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Stahlbau Nachrichten - Verlagsgruppe Wiederspahn

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<strong>Stahlbau</strong>-<strong>Nachrichten</strong> Korrosionsschutz 27<br />

»Überfl ieger« Neefestraße in Chemnitz<br />

Praxiserfahrungen mit 2K-PUR-Zwischenbeschichtungen<br />

Beschichtungen auf der Basis von 2K-Epoxiden<br />

bilden bereits nach kurzer Bewitterungsdauer unter<br />

dem Einfl uss von UV-Strahlung und Feuchtigkeit an<br />

der Oberfl äche haftungsmindernde Reaktionsprodukte.<br />

In einer bislang einmaligen wissenschaftlichen<br />

Untersuchung wurde am Forschungsinstitut<br />

für Pigmente und Lacke (FPL) festgestellt, dass Zwischenbeschichtungen<br />

auf Epoxidharzbasis bereits<br />

nach 30 Tagen Freibewitterung so stark verändert<br />

werden, dass die Haftung nachfolgender 2K-PUR-<br />

Deckbeschichtungen unter Nässebelastung nicht<br />

mehr gegeben ist.<br />

Neben Modellsystemen, die in der Zusammensetzung<br />

den aktuell gültigen Blättern 87 und 94 der<br />

TL/TP-KOR-<strong>Stahlbau</strong>ten entsprechen, wurden auch<br />

von der BASt zertifi zierte Beschichtungssysteme<br />

geprüft – mit den gleichen Ergebnissen.<br />

Die bislang übliche Praxis – Applikation der 2K-<br />

EP-Grund- und -Zwischenbeschichtungen im Werk<br />

und Auftrag der 2K-PUR-Deckbeschichtung auf der<br />

Baustelle – ist nach diesen Erkenntnissen technisch<br />

nicht mehr sinnvoll.<br />

Die Verarbeiter von Korrosionsschutz-Beschichtungsstoffen<br />

möchten diese Praxis beibehalten.<br />

Auch deshalb müssen alternative Lösungswege<br />

gesucht und in der Praxis getestet werden.<br />

Dieser Erfahrungsbericht soll zeigen, dass der<br />

Einsatz von 2K-PUR-Zwischen beschichtung im Brückenbau<br />

eine bessere technische Lösung darstellt.<br />

Katzung, Gelhaar et al. berichten von einzelnen<br />

Schadensfällen an Objekten, die mit einer selbstständigen<br />

Ablösung der 2K-PUR-Deckbeschichtung<br />

von der EP-Zwischen beschichtung verbunden sind.<br />

Mit den üblichen Untersuchungsmethoden am<br />

Objekt, z. B. DIN-Fachbericht 28 etc., konnten die<br />

Ursachen für das Versagen der Beschichtungssysteme<br />

nicht festgestellt werden.<br />

Zur Aufklärung der Zusammenhänge wurde ein Forschungsvorhaben<br />

am FPL durchgeführt. Sowohl an<br />

Modellsystemen als auch an zertifi zierten Beschichtungsstoffen<br />

wurde dabei festgestellt, dass bereits<br />

nach sehr kurzer Bewitterungsdauer (30 Tage) die<br />

Haftung der Polyurethan-Deckbeschichtung unter<br />

Nässebelastung vollkommen verloren gehen kann.<br />

Beschichtungssystem in Anlehnung an Blatt 87<br />

der TL/TP-KOR-<strong>Stahlbau</strong>ten mit 2K-PUR-Zwischenbeschichtung<br />

© Geholit + Wiemer Lack- und Kunststoff-Chemie GmbH<br />

Nur nach einer mechanischen Vorbereitung der<br />

bewitterten EP-Zwischenbeschichtungen durch<br />

Sweep-Strahlen war eine einwandfreie Haftung der<br />

PU-Deckbeschichtung auch nach Nässebelastung<br />

festzustellen. Eine einfache Reinigung durch Abwaschen<br />

mit Wasser oder eine Druckwasserwäsche<br />

führte bei zwei 2K-PUR-Zwischenbeschichtungen,<br />

unabhängig von der Dauer der Freibewitterung, zu<br />

einer einwandfreien Zwischenhaftung.<br />

Diese Ergebnisse und die vereinzelten Schadensfälle<br />

in der Praxis stellen eine bisher gängige Arbeitsweise<br />

im Korrosionsschutz von <strong>Stahlbau</strong>ten in Frage:<br />

Gerade im Brückenbau und im Stahlhochbau war<br />

und ist es üblich, im Werk eine Teilbeschichtung bis<br />

zur 2K-EP-Zwischenbeschichtung auszuführen und<br />

die Deckbeschichtung nach der bauzeitbedingten<br />

Freibewitterung auf der Baustelle aufzubringen.<br />

Dabei sind weder die Dauer noch die Intensität der<br />

Bewitterung der beschichteten Oberfl ächen absehbar.<br />

Wenn diese Praxis beibehalten werden soll,<br />

müssen also Beschichtungsstoffe gefunden werden,<br />

die, ohne aufwändige Oberfl ächenvorbereitung z. B.<br />

durch Sweep-Strahlen, für diese Praxis geeignet<br />

sind.<br />

Prinzipiell lassen sich aus den vorgestellten Ergebnissen<br />

und praktischen Überlegungen folgende<br />

Lösungsmöglichkeiten ableiten:<br />

Zwischenhaftfestigkeit von<br />

30 Tage bewitterten EP- sowie<br />

PUR-Zwischenbeschichtung<br />

und PUR-Deckbeschichtung<br />

© Geholit + Wiemer Lack- und<br />

Kunststoff-Chemie GmbH<br />

a) Bewitterung der EP-Zwischenbeschichtung<br />

vermeiden.<br />

Aufbringen aller Schichten im Werk oder innerhalb<br />

einer Einhausung am Objekt. Diese Variante<br />

wird in der neuen Ausgabe der ZTV-ING, Teil 4<br />

(vorher ZTV-KOR-<strong>Stahlbau</strong>ten) als Empfehlung<br />

enthalten sein.<br />

b) Teilung der 2K-PUR-Deckbeschichtung in<br />

zwei Schichten.<br />

Eine weitere, prinzipielle Möglichkeit zur Lösung<br />

der Problematik ist die Teilung der 2K-PUR-Deckbeschichtung<br />

in zwei Teilbeschichtungen – eine<br />

Beschichtung wird im Werk, die zweite auf der<br />

Baustelle appliziert.<br />

c) Einsatz von Zwischenbeschichtungen auf<br />

Basis 2K-PUR.<br />

Zwei Modellbeschichtungen auf der Basis von<br />

2K-PUR zeigten innerhalb der Untersuchungen<br />

am FPL, unabhängig von der Dauer der Bewitterung,<br />

sehr gute Haftfestigkeiten zur nachfolgenden<br />

Deckbeschichtung auch bei normaler Reinigung<br />

mit Wasser oder durch Druckwasserwäsche.<br />

Diese Stoffklasse wurde auch von den Autoren<br />

als interessante Alternative zu 2K-EP-Zwischenbeschichtungen<br />

in Beschichtungssystemen nach<br />

Blatt 87 der TL/TP-KOR-<strong>Stahlbau</strong>ten beschrieben.<br />

Seit über 20 Jahren gibt es sehr gute Erfahrungen<br />

mit Zwischenbeschichtungen auf der Basis 2K-PUR<br />

z. B. als Teil des Korrosionsschutz-Beschichtungssystems<br />

auf Rohrbrücken und Anlagenkonstruktionen<br />

in der chemischen Industrie. Um diese guten Erfahrungen<br />

auch auf Brückenobjekte im Leistungsbereich<br />

der ZTV-KOR-<strong>Stahlbau</strong>ten übertragen zu<br />

können, wurde mit der BASt ein Referenzobjekt<br />

vereinbart. Voraus gingen die korrosionsschutztechnischen<br />

Prüfungen der 2K-PUR-Zwischenbeschichtung<br />

nach den (Grund-)Prüfbedingungen der<br />

TL/TP-KOR-<strong>Stahlbau</strong>ten, Blatt 87 an einem von der<br />

BASt zertifi zierten Prüfi nstitut.<br />

In Anlehnung an die Grundprüfungen der TL/TP-<br />

KOR-<strong>Stahlbau</strong>ten, Blatt 87 wurden insgesamt drei<br />

Beschichtungssysteme den jeweiligen Korrosionsschutz-Kurzprüfungen<br />

unterzogen. Dabei wurde die<br />

Zwischenbeschichtung auf 2K-EP-Basis durch die<br />

2K-PUR-Zwischenbeschichtung in gleicher Schichtdicke<br />

ersetzt.

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