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18 Forschung<br />

Abb. 2: Automatisierte Aptamerselektion. A: Innenraumansicht des BioSprint15 Roboters (Qiagen), mit dem bis zu fünfzehn Proben parallel bearbeitet werden können.<br />

B: Transfer von magnetischen, orangefarbenen Partikeln mittels einzelner Magnetstäbe.<br />

Bei einer Oligonukleotidlänge von bis zu 100 Basen ergibt sich<br />

somit eine theoretische Vielfalt von ca. 10 60 Varianten. Da die Herstellung<br />

dieser Sequenzvielfalt (Diversität) von der Stoffmenge<br />

her praktisch nahezu unmöglich und auch nicht notwendig ist,<br />

werden in der Startbibliothek meist nur 10 14 bis 10 15 verschiedene<br />

Sequenzen eingesetzt.<br />

Die meist genutzte Technologie zur Isolierung von Aptameren<br />

aus diesen Sequenzen ist die „systematische Evolution von<br />

Liganden durch exponentielle Anreicherung“ (SELEX, Systematic<br />

Evolution of Ligands by EXponential enrichment). In einem iterativen<br />

Selektionsprozess wird der Nukleinsäurepool zunächst mit<br />

dem meist an einer festen Phase immobilisierten Target inkubiert.<br />

Nukleinsäuren, die keine hohe Affinität zu den Zielmolekülen<br />

besitzen, werden durch variable Waschschritte von den<br />

Target-bindenden Nukleinsäuren getrennt. Nach Amplifikation<br />

der affinen Nukleinsäuren durch PCR (Polymerase Chain Reaction)<br />

inklusive einer vorgeschalteten reversen Transkription (im Falle<br />

von RNA-Aptameren) erfolgt aus dem PCR-Produkt die Synthese<br />

eines einzelsträngigen Nukleinsäurepools, der in einer neuen<br />

Runde von Bindung und Separation eingesetzt wird. Unter<br />

Erhöhung der Selektionsstringenz wird die Diversität des Nukleinsäurepools<br />

in mehren Zyklusrunden deutlich reduziert. Am<br />

Ende werden aus dem mit Target-Bindern angereicherten Pool<br />

Aptamere, also Nukleinsäuren mit einer hohen Affinität und Spezifität<br />

zum Zielmolekül, isoliert (Abb. 1).<br />

In den letzten Jahren wurden verschiedenartige Selektionsverfahren<br />

entwickelt, bei denen zur Separation von bindenden<br />

und nicht bindenden Nukleinsäuren u. a. Membranfilter, Affinitätsoberflächen<br />

und -säulen, Gel- und Kapillarelektrophoresen,<br />

Zentrifugation oder UV-Vernetzung eingesetzt wurden.<br />

Durch Automatisierung von einigen Methoden konnten die Aufwandszeiten<br />

und -kosten deutlich reduziert werden. Auch in der<br />

RiNA GmbH wurde der Selektionsprozess von Aptameren mit Hilfe<br />

eines Roboters (BioSprint15, Qiagen) nahezu vollautomati-<br />

siert. Einen schnellen und parallelen Durchsatz von bis zu fünfzehn<br />

Proben ermöglichen einzelne Magnetstäbe, welche magnetische<br />

Partikel zwischen den Reaktionsgefäßen transferieren<br />

(Abb. 2). Durch die Kopplung eines Zielmoleküls über einen<br />

spaltbaren Linker an magnetische Partikel wurde die Effizienz<br />

der Separation von Bindern und Nicht-Bindern deutlich verbessert<br />

2 .<br />

Vorteile von Aptameren<br />

Der universelle Einsatz von Aptameren wird durch viele nützliche<br />

Eigenschaften begünstigt. Voraussetzung dafür ist die hohe Spezifität<br />

und Affinität der Aptamere zu ihrem Zielmolekül. Zudem<br />

können im Gegensatz zu Antikörpern Aptamere auf einfache<br />

Weise enzymatisch oder kostengünstig chemisch synthetisiert<br />

werden. Diese Synthese erlaubt zusätzlich den Einbau von vielfältigen<br />

Modifikationen, wie beispielsweise von Fluoreszenz-<br />

Reportermolekülen oder Affinitätstags. Um zu verhindern, dass<br />

Aptamere als potentielle Arzneimittel schnell über die Niere filtriert<br />

bzw. ausgeschieden werden, kann eine Kopplung an Polyethylenglykol<br />

(PEG) erfolgen, was die Eliminationshalbwertzeit<br />

deutlich erhöht. Die chemische Stabilität der Aptamere (Nukleinsäuren)<br />

gegenüber Antikörpern (Proteine) macht sie außerdem<br />

weniger sensitiv gegen physikalische oder chemische Denaturierung<br />

und ermöglicht so den Einsatz in sehr variablen Puffersystemen.<br />

Im Falle einer Denaturierung sind sie zudem thermisch<br />

leicht zu regenerieren, d.h. sie können immer wieder und qualitativ<br />

reproduzierbar in ihre stabile dreidimensionale Struktur<br />

zurückgefaltet werden. Ein weiterer Vorteil von Aptameren gegenüber<br />

Antikörpern ist, dass eine Generierung von Aptameren<br />

auch gegen zelltoxische Moleküle oder Targets mit sehr geringer<br />

Immunogenität möglich ist. Bemerkenswerterweise gibt es bisher<br />

keinen Beweis dafür, dass Aptamere selbst eine Immunantwort<br />

hervorrufen.<br />

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