenken<br />
oder abrupt zu unterbrechen und genügend<br />
Pausen zu machen.<br />
9
10 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Wiederkehrende, ritualisierte Spiel<br />
und Sprachaktivitäten ermöglichen<br />
sprachliche Mitwirkung: In <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong> rücken wiederkehrende und ritualisierte<br />
Spiel- und Sprachaktivitäten <strong>in</strong><br />
den Mittelpunkt des Geschehens. Rituale<br />
ermöglichen den K<strong>in</strong>dern, neue Sprachformen<br />
zu lernen und anzuwenden, ohne<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der zu überfordern. Rund um das<br />
Znüni gibt es häufig festgelegte sprachliche<br />
Abläufe.<br />
E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d hält beispielsweise <strong>die</strong> Znünitaschen<br />
hoch und fragt: «Wem gehört<br />
<strong>die</strong>ses Täschchen?». Wenn alle K<strong>in</strong>der ihr<br />
Znüni ausgepackt haben, schnitzt ihnen<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> wahlweise aus<br />
e<strong>in</strong>em Apfel e<strong>in</strong>en Pilz, e<strong>in</strong>e Krone oder<br />
e<strong>in</strong>en Zauberapfel. Bereits nach wenigen<br />
Tagen wagen sich auch K<strong>in</strong>der nicht<br />
deutscher Erstsprache <strong>die</strong> Verteilung der<br />
Znünitaschen zu übernehmen oder der<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> mitzuteilen, was sie<br />
schnitzen soll.<br />
Wortschatzarbeit muss <strong>für</strong> <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
bedeutsam se<strong>in</strong>: K<strong>in</strong>der lernen gerne<br />
und s<strong>in</strong>d an Vielem <strong>in</strong>teressiert, das ihnen<br />
angeboten wird. Während des Spiels<br />
hören sie Wörter, welche <strong>für</strong> den Kontext<br />
wichtig s<strong>in</strong>d. Bald werden sie e<strong>in</strong>zelne <strong>die</strong>ser<br />
Wörter selbst e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Bei Phasen<br />
im Kreis s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Inhalte der Geschichten,<br />
Gespräche oder Spiele sorgfältig zu wählen.<br />
Es empfiehlt sich, Wörter aus dem unmittelbaren<br />
Lebensumfeld des K<strong>in</strong>des zu<br />
vermitteln. Zunächst sollen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der an<br />
sogenannte physikalische Wörter (Apfel,<br />
Birne, Auto, Traktor, Jacke, Kappe) herangeführt<br />
werden. Danach folgen abstrakte<br />
Wörter, zum Beispiel Oberbegriffe wie<br />
Früchte, Fahrzeuge, Kleider; <strong>die</strong>se werden<br />
später im K<strong>in</strong>dergarten ausgebaut. Die<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> nimmt <strong>für</strong> den Wortschatzaufbau<br />
der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e behutsame<br />
pädagogisch-didaktische Funktion e<strong>in</strong>.<br />
Selbstbestimmte Aktivität<br />
Die K<strong>in</strong>der verfolgen eigene Vorhaben<br />
und führen <strong>die</strong>se auf persönlichen Wegen<br />
aus. Mit ihrem Angebot und den<br />
geltenden Regeln gibt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen vor.<br />
Sie achtet darauf, dass <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der verschiedene<br />
Angebote f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen sie<br />
Sprach<strong>in</strong>halte aus den Kreissequenzen<br />
vertiefen können.<br />
Wissen wird vernetzt aufgebaut: Die<br />
Auswirkung von Impulsen auf <strong>die</strong> Sprachentwicklung<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des hängt stark von<br />
se<strong>in</strong>em Entwicklungsstand ab. Für <strong>die</strong><br />
Verarbeitung von Informationen ist förderlich,<br />
wenn <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong><br />
neue Impulse mit bestehendem Wissen<br />
und Wortrepertoire überlappen bzw. vernetzen<br />
können und auf <strong>die</strong>se Weise neue<br />
Wörter <strong>in</strong> den vorhandenen Wortspeicher<br />
e<strong>in</strong>fügen.<br />
Sprachlernen soll freudvoll und spannend<br />
se<strong>in</strong>: Geschichten s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der<br />
fasz<strong>in</strong>ierend, weil sie spannend s<strong>in</strong>d oder<br />
zum Lachen animieren. Sie be<strong>in</strong>halten<br />
Figuren, welche <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der neugierig machen,<br />
glücklich oder traurig stimmen und<br />
mit denen sie sich identifizieren können.<br />
In der Interaktion mit Gleichaltrigen oder<br />
Spielgegenständen schlüpfen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
manchmal <strong>in</strong> <strong>die</strong> Rolle e<strong>in</strong>er Figur. Dadurch<br />
erhält <strong>die</strong> Interaktion e<strong>in</strong>e neue Wendung<br />
und der sprachliche Handlungsverlauf<br />
wird bee<strong>in</strong>flusst; beispielsweise wollen <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der dem Osterhasen, der bei der Eier-<br />
Unterstützung der selbstbestimmten<br />
Aktivität durch <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> unterstützt <strong>die</strong><br />
Lernprozesse der K<strong>in</strong>der durch Inputs,<br />
Rückmeldungen oder Hilfestellungen.<br />
Indem sie mit den K<strong>in</strong>dern spielend <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Gespräch e<strong>in</strong>taucht, stellt sie regelmässig<br />
sicher, dass <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der sprachlich<br />
aktiv s<strong>in</strong>d. Ohne zu korrigieren, können<br />
sprachliche Erweiterungen der K<strong>in</strong>deräusserungen<br />
<strong>in</strong> selbstbestimmten Aktivitäten<br />
bewusst durch <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>geflochten werden.<br />
Selbstbestimmte Aktivität/Unterstützung der selbstbestimmten Aktivität durch <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
(nach: Walter & Fasse<strong>in</strong>g, 2002: 141ff.)<br />
suche verunfallt ist, <strong>die</strong> verstauchte Pfote<br />
verb<strong>in</strong>den, oder sie wollen dem Eisbären<br />
Lars helfen, sich aus e<strong>in</strong>em gefährlichen<br />
Abenteuer zu retten.<br />
Förderpotenzial von Sequenzen<br />
des <strong>Spielgruppen</strong>alltags<br />
Die Forschung zeigt, dass sich geführte<br />
und offene Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em erfolgreichen<br />
Unterricht ergänzen und e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>haltlichen Zusammenhang aufweisen<br />
(Lipowsky, 2007). Dies gilt auch <strong>für</strong><br />
den elementarpädagogischen Bereich.<br />
Besonders effektive E<strong>in</strong>richtungen stellen<br />
e<strong>in</strong>e Balance zwischen angeleiteten<br />
Grup penangeboten und selbst gewähl -<br />
ten, potenziell bildenden freien Aktivitäten<br />
her. Zentral ist, dass <strong>die</strong> Frühpädagog<strong>in</strong>nen<br />
(<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen) regelmässig<br />
mit den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>teragieren,<br />
<strong>in</strong>dem sie geme<strong>in</strong>same Denkprozesse<br />
vorantreiben (Sylva et. al., 2004). Wenn<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der bestehende und dazugelernte<br />
Wörter aktiv verwenden, entwickeln sie<br />
ihre Sprachkompetenz weiter (s. grüner<br />
Kasten).
Selbstbestimmte Aktivitäten, umgangssprachlich<br />
«Spielen», gehören zu den<br />
wichtigsten Quellen des Sprachlernens<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong>. Im und durch das<br />
Spiel entdecken K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Sprache. Sie<br />
brauchen e<strong>in</strong>e stimulierende Umgebung,<br />
<strong>die</strong> ihnen Eigenaktivität sowie Unterstützung<br />
beim Spracherwerb ermöglicht. Je<br />
vielseitiger <strong>die</strong> Entdeckungsmöglichkeiten<br />
und <strong>die</strong> Anreize <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> s<strong>in</strong>d, desto<br />
positiver wird der Erwerbsprozess<br />
bee<strong>in</strong>flusst. Mentale Konzepte, <strong>die</strong> bereits<br />
früh im Gehirn entstehen, können durch<br />
Handlung entwickelt und weiter ausdifferenziert<br />
werden. Wenn <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em dreijährigen K<strong>in</strong>d den Begriff<br />
«Turm» erklärt und als hohes Gebäude<br />
aus Ste<strong>in</strong>en, Holz, Stahl oder Beton beschreibt,<br />
dürfte <strong>die</strong>s <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d abstrakt<br />
und schwierig zu verstehen se<strong>in</strong>. Wenn sie<br />
dem K<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen Lego bereitstellt und<br />
es mehrmals e<strong>in</strong>en Turm bauen und umstürzen<br />
lässt, entsteht im Gehirn des K<strong>in</strong>des<br />
das mentale Konzept «Turm». Dieses<br />
Beispiel veranschaulicht, dass Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
durch Eigenaktivität und den E<strong>in</strong>satz mehrerer<br />
S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>e Grundlage <strong>für</strong> Begriffe erhalten<br />
und dadurch leichter den Zugang<br />
zur Sprache f<strong>in</strong>den, als wenn Erwachsene<br />
<strong>die</strong>s mit abstrakten Erklärungen versuchen<br />
(s. blauer Kasten).<br />
Geführte Aktivitäten eignen sich gut, um<br />
den K<strong>in</strong>dern unbekannte Gegenstände,<br />
Lieder, Spiele oder Phänomene zu zeigen.<br />
Lauschspiele wie etwa Wasser <strong>in</strong> Becher<br />
giessen, dem Regen zuhören, e<strong>in</strong>en im<br />
<strong>Spielgruppen</strong>raum versteckten Wecker<br />
aufgrund se<strong>in</strong>es Geräusches suchen oder<br />
ähnliche Aufgaben schulen das Gehör der<br />
K<strong>in</strong>der und vermitteln Grundlagenwissen<br />
<strong>für</strong> neue Wörter.<br />
Auch Reime wie «E<strong>in</strong>e Kuh ohne Schuh,<br />
me<strong>in</strong>e Mutter kocht ohne Butter oder<br />
Geführte Aktivität im Kreis<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> legt Ziele <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Kreissequenz fest und bestimmt den<br />
Weg, um <strong>die</strong>se zu erreichen.<br />
In <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> werden <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen<br />
Sequenzen e<strong>in</strong>ige Spiele und Übungen<br />
gemacht, um <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der aktiv <strong>in</strong> ihrer<br />
Sprachentwicklung zu unterstützen.<br />
Geführte Aktivität / Vertiefende Aktivität (nach: Walter & Fasse<strong>in</strong>g, 2002: 141ff.)<br />
K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>gen – Vögel spr<strong>in</strong>gen, K<strong>in</strong>der<br />
lachen – Hunde wachen, was s<strong>in</strong>d das <strong>für</strong><br />
Sachen» usw. können e<strong>in</strong>geflochten werden.<br />
Bei K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d sie äusserst beliebt<br />
und förderlich <strong>für</strong> den Sprachaufbau.<br />
Gleichzeitig muss darauf geachtet werden,<br />
dass <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der auch <strong>in</strong> Kreissequenzen<br />
genügend Bewegungs- und Sprechmöglichkeiten<br />
erhalten. Bewegungen können<br />
mit Sprache verbunden werden, beispielsweise<br />
durch Bewegungsverse oder<br />
mit speziellen Fangspielen wie etwa dem<br />
Farbenfänger.<br />
Bewegungen, mit denen <strong>die</strong> Mundmuskulatur<br />
stimuliert wird, unterstützen <strong>die</strong> Aussprache.<br />
Die K<strong>in</strong>der können beispielsweise<br />
durch e<strong>in</strong>en Strohhalm Wasser tr<strong>in</strong>ken, mit<br />
dem Wasser gurgeln, mit der Zunge kle<strong>in</strong>e<br />
Früchte- und Obststücke aufnehmen.<br />
Die Sequenzen im Kreis s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Spielgruppe<br />
noch sehr kurz. Vielleicht hat das<br />
e<strong>in</strong>e oder andere K<strong>in</strong>d im Anschluss daran<br />
noch Lust, etwas neu Entdecktes zu vertiefen;<br />
beispielsweise das Buch nochmals<br />
anzuschauen, aus dem <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>-<br />
Vertiefende Aktivität<br />
Die Ziele werden <strong>für</strong> e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>der oder<br />
auch <strong>für</strong> Gruppen variiert, so dass <strong>die</strong>se<br />
auf verschiedenen Niveaustufen Neues<br />
üben können.<br />
Die Spiele aus dem Kreis können beispielsweise<br />
während der freien Spielsequenz<br />
mit e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>dern noch e<strong>in</strong>mal<br />
gespielt und variiert werden, <strong>in</strong>dem<br />
zusätzliches Material genutzt oder <strong>die</strong><br />
Anforderung verändert wird.<br />
leiter<strong>in</strong> zuvor e<strong>in</strong>e Geschichte erzählt hat,<br />
oder mit den Handpuppen weiterzuspielen.<br />
Es ist auch möglich, dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en<br />
angepassten, anregenden Auftrag anzubieten:<br />
«In <strong>die</strong>sem Buch hat es e<strong>in</strong>e Katze.<br />
Zeigst du sie mir, wenn du sie gefunden<br />
hast?» Sobald das K<strong>in</strong>d bei der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
auf <strong>die</strong> gefundene Katze<br />
h<strong>in</strong>weist, kann es auch erzählen, was es<br />
sonst noch im Buch entdeckt hat. Die<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> stellt ihrerseits Bezüge<br />
zu den Gegenständen her. So schafft<br />
das K<strong>in</strong>d selbst auf ungezwungene Weise<br />
e<strong>in</strong>e Vernetzung zwischen bestehendem<br />
und neuem Wissen (Aktivierung des Vorwissens).<br />
Während e<strong>in</strong>es <strong>Spielgruppen</strong>morgens lassen<br />
sich <strong>die</strong> genannten Elemente unterschiedlich<br />
strukturieren. E<strong>in</strong>ige <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
gestalten mit allen K<strong>in</strong>dern<br />
e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen kurzen E<strong>in</strong>stieg im<br />
Kreis, andere lassen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der zunächst<br />
frei spielen und <strong>in</strong> ihrem eigenen Rhythmus<br />
ankommen. S<strong>in</strong>nvoll ist, den Ablauf<br />
des <strong>Spielgruppen</strong>alltags <strong>in</strong> den ersten<br />
Monaten gleich zu halten, damit <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
sich daran orientieren können.<br />
11
12 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Die K<strong>in</strong>der können <strong>die</strong> Spiel-<br />
materialien benennen.<br />
Die K<strong>in</strong>der können e<strong>in</strong>ige<br />
Znünifrüchte benennen.<br />
Die K<strong>in</strong>der erproben verschiedene<br />
Grundtechniken im Gestaltungs -<br />
bereich (z. B. leimen, schneiden).<br />
Die K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />
der Spielgruppe zurecht<br />
(Regeln, Ablauf, Material).<br />
Die K<strong>in</strong>der zählen im Alltag Gegenstände<br />
oder <strong>die</strong> anderen K<strong>in</strong>der.<br />
Die K<strong>in</strong>der erproben unterschiedliche<br />
Bewegungsmuster (z. B.<br />
schaukeln oder balancieren).<br />
Beispiel e<strong>in</strong>er Grobplanung <strong>für</strong> e<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong>jahr – <strong>die</strong>se kannlaufend modifiziert werden.<br />
= sprachliche Zielsetzungen.<br />
Längerfristige Förderplanung<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong><br />
E<strong>in</strong>e grobe Planung <strong>für</strong> das gesamte <strong>Spielgruppen</strong>jahr<br />
ermöglicht es der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>,<br />
<strong>die</strong> Kreissequenzen und das<br />
Spielangebot schrittweise aufzubauen.<br />
Zu beachten ist, dass <strong>die</strong> sprachlichen<br />
Anreize <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
verarbeitbaren und überschaubaren Umfang<br />
angeboten werden. E<strong>in</strong>e Übersichtsplanung<br />
könnte z. B. wie <strong>die</strong> Abbildung<br />
«<strong>Spielgruppen</strong>jahr» aussehen.<br />
In e<strong>in</strong>em ersten Schritt sollten <strong>die</strong> wichtigsten<br />
Eckpunkte des <strong>Spielgruppen</strong>jahres<br />
festgehalten werden. Jahreszeiten,<br />
Feste, <strong>die</strong> Ferienzeit sowie <strong>die</strong> Zusammensetzung<br />
der Gruppe bee<strong>in</strong>flussen den<br />
<strong>Spielgruppen</strong>alltag. Vielleicht gibt es e<strong>in</strong><br />
Abschlussfest oder weitere wichtige Aktivitäten,<br />
welche das Jahr bestimmen. Als<br />
zweiten Schritt lohnt es sich zu überlegen,<br />
welches <strong>die</strong> wichtigsten Zielsetzungen<br />
s<strong>in</strong>d und bis wann sie erreicht werden<br />
sollten. Viele <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />
Die K<strong>in</strong>der lernen e<strong>in</strong>ander<br />
kennen.<br />
Sommer<br />
Ernte-Dank Abschluss<br />
Herbst<br />
Advent<br />
W<strong>in</strong>ter<br />
Spiel-<br />
gruppenjahr<br />
Fasnacht<br />
Frühl<strong>in</strong>g<br />
Ostern<br />
Die K<strong>in</strong>der schildern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen<br />
Worten ihre Erlebnisse.<br />
Die K<strong>in</strong>der können den eigenen Namen<br />
schreiben.<br />
Die K<strong>in</strong>der benennen ihre<br />
Wahrnehmungse<strong>in</strong>drücke.<br />
Die K<strong>in</strong>der erweitern <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Sett<strong>in</strong>gs ihre Wahrnemung<br />
(z. B im Wald).<br />
Die K<strong>in</strong>der treffen unter-<br />
e<strong>in</strong>ander Spielabsprachen.<br />
sich e<strong>in</strong>ig, dass der soziale Umgang zwischen<br />
den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> zentrales Ziel ihrer<br />
Arbeit darstellt. Sicherlich kommen auch<br />
Zielsetzungen <strong>für</strong> den Wissensbereich<br />
dazu, wie beispielsweise Kenntnisse über<br />
e<strong>in</strong>ige e<strong>in</strong>heimische Tiere und <strong>die</strong> gängigsten<br />
Pflanzen aneignen. <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
haben <strong>die</strong> Aufgabe, den<br />
K<strong>in</strong>dern mehrere Gestaltungstechniken<br />
zu zeigen und über <strong>die</strong> Verarbeitung unterschiedlicher<br />
Materialien, <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />
zu schulen.<br />
Zentrale Anliegen können so bereits <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Jahresplanung vorgemerkt werden.<br />
Unabhängig davon, welche Anliegen im<br />
Vordergrund stehen, sie alle bilden e<strong>in</strong>e<br />
Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Sprachförderung.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> überlegt, welche<br />
sprachlichen Grundfertigkeiten sie den<br />
K<strong>in</strong>dern auf den Weg mitgeben möchte<br />
und def<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong> paar wichtige Ziele dazu,<br />
wie zum Beispiel:<br />
> Die K<strong>in</strong>der verstehen neben den Namen<br />
von Gegenständen und Abläufen<br />
aus ihrem Alltag auch Satzstrukturen<br />
(Haupt- und Nebensatz).<br />
> Die K<strong>in</strong>der können alltägliche Gegenstände<br />
und Tiere benennen und<br />
<strong>die</strong>se <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen Sätzen beschreiben<br />
(dabei verwenden sie Nomen, Verben,<br />
Adjektive usw.).<br />
> Sie verfügen über phonologisches<br />
Bewusstse<strong>in</strong> und kennen den<br />
Grundrhythmus der deutschen Wortbetonung.<br />
> Sie kennen Formen wie Verkle<strong>in</strong>erungen,<br />
E<strong>in</strong>- und Mehrzahl und<br />
können damit Wörter bilden.<br />
> Sie verfügen über e<strong>in</strong>en Grundwortschatz<br />
im Deutschen und kommunizieren<br />
freudvoll.<br />
Sobald <strong>die</strong>se Fragen geklärt und e<strong>in</strong>ige<br />
Ziele formuliert s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches<br />
Grundgerüst <strong>für</strong> <strong>die</strong> kurzfristige Vorbereitung<br />
der e<strong>in</strong>zelnen <strong>Spielgruppen</strong>halbtage<br />
gelegt. Diese Grundlage kann jederzeit<br />
angepasst werden, wenn Anregungen<br />
aus e<strong>in</strong>em Weiterbildungsangebot, e<strong>in</strong>em<br />
entwicklungspsychologischen Buch e<strong>in</strong>fliessen<br />
oder aufgrund der Erfahrungen<br />
weitere Ideen ergänzt werden sollen.<br />
Diagnosen bilden <strong>die</strong> Grundlage<br />
<strong>für</strong> spezifische Angebote<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Punkt stellt <strong>die</strong> Diagnosekompetenz<br />
der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> dar.<br />
Damit ist <strong>die</strong> Kompetenz von Pädagog<strong>in</strong>nen<br />
geme<strong>in</strong>t, Merkmale des Entwicklungs-<br />
und Lernstandes der K<strong>in</strong>der angemessen<br />
zu beurteilen und Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> Förderung adäquat e<strong>in</strong>zuschätzen<br />
(Artelt/Gräsel, 2010). Gezieltes Sammeln<br />
und Aufbereiten von Informationen, zum<br />
Beispiel anhand e<strong>in</strong>es Beobachtungsbogens,<br />
hilft, Entscheidungen und daraus<br />
resultierende Handlungen zu begründen,<br />
zu kontrollieren und zu optimieren (Ingenkamp/Lissmann,<br />
2005; Jäger, 2006).<br />
Es empfiehlt sich, dass <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
jedes K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zigartigkeit<br />
mit se<strong>in</strong>en besonderen Verhaltensweisen<br />
(z. B. spracherwerbsauffälliges Verhalten)
Vierer-Sudoku mit Fahrzeugen<br />
bewusst beobachtet, ihre Beobachtungen<br />
notiert und das K<strong>in</strong>d mit <strong>in</strong>teressanten,<br />
motivierenden Impulsen oder Materialien<br />
zu nächsten Lernschritten anregt. Manche<br />
K<strong>in</strong>der lassen sich gerne auf Gespräche<br />
mit der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> oder mit e<strong>in</strong>er<br />
Handpuppe e<strong>in</strong>, auch wenn sie selbst<br />
Schwierigkeiten haben, sich auszudrücken.<br />
Andere fühlen sich <strong>in</strong> solchen Situationen<br />
unwohl und bleiben eher stumm.<br />
Dann ist <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> herausgefordert,<br />
alternative Anreize zu schaffen.<br />
Sie klebt beispielsweise mit Malerband e<strong>in</strong><br />
Vierer-Sudoku auf den Boden und arbeitet<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Phase mit Gegenständen<br />
aus e<strong>in</strong>em Interessensgebiet des K<strong>in</strong>des<br />
(s. Abbildung «Vierer-Sudoku»).<br />
Mit e<strong>in</strong>er Schachtel voller Spielfahrzeuge<br />
setzt sich <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> h<strong>in</strong> und<br />
fordert das K<strong>in</strong>d auf, sich zu ihr zu gesellen<br />
und zuzuschauen. Mit den verschiedenen<br />
Fahrzeugtypen: Autos, Lastwagen, Motorräder,<br />
Traktoren usw. beg<strong>in</strong>nt sie, vier Haufen<br />
zu bilden. Sie lässt sich vom K<strong>in</strong>d helfen<br />
und begleitet das Sortieren verbal: «Hier<br />
kommen alle Autos h<strong>in</strong>. Siehst du noch e<strong>in</strong><br />
Auto? Ah ja, hier habe ich noch e<strong>in</strong> Auto.<br />
Das Auto kommt auf <strong>die</strong>sen Haufen.»<br />
Dann beg<strong>in</strong>nt sie, <strong>die</strong> Fahrzeuge <strong>in</strong> den<br />
vier Viererfelder auszulegen – von jeder<br />
Fahr zeugart darf nur e<strong>in</strong> Stück h<strong>in</strong>gelegt<br />
wer den – und das gegenüberliegende<br />
Feld auszufüllen. Vielleicht belegt das<br />
K<strong>in</strong>d <strong>die</strong> beiden anderen Felder selbst mit<br />
Fahr zeugen. Von den vier Viererfeldern<br />
nimmt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Fahrzeug<br />
weg und das K<strong>in</strong>d muss herausf<strong>in</strong>den,<br />
welches fehlt. Im Gegenzug darf das<br />
K<strong>in</strong>d zwei Spielfahrzeuge wegnehmen<br />
und <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> muss raten.<br />
Bei <strong>die</strong>sem Spiel wird <strong>die</strong> Sprache primär<br />
als Werkzeug genutzt, im Zentrum steht<br />
<strong>die</strong> Handlung. Schüchterne K<strong>in</strong>der wagen<br />
sich <strong>in</strong> solchen Situationen eher, <strong>die</strong> Sprache<br />
e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Die Situation e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des nicht deutscher<br />
Erstsprache ist <strong>in</strong>sofern speziell, als es<br />
se<strong>in</strong>en erworbenen Grundwortschatz und<br />
das konzeptuelle System se<strong>in</strong>er Erstsprache<br />
weiterentwickelt. Je nach <strong>in</strong>dividueller<br />
Situation kann sich <strong>die</strong> Erstsprachentwicklung<br />
verzögern. Beim <strong>Deutschlernen</strong><br />
erwirbt das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en neuen Wortschatz<br />
und e<strong>in</strong> neues konzeptuelles System, das<br />
stark von se<strong>in</strong>er Erstsprache abweichen<br />
kann. Junge K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d durchaus <strong>in</strong> der<br />
Lage, zeitgleich mehrere Sprachen zu<br />
lernen und allfällige Rückstände <strong>in</strong> der<br />
Sprachentwicklung schnell aufzuholen.<br />
Es kann aber zu e<strong>in</strong>er Verlangsamung<br />
oder Beschleunigung beim Erwerb der<br />
e<strong>in</strong>en oder anderen Sprache kommen.<br />
Beides gehört zum Sprachentwicklungsprozess.<br />
E<strong>in</strong>e voreilige Pathologisierung<br />
mehrsprachiger K<strong>in</strong>der ist zu vermeiden.<br />
Die Mehrsprachigkeit gehört weltweit zur<br />
Normalität und darf ke<strong>in</strong>eswegs mit e<strong>in</strong>er<br />
defizitär orientierten Sprachauffälligkeit<br />
gleichgesetzt werden.<br />
Bleiben Auffälligkeiten über längere Zeit<br />
bestehen, sollten <strong>die</strong>se nach e<strong>in</strong>er angemessenen<br />
Beobachtungszeit mit den<br />
Eltern diskutiert und bei Bedarf Fachleute<br />
beigezogen werden, z. B. <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>e Fallbesprechung<br />
mit e<strong>in</strong>er Logopäd<strong>in</strong> oder<br />
e<strong>in</strong>e Abklärung beim K<strong>in</strong>derarzt <strong>in</strong>itiiert<br />
wird. Allfällige Abklärungen sollte <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
vor allem dann thematisieren<br />
oder den Eltern empfehlen, wenn ihr<br />
auffällt, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d weder Freude noch<br />
Lust an sprachlichen Aktivitäten zeigt oder<br />
ke<strong>in</strong>erlei Fortschritte im aktiven Sprachgebrauch<br />
und beim Sprachverständnis zu<br />
beobachten s<strong>in</strong>d.<br />
13
14 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
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Ingenkamp, K./Lissmann, U. (2005):<br />
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Bad Heilbrunn: Julius Kl<strong>in</strong>khardt<br />
Verlag.<br />
Jeuk, S. (2003): Erste Schritte <strong>in</strong> der<br />
Zweitsprache Deutsch. E<strong>in</strong>e empirische<br />
Untersuchung zum Zweitspracherwerb<br />
türkischer Migrantenk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen.<br />
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Fillibach Verlag.<br />
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beim K<strong>in</strong>d. We<strong>in</strong>heim: Beltz Verlag.<br />
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02.10.2003 <strong>in</strong> Wien.<br />
Stern, E. (2003): Lernen – der wichtigste<br />
Hebel der geistigen Entwicklung. Vortrag<br />
am Hanse-Wissenschaftskolleg vom<br />
13.01.2003.<br />
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<strong>in</strong> England, <strong>in</strong>: Faust, G./Götz, M./Hacker,<br />
H./Rossbach, H.-G. (Hrsg): Anschlussfähige<br />
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und Primarbereich. Bad Heilbrunn: Julius<br />
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Grundlagen zur Früherfassung<br />
und Frühtherapie. Bern/Stuttgart/Wien:<br />
Haupt Verlag.<br />
15
16 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Bauste<strong>in</strong>e zur Sprachförderung und<br />
deren E<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> den <strong>Spielgruppen</strong>alltag<br />
Monika Cia, Gabriela Laufer,<br />
Eleanor Schoch, Silvia Wäger<br />
In <strong>die</strong>sem Kapitel werden e<strong>in</strong>ige Bauste<strong>in</strong>e<br />
des Sprachprogramms Kon-Lab<br />
(Konstanzer Laboratorium) vorgestellt<br />
und Ideen zur konkreten Sprachförderung<br />
vorgeschlagen, <strong>die</strong> während der Pilotphase<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> gut funktioniert<br />
und sich bewährt haben. Kon-Lab versteht<br />
sich als Sprachprogramm «<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
bereichsspezifische Förderung, <strong>die</strong> sich<br />
<strong>die</strong> Pr<strong>in</strong>zipien des Erstspracherwerbs zu<br />
Nutze macht» (Penner, 2003). Das Programm<br />
unterstützt <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der beim Aufbau<br />
jener Sprachkompetenzen, <strong>die</strong> später<br />
<strong>in</strong> der Schule wichtig s<strong>in</strong>d. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bauste<strong>in</strong>e, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> bestimmtes Entwicklungsmerkmal<br />
wie etwa Sprachrhythmus,<br />
Lexikon oder Wortbildung vermitteln, umfassen<br />
multimedial gestaltete Lernmaterialien,<br />
z. B. Bildkarten mit Memorys, Lottos<br />
und Puzzles, Bilderbücher, Reimkarten<br />
(s. www.kon-lab.com).<br />
Die Kon-Lab-Bauste<strong>in</strong>e ergänzen <strong>die</strong><br />
ganzheitliche Förderung <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong>. Sie ersetzen ke<strong>in</strong>eswegs <strong>die</strong> grundlegenden<br />
Erkundungs- und Spielbedürfnisse<br />
der K<strong>in</strong>der. Mit Rücksicht auf das<br />
Alter der K<strong>in</strong>der – <strong>die</strong> jüngsten s<strong>in</strong>d beim<br />
E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> erst zweie<strong>in</strong>halb<br />
Jahre alt – sollen <strong>die</strong> Kon-Lab-<br />
Materialien entsprechend angepasst und<br />
<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachter und spielerischer Form<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Am Anfang erkennen<br />
e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> figürlichen Darstellungen<br />
noch nicht. Aus <strong>die</strong>sem Grund und damit<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Sprache ganzheitlich erfahren,<br />
sollten zuerst konkrete Gegenstände<br />
verwendet werden. Mit der Zeit können<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Kartenspiele aus dem<br />
Kon-Lab-Programm e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> verstehen<br />
viele K<strong>in</strong>der wenig bis gar ke<strong>in</strong><br />
Deutsch. Damit sie sich rasch zurechtf<strong>in</strong>-<br />
den und viele Wiedererkennungseffekte<br />
erleben, ist es hilfreich, den Ablauf e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Spielgruppen</strong>e<strong>in</strong>heit möglichst konstant<br />
zu gestalten und <strong>die</strong> gleichen Elemente<br />
(z. B. nach der ersten Freispielphase e<strong>in</strong>en<br />
Kreis zu bilden und <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der spielerisch<br />
zu begrüssen) über längere Zeit<br />
anzuwenden. Wichtig ist auch, dass <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> während der ersten<br />
zwei bis drei Wochen mit der strukturierten<br />
Sprachförderung zuwartet und<br />
den K<strong>in</strong>dern genügend Zeit <strong>für</strong> den Ablösungsprozess<br />
von den Eltern e<strong>in</strong>räumt.<br />
Damit <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der sich auf <strong>die</strong> spezifischen<br />
Sprachförderelemente e<strong>in</strong>lassen können,<br />
müssen sie sich zuerst mit dem Gruppengeschehen<br />
angefreundet haben.<br />
Lieder und Bewegungsspiele s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
wichtiges Element, um sprachliche Anregungen<br />
zu vermitteln. Gerade <strong>in</strong> der Anfangsphase<br />
geben sie den K<strong>in</strong>dern Halt<br />
und Strukturen. Es ist bee<strong>in</strong>druckend zu<br />
beobachten, wie leicht <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der den Zugang<br />
dazu f<strong>in</strong>den. Immer wieder fällt auf,<br />
dass <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der zuerst Teile der Lieder<br />
mits<strong>in</strong>gen, bevor sie deutsche Wörter aktiv<br />
anwenden. Viele der gängigen Lieder und<br />
Bewegungsspiele wie etwa «Stägäli uf und<br />
Stägäli ab», «Häschen <strong>in</strong> der Grube», «Öpfel,<br />
Öpfelstückli» usw. s<strong>in</strong>d geeignet, um<br />
<strong>die</strong> Sprechfreude zu stimulieren (s. Quellenverzeichnis<br />
und Materialh<strong>in</strong>weise S. 38).<br />
Je nach Ablauf des <strong>Spielgruppen</strong>morgens<br />
werden Lieder, Verse und Bewegungsspiele<br />
vor dem Znüni oder zum Abschluss<br />
des Vormittags e<strong>in</strong>gesetzt. Für <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
ist hilfreich, wenn <strong>die</strong> Elemente ritualisiert<br />
werden, zum Beispiel stets das gleiche<br />
Lied im Abschlusskreis gesungen wird.<br />
Die folgenden Bauste<strong>in</strong>e und Vorschläge<br />
zur Sprachförderung <strong>die</strong>nen dazu, <strong>in</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> <strong>die</strong> sprachliche Förderung<br />
der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Gruppe schrittweise<br />
e<strong>in</strong>zuführen und umzusetzen.<br />
Bauste<strong>in</strong> 1: Sprachrhythmus<br />
(Clipp<strong>in</strong>g)<br />
Als erstes Element der Sprachförderung<br />
hat sich das «Clipp<strong>in</strong>g» bewährt. Die K<strong>in</strong>der<br />
erlernen dabei den Grundrhythmus<br />
der deutschen Wortbetonung und erfahren<br />
<strong>die</strong> betonte und unbetonte Silbe. Um<br />
<strong>die</strong> Wortgrenzen erkennen zu können,<br />
sollten <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der mit <strong>die</strong>sem Rhythmus<br />
vertraut se<strong>in</strong>. Sonst besteht <strong>die</strong> Gefahr,<br />
dass sie <strong>die</strong> akustisch wahrgenommenen<br />
Silben zu «falschen» Wortgebilden zusammenfügen.<br />
Bei der Umsetzung <strong>die</strong>ses<br />
Bauste<strong>in</strong>s werden zunächst <strong>die</strong> Namen<br />
von Tierfiguren (Plastiktiere) und F<strong>in</strong>gerpuppentieren<br />
verwendet. Begonnen wird<br />
mit zwei Tierpaaren, z. B. Elefant – Eli und<br />
Krokodil – Kroki. Die Tiernamen kommen<br />
als Orig<strong>in</strong>al und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verkle<strong>in</strong>erungsform<br />
vor, welche der Grundwortbetonung<br />
entspricht. Kro-ki: betonte Silbe – unbetonte<br />
Silbe.<br />
Jede Woche kommen neue Tiernamen<br />
h<strong>in</strong>zu. Aufgrund der sprachlichen Voraussetzungen<br />
ihrer <strong>Spielgruppen</strong>k<strong>in</strong>der entscheidet<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>, ob und<br />
wie viele neue Tiernamen e<strong>in</strong>geführt werden.<br />
In e<strong>in</strong>er Gruppe kann e<strong>in</strong> neues Tier<br />
pro Woche durchaus genügen, während<br />
es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen auch mehrere Tiere<br />
se<strong>in</strong> dürfen.<br />
Für <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der bedeutet <strong>die</strong> Phase im<br />
Kreis zu sitzen und sich während mehrerer<br />
M<strong>in</strong>uten auf etwas zu konzentrieren,<br />
meistens e<strong>in</strong>e neue Erfahrung. Durch den<br />
E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es aus e<strong>in</strong>er Schuhschachtel<br />
gebastelten Puppentheaters kann <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> Aufmerksamkeit<br />
der K<strong>in</strong>der länger auf sich lenken. Die Tiere<br />
zeigen sich e<strong>in</strong>zeln im Puppentheater und<br />
begrüssen <strong>die</strong> anwesenden K<strong>in</strong>der. Am<br />
besten wird das Theater auf e<strong>in</strong>em Tisch<br />
aufgestellt, damit genügend Raum vorhanden<br />
ist, <strong>die</strong> Tiere zu platzieren.
Zuerst zeigt sich der Affe im Puppentheater.<br />
Er begrüsst <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der und wird vorne<br />
h<strong>in</strong>gestellt. Dasselbe macht <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
mit Affi. Der Affe und Affi gehen<br />
zu jedem K<strong>in</strong>d und sagen folgenden<br />
Spruch: «Affe, Affi, guten Tag.» Mit der Zeit<br />
beg<strong>in</strong>nen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der, den Spruch nachzusprechen<br />
und den Sprachrhythmus aktiv<br />
anzuwenden.<br />
Nachdem <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> alle Tiere<br />
e<strong>in</strong>geführt hat, setzt sie <strong>die</strong> Karten e<strong>in</strong>, um<br />
mit den K<strong>in</strong>dern den Wortschatz zu vertiefen.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
verteilt <strong>die</strong> Karten mit den Clipp<strong>in</strong>g-Tieren<br />
(Affi) an <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der und behält <strong>die</strong> Karten mit<br />
den Orig<strong>in</strong>altieren. Sie hält e<strong>in</strong>e Karte nach<br />
der andern <strong>in</strong> <strong>die</strong> Höhe und fragt nach dem<br />
dazugehörigen (Clipp<strong>in</strong>g-)Tier. Die K<strong>in</strong>der<br />
legen <strong>die</strong> beiden passenden Karten <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Kreismitte. Mit den gleichen Karten kann<br />
auch Memory gespielt werden.<br />
Sprachspiele: Paarweise klebt <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> Bilder auf e<strong>in</strong>en<br />
Holzteller. Die K<strong>in</strong>der drehen den Holztel-<br />
ler auf dem Boden und lassen sich überraschen,<br />
ob sich der Affe oder Affi zeigt.<br />
Sehr beliebt s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> zum Clipp<strong>in</strong>g gehörenden<br />
Reime, welche <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der rasch lernen.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> setzt Sprüche<br />
wie «Kro-ki, Kro-ko, Kroko-dil – schwimmen<br />
gehen im warmen Nil» pa ral lel zu anderen<br />
Ak ti vitäten e<strong>in</strong>. Es ist auch möglich,<br />
<strong>die</strong> Be tonungsmelo<strong>die</strong> mit rhyth mischen<br />
Bewegun gen wie klatschen, stam pfen usw.<br />
zu begleiten. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> kann<br />
auch Instrumente (z. B. Rasseln) verteilen,<br />
da mit <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der den Rhythmus spielen und<br />
ih ren Spass haben können.<br />
In der Endphase des Clipp<strong>in</strong>gs sortieren<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Tierkarten und versorgen<br />
<strong>die</strong>se paarweise <strong>in</strong> Handschuhen oder<br />
Säckchen mit entsprechenden Tiermotiven<br />
(von Kon-Lab gibt es Bilder mit Tiermotiven,<br />
<strong>die</strong> auf Baumwollstoffe aufgeklebt<br />
werden können). Beim Aufräumen<br />
benennen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Tiere nochmals.<br />
Die K<strong>in</strong>der brauchen solche Wiederholungen<br />
und reagieren irritiert, wenn <strong>die</strong><br />
Sprachförderung <strong>in</strong> ständig wechselnder<br />
Form angeboten wird. Empfehlenswert<br />
ist e<strong>in</strong>e gute Mischung von Vertrautem,<br />
angereichert mit Neuem. So können <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der neu gelernte Wörter und neues<br />
Weltwissen nachhaltig abspeichern.<br />
Im Folgenden wird gezeigt, wie das Clipp<strong>in</strong>g<br />
an e<strong>in</strong>em <strong>Spielgruppen</strong>vormittag e<strong>in</strong>gebaut<br />
werden kann und Teil e<strong>in</strong>er ganzheitlichen<br />
Sprachförderung wird.<br />
17
18 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
E<strong>in</strong>treffen und E<strong>in</strong>stiegsphase: Die K<strong>in</strong>der werden von der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und<br />
ihrer Assistent<strong>in</strong> begrüsst und verabschieden sich von den Eltern. Die Spielgruppe beg<strong>in</strong>nt<br />
mit dem Freispiel. An <strong>die</strong>sem Morgen stehen den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Puppenecke, e<strong>in</strong>e<br />
Kiste mit Duploste<strong>in</strong>en, e<strong>in</strong> Autoteppich mit e<strong>in</strong>er Garage und Fahrzeugen, wie Bagger,<br />
Lastwagen usw. zur Verfügung. Für K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> zu Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Ruhe e<strong>in</strong> Bilderbuch anschauen<br />
möchten, liegt e<strong>in</strong>e Matratze auf dem Boden und e<strong>in</strong>e Bücherkiste steht bereit.<br />
Während des Freispiels bereitet <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> Kreissequenz vor. In <strong>die</strong><br />
Mitte legt sie e<strong>in</strong>en Reifen und stellt, passend zu den ausgewählten Clipp<strong>in</strong>g-Karten,<br />
verschiedene Plastiktiere h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>: e<strong>in</strong> Nilpferd, e<strong>in</strong>e Giraffe, e<strong>in</strong>en Elefanten, e<strong>in</strong>e Ente, e<strong>in</strong><br />
Krokodil, e<strong>in</strong>en Tiger, e<strong>in</strong>en Hasen, e<strong>in</strong> Pferd usw. Die entsprechenden F<strong>in</strong>gerpuppentiere<br />
kommen ebenfalls <strong>in</strong> den Reifen. Daneben stellt sie e<strong>in</strong>en leeren Holzstall h<strong>in</strong> und<br />
formiert mit den Stühlen e<strong>in</strong>en Kreis.<br />
Begrüssung im Kreis: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>gelt mit e<strong>in</strong>er Glocke und alle setzen<br />
sich <strong>in</strong> den Kreis. Sie fragt nach, ob alle <strong>Spielgruppen</strong>k<strong>in</strong>der da s<strong>in</strong>d: «Ist Mirjeta<br />
da?» «Wo ist Veli?» Die K<strong>in</strong>der lernen, sich selber zu äussern und <strong>die</strong> Namen der anderen<br />
K<strong>in</strong>der kennen. Zum Begrüssungslied «Grüezi, grüezi mitenand! Grüezi Mirjeta,<br />
grüezi Veli» geben alle e<strong>in</strong>ander <strong>die</strong> Hände und bilden e<strong>in</strong>en geschlossenen Kreis. Während<br />
des S<strong>in</strong>gens werden <strong>die</strong> Hände h<strong>in</strong> und her geschwenkt, alle Anwesenden reihum<br />
angeschaut und mit Namen begrüsst.<br />
S<strong>in</strong>gen und Bewegen: «Ich b<strong>in</strong> en Malermeister und sueche mir än Gsell, wenns e<strong>in</strong>e<br />
isch wo d’Farbe kennt, de nimm en uf de Stell, wenns e<strong>in</strong>e isch wo d’Farbe kennt, de<br />
nimm en uf de Stell.» E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d spielt den Malermeister und geht s<strong>in</strong>gend mit Farbpalette<br />
und P<strong>in</strong>sel im Kreis herum. Am Ende des Liedes bleibt es bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d stehen und<br />
zeigt mit dem P<strong>in</strong>sel auf e<strong>in</strong>e Farbe, welche das ausgewählte K<strong>in</strong>d benennen soll.<br />
Sprachfördersequenz zum Clipp<strong>in</strong>g: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> hat Karten mit Abbildungen<br />
von realen Tieren und F<strong>in</strong>gerpuppenfiguren vorbereitet. Sie zieht e<strong>in</strong> Kärtchen<br />
aus dem Stapel und zeigt es den K<strong>in</strong>dern. E<strong>in</strong>ige wissen, was <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Tier es ist und<br />
rufen: «Es ist e<strong>in</strong>e Giraffe.» Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> fügt an: «Die Giraffe geht zum Stall.<br />
Wer hat <strong>die</strong> Giraffe im Reifen gesehen?» Veli kniet vor dem Reifen am Boden und sucht<br />
<strong>die</strong> Plastikgiraffe unter den verschiedenen Tieren und F<strong>in</strong>gerpuppenfiguren. Es liegen<br />
noch viele Figuren im Reifen, deshalb muss Veli gut beobachten. Er nimmt <strong>die</strong> Giraffe<br />
und führt sie zum Stall. Alle K<strong>in</strong>der wiederholen: «Die Giraffe geht zum Stall.»<br />
Nach und nach zeigt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> alle Tierkarten, bis <strong>die</strong> im Reifen platzierten<br />
Tiere (Nilpferd, Elefant, Ente, Krokodil, Tiger) und <strong>die</strong> entsprechenden F<strong>in</strong>gerpuppentiere
(Nili, Giri, Enti, Kroki, Tigi) von den K<strong>in</strong>dern gesucht und mit dem entsprechenden Satz<br />
<strong>in</strong> den Stall gebracht wurden. Nachdem alle Tiere versorgt s<strong>in</strong>d, endet das Spiel mit<br />
den Worten:<br />
«Alle Tiere s<strong>in</strong>d im Stall.» Danach wird der Kreis aufgelöst und <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der wenden sich<br />
dem Freispiel zu. E<strong>in</strong>e solche Sequenz kann zehn bis zwanzig M<strong>in</strong>uten dauern.<br />
Freispiel: Die K<strong>in</strong>der wählen e<strong>in</strong>en Spielbereich aus, der ihren momentanen Bedürfnissen<br />
entspricht.<br />
Znüni: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>gelt mit der Glocke und lädt <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>, sich zum<br />
geme<strong>in</strong>samen Znüni an den Tisch zu setzen. Wasser und Becher hat <strong>die</strong> Assistent<strong>in</strong><br />
schon bereitgestellt. Bevor gegessen wird, s<strong>in</strong>gen alle das Lied: «Mit de F<strong>in</strong>gerli, mit<br />
de F<strong>in</strong>gerli, mit de flache, flache Händ. Mit de Füschtli, mit de Füschtli, mit de Elleböge,<br />
klatsch, klatsch, klatsch.» (Selbstverständlich ist das Znüni e<strong>in</strong> fester Bestandteil jedes<br />
<strong>Spielgruppen</strong>morgens. Stellvertretend wird nur <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Teil näher darauf e<strong>in</strong>gegangen.)<br />
Alle packen ihr mitgebrachtes Znüni aus und essen und tr<strong>in</strong>ken geme<strong>in</strong>sam. Im Gespräch<br />
werden <strong>die</strong> Lebensmittel benannt und gegenseitig Esswaren ausgetauscht und<br />
probiert.<br />
Fortsetzung des Freispiels: Nach dem Znüni geht das <strong>in</strong>dividuelle Spiel weiter. Während<br />
e<strong>in</strong> Junge vertieft mit den Tieren und dem Stall spielt, bauen zwei andere e<strong>in</strong> Haus<br />
aus Duploste<strong>in</strong>en. In e<strong>in</strong>em anderen Teil des Raumes fährt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Auto zur<br />
Garage. Zwei weitere K<strong>in</strong>der rühren <strong>in</strong> den Pfannen, <strong>die</strong> auf dem Spielzeugherd stehen<br />
und verteilen <strong>die</strong> Suppe auf <strong>die</strong> Puppenteller.<br />
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20 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Aufräumen und Verabschiedung: Et wa zwanzig M<strong>in</strong>uten vor Abschluss des <strong>Spielgruppen</strong>morgens<br />
kl<strong>in</strong>gelt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> erneut mit der Glocke. Es ist Zeit,<br />
das <strong>Spielgruppen</strong>lokal aufzuräumen. Zusammen versorgen K<strong>in</strong>der und Erwachsene <strong>die</strong><br />
Spielsachen. Zum geme<strong>in</strong>samen Abschluss spielen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der das Kreisspiel «Häschen<br />
<strong>in</strong> der Grube sitzt und schläft, sitzt und schläft, kle<strong>in</strong>es Häschen bist du krank, dass du<br />
nicht mehr hüpfen kannst. Häschen hüpf, Häschen hüpf». E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d oder mehrere K<strong>in</strong>der<br />
kauern im Kreis. Zu «Häschen hüpf» hüpfen sie im Kreis herum.<br />
Danach werden <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der verabschiedet und gehen mit ihren Eltern oder ihrer Bezugsperson<br />
nach Hause.<br />
Das Beispiel e<strong>in</strong>es <strong>Spielgruppen</strong>vormittags zeigt, wie K<strong>in</strong>der anhand e<strong>in</strong>es Themas<br />
ihren Wortschatz auf- und ausbauen können. In e<strong>in</strong>er nächsten Sequenz ändert <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> beispielsweise <strong>die</strong> Spielanlage und legt anstelle des Bauernhofs<br />
e<strong>in</strong> blaues und e<strong>in</strong> grünes Tuch auf den Boden: Das blaue Tuch stellt e<strong>in</strong>en Teich <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Wassertiere dar, das grüne veranschaulicht <strong>die</strong> Wiese <strong>für</strong> <strong>die</strong> Landtiere. Nun müssen <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der nicht nur <strong>die</strong> richtigen Tiere und F<strong>in</strong>gerpuppen suchen, sondern auch überlegen,<br />
ob <strong>die</strong> jeweiligen Tiere im Wasser oder auf dem Land leben.<br />
Bauste<strong>in</strong> 2: Verkle<strong>in</strong>erungsformen bilden<br />
E<strong>in</strong> weiterer Bauste<strong>in</strong> zur Sprachförderung <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> bildet <strong>die</strong> Verkle<strong>in</strong>erung.<br />
Das Üben der Verkle<strong>in</strong>erungsformen soll den K<strong>in</strong>dern verdeutlichen, dass <strong>in</strong> der<br />
deutschen Sprache an den Wortenden Informationen verpackt werden und dass <strong>die</strong>se<br />
verändert werden können. Bei der Umsetzung beg<strong>in</strong>nt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> mit unterschiedlich<br />
grossen realen Gegenständen: e<strong>in</strong>er grossen Haushaltsschere und e<strong>in</strong>er<br />
K<strong>in</strong>derschere, e<strong>in</strong>er grossen Tüte (z. B. E<strong>in</strong>kaufstasche aus Papier) und e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />
Papiersack oder e<strong>in</strong>er grossen und e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Ausführung von Gegenständen wie<br />
Büchse, Rose, Fahne usw.<br />
Sobald <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der den Unterschied zwischen gross und kle<strong>in</strong> erfasst haben, ordnen sie<br />
<strong>die</strong> Karten mit den Abbildungen den wirklichen Gegenständen zu. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
überprüft vorgängig, ob <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der bei den bildlichen Darstellungen den Grössenunterschied<br />
erkennen können. Es ist hilfreich, wenn <strong>die</strong> realen Gegenstände h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer Ersche<strong>in</strong>ungsform mit denjenigen auf den Karten übere<strong>in</strong>stimmen.<br />
Mit den Verkle<strong>in</strong>erungskarten lassen sich auch Memory oder andere Kartenspiele spielen.<br />
Zum Beispiel verteilt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dern Karten mit Bildern von<br />
kle<strong>in</strong>en Gegenständen. Sie hält e<strong>in</strong>e Karte mit e<strong>in</strong>em grossen Gegenstand <strong>in</strong> <strong>die</strong> Höhe<br />
und fragt nach dem kle<strong>in</strong>en Gegenstand (z. B. Glöckle<strong>in</strong>). Daraufh<strong>in</strong> werden <strong>die</strong> beiden<br />
Karten, <strong>die</strong> zusammenpassen, <strong>in</strong> <strong>die</strong> Kreismitte gelegt.<br />
E<strong>in</strong> Spaziergang eignet sich ebenfalls zur Vertiefung von Verkle<strong>in</strong>erungen: Blume –<br />
Blümchen, Gras – Gräschen, Haus – Häuschen, Ste<strong>in</strong> – Ste<strong>in</strong>chen.
E<strong>in</strong>treffen und E<strong>in</strong>stiegsphase: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> lässt <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der zunächst<br />
frei spielen. E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der bauen <strong>die</strong> Eisenbahn auf, andere setzen sich an den Tisch,<br />
auf dem <strong>die</strong> Karten <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Clipp<strong>in</strong>g-Memory bereitliegen. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> oder<br />
<strong>die</strong> Assistent<strong>in</strong> spielen beim Memory mit.<br />
Nach e<strong>in</strong>er ersten Spielphase von ungefähr zwanzig M<strong>in</strong>uten, überreicht <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d das Glöckchen, um zu läuten. Das ist das Signal <strong>für</strong> <strong>die</strong> anderen<br />
K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> den Kreis zu kommen.<br />
Begrüssung im Kreis: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> ruft alle K<strong>in</strong>der beim Namen: «Sandro,<br />
ist Sandro da?» Anschliessend darf e<strong>in</strong>es der K<strong>in</strong>der auf dem Stuhl der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
Platz nehmen und <strong>die</strong> Namen aller K<strong>in</strong>der nennen: «Das ist Fabijan, das ist Tülay» usw.<br />
S<strong>in</strong>gen mit Bewegung: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> stellt e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Bank <strong>in</strong> den Kreis.<br />
Ljilja darf beg<strong>in</strong>nen. Alle s<strong>in</strong>gen «Stägäli uf, Stägäli ab». Ljilja steigt auf <strong>die</strong> Bank, hüpft<br />
h<strong>in</strong>unter und schüttelt Hamids Hand: «Ich sage Hamid guten Tag.» Nun steigt Hamid auf<br />
<strong>die</strong> Bank und begrüsst Fabijan usw.<br />
Sprachförderungssequenz zur Verkle<strong>in</strong>erung: Nachdem sich <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der ausgiebig<br />
zum Vers bewegen konnten, stellt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong> grosses und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Zwergenhaus sowie e<strong>in</strong>en Koffer <strong>in</strong> den Kreis. Aus dem grossen Haus kommt der Zwerg<br />
und aus dem kle<strong>in</strong>en das Zwergle<strong>in</strong> zum Vorsche<strong>in</strong>.<br />
Mit dem Zwerg begrüsst <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> jedes K<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> Assistent<strong>in</strong> macht das<br />
Gleiche mit dem Zwergle<strong>in</strong>. Nun öffnet <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> den Koffer und nimmt<br />
grosse und kle<strong>in</strong>e Gegenstände heraus: Hosen, Kappen, Pfannen, Teller, Löffel, Bücher.<br />
Jedes K<strong>in</strong>d wählt e<strong>in</strong>en Gegenstand aus.<br />
21
22 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Neugierig fragt der Zwerg: «Wer hat etwas <strong>für</strong> mich?» Sandro ruft: «Ich, Hose» und br<strong>in</strong>gt<br />
<strong>die</strong> Hose zum Zwerg. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> fragt: «Wer hat das Höschen <strong>für</strong> das Zwergle<strong>in</strong>?»<br />
Miranda br<strong>in</strong>gt es dem kle<strong>in</strong>en Zwerg. Nachdem alle Gegenstände den beiden<br />
Zwergen zugeordnet wurden, darf Tülay alle Gegenstände des grossen Zwerges <strong>in</strong> das<br />
grosse Haus e<strong>in</strong>räumen.<br />
Zusammen mit dem K<strong>in</strong>d benennt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> nochmals jeden Gegenstand.<br />
Sandro räumt alle Gegenstände des kle<strong>in</strong>en Zwerges <strong>in</strong>s kle<strong>in</strong>e Haus. Der Zwerg<br />
verabschiedet sich und geht <strong>in</strong>s grosse Haus, das Zwergle<strong>in</strong> verschw<strong>in</strong>det im kle<strong>in</strong>en<br />
Häuschen.<br />
Kreatives Tun: Zum Abschluss der Sequenz im Kreis fragt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>:<br />
«Ruggeli, muggeli, welli Hand wetsch?»<br />
Nachdem e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d erraten hat, <strong>in</strong> welcher Hand e<strong>in</strong> Gegenstand versteckt ist, darf es<br />
sich mit se<strong>in</strong>em Stuhl an den Tisch setzen. Darauf liegen viele farbige Blätter bereit und<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der können nach Herzenslust mit der Schere Schnipsel schneiden. Wer genug<br />
geschnitten hat, beg<strong>in</strong>nt mit dem Freispiel.<br />
Freispiel und Abschiedskreis: Im Anschluss an das Znüni ist wieder Freispiel angesagt.<br />
Die K<strong>in</strong>der wählen e<strong>in</strong> Spielangebot aus oder schauen mit der Assistent<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
Bilderbuch an.<br />
Bevor <strong>die</strong> Eltern kommen, setzen sich <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der nochmals <strong>in</strong> den Kreis und s<strong>in</strong>gen <strong>die</strong><br />
beiden Lieder «s’Elfiglöggli» und «Alle K<strong>in</strong>der, alle K<strong>in</strong>der gehen jetzt heim, gehen jetzt<br />
heim, w<strong>in</strong>ken mit den Händen, w<strong>in</strong>ken mit den Händen, a<strong>die</strong>u, ciao, a<strong>die</strong>u, ciao.»<br />
Bauste<strong>in</strong> 3: E<strong>in</strong> und Mehrzahl üben<br />
Im dritten Sprachförderbauste<strong>in</strong> steht das Üben der E<strong>in</strong>- und Mehrzahl auf dem Programm.<br />
Die Mehrzahlregeln der deutschen Sprache s<strong>in</strong>d komplex und <strong>für</strong> junge K<strong>in</strong>der<br />
schwierig zu erfassen. Deshalb folgt <strong>die</strong> Mehrzahl auf <strong>die</strong> e<strong>in</strong>facher zu erkennende<br />
Verkle<strong>in</strong>erungsform.<br />
Da bereits mit Karten gearbeitet wurde, können <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der beim E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Thema <strong>die</strong><br />
Mehrzahl der abgebildeten Gegenstände im Allgeme<strong>in</strong>en problemlos erkennen.<br />
Für das folgende Spiel benötigt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sammlung an Bildkarten, <strong>die</strong><br />
<strong>in</strong> zwei Puzzleteile pro Begriff unterteilt s<strong>in</strong>d. Die K<strong>in</strong>der setzen <strong>die</strong> Karten zusammen und<br />
bilden damit e<strong>in</strong> Ganzes. Für <strong>die</strong> Mehrzahlbildung empfiehlt es sich, zuerst <strong>die</strong> e<strong>in</strong>silbigen<br />
Wörter wie Fön – noch e<strong>in</strong> Fön – zwei Föne usw. e<strong>in</strong>zuführen.<br />
E<strong>in</strong>e Übungssequenz mit den Karten kann so aussehen: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> legt drei<br />
Reifen auf den Boden. Im ersten Reifen s<strong>in</strong>d beispielsweise <strong>die</strong> Bilder e<strong>in</strong>es Föns, e<strong>in</strong>es<br />
Schiffes, e<strong>in</strong>es Pferdes, e<strong>in</strong>es Elchs, e<strong>in</strong>es Hundes, e<strong>in</strong>es Zweiges und e<strong>in</strong>es Fisches zu
sehen. Die gleichen Abbildungen der Gegenstände und Tiere werden auch im zweiten<br />
Reifen ausgebreitet. Nun werden <strong>die</strong> beiden zusammengehörenden Teile gesucht und<br />
im dritten Reifen zusammengefügt. Dazu wird immer der gleiche Satz gesprochen, zum<br />
Beispiel: «E<strong>in</strong> Fisch – noch e<strong>in</strong> Fisch – zwei Fische.»<br />
Sprachfördersequenz zur Mehrzahl: Nach der E<strong>in</strong>stiegsphase und der gewohnten<br />
Begrüssung im Kreis stellt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Korb mit je zwei Äpfeln und<br />
Bananen aus Holz (oder echte Früchte) neben sich. Sie nimmt je e<strong>in</strong>en Apfel <strong>in</strong> jede<br />
Hand und fragt: «Was habe ich da? Das ist e<strong>in</strong> Apfel, das ist noch e<strong>in</strong> Apfel, das s<strong>in</strong>d<br />
zwei Äpfel.» Sie nimmt zwei Bananen und sagt: «E<strong>in</strong>e Banane, noch e<strong>in</strong>e Banane, zwei<br />
Bananen.»<br />
Nun stellt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> drei Becher h<strong>in</strong>. Unter zwei Bechern versteckt sie je<br />
e<strong>in</strong>en Apfel. Pablo darf <strong>die</strong> Äpfel suchen. Er hebt e<strong>in</strong>en Becher um den anderen hoch<br />
und kommentiert: «E<strong>in</strong> Apfel, e<strong>in</strong> Apfel, zwei Äpfel.»<br />
Die Übung wird mit Bananen (oder anderen Früchten) wiederholt. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
nimmt zwei Holzteller hervor. Auf dem ersten Holzteller s<strong>in</strong>d auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />
e<strong>in</strong> Apfel und auf der anderen Seite zwei Äpfel abgebildet. Auf dem anderen Holzbrett<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e bzw. zwei Bananen zu sehen. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> zeigt <strong>die</strong> Teller: «E<strong>in</strong>e<br />
Banane, noch e<strong>in</strong>e Banane, zwei Bananen.» Jedes K<strong>in</strong>d darf e<strong>in</strong>en Holzteller auswählen<br />
und drehen. Zuerst dreht Fabijan und <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> fragt: «Was liegt oben?»<br />
«Zwei Äpfel», lautet se<strong>in</strong>e Antwort.<br />
Kreatives Tun: Die K<strong>in</strong>der arbeiten an ihren angefangenen Schneemannbildern weiter.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> verteilt jedem K<strong>in</strong>d das nötige Material und bemerkt: «E<strong>in</strong><br />
Auge, noch e<strong>in</strong> Auge, zwei Augen; e<strong>in</strong>e Nase, e<strong>in</strong> Mund, e<strong>in</strong> Knopf, noch e<strong>in</strong> Knopf,<br />
noch e<strong>in</strong> Knopf, drei Knöpfe.» So entstehen lustige Figuren und <strong>die</strong> E<strong>in</strong>- und Mehrzahl<br />
wird nochmals geübt.<br />
Auch während des Znünis üben <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der mit den mitgebrachten Lebensmitteln spielerisch<br />
<strong>die</strong> Mehrzahl weiter. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> zeigt auf e<strong>in</strong>en Znüniteller und sagt:<br />
«E<strong>in</strong>e Birne, noch e<strong>in</strong>e Birne, zwei Birnen.»<br />
Freispiel und Abschiedskreis: Beim Freispiel stehen neben den üblichen Angeboten<br />
auch <strong>die</strong> Mehrzahlkarten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Zusammensetzspiels zur Verfügung. Zwei K<strong>in</strong>der<br />
zeigen Interesse und <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> motiviert auch Pablo, mitzuspielen.<br />
Bei der Gruppenaktivität erhielt sie den E<strong>in</strong>druck, dass er das Pr<strong>in</strong>zip der Mehrzahl noch<br />
nicht verstanden hatte. Beim Spielen bekommt er nochmals Gelegenheit, <strong>die</strong> Mehrzahl<br />
mit der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> zu repetieren. Wie üblich wird der Morgen im Kreis mit den<br />
Abschiedsliedern abgeschlossen.<br />
23
24 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Erweiterung der Sprachfördersequenz zur Mehrzahl: Bei e<strong>in</strong>er nächsten <strong>Spielgruppen</strong>e<strong>in</strong>heit<br />
baut <strong>die</strong> Spiel grup pen leiter<strong>in</strong> das Becherspiel aus, <strong>in</strong>dem sie <strong>die</strong> Becher<br />
vertauscht, bevor das K<strong>in</strong>d mit Aufdecken beg<strong>in</strong>nt. Oder e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d hält sich <strong>die</strong> Augen zu,<br />
während <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>es der K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Früchte oder <strong>die</strong> passenden<br />
Puzzleteile des Mehrzahlspiels unter den Bechern versteckt.<br />
Anstelle der Holzteller werden <strong>die</strong> Bilder auf e<strong>in</strong>em grossen Schaumstoffwürfel angebracht.<br />
Auf der e<strong>in</strong>en Seite bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Bild e<strong>in</strong>es Gegenstandes, auf der gegenüberliegenden<br />
Seite e<strong>in</strong> Bild mit zwei gleichen Gegenständen. Beim Würfeln werden<br />
<strong>die</strong>se benannt, z. B. «e<strong>in</strong> Schiff, noch e<strong>in</strong> Schiff – zwei Schiffe» usw.<br />
Auch bei <strong>die</strong>sem Bauste<strong>in</strong> lassen sich Bewegungsspiele e<strong>in</strong>bauen. Mit den verschiedenen<br />
Bildern können Bodenmatten hergestellt oder <strong>die</strong> Karten <strong>in</strong> Reifen verteilt werden.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> benennt e<strong>in</strong>en Gegenstand <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>zahl- oder Mehrzahlform<br />
und das K<strong>in</strong>d hüpft auf den richtigen Platz oder <strong>in</strong> den entsprechenden Reifen.<br />
Als Ergänzung zu den Karten zeichnet <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> den Umriss e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
auf e<strong>in</strong>em grossen Stück Packpapier nach. Zum Teil können <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der bereits selber<br />
<strong>die</strong> Umrisse vone<strong>in</strong>ander nachzeichnen. Zusammen werden <strong>die</strong> Körperteile aufgezeichnet<br />
und benannt: «E<strong>in</strong> Ohr – noch e<strong>in</strong> Ohr – zwei Ohren; e<strong>in</strong> Auge – noch e<strong>in</strong> Auge – zwei<br />
Augen.»<br />
Auch Lieder oder Verse, <strong>in</strong> denen Bezeichnungen der Körperteile vorkommen, lassen<br />
sich meist ohne grossen Aufwand anpassen und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mehrzahlbildung verwenden:<br />
«e<strong>in</strong>e Hand – e<strong>in</strong>e Hand – zwei Hände» usw.<br />
Auf ungezwungene Weise üben <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Mehrzahl <strong>in</strong> der Natur anhand konkreter<br />
D<strong>in</strong>ge, z. B. «e<strong>in</strong>e Blume, zwei Blumen».<br />
Besonders gut eignet sich auch das Bilderbuch «Die Raupe Nimmersatt», <strong>in</strong> dem sich<br />
<strong>die</strong> Raupe durch viele Blätter und Lebensmittel h<strong>in</strong>durchfrisst.<br />
Bauste<strong>in</strong> 4: Zusammengesetzte Wörter<br />
Zur Sprachförderung <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> gehört auch das Üben von zusammengesetzten<br />
Wörtern. Im Deutschen stellt <strong>die</strong> Wortzusammensetzung e<strong>in</strong> wichtiges Element<br />
des Wortbaus dar.<br />
Neben den Ableitungen (vor allem Vor- und Nachsilben) zählen <strong>die</strong> Zusammensetzungen<br />
zu den produktivsten Wortbildungstypen der deutschen Sprache. Indem <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der <strong>die</strong>ses Pr<strong>in</strong>zip kennenlernen, erweitern sie ihren Wortschatz wesentlich.<br />
Anhand von Lebensmitteln wie Brot, Butter, Honig, Käse, Gurken und Tomaten führt <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der an zusammengesetzte Wörter heran.
Während des Freispiels bereitet <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> den Esstisch vor und stellt<br />
Brotscheiben, streichbare Butter, Käse, e<strong>in</strong>e Gurke, Tomaten, gekochte Eier usw. sowie<br />
Teller und Messer bereit.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> erzählt, dass sie geme<strong>in</strong>sam belegte Brote zubereiten werden;<br />
alle begeben sich zum Tisch mit den Lebensmitteln.<br />
Sprachfördersequenz zur Wortzusammensetzung: Als E<strong>in</strong>stieg betrachten <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Lebensmittel, riechen daran, nehmen sie <strong>in</strong> <strong>die</strong> Hand usw. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
bespricht mit den K<strong>in</strong>dern, wie <strong>die</strong>se Esswaren heissen, welche Farbe und Grösse<br />
sie haben, ob sie weich, hart s<strong>in</strong>d, wie sie riechen usw. In e<strong>in</strong>em nächsten Schritt<br />
fragt sie <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der, welche Lebensmittel ihnen bereits bekannt s<strong>in</strong>d. Unter Anleitung<br />
der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und der Assistent<strong>in</strong> rüsten <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Gurke, schneiden<br />
den Käse und <strong>die</strong> Tomaten <strong>in</strong> Scheiben und streichen selbstständig Butter auf <strong>die</strong><br />
Brotscheiben.<br />
Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Grossküche werden <strong>die</strong> Brotscheiben weitergereicht und mit Käsestücken,<br />
Gurken-, Tomaten- und Eischeiben belegt. Während der Aktivität ermuntert <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> Lebensmittel zu benennen. Sie beschreibt den Vorgang<br />
und wendet <strong>die</strong> zu übenden Wortzusammensetzungen bewusst an:<br />
«Mit Butter und Brot machen wir e<strong>in</strong> Butterbrot, mit Gurken und Brot machen wir e<strong>in</strong><br />
Gurkenbrot, mit Käse und Brot machen wir e<strong>in</strong> Käsebrot, mit Tomaten und Brot machen<br />
wir e<strong>in</strong> Tomatenbrot.» Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> verrät den K<strong>in</strong>dern, dass sie <strong>die</strong> belegten<br />
Brote später zum Znüni essen dürfen.<br />
Damit <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der an <strong>die</strong>sem Tag ke<strong>in</strong> Znüni dabei haben, wurden <strong>die</strong> Eltern rechtzeitig<br />
über das geplante geme<strong>in</strong>same Znüni <strong>in</strong>formiert.<br />
Fortsetzung im Kreis: Nachdem <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der alle Brote zubereitet haben, setzen sie sich<br />
<strong>in</strong> den Kreis und arbeiten mit den Karten weiter. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> legt <strong>die</strong> Karten<br />
(Puzzleteile) mit den Abbildungen der verwendeten Esswaren (Brot, Käse, Gurken, Tomaten<br />
usw.) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Reifen und fügt Abbildungen von belegten Broten mit den gleichen<br />
Nahrungsmitteln h<strong>in</strong>zu.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> fragt <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der, welche Esswaren sie erkennen und benennen<br />
können. Zusammen suchen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> passenden Puzzlekarten, z.B. den Teil mit<br />
dem Käse und denjenigen mit dem Brot. Bei Bedarf hilft <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d fügt <strong>die</strong> beiden Puzzleteile Käse und Brot zusammen, e<strong>in</strong> anderes legt <strong>die</strong> Karte<br />
mit der Abbildung e<strong>in</strong>es Käsebrotes oben drauf. Beide sagen: «Mit Käse und Brot machen<br />
wir e<strong>in</strong> Käsebrot.» Dasselbe wiederholen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der mit den Puzzleteilen Gurken/<br />
Brot, Tomaten/Brot, Honig/Brot, Butter/Brot usw.<br />
Zum Abschluss <strong>die</strong>ser Lernsequenz werden <strong>die</strong> belegten Brote zum Znüni gegessen.<br />
25
26 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Freispiel: E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d spaziert mit e<strong>in</strong>em Puppenwagen zur <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und<br />
überreicht ihr e<strong>in</strong> Puppenkleid und e<strong>in</strong>e Puppe. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> sieht sich das<br />
Kleidungsstück an und reagiert auf <strong>die</strong> Aufforderung des K<strong>in</strong>des bewusst mit zusammengesetzten<br />
Wörtern: «Das ist e<strong>in</strong> Puppenpullover. Möchtest du der Puppe den Puppenpullover<br />
anziehen? Sieh, <strong>die</strong> Puppe hat e<strong>in</strong>e Puppenhose an, <strong>in</strong> der gleichen Farbe,<br />
wie de<strong>in</strong>e Hose.»<br />
Auch beim Spielen mit Autos gibt es zahlreiche Möglichkeiten, zusammengesetzte Wörter<br />
zu üben: «Das Auto ist <strong>in</strong> der Auto garage; es hat Autoreifen und vier Autotüren» usw.<br />
Weitere Möglichkeiten zum Üben von Wortzusammensetzungen: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
führt das Thema Fruchtsäfte e<strong>in</strong>. Sie geht ähnlich vor, wie beim Beispiel<br />
mit den belegten Broten. Eifrig pressen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der Orangen, Mandar<strong>in</strong>en, Zitronen usw.<br />
aus. Beim Saftherstellen werden sie dazu angehalten, ihr Tun zu kommentieren: «Aus<br />
Orange machen wir Saft, Orangensaft.» Wieder stehen entsprechende Karten zur Verfügung<br />
und <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> übt auf spielerische Weise mit den K<strong>in</strong>dern <strong>die</strong><br />
neuen Wörter.<br />
Als Variante spielen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der «Verkäuferlis»: E<strong>in</strong> Tisch wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Verkaufsstand<br />
umfunktioniert und <strong>die</strong> notwendigen Zutaten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Herstellung von belegten Broten<br />
ausgebreitet. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d übernimmt <strong>die</strong> Rolle der Verkäufer<strong>in</strong>/des<br />
Verkäufers. Ziel ist es, <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der zum Spielen zu animieren und durch Interaktion<br />
ihren Wortschatz zu erweitern.<br />
Vertiefung: In <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> können K<strong>in</strong>der mit beliebigen Themen, <strong>die</strong> ihrem Alter<br />
und Interesse entsprechen, gefördert werden. Das folgende Beispiel bezieht sich auf<br />
das Thema Farben: Die K<strong>in</strong>der sortieren Legobauste<strong>in</strong>e oder Spielsachen nach Farben<br />
oder <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> gibt den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>en Auftrag: «Br<strong>in</strong>gt mir etwas Gelbes,<br />
br<strong>in</strong>gt mir etwas Rotes.» Als Hilfe stellt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tafel her, auf der<br />
jedes Viertel e<strong>in</strong>es Kreises e<strong>in</strong>e andere Farbe aufweist. Nun suchen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der Spielsachen,<br />
<strong>die</strong> zu <strong>die</strong>sen Farben passen und benennen (mit Unterstützung) <strong>die</strong> Gegenstände<br />
und <strong>die</strong> entsprechenden Farben.<br />
Beim Znüni verteilt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> farbige Becher: rot, blau, grün, p<strong>in</strong>k. Sie fragt<br />
nach: «Wer hat den gelben Becher bekommen?»<br />
Auch das Malermeisterspiel eignet sich gut, um Farben kennenzulernen und zu vertiefen.
Sprachlernen und Sprachförderung<br />
im Freispiel<br />
Im Freispiel lässt sich e<strong>in</strong>e bewusste Anwendung<br />
der Sprache gut realisieren. Mittels<br />
Gegenständen, an denen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, lernen sie am besten. Die<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und <strong>die</strong> Assistent<strong>in</strong><br />
s<strong>in</strong>d während der gesamten <strong>Spielgruppen</strong>zeit<br />
darauf bedacht, Sprache bewusst<br />
anzuwenden (s. S. 9). Beide müssen mit<br />
den Elementen der Sprachförderung soweit<br />
vertraut se<strong>in</strong>, dass sie <strong>die</strong>se während<br />
des <strong>Spielgruppen</strong>ablaufs <strong>in</strong> alltäglichen<br />
Gesprächssituationen, vor allem während<br />
des Freispiels, e<strong>in</strong>fliessen lassen können.<br />
Da etliche K<strong>in</strong>der noch nicht über<br />
genügend Sprachkompetenz verfügen,<br />
um sich selbstständig <strong>in</strong> Deutsch auszudrücken<br />
und mit anderen K<strong>in</strong>dern zu<br />
kommunizieren, s<strong>in</strong>d sie auf <strong>die</strong> Hilfe der<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und Assistent<strong>in</strong> angewiesen.<br />
Beide sollen <strong>in</strong> möglichst vielen<br />
Situationen benennen, was <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der tun<br />
und ihre Kommunikation bei Bedarf unterstützen.<br />
> In der Puppenecke können <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
Puppenkleider sortieren und grossen<br />
oder kle<strong>in</strong>en Puppen zuordnen. Im Gespräch<br />
mit den K<strong>in</strong>dern besprechen <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und ihre Assistent<strong>in</strong>,<br />
welche Puppenkleider, Pup penmöbel<br />
zu den grossen Puppen oder <strong>in</strong>s<br />
Puppenhaus gehören (s. S. 21f. Sprachfördersequenzen<br />
Verkle<strong>in</strong>erung und<br />
S. 25 Wortzusammensetzung).<br />
> Die K<strong>in</strong>der spielen mit Autos auf e<strong>in</strong>em<br />
Autoteppich, auf dem verschiedene<br />
Tiere und Häuser platziert s<strong>in</strong>d und formulieren<br />
mit oder ohne Unterstützung<br />
Sätze wie: «Ich fahre mit me<strong>in</strong>em Auto<br />
zu e<strong>in</strong>em Pferd; ich fahre mit me<strong>in</strong>em<br />
Auto zu vielen Pferden» usw.<br />
> Beim Betrachten e<strong>in</strong>es Bilderbuches<br />
suchen <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der unterschiedliche<br />
Gegenstände: «Wo ist <strong>die</strong> Blume – wo<br />
ist das Blümchen?» Sehr gut eignen<br />
sich Wimmelbücher, z. B. von Rotraut<br />
Susanne Berner. Damit lassen sich<br />
Verkle<strong>in</strong>erungen, <strong>die</strong> Mehrzahl und zusammengesetzte<br />
Wörter üben.<br />
> Während des Malens zeichnet <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fache Gegenstände<br />
auf, z.B. Blumen. Die K<strong>in</strong>der<br />
sagen <strong>die</strong> Namen der Gegenstände:<br />
«E<strong>in</strong>e Blume, noch e<strong>in</strong>e Blume gleich<br />
zwei Blumen.» Alle K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> möchten,<br />
zeichnen selber etwas und berichten<br />
darüber.<br />
> Beim Znüniessen benennt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Esswaren: «E<strong>in</strong> Apfel,<br />
noch e<strong>in</strong> Apfel – zwei Äpfel.» Ähnlich<br />
geht <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> beim<br />
Händewaschen vor: «E<strong>in</strong>e Hand, noch<br />
e<strong>in</strong>e Hand – zwei Hände.»<br />
> Beim Aufräumen ergeben sich zahlreiche<br />
Gelegenheiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Repetition<br />
der Mehrzahl oder der Verkle<strong>in</strong>erung:<br />
«E<strong>in</strong>e Schiene, noch e<strong>in</strong>e Schiene, viele<br />
Schienen s<strong>in</strong>d im Korb» oder «E<strong>in</strong>e<br />
Pfanne und e<strong>in</strong> Pfännchen gehören auf<br />
den Herd.» usw.<br />
> Beim Schuheanziehen kommentiert<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>: «E<strong>in</strong> Schuh,<br />
noch e<strong>in</strong> Schuh – zwei Schuhe.»<br />
Weitere wichtige H<strong>in</strong>weise:<br />
> Um den jüngeren K<strong>in</strong>dern gerecht zu<br />
werden, sollte <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> jeweils<br />
am Morgen stattf<strong>in</strong>den. Viele der<br />
Kle<strong>in</strong>en schlafen nach dem Mittagessen.<br />
Im Laufe des Nachmittags s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der generell nicht mehr so aufnahmefähig<br />
wie morgens.<br />
> Die Arbeit mit den K<strong>in</strong>dern ist sowohl<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> als auch <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Assistent<strong>in</strong> anspruchsvoll, besonders<br />
<strong>in</strong> der Startphase e<strong>in</strong>er Spielgruppe<br />
<strong>plus</strong>. Viele der e<strong>in</strong>tretenden K<strong>in</strong>der<br />
sprechen <strong>in</strong> der Regel noch ke<strong>in</strong> Wort<br />
Deutsch. In der Anfangszeit ist Flexibilität<br />
und Geduld angesagt, bis <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der den wiederkehrenden Spiel-<br />
gruppenablauf kennen und sich sicher<br />
fühlen.<br />
> Vor E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Spielgruppe haben<br />
<strong>die</strong> meisten K<strong>in</strong>der kaum Gelegenheit,<br />
Beziehungen zu erwachsenen Bezugspersonen<br />
ausserhalb der Familie<br />
aufzubauen oder beim Spielen mit anderen<br />
K<strong>in</strong>dern ihre Sozialkompetenzen<br />
zu entwickeln. So können sich anfängliche<br />
Ablösungsschwierigkeiten zeigen.<br />
In solchen Momenten ist E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />
gefragt, um <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der beim<br />
schwierigen Schritt h<strong>in</strong>aus aus der Familie<br />
zu unterstützen. Viele Eltern s<strong>in</strong>d<br />
verunsichert, wenn ihr Sprössl<strong>in</strong>g auf<br />
Trennung und Abschiedsmomente heftig<br />
reagiert. Hilfreich s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e sorgfältige<br />
E<strong>in</strong>gewöhnungszeit und klare Anweisungen<br />
der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>, wie <strong>die</strong><br />
Verabschiedung zu gestalten sei oder<br />
<strong>die</strong> Zusicherung, dass <strong>die</strong> Eltern angerufen<br />
werden, falls das K<strong>in</strong>d während<br />
der <strong>Spielgruppen</strong>zeit abgeholt werden<br />
sollte. Bei Bedarf können <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Vermittelnde beigezogen werden<br />
(s. S. 29ff.).<br />
> In der Regel gewöhnen sich <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
schnell an den <strong>Spielgruppen</strong>alltag und<br />
erweitern ihren Wortschatz beachtlich.<br />
Bis sie selber beg<strong>in</strong>nen, Worte und Sätze<br />
aktiv zu sprechen, braucht es allerd<strong>in</strong>gs<br />
etwas Geduld. Aus Reaktionen<br />
auf <strong>die</strong> bewusste Anwendung der Sprache<br />
durch <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und<br />
<strong>die</strong> Assistent<strong>in</strong> ist jedoch bald zu spüren,<br />
dass <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der das Gesprochene<br />
verstehen. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> wird<br />
durch ihre Schulung und ihre Erfahrungen<br />
im <strong>Spielgruppen</strong>alltag bezüglich<br />
der Kommunikation mit den K<strong>in</strong>dern<br />
zunehmend sensibilisiert und kann sie<br />
besser unterstützen (s. S. 34ff.).<br />
> Grundsätzlich lieben <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der alle<br />
Elemente der Spielgruppe: Sie geniessen<br />
das Freispiel, freuen sich aber im<br />
gleichen Masse an den strukturierten<br />
27
28 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Sequenzen. Es kann vorkommen, dass<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der sich bereits im Kreis e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den,<br />
noch bevor <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Vorbereitungen dazu abgeschlossen<br />
hat.<br />
> Falls <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>die</strong> Spielgruppe nur<br />
unregelmässig besuchen, wird es <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> schwierig,<br />
e<strong>in</strong>e geregelte Struktur zu etablieren.<br />
Reisen <strong>in</strong>s Heimatland der Familie, unregelmässige<br />
Arbeitszeiten der Eltern<br />
und andere Umstände unterbrechen<br />
<strong>die</strong> <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d erforderliche Kont<strong>in</strong>uität,<br />
um <strong>in</strong> der Spielgruppe gute<br />
Lernfortschritte zu erzielen. Wichtig ist,<br />
dass <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> bereit ist,<br />
sich auf den Prozess mit den Eltern e<strong>in</strong>zulassen<br />
und sie über <strong>die</strong> Bedeutung<br />
Quellenverzeichnis<br />
Simon, U. (2004): S<strong>in</strong>gbuch schwiizer<br />
Ch<strong>in</strong>derlieder und Versli. Münster: Coopenrath<br />
Verlag.<br />
Cros, R. (1990): Zehn kle<strong>in</strong>e Zappelmänner<br />
– K<strong>in</strong>derlieder. Stuttgart: Klett Verlag.<br />
e<strong>in</strong>es regelmässigen <strong>Spielgruppen</strong>besuchs<br />
sowie über <strong>die</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er<br />
Kooperation bezüglich Regeln und<br />
Strukturen klar <strong>in</strong>formiert. Die Eltern<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel sehr froh über <strong>die</strong>se<br />
Klarheit. Zu wissen, was von ihnen<br />
erwartet wird, gibt ihnen Sicherheit (Informationen<br />
bezüglich Abmachungen<br />
mit Eltern und deren E<strong>in</strong>bezug <strong>in</strong> den<br />
<strong>Spielgruppen</strong>alltag s. S. 29).<br />
> Eltern schätzen <strong>die</strong> sprachliche Unterstützung<br />
ihrer K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong> und s<strong>in</strong>d der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
sowie der Assistent<strong>in</strong> dankbar da<strong>für</strong>.<br />
Häufig berichten sie der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
über jeden kle<strong>in</strong>sten Entwicklungsfortschritt,<br />
den sie bei ihren<br />
K<strong>in</strong>dern feststellen. Diese Dankbarkeit<br />
Stöckl<strong>in</strong>-Meier, S. (2010): Spielen und<br />
Sprechen. Zürich: Orell Füssli Verlag.<br />
Carle, E. (2009): Die kle<strong>in</strong>e Raupe Nimmersatt.<br />
Hildesheim: Gerstenberg Verlag.<br />
und Wertschätzung <strong>für</strong> das Engagement<br />
des <strong>Spielgruppen</strong>personals entschädigt<br />
<strong>für</strong> manch chaotischen und<br />
herausfordernden Moment während<br />
der Anfangsphase.<br />
Berner, R. S. (2004): Frühl<strong>in</strong>gs-Wimmelbuch.<br />
Hildesheim: Gerstenberg Verlag.<br />
Penner, Z. (2003): Neue Wege der sprachlichen<br />
Frühförderung von Migrantenk<strong>in</strong>dern.<br />
Berg: Kon-Lab GmbH.
E<strong>in</strong>bezug der Eltern <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Sprachförderung<br />
Evel<strong>in</strong>e Graber, Françoise Muret,<br />
Therese Salzmann, Naxhi Selimi<br />
Der Kanton Zürich richtet e<strong>in</strong>e Fülle von<br />
Angeboten an Eltern. Im Vorschulalter<br />
<strong>die</strong>nen sie <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dazu, <strong>die</strong> Eltern<br />
bei der Erziehungsarbeit – und e<strong>in</strong>gewanderte<br />
Eltern beim Abbau von Sprachbarrieren<br />
– zu unterstützen. Programme zur<br />
Förderung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern bei der Entfaltung<br />
ihrer Sprachkompetenz machen<br />
e<strong>in</strong>en Teil des Angebots aus. Sie verfolgen<br />
das Ziel, möglichst allen K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e gute<br />
Entwicklung und e<strong>in</strong>en guten Start <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Schulzeit zu ermöglichen.<br />
Im Wissen darum, dass e<strong>in</strong>e anregungsreiche<br />
Umgebung <strong>in</strong> Familien und <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong> massgebend zum Auf- und<br />
Ausbau der Sprachkompetenz und der<br />
allgeme<strong>in</strong>en Entwicklung beiträgt, ist es<br />
wichtig, dass Eltern und <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
eng zusammenarbeiten und <strong>die</strong><br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer sprachlichen Entfaltung unterstützen.<br />
Ausserdem bewirkt e<strong>in</strong>e gute<br />
Zusammenarbeit, dass <strong>die</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
sich <strong>in</strong> den verschiedenen «Erziehungswelten»<br />
wohlfühlen und <strong>die</strong> Sprachwelt<br />
auf ungezwungene Weise entdecken.<br />
Während der Pilotphase <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong> erfolgte der Austausch zwischen Eltern<br />
und <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen aus organisatorischen<br />
Gründen nicht standardisiert.<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen haben <strong>in</strong><br />
jedem Fall den Austausch mit den Eltern<br />
gepflegt. Dies zeigte, dass e<strong>in</strong>e regelmässige<br />
Kontaktpflege mit Eltern nützlich <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Unterstützung der K<strong>in</strong>der ist. Mit Hilfe<br />
von <strong>in</strong>terkulturellen Vermittelnden konnten<br />
viele Eltern erreicht werden.<br />
Nachfolgend werden e<strong>in</strong>ige bewährte<br />
Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit<br />
Eltern zusammengestellt. E<strong>in</strong> besonderes<br />
Augenmerk richtet sich auf das Thema<br />
Sprachförderung und auf Kontaktformen<br />
mit Eltern, <strong>die</strong> <strong>in</strong> verschiedenen familienergänzenden<br />
E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden können.<br />
Aktivitäten zur Sprachförderung<br />
Das Gespräch mit den Eltern vor der Aufnahme<br />
des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> <strong>die</strong> Spielgruppe<br />
und während des <strong>Spielgruppen</strong>besuchs<br />
trägt dazu bei, Informationen über se<strong>in</strong>e<br />
Sprachgewohnheiten zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Gleichzeitig lernen <strong>die</strong> Eltern <strong>die</strong> Bedeutung<br />
sprachfördernder Anregungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
k<strong>in</strong>dliche Entwicklung kennen, etwa durch<br />
Erzählen von Geschichten, Anschauen<br />
und Besprechen von Bilderbüchern, Familiengesprächen<br />
am Esstisch usw. Dadurch<br />
erhöht sich das Bewusstse<strong>in</strong> der<br />
Eltern <strong>für</strong> <strong>die</strong> sprachliche Unterstützung<br />
ihres K<strong>in</strong>des.<br />
Der Umgang mit Sprache ist <strong>in</strong> den Familien<br />
unterschiedlich ausgeprägt. Beispielsweise<br />
verfügen verschiedene<br />
Sprachgruppen über e<strong>in</strong>e vielseitige Erzähltradition,<br />
deren Ursprünge <strong>in</strong> der Antike<br />
liegen. Für den Spracherwerb kle<strong>in</strong>er<br />
K<strong>in</strong>der ist <strong>die</strong>s unterstützend, da <strong>die</strong> verwendete<br />
Sprache <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen traditionellen<br />
mündlichen Geschichten, Versen und<br />
Liedern vielfältig und differenziert ist. Es<br />
empfiehlt sich, Eltern zu bestätigen, dass<br />
<strong>die</strong> Erzähltradition e<strong>in</strong>e wertvolle Ressource<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Sprachentwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
darstellt und gepflegt werden sollte.<br />
Ebenso wichtig ist es, Eltern darauf h<strong>in</strong>zuweisen,<br />
dass ihre K<strong>in</strong>der behutsam an <strong>die</strong><br />
deutsche Sprache herangeführt werden.<br />
Manche Eltern s<strong>in</strong>d trotz des grossen Erzählschatzes<br />
ihrer Kultur wenig vertraut mit<br />
der Erzähltradition. Gerade <strong>für</strong> solche Eltern<br />
ist e<strong>in</strong> sorgfältiger und bewusster E<strong>in</strong>bezug<br />
<strong>in</strong> den <strong>Spielgruppen</strong>alltag nützlich,<br />
weil sie dadurch konkrete Erfahrungen mit<br />
der Sprachförderung sammeln können.<br />
Es ist e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation, wenn Eltern<br />
dazu ermuntert werden, an Aktivitäten der<br />
Spielgruppe <strong>plus</strong> mitzuwirken. Dabei lernen<br />
sie unterschiedliche sprachfördernde<br />
Aspekte wie F<strong>in</strong>ger- und Bewegungsspiele,<br />
Lieder oder Geschichten kennen,<br />
<strong>die</strong> sie mit ihren K<strong>in</strong>dern Zuhause anwenden<br />
können.<br />
Liebl<strong>in</strong>gsbuch: Es hat sich als nützlich<br />
erwiesen, Eltern das Liebl<strong>in</strong>gsbuch ihres<br />
K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> der Spielgruppe <strong>plus</strong> zu zeigen<br />
und ihnen über se<strong>in</strong>e Freude und Reaktionen<br />
zu berichten. Die K<strong>in</strong>der freuen sich,<br />
wenn sie ihr Liebl<strong>in</strong>gsbuch <strong>für</strong> e<strong>in</strong> paar<br />
Tage nach Hause nehmen dürfen und es<br />
geme<strong>in</strong>sam mit Eltern und Geschwistern<br />
anschauen und besprechen können.<br />
Bilderbücher: Bewährt hat sich auch,<br />
Eltern verschiedene Arten von Bilderbüchern<br />
vorzustellen und darauf h<strong>in</strong>zuweisen,<br />
dass es neben dem klassischen<br />
Bilderbuch auch Fühlbücher, Spielbücher<br />
mit Klappen und Löchern, Bildwörterbücher,<br />
Sachbücher mit Fotos usw. gibt.<br />
In <strong>in</strong>terkulturellen Bibliotheken oder Geme<strong>in</strong>de-<br />
und Stadtbibliotheken mit e<strong>in</strong>em<br />
mehrsprachigen Bücherbestand können<br />
solche Bilderbücher auch ausgeliehen<br />
werden.<br />
Mehrsprachige Kärtchen: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
bittet <strong>die</strong> Eltern, Wörter<br />
oder Worte<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Sprachen auf Kärtchen zu schreiben (z. B.<br />
Begrüssungen, Geburtstagswünsche). So<br />
wird <strong>die</strong> Wertschätzung aller Sprachen<br />
betont und <strong>die</strong> Eltern werden ermutigt,<br />
<strong>die</strong> Sprache(n) als identitätsstiftend und<br />
als Kulturgut zu betrachten und mit ihren<br />
K<strong>in</strong>dern zu pflegen.<br />
Geschichtenzeit: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
erklärt e<strong>in</strong>e bestimmte Zeit des <strong>Spielgruppen</strong>jahres<br />
zur «Geschichtenzeit» und<br />
29
30 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
schenkt jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Geschichte <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Muttersprache. Zu Hause lesen <strong>die</strong><br />
Eltern ihren K<strong>in</strong>dern <strong>die</strong> geschenkte Geschichte<br />
vor und besprechen sie geme<strong>in</strong>sam.<br />
Wer möchte, kann <strong>die</strong> Geschichte<br />
an e<strong>in</strong>em <strong>Spielgruppen</strong>morgen auch allen<br />
K<strong>in</strong>dern erzählen. Zur allgeme<strong>in</strong>en Verständigung<br />
stellt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
den Inhalt der Geschichte mit Figuren<br />
nach oder erzählt sie später nochmals auf<br />
Deutsch.<br />
Geschichtenmorgen: Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
lädt <strong>die</strong> Eltern zusammen mit<br />
ihren K<strong>in</strong>dern zu e<strong>in</strong>em Geschichtenmorgen<br />
bzw. -nachmittag e<strong>in</strong>. Alle sitzen im<br />
Kreis und <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> erzählt<br />
e<strong>in</strong>e Geschichte aus e<strong>in</strong>em Bilderbuch.<br />
Zusammen mit ihrem K<strong>in</strong>d suchen sich<br />
<strong>die</strong> Eltern e<strong>in</strong> Buch aus und besprechen<br />
<strong>die</strong> Geschichte <strong>in</strong> ihrer Familiensprache.<br />
Wichtig ist, dass möglichst viele Bilderbücher<br />
<strong>in</strong> unterschiedlichen Sprachen<br />
zur Auswahl stehen (Bibliomedia leiht<br />
mehrsprachige Bücher aus). Bei solchen<br />
Gelegenheiten weist <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> Eltern auch<br />
ihre älteren K<strong>in</strong>der zu Hause motivieren<br />
sollten, mit den jüngeren Geschwistern<br />
Bilderbücher anzuschauen oder ihnen<br />
vorzulesen.<br />
Gestaltung von Hörbüchern: Zur bewussten<br />
Verstärkung des Sprachkontakts<br />
und des Hörverstehens nimmt <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> alle vorgelesenen<br />
Liebl<strong>in</strong>gsgeschichten auf CD auf. Jedes<br />
K<strong>in</strong>d bekommt e<strong>in</strong> eigenes Hörbuch, das<br />
den anderen K<strong>in</strong>dern vorgespielt wird.<br />
Dadurch werden <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der mit verschiedenen<br />
Sprechrhythmen und Sprachmelo<strong>die</strong>n<br />
konfrontiert. Solche Geschichten<br />
zu hören, ist bei den K<strong>in</strong>dern äusserst beliebt,<br />
weil sie dabei <strong>die</strong> Stimme ihrer Eltern<br />
hören und stolz sagen können: «Das ist<br />
me<strong>in</strong>e Mama, me<strong>in</strong> Papa!»<br />
Geme<strong>in</strong>same Aktivitäten: Mit Knetmasse<br />
Figuren formen, <strong>die</strong> zum aktuellen<br />
Thema der Spielgruppe <strong>plus</strong> passen, e<strong>in</strong><br />
Lieder-, Vers- oder Geschichtenbuch gestalten,<br />
e<strong>in</strong> Plakat mit Leitsätzen <strong>in</strong> den<br />
Sprachen der <strong>Spielgruppen</strong>k<strong>in</strong>der zusammenstellen<br />
oder Fotoalben kreieren, s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>ige mögliche Aktivitäten, welche man<br />
mit Eltern realisieren kann.<br />
Fachthemen: Zur Unterstützung der Eltern<br />
gehören auch Beiträge zu Themen wie<br />
«Förderung der Muttersprache und des<br />
Deutschen als Zweitsprache», «Sprachkontakt<br />
mit deutschsprachigen K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />
der Nachbarschaft, auf dem Spielplatz»,<br />
«Spiel- und Lernmaterial <strong>für</strong> Vorschulk<strong>in</strong>der»,<br />
«Spielentwicklung von zwei- bis<br />
fünfjährigen K<strong>in</strong>dern», «Me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d kommt<br />
<strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten» usw. Um <strong>die</strong> Sprachverständigung<br />
sicherzustellen, können<br />
professionell Übersetzende oder zweisprachige<br />
Eltern angefragt werden, den<br />
Inhalt summarisch zu übersetzen.<br />
Mehrsprachige Bibliothek: Um <strong>die</strong><br />
Idee e<strong>in</strong>er mehrsprachigen Bibliothek <strong>in</strong><br />
der Spielgruppe zu verwirklichen, fragt <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> Eltern an, ob sie<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag leisten und Bilderbücher aus<br />
ihrem Kulturkreis mitbr<strong>in</strong>gen würden. E<strong>in</strong>e<br />
ideale Gelegenheit zum Ausbau e<strong>in</strong>er eigenen<br />
mehrsprachigen Bibliothek besteht<br />
auch dar<strong>in</strong>, <strong>die</strong> Eltern anzufragen, ob sie<br />
K<strong>in</strong>derbücher gegen Bezahlung besorgen<br />
könnten, zum Beispiel wenn sie <strong>in</strong> ihr Herkunftsland<br />
reisen. Wer über ke<strong>in</strong>e eigenen<br />
Bilderbücher <strong>in</strong> verschiedenen Sprachen<br />
verfügt, kann <strong>in</strong>terkulturelle Bibliotheken<br />
(Bibliomedia, Pestalozzi-Bibliothek Hardau<br />
Zürich, Kanzbi – <strong>in</strong>terkulturelle Bibliothek,<br />
Integrationsbibliothek W<strong>in</strong>terthur;<br />
s. Adressliste S. 39) um e<strong>in</strong>e Ausleihe ersuchen.<br />
Durch solche Aktivitäten kann das<br />
Interesse der Eltern an Büchern wachsen<br />
und sich auf <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der übertragen.<br />
Mögliche Kontaktformen mit<br />
den Eltern<br />
Nachstehend werden e<strong>in</strong>ige Kontaktformen<br />
dargestellt, <strong>die</strong> auf langjährigen<br />
Erfahrungen basieren und sich <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />
mit Eltern bewährt haben.<br />
Erstkontakt: Der Erstkontakt mit Eltern<br />
<strong>die</strong>nt dem gegenseitigen Kennenlernen<br />
und ist entscheidend da<strong>für</strong>, ob <strong>die</strong> Familie<br />
ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> anmeldet.<br />
Begegnet <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
der Familie mit Respekt und signalisiert<br />
Bereitschaft zum Dialog, erleichtert sie<br />
den Eltern und dem K<strong>in</strong>d den Zugang zur<br />
Spielgruppe <strong>plus</strong>.<br />
Die erste Zeit <strong>in</strong> der Spielgruppe kann <strong>für</strong><br />
das K<strong>in</strong>d besonders herausfordernd se<strong>in</strong>.<br />
Zur Information gibt es auch Unterlagen <strong>in</strong><br />
verschiedenen Sprachen (s. S. 39).<br />
Erstbesuch <strong>in</strong> der Spielgruppe <strong>plus</strong>:<br />
E<strong>in</strong> unverb<strong>in</strong>dlicher erster Besuch ermöglicht<br />
den Eltern und ihrem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />
<strong>in</strong> den <strong>Spielgruppen</strong>alltag und hilft<br />
bei der Entscheidung, ob das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Spielgruppe <strong>plus</strong> kommen soll. Deshalb<br />
empfiehlt es sich, e<strong>in</strong>e Besuchsmöglichkeit<br />
anzubieten.<br />
Aufnahmegespräch: Nachdem sich <strong>die</strong><br />
Eltern <strong>für</strong> <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> entschieden<br />
haben, wird e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />
Aufnahmegespräch vere<strong>in</strong>bart.<br />
Auf e<strong>in</strong>em sogenannten Aufnahmebogen<br />
werden alle wichtigen Informationen festgehalten.<br />
(Kopiervorlage s. Anhang)<br />
Grundhaltung während des Gesprächs:<br />
Die Eltern kennen ihr K<strong>in</strong>d am bes ten und<br />
wissen, was es gerne mag, wann es vor jemandem<br />
Scheu empf<strong>in</strong>det oder wie es sich<br />
beruhigen lässt. Aufschlussreich ist,<br />
> <strong>die</strong> Eltern über <strong>die</strong> ersten Lebensjahre<br />
ihres K<strong>in</strong>des, den Familienh<strong>in</strong>tergrund,
<strong>die</strong> Geschwisterstellung und <strong>die</strong><br />
Gesundheit des K<strong>in</strong>des berichten zu<br />
lassen,<br />
> <strong>die</strong> Eltern nach Wünschen und Erwartungen<br />
an <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> sowie<br />
nach Vorlieben und Begabungen<br />
ihres K<strong>in</strong>des zu fragen,<br />
> den Eltern Struktur und Organisation<br />
zu erläutern,<br />
> <strong>die</strong> Eltern über <strong>die</strong> Ziele und den Nutzen<br />
e<strong>in</strong>er gezielten Sprachförderung<br />
sowie <strong>die</strong> Bedeutung der Erstsprache<br />
<strong>für</strong> den Deutscherwerb zu <strong>in</strong>formieren,<br />
> <strong>die</strong> E<strong>in</strong>gewöhnungsphase des K<strong>in</strong>des<br />
(<strong>in</strong> <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong>) mit den Eltern<br />
zu besprechen.<br />
S<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Eltern mit den Bed<strong>in</strong>gungen der<br />
Spielgruppe <strong>plus</strong> e<strong>in</strong>verstanden, unterschreiben<br />
sie und <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung mit den abgemachten<br />
Zeiten.<br />
Individuelles Elterngespräch: E<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles<br />
Elterngespräch ermöglicht der<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> und den Eltern, sich<br />
über <strong>die</strong> Bef<strong>in</strong>dlichkeit des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> der<br />
Spielgruppe <strong>plus</strong> offen auszutauschen.<br />
E<strong>in</strong> solches Gespräch sollte m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>mal pro Jahr mit allen Eltern durchgeführt<br />
werden.<br />
Gesprächsvorbereitung: Vorgängig klärt<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> ab, ob <strong>die</strong> Familie<br />
e<strong>in</strong>e Übersetzungshilfe wünscht und ob<br />
<strong>die</strong>se mit der Anwesenheit der übersetzenden<br />
Person e<strong>in</strong>verstanden ist. Es lohnt<br />
sich, <strong>die</strong> Vorbereitung schriftlich festzuhalten.<br />
Folgende Fragen können dabei<br />
hilfreich se<strong>in</strong>:<br />
> Was weiss ich über das K<strong>in</strong>d und über<br />
<strong>die</strong> Familie?<br />
> Was muss ich noch wissen, um das<br />
K<strong>in</strong>d und se<strong>in</strong>e Familie besser verstehen<br />
zu können und um das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />
Spielgruppe optimal zu fördern?<br />
> Was braucht das K<strong>in</strong>d unmittelbar?<br />
> Wie kann ich das K<strong>in</strong>d unterstützen,<br />
was können <strong>die</strong> Eltern tun?<br />
> Müssen weitere Fachpersonen<br />
beigezogen werden?<br />
(Kopiervorlage s. Anhang)<br />
Gesprächsablauf: Im Anschluss an <strong>die</strong> Begrüssung<br />
fragt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Eltern, wie sie ihr K<strong>in</strong>d zu Hause erleben,<br />
seit es <strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> besucht. Es ist<br />
wichtig, Eltern aufmerksam zuzuhören und<br />
sie nicht zu unterbrechen. Danach berichtet<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>, wie sich das<br />
K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Gruppe verhält, zu welchen<br />
K<strong>in</strong>dern es Kontakt gefunden hat, was es<br />
gerne macht usw. Am Schluss bespricht<br />
sie zusammen mit den Eltern das weitere<br />
Vorgehen, klärt allfällige Unklarheiten und<br />
nimmt Anliegen entgegen.<br />
Nachbereitung: Es hat sich bewährt, <strong>die</strong><br />
wichtigsten Punkte e<strong>in</strong>es Gesprächs unmittelbar<br />
danach schriftlich festzuhalten.<br />
Solche Gespräche fördern den Dialog und<br />
sollten mit allen Eltern geführt werden,<br />
nicht nur bei Schwierigkeiten.<br />
Bei der Nachbereitung können Antworten<br />
auf folgende Fragen festgehalten werden:<br />
> Wie verlief das Gespräch?<br />
> Haben <strong>die</strong> Eltern Anliegen, Wünsche,<br />
Sorgen geäussert?<br />
> Gibt es Unklarheiten?<br />
> Welche nächsten Schritte wurden<br />
mit den Eltern vere<strong>in</strong>bart? Was tut<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>, was tun <strong>die</strong><br />
Eltern, um das K<strong>in</strong>d zu fördern?<br />
(Kopiervorlage s. Anhang)<br />
Es kann komplizierte Situationen geben,<br />
<strong>die</strong> den Beizug e<strong>in</strong>er weiteren Fachperson<br />
erfordern. Bei Bedarf kann <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
<strong>für</strong> Gespräche e<strong>in</strong>e Fachperson<br />
beiziehen; das Amt <strong>für</strong> Jugend- und<br />
Berufsberatung bietet Unterstützung.<br />
Gelegenheitsgespräche: Gespräche<br />
«zwischen Tür und Angel» s<strong>in</strong>d Bestandteil<br />
der regelmässigen Arbeit <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong>. Dabei handelt es sich um <strong>die</strong> Zeit vor<br />
Beg<strong>in</strong>n oder nach Abschluss des <strong>Spielgruppen</strong>besuchs,<br />
wenn das K<strong>in</strong>d von der<br />
Mutter, dem Vater oder e<strong>in</strong>er anderen Erziehungsperson<br />
gebracht bzw. abgeholt<br />
wird. Solche Übergabezeiten eignen sich<br />
nicht <strong>für</strong> grundlegende Gespräche, s<strong>in</strong>d<br />
aber e<strong>in</strong>e Möglichkeit, mit den Eltern <strong>in</strong><br />
Kontakt zu bleiben.<br />
Diese Gesprächsform wird von den Eltern<br />
geschätzt. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> soll zu<br />
verstehen geben, dass Tür- und Angelgespräche<br />
<strong>für</strong> alle möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Es kann vorkommen, dass manche e<strong>in</strong>gewanderte<br />
Eltern am Anfang eher zurückhaltend<br />
auf solche spontanen Gespräche<br />
reagieren. Oft hängt <strong>die</strong>s mit der<br />
Sprachunsicherheit zusammen. Der konkrete<br />
E<strong>in</strong>stieg gel<strong>in</strong>gt über <strong>die</strong> natürlichen<br />
zwischenmenschlichen Kontaktformen,<br />
durch Spontaneität, Herzlichkeit, Offenheit<br />
(z. B. <strong>in</strong>dem den Eltern gemalte Bilder,<br />
Zeichnungen oder Bastelarbeiten, Puzzle<br />
und Legokonstruktionen ihres K<strong>in</strong>des<br />
gezeigt werden). Durch häufige Begegnungen<br />
und Kontakte erfahren <strong>die</strong> Eltern,<br />
dass <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit<br />
<strong>in</strong>teressiert ist und sie am<br />
Geschehen teilhaben lässt.<br />
Wollen Eltern wichtige Fragen im Tür- und<br />
Angelgespräch ansprechen, weist <strong>die</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> sie auf das Angebot<br />
der <strong>in</strong>dividuellen Elterngespräche h<strong>in</strong>.<br />
Stets sollte sich <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
vergegenwärtigen, dass e<strong>in</strong>gewanderte<br />
Eltern <strong>die</strong> deutsche Sprache oft gut verstehen,<br />
sich jedoch nicht ausdrücken<br />
können. Es empfiehlt sich daher, e<strong>in</strong> korrektes<br />
Deutsch zu sprechen, als ob das<br />
31
32 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Gegenüber ebenfalls deutschsprachig<br />
wäre. Allerd<strong>in</strong>gs soll man der unterschiedlich<br />
geprägten Körpersprache bewusst<br />
Rechnung tragen. E<strong>in</strong> Beispiel: Je nach<br />
Herkunft reagieren <strong>die</strong> Eltern auf e<strong>in</strong>e Aussage<br />
der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
zustimmenden Kopfnicken, auch wenn<br />
das Gesagte nicht <strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>ne ist. In<br />
solchen Situationen stellt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
beispielsweise durch Nachfragen<br />
sicher, dass ke<strong>in</strong>e Unklarheiten oder<br />
Missverständnisse bestehen.<br />
Besuche <strong>in</strong> der Familie des K<strong>in</strong>des:<br />
Für manche (vor allem e<strong>in</strong>gewanderte) Eltern<br />
ist Gastfreundschaft selbstverständlich.<br />
Es kann vorkommen, dass <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
nach Hause e<strong>in</strong>geladen<br />
wird. Hausbesuche ermöglichen e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> Familie bzw. <strong>in</strong> <strong>die</strong> Lebenswelt<br />
des K<strong>in</strong>des und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit<br />
zur Vertiefung der Zusammenarbeit.<br />
Trotzdem sollten nur ausdrückliche<br />
E<strong>in</strong>ladungen zu e<strong>in</strong>em Hausbesuch angenommen<br />
werden.<br />
In Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em Hausbesuch<br />
sollten folgende Punkte beachtet werden:<br />
> Klären, ob <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> alle<strong>in</strong><br />
oder mit den <strong>Spielgruppen</strong>k<strong>in</strong>dern<br />
h<strong>in</strong>gehen soll; und ob <strong>die</strong> übrigen Eltern<br />
damit e<strong>in</strong>verstanden s<strong>in</strong>d, dass ihr K<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>e andere Familie besuchen darf.<br />
> Vorgängig mit der Gastgeberfamilie<br />
<strong>die</strong> Besuchszeiten und <strong>die</strong> Anzahl<br />
Gäste besprechen.<br />
> Die familiären Gewohnheiten respektieren,<br />
wie zum Beispiel Schuhe vor<br />
der Haustüre ausziehen, warten, bis<br />
der Gastgeber e<strong>in</strong>en Sitzplatz offeriert,<br />
das angebotene Getränk höflich<br />
annehmen oder ablehnen usw.<br />
> Wenn gewisse Verhaltensweisen nicht<br />
verstanden oder nachvollzogen werden<br />
können, nachfragen und um e<strong>in</strong>e<br />
Erklärung bitten.<br />
> Die abgemachte Besuchszeit mög-<br />
lichst nicht überschreiten.<br />
> Zum Dank eventuell e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Ge-<br />
schenk mitbr<strong>in</strong>gen.<br />
Sich über kulturelle Gepflogenheiten des<br />
Herkunftslandes zu <strong>in</strong>formieren, ist <strong>für</strong> das<br />
Gespräch nützlich. Es empfiehlt sich, den<br />
Gastgebern geduldig zuzuhören und bei<br />
Unsicherheiten mit eigenen Urteilen und<br />
Kommentaren möglichst zurückhaltend<br />
und neutral zu se<strong>in</strong>.<br />
Elternabende organisieren: An Elternabenden<br />
(e<strong>in</strong>- bis zweimal pro <strong>Spielgruppen</strong>jahr)<br />
<strong>in</strong>formiert <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
über den <strong>Spielgruppen</strong>alltag und gibt<br />
e<strong>in</strong>en kurzen Input zu e<strong>in</strong>em Thema wie<br />
Spracherwerb, Spielentwicklung, Gesundheit,<br />
Ernährung, Me<strong>die</strong>nkonsum usw.<br />
an. Je nach Thematik lädt sie e<strong>in</strong>e Fachperson<br />
e<strong>in</strong>. Solche Anlässe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Gelegenheit,<br />
andere Eltern kennenzulernen<br />
und sich mit ihnen über Erziehungsfragen<br />
auszutauschen.<br />
E<strong>in</strong> Elternanlass muss nicht zw<strong>in</strong>gend<br />
am Abend stattf<strong>in</strong>den und kann auch an<br />
e<strong>in</strong>em Samstagvormittag durchgeführt<br />
werden. In der Regel s<strong>in</strong>d am Wochenende<br />
<strong>die</strong> Eltern oder <strong>die</strong> Erziehungsberechtigten<br />
zu Hause und können den Anlass<br />
besuchen. Es bewährt sich, bei solchen<br />
Anlässen e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>derhüte<strong>die</strong>nst zu organisieren<br />
und <strong>die</strong>s den Eltern auf der E<strong>in</strong>ladung<br />
mitzuteilen. So können <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />
und ihre Geschwister mitkommen.<br />
Die E<strong>in</strong>ladung zum Elternabend sollte<br />
schriftlich erfolgen. Eltern, <strong>die</strong> den Anmeldetalon<br />
nicht zurückbr<strong>in</strong>gen, werden telefonisch<br />
kontaktiert und nach den Gründen<br />
gefragt. So erfährt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>,<br />
was <strong>die</strong> Eltern an e<strong>in</strong>er Teilnahme h<strong>in</strong>dert.<br />
E<strong>in</strong>e sorgfältige Vorbereitung und e<strong>in</strong>e<br />
strukturierte Leitung bilden <strong>die</strong> Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en gelungenen Elternabend<br />
oder -morgen.<br />
Planung und Vorbereitung e<strong>in</strong>es Elternanlasses:<br />
E<strong>in</strong>e kurze Vorstellungsrunde<br />
und e<strong>in</strong> Informationsteil werden durch<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> vorbereitet. Das<br />
Fachthema und <strong>die</strong> Aktivitäten der Eltern<br />
bilden den Hauptteil und runden den Elternabend<br />
ab. Auf folgende Punkte gilt es<br />
zu achten:<br />
> E<strong>in</strong>fache und klare Formulierungen<br />
wählen und kurze Pausen e<strong>in</strong>schalten,<br />
damit <strong>die</strong> Aussagen bei Bedarf <strong>in</strong><br />
andere Sprachen übersetzt werden<br />
können.<br />
> Diskussionsgruppen bilden, um <strong>die</strong><br />
Kommunikation unter den Eltern zu<br />
erleichtern.<br />
> Eltern gleicher Herkunftssprache <strong>in</strong><br />
Gruppen zusammennehmen und <strong>in</strong><br />
ihrer Sprache diskutieren lassen.<br />
> Der Anlass sollte höchstens zwei<br />
Stunden dauern.<br />
> Getränke und Snacks bereitstellen.<br />
Da<strong>für</strong> kann <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Eltern um Unterstützung bitten,<br />
sie helfen <strong>in</strong> der Regel gerne.<br />
> Zum Schluss sich bei den Eltern <strong>für</strong><br />
den Besuch und <strong>die</strong> gute Zusammenarbeit<br />
bedanken.<br />
Kulturelle Anlässe und Ausflüge: Geme<strong>in</strong>same<br />
Besuche mit Eltern und K<strong>in</strong>dern<br />
von kulturellen Veranstaltungen wie<br />
Konzerten, Theater, Museen oder geme<strong>in</strong>same<br />
Ausflüge und Wanderungen bereichern<br />
den <strong>Spielgruppen</strong>alltag. Bei der<br />
Planung soll stets auch <strong>die</strong> f<strong>in</strong>anzielle Situation<br />
der Eltern berücksichtigt werden.<br />
Es bietet sich an, Sehenswürdiges der näheren<br />
Umgebung geme<strong>in</strong>sam zu erleben<br />
und neu zu entdecken. Solche Aktivitäten<br />
können zum Beispiel mit der Geburtstags-
feier e<strong>in</strong>es <strong>Spielgruppen</strong>k<strong>in</strong>des verbunden<br />
werden. Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> lädt <strong>die</strong><br />
Eltern e<strong>in</strong>, als Gäste teilzunehmen und <strong>für</strong><br />
alle e<strong>in</strong>en Kuchen mitzubr<strong>in</strong>gen. Ausserdem<br />
kann <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> Eltern<br />
auch anfragen, ob sie zusammen mit<br />
ihr Ausflüge organisieren und durchführen<br />
könnten.<br />
Eltern<strong>in</strong>itiative «Gesunde Snacks»:<br />
Die <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> lädt e<strong>in</strong>e Fachperson<br />
e<strong>in</strong>, um den Eltern Tipps <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
gesunde Ernährung zu vermitteln und bittet<br />
<strong>die</strong> Eltern, eigene Rezepte mitzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Mütter und Väter aus verschiedenen<br />
Ländern bereiten beispielsweise geme<strong>in</strong>sam<br />
e<strong>in</strong> gesundes Znüni zu.<br />
E<strong>in</strong> Elterncafé <strong>in</strong>itiieren: Geme<strong>in</strong>sam<br />
mit e<strong>in</strong>er Fachstelle oder mit Hilfe der Eltern<br />
organisiert <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>mal im Quartal e<strong>in</strong> Elterncafé. Ziel ist<br />
Quellenverzeichnis<br />
Ben Jelloun, T. (2004): Papa, was ist e<strong>in</strong><br />
Fremder? Gespräch mit me<strong>in</strong>er Tochter.<br />
Re<strong>in</strong>bek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch<br />
Verlag.<br />
Elfert, M./Rabk<strong>in</strong>, G. (2009: 107–119):<br />
Family Literacy, <strong>in</strong>: Fürstenau, S./Gomolla,<br />
M. (Hrsg.): Migration und schulischer<br />
Wandel: Elternbeteiligung. Wiesbaden: VS<br />
Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften.<br />
Fromm, E. (2007): Haben oder Se<strong>in</strong>. Die<br />
seelischen Grundlagen e<strong>in</strong>er neuen Gesellschaft.<br />
München: Deutscher Taschenbuch<br />
Verlag.<br />
Honkanen-Schoberth, P. (2005): Starke<br />
K<strong>in</strong>der brauchen starke Eltern – Der Elternkurs<br />
des Deutschen K<strong>in</strong>derschutzbundes.<br />
Stuttgart: Urania Verlag.<br />
es, den Eltern Gelegenheit zu geben, sich<br />
ungezwungen über Erziehungsthemen<br />
auszutauschen, <strong>die</strong> sie gerade beschäftigen.<br />
Oder <strong>die</strong> Eltern br<strong>in</strong>gen ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> Spielgruppe <strong>plus</strong> und diskutieren anschliessend<br />
bei e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Kaffeerunde<br />
mite<strong>in</strong>ander. Wichtig ist, dass<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> <strong>die</strong> Eltern vor<br />
allem am Anfang aktiv zum Kaffee e<strong>in</strong>lädt.<br />
E<strong>in</strong>ige Eltern reagieren möglicherweise<br />
eher zurückhaltend und sollten ermuntert<br />
werden, erste, oft sprachbed<strong>in</strong>gte Hürden<br />
zu überw<strong>in</strong>den und zum «Elterncafé» zu<br />
kommen. Das Elterncafé kann abwechselnd<br />
von Eltern oder e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />
Person betreut werden.<br />
Gesprächskreise zu Erziehungsfragen:<br />
Geleitete Gesprächskreise s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />
andere Möglichkeit der Zusammenarbeit<br />
und können <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Spielgruppe<br />
<strong>plus</strong> oder zusammen mit anderen Spiel-<br />
Hüsler, S. (2009): K<strong>in</strong>derverse aus vielen<br />
Ländern. Freiburg im Breisgau: Lambertus<br />
Verlag.<br />
IG <strong>Spielgruppen</strong> Schweiz (2008): Elternarbeit,<br />
Elternmitwirkung <strong>in</strong> der Spielgruppe.<br />
Dübendorf: IG <strong>Spielgruppen</strong> Schweiz<br />
GmbH. Sonderheft 6.<br />
Nodari, C./De Rosa, R. (2003): Mehrsprachige<br />
K<strong>in</strong>der – e<strong>in</strong> Ratgeber <strong>für</strong> Eltern und<br />
andere Bezugspersonen. Bern/Stuttgart/<br />
Wien: Haupt Verlag.<br />
Preiss<strong>in</strong>g, Ch./Wagner, P. (2003, Hrsg.):<br />
Kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der – ke<strong>in</strong>e Vorurteile? Interkulturelle<br />
und vorurteilsbewusste Arbeit <strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten. Freiburg/Basel/Wien:<br />
Herder Verlag.<br />
gruppen stattf<strong>in</strong>den. Die Leitung kann<br />
zum Beispiel e<strong>in</strong>er Fachstelle übertragen<br />
werden. Zusätzlich übernehmen <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Vermittelnde <strong>die</strong> Übersetzung <strong>für</strong><br />
Eltern ohne Deutschkenntnisse. Die Eltern<br />
werden schriftlich, wenn möglich <strong>in</strong> ihrer<br />
Familiensprache angeschrieben und auf<br />
das Angebot aufmerksam gemacht. Bei<br />
Bedarf kontaktiert <strong>die</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Vermittlungsperson<br />
<strong>die</strong> Eltern und erläutert<br />
ihnen, wie e<strong>in</strong> solcher Gesprächskreis abläuft<br />
und weshalb sie teilnehmen sollten.<br />
Die Themen schlägt <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Absprache mit der <strong>in</strong>terkulturellen<br />
Vermittler<strong>in</strong> vor oder <strong>die</strong> Eltern br<strong>in</strong>gen<br />
eigene Themen und Fragen e<strong>in</strong>. Die Gesprächskreise<br />
sollten <strong>in</strong> wiederkehrenden<br />
Abständen und über e<strong>in</strong>e längere Zeitspanne<br />
durchgeführt werden.<br />
R<strong>in</strong>gler, M./Küpelikil<strong>in</strong>c, N./Mass<strong>in</strong>gue,<br />
E./Corvera Vergas, M./Ndouop-Kalajian,<br />
R. (2004): Kompetent mehrsprachig –<br />
Sprachförderung und <strong>in</strong>terkulturelle Erziehung<br />
im K<strong>in</strong>dergarten. Frankfurt a. M.:<br />
Brandes & Apsel Verlag.<br />
Schlösser, E. (2004): Zusammenarbeit mit<br />
Eltern – <strong>in</strong>terkulturell. Band 1: Informationen<br />
und Methoden <strong>für</strong> K<strong>in</strong>dergarten,<br />
Grundschule und Familienbildung. Münster:<br />
Ökotopia Verlag.<br />
Ulich, M./Oberhuemer, P./Solten<strong>die</strong>ck, M.<br />
(2007): Die Welt trifft sich im K<strong>in</strong>dergarten<br />
– Interkulturelle Arbeit und Sprachförderung<br />
<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen. Bern:<br />
Haupt Verlag.<br />
33
34 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Schulung, Fortbildung und Coach<strong>in</strong>g<br />
von <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
Regula C<strong>in</strong>cera, Theo Wirth<br />
Erfahrungen aus der Pilotphase<br />
Für <strong>die</strong> spezifische Sprachförderung im<br />
Pilotprojekt Spielgruppe <strong>plus</strong> wurden<br />
ausgewählte Bauste<strong>in</strong>e des Sprachförderprogramms<br />
Kon-Lab e<strong>in</strong>gesetzt (s. S. 16).<br />
Entsprechend wurden <strong>die</strong> am Projekt<br />
beteiligten <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen durch<br />
Fachleute <strong>in</strong> das Kon-Lab-Programm e<strong>in</strong>geführt<br />
und während der Pilotphase bei<br />
Bedarf gecoacht. Dieses Kapitel stützt<br />
sich auf Beobachtungen, Erfahrungen,<br />
Erkenntnisse aus der Pilotphase und<br />
auf das Fachwissen von Dozierenden<br />
oder Mitarbeitende rund um das Thema<br />
«Sprachförderung im Vorschulalter». Beschrieben<br />
werden Form, zeitlicher Rahmen<br />
und Inhalt der damaligen Schulung<br />
von <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen.<br />
Der Ansatz von Kon-Lab basiert auf dem<br />
impliziten Lernen des K<strong>in</strong>des und der Fähigkeit<br />
des Gehirns, Regeln durch geeignete<br />
Angebote selber zu erwerben und<br />
anzuwenden. Neben der Erweiterung des<br />
«Weltwissens» des K<strong>in</strong>des und des entsprechenden<br />
Wortschatzes geht es um<br />
grammatikalische Regeln der deutschen<br />
Sprache.<br />
Institutionen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Zukunft Schulungen,<br />
Weiterbildungen und Coach<strong>in</strong>g zur<br />
Sprachförderung <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> anbieten,<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen, <strong>die</strong> Erfahrungen<br />
aus der Pilotphase zu nutzen und <strong>die</strong> Angebote<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Organisation und Struktur<br />
Personelle Organisation: Die relativ<br />
knapp bemessene Grundausbildung<br />
wurde während der Pilotphase von zwei<br />
Personenkreisen geleistet: jemandem aus<br />
dem Kon-Lab-Team und zwei Fachpersonen,<br />
welche mit Kon-Lab vertraut s<strong>in</strong>d<br />
und <strong>die</strong> Fortbildung und das Coach<strong>in</strong>g<br />
durchführten. Diese personelle Organisationsform<br />
hat sich bewährt und empfiehlt<br />
sich auch <strong>für</strong> künftige Schulungen von<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen.<br />
Inhaltliche Struktur: Für alle <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
erfolgte <strong>die</strong> Grundausbildung<br />
<strong>in</strong> drei geme<strong>in</strong>samen Kursen. Die<br />
Fortbildung umfasste drei weitere Kurse<br />
und betraf den gleichen Personenkreis.<br />
Das Coach<strong>in</strong>g war aufgeteilt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en<br />
und e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Bereich,<br />
währenddessen e<strong>in</strong>e der Fachpersonen<br />
<strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>zeln bei ihrer<br />
Arbeit besuchte.<br />
Zeitliche Struktur: Die drei Kurse der<br />
Grundausbildung waren mit dem Beg<strong>in</strong>n<br />
der <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> koord<strong>in</strong>iert. Der<br />
erste Kurs, durchgeführt von e<strong>in</strong>er Fachperson<br />
des Lernprogramms, fand e<strong>in</strong>ige<br />
Zeit vorher statt, <strong>die</strong> beiden weiteren Kurse<br />
erfolgten im Abstand von etwa e<strong>in</strong>em<br />
Monat kurz vor und kurz nach Beg<strong>in</strong>n der<br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong>.<br />
Kurs 1 – E<strong>in</strong>führungskurs: Sprachförderung<br />
<strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> nach<br />
dem Lernprogramm KonLab<br />
Dauer: 1 Tag<br />
Leitung: Fachperson des Lernprogramms<br />
Besprechung und Darstellung der theoretischen<br />
Grundlagen des frühk<strong>in</strong>dlichen<br />
Spracherwerbs und der Umsetzung <strong>in</strong> der<br />
Praxis: Der Erwerb grundlegender Regeln<br />
der Erstsprache, hier des Deutschen, ist<br />
e<strong>in</strong> weiteres zentrales Thema. Im Unterschied<br />
zur alltäglichen Auffassung gilt,<br />
dass das K<strong>in</strong>d etwa bis zum Ende des<br />
dritten Lebensjahres neben dem Wortschatz<br />
auch <strong>die</strong> Grammatik der Erstsprache<br />
zu e<strong>in</strong>em grossen Teil erwirbt – und<br />
zwar durch se<strong>in</strong> eigenes aktives Sprachvermögen<br />
(s. S. 6).<br />
Es geht darum, <strong>die</strong>se Erkenntnisse auf<br />
den Deutscherwerb von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern<br />
nicht deutscher Erstsprache zu übertragen.<br />
K<strong>in</strong>der, <strong>die</strong> bereits e<strong>in</strong>e Erstsprache<br />
sprechen, müssen – <strong>in</strong> Anpassung an ihr<br />
Alter – <strong>die</strong> neue Sprache, den Wortschatz<br />
und <strong>die</strong> Grammatik nach bestimmten<br />
Kriterien und Methoden erwerben. Inhalt<br />
und Abfolge des Zweitspracherwerbs<br />
werden dargestellt. E<strong>in</strong>en zentralen Punkt<br />
bilden <strong>die</strong> Auswirkungen, welche sich bei<br />
nicht geförderten K<strong>in</strong>dern, <strong>in</strong>folge des<br />
Sprachmankos, im Schulalltag zeigen,<br />
etwa im Mathematikunterricht. Denn Risiken<br />
<strong>für</strong> den Schulerfolg zeichnen sich<br />
bereits Jahre vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ab.<br />
Weitere Themen s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Verwendung der<br />
Standardsprache <strong>in</strong> der Deutschförderung<br />
sowie allgeme<strong>in</strong>e Fördergrundsätze, <strong>die</strong><br />
über das re<strong>in</strong> Sprachliche h<strong>in</strong>ausgehen.<br />
Der zweite Teil befasst sich mit den zahlreichen<br />
Materialien, Hilfsmitteln und Spielen,<br />
welche das Lernprogramm be<strong>in</strong>haltet.<br />
Die Kursteilnehmer<strong>in</strong>nen erhalten Gelegenheit,<br />
sich praktisch damit ause<strong>in</strong>anderzusetzen.<br />
Kurs 2 – Das Lernprogramm <strong>in</strong> der<br />
Praxis der Spielgruppe: Anwendung<br />
der erworbenen Kenntnisse<br />
Dauer: 1 Halbtag<br />
Leitung: Fachperson, <strong>die</strong> mit dem Lernprogramm<br />
vertraut ist<br />
Theoretische Grundlagen des Lernprogramms,<br />
Verdeutlichung/Vertiefung und<br />
Anpassung an <strong>die</strong> Bedürfnisse der Teilnehmer<strong>in</strong>nen:<br />
Im Zentrum stehen grundsätzliche<br />
Basis<strong>in</strong>formationen zu den Fragen:<br />
Wie erlernen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der ihre Erstsprache<br />
und wie verläuft ihre Sprachentwicklung?<br />
Der Spracherwerb mit se<strong>in</strong>en diversen<br />
Phasen und <strong>die</strong> besondere Bedeutung<br />
der frühen Phasen vor dem K<strong>in</strong>dergarten
waren Hauptthema des ersten Kurses. Erfahrungen<br />
haben gezeigt, dass es e<strong>in</strong>em<br />
Bedürfnis entspricht, <strong>die</strong> anspruchsvolle<br />
Thematik nochmals im eigenen Tempo<br />
zu besprechen, Fragen zu stellen und im<br />
Blick auf <strong>die</strong> Tätigkeit zu verdeutlichen<br />
und zu vertiefen. Zwei Teilthemen haben<br />
sich als wichtig erwiesen: <strong>die</strong> Rolle des<br />
(unbewussten) Grammatikerwerbs des<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>des sowie <strong>die</strong> aller Grammatik<br />
zugrunde liegenden sprachrhythmischen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien des Deutschen.<br />
Dass <strong>in</strong> jeder Sprache <strong>die</strong> Grammatik<br />
so normal und unumgänglich wie der<br />
Wortschatz ist, dass jedes normal entwickelte<br />
K<strong>in</strong>d beides zusammen erwirbt,<br />
dass es also selbsttätig alle notwendigen<br />
Sprachregeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er natürlichen Abfolge<br />
entdeckt und zu se<strong>in</strong>em eigenen geistigen<br />
Besitz macht, kann anhand e<strong>in</strong>es<br />
Beispiels veranschaulicht werden: E<strong>in</strong><br />
Schweizer Mädchen im Alter von drei<br />
Jahren und e<strong>in</strong>em Monat geht mit se<strong>in</strong>em<br />
Grossvater Pilze suchen; mitten im Wald<br />
me<strong>in</strong>t <strong>die</strong> Kle<strong>in</strong>e: «Wänn du mit mil go Pilz<br />
sueche gaasch, dänn han i di uu fescht<br />
gään.» Interessant ist nicht <strong>die</strong> noch fehlende<br />
Beherrschung des Lautes «r», sondern<br />
<strong>die</strong> sichere Beherrschung der Grammatik;<br />
e<strong>in</strong>ige Belege:<br />
> Differenzierung von E<strong>in</strong>zahl/Mehrzahl<br />
(Pilz ohne Artikel ist im Deutschen<br />
Mehrzahl).<br />
> Beherrschung der Fälle (mil ist Dativ<br />
wegen der Präposition «mit», di ist<br />
Akkusativ).<br />
> Übere<strong>in</strong>stimmung von Subjekt und<br />
Prädikat (du … gaasch, … han i).<br />
> Nebensatzkenntnis (wänn, <strong>in</strong> Korrespondenz<br />
zum weit entfernten (!) dänn<br />
im Hauptsatz).<br />
> Beherrschungen der schwierigen<br />
deutschen Wortstellung <strong>in</strong> Neben-<br />
bzw. Hauptsätzen: Schlussstellung<br />
des Prädikats im Nebensatz (wänn du<br />
… gahsch,), Zweitstellung des Prädikats<br />
im Hauptsatz (dänn han i …).<br />
Auch wenn das Beispiel dem Schweizerdeutschen<br />
entstammt (<strong>für</strong> <strong>die</strong> Deutschförderung<br />
ist Standarddeutsch zu empfehlen,<br />
s. S. 9), <strong>die</strong> «Grammatik» verliert mit<br />
e<strong>in</strong>em solchen Beispiel ihre Schrecken.<br />
Sie entpuppt sich nicht als Sache von<br />
mühsamen Regeln späterer Schuljahre,<br />
sondern jedes junge K<strong>in</strong>d beherrscht sie<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Muttersprache und kann/muss<br />
sie auch <strong>in</strong> der Zweitsprache (hier also<br />
Deutsch) lernen.<br />
Handhabung des Lernprogramms<br />
im Praxisalltag: Die zentrale Rolle der<br />
sprach rhythmischen Pr<strong>in</strong>zipien der deutschen<br />
Sprache bilden den Ausgangspunkt<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Erarbeitung der praktischen<br />
Aufgaben. E<strong>in</strong> deutschsprachiges Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d<br />
erwirbt bereits <strong>in</strong> der Lallphase <strong>die</strong><br />
wichtigsten Rhythmus-/Betonungsregeln,<br />
von denen aus es später <strong>die</strong> Wörter<br />
und <strong>die</strong> Grammatik aufbaut. Mit dem<br />
Kon-Lab-Verfahren erlernen und üben<br />
(fremdsprachige) K<strong>in</strong>der auf spielerische<br />
Weise <strong>in</strong> gezielter und geraffter Nachbildung<br />
anhand des Clipp<strong>in</strong>g-Spiels (s. S. 6)<br />
den deutschen Sprachrhythmus. Darauf<br />
bauen Spiele und Übungen mit Verkle<strong>in</strong>erungen,<br />
Differenzierung von E<strong>in</strong>- und<br />
Mehrzahl, Verb-Ableitungen, Bildung von<br />
zusammengesetzten Wörtern und allfälligem<br />
Gebrauch von Artikeln auf.<br />
Diese fünf Bereiche zählen zu den wichtigsten<br />
der ersten Förderungsstufe, <strong>die</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> erreicht werden kann.<br />
Je nach Bedürfnis der K<strong>in</strong>der stehen weitere<br />
Elemente zur Verfügung. Anhand der<br />
Kon-Lab-Materialien, <strong>die</strong> aus der eigenen<br />
Spielgruppe mitgebracht werden und<br />
e<strong>in</strong>es zusätzlichen Skripts der Kursleitung<br />
wird das erste Lernmodul, das Clipp<strong>in</strong>g-<br />
Verfahren, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung <strong>in</strong> der Spielgruppe<br />
erarbeitet.<br />
Aufgezeigt werden auch diverse Möglichkeiten,<br />
wie <strong>die</strong> Arbeit an der Sprache <strong>in</strong><br />
den <strong>Spielgruppen</strong>ablauf e<strong>in</strong>gebettet werden<br />
kann.<br />
Hilfsmittel und Literatur <strong>für</strong> <strong>die</strong> praktische<br />
Umsetzung: Die Kursteilnehmer<strong>in</strong>nen erhalten<br />
CDs und DVDs, <strong>die</strong> Kon-Lab zur<br />
Verfügung stellt.<br />
Zeitliche Planung des Coach<strong>in</strong>gs: Die Bereiche<br />
«Fortbildung und Coach<strong>in</strong>g» und das<br />
E<strong>in</strong>zelcoach<strong>in</strong>g der Kurse 4 bis 6 werden<br />
vorgestellt, diskutiert und zeitlich festgelegt.<br />
Kurs 3 – Erweiterung des Förderansatzes<br />
<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />
Dauer: 1 Halbtag<br />
Leitung: Fachperson aus der Praxis<br />
Transfer der Theorie <strong>in</strong> den <strong>Spielgruppen</strong>alltag:<br />
Die didaktischen Werkzeuge zur<br />
Unterstützung der Sprachaneignung und<br />
-vertiefung werden <strong>in</strong> der Arbeit mit K<strong>in</strong>dern<br />
umgesetzt. Alle Situationen des Alltags<br />
werden da<strong>für</strong> genutzt: An- und Ausziehen,<br />
Essen, Basteln, Händewaschen,<br />
Spazierengehen, geme<strong>in</strong>schaftliches Spie -<br />
len. Immer, wenn Sprache beteiligt ist, <strong>die</strong>nt<br />
<strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen das Wissen über<br />
den Spracherwerb und e<strong>in</strong>e angepasste<br />
Sprachförderung.<br />
Grundlage des Lernens und des Spracher<br />
werbs: Sprachförderung setzt beim<br />
Zusammenleben, bei der Freude am<br />
geme<strong>in</strong>samen Erleben und Entdecken,<br />
bei verschiedenen «k<strong>in</strong>derlebensnahen»<br />
Themen und Interessensbereichen an.<br />
Weil mehr und genauer mite<strong>in</strong>ander ausgetauscht<br />
wird, entsteht e<strong>in</strong>e Kommunikation,<br />
<strong>die</strong> immer breiter wird. Dabei suchen<br />
<strong>die</strong> K<strong>in</strong>der nach Wörtern und lernen neue<br />
35
36 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Wörter. Sie lernen, wie Wörter funktionieren,<br />
wie sie verändert oder zu Aussagen<br />
und Sätzen verbunden werden können.<br />
Durch <strong>die</strong> unterschiedliche Art, wie Sprache<br />
e<strong>in</strong>gesetzt und angeboten wird, kann<br />
jedes K<strong>in</strong>d auf se<strong>in</strong>e Weise entnehmen,<br />
was es gerade braucht.<br />
Von grosser Bedeutung ist <strong>die</strong> Begeisterung,<br />
mit der <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
spricht oder erzählt. Sie soll deshalb aus<br />
der Flut von Bilderbüchern, Versen und<br />
Ma te rialien das auswählen, was ihr richtig<br />
sche<strong>in</strong>t.<br />
Sprachliche «Angebote» haben grössere<br />
Erfolgschancen, wenn sie<br />
> oft wiederholt werden,<br />
> Vergleichsmöglichkeiten oder Kon-<br />
traste be<strong>in</strong>halten,<br />
> <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>heiten und ohne viel<br />
Ablenkung erfolgen.<br />
Bevor das Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d zu sprechen beg<strong>in</strong>nt,<br />
hört es erst e<strong>in</strong>mal zu, manchmal monatelang.<br />
Input ist nicht Output. Geduld ist<br />
daher wichtig. Die Entdeckung von Regeln,<br />
das Lernen an sich, dauert. Regeln<br />
können erst aus e<strong>in</strong>er gross angelegten<br />
Sammlung heraus abgeleitet werden. Anbieten<br />
heisst also <strong>die</strong> Devise! Und, Fehler<br />
s<strong>in</strong>d erlaubt. Die Regel wird erworben,<br />
dann verfe<strong>in</strong>ert oder verbessert.<br />
Konkretisierung <strong>in</strong> der Arbeit mit K<strong>in</strong>dern:<br />
K<strong>in</strong>der und <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> entdecken<br />
zusammen <strong>die</strong> Welt. Die Lern<strong>in</strong>halte<br />
müssen e<strong>in</strong>en Bezug zu Erlebnissen, zum<br />
Alter und zur Erfahrung der K<strong>in</strong>der haben.<br />
Es empfiehlt sich, <strong>in</strong> der Vorbereitung<br />
Wort schatz felder zu e<strong>in</strong>em Thema zu def<strong>in</strong>ie<br />
ren und <strong>die</strong>se Wörter immer wieder zu<br />
ge brauchen.<br />
Ist der <strong>Spielgruppen</strong>alltag durch e<strong>in</strong>e stark<br />
rhythmische Sprache angereichert, wie<br />
zum Beispiel Verse und rhythmisch gesprochene<br />
Sätze, können <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der <strong>die</strong><br />
Sprachmelo<strong>die</strong> ver<strong>in</strong>nerlichen. Bei Versen<br />
kommt der typisch deutsche – meist trochäische<br />
– Sprachrhythmus besonders<br />
zur Geltung. Das heisst, auf e<strong>in</strong>e betonte<br />
Silbe folgt e<strong>in</strong>e unbetonte: Tiere, lesen,<br />
spielen usw. K<strong>in</strong>der mögen Gedichte, <strong>die</strong><br />
sie gerne und oft wiederholen. Im Tagesablauf<br />
und bei verschiedenen Gelegenheiten<br />
lassen sich Reime gut e<strong>in</strong>bauen<br />
und mit Bewegungen oder anderen S<strong>in</strong>neserlebnissen<br />
untermalen. In Versen ersche<strong>in</strong>en<br />
Wortschatz und Grammatik oft<br />
klar, kontrastreich und verdichtet. Es darf<br />
heftig betont und mit der Stimme variiert<br />
werden. Das s<strong>in</strong>d Verstärkungen und<br />
Lernhilfen, <strong>die</strong> als Nebeneffekt auch Emotionen,<br />
Gruppengefühle, Rituale, Abläufe<br />
usw. unterstützen.<br />
Lieder zeigen manchmal weniger klar den<br />
typisch deutschen Klang der Sprache.<br />
Da<strong>für</strong> haben sie andere Stärken, <strong>die</strong> optimal<br />
zum Spracherwerb oder Ausbau der<br />
Sprache beitragen. Musik ist durch ihre<br />
grosse emotionale Kraft e<strong>in</strong> gutes Transportmittel<br />
von Inhalten und e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungsstütze.<br />
Natürlich leben auch Bilderbücher von<br />
der Sprache. Kettengeschichten oder<br />
Geschichten, <strong>in</strong> denen immer wieder das<br />
Gleiche e<strong>in</strong> wenig anders vorkommt, s<strong>in</strong>d<br />
besonders vielfältig.<br />
Materialien aller Art zum Anfassen, Vergleichen,<br />
sich daran freuen usw. helfen,<br />
<strong>die</strong> Verknüpfungen im Gehirn vielfältig zu<br />
gestalten. Das erhöht jeweils <strong>die</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />
auf Gelerntes zurückzugreifen.<br />
Literatur und Hilfsmittel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis: Neben<br />
den Kon-Lab-Materialien f<strong>in</strong>den sich<br />
weitere Hilfsmittel auf dem Markt (s. Quellenverzeichnis<br />
und Literaturliste auf S. 38).
Kurs 4 bis 6 – Fortbildung und<br />
Coach<strong>in</strong>g; E<strong>in</strong>zelcoach<strong>in</strong>g<br />
Dauer: je 2 bis 3 Stunden<br />
Leitung: Fachpersonen der Kurse 2 und 3<br />
Verknüpfung, Nutzbarkeit und Festigung<br />
der Theorie mit der eigenen Erfahrung:<br />
Die nächsten Fördersequenzen werden<br />
vor be reitet, Wissenslücken geschlossen,<br />
das didaktische Instrumentarium erweitert,<br />
neue Unterlagen besprochen. Rückmeldungen<br />
und <strong>die</strong> Erfahrungen werden<br />
<strong>in</strong> der Gruppe ausgetauscht. Bewährtes<br />
wird gegenseitig weitergegeben. Im Alltag<br />
aufgetauchte Fragen, Stolperste<strong>in</strong>e,<br />
Schwierigkeiten werden diskutiert.<br />
E<strong>in</strong>zelcoach<strong>in</strong>g: Die Fachperson vere<strong>in</strong>bart<br />
mit der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Besuch <strong>in</strong> ihrer Spielgruppe; e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachere<br />
Variante (oder Ergänzung) besteht<br />
im Austausch von E-Mails.<br />
Quellenverzeichnis<br />
Aellig, S./Alt, E. (2006): Lezus – von der<br />
Lauterfassung der Schrift. Bern: schulverlag<br />
blmv AG.<br />
Aellig, S./Alt, E. (2008): Sprachförderung<br />
mit System. Mülheim: Verlag an der Ruhr.<br />
Belke, G. (2007): Poesie und Grammatik.<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />
Butzkamm, W./J. (2008): Wie K<strong>in</strong>der sprechen<br />
lernen. Tüb<strong>in</strong>gen: Francke Verlag.<br />
Karnath, H.-O./Thier, P. (2006): Neuropsychologie.<br />
Heidelberg: Spr<strong>in</strong>ger Mediz<strong>in</strong><br />
Verlag.<br />
Neben der <strong>in</strong>dividuellen Möglichkeit zur<br />
Standortbestimmung, zur Diskussion und<br />
Reflexion von Beobachtungen seitens der<br />
Fachperson gibt es Themen, <strong>die</strong> immer<br />
wieder auftreten, wie zum Beispiel:<br />
> Wie reagiere ich als <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong><br />
auf unterschiedliche Leistungsniveaus<br />
der K<strong>in</strong>der? (<strong>in</strong>dividualisierende<br />
Förderung <strong>in</strong> Teilgruppen oder e<strong>in</strong>zeln)<br />
> Woran kann es liegen, wenn bei<br />
e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d plötzlich e<strong>in</strong> Lernstillstand<br />
e<strong>in</strong>tritt? Wie kann dem abgeholfen<br />
werden? (erklärende und didaktischmethodische<br />
Hilfestellungen)<br />
> Wo f<strong>in</strong>de ich weitere Ideen <strong>für</strong> Lern-<br />
spiele?<br />
> Beobachten der eigenen hochdeutschen<br />
Sprachkompetenz und Korrektur<br />
eigener Fehler.<br />
Motsch, H.-J. (2006): Kontextoptimierung.<br />
München: Ernst Re<strong>in</strong>hardt Verlag.<br />
Penner, Z./Wymann, K. (2010, <strong>in</strong> Vorbereitung):<br />
Wenn Raupen Schmetterl<strong>in</strong>ge<br />
werden. Fragen und Antworten rund um<br />
<strong>die</strong> Sprach- und Lernentwicklung von<br />
K<strong>in</strong>dern unter 5 Jahren. (Projekt Lernpfad,<br />
Kon-Lab).<br />
Penner, Z. (2009): Lernen mit Fl<strong>in</strong>k. Onl<strong>in</strong>e:<br />
www.lernen-mit-fl<strong>in</strong>k.<strong>in</strong>fo.<br />
Penner, Z. (2008): Grundlagenbuch. Reime,<br />
Rhythmus und K<strong>in</strong>derlieder – Musik<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> frühe Sprachförderung. Troisdorf:<br />
Bildungsverlag EINS.<br />
Fazit aus der Pilotphase<br />
Die Aufteilung der Weiterbildung auf zwei<br />
Fachpersonen mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten <strong>in</strong> Bezug auf Theorie und<br />
Praxis hat sich bewährt. Die geme<strong>in</strong>same<br />
Vorbereitung der Schulung, der Fortbildung<br />
und des Coach<strong>in</strong>gs führten zu bereichernden<br />
Synergien.<br />
Der Praxisaustausch der <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
war sehr wichtig, weitere Impulse<br />
lösten auch Besuche <strong>in</strong> anderen <strong>Spielgruppen</strong><br />
aus.<br />
Die Mitarbeit der Eltern ist e<strong>in</strong> zentrales<br />
Element der Sprachförderung <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong><br />
<strong>plus</strong>. Deshalb wird ihr <strong>in</strong> der vorliegenden<br />
Broschüre e<strong>in</strong> eigenes Kapitel<br />
gewidmet (s. S. 29).<br />
Penner, Z. (2006): Sehr frühe Förderung<br />
als Chance – Das Kon-Lab-Programm<br />
(Kängu-Lab) <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>er Praxisbroschüre<br />
von Wymann, K.. Troisdorf:<br />
Bildungsverlag EINS.<br />
Speck, O. (2008): Hirnforschung und Erziehung.<br />
München: Ernst Re<strong>in</strong>hardt Verlag.<br />
Wirth, Th. (o. Jg.): Kon-Lab im Vork<strong>in</strong>dergarten<br />
– Förderungsstufe 1.<br />
Wolf, M. (2009): Das lesende Gehirn. Heidelberg:<br />
Spektrum Akademischer Verlag.<br />
37
38 <strong>Deutschlernen</strong> <strong>in</strong> <strong>Spielgruppen</strong> <strong>plus</strong> | E<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis<br />
Liste mit nützlichen Adressen<br />
und Lernmaterialien<br />
Nützliche Adressen<br />
> Bibliomedia Schweiz, Rosenweg 2,<br />
4500 Solothurn<br />
www.bibliomedia.ch<br />
> Fach- und Kontaktstelle <strong>für</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
(FKS) im Bezirk<br />
www.familienseiten.liliput.ch<br />
> Fachstelle der kantonalen Beauftragten<br />
<strong>für</strong> Integrationsfragen, Neumühlequai<br />
10, Postfach, 8090 Zürich<br />
www.<strong>in</strong>tegration.zh.ch<br />
> Fachstelle <strong>für</strong> Elternmitwirkung,<br />
Ste<strong>in</strong>wiesenstrasse 2, 8032 Zürich<br />
www.elternmitwirkung.ch<br />
> Frühberatungsstelle <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der (RGZ),<br />
Ma<strong>in</strong>austrasse 35, 8008 Zürich<br />
www.rgz-stiftung.ch<br />
> IG <strong>Spielgruppen</strong>, Im Schörli 1,<br />
8600 Dübendorf<br />
www.spielgruppe.ch<br />
> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dberatung im Bezirk, Amt<br />
<strong>für</strong> Jugend- und Berufsberatung<br />
des Kantons Zürich<br />
www.lotse.zh.ch<br />
> Marie Meierhofer Institut <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d,<br />
Schulstrasse 64, 8002 Zürich<br />
www.mmizuerich.ch<br />
> Medios, <strong>in</strong>terkulturelles Übersetzen<br />
und Vermitteln, AOZ, Zypressenstrasse<br />
60, Postfach, 8040 Zürich<br />
www.medios.ch<br />
> Schweizerisches Institut <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendme<strong>die</strong>n (SIKJM),<br />
Zeltweg 11, 8032 Zürich<br />
www.sikjm.ch<br />
> Zentrum <strong>für</strong> kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der,<br />
Logopädische Praxis,<br />
Pionierstrasse 10, 8400 W<strong>in</strong>terthur<br />
www.k<strong>in</strong>der.ch<br />
Berichte<br />
> Bildungsdirektion des Kantons Zürich<br />
(2009, Hrsg.): Frühe Förderung –<br />
H<strong>in</strong>tergrundbericht zur familienunterstützenden<br />
und familienergänzenden<br />
frühen Förderung im Kanton Zürich.<br />
Zürich: Bildungsdirektion<br />
> Bildungsdirektion des Kantons<br />
Zürich (2009): Good Practice <strong>in</strong> der<br />
Grundstufe – Qualitative Stu<strong>die</strong> zur<br />
Überprüfung der Unterrichtsrealität <strong>in</strong><br />
Versuchsklassen der Grundstufe.<br />
Zürich: Bildungsdirektion<br />
> Eidgenössische Kommission <strong>für</strong><br />
Migrationsfragen (2009, Hrsg):<br />
Frühförderung. Bern: EKM<br />
Handbücher und Lernmaterialien<br />
(teilweise kommentiert)<br />
> Aellig, S./Alt, E. (2006): Lezus – von<br />
der Lauterfassung der Schrift, Bern:<br />
schulverlag blmv AG. (Dem Lehrmittel<br />
liegen Erkenntnisse aus dem Kon-<br />
Lab-Programm und dem Würzburger<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von Küspert & Schneider zur<br />
phonologischen Bewusstheit zugrunde.<br />
Es handelt sich um e<strong>in</strong> Jahresprogramm<br />
mit vielen didaktischen Spiel-<br />
und Übungsanregungen, <strong>die</strong> auf das<br />
Alter von 4–8 zugeschnitten s<strong>in</strong>d.)<br />
> Aellig, S./Alt, E. (2008): Sprachförderung<br />
mit System, Mülheim a.d.R.:<br />
Verlag an der Ruhr. (Die Autorenschaft<br />
hat <strong>die</strong> Inhalte von Lezus <strong>in</strong> reduziertem<br />
Umfang <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Arbeitshandbuch<br />
veröffentlicht.)<br />
> Butzkamm, W./J. (2008): Wie K<strong>in</strong>der<br />
sprechen lernen. Tüb<strong>in</strong>gen: Francke<br />
Verlag. (Das Thema Spracherwerb<br />
wird umfassend und verständlich<br />
veranschaulicht. Die Autoren beschreiben<br />
u.a. <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Entwicklungsschritte,<br />
den Grammatik- und<br />
Regelerwerb, das Hören, Schwierigkeiten<br />
und Störungen und greifen<br />
Themen wie Sprache und Beziehung,<br />
Kultur, Kulturtechniken, Me<strong>die</strong>n sowie<br />
Wort- und Weltverständnis auf.)<br />
> Christiansen, Ch. (2008): Wuppi’s<br />
Abenteuer-Reise durch <strong>die</strong> phonologische<br />
Bewusstheit. F<strong>in</strong>ken Verlag.<br />
(E<strong>in</strong> motivierendes Übungsprogramm<br />
zur Förderung der phonologischen<br />
Bewusstheit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Schriftlichkeit.)<br />
> Liste: Mehrsprachige Bücher, L<strong>in</strong>ks<br />
und Materialien<br />
www.volksschulamt.zh.ch<br />
> Interkultureller Kalender und farbiges<br />
A2-Plakat mit zwölf Begriffen <strong>für</strong> Spielsachen,<br />
erhältlich <strong>in</strong> acht Sprachen:<br />
Sag, wie sagt man …? Lehrmittelverlag<br />
des Kantons Zürich.<br />
www.lehrmittelverlag.com<br />
> Penner, Z. (2006): Sehr frühe För-<br />
derung als Chance – Das Kon-Lab-<br />
Programm (Kängu-Lab) <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
mit e<strong>in</strong>er Praxisbroschüre von Wymann,<br />
K.. Bildungsverlag EINS. (Die<br />
grundlegende theoretische Darstellung;<br />
e<strong>in</strong>e Praxisbroschüre mit konkreten<br />
Anwendungsmöglichkeiten.)<br />
> Wirth, Th. (o. Jg.): Kon-Lab im Vork<strong>in</strong>dergarten<br />
– Förderungsstufe 1. Kurzbroschüre<br />
zu Clipp<strong>in</strong>g, Verkle<strong>in</strong>erung,<br />
Mehrzahlbildung, Verb-Ableitung,<br />
Zusammensetzung. (Wird Interessierten<br />
gratis zur Verfügung gestellt.)
Bilderbücher<br />
> De Beer, H. (2002): Kle<strong>in</strong>er Eisbär<br />
woh<strong>in</strong> fährst du? Zürich: Nord-Süd<br />
Verlag. (Deutsch, Portugiesisch, Tamil;<br />
kann heruntergeladen werden unter:<br />
www.volksschulamt.zh.ch.)<br />
> Hüsler, S. (2009): Wer hilft dem Oster-<br />
hasen? Zürich: Lehrmittelverlag des<br />
Kantons Zürich. (Die Geschichte<br />
steht <strong>in</strong> verschiedenen Sprachen<br />
zur Verfügung:<br />
www.lehrmittelverlag.com.)<br />
> Hüsler, S. (2007): Besuch vom kle<strong>in</strong>en<br />
Wolf. Zürich: Lehrmittelverlag des<br />
Kantons Zürich. (Das Buch steht <strong>in</strong><br />
acht Sprachen zur Verfügung.)<br />
> Mitgutsch, A. (2010): Me<strong>in</strong> riesengrosses<br />
Wimmel-Sachbuch.<br />
Ravensburg: Ravensburger Verlag.<br />
Lieder<br />
> K<strong>in</strong>derlieder <strong>für</strong> <strong>die</strong> Vor- und Grundstufe.<br />
(Erhältlich beim Lehrmittelverlag<br />
Zürich.)<br />
> Spiele und Lieder <strong>für</strong> den K<strong>in</strong>dergar-<br />
ten <strong>in</strong> Zürcher Mundart. (Erhältlich<br />
bei der Schul- und Büromaterialverwaltung<br />
der Stadt Zürich.)<br />
Interkulturelle Bibliotheken<br />
> Bibliomedia Schweiz, Rosenweg 2,<br />
4500 Solothurn<br />
www.bibliomedia.ch<br />
> Kanzbi – Interkulturelle Bibliothek,<br />
Kanzleistrasse 56, 8004 Zürich<br />
www.kanzbi.ch<br />
> Integrationsbibliothek W<strong>in</strong>terthur,<br />
Obere Kirchgasse 6, Postfach 132,<br />
8402 W<strong>in</strong>terthur<br />
www.bibliotheken.<br />
w<strong>in</strong>terthur.ch<br />
> Pestalozzi-Bibliothek Hardau Zürich,<br />
Norastrasse 20, 8004 Zürich<br />
www.pbz.ch<br />
Informationsblätter <strong>für</strong> Eltern<br />
> Elternbrief: Wie lernt me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
zwei Sprachen, Deutsch und <strong>die</strong><br />
Familiensprache?<br />
www.ifp.bayern.de<br />
> Flyer: Das K<strong>in</strong>d im Mittelpunkt.<br />
Informationen <strong>für</strong> Eltern rund um<br />
<strong>die</strong> Spielgruppe<br />
> (Dienstleistungen, Informationen<br />
<strong>für</strong> Eltern, <strong>in</strong> sieben Sprachen)<br />
www.spielgruppe.ch<br />
> Informationsblatt <strong>für</strong> Eltern:<br />
<strong>Spielgruppen</strong> – K<strong>in</strong>derkrippen –<br />
Tages familien (<strong>die</strong> Bildungsdirektion<br />
des Kantons Zürich stellt das Informationsblatt<br />
<strong>in</strong> acht Sprachen zur<br />
Verfügung) www.lotse.zh.ch<br />
> Projektstelle: okay.zusammen leben.<br />
Vorarlberg www.okay-l<strong>in</strong>e.at<br />
> Ratgeber <strong>für</strong> Eltern. Sprachen: Albanisch,<br />
Arabisch, Bosnisch, Deutsch,<br />
Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch,<br />
Kroatisch, Polnisch, Portugiesisch,<br />
Russisch, Serbisch, Spanisch,<br />
Türkisch, Vietnamesisch (Staats<strong>in</strong>stitut<br />
<strong>für</strong> Frühpädagogik – IFP München)<br />
www.ifp.bayern.de<br />
DVDs <strong>für</strong> Eltern<br />
> «Die Schule im Kanton Zürich –<br />
Informationen <strong>für</strong> Eltern». (Informiert<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kapitel über <strong>die</strong> Grundzüge<br />
des K<strong>in</strong>dergartens und steht <strong>in</strong> 13<br />
Sprachen zur Verfügung; erhältlich<br />
beim Lehrmittelverlag Zürich.)<br />
> «Lernen e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derspiel». Frühförderung,<br />
Zusammenhang zwischen<br />
Spielen und Lernen. (Erhältlich <strong>in</strong><br />
zehn Sprachen bei Pro Juventute.)<br />
Anbieter von Weiterbildungen<br />
<strong>für</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen<br />
Das Rahmenkonzept Spielgruppe <strong>plus</strong><br />
und der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> bilden <strong>die</strong><br />
Grundlage der Schulung von <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>nen.<br />
Informationen über geeignete<br />
Anbieter von Schulungen s<strong>in</strong>d beim<br />
Amt <strong>für</strong> Jugend- und Berufsberatung erhältlich<br />
(Telefon: 043 259 96 50; E-Mail:<br />
jfh@ajb.zh.ch).<br />
39
Anhang
Anmeldebogen<br />
Daten<br />
Name des K<strong>in</strong>des Vorname:<br />
Geburtsdatum: Religion (freiwillige Angabe):<br />
Name des Vaters: Vorname:<br />
Name der Mutter: Vorname:<br />
Adresse:<br />
Telefonnummer: Handy:<br />
Erziehungsberechtigt: Eltern Vater Mutter Vormund<br />
Geschwister<br />
Vorname: Alter:<br />
Vorname: Alter:<br />
Gesundheit des K<strong>in</strong>des:<br />
(sofern <strong>für</strong> den Aufenthalt <strong>in</strong> der Spielgruppe relevant)<br />
Vorlieben des K<strong>in</strong>des im Spiel:<br />
Sprachen:<br />
Familiensprache:<br />
Weitere Sprachen des K<strong>in</strong>des:<br />
Bemerkungen (z. B. Besonderheiten <strong>in</strong> der Entwicklung, spezielle Nahrung, Allergien usw.):<br />
Bundesgesetzt über den Datenschutz DSG<br />
Art. 7 Datensicherheit:<br />
1 Personendaten müssen durch angemessene technische und organisatorische Massnahmen gegen unbefugtes Bearbeiten geschützt werden.<br />
Art. 12 Persönlichkeitsverletzungen:<br />
1 Wer Personendaten bearbeitet, darf dabei <strong>die</strong> Persönlichkeit der betroffenen Personen nicht widerrechtlich verletzen.<br />
Wichtiger H<strong>in</strong>weis:<br />
Alle persönlichen Unterlagen sollen aus Datenschutzgründen nach Austritt des K<strong>in</strong>des vernichtet werden.
Raster <strong>für</strong> Elterngespräche | Vorbereitung<br />
Betreffend K<strong>in</strong>d:<br />
Name: Vorname:<br />
Geburtsdatum: E<strong>in</strong>geladene Personen:<br />
Datum:<br />
Was weiss ich über das K<strong>in</strong>d und über <strong>die</strong> Familie?<br />
Was muss ich noch wissen, um das K<strong>in</strong>d und se<strong>in</strong>e Familie besser verstehen zu können und um das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Sprachentwicklung<br />
optimal zu fördern?<br />
Was braucht das K<strong>in</strong>d unmittelbar?<br />
Wie kann ich das K<strong>in</strong>d unterstützen, was können <strong>die</strong> Eltern tun?<br />
Müssen noch weitere Fachpersonen beigezogen werden?
Raster <strong>für</strong> Elterngespräche | Nachbereitung<br />
Betreffend K<strong>in</strong>d:<br />
Name: Vorname:<br />
Geburtsdatum: Anwesende Personen:<br />
Datum:<br />
Wie verlief das Gespräch?<br />
Haben <strong>die</strong> Eltern Anliegen, Wünsche, Sorgen geäussert?<br />
Gibt es Unklarheiten?<br />
Welche nächsten Schritte wurden mit den Eltern vere<strong>in</strong>bart?<br />
Was tut <strong>die</strong> <strong>Spielgruppen</strong>leiter<strong>in</strong>, was tun <strong>die</strong> Eltern, um das K<strong>in</strong>d zu fördern?
aschle & partner | 001223