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Studium und Karriere ARBEITSRECHTLICHER RAT TÜCKEN UND LÜCKEN - DER ARBEITSVERTRAG Kann ich einen Anstellungsvertrag auch vor Aufnahme der Tätigkeit kündigen, wenn ein besseres Angebot kommt? Nach intensiver Bewerbungsarbeit liegt endlich ein konkretes Einstellungsangebot in der Post. Und dann kommt kurz nach erstem Freudenschrei und Vertragsunterzeichnung das nicht für möglich gehaltene Top-Angebot eines anderen Arbeitgebers. Nun stellt sich die Frage: Was ist zu tun? Selbstverständlich gilt die Grundregel, dass geschlossene Verträge einzuhalten sind. In der Probezeit (in der Regel 6 Monate) besteht eine gesetzliche Kündigungsfrist von lediglich 2 Wochen, gegebenenfalls wurde vertraglich eine Kündigungsfrist von einem Monat zum Monatsende vereinbart. Der Arbeitsvertrag kann unter Berücksichtigung dieser kurzen Frist bereits vor Aufnahme der Tätigkeit wieder gekündigt werden. Nur in Ausnahmefällen trifft der Vertrag eine ausdrückliche Bestimmung, wonach eine Kündigung vor Vertragsbeginn ausgeschlossen sein soll. Aber selbst wenn eine solche Anordnung besteht, lohnt sich meistens die Kontaktaufnahme zu der Firma, deren Anstellungsvertrag wieder aufgelöst werden soll. Denn auch der Firma ist wenig damit geholfen, dass das Arbeitsverhältnis am 1. Tag aufgenommen wird, um gleich mit kürzester Frist wieder beendet zu werden. IHRE VORGEHENSWEISE Zu empfehlen wäre Ihnen die Anfrage beim Ansprechpartner in der Firma – meist dem Personalleiter – nach einem weiteren Besprechungstermin in der eigenen Vertragssache. Zwar wäre es auch möglich, schriftlich eine Kündigungsmitteilung vor Vertragsbeginn zu übermitteln, doch ist eine solche Vorgehensweise nicht mit gutem kaufmännischem Stil vereinbar. Schließlich hat die Firma Ihnen das Kompliment gemacht, Sie unter einer Reihe von Bewerbern auszuwählen. Also sollten Sie sich die Zeit nehmen, in einem persönlichen Gespräch darzulegen, dass Sie wegen einer anderweitigen Herausforderung das ins Auge gefasste Arbeitsverhältnis leider nicht antreten können. Das Gespräch endet mit der beidseitigen Unterzeichnung einer – gegebenenfalls von Ihnen bereits vorbereiteten – Erklärung, wonach das Vertragsverhältnis vor Vertragsbeginn einvernehmlich aufgelöst wird. WORST-CASE-SZENARIO Befindet sich in dem bereits unterzeichneten Arbeitsvertrag tatsächlich ein Ausschluss der Kündigung vor Vertragsbeginn? Dann sollten Sie mit dem neuen Wunsch-Arbeitgeber vorsorglich einen Eintrittstermin vereinbaren, der auch in dem Fall realisierbar ist, wenn Sie in der Probezeit (ggf. bis zu einem Monat zum Monatsende) an den bereits unterzeichneten Vertrag gebunden werden. Gleichzeitig sollten Sie für den Fall der erfolgreichen vorzeitigen Vertragsauflösung – womit zu rechnen ist – ebenfalls vorsorgen. Beides könnte mit folgender Formulierung geschehen: „Das Anstellungsverhältnis beginnt zum …………2007. Der Vertrag kann aber auch gern vorzeitig ab dem …………2007 aufgenommen werden.“ NOCH FRAGEN? MICHAEL.BUERGER@bdvb.DE ARBEITSRECHTLICHE BERATUNG IM bdvb Rechtsanwalt Michael Bürger Kostenlose Erstberatung für bdvb-Mitglieder AUF AUGENHÖHE MIT DER FIRMA BEI ■ Arbeitsvertrag ■ Gehalt und Anpassung ■ Versetzung / Entsendung ■ Urlaubsrecht ■ Fortbildungskosten (Erstattung) ■ Neues Vertragsangebot ■ Abmahnung ■ Kündigung ■ Aufhebungsvertrag ■ Abfindung ■ Zeugnis Michael Bürger (44) ist seit 15 Jahren Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht und begleitet unsere Fachgruppe Personal seit 1999 mit arbeitsrechtlichen Seminaren. Sprechtage vor Ort (Stadtzentrum bzw. Flughafen Frankfurt/M.) Sa., 07.07. 10:00 Mannheim 14:00 Frankfurt/M. Sa., 11.08. 10:00 Hamburg 14:00 Hannover Sa., 15.09. 10:00 Nürnberg 14:00 Frankfurt/M. Anfragen oder Terminwunsch an: Michael.Buerger@bdvb.de bdvb-Geschäftsstelle Tel. 0211/37 10 22 28 bdvb-aktuell 97
UNTERNEHMEN KÖNN(T)EN VOM POTENZIAL AKTIVER VATERSCHAFT PROFITIEREN Ein „neuer Aspekt“ in dieser Debatte sind die Väter. Insbesondere für die nachwachsende Generation der Führungskräfte hat Familie einen hohen Stellenwert. So äußerten in der April Ausgabe des Manager Magazins 90 % der befragten Nachwuchsführungskräfte, dass ihnen im Zweifel eine intakte Familie wichtiger sei als die Karriere und nur 46 % will für die Karriere im Privatleben zurückstecken. Wie sieht es bei den Vätern aus, die in Beruf und Familie erfolgreich sein wollen, im Unternehmen schon eine verantwortungsvolle Positionen bekleiden und trotz ihres Wunschs, auch in der Familie präsent sein zu wollen, weder ihre Arbeitszeit reduziert haben, noch die Elternzeit in Anspruch nehmen? Eine Online-Untersuchung der IGS Organisationsberatung in Köln und dem Internet Portal MWonline mit fast 1.100 Vätern aus dem Jahr 2005 liefert wichtige Hinweise zur Nutzung der Potenziale aktiver Vaterschaft durch Unternehmen: Väter stehen heute von verschiedenen Seiten unter Druck. Während einerseits in den Unternehmen die Anforderungen steigen, führen andererseits veränderte Rollenbilder zu höheren Anforderungen durch die Partnerin, die Kinder und die Väter selbst. ■ In 91 % der Familien wird die Vereinbarkeit von Familie und Karriere diskutiert. ■ 31 % der Väter haben einmal, 17 % bereits mehrmals auf berufliche Weiterentwicklungen zugunsten der Familie verzichtet. ■ Für mehr als die Hälfte der Befragten hat das Familienleben einen positiven, bei fast einem Viertel sogar einen sehr positiven Einfluss auf die berufliche Leistung. ■ 71 % der Väter empfinden einen Konflikt zwischen ihrem gewollten beruflichen und dem gewünschten familiären Engagement. ■ 93 % von ihnen kennen das Gefühl der Überforderung durch die Anforderungen, die durch den Beruf und ihrer Familie an sie gerichtet werden. ■ 64 % konstatieren einen negativen Einfluss von Elternzeit auf die Karriere. ■ 69 % der Unternehmen stellen (bislang) keine Unterstützungsangebote für Väter bereit. Aus diesen Aussagen lassen sich zusätzliche, für jedes Unternehmen individuell zu ermittelnde Motivations-, Fluktuations- und Besetzungskosten ableiten, die in der Regel nicht unmittelbar als Folgekosten einer väterunfreundlichen Personalpolitik und fehlender personalpolitischer Instrumente erkannt werden. Die Motivationskosten ergeben sich aus der andauernden Konfliktlage. Der Versuch, allen Anforderungen in einem väterunfreundlichen System gerecht zu werden, führt zu einem Konflikt, der Leistung mindert. Die Fluktuationskosten entstehen, wenn die Mitarbeiter Konsequenzen aus der feh- bdvb-aktuell 97 Studium und Karriere Dass familienbewusste Unternehmen mit betrieblichen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie betriebswirtschaftliche Vorteile erzielen können, hat sich inzwischen durch vielfältige Untersuchungen und Befragungen bei Unternehmen bestätigt. Im Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen bislang die Kosten, die durch die Mitarbeiterinnen entstehen, die das Unternehmen für die Elternzeit und die Familienphase verlassen, die Überbrückungskosten für die Vertretung und die Wiedereingliederungskosten für Rückkehrerinnen aus der Elternzeit. Diese Kosten können mithilfe von Instrumenten wie flexibler Arbeitszeit, Telearbeit und Teilzeitangebote, Beratung und Unterstützung bei der Kinderbetreuung erheblich reduziert werden. lenden Wertschätzung ziehen und sich einen neuen Arbeitsplatz mit einem geringeren Konfliktpotenzial suchen. Im Gegenzug können Unternehmen, die die Einstellungen ihrer Mitarbeiter kennen und ihren Wunsch nach aktiver Vaterschaft nicht nur respektieren, sondern auch aktiv wertschätzen, von deren Potenzialen profitieren. Aktive Väter sind motivierte Mitarbeiter und erwerben durch ihre Arbeit in der Familie Kompetenzen, die durch Schulungen kaum vermittelbar sind. Verantwortungsbewusstsein, Einfühlungsvermögen und ein lösungsorientierter Umgang mit Konflikten sind Ressourcen, die vor allem im Umgang mit Kunden unabdingbar sind. Wenn Sie diese Ressourcen nutzen wollen, können Sie auf die Erfahrung von Väter & Karriere zurückgreifen. Das Projekt liefert Betrieben brauchbare Instrumente, um die Väter mit ihren Bedürfnissen und Potenzialen im Betrieb sichtbar und ihre Kompetenzen für das Unternehmen nutzbar zu machen. Beratungs- und Weiterbildungsangebote für Personalverantwortliche und Vorgesetze versetzen diese in die Lage, auf die Bedürfnisse von Vätern einzugehen. Beschäftigte Väter werden bei ihrem Vorhaben, aktiv Verantwortung in der Familie zu übernehmen, ermutigt und unterstützt. Spezielle Weiterbildungsangebote für sie zielen auf die Stärkung ihrer sozialen Kompetenzen. Folgende Angebote helfen Vätern, ihren Wunsch nach aktiver Vaterschaft umzusetzen besonders: ■ Ein väterbewusstes Klima im Unternehmen – Termine wie Geburtstage und Aufführungen der Kinder stehen im Teamkalender. ■ Führungskräfte und Vorgesetzte sehen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht nur als „Mütterthema“ und sind den Bedürfnissen von Vätern gegenüber aufgeschlossen. ■ Männliche Ansprechpartner für Fragen zur Navigation zwischen Arbeit und Leben. ■ Kommunikation der Bedeutung von „aktiver Vaterschaft“ im Unternehmen. Das Projekt wird mit Mitteln des Landes NRW finanziert. Sie können sich unverbindlich beraten lassen, wie Ihr Unternehmen von den Potenzialen der beschäftigten Väter und Mütter profitieren kann. AUTOR/KONTAKT bdvb-Mitglied Hans-Georg Nelles nelles@vaeter-und-karriere.de Beachten Sie die Fachtagung “Väter, ein Gewinn für Unternehmen”, Seite 54
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