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46 Wissenschaft kompakt<br />

Wissenschaft kompakt<br />

Auf dem Weg zum<br />

Proteindesign<br />

Proteine besitzen eine komplexe dreidimensionale Struktur, die<br />

von ihrer Sequenz, das heißt der Aneinanderreihung einer<br />

bestimmten Abfolge von Aminosäuren, bestimmt wird. Die Proteinoberfläche<br />

bestimmt wesentlich die Wechselwirkungen von<br />

Proteinen untereinander – essentiell für die Funktion der Zelle,<br />

aber auch für die Entwicklung von Krankheiten. Für das Design<br />

von Proteinen und Wirkstoffen ist es wichtig zu wissen, wie stark<br />

die einzelnen Aminosäuren die Bindungsstärke innerhalb eines<br />

Komplexes aus verschiedenen Proteinen beeinflussen. Diese<br />

Kenntnisse können in begrenztem Umfang aus teuren Experimenten<br />

gewonnen werden, indem einzelne Aminosäuren ausgetauscht<br />

werden und die Änderung der Bindungsstärke durch diese<br />

Mutation gemessen wird. Auch verlässliche theoretische Vorhersagen<br />

waren bisher sehr zeitintensiv und damit in vielen Fällen<br />

kaum anwendbar. Ein internationales Team von Wissenschaftlern<br />

hat nun eine neue Computer-gestützte Methode entwickelt,<br />

welche die Vorhersage bei vergleichbarer Qualität etwa<br />

um den Faktor einhundert beschleunigt und daher ausgedehnte<br />

Untersuchungen erlaubt. Ihre Stärke: Bei den Berechnungen<br />

wird die innere Flexibilität der Proteinstrukturen effizient berücksichtigt<br />

und mit einer speziellen Funktion kombiniert, welche die<br />

physikalischen Kräfte zwischen den Atomen der Proteine beinhaltet.<br />

Mit ihrer Hilfe kann die Stabilität von Proteinen und Proteinkomplexen<br />

sehr schnell und präzise bestimmt werden. In<br />

einer ersten Machbarkeitsstudie wurde die Oberfläche des Hormons<br />

Insulin analysiert auf der Suche nach Mutationen, welche<br />

die Bindungskräfte innerhalb des Protein-Komplexes abschwächen.<br />

Der Grund: Insulin kann nur als isoliertes Protein den Blutzuckerspiegel<br />

senken. Bei hohen Insulinkonzentrationen, wie sie<br />

bei der Behandlung von Diabetes mellitus-Patienten verwendet<br />

werden, bilden die Insulin-Moleküle aber Komplexe, die den<br />

Wirkmechanismus des Hormons verzögern. Einige in der Praxis<br />

verwendete Insulin-Mutanten verhindern die Komplexbildung<br />

und können somit sehr schnell den Blutzuckerspiegel senken.<br />

Diese so genannten schnellen Insulin-Analoga konnten korrekt<br />

mit der neu entwickelten Methode reproduziert werden, neue<br />

eventuell verbesserte Insulin-Mutanten wurden entwickelt.<br />

Originalpublikation: Benedix, A et al. (2009) Predicting Free<br />

Energy Changes Using Structural Ensembles. Nature Methods 6,<br />

3-4. doi:10.1038/nmeth0109-3<br />

Insektenbekämpfung<br />

mit Genschalter<br />

Gängige Programme zur Schädlingsbekämpfung ohne Pestizideinsatz<br />

basieren auf der Sterilen-Insekten-Technik (SIT). Dabei<br />

werden große Mengen von sterilisierten Insekten freigesetzt, die<br />

aufgrund unfruchtbarer Paarungen die Schädlingspopulation<br />

der nächsten Generation reduziert. Diese reproduktive Sterilität<br />

wird durch Bestrahlung erzeugt, die jedoch die "Fitness" der SIT-<br />

Insekten vermindert. Ein internationales Forscherteam ist nun<br />

einen anderen Weg gegangen. Sie arbeiteten an der Mittelmeerfruchtfliege<br />

Ceratitis capitata, einem bedeutenden Agrarschädling<br />

des Obst- und Gemüseanbaus in wärmeren Regionen. Den<br />

Wissenschaftlern gelang es, in das Insekt ein Gen mit letaler Wirkung<br />

einzuschleusen. Es führt dazu, dass die nächste Insektengeneration<br />

noch während der Embryonalentwicklung abstirbt und<br />

damit gar nicht erst das gefräßige und fruchtzerfressende Larvenstadium<br />

erreicht. Das von ihnen eingeschleuste Letalitätsgen<br />

wird durch einen Genschalter reguliert. Während der Zucht<br />

bleibt das "tödliche" Gen mithilfe eines Nahrungszusatzes abgeschaltet;<br />

nach dem Freisetzen der männlichen Insekten wird es<br />

aktiviert und führt zu einem frühen Absterben der unmittelbaren<br />

Nachkommen. Die Wissenschaftler haben den Schädling zudem<br />

mit Markierungsgenen ausgestattet, um bei einer Kontrolle der<br />

freigesetzten Individuen auf eine Markierung mit floureszierenden<br />

Stäuben verzichten zu können. Zwar werden transgene<br />

Insekten bislang lediglich in Versuchsansätzen für die Schädlingsbekämpfung<br />

getestet, langfristig biete das Verfahren jedoch<br />

die Möglichkeit, Umweltbelastungen herkömmlicher Kontrollprogramme<br />

zu verringern, so die Forscher. Dass die biotechnologisch<br />

veränderten Schadinsekten außerhalb der Zucht nicht<br />

überleben könnten, stelle dabei ein besonderes Sicherheitsmerkmal<br />

dar. Um jedoch erste Feldstudien durchführen zu können,<br />

müssten genaue Regularien und Rahmenbedingungen definiert<br />

werden.<br />

Originalpublikation: Schetelig, MF et al. (2009) Conditional<br />

embryonic lethality to improve the sterile insect technique in<br />

Ceratitis capitata (Diptera: Tephritidae), BMC Biology 7:4<br />

doi:10.1186/1741-7007-7-4<br />

Neue Gendefekte bei<br />

Schuppenflechte entdeckt<br />

In Deutschland sind etwa 1,6 Mio Menschen von Schuppenflechte<br />

(Psoriasis) betroffen. Schuppenflechte ist zu einem großen<br />

Anteil erblich bedingt, kann aber durch verschiedene Umweltfaktoren<br />

ausgelöst werden, wie beispielsweise Infektionen, psychischen<br />

Stress oder Medikamente. In den meisten Fällen (70 bis<br />

80 Prozent) ist nur die Haut befallen, die Krankheit kann sich aber<br />

auch auf die Gelenke und Nägel ausbreiten. Klassisch wird in<br />

schwächeren Fällen mit Licht oder Salben therapiert. In schweren<br />

Fällen der Psoriasis helfen nur Medikamente, die oft das Immunsystem<br />

zu weiten Teilen stilllegen, wie beispielsweise Cortison.<br />

Erst die genaue Kenntnis der Krankheitsvorgänge macht die Entwicklung<br />

von Medikamenten möglich, die das Immunsystem<br />

weniger schwächen und damit weniger Nebenwirkungen entfalten.<br />

Doch die Entzündungsregulierung im menschlichen Körper<br />

GENOMXPRESS 1.09

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