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8<br />
FAHRZEUGE:<br />
Baureihe 03.10 bei der DB,<br />
Elektrotriebzug FLIRT, Skoda-Ellok 109E<br />
GESCHICHTE: Abschied vom Akku-Tw<br />
bei der DB, Bahnknoten Halle/Saale<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
August 2014 | EUR 7,90 A: EUR 8,90 | CH: CHF 15,80 | BeNeLux: EUR 9,30<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
AKTUELLES | FAHRZEUGE | GESCHICHTE<br />
WWW.<strong>LOK</strong>MAGAZIN.DE<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
V<strong>100</strong> <strong>West</strong> <strong>und</strong> <strong>Ost</strong><br />
Der große Vergleich
Faszination Nahverkehr<br />
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EDITORIAL<br />
Rudolf Heym<br />
Verantwortlicher Redakteur<br />
Konkurrenz belebt …<br />
… das Geschäft. Und so ein wenig lebt unser Hobby ja auch von der<br />
Konkurrenz zwischen <strong>West</strong> <strong>und</strong> <strong>Ost</strong>, zwischen der B<strong>und</strong>esbahn <strong>und</strong><br />
der DDR-Reichsbahn. Waren nun die Reko-Wagen der DR besser<br />
oder die b<strong>und</strong>esdeutschen Umbau-Dreiachser War die Neubau-23er<br />
der DB leistungsfähiger oder die 23.1 0 aus dem <strong>Ost</strong>en Man könnte<br />
Tribünen aufbauen wie bei den Jubiläen in Riesa oder Nürnberg <strong>und</strong><br />
beide um die Wette fahren lassen. Ich bin überzeugt, es finden sich<br />
Fernsehanstalten <strong>und</strong> übertragen das in guter Sendezeit.<br />
Aber jetzt mal im Ernst: Wir machen es einfach. Wir vergleichen<br />
in dieser Ausgabe beide V 1 00. Und wir lassen Lokführer sprechen,<br />
echte Fahrensmänner, die nachts um halb drei fluchend am Heizkessel<br />
herumbasteln mussten. Männer, die ihr Wissen nicht aus<br />
Büchern haben, die andere schrieben. So entsteht ein Bild. Und<br />
wenn Ihnen, liebe Leser, das gefällt, machen wir damit weiter. In aller<br />
Ruhe. Vielleicht haben Sie ja eine gute Idee Lassen Sie es uns<br />
wissen! Ihnen wie stets viel Freude beim Blättern, Schauen <strong>und</strong> Lesen<br />
im <strong>LOK</strong> MAGAZIN.<br />
Herzlich Ihr<br />
Hauptbahnhof<br />
Heidelberg<br />
1982: Hinter<br />
der 212 221<br />
sind einige<br />
vierachsige<br />
DB-Umbauwagen<br />
eingereiht.<br />
Auch diese<br />
Fahrzeuge<br />
könnte man<br />
gut mit den<br />
Bghw-Wagen<br />
der DR<br />
vergleichen<br />
Bodo Schulz<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
3
INHALT<br />
74<br />
2006 wird das S-Bahn-Bw<br />
Friedrichsfelde DB Netz: Unwetter geschlossen legt Bahnverkehr 90 lahm 8<br />
Privatbahnen:<br />
HSB: Seit 30 Jahren wieder ein Netz<br />
16<br />
Der Eisenbahnknoten<br />
Halle (Saale)<br />
AKTUELL<br />
DB<br />
DB Netz: Unwetter legt Bahnverkehr lahm 8<br />
DB Regio: Warnow-Netz jetzt mit 442 1 2<br />
Bahnindustrie<br />
Siemens: 20 Vectron für MRCE 1 4<br />
Privatbahnen<br />
HSB: Seit 30 Jahren wieder ein Netz 1 6<br />
BeNEX: FLIRT für Schleswig-Holstein 1 7<br />
TITEL<br />
Im Urteil der Lokführer<br />
Die V 1 00 in <strong>West</strong> <strong>und</strong> <strong>Ost</strong> – ein Vergleich<br />
beider Dieselloks 32<br />
Zum Titelbild<br />
Eine Doppeltraktion vor Güterzügen war ein<br />
„doppeltes Lottchen“, übrigens in <strong>Ost</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>West</strong>. Unten ein Nebenklassiker: V 1 00 <strong>und</strong><br />
„Büchsen“ – also DR-Reko-Wagen<br />
Museum<br />
Museumsbahnen:<br />
Volldampf in Rheinland-Pfalz 20<br />
Österreich<br />
Achenseebahn: 1 25. Geburtstag 24<br />
Schweiz<br />
SBB Historic: 75 Jahre „Churchill-Pfeil“ 28<br />
Weltweit<br />
Tschechien: railjet in Betrieb genommen 30<br />
Slowakei: Parade in Vrutky 31<br />
Rubriken<br />
Leserbriefe, Händler, Impressum 1 1 3<br />
<strong>Vorschau</strong> 1 1 4<br />
Ralph Lüderitz (unten), Johannes Poets (oben)<br />
4
HEFT 08 | 2014<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
www.lok-magazin.de<br />
Abschied vom 515<br />
96<br />
03.10 der DB<br />
56<br />
Heft<br />
August<br />
2014<br />
8<br />
FAHRZEUGE<br />
Über 900 Stück!<br />
Schweizer Qualitätsarbeit: Die elektrischen<br />
Triebzüge der Bauart FLIRT erobern ganz<br />
Europa – ihr Porträt <strong>und</strong> ihre Einsatzgebiete<br />
in Deutschland 46<br />
Viel zu kurze Karriere<br />
Die Baureihe 03.1 0 bei der Deutschen<br />
B<strong>und</strong>esbahn: Vom Pech verfolgt, könnte<br />
dieser Beitrag auch überschrieben sein.<br />
Schon 1 966 war Schluss, <strong>und</strong> keine<br />
einzige Lok blieb erhalten 56<br />
Leise, sauber<br />
Für Volkswagen <strong>und</strong> die Deutsche Bahn:<br />
Was bei Autos schon Standard ist, erobert<br />
jetzt die Schiene: Hybridtechnik mit<br />
Dieselmotor <strong>und</strong> Akku-Strom 62<br />
24 Stück<br />
Die 1 ’E1 ’-Tenderlok der Reihe 82 der ÖBB<br />
ist die Lieblingsbaureihe unseres Zeichners<br />
Peter Erdmann 66<br />
Bald bei uns<br />
Das Porträt der Skoda-Type 1 09 E, die bald<br />
zwischen München <strong>und</strong> Nürnberg mit den<br />
Expresszügen pendeln wird 70<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
GESCHICHTE<br />
Sieben wichtige Strecken<br />
Der Eisenbahnknoten Halle (Saale) von der<br />
Entstehung bis heute 74<br />
Hamburg Oberhafen<br />
Jan Borchers <strong>und</strong> sein liebster Fotoplatz 86<br />
Zur Ruhe mit „Elfer-Dampf“<br />
1 971 : Heimo Griesinger verdiente sich in<br />
den Semesterferien Geld als Lokheizer 88<br />
Sand <strong>und</strong> Rost<br />
Der Lokomotiv-Friedhof von Uyuni 94<br />
Lange durchgehalten<br />
Die letzten Einsätze der Baureihe 51 5 im<br />
<strong>West</strong>en <strong>und</strong> die Strecken heute 96<br />
Das historische Bild<br />
50 849 bei Pölchow im Sommer 1 968 1 02<br />
Strategisch bedeutend<br />
Die Brücken über den Rhein 1 04<br />
Schildbürger<br />
Spurensuche: Schildau – Mockrehna 1 08<br />
Schlusspunkt<br />
21 8 241 in Inzigkofen 1 1 5<br />
5
AKTUELL<br />
ZUG DER ZEIT<br />
Museumslok als Rettung<br />
Die V36 412 von der Eisenbahntradition in Lengerich wurde am 8. Juni 2014 als<br />
dringliche Hilfslok von DB Netz bestellt <strong>und</strong> nach Emsdetten beordert. Sie musste<br />
dort den liegen gebliebenen RE 14115 abschleppen, der bei einem Unwetter am<br />
frühen Nachmittag in einen umgestürzten Baum gefahren war<br />
K. Wurm<br />
richten-Ticker Tramper stoppt NWB Mit 5 +++ Promille über Nachric<br />
den BÜ<br />
Warum nicht einmal per Anhalter mit der Bahn Nachdem sein Versuch, die geschlossene<br />
achrichten<br />
fahren Diese Idee hatte ein unbekannter Mann, Bahnschranke anzuheben, scheiterte, versuchte<br />
als am 24. Mai kurz vor dem Wilhelmshavener ein 51-Jähriger am 10. Mai in Lörrach, unter<br />
cker Hauptbahnhof einen +++ in den Bahnhof Nachrichten-Ticke<br />
einfahren - dieser hindurchzukrabbeln. Vor dem Überqueren<br />
den Zug der Nord<strong>West</strong>Bahn stoppte. Nachdem der Gleise zog ihn eine Passantin in wortwörtlich<br />
der Zug anhielt, verlangte der Mann, dass er bis „letzter Sek<strong>und</strong>e“ zurück, denn nur Augenblicke<br />
hten-Ticker zum Bahnhof mitgenommen wird. Als Reaktion<br />
+++ später fuhr ein Nachrichte<br />
Regionalzug vorbei. Die<br />
auf die Verweigerung warf der Unbe kann einen herbeigerufene Polizei stellte beim Mann einen<br />
Schotterstein in Richtung Zug <strong>und</strong> flüchtete. AWA<br />
Alkoholpegel von mehr als 5 Promille fest.<br />
AWA<br />
6
ZUG DER ZEIT<br />
hten-Ticker +++<br />
Fotogesuch<br />
Im burgenländischen Göllersdorf war am 6. Juni<br />
ein ungarischer Ultraschallprüfzug unterwegs, der<br />
emsig im Bahnhof hin- <strong>und</strong> herfuhr <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Fotomotive bot. Der Fotograf, eigentlich nur auf dem<br />
r +++ Nacrric+ Weg zur nächsten Mülldeponie, erregte auch die<br />
Aufmerksamkeit des ungarischen Bahnpersonals. Da<br />
n-Ticker +++ eine Nachrichten<br />
Abstellung des Zuges in der nächsten Zeit zu<br />
erwarten ist, bat ein MAV-Mitarbeiter auf<br />
Raim<strong>und</strong> Wyhnal<br />
unorthodoxe Weise um Fotos.<br />
RW<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014 7
AKTUELL<br />
Bei Wuppertal-Höntrup strandete diese S-Bahn, die prompt von Vandalen besprüht wurde, die aber von<br />
der B<strong>und</strong>espolizei dingfest gemacht werden konnten<br />
M. Henschel<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
Unwetter legt Bahnverkehr lahm<br />
Am Abend des 9. Juni 2014 fegten schwere Unwetter mit Sturmböen bis zu 150 km/h über Nordrhein-<br />
<strong>West</strong>falen hinweg. Der Bahnverkehr wurde komplett eingestellt. Zahlreiche Strecken waren wegen<br />
umgestürzter Bäume <strong>und</strong> zerstörter Oberleitungen nicht befahrbar.<br />
Erst wenige Tage nach dem<br />
schweren Unwetter wurde klar,<br />
dass die Schäden am Schienen -<br />
netz der Rhein-Ruhr-Region<br />
noch schlimmer als befürchtet<br />
ausgefallen sind. Ein geregelter<br />
Bahnverkehr war auch Mitte Juni<br />
noch nicht möglich. Große<br />
Bahnhöfe wie Düsseldorf <strong>und</strong><br />
Essen waren weitgehend vom<br />
Zugverkehr abgeschnitten. Obwohl<br />
tausende DB-Mitarbeiter<br />
an einer Normalisierung der<br />
Lage arbeiteten, war noch nicht<br />
absehbar, wann die Züge wieder<br />
fahrplanmäßig verkehren kön -<br />
nen. „Gegen diese Naturgewalten<br />
kann man sich leider<br />
nicht wappnen. Die Verwüs tun -<br />
gen in Teilen der Rhein-Ruhr-Region<br />
sind noch schlimmer als<br />
beim Orkan Kyrill“, sagte Reiner<br />
Latsch, Konzernbevollmächtigter<br />
der DB in Nordrhein-<strong>West</strong>falen.<br />
Am 1 3. Juni wurde eine erste<br />
Bilanz gezogen: 1 .500 Kilometer<br />
des Streckennetzes waren vom<br />
Unwetter betroffen, von denen<br />
r<strong>und</strong> 900 Kilometer relativ<br />
schnell frei geräumt werden<br />
konnten. Mehr als 1 .000 Bäume<br />
wurden von den Gleisen entfernt.<br />
Insgesamt 2.200 Kilomter<br />
Oberleitung waren beschädigt<br />
worden. Allein auf der Haupt-<br />
Die Anzeigetafel von Essen Hbf bot am 14. Juni in erster Linie<br />
Informationen zu den Busnotverkehren<br />
R. Wirtz<br />
8
DEUTSCHE BAHN<br />
DB | NEWS<br />
Dieses Signal im Essener Hauptbahnhof hielt dem Unwetter nicht<br />
stand <strong>und</strong> kippte um<br />
M. Henschel<br />
strecke Düsseldorf – Essen –<br />
Dortm<strong>und</strong> mussten r<strong>und</strong> 60<br />
Kilometer Oberleitung erneuert<br />
werden. Elf Regionalzüge waren<br />
auf weitgehend unzugänglichen<br />
Streckenabschnitten gestrandet.<br />
Über 200 Güterzüge konnten<br />
ihre Fahrt nicht fortsetzen, da<br />
auch Umfahrungsstrecken gesperrt<br />
wurden.<br />
Wie schwierig sich die Lage gestaltete,<br />
lässt sich daran ablesen,<br />
dass Streckenerk<strong>und</strong>ungen teilweise<br />
mit Hubschraubern der<br />
B<strong>und</strong>espolizei vorgenommen<br />
wurden, da mit dem Zug oder<br />
Auto kein Durchkommen war.<br />
Für die Bergungsarbeiten wurde<br />
schweres Räumgerät aus den ge-<br />
samten B<strong>und</strong>esgebiet eingesetzt.<br />
In der zweiten Junihälfte<br />
konnten die meisten Strecken<br />
geräumt, repariert <strong>und</strong> wieder in<br />
Betrieb genommen werden. Auf<br />
der besonders betroffenen S 6<br />
Köln – Düsseldorf – Essen<br />
konnten zunächst nur Teilstücke<br />
wieder in Betrieb genommen<br />
werden, der Abschnitt Essen –<br />
Düsseldorf-Rath war noch Anfang<br />
Juli gesperrt <strong>und</strong> wurde im<br />
Schienenersatzverkehr mit<br />
Bussen bedient.<br />
Wie die Zeitung „Die Welt“ berichtet,<br />
belaufen sich die Schä -<br />
den nach ersten Schätzungen<br />
des Managements auf eine Sum -<br />
me von 60 Millionen Euro. LM<br />
Umgeknickte Bäume, zerstörte Oberleitungen: der Haltepunkt Essen-<br />
Süd an der Strecke der S 6 (Essen – Köln) am 10. Juni<br />
R. Wirtz<br />
Abschied vom Nachtreiseverkehr<br />
Der Zug ist so gut wie abgefahren für<br />
die Nachtverbindungen der DB. Auto -<br />
reisezüge wird es höchstens noch<br />
drei Jahre lang geben, auch die<br />
Schlaf- <strong>und</strong> Liegewagenverbindungen<br />
stehen in den nächsten Jahren vor<br />
dem Aus. Nostalgiker laufen Sturm,<br />
die Bahn verteidigt ihre Firmenpolitik.<br />
Beides seien Nischenangebote, in die<br />
nicht mehr investiert werden könne.<br />
Nur noch 200.000 Reisende pro Jahr<br />
nutzen den Autozug. In der DB-Fahr -<br />
gastbilanz ist das eine Zahl im Pro -<br />
millebereich. Allein 360.000 Passagie -<br />
re werden täglich im Fernverkehr<br />
gezählt! Billigflieger <strong>und</strong> ICE haben die<br />
nächtlichen Züge an den Rand<br />
gedrängt. Nun prüft die Bahn auch ihr<br />
Rumpf angebot. Denn sie müsste in<br />
neue Wagen investieren, das aber<br />
wäre nicht vertretbar.<br />
LM<br />
Marode Brücken<br />
In Nordrhein-<strong>West</strong>falen sind fast<br />
2.000 Eisenbahnbrücken<br />
sanierungsbedürftig: 263 Brücken, die<br />
in die schlimmste Zustandskategorie<br />
IV eingestuft sind, gelten bereits als<br />
so marode, dass es sich nicht mehr<br />
lohnt, sie instandzusetzen. Sie<br />
müssten abgerissen <strong>und</strong> durch Neu -<br />
bauten ersetzt werden. Weitere 1.660<br />
Brücken der Kategorie III weisen zwar<br />
umfangreiche Schäden auf, können<br />
aber noch saniert werden. Damit<br />
seien insgesamt 1.923 Eisen -<br />
bahnbrücken in NRW „Mahn male<br />
einer verfallenden Verkehrs infra -<br />
struktur", sagte der stellver tretende<br />
Vorsitzende der Grünen-B<strong>und</strong>es tags -<br />
fraktion, Oliver Krischer, in Düsseldorf.<br />
Die Situation sei drama tisch:<br />
Betroffen sei fast jede zweite der<br />
4.369 Eisenbahnbrücken in NRW. LM<br />
Mehr W-LAN<br />
Bahnk<strong>und</strong>en sollen in mehr ICE-Zügen<br />
<strong>und</strong> Bahnhöfen drahtlose Internet-<br />
Zugänge bekommen. Ausgebaut<br />
werden sollen auch Angebote für<br />
mobile Reisenden-Informationen. Die<br />
genauen Pläne für einen Ausbau der<br />
Digitalisierung beim b<strong>und</strong>eseigenen<br />
Konzern wollen Bahnchef Rüdiger<br />
Grube <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt in Kürze<br />
vorstellen. Die Bahn hat begonnen,<br />
größere Bahnhöfe mit drahtlosen<br />
Internet-Zugängen auszustatten. LM<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014 9
AKTUELL<br />
DB | NEWS<br />
Müngsten: Neue Verzögerungen<br />
Die Wiederinbetriebnahme von<br />
Deutschlands höchster Eisenbahn -<br />
brücke, der Müngstener Brücke<br />
zwischen Remscheid <strong>und</strong> Solingen,<br />
wird wegen Bauverzögerungen<br />
voraussichtlich erst zum kommenden<br />
Fahrplanwechsel am 13. Dezember<br />
2014 erfolgen. Nach bereits mehreren<br />
Terminverschiebungen wegen<br />
Ausweitung der Erneuerungsarbeiten<br />
an dem 116 Jahre alten Bauwerk war<br />
ge plant, dass die Brücke, die seit 1. Ap -<br />
ril des vergan genen Jahres für eine<br />
umfang reiche Sanierung gesperrt ist,<br />
am 28. Juni 2013 wiedereröffnet<br />
werden sollte. Die von Abellio<br />
betriebene S 7 (Solingen – Wuppertal)<br />
wird damit in dem Abschnitt<br />
Remscheid Hbf – Solingen-Mitte<br />
weiterhin im Schienenersatzverkehr<br />
gefahren.<br />
AWA<br />
DB-Netz erhält Notfallkranzüge<br />
Am 16. Mai wurde in Leipzig der erste<br />
von fünf bestellten Kranzügen für die<br />
Notfalltechnik an DB Netz übergeben.<br />
Diese bestehen jeweils aus einem<br />
Notfallkran, Kranschutzwagen,<br />
Gegenlastwagen, kombinierten Schlaf<strong>und</strong><br />
Sanitärwagen sowie kombinierten<br />
Aufenthalts-, Werkstatt- <strong>und</strong><br />
Energiewagen. Drei der neuen Krane<br />
verfügen über eine Tragkraft von je<br />
160 Tonnen, die beiden anderen von je<br />
<strong>100</strong> Tonnen. Die neuen Fahrzeuge<br />
sollen in den kommenden Jahren<br />
sukzessive die alten, seit den 1970er-<br />
Jahren im Dienst stehende Kranzüge<br />
ersetzen. Zum Einsatz kommen die<br />
Züge bei größeren Ereignissen mit<br />
Auswirkungen auf die Infrastruktur.<br />
Gefertigt werden die neuen Kranzüge in<br />
Kooperation mit den Firmen Kirow,<br />
Tatravagonka <strong>und</strong> Gföllner. AWA<br />
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Ihre Prämie<br />
Beim „Tag der offenen Tür“ waren im AW Bremen unter anderem die<br />
221 122 der EfW sowie die 218 399 der DB zu sehen J. Hörstel<br />
AUSBESSERUNGSWERK BREMEN<br />
„Tag der offenen Tür“<br />
Anlässlich des 1 00. Geburtstages des im Stadtteil Sebaldsbrück<br />
gelegenen Ausbesserungswerkes lud die DB am 1 4. Juni zu einem<br />
Tag der offenen Tür ein. Ausgestellt war unter anderem die 221 1 22<br />
<strong>und</strong> V 65 001 , für Dampf sorgte die 78 468 <strong>und</strong> für Führerstandsmitfahrten<br />
stand die 21 8 339 zur Verfügung.<br />
JH<br />
AUSSERFERNBAHN<br />
Wendezüge statt Triebwagen<br />
Auf der Außerfernbahn kommen planmäßig nur noch Triebwagen<br />
der Reihe 2442 bzw. teilweise noch die Baureihe 425/426 zum<br />
Einsatz. Es kommt aber immer wieder vor, dass bei DB Regio<br />
Triebwa gen mangel herrscht, wodurch fallweise auch lokbespannte<br />
Wende züge auf dieser landschaftlich sehr reizvollen Strecke<br />
unterwegs sind. So im Juni 201 4, als zeit weise sogar zwei<br />
Wendezug-Garnituren mit der Baureihe 111 zwi schen Garmisch-<br />
Partenkirchen <strong>und</strong> Reutte in Tirol fuhren.<br />
ML<br />
Die 111 031 am 8. Juni 2014 mit dem R 5528 vor der mächtigen<br />
Kulisse der Zugspitze nächst Lermoos<br />
M. Leitner<br />
10<br />
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DEUTSCHE BAHN<br />
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In <strong>Ost</strong>rach wurde zum bodo-Geburtstag die Umsetzmöglichkeit für<br />
die Sonderfahrten mit der 212 084 reaktiviert<br />
F. Löffelholz<br />
BODO<br />
Umfangreiche Geburtstagsfeier<br />
Der Bodensee-Oberschwaben-Verkehrsverb<strong>und</strong> (bodo) hat am<br />
1 1 . Mai sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Zum Festprogramm<br />
gehörte eine Reihe von Sonderzügen. Zwei Dampfzüge pendelten<br />
auf der Südbahn zwischen Friedrichshafen <strong>und</strong> Aulendorf,<br />
bestehend aus der 64 41 9 des Vereins „DBK Historische Bahn“ mit<br />
Silberlingen <strong>und</strong> Umbauwagen beziehungsweise der 75 1118 der<br />
Ulmer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e mit Donnerbüchsen.<br />
Die Radexpress-Züge nach Bad Wurzach übernahm die als „Roter<br />
Flitzer“ bekannte Schienenbusgarnitur (ex ÖBB-5081 ) des Förder -<br />
vereins Schienenbus aus Kornwestheim. Zwischen Aulendorf <strong>und</strong><br />
<strong>Ost</strong>rach pendelte die 21 2 084 (Dauerleihgabe des DB Museums an<br />
DBK) mit einer B<strong>und</strong>esbahn-Eilzuggarnitur inklusive Bahnpostwagen.<br />
Eigens für diese Fahrten reaktivierte der Infrastrukturbetreiber<br />
namens „Regionale öffentliche Bahn der Stadt<br />
Pfullendorf“ die Umsetzmöglichkeit in <strong>Ost</strong>rach.<br />
Die stilllegungsbedrohte Nebenbahn Niederbiegen – Baienfurt<br />
konnte man mit einem DB-650 bereisen. Von bisherigen Aktions -<br />
tagen bereits bekannt, waren auch beim Jubiläumsfest wieder zwei<br />
„Ringzüge“ unterwegs, die aus jeweils einer 21 8 <strong>und</strong> Doppelstockbeziehungsweise<br />
n-Wagen bestanden <strong>und</strong> einen R<strong>und</strong>kurs Fried -<br />
richshafen – Aulendorf – Kisslegg – Lindau – Friedrichshafen<br />
<strong>und</strong>in Gegenrichtung befuhren. Zusätzlich wurden auch<br />
Pendelfahrten zwischen Lindau <strong>und</strong> Aichstetten mit 628 ange -<br />
boten. Das öffentliche Interesse war enorm. R<strong>und</strong> 8.000 Fahrgäste<br />
nutzten das Angebot der Sonderlinien <strong>und</strong> historischen Züge. FL<br />
Die DB will sich in absehbarer Zeit vom Nachtzug-Reiseverkehr trennen.<br />
Finden Sie das richtig<br />
Ja, Nachtzüge mit Schlaf- <strong>und</strong> Liegewagen passen nicht mehr in unsere Zeit<br />
Nein, modernes Rollmaterial könnte diese Züge wieder attraktiv machen<br />
Dieses Thema interessiert mich nicht, ich nutze die Züge nie<br />
<strong>LOK</strong>-MAGAZIN INTERNET-UMFRAGE<br />
Abstimmen <strong>und</strong> Ergebnisse unter: www.eisenbahnwelt.de<br />
Umfrage aus LM 7: Wir fragten nach Ihrer Meinung zum Transport von Autos auf<br />
Lastwagen bei DB Autozug. 82,7 % unserer Leser meinen, dieses Konzept habe<br />
nur Nachteile <strong>und</strong> werde sich nicht durchsetzen. 6,8 % halten den Transport für<br />
eine gute Idee <strong>und</strong> 10,3% haben keine Meinung zum Thema.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
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(14 Cent/Minute von 8-18 Uhr)
AKTUELL<br />
DB | NEWS<br />
Berlin – Prag: Modernisierte Wagen<br />
Ab Fahrplanwechsel im Dezember 2015<br />
werden zwischen Prag <strong>und</strong> Berlin<br />
modernisierte Wagen der tschechi -<br />
schen Bahn CD zum Einsatz kommen.<br />
DB <strong>und</strong> CD vereinbarten eine Fortset -<br />
zung der Zusammenarbeit auf der<br />
grenzüberschreitenden EuroCity-<br />
Verbindung. Dabei werden täglich<br />
sechs Zugpaare zwischen der<br />
tschechischen <strong>und</strong> der deutschen<br />
Hauptstadt im Zweist<strong>und</strong>entakt<br />
angeboten, wovon drei nach Hamburg<br />
durchgeb<strong>und</strong>en werden. Fünf Zugpaare<br />
werden aus den modernisierten CD-<br />
Wagen gebildet werden. Ein sechstes<br />
verkehrt wie bisher mit Wagen der<br />
Ungarischen Staatsbahn MAV auf der<br />
Strecke zwischen Budapest, Prag,<br />
Berlin <strong>und</strong> Hamburg. Alle Züge werden<br />
weiterhin einen Speisewagen mit -<br />
führen. In Prag besteht Anschluss an<br />
den Railjet von <strong>und</strong> nach Wien. Das<br />
Modernisierungsprogramm umfasst<br />
93 Wagen, die vor allem im Innenraum<br />
eine Auffrischung erhalten. Bespannt<br />
werden sollen die Züge von modernen<br />
Skoda-Mehrsystemlokomotiven, die bei<br />
der ČD unter der Bezeichnung 380<br />
laufen. Ursprünglich wollte die DB mit<br />
dem privaten tschechischen EVU<br />
RegioJet kooperieren, das dafür 73 EC-<br />
Wagen beim rumänischen Schienen -<br />
fahrzeughersteller Astra Vagoane<br />
Calatori bestellt hatte, aber in<br />
erhebliche finanziel le Schieflage<br />
geraten war.<br />
AWA<br />
Umleiter: 225 117 <strong>und</strong> 809 hatten am 31. Mai den Containerzug<br />
Wolfurt – Maschen bei Oberreitnau (b. Lindau) am Haken M. Dillinger<br />
DB NETZ<br />
Umleitungsverkehr durchs Allgäu<br />
Umfangreiche Weichenerneuerungen am Nordkopf des Bahnhofs<br />
Biberach(Riss) erforderten Ende Mai <strong>und</strong> Anfang Juni an zwei<br />
Wochenenden die Umleitung der Südbahn-Containerzüge zwischen<br />
Ulm <strong>und</strong> Lindau über das Allgäu.<br />
MD<br />
DB REGIO<br />
Warnow-Netz jetzt mit 442<br />
Seit Mitte Juni ist das durch DB Regio Nordost gewonnene<br />
„Warnow-Netz“ vollständig in der Hand der Talent-2-Triebwagen der<br />
Baureihe 442. Die Baureihe 1 43 mit den Dosto-Wendezügen gehört<br />
somit hier der Geschichte an. Zum offiziellen Start wurde auch ein<br />
Zug präsentiert, der Motive eines Schulmalwettbewerbes zeigt. Das<br />
Warnow-Netz besteht aus den drei S-Bahn-Strecken Warnemünde –<br />
Rostock Hbf, Warnemünde – Rostock Hbf – Schwaan – Güstrow <strong>und</strong><br />
Warnemünde – Rostock Hbf – Laage – Güstrow.<br />
LM<br />
Ein fünfteiliger Talent 2 mit dem von Schülern bemalten 442 854 fährt von Güstrow kommend in den<br />
Endbahnhof Warnemünde am <strong>Ost</strong>seestrand ein<br />
V. Emersleben<br />
12
DEUTSCHE BAHN<br />
BAUREIHEN | TICKER<br />
Loks der Baureihe 146.2 <strong>und</strong> neue IC-Doppelstockwagen<br />
am 2. Juni im Bombardier-Werk Hennigsdorf B. Schulz<br />
DB FERNVERKEHR<br />
Dosto-IC nimmt Formen an<br />
Nachdem die ersten 1 46.2 in IC-Lackierung schon seit<br />
geraumer Zeit fertig gestellt wurden, rollen jetzt die<br />
ersten Doppelstock-Steuerwagen an. Insgesamt hat die<br />
DB 1 35 Dostos für den IC-Einsatz bei Bombardier<br />
bestellt. Zusammen mit einer 1 46.2 sollen Züge aus<br />
vier Dosto-Mittel- <strong>und</strong> einem -Steuerwagen gebildet<br />
werden. Mit einem planmäßigen Einsatz ist nicht vor<br />
Mitte 201 5 zu rechnen.<br />
BS/LM<br />
NBS LEIPZIG – ERFURT<br />
Testfahrten ab September<br />
Auf der Neubaustrecke Leipzig – Erfurt soll im Septem -<br />
ber 201 4 der Testbetrieb starten. Dies wurde nach<br />
einem Spitzentreffen zwischen dem DB-Vorstand <strong>und</strong><br />
der Landespolitik bekannt. Die ersten Fahrten werden<br />
ohne, spätere dann mit Fahrgästen durchgeführt. Die<br />
Eröffnung ist für Dezember 201 5 geplant. LM<br />
Baureihe 225<br />
Die Reaktivierung von 225 805 verzögert sich weiter.<br />
Gr<strong>und</strong> sind abgelaufene Drehgestellfristen, die eine<br />
zeitintensive Aufarbeitung in Bremen nach sich<br />
ziehen. Als Ausgleich schickte man am 18. Juni die<br />
Osnabrücker 225 021 nach Ulm. Nach erfolgter Auf -<br />
arbeitung der Vorserien-Drehgestelle soll 225 805<br />
(ex 218 005) dafür nach Osnabrück gehen. Im Be -<br />
stand von DB Schenker Rail Deutschland sind derzeit<br />
225 802 <strong>und</strong> 803 in Saarbrücken, 225 027 <strong>und</strong> 073 in<br />
Osnabrück sowie 225 021, 117 <strong>und</strong> 809 in Ulm. MD<br />
Baureihe 245<br />
Die DB hat bei Bombardier sieben Diesellokomotiven<br />
des Typs TRAXX DE ME bestellt. Die Loks werden auf<br />
der r<strong>und</strong> 40 Kilometer langen Strecke zwischen<br />
Niebüll <strong>und</strong> <strong>West</strong>erland eingesetzt, um dort die<br />
Autozüge des Sylt-Shuttles in Einzeltraktion vom<br />
Festland über den Hindenburgdamm nach Sylt <strong>und</strong><br />
zurück zu ziehen. Die ersten beiden Loks werden<br />
Ende 2015 zum Einsatz kommen. Ab Mitte 2016<br />
sollen die neuen Maschinen die alten Loks der<br />
Baureihe 218, die derzeit in Doppeltraktion die Sylt-<br />
Shuttle bespannen, vollständig ablösen. Der Auftrag<br />
im Wert von 27 Millionen Euro ist ein Abruf aus<br />
einem 2011 unterzeichneten Rahmenvertrag mit der<br />
DB über bis zu 200 Mehrmotoren-Dieselloks. Fast<br />
zeitgleich wurde das Ende 2013 gestartete<br />
Vergabeverfahren zur Beschaffung von neuen Loks<br />
für den Sylt-Shuttle eingestellt.<br />
AWA<br />
Baureihe 420<br />
Seit dem 16. Juni 2014 werden die ersten beiden<br />
Triebzüge in NRW von Düsseldorf auf der S6<br />
eingesetzt. Aufgr<strong>und</strong> der Sturmschäden derzeit aber<br />
nur auf einem frühmorgendlichen Kurzpendel. AW<br />
BAUREIHEN-NEWS<br />
Baureihe 245<br />
Das Werk Kempten setzt seine beiden Dieselloks 245 002 <strong>und</strong><br />
006 bereits planmäßig in Sandwich-Manier ein. Bespannt<br />
werden die Züge 57433 Kempten – München, 57436<br />
München – Marktoberdorf Schule, 57439 Marktoberdorf –<br />
Augsburg <strong>und</strong> 57564 Augsburg – Buchloe (Aufnahme bei<br />
Inningen, S. Eisenhut). Anschließend kehren die Loks als<br />
Leerfahrt nach Kempten zurück.<br />
SE<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
Baureihe 796/798<br />
Immer wieder kehren Uerdinger Schienenbusse in den Plan -<br />
dienst zurück: Anlässlich des Abschieds von den Schienen -<br />
bussen im Hönnetal vor 30 Jahren kehrten am 1. Juni noch<br />
einmal je eine zwei- (798 790+998 800) <strong>und</strong> eine vierteilige<br />
Garnitur (796 690+996 299+996 306+796 802) ins Sauerland<br />
zurück, um die Planzüge zwischen Fröndenberg <strong>und</strong> Neuen -<br />
rade zu fahren. Axel Witzke fotografierte bei Klusenstein.<br />
13
AKTUELL<br />
INDUSTRIE | NEWS<br />
Auf dem Gelände des ehemaligen RAW an der Warschauer Straße hat<br />
sich Talgo Deutschland angesiedelt<br />
M. Cantzler<br />
TALGO<br />
Berlin-Stützpunkt ausgebaut<br />
Die Talgo Deutschland GmbH fuḧrt im Bereich des alten<br />
Reichsbahnausbesserungswerkes im Bereich der Haltestelle<br />
Warschauer Straße Wartungsarbeiten an Eisenbahnwagen durch.<br />
Um dem Bedarf an Servicearbeiten für Nachtreisezüge im Talgo<br />
Werk gerecht werden zu können, wurde eine neue Werkhalle<br />
gebaut. In dieser sin eine Unterflur-Radsatz-Drehmaschine (UFD)<br />
<strong>und</strong> eine Arbeitsgrube (ARG) untergebracht. Eine problemlose<br />
Nachrüstung einer Radsatzwechseleinrichtung (RSW) in der Grube<br />
soll möglich sein. Die neue Halle hat eine Länge von 36 Metern <strong>und</strong><br />
eine Breite von 1 3 Metern. Insgesamt verfügt Talgo an der War -<br />
schauer Straße über drei Gleise mit 500 Metern Nutzlänge. MC<br />
SIEMENS<br />
20 Vectron für MRCE<br />
Das Lokomotiv-Leasingunternehmen Mitsui Rail Capital Europe<br />
B.V. (MRCE) hat 20 weitere Vectron-AC-Loks bei Siemens bestellt.<br />
Sie werden auch für den Einsatz im schnellen Personenverkehr<br />
ausgerüstet. Die erste Lok aus dem Lokomotivenwerk in München-<br />
Allach wurde bereits an MRCE übergeben. Mit dieser neuen<br />
Bestellung vergrößert MRCE seine Flotte auf insgesamt 35 Vectron-<br />
Loks. Masayoshi Hosoya, Geschäftsführer von MRCE, sagte: „Wir<br />
freuen uns, dass wir wieder einen Vertrag mit Siemens über den<br />
Kauf von Vectron-Lokomotiven abschließen konnten. Da die bisher<br />
gelieferten Lokomotiven unsere Erwartungen erfüllen, haben wir<br />
uns entschieden, erneut Vectron zu kaufen.”<br />
Die bestellten Loks sind für den grenzüberschreitenden Verkehr<br />
zwischen Deutschland <strong>und</strong> Österreich bzw. zwischen Deutschland,<br />
Österreich <strong>und</strong> Ungarn vorgesehen. Zusätzlich zu den nationalen<br />
Zugsicherungssystemen werden alle Lokomotiven mit dem<br />
europäischen Zugsicherungssystem ETCS ausgestattet. Die Loks<br />
verfügen über eine maximale Leistung von 6.400 kW <strong>und</strong> eine<br />
Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Bei MRCE tragen die neuen<br />
Loks die Baureihenbezeichnung 1 93.<br />
LM<br />
Siemens: ETCS für Ungarn<br />
Siemens hat aus Ungarn drei Aufträge<br />
zur Lieferung von Signal- <strong>und</strong><br />
Leittechnik erhalten. Das Unternehmen<br />
rüstet zwei Teilabschnitte auf der<br />
Bahnstrecke zwischen dem Budapester<br />
Vorort Ferencváros <strong>und</strong> der östlich<br />
gelegenen Kleinstadt Gyoma mit dem<br />
europäischen Zugsicherungssystem<br />
ETCS (European Train Control System)<br />
Level 2 aus. Der dritte Abschnitt, der<br />
mit demselben System ausgerüstet<br />
wird, verläuft westlich von Ferencváros<br />
nach Székesfehérvár. Siemens hat den<br />
Zuschlag für den entsprechenden<br />
Auftrag im Rahmen einer öffentlichen<br />
Ausschreibung durch Ungarns staat -<br />
liche Gesellschaft für Infrastruk tur -<br />
entwicklung erhalten. Das Auftrags -<br />
volumen beträgt r<strong>und</strong> 60 Millionen<br />
Euro. Die Inbetriebnahme aller drei<br />
Teilabschnitte ist für Ende 2015<br />
geplant.<br />
LM<br />
Stadler: GTW für Kalifornien<br />
Für r<strong>und</strong> 58. Mio. US-Dollar wird Stadler<br />
Rail acht GTW 2/6 an den San Francisco<br />
Bay Area Rapid Transit District (BART)<br />
liefern. Die Dieseltriebzüge wurden im<br />
Rahmen des BART-Ausbauprojekts East<br />
Contra Costa bestellt, das eine 15 km<br />
lange Strecke entlang der State Route 4<br />
zwischen dem schon bestehenden<br />
Bahnhof Pittsburg/Bay Point <strong>und</strong> der<br />
Stadt Antioch vorsieht. Die Triebzüge<br />
(Aufnahme: Stadler) basieren auf den<br />
GTW, die Stadler in den letzten Jahren<br />
nach Texas geliefert hat.<br />
FF<br />
Voith Schienen-Service<br />
Seit Jahrzehnten bietet Voith seinen<br />
K<strong>und</strong>en an, Radsatzgetriebe zu<br />
überholen <strong>und</strong> damit einen sicheren<br />
Einsatz der Schienenfahrzeuge zu<br />
gewährleisten. Eine besonders komfor -<br />
table Lösung für den Betreiber ist das<br />
Getriebetauschmodell. Bei einer ge -<br />
planten Revision oder einer ungeplan -<br />
ten Reparatur können sich Schienen -<br />
betreiber generalüberholte Getriebe<br />
von Voith im voraus anliefern lassen<br />
<strong>und</strong> direkt einbauen. Dieser Service<br />
wird nun auch auf Scharfenberg-Kupp -<br />
lungen erweitert. Als erster K<strong>und</strong>e<br />
beginnt die Südthüringen-Bahn in<br />
diesem Jahr die Revision der Scharfen -<br />
berg-Kupplungen ihrer 32 RS1 mit dem<br />
Tauschkupplungsmodell.<br />
LM<br />
14
Zugkraft!<br />
NEU!<br />
GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
Einst waren sie für viele Inselorte lebenswichtig, transportierten<br />
elementare Güter: die Inselbahnen der Nordsee.<br />
Heute befördern sie in erster Linie Touristen, erschließen die<br />
teils autofreien Eilande. Ihre Strecken verlaufen durch eine<br />
reizvolle Landschaft, manchmal sogar mitten durchs Meer.<br />
Fotograf <strong>und</strong> Autor Malte Werning stellt Ihnen die einzelnen<br />
Bahnen vor, erzählt ihre Geschichte. Farbfotos <strong>und</strong> historische<br />
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der Mauerfall <strong>und</strong> die<br />
nachfolgenden Ereignisse<br />
eine gr<strong>und</strong>legende Veränderung,<br />
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Eisenbahnen.<br />
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<strong>100</strong>.000 Berliner in Büros<br />
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AKTUELL<br />
Vor 30 Jahren zog 99 6001 den ersten Personenzug über die wieder aufgebaute Verbindung zwischen Harzquer-<br />
<strong>und</strong> Selketalbahn, am 3. Juni 2014 hatte sie den Jubiläumszug am Haken<br />
HSB<br />
HARZER SCHMALSPURBAHNEN<br />
Seit 30 Jahren wieder ein Netz<br />
Mit dieser Wiederaufnahme des Personenverkehrs am 3. Juni 1984 war das Schmalspurnetz im Harz<br />
seit dem reparationsbedingten Abbau der Selketalbahn nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
erstmalig wieder durchgängig befahrbar.<br />
Am 3. Juni 1 984 fuhren vor nunmehr<br />
30 Jahren die ersten regelmäßigen<br />
Reisezüge auf dem reaktivierten<br />
Streckenabschnitt der<br />
Selketalbahn zwischen Straß -<br />
berg (Harz) <strong>und</strong> Stiege. Dieses<br />
so wichtige Datum in der wechselvollen<br />
Geschichte der Bahn<br />
würdigten die Harzer Schmal -<br />
spurbahnen (HSB) am 3. Juni<br />
201 4 mit einer Sonderfahrt.<br />
Sonderzug am 3. Juni 2014<br />
Über 1 00 Teilnehmer <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Ehrengäste wie Landräte<br />
<strong>und</strong> Bürgermeister ließen sich<br />
in die 1 980er-Jahre zurückversetzen<br />
<strong>und</strong> erinnerten gemeinsam<br />
mit Zeitzeugen an den Wiederaufbau<br />
der Strecke. Die<br />
meterspurigen Bahnen im Harz<br />
16<br />
blicken auf eine wechselvolle Geschichte<br />
zurück. Das Schicksal<br />
der Selketalbahn, die 1 887 als deren<br />
erste im Harz eröffnet wurde<br />
<strong>und</strong> seitdem durch das gleichnamige<br />
Tal dampft, schien mit dem<br />
reparationsbedingten Abbau der<br />
Gleisanlagen nach dem Ende des<br />
zweiten Weltkrieges bereits besiegelt.<br />
Zwar wurden die Gleise<br />
bis 1 950 wieder aufgebaut, der<br />
r<strong>und</strong> 1 3,5 km lange Abschnitt<br />
zwischen Straßberg (Harz) <strong>und</strong><br />
Stiege blieb jedoch ohne Schienen.<br />
Inselbetrieb im Selketal<br />
Die Selketalbahn war fortan für<br />
r<strong>und</strong> vier Jahrzehnte nicht mehr<br />
direkt mit der Harzquer- <strong>und</strong><br />
Brockenbahn verb<strong>und</strong>en.<br />
Ein erstes Vermesser-Team sichtete<br />
bereits 1 976 den brach liegenden<br />
Bahndamm zwischen<br />
Straßberg (Harz) <strong>und</strong> Stiege.<br />
1 980 begannen die ersten Rodungsarbeiten,<br />
drei Jahre später<br />
erfolgten dann der Bau des neuen<br />
Gleisplanums sowie die Verlegung<br />
der neuen Gleise. Am 30.<br />
November 1 983 war es dann soweit:<br />
Der offizielle Eröffnungszug<br />
befuhr die wieder hergestellte<br />
Strecke, das Netz war wieder<br />
komplett. Der Güterverkehr wurde<br />
am 1 2. Februar 1 984 aufgenommen,<br />
der regelmäßige Personenverkehr<br />
folgte am 3. Ju ni<br />
1 984 mit der Fahrt des Personenzuges<br />
P 1 4461 von Gernrode<br />
über Stiege nach Hasselfelde mit<br />
der Zuglok 99 6001 . LM
PRIVATBAHNEN<br />
PRIVATBAHNEN | NEWS<br />
Am 26. Mai stand im Berliner Stadler-Werk dieser neue FLIRT der<br />
BeNEX, der ab Dezember in Schleswig-Holstein fahren wird B. Schulz<br />
BENEX<br />
FLIRT für Schleswig-Holstein<br />
Die BeNEX GmbH hat für den Betrieb auf einem Teilnetz im Netz<br />
Mitte in Schleswig-Holstein 7 fünfteilige <strong>und</strong> 8 sechsteilige<br />
Niederflurtriebzüge Typ FLIRT bestellt. Die elektrischen Fahrzeuge<br />
werden ab Dezember 201 4 auf den Strecken Hamburg – Elmshorn<br />
– Itzehoe <strong>und</strong> Hamburg – Elmshorn – Wrist (– Kellinghusen) von<br />
der NBE nordbahn Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG in Betrieb<br />
genommen.<br />
CPH<br />
STAUDENBAHN<br />
Sommerliche Ausflugszüge<br />
Auch in diesem Jahr finden wieder regelmäßige Ausflugsfahrten<br />
zwischen Augsburg <strong>und</strong> Langenneufrach über die landschaftlich<br />
reizvolle Staudenbahn statt. Noch bis Ende Juni fahren die Züge im<br />
Zwei-St<strong>und</strong>en-Takt, eingesetzt wird die NE81 -Garnitur VT02+VS30<br />
der Regentalbahn. An ausgewählten Tagen verkehren auch<br />
Ausflugszüge bis nach Markt Wald, Informationen zu Fahrtagen<br />
<strong>und</strong> -zeiten unter: www.staudenbahn.de<br />
SE<br />
Bei Wollmetshofen ist die NE81-Garnitur der Regentalbahn am 21. Ju -<br />
ni auf der Staudenbahn in Richtung Augsburg unterwegs S. Eisenhut<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
EGP: Sommerfahrplan<br />
Die Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />
mbH (kurz EGP) führte am 31. Mai<br />
2014 wieder einen Sommerfahrplan<br />
ein, der zusätzliche Fahrten von<br />
Meyenburg über Plau am See, Karow<br />
(Meckl) nach Krakow am See<br />
anbietet. „Die große Nachfrage der<br />
Verlängerung unserer Strecke RB 74<br />
von Pritzwalk nach Meyenburg weiter<br />
hoch in Richtung Mecklenburg-<br />
Vorpommern im vergangenen Jahr<br />
hat uns darin bestärkt, diese auch<br />
2014 wieder unseren Fahrgästen<br />
anzubieten“, informiert Karsten<br />
Attula, Leiter Schienenpersonennahverkehr<br />
bei der EGP. „Wir werden wie<br />
in 2013 auch dieses Jahr wieder<br />
sechs zusätzliche Fahrten pro Tag<br />
anbieten“ so Attula weiter.<br />
Die zusätzlichen Fahrten von<br />
Meyenburg über Wendisch Priborn,<br />
Ganzlin, Silbermühle, Plau am See,<br />
Plau-Quetzin, Karow (Meckl) bis nach<br />
Krakow am See verkehren immer<br />
samstags bis zum 28. September<br />
2014. Gefahren wird zwei Mal täglich<br />
von Meyenburg nach Krakow am See<br />
<strong>und</strong> zurück sowie einmal täglich von<br />
Meyenburg nach Silbermühle <strong>und</strong><br />
zurück.<br />
LM<br />
Veolia übernimmt<br />
Goslar – Halle<br />
Zwischen Halle <strong>und</strong> Goslar werden ab<br />
Dezember 2015 Züge der Veolia<br />
Verkehr Sachsen-Anhalt, die die<br />
entsprechende Ausschreibung<br />
gewann, verkehren. Die Nahverkehrs -<br />
gesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa)<br />
hat dem Unternehmen dafür am<br />
19. Mai den Zuschlag erteilt.<br />
Derzeitiger Betreiber ist DB Regio, die<br />
hier Neigetechnik-Triebzüge der<br />
Baureihe 612 einsetzt. Damit endet<br />
zugleich die Zeit der Neigetechnikzüge<br />
in Sachsen-Anhalt. Die Fahrzeiten<br />
verlängern sich dadurch im<br />
Gegensatz zu heute um zehn<br />
Minuten. Eingesetzt werden sollen<br />
umgebaute moderne Fahrzeuge vom<br />
Typ LINT 41 des Herstellers Alstom.<br />
Der Auftrag sieht eine Laufzeit von<br />
Dezember 2015 bis Dezember 2017<br />
vor, wobei dieser voraussichtlich um<br />
ein weiteres Jahr verlängert wird. Das<br />
Leistungsvolumen umfasst etwa eine<br />
Million Zugkilometer. Ab Dezember<br />
2018 gehört die Linie zum neuen<br />
„Dieselnetz Sachsen-Anhalt“, das<br />
noch in diesem Jahr europaweit<br />
ausgeschrieben werden soll. AWA<br />
17
AKTUELL<br />
PRIVATBAHNEN | TICKER<br />
EGP bietet Touristenkarte an<br />
Die Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />
(EGP) orientiert sich an K<strong>und</strong>en -<br />
nachfragen <strong>und</strong> führt diesen Sommer<br />
zum ersten Mal eine Touristenkarte auf<br />
der R6 Neustrelitz – Mirow ein.<br />
Eingeführt werden die Touristenkarte<br />
als auch die Touristenkarte plus. Die<br />
Tourismuskarte gilt vom 14. Juni bis 14.<br />
September 2014 für einen Tag auf der<br />
gesamten Strecke. Ausgegeben wird<br />
diese für Erwachsene (8,00 €), Kinder<br />
zwischen 6 <strong>und</strong> 14 Jahren (6,00 €) <strong>und</strong><br />
an Familien (2 Erwachsene <strong>und</strong> beliebig<br />
viele Kinder; 22,00 €). Die drei bis vier<br />
Euro teurere Tourismuskarte plus<br />
berechtigt neben der Fahrt von<br />
Personen auch zur Mitnahme eines<br />
Fahrrades je Reisenden <strong>und</strong>/oder der<br />
Mitnahme je eines H<strong>und</strong>es. Infos:<br />
www.eg.potsdam.de/nahverkehr LM<br />
Abellio baut neuen Stützpunkt<br />
In Sangerhausen fand am 2. Juni 2014<br />
der Spatenstich für die Betriebs werk -<br />
statt von Abellio statt. Dort werden ab<br />
De zember 2014 die 35 fabrikneuen<br />
Talent 2-Triebzüge, die ab diesem<br />
Zeitpunkt im Netz „Saale-Thüringen-<br />
Südharz“ unterwegs sein werden,<br />
gewartet. Auf 50.000 Quadratmeter<br />
entstehen eine 120 Meter lange zwei -<br />
gleisige Werk statthalle, Außenreini -<br />
gungsanlage <strong>und</strong> Abstellflächen für die<br />
neuen Züge. Die Fertigstellung ist für<br />
Sommer 2015 geplant.<br />
AWA<br />
Mukran: Baltic Port Service übernimmt<br />
Anfang Juni hat die Baltic Port Services<br />
GmbH, ein Unternehmen der Fährhafen<br />
Sassnitz GmbH <strong>und</strong> der Deutschen<br />
Eisenbahn Service AG (DESAG), Werk -<br />
statt leistungen im Hafen Sassnitz-<br />
Mukran übernommen. Damit wird der<br />
Standort auf Rügen zum westlichsten<br />
Reparaturstützpunkt der trans -<br />
sibirischen Eisenbahn. „Die Baltic Port<br />
Services GmbH führt ab 1. Juni 2014 in<br />
Sassnitz-Mukran die Wartung <strong>und</strong><br />
Reparatur von Waggons <strong>und</strong> Lokomo -<br />
tiven durch <strong>und</strong> übernimmt in der<br />
Werkstatt auch die Umachsung von<br />
Breitspur auf Normalspur für Wagen,<br />
die mit der Fähre aus Russland<br />
kommen,“ teilt der Geschäftsführer der<br />
Baltic Port Services GmbH, Ulrich<br />
Rudler, mit. Nach seinen Worten<br />
werden die Räumlichkeiten zunächst<br />
gepachtet, ein Kauf der Werkstatt ist<br />
zum 1. Januar 2015 geplant. Der Vertrag<br />
zur Übernahme der Werkstatt wurde<br />
am 26. Mai 2014 auf Rügen unterzeich -<br />
net. Die Fährhafen Sassnitz GmbH hält<br />
an der Baltic Port Services GmbH 25,1%<br />
der Anteile, die Deutsche Eisenbahn<br />
Service AG 74,9%.<br />
LM<br />
Das Unwetter machte diese Aufnahme möglich: Ein HKX in Wuppertal,<br />
links die Schwebebahn<br />
M. Henschel<br />
NORDWESTBAHN<br />
Einschränkungen durch Unwetter<br />
Nicht nur die DB, auch in Nordrhein-<strong>West</strong>falen tätige NE-Bahnen<br />
hatte unter dem Unwetter (s. S. 7) zu leiden. So war bei der<br />
Nord<strong>West</strong>Bahn bis Mitte Juni der Betrieb auf den Linien RE 1 0, RE<br />
1 4, RB 36, RB 43 <strong>und</strong> RB 44 eingestellt <strong>und</strong> ein Busnotverkehr<br />
eingerichtet. Seit dem 20. Juni wird auf allen Nord<strong>West</strong>Bahn-<br />
Strecken wieder normaler Betrieb durchgeführt. Da durch das<br />
Unwetter aber auch NWB-Fahrzeuge beschädigt wurden, kann<br />
vorerst in Einzelfällen nicht das gewohnte Platzangebot offeriert<br />
werden. Auch der private HKX-Fernzug war betroffen: Aufgr<strong>und</strong><br />
von Streckensperrungen wurde er, wie auch ein Großteil des DB-<br />
Fernverkehrs, über Hamm – Hagen – Wuppertal umgeleitet. BS<br />
BUG<br />
<strong>Ost</strong>-V <strong>100</strong> in Schwarz/Grün<br />
Die BUG Verkehrsbau AG mit Sitz in Berlin hat ihren Lokpool mit<br />
der Lok Uwe Adam Nr. 9 (ex 202 520 der DB), die von der Uwe<br />
Adam Verkerhsunternehmen GmbH erworben wurde, erweitert.<br />
Die Lok hat am 28.März 201 4 eine Hauptuntersuchung inklusive<br />
einer Neulackierung in schwarz-grünem Livree erhalten <strong>und</strong> wird<br />
bei der BUG Verkehrsbau AG unter der Betriebsnummer V 1 00-<br />
BUG-03 im Bestand geführt.<br />
FH<br />
Die V <strong>100</strong>-BUG-03 wartete am 5. April 2014 im Bahnhof Cottbus auf<br />
ihren nächsten Einsatz<br />
F. Heilmann<br />
18
PRIVATBAHNEN<br />
Am 30. Mai 2014 war die V 330.1 der hvle noch mit einem Stahlzug der VPS bei Dörnten zu sehen. Wenige<br />
Tage später, am 4. Juni, geriet der „Tiger“ in Vienenburg in Brand.<br />
B. Schulz<br />
HVLE/SVG STAUDEN<br />
Dieselloks in Brand<br />
Zwei Dieselloks privater EVU wurden im Juni durch Brände mehr<br />
oder weniger stark beschädigt. Am 4. Juni geriet die V 330.1 der<br />
Havelländischen Eisenbahn (hvle) im Bahnhof Vienenburg in<br />
Brand. Die an die Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter (VPS)<br />
vermietete ehemalige 250 002 (Bombardier, 2004/33831 ) <strong>und</strong> vor<br />
den Stahl-Pendezügen Salzgiter – Ilsenburg eingesetzte Lok konnte<br />
von der örtlichen Feuerwehr gelöscht werden. Ausgebrochen war<br />
das Feuer in einem Schaltschrank.<br />
Schwer beschädigt durch einen Brand wurde die 21 43.1 8 der SVG<br />
Stauden, die planmäßig die ALEX-Reisezüge zwischen Immenstadt<br />
<strong>und</strong> Oberstdorf bespannt. Am 1 1 . Juni war die Lok als Leerfahrt von<br />
Kempten nach Kaufbeuren unterwegs, als sie bei Biessenhofen<br />
(Allgäu) in Brand geriet. Auch hier übernahm die örtliche<br />
Feuerwehr die Löscharbeiten. Brandursache war vermutlich ein<br />
technischer Defekt, die Schadenshöhe beträgt nach Angaben der<br />
B<strong>und</strong>espolizei r<strong>und</strong> 300.000 Euro. Personen wurden bei dem<br />
Brand nicht verletzt.<br />
BS/LM<br />
PRIVATBAHNEN | NEWS<br />
403-Aufarbeitung macht Fortschritte<br />
Die betriebsfähige Herrichtung eines<br />
403-Zuges (ex „Donald Duck“ der<br />
Deutschen B<strong>und</strong>esbahn) für den pri -<br />
vaten Bahnbetreiber National Express<br />
macht Fortschritte. Im Netinera-Werk in<br />
Neustrelitz wird derzeit an zwei End<strong>und</strong><br />
zwei Mittelwagen gearbeitet. Die<br />
Aufnahme (B. Schulz) vom 5. Juni zeigt<br />
den 403 001. Im Lackierbereich war<br />
404 003 anzutreffen. Weitere Fahrzeuge<br />
in Aufarbeitung sind 403 002 <strong>und</strong><br />
404 001. Ein Termin für die Wieder -<br />
inbetriebnahme des vierteilgen Zuges<br />
steht noch nicht fest.<br />
BS<br />
EVB<br />
Hinterlandverkehr über NE-Bahn<br />
Niedersachsen <strong>und</strong> Bremen haben sich darauf verständigt, neben<br />
einer weiteren Ertüchtigung des Knotens Bremen auch die Führung<br />
von Güterzügen über das Netz der EVB (Eisenbahnen <strong>und</strong><br />
Verkehrsbetriebe Elbe-Weser) zu prüfen. Aus niedersächsischer<br />
Sicht haben zunächst weitere Steigerungen der Leistungsfähigkeit<br />
des Schienenknotens Bremen Priorität. Trotzdem hat das Land für<br />
knapp 50 Mio. Euro die Gleise <strong>und</strong> die Sicherheitstechnik der EVB<br />
sanieren lassen. Niedersachsen Verkehrsminister Olaf Lies rechnet<br />
künftig mit bis zu 20 Güterzugpaaren auf der EVB-Strecke. LM<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
19
AKTUELL<br />
Mit einem Sonderzug von Neustadt an der Weinstraße nach Pirmasens Nord war am 31. Mai die in der<br />
Schweiz unterhaltene 01 202 bei Edenkoben unterwegs<br />
J. Grünebaum<br />
DAMPFSPEKTAKEL 2014<br />
Fünf Tage Volldampf<br />
Der 25. Geburtstag des Verkehrsverb<strong>und</strong>es Rhein-Neckar <strong>und</strong> das 20-jährige Bestehen des Rheinland-<br />
Pfalz-Taktes waren der Anlass für die wohl größte Bahnnostalgieveranstaltung des Jahres. Auf Haupt<strong>und</strong><br />
Nebenbahnen fuhren Dampfzüge mit historischen Zuggarnituren<br />
Wie schon bei den vorangegangenen<br />
Dampf-Großveranstaltungen<br />
in den letzten Jahren war das<br />
Bahnbetriebswerk Neustadt an<br />
der Weinstraße erneut das Betriebszentrum,<br />
von dem aus zwischen<br />
dem 28. mai <strong>und</strong> dem 1 .<br />
Juni ingesamt neun Dampfloks<br />
eingesetzt wurden.<br />
Sämtliche Züge wurden als Sonderzüge<br />
eingelegt, konnten aber<br />
mit regulären DB- <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>fahrkarten<br />
benutzt werden, was<br />
für weitgehend volle Züge sorgte.<br />
Das Spektrum der eingesetzten<br />
Lokomotiven reichte von den<br />
beiden 01 1 1 8 <strong>und</strong> 202 – die DB-<br />
Museumslok 01 1 50 musste leider<br />
kurzfristig ersetzt werden<br />
<strong>und</strong> stand dann für Führerstandsbesichtigungen<br />
unter<br />
Dampf – bis zur mittlerweile 93-<br />
jährigen 58 31 1 . Daneben dampften<br />
die beiden ölgefeuerten ehemaligen<br />
DB-Loks 41 01 8 <strong>und</strong><br />
360 sowie 52 4867, 7596 <strong>und</strong> die<br />
Reko-Lok 52 81 34 vor Zügen aus<br />
Silberlingen, drei- <strong>und</strong> vierachsigen<br />
Umbauwagen <strong>und</strong> alten Eilzugwagen<br />
durch die Pfalz, den<br />
Odenwald <strong>und</strong> am mittleren<br />
Oberrhein. Als besonders attraktiv<br />
für Mitfahrer erwiesen sich<br />
die Langläufer nach Heilbronn<br />
<strong>und</strong> Karlsruhe. Aber auch in den<br />
Zügen auf den kürzeren Nebenstrecken<br />
waren neben Einheimischen<br />
auch Eisenbahnfre<strong>und</strong>e<br />
aus aller Welt unterwegs. LM<br />
Mit ehemaligen DB-Umbauwagen am Haken dampfte die 52 8134 am<br />
31. Mai von Lambrecht nach Landau M. Fritz<br />
20
MUSEUM<br />
TERMINE<br />
Die LVT 972 502 <strong>und</strong> 772 413 am 18. April auf dem Höllentalviadukt<br />
bei einer Pendelfahrt von Löbau nach Rumburg<br />
F. Heilmann<br />
OSTSÄCHSISCHE EISENBAHNFREUNDE<br />
LVT-Garnitur wieder betriebsfähig<br />
Nach erfolgter Hauptuntersuchung der 772 41 3 <strong>und</strong> 972 502 ist die<br />
LVT-Garnitur der <strong>Ost</strong>sächsischen Eisenbahnfre<strong>und</strong>e aus Löbau seit<br />
dem 9. April wieder betriebsfähig. Als erste Sonderzugeinsätze<br />
fanden am 1 8. April drei Pendelfahrten von Löbau über Ebersbach<br />
nach Rumburg in Tschechien statt. Auf der Strecke von Ebersbach<br />
nach Rumburg gibt es seit Jahren weder Güter- noch Reisezugverkehr,<br />
auch nicht auf dem tschechischem Abschnitt. Der letzte<br />
grenzüberschreitende Güterzug fuhr Ende Mai 2000 <strong>und</strong> der<br />
Personenverkehr wurde am 1 2. Dezember 201 0 aufgegeben. Zuletzt<br />
war der Personenverkehr nur noch auf die Wochenenden<br />
beschränkt, da das Fahrgastaufkommen zu gering war. FH<br />
RÜBELANDBAHN<br />
Eine 118 als 95-Ersatz<br />
Auch in diesem Jahr wird die mit Hilfe des Landes Sachsen-Anhalt<br />
aufgearbeitete 95 027 wieder an einigen Wochenenden vor Touris -<br />
tenzügen zwischen Blankenburg <strong>und</strong> Rübeland einge setzt. Wegen<br />
einer Kesseluntersuchung an 95 027 wurden die Fahrten am drit -<br />
ten Mai-Wochenende mit der Diesellok 1 1 8 770 aus Glauchau<br />
durchgeführt. Am Abend des 1 7. Mai wurde in Blanken burg eine<br />
kleine Fahrzeugparde arrangiert. Infos: www.ruebelandbahn.de VT<br />
Typische Rübelandbahn-Loks am 17. Mai in Blankenburg: 95 027<br />
neben 118 770 <strong>und</strong> E 251 002<br />
V. Thalhäuser<br />
01.08.2014<br />
Schienenbusfahrten<br />
Der VT98 9796 der RuhrtalBahn ist zwi -<br />
schen Bochum-Dahlhausen <strong>und</strong> Hagen<br />
Hbf unterwegs. Weitere Augusttermine<br />
siehe Info: www.ruhrtalbahn.de<br />
02.08.2014<br />
Dampfsonderzug<br />
Mit 93.1332 von Ferlach zum Villacher<br />
Kirchtag. Nostalgiebahnen in Kärnten<br />
Info: www.nostalgiebahn.at<br />
02.08.2014<br />
Sonderzug<br />
Von Cottbus über Berlin zu den „Cruise<br />
Days 2014“ nach Hamburg.<br />
Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />
02.08.2014<br />
Draisinenfahrten<br />
Die Neuenkirchener Draisinenbahn<br />
bietet am jeden ersten Samstag im<br />
Monat Fahrten an. Info: www.soltauneuenkirchener-kleinbahn.de<br />
02. + 03.08.2014<br />
„Tage des Eisenbahnfre<strong>und</strong>es“<br />
Auf der Strecke Bruchhausen-Vilsen –<br />
Asendorf werden fast alle betriebs -<br />
fähigen Fahrzeuge des DEV nach<br />
dichtem Sonderfahrplan eingesetzt.<br />
Info: www.museumseisenbahn.de<br />
02. + 03.08.2014<br />
Dampfbetrieb im Preßnitztal<br />
Info: www.pressnitztalbahn<br />
03.08.2014<br />
Mit Dampf <strong>und</strong> Diesel<br />
Die 38 2267 pendelt zwischen Bochum-<br />
Dahlhausen <strong>und</strong> Hagen Hbf, außerdem<br />
Schienenbusfahrten zwischen<br />
Herdecke <strong>und</strong> Ennepetal-Kluterthöhle.<br />
Info: www.ruhrtalbahn.de<br />
03. + 17.08.2014<br />
Aktion Feriendampf<br />
Von Bornum nach Derneburg über<br />
Bockenem mit Dampflok 89 7513.<br />
Info: www.dbg-hildesheim.de<br />
06. + 20.08.2014<br />
Schwarzwald-Kurier<br />
Mit dem 796 625 von Rottweil nach<br />
Titisee. Info: www.eisenbahnfre<strong>und</strong>ezollernbahn.de<br />
09.08.2014<br />
Mit Dampf zur Hanse-Sail<br />
Sonderfahrt von Berlin nach<br />
Rostock/Warnemünde. Info:<br />
http://berlin-macht-dampf.com/<br />
09.08.2014<br />
Dampfschnellzug<br />
Mit 01 1066 von Braunschweig nach<br />
Rostock <strong>und</strong> zurück. Info: www.eisen -<br />
bahn-nostalgiefahrten-bebra.de<br />
09.08.2014<br />
Sonderzug zur Hanse-Sail<br />
Sonderfahrt von Cottbus über Frankfurt<br />
(Oder) <strong>und</strong> Berlin-Lichtenberg nach<br />
Rostock <strong>und</strong> Warnemünde.<br />
Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
21
AKTUELL<br />
TERMINE<br />
09. + 10.08.2014<br />
Neresheimer Bahnhofshocketse<br />
Die Härtsfeld-Museumsbahner feiern<br />
50 Jahre Triebwagen T 33 mit<br />
Bahnhofsfest <strong>und</strong> Sonderzügen.<br />
Info: www.hmb-ev.de<br />
13. + 27.08.2014<br />
Sommerferienfahrten<br />
Mit dem 796 625 von Rottweil nach<br />
Sigmaringen <strong>und</strong> zurück. Info:<br />
www.eisenbahnfre<strong>und</strong>ezollernbahn.de<br />
13.08.2014<br />
Sommerfest im Bw Plagwitz<br />
Info: www.dampfbahnmuseum.de<br />
16.-18.08.2014<br />
Bahnhofsfest in Ketzin<br />
Fahrzeugschau <strong>und</strong> Pendelfahrten<br />
nach Wustermark. Info: www.dampf -<br />
lok gemeinschaft-brandenburg.de<br />
17. + 31.08.2014<br />
Schienenbusfahrten<br />
Mit dem 796 901 über die Rinteln-<br />
Stadthagener Eisenbahn. Info:<br />
www.der-schaumburger-ferst.de<br />
23.08.2014<br />
Sonderzug nach Hamburg<br />
Rahmenprogramm mit<br />
Eisbrecherfahrt.<br />
Info: www.efwitten.de<br />
23.08.2014<br />
Schienenkreuzfahrt<br />
Mit einem VT98 von Bochum-<br />
Dahlhausen durchs Ruhrgebiet über<br />
DB- <strong>und</strong> Privatbahngleise. Info:<br />
www.ruhrgebiet-stadtr<strong>und</strong>fahrten.de<br />
23.-24.08.2014<br />
Bahnhofsfest in Bad Herrenalb<br />
Eisenbahn-Fahrzeugausstellung,<br />
Dampfzugfahrten mit 58 311 nach<br />
Ettlingen <strong>und</strong> Marxzell, kostenlose<br />
Führerstandsmitfahrten auf einer<br />
Diesellokomotive (MaK G12) <strong>und</strong><br />
vieles mehr. Info: www.uef-dampf.de<br />
29.-31.08.2014<br />
23. Heizhausfest<br />
Großveranstaltung des Sächsischen<br />
Eisenbahnmuseums mit Dampf- <strong>und</strong><br />
Diesellokomotiven, Fahrzeugparaden,<br />
Nachtfotoveranstaltung,<br />
Führerstandsmitfahrten u.v.m. Info:<br />
www.sem-chemnitz.de<br />
31.08.2014<br />
Sonderzug an die Mosel<br />
Das Weinfest in Cochem ist das Ziel<br />
des Sonderzuges aus historischen<br />
Wagen von Wesel über Oberhausen<br />
<strong>und</strong> Duisburg.<br />
Info: www.hsw-wesel.de<br />
31.08.2014<br />
Bodenseeexpress 2014<br />
Sonderfahrt von Backnang über die<br />
Geislinger Steige <strong>und</strong> Friedrichshafen<br />
nach Lindau.<br />
Info: www.dbk-historische-bahn.de<br />
Wie früher: 99 4511 im nächtlichen Bahnhof Lindenberg bei der<br />
Fotoveranstaltung am 17. Mai<br />
A. Pucka<br />
PRIGNITZER KLEINBAHNMUSEUM LINDENBERG<br />
Eine Woche Volldampf beim „Pollo“<br />
Zwischen dem 24. Mai <strong>und</strong> dem 1 . Juni veranstalteten die<br />
Prignitzer Museumsbahner die Dampftage 201 4, wobei 99 451 1 der<br />
Preßnitztalbahn vor Reise-, Güter <strong>und</strong> gemischten Zügen zum<br />
Einsatz gelangte. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung dampfte die<br />
Lok am 1 7. Mai vor einem gecharterten Foto-Sonderzug. AP<br />
PARKEISENBAHN COTTBUS<br />
Viel Betrieb zum 60. Geburtstag<br />
Anläßlich des 60-jährigen Jubiläums, das die Parkeisenbahn<br />
Cottbus vom 7. bis 9. Juni feierte, waren auch mehrere<br />
Gastlokomotiven im Einsatz. Für Dampf sorgte die 99 1 1 38 der<br />
Berliner Parkbahn/Wuhlheide. In Cottbus war die Lok mit den<br />
überdachten Personenwagen auf dem R<strong>und</strong>kurs der Parkbahn<br />
unterwegs. Aus Polen hatten die Fre<strong>und</strong>e der ehemaligen Wirsitz-<br />
Bromberger Kreiskleinbahn die Diesellok Ld 1 -1 <strong>und</strong> den<br />
umgebauten, 1 1 4-jährigen Güterwagen K 1 04 mitgebracht. FH<br />
Die polnische Diesellok Ld 1-1 am 9. Juni in der Wendeschleife nahe<br />
dem Park Branitz mit dem Wagen K 104<br />
F. Heilmann<br />
22
MUSEUM<br />
MUSEUM | NEWS<br />
01 180 in Meiningen<br />
Im April wurde die Lok 01 180 des BEM<br />
Nördlingen dem DLW Meiningen<br />
zugeführt. Die Überführung der Lok<br />
übernahm die Nördlinger 50 0072, die<br />
zur Veranstaltung „Dampf trifft Kies“ ins<br />
Werratal unterwegs war.In Meiningen<br />
erhält die Schnellzuglok 01 180 eine<br />
Neben den planmäßigen Dampfzügen sind sind auch ständig Sonder -<br />
züge auf dem HSB-Netz zu sehen, wie hier mit 99 6101 Ch. Rehmann<br />
HARZER SCHMALSPURBAHNEN<br />
Mit Dampf zu den Museen<br />
Unter dem Motto „Eisenbahngeschichte hautnah erleben“ fährt am<br />
23. August 201 4 ein Sonderzug der HSB zu den interessantesten<br />
Eisenbahnmuseen entlang des schmalspurigen Streckennetzes.<br />
Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr, gibt es in diesem<br />
Jahr eine Neuauflage der Sonderfahrt von Quedlinburg nach<br />
Wernigerode.<br />
LM<br />
MUSEUMSEISENBAHN HAMM<br />
Lok „Radbod“ dampft im Hafen<br />
Am 1 7. Mai feierte der Stadthafen Lünen seinen 1 00. Geburtstag<br />
mit einem großen Hafenfest. Aus diesem Anlass pendelte der<br />
Museumszug der Hammer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e zwischen dem Hafen<br />
<strong>und</strong> dem Kohlekraftwerk Trianel. Der Zug wurde an einem Ende<br />
von der Dampflok „Radbod“ bespannt <strong>und</strong> am anderen von der<br />
Deutz-Diesellok D 52. Bei der „Radbod“ handelt es sich um eine<br />
Weiterentwicklung der preußischen T 3 für Werkbahnen. RW<br />
Dampf im Hafen Lünen: Die Lok „Radbod“ mit dem Museumszug der<br />
Hammer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e am 17. Mai<br />
R. Wirtz<br />
Fahrwerksinstandhaltung (Aufnahme:<br />
F. Heilmann) inklusive neuer Radreifen.<br />
Das BEM möchte die Hauptuntersuchung<br />
der Lok noch in diesem Jahr<br />
abschließen <strong>und</strong> die dann einzige<br />
betriebsfähige 01 mit DB-Neubaukessel<br />
am 23./24.August bei den Nördlinger<br />
Dampftagen im Zugdienst einsetzen. FH<br />
SVG Hord: Zwei Neuzugänge<br />
Seit dem 27. Mai ist die 1959 gebaute<br />
363 689 nach erfolgter Haupt unter -<br />
suchung für die Schienen ver kehrs -<br />
gesellschaft (SVG) im Einsatz. Die V 60<br />
wurde im Febraur 2012 von der DB<br />
erworben. Sie wird nun in Stuttgart <strong>und</strong><br />
Horb am Neckar bei Rangier aufgaben<br />
der nostalgischen Triebzüge <strong>und</strong><br />
Sonderzüge eingesetzt. In der Horber<br />
Eisenbahn-Erlebniswelt steht die Lok an<br />
bestimmten Tagen für Führerstandsmitfahrten<br />
zur Verfügung. Von der ÖBB<br />
erwarb die SVG die 39 Jahre alte Ellok<br />
1142 654. Sie wird vorrangig vor<br />
Gesellschaftssonderzügen in Deutsch -<br />
land <strong>und</strong> Österreich zum Einsatz<br />
kommen.<br />
AWA<br />
Museumsbahner-Treffen in Wales<br />
Das alljährliche Treffen der deutschen<br />
Schmalspurbahnbetreiber fand in<br />
diesem Jahr in Wales statt. Die Harzer<br />
Schmalspurbahnen GmbH (HSB) waren<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer engen Partnerschaft mit<br />
der walisischen Museumseisenbahn<br />
Ffestiniogg & Welsh Highland Railway<br />
an den Vorbereitungen beteiligt. Mit<br />
von der Partie waren neben der HSB<br />
jeweils noch die dampfbetriebenen<br />
Schmalspurbahnen aus Mecklenburg-<br />
Vorpommern <strong>und</strong> Sachsen sowie<br />
Museums- <strong>und</strong> regulär betriebene<br />
Bahnen aus Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Niedersachsen <strong>und</strong> Nordrhein-<br />
<strong>West</strong>falen.<br />
LM<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
23
AKTUELL<br />
125 Jahre alt, aber noch nicht müde: Bergfahrt mit Lok 2 am 7. Juni 2014 bei Jenbach. M. Inderst<br />
ACHENSEEBAHN<br />
Zahnradbahn feiert Geburtstag<br />
Seit 125 Jahren fahren dampfbetriebene Züge von Jenbach zum Achensee, mit Rollmaterial aus der<br />
Gründerzeit der Bahn. Aber dieses Idyll ist in Gefahr, denn bei den Jubiläums-Feierlichkeiten wurden<br />
der Öffentlichkeit Pläne für einem ganzjährigen, elektrischen Zugbetrieb präsentiert<br />
Die Achenseebahn ist heute die<br />
älteste <strong>und</strong> einzige Zahnradbahn<br />
Österreichs, die immer noch mit<br />
dem Fuhrpark aus der Gründerzeit<br />
im Einsatz ist. Die kleine<br />
Bahn feierte zu Pfingsten ihren<br />
1 25. Geburtstag.<br />
Die Auftaktveranstaltung fand<br />
am 6. Juni 201 4 statt. Im Beisein<br />
politischer Prominenz sowie<br />
Vertretern aus dem Umfeld der<br />
Bahn wurde das Jubiläumsjahr<br />
eingeläutet <strong>und</strong> an den Beginn<br />
der traditionsreichen Tourismusbahn<br />
gedacht, wobei auch mit<br />
der Belegschaft gebührend gefeiert<br />
wurde.<br />
Dampflok getauft<br />
Eine weitere Veranstaltung fand<br />
am 8. Juni 201 4 statt. Vor exakt<br />
1 25 Jahren war der Fahrbetrieb<br />
der knapp sieben Kilomter lan-<br />
24<br />
gen Strecke aufgenommen worden,<br />
nachdem der milde Winter<br />
den Bau der Strecke innerhalb<br />
von acht Monaten ermöglicht<br />
hatte. Dieser Festtag war primär<br />
durch die Taufe der Lok 1 geprägt,<br />
die seither das Namensschild<br />
der Gemeinde „Wiesing“<br />
trägt.<br />
In Zukunft elektrisch<br />
Das Jubiläumsfest stand jedoch<br />
ganz im Zeichen der Zukunft.<br />
Die heutige Achenseebahn ist<br />
ein saisonaler Tourismusbetrieb,<br />
wobei das sommerliche Ausflugswetter<br />
wesentlich zum wirtschaftlichen<br />
Erfolg einer Betriebssaison<br />
bei trägt. Um diese<br />
Nachteile zu beseitigen, <strong>und</strong> der<br />
traditionsreichen Achenseebahn<br />
eine Zukunft zu bieten, wurde<br />
den Entscheidungsträgern die<br />
Vision einer modernen, elektrisch<br />
betriebenen Achenseebahn<br />
mit Ganzjahresbetrieb vorgestellt.<br />
Wie ein solcher Betrieb<br />
nach einer Elektrifizierung der<br />
Strecke aussehen könnte, wurde<br />
durch den ausgestellten Steuerwagen<br />
der Appenzellerbahn gezeigt.<br />
Wie ernst das Vorhaben seitens<br />
der Verantwortlichen ist, zeigt<br />
die Präsenz der hochrangigen<br />
Delegation der Appenzellerbahn,<br />
die bereit ist, überzähliges Rollmaterial<br />
zum „Fre<strong>und</strong>schaftspreis“<br />
abzutreten.<br />
Diese Umstellungspläne finden<br />
jedoch nicht überall <strong>und</strong> ungetrübt<br />
ihre Befürworter. Jedenfalls<br />
ist das Thema brandaktuell, <strong>und</strong><br />
man darf gespannt beobachten,<br />
wie sich die weitere Entwicklung<br />
abzeichnen wird.<br />
MI
ÖSTERREICH<br />
ÖSTERREICH | NEWS<br />
Fotosonderzug mit der 1020.018 <strong>und</strong> dem TEE am 24. Mai auf der Giselabahn<br />
vor Fieberbrunn mit der Kulisse des Wilden Kaiser M. Inderst<br />
NOSTALGIE-TEE<br />
1020 mit Foto-Sonderzug<br />
Der Verein der Lienzer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e betreibt die 1 020.01 8 als<br />
betriebsfähige Museumslok. Die Maschine wird seit Herbst 201 3<br />
zur Führung des TEE nach Kärnten eingesetzt, wobei der Zug am<br />
24. Mai für eine Sonderfahrt nach Zell am See herangezogen<br />
wurde. Während die TEE-Reisenden auf der Pinzgauer Lokalbahn<br />
mit dem Dampfzug bis nach Krimml fahren konnten, wurde die<br />
Sonderzuggarnitur für eine Fotofahrt verwendet, indem die<br />
Rückleistung von St. Johann in Tirol bis Zell am See nicht nur zum<br />
Aufrüsten der Garnitur in Saalfelden, sondern gleich zum<br />
Fotografieren dieses bedeutenden Zuges mit der 1 020.01 8 auf der<br />
Giselabahn genutzt wurde.<br />
MI<br />
REIHE 1116<br />
railjet mit Ersatzlok<br />
Üblicherweise sind die 51 railjet-Lokomotiven der Baureihe 1116<br />
(1116200– 250) fest mit ihren Zuggarnituren gekuppelt. Bei einem<br />
Ausfall wird eine nicht im railjet-Design lackierte Ersatzlok dem<br />
Zug vorgespannt. Am 5. Mai verrichtete 1116138 einen derartigen<br />
Ersatzdienst <strong>und</strong> führte zwei railjet-Zugpaare zwischen Wien <strong>und</strong><br />
Graz (RJ 551 /RJ 558 <strong>und</strong> RJ 655/RJ 752).<br />
DZ<br />
Die Werbelok 1116 138 schob am 5. Mai den RJ 752 aus dem Grazer<br />
Hauptbahnhof<br />
D. Zehetner<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
Bahnerlebnis Steiermark<br />
Im Jahr 2004 gründeten mehrere<br />
Betreiber steirischer Eisenbahnmuseen<br />
<strong>und</strong> Museumseisenbahnen die Vereini -<br />
gung „Bahnerlebnis Steiermark“. Ziel ist<br />
es, in partnerschaftlicher Zusammen -<br />
arbeit <strong>und</strong> mit gemein samen Auftritten<br />
steirische Eisenbahn-Attraktionen<br />
einem breiten Publikum bekannt zu<br />
machen. Am 17. <strong>und</strong> 18. Mai präsen -<br />
tierten sich die nunmehr 21 Partner mit<br />
einem reichhaltigen Programm im<br />
Rahmen der „Steirischen Bahn -<br />
erlebnistage“ am Grazer Hauptplatz.<br />
Außerdem fanden mehrere<br />
Sonderfahrten statt: am 17. Mai<br />
verkehrte ein mit der Dampflokomotive<br />
52.4984 bespannter Sonderzug von<br />
Graz Hauptbahnhof nach Mixnitz-<br />
Bärenschützklamm <strong>und</strong> zurück.<br />
Während der Wendepause wurden zwei<br />
Pendelfahrten nach Kapfenberg <strong>und</strong><br />
zurück durchgeführt. In Mixnitz hatten<br />
die Fahrgäste die Möglichkeit, mit<br />
einem der an diesem Tag verkehrenden<br />
Reisezüge die Breitenauerbahn zu<br />
befahren (Aufnahme: D. Zehetner). Es<br />
verkehrten fünf Zugpaare zwischen<br />
Mixnitz <strong>und</strong> St. Erhard, die allesamt mit<br />
der Elektrolokomotive E3 bespannt<br />
waren.<br />
DZ<br />
Züge statt Flüge<br />
Ab dem 14. Dezember 2014 bieten die<br />
Fluggesellschaft AUA <strong>und</strong> die ÖBB<br />
anstatt einer Luft- eine Zugverbindung<br />
zwischen Linz Hbf <strong>und</strong> dem Wiener<br />
Flughafen Schwechat an. Die Fahrzeit<br />
wird eine St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> 47 Minuten<br />
betragen, vom Flughafen nach St.<br />
Pölten dauert die Reise nur 50 Minuten.<br />
Zum Einsatz gelangen die gemeinsam<br />
mit dem DB-Fernverkehr betriebenen<br />
ICE-T-Züge, wobei zwei Frühzüge ab<br />
Linz direkt angeboten werden, die fünf<br />
nachfolgenden Anbindungen aus<br />
Deutschland erfahren. In der<br />
Gegenrichtung finden acht Abfahrten in<br />
Richtung Deutschland statt, wobei die<br />
beiden letzten Verbindungen nur bis<br />
Linz führen <strong>und</strong> weitgehendst im Zwei-<br />
St<strong>und</strong>entakt angeboten werden. MI<br />
25
AKTUELL<br />
ÖSTERREICH | NEWS<br />
Stainzer Lokalbahn<br />
Am 19. April startete die Fahrten -<br />
saison des „Stainzer Flascherlzugs“.<br />
Ab sofort ist die Dampflokomotive 764<br />
411R wieder planmäßig den Zügen<br />
vorgespannt. Die 298.56 des Club 760<br />
bleibt auch 2014 in Stainz. Sie gilt<br />
zwar offiziell als Reservelokomotive,<br />
kommt aber etwa einmal pro Woche<br />
zum Einsatz, oft bei den Zügen, die<br />
mittwochs verkehren.<br />
Die 2011 erworbene Diesellokomotive<br />
L45H-070 ist zwar voll betriebsfähig,<br />
bespannt jedoch nur selten die Fla -<br />
scherlzüge. Im Rahmen einer Ver -<br />
anstal tung des Vereins „Steirische<br />
Eisenbahnfre<strong>und</strong>e“ konnte man dieses<br />
Triebfahrzeug wieder einmal auf der<br />
Strecke erleben. (Aufnahme: D. Zehet -<br />
ner, 10. Mai).<br />
DZ<br />
Reihe 1142 weiter im Einsatz<br />
Bei den ÖBB wurden anlässlich des<br />
Herbstverkehrs 2013 zahlreiche<br />
bereits abgestellte Lokomotiven der<br />
Reihe 1142 wieder aktiviert <strong>und</strong> im<br />
Reise- <strong>und</strong> Güterzugdienst eingesetzt.<br />
Um die noch zulässigen Laufkilometer<br />
der Loks möglichst wirtschaftlich zu<br />
nützen, werden sie seither auch<br />
verstärkt im Wendezugbetrieb<br />
eingesetzt. So übernahmen sie auf der<br />
Salzkammergutbahn einige bisher<br />
ausschließlich mit der Reihe 1144<br />
Auch in der Steiermark unterwegs:Die neu glänzende 1193.890 mit<br />
einem schweren Erzzug 24. Mai bei Trattenbach<br />
M. Leitner<br />
CARGOSERV<br />
Erster Vectron im Einsatz<br />
CargoServ betreibt seit dem 1 . April 2001 eigene Güterzüge im<br />
Oberösterreichischen Raum <strong>und</strong> seit wenigen Jahren auch darüber<br />
hinaus in andere Regionen <strong>und</strong> Ländern. Neu im Lokpark ist die<br />
Vectron-Lok 1 1 93.890, die am 2. März in Linz offiziell in Betrieb<br />
genommen wurde. Dieser erste österreichische Vectron ist für den<br />
grenzüberschreitenden Verkehr in Österreich <strong>und</strong> Deutschland<br />
vorgesehen. Dorthin führte auch der erste Einsatz am 2. März: Im<br />
Auftrag der voestalpine-Stahl werden in einem optimierten<br />
R<strong>und</strong>laufkonzept drei Mal wöchentlich Stahlcoils zu Audi nach<br />
Ingolstadt <strong>und</strong> auf dem Weg zurück Schrottpakete für den<br />
Produktionsstandort Linz transportiert.<br />
ML<br />
ÖBB/RZD<br />
Zwei-Schlafwagen-Zug<br />
Seit dem Fahrplanwechsel 201 4 existiert ein neues Schnellzugpaar<br />
D 1 01 /1 00 von Moskau nach Wien <strong>West</strong>bahnhof. Der Zug verkehrt<br />
saisonal zwei- bis dreimal wöchentlich <strong>und</strong> besteht je nach<br />
Verkehrstag aus zwei bis drei RZD-Schlafwagen. Das Zugpaar<br />
verkehrt momentan bis 4. Oktober donnerstags <strong>und</strong> samstags,<br />
danach noch zusätzlich am Mittwoch.<br />
MI<br />
Nicht überarbeiten muss sich der Taurus vor diesem Zug: Der D 101<br />
mit 1116.154 am 14. Juni auf der Nordbahn bei Stillfried M. Inderst<br />
bespannte REX-Züge. Am 17. April<br />
2014 waren zwischen Linz/Attnang-<br />
Puchhheim <strong>und</strong> Stainach-Irdning<br />
gleich drei 1142 im Einsatz (Aufnahme<br />
von 1142.693 mit Grimming-Massiv: E.<br />
Saßmann). ES<br />
26
ÖSTERREICH<br />
ÖSTERREICH | NEWS<br />
Dampf im Feistritztal<br />
Seit dem 3. Mai fahren wieder die be -<br />
liebten Dampfzüge durch das Feistritz -<br />
tal. Die Ausflugszüge zwischen Weiz<br />
<strong>und</strong> Birkfeld fahren noch bis 25. Ok -<br />
tober 2014 an Donnerstagen, Freitagen<br />
<strong>und</strong> Samstagen. Planmäßig wird die<br />
Dampflokomotive Kh101 vor den Zügen<br />
Gegenüber dem Normalspurbahnhof wurde in Gmünd diese Bahnhofshalle<br />
für die Schmalspurbahn erbaut<br />
E. Saßmann<br />
WALDVIERTLER SCHMALSPURBAHNEN<br />
Alles neu in Gmünd/NÖ<br />
Die „Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft<br />
m.b.H.“ eröffnete am 1 0.Mai 201 4 mit einer großen Festveranstaltung<br />
das neue Betriebszentrum der Waldviertlerbahn in Gmünd.<br />
Nach Übernahme der 760-mm-Schmalspurstrecken von den ÖBB<br />
im Jahr 201 0 wurden Investitionen in der Höhe von r<strong>und</strong> 1 2 Mio.<br />
Euro für die Modernisierung der Anlagen <strong>und</strong> Strecken zur<br />
Verfügung gestellt. Das Kernstück ist der auf dem Areal der<br />
ehemaligen Schmalspurbahn-Anlagen (gegenüber dem Gmünder<br />
Normalspurbahnhof) errichtete Gebäudekomplex, bestehend aus<br />
einer 1 .400 Quadratmeter großen Gleishalle mit K<strong>und</strong>encenter <strong>und</strong><br />
einem 1 1 7 m langen überdachten Freibahnsteig, sowie einer<br />
modernen Werkstätte mit angeschlossener Tankstelle unter einer<br />
Dachkonstruktion. In den Sommermonaten wird nun ein<br />
Ausflugsprogramm mit Sonderzügen auf den drei Strecken nach<br />
Groß Gerungs, Heidenreichstein <strong>und</strong> Litschau (nur vom 1 2.Juli bis<br />
7.September) angeboten (www.noevog.at <strong>und</strong> www.wsv.or.at).<br />
Zum Einsatz kommen mittwochs <strong>und</strong> an Sonn- <strong>und</strong> Feiertagen die<br />
erst kürzlich im Werk Meiningen aufgearbeitete Mh 1 (ex NÖLB 50,<br />
ÖBB 399.01 ; KrL 5431 /1 906) <strong>und</strong> die historischen Diesellokomotiven<br />
2095.05 <strong>und</strong> 2095.1 2. Montag bis samstags verkehren die<br />
„goldenen“ Dieseltriebwagen 5090. 008 <strong>und</strong> 5090.01 3 zwischen<br />
Gmünd <strong>und</strong> Groß Gerungs/ Litschau.<br />
ES<br />
Heizhaus kann man diese moderne Werkstättenanlage für die<br />
Schmalspurbahn in Gmünd kaum mehr nennen<br />
E. Saßmann<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
eingesetzt (Aufnahme zwischen Anger<br />
<strong>und</strong> Rossegg: D. Zehetner). Bei den<br />
Dampflokomotiven U8 <strong>und</strong> 83-180<br />
wurden am 19. Mai 2014 erfolgreich<br />
Kesseluntersuchungen durchgeführt.<br />
Die U8 ist für die Führung von<br />
Sonderzügen für Kleingruppen<br />
vorgesehen. An der 83-180 stehen noch<br />
Arbeiten am Fahrwerk an. Nach<br />
Abschluss dieser Arbeiten wird sie als<br />
Reservelokomotive (Ersatz für die<br />
Kh101) dienen.<br />
DZ<br />
Salzburger Lokalbahn mit neuer 2095<br />
Für den Betrieb auf der Pinzgauer<br />
Lokalbahn haben die SLB die 2095 008<br />
der weitgehend stillgelegten Ybbstal -<br />
bahn erworben. In Zell am See ein -<br />
getroffen ist die 1960 gebaute Lok am<br />
2. Juni 2014. Die Maschine ist derzeit<br />
noch nicht betriebsfähig, wurde aber<br />
bereits am 4. Juni mit den neuen<br />
Triebfahrzeugnummern (Vs 74) <strong>und</strong><br />
Eigentümermerkmalen versehen.<br />
Neben weiteren Loks <strong>und</strong> Triebwagen<br />
besitz die SLB bereits 2095.001, 004<br />
<strong>und</strong> 006.<br />
SLB<br />
Neu-Elektrifizierung<br />
Die Karawankenbahn – die Verbin -<br />
dungsstrecke von Villach-Auen nach<br />
Jesenice – war durch die unterschied -<br />
lichen Stahlmasten seit der Elektrifizie -<br />
rung in den 1950er-Jahren bekannt, zu<br />
denen sich laufend neue Betonmasten<br />
hinzugesellten. Seit dem 7. Juli 2014<br />
findet im Abschnitt Ledenitzen – Rosen -<br />
bach <strong>und</strong> einen Monat später auf dem<br />
restlichen Abschnitt eine komplette<br />
Neu-Elektrifizierung statt. Dies<br />
bedeutet nicht nur ein einheitliches<br />
Erscheinungsbild <strong>und</strong> sinkende<br />
Unterhaltskosten, sondern auch eine<br />
Verkürzung der Mastabstände sowie<br />
den Wegfall voraussichtlich vieler<br />
Fotomotive.<br />
MI<br />
27
AKTUELL<br />
SCHWEIZ | NEWS<br />
<strong>100</strong> Jahre Brig – Gletsch<br />
Mit verschiedenen Veranstaltungen,<br />
die die MGBahn zusammen mit<br />
regionalen touristischen Partnern<br />
durchführt, wird der <strong>100</strong>. Geburtstag<br />
zwischen Ende Juni <strong>und</strong> Mitte August<br />
gebührend gefeiert, wobei<br />
Dampffahrten auf der Strecke<br />
Gletsch – Oberwald – Brig stattfinden<br />
<strong>und</strong> ein „Jubiläumsexpress“ zwischen<br />
Andermatt <strong>und</strong> Zermatt verkehrt. Im<br />
Jahre 1911 begann die „Compagnie<br />
Suisse du chemin de fer de la Furka<br />
Brig-Furka-Disentis“ (BFD) mit dem<br />
Bau der meterspurigen Bahnstrecke<br />
von Brig nach Gletsch. Etwa 900<br />
Arbeiter waren beim Bau der r<strong>und</strong> 46<br />
Kilometer langen Strecke beschäftigt,<br />
die eine Höhendifferenz von 1087<br />
Metern mit zahlreichen Kunstbauten<br />
überwand, darunter 22 größeren<br />
Brücken <strong>und</strong> Lehnenviadukten, zwei<br />
Kehrtunneln <strong>und</strong> drei Zahnstangen -<br />
abschnitten nach dem System Abt.<br />
Am 30. Juni 1914 fand die feierliche<br />
Eröffnung des Abschnitts Brig–<br />
Gletsch statt (Aufnahme: Slg. H.-B.<br />
Schönborn), aber die weitere<br />
Geschichte war wechselhaft mit<br />
Konkursen, Fusionen <strong>und</strong> anderen<br />
Problemen. Seit 1982 ermöglicht der<br />
15,4 Kilometer lange Furka-Basis -<br />
tunnel den Ganzjahresbetrieb, <strong>und</strong><br />
2003 schlossen sich FO <strong>und</strong> BVZ<br />
Zermatt-Bahn zur Matterhorn-Gott -<br />
hard-Bahn (MGBahn) zusammen. SÖN<br />
Brücken-Sanierung<br />
Die SBB unterziehen seit Mitte April<br />
der alten Rheinbrücke von 1873/74 in<br />
Basel einer Instandsetzung. Diese<br />
beinhaltet neben Gleis – <strong>und</strong><br />
Oberbauerneuerungen auch eine<br />
Ausstattung des Brückentrogs mit<br />
lärmdämpfenden Unterschottermatten.<br />
Während den Bauarbeiten fahren<br />
alle Züge zwischen Grossbasel <strong>und</strong><br />
Basel Bad. Bf über die direkt<br />
danebenliegende neue Rheinbrücke.<br />
Das 10,9 Mio. Franken teure Projekt<br />
soll im Herbst 2015 beendet sein. FF<br />
Als „Churchill-Bar <strong>und</strong> Restaurant“ stand der 75 Jahre alte Triebzug<br />
am 7. Mai im Zürcher Hauptbahnhof<br />
B. Ledermann<br />
SBB HISTORIC<br />
75 Jahre „Churchill-Pfeil“<br />
Vom 5. bis 9. Mai 201 4 wurde der 75. Geburtstag des Roten Doppelpfeils<br />
RAe 4/8 1 021 , auch „Churchill-Pfeil“ genannt, der heute zum<br />
Bestand von SBB Historic gehört, gefeiert. Auf Gleis 51 des Zürcher<br />
Hauptbahnhofs wurde der Paradezug zur „Churchill-Bar <strong>und</strong> Restaurant“<br />
umgestaltet <strong>und</strong> vor dem Zug auf dem Bahnsteig eine<br />
Zigarren-Lounge mit Live-Musik eingerichtet.<br />
Der RAe 4/8 1 021 wurde 1 939 anlässlich der Landesausstellung, bei<br />
der die Leistungsfähigkeit der Schweizer Industrie dargestellt<br />
werden sollte, gebaut <strong>und</strong> war von Anfang an als mietbarer Ausflugs -<br />
zug konzipiert. So wies er nur eine Wagenklasse auf <strong>und</strong> bot 1 1 2<br />
Gästen an 28 Vierertischen Platz. In der Mitte des Zuges gab es eine<br />
kleine Bar. Dass es sich um ein Prestige-Fahrzeug handelte, zeigt<br />
auch die Höchstgeschwindigkeit von 1 50 km/h, die im Sonderzugdienst<br />
nie ausgenutzt werden konnte.<br />
Nachdem 1 946 der englische Premierminister Sir Winston Churchill<br />
als Staatsgast in dem RAe 4/8 1 021 durch die Schweiz gefahren war,<br />
erhielt der Zug den Spitznamen „Churchill-Pfeil“ oder auch<br />
„Churchill-Doppelpfeil“.<br />
SÖN<br />
STADLER/SBB<br />
Neue HGV-Züge von Stadler<br />
Nach einer hart umkämpften Ausschreibung erteilten die SBB im<br />
Mai 201 4 Stadler Rail den Auftrag zum Bau von 29 internationalen<br />
„NEAT-Zügen“. Die Fahrzeuge (siehe Designskizze im LM 07/201 4,<br />
S. 28), die mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h verkehren<br />
sollen <strong>und</strong> somit die ersten einstöckigen Niederflur-Hochgeschwindigkeitszüge<br />
sind, werden Zulassungen für die Schweiz,<br />
Italien, Deutschland <strong>und</strong> Österreich erhalten. Das Auftragsvolumen<br />
beläuft sich auf r<strong>und</strong> 980 Millionen Schweizer Franken.<br />
Der neu entwickelte, als „EC250“ bezeichnete Zug ist ein elfteiliger,<br />
200 Meter langer Gliederzug, bei dem sich die Wagen auf Jakobsdrehgestellen<br />
zwischen den Wagen abstützen. Bei der Entwicklung<br />
konnte das Unternehmen auf bewährte Komponenten aus den vorhandenen<br />
Fahrzeugfamilien zurückgreifen. Die neuen Züge werden<br />
in Bussnang gebaut, die Drehgestelle im Stadler-Werk in Winterthur,<br />
dadurch wird die Schweizer Wertschöpfung bei dem Auftrag etwa 80<br />
Prozent betragen.<br />
SÖN<br />
28
WELTWEIT<br />
Die CD-RJ-Garnitur 02 wird von Wiener Neustadt bis Prag kurz vor der Staatsgrenze bei Bernhardsthal von<br />
der ÖBB-Lok 1216.234 am ersten Betriebstag (15. Juni) über die Grenze geschoben<br />
M. Inderst<br />
TSCHECHIEN<br />
CD-railjet in Betrieb genommen<br />
Die tschechische Bahn CD hat sieben railjet-Garnituren übernommen, die ursprünglich für die ÖBB<br />
vorgesehen waren. Seit Mitte Juni sind die neuen Züge im Einsatz, zum Fahrplanwechsel im<br />
Dezember 2014 sollen noch mehr railjet-Verbindungen angeboten werden<br />
Am 4. Juni präsentierten die<br />
ÖBB <strong>und</strong> die CD den blauen railjet<br />
der Tschechischen Bahn am<br />
Hauptbahnhof Wien <strong>und</strong> am<br />
Bahnhof Wien Praterstern. Die<br />
CD beschafft sieben RJ-Garnituren,<br />
die sich in der Fahrzeugkonzeption<br />
zum ÖBB-RJ unterscheiden.<br />
Die optisch gefälligeren<br />
CD-RJ sind bereits ab Werk mit<br />
einem Fahrradabteil ausgestattet,<br />
verfügen nur über eine 1 . Klasse<br />
im Steuerwagen, einen verbesserten<br />
Speisewagen sowie fünf<br />
Wagen 2. Klasse. Ein Fahrgastinformationssystem<br />
zeigt u.a. die<br />
Geschwindigkeit <strong>und</strong> den Aufenthaltsort<br />
des Zuges an. Seit<br />
dem 1 5. Juni 201 4 werden damit<br />
die EC-Züge 73/72 <strong>und</strong> 75/74<br />
zwischen Wiener Neustadt <strong>und</strong><br />
Prag gefahren. Ab 1 4. Dezember<br />
201 4 bieten ÖBB <strong>und</strong> CD neue<br />
railjet-Verbindungen zwischen<br />
Österreich <strong>und</strong> Tschechien an.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
Graz, Wr. Neustadt, Wien, Brünn<br />
<strong>und</strong> Prag werden dann im Zwei-<br />
St<strong>und</strong>entakt mit dem Premiumzug<br />
verb<strong>und</strong>en. Damit erhalten<br />
die beiden größten Städte Österreichs<br />
<strong>und</strong> Tschechiens eine<br />
komfortable Direktverbindung<br />
mit kürzerer Fahrzeit – diese<br />
wird sich zwischen Wien <strong>und</strong><br />
Prag im Dezember um 38 Minuten<br />
auf vier St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 1 1 Minuten<br />
verkürzen. MI/LM<br />
Präsentation des railjet mit ÖBB-Lok 1216.234 in CD-Farben<br />
CD<br />
29
AKTUELL<br />
Mit Volldampf im Sonderzug durch Bulgarien: Die Aufnahme der 01.23 auf dem Viadukt über die Warbiza<br />
zwischen Kardzhali <strong>und</strong> Momchilgrad entstand am 2. Mai 2014<br />
H. Dahlhaus<br />
WELTWEIT | TICKER<br />
Polen: Wenig Neues aus Wollstein<br />
Im April hat die Lok Ol49-69 eine Unter -<br />
suchung am Fahrwerk erhalten, ver -<br />
bun den mit einer Fristverlängerung.<br />
Durch die Fristverlängerung ist ein<br />
Einsatz der Lok bis Oktober 2014 mög -<br />
lich. Bei einer Sitzung am 18. April, an<br />
der Vertreter von PKP Cargo <strong>und</strong> Poli -<br />
tiker teilnahmen, hat man vorge schla -<br />
gen, eine Kultureinrichtung zu gründen,<br />
um den Dampflokeinsatz in Wollstein zu<br />
erhalten. Weitere Entscheidungen<br />
sollten Ende Mai fallen, das Treffen in<br />
Poznan am 23. Mai hat jedoch keine<br />
Ergebnisse gebracht, um die „Kultur-<br />
einrichtung Bw Wollstein“ zu gründen.<br />
Es wird immer noch an den Unterlagen<br />
gearbeitet, um ein Konzept vorzulegen.<br />
Derzeit werden alle ehemals dampf -<br />
geführten Züge mit einem Triebwagen<br />
gefahren.<br />
FH<br />
SLOWAKEI<br />
Parade in Vrutky<br />
Im ehemaligen Depot Vrutky der slowakischen Eisenbahn ZSR, wo<br />
heute nur noch museale Fahrzeuge untergestellt sind, kam es am 1 1 .<br />
Juni 1 91 4 zu einem fotogenen Treffen von vier T 478.1 Lokomotiven,<br />
auch als „Bardotka“ bekannt. Die 751 .037, ohne Loknummer an der<br />
Stirnseite (Baujahr 1 967, CKD Praha) brachte an diesem Tag eine<br />
Dampflokomotive nach Vrutky. Die 751 .1 31 ist bereits ein museales<br />
<strong>und</strong> betriebsfähiges Exemplar mit neuer ZSR Nummer (Baujahr<br />
1 968, CKD Praha) <strong>und</strong> historischer Lackierung. Die T 478.1 008 <strong>und</strong><br />
die T 478.1 01 0 präsentierten sich in alter grau-rot-grüner Lackierung<br />
mit rotem Stern ebenfalls als betriebsfähige Exemplare. TB<br />
Kultstatus genießen die tschechischen <strong>und</strong> slowakischen „Bardotka“-<br />
Dieselloks. Hier eine Parade in Vrutky mit den (v. l. n. r) 751.037,<br />
751.131, T 478.<strong>100</strong>8 <strong>und</strong> T478.1010 am 11. Juni 2014 T. Böhme<br />
Tschechien: AlbatrosExpress baut aus<br />
Am 1. Juni 2014 hat TFG Transfracht die<br />
Verkehre nach Tschechien weiter aus -<br />
gebaut <strong>und</strong> das Terminal <strong>Ost</strong>ra va/Vra -<br />
timov neu angeb<strong>und</strong>en. Derzeit ver -<br />
kehrt der „AlbatrosExpress Czech<br />
Republic“ vier Mal pro Woche zwischen<br />
den deutschen Seehäfen <strong>und</strong> dem<br />
Nordosten Tschechiens. Das Terminal<br />
<strong>Ost</strong>rava/Vratimov ist nach Lovosice das<br />
zweite Terminal, das TFG Transfracht<br />
innerhalb eines Jahres in Tschechien<br />
angeb<strong>und</strong>en hat. TFG Transfracht<br />
realisiert die Verkehre gemeinschaftlich<br />
mit den Partnern Kombiverkehr <strong>und</strong><br />
Bohemiakombi.<br />
LM<br />
30
WELTWEIT<br />
WELTWEIT | NEWS<br />
Am 16. Mai hat eine Diesellok der irischen Reihe 074 bei Athenry den<br />
Jubiläumszug am Haken<br />
M. Frühwein<br />
IRLAND<br />
Sonderfahrten zum 50. Geburtstag<br />
Die Railway Preservation Society of Ireland organisiert seit 1 964 Sonderfahrten<br />
mit eigenen historischen Zügen. Vor allem vom nordirischen<br />
Whitehead aus setzt der Verein die stolze Anzahl von neun<br />
Dampf- <strong>und</strong> sechs historischen Dieselloks sowie die dazu passenden<br />
Personenwagen ein. Weitere Stützpunkte finden sich in Mullingar<br />
<strong>und</strong> Dublin. Zum diesjährigen Jubiläum fand im Mai eine fünftägige<br />
R<strong>und</strong>reise über die gesamte grüne Insel statt, wobei verschiedene<br />
Loks zum Einsatz kamen. Weitere Sonderfahrten waren für Juli <strong>und</strong><br />
August geplant, so z.B. eine Reise im Stile der Sechziger von Dublin<br />
nach Kilkenny.<br />
MF<br />
UNGARN<br />
Mehr als eine Werbelok<br />
Am 1 6. Mai 201 4 wurde im Budapester <strong>West</strong>bahnhof die frisch dekorierte<br />
480 004 der MAV vorgestellt. Die beiden ungarischen Bahnverwaltungen<br />
MAV <strong>und</strong> GySEV setzen mit der Lok die alte Tradition<br />
fort, mit recht anspruchsvollen Dekorationen an große <strong>und</strong> namhafte<br />
Persönlichkeiten der ungarischen Geschichte zu gedenken. Die<br />
480 004 gilt als Hommage an den vor 200 jahren geborenen Gabor<br />
Aron, Begründer der Kanonengießerei in Szekelyföl.<br />
FS<br />
Die 480 004 am 20. Mai in Fertöszentmiklos, die Lok hat den IC 935 von<br />
Sopron über Györ nach Budapest am Zughaken<br />
F. Strasser<br />
Kooperation China/Großbritannien<br />
Der britische Premierminister David<br />
Cameron <strong>und</strong> sein chinesischer<br />
Kollege Li Keqiang unterzeichneten<br />
am 17. Juni 2014 ein Abkommen zur<br />
Zusammenarbeit der Bahnindustrie.<br />
Es sieht Kooperationen in Bereichen<br />
wie dem Bau neuer Strecken, bei<br />
Produkten für Drittmärkte, dem Bau<br />
<strong>und</strong> Umbau von Stationen, der<br />
Sicherheit <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit im<br />
Bahntransport vor.<br />
LM<br />
Griechenland: Personenverkehr<br />
Nach einer dreijährigen Unter -<br />
brechung verkehren seit dem 10. Mai<br />
2014 wieder internationale Reise züge<br />
auf den Strecken Belgrad – Skopje –<br />
Thessaloniki <strong>und</strong> Sofia – Thessaloniki.<br />
Zwischen Belgrad <strong>und</strong> Thessaloniki<br />
verkehrt ein nächtliches Zugpaar, ein<br />
Tages-Zugpaar rollt zwischen Sofia<br />
<strong>und</strong> Thessaloniki, wo Anschluss an<br />
den Nachtzug nach Athen besteht.<br />
Die Züge von/nach Sofia bestehen<br />
aus je einem griechischen <strong>und</strong> bul -<br />
garischen Wagen <strong>und</strong> bieten 130 Plät -<br />
ze. Die Garnitur des Zuges nach/von<br />
Belgrad besteht aus je einem griechi -<br />
schen <strong>und</strong> serbischen Sitzwagen,<br />
einem mazedonischen Liegewagen,<br />
bei Bedarf einem weiteren serbischen<br />
Sitzwagen sowie im Sommer einem<br />
Autotransportwagen, der bis/nach<br />
Athen durchlaufen soll. Um die Fahr -<br />
gäste von der Buskonkurrenz auf die<br />
Züge zurückzuholen, werden 2014<br />
Rabatte von 20 Prozent gewährt, für<br />
die Autos sogar von 50 Prozent.<br />
Außerdem wird überlegt, zwischen<br />
Athen <strong>und</strong> Sofia Schlaf- <strong>und</strong> Liege -<br />
wagen verkehren zu lassen. SÖN<br />
Griechenland: Güterverkehr<br />
Am 28. Februar 2013 wurde die 17 Ki -<br />
lometer lange, nicht elektrifizierte,<br />
knapp 157 Millionen teure <strong>und</strong> nur für<br />
den Güterverkehr bestimmte<br />
Neubaustrecke Neo Ikonio (Contai-<br />
ner hafen von Piräus) – Thriassio Pedio<br />
feierlich mit viel Prominenz<br />
eingeweiht (s. LM 05/2013, S. 31).<br />
Doch dann hörte man nichts mehr<br />
von der Strecke, denn es waren<br />
Nacharbeiten an der Infrastruktur<br />
nötig. Seit Ende April 2014 verkehren<br />
auf der Strecke tatsächlich Güter -<br />
züge, bisweilen mehrmals am Tag, mit<br />
bis zu 38 Containertragwagen, deren<br />
Bestimmungsbahnhöfe z. B. Bratislava<br />
in der Slowakei oder Györ in Ungarn<br />
sind. Gezogen werden sie von Diesel -<br />
lokomotiven der Baureihen A-450 <strong>und</strong><br />
A-500, meistens in (gemischter)<br />
Doppeltraktion.<br />
SÖN<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />
31
TITELTHEMA<br />
Vorreiter in Sachen<br />
Mehrzweckdiesellok<br />
war die DB, die bereits<br />
1958 die erste V <strong>100</strong><br />
beschaffte (212 045 im<br />
Bw Göttingen). Die DR<br />
zog mit ihrer V <strong>100</strong><br />
erst acht Jahre<br />
später nach<br />
Johannes Poets<br />
32
DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />
DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />
Im Urteil der Lokführer<br />
WELCHE WAR BESSER Wir haben zwei Lokführer gefragt,<br />
beide sind viele Tausend Kilometer auf der V <strong>100</strong> gefahren. Und beide<br />
kommen zu erstaunlich ähnlichen Urteilen …<br />
Greiz am 26. September 1982 – typisches „Abfallprodukt“:<br />
Die Fotografen warteten eigentlich auf die 38 205!<br />
Wie gepflegt Lok, Zug <strong>und</strong> alles drumherum wirken …<br />
Bodo Schulz<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
33
TITELTHEMA<br />
Eine für die 110 maßgeschneiderte Leistung: Wir sehen die 110 168 vor dem Gex 2602 von Gotha nach<br />
Suhl in Oberhof am 25. April 1984. Dort konnte weiches Heizwasser genommen werden Johannes Poets<br />
S<br />
ie war die leichte Universal-Diesellokomotive<br />
der Deutschen Reichsbahn mit 1 .000 PS. Der<br />
erste Motor war der 1 2 KV D, ein zwölfzylind -<br />
riges, kurzhubiges Aggregat. Er war wassergekühlt<br />
<strong>und</strong> mit einem Turbolader aufgeladen. Die Zylinder<br />
waren in V-Form angeordnet, je sechs in zwei<br />
Reihen (A- <strong>und</strong> B-Reihe). Jeder Zylinder besaß<br />
zwei Einspritzpumpen. Ein Motorregler, über einen<br />
Drehzahlversteller gesteuert, regelte die Kraftstoffzufuhr.<br />
Die Kraftübertragung zu den vier<br />
Radsätzen erfolgte über ein Drei-Wandler-Strömungsgetriebe<br />
<strong>und</strong> Gelenkwellen.<br />
1 970 sah ich die V 1 00 – sie wurde damals gerade<br />
in 1 1 0 umgezeichnet – das erste Mal. Die Lok<br />
war für mich neu, <strong>und</strong> der fünfteilige Doppelstock-<br />
Wendezug, den sie bespannte, hatte auch gerade<br />
erst wenige Tage im Betriebseinsatz hinter sich. Ab<br />
ging die Reise von Erfurt nach Bad Langensalza.<br />
Das war schon richtig moderne Reichsbahn, <strong>und</strong><br />
das Ganze sah wirklich gut aus!<br />
Spitznamen hatte die V 1 00 einige: „Petroleum-<br />
P 8“ (von der echten P 8 gab es ja 1 970 noch ein<br />
paar), „schneller Brüter“ (im Sommer wurde es<br />
sehr heiß im Führerstand), „einmotoriger Mittelsitzer“<br />
oder „Haflinger“ sind mir noch in Erinnerung<br />
geblieben.<br />
Aus meiner Sicht als langjähriger Lokführer war<br />
sie ein treues Arbeitstier, etwas laut dabei <strong>und</strong><br />
nicht gerade mit übermäßig viel PS gesegnet. Sie<br />
34<br />
schaffte es trotzdem, den Großteil der beliebten<br />
Dampfloks der Baureihen 23.1 0, 38.2, 38.1 0, 65.1 0,<br />
78, 83.1 0 <strong>und</strong> 93 zu verdrängen.<br />
Schreckgespenst der Dampf-Fotografen<br />
Auf den Hauptstrecken mussten die V 1 80 (1 1 8.0,<br />
1 1 8.2-4) vor Schnellzügen herhalten, vor Güterzügen<br />
die geballte Kraft des „großen Bruders“ in<br />
Form der 1 20 <strong>und</strong> 1 30er-Familie. Aber auf den Nebenstrecken<br />
mit geringer Achslast übernahm die<br />
1 1 0 das Zepter, gern auch in Mehrfachtraktion. So<br />
wurden die 1 1 0er zum Schreckgespenst für die<br />
Dampflokfotografen.<br />
Vor allem im Erzgebirge zwischen Zwickau <strong>und</strong><br />
Aue, wo viele von ihnen auf die alten Drillinge der<br />
Gattung G 1 2 warteten <strong>und</strong> dann das Brummen<br />
des „doppelten Lottchens“ hören mussten! Schlau,<br />
wer damals trotzdem auf den Auslöser drückte,<br />
denn auch das ist heute alles längst Geschichte …<br />
Ich selbst machte 1 970 meine ersten Gehversuche<br />
bei der Eisenbahn unter meinem Lehrlokführer<br />
Heinz Warschau. Das ist übrigens der Erfurter<br />
Lokführer, der 20 Jahre später, 1 990, den ersten IC<br />
von Neudietendorf nach Leipzig <strong>und</strong> zurück mit<br />
der 243 591 fuhr (das <strong>LOK</strong> MAGAZIN berichtete<br />
darüber).<br />
Doch zurück in das Jahr 1 970: Planlok war die<br />
1 1 0 31 6 vom Bw Erfurt, <strong>und</strong> es ging mit drei Bghw-<br />
Wagen über die „Pfefferminzbahn“ von Straußfurt
DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />
Die Vorserienlok V <strong>100</strong> 002 verbrannte am 19. Dezember 1968 im Raw Cottbus. Diese 110 002 wurde im<br />
November 1969 im Bw Erfurt in Dienst gestellt (P-Zug nach Saalfeld bei Quittelsdorf 1981) Ralph Lüderitz<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
nach Großheringen. Es war Frühling, es musste<br />
nicht geheizt werden, der Zug wog nicht viel <strong>und</strong><br />
die Höchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h auf<br />
dieser Strecke. Das war also für die 1 1 0 eine Kleinigkeit.<br />
Nach der Kontrolle aller Betriebsstoffe <strong>und</strong><br />
einer Sichtinspektion des Fahrwerks ging es auf<br />
den Führerstand. Zwei diagonal angeordnete Führerpulte<br />
für jede Richtung <strong>und</strong> die dazugehörigen<br />
Zusatz-, Führerbrems- <strong>und</strong> Löseventile wirkten<br />
sehr funktionell <strong>und</strong> leicht zu überschauen. Die<br />
Drehstühle waren bequem <strong>und</strong> in der Höhe <strong>und</strong><br />
am Rücken verstellbar. Neben den Bedienpulten<br />
waren die Schaltschränke mit diversen Motorschutzschaltern,<br />
Schützen, Instrumenten <strong>und</strong><br />
Kippschaltern angeordnet. Früher gab es kleine<br />
Ventilatoren, um dem Lokführer etwas Frischluft<br />
zukommen zu lassen. Es konnte nämlich – vor allem<br />
durch das unter dem Fußboden liegende Strömungsgetriebe<br />
– ganz schön warm werden. Die<br />
großen Fensterflächen – ideal für eine gute Sicht –<br />
heizten bei Sonnenschein kräftig mit.<br />
Sehr praktisch war auch der beleuchtete Halter<br />
für den Buchfahrplan. Später, als die Deutsche<br />
Bahn die Fahrpläne waschkörbeweise verteilte,<br />
wusste man nicht, wohin damit. Da wäre ein Monitor<br />
mit der EBuLa nicht schlecht gewesen …<br />
Das Führerhaus saß nicht exakt mittig. Unter<br />
dem Vorbau 1 arbeiteten der Dieselmotor <strong>und</strong> die<br />
Kühlanlage. Auch der Kühlwasser-Ausgleichsbehälter<br />
fand dort seinen Platz. Unter dem Vorbau<br />
2 waren der stehende Kessel zur Dampferzeugung<br />
für die Zugheizung <strong>und</strong> die Motorvorwärmung<br />
eingebaut. Auch die Behälter für das Wasser, der<br />
Batteriesatz, die Lichtanlassmaschine, der Lüftergenerator,<br />
der Schaltschrank mit Schützen <strong>und</strong> Sicherungen<br />
<strong>und</strong> die Luftbehälter mit den diversen<br />
Einrichtungen für die Bremsen waren unter Vorbau<br />
2 montiert. Unter dem Führerstand lag – wie<br />
erwähnt – das Strömungsgetriebe. Dazu waren<br />
dort zwei Kraftstoffbehälter <strong>und</strong> die zwei unabhängig<br />
voneinander arbeitenden Luftverdichter mit<br />
ihren Zwischenkühlern installiert.<br />
Vieles wurde nach <strong>und</strong> nach verändert<br />
Natürlich wurden im Lauf des langen Beschaffungszeitraums<br />
manche Einrichtungen verbessert<br />
<strong>und</strong> geändert. Zu erwähnen sind hier die Verschleiß-Pufferbohlen<br />
oder die Relais-Steuerung<br />
des Heizkessels. Auch fiel das Stufengetriebe weg,<br />
das für Langsam- <strong>und</strong> Streckengang zuständig war.<br />
Um Material zu sparen, wurde die Abgasanlage<br />
des Heizkessels vereinfacht, die Abgase strömten<br />
nun nicht mehr über die Schächte am Führerhausdach<br />
ins Freie, sondern direkt aus einer Aussparung<br />
im Vorbau. Das konnte bei ungünstigem<br />
Wind sehr unangenehm werden, wenn die Abgase<br />
in den Führerstand zogen. Auch die Seitenverkleidung<br />
der Umläufe wurde später weggelassen.<br />
35
TITELTHEMA<br />
November 1983, Bahnhof Nossen: 110 970 (Lok mit Antrieb für eine Grabenräumeinheit – an der anderen<br />
Seite – gerade vier Monate alt) leistet der 110 176 Vorspann vor einem Güterzug nach Riesa Bodo Schulz<br />
In den 1 980er-Jahren wurden viele 1 1 0er mit<br />
verbesserten <strong>und</strong> leistungsstärkeren Motoren ausgerüstet<br />
(1 .250 PS – 1 1 2, 1 .500 PS – 1 1 5, 1 1 4). Leider<br />
viel zu spät wurde auch die Regelung des Heizkessels<br />
verbessert. Nicht zu vergessen: Der Umbau<br />
einiger 1 1 0er für den Meterspurbetrieb im Harz.<br />
Das Fahren vereinfachen<br />
In jene Zeit fällt auch ein Verbesserungsvorschlag,<br />
die Motordrehzahl-Regelung durch eine einfache<br />
Auf-<strong>und</strong>-Ab-Steuerung zu ersetzen. Zur Erinnerung:<br />
Auf der V 1 00 <strong>und</strong> der V 1 80 gab es sechs<br />
festgelegte Fahrstufen. Stufe 1 füllte lediglich das<br />
Strömungsgetriebe, <strong>und</strong> in den Stufen 2 bis 6 wurde<br />
die Motordrehzahl von 750 U/min auf 1 .500<br />
U/min gesteigert. Das sollte nun durch einen einfachen<br />
Paketschalter stufenlos geschehen, um sich<br />
besser den Neigungsverhältnissen der befahrenen<br />
Strecke anpassen zu können. Diese gute Erfindung<br />
kam leider viel zu spät …<br />
Späte Zutaten waren ebenso Indusi <strong>und</strong> Zugfunk.<br />
Kurz vor dem Ende der DDR wurde noch beschlossen,<br />
auf der Basis der 1 1 0 eine schwere Rangierlok<br />
zu bauen. Erprobungsträger waren 1 1 0 1 56<br />
<strong>und</strong> 1 61 (später 1 08 1 56 <strong>und</strong> 1 61 ). Die Serie (alle<br />
aus 1 1 0.0-1 umgebaut) wurde gelb lackiert <strong>und</strong> bei<br />
der DB als 298.0-1 bezeichnet.<br />
Einen Sonderstatus nimmt die Reihe 1 1 1 ein.<br />
Auch sie war – untypisch für DR-Streckenloks –<br />
gelb lackiert. Die Loks, für den Einsatz vor Güterzügen<br />
gedacht, besaßen keine Heizung. Die DB<br />
bezeichnete sie als 298.3. All diese Umbauten zeigen,<br />
dass man mit der V 1 00 als Basismodell eine<br />
Menge machen konnte. Die Geschichte geht ja bis<br />
in unsere Tage weiter, denn in Stendal werden<br />
noch immer 1 1 0er für heutige Bedürfnisse angepasst.<br />
Selbst Hybridloks entstanden auf dem alten<br />
Fahrgestell (siehe auch ab Seite 62).<br />
Es gab natürlich gute <strong>und</strong> schlechte Exemplare!<br />
Ich erinnere mich noch an die original belassene<br />
36
DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />
dieser Maschine keinen festen Punkt mehr! Die<br />
Vorbauten wackelten verdächtig, die Türen öffneten<br />
sich von selbst <strong>und</strong> knallten wieder zu. Last but<br />
not least schwenkte kurz vor der Einfahrt in Erfurt<br />
mit dem Lrz 6922 der Wofadit-Filter – er wog immerhin<br />
1 50 Kilogramm – mitsamt seiner Halterung<br />
nach außen! Der Schreck saß tief, passiert ist<br />
aber zum Glück nichts.<br />
Ich bin gern mit ihr gefahren …<br />
Wenn ich alles resümiere, könnte man folgendes<br />
Zeugnis für die V 1 00 erteilen: Die Lok war im<br />
Führerstand doch recht laut. Der Motor machte<br />
Lärm, die Gelenkwellen gaben ein Pfeifen von sich<br />
<strong>und</strong> unter dem Führerstand machten die Luftverdichter<br />
ganz schön Krach.<br />
Die Hitze im Sommer erwähnte ich schon. In<br />
strengen Wintern dagegen war es empfindlich kalt,<br />
die Führerstandsheizung schaffte es nicht, ein behagliches<br />
Klima zu erzeugen. Heizwasser musste<br />
häufig ergänzt werden, <strong>und</strong> man musste deshalb<br />
auch oft welches nehmen, dessen Härtegrad hoch<br />
war. Das bedeutete wiederum, dass die Filter oft gewechselt<br />
werden mussten. Überhaupt war die Bedienung<br />
<strong>und</strong> Wartung des Heizkessels mit viel Arbeit<br />
verb<strong>und</strong>en. Schwere Züge mochte die V 1 00<br />
gar nicht, <strong>und</strong> auch lange Fahrten, bei denen mit<br />
der Höchstgeschwindigkeit von 1 00 km/h gefahren<br />
werden musste, behagten ihr nicht. Doch dafür<br />
war sie nicht gebaut, also kein Vorwurf.<br />
Fazit: Die V 1 00 der DR war, wenn man sie<br />
pfleg lich behandelte, ein „treues Pferdchen“. Auch<br />
für Nahgüterzüge war sie recht gut geeignet. Und<br />
auch im Wendezugbetrieb, egal, ob mit vier- oder<br />
fünfteiligen Doppelstock-Garnituren oder Einzelwagen,<br />
habe ich nie Schiffbruch erlitten. Und wie<br />
gut war nun das DB-Pendant<br />
1 1 0 892, die eine Zeit lang den Umlauf 6227/6230<br />
Erfurt – Ilmenau – Erfurt fuhr. Das war eine prima<br />
Lok, mit guter Leistung, nicht so laut <strong>und</strong> immer<br />
gut gepflegt. 1 992, als ich für kurze Zeit nach Wernigerode-<strong>West</strong>erntor<br />
abkommandiert war, traf ich<br />
sie dort wieder: als Schmalspurlok 1 99 892! Die<br />
einst so gut gepflegte Maschine hatte sich zu einem<br />
„Mistwagen“ entwickelt, laut <strong>und</strong> in der Leistung<br />
schwach – keiner fuhr gern mit ihr.<br />
Die kürzeste S-Bahn der DDR fuhr von Erfurt Hbf<br />
zur Berliner Straße. 1982 liefen dort Einzelwagen<br />
mit der 110, im Hintergr<strong>und</strong> Marbach Martin Weltner<br />
Geschichten über Geschichten<br />
Mit der 1 1 2 51 5 war es auch so ein Malheur: An fünf<br />
aufeinanderfolgenden Tagen hatte sie acht Störungen<br />
des Drehzahlverstellers, was natürlich zu<br />
Zuglaufstörungen mit Ersatzlokgestellung führte.<br />
Den Störungen war einfach nicht beizukommen!<br />
Im Tausch bekamen wir die 1 1 2 555 des Bw Gera.<br />
Diese Lok war erstklassig gepflegt (von der Einsatzstelle<br />
Greiz), doch sie war genau so anfällig wie<br />
die 1 1 2 51 5!<br />
Wieder anders war die 1 1 2 372. Diese Lok lief<br />
zwar störfrei, aber oberhalb von 70 km/h gab es an<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
37
TITELTHEMA<br />
Als Weiterentwicklung der Baureihe V 80 wurde<br />
die V 1 00 der große Wurf der MaK <strong>und</strong> der damaligen<br />
B<strong>und</strong>esbahn. Obwohl mit der V 80 eigentlich<br />
eine gute Lok geschaffen worden war, die aber<br />
auch ihre Probleme hatte (zu lange Gelenkwellen)<br />
wurde diese von der Entwicklung der V 1 00 überholt.<br />
1 958 wurden die ersten Vorausloks abgeliefert.<br />
Seitens der B<strong>und</strong>esbahn hatte man mit der V<br />
1 00 vor allem das Ziel, die noch weit verbreiteten<br />
preußischen P 8 abzulösen. Nicht umsonst erhielt<br />
die V 1 00 auch bald den Spitz namen „Petroleum-P<br />
8“, denn genauso wie ihre preußischen Vorgänger<br />
versah eine V 1 00 fast immer zuverlässig ihren<br />
Dienst.<br />
Doch wir wollen hier nicht auf die schon oft <strong>und</strong><br />
gut dargestellte Geschichte der V 1 00 bzw. der späteren<br />
Baureihe 21 1 /21 2 eingehen, sondern wir<br />
möchten einmal die Vorzüge dieser kleinen Universallokomotive<br />
darstellen.<br />
Zu meiner ehemaligen Dienststelle, dem Bahnbetriebswerk<br />
Hagen-Eckesey, kamen die ersten<br />
Loks im Jahr 1 962 <strong>und</strong> machten die Baureihe 78<br />
dort mehr oder weniger arbeitslos. Aus Erzählungen<br />
meiner ehemaligen Kollegen ist bekannt, dass<br />
sie sich zuerst gar nicht so recht mit der damals<br />
modernen Technik anfre<strong>und</strong>en konnten. Doch die<br />
V 1 00 zeigte ihnen, wie zuverlässig sie sein konnte,<br />
wenn sie richtig behandelt wurde.<br />
Lernen mit Dias <strong>und</strong> Buntstiften<br />
Umgeschult auf den Diesel-Neuling wurden die<br />
Personale u. a. auf der B<strong>und</strong>esbahnschule in Wuppertal.<br />
Eine noch gut erhaltene <strong>und</strong> detaillierte Dia-<br />
Serie erleichterte den damaligen Lokführen das<br />
Lernen, denn die Schaltpläne gab es nur in<br />
schwarz/weiß. Sie wurden im Unterricht mit Buntstiften<br />
farbig bemalt, damit allen ersichtlich wurde,<br />
wie der Strom fließt. 41 /42/30/1 0 – diese Relaisbezeichnungen<br />
sagen jedem B<strong>und</strong>esbahn-Lokführer<br />
einer V 1 00 etwas!<br />
Meine erste dienstliche Begegnung mit dieser<br />
Lok hatte ich im September 1 989. Zu dieser Zeit<br />
V <strong>100</strong>: GEGENÜBERSTELLUNG BEIDER TYPEN<br />
1 – Dieselmotor, 2 – Getriebe, 3 – Hilfsdiesel, 4 – Schalldämpfer, 5 – Luftfilter, 6 – Vorheiz-Wärmetauscher,<br />
7 – Getriebeöl-Wärmetauscher, 8 – Kühler, 9 – Heizölbehälter, 10 – Kraftstofftank, 11 – Kraftstoff-Hochbehälter,<br />
12 – Wasserbehälter, 13 – Heizkessel, 14 – Kompressor, 15 – Lichtanlassmaschine, 16 – Lüfterpumpe,<br />
17 – Führerpult, 18 – Kühlwasser-Ausgleichsbehälter, 19 – Batterie, 20 – Schaltschrank Slg. O. Strüber<br />
V <strong>100</strong> DB<br />
1958 wurden die ersten sechs Erpro -<br />
bungsmuster ausgeliefert. V <strong>100</strong> 001 –<br />
005 hatten Motoren mit 1.<strong>100</strong> PS, die<br />
V <strong>100</strong> 006 schon einen mit 1.350 PS, sie<br />
war damit die Basis der V <strong>100</strong>.20, der<br />
späteren Baureihe 212. MaK baute<br />
noch eine weitere Lok, die spätere<br />
V <strong>100</strong> 007 (zuerst V <strong>100</strong> 000). Die<br />
Serienlieferung begann 1961 <strong>und</strong><br />
endete 1963 mit der Ablieferung der<br />
insgesamt 365. Lok. Zur besseren<br />
Unterscheidung von der stärkeren<br />
V <strong>100</strong>.20 wurden die Ordnungsnummern<br />
in 1.000er-Stellen umgewandelt.<br />
Höchste Nummer war nun V <strong>100</strong> 1365.<br />
Aus der V <strong>100</strong>.10 weiterentwickelte<br />
Varianten waren:<br />
V <strong>100</strong>.20 1.350 PS<br />
213 332 – 341 Mit Hydro-Bremse für<br />
Steilstrecken<br />
Technische Daten<br />
Baujahre<br />
Höchstgeschwindikeit<br />
Traktionsmotor<br />
Nennleistung<br />
Nenndrehzahl<br />
Motorgewicht<br />
Getriebe<br />
Dienstgewicht<br />
38
DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />
stand die 21 2 in Hagen-Eckesey noch in voller Blüte.<br />
Über 30 Maschinen zählten zum Einsatzbestand<br />
<strong>und</strong> der Verkehr auf den von Hagen <strong>und</strong><br />
Schwerte ausgehenden Nebenstrecken wurde mit<br />
ihnen abgewickelt. Im Güterzugdienst war sie als<br />
„doppeltes Lottchen“ – so war der Spitzname für<br />
eine Doppeltraktion – auf der Volmetalbahn <strong>und</strong><br />
auf der oberen Ruhrtalbahn anzutreffen.<br />
mit dieser Teufelsmaschine umgehen konnten. Es<br />
gelang.<br />
Danach gingen wir dann in die Lokausbildung<br />
<strong>und</strong> durften die 21 2 auch gleich im Sommer kennenlernen.<br />
Von einer Klimaanlage haben wir da-<br />
Stendal: Interessanter Formenvergleich der beiden<br />
V <strong>100</strong> mit den verstärkten Motoren Jens Grünebaum<br />
Dampf ist immer noch im Spiel<br />
Zuerst mussten wir einmal die Kesselwärterprüfung<br />
für den Landdampfkessel OK 461 0 der Firma<br />
Hagenuk in Kiel ablegen. Dieses „Teilchen“ hatte<br />
eine ziemlich komplizierte Elektrik zur Fernüberwachung<br />
des Kessels. Hier galt aber auch: Wer mit<br />
ihm ordentlich umging, hatte meis tens auch keine<br />
Probleme.<br />
An einem ziemlich heißen Tag im Juni 1 990<br />
mussten die Hagener Lokführeranwärter Hellmann,<br />
Grünebaum <strong>und</strong> Bremenkamp dann unter<br />
den Augen des Amtsvorstandes zeigen, dass sie<br />
1 – Dieselmotor, 2 – Abgasturbolader, 3 – Strömungsgetriebe, 4 – Achsgetriebe, 5 – Lichtanlassmaschine,<br />
6 – Lüftergenerator, 7 – Kompressor, 8 – Kühlanlage, 9 – Ausgleichsbehälter, 10 – Wasserbehälter groß,<br />
11 – Wasserbehälter klein, 12 – Heizkessel, 13 – Kraftstofftank, 14 – Batterie, 15 – Abgasführung vom<br />
Dieselmotor, 16 – Abgasführung vom Heizkessel, 17 – Luftbehälter<br />
Zeichnung LEW/Sammlung Oliver Strüber<br />
V <strong>100</strong> DR/110<br />
V <strong>100</strong> DB/211<br />
1966 – 1969 1958 – 1963<br />
65/<strong>100</strong> km/h 65/<strong>100</strong> km/h<br />
12 KVD 18/21A II MB 12 V 493 TZ<br />
1.000 PS 1.<strong>100</strong> PS<br />
1.500 min -1 1.500 min -1<br />
4.300 kg 3.<strong>100</strong> kg<br />
Dresden<br />
Voith<br />
66 t 64 t<br />
V <strong>100</strong> DR<br />
Nach zwei Prototypen 1964 <strong>und</strong> 1965<br />
(beide verbrannten später in Cottbus)<br />
begann 1966 mit der V <strong>100</strong> 003 die<br />
Serienlieferung. Das letzte gebaute<br />
Exemplar mit 1.000 PS war 1978 die<br />
110 896. Die ersten Loks waren noch<br />
mit einem Stufengetriebe ausgerüstet<br />
(Rangiergang bis 65 km/h, Strecken -<br />
gang bis <strong>100</strong> km/h), auf das man später<br />
verzichtete. Aus der Basistype wurden<br />
weiterentwickelt:<br />
112 1.250 PS,<br />
115/114 1.400 – 1.500 PS,<br />
111 reine Rangierlok, Beton -<br />
gewicht statt Heizkessel,<br />
108 mit Strömungs-<br />
Wendegetriebe,<br />
110.9 mit Anschluss für<br />
Grabenräumer,<br />
199.8 für Meterspur im Harz.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
39
TITELTHEMA<br />
22. Mai 1980: Auf der 212 007 vor dem N 5559 Göttingen – Kassel am Volkmarshäuser Tunnel Johannes Poets<br />
mals sicherlich alle mal geträumt. Bei knapp 30<br />
Grad Außentemperatur war es nicht unbedingt ein<br />
Vergnügen, über dem Getriebe zu sitzen.<br />
Wie fährt man die Lok<br />
Eine Schicht ist mir irgendwie ganz besonders in<br />
Erinnerung geblieben. Durch sie kann man sicherlich<br />
auch Vor- <strong>und</strong> Nachteile dieser Baureihe gut<br />
schildern: Sicher zählt es nicht zu den besonderen<br />
Vergnügen eines Lokführers, am Sonntag um 0.57<br />
Uhr Dienstbeginn zu haben. Der Auftrag sah vor,<br />
mit zwei Lokomotiven in Doppeltraktion nach Hagen-Vorhalle<br />
zu fahren, um von dort einen Güterzug<br />
nach Dortm<strong>und</strong>erfeld zu bringen, einem<br />
Bahnhof, der heute bedeutungslos ist.<br />
Also: Zunächst einmal die Maschinen aufrüs -<br />
ten. Hauptschalter einschalten, ein Führerpult mittels<br />
Knochen (so wird der damals noch große Richtungsschalter<br />
von Lokführern meistens genannt)<br />
einschalten <strong>und</strong> den Hilfsdiesel starten. Der Hilfsdiesel<br />
lädt die 1 1 0-Volt-Batterien, aus denen der<br />
Dampfkessel mit Strom versorgt wird. Zuerst<br />
muss aber einmal Druckluft zur Zerstäubung des<br />
Heizöls im Brennraum produziert werden. Später<br />
benötigen wir diese auch als Steuerluft für die Maschinenanlage<br />
<strong>und</strong> natürlich als Bremsluft.<br />
Nachdem der Kessel in Betrieb genommen ist,<br />
muss noch der Dreikreis-Wärmetauscher im Motorraum<br />
entwässert werden. Das kondensierte<br />
Wasser hinderte doch ziemlich bei der Motorvorwärmung.<br />
Hier lag eine Tücke der V 1 00. Der Absperrhahn<br />
lag so ungeschickt hinter dem Dampfzuleitungsrohr,<br />
dass sicher so einige Lokführer<br />
hier mal zu früher St<strong>und</strong>e „autsch“ geschrien haben!<br />
Gleiches konnte auch bei der Prüfung der Sicherheitsventile<br />
am Kessel passieren. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Außenklappen war die Lok aber sonst sehr gut<br />
zugänglich. Da ging es bei der Kesselinbetriebnahme<br />
auf der 21 5 oder 21 6 schon deutlich enger zu.<br />
Wenn beide Loks vorbereitet waren, mussten sie<br />
noch gekuppelt werden. Dazu wurden Kupplung,<br />
Bremsschläuche <strong>und</strong> das Steuerkabel verb<strong>und</strong>en.<br />
Das „Alligatorkabel“, wie das dicke <strong>und</strong> schwer bewegliche<br />
36-polige Steuerkabel auch genannt wurde,<br />
musste nun in die Steuerdose richtig eingeführt<br />
werden – das war auch nicht unbedingt<br />
jedermanns Sache. Besonders bei Schnee musste<br />
man aufpassen, dass dieser Vorgang möglichst<br />
40
DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />
Linke Hand am Fahrschalterrad: Jens Grünebaum im Führerstand der V <strong>100</strong><br />
Slg. Jens Grünebaum<br />
trocken vonstatten ging. Nach der Bremsprobe mit<br />
beiden Loks <strong>und</strong> der Funktionsprüfung der Traktion<br />
konnte es losgehen. In seltenen Fällen soll es<br />
vorgekommen sein, dass die Loks in unterschiedliche<br />
Richtungen fahren wollten. Dann musste noch<br />
einmal entkuppelt <strong>und</strong> überprüft werden, ob auf<br />
beiden die selbe Fahrtrichtung vorgewählt worden<br />
war, um es auf ein Neues zu probieren.<br />
Langsam- <strong>und</strong> Schnellgang<br />
Eine Fahrt in Doppeltraktion war eine nette Sache.<br />
Auf diese Weise konnte man auch ganz ordentliche<br />
Güterzüge bewegen. Sonntagmorgens fuhren wir<br />
die erwähnte Übergabe von Vorhalle nach Dortm<strong>und</strong>erfeld.<br />
Dieser Zug konnte locker auch über<br />
1 .000 Tonnen haben. So war es dann auch.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Berg- <strong>und</strong> Talfahrten schaltete ich<br />
beide Loks dann noch in den kleinen Gang. Dies<br />
hat den Vorteil, dass größere Zugkräfte über das<br />
Getriebe übertragen werden konnten. Allerdings<br />
war dann die Höchstgeschwindigkeit auf 65 km/h<br />
begrenzt. Für die Steigung bei Wengern <strong>Ost</strong> war<br />
diese Wahl bei 1 .1 49 Tonnen Zuggewicht aber genau<br />
richtig.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Vom Güterbahnhof Dortm<strong>und</strong>erfeld ging es<br />
dann Lz zum Bahnhof Dortm<strong>und</strong> Betriebsbahnhof.<br />
Dort kamen wir uns dann ganz schön mickrig<br />
vor zwischen den ganzen 1 03ern <strong>und</strong> den Lokführern<br />
mit Krawatte! Seitens der Lokleitung wurde<br />
man dort jedenfalls so behandelt …<br />
Doch nun wieder ein wenig Technik. In Dortm<strong>und</strong><br />
mussten wir beide Loks betanken <strong>und</strong> einer<br />
kleinen Nachschau A 1 unterziehen. Dabei wird<br />
unter anderem das Fahrwerk inspiziert. Die V 1 00<br />
hatte eine sehr gute Laufruhe aufgr<strong>und</strong> ihrer Drehgestelle.<br />
Besonders für die Werkstatt hatte diese<br />
neue, aus Rohren zusammengeschweißte H-Konstruktion<br />
Vorteile. Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Kopfstücke<br />
war es problemlos möglich, an Achsgetrieben<br />
<strong>und</strong> Gelenkwellen zu arbeiten bzw. diese zu<br />
tauschen. Die Radsätze werden durch Achslenker<br />
geführt. Diese Art der Radsatzführung wird heute<br />
bei modernen Loks auch noch angewandt, allerdings<br />
sind diese durch besseres Material deutlich<br />
kleiner ausgebildet.<br />
Das Drehgestell selbst wird durch einen Drehturm<br />
(kein Drehzapfen) vom Rahmen geführt <strong>und</strong><br />
überträgt die Kräfte über diesen. Diese turmartige<br />
41
TITELTHEMA<br />
Stahlkonstruktion war in der Mitte geteilt, um die<br />
Gelenkwellen durchzuführen. Der Lokrahmen<br />
stützt sich über jeweils vier Schraubenfedern pro<br />
Drehgestell ab. Diese schaffen eine enorme<br />
Laufruhe der Lok. Gebremst werden die Radsätze<br />
mittels Klotzbremsen. Als Bremsanlage ist eine<br />
mehrlösige Knorrbremse eingebaut. Die Loks der<br />
Baureihe 21 3 hatten zusätzlich noch eine Hydro-<br />
Bremse am Getriebe, diese Loks waren aber in Hagen<br />
nie zu Hause.<br />
Im Motorraum musste nun der Ölstand des Motors<br />
<strong>und</strong> des Turboladers kontrolliert werden. Gehen<br />
wir gleich ein wenig auf die Maschinenanlage<br />
ein: Zum Motorraum gelangte man, indem die<br />
großen seitlichen Schiebetüren zur Front hin<br />
geöffnet wurden. Vom Lokumlauf hatte man nun<br />
einen guten Einblick auf die Maschinenanlage <strong>und</strong><br />
den kleinen Hilfsdiesel zur Stromerzeugung.<br />
212 252 (Bw Göttingen) am 16. Oktober 1984 vor<br />
Ng 65545 Gittelde – Herzberg (Harz) Johannes Poets<br />
Antrieb, Steuerung <strong>und</strong> Getriebe<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich waren in der Baureihe 21 1 die etwas<br />
schwächeren Motoren der Bauart MB 1 2 V 493 TZ<br />
mit 809 kW Leistung eingebaut. Die Loks der Baureihe<br />
21 2 besaßen den MB 1 2 652 TA/TZ (TA –<br />
ohne Kolbenbodenkühlung; TZ – mit Kolbenbodenkühlung).<br />
Diese Motoren waren mit einer Leistung<br />
von 1 .300 PS etwas stärker. Die Hagener<br />
Loks der Baureihe 21 2 hatten alle den stärkeren<br />
Motor. Lediglich die zur Aushilfe anwesenden Loks<br />
der Baureihe 21 1 aus Hof <strong>und</strong> Osnabrück konnten<br />
Anfang der 1 990er-Jahre noch mit dem kleinen<br />
Motor ausgerüstet sein.<br />
Eine zentrale Aufgabe der Motorsteuerung hat<br />
der Motorregler. Er überwacht die Startbegrenzung,<br />
die Leerlaufregelung, die Füllungsregelung<br />
der Einspritzpumpen, die Begrenzung der Höchstdrehzahl<br />
<strong>und</strong> stellt die Öldrucküberwachung sicher.<br />
Die Leistungssteuerung des Motors erfolgte<br />
über das Fahrschalterhand der beiden Führerstände.<br />
Eine Kontaktwalze steuerte den „Fünffach-Magnet-Ventilblock“.<br />
Durch wechselseitiges Erregen<br />
der Magnetventile wird entsprechend der Fahrstufen<br />
das 1 6-Stellungsgerät mit Steuerluft verstellt.<br />
Somit bekommen die Einspritzpumpen mehr oder<br />
weniger Diesel zugeführt. Sollte diese elektropneumatische<br />
Steuerung einmal defekt sein, kann die<br />
Füllung mittels einer Schraube von Hand fest eingestellt<br />
werden. Parallel dazu wird durch das 1 5-<br />
Stellungsgerät am Getriebe der Schaltregler des<br />
Automatik-Getriebes beeinflusst.<br />
Getriebeseitig sind alle Lokomotiven mit dem<br />
robusten Voith L 21 6 rs-Getriebe ausgerüstet. Die<br />
Bezeichnung steht dabei für L – Lokgetriebe, 2 –<br />
zwei Wandler, 1 – eine Kupplung, Baugröße 6, r –<br />
reversierbar, s – Stufengetriebe. Die höhere Eingangsleistung<br />
von 1 .300 PS bei der 21 2 kompensierte<br />
man mit einer größeren Hochgang-Übersetzung.<br />
Natürlich gibt es für das Getriebe auch<br />
mehrere Notschaltmöglichkeiten. Das Hochlegen<br />
42
DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />
Am 23. August 1983 überquert die 211 035 (Jung 1962/13.309) die 1877 errichtete Donaubrücke bei<br />
Deggendorf. Die Lok schiebt den Wendezug, der aus „Silberlingen“ gebildet ist<br />
Bodo Schulz<br />
des Füllmagneten oder gar eine Gangnotschaltung<br />
mittels Kurbel ließen immer ein Räumen der<br />
Bahnstrecke zu. Vom Stufengetriebe geht es dann<br />
mittels Gelenkwellen zu den Radsatzgetrieben in<br />
den Drehgestellen der Lok.<br />
Der Hilfsdiesel ist eigentlich eine Art Notstrom -<br />
aggregat. Mit ihm kann die Batterie geladen werden,<br />
um Kompressor <strong>und</strong> Zwangsdurchlaufkessel<br />
zur Motorvorwärmung zu betreiben. Wenn der<br />
Fahrdiesel gestartet wird, wird der Hilfsdiesel<br />
selbsttätig abgeschaltet. Im Notfall konnte diese<br />
Abschaltung aber bei einer Störung in der Licht-<br />
Anlassmaschine des Hauptdiesels überbrückt werden,<br />
um keinen „Abhänger“ zu machen. Somit<br />
wurde die Batterie dann auch während der Fahrt<br />
aus dem Hilfsdiesel gespeist.<br />
Ein weiterer Blick bei der Nachschau geht in<br />
den hinteren Vorbau. Hier sitzen der Heizkessel,<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
der Wasserbehälter mit 3.000 Liter Inhalt, die<br />
Pumpen <strong>und</strong> der Betriebsbehälter des Kraftstoffsystems.<br />
All diese Einrichtungen müssen auf etwaige<br />
Undichtigkeiten <strong>und</strong> Beschädigungen geprüft werden.<br />
Sollte die Kraftstoff-Förderpumpe einmal<br />
streiken, konnte mittels Handpumpe Kraftstoff in<br />
den Betriebsbehälter gepumpt werden. Dieser<br />
konnte dann als Fallkraftstoff den Dieselmotor antreiben.<br />
Ich habe diesen Fall Gott sei Dank nie erlebt.<br />
Unsere Ausbilder sagten immer, ja es könnte<br />
gehen. Bei der guten, alten B<strong>und</strong>esbahn gab es in<br />
den Loks halt fast immer eine Rückfallebene!<br />
Nächster Dienst: Wendezugeinsatz<br />
Nachdem ich meine A 1 beendet <strong>und</strong> getankt hatte,<br />
fuhr ich mit den beiden Loks zur Wagenhalle in<br />
EDOB, so die offizielle Abkürzung für Dortm<strong>und</strong>-<br />
Betriebsbahnhof. Dort setzte ich jeweils eine Lok<br />
43
TITELTHEMA<br />
Auch das gab es: 212 312 leistet am 27. März 1981 bei Reelsen einer 216 Vorspann. Der Dg 53842 wurde<br />
im Abschnitt Herzberg – Altenbeken mit 212/216 (beide mehrfachtraktionsfähig) bespannt Josef Högemann<br />
*) Seilfahrt: Im Sauerland <strong>und</strong> Ruhrgebiet umgangssprachlich<br />
für „Standpauke“ oder „Reformante“<br />
vor einen Wendezug. Der mit zwei Wagen ging<br />
nach Lüdenscheid, der mit drei nach Iserlohn.<br />
Nachdem der Rangierer gekuppelt hatte, bereitete<br />
ich beide Züge für den Wendezugdienst vor. Dabei<br />
durfte man den Kleinselbstschalter 1 03 nicht vergessen<br />
einzulegen, sonst wurden die Signale nicht<br />
vom Steuerwagen zur Loksteuerung übertragen.<br />
Knochen abziehen, Bremse abschließen, bei Bedarf<br />
Heizungswahlschalter auf Steuerwagen stellen<br />
<strong>und</strong> – ganz wichtig – unten am Fahrwerk die<br />
Zeit-Weg-Sifa ausschalten! Sonst steht die Eisenbahn<br />
nach 1 50 Metern. Nachdem beide Steuerwagen<br />
geprüft waren, fuhr ich beide Einheiten zusammen.<br />
Normalerweise hätte jetzt der eine Wagenpark<br />
komplett abgerüstet werden müssen. Für die drei<br />
Kilometer zum Dortm<strong>und</strong>er Hauptbahnhof wurde<br />
aber der Motor der zweiten Lok angelassen, damit<br />
das Getriebe weiter schmierte. Als Neuling im<br />
Fahrdienst hatte ich mir nämlich für das komplette<br />
Abrüs ten des zweiten Zuges eine nette Seilfahrt *)<br />
eines alten Schwerter Kollegen eingefangen, ich<br />
höre den heute noch über den Bahnsteig brüllen:<br />
„Welch ein Ochse macht so einen Mist, jetzt muss<br />
ich mit den guten Klamotten im Getriebe rumrühren!“<br />
In der Tat war das keine angenehme Sache<br />
<strong>und</strong> das gute Sonntagshemd wurde dabei auch<br />
noch dreckig …<br />
Kleine Lok des Wirtschaftsw<strong>und</strong>ers<br />
Man könnte noch unendlich viel über diese „kleine<br />
Lok des Wirtschaftsw<strong>und</strong>ers“ schreiben. Ich habe<br />
sie jedenfalls immer gerne gefahren – <strong>und</strong> auch<br />
dann, wenn es im Sommer ziemlich heiß im Führerstand<br />
wurde. Eine Klimaanlage gab es nicht, mit<br />
geöffneten Türen <strong>und</strong> Fenster ließ sich aber auch<br />
das ertragen. Als fachtechnische Lektüre empfehle<br />
ich die Sonderausgabe Nr. 7 der GDL-Lokomotivtechnik<br />
aus dem Jahr 1 980 …<br />
Mein Resümee: Die V 1 00 war <strong>und</strong> ist eine robuste<br />
<strong>und</strong> zuverlässige Lokomotive. Mit ihrer Wendezugsteuerung<br />
war sie auf dem Stand der damaligen<br />
Technik <strong>und</strong> revolutionierte den DB-<br />
Per sonennahverkehr. Durch den Einsatz von Steuerwagen<br />
konnte das Umsetzen eingespart wer den.<br />
Durch ihre Doppeltraktionssteuerung konn te sie<br />
auch vor schweren Güterzügen im Flachland eingesetzt<br />
werden. Hätte man den Dampfkessel durch<br />
ein Vorwärmgerät ersetzt <strong>und</strong> wie heute bei vielen<br />
Privatbahnloks üblich eine Funkfernsteuerung eingebaut,<br />
könnte sie auch heute noch in Konkurrenz<br />
zur modernen Gravita tre ten.<br />
Michael Lüdecke (DR)/Jens Grünebaum (DB)<br />
44
Die schönsten<br />
Seiten der Bahn<br />
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FAHRZEUGPORTRÄT<br />
46
DER STADLER-FLIRT<br />
DER STADLER-FLIRT<br />
Über 900 Stück!<br />
VOM ZWEI- BIS ZUM SECHSTEILER Schweizer Qualitätsarbeit,<br />
so muss man es anerkennen, verkörpern diese Triebzüge.<br />
25 Staats- <strong>und</strong> Privatbahnen in elf Ländern fahren mit ihnen<br />
Der ET 7.08 der<br />
eurobahn fährt<br />
bei Ratingen <strong>West</strong><br />
in Richtung Venlo.<br />
Als Fünfteiler<br />
trägt er noch<br />
zusätzlich die DB-<br />
Nummer 429 013<br />
Thomas Feldmann<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
47
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
B<br />
eim FLIRT – die Abkürzung steht für Flinker<br />
Leichter Innovativer Regional-Triebzug –<br />
handelt es sich um einen elektrischen Triebzug,<br />
der seit zehn Jahren in einer Stückzahl von<br />
951 (laut Angaben des Herstellers) verkauft wurde.<br />
Der Großteil davon ist bereits einige Zeit im Einsatz,<br />
der Rest befindet sich in der Phase der Fertigstellung<br />
<strong>und</strong> wird in den kommenden Monaten<br />
ausgeliefert. Der durchgängige Niederflurtriebzug<br />
wurde von der Firma Stadler Rail ursprünglich für<br />
den Regional- <strong>und</strong> S-Bahn-Verkehr in der Schweiz<br />
entwickelt.<br />
Das Schweizer Stadler-Stammwerk in Bussnang<br />
produzierte 2004 zuerst für die Schweizerischen<br />
B<strong>und</strong>esbahnen (SBB) die vierteilige Ausführung<br />
RABe 523. Es folgte die Variante RABe 521 . Diese<br />
wurden auf der Wiesentalbahn <strong>und</strong> beim „Seehas“<br />
bereits ab Herbst 2005 auch nach Deutschland eingesetzt.<br />
Die hessische Cantus-Verkehrsgesellschaft beschaffte<br />
2006 dann erstmalig den FLIRT für innerdeutsche<br />
Verkehre. Diese Fahrzeuge wurden in<br />
dreiteiliger Ausführung als Baureihe 427 <strong>und</strong> in<br />
vierteiliger als Reihe 428 eingesetzt.<br />
DB Regio bestellte erstmalig Anfang 2006 fünf<br />
fünfteilige FLIRT-Züge für den Verkehr an der <strong>Ost</strong>seeküste,<br />
die dort als Hanse-Express seit Dezember<br />
2007 als Reihe 427 zum Einsatz kamen. Mittlerweile<br />
wurden diese Züge in Baureihe 429 umge-<br />
zeichnet. Damit fügen sich die zwei- bis maximal<br />
sechsteiligen Triebzüge in das deutsche Baureihenschema<br />
ein, wobei mit dem zweiteiligen 426.1<br />
(Siemens-426) <strong>und</strong> dem sechsteiligen 1 430 (Bombardier-430<br />
für die S-Bahnen Stuttgart <strong>und</strong> Frankfurt)<br />
wegen „konkurrierender“ Baureihenbezeichnungen<br />
Kompromisse eingegangen wurden.<br />
25 Bahnen nutzen den FLIRT<br />
Um die umfangreichen Bestellungen aus Deutschland<br />
<strong>und</strong> anderen Ländern zu stemmen, wird der<br />
FLIRT in drei Werken produziert:<br />
– Bussnang <strong>und</strong> Altenrhein (Schweiz),<br />
– Berlin-Wilhelmsruh (Pankow),<br />
– Szolnok (Ungarn) <strong>und</strong><br />
– Siedlce (Polen).<br />
Bei manchen Aufträgen findet die Endmontage<br />
im Land der Auftragsvergabe statt. Die Werke produzieren<br />
weitgehend autark, müssen sich aber bei<br />
Wagenkasten, Kopfform, Drehgestellen (kommen<br />
aus Winterthur), Klimageräten, Stromrichtern, Antrieb,<br />
Türen, Verkleidungen im Fahrgastraum <strong>und</strong><br />
Antriebsteil an die Konzernvorgabe halten. Lediglich<br />
bei Verkabelung, Software <strong>und</strong> Führerpult gibt<br />
es Unterschiede. So nutzt Pankow auch einen anderen<br />
Hersteller als Bussnang für das Informationssystem.<br />
Die derzeitigen <strong>und</strong> in naher Zukunft<br />
geplanten Einsätze in Deutschland können der<br />
Übersicht unten entnommen werden.<br />
FLIRT-EINSÄTZE IN DEUTSCHLAND<br />
Abellio Rail NRW 17 Züge geleast von CB Rail; davon 9 Dreiteiler <strong>und</strong> 8 Zweiteiler<br />
RB 40 Essen – Bochum – Witten – Hagen (KBS 427 <strong>und</strong> 440)<br />
RB 46 Bochum – Wanne-Eickel – Gelsenkirchen (KBS 428), Glückauf-Bahn<br />
RE 16/RB 19 Essen – Bochum – Hagen – Letmathe – Siegen/Iserlohn, Ruhr-Sieg-Express<br />
Ab Dezember 2016 kommen noch 20 Fünfteiler, davon 13 Ein- <strong>und</strong> 7 Mehrsystemzüge, für das Niederrheinnetz Düsseldorf<br />
– Emmerich, Wesel – Mönchengladbach <strong>und</strong> Emmerich – Arnheim hinzu<br />
Berchtesgadener Land Bahn, S-Bahn Salzburg 5 Dreiteiler von Alpha Trains geleast<br />
S 4 Österreich – Freilassing – Berchtesgaden (KBS 954)<br />
Cantus 14 Dreiteiler <strong>und</strong> 7 Vierteiler<br />
R 1/R 7 Göttingen – Eichenberg – Kassel/ – Bebra (KBS 611/613; R 1 <strong>und</strong> R 7 zwischen Göttingen <strong>und</strong> Eichenberg geflügelt)<br />
R 5 Bebra – Fulda – Kassel (KBS 610/ 613)<br />
R 6 Bebra – Eisenach (KBS 605)<br />
DB Regio 5 Fünfteiler, gewartet im Werk Rostock<br />
RE 9 Rostock – Strals<strong>und</strong> – Lietzow – Sassnitz (Hanse-Express), Binz – Lietzow (KBS 190)<br />
DB Regio Südwest 28 Fünfteiler<br />
RE 1 Koblenz – Trier – Luxembourg – Saarbrücken – Ludwigshafen – Mannheim (Koblenz – Trier zusammen mit CFL KISS)<br />
(KBS 685/ 690)<br />
RE 2 Koblenz – Frankfurt (KBS 471)<br />
RE 4 Mainz – Ludwigshafen – Karlsruhe (KBS 660)<br />
RE 7 Mainz – Ludwigshafen – Mannheim (KBS 670)<br />
DB Regio 14 FLIRT 3 für den VRR (ab 2016)<br />
RE 42 Münster – Essen – Mönchengladbach (KBS 425)<br />
eurobahn (Keolis) 25 Vierteiler für das Hellweg-Netz <strong>und</strong> 4 Vierteiler <strong>und</strong> 14 Fünfteiler über Leasing Angel Trains<br />
RE 3 Düsseldorf – Oberhausen – Dortm<strong>und</strong> – Hamm, Rhein-Emscher-Express (KBS 416)<br />
RE 13 Venlo – Düsseldorf – Hagen – Hamm, Maas-Wupper-Express (KBS 455/485)<br />
RB 50 Dortm<strong>und</strong> – Lünen – Münster (<strong>West</strong>f) (KBS 411)<br />
RB 59 Dortm<strong>und</strong> – Unna – Soest (KBS 430/431)<br />
48
DER STADLER-FLIRT<br />
Vias 410 (428 144) nach Frankfurt passiert Rüdesheim mit dem berühmten Rottland-Weinberg<br />
Axel Witzke<br />
RB 69 Münster (<strong>West</strong>f) – Hamm – Bielefeld (KBS 400/410)<br />
RB 89 Münster (<strong>West</strong>f) – Soest – Paderborn – Warburg (– Kassel-Wilhelmshöhe) KBS (430)<br />
Hessische Landesbahn 6 Fünfteiler <strong>und</strong> 3 Dreiteiler (RMV-Netz)<br />
RE 40/RB 30 Frankfurt (Main) Hbf – Gießen – Siegen (KBS 445)<br />
RE 99 Siegen – Gießen – Frankfurt (Main) Hbf (KBS 630)<br />
Meridian 7 Dreiteiler <strong>und</strong> 28 Sechsteiler für das E-Netz Rosenheim Veolia 1430 FLIRT 3<br />
München – Rosenheim – Salzburg – Kufstein (KBS 951)<br />
München – Rosenheim – Kufstein (KBS 950)<br />
München – Holzkirchen – Rosenheim (KBS 958)<br />
Nordbahn Eisenbahngesellschaft Regionalnetz Mitte Schleswig-Holstein, 7 Fünfteiler <strong>und</strong> 8 Sechsteiler FLIRT 3<br />
ab Ende 2015 (KBS 130)<br />
SBB Regio Basel/Lörrach<br />
S 5 Weil am Rhein – Lörrach – Steinen<br />
S 6 Basel SBB – Lörrach – Zell im Wiesental (Basel SBB – Zell KBS 735)<br />
SBB Seehas<br />
Konstanz – Engen (KBS 720)<br />
VIAS Rheingaunetz, 14 Vierteiler <strong>und</strong> 5 Dreiteiler<br />
RMV SE 10 Frankfurt (Main) Hbf – Koblenz – Neuwied (KBS 466)<br />
<strong>West</strong>falenbahn Teuteburger-Wald-Netz, 14 Dreiteiler <strong>und</strong> 5 Fünfteiler<br />
RB 61 Bad Bentheim – Osnabrück – Bielefeld (KBS 375)<br />
RB 65 Münster (<strong>West</strong>f) – Rheine (KBS 410)<br />
RB 66 Münster (<strong>West</strong>f) – Lengerich – Osnabrück (KBS 385)<br />
RB 72 Herford – Altenbeken – Paderborn (KBS 405)<br />
Im Dezember 2015 werden 15 Vierteiler von der <strong>West</strong>falenbahn auf der Emslandlinie Münster – Rheine – Emden von alpha<br />
Trains geleast <strong>und</strong> eingesetzt<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
49
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
Testfahrt: Am 26. November 2011 war der 427 001 der DB in Wegberg-Wildenrath im Einsatz<br />
Axel Witzke<br />
Im Ausland ist der FLIRT als elektrische <strong>und</strong><br />
dieselbetriebene Variante mittlerweile bei 25<br />
Staats- <strong>und</strong> Privatbahnen in elf Ländern im Einsatz<br />
bzw. noch in der Produktions- <strong>und</strong> Auslieferungsphase.<br />
Die FLIRT-Familie<br />
Entwickelt <strong>und</strong> produziert von einem Schweizer<br />
Unternehmen wird der FLIRT natürlich bei der<br />
SBB <strong>und</strong> ihren Tochterfirmen sowie Privatbahnen<br />
in großen Stückzahlen eingesetzt. Als S-Bahn <strong>und</strong><br />
Regionalbahn oder auch Stadtexpress ist er so in<br />
521 208 (ex 526 658) am 9. September 2011 bei der<br />
Einfahrt in Singen (Hohentwiel)<br />
Axel Witzke<br />
der gesamten Schweiz anzutreffen. Eine Übersicht<br />
der Schweizer (<strong>und</strong> ausländischen Eisenbahnverkehrsunternehmen),<br />
die den FLIRT einsetzen, ist<br />
auf der Homepage von Stadler Rail im Internet verfügbar.<br />
Für den Grenz- bzw. Systemwechselverkehr<br />
wurden entsprechend mehrsystemtaugliche Varianten<br />
hergestellt. Mit dem FLIRT 3 werden auch<br />
Hybrid- bzw. bimodale Varianten (bei Stadler auch<br />
Gefäßgrößen genannt) angeboten. Hierbei wird –<br />
ähnlich wie beim GTW – z. B. beim FLIRT für Estland<br />
ein Antriebsmodul verwendet, dass aber nur<br />
Strom erzeugt. Die Antriebe sitzen FLIRT-typisch<br />
in den führenden Drehgestellen.<br />
Weitere Unterschiede sind z. B. eine crashoptimierte<br />
Form beim FLIRT France <strong>und</strong> die vergrößerten<br />
Wagenkästen für die in Finnland, Estland,<br />
Weißrussland <strong>und</strong> Norwegen eingesetzten<br />
Züge. Das größere Lichtraumprofil dort erlaubt<br />
diese großzügigere Ausführung.<br />
Weitere Unterscheidungsdetails sind veränderte<br />
Spitzenlichter (Polen) <strong>und</strong> kleinere Fenster für<br />
z. B. die Algerien-FLIRTs. Aufgr<strong>und</strong> veränderter<br />
Heiz- <strong>und</strong> Klimatechnik sind die FLIRTs für Polen<br />
<strong>und</strong> Weißrussland auch hier modifiziert worden.<br />
Mit dem FLIRT mindestens optisch verwandt<br />
sind aus der Stadlerfamilie der GTW (Gelenk-<br />
Trieb-Wagen), der FLIRT STAR (Schmalspur-Triebzug<br />
für attraktiven Regionalverkehr), der „Allegra“<br />
50
DER STADLER-FLIRT<br />
Der ET 5.02 (428 101) der eurobahn aufgebockt in der Werkhalle in Hamm-Heesen (20. Mai 2011) Axel Witzke<br />
FLIRT: TECHNISCHE HAUPTDATEN IM VERGLEICH<br />
Baureihe 426.1 427 428 429 1430<br />
Ausführung 2-teilig 3-teilig 4-teilig 5-teilig 6-teilig<br />
Baujahr ab 2006 ab 2004 ab 2004 ab 2007 ab 2012<br />
Leermasse 76 t <strong>100</strong> t 120 – 132 t 145 t 170 t<br />
Länge 42 m 58 m 75 m 90 m 107 m<br />
Breite<br />
2,88 m (3,20 m vergrößertes Lichtraumprofil!)<br />
Einstiegshöhe<br />
0,58 m – 0,78 m<br />
Sitzplätze 116 181 219 274 – 300 333<br />
Diese Zahlen können nach Vorgabe des Bestellers um bis zu 20 Sitzplätze +/- abweichen. In<br />
der 1. Klasse haben in der Regel 16 Personen Platz<br />
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h 160 km/h 120 – 160 km/h 160 – 200 km/h 160 km/h<br />
Anmerkung: Datenblätter <strong>und</strong> weitere Infos unter http://www.stadlerrail.com/de/fahrzeuge/flirt/<br />
FLIRT EMU 3 <strong>und</strong> EMU 5 für die <strong>West</strong>falenbahn in der Übersichtszeichnung<br />
Slg. Oliver Strüber<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
51
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
Sommer 2007 in Essen-Dellwig: FLIRT der <strong>West</strong>falenbahn als Sonderzug zur Love-Parade<br />
Thomas Feldmann<br />
Vergleich zwischen dem ET 22.005 (426 104) von abellio <strong>und</strong> dem 648 111 der DB in Iserlohn<br />
Axel Witzke<br />
52
DER STADLER-FLIRT<br />
Der Arbeitsplatz des Lokführers im 429 001 der Deutschen Bahn – weitestgehend standardisiert Axel Witzke<br />
für die Bernina-Bahn (Allegra ist die übrig gebliebene<br />
Kurzformel des ursprünglichen „Cha Dieu<br />
ans allegra!“, auf deutsch: Möge Gott uns erfreuen!)<br />
<strong>und</strong> der nun als KISS vermarktete (Komfortabler<br />
Innovativer Spurtstarker S-Bahn-Zug). Die<br />
Verwandtschaft bezieht sich sich in den genannten<br />
Fällen teilweise nur auf Optik oder gemeinsam genutzte<br />
Bauteile (Umrichteranlage von ABB).<br />
So ist der FLIRT 3 ein überwiegend neu konstruiertes<br />
Fahrzeug. Neben einer crashoptimierten<br />
neuen Front (EN 1 5227) ist der FLIRT 3 auch erheblich<br />
leichter, was sich bei Achslast <strong>und</strong> Gesamtgewicht<br />
bemerkbar macht. Auch wurde der Innenraum<br />
verändert. Wir werden diese Fahrzeuge in<br />
Kürze ebenfalls vorstellen.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Relativ wenig Probleme<br />
Was zeichnet den FLIRT aus Nach einer relativ<br />
kurzen Entwicklungsdauer, Erprobungszeit <strong>und</strong><br />
Einführungsphase ist der FLIRT im Betrieb weitgehend<br />
störungsfrei <strong>und</strong> hat kaum die typischen<br />
Kinderkrankheiten hinter sich bringen müssen.<br />
Lediglich bei der Zulassung für den Doppel- <strong>und</strong><br />
Mehrfachtraktionsbetrieb <strong>und</strong> in den Niederlanden<br />
bzw. im Berchtesgadener Land gab es Probleme<br />
<strong>und</strong> zum Teil erhebliche Verzögerungen. So<br />
musste die eurobahn (KEOLIS) bei der Betriebsaufnahme<br />
des Rhein-Emscher- <strong>und</strong> Maas-Wupper-<br />
Express auf zum Teil historische <strong>und</strong> „bunte“ Ersatzgarnituren<br />
zurückgreifen, um ab Dezember<br />
2009 den Betrieb von der DB übernehmen zu können.<br />
Die Zulassung für die Niederlande dauerte<br />
dann noch länger. Seit 201 0 fahren nun aber die<br />
von ANGEL Trains geleasten vier- <strong>und</strong> fünfteiligen<br />
Züge auch in Mischtraktion bis nach Venlo.<br />
Technisch sind die FLIRT der ersten beiden Generationen<br />
(ab dem FLIRT „Vaudois“ RABe 523 01 3<br />
wird werksintern von der zweiten FLIRT-Generati-<br />
Nicht angetrieben sind die Jacobsdrehgestelle mit<br />
2,70 Meter Achsstand (427 001) Axel Witzke<br />
53
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
on gesprochen) weitgehend identisch. Eine spezielle<br />
Eigenschaft ist die red<strong>und</strong>ante Antriebsausrüs -<br />
tung (Transformator, Antriebsstromrichter etc.).<br />
Diese befindet sich in den Triebköpfen direkt hinter<br />
den Führerständen über dem Triebdrehgestell.<br />
Daher kann der FLIRT auch bei Ausfall eines Antriebs<br />
mit dem anderen Triebdrehgestell aus eigener<br />
Kraft weiterfahren.<br />
Der Stromabnehmer (bei Mehrsystemfahrzeugen<br />
sind immer zwei Stromabnehmer installiert)<br />
ist mittig auf dem Dach eines Mittelwagens angebracht<br />
<strong>und</strong> versorgt beide Antriebseinheiten. Der<br />
Transformator befindet sich auf dem Dach über<br />
dem Führerstand. Die Wagenkästen sind auf Jakobsdrehgestellen<br />
gelagert. So konnte – bis auf die<br />
Enden der Triebköpfe – der gesamte Innenraum<br />
barrierefrei gestaltet werden. Der FLIRT wird mit<br />
bis zu vier Mittelwagen (sechsteilig FLIRT 3) angeboten.<br />
Als dieselelektrische <strong>und</strong> bimodale Variante<br />
ist der FLIRT maximal vierteilig sowie mit einem<br />
Antriebsmodul ähnlich dem GTW verfügbar.<br />
Beim GTW bildet der Powerpack ein eigenes<br />
Modul. Beim FLIRT wird dagegen das Antriebsmodul<br />
auf zwei Jakobsdrehgestellen abgestützt.<br />
Sondervariante Zweiteiler<br />
Die Fahrzeugkästen sind Aluminium-Leichtbau-<br />
Konstruktionen. Eine spezielle Version ist der von<br />
Abellio Rail bestellte, zweiteilige FLIRT, bei dem<br />
nur ein Drehgestell angetrieben <strong>und</strong> dessen<br />
Höchstgeschwindigkeit auf 1 40 km/h begrenzt ist.<br />
Der FLIRT zeichnet sich durch eine hohe<br />
Laufruhe, einen klimatisierten Innenraum, Mehrzweckabteile<br />
für Rollstühle, Kinderwagen <strong>und</strong><br />
Fahrräder sowie barrierefreie Toiletten aus. Diese<br />
wurden in Zusammenarbeit mit der Schweizer<br />
54
DER STADLER-FLIRT<br />
Der 160 km/h schnelle ET 6.03 (428 127) auf der<br />
Linie Venlo – Mönchengladbach (13. Mai 2013)<br />
Laufende Produktion für die Ungarn: 415 062 am<br />
19. März 2014 bei der Abnahme Axel Witzke (2)<br />
Cantus-427 002 (427 136) unterwegs<br />
nach Fulda bei Hermannspiegel (Haunetal)<br />
am 6. Juli 2013<br />
Axel Witzke<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Fachstelle für Behinderte im öffentlichen Verkehr<br />
entwickelt. Weiterhin gibt es eine durchgängige Videoüberwachung,<br />
einen Einmannbetrieb, Steckdosen<br />
in der 1 . <strong>und</strong> teilweise auch 2. Klasse, große<br />
Türen <strong>und</strong> ausfahrbare Schiebetritte, um auch unterschiedliche<br />
Bahnsteighöhen bedienen zu können.<br />
Selbstverständlich ist das Reisenden-Informationssystem,<br />
auf Bestellerwunsch gibt es auch<br />
Fahrkarten- oder Imbissautomaten.<br />
Mit 1 60 km/h ist der FLIRT insbesondere für<br />
Schweizer Verhältnisse schnell <strong>und</strong> verfügt über<br />
gute Beschleunigungswerte. Die Begrenzung der<br />
Höchstgeschwindigkeit auf 1 60 km/h ist neben einer<br />
Verschleißreduzierung auch der Vorgabe geschuldet,<br />
in Deutschland ab 1 60 km/h LZB-geführt<br />
zu fahren. In Norwegen ist der FLIRT sogar<br />
bis 200 km/h zugelassen! Aktuell werden von Stadler<br />
für Ungarn FLIRT der 2. Generation ausgeliefert<br />
(an die ungarisch-österreichische Privatbahn<br />
GySEV <strong>und</strong> die MAV). Die Auslieferung wird voraussichtlich<br />
bis Spätsommer 201 5 andauern. Diese<br />
Züge werden mit dem Zugsicherungssystem<br />
ETCS Level 2 ausgerüs tet. Für den Bau der Wagenkästen<br />
wird seit 201 2 das Werk in Szolnok<br />
(600 Mitarbeiter) ausgebaut.<br />
Hauptuntersuchungen – wer macht sie<br />
Da die Züge in Deutschland schon seit 2006 eingesetzt<br />
werden, fielen bei 1 5 FLIRT von Cantus bereits<br />
die ersten Revisionen an. Diese Arbeiten werden<br />
in Braunschweig ausgeführt, die ersten Züge<br />
sind bereits „durch“. Die <strong>West</strong>falenbahn hat auch<br />
Arbeiten an das DB-Ausbesserungswerk Krefeld-<br />
Oppum vergeben. Die eurobahn kooperiert mit<br />
Stadler, führt aber die Arbeiten im Stammwerk<br />
Hamm aus.<br />
Axel Witzke<br />
55
FAHRZEUGE<br />
Planabfahrt 18:11 Uhr in Hagen Hbf hieß es für den E 315, den 03 1021 am 21. August 1966 über Werl,<br />
Altenbeken <strong>und</strong> Bodenfelde nach Göttingen zu bringen hatte<br />
Alle Aufnahmen Helmut Dahlhaus<br />
BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />
Viel zu kurze Karriere<br />
PROBLEME MIT DEM REGLER Martin Weltners Fazit ist kurz <strong>und</strong> knapp:<br />
Die Reko-03.10 der DR war besser, aber schöner war die 03.10 der DB mit dem<br />
Hochleistungskessel. Aber das Glück war dieser Baureihe nicht gewogen …<br />
V<br />
on den 60 zwischen 1 939 <strong>und</strong> 1 941 gebauten<br />
Schnellzugloks der Baureihe 03.1 0 befanden<br />
sich nach dem Zweiten Weltkrieg 26<br />
Exemplare in den westlichen Besatzungszonen<br />
<strong>und</strong> gingen in den Bestand der jungen Deutschen<br />
B<strong>und</strong>esbahn über. Sie erbrachten erstaunliche Leis<br />
tungen, wurden aber schon früh durch den Strukturwandel<br />
verdrängt (Literaturhinweis: van Kampen/Wenzel,<br />
Die Baureihe 03.1 0, Freiburg 1 977).<br />
„Und auch die 01 <strong>und</strong> 03 werden das Rennen<br />
noch einige Jahre mitmachen, wenn man sich<br />
auch für die 03.1 0 einmal einen besseren Plan<br />
wünscht, in welchem sie zeigen können, was in ihnen<br />
steckt. Denn als Fernschnellzugloks par excellence<br />
ist ihr jetziges Einsatzgebiet im Raum Hagen<br />
– Dortm<strong>und</strong> – Köln recht wenig attraktiv“. Dies<br />
schrieb Karl-Ernst Maedel im Herbst 1 962 im <strong>LOK</strong><br />
56<br />
MAGAZIN Nummer 1 , als er einen Gesamtüber -<br />
blick über das Eisenbahnwesen in jenem Jahr gab.<br />
Leider irrte der Altmeister der Eisenbahnliteratur<br />
damals, denn schon vier Jahre später war die Geschichte<br />
der 03.1 0 bei der DB beendet. Wie kam es<br />
dazu<br />
Weg mit der Stromschale!<br />
In den ersten Nachkriegsjahren standen die meis -<br />
ten 03.1 0 ausbesserungsbedürftig herum, mit verbeulten<br />
<strong>und</strong> rostigen Stromlinienverkleidungen<br />
<strong>und</strong> vom Betrieb einfach nicht benötigt. An schnelle<br />
Züge war noch nicht wieder zu denken, <strong>und</strong> das<br />
Bahnpersonal hatte andere Probleme, als sich mit<br />
verbauten Dreizylinder-Triebwerken herumärgern<br />
zu müssen. Doch die große Zeit der 03.1 0 sollte<br />
auch bei der 1 949 gegründeten B<strong>und</strong>esbahn noch
BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />
In <strong>West</strong>hofen (Strecke Hagen – Schwerte) war das Feuer auf dem Rost der 03 1076 noch nicht richtig<br />
durchgebrannt, als die Pacific am 4. Juni 1966 mit dem E 533 nach Braunschweig vorbeikam<br />
kommen. Bereits zum Jahreswechsel 1 948/49 war<br />
die 03 1 056 im AW Braunschweig einer L 4-Untersuchung<br />
unterzogen worden, bei der die Lok „entstromt“<br />
wurde.<br />
Erste Dienste leistete sie für das Versuchsamt<br />
Göttingen. Zwischen Dezember 1 949 <strong>und</strong> November<br />
1 950 wurden schließlich die restlichen 25 Loks<br />
ihrer Stromlinienverkleidungen beraubt <strong>und</strong> zu<br />
„normalen“ Loks umgebaut. Dass es sich um ehemalige<br />
Stromlinienloks handelte, sah man nur<br />
noch an der oben geraden Rauchkammertür. Doch<br />
auch dieses Detail wurde bald entfernt: Bis 1 953 erhielten<br />
alle 03.1 0 normale, r<strong>und</strong>e Rauchkammertüren.<br />
Die Loks wurden auch mit Indusi ausgestattet,<br />
so dass ihrem Einsatz vor den jetzt wieder<br />
schnelleren Zügen nichts mehr im Wege stand.<br />
Neun Loks gingen an das Bw Offenburg, Ludwigshafen<br />
erhielt sechs 03.1 0, die restlichen wurden<br />
dem Bw Dortm<strong>und</strong> Bbf zugeteilt.<br />
Die große Zeit ist da<br />
Beim Bw Offenburg ersetzten die 03.1 0 einige<br />
preußische P 1 0. Ihr Haupteinsatzgebiet waren die<br />
Strecken zwischen Basel <strong>und</strong> Frankfurt bzw.<br />
Mannheim/Ludwigshafen. Monatliche Laufleis -<br />
tungen von bis zu 1 5.000 Kilometern belegen, dass<br />
die Loks im Schnellzugdienst ordentlich zu tun<br />
Das Gesicht der allersten 03.10: Am 3. Juli 1966<br />
war sie mit dem E 534 in Hagen Hbf zu sehen<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014 57
FAHRZEUGE<br />
Als 03 <strong>100</strong>1 am 30. Aril 1966 morgens mit dem E 474 Münster – Altenbeken durch Mersch rauchste, war<br />
der Fahrdraht zwischen Münster <strong>und</strong> Hamm noch stromlos<br />
hatten. Doch die Blüte der 03.1 0 am Oberrhein<br />
währte nicht lange, 1 952 wurden die Loks an das<br />
Bw Paderborn abgegeben, Offenburg erhielt als Ersatz<br />
die stärkeren 01 .1 0.<br />
Auch in Ludwigshafen ersetzten die 03.1 0 die<br />
preußischen P 1 0: Vor F-, D- <strong>und</strong> Eilzügen kamen<br />
sie unter anderem nach Köln, Dortm<strong>und</strong>, Frankfurt,<br />
Saarbrücken, Heidelberg <strong>und</strong> Karlsruhe. Die<br />
03.10: HAUPTDATEN IM VERGLEICH<br />
Baureihe 03.10 alt 03.10<br />
DB-Neubaukessel<br />
Bauart 2’C1’h3 2’C1’h3<br />
Treibraddurchmesser (mm) 2.000 2.000<br />
Laufraddurchmesser vorn (mm) 1.000 1.000<br />
Laufraddurchmesser hinten (mm) 1.250 1.250<br />
Länge über Puffer (mm) 23.905 23.905<br />
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 140 140<br />
Leistung (PS) 1.790 1.870<br />
Rostfläche (m 2 ) 3,89 3,87<br />
Verdampfungsheizfläche (m 2 ) 203,15 177,54<br />
Überhitzerheizfläche (m 2 ) 72,22 95,77<br />
Achslast (t) 18,4 19,2<br />
Reibungsgewicht (t) 55,2 56,8<br />
Dienstgewicht (Lok, t) 103,2 104,2<br />
täglichen Laufleistungen lagen im Schnitt bei r<strong>und</strong><br />
600 Kilometer. Ein Ausreißer nach oben war der<br />
Plantag 2 im Sommer 1 954, der beachtliche 1 .001<br />
Kilometer aufwies! So verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass<br />
monatliche Laufleistungen von teilweise über<br />
1 9.000 Kilometer erbracht wurden.<br />
Ihre besten Leistungen erbrachten die 03.1 0<br />
aber beim Bw Dortm<strong>und</strong> Bbf, wo zahlreiche F- <strong>und</strong><br />
D-Züge in den Umläufen enthalten waren. Die Paradeleistung<br />
schlechthin war die Beförderung des<br />
F 3/4 „Merkur“ Stuttgart – Hamburg-Altona, wobei<br />
die 03.1 0 auf dem 702 Kilometer langen Bespannungsabschnitt<br />
Frankfurt (Main) – Hamburg-<br />
Altona am Zug blieb – nur das Personal wurde<br />
beim Zwischenhalt in Dortm<strong>und</strong> gewechselt. So<br />
erreichten die Loks Tages-Laufleistungen von r<strong>und</strong><br />
900 Kilometern, die 03 1 043 stellte mit beachtlichen<br />
28.460 Kilometern im Juni 1 954 einen neuen<br />
Rekord in Sachen monatlicher Laufleistung auf.<br />
Zwangsmaßnahme: Neue Kessel<br />
Alles hätte so schön weitergehen können mit den<br />
03.1 0, wären ihre Kessel nicht aus dem bekannt<br />
problematischen Baustoff St 47 K hergestellt worden.<br />
Anfangs behalf man sich noch mit einem<br />
Kesseldruck von 1 6 statt der konstruktiv vorgesehenen<br />
20 atü sowie dem ständigen Einschweißen<br />
58
BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />
Mit zu den kürzesten Leistungen gehörte der D 282 Münster – Hagen, der Kurswagen für den D 82 nach<br />
Frankfurt (Main) mitführte. Zuglok bei <strong>West</strong>hofen war am 4. Juni 1966 die 03 1021 mit Nassdampfregler<br />
irgendwelcher Flicken. Als jedoch im April 1 955<br />
der baugleiche Kessel der 41 229 bei einer Wasserdruckprobe<br />
aufriss, war klar: Sowohl die 41 als<br />
auch die 03.1 0 brauchen neue Kessel! Im Februar<br />
1 956 ordnete die Hauptverwaltung der B<strong>und</strong>esbahn<br />
die Beschaffung von 27 neuen Kesseln für<br />
die 03.1 0 an, 26 Stück zum sofortigen Einbau <strong>und</strong><br />
einen als im AW Braunschweig zu lagernder Ersatzkessel.<br />
Gleichzeitig wurde der Umbau der<br />
03.1 0-Tender verfügt, die eine mechanische Kohlenvorschub-Einrichtung<br />
sowie eine Kohlenkastenabdeckung<br />
erhalten sollten.<br />
Krupp lieferte die Kessel, die den neuen Baugr<strong>und</strong>sätzen<br />
der DB entsprachen: kleine Rostfläche,<br />
Einbau einer Verbrennungskammer, Einfachventil-Heißdampfregler<br />
mit Seitenzug, alles<br />
vollständig geschweißt – ein Kessel der hohe Leis -<br />
tungen erbrachte, wenn er von fachk<strong>und</strong>igem Personal<br />
<strong>und</strong> mit bester Kohle befeuert wurde.<br />
Zwischen April 1 957 <strong>und</strong> Dezember 1 959 wurden<br />
25 03.1 0 im AW Braunschweig mit dem neuen<br />
Kessel ausgestattet, die beiden restlichen wanderten<br />
aber auf Loks der Baureihe 41 . Was war mit der<br />
26. Lok 03 1 056 hatte noch im April 1 956 eine L4<br />
<strong>und</strong> bekam erst im Mai 1 961 einen ursprünglich<br />
für eine 41 vorgesehenen Neubaukessel. Der Umbau<br />
der Tender lief nicht ganz synchron mit der<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Neubekesselung der Loks, sodass es in einer kurzen<br />
Übergangszeit auch Altbaukesselloks mit umgebauten<br />
Tendern <strong>und</strong> Neubaukesselloks mit altem<br />
Tender gab. Optisch „typisch DB“ war auch die<br />
Verlegung der Sandkästen auf die Umlaufbleche,<br />
später zwischen Kessel <strong>und</strong> Umlaufblech. Diese<br />
Maßnahme diente auch der Sicherheit des Personals,<br />
das zum Füllen der Sandkästen nicht mehr<br />
auf den Kesselscheitel steigen musste.<br />
Alle Loks in Hagen-Eckesey<br />
1 958/59 konzentrierte man die gesamte Baureihe<br />
03.1 0 beim Bw Hagen-Eckesey, wo sie fünf 01 .1 0<br />
<strong>und</strong> ein r<strong>und</strong>es Dutzend 01 ablösten. Alle Exemplare<br />
einer relativ kleinen Baureihe in einem Bw,<br />
eigentlich war das wirtschaftlich. Doch was sollte<br />
Hagen mit so vielen Loks anstellen<br />
Schon im ersten Dienstplan vom Winter 1 958/<br />
1 959 wurden nur noch 533 Kilometer/Tag erbracht.<br />
Die Zeit der 03.1 0 vor F-Zügen war vorbei, schon<br />
zu Beginn der Hagener Zeit sah man die 03.1 0<br />
auch vor Personenzügen, bei denen eine P 8 gereicht<br />
hätte. Ein paar klassische Bespannungsabschnitte<br />
für die Drillinge waren Köln – Münster,<br />
Hagen – Siegen, Mönchengladbach – Hagen, Köln<br />
– Hamm oder Düsseldorf – Hagen. Immerhin erreichten<br />
die Loks noch Ziele wie Braunschweig,<br />
59
FAHRZEUGE<br />
W<strong>und</strong>erbarer Nachschuss auf die Anfahrt der 03 1011 in Hagen Hbf am 14. September 1965 vor einem<br />
Eilzug aus „Silberlingen“. Man muss sich nun nur noch den Drillingsso<strong>und</strong> vorstellen …<br />
Göttingen, Kassel oder Holzminden, im Sonderreiseverkehr<br />
kamen sie gar bis Kreiensen oder<br />
Helmstedt.<br />
Doch es waren nicht nur zu viele Loks in Hagen,<br />
die neuen Kessel bereiteten ernsthafte Probleme:<br />
Bei hohem Wasserstand neigte der Kessel zum<br />
Wasserüberreißen, <strong>und</strong> daraus resultierten Ärgernisse<br />
mit dem Heißdampfregler, der sich plötzlich<br />
nicht mehr öffnen oder schließen ließ. Jahrelang<br />
bastelten das AW Braunschweig <strong>und</strong> das Bw Hagen-Eckesey<br />
an den Kesseln herum, endgültig<br />
gelöst wurde das Problem nicht.<br />
Eigenartig: Die mit identischen Kesseln versehenen<br />
41 er hatten das Problem nur in weit geringerem<br />
Maß.<br />
Dem Ende entgegen<br />
Die Zeit in Hagen war nicht nur von den Kesselproblemen,<br />
sondern vor allem ständig schrumpfenden<br />
Einsatzgebieten geprägt: Die Hauptstrecke<br />
Köln – Essen – Hamm war schon unter Draht, als<br />
die 03.1 0 in Hagen eintrafen, im Mai 1 959 stand<br />
die linke, ab Mai 1 962 die rechte Rheinstrecke unter<br />
Strom. Im Mai 1 964 ging mit der Elektrifizierung<br />
der Strecke Hamm – Hagen – Wuppertal –<br />
Köln/Düsseldorf das Haupteinsatzgebiet der Loks<br />
verloren, denen nur noch die angestammten<br />
Strecken über Warburg nach Kassel <strong>und</strong> die nach<br />
Siegen geblieben waren. So wurden Hagener 03.1 0<br />
jetzt auch vom Bw Düsseldorf eingesetzt: Mit<br />
Eilzügen ging es von dort u. a. nach Emmerich.<br />
Wenig standesgemäß waren Personenzüge von<br />
Köln nach Aachen. Richtig gefordert wurden die<br />
Loks nur noch vor Gesellschaftssonderzügen, wie<br />
im Messe- oder im Saisonreiseverkehr. Außderem<br />
kamen die 03.1 0 u. a. planmäßig nach Münster, Paderborn<br />
<strong>und</strong> Göttingen.<br />
Die endgültigen Abstellungen der 03.1 0 begannen,<br />
als im Mai 1 965 Elloks das Zepter auf der<br />
Ruhr-Sieg-Strecke Hagen – Siegen – Dillenburg<br />
übernahmen. Zahlreiche 03.1 0 wurden auf „r“ (wie<br />
Reserve) oder „k“ (kurzzeitig unbenutzt) abgestellt,<br />
viele von ihnen nie wieder angeheizt. Der Laufplan<br />
vom Sommer 1 965 sah nur noch fünf Planloks vor<br />
– <strong>und</strong> das bei einem Bestand von 26 Stück!<br />
Und so kam das Ende der 03.1 0 bei der DB viel<br />
schneller, als Karl-Ernst Maedel es vermutet hatte:<br />
Die schönen Maschinen wanderten reihenweise<br />
aufs Abstellgleis …<br />
Am 25. September 1 966, dem ersten Tag des<br />
Winterfahrplans, erbrachten 03 1 01 1 , 1 050 <strong>und</strong><br />
1 076 die letzten Zugleistungen. Keine 03.1 0 erreichte<br />
eine Laufleistung von drei Millionen Kilometern,<br />
die bei Schnellzugloks eigentlich keine<br />
Ausnahme darstellt. Vergeblich hatte die für das<br />
Bw Hagen-Eckesey zuständige BD Wuppertal noch<br />
im Sommer 1 965 versucht, die Loks an eine andere<br />
Direktion abzugeben. Überall winkte man ab,<br />
60
BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />
die Probleme der 03.1 0 hatten sich herumgesprochen.<br />
Mit jedem Tag dehnte sich nicht nur der<br />
Fahrdraht weiter aus, auch die Dieselloks der Baureihe<br />
V 1 60 liefen in Serie vom Band.<br />
In drei Ausmusterungsverfügen entledigte sich<br />
die DB der Loks mit noch fast neuen Kassel: Am<br />
20. Juni 1 966 schieden 03 1 01 6, 1 022, 1 051 , 1 055,<br />
1 073 <strong>und</strong> 1 082 aus. Am 1 9. August 1 966 folgten<br />
die 03 1 004, 1 009 <strong>und</strong> 1 049, am 22. November<br />
1 966 strich man die verbliebenen Loks aus den Bestandslisten:<br />
03 1 001 , 1 008, 1 01 1 , 1 01 2, 1 01 3, 1 01 4,<br />
1 01 7, 1 021 , 1 043, 1 045, 1 050, 1 054, 1 056, 1 060,<br />
1 076, 1 081 <strong>und</strong> 1 084. Auch beim Verschrotten legte<br />
man ein ordentliches Tempo vor. Zwischen August<br />
1 966 <strong>und</strong> Dezember 1 967 wurden 25 Loks in<br />
den Ausbesserungswerken Lingen, Bremen <strong>und</strong><br />
Schwerte zerlegt, um das dortige Personal zu beschäftigen.<br />
Und was geschah mit der 26. Lok Das<br />
war die 03 1 001 , die in Hagen-Eckesey für eine<br />
mögliche museale Erhaltung abgestellt blieb <strong>und</strong><br />
erst 1 972 in Recklinghausen als letzte 03.1 0 der DB<br />
zerlegt wurde.<br />
Knapp 20 Jahre später war für kurze Zeit von einem<br />
Comeback der DB-03.1 0 die Rede: Dampflokfre<strong>und</strong>e<br />
dachten an den Ankauf des Fahrwerks der<br />
Strals<strong>und</strong>er 03 1 090, um es mit dem Kessel einer<br />
DB-41 zu vereinen – geworden ist aus diesem kühnen<br />
Projekt aus vielerlei Gründen nichts!<br />
Fünf Kessel wurden für eine eventuelle Weiterverwendung<br />
noch ein paar Jahre im AW Schwerte<br />
gelagert, nur der Dampferzeuger von 03 1 051 wurde<br />
nach einer Aufarbeitung im AW Braunschweig<br />
in die ölgefeuerte 042 1 05 eingebaut. So hatte es<br />
wenigsten ein 03.1 0-Kessel zu einer Ölfeuerung<br />
gebracht. Heute ist es Spekulation, ob die 03.1 0 ein<br />
längeres Leben gehabt hätten, wenn sie bei der<br />
Neubekesselung gleich mit Ölfeuerung versehen<br />
worden wären. Gut möglich, denn sowohl bei der<br />
01 .1 0 als auch bei der 41 haben die ölgefeuerten Varianten<br />
ihre kohlebeheizten Schwestern um Jahre<br />
überlebt.<br />
Zur Ästhetik<br />
In meinen Augen stellt die neubekesselte 03.1 0<br />
eine sehr elegante Lok dar mit ihrem schlanken<br />
Dampferzeuger, dem weiten Schornstein, den hinter<br />
den Umlaufblechen verborgenen Sandkästen<br />
<strong>und</strong> dem Tender mit den beiden Klappen – sieht<br />
man einmal von der teilweisen Verwendung von<br />
Vollscheibenrädern an den vorderen Laufachsen<br />
ab. Am Kessel sieht man fast nur waagerecht verlaufende<br />
Leitungen, nicht solch einen Rohreverhau<br />
wie beim DR-Pendant, das ich in den 1 970er- <strong>und</strong><br />
1 980er-Jahren schätzen gelernt habe. So bleibt<br />
mein persönliches Fazit: Die DB-Lok war schöner,<br />
die DR-Lok aber besser! Martin Weltner<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
61
FAHRZEUGE<br />
Was für ein schönes rotes Spielzeug! Von links Andreas Geue, Dr. Volker Kefer, Stefan Schell, Alf Henryk<br />
Wulf <strong>und</strong> Kay Euler am 1. August 2013 beim Vertragsabschluss über fünf H3 für die DB in Berlin Bodo Schulz<br />
ALSTOM-RANGIER<strong>LOK</strong> H3<br />
Leise, sauber<br />
HYBRIDANTRIEB Was bei Autos seit<br />
Jahren Stand der Technik ist, verändert<br />
jetzt auch den Rangierbetrieb bei der<br />
DB <strong>und</strong> im VW-Werk Wolfsburg<br />
M<br />
ag es auch viele schmerzen: Die Tage der<br />
guten alten V 60 (364/365) gehen allmählich<br />
zu Ende. Nicht nur bei der DB, auch<br />
bei Industriebahnen, wo noch manche alte Henschel-<br />
oder Krauss-Maffei-Lok mit r<strong>und</strong>en Formen,<br />
großem Motorenlärm <strong>und</strong> dickem Ruß aus dem<br />
Auspuff die Herzen der Fans höher schlagen lässt,<br />
ist die Zeit für eine Erneuerung des Lokparks reif.<br />
Neben dem wichtigen Aspekt der Betriebskos -<br />
tensenkung stehen Brennstoffeinsparung, Lärm<strong>und</strong><br />
Emissionsminderung im Fokus. Diese Chance<br />
will Alstom mit der in seinem Werk in Stendal entwickelten<br />
<strong>und</strong> gerade in Produktion befindlichen<br />
neuen H3-Plattform nutzen.<br />
Die dreiachsige dieselelektrische Rangierlok<br />
wurde erstmals auf der Innotrans 201 2 in Berlin<br />
präsentiert <strong>und</strong> in diesem Jahr kommen die ersten<br />
drei Loks für das Werk Wolfsburg der Volkswagen<br />
AG <strong>und</strong> darauf weitere fünf für die DB zur Auslieferung.<br />
Letztere sollen ab 201 5 in den „Modellregionen“<br />
Nürnberg <strong>und</strong> Würzburg zum Einsatz<br />
kommen. Im Zuge der „Eco Rail Innovation“ Initiative<br />
von DB <strong>und</strong> Bahnindustrie dienen die Loks<br />
als Versuchsträger für innovative Antriebe.<br />
Was ist neu<br />
Bei diesen Loks handelt es sich um Hybrid-Lokomotiven,<br />
das heißt, der Dieselmotor speist über<br />
seinen Generator wahlweise neben den Fahrmotoren<br />
auch einen Energiespeicher, dem dann der<br />
Fahrstrom für die Fahrmotoren entnommen wird.<br />
Wird die Lok im Freien dann mit Dieselmotor laufen,<br />
so rollt sie als Akkulok durch Hallen oder<br />
nächtliche Wohngebiete, leise, Diesel sparend <strong>und</strong><br />
abgasfrei. Hersteller <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en rechnen bei der<br />
H3 mit bis zu 50 Prozent Kraftstoffeinsparung <strong>und</strong><br />
70 Prozent Emissionsminderung. Die Loks erfüllen<br />
die neuesten Abgasvorschriften der EU <strong>und</strong><br />
verfügen auch über Partikelfilter.<br />
Die neue H3 ist dabei eine Weiterentwicklung<br />
der bisher in Stendal modernisierten ex-DR V 1 00<br />
(DB 202, 203). Auf der Basis dieser Lok entwickelte<br />
Alstom ab 2004 eine Hybrid-Plattform, von der<br />
62
ALSTOM-RANGIER<strong>LOK</strong> H3<br />
bis 201 4 insgesamt elf Umbauloks hergestellt wurden,<br />
die als Prototypen der neuen Lok dienen.<br />
Den ersten Prototyp stellte Alstom auf der Innotrans<br />
2006 vor, er wurde unter der EBA-Nummer<br />
203 701 eingereiht <strong>und</strong> absolvierte ab 2008<br />
erste öffentliche Testfahrten. 2009 folgte ein<br />
mehrmonatiger Test im Hafen von Rotterdam, seit<br />
Ende 201 1 ist die Lok im VW-Werk Wolfsburg im<br />
Einsatz, wo sie sich nach Aussage des Betriebsleiters<br />
Dominik Ramms gut bewährt hat. Die Lok verfügt<br />
statt einer dieselhydraulischen Antriebsanlage<br />
mit dem 900-kW-Diesel nur noch über einen Generatorset<br />
mit einem 240-kW-Dieselmotor (Generatorleistung<br />
200 kW), der Motor hält die EU-Abgaswerte<br />
nach Stufe 3 ein. Die Speicherbatterie<br />
besteht aus Ni-Cd-Zellen, die bei 600 V Nennspannung<br />
1 70 Ah aufnehmen können. Die Batterie<br />
hat eine Masse von 6,5 Tonnen. Von der V 1 00<br />
blieben nur Rahmen, Drehgestelle <strong>und</strong> die Achsantriebe<br />
erhalten.<br />
Im Juni 201 2 wurden die ersten Serienloks der<br />
Hybrid-V 1 00 an die DB Schenker Rail Tochter<br />
Mitteldeutsche Eisenbahngesellschaft (MEG) ausgeliefert,<br />
weitere Loks gingen seither an die DB Regio,<br />
den Hafen Magdeburg <strong>und</strong> auch an Volkswagen.<br />
Insgesamt stehen 201 4 elf dieser Maschinen<br />
im Betrieb.<br />
Einzelachsantrieb<br />
Die bisher gute Bewährung des Konzepts einer-,<br />
der schrumpfende Vorrat an Alt-V 1 00 andererseits<br />
hat Alstom zur Überzeugung gebracht, das Konzept<br />
in eine komplett neue Rangierlokplattform<br />
einzubringen, die H3. Das Konzept basiert auf folgenden<br />
Gr<strong>und</strong>bedingungen:<br />
– 3-achsige Standardplattform für Normalspur<br />
<strong>und</strong> Umgrenzungsprofil EBO G2 (UIC 505-1 optional)<br />
– Lokmasse 67,5 bis 70 Tonnen (Sonderfall), maximale<br />
Achsfahrmasse 22,5 Tonnen<br />
– Antriebsleistung 555 kW bei drei angetriebenen<br />
Radsätzen<br />
– kleinster befahrbarer Bogenradius 60 Meter,<br />
Kuppenradius 250 Meter, Wannenradius 300<br />
Meter<br />
– Höchstgeschwindigkeit bis 1 00 km/h<br />
– Zulassung zunächst nach BOA, EBA <strong>und</strong> Nachbarländer<br />
folgen.<br />
Betrachtet man sich die Co-Rangierlok des Typs<br />
H3, so fällt als erstes das symmetrische Fahrwerk<br />
mit dem sehr großen Radsatzabstand von je 3.200<br />
mm auf. Jeder Radsatz ist ein Einzelachsfahrwerk,<br />
das aus Radpaar, Fahrmotor, Getriebe, Anlenkung,<br />
Federung <strong>und</strong> Bremse besteht. Jeder Radsatz verfügt<br />
über eine individuelle Gleit- <strong>und</strong> Schleuderschutzregelung,<br />
mit der ein Höchstmaß an Zugkraft<br />
für jede Einsatzsituation erreicht werden soll.<br />
Lauftechnisch handelt es sich um eine Neuheit,<br />
die aus den Fahrwerken der in 1 990er-Jahren entwickelten<br />
S-Bahn-Züge für Kopenhagen abgeleitet<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Hybridlok auf Basis der DR-V <strong>100</strong> für die Magdeburger<br />
Hafenbahn<br />
Bodo Schulz<br />
Einzelachsantrieb der H3: Die äußeren Radsätze<br />
können radial ausschwenken … Alstom (2)<br />
… <strong>und</strong> der Mittelradsatz ist seitenverschiebbar. So<br />
können Radien von 60 Meter befahren werden<br />
wurde. Die Radsätze sind hydraulisch gekoppelt<br />
<strong>und</strong> jeder einzelne wird bogengenau angelenkt.<br />
Die Endradsätze stehen im Gleisbogen radial, der<br />
mittlere wird soweit zur Bogenaußenseite verschoben,<br />
dass die Lok ohne großen Radverschleiß Radien<br />
bis hinab zu 60 Meter meistern kann.<br />
Die Lok ist vergleichsweise lang (Rahmenlänge<br />
zwölf Meter). Das ist nicht nur durch den Platzbedarf<br />
von Fahrwerk <strong>und</strong> Antriebsanlage bestimmt,<br />
sondern ermöglicht für insgesamt vier unterschiedliche<br />
Versionen die jeweils erforderlichen<br />
Antriebs- <strong>und</strong> Speicherkomponenten aufwands-<br />
63
FAHRZEUGE<br />
Der Prototyp der Hybridlok, als 203 701 vom Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt eingereiht, ist seit 2011 in Wolfsburg<br />
im Einsatz. Bald wird sie gemeinsam mit den neuen H3 den VW-Werksverschub erledigen Volkswagen AG<br />
arm, sachgerecht <strong>und</strong> wartungsfre<strong>und</strong>lich unterzubringen.<br />
Die Lokomotive erfüllt selbstverständlich<br />
auch die Crashnorm EN 1 5 227. Insgesamt bietet<br />
Alstom die H3 in vier Ausführungen an, von<br />
denen vorerst nur die Hybridvariante zur Ausführung<br />
kommt. Diese vier Varianten sind:<br />
DAS LEERLAUF-PROBLEM<br />
Rangierlokomotiven müssen immer einsatzbereit sein.<br />
Das bedeutet, dass ihr Motor einen Großteil der Betriebs -<br />
zeit (50 – 60 Prozent der täglichen Einsatzdauer) im<br />
Leerlauf vor sich hin tuckert. Er verbraucht dabei unnötig<br />
Kraftstoff, macht Lärm <strong>und</strong> verbreitet Ruß <strong>und</strong> Emissionen.<br />
Auch im Einsatz wird nur selten die volle Last gebraucht.<br />
Auf dieser Erkenntnis basieren die Bestrebungen, mittels<br />
Hybridlokomotiven oder auch so genannter „Gensets“, bei<br />
denen die große, zentrale Antriebseinheit durch mehrere<br />
kleine, je nach Bedarf zu- oder abschaltbare Aggregate<br />
ersetzt wird, den Treibstoffverbrauch <strong>und</strong> damit sowohl<br />
Betriebskosten als auch Umweltbelastungen zu reduzieren.<br />
Die Prototypen dieser Technologien gingen um die<br />
Jahrtausendwende in den USA in Betrieb, wo mittlerweile<br />
mehrere Dutzend Hybridloks (dort „Green Goats“ genannt)<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong> einh<strong>und</strong>ert Gensets im Einsatz stehen.<br />
In Deutschland griff Alstom dieses Konzept ab 2004<br />
zunächst mit umgebauten ex-DR V <strong>100</strong> auf, seit 2011 ist die<br />
H3 in der Entwicklung. Derzeit arbeitet auch Vossloh an<br />
einer Hybrid-Version seiner G6-Plattform. S. VOCKRODT<br />
– Single-Engine (DE mit einem Dieselmotor)<br />
– Dual-Engine (zweimotorige DE)<br />
– Hybridlok <strong>und</strong><br />
– reine Akku-Lokomotive.<br />
Dabei achtet Alstom darauf, möglichst viele<br />
Gleichteile für die einzelnen Varianten zu verwenden.<br />
So verfügen alle vier Varianten über identische<br />
Antriebsausrüstungen für die Radsätze, ferner<br />
stimmen die Leittechnik, Module der<br />
Leistungselektronik, die Druckluft-Scheibenbremsen<br />
<strong>und</strong> die Führerstände überein. Lauftechnisch<br />
ist jede Variante für eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 1 00 km/h ausgelegt, auch können Maschinen<br />
verschiedener Varianten in Mehrfachtraktion eingesetzt<br />
werden. Die Tabelle zeigt die prinzipiellen<br />
Daten der Lok. Selbstverständlich kann die H3<br />
funkferngesteuert gefahren werden, sie wird auch<br />
mit Indusi I60 R ausgerüstet, wenn sie auf DB-<br />
Strecken fahren soll.<br />
Die Hybrid-Version<br />
Die Hybrid-Version kann sowohl als reine Akku,<br />
als auch als Diesel-Elektro-Lok <strong>und</strong> – wenn sie beispielsweise<br />
auf Strecke geht oder besonders schwere<br />
Züge ziehen muss – parallel mit Diesel- <strong>und</strong><br />
Speicherantrieb verkehren. Jede der beiden Antriebsvarianten<br />
kann bis zu 350 kW Antriebsleistung<br />
bereitstellen. Dabei lädt der Diesel-Generatorsatz<br />
im Normalfall den Batteriesatz auf. Im<br />
64
ALSTOM-RANGIER<strong>LOK</strong> H3<br />
reinen Batteriebetrieb wird aus der Lok eine „Null-<br />
Emissions-Lok“, wie sie z. B. im Inneren von Hallen<br />
oder bei sensiblen Umgebungen benötigt werden<br />
kann. Im reinen Batteriebetrieb kann die Lok<br />
mit 350 kW Antriebsleistung allerdings nur für<br />
kürzere Zeit (weniger als eine St<strong>und</strong>e) betrieben<br />
werden, danach muss der Motor wieder zugeschaltet<br />
werden.<br />
Alstom geht davon aus, dass sich mit der Hybridversion<br />
etwa 40 – 50 Prozent Kraftstoff <strong>und</strong> 25<br />
Prozent Unterhaltungskosten einsparen lassen.<br />
Die Lok soll sich trotz des gegenüber einer reinen<br />
Diesellok höheren Anschaffungspreises über die<br />
Einsparungen in weniger als fünf Jahren amortisieren,<br />
bei gut 25 Jahren Lebensdauer eine interessante<br />
Perspektive.<br />
Ersteinsatz in Wolfsburg<br />
Die ersten drei Loks werden ab Herbst im Volkswagen-Werk<br />
Wolfsburg, Europas größter Automobilfabrik,<br />
zum Einsatz kommen. VW betreibt dort<br />
eine eigene Werkbahn, deren Netz r<strong>und</strong> 70 Kilometer<br />
Länge aufweist <strong>und</strong> 1 65 Weichen. Dabei<br />
müssen die Loks auch oft in die Ver- <strong>und</strong> Entladehallen<br />
hineinfahren. Neben r<strong>und</strong> 2.200 Pkw täglich<br />
schlägt die VW-Bahn auch die Kohle für die<br />
beiden werkseigenen Kraftwerke, den Stahl <strong>und</strong><br />
Stahlschrott des großen Presswerks sowie diverse<br />
Zulieferteile um. Dominik Ramms, Betriebsleiter<br />
der Werksbahn, nennt etwa 800 – 900 Güterwagen<br />
pro Tag, die seine Loks bewegen müssen. Die<br />
Werksbahn beschäftigt derzeit r<strong>und</strong> 80 Mitarbeiter<br />
im Dreischichtbetrieb.<br />
Der Fuhrpark der Wolfsburger Werksbahn umfasst<br />
momentan neben zwei Hybrid-V 1 00 von Als<br />
tom noch sieben Henschel DHG 700 C-Rangierdiesel.<br />
Die älteste stammt von 1 968. Schon die<br />
beiden V 1 00 haben gegenüber<br />
Klaus Hiller, Geschäftsführer von Alstom in Stendal,<br />
am Rahmen einer H3 (September 2013) Bodo Schulz<br />
den Altloks eine Kraftstoffein -<br />
sparung von r<strong>und</strong> 45 Prozent erzielt,<br />
dazu kommt die Lärmminderung.<br />
Für Volkswagen, das bis<br />
201 8 seinen Energie- <strong>und</strong> Wasserverbrauch,<br />
aber auch seine<br />
CO2-Emissionen um 25 Prozent<br />
senken will, sind das gewichtige<br />
Argumente, auch im Werksbahnbereich<br />
auf die beste Technik<br />
zu setzen. Die drei H3 sollen<br />
ab Herbst vorerst bis zu fünf der<br />
alten Henschel-Loks ersetzen,<br />
zwei werden als „eiserne Reserve“<br />
vorerst erhalten bleiben.<br />
Neben den Einsparungen bei<br />
Kraftstoff <strong>und</strong> Emissionen nennt<br />
Ramms noch einen weiteren<br />
Gr<strong>und</strong> für die Erneuerung. „Es<br />
wird immer schwieriger, noch<br />
Ersatzteile für die alten Loks zu<br />
bekommen“, sagt er. Mit den beiden<br />
V 1 00 sei man, fügt Ramms hinzu, sehr zufrieden<br />
<strong>und</strong> man verspreche sich auch viel von den<br />
neuen H3. Da Volkswagen auch in seinen anderen<br />
Werken umfangreiche Bahnnetze betreibt, könnte<br />
es bei Bewährung nicht nur bei diesen drei Loks<br />
bleiben.<br />
Stefan Vockrodt<br />
H3: TECHNISCHE HAUPTDATEN<br />
Variante Dual Single Hybrid Akku<br />
Spurweite mm 1.435<br />
Länge über Puffer mm 12.800<br />
Länge über Rangierkupplung mm 13.970<br />
Höhe über SOK mm 4.245<br />
Breite mm 3.080<br />
Radsatzabstand mm 3.200<br />
Raddurchmesser neu/abgef. mm 1.000/920<br />
Lokmasse dienstbereit t 67<br />
Anzahl Dieselmotoren 2 1 1 0<br />
Anzahl Akku-Sätze 0 0 1 2<br />
Motorleistung kW 350 bis 1.000 350 0<br />
Traktionsleistung kW 2 x 350 bis 1.000 350+350 2 x 300<br />
Batterietyp<br />
FNC A 170 XR<br />
Ausführung<br />
Ni-Cd<br />
Nennspannung V DC 640 640<br />
Stromaufnahme Ah 170 2 x 170<br />
Speicherleistung kWh <strong>100</strong> 2 x <strong>100</strong><br />
Masse kg 6.500 2 x 6.500<br />
Fahrmotoren kW 3 x 189<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
65
FAHRZEUGE<br />
Semmering: Am 25. November 1956 ist ein Lokzug aus 95.112 <strong>und</strong> einer weiteren 95er in Breitenstein<br />
eingefahren. Rechts wartet ein Schnellzug mit Vorspannlok 95.124 <strong>und</strong> einer 33er Jovovic/Slg. Eduard Saßmann<br />
MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />
24 Stück<br />
REIHE 82 DER ÖBB Preiswerter kann<br />
man wohl nicht bauen: Die 1’E1’-Lok<br />
war eine Art Resteverwertung<br />
W<br />
arum wählt ein in der Oberlausitz aufgewachsener<br />
<strong>und</strong> nun schon lange in Berlin<br />
lebender Eisenbahnfre<strong>und</strong> diese österreichische<br />
Baureihe Ein recht kleines Foto auf der<br />
Titelseite meiner Modellbahnzeitschrift hatte mich<br />
bereits Ende der 1 950er-Jahre neugierig gemacht;<br />
zwei Lokomotiven mit mächtigen Dampfwolken<br />
auf einer ansteigenden Strecke in schöner Landschaft,<br />
Bildunterschrift sinngemäß: „Lokomotiven<br />
der Reihe 95 <strong>und</strong> 33 der ÖBB vor Schnellzug“. Es<br />
sollten aber noch 40 Jahre vergehen, bis ich alles<br />
über diese österreichischen Lokomotivbaureihen<br />
in Büchern <strong>und</strong> Zeitschriften nachlesen <strong>und</strong> sie in<br />
Zeichnungen <strong>und</strong> Fotos betrachten konnte.<br />
Bereits in meinen Kindertagen erregten die Lokomotiven<br />
der CSD, die täglich ganz in der Nähe<br />
vorüberfuhren (im privilegierten Durchgangsverkehr),<br />
mein besonderes Interesse (524.2, 423 <strong>und</strong><br />
556). Als Schüler begann ich, Loks, Triebwagen<br />
<strong>und</strong> Wagen der CSD zu „erforschen“, lernte, welche<br />
noch von den österreichischen Bahnen stammten.<br />
Seitdem wollte ich alles über die Loks der ÖBB<br />
<strong>und</strong> ihrer Vorgänger wissen.<br />
Während meines Studiums in Leipzig las ich in<br />
der „DB“ – der Deutschen Bücherei – die geeigneten<br />
Fachbücher, wie Metzeltins „Die Entwicklung<br />
der Lokomotive“. Es fehlte mir aber immer noch<br />
der Überblick über wirklich alle österreichischen<br />
Baureihen. Jahre später, an meinem neuen Wohnsitz<br />
Berlin, entdeckte ich in den Katalogen der<br />
Staatsbibliothek zum Thema Eisenbahn auch spezielle<br />
Abhandlungen über die Bahnen in Österreich.<br />
Endlich konnte ich auch meine Wissenslücken<br />
schließen, zu denen lange auch noch die<br />
Reihe 95, die Vorspannlok vom oben erwähnten Titelfoto,<br />
gehört hatte.<br />
Vertiefung durch das Zeichnen<br />
Obwohl die ÖBB-Reihe 82 (die spätere Bezeichnung<br />
lautete dann 95.1 ) nur 24 Exemplare umfass -<br />
te, ist sie unter Eisenbahninteressierten recht gut<br />
bekannt als die Vorspann- <strong>und</strong> Schiebelokomotive<br />
auf der Semmeringstrecke.<br />
Sie ist momentan so etwas wie meine Lieblingsbaureihe,<br />
weil ich sie gerade gezeichnet habe. Ich<br />
kann mir kein intensiveres Befassen mit einer<br />
Baureihe vorstellen als eben dieses Zeichnen. Als<br />
Vorlage diente mir eine recht einfach gehaltene<br />
66
MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />
Giesl-Ejektor, Druckluftbehälter <strong>und</strong> Kohlenkastenaufbau: Am 6. August 1964 verlässt die modernisierte<br />
95.120 mit einem Personenzug nach Sigm<strong>und</strong>sherberg den Bahnhof Laa an der Thaya Slg. Eduard Saßmann<br />
Übersichtszeichnung aus dem Jahr 1 922, publiziert<br />
in der Zeitschrift „Die Lokomotive“. Andere<br />
Zeichnungen sind scheinbar nicht zugänglich,<br />
denn es wurde auch in jüngeren Publikationen immer<br />
wieder darauf zurückgegriffen.<br />
Schon lange hatte ich die Idee im Kopf, gerade<br />
diese Lok einmal zu zeichnen, <strong>und</strong> dabei, wie einst<br />
der Konstrukteur der Reihe 82, von der Reihe 80<br />
auszugehen <strong>und</strong> die Übersichtszeichnungen von<br />
deren verschiedenen Varanten mit zu benutzen.<br />
Auch zahlreiche Bücher zu den österreichischen<br />
Lokomotiven, mit vielen Fotos, hatte ich während<br />
dieser Arbeit stets griffbereit.<br />
Eine einzige, wirkliche Lieblingsbaureihe auf<br />
Dauer habe ich übrigens nicht. Mit den Mühen,<br />
die mit der Herstellung einer neuen Zeichnung<br />
DER AUTOR UND ZEICHNER<br />
Peter Erdmann (Jahrgang 1950) wohnt<br />
seit 29 Jahren in Berlin. Er ist verheiratet<br />
<strong>und</strong> hat einen erwachsenen Sohn.<br />
Erdmann hat Elektromonteur gelernt,<br />
Philosophie <strong>und</strong> Ökonomie studiert. Seit<br />
18 Jahren ist er freiberuflich als Grafiker<br />
<strong>und</strong> vor allem als technischer Illustrator<br />
tätig. Interessen <strong>und</strong> Hobbies: Früher<br />
waren es Malen <strong>und</strong> Zeichnen, die Eisen -<br />
bahn. Doch heute ist kaum noch Zeit<br />
dafür, Ausdauersport <strong>und</strong> die Natur -<br />
beobachtung haben diese Stellen einge -<br />
nommen. Bedingt durch die Lage des<br />
Wohnortes (bei Zittau) <strong>und</strong> durch das<br />
Interesse von Großvater <strong>und</strong> Vater gab es bereits seit<br />
frühester Kindheit intensive Berührungen mit der<br />
Eisenbahn. Da waren die Hauptbahn, die Schmalspurbahn,<br />
zahlreiche Gleisanschlüsse, Gruben- <strong>und</strong> Abraumbahnen im<br />
Braukohlentagebau sowie Werks- <strong>und</strong><br />
Ziegeleibahnen in Feldbahnspurweite. In<br />
den 1950er-Jahren im Sommer erholten<br />
sich viele Familien am Rande eines<br />
Waldstücks direkt an der Bahnstrecke.<br />
Ergänzt um das Erlebnis Modelleisenbahn<br />
entstand <strong>und</strong> blieb über die Jahre das<br />
intensive Interesse für Lokomotiven <strong>und</strong><br />
Wagen <strong>und</strong> das Drumherum der Eisenbahn.<br />
Man hielt sich in seiner Gegend an das<br />
Fotografierverbot, so lange es bestand,<br />
aber die Bilder der Züge existieren noch<br />
immer im Kopf. Peter Erdmann definiert<br />
sich nicht über das Fotografieren, das<br />
unterscheidet ihn von den meisten Eisenbahnfre<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />
auch die Tatsache, dass sein Interesse nie auf DR oder DB<br />
begrenzt war. Was er, anfangs vor allem noch für die<br />
Modellbahn, festhalten wollte, zeichnete er.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
67
FAHRZEUGE<br />
Gestreckt, leichtfüßig <strong>und</strong> regelrecht elegant sieht die 82er in der Ursprungsform (1922) aus Peter Erdmann<br />
einhergehen, einer anderen Baureihe, wird sie<br />
dann meist automatisch mein Favorit werden, <strong>und</strong><br />
so geht es weiter. Meine Zeichnung zeigt die Lok<br />
übrigens im Lieferzustand von 1 922.<br />
Zur Entstehungsgeschichte<br />
Territoriale Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg<br />
führten zur Verkürzung von etlichen österreichischen<br />
Hauptstrecken. Mit den Reihen 229,<br />
29 <strong>und</strong> 629 stand eine ausreichende Anzahl von<br />
Personenzug-Tenderlokomotiven zur Verfügung.<br />
Eine große Güterzug-Tenderlok fehlte.<br />
1 922 lieferte die Lokomotivfabrik Sigl in Wiener<br />
Neustadt 20 Tenderlokomotiven mit der Achsfolge<br />
1 ’E1 ’ als Reihe 82. 1 926 wurden dort noch einmal<br />
vier Exemplare ohne Auftrag gebaut <strong>und</strong> erst 1 928<br />
von den ÖBB gekauft. Konstrukteur <strong>und</strong> technischer<br />
Leiter war Johann Rihosek.<br />
Die Werkstättenabteilung der ÖBB drängte auf<br />
die Vermeidung neu konstruierter Bauteile. Für die<br />
Lokomotivenhersteller hatte die Nachkriegskonjunktur<br />
nachgelassen, man bemühte sich um Absatz.<br />
Es bestand der Zwang zu größter Sparsamkeit<br />
<strong>und</strong> die Absicht, auch vorhandene lagernde Teile<br />
(Radsätze, Zylinder, sonstige Triebwerksteile <strong>und</strong><br />
den Kessel für die Heißdampfzwillingslok der Reihe<br />
80) mit zu verwenden, da Aufträge für diese<br />
laufachslose Bauart nicht mehr zu erwarten waren.<br />
Man verlängerte den Rahmen. Als Laufachsbauart<br />
wählte man, wie in Österreich bis dahin üblich,<br />
Adamsachsen. Die Bogenläufigkeit der Reihe 80<br />
(1 80), die nur auf dem durchdachten Seitenspielraum<br />
der 1 . <strong>und</strong> 3. Kuppelachse beruhte (20, bzw.<br />
26 mm), war die bahnbrechende Erfindung des bekannten<br />
Konstrukteurs Karl Gölsdorf. In Verbindung<br />
mit den Adamsachsen (Ausschlag beidseitig<br />
70 mm) ergaben sie für die Reihe 82 allerdings nur<br />
befriedigende Fahreigenschaften <strong>und</strong> nur 50 km/h<br />
Höchstgeschwindigkeit. Zur Verbesserung der<br />
Laufeigenschaften wurde ein paar Jahre später die<br />
erste Kuppelachse fest, dafür zweite mit 1 5 mm Seitenspiel<br />
gelagert <strong>und</strong> an den Rädern der Treibachse<br />
68
MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />
Spurkranzschwächung um 1 5 mm vorgenommen,<br />
die Höchstgeschwindigkeit stieg nun auf 60 km/h.<br />
Umbauten<br />
Bereits erwähnt wurde die leichte Verbesserung<br />
der Laufeigenschaften. Nach 1 950 wurden 95.1 02<br />
<strong>und</strong> 1 24 mit Heinl-Vorwärmeranlagen ausgerüstet.<br />
Ab 1 957 wurde der Giesl-Flachejektor in Verbindung<br />
mit einer Siederohrdrosselung auf fast allen<br />
Loks eingebaut, womit weitestgehend die wärmewirtschaftlichen<br />
Mängel des Typs beseitigt waren.<br />
Die indizierte Leistung wurde danach mit Werten<br />
zwischen 1 .1 50 <strong>und</strong> 1 .400 PS angegeben.<br />
Stationiert waren die Tenderloks bei folgenden<br />
Heizhäusern:<br />
– 1 922: Hütteldorf, später Wien Nord, für die steigungs-<br />
<strong>und</strong> krümmungsreiche Strecke der Wiener<br />
Verbindungsbahn.<br />
– 1 926: vier Loks, ab 1 928 acht Loks, beim Heizhaus<br />
Gloggnitz für den Schiebe-/Vorspanndienst<br />
auf der Nordrampe der Semmeringstrecke. Sie<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
blieben dort bis zur Einstellung des Dampfbetriebes<br />
1 959 (außer 1 942 – 1 945). Am 29. Mai 1 959<br />
verabschiedeten sich in Glogg nitz die 95.1 02, 1 04,<br />
108, 110, 113, 114, 115, 116, 117, 118 <strong>und</strong> 124 <strong>und</strong> beendeten<br />
damit 1 05 Jahre Dampfbetrieb am Semmering!<br />
– 1 930er-Jahre: St. Michael <strong>und</strong> Villach (1 934), einige<br />
Lokomotiven für Schiebedienste auf dem<br />
Schoberpass.<br />
– ab 1 938: Übernahme durch die Reichsbahn als<br />
Baureihe 95.1 . Fast alle Loks beim Bw Hainfeld für<br />
die Umführungsstrecke St. Pölten – Leobersdorf,<br />
zwei in Stadlau für die Nordbahnstrecke.<br />
Nach dem Dienstende am Semmering gab es<br />
für die Reihe 95.1 kaum noch Verwendung. Sie<br />
wurden den Heizhäusern Bruck an der Leitha,<br />
Wien Franz-Josefs-Bahnhof <strong>und</strong> Sigm<strong>und</strong>sherberg<br />
zugeteilt. Bei letzterem konnten sie vor schweren<br />
Kesselwagenzügen noch einmal zeigen, was in ihnen<br />
steckte. Erhalten blieb 95.1 1 2 als Denkmal am<br />
Bahnhof Payerbach-Reichenau. Peter Erdmann<br />
69
FAHRZEUGE<br />
SKODA-TYPE 109 E<br />
Bald bei uns<br />
FAST TEMPO 200 Die Lok für die<br />
künftigen RE-Züge München – Nürnberg<br />
kommt aus Pilsen: So sieht sie aus …<br />
B<br />
ereits 2002 beschloss die Tschechische Bahn<br />
(CD), den Kauf von 20 Universallokomotiven<br />
für drei verschiedene Stromsysteme auszuschreiben,<br />
um die ab 1 988 gelieferten Lokomotiven<br />
der Baureihen 371 /372 – auch genannt „Knödelpresse“<br />
– zu ersetzen. Im März 2003 wurden<br />
Angebote von Siemens, Bombardier <strong>und</strong> Skoda<br />
Bald Realität: Die Skoda-Ellok 109 E in den Farben<br />
der Deutschen Bahn mit 200 km/h<br />
Skoda<br />
Transportation eingereicht. Da die CD mit diesen<br />
Angeboten nicht zufrieden war, wurde eine neue<br />
Ausschreibungsr<strong>und</strong>e eröffnet, mit Siemens <strong>und</strong><br />
Skoda. Im April 2004 erhielt Skoda Transportation<br />
auf Gr<strong>und</strong> des günstigeren Preises den Zuschlag<br />
für 20 Lokomotiven. Damit zahlte sich auch die<br />
über 1 00-jährige Erfahrung im Bau von Schienenfahrzeugen<br />
für Skoda aus.<br />
Skoda arbeitete beim Design für die 1 09 E (Emil<br />
Zatopek, berühmter tschechischer Marathonläufer)<br />
mit Porsche zusammen. Bis Ende 2005 sollten<br />
zwei Prototypen, aber noch ohne Ausstattung, gebaut<br />
sein. 2006 erhielten sie die Innenausstattung.<br />
Die Fertigstellung mit Zulassung <strong>und</strong> Auslieferung<br />
dauerte bis 2008. Die Verzögerung ist einer<br />
neuen Richtlinie der EU über die TSI-Technische<br />
Spezifikationen für die Interoperabilität zu verdanken.<br />
Dies führte zu erhöhten Anforderungen an<br />
die Sicherheit von neuem Rollmaterial, <strong>und</strong> so zu<br />
einer erheblichen Anzahl von Modifikationen. Diese<br />
neuen Vorschriften mussten auch bei der E 1 09<br />
umgesetzt werden.<br />
Mit der 380 011 zieht der R 607 am 11. Oktober<br />
2013 in der Nähe von Zilina am Hricov-Stausee<br />
des Flusses Waag seine Bahn<br />
Thomas Böhme<br />
Bis zum 24. Juli 2008 sollten die Testfahrten<br />
auf der Skoda Teststrecke mit der 380 001 abgeschlossen<br />
sein, um sie ab Dezember 2008 im Jahresfahrplan<br />
2008/2009 planmäßig einsetzen zu<br />
können.<br />
Zulassung erst 2010/11<br />
Die 380.002 wurde auf dem Testring von Velim<br />
ausgiebigen Test- <strong>und</strong> Zulassungsfahrten unterzogen,<br />
denn es war geplant, sie im internationalen<br />
Reisezugverkehr auch in den Nachbarländern einzusetzen.<br />
So sollten diese Lokomotiven vor IC-/EC-<br />
Zügen in Tschechien, der Slowakei, Polen, Ungarn<br />
<strong>und</strong> Deutschland fahren.<br />
Doch erst 201 0/201 1 erhielt Skoda für sie die erforderlichen<br />
internationalen Zulassungen. Der<br />
70
SKODA-TYPE 109 E<br />
konkurrenzlos günstige Preis <strong>und</strong> die Finanzierung<br />
über eine EU-Kreditbank machte diese Lokomotiven<br />
auch für andere Bahnen interessant.<br />
201 1 gab es einen besonderen Zwischenfall: Im<br />
Mai ordnete ein Gericht die Beschlagnahme der<br />
380.004 in Österreich an, diese weilte dort zu Testfahrten.<br />
In diesem Fall erwies sich wohl ein großer<br />
Konzern als schlechter Verlierer gegenüber Skoda.<br />
Erst im November 201 1 wurde die Lokomotive wieder<br />
freigegeben.<br />
Ab 2009 bestellte die Slowakische Eisenbahn<br />
(ZSSR) drei Loks des modifizierten Typs 1 09 E2.<br />
Diese wurden mit einem EU-Förderprogramm bezahlt<br />
<strong>und</strong> dürfen auf Weisung der EU nur innerhalb<br />
der Slowakei eingesetzt werden. Dabei könnte<br />
die ZSSR sie dringend für ihre internationalen<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Umläufe nach Budapest, Prag <strong>und</strong> Breslau gebrauchen.<br />
Nach bisher unbestätigten Meldungen beabsichtigt<br />
die ZSSR den Bestand an 1 09 E in den<br />
nächsten Jahren auf sechs Stück zu erweitern.<br />
Wie heißt sie bei der DB<br />
Ab 201 6 werden auch in Bayern, auf der Strecke<br />
München – Nürnberg, sechs Zuggarnituren mit<br />
bis zu 1 90 km/h unterwegs sein. Eine Garnitur besteht<br />
aus sechs Doppelstockwagen <strong>und</strong> einer Lokomotive<br />
1 09 E. Wie wird ihre DB-Bezeichnung dann<br />
lauten<br />
Aus technischer Sicht sind diese Züge für Bayern<br />
ein wirklich modernes Produkt. In den druckdichten<br />
Wagen zweiter Klasse wird es 679 Sitzplätze<br />
geben, in der ersten Klasse 26. Es wurden auch<br />
71
FAHRZEUGE<br />
381 001 der ZSR am 15. März 2012 mit Schnellzug R 708 „Duben“ bei Dolny Hricov Thomas Böhme<br />
82 Klappsitze gefordert, zwei Plätze für behinderte<br />
Fahrgäste <strong>und</strong> ein Mehrzweckraum für bis zu 37<br />
Fahrräder. Jeder Zug wird mit einem Kamera-<br />
Überwachungssystem ausgestattet sein.<br />
Die 1 09 E ist eine Lok mit zwei Endführerständen,<br />
welche von beiden Seiten zugänglich sind.<br />
Von beiden Führerständen ist ein zentraler abgeschlossener<br />
Gang durch den Maschinenraum<br />
nutzbar. Die Führerstände sind druckdicht, klimatisiert<br />
<strong>und</strong> mit einem völlig neuen Bedienpult ausgestattet.<br />
Die Lok hat ein selbsttragendes Stahlgehäuse<br />
mit Bodenstützrahmen. Innerhalb des<br />
109 E: STUDIEN VON PORSCHE<br />
Slg. Thomas Böhme<br />
Links sind drei Ansichten von Vorstudien zu sehen, die auf<br />
Porsche zurückführen. Oben die Hauptabmessungen der Lok<br />
72
SKODA-TYPE 109 E<br />
Hauptrahmens sind zwei weitere Tragbalken verschweißt.<br />
Die gesickten Seitenwände besitzen keine Fens -<br />
ter zum Maschinenraum. Durch ihre Strukturierung<br />
wird Gewicht eingespart.<br />
Die Trennwände zwischen Führerstand <strong>und</strong><br />
Motorraum zeichnen sich durch erhöhte Brandbeständigkeit<br />
aus. Bei der Gestaltung der Führerstände<br />
wurden die verschärften internationalen TSI-Regelungen<br />
für den Fahrzeugaufprall angewendet.<br />
Die LED-Scheinwerfer sorgen für sehr gute Ausleuchtung<br />
des Fahrweges.<br />
Beim Fahrwerk vertraute Skoda auf die überzeugenden<br />
Ergebnisse bei der 85 E (CD-Reihe 1 69)<br />
<strong>und</strong> baute Monoblockradsätze ein. Diese sind in<br />
der Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärstufe durch Stahlwickelfedern<br />
abgefedert.<br />
Die Bremsen der Lok<br />
Die Bremseinrichtungen sind auf dem neues ten<br />
Stand. Der Hauptluftkompressor wird durch einen<br />
Haupt- <strong>und</strong> Hilfsverdichtermotor angetrieben, welche<br />
von der Batterie gespeist werden. Die erzeugte<br />
Druckluft wird in zwei Hauptluftbehältern mit je<br />
1 0 bar gespeichert.<br />
Über drei unterschiedliche Bremssysteme verfügt<br />
die Lok: die direkt wirkende automatische<br />
Bremse, die elektrodynamische Bremse <strong>und</strong> die<br />
Feststellbremse. Das Bremssystem DAKO DK-GP<br />
wird von einem einzigen Elektroventil DAKO BSE<br />
über den Antriebshebel im Führerstand mit gesteuert.<br />
Die Bremsscheiben der Druckluftbremse<br />
bestehen aus Aluminium.<br />
In den Drehgestellen sind je zwei Fahrmotoren<br />
vom Typ SKODA Elektro ML 4550 K / 6 installiert.<br />
Es sind Drei-Phasen-Wechselstrom-Asynchron-<br />
Motoren mit Käfigwicklung. Jeder Fahrmotor wird<br />
durch einen eigenen Spannungswechselrichter<br />
versorgt, dem unter Wechselstromsystemen ein<br />
Pulsgleichrichter <strong>und</strong> ein Transformator mit sek<strong>und</strong>ärseitiger<br />
Umschaltung der Traktionswicklungen<br />
vorgeschaltet sind.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
381 001 der ZSSR am 29. Februar 2012 bei Trencin<br />
mit Nahverkehrszug nach Bratislava Thomas Böhme<br />
Die Steuerung der Antriebe <strong>und</strong> Bremsen<br />
Die Traktionssteuerung erfolgt über einen Mikroprozessor.<br />
Die Lok kann auf dreierlei Weise gefahren<br />
werden:<br />
– im manuellen Modus,<br />
– mit automatischer Kontrollrate (ARR-Modus),<br />
– mit automatischer Zugsteuerung (AVV-Modus).<br />
Im manuellen Modus wählt der Lokführer die<br />
Fahrstufe mit dem Steuerungshebel, der sowohl<br />
für den Vortrieb als auch die Bremsen gehandhabt<br />
wird. In der ARR-Stellung wählt der Fahrer die gewünschte<br />
Geschwindigkeit auf einer Tastatur vor<br />
<strong>und</strong> eine Steuerungsautomtik beschleunigt auf<br />
den eingestellten Wert <strong>und</strong> hält diesen dann ein.<br />
Wenn die Lok in der Stellung AVV gefahren wird,<br />
entspricht das in etwa der bei uns gebräuchlichen<br />
Linienzugbeeinflussung. Im Blickfeld des Lokführers<br />
zeigen zwei LCD-Bildschirme ständig Daten<br />
zur Fahrt <strong>und</strong> zur Lokdiagnose an.<br />
Das Bordnetz hat eine Spannung von 24 V <strong>und</strong><br />
wird von einer wiederaufladbaren Nickel-Cadmium-Batterie<br />
gespeist. Die Lok verfügt weiter über<br />
Einrichtungen zum Gleitschutz, gegen Fälle von<br />
Überspannungen oder Stromschwankungen. Die<br />
Lok ist mit einem elektronischen Tachometer ausgestattet.<br />
Neben dem tschechischen Sicherungssystem LS<br />
90 von AZD Motor ist die 1 09 E auch mit dem<br />
System nach der europäischen Norm ERTMS ausgestattet,<br />
speziell ETCS Level-2-Module mit GSM-<br />
R, für die Funkkommunikation konzipiert.<br />
Zusätzlich zum 90 LS Control System für den<br />
Einsatz in Tschechien <strong>und</strong> der Slowakei sind LZB<br />
80E (PZB 90 Indusi; für DB <strong>und</strong> ÖBB), EDA 3 (für<br />
PKP) <strong>und</strong> 1 20 EVM (für MÁV) eingebaut.<br />
Thomas Böhme<br />
TECHNISCHE HAUPTDATEN<br />
Skoda-Typ 109 E 109 E 2<br />
Baureihe 380 CD 381 ZSSR<br />
Baujahr 2008 – 2010 2013<br />
Stückzahl 20 3<br />
Stromsysteme DC 3 kV DC 3 kV<br />
AC 25 kV/50 Hz AC 25 kV/50 Hz<br />
AC 15 kV/16,7 Hz AC 15 kV/16,7 Hz<br />
Länge über Puffer 18.000 mm 18.000 mm<br />
Breite 3.080 mm 3.080 mm<br />
Gewicht 86 t 86 t<br />
Achsfolge Bo’Bo’ Bo’Bo’<br />
Zugkraft 213 kN 213 kN<br />
Max. Zugkraft 274 kN 274 kN<br />
Max. Bremskraft 226 kN 226 kN<br />
Dauerleistung 6.400 kW 6.400 kW<br />
Max. Leistung 7.400 kW 7.400 kW<br />
V max 200 km/h 160 km/h<br />
Krümmungsradius 120 m 120 m<br />
73
GESCHICHTE<br />
EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />
Sieben wichtige<br />
Strecken<br />
ZENTRALE LAGE Wichtig war Halle<br />
schon immer in Sachen Eisenbahn.<br />
Aber in der Zeit der DDR wurden alle<br />
Rekorde gebrochen<br />
H<br />
alle an der Saale bekam schon recht frühzeitig<br />
Anschluss durch die Eisenbahn. Am<br />
22. Juli 1 840 ging die Strecke Magdeburg –<br />
Halle in Betrieb. Bereits einen Monat später, am<br />
1 8. August, konnte der Verkehr bis zum Endpunkt<br />
Leipzig aufgenommen werden, wo die Verbindung<br />
zur Leipzig-Dresdener Eisenbahn bestand. Reise<strong>und</strong><br />
Güterverkehr entwickelten sich sprunghaft. So<br />
wurden separate Güterzüge eingesetzt, die ersten<br />
in Deutschland.<br />
Der wirtschaftliche Erfolg weckte das Interesse,<br />
weitere Schienenverbindungen zu planen. Schon<br />
1 844 wurde mit dem Bau einer Verbindung in die<br />
74
EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />
Im August 1936 wurde die 01 006 in Halle vor<br />
einem Schnellzug fotografiert. Die Lok, die ihren<br />
Dienst 1926 im Bw Hof antrat, gehörte zu jenem<br />
Zeitpunkt schon zum Bw Erfurt P E. Fritze/Slg. R. Heym<br />
Mehrfach wurde der Bahnhofsvorplatz baulich<br />
verändert. 1938 entstand dieser schöne Schnappschuss<br />
mit den zwei Bediensteten vor dem Portal<br />
des Insel-Empfangsgebäudes H. Ziegler/Slg. R. Heym<br />
thüringischen Staaten bis ins preußische Erfurt begonnen.<br />
Die Strecke wurde am 1 . April 1 847 eröffnet<br />
<strong>und</strong> 1 849 bis Bebra verlängert.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Direkter Weg nach Berlin seit 1859<br />
Es konnten damit Cassel <strong>und</strong> das preußische<br />
Frankfurt am Main erreicht werden. Obwohl Berlin<br />
mit Halle <strong>und</strong> Leipzig über die Anhaltische<br />
Bahn in Cöthen verb<strong>und</strong>en waren, wurde 1 859 von<br />
Wittenberg eine Strecke direkt in Richtung Halle<br />
<strong>und</strong> Leipzig in Betrieb genommen. Seit dieser Zeit<br />
ist Halle ein Eisenbahnknotenpunkt. Aber es war<br />
noch lange nicht Schluss, der Bau weiterer Eisenbahnlinien<br />
ließ nicht auf sich warten. Mit der Inbetriebnahme<br />
der Casseler Bahn konnten 1 869 die<br />
Strecken in Kurhessen <strong>und</strong> Hannover erreicht werden.<br />
Der Abschnitt zwischen Halle <strong>und</strong> Sangerhausen<br />
erforderte den Bau größere Dämme <strong>und</strong><br />
Einschnitte sowie des Blankenheimer Tunnels. Im<br />
Sommer 1 872 folgte die Inbetriebnahme der Sorauer<br />
Bahn (über Eilenburg – Falkenberg an der Els<br />
ter – Cottbus <strong>und</strong> Guben) <strong>und</strong> am 1 . Oktober 1 872<br />
ging die Halberstädter Bahn in Betrieb. Der Eisenbahnknoten<br />
Halle war mit der Eröffnung der Halle-Halberstädter<br />
Bahn komplett. Auf allen Strecken<br />
setzte ein reger Reise- <strong>und</strong> Güterverkehr ein. Sämt-<br />
75
GESCHICHTE<br />
liche Halle berührenden Eisenbahnen waren privat<br />
finanziert worden, denn der preußische Staat wollte<br />
<strong>und</strong> konnte zunächst keine Bahnen mit eigenen<br />
Mitteln bauen. In Halle waren mehrere private<br />
Bahngesellschaften tätig. Aus diesem Gr<strong>und</strong> existierten<br />
vier verschiedene Personen- <strong>und</strong> Güterbahnhöfe<br />
sowie vier Betriebswerkstätten.<br />
Der Bahnhof der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger<br />
Eisenbahn befand sich auf dem Gelände des<br />
heutigen Personenhauptbahnhofes. Der Thüringer<br />
Bahnhof breitete sich südwestlich des Magdeburg-<br />
Leipziger Bahnhofes aus. Er blieb als Ortsgüterbahnhof<br />
bis Mitte der 1 990er-Jahre bestehen. Die<br />
Berlin-Anhalter Eisenbahn errichtete den dritten<br />
Bahnhof in Halle. Er befand sich etwa in Höhe des<br />
Bahnbetriebswerks Halle P. Der Halberstädter<br />
Bahnhof lag ca. einen Kilometer nördlich des Magdeburg-Leipziger<br />
Bahnhofes. Er diente später<br />
ebenfalls dem Ortsgüterverkehr <strong>und</strong> wurde ab<br />
1 972 der S-Bahnhof Steintorbrücke. Die Casseler<br />
Bahn wurde in den Magdeburg-Leipziger Bahnhof<br />
eingeb<strong>und</strong>en, ebenso die Sorauer Eisenbahn.<br />
Verstaatlichung – Ende der Zergliederung<br />
Nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich<br />
setzte sich in Preußen 1 872 die Abkehr vom Verderben<br />
bringenden Wirtschaftsliberalismus durch.<br />
Das hatte auf die Entwicklung der Eisenbahnen<br />
gravierende <strong>und</strong> fruchtbringende Auswirkungen.<br />
Unter dem preußischen Staatsminister <strong>und</strong> Minister<br />
der öffentlichen Arbeiten, Albert von Maybach,<br />
setzte eine konsequente Verstaatlichung großer Eisenbahngesellschaften<br />
ein.<br />
Im Bereich des Knotens Halle waren die positiven<br />
Auswirkungen deutlich zu verzeichnen. Die<br />
privaten Bahngesellschaften wurden von 1 876 bis<br />
1 886 verstaatlicht. Obwohl Halle von Anfang an<br />
ein gut funktionierender Eisenbahnknoten war,<br />
konnte die zergliederte Struktur den zukünftigen<br />
Anforderungen weder in technischer noch in wirtschaftlicher<br />
Hinsicht genügen. Zentralbahnhöfe<br />
für Reise- <strong>und</strong> Güterverkehr sowie zentrale Betriebswerkstätten<br />
waren dringend geboten.<br />
Fertigstellung des Hauptbahnhofes 1890<br />
Nach der Verstaatlichung konnten die Vorhaben<br />
der Zentralisierung umgesetzt werden. Am 1 . Oktober<br />
1 890 ging der neue Hauptbahnhof in Betrieb.<br />
Ein stattliches Insel-Empfangsgebäude wurde<br />
errichtet. Sein Architekt war Friedrich Peltz, der<br />
auch die Bauausführung leitete. Das lichte Gebäude<br />
– in der DDR-Zeit mit einer Alu-Fassade versehen<br />
– genügt noch heute allen Ansprüchen.<br />
Der Hauptgüterbahnhof wurde schrittweise von<br />
Juni 1 889 bis Oktober 1 890 in Betrieb genommen.<br />
Die Betriebswerke für den Maschinendienst (Bw)<br />
teilten sich die Aufgaben für den Reisezugverkehr<br />
(Bw P) <strong>und</strong> den Güterverkehr (Bw G).<br />
Beeindruckender Weitblick<br />
Der Bau der zentralen Anlagen beschränkte sich<br />
keineswegs nur auf die eigentlichen Bahnhöfe. Die<br />
Halberstadt<br />
1. Oktober<br />
1872<br />
Strecken um Halle (Saale) mit Eröffnungsjahr<br />
Magdeburg<br />
22. Juli 1840<br />
Hettstedt<br />
(HHE) 30. Mai<br />
1896<br />
Berlin<br />
1859<br />
Cassel (Kassel)<br />
1869<br />
Sorau 1872<br />
Erfurt<br />
1. April 1847<br />
Leipzig<br />
18. August<br />
1840<br />
76
EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />
Halle Hbf Bahnsteig 3/4, Blick nach Süden in der Mitte der 1930er-Jahre: Links das Brückenstellwerk Hp 5,<br />
rechts der Thüringer Bahnhof mit der Zuckerraffinerie, dahinter die Kaffeerösterei RVM/Slg. Helmut Brinker<br />
1930er-Jahre: Blick zum heute noch funktionsfähigen Wasserturm mit dem dahinter liegenden elektrifizierten<br />
<strong>Ost</strong>teil des Bahnhofes. Vorn rangiert eine Einheitslok der Baureihe 80<br />
Historische Sammlung DB<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
77
GESCHICHTE<br />
8. März 1983: Die „Weiße Lady“ 212 001 vor der<br />
einfallslosen Aluminium-Verkleidung der Fassade<br />
aus den Jahren 1967/68<br />
Ralph Lüderitz<br />
peripheren Anlagen, die der Verknüpfung der<br />
Bahnhofsteile mit den jeweiligen Strecken dienten,<br />
nahmen gewaltige Ausmaße an. Die Stadt Halle<br />
wurde nördlich, östlich <strong>und</strong> südlich vollständig von<br />
den Bahnanlagen umschlossen. Alle Ein- <strong>und</strong> Ausfädelungen<br />
waren schienenkreuzungsfrei möglich.<br />
Diese Anlagen, einschließlich einiger Verbindungsbögen<br />
zum Umfahren der zentralen Bahnhöfe<br />
in Halle, gingen gleitend in die um den Knoten<br />
liegenden Bahnhöfe über.<br />
In Richtung Thüringen war dies Ammendorf,<br />
in Richtung Leipzig war es Dieskau, nach Halberstadt<br />
erfüllte Halle-Trotha <strong>und</strong> in Richtung Sorau<br />
der Bahnhof Peißen die Funktion der Trennung<br />
zwischen Reise- <strong>und</strong> Güterverkehr. Kleine Besonderheit:<br />
Von Halle gingen keine Nebenbahnen aus!<br />
Diese waren jedoch im näheren Umfeld zu finden.<br />
Turmstraße: die Rollbockbahn<br />
Halle besaß mit der Saale eine stark frequentierte<br />
Wasserstraße. Im Januar 1 895 konnte die Hafenbahn,<br />
eine normalspurige Kleinbahn, in Betrieb<br />
genommen werden. Zusätzlich musste vom Indus -<br />
triebahnhof Halle Süd, besser bekannt als Bahnhof<br />
Turmstraße, eine Zweigbahn zu den zahlreichen<br />
Anschließern eines Industriegebietes geführt wer-<br />
78
EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />
den. Die Platzverhältnisse zwangen zur Ausführung<br />
in Meterspur. Diese Bahn betrieb stets<br />
ausschließlich Rollbockverkehr.<br />
Legendär: die Halle-Hetttedter<br />
<strong>West</strong>lich von Halle führte seit 1 896 die Halle-Hettstedter<br />
Eisenbahn (HHE) als normalspurige Kleinbahn<br />
ins Mansfelder Land. Sie schloss an die Hafenbahn<br />
im Bahnhof Halle Klaustor an. Für den<br />
Reiseverkehr war dort der Endpunkt. Die Straßenbahn<br />
(Meterspur) stellte die Verbindung zum<br />
Hauptbahnhof her. Infolge des Eisenbahnknotens<br />
expandierte in <strong>und</strong> um Halle die Industrie. Es waren<br />
fünf Indus triegebiete entstanden, deren Betriebe<br />
alle Gleisanschluss <strong>und</strong> teilweise eigene<br />
Werkbahnen hatten.<br />
Ein ausgedehntes Netz in 900-mm-Spur besaß<br />
die Saline. Der Braunkohlenbergbau betrieb im<br />
Süden Halles ein Normalspurnetz, welches in Ammendorf<br />
<strong>und</strong> Dieskau sowie in Merseburg mit der<br />
Staatsbahn verb<strong>und</strong>en war.<br />
Dennoch waren die sehr umfangreichen Verladeanlagen<br />
des Hauptgüterbahnhofes mit Ladestraßen<br />
<strong>und</strong> Umladehallen mehr als gut ausgelas -<br />
tet; ebenso die Ortsgüterbahnhöfe Thüringer<br />
Bahnhof, Ammendorf <strong>und</strong> Halle-Trotha.<br />
Der Reiseverkehr konnte sich des gleichen Zuspruchs<br />
erfreuen. Fernreise-, Regional- <strong>und</strong> besonders<br />
Berufsverkehr brachten den Hauptbahnhof<br />
zeitweise zum Überquellen. In den 1 930er-Jahren<br />
musste dieser auf zwölf Bahnsteige erweitert werden.<br />
7. Juni 2011: Das Empfangsgebäude strahlt wieder in voller Schönheit von 1890. Die „Nachfahren“ der<br />
212 001 sind längst Alltag, wie diese mit einem Zug nach Falkenberg (Elster) über Dessau Ralph Lüderitz<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
79
GESCHICHTE<br />
Turmstraße: Die 199 003, eine umgebaute Kö, schiebt am 24. April 1984 einen aufgebockten O-Wagen zu<br />
den Halleschen Pumpenwerken. Heute befindet sich hier eine Reihenhaussiedlung …<br />
Ralph Lüderitz<br />
Oktober 1990: Die 211 001 mit zwei Doppelstockzügen im Bahnhof Heide (früher HHE)<br />
Ralph Lüderitz<br />
80
EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />
Nach 1945: Halle wird noch wichtiger<br />
In der Zeit nach 1 945 büßte der Eisenbahnknoten<br />
Halle keineswegs an Bedeutung ein, eher war das<br />
Gegenteil der Fall. Die um Halle angesiedelte chemische<br />
Industrie bildete eine Hauptstütze der<br />
DDR-Wirtschaft. Ein Großteil der Transportmenge,<br />
die zu oder von den chemischen Werken Leuna,<br />
Buna <strong>und</strong> Bitterfeld befördert wurde, wurde in<br />
Ganzzügen gefahren. Diese durchquerten den Eisenbahnknoten<br />
Halle mit oder ohne Lokwechsel.<br />
Trotzdem war der Hauptgüterbahnhof alles andere<br />
als eine Durchleitstelle für Güterzüge. Auch<br />
der Einzelwagenverkehr nahm in den Jahren zwischen<br />
1 950 <strong>und</strong> 1 980 einen Aufschwung. Zwei<br />
große Ablaufanlagen – der Nord- <strong>und</strong> der Südberg<br />
– mussten ständig an ihren Kapazitätsgrenzen betrieben<br />
werden. Die Leistungsfähigkeit wurde mit<br />
Hilfe modernster Technik zwar immer wieder erhöht,<br />
doch zeigten die begrenzten Platzverhältnisse<br />
ein Ende das Kapazitätswachstums dieses wichtigsten<br />
Verschiebebahnhofes der Reichsbahn.<br />
Kein neuer Rangierbahnhof<br />
Nun rächte sich der wegen des Zweiten Weltkrieges<br />
unterbliebene Neubau eines großen Rangierbahnhofes<br />
zwischen Halle <strong>und</strong> Leipzig. Der Containerverkehr<br />
bedeutete für Halle eine spürbare<br />
Entlastung der Verladeanlagen, die mit einer Containerumschlagstelle<br />
ergänzt worden waren. Erst<br />
mit der konsequenten Verlagerung des Güterverkehrs<br />
von der Straße auf die Schiene in den<br />
1 980er-Jahren, gelangte der Containerumschlag an<br />
seine Kapazitätsgrenzen.<br />
Die Zahl der Reisenden stieg von Jahr zu Jahr,<br />
doch die Bahnsteige des Hauptbahnhofes waren<br />
lang <strong>und</strong> die Anzahl mit zwölf hinreichend. Dennoch<br />
mussten sich die Eisenbahner im Knoten<br />
Ein Zug mit Kesselwagen für das Heizwerk rollt am<br />
14. Mai 1992 in den Thüringer Bahnhof ein<br />
Ralph Lüderitz<br />
Halle auf neue Anforderungen einstellen. Das einschneidendste<br />
Ereignis war der Bau von Halle-<br />
Neustadt, einer Trabantenstadt, die ca. 1 00.000<br />
Menschen ein zu Hause bot. Vorwiegend lebten<br />
hier Beschäftigte der chemischen Großindustrie,<br />
die mit dem Massenverkehrsmittel Eisenbahn zu<br />
ihren Arbeitsstätten gebracht werden mussten.<br />
Außerdem wurde die Südstadt gebaut, die, etwas<br />
geringer in den Dimensionen, dem gleichen<br />
Zweck diente.<br />
STICHWORT: VES/M HALLE (SAALE)<br />
Die Versuchs- <strong>und</strong> Entwicklungsstelle Maschinenwirtschaft<br />
war eine der Hauptverwaltung Maschinenwirtschaft<br />
der Deutschen Reichsbahn unterstellte Dienststelle. Sie<br />
wurde am 1. Januar 1960 auf Weisung von Verkehrs minister<br />
Erwin Kramer gegründet. In ihr vereinigte man die 1952<br />
gegründete Fahrzeug-Versuchsanstalt in Halle (FZA), die<br />
1956 gegründete Versuchsanstalt für elektrische Zug -<br />
förderung (VAEZ) mit dem elektrischen Prüffeld in Dessau<br />
<strong>und</strong> die 1956 gegründete Versuchsanstalt für Motor fahr -<br />
zeuge (VAEMF), die ebenfalls in Dessau angesiedelt war.<br />
Unter anderem wurde durch die VES/M das gesamte auf<br />
den Gleisen der DR eingesetzte Rollmaterial aus eigener<br />
oder fremder Produktion gründlich geprüft. Zu diesem<br />
Zweck hielt die VES/M einige außergewöhnliche Loko -<br />
motiven vor, die entweder hohe Geschwindigkeiten<br />
erreichen sollten (18 201, 18 314) oder als Bremsloko -<br />
motiven (19 015, 19 022 <strong>und</strong> andere) fungierten.<br />
Erster Leiter der VES/M war ab 1960 der Lokomotivkonstrukteur<br />
Max Baumberg, zuvor Leiter der FVA Halle.<br />
Das Ende der legendären Einrichtung kam am 1. Januar<br />
Halle Hbf: Ein Star der VES/M war die 18 201 alias<br />
02 0201. Sie blieb betriebsfähig erhalten Ralph Lüderitz<br />
1994. 1996 wurde der Standort Halle endgültig aufgegeben.<br />
Die Versuchsstelle in Dessau mit dem elektrischen Prüffeld,<br />
zuletzt als Forschungs- <strong>und</strong> Technologie-Zentrum (FTZ),<br />
wurde am 31. Dezember 2003 aufgelöst. Im DB Museum<br />
Halle (Saale) wurde 2008 eine Dauerausstellung über<br />
die VES/M eröffnet.<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
81
GESCHICHTE<br />
Ohne S-Bahn geht es nicht<br />
In der Zeit von 1 967 bis 1 980 erlebte der Eisenbahnknoten<br />
Halle umfangreiche Veränderungen.<br />
Vom Hauptbahnhof wurde eine S-Bahn nach Halle-Neustadt<br />
eingerichtet. Diese führte südlich um<br />
das Stadtgebiet herum, nutzte die Casseler Bahn<br />
bis kurz vor Angersdorf mit, zweigte nach Norden<br />
auf einer Neubaustrecke ab <strong>und</strong> erreichte in Halle-<br />
Nietleben die Anlagen der früheren HHE. Bis Halle-Dölau,<br />
dem Endpunkt, nutzte die S-Bahn die<br />
Trasse der HHE. Die Kleinbahn war zwischen<br />
Klaustor <strong>und</strong> Nietleben der neuen Trabantenstadt<br />
geopfert worden.<br />
Der Bau mehrerer neuer Bahnhöfe <strong>und</strong> Haltepunkte,<br />
so auch der unterirdische „Tunnel“-Bahnhof<br />
in Neustadt <strong>und</strong> der Abstellbahnhof Nietleben,<br />
war erforderlich geworden. Der Hauptpersonenbahnhof<br />
wurde um einen Bahnsteig an der <strong>West</strong>seite<br />
ergänzt.<br />
Die S-Bahn, die 1 972 bis Halle-Trotha verlängert<br />
werden konnte, war nicht die einzige Neuerung.<br />
Gleichzeitig entstanden zwei Verbindungen zwischen<br />
Halle-Neustadt <strong>und</strong> den Chemiewerken<br />
Buna (bei Schkopau) <strong>und</strong> Leuna. Eine Neubaustrecke<br />
erreichte von Halle-Neustadt den Personenbahnhof<br />
der Buna-Werke <strong>und</strong> nutzte ab Merseburg<br />
die vorhandenen Anlagen der Thüringer<br />
Bahn. Die zweite Verbindung nutzte die Casseler<br />
Bahn, den Verbindungsbogen Rosengarten <strong>und</strong><br />
ebenfalls die Strecke Richtung Thüringen. Ein<br />
neuer Haltepunkt, Silberhöhe, entstand als Zugang<br />
zur Südstadt. In dem Bereich zwischen Rosengarten<br />
<strong>und</strong> Saalebrücke bekam die S-Bahn eine<br />
neue Trasse. Sie wurde parallel als betriebliche<br />
Steilstrecke zur Casseler Bahn über einen Hügel<br />
an der Südstadt gelegt. Als Zugang zur Südstadt<br />
wurden ein Kreuzungsbahnhof (Südstadt) <strong>und</strong> ein<br />
Haltepunkt (Brühlstraße) angelegt.<br />
105 149 bringt am 12. April 1984 einige Wagen zu<br />
Anschließern im Bahnhof Turmstraße Ralph Lüderitz<br />
Keimzelle der Elektrifizierung<br />
Der Eisenbahnknoten Halle ist untrennbar mit der<br />
Elektrifizierung Mitteldeutschlands verb<strong>und</strong>en.<br />
Das mitteldeutsche E-Netz erreichte die Saalestadt<br />
im Jahr 1 922, als am 1 . Juni der erste Zug von Leipzig<br />
kommend in Halle einfuhr.<br />
Am 7. Oktober 1 934 konnte der elektrische Betrieb<br />
nach Magdeburg eröffnet werden. Mit der Demontage<br />
der Anlagen der elektrischen Zugförde-<br />
STICHWORT: KARL-ERNST MAEDEL<br />
Karl-Ernst Maedel wurde am 2. Sep tember 1919 in Halle<br />
(Saale) geboren. Sein Vater Ernst Maedel war Beamter bei der<br />
Feuerwehr in Halle. Die Familie wohnte in der Dzondistraße<br />
Nr. 2, nur wenige Meter von der Volkmannstraße entfernt, die<br />
parallel zum Bahnbetriebs werk P verlief. Entstand so die tiefe<br />
Verb<strong>und</strong>enheit zur Eisenbahn<br />
1938 nahm Maedel ein Maschinen bau-Studium auf, das er<br />
aber infolge der Einberufung zum Wehrdienst abbrechen<br />
musste. 1955 verließ er die DDR <strong>und</strong> ging in die<br />
B<strong>und</strong>esrepublik. Den Lebensunterhalt verdiente er als<br />
Verwaltungsbeamter in Wanne-Eickel, Oberhausen <strong>und</strong><br />
Offenbach am Main.<br />
Halle, Dzondistraße: In der Nr. 2 (Erker) wohnte<br />
die Familie Maedel bis um 1940<br />
Gert Schütze<br />
Maedel wurde in der Folgezeit bekannt als Autor<br />
zahlreicher Sachbücher zum Thema Eisenbahn. 1957<br />
erschien sein Buch „Deutsche Dampflokomotiven gestern<br />
<strong>und</strong> heute“, das als unverzichtbares Standard werk zum<br />
Thema gilt. 1962 gründete er das <strong>LOK</strong> MAGAZIN, dessen<br />
Herausgeber er bis 1971 blieb. Am 5. Juni 2004 verstarb<br />
Karl-Ernst Maedel in Worms.<br />
RBH<br />
82
EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />
Eine E 44 ist am 26. Juli 1985 mit einem Personenzug aus Großheringen am Bahnsteig 1 angekommen.<br />
Der Turm im Hintergr<strong>und</strong> gehört zum Rbd-Gebäude, rechts die Post <strong>und</strong> ein Bürohaus<br />
Ralph Lüderitz<br />
rung auf Befehl Stalins 1 946 gehörte diese Traktionsart<br />
für neun Jahre der Vergangenheit an.<br />
Am 2. September 1 955 fuhr wieder ein elektrischer<br />
Zug nach Köthen. 1 957 konnte bis Magdeburg<br />
<strong>und</strong> 1 958 bis Leipzig elektrisch gefahren werden.<br />
Weißenfels (1 959) <strong>und</strong> Bitterfeld (1 963) waren<br />
die nächsten Knotenpunkte der von Halle ausgehenden<br />
elektrifizierten Strecken. Die Sorauer Bahn<br />
kam 1 989 bis Cottbus unter Fahrdraht. 1 994 war<br />
die Casseler Bahn elektrifiziert.<br />
Legendär: Halle <strong>und</strong> die VES/M<br />
In Halle bildete sich ab 1 946 das geistige Zentrum<br />
der elektrischen Traktion der Deutschen Reichsbahn<br />
heraus, das seit 1 960 innerhalb der Versuchs-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsstelle für die Maschinenwirtschaft<br />
(VES/M) die Entwicklung dieser Technik<br />
vorantrieb.<br />
Die sieben abgehenden Hauptstrecken prägten<br />
natürlich auch den Lokomotivbestand des Eisenbahnknotens.<br />
1 50 Jahre waren hier stets die mo-<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
E 18 31 vor dem VES/M-Messwagen für Bremsversuche<br />
am 27. Oktober 1983 im Hbf Ralph Lüderitz<br />
83
GESCHICHTE<br />
Aus Brest kam dieser Militärzug mit einer 118 am 29. August 1989. Seine Wagen wurden, wie alle<br />
Reisezugwagen für die Sowjetunion, bis 1990 im nahen Ammendorf (vormals Lindner) gebaut Ralph Lüderitz<br />
dernsten Maschinen zu finden. Die Privatbahnloks<br />
wurden schrittweise ab 1 880 durch Lokomotiven,<br />
die den preußischen Normalien entsprachen, ersetzt.<br />
Für den Reisezugverkehr genügten noch B-gekuppelte<br />
Maschinen, die C-Kuppler eroberten den<br />
Güterverkehr. Stark gestiegene Zuglasten <strong>und</strong> die<br />
Erhöhung der Streckenhöchstgeschwindigkeit<br />
nach der Jahrh<strong>und</strong>ertwende bedingten den Einsatz<br />
von C-Kupplern im Reise- <strong>und</strong> D-Kupplern im Güterzugdienst.<br />
Die S 1 0 1 , P 8 <strong>und</strong> P 1 0 etablierten sich im<br />
Schnell- bzw. Personenzugverkehr, G 8 <strong>und</strong> G 8 1<br />
vor Güterzügen. E-Kuppler (G 1 0 <strong>und</strong> G 1 2) verdrängten<br />
im Güterverkehr alle älteren Maschinen<br />
in untergeordnete Dienste. E-gekuppelte Tenderloks<br />
(T 1 6 <strong>und</strong> T 1 6 1 ) besorgten teilweise den Rangierbetrieb<br />
<strong>und</strong> fuhren Nahgüterzüge.<br />
STICHWORT: NÜRNBERG – BERLIN<br />
Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8<br />
umschreibt den Neu- <strong>und</strong> Ausbau der Verbindung Nürnberg<br />
– Berlin. Nach langen Diskussionen entschied man sich im<br />
mitteldeutschen Ballungsraum Halle/Leipzig für einen<br />
Kompromiss zwischen beiden Städten – man schloss beide<br />
an. Südlich von Halle entstand so in den letzten Jahren mit<br />
riesigem Aufwand (Sumpfgebiet, Saale- <strong>und</strong> Elsteraue) die<br />
längste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Hinzu kommt,<br />
dass sich im Brückenverlauf der Abzweig zum Haupt -<br />
bahnhof Halle (Saale) befindet. Zukünftige ICEs können<br />
dann sowohl über Halle als auch Leipzig bzw. den Flughafen<br />
Schkeuditz (Karte rechts: bei Gröbers) geleitet werden. Neu- <strong>und</strong> Ausbaustrecken um Halle/Leipzig DB AG<br />
84
EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />
20. April 1981: Mit 120 km/h donnert ein Entlastungs-Schnellzug Berlin – Saalfeld durch Halle Süd, das<br />
frühere Ammendorf. Dort wurden tausende der links zu sehenden Reisezugwagen gebaut Ralph Lüderitz<br />
Einheitsmaschinen, S 3/6 <strong>und</strong> Elloks<br />
Nach der Gründung der Deutschen Reichsbahn bevölkerten<br />
Einheitsloks, vorwiegend die 01 , 03, 41<br />
<strong>und</strong> 44, den Eisenbahnknoten Halle. Doch die<br />
Baureihenvielfalt blieb erhalten <strong>und</strong> war dem steigenden<br />
Verkehrsaufkommen geschuldet. Sogar die<br />
bayerische S 3/6 war im preußische Halle beheimatet!<br />
Mit ihr fuhr man nach Nürnberg über den<br />
Frankenwald.<br />
Der elektrische Betrieb brachte E 06, E 1 7, E 75<br />
<strong>und</strong> E 77 nach Halle, ab 1 934 die E 04 <strong>und</strong> 1 936 die<br />
E 44. Schließlich erhielt das Bw Halle 1 938 auch<br />
die E 1 8. Bereits am 21 . September 1 936 fand zwischen<br />
Halle <strong>und</strong> Stumsdorf eine Versuchsfahrt mit<br />
einer E 1 8 statt, bei der 1 86 km/h erreicht wurden.<br />
Nicht unerwähnt sollen die Dieseltriebwagen<br />
im Eilzugdienst <strong>und</strong> eine große Anzahl von Kleinlokomotiven<br />
im Raum Halle bleiben.<br />
Nach 1 945 änderte sich das Bild im Dampflokomotivpark<br />
kaum. Als sich die Kohlenstaubfeuerung<br />
ab 1 951 als einsatzfähig erwies, wurde das Bw<br />
Halle G zu einem der wichtigsten Einsatzorte. Kohlenstaub-44er<br />
<strong>und</strong> 58er (G 1 2) erbrachten wesentliche<br />
Güterzugleistungen. 1 961 gesellten sich auf<br />
Ölfeuerung umgebaute 44er <strong>und</strong> 50er hinzu.<br />
Bereits 1 960 begann mit der V 1 5 in Halle der<br />
zweite Teil des Traktionswandels, nachdem 1 955<br />
wieder elektrisch gefahren wurde. Es folgten in<br />
großem Umfang die V 60 (1 06/1 05). Die V 1 80<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
(1 1 8), 1 1 0, 1 30, 1 31 <strong>und</strong> 1 32 brachten diesen 1 973<br />
fast zum Abschluss. Nur die für die VES/M vorgehaltenen<br />
Dampfloksonderlinge, wie beispielsweise<br />
die Schnellfahrlok 1 8 201 , blieben als unverzichtbare<br />
Relikte der Dampftraktion im Bestand des<br />
Bahnbetriebswerkes Halle P.<br />
Der elektrische Betrieb wurde mit E 44, E 95<br />
<strong>und</strong> E 04 durchgeführt. Ab 1 962 folgten die Neubauloks<br />
E 1 1 (21 1 ) <strong>und</strong> E 42 (242), die bis auf die<br />
Schnellfahrloks E 1 8 1 9 <strong>und</strong> 31 (21 8) die Altbaumaschinen<br />
verdrängten. Die Baureihen 250 <strong>und</strong> 243<br />
standen ab 1 974 bzw. 1 984 für das stark erweiterte<br />
elektrifizierte Netz der DR zur Verfügung.<br />
Nach 1 990 ging der Güterverkehr auch in Halle<br />
fast auf Null zurück. Die im Berufsverkehr mit vier<br />
vierteiligen Doppelstockeinheiten verkehrenden<br />
Züge sind verschw<strong>und</strong>en. Ein reduzierter Reiseverkehr<br />
existiert jedoch noch.<br />
Aus Halle: Karl-Ernst Maedel<br />
Es kann bei so viel Eisenbahn in einer Stadt nicht<br />
anders sein: Halle hat zahlreiche Eisenbahnfre<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> -fotografen hervorgebracht. Erinnert sei an<br />
dieser Stelle nur an den Begründer unseres <strong>Magazin</strong>s,<br />
Karl-Ernst Maedel, der in Halle aufwuchs.<br />
Unvergessen seine Geschichten über Fahrten mit<br />
der „Halle-Hettstedter“ oder Besuche an der Rampe<br />
hinauf zum Blankenheimer Tunnel oder im<br />
Hauptbahnhof.<br />
Ralph Lüderitz<br />
85
GESCHICHTE<br />
Hamburg Oberhafen<br />
DER FOTOGRAF UND AUTOR<br />
Jan Borchers, Jahrgang 1969 <strong>und</strong> in Hamburg<br />
aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Trittau. Seit den<br />
frühen 1980er-Jahren ist er fotografisch in Sachen<br />
Eisenbahn unterwegs. Seit jener Zeit ist er auch<br />
publizistisch aktiv, einige Jahre bei der Lokr<strong>und</strong>schau<br />
sowie mitwirkend an zahlreichen Publikationen r<strong>und</strong> um<br />
den Hamburger Nahverkehr. Auch beruflich ist er seit 1991<br />
mit dem Schienenverkehr im U-Bahn-Betriebsdienst der<br />
Hamburger Hochbahn verb<strong>und</strong>en.<br />
Mit dem Einzug der Digitaltechnik eröffneten sich neue<br />
Wege, die Jan Borchers 2005 zum Aufbau der Website<br />
www.bahnfotokiste.de nutzte. Der Leser findet dort<br />
inzwischen r<strong>und</strong> 3.500 aktuelle <strong>und</strong> historische Fotos.<br />
W<br />
asser gehört zu Hamburg wie zu kaum<br />
einer anderen Großstadt. Die Lage an Elbe<br />
<strong>und</strong> Alster lässt es in der Stadt mit ihren<br />
r<strong>und</strong> 2.500 Brücken allgegenwärtig werden. Ebenso<br />
untrennbar mit Hamburg sind die Speicherstadt<br />
<strong>und</strong> die zahlreichen Kontorhäuser verb<strong>und</strong>en.<br />
Mitten hindurch führt die Eisenbahn, entlang<br />
Alster, Elbe <strong>und</strong> Speicherstadt.<br />
Die Doppelstockbrücke im Oberhafen am<br />
Hauptbahnhof, erst vor wenigen Jahren nach al-<br />
86
MEINE LIEBSTE FOTOSTELLE<br />
tem Vorbild erneuert, ist eine meiner liebsten,<br />
hamburgtypischen Fotostellen. Im Motiv ist sie variierbar,<br />
für fast jeden Sonnenstand gibt es den<br />
passenden Fotostandort. Alle Züge, die Hamburgs<br />
Innenstadtbahnhof in Richtung Süden verlassen,<br />
passieren diese Brücke, <strong>und</strong> so wird es auch im<br />
Laufe der Jahre nie langweilig, an diesen Ort<br />
zurückzukehren.<br />
Die verschiedensten Zuggarnituren <strong>und</strong> das<br />
sich stetig im Bereich der HafenCity wandelnde<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Umfeld laden zu immer neuen Schnappschüssen<br />
ein. Die an der Brücke <strong>und</strong> ihrem Vorgänger seit<br />
vielen Jahren angebrachten Schlagworte umschreiben<br />
vieles von dem, was Hamburg <strong>und</strong> die Fotografie<br />
hier so vielfältig macht.<br />
Am 7. Mai 201 1 besuchte die 1 03 1 84 mit dem<br />
TEE „Rheingold“ Hamburg zum alljährlichen Hafengeburtstag<br />
<strong>und</strong> passierte am frühen Abend die<br />
Oberhafenbrücke auf der Rückfahrt nach Köln.<br />
Jan Borchers<br />
87
GESCHICHTE<br />
ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />
Zur Ruhe mit „Elfer-Dampf“<br />
BREMSBEAMTER AUF ZEIT Die Deutsche B<strong>und</strong>esbahn – namentlich die BD<br />
Stuttgart – kämpfte zu Beginn der 1970er-Jahre mit großem Arbeitskräftemangel.<br />
Überall wurde geworben: „Auf einer Dampflok fahren Kommen Sie zu uns!“<br />
B<br />
erichte von Herbert Stemmler erweckten in<br />
mir Erinnerungen an meine eigene Heizertätigkeit<br />
– ebenfalls als Student – in den Jahren<br />
1 971 <strong>und</strong> 1 972 beim Bw Heilbronn. Dazu muss<br />
ich vorausschicken, dass ich jener Generation angehöre,<br />
die in ihrer Jugend vor allem durch die<br />
begeisternden Bücher von Karl-Ernst Maedel zum<br />
Eisenbahn- <strong>und</strong> insbesondere Dampflokfre<strong>und</strong> geworden<br />
ist.<br />
Im Herbst 1 968 begann ich in Stuttgart ein<br />
Maschinenbau-Studium mit dem Ziel, mich im<br />
Hauptstudium im Fach Schienenfahrzeuge zu vertiefen<br />
(was ich dann auch tat). Wie Herbert<br />
Stemmler traute auch ich meinen Augen kaum, als<br />
ich an der Uni in einem Aushang las, dass die<br />
Deutsche B<strong>und</strong>esbahn Studenten einen Ferienjob<br />
als Lokheizer bot! Selbstverständlich bewarb ich<br />
mich gleich für die nächstmögliche Zeit, den<br />
Herbst 1 971 .<br />
Nach bahnärztlicher Untersuchung, Einstellung<br />
beim Bw Heilbronn, einigen Dienstschichten als<br />
dritter Mann <strong>und</strong> Ablegen der Verwendungsprüfung<br />
zum „Bremsbeamten“ erfolgte die praktische<br />
Heizerprüfung mit dem E 1 964 auf der 023 040<br />
zwischen Öhringen <strong>und</strong> Heilbronn, keine besondere<br />
körperliche Anstrengung erfordernd, da die<br />
Strecke ja überwiegend im Gefälle verläuft.<br />
Zunächst vor Arbeitszügen im Einsatz<br />
Während der Ausbildung <strong>und</strong> in der „produktiven<br />
Phase“ fuhr ich auf den von Heilbronn ausgehenden<br />
Strecken nach Crailsheim, Lauda – Würzburg,<br />
Bretten – Karlsruhe, Eberbach – Heidelberg sowie<br />
von Bad Friedrichshall nach Sinsheim <strong>und</strong> vor Ar-<br />
Von der 023 048 herunter wurde am 4. Oktober 1972 die 023 070 vor dem E 1964 aufgenommen. Vor ihm<br />
absolvierte Heimo Griesinger im Herbst 1971 seine praktische Heizerprüfung Alle Fotos Herbert Stemmler<br />
88
ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />
So warb die B<strong>und</strong>esbahndirektion Stuttgart um Arbeitskräfte für ihre Dampfloks<br />
Slg. Herbert Stemmler<br />
beitszügen ein Stück weit auf der elektrifizierten<br />
Strecke in Richtung Bietigheim. Zum Einsatz kam<br />
ich auf den Baureihen 023, 044, 050-052, 064 <strong>und</strong><br />
086.<br />
Zunächst wurde ich für weniger anspruchsvolle<br />
Dienste eingeteilt. Recht gemütlich für Lokführer<br />
<strong>und</strong> Heizer ging es bei den Einsätzen vor Arbeitszügen<br />
zu. Die Strecke Heilbronn – Heidelberg<br />
wurde damals elektrifiziert, von unserem Arbeitszug<br />
aus wurden Masten für die Fahrleitung gesetzt.<br />
Außer 50ern gelangten die Einheitstenderloks<br />
086 1 82, 086 521 <strong>und</strong> 086 543 zum Einsatz,<br />
die damals von Nürnberg Rbf an Heilbronn ausgeliehen<br />
waren.<br />
Gerade im Herbst waren Aushilfsheizer wie ich<br />
besonders gefragt, erfolgte doch der Abtransport<br />
der Zuckerrüben von den zahlreichen kleinen<br />
Bahnhöfen überwiegend mit Dampfloks. Diese<br />
Einsätze dauerten oft recht lange, <strong>und</strong> in den Pausenzeiten<br />
habe ich von erfahrenen Lokführern viel<br />
Wissenswertes mitbekommen. Nach einiger Zeit<br />
in diesen einfachen Diensten wurde ich auch in<br />
Dienstpläne mit planmäßigen Reise- <strong>und</strong> Güterzügen<br />
eingeteilt.<br />
Einmal heizte ich den bekannten „Fischzug“ Sg<br />
5321 von Würzburg nach Heilbronn. Nach Übernachtung<br />
in Würzburg war um 5.54 Uhr Dienstbeginn.<br />
Wir übernahmen wieder die 052 71 3, mit der<br />
Fünf Zylinder bewegen diesen Dg am 9. September 1972 bei der Ausfahrt aus Heilbronn Hbf: Vorn die<br />
Drillingslok 044 375, dahinter arbeitet eine 50er mit Kabinentender, deren Nummer wir nicht wissen …<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
89
GESCHICHTE<br />
Mit der 23er konnte man eigentlich alles fahren: Am 12. Oktober 1972 leistete die 023 019 einer 44er<br />
Vorspann vor einem Durchgangs-Güterzug. Wir sind am Block Michelbach (Bilz) bei Schwäbisch Hall<br />
am Vortag die Hinfahrt erfolgt war. Trotz des Vorspanns<br />
einer 23er galt es wegen des relativ schweren<br />
Zuges, der knapp bemessenen Fahrzeit <strong>und</strong><br />
der steigungsreichen Strecke, jede Menge Kohlen<br />
zu schippen. Da wir pünktlich in Heilbronn einliefen,<br />
konnte ich gegen elf Uhr vormittags zufrieden<br />
„Feierabend“ machen.<br />
Nachts unterwegs<br />
Die Eindrücke einer Fahrt überwiegend bei Dunkelheit<br />
– auch wenn es davon natürlich keine fografischen<br />
Zeugnisse gibt – habe ich damals festgehalten.<br />
Vielleicht sind sie heute, nach mehr als<br />
40 Jahren, für den einen oder anderen Leser von<br />
Interesse: Dienstbeginn war am 1 5. Oktober 1 971<br />
um 1 5.35 Uhr, mit dem Dg (Durchgangs-Güterzug)<br />
49 1 32 sollte es nach Heidelberg gehen. Ich meldete<br />
mich zum Dienstantritt in der Lokleitung, <strong>und</strong><br />
der Lokleiter nannte mir die 052 508. Die Maschine<br />
stand im Schuppen, es war keine der Heilbronner<br />
50er, denn am Führerhaus stand „BD Nürnberg,<br />
Bw Schweinfurt“ angeschrieben.<br />
Ich kletterte die schmale Leiter zum Führerstand<br />
hinauf <strong>und</strong> sah zuerst nach dem Feuer. Ich<br />
legte einige Schaufeln Kohle auf <strong>und</strong> prüfte den<br />
Wasserstand. Da kam auch schon mein Lokführer.<br />
Sogleich polterte unsere Lok auf die Drehscheibe,<br />
dann aufs Ausfahrgleis des Bw. Die Mannschaft<br />
vor uns hatte das Wasser- <strong>und</strong> Kohlefassen bereits<br />
erledigt.<br />
Wir fuhren durch den Hauptbahnhof, unser<br />
Zug, der von Kornwestheim kam, schien Verspätung<br />
zu haben, denn der Stellwerksbeamte gab uns<br />
über Lautsprecher die Anweisung, auf ein Wartegleis<br />
zu fahren. Inzwischen plauderte ich mit<br />
dem Lokführer. Auf den Nebengleisen donnerten<br />
Züge vorbei. Rauchende Dampfloks, Dieselloks<br />
<strong>und</strong> Elloks fuhren an uns vorüber, die bunte Vielfalt<br />
des Eisenbahnbetriebes ließ sich von unserem<br />
Führerstand aus gut beobachten.<br />
So verging eine halbe St<strong>und</strong>e. Endlich war unser<br />
Zug eingetroffen. Eben fuhr die elektrische Lok<br />
der Baureihe 1 50, die ihn nach Heilbronn gebracht<br />
hatte, auf dem Nachbargleis vorüber, als das<br />
Schutzsignal unseres Wartegleises auf „frei“ ging.<br />
Wir rollten langsam an den Zug, <strong>und</strong> ein Rangierer<br />
kuppelte unsere Lok an. Nachdem die vereinfachte<br />
Bremsprobe durchgeführt war, reichte uns<br />
der Wagenmeister den Bremszettel hinauf. Unser<br />
Zug war ein Leerwagen-Ganzzug mit einem Gewicht<br />
von 600 Tonnen. Inzwischen hatte ich<br />
nochmals kräftig Kohlen aufgelegt, im Kessel der<br />
052 508 siedete <strong>und</strong> brodelte es. Damit die Lok<br />
nicht so sehr qualmt, stellte ich den Bläser etwas<br />
an. Der Zeiger des Manometers näherte sich mehr<br />
<strong>und</strong> mehr der roten Marke.<br />
90
ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />
Diese verträumte Bahnstation heißt Hoffenheim. Wenn man den Leuten auf dem Bahnsteig erzählt hätte,<br />
dass hier einmal B<strong>und</strong>esliga gespielt wird Im September 1972 hielt der N 2933 mit der 023 058 dort<br />
Endlich zeigte das Signal „Hp 1 “. „Ausfahrt<br />
frei“, meldete ich dem Lokführer. Seine Hand griff<br />
zum Regler, <strong>und</strong> mit ihrer ganzen Kraft schickte<br />
sich unsere 50er an, den Anfahrwiderstand zu<br />
überwinden. Dampf rauschte mit mächtigem Zischen<br />
aus den Zylinderventilen, die ersten Auspuffschläge<br />
donnerten ohrenbetäubend. Ein paar<br />
Mal schleuderte die Lok kurz, dann nahm die Geschwindigkeit<br />
langsam zu.<br />
Die Maschine war jetzt fast ganz in Dampf<br />
gehüllt, senkrecht stieg der schwarze Rauchpilz<br />
zum Himmel. Der Lokführer nahm die Steuerung<br />
etwas zurück. Als wir durch Heilbronn-Sülmertor<br />
fuhren, hatten wir schon ein schönes Tempo erreicht.<br />
Um keinen Dampfdruck zu verlieren,<br />
schippte ich noch einige Schaufeln Kohle in das<br />
Feuerloch. Aus der offenen Feuertür schlug einem<br />
ein Schwall heißer Luft entgegen. Wir fuhren<br />
durch Neckarsulm, dann durch Bad Friedrichshall-<br />
Jagstfeld, wo die Strecken nach Würzburg <strong>und</strong><br />
Sinsheim-Heidelberg von der Neckartalbahn abzweigen.<br />
Die 053 097 war eine Lok des Bahnbetriebswerkes Heilbronn, dort aufgenommen am 12. September 1972<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
91
GESCHICHTE<br />
Klassische Herbstarbeit: Ein Zug mit Zuckerrüben nach Lauffen in Heilbronn Rangierbahnhof (9/1972)<br />
Inzwischen war links der Neckar mehr zu ahnen<br />
als zu sehen, denn die Dämmerung war fast<br />
unmerklich in Dunkelheit übergegangen. Auf dem<br />
Führerstand unserer rüttelnden, stampfenden <strong>und</strong><br />
jetzt mit größerer Geschwindigkeit dahinfahrenden<br />
Lok herrschte eine Atmosphäre, die wiederzugeben<br />
beinahe unmöglich ist. Eisen klapperte <strong>und</strong><br />
rasselte, der Boden vibrierte unaufhörlich. Bei<br />
Nacht ist das Erlebnis einer Führerstandsfahrt<br />
noch weit größer als am Tage. Das völlige Dunkel<br />
wird nur unterbrochen, wenn bei geöffneter Feuertür<br />
das Feuer seinen rotgelben Schein verbreitet.<br />
Der Lokführer ist dann spukhaft angeleuchtet, <strong>und</strong><br />
der rotschimmernde Kohlenberg auf dem Tender<br />
erscheint als gespenstische Silhouette vor der<br />
Schwärze des Himmels. Dringen dann noch<br />
Dampfschwaden ins Führerhaus (vor allem nach<br />
Betätigen des Abschlammventils), so scheint dieses<br />
von einem feinen, sich überall ausbreitenden,<br />
blutroten Schleier durchzogen zu sein.<br />
Mit 70 Sachen durch die Dunkelheit<br />
Rings um uns das stille, schon schlafende Land, so<br />
eilte unsere tobende Maschine, gefolgt von der langen<br />
Schlange der Güterwagen, über das stählerne<br />
Band der Schienen. In vollem Tempo donnerten<br />
wir durch Bahnhöfe, plötzlich von den Lichtern der<br />
Bahnsteige umgeben, um dann wieder in das Dunkel<br />
der Landschaft einzutauchen. Eine solche Fahrt<br />
kann das unmittelbare Erleben der gebändigten<br />
Macht des Feuers sein. Wie ich die Eindrücke dieser<br />
Fahrt so richtig auskostete, meinte der „Meister“,<br />
der sich bis dahin ganz der Beobachtung der<br />
Signale gewidmet hatte: „Schade, dass es nicht Tag<br />
ist, dann könntest du was vom Neckartal sehen!“<br />
Seit Heilbronn fuhren wir ohne Halt. Mit etwa<br />
70 Sachen brauste unser Zug durch Neckarelz, einige<br />
Reisende traten schnell zurück. Dort vereinigt<br />
sich die Strecke von <strong>Ost</strong>erburken mit unserer<br />
Bahnlinie. Unaufhaltsam eilte unsere 052 508<br />
ihrem Ziel entgegen.<br />
Drehen <strong>und</strong> sofort zurück<br />
Schon fuhren wir wieder unter dem elektrischen<br />
Fahrdraht. Der Lokführer legte leicht die Bremse<br />
an, denn gleich würden wir den Heidelberger Rangierbahnhof<br />
erreichen. Nun glänzten wieder Dutzende<br />
von Signal- <strong>und</strong> Weichenlichtern, für die<br />
Eisenbahner von bestimmter Bedeutung <strong>und</strong> Bestandteile<br />
einer wohldurchdachten Ordnung. Für<br />
einen Liebhaber der Schiene gehören sie zum Zauber<br />
der Eisenbahn. Ihr Schein spiegelte sich auf<br />
den silbernen Schienen, die sich in der Ferne im<br />
Dunkeln verloren.<br />
Wir polterten über einige Weichen, mit einem<br />
Ruck kam der Zug zum Stehen. Ich kletterte hinunter<br />
<strong>und</strong> kuppelte ab. Die Kupplungseisen klirrten,<br />
man hörte das Zischen der Luft beim Lösen<br />
der Bremsschläuche. Um unsere Lok herum stieg<br />
der Geruch von heißem Öl auf. Wir fuhren auf die<br />
92
ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />
Drehscheibe, vorüber an einer summenden elektrischen<br />
Lok, deren Führerstand hell erleuchtet<br />
war. Von der Ferne trug der Wind das Rollen eines<br />
ausfahrenden Zuges herüber.<br />
Kurz nachdem unsere Lok gewendet hatte, lief<br />
der Güterzug aus Mannheim, mit dem wir als Vorspann<br />
zurückfahren sollten, ein. Wir rangierten an<br />
die Zuglok des Güterzugs, ebenfalls eine 50er.<br />
Schon zeigte das Signal „Ausfahrt frei“ an. Jetzt<br />
musste ich weniger Kohlen schippen, da wir nur<br />
Vorspann fuhren, um eine Leerfahrt unserer Lok<br />
zu vermeiden.<br />
Der Ausklang eines großen Erlebnisses<br />
Ein kurzer Pfiff von uns, ein Pfiff der anderen Lok,<br />
wieder ereignete sich das Schauspiel der Anfahrt<br />
eines schweren Güterzuges, diesmal mit zwei<br />
Dampfloks. Mit schneller werdenden Auspuffschlägen<br />
fuhren wir durch Heidelberg-Karlstor,<br />
nach einiger Zeit wieder völliges Dunkel auf der tobenden<br />
Lok, dann der gleißende Strahl des Feuers,<br />
wenn die Feuertür geöffnet wurde. Mit voller Geschwindigkeit<br />
jagten wir nach Heilbronn zurück.<br />
Es war eine w<strong>und</strong>erschöne Fahrt. War bisher der<br />
Himmel von Wolken bedeckt, so war inzwischen<br />
der Vollmond herausgetreten <strong>und</strong> ließ sein Licht<br />
auf den Schienen glitzern.<br />
In Bad Friedrichshall-Jagstfeld erwartete uns<br />
das erste Signal, das nicht „Durchfahrt frei“ zeigte.<br />
Wenige Meter vor dem Einfahrtsignal des Bahnhofs<br />
kamen wir zum Stehen. Unsere Luftpumpe<br />
begann zu arbeiten. Doch wir brauchten nicht lange<br />
zu warten, der Flügel hob sich, mein Lokführer<br />
griff zum Regler, <strong>und</strong> noch einmal zogen beide<br />
Maschinen kräftig an. In Heilbronn hatten wir<br />
„Einfahrt frei langsam“. Der Lokführer bremste ab,<br />
langsam rollte unser Zug durch den Heilbronner<br />
Hauptbahnhof <strong>und</strong> kam im Rangierbahnhof zum<br />
Stehen. Nachdem die Wagen abgekuppelt sind,<br />
fuhren beide 50er – jetzt mit nur ganz leichtem<br />
Auspuffgeräusch – ins Bw. Dann ging alles in gewohnter<br />
Reihenfolge: Kohlen fassen, Dosieren,<br />
Wasser nehmen, Feuer putzen. Ein Ruhefeuer<br />
wurde hergerichtet, dann polterte unsere 052 508<br />
auf die Drehscheibe.<br />
Feierabend kurz nach Mitternacht<br />
Wir hatten noch einen „Elfer-Dampf“ (die Eisenbahner<br />
meinen damit einen Dampfdruck von elf<br />
Atmosphären), als unsere Maschine auf einem<br />
Gleis neben dem Lokschuppen abgestellt wurde.<br />
Ich drehte Bläser, Speisepumpe <strong>und</strong> Lichtmaschine<br />
zu, jetzt kehrte Ruhe in die Lok ein. Der Lokführer<br />
<strong>und</strong> ich kletterten von der Maschine herunter<br />
<strong>und</strong> gingen zur Lokleitung hinüber. Es war kurz<br />
nach Mitternacht. Die Bw-Anlagen, die abgestellten,<br />
nur ganz wenig rauchenden Loks, der Kohlenkran<br />
– bei der schwachen Beleuchtung <strong>und</strong> der<br />
jetzt eingekehrten Stille bildeten sie eine eigenartige,<br />
faszinierende Szenerie. Heimo Griesinger<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
93
GESCHICHTE<br />
<strong>LOK</strong>FRIEDHOF UYUNI<br />
Sand <strong>und</strong> Rost<br />
TOURISTEN-MAGNET Arbeiter -<br />
denkmäler <strong>und</strong> schnurgerade Alleen –<br />
sind wir in Russland Nein: in Bolivien<br />
D<br />
ort, wo die weißen Spitzen der chilenischen<br />
Sechstausender-Berge auf Bolivien schauen,<br />
liegt Uyuni in einer weiten Ebene, 3.670<br />
Meter über dem Atlantik. Der Ort ist nichts, aber<br />
der Himmel weit. Wetterleuchten am Horizont,<br />
nachts eine Mondschüssel <strong>und</strong> schnurgerade<br />
Straßen mit Peitschenlampen. Beinahe wie eine<br />
russische Industriestadt in Sibirien …<br />
Vom Hotelzimmer aus hören wir das Pfeifen<br />
der Rangierloks. Sie wiederum klingen wie in<br />
Rumänien: kurz <strong>und</strong> hoch. Aber ich kenne mich da<br />
nicht so genau aus. Ich bin hier, weil ich in Bolivien<br />
einen Freiwilligendienst leiste in einem Heim<br />
für behinderte Kinder. Die freien Tage nutze ich,<br />
um mir das Land anzuschauen.<br />
Back Packer stürmen Uyuni<br />
Dieses Mal will ich den Salar bereisen, die größte<br />
Salzwüste des Altiplano, vielleicht sogar die größte<br />
Salzfläche der Welt: 1 7 mal so groß wie der Bodensee.<br />
In der Regenzeit bildet das Wasser der sintflutartigen<br />
Gewitter einen dünnen Film, der glatt<br />
wie ein Spiegel ist <strong>und</strong> Himmel <strong>und</strong> Erde doppelt.<br />
Das will ich mir anschauen.<br />
Uyuni also. 1 2.000 Einwohner. Gegründet im<br />
Zuge des Eisenbahnbaus 1 889, ein Projekt, das der<br />
damalige Präsident Aniceto Arce anregte, um eine<br />
Verbindung zwischen Chile, Argentinien <strong>und</strong> La<br />
Paz in Bolivien zu schaffen. Uyuni entwickelte sich<br />
zum Eisenbahnzentrum <strong>und</strong> noch in den 1 960er-<br />
Jahren arbeiteten 1 .000 Beschäftigte in den Wartungshallen<br />
der Empresa Ferroviaria Andina, der<br />
Eisenbahngesellschaft. In der Stadt stehen Arbeiterdenkmäler,<br />
vor denen sich heutzutage die Touristen<br />
fotografieren.<br />
Uyuni ist heute bedeutungslos geworden <strong>und</strong><br />
gehört zu den unterentwickelten Regionen Boliviens.<br />
Selbst die Zug-Klassiker der Meterspurstrecken<br />
Uyuni – Avaroa – Lalama fahren nur noch<br />
abschnittsweise, <strong>und</strong> auch nur montags <strong>und</strong> donnerstags.<br />
Heute bestimmen Salar-Touristen das<br />
Bild der Stadt: Back Packers, soweit das Auge<br />
reicht. Junge Leute wie ich. Sind die Flotas – rumpelnde<br />
Überlandbusse – aus La Paz nach zehnstündiger<br />
Fahrt ohne Pause (was nur bolivianische<br />
<strong>und</strong> Coca kauende Busfahrer schaffen) eingetroffen,<br />
fluten die Rucksacktouristen die Stadt.<br />
In den Kneipen spielen touristische Neu-Hippies<br />
ungefragt schlechte Gitarrenmusik, gehen mit<br />
dem Hut herum, um sich damit eine Fahrt nach<br />
Chile zu erbetteln. Im selben Moment bedienen<br />
sich japanische Touristen an den Kühlschränken<br />
94
<strong>LOK</strong>FRIEDHOF UYUNI<br />
Der gewaltige Belpaire-Stehkessel <strong>und</strong> die Reste<br />
des Langkessels einer Garratt-Lok bilden das<br />
Gerüst für die Aufhängung dieser Schaukel.<br />
Langsamer, aber stetiger Verfall: Die Lok<br />
stammt unverkennbar von Borsig aus Berlin<br />
(1927/Fa.-Nr. 11.956)<br />
Ein Denkmal, wie man es sonst nur aus den Län -<br />
dern des <strong>Ost</strong>blocks kennt Anne Steinke (2), Barbara Heym<br />
der Restaurants selbst, da die Kellnerinnen überfordert<br />
sind, die Oma aus dem Wohnzimmer geholt<br />
wird, damit sie helfe. Irgendwann gibt es dann<br />
auch zu Essen: Pizza natürlich. Dazu bolivianische<br />
Weihnachtsmusik, obwohl Weihnachten längst<br />
vorbei ist. Wir torkeln nüchtern ins Hotel. Die ungewohnte<br />
Höhe nimmt uns den Atem, lässt das<br />
Herz rasen. Die eine St<strong>und</strong>e Warmwasser haben<br />
wir verpasst. Duschen ist nicht mehr …<br />
Am nächsten Morgen steigen alle in Jeeps, die<br />
auf dem Dachkoffer Benzinkanister, Ersatzrad <strong>und</strong><br />
Gepäck lagern <strong>und</strong> starten durch zum Salar.<br />
Loks <strong>und</strong> Liebespaare<br />
Uyuni schläft wieder ein. An der Peripherie liegt<br />
der Cementerio de los Trenes, der Zugfriedhof. In<br />
unendlicher Weite, schon halb im Sand versunken,<br />
stehen Lok- <strong>und</strong> Wagengerippe, teilweise noch aus<br />
dem ausgehenden 1 9. Jahrh<strong>und</strong>ert. Sie sind besprayt<br />
von Liebespaaren, werden johlend bekrabbelt<br />
<strong>und</strong> abgeknipst von jungen Leuten wie mir,<br />
weit entfernt von der Stadt, wie ausgestoßen. Und<br />
rosten weiter, nur noch auf ihre Außenhaut reduziert.<br />
Und vergehen, wie alles andere auch. Aber<br />
ich hab’s gesehen! Auf dem Salar: Erde <strong>und</strong> Himmel<br />
spiegeln sich wirklich … Julia Heym<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
95
GESCHICHTE<br />
Mettmann <strong>West</strong> am 26. September 1987: Dieser 515 ist nach Düsseldorf unterwegs<br />
Alle Fotos Christoph Riedel<br />
ABSCHIED VOM AKKU<br />
Lange durchgehalten<br />
LETZTE EINSÄTZE IN WESTDEUTSCHLAND Immerhin bis 1995 konnte man<br />
Akku-Triebwagen der Reihe 515 im Plandienst antreffen. Christoph Riedel zeigt<br />
die letzten Jahre auf <strong>und</strong> macht deutlich, was aus den Strecken wurde<br />
D<br />
ie Antriebstechnik mit Akkumulatoren hat<br />
in Deutschland eine lange Tradition, ist<br />
aber leider von der Deutschen Bahn nach<br />
Ausmusterung der letzten Fahrzeuge 1 995 nicht<br />
weiter verfolgt worden. Die Pfälzische Eisenbahn<br />
setzte ein erstes Fahrzeug dieser Art noch vor der<br />
Wende zum 20. Jahrh<strong>und</strong>ert ein <strong>und</strong> auch<br />
Preußen erprobte ab 1 907 Akkutriebwagen, von<br />
denen einzelne Exemplare bei der DB noch bis<br />
1 960 im Einsatz waren.<br />
Auch die junge Deutsche B<strong>und</strong>esbahn nahm<br />
schon ab 1 952 acht vierachsige Triebwagen des<br />
Typs ETA 1 76 im so genannten „Eierkopfdesign“ in<br />
Betrieb, die ab 1 954 ebenfalls vierachsige Steuerwagen<br />
erhielten.<br />
Zwischen 1 953 <strong>und</strong> 1 965 folgten dann insgesamt<br />
232 Speichertriebwagen der Reihe ETA 1 50,<br />
die im Zuge der Umstellung auf Computernum-<br />
96<br />
mern ab 1 968 als Reihe 51 5 bezeichnet wurden.<br />
Ebenso wie die bekannten Uerdinger Schienenbusse<br />
wurden die Fahrzeuge im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet<br />
eingesetzt. In der zweiten Hälfte der 1 980er-<br />
Jahre bis zur endgültigen Abstellung der letzten<br />
Fahrzeuge 1 995 waren sie auf untergeordneten<br />
Strecken in Nordrhein-<strong>West</strong>falen, vor allem im<br />
Rheinland, im Ruhrgebiet <strong>und</strong> in der Münsterschen<br />
Bucht im Einsatz (siehe Tabelle rechts).<br />
37 Zugpaare täglich!<br />
Der Verkehr auf den Strecken war sehr unterschiedlich.<br />
Linien mit sehr gutem Angebot standen<br />
solche gegenüber, bei denen sich die drohende<br />
Stilllegung bereits abzeichnete. Spitzenreiter<br />
war die Strecke von Oberhausen Hbf nach Duisburg-Meiderich<br />
Süd, auf der im Jahr 1 985 werktags<br />
37 Zugpaare zwischen dem frühen Morgen <strong>und</strong>
ABSCHIED VOM AKKU<br />
Am 7. April 1987 passiert ein altroter Motorwagen auf dem Weg nach Borken den Posten 18 bei Rhade<br />
den späten Abendst<strong>und</strong>en angeboten wurden.<br />
Auch zwischen Duisburg-Ruhrort <strong>und</strong> Mülheim-<br />
Styrum war das Zugangebot werktags mit 28 Zugpaaren<br />
beachtlich.<br />
Trotz der offenbar großen Nachfrage wurde diese<br />
Strecke im zweigleisig elektrifizierten Abschnitt<br />
Mülheim-Styrum – Duisburg-Meiderich Süd später<br />
stillgelegt <strong>und</strong> abgebaut, während der übrige<br />
Streckenteil der Linie Oberhausen Hbf – Duisburg-Meiderich<br />
Süd zugeschlagen wurde.<br />
Dritte im B<strong>und</strong>e der „Hochfrequenzstrecken“<br />
war die Emschertalbahn von Dortm<strong>und</strong> Hbf nach<br />
Herne <strong>und</strong> Wanne-Eickel, auf der immerhin noch<br />
22 Zugpaare werktäglich in beiden Richtungen<br />
vorrangig in der Relation Dortm<strong>und</strong> – Herne verkehrten,<br />
ein Zugpaar lief sogar zwischen Dortm<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Recklinghausen.<br />
1995: Gladbach <strong>und</strong> Wanne-Eickel<br />
Schlusslichter waren 1 985 die später auch stillgelegte<br />
Strecke von Hilgen nach Opladen mit sechs<br />
Triebwagenfahrten in Richtung Opladen <strong>und</strong> sieben<br />
in der Gegenrichtung <strong>und</strong> die Linie Düren –<br />
Jülich mit ganzen vier Zugpaaren. Gerade diese damals<br />
zur Stilllegung anstehende Strecke gehört<br />
heute mit zu den nachfragestärksten der Region.<br />
Letzte Einsatzbetriebshöfe waren im Jahr 1 995<br />
Mönchengladbach <strong>und</strong> Wanne-Eickel.<br />
Zu den 1 985 befahrenen Strecken gehörten, wie<br />
bereits oben erwähnt, solche, die inzwischen stillgelegt<br />
sind, wie die Strecke Mülheim-Styrum –<br />
Duisburg-Ruhrort zwischen Styrum <strong>und</strong> Duisburg-Meiderich<br />
Süd (nicht mehr in Betrieb seit<br />
dem 1 . April 1 995). Andererseits waren das aber<br />
auch Linien, die ebenfalls zur Stilllegung anstanden,<br />
durch Angebotsverbesserungen aber eine<br />
515-EINSÄTZE IN ZAHLEN<br />
Strecke Kursbuchnummer 1985<br />
Dortm<strong>und</strong> Hbf – Wanne-Eickel 308<br />
Bochum Hbf – Herne Hbf 388<br />
Mülheim-Styrum – Duisburg-Ruhrort 384<br />
Oberhausen Hbf – Duisburg-Meiderich Süd 383<br />
Oberhausen Hbf – Coesfeld 284<br />
Münster Hbf – Coesfeld 286<br />
Borken – Wanne-Eickel 315<br />
Wuppertal Hbf – Wuppertal-Cronenberg 402<br />
Hilgen – Opladen 411<br />
Düsseldorf Hbf – Wuppertal-Wichlinghausen 401<br />
Mönchengladbach Hbf – Dalheim 457<br />
Düren – Jülich 443<br />
Düren – Heimbach 444<br />
Bedburg – Horrem 441<br />
Neuß Hbf – Kaarst 472<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014 97
GESCHICHTE<br />
515-Einsatzstrecken im <strong>West</strong>en<br />
Rhade, 22. Mai 1992: Vorwiegend<br />
Schulkinder streben heimwärts<br />
starke Aufwertung erfuhren <strong>und</strong><br />
inzwischen Fahrgastzahlen aufweisen,<br />
die selbst Optimisten<br />
nicht für möglich gehalten hatten.<br />
Der Rest der ehemaligen<br />
„Rheinischen Strecke“ von Dortm<strong>und</strong><br />
Süd nach Düsseldorf zwischen<br />
Mettmann <strong>und</strong> Düsseldorf<br />
<strong>und</strong> die Strecke Kaarst – Neuß<br />
gehören zu diesen Erfolgsmodellen.<br />
Beide Stichbahnen wurden<br />
unter Einbeziehung der Hauptstrecke<br />
Düsseldorf – Neuß zur<br />
neuen S-Bahn-Linie S 28 des<br />
Verkehrsverb<strong>und</strong>es Rhein-Ruhr,<br />
die mit Dieseltriebwagen des<br />
Typs „Talent“ der Regiobahn bedient<br />
wird. Dabei stieg die Nachfrage<br />
innerhalb von sieben Jahren<br />
von 500 auf unglaubliche<br />
1 9.000 Fahrgäste an! Heute<br />
dürfte selbst diese Zahl noch<br />
übertroffen werden.<br />
Pendler zurückgeholt<br />
Ebenso erfolgreich war die Übernahme<br />
der ehemaligen DB-<br />
Strecke Düren – Heimbach <strong>und</strong><br />
die bereits oben erwähnte Verbindung<br />
von Düren nach Jülich.<br />
98
ABSCHIED VOM AKKU<br />
Wie im Uerdinger Schienenbus konnte man auch im 515 dem Lokführer über die Schulter schauen. In<br />
diesem Fall am 21. Juli 1987 in Meiderich <strong>Ost</strong> liegt eine schnurgerade Strecke vor uns<br />
Auch im Raum Düren kamen<br />
Stilllegungsgerüchte auf, bevor<br />
die Strecken Anfang der 1 990er-<br />
Jahre von der Dürener Kreisbahn<br />
(heute: Rurtalbahn/Anteil Dürener<br />
Kreisbahn 25 Prozent) übernommen<br />
wurden, die zunächst<br />
mit Uerdinger Schienenbussen,<br />
später dann mit modernen Fahrzeugen<br />
des Typs „Regiosprinter“<br />
zahlreiche Pendler zurück auf<br />
die Schiene holen konnte.<br />
Verglichen mit dem Jahr 1 989<br />
stieg die Nachfrage bis 1 998 um<br />
400 Prozent an, sodass sogar der<br />
früher stillgelegte Abschnitt<br />
nach Linnich nördlich von Jülich<br />
reaktiviert werden konnte. Für<br />
die naheliegende Verlängerung<br />
der Strecke auf der alten Trasse<br />
nach Baal an der Hauptstrecke<br />
Mönchengladbach – Aachen setzen<br />
sich zur Zeit die Kreise<br />
Düren <strong>und</strong> Heinsberg ein. Innerhalb<br />
eines Zeitraumes von<br />
zehn bis zwölf Jahren soll sogar<br />
über Baal hinaus bis Ratheim<br />
eine Reaktivierung erfolgen. Dieser<br />
Ort liegt an der am 27. September<br />
1 980 im Personenver-<br />
Zug von Dalheim nach Mönchengladbach am 19. Juli 1988<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
99
GESCHICHTE<br />
11. April 1991: Für viele Jahre war Hilgen Wendepunkt für die Akkutriebwagen aus Opladen<br />
Stumpfgleis Bochum Hbf …<br />
Bochum Hbf am 10. Oktober 1990: Die Fahrt von Herne endete immer auf diesem Stumpfgleis<br />
<strong>100</strong>
ABSCHIED VOM AKKU<br />
kehr stillgelegten Strecke nach Dalheim, die bis<br />
zum 26. September 2007 noch Güterverkehr zwischen<br />
Baal <strong>und</strong> Hückelhoven aufwies. Ebenso wie<br />
bei der 201 3 in unmittelbarer Nähe reaktivierten<br />
Stichbahn Heinsberg – Lindern ist sogar eine Elektrifizierung<br />
im Gespräch.<br />
Stillgelegt wurden dagegen auch die Strecken<br />
Wuppertal – Wuppertal-Cronenberg (22. Februar<br />
1 988) – als „Samba“ im Volksm<strong>und</strong> bekannt – <strong>und</strong><br />
Opladen – Hilgen, am <strong>West</strong>rand des Bergischen<br />
Landes gelegen. Hierbei handelte es sich um einen<br />
der beiden nach Stilllegung des Personenverkehrs<br />
im Abschnitt Bergisch-Born – Hilgen (1 983) verbliebenen<br />
Streckenteile der ehemaligen Linie Lennep<br />
– Opladen. Mit dem Rückzug der Speichertriebwagen<br />
auf dieser Strecke endete am 2. Juni<br />
1 991 auch der Schienenpersonenverkehr.<br />
Die alten „Akkustrecken“: neu belebt<br />
Alle anderen genannten Linien weisen auch heute<br />
noch Personenverkehr auf, natürlich mit modernen<br />
Dieseltriebwagen der DB oder diverser privater<br />
Anbieter. Die Strecken in der Köln-Aachener<br />
Bucht bedienen die Rurtalbahn im Auftrag der DB<br />
(Mönchengladbach – Dalheim) <strong>und</strong> DB Regio<br />
(Bedburg – Horrem). Im Ruhrgebiet teilen sich<br />
drei Anbieter den Verkehr bei gegenüber früher etwas<br />
veränderten Zugläufen: Die meisten ehemaligen<br />
„Akkustrecken“ werden heute von der Nordwestbahn<br />
befahren. Dazu gehören Oberhausen<br />
Hbf – Duisburg-Ruhrort, Borken – Oberhausen<br />
Hbf/Essen Hbf, Dorsten – Coesfeld <strong>und</strong> Dorsten –<br />
Wanne-Eickel – Dortm<strong>und</strong> Hbf.<br />
Einzige DB-Strecke ist im Münsterland die Verbindung<br />
von Coesfeld nach Münster Hbf. Ebenfalls<br />
nur eine Strecke bedient die Firma Abellio, die<br />
unter Fahrdraht mit drei Dieseltriebwagen des<br />
Typs LINT 41 zwischen Bochum Hbf <strong>und</strong> Gelsenkirchen<br />
Hbf pendelt, am Wochenende dagegen<br />
Elektrotriebwagen des Typs FLIRT einsetzt, die ansonsten<br />
auf den Strecken Essen Hbf – Siegen<br />
Hbf/Iserlohn im Einsatz sind.<br />
Trotz der Einsicht in die Tatsache, dass die modernen<br />
Fahrzeuge den Schienenverkehr wesentlich<br />
attraktiver gemacht <strong>und</strong> dadurch den Bestand der<br />
Strecken langfristig gesichert haben, vermisse ich<br />
den typischen Klang der Fahrmotoren des ETA 1 50,<br />
wie er früher hieß, <strong>und</strong> auch die heimelige Atmosphäre<br />
in den Plüschsesseln des Abteils in der ers -<br />
ten Klasse, die man damals mit einem geringen<br />
Aufpreis zum Verkehrsverb<strong>und</strong>sfahrschein benutzen<br />
konnte. Nutzen wir trotzdem die modernen<br />
Triebwagen mit ihrem nüchternen Ambiente <strong>und</strong><br />
freuen uns über die Tatsache, dass man auch heute<br />
noch die meisten ehemaligen Akkustrecken mit<br />
der Bahn bereisen kann. Christoph Riedel<br />
… <strong>und</strong> die letzten Fahrten<br />
19. August 1994: Bochum Hbf, Blick in die andere Richtung. Die „Nokia“-Bahn fuhr nach Gelsenkirchen<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
101
GESCHICHTE<br />
DAS HISTORISCHE BILD<br />
50 849 bei Pölchow<br />
E<br />
s war natürlich purer Zufall, dass Alfred Luft<br />
am 1 6. Juni 1 968 in Pölchow (zwischen Ros -<br />
tock <strong>und</strong> Schwaan) die 50 849 erwischte.<br />
Gerade sie wurde in den 1 980er-Jahren von<br />
Dampfliebhabern in Zwickau mit großen Windleitblechen<br />
versehen. Heute steht sie in Glauchau.<br />
Zum Zeitpunkt der Aufnahme gehörte sie zum<br />
Bahnbetriebswerk Rostock. Sie war auch die<br />
Zuglok bei der Eröffnung des letzten Teilstücks der<br />
Hafenabfuhrmagistrale von Kavelstorf nach Ros -<br />
tock Überseehafen am 30. Mai 1 964! Die 50 849<br />
schleppt hier einen berühmt-berüchtigten Güter-<br />
102
DAS HISTORISCHE BILD<br />
zug von Rostock Überseehafen nach Krinau bei<br />
Salzwedel in das dortige Chemiewerk (über Bützow,<br />
Bad Kleinen, Schwerin, Wittenberge).<br />
Beladen sind die offenen Wagen mit Apatit, einem<br />
Düngemittelrohstoff aus der Sowjetunion,<br />
aus Murmansk. Es wurde im Rostocker Hafen mit<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
Greifern aus den Laderäumen der Schiffe in die<br />
Waggons verladen. Der Staub war überall, wo diese<br />
Züge durchfuhren. Kein W<strong>und</strong>er, dass das Gleisbett<br />
so hell ist. Die Leute sagten scherzhaft: „Jetzt<br />
kommt der weiße Riese“. Vier bis fünf solcher<br />
Züge fuhren jeden Tag! Heinrich Horstmann<br />
103
GESCHICHTE<br />
BRÜCKEN ÜBER DEN RHEIN<br />
Strategisch bedeutend<br />
DAS MILITÄR REDETE MIT Sehenswert sind die Eisenbahnbrücken<br />
über den Rhein zwischen Duisburg <strong>und</strong> der niederländischen Grenze –<br />
wenngleich nicht mehr über alle Bauwerke Züge fahren ...<br />
Langgezogen ist die Haus-Knipp-Brücke: Im<br />
September 2009 rollt gerade ein „Bananenzug“,<br />
mit der 481 327 in Duisburg-Beeckerwerth von<br />
Köln-Eifeltor nach Bremerhaven über das Bauwerk<br />
D<br />
ie Brückentour entlang der Ruhr (wir berichteten<br />
im <strong>LOK</strong> MAGAZIN 1 /201 4) endete<br />
in Duisburg-Ruhrort, wo sich der Fluss in<br />
den Rhein verliert. Genau dort wollen wir nun<br />
anschließen <strong>und</strong> dem Rhein bis zur niederländischen<br />
Grenze folgen.<br />
Flüsse, <strong>und</strong> ganz besonders der Rhein, galten<br />
für das Militär früher als natürliche Schutzlinien.<br />
So waren Brücken aus militärischer Sicht damals<br />
nur tragbar, wenn sie in unmittelbarer Nähe zu<br />
Garnisonen lagen. Man musste schnell vor Ort<br />
sein, um vermeintliche Feinde abzuwehren.<br />
Zwischen Homberg <strong>und</strong> Duisburg-Ruhrort ging<br />
1 852, auch mangels der technischen Möglichkeiten<br />
zum Bau einer Brücke, eine der ersten Trajektanlagen<br />
am Rhein in Betrieb. Sie verband mittels<br />
Fähren – den sogenannten Ponten – die Strecke<br />
der Ruhrort-Krefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahn<br />
von Viersen mit der von Oberhausen kommenden<br />
Zweigstrecke der Köln-Mindener Eisenbahn. Um<br />
die steilen Rampen an den Ufern zu minimieren,<br />
errichteten die Betreiber nach englischem Vorbild<br />
1 854 beiderseits des Rheins Trajekttürme. Einer<br />
von ihnen, der im linksrheinischen Duisburg-<br />
Homberg, steht noch heute als Denkmal. Mit der<br />
Hilfe hydraulischer Plattformen ließen sich die<br />
einzeln aus dem Zugverband gelösten Wagen r<strong>und</strong><br />
acht Meter zur Dampffähre absenken bzw. wieder<br />
104
BRÜCKEN ÜBER DEN RHEIN<br />
von ihr abheben. Je nach Länge der Ponten konnten<br />
bis zu zehn Güter- oder vier Personenwagen<br />
übersetzen <strong>und</strong> für die Weiterfahrt am anderen<br />
Ufer wieder zu einem Zugverband vereinigt werden.<br />
Trotz des sehr witterungsabhängigen Transports<br />
gelang es, im Schnitt 47.000 Waggons im<br />
Jahr umzuschlagen.<br />
1873 endlich eine Brücke!<br />
Erste Konkurrenz bekam die für den Eisenbahntransport<br />
1 885 eingestellte Ruhrorter Anlage schon<br />
Denkmal: Der Trajektturm im linksrheinischen<br />
Duisburg-Homberg<br />
Alle Fotos Thomas Feldmann<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
105
GESCHICHTE<br />
Duisburg-Rheinhausen <strong>und</strong> 132 Jahre Zeit<br />
Die <strong>West</strong>seite am 12. April 2005. Der ICE 3 kommt gerade vom Prüfcenter Wegberg-Wildenrath<br />
Brücke bei<br />
Griethausen<br />
Rheinbrücken im Norden von Duisburg<br />
Brücke bei<br />
Wesel<br />
Haus-Knipp-<br />
Brücke<br />
Rheinhausen –<br />
Hochfeld<br />
im Jahr 1 866 mit dem Bau <strong>und</strong><br />
der Eröffnung der südlicher gelegenen<br />
Strecke <strong>Ost</strong>erath – Krefeld<br />
– Rheinhausen – Essen der Rheinischen<br />
Eisenbahn-Gesellschaft<br />
(RhEG). Aber auch hier mussten<br />
die Waggons per Trajekt über<br />
den Rhein schippern.<br />
Auch wenn sie mit fünf Ponten<br />
zu den leis tungsfähigsten<br />
Anlagen gehörte: Mit dem Aus<strong>und</strong><br />
Weiterbau der Strecke über<br />
Essen hinaus nach Dortm<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> zunehmendem Verkehrsaufkommen<br />
war die Einrichtung<br />
wirtschaftlich nicht mehr tragbar.<br />
Das sah auch das Militär ein.<br />
Allerdings erhielt die RhEG für<br />
das Projekt von 1 868 Auflagen:<br />
– Errichtung von Wehrtürmen<br />
auf beiden Seiten mit Munitionslagern<br />
<strong>und</strong> beheizbaren<br />
Räumen für Wachposten,<br />
– Bau einer mittig gelagerten<br />
Drehbrücke von 36 Meter<br />
Länge, um die Strecke im Verteidigungsfall<br />
trennen zu können,<br />
sowie<br />
– Einbau von Minentaschen in<br />
106
BRÜCKEN ÜBER DEN RHEIN<br />
Ansichtskarte von 1907: Die 1873 dem Verkehr übergebene Brücke zwischen Rheinhausen <strong>und</strong> Hochfeld<br />
die Brückenpfeiler für den Fall der Sprengung<br />
gegenüber feindlichen Kräften.<br />
Ferner war eine Einlage in die Kriegskasse zu<br />
tätigen, um den eventuellen Einsatz von Kanonenboten<br />
zu finanzieren.<br />
Von der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-<br />
Sterkrade gebaut, konnte die erste Duisburger<br />
Rheinbrücke zwischen Rheinhausen <strong>und</strong> Hochfeld<br />
1 873 dem allgemeinen Verkehr übergeben werden.<br />
Die historische Ansichtskarte von 1 907 zeigt mit<br />
Blick gen <strong>West</strong>en die filigrane Brücke mit ihren<br />
beiden Wehrtürmen <strong>und</strong> dem ehemaligen Trajekthafen<br />
Hochfeld.<br />
Das hohe Verkehrsaufkommen zwischen dem<br />
Ruhrgebiet <strong>und</strong> Aachen sowie erste Verschleißerscheinungen<br />
erforderten bereits 1 925 den Bau einer<br />
neuen, zweigleisigen Brücke in abgestufter<br />
Fachwerkbauweise, die dem Schiffsverkehr einen<br />
breiteren Durchlass von 1 80 Metern gewährte.<br />
Nach 1945: Sieges-Brücke<br />
Die von der naheliegenden Krupp-Hütte in Rheinhausen<br />
gebaute zweite Brücke in Parallel-Fachwerkbauweise<br />
wurde am 4. März 1 945 beim Rückzug<br />
von der Deutschen Wehrmacht fast völlig<br />
zerstört. Amerikanische Pioniere schufen innerhalb<br />
von nur sechs Wochen eine parallele Behelfsbrücke,<br />
die sogenannte „Victory Bridge“. Vier lange<br />
Jahre vergingen, bis die Rheinbrücke aus noch<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
brauchbaren Trümmern <strong>und</strong> Neuteilen Ende 1 949<br />
zum vierten Mal eröffnet wurde. Das burgähnliche<br />
<strong>West</strong>portal der ersten Brücke steht noch heute als<br />
Denkmal im direkten Kontrast zu den modernen<br />
Zügen auf dieser von Personen- <strong>und</strong> Güterzügen<br />
stark befahrenen Strecke.<br />
Haus-Knipp-Brücke<br />
Die Brücke zwischen Duisburg-Meiderich Nord<br />
<strong>und</strong> Moers-Baerl ist heute die nördlichste von der<br />
Eisenbahn befahrene Rheinquerung. Mit 890 Metern<br />
Länge hat das nach dem angrenzenden ehemaligen<br />
Herrensitz „Haus Knipp“ benannte Bauwerk<br />
beachtliche Ausmaße. Bereits zur Eröffnung<br />
im Jahr 1 91 2 stellte sie, gebaut von der Brückenbauanstalt<br />
Harkort in Duisburg, einen Rekord auf.<br />
Mit einer Weite von 1 86 Metern überspannte der<br />
mittlere von drei als Halbparabel-Fachwerkträger<br />
erstellte Brückenbogen die Fahrrinne des Rheins.<br />
Während die flache Vorbrücke auf der <strong>West</strong>seite<br />
schon nach 1 03 Metern den Rheindeich erreicht,<br />
zieht sich die Vorbrücke auf der <strong>Ost</strong>seite auf 369<br />
Metern über die bei Hochwasser überfluteten<br />
Rheinwiesen. Ursprünglich für den Güterverkehr<br />
zwischen Oberhausen <strong>West</strong> <strong>und</strong> dem Rangierbahnhof<br />
Hohenbudberg errichtet, kam mit dem<br />
Bau einer Verbindungsstrecke nach Moers ab 1 929<br />
auch Personenverkehr nach Oberhausen hinzu,<br />
der erst 1 983 mit einer letzten 51 5er-Leistung ende-<br />
107
GESCHICHTE<br />
Mittelteil der Rheinbrücke bei Kleve-Griethausen: Es ist die älteste Stahl-Eisenbahnbrücke Mitteleuropas!<br />
te. Im Zuge des anstehenden Ausbaus der Betouwe-Linie<br />
Oberhausen – Emmerich – Rotterdam<br />
(NL) sowie zur Entlastung der Rheinhausener<br />
Brücke wurde das nördliche, 1 998 stillgelegte<br />
Gleis der 1 970 elektrifizierten Strecke Ende 201 2<br />
wieder reaktiviert.<br />
Bei Rheinkilometer 815<br />
Die im II. Weltkrieg zerstörte <strong>und</strong> nicht wieder aufgebaute<br />
Rheinbrücke bei Wesel im Verlauf der<br />
Strecke Venlo – Haltern – Münster – Hamburg<br />
entstand zwischen 1 872 <strong>und</strong> 1 874 unter genauen<br />
Bau- <strong>und</strong> Nutzungsauflagen des Militärs nahe der<br />
Festung Wesel. Die von der Cöln-Mindener-Eisenbahn<br />
gebaute Brücke mit insgesamt 97 gemauerten<br />
Bögen <strong>und</strong> zehn Brückenteilen aus Schweiß -<br />
eisen, von denen vier Halbparabel-Träger mit je<br />
1 04 Meter den Rhein überspannten, hatte eine Gesamtlänge<br />
von 1 .950 Metern. Im I. Weltkrieg völlig<br />
überbelastet, ersetzte die Reichsbahn diese 1 927<br />
durch eine neue Konstruktion auf alten Pfeilern.<br />
Zeitzeugen davon sind heute auf den linksrheinischen<br />
Wiesen die gemauerte Vorbrücke <strong>und</strong> ein<br />
tristes Widerlager.<br />
Baudenkmal besonderer Güte<br />
Unter den stillgelegten, aber noch vorhandenen<br />
Bahnbrücken hebt sich die den Alt-Rhein überspannende<br />
Konstruktion in Kleve-Griethausen<br />
besonders hervor. Sie ist die älteste Eisenbahnbrücke<br />
Mitteleuropas <strong>und</strong> hat seit 1 870 drei Kriege<br />
unbeschadet überstanden. Das unter Denkmalschutz<br />
gestellte preußische Bauwerk wurde aus<br />
sehr korrosionsbeständigem Puddelstahl hergestellt.<br />
Diese mit Kupfer <strong>und</strong> Nickel versetzte Legierung<br />
zeichnet sich durch einen geringen Gehalt an<br />
Kohlenstoff sowie einem hohen Gehalt an Phosphor<br />
aus. Obwohl historisch besonders wertvoll<br />
<strong>und</strong> technisch soweit intakt, fristet sie leider ein<br />
Schattendasein.<br />
Die zwischen 1 861 – 1 863 von der Rheinischen<br />
Eisenbahngesellschaft im Verlauf der Strecke Köln<br />
– Krefeld – Kleve <strong>und</strong> Emmerich nach Zevenaar<br />
(NL) gebaute Brücke besteht aus der 1 02 Meter langen<br />
Hauptbrücke <strong>und</strong> der 464 Meter langen filigranen<br />
Vorflutbrücke. Eine Rheinbrücke hinüber<br />
nach Emmerich hat es zugunsten der 1 91 2 eingestellten<br />
Trajektfähre über den Rhein zwischen<br />
Spyck <strong>und</strong> Welle aber nie gegeben. Auf Luftaufnahmen<br />
lässt sich deutlich die ehemalige Trajekt-<br />
Anlage rechts des Rheins <strong>und</strong> der Verlauf der ehemaligen<br />
beiden Abzweige in die Hauptstrecke<br />
Emmerich – Elten erkennen.<br />
Der Personenverkehr zwischen Kleve <strong>und</strong> Spyck<br />
endete 1 960 <strong>und</strong> die letzten vereinzelten Übergaben<br />
zur Ölmühle in Spyck fuhren Mitte 1 987.<br />
Danach regte ein engagierter Eisenbahnfre<strong>und</strong><br />
an, ein „Rollendes Restaurant“ zu eröffnen. Mit einer<br />
Kleinlok sollten historische Speisewagen im<br />
Schneckentempo zwischen Griethausen <strong>und</strong> Spyck<br />
pendeln <strong>und</strong> die Gäste derweil mit kulinarischen<br />
Köstlichkeiten verwöhnen. Dieses Projekt scheiterte<br />
aber an den unkalkulierbaren Kosten.<br />
Somit bleibt die filigrane Brücke kurz vor der<br />
niederländischen Grenze vorerst weiter ein fotogenes<br />
Schmuckstück am Niederrhein. Ein Tipp: Sollten<br />
Sie die Brücke besichtigen, verbinden Sie den<br />
Ausflug mit einer Draisinenfahrt auf der ehemaligen<br />
Strecke zwischen Kranenburg <strong>und</strong> dem niederländischen<br />
Groesbeek. Thomas Feldmann<br />
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GESCHICHTE<br />
Um 1966: Der dreiständige Lokschuppen in Schildau, links die Bekohlung Reiner Scheffler (2), Rudolf Heym (3)<br />
SPURENSUCHE<br />
Schildbürger<br />
SCHILDAU – MOCKREHNA Es ist<br />
einer jener vergessenen Landstriche.<br />
Und trotzdem: Zu sehen gibt es viel<br />
D<br />
urch zwei Tatbestände ist Schildau überregional<br />
bekannt: Die Stadt ist Geburtsort des<br />
großen Patrioten aus der Zeit der Befreiungskriege,<br />
Neidhardt von Gneisenau (1 760 –<br />
1 831 ). Er war einer der Militär-Reformer des damaligen<br />
preußischen Heeres <strong>und</strong> Mit-Initiator der<br />
Volksbewegung gegen die Herrschaft Napoleons.<br />
1 952 gab man Schildau deshalb den Beinamen<br />
„Gneisenaustadt“. Eine eher skurrile Berühmtheit<br />
erlangten die Schildbürger, die unter anderem ihr<br />
Rathaus dreieckig <strong>und</strong> ohne Fenster bauten <strong>und</strong><br />
im Nachhinein das Sonnenlicht in Säcken hineintragen<br />
wollten. Ein Tipp: Es gibt einen nett gemachten<br />
Schildbürger-Wanderweg zu zwölf historischen<br />
Orten, wo auf Bildtafeln die jeweilige<br />
„Heldentat“ verzeichnet ist.<br />
Doch zur Eisenbahn: Schon in der Zeit vor dem<br />
Ersten Weltkrieg war eine normalspurige Klein-<br />
bahn in die damals in der preußischen Provinz<br />
Sachsen gelegene Stadt Schildau geplant. Aber erst<br />
1 91 9 wurde die Kleinbahn-AG Schildau-Mockrehna<br />
durch Preußen, die Provinz Sachsen, die Stadt<br />
Schildau <strong>und</strong> sechs weitere Gemeinden gegründet.<br />
Zwei Jahre dauerte der Bau der zehneinhalb Kilometer<br />
langen Strecke vom Bahnhof Mockrehna<br />
(an der Hauptstrecke Leipzig – Cottbus gelegen)<br />
nach Schildau. Geländeschwierigkeiten gab es keine.<br />
Am 21 . Juni 1 921 konnte der Güterverkehr <strong>und</strong><br />
am 26. August 1 922 der Personenverkehr aufgenommen<br />
werden<br />
1 939 besaß die Kleinbahn zwei Dampflokomotiven,<br />
einen Triebwagen, zwei Personen-, einen<br />
Pack- <strong>und</strong> einen Güterwagen. Güterwagen der<br />
Reichsbahn durften mit bestimmten Einschränkungen<br />
auf die Kleinbahn übergehen.<br />
Namensänderung <strong>und</strong> ELNA-Loks<br />
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, am 1 7. Dezember<br />
1 942, änderte sich die Firmenbezeichnung<br />
in Eisenbahn-AG Schildau-Mockrehna. Nach dem<br />
Ende des Krieges führte die Kleinbahnabteilung<br />
des Provinzialverbandes Sachsen in Merseburg<br />
den Betrieb. 1 947 ging die Bahn über auf die Sächsische<br />
Provinzbahnen GmbH.<br />
Am 1 . April 1 949 übernahm die Deutsche<br />
Reichsbahn Anlagen <strong>und</strong> Fahrzeuge. Zum Einsatz<br />
110
SPURENSUCHE<br />
Der Bahnhof Schildau Mitte der 1960er-Jahre<br />
20 Meter in Blickrichtung fuhr die Kleinbahn ab<br />
Empfangsgebäude Schildau heute (Straßenseite)<br />
Die größte Brücke der Strecke! Audenhain …<br />
kamen nun ELNA-Dampfloks der Achsfolge 1 ’C<br />
<strong>und</strong> verschiedene zweiachsige Altbautriebwagen.<br />
Unser Bild zeigt die 91 6492, eine Lok, die ursprünglich<br />
von der Niederlausitzer Eisenbahn<br />
stammte. Am 22. Mai 1 971 stellte die Deutsche<br />
Reichsbahn den Gesamtverkehr ein.<br />
Eine Wanderung<br />
In Mockrehna ist alles komplett überwuchert. Es<br />
finden sich kaum mehr Spuren der Kleinbahn. Das<br />
einzig nennenswerte Brückenbauwerk der Bahn<br />
steht in Audenhain. Weit außerhalb des Ortes gibt<br />
es noch das Empfangsgebäude von Wildschütz. Es<br />
wird als Wohnhaus genutzt. In den Straßenübergängen<br />
liegen noch die Schienen, allerdings überteert.<br />
Birken säumen die alte Trasse, teilweise ist<br />
sie komplett untergepflügt.<br />
In Probsthain ist auf dem Gelände des früheren<br />
Haltepunktes ein Spielplatz entstanden. Das Gebäude<br />
des Haltepunktes wird als Vereinsheim genutzt.<br />
Bis Schildau dient die Trasse teilweise als<br />
Feldweg, weite Abschnitte sind aber auch hier<br />
komplett zugewachsen oder verschw<strong>und</strong>en.<br />
Am Endbahnhof Schildau steht noch das sehr<br />
nüchterne <strong>und</strong> schmucklose Empfangsgebäude.<br />
Das Gleisareal ist komplett mit Wohnhäusern bebaut,<br />
der Lokschuppen wurde schon in den<br />
1 980er-Jahren abgerissen. Rudolf Heym<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
LAGE, DATEN, FAKTEN<br />
Schildau – Mockrehna<br />
Spurweite<br />
1.435 mm<br />
Streckenlänge<br />
10,48 km<br />
Eröffnung<br />
Güterverkehr 21. Juni 1921<br />
Personenverkehr 26. August 1922<br />
Einstellung 22. Mai 1971<br />
Wanderung: Die Strecke selbst gibt nicht allzuviel<br />
her <strong>und</strong> ist teilweise völlig untergepflügt. Wandern nicht<br />
empfohlen. Schildau aber ist einen Besuch wert!<br />
111
AKTUELL<br />
LESERBRIEFE<br />
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redaktion@geramond.de, www.lok-magazin.de<br />
Zum Artikel „Mit 50 Hertz nach<br />
Rübeland“ im Heft 5/14:<br />
Ein sehr schöner Beitrag von<br />
Hans-Joachim Lange! Die DDR<br />
hat in jener Zeit durchaus interessante<br />
Dinge zu Wege gebracht.<br />
Vielleicht sollte man in diesem<br />
Zusammenhang noch die sehr<br />
schöne 50-Hertz-Lok E 21 1 001<br />
erwähnen. Sie wich von der<br />
Form her (Frontpartie <strong>und</strong> Ein-<br />
holmstromabnehmer) völlig von<br />
den sonst gewohnten DR-Loks<br />
ab <strong>und</strong> war auch in technischer<br />
Hinsicht innovativ. Leider wurde<br />
sie nicht, wie erhofft, ein Exportschlager.<br />
Als Einzelgängerin<br />
wurde sie 1 982 verschrottet. Das<br />
war kurzsichtig: Mit ihr könnte<br />
es heute schöne Sonderfahrten<br />
im Harz geben!<br />
Gert Schädlich, Dresden<br />
Die E 211 001 auf der Frühjahrsmesse in Leipzig 1967<br />
Friedhelm Ernst<br />
Zum Beitrag „Rauchzeichen“<br />
im Heft 6/14:<br />
Herrlich der Ruhrpott-Dialog auf<br />
der Fahrt zum Brocken! Ähnlich<br />
der Kommentar der Kellnerin<br />
im Eisenbahnromatik-Sonderzug<br />
„Mit Volldampf durch<br />
Deutschland“: Die Loks sehen<br />
doch alle gleich aus!<br />
Interessant im Artikel über<br />
Kieler (leider ohne Dampf): Die<br />
Änderung der Gleisgeometrie<br />
bei der DB (Bilder Seite 80/81 ).<br />
Ursprünglich elegante Gleislage<br />
mit DKW, später umgebaut auf<br />
einfache Weichenverbindungen,<br />
sodass die Züge Schlangenlinien<br />
fahren müssen!<br />
Dr. Joachim Ludwig, Heidelberg<br />
Zum Beitrag „36 Bahnhöfe auf<br />
dem Prüfstand“ im Heft 6/14:<br />
„Von der Schiene auf die Straße“,<br />
das ist die Verkehrspolitik des<br />
Freistaates Thüringen!<br />
Helmut Birke, Erfurt<br />
Zum Titel „Mit vier Motoren“<br />
im Heft 7/14:<br />
Mich erinnert diese Technik mit<br />
der neuen Diesellok der Reihe<br />
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Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt<br />
70193 Stuttgart Schwabstr. 96<br />
Buchhandlung Albert Müller<br />
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112
LESERBRIEFE / HÄNDLERVERZEICHNIS / IMPRESSUM<br />
Erstbefahrung des Hirschbacher Viaduktes nach Jahren ohne<br />
Zugverkehr am 5. Dezember 2013<br />
Mike Marzok, IG Friedbergbahn<br />
Zum Beitrag „Wieder Dampf<br />
am Friedberg“ im Heft 6/14:<br />
Viele Zuschriften erreichten<br />
uns zur bevorstehenden Reaktivierung<br />
der Steilstrecke Suhl –<br />
Schleusingen. Torsten Stiebner<br />
schrieb: Nicht vergessen sollte<br />
245 an all die Versuche, die einfache<br />
Dampflok mit zwei Zylindern<br />
durch vier Zylinder <strong>und</strong><br />
Verb<strong>und</strong>wirkung besser zu machen.<br />
Es gelang, aber die Loks<br />
wurden komplizierter, aufwendiger<br />
<strong>und</strong> störanfälliger. Es siegt<br />
das Unkomplizierte. Ich bin gespannt!<br />
Heinz Sing, Essen<br />
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Modellspielwaren Helmut Sigm<strong>und</strong><br />
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Friedrich Pustet<br />
94032 Passau Nibelungenplatz 1<br />
Buchhandlung Kleinschmidt<br />
95028 Hof Ludwigstraße 13<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />
man, dass die Aktivisten nicht<br />
nur Bäume <strong>und</strong> Büsche von<br />
der Strecke räumten, sondern<br />
auch Schlamm, Dreck <strong>und</strong> sogar<br />
bergeweise Müll, den Zeitgenossen<br />
dort schwarz entsorgt<br />
hatten.<br />
Zum Beitrag „Premiere vor <strong>100</strong><br />
Jahren“ im Heft 7/14:<br />
Die neueren Akku-Schlepp-Fahrzeuge<br />
vom LEW Hennigsdorf<br />
sind mal einen eigenen Beitrag<br />
wert, <strong>und</strong> eine Übersicht, wo sie<br />
noch überall fahren. Wieviele<br />
gab es davon überhaupt<br />
Meinhardt Schaubs, Kassel<br />
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Leykam Buchhandels GmbH<br />
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2512 GV Den Haag <strong>West</strong>einde 57<br />
Nr. 394 395 | 07/14 08/14 | August Juli | 53. | Jahrgang 53. Jahrgang<br />
<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />
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Litho: Es Cromika, gilt Anzeigenpreisliste Verona (Italien) Nr. 24 vom 1.1.2014<br />
Litho Druck: Stürtz, Würzburg<br />
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Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Rudolf Heym;<br />
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ISSN 0458-1822 | 10813<br />
113
VORSCHAU<br />
GESCHICHTE<br />
Bw Gelsenkirchen-Bismarck<br />
GESCHICHTE<br />
Berlin – Dresden<br />
Das Bw Gelsenkirchen-Bismarck wurde 1 926 eingeweiht.<br />
Bekannt wurde es als Auslauf-Bw für die<br />
Dampfloks der Baureihe 44. Auch die letzten 221 er<br />
waren in Bismarck beheimatet; sie wurden bis<br />
zum 30. Juni 1 988 ausgemustert. Von 1 982 – 1 988<br />
war das Bw dann schon nicht mehr selbstständig.<br />
FAHRZEUGPORTRÄT<br />
Die „Knödelpresse“<br />
Thomas Szymanowski<br />
Rudolf Heym<br />
1 848 fuhren erste Züge zwischen Berlin <strong>und</strong> Dresden,<br />
allerdings noch über Röderau. 1 876 wurde<br />
dann die direkte Verbindung über Els terwerda fertig.<br />
Für Schlagzeilen sorgte 1 936/37 der Henschel-<br />
Wegmann-Zug, der exakt 1 00 Minuten brauchte.<br />
Heute geht es viel langsamer zu. Warum<br />
FAHRZEUGE<br />
HST – High Speed Train<br />
Andrew Thompson<br />
Josef Högemann<br />
Die Baureihe 1 80 ist eine Zweisystemlokomotive<br />
der einstigen Reichsbahn (230), die grenzüberschreitend<br />
nach Polen <strong>und</strong> Tschechien eingesetzt<br />
wird. Wegen ihrer böhmischen Herkunft hieß sie<br />
bald „Knödelpresse“. Lange wird sie nicht mehr im<br />
Einsatz sein – Zeit für ein Abschieds-Porträt.<br />
7<br />
NICHT VERPASSEN: DAS <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />
9/2014 ERSCHEINT AM 15. AUGUST 2014!<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
Sie haben Fre<strong>und</strong>e oder Bekannte, die sich ebenso für die<br />
Eisenbahn mit all ihren Facetten begeistern wie Sie Dann empfehlen<br />
Sie uns doch weiter! Ich freue mich über jeden neuen Leser.<br />
Ihr<br />
Während die Franzosen in den 1 970er-Jahren den<br />
TGV entwickelten, dachten die Briten anders. Sie<br />
wollten ihr weitgehend nicht-elektrifiziertes Netz<br />
besser nutzen <strong>und</strong> bauten dafür schnelle Dieseltriebzüge.<br />
Diese fahren noch heute auf vielen<br />
Hauptstrecken in England, Wales <strong>und</strong> Schottland.<br />
Verantwortlicher Redakteur <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />
114
SCHLUSSPUNKT<br />
In Inzigkofen trennen sich die Strecken von<br />
Sigmaringen nach Tübingen <strong>und</strong> Tuttlingen. Die<br />
218 241 führte am 2. Oktober 2003 den<br />
„Kleber-Express“ von München<br />
nach Freiburg<br />
Andreas Janikowski
Werte, die erhalten bleiben<br />
Mit hochwertiger<br />
Miniatur<br />
The Ashton-Drake Galleries<br />
The Hamilton Collection<br />
Feiern Sie die<br />
Brockenbahn!<br />
Der einzigartige Bierkrug<br />
für alle Eisenbahnliebhaber<br />
„Zug um Zug“<br />
wei Fässer Bier waren das erste<br />
ZFrachtgut, das auf deutschen Schienen<br />
transportiert wurde. Die Harzbahn existiert<br />
als heute längstes dampfbetriebenes<br />
Schienennetz seit <strong>100</strong> Jahren. So liegt es<br />
nahe, die wohl schönste Schmalspurbahn<br />
Deutschlands mit einem besonderen<br />
Bierkrug zu feiern: zum Wohlsein!<br />
Eine strikt auf nur 1.913<br />
Exemplare limitierte<br />
Hommage an die Harzbahn<br />
Der Krug wurde von Hand aus hochwertigem<br />
Steinzeug gefertigt <strong>und</strong> ist verziert<br />
mit dem prachtvollen Motiv der Harzbahn<br />
unter Volldampf.<br />
Auf dem Deckel des<br />
Kruges thront ein<br />
maßstabsgetreues<br />
Zinkguss-Modell<br />
Die maßstabsgetreue<br />
Figur des Harzbullen<br />
aus Zinkguss<br />
der Lok 99 7222<br />
<strong>und</strong> der Griff wurde<br />
in Form einer<br />
Kuppelstange gestaltet. Aber das ganz<br />
Besondere an diesem einzigartigen Bierkrug:<br />
auf dem Sockel steht auf Wunsch ein Name<br />
Ihrer Wahl! Dieser Krug ist im Handel nicht<br />
erhältlich <strong>und</strong> die Auflage ist streng auf nur<br />
1.913 Exemplare weltweit limitiert. Sichern<br />
Sie sich Ihren personalisierten Bierkrug<br />
„Zug um Zug“ gleich heute!<br />
GRATIS<br />
nach Ihren<br />
Wünschen<br />
personalisiert<br />
ANDREAS<br />
ANDREAS<br />
Füllmenge: 0,7 l<br />
Größe: ca. 17,2 x 12,3 x<br />
19,9 cm (B x T x H)<br />
Produkt-Nr.:<br />
422-XIA01.01P<br />
Produktpreis: € 119,90<br />
(zahlbar auch in 2 Monatsraten<br />
zu je € 59,95)<br />
zzgl. € 8,95 Versand*<br />
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PERSÖNLICHE REFERENZ-NUMMER: 73940<br />
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The Bradford Exchange Ltd.<br />
Johann-Friedrich-Böttger-Str. 1–3<br />
63317 Rödermark<br />
Das Angebot ist limitiert – Reservieren Sie daher noch heute!<br />
Zeitlich begrenztes Angebot: Antworten Sie bis zum 25. August 2014<br />
Internet: www.bradford.de Nennen Sie bei Online-Bestellung bitte Ihre Referenz-Nummer: 73940<br />
Telefon: 069/1729-7900<br />
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hergestellt <strong>und</strong> ist deshalb vom Umtausch ausgeschlossen.<br />
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