Bergbahn AG Kitzbühel GD10-Wagstättbahn Größter ... - s&bt; Magazin
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Expertengespräch - Specials Expertengespräch - Specials<br />
Expertengespräch<br />
mit<br />
Gletscher und Klima<br />
Dr. Norbert Span<br />
Klimaänderung hat schon immer stattgefunden! Es gi<strong>bt</strong> keine bekannte<br />
Periode, in der das Klima immer konstant gewesen wäre!<br />
Im Laufe der letzten eine Million Jahre haben weltweit immer wieder<br />
starke Temperaturschwankungen stattgefunden.<br />
Von den Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis wissen<br />
wir, dass ca. alle 100.000 Jahre eine Eiszeit unseren Planeten<br />
heimsuchte.<br />
Diese Schwankungen im Temperaturverlauf nennt man Warmbzw.<br />
Kaltzeiten. Momentan befinden wir uns in einer Warmzeit,<br />
dem Holozän, mit einer erstaunlich stabilen globalen Mitteltemperatur<br />
von ca. 15° Celsius.<br />
Der letzte Höhepunkt der Vergletscherung in den Alpen liegt etwa<br />
20.000 Jahre zurück. Die Durchschnittstemperatur war damals<br />
ca. 8° Celsius niedriger als gegenwärtig. Zu dieser Zeit wäre ein<br />
Leben in den Alpen undenkbar gewesen!<br />
Damals bewegten sich bis zu 2.000 Meter mächtige Eisströme<br />
durch die Alpentäler. So haben die Gletscherströme den Alpentälern<br />
die heutige Form eingeschliffen. Ein Ergebnis der Eiszeiten!<br />
Die höchsten Berge allerdings waren auch damals aufgrund der<br />
starken und trockenen Winde eisfrei. Alle U-Täler, Moränen und<br />
Gletscherschliffe in den Alpen sind sichtbare Zeichen dieser gewaltigen<br />
Vereisung.<br />
Seit ca. 11.000 Jahren befinden wir uns in einer relativ stabilen<br />
und warmen Klimaphase. Die globale Jahresmitteltemperatur änderte<br />
sich seither nur in einem Bereich von ca. ±2° Celsius.<br />
Diese relativ kleine Temperaturschwankung reichte aber aus, um<br />
die Gletscher zum wachsen oder zum schmelzen zu bringen.<br />
Die Gletscher in den Alpen waren während der letzten 11.000 Jahre<br />
in ihrer Ausdehnung zum Großteil kleiner als momentan! Beweise<br />
dafür sind Baumfunde, die einige Gletscher durch das Abschmelzen<br />
an der Gletscherzunge immer wieder frei geben (z.B Pasterze,<br />
Gepatschferner). So kann man sich vorstellen, dass dort, wo heute<br />
Gletscherzungen das Tal ausfüllen, früher lichte Lärchen- und Zirbenwälder<br />
standen.<br />
Dabei mag es nur Zufall sein, doch gab es immer wieder Parallelen<br />
zwischen der Klima- und Menschheitsgeschichte.<br />
Um Christi Geburt gab es das etwa 1.000 Jahre andauernde „Optimum<br />
der Römerzeit“. Es war damals wärmer als heute und die<br />
Menschen empfanden dies durchaus als angenehm! Durch diese<br />
milde Klimaperiode breitete sich das Römische Reich bis nach<br />
Großbritannien aus.<br />
Als sich anschließend das Klima verschlechterte, kam es zu den<br />
großen germanischen Völkerwanderungen.<br />
In der Zeit 900 n. Chr. wurde das Klima wiederum wärmer. Während<br />
dieser Epoche breitete sich der Weinanbau in Europa weit<br />
nach Norden aus, und Grönland wurde von den Normannen besiedelt.<br />
Diese warme Periode endete im 15. Jahrhundert und leitete die<br />
Ära der „Kleinen Eiszeit“ ein.<br />
Die „Kleine Eiszeit“ bezeichnet eine Periode relativ kühlen Klimas<br />
vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Während dieser Zeit herrschten<br />
in Europa zum Teil sehr kalte Winter. Die Themse in England und<br />
Kanäle in den Niederlanden waren lange zugefroren. Mitte des 17.<br />
Jahrhunderts drangen die Gletscher in den Alpen weit in die Täler<br />
vor und bedrohten Ackerland und Siedlungen.<br />
Die Alpengletscher erreichten schließlich um 1850 ihren Höchststand.<br />
Noch heute sieht man eindrucksvoll die Seitenmoränen, die<br />
den damaligen Gletscherstand dokumentieren (siehe auch Bilder<br />
vom Kesselwandferner rechts).<br />
Nach dieser Zeit wurde es wieder wärmer und die Gletscher zogen<br />
sich, bis auf kleinere Unterbrechungen, bis heute zurück.<br />
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts, stieg im Alpenraum die Mittlere<br />
Temperatur um 1,5° C. Die Folge dieser Erwärmung war eine Halbierung<br />
der vergletscherten Flächen in den Alpen. Dies zeigt, wie<br />
sensibel Gletscher auf Klimaänderungen reagieren.<br />
Diese maximale Ausdehnung der Gletscher um 1850 ist aber auch<br />
heute noch vielerorts an den deutlich sichtbaren Seiten- und Endmoränen<br />
erkennbar.<br />
Eine dieser erwähnten kurzen Unterbrechungen – eine etwas kühlere<br />
und feuchtere Phase - war in den 70er und 80er Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts. Damals sind 80% der alpinen Gletscher<br />
vorgestoßen und zeitgleich Bücher über die bevorstehende Eiszeit<br />
erschienen! So ist z.B der Kesselwandferner im Ötztal ca.<br />
300m vorgestoßen (siehe Bild) - mit einer Geschwindigkeit von<br />
bis zu 120m pro Jahr, das sind ca. 30cm pro Tag! Das ist aber erst<br />
ca. 30 Jahre her! Heute spricht man vom Gegenteil: dem Treibhauseffekt<br />
und das die Gletscher bald ganz verschwunden sein werden.<br />
Wegen der gegenwärtig, für Gletscher ungünstigen Klimabedingungen<br />
gilt es für die Wissenschaft heute als sicher, dass auch in<br />
den nächsten Jahren das Abschmelzen des ewigen Eises weiter<br />
fortschreiten wird. Das Ausmaß dieser Veränderung hängt aber<br />
von der ungewissen Entwicklung des Klimas ab, wobei die großen<br />
Gletscher in den Alpen jedoch wohl nie ganz verschwinden werden.<br />
Das Klima hat sich immer schon verändert, auch ohne menschliches<br />
Zutun. Nur ist die menschliche Sichtweise der Vorgänge in<br />
der Natur sehr kurzsichtig, im Vergleich zu den sehr langen natürlichen<br />
Veränderungen. Die natürlichen, zum Teil sehr gewaltigen<br />
Klimaschwankungen, sind nur sehr schwer zu verstehen. Es werden<br />
enorme wissenschaftliche Anstrengungen unternommen, um diese<br />
Phänomene zu begreifen, denn je besser wir die natürlichen Veränderungen<br />
verstehen lernen, umso besser können wir die menschlichen<br />
Einflüsse auf das Klima abschätzen!<br />
• Studium der Meteorologie und Geophysik an<br />
der Leopold Franzens Universität Innsbruck<br />
• Forschungsassistent am Institut für Meteorologie<br />
und Geophysik, Postgraduates Studium<br />
Glaziologie in Innsbruck<br />
• Selbstständig im Bereich Finite Elemente Modellierung<br />
und Exhibition Engineering<br />
• Von 2003 bis 2006 Bereichsleiter für Alpin<br />
in der Tiroler Zukunftsstiftung<br />
• Seit 2006 GF Team Eiswelten OG<br />
• 2009 Gründung idee OG<br />
• 2011 Gründung idee GmbH<br />
Norbert Span<br />
48 seilbahn & business Tourismus 5/2013 5/2013 seilbahn & business Tourismus 49