28.01.2015 Aufrufe

LOK Magazin V 100 West und Ost (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8<br />

FAHRZEUGE:<br />

Baureihe 03.10 bei der DB,<br />

Elektrotriebzug FLIRT, Skoda-Ellok 109E<br />

GESCHICHTE: Abschied vom Akku-Tw<br />

bei der DB, Bahnknoten Halle/Saale<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

August 2014 | EUR 7,90 A: EUR 8,90 | CH: CHF 15,80 | BeNeLux: EUR 9,30<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

AKTUELLES | FAHRZEUGE | GESCHICHTE<br />

WWW.<strong>LOK</strong>MAGAZIN.DE<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

V<strong>100</strong> <strong>West</strong> <strong>und</strong> <strong>Ost</strong><br />

Der große Vergleich


Faszination Nahverkehr<br />

Jeden<br />

Monat neu<br />

am<br />

Kiosk!<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Online blättern oder Testabo mit Prämie unter:<br />

www.strassenbahn-magazin.de/abo


EDITORIAL<br />

Rudolf Heym<br />

Verantwortlicher Redakteur<br />

Konkurrenz belebt …<br />

… das Geschäft. Und so ein wenig lebt unser Hobby ja auch von der<br />

Konkurrenz zwischen <strong>West</strong> <strong>und</strong> <strong>Ost</strong>, zwischen der B<strong>und</strong>esbahn <strong>und</strong><br />

der DDR-Reichsbahn. Waren nun die Reko-Wagen der DR besser<br />

oder die b<strong>und</strong>esdeutschen Umbau-Dreiachser War die Neubau-23er<br />

der DB leistungsfähiger oder die 23.1 0 aus dem <strong>Ost</strong>en Man könnte<br />

Tribünen aufbauen wie bei den Jubiläen in Riesa oder Nürnberg <strong>und</strong><br />

beide um die Wette fahren lassen. Ich bin überzeugt, es finden sich<br />

Fernsehanstalten <strong>und</strong> übertragen das in guter Sendezeit.<br />

Aber jetzt mal im Ernst: Wir machen es einfach. Wir vergleichen<br />

in dieser Ausgabe beide V 1 00. Und wir lassen Lokführer sprechen,<br />

echte Fahrensmänner, die nachts um halb drei fluchend am Heizkessel<br />

herumbasteln mussten. Männer, die ihr Wissen nicht aus<br />

Büchern haben, die andere schrieben. So entsteht ein Bild. Und<br />

wenn Ihnen, liebe Leser, das gefällt, machen wir damit weiter. In aller<br />

Ruhe. Vielleicht haben Sie ja eine gute Idee Lassen Sie es uns<br />

wissen! Ihnen wie stets viel Freude beim Blättern, Schauen <strong>und</strong> Lesen<br />

im <strong>LOK</strong> MAGAZIN.<br />

Herzlich Ihr<br />

Hauptbahnhof<br />

Heidelberg<br />

1982: Hinter<br />

der 212 221<br />

sind einige<br />

vierachsige<br />

DB-Umbauwagen<br />

eingereiht.<br />

Auch diese<br />

Fahrzeuge<br />

könnte man<br />

gut mit den<br />

Bghw-Wagen<br />

der DR<br />

vergleichen<br />

Bodo Schulz<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

3


INHALT<br />

74<br />

2006 wird das S-Bahn-Bw<br />

Friedrichsfelde DB Netz: Unwetter geschlossen legt Bahnverkehr 90 lahm 8<br />

Privatbahnen:<br />

HSB: Seit 30 Jahren wieder ein Netz<br />

16<br />

Der Eisenbahnknoten<br />

Halle (Saale)<br />

AKTUELL<br />

DB<br />

DB Netz: Unwetter legt Bahnverkehr lahm 8<br />

DB Regio: Warnow-Netz jetzt mit 442 1 2<br />

Bahnindustrie<br />

Siemens: 20 Vectron für MRCE 1 4<br />

Privatbahnen<br />

HSB: Seit 30 Jahren wieder ein Netz 1 6<br />

BeNEX: FLIRT für Schleswig-Holstein 1 7<br />

TITEL<br />

Im Urteil der Lokführer<br />

Die V 1 00 in <strong>West</strong> <strong>und</strong> <strong>Ost</strong> – ein Vergleich<br />

beider Dieselloks 32<br />

Zum Titelbild<br />

Eine Doppeltraktion vor Güterzügen war ein<br />

„doppeltes Lottchen“, übrigens in <strong>Ost</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>West</strong>. Unten ein Nebenklassiker: V 1 00 <strong>und</strong><br />

„Büchsen“ – also DR-Reko-Wagen<br />

Museum<br />

Museumsbahnen:<br />

Volldampf in Rheinland-Pfalz 20<br />

Österreich<br />

Achenseebahn: 1 25. Geburtstag 24<br />

Schweiz<br />

SBB Historic: 75 Jahre „Churchill-Pfeil“ 28<br />

Weltweit<br />

Tschechien: railjet in Betrieb genommen 30<br />

Slowakei: Parade in Vrutky 31<br />

Rubriken<br />

Leserbriefe, Händler, Impressum 1 1 3<br />

<strong>Vorschau</strong> 1 1 4<br />

Ralph Lüderitz (unten), Johannes Poets (oben)<br />

4


HEFT 08 | 2014<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

www.lok-magazin.de<br />

Abschied vom 515<br />

96<br />

03.10 der DB<br />

56<br />

Heft<br />

August<br />

2014<br />

8<br />

FAHRZEUGE<br />

Über 900 Stück!<br />

Schweizer Qualitätsarbeit: Die elektrischen<br />

Triebzüge der Bauart FLIRT erobern ganz<br />

Europa – ihr Porträt <strong>und</strong> ihre Einsatzgebiete<br />

in Deutschland 46<br />

Viel zu kurze Karriere<br />

Die Baureihe 03.1 0 bei der Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbahn: Vom Pech verfolgt, könnte<br />

dieser Beitrag auch überschrieben sein.<br />

Schon 1 966 war Schluss, <strong>und</strong> keine<br />

einzige Lok blieb erhalten 56<br />

Leise, sauber<br />

Für Volkswagen <strong>und</strong> die Deutsche Bahn:<br />

Was bei Autos schon Standard ist, erobert<br />

jetzt die Schiene: Hybridtechnik mit<br />

Dieselmotor <strong>und</strong> Akku-Strom 62<br />

24 Stück<br />

Die 1 ’E1 ’-Tenderlok der Reihe 82 der ÖBB<br />

ist die Lieblingsbaureihe unseres Zeichners<br />

Peter Erdmann 66<br />

Bald bei uns<br />

Das Porträt der Skoda-Type 1 09 E, die bald<br />

zwischen München <strong>und</strong> Nürnberg mit den<br />

Expresszügen pendeln wird 70<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

GESCHICHTE<br />

Sieben wichtige Strecken<br />

Der Eisenbahnknoten Halle (Saale) von der<br />

Entstehung bis heute 74<br />

Hamburg Oberhafen<br />

Jan Borchers <strong>und</strong> sein liebster Fotoplatz 86<br />

Zur Ruhe mit „Elfer-Dampf“<br />

1 971 : Heimo Griesinger verdiente sich in<br />

den Semesterferien Geld als Lokheizer 88<br />

Sand <strong>und</strong> Rost<br />

Der Lokomotiv-Friedhof von Uyuni 94<br />

Lange durchgehalten<br />

Die letzten Einsätze der Baureihe 51 5 im<br />

<strong>West</strong>en <strong>und</strong> die Strecken heute 96<br />

Das historische Bild<br />

50 849 bei Pölchow im Sommer 1 968 1 02<br />

Strategisch bedeutend<br />

Die Brücken über den Rhein 1 04<br />

Schildbürger<br />

Spurensuche: Schildau – Mockrehna 1 08<br />

Schlusspunkt<br />

21 8 241 in Inzigkofen 1 1 5<br />

5


AKTUELL<br />

ZUG DER ZEIT<br />

Museumslok als Rettung<br />

Die V36 412 von der Eisenbahntradition in Lengerich wurde am 8. Juni 2014 als<br />

dringliche Hilfslok von DB Netz bestellt <strong>und</strong> nach Emsdetten beordert. Sie musste<br />

dort den liegen gebliebenen RE 14115 abschleppen, der bei einem Unwetter am<br />

frühen Nachmittag in einen umgestürzten Baum gefahren war<br />

K. Wurm<br />

richten-Ticker Tramper stoppt NWB Mit 5 +++ Promille über Nachric<br />

den BÜ<br />

Warum nicht einmal per Anhalter mit der Bahn Nachdem sein Versuch, die geschlossene<br />

achrichten<br />

fahren Diese Idee hatte ein unbekannter Mann, Bahnschranke anzuheben, scheiterte, versuchte<br />

als am 24. Mai kurz vor dem Wilhelmshavener ein 51-Jähriger am 10. Mai in Lörrach, unter<br />

cker Hauptbahnhof einen +++ in den Bahnhof Nachrichten-Ticke<br />

einfahren - dieser hindurchzukrabbeln. Vor dem Überqueren<br />

den Zug der Nord<strong>West</strong>Bahn stoppte. Nachdem der Gleise zog ihn eine Passantin in wortwörtlich<br />

der Zug anhielt, verlangte der Mann, dass er bis „letzter Sek<strong>und</strong>e“ zurück, denn nur Augenblicke<br />

hten-Ticker zum Bahnhof mitgenommen wird. Als Reaktion<br />

+++ später fuhr ein Nachrichte<br />

Regionalzug vorbei. Die<br />

auf die Verweigerung warf der Unbe kann einen herbeigerufene Polizei stellte beim Mann einen<br />

Schotterstein in Richtung Zug <strong>und</strong> flüchtete. AWA<br />

Alkoholpegel von mehr als 5 Promille fest.<br />

AWA<br />

6


ZUG DER ZEIT<br />

hten-Ticker +++<br />

Fotogesuch<br />

Im burgenländischen Göllersdorf war am 6. Juni<br />

ein ungarischer Ultraschallprüfzug unterwegs, der<br />

emsig im Bahnhof hin- <strong>und</strong> herfuhr <strong>und</strong> zahlreiche<br />

Fotomotive bot. Der Fotograf, eigentlich nur auf dem<br />

r +++ Nacrric+ Weg zur nächsten Mülldeponie, erregte auch die<br />

Aufmerksamkeit des ungarischen Bahnpersonals. Da<br />

n-Ticker +++ eine Nachrichten<br />

Abstellung des Zuges in der nächsten Zeit zu<br />

erwarten ist, bat ein MAV-Mitarbeiter auf<br />

Raim<strong>und</strong> Wyhnal<br />

unorthodoxe Weise um Fotos.<br />

RW<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014 7


AKTUELL<br />

Bei Wuppertal-Höntrup strandete diese S-Bahn, die prompt von Vandalen besprüht wurde, die aber von<br />

der B<strong>und</strong>espolizei dingfest gemacht werden konnten<br />

M. Henschel<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

Unwetter legt Bahnverkehr lahm<br />

Am Abend des 9. Juni 2014 fegten schwere Unwetter mit Sturmböen bis zu 150 km/h über Nordrhein-<br />

<strong>West</strong>falen hinweg. Der Bahnverkehr wurde komplett eingestellt. Zahlreiche Strecken waren wegen<br />

umgestürzter Bäume <strong>und</strong> zerstörter Oberleitungen nicht befahrbar.<br />

Erst wenige Tage nach dem<br />

schweren Unwetter wurde klar,<br />

dass die Schäden am Schienen -<br />

netz der Rhein-Ruhr-Region<br />

noch schlimmer als befürchtet<br />

ausgefallen sind. Ein geregelter<br />

Bahnverkehr war auch Mitte Juni<br />

noch nicht möglich. Große<br />

Bahnhöfe wie Düsseldorf <strong>und</strong><br />

Essen waren weitgehend vom<br />

Zugverkehr abgeschnitten. Obwohl<br />

tausende DB-Mitarbeiter<br />

an einer Normalisierung der<br />

Lage arbeiteten, war noch nicht<br />

absehbar, wann die Züge wieder<br />

fahrplanmäßig verkehren kön -<br />

nen. „Gegen diese Naturgewalten<br />

kann man sich leider<br />

nicht wappnen. Die Verwüs tun -<br />

gen in Teilen der Rhein-Ruhr-Region<br />

sind noch schlimmer als<br />

beim Orkan Kyrill“, sagte Reiner<br />

Latsch, Konzernbevollmächtigter<br />

der DB in Nordrhein-<strong>West</strong>falen.<br />

Am 1 3. Juni wurde eine erste<br />

Bilanz gezogen: 1 .500 Kilometer<br />

des Streckennetzes waren vom<br />

Unwetter betroffen, von denen<br />

r<strong>und</strong> 900 Kilometer relativ<br />

schnell frei geräumt werden<br />

konnten. Mehr als 1 .000 Bäume<br />

wurden von den Gleisen entfernt.<br />

Insgesamt 2.200 Kilomter<br />

Oberleitung waren beschädigt<br />

worden. Allein auf der Haupt-<br />

Die Anzeigetafel von Essen Hbf bot am 14. Juni in erster Linie<br />

Informationen zu den Busnotverkehren<br />

R. Wirtz<br />

8


DEUTSCHE BAHN<br />

DB | NEWS<br />

Dieses Signal im Essener Hauptbahnhof hielt dem Unwetter nicht<br />

stand <strong>und</strong> kippte um<br />

M. Henschel<br />

strecke Düsseldorf – Essen –<br />

Dortm<strong>und</strong> mussten r<strong>und</strong> 60<br />

Kilometer Oberleitung erneuert<br />

werden. Elf Regionalzüge waren<br />

auf weitgehend unzugänglichen<br />

Streckenabschnitten gestrandet.<br />

Über 200 Güterzüge konnten<br />

ihre Fahrt nicht fortsetzen, da<br />

auch Umfahrungsstrecken gesperrt<br />

wurden.<br />

Wie schwierig sich die Lage gestaltete,<br />

lässt sich daran ablesen,<br />

dass Streckenerk<strong>und</strong>ungen teilweise<br />

mit Hubschraubern der<br />

B<strong>und</strong>espolizei vorgenommen<br />

wurden, da mit dem Zug oder<br />

Auto kein Durchkommen war.<br />

Für die Bergungsarbeiten wurde<br />

schweres Räumgerät aus den ge-<br />

samten B<strong>und</strong>esgebiet eingesetzt.<br />

In der zweiten Junihälfte<br />

konnten die meisten Strecken<br />

geräumt, repariert <strong>und</strong> wieder in<br />

Betrieb genommen werden. Auf<br />

der besonders betroffenen S 6<br />

Köln – Düsseldorf – Essen<br />

konnten zunächst nur Teilstücke<br />

wieder in Betrieb genommen<br />

werden, der Abschnitt Essen –<br />

Düsseldorf-Rath war noch Anfang<br />

Juli gesperrt <strong>und</strong> wurde im<br />

Schienenersatzverkehr mit<br />

Bussen bedient.<br />

Wie die Zeitung „Die Welt“ berichtet,<br />

belaufen sich die Schä -<br />

den nach ersten Schätzungen<br />

des Managements auf eine Sum -<br />

me von 60 Millionen Euro. LM<br />

Umgeknickte Bäume, zerstörte Oberleitungen: der Haltepunkt Essen-<br />

Süd an der Strecke der S 6 (Essen – Köln) am 10. Juni<br />

R. Wirtz<br />

Abschied vom Nachtreiseverkehr<br />

Der Zug ist so gut wie abgefahren für<br />

die Nachtverbindungen der DB. Auto -<br />

reisezüge wird es höchstens noch<br />

drei Jahre lang geben, auch die<br />

Schlaf- <strong>und</strong> Liegewagenverbindungen<br />

stehen in den nächsten Jahren vor<br />

dem Aus. Nostalgiker laufen Sturm,<br />

die Bahn verteidigt ihre Firmenpolitik.<br />

Beides seien Nischenangebote, in die<br />

nicht mehr investiert werden könne.<br />

Nur noch 200.000 Reisende pro Jahr<br />

nutzen den Autozug. In der DB-Fahr -<br />

gastbilanz ist das eine Zahl im Pro -<br />

millebereich. Allein 360.000 Passagie -<br />

re werden täglich im Fernverkehr<br />

gezählt! Billigflieger <strong>und</strong> ICE haben die<br />

nächtlichen Züge an den Rand<br />

gedrängt. Nun prüft die Bahn auch ihr<br />

Rumpf angebot. Denn sie müsste in<br />

neue Wagen investieren, das aber<br />

wäre nicht vertretbar.<br />

LM<br />

Marode Brücken<br />

In Nordrhein-<strong>West</strong>falen sind fast<br />

2.000 Eisenbahnbrücken<br />

sanierungsbedürftig: 263 Brücken, die<br />

in die schlimmste Zustandskategorie<br />

IV eingestuft sind, gelten bereits als<br />

so marode, dass es sich nicht mehr<br />

lohnt, sie instandzusetzen. Sie<br />

müssten abgerissen <strong>und</strong> durch Neu -<br />

bauten ersetzt werden. Weitere 1.660<br />

Brücken der Kategorie III weisen zwar<br />

umfangreiche Schäden auf, können<br />

aber noch saniert werden. Damit<br />

seien insgesamt 1.923 Eisen -<br />

bahnbrücken in NRW „Mahn male<br />

einer verfallenden Verkehrs infra -<br />

struktur", sagte der stellver tretende<br />

Vorsitzende der Grünen-B<strong>und</strong>es tags -<br />

fraktion, Oliver Krischer, in Düsseldorf.<br />

Die Situation sei drama tisch:<br />

Betroffen sei fast jede zweite der<br />

4.369 Eisenbahnbrücken in NRW. LM<br />

Mehr W-LAN<br />

Bahnk<strong>und</strong>en sollen in mehr ICE-Zügen<br />

<strong>und</strong> Bahnhöfen drahtlose Internet-<br />

Zugänge bekommen. Ausgebaut<br />

werden sollen auch Angebote für<br />

mobile Reisenden-Informationen. Die<br />

genauen Pläne für einen Ausbau der<br />

Digitalisierung beim b<strong>und</strong>eseigenen<br />

Konzern wollen Bahnchef Rüdiger<br />

Grube <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esverkehrsminister<br />

Alexander Dobrindt in Kürze<br />

vorstellen. Die Bahn hat begonnen,<br />

größere Bahnhöfe mit drahtlosen<br />

Internet-Zugängen auszustatten. LM<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014 9


AKTUELL<br />

DB | NEWS<br />

Müngsten: Neue Verzögerungen<br />

Die Wiederinbetriebnahme von<br />

Deutschlands höchster Eisenbahn -<br />

brücke, der Müngstener Brücke<br />

zwischen Remscheid <strong>und</strong> Solingen,<br />

wird wegen Bauverzögerungen<br />

voraussichtlich erst zum kommenden<br />

Fahrplanwechsel am 13. Dezember<br />

2014 erfolgen. Nach bereits mehreren<br />

Terminverschiebungen wegen<br />

Ausweitung der Erneuerungsarbeiten<br />

an dem 116 Jahre alten Bauwerk war<br />

ge plant, dass die Brücke, die seit 1. Ap -<br />

ril des vergan genen Jahres für eine<br />

umfang reiche Sanierung gesperrt ist,<br />

am 28. Juni 2013 wiedereröffnet<br />

werden sollte. Die von Abellio<br />

betriebene S 7 (Solingen – Wuppertal)<br />

wird damit in dem Abschnitt<br />

Remscheid Hbf – Solingen-Mitte<br />

weiterhin im Schienenersatzverkehr<br />

gefahren.<br />

AWA<br />

DB-Netz erhält Notfallkranzüge<br />

Am 16. Mai wurde in Leipzig der erste<br />

von fünf bestellten Kranzügen für die<br />

Notfalltechnik an DB Netz übergeben.<br />

Diese bestehen jeweils aus einem<br />

Notfallkran, Kranschutzwagen,<br />

Gegenlastwagen, kombinierten Schlaf<strong>und</strong><br />

Sanitärwagen sowie kombinierten<br />

Aufenthalts-, Werkstatt- <strong>und</strong><br />

Energiewagen. Drei der neuen Krane<br />

verfügen über eine Tragkraft von je<br />

160 Tonnen, die beiden anderen von je<br />

<strong>100</strong> Tonnen. Die neuen Fahrzeuge<br />

sollen in den kommenden Jahren<br />

sukzessive die alten, seit den 1970er-<br />

Jahren im Dienst stehende Kranzüge<br />

ersetzen. Zum Einsatz kommen die<br />

Züge bei größeren Ereignissen mit<br />

Auswirkungen auf die Infrastruktur.<br />

Gefertigt werden die neuen Kranzüge in<br />

Kooperation mit den Firmen Kirow,<br />

Tatravagonka <strong>und</strong> Gföllner. AWA<br />

Anzeige<br />

Ihre Prämie<br />

Beim „Tag der offenen Tür“ waren im AW Bremen unter anderem die<br />

221 122 der EfW sowie die 218 399 der DB zu sehen J. Hörstel<br />

AUSBESSERUNGSWERK BREMEN<br />

„Tag der offenen Tür“<br />

Anlässlich des 1 00. Geburtstages des im Stadtteil Sebaldsbrück<br />

gelegenen Ausbesserungswerkes lud die DB am 1 4. Juni zu einem<br />

Tag der offenen Tür ein. Ausgestellt war unter anderem die 221 1 22<br />

<strong>und</strong> V 65 001 , für Dampf sorgte die 78 468 <strong>und</strong> für Führerstandsmitfahrten<br />

stand die 21 8 339 zur Verfügung.<br />

JH<br />

AUSSERFERNBAHN<br />

Wendezüge statt Triebwagen<br />

Auf der Außerfernbahn kommen planmäßig nur noch Triebwagen<br />

der Reihe 2442 bzw. teilweise noch die Baureihe 425/426 zum<br />

Einsatz. Es kommt aber immer wieder vor, dass bei DB Regio<br />

Triebwa gen mangel herrscht, wodurch fallweise auch lokbespannte<br />

Wende züge auf dieser landschaftlich sehr reizvollen Strecke<br />

unterwegs sind. So im Juni 201 4, als zeit weise sogar zwei<br />

Wendezug-Garnituren mit der Baureihe 111 zwi schen Garmisch-<br />

Partenkirchen <strong>und</strong> Reutte in Tirol fuhren.<br />

ML<br />

Die 111 031 am 8. Juni 2014 mit dem R 5528 vor der mächtigen<br />

Kulisse der Zugspitze nächst Lermoos<br />

M. Leitner<br />

10<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

www.lokmagazin.de/abo


DEUTSCHE BAHN<br />

Lesen<br />

Sie noch oder<br />

sammeln<br />

Sie schon<br />

In <strong>Ost</strong>rach wurde zum bodo-Geburtstag die Umsetzmöglichkeit für<br />

die Sonderfahrten mit der 212 084 reaktiviert<br />

F. Löffelholz<br />

BODO<br />

Umfangreiche Geburtstagsfeier<br />

Der Bodensee-Oberschwaben-Verkehrsverb<strong>und</strong> (bodo) hat am<br />

1 1 . Mai sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Zum Festprogramm<br />

gehörte eine Reihe von Sonderzügen. Zwei Dampfzüge pendelten<br />

auf der Südbahn zwischen Friedrichshafen <strong>und</strong> Aulendorf,<br />

bestehend aus der 64 41 9 des Vereins „DBK Historische Bahn“ mit<br />

Silberlingen <strong>und</strong> Umbauwagen beziehungsweise der 75 1118 der<br />

Ulmer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e mit Donnerbüchsen.<br />

Die Radexpress-Züge nach Bad Wurzach übernahm die als „Roter<br />

Flitzer“ bekannte Schienenbusgarnitur (ex ÖBB-5081 ) des Förder -<br />

vereins Schienenbus aus Kornwestheim. Zwischen Aulendorf <strong>und</strong><br />

<strong>Ost</strong>rach pendelte die 21 2 084 (Dauerleihgabe des DB Museums an<br />

DBK) mit einer B<strong>und</strong>esbahn-Eilzuggarnitur inklusive Bahnpostwagen.<br />

Eigens für diese Fahrten reaktivierte der Infrastrukturbetreiber<br />

namens „Regionale öffentliche Bahn der Stadt<br />

Pfullendorf“ die Umsetzmöglichkeit in <strong>Ost</strong>rach.<br />

Die stilllegungsbedrohte Nebenbahn Niederbiegen – Baienfurt<br />

konnte man mit einem DB-650 bereisen. Von bisherigen Aktions -<br />

tagen bereits bekannt, waren auch beim Jubiläumsfest wieder zwei<br />

„Ringzüge“ unterwegs, die aus jeweils einer 21 8 <strong>und</strong> Doppelstockbeziehungsweise<br />

n-Wagen bestanden <strong>und</strong> einen R<strong>und</strong>kurs Fried -<br />

richshafen – Aulendorf – Kisslegg – Lindau – Friedrichshafen<br />

<strong>und</strong>in Gegenrichtung befuhren. Zusätzlich wurden auch<br />

Pendelfahrten zwischen Lindau <strong>und</strong> Aichstetten mit 628 ange -<br />

boten. Das öffentliche Interesse war enorm. R<strong>und</strong> 8.000 Fahrgäste<br />

nutzten das Angebot der Sonderlinien <strong>und</strong> historischen Züge. FL<br />

Die DB will sich in absehbarer Zeit vom Nachtzug-Reiseverkehr trennen.<br />

Finden Sie das richtig<br />

Ja, Nachtzüge mit Schlaf- <strong>und</strong> Liegewagen passen nicht mehr in unsere Zeit<br />

Nein, modernes Rollmaterial könnte diese Züge wieder attraktiv machen<br />

Dieses Thema interessiert mich nicht, ich nutze die Züge nie<br />

<strong>LOK</strong>-MAGAZIN INTERNET-UMFRAGE<br />

Abstimmen <strong>und</strong> Ergebnisse unter: www.eisenbahnwelt.de<br />

Umfrage aus LM 7: Wir fragten nach Ihrer Meinung zum Transport von Autos auf<br />

Lastwagen bei DB Autozug. 82,7 % unserer Leser meinen, dieses Konzept habe<br />

nur Nachteile <strong>und</strong> werde sich nicht durchsetzen. 6,8 % halten den Transport für<br />

eine gute Idee <strong>und</strong> 10,3% haben keine Meinung zum Thema.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Diese hochwer tigen Acryl-<br />

Sammel kassetten helfen Ihnen,<br />

Ihre <strong>LOK</strong> MAGAZIN-Ausgaben<br />

zu ordnen. In jede Kassette<br />

passt ein kompletter Jahrgang.<br />

1 Acryl-Kassette<br />

€ 18,95<br />

Best.-Nr. 75004<br />

15% gespart bei 5 Acryl-Kassetten<br />

€ 79,95<br />

Best.-Nr. 75005<br />

Jetzt bestellen unter:<br />

www.lokmagazin.de oder<br />

11<br />

Telefon 0180-532 16 17<br />

(14 Cent/Minute von 8-18 Uhr)


AKTUELL<br />

DB | NEWS<br />

Berlin – Prag: Modernisierte Wagen<br />

Ab Fahrplanwechsel im Dezember 2015<br />

werden zwischen Prag <strong>und</strong> Berlin<br />

modernisierte Wagen der tschechi -<br />

schen Bahn CD zum Einsatz kommen.<br />

DB <strong>und</strong> CD vereinbarten eine Fortset -<br />

zung der Zusammenarbeit auf der<br />

grenzüberschreitenden EuroCity-<br />

Verbindung. Dabei werden täglich<br />

sechs Zugpaare zwischen der<br />

tschechischen <strong>und</strong> der deutschen<br />

Hauptstadt im Zweist<strong>und</strong>entakt<br />

angeboten, wovon drei nach Hamburg<br />

durchgeb<strong>und</strong>en werden. Fünf Zugpaare<br />

werden aus den modernisierten CD-<br />

Wagen gebildet werden. Ein sechstes<br />

verkehrt wie bisher mit Wagen der<br />

Ungarischen Staatsbahn MAV auf der<br />

Strecke zwischen Budapest, Prag,<br />

Berlin <strong>und</strong> Hamburg. Alle Züge werden<br />

weiterhin einen Speisewagen mit -<br />

führen. In Prag besteht Anschluss an<br />

den Railjet von <strong>und</strong> nach Wien. Das<br />

Modernisierungsprogramm umfasst<br />

93 Wagen, die vor allem im Innenraum<br />

eine Auffrischung erhalten. Bespannt<br />

werden sollen die Züge von modernen<br />

Skoda-Mehrsystemlokomotiven, die bei<br />

der ČD unter der Bezeichnung 380<br />

laufen. Ursprünglich wollte die DB mit<br />

dem privaten tschechischen EVU<br />

RegioJet kooperieren, das dafür 73 EC-<br />

Wagen beim rumänischen Schienen -<br />

fahrzeughersteller Astra Vagoane<br />

Calatori bestellt hatte, aber in<br />

erhebliche finanziel le Schieflage<br />

geraten war.<br />

AWA<br />

Umleiter: 225 117 <strong>und</strong> 809 hatten am 31. Mai den Containerzug<br />

Wolfurt – Maschen bei Oberreitnau (b. Lindau) am Haken M. Dillinger<br />

DB NETZ<br />

Umleitungsverkehr durchs Allgäu<br />

Umfangreiche Weichenerneuerungen am Nordkopf des Bahnhofs<br />

Biberach(Riss) erforderten Ende Mai <strong>und</strong> Anfang Juni an zwei<br />

Wochenenden die Umleitung der Südbahn-Containerzüge zwischen<br />

Ulm <strong>und</strong> Lindau über das Allgäu.<br />

MD<br />

DB REGIO<br />

Warnow-Netz jetzt mit 442<br />

Seit Mitte Juni ist das durch DB Regio Nordost gewonnene<br />

„Warnow-Netz“ vollständig in der Hand der Talent-2-Triebwagen der<br />

Baureihe 442. Die Baureihe 1 43 mit den Dosto-Wendezügen gehört<br />

somit hier der Geschichte an. Zum offiziellen Start wurde auch ein<br />

Zug präsentiert, der Motive eines Schulmalwettbewerbes zeigt. Das<br />

Warnow-Netz besteht aus den drei S-Bahn-Strecken Warnemünde –<br />

Rostock Hbf, Warnemünde – Rostock Hbf – Schwaan – Güstrow <strong>und</strong><br />

Warnemünde – Rostock Hbf – Laage – Güstrow.<br />

LM<br />

Ein fünfteiliger Talent 2 mit dem von Schülern bemalten 442 854 fährt von Güstrow kommend in den<br />

Endbahnhof Warnemünde am <strong>Ost</strong>seestrand ein<br />

V. Emersleben<br />

12


DEUTSCHE BAHN<br />

BAUREIHEN | TICKER<br />

Loks der Baureihe 146.2 <strong>und</strong> neue IC-Doppelstockwagen<br />

am 2. Juni im Bombardier-Werk Hennigsdorf B. Schulz<br />

DB FERNVERKEHR<br />

Dosto-IC nimmt Formen an<br />

Nachdem die ersten 1 46.2 in IC-Lackierung schon seit<br />

geraumer Zeit fertig gestellt wurden, rollen jetzt die<br />

ersten Doppelstock-Steuerwagen an. Insgesamt hat die<br />

DB 1 35 Dostos für den IC-Einsatz bei Bombardier<br />

bestellt. Zusammen mit einer 1 46.2 sollen Züge aus<br />

vier Dosto-Mittel- <strong>und</strong> einem -Steuerwagen gebildet<br />

werden. Mit einem planmäßigen Einsatz ist nicht vor<br />

Mitte 201 5 zu rechnen.<br />

BS/LM<br />

NBS LEIPZIG – ERFURT<br />

Testfahrten ab September<br />

Auf der Neubaustrecke Leipzig – Erfurt soll im Septem -<br />

ber 201 4 der Testbetrieb starten. Dies wurde nach<br />

einem Spitzentreffen zwischen dem DB-Vorstand <strong>und</strong><br />

der Landespolitik bekannt. Die ersten Fahrten werden<br />

ohne, spätere dann mit Fahrgästen durchgeführt. Die<br />

Eröffnung ist für Dezember 201 5 geplant. LM<br />

Baureihe 225<br />

Die Reaktivierung von 225 805 verzögert sich weiter.<br />

Gr<strong>und</strong> sind abgelaufene Drehgestellfristen, die eine<br />

zeitintensive Aufarbeitung in Bremen nach sich<br />

ziehen. Als Ausgleich schickte man am 18. Juni die<br />

Osnabrücker 225 021 nach Ulm. Nach erfolgter Auf -<br />

arbeitung der Vorserien-Drehgestelle soll 225 805<br />

(ex 218 005) dafür nach Osnabrück gehen. Im Be -<br />

stand von DB Schenker Rail Deutschland sind derzeit<br />

225 802 <strong>und</strong> 803 in Saarbrücken, 225 027 <strong>und</strong> 073 in<br />

Osnabrück sowie 225 021, 117 <strong>und</strong> 809 in Ulm. MD<br />

Baureihe 245<br />

Die DB hat bei Bombardier sieben Diesellokomotiven<br />

des Typs TRAXX DE ME bestellt. Die Loks werden auf<br />

der r<strong>und</strong> 40 Kilometer langen Strecke zwischen<br />

Niebüll <strong>und</strong> <strong>West</strong>erland eingesetzt, um dort die<br />

Autozüge des Sylt-Shuttles in Einzeltraktion vom<br />

Festland über den Hindenburgdamm nach Sylt <strong>und</strong><br />

zurück zu ziehen. Die ersten beiden Loks werden<br />

Ende 2015 zum Einsatz kommen. Ab Mitte 2016<br />

sollen die neuen Maschinen die alten Loks der<br />

Baureihe 218, die derzeit in Doppeltraktion die Sylt-<br />

Shuttle bespannen, vollständig ablösen. Der Auftrag<br />

im Wert von 27 Millionen Euro ist ein Abruf aus<br />

einem 2011 unterzeichneten Rahmenvertrag mit der<br />

DB über bis zu 200 Mehrmotoren-Dieselloks. Fast<br />

zeitgleich wurde das Ende 2013 gestartete<br />

Vergabeverfahren zur Beschaffung von neuen Loks<br />

für den Sylt-Shuttle eingestellt.<br />

AWA<br />

Baureihe 420<br />

Seit dem 16. Juni 2014 werden die ersten beiden<br />

Triebzüge in NRW von Düsseldorf auf der S6<br />

eingesetzt. Aufgr<strong>und</strong> der Sturmschäden derzeit aber<br />

nur auf einem frühmorgendlichen Kurzpendel. AW<br />

BAUREIHEN-NEWS<br />

Baureihe 245<br />

Das Werk Kempten setzt seine beiden Dieselloks 245 002 <strong>und</strong><br />

006 bereits planmäßig in Sandwich-Manier ein. Bespannt<br />

werden die Züge 57433 Kempten – München, 57436<br />

München – Marktoberdorf Schule, 57439 Marktoberdorf –<br />

Augsburg <strong>und</strong> 57564 Augsburg – Buchloe (Aufnahme bei<br />

Inningen, S. Eisenhut). Anschließend kehren die Loks als<br />

Leerfahrt nach Kempten zurück.<br />

SE<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

Baureihe 796/798<br />

Immer wieder kehren Uerdinger Schienenbusse in den Plan -<br />

dienst zurück: Anlässlich des Abschieds von den Schienen -<br />

bussen im Hönnetal vor 30 Jahren kehrten am 1. Juni noch<br />

einmal je eine zwei- (798 790+998 800) <strong>und</strong> eine vierteilige<br />

Garnitur (796 690+996 299+996 306+796 802) ins Sauerland<br />

zurück, um die Planzüge zwischen Fröndenberg <strong>und</strong> Neuen -<br />

rade zu fahren. Axel Witzke fotografierte bei Klusenstein.<br />

13


AKTUELL<br />

INDUSTRIE | NEWS<br />

Auf dem Gelände des ehemaligen RAW an der Warschauer Straße hat<br />

sich Talgo Deutschland angesiedelt<br />

M. Cantzler<br />

TALGO<br />

Berlin-Stützpunkt ausgebaut<br />

Die Talgo Deutschland GmbH fuḧrt im Bereich des alten<br />

Reichsbahnausbesserungswerkes im Bereich der Haltestelle<br />

Warschauer Straße Wartungsarbeiten an Eisenbahnwagen durch.<br />

Um dem Bedarf an Servicearbeiten für Nachtreisezüge im Talgo<br />

Werk gerecht werden zu können, wurde eine neue Werkhalle<br />

gebaut. In dieser sin eine Unterflur-Radsatz-Drehmaschine (UFD)<br />

<strong>und</strong> eine Arbeitsgrube (ARG) untergebracht. Eine problemlose<br />

Nachrüstung einer Radsatzwechseleinrichtung (RSW) in der Grube<br />

soll möglich sein. Die neue Halle hat eine Länge von 36 Metern <strong>und</strong><br />

eine Breite von 1 3 Metern. Insgesamt verfügt Talgo an der War -<br />

schauer Straße über drei Gleise mit 500 Metern Nutzlänge. MC<br />

SIEMENS<br />

20 Vectron für MRCE<br />

Das Lokomotiv-Leasingunternehmen Mitsui Rail Capital Europe<br />

B.V. (MRCE) hat 20 weitere Vectron-AC-Loks bei Siemens bestellt.<br />

Sie werden auch für den Einsatz im schnellen Personenverkehr<br />

ausgerüstet. Die erste Lok aus dem Lokomotivenwerk in München-<br />

Allach wurde bereits an MRCE übergeben. Mit dieser neuen<br />

Bestellung vergrößert MRCE seine Flotte auf insgesamt 35 Vectron-<br />

Loks. Masayoshi Hosoya, Geschäftsführer von MRCE, sagte: „Wir<br />

freuen uns, dass wir wieder einen Vertrag mit Siemens über den<br />

Kauf von Vectron-Lokomotiven abschließen konnten. Da die bisher<br />

gelieferten Lokomotiven unsere Erwartungen erfüllen, haben wir<br />

uns entschieden, erneut Vectron zu kaufen.”<br />

Die bestellten Loks sind für den grenzüberschreitenden Verkehr<br />

zwischen Deutschland <strong>und</strong> Österreich bzw. zwischen Deutschland,<br />

Österreich <strong>und</strong> Ungarn vorgesehen. Zusätzlich zu den nationalen<br />

Zugsicherungssystemen werden alle Lokomotiven mit dem<br />

europäischen Zugsicherungssystem ETCS ausgestattet. Die Loks<br />

verfügen über eine maximale Leistung von 6.400 kW <strong>und</strong> eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Bei MRCE tragen die neuen<br />

Loks die Baureihenbezeichnung 1 93.<br />

LM<br />

Siemens: ETCS für Ungarn<br />

Siemens hat aus Ungarn drei Aufträge<br />

zur Lieferung von Signal- <strong>und</strong><br />

Leittechnik erhalten. Das Unternehmen<br />

rüstet zwei Teilabschnitte auf der<br />

Bahnstrecke zwischen dem Budapester<br />

Vorort Ferencváros <strong>und</strong> der östlich<br />

gelegenen Kleinstadt Gyoma mit dem<br />

europäischen Zugsicherungssystem<br />

ETCS (European Train Control System)<br />

Level 2 aus. Der dritte Abschnitt, der<br />

mit demselben System ausgerüstet<br />

wird, verläuft westlich von Ferencváros<br />

nach Székesfehérvár. Siemens hat den<br />

Zuschlag für den entsprechenden<br />

Auftrag im Rahmen einer öffentlichen<br />

Ausschreibung durch Ungarns staat -<br />

liche Gesellschaft für Infrastruk tur -<br />

entwicklung erhalten. Das Auftrags -<br />

volumen beträgt r<strong>und</strong> 60 Millionen<br />

Euro. Die Inbetriebnahme aller drei<br />

Teilabschnitte ist für Ende 2015<br />

geplant.<br />

LM<br />

Stadler: GTW für Kalifornien<br />

Für r<strong>und</strong> 58. Mio. US-Dollar wird Stadler<br />

Rail acht GTW 2/6 an den San Francisco<br />

Bay Area Rapid Transit District (BART)<br />

liefern. Die Dieseltriebzüge wurden im<br />

Rahmen des BART-Ausbauprojekts East<br />

Contra Costa bestellt, das eine 15 km<br />

lange Strecke entlang der State Route 4<br />

zwischen dem schon bestehenden<br />

Bahnhof Pittsburg/Bay Point <strong>und</strong> der<br />

Stadt Antioch vorsieht. Die Triebzüge<br />

(Aufnahme: Stadler) basieren auf den<br />

GTW, die Stadler in den letzten Jahren<br />

nach Texas geliefert hat.<br />

FF<br />

Voith Schienen-Service<br />

Seit Jahrzehnten bietet Voith seinen<br />

K<strong>und</strong>en an, Radsatzgetriebe zu<br />

überholen <strong>und</strong> damit einen sicheren<br />

Einsatz der Schienenfahrzeuge zu<br />

gewährleisten. Eine besonders komfor -<br />

table Lösung für den Betreiber ist das<br />

Getriebetauschmodell. Bei einer ge -<br />

planten Revision oder einer ungeplan -<br />

ten Reparatur können sich Schienen -<br />

betreiber generalüberholte Getriebe<br />

von Voith im voraus anliefern lassen<br />

<strong>und</strong> direkt einbauen. Dieser Service<br />

wird nun auch auf Scharfenberg-Kupp -<br />

lungen erweitert. Als erster K<strong>und</strong>e<br />

beginnt die Südthüringen-Bahn in<br />

diesem Jahr die Revision der Scharfen -<br />

berg-Kupplungen ihrer 32 RS1 mit dem<br />

Tauschkupplungsmodell.<br />

LM<br />

14


Zugkraft!<br />

NEU!<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Einst waren sie für viele Inselorte lebenswichtig, transportierten<br />

elementare Güter: die Inselbahnen der Nordsee.<br />

Heute befördern sie in erster Linie Touristen, erschließen die<br />

teils autofreien Eilande. Ihre Strecken verlaufen durch eine<br />

reizvolle Landschaft, manchmal sogar mitten durchs Meer.<br />

Fotograf <strong>und</strong> Autor Malte Werning stellt Ihnen die einzelnen<br />

Bahnen vor, erzählt ihre Geschichte. Farbfotos <strong>und</strong> historische<br />

Aufnahmen ergänzen den Band.<br />

168 Seiten · ca. 200 Abb.<br />

22,7 x 27,4 cm<br />

€ [A] 30,90<br />

sFr. 39,90 € 29,90<br />

ISBN 978-3-95613-011-3<br />

Für viele Deutsche bedeuteten<br />

der Mauerfall <strong>und</strong> die<br />

nachfolgenden Ereignisse<br />

eine gr<strong>und</strong>legende Veränderung,<br />

so auch für die deutschen<br />

Eisenbahnen.<br />

144 Seiten · ca. 180 Abb.<br />

21,5 x 28,5 cm<br />

€ [A] 17,50<br />

sFr. 23,90 € 16,99<br />

ISBN 978-3-95613-007-6<br />

<strong>Ost</strong>kreuz ist ein Ort, der täglich<br />

<strong>100</strong>.000 Berliner in Büros<br />

<strong>und</strong> Fabriken, wieder nach<br />

Hause <strong>und</strong> ins Grüne bringt.<br />

Und das bereits seit Generationen.<br />

144 Seiten · ca. 180 Abb.<br />

19,3 x 26,1 cm<br />

€ [A] 23,70<br />

sFr. 32,90 € 22,99<br />

ISBN 978-3-95613-001-4<br />

Mit Zahnradbahn, Dampflokomotive<br />

<strong>und</strong> Hochgeschwindigkeitszug<br />

durch das Land<br />

der Eidgenossen, zwischen<br />

Genfer See <strong>und</strong> St. Gallen.<br />

192 Seiten · ca. 180 Abb.<br />

12 x 18,5 cm<br />

€ [A] 17,50<br />

sFr. 23,90 € 16,99<br />

ISBN 978-3-95613-014-4<br />

Auch als eBook erhältlich<br />

Nicht nur für Fans der DDR-Eisenbahn:<br />

Die Loks des Typs<br />

233 mit ihren Varianten sind<br />

heute deutschlandweit <strong>und</strong><br />

grenzüberschreitend im Einsatz.<br />

160 Seiten · ca. 180 Abb.<br />

19,3 x 26,1 cm<br />

€ [A] 30,90<br />

sFr. 39,90 € 29,99<br />

ISBN 978-3-95613-004-5<br />

Faszination Technik<br />

www.geramond.de<br />

oder gleich bestellen unter<br />

Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


AKTUELL<br />

Vor 30 Jahren zog 99 6001 den ersten Personenzug über die wieder aufgebaute Verbindung zwischen Harzquer-<br />

<strong>und</strong> Selketalbahn, am 3. Juni 2014 hatte sie den Jubiläumszug am Haken<br />

HSB<br />

HARZER SCHMALSPURBAHNEN<br />

Seit 30 Jahren wieder ein Netz<br />

Mit dieser Wiederaufnahme des Personenverkehrs am 3. Juni 1984 war das Schmalspurnetz im Harz<br />

seit dem reparationsbedingten Abbau der Selketalbahn nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

erstmalig wieder durchgängig befahrbar.<br />

Am 3. Juni 1 984 fuhren vor nunmehr<br />

30 Jahren die ersten regelmäßigen<br />

Reisezüge auf dem reaktivierten<br />

Streckenabschnitt der<br />

Selketalbahn zwischen Straß -<br />

berg (Harz) <strong>und</strong> Stiege. Dieses<br />

so wichtige Datum in der wechselvollen<br />

Geschichte der Bahn<br />

würdigten die Harzer Schmal -<br />

spurbahnen (HSB) am 3. Juni<br />

201 4 mit einer Sonderfahrt.<br />

Sonderzug am 3. Juni 2014<br />

Über 1 00 Teilnehmer <strong>und</strong> zahlreiche<br />

Ehrengäste wie Landräte<br />

<strong>und</strong> Bürgermeister ließen sich<br />

in die 1 980er-Jahre zurückversetzen<br />

<strong>und</strong> erinnerten gemeinsam<br />

mit Zeitzeugen an den Wiederaufbau<br />

der Strecke. Die<br />

meterspurigen Bahnen im Harz<br />

16<br />

blicken auf eine wechselvolle Geschichte<br />

zurück. Das Schicksal<br />

der Selketalbahn, die 1 887 als deren<br />

erste im Harz eröffnet wurde<br />

<strong>und</strong> seitdem durch das gleichnamige<br />

Tal dampft, schien mit dem<br />

reparationsbedingten Abbau der<br />

Gleisanlagen nach dem Ende des<br />

zweiten Weltkrieges bereits besiegelt.<br />

Zwar wurden die Gleise<br />

bis 1 950 wieder aufgebaut, der<br />

r<strong>und</strong> 1 3,5 km lange Abschnitt<br />

zwischen Straßberg (Harz) <strong>und</strong><br />

Stiege blieb jedoch ohne Schienen.<br />

Inselbetrieb im Selketal<br />

Die Selketalbahn war fortan für<br />

r<strong>und</strong> vier Jahrzehnte nicht mehr<br />

direkt mit der Harzquer- <strong>und</strong><br />

Brockenbahn verb<strong>und</strong>en.<br />

Ein erstes Vermesser-Team sichtete<br />

bereits 1 976 den brach liegenden<br />

Bahndamm zwischen<br />

Straßberg (Harz) <strong>und</strong> Stiege.<br />

1 980 begannen die ersten Rodungsarbeiten,<br />

drei Jahre später<br />

erfolgten dann der Bau des neuen<br />

Gleisplanums sowie die Verlegung<br />

der neuen Gleise. Am 30.<br />

November 1 983 war es dann soweit:<br />

Der offizielle Eröffnungszug<br />

befuhr die wieder hergestellte<br />

Strecke, das Netz war wieder<br />

komplett. Der Güterverkehr wurde<br />

am 1 2. Februar 1 984 aufgenommen,<br />

der regelmäßige Personenverkehr<br />

folgte am 3. Ju ni<br />

1 984 mit der Fahrt des Personenzuges<br />

P 1 4461 von Gernrode<br />

über Stiege nach Hasselfelde mit<br />

der Zuglok 99 6001 . LM


PRIVATBAHNEN<br />

PRIVATBAHNEN | NEWS<br />

Am 26. Mai stand im Berliner Stadler-Werk dieser neue FLIRT der<br />

BeNEX, der ab Dezember in Schleswig-Holstein fahren wird B. Schulz<br />

BENEX<br />

FLIRT für Schleswig-Holstein<br />

Die BeNEX GmbH hat für den Betrieb auf einem Teilnetz im Netz<br />

Mitte in Schleswig-Holstein 7 fünfteilige <strong>und</strong> 8 sechsteilige<br />

Niederflurtriebzüge Typ FLIRT bestellt. Die elektrischen Fahrzeuge<br />

werden ab Dezember 201 4 auf den Strecken Hamburg – Elmshorn<br />

– Itzehoe <strong>und</strong> Hamburg – Elmshorn – Wrist (– Kellinghusen) von<br />

der NBE nordbahn Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG in Betrieb<br />

genommen.<br />

CPH<br />

STAUDENBAHN<br />

Sommerliche Ausflugszüge<br />

Auch in diesem Jahr finden wieder regelmäßige Ausflugsfahrten<br />

zwischen Augsburg <strong>und</strong> Langenneufrach über die landschaftlich<br />

reizvolle Staudenbahn statt. Noch bis Ende Juni fahren die Züge im<br />

Zwei-St<strong>und</strong>en-Takt, eingesetzt wird die NE81 -Garnitur VT02+VS30<br />

der Regentalbahn. An ausgewählten Tagen verkehren auch<br />

Ausflugszüge bis nach Markt Wald, Informationen zu Fahrtagen<br />

<strong>und</strong> -zeiten unter: www.staudenbahn.de<br />

SE<br />

Bei Wollmetshofen ist die NE81-Garnitur der Regentalbahn am 21. Ju -<br />

ni auf der Staudenbahn in Richtung Augsburg unterwegs S. Eisenhut<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

EGP: Sommerfahrplan<br />

Die Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />

mbH (kurz EGP) führte am 31. Mai<br />

2014 wieder einen Sommerfahrplan<br />

ein, der zusätzliche Fahrten von<br />

Meyenburg über Plau am See, Karow<br />

(Meckl) nach Krakow am See<br />

anbietet. „Die große Nachfrage der<br />

Verlängerung unserer Strecke RB 74<br />

von Pritzwalk nach Meyenburg weiter<br />

hoch in Richtung Mecklenburg-<br />

Vorpommern im vergangenen Jahr<br />

hat uns darin bestärkt, diese auch<br />

2014 wieder unseren Fahrgästen<br />

anzubieten“, informiert Karsten<br />

Attula, Leiter Schienenpersonennahverkehr<br />

bei der EGP. „Wir werden wie<br />

in 2013 auch dieses Jahr wieder<br />

sechs zusätzliche Fahrten pro Tag<br />

anbieten“ so Attula weiter.<br />

Die zusätzlichen Fahrten von<br />

Meyenburg über Wendisch Priborn,<br />

Ganzlin, Silbermühle, Plau am See,<br />

Plau-Quetzin, Karow (Meckl) bis nach<br />

Krakow am See verkehren immer<br />

samstags bis zum 28. September<br />

2014. Gefahren wird zwei Mal täglich<br />

von Meyenburg nach Krakow am See<br />

<strong>und</strong> zurück sowie einmal täglich von<br />

Meyenburg nach Silbermühle <strong>und</strong><br />

zurück.<br />

LM<br />

Veolia übernimmt<br />

Goslar – Halle<br />

Zwischen Halle <strong>und</strong> Goslar werden ab<br />

Dezember 2015 Züge der Veolia<br />

Verkehr Sachsen-Anhalt, die die<br />

entsprechende Ausschreibung<br />

gewann, verkehren. Die Nahverkehrs -<br />

gesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa)<br />

hat dem Unternehmen dafür am<br />

19. Mai den Zuschlag erteilt.<br />

Derzeitiger Betreiber ist DB Regio, die<br />

hier Neigetechnik-Triebzüge der<br />

Baureihe 612 einsetzt. Damit endet<br />

zugleich die Zeit der Neigetechnikzüge<br />

in Sachsen-Anhalt. Die Fahrzeiten<br />

verlängern sich dadurch im<br />

Gegensatz zu heute um zehn<br />

Minuten. Eingesetzt werden sollen<br />

umgebaute moderne Fahrzeuge vom<br />

Typ LINT 41 des Herstellers Alstom.<br />

Der Auftrag sieht eine Laufzeit von<br />

Dezember 2015 bis Dezember 2017<br />

vor, wobei dieser voraussichtlich um<br />

ein weiteres Jahr verlängert wird. Das<br />

Leistungsvolumen umfasst etwa eine<br />

Million Zugkilometer. Ab Dezember<br />

2018 gehört die Linie zum neuen<br />

„Dieselnetz Sachsen-Anhalt“, das<br />

noch in diesem Jahr europaweit<br />

ausgeschrieben werden soll. AWA<br />

17


AKTUELL<br />

PRIVATBAHNEN | TICKER<br />

EGP bietet Touristenkarte an<br />

Die Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />

(EGP) orientiert sich an K<strong>und</strong>en -<br />

nachfragen <strong>und</strong> führt diesen Sommer<br />

zum ersten Mal eine Touristenkarte auf<br />

der R6 Neustrelitz – Mirow ein.<br />

Eingeführt werden die Touristenkarte<br />

als auch die Touristenkarte plus. Die<br />

Tourismuskarte gilt vom 14. Juni bis 14.<br />

September 2014 für einen Tag auf der<br />

gesamten Strecke. Ausgegeben wird<br />

diese für Erwachsene (8,00 €), Kinder<br />

zwischen 6 <strong>und</strong> 14 Jahren (6,00 €) <strong>und</strong><br />

an Familien (2 Erwachsene <strong>und</strong> beliebig<br />

viele Kinder; 22,00 €). Die drei bis vier<br />

Euro teurere Tourismuskarte plus<br />

berechtigt neben der Fahrt von<br />

Personen auch zur Mitnahme eines<br />

Fahrrades je Reisenden <strong>und</strong>/oder der<br />

Mitnahme je eines H<strong>und</strong>es. Infos:<br />

www.eg.potsdam.de/nahverkehr LM<br />

Abellio baut neuen Stützpunkt<br />

In Sangerhausen fand am 2. Juni 2014<br />

der Spatenstich für die Betriebs werk -<br />

statt von Abellio statt. Dort werden ab<br />

De zember 2014 die 35 fabrikneuen<br />

Talent 2-Triebzüge, die ab diesem<br />

Zeitpunkt im Netz „Saale-Thüringen-<br />

Südharz“ unterwegs sein werden,<br />

gewartet. Auf 50.000 Quadratmeter<br />

entstehen eine 120 Meter lange zwei -<br />

gleisige Werk statthalle, Außenreini -<br />

gungsanlage <strong>und</strong> Abstellflächen für die<br />

neuen Züge. Die Fertigstellung ist für<br />

Sommer 2015 geplant.<br />

AWA<br />

Mukran: Baltic Port Service übernimmt<br />

Anfang Juni hat die Baltic Port Services<br />

GmbH, ein Unternehmen der Fährhafen<br />

Sassnitz GmbH <strong>und</strong> der Deutschen<br />

Eisenbahn Service AG (DESAG), Werk -<br />

statt leistungen im Hafen Sassnitz-<br />

Mukran übernommen. Damit wird der<br />

Standort auf Rügen zum westlichsten<br />

Reparaturstützpunkt der trans -<br />

sibirischen Eisenbahn. „Die Baltic Port<br />

Services GmbH führt ab 1. Juni 2014 in<br />

Sassnitz-Mukran die Wartung <strong>und</strong><br />

Reparatur von Waggons <strong>und</strong> Lokomo -<br />

tiven durch <strong>und</strong> übernimmt in der<br />

Werkstatt auch die Umachsung von<br />

Breitspur auf Normalspur für Wagen,<br />

die mit der Fähre aus Russland<br />

kommen,“ teilt der Geschäftsführer der<br />

Baltic Port Services GmbH, Ulrich<br />

Rudler, mit. Nach seinen Worten<br />

werden die Räumlichkeiten zunächst<br />

gepachtet, ein Kauf der Werkstatt ist<br />

zum 1. Januar 2015 geplant. Der Vertrag<br />

zur Übernahme der Werkstatt wurde<br />

am 26. Mai 2014 auf Rügen unterzeich -<br />

net. Die Fährhafen Sassnitz GmbH hält<br />

an der Baltic Port Services GmbH 25,1%<br />

der Anteile, die Deutsche Eisenbahn<br />

Service AG 74,9%.<br />

LM<br />

Das Unwetter machte diese Aufnahme möglich: Ein HKX in Wuppertal,<br />

links die Schwebebahn<br />

M. Henschel<br />

NORDWESTBAHN<br />

Einschränkungen durch Unwetter<br />

Nicht nur die DB, auch in Nordrhein-<strong>West</strong>falen tätige NE-Bahnen<br />

hatte unter dem Unwetter (s. S. 7) zu leiden. So war bei der<br />

Nord<strong>West</strong>Bahn bis Mitte Juni der Betrieb auf den Linien RE 1 0, RE<br />

1 4, RB 36, RB 43 <strong>und</strong> RB 44 eingestellt <strong>und</strong> ein Busnotverkehr<br />

eingerichtet. Seit dem 20. Juni wird auf allen Nord<strong>West</strong>Bahn-<br />

Strecken wieder normaler Betrieb durchgeführt. Da durch das<br />

Unwetter aber auch NWB-Fahrzeuge beschädigt wurden, kann<br />

vorerst in Einzelfällen nicht das gewohnte Platzangebot offeriert<br />

werden. Auch der private HKX-Fernzug war betroffen: Aufgr<strong>und</strong><br />

von Streckensperrungen wurde er, wie auch ein Großteil des DB-<br />

Fernverkehrs, über Hamm – Hagen – Wuppertal umgeleitet. BS<br />

BUG<br />

<strong>Ost</strong>-V <strong>100</strong> in Schwarz/Grün<br />

Die BUG Verkehrsbau AG mit Sitz in Berlin hat ihren Lokpool mit<br />

der Lok Uwe Adam Nr. 9 (ex 202 520 der DB), die von der Uwe<br />

Adam Verkerhsunternehmen GmbH erworben wurde, erweitert.<br />

Die Lok hat am 28.März 201 4 eine Hauptuntersuchung inklusive<br />

einer Neulackierung in schwarz-grünem Livree erhalten <strong>und</strong> wird<br />

bei der BUG Verkehrsbau AG unter der Betriebsnummer V 1 00-<br />

BUG-03 im Bestand geführt.<br />

FH<br />

Die V <strong>100</strong>-BUG-03 wartete am 5. April 2014 im Bahnhof Cottbus auf<br />

ihren nächsten Einsatz<br />

F. Heilmann<br />

18


PRIVATBAHNEN<br />

Am 30. Mai 2014 war die V 330.1 der hvle noch mit einem Stahlzug der VPS bei Dörnten zu sehen. Wenige<br />

Tage später, am 4. Juni, geriet der „Tiger“ in Vienenburg in Brand.<br />

B. Schulz<br />

HVLE/SVG STAUDEN<br />

Dieselloks in Brand<br />

Zwei Dieselloks privater EVU wurden im Juni durch Brände mehr<br />

oder weniger stark beschädigt. Am 4. Juni geriet die V 330.1 der<br />

Havelländischen Eisenbahn (hvle) im Bahnhof Vienenburg in<br />

Brand. Die an die Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter (VPS)<br />

vermietete ehemalige 250 002 (Bombardier, 2004/33831 ) <strong>und</strong> vor<br />

den Stahl-Pendezügen Salzgiter – Ilsenburg eingesetzte Lok konnte<br />

von der örtlichen Feuerwehr gelöscht werden. Ausgebrochen war<br />

das Feuer in einem Schaltschrank.<br />

Schwer beschädigt durch einen Brand wurde die 21 43.1 8 der SVG<br />

Stauden, die planmäßig die ALEX-Reisezüge zwischen Immenstadt<br />

<strong>und</strong> Oberstdorf bespannt. Am 1 1 . Juni war die Lok als Leerfahrt von<br />

Kempten nach Kaufbeuren unterwegs, als sie bei Biessenhofen<br />

(Allgäu) in Brand geriet. Auch hier übernahm die örtliche<br />

Feuerwehr die Löscharbeiten. Brandursache war vermutlich ein<br />

technischer Defekt, die Schadenshöhe beträgt nach Angaben der<br />

B<strong>und</strong>espolizei r<strong>und</strong> 300.000 Euro. Personen wurden bei dem<br />

Brand nicht verletzt.<br />

BS/LM<br />

PRIVATBAHNEN | NEWS<br />

403-Aufarbeitung macht Fortschritte<br />

Die betriebsfähige Herrichtung eines<br />

403-Zuges (ex „Donald Duck“ der<br />

Deutschen B<strong>und</strong>esbahn) für den pri -<br />

vaten Bahnbetreiber National Express<br />

macht Fortschritte. Im Netinera-Werk in<br />

Neustrelitz wird derzeit an zwei End<strong>und</strong><br />

zwei Mittelwagen gearbeitet. Die<br />

Aufnahme (B. Schulz) vom 5. Juni zeigt<br />

den 403 001. Im Lackierbereich war<br />

404 003 anzutreffen. Weitere Fahrzeuge<br />

in Aufarbeitung sind 403 002 <strong>und</strong><br />

404 001. Ein Termin für die Wieder -<br />

inbetriebnahme des vierteilgen Zuges<br />

steht noch nicht fest.<br />

BS<br />

EVB<br />

Hinterlandverkehr über NE-Bahn<br />

Niedersachsen <strong>und</strong> Bremen haben sich darauf verständigt, neben<br />

einer weiteren Ertüchtigung des Knotens Bremen auch die Führung<br />

von Güterzügen über das Netz der EVB (Eisenbahnen <strong>und</strong><br />

Verkehrsbetriebe Elbe-Weser) zu prüfen. Aus niedersächsischer<br />

Sicht haben zunächst weitere Steigerungen der Leistungsfähigkeit<br />

des Schienenknotens Bremen Priorität. Trotzdem hat das Land für<br />

knapp 50 Mio. Euro die Gleise <strong>und</strong> die Sicherheitstechnik der EVB<br />

sanieren lassen. Niedersachsen Verkehrsminister Olaf Lies rechnet<br />

künftig mit bis zu 20 Güterzugpaaren auf der EVB-Strecke. LM<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

19


AKTUELL<br />

Mit einem Sonderzug von Neustadt an der Weinstraße nach Pirmasens Nord war am 31. Mai die in der<br />

Schweiz unterhaltene 01 202 bei Edenkoben unterwegs<br />

J. Grünebaum<br />

DAMPFSPEKTAKEL 2014<br />

Fünf Tage Volldampf<br />

Der 25. Geburtstag des Verkehrsverb<strong>und</strong>es Rhein-Neckar <strong>und</strong> das 20-jährige Bestehen des Rheinland-<br />

Pfalz-Taktes waren der Anlass für die wohl größte Bahnnostalgieveranstaltung des Jahres. Auf Haupt<strong>und</strong><br />

Nebenbahnen fuhren Dampfzüge mit historischen Zuggarnituren<br />

Wie schon bei den vorangegangenen<br />

Dampf-Großveranstaltungen<br />

in den letzten Jahren war das<br />

Bahnbetriebswerk Neustadt an<br />

der Weinstraße erneut das Betriebszentrum,<br />

von dem aus zwischen<br />

dem 28. mai <strong>und</strong> dem 1 .<br />

Juni ingesamt neun Dampfloks<br />

eingesetzt wurden.<br />

Sämtliche Züge wurden als Sonderzüge<br />

eingelegt, konnten aber<br />

mit regulären DB- <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>fahrkarten<br />

benutzt werden, was<br />

für weitgehend volle Züge sorgte.<br />

Das Spektrum der eingesetzten<br />

Lokomotiven reichte von den<br />

beiden 01 1 1 8 <strong>und</strong> 202 – die DB-<br />

Museumslok 01 1 50 musste leider<br />

kurzfristig ersetzt werden<br />

<strong>und</strong> stand dann für Führerstandsbesichtigungen<br />

unter<br />

Dampf – bis zur mittlerweile 93-<br />

jährigen 58 31 1 . Daneben dampften<br />

die beiden ölgefeuerten ehemaligen<br />

DB-Loks 41 01 8 <strong>und</strong><br />

360 sowie 52 4867, 7596 <strong>und</strong> die<br />

Reko-Lok 52 81 34 vor Zügen aus<br />

Silberlingen, drei- <strong>und</strong> vierachsigen<br />

Umbauwagen <strong>und</strong> alten Eilzugwagen<br />

durch die Pfalz, den<br />

Odenwald <strong>und</strong> am mittleren<br />

Oberrhein. Als besonders attraktiv<br />

für Mitfahrer erwiesen sich<br />

die Langläufer nach Heilbronn<br />

<strong>und</strong> Karlsruhe. Aber auch in den<br />

Zügen auf den kürzeren Nebenstrecken<br />

waren neben Einheimischen<br />

auch Eisenbahnfre<strong>und</strong>e<br />

aus aller Welt unterwegs. LM<br />

Mit ehemaligen DB-Umbauwagen am Haken dampfte die 52 8134 am<br />

31. Mai von Lambrecht nach Landau M. Fritz<br />

20


MUSEUM<br />

TERMINE<br />

Die LVT 972 502 <strong>und</strong> 772 413 am 18. April auf dem Höllentalviadukt<br />

bei einer Pendelfahrt von Löbau nach Rumburg<br />

F. Heilmann<br />

OSTSÄCHSISCHE EISENBAHNFREUNDE<br />

LVT-Garnitur wieder betriebsfähig<br />

Nach erfolgter Hauptuntersuchung der 772 41 3 <strong>und</strong> 972 502 ist die<br />

LVT-Garnitur der <strong>Ost</strong>sächsischen Eisenbahnfre<strong>und</strong>e aus Löbau seit<br />

dem 9. April wieder betriebsfähig. Als erste Sonderzugeinsätze<br />

fanden am 1 8. April drei Pendelfahrten von Löbau über Ebersbach<br />

nach Rumburg in Tschechien statt. Auf der Strecke von Ebersbach<br />

nach Rumburg gibt es seit Jahren weder Güter- noch Reisezugverkehr,<br />

auch nicht auf dem tschechischem Abschnitt. Der letzte<br />

grenzüberschreitende Güterzug fuhr Ende Mai 2000 <strong>und</strong> der<br />

Personenverkehr wurde am 1 2. Dezember 201 0 aufgegeben. Zuletzt<br />

war der Personenverkehr nur noch auf die Wochenenden<br />

beschränkt, da das Fahrgastaufkommen zu gering war. FH<br />

RÜBELANDBAHN<br />

Eine 118 als 95-Ersatz<br />

Auch in diesem Jahr wird die mit Hilfe des Landes Sachsen-Anhalt<br />

aufgearbeitete 95 027 wieder an einigen Wochenenden vor Touris -<br />

tenzügen zwischen Blankenburg <strong>und</strong> Rübeland einge setzt. Wegen<br />

einer Kesseluntersuchung an 95 027 wurden die Fahrten am drit -<br />

ten Mai-Wochenende mit der Diesellok 1 1 8 770 aus Glauchau<br />

durchgeführt. Am Abend des 1 7. Mai wurde in Blanken burg eine<br />

kleine Fahrzeugparde arrangiert. Infos: www.ruebelandbahn.de VT<br />

Typische Rübelandbahn-Loks am 17. Mai in Blankenburg: 95 027<br />

neben 118 770 <strong>und</strong> E 251 002<br />

V. Thalhäuser<br />

01.08.2014<br />

Schienenbusfahrten<br />

Der VT98 9796 der RuhrtalBahn ist zwi -<br />

schen Bochum-Dahlhausen <strong>und</strong> Hagen<br />

Hbf unterwegs. Weitere Augusttermine<br />

siehe Info: www.ruhrtalbahn.de<br />

02.08.2014<br />

Dampfsonderzug<br />

Mit 93.1332 von Ferlach zum Villacher<br />

Kirchtag. Nostalgiebahnen in Kärnten<br />

Info: www.nostalgiebahn.at<br />

02.08.2014<br />

Sonderzug<br />

Von Cottbus über Berlin zu den „Cruise<br />

Days 2014“ nach Hamburg.<br />

Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />

02.08.2014<br />

Draisinenfahrten<br />

Die Neuenkirchener Draisinenbahn<br />

bietet am jeden ersten Samstag im<br />

Monat Fahrten an. Info: www.soltauneuenkirchener-kleinbahn.de<br />

02. + 03.08.2014<br />

„Tage des Eisenbahnfre<strong>und</strong>es“<br />

Auf der Strecke Bruchhausen-Vilsen –<br />

Asendorf werden fast alle betriebs -<br />

fähigen Fahrzeuge des DEV nach<br />

dichtem Sonderfahrplan eingesetzt.<br />

Info: www.museumseisenbahn.de<br />

02. + 03.08.2014<br />

Dampfbetrieb im Preßnitztal<br />

Info: www.pressnitztalbahn<br />

03.08.2014<br />

Mit Dampf <strong>und</strong> Diesel<br />

Die 38 2267 pendelt zwischen Bochum-<br />

Dahlhausen <strong>und</strong> Hagen Hbf, außerdem<br />

Schienenbusfahrten zwischen<br />

Herdecke <strong>und</strong> Ennepetal-Kluterthöhle.<br />

Info: www.ruhrtalbahn.de<br />

03. + 17.08.2014<br />

Aktion Feriendampf<br />

Von Bornum nach Derneburg über<br />

Bockenem mit Dampflok 89 7513.<br />

Info: www.dbg-hildesheim.de<br />

06. + 20.08.2014<br />

Schwarzwald-Kurier<br />

Mit dem 796 625 von Rottweil nach<br />

Titisee. Info: www.eisenbahnfre<strong>und</strong>ezollernbahn.de<br />

09.08.2014<br />

Mit Dampf zur Hanse-Sail<br />

Sonderfahrt von Berlin nach<br />

Rostock/Warnemünde. Info:<br />

http://berlin-macht-dampf.com/<br />

09.08.2014<br />

Dampfschnellzug<br />

Mit 01 1066 von Braunschweig nach<br />

Rostock <strong>und</strong> zurück. Info: www.eisen -<br />

bahn-nostalgiefahrten-bebra.de<br />

09.08.2014<br />

Sonderzug zur Hanse-Sail<br />

Sonderfahrt von Cottbus über Frankfurt<br />

(Oder) <strong>und</strong> Berlin-Lichtenberg nach<br />

Rostock <strong>und</strong> Warnemünde.<br />

Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

21


AKTUELL<br />

TERMINE<br />

09. + 10.08.2014<br />

Neresheimer Bahnhofshocketse<br />

Die Härtsfeld-Museumsbahner feiern<br />

50 Jahre Triebwagen T 33 mit<br />

Bahnhofsfest <strong>und</strong> Sonderzügen.<br />

Info: www.hmb-ev.de<br />

13. + 27.08.2014<br />

Sommerferienfahrten<br />

Mit dem 796 625 von Rottweil nach<br />

Sigmaringen <strong>und</strong> zurück. Info:<br />

www.eisenbahnfre<strong>und</strong>ezollernbahn.de<br />

13.08.2014<br />

Sommerfest im Bw Plagwitz<br />

Info: www.dampfbahnmuseum.de<br />

16.-18.08.2014<br />

Bahnhofsfest in Ketzin<br />

Fahrzeugschau <strong>und</strong> Pendelfahrten<br />

nach Wustermark. Info: www.dampf -<br />

lok gemeinschaft-brandenburg.de<br />

17. + 31.08.2014<br />

Schienenbusfahrten<br />

Mit dem 796 901 über die Rinteln-<br />

Stadthagener Eisenbahn. Info:<br />

www.der-schaumburger-ferst.de<br />

23.08.2014<br />

Sonderzug nach Hamburg<br />

Rahmenprogramm mit<br />

Eisbrecherfahrt.<br />

Info: www.efwitten.de<br />

23.08.2014<br />

Schienenkreuzfahrt<br />

Mit einem VT98 von Bochum-<br />

Dahlhausen durchs Ruhrgebiet über<br />

DB- <strong>und</strong> Privatbahngleise. Info:<br />

www.ruhrgebiet-stadtr<strong>und</strong>fahrten.de<br />

23.-24.08.2014<br />

Bahnhofsfest in Bad Herrenalb<br />

Eisenbahn-Fahrzeugausstellung,<br />

Dampfzugfahrten mit 58 311 nach<br />

Ettlingen <strong>und</strong> Marxzell, kostenlose<br />

Führerstandsmitfahrten auf einer<br />

Diesellokomotive (MaK G12) <strong>und</strong><br />

vieles mehr. Info: www.uef-dampf.de<br />

29.-31.08.2014<br />

23. Heizhausfest<br />

Großveranstaltung des Sächsischen<br />

Eisenbahnmuseums mit Dampf- <strong>und</strong><br />

Diesellokomotiven, Fahrzeugparaden,<br />

Nachtfotoveranstaltung,<br />

Führerstandsmitfahrten u.v.m. Info:<br />

www.sem-chemnitz.de<br />

31.08.2014<br />

Sonderzug an die Mosel<br />

Das Weinfest in Cochem ist das Ziel<br />

des Sonderzuges aus historischen<br />

Wagen von Wesel über Oberhausen<br />

<strong>und</strong> Duisburg.<br />

Info: www.hsw-wesel.de<br />

31.08.2014<br />

Bodenseeexpress 2014<br />

Sonderfahrt von Backnang über die<br />

Geislinger Steige <strong>und</strong> Friedrichshafen<br />

nach Lindau.<br />

Info: www.dbk-historische-bahn.de<br />

Wie früher: 99 4511 im nächtlichen Bahnhof Lindenberg bei der<br />

Fotoveranstaltung am 17. Mai<br />

A. Pucka<br />

PRIGNITZER KLEINBAHNMUSEUM LINDENBERG<br />

Eine Woche Volldampf beim „Pollo“<br />

Zwischen dem 24. Mai <strong>und</strong> dem 1 . Juni veranstalteten die<br />

Prignitzer Museumsbahner die Dampftage 201 4, wobei 99 451 1 der<br />

Preßnitztalbahn vor Reise-, Güter <strong>und</strong> gemischten Zügen zum<br />

Einsatz gelangte. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung dampfte die<br />

Lok am 1 7. Mai vor einem gecharterten Foto-Sonderzug. AP<br />

PARKEISENBAHN COTTBUS<br />

Viel Betrieb zum 60. Geburtstag<br />

Anläßlich des 60-jährigen Jubiläums, das die Parkeisenbahn<br />

Cottbus vom 7. bis 9. Juni feierte, waren auch mehrere<br />

Gastlokomotiven im Einsatz. Für Dampf sorgte die 99 1 1 38 der<br />

Berliner Parkbahn/Wuhlheide. In Cottbus war die Lok mit den<br />

überdachten Personenwagen auf dem R<strong>und</strong>kurs der Parkbahn<br />

unterwegs. Aus Polen hatten die Fre<strong>und</strong>e der ehemaligen Wirsitz-<br />

Bromberger Kreiskleinbahn die Diesellok Ld 1 -1 <strong>und</strong> den<br />

umgebauten, 1 1 4-jährigen Güterwagen K 1 04 mitgebracht. FH<br />

Die polnische Diesellok Ld 1-1 am 9. Juni in der Wendeschleife nahe<br />

dem Park Branitz mit dem Wagen K 104<br />

F. Heilmann<br />

22


MUSEUM<br />

MUSEUM | NEWS<br />

01 180 in Meiningen<br />

Im April wurde die Lok 01 180 des BEM<br />

Nördlingen dem DLW Meiningen<br />

zugeführt. Die Überführung der Lok<br />

übernahm die Nördlinger 50 0072, die<br />

zur Veranstaltung „Dampf trifft Kies“ ins<br />

Werratal unterwegs war.In Meiningen<br />

erhält die Schnellzuglok 01 180 eine<br />

Neben den planmäßigen Dampfzügen sind sind auch ständig Sonder -<br />

züge auf dem HSB-Netz zu sehen, wie hier mit 99 6101 Ch. Rehmann<br />

HARZER SCHMALSPURBAHNEN<br />

Mit Dampf zu den Museen<br />

Unter dem Motto „Eisenbahngeschichte hautnah erleben“ fährt am<br />

23. August 201 4 ein Sonderzug der HSB zu den interessantesten<br />

Eisenbahnmuseen entlang des schmalspurigen Streckennetzes.<br />

Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr, gibt es in diesem<br />

Jahr eine Neuauflage der Sonderfahrt von Quedlinburg nach<br />

Wernigerode.<br />

LM<br />

MUSEUMSEISENBAHN HAMM<br />

Lok „Radbod“ dampft im Hafen<br />

Am 1 7. Mai feierte der Stadthafen Lünen seinen 1 00. Geburtstag<br />

mit einem großen Hafenfest. Aus diesem Anlass pendelte der<br />

Museumszug der Hammer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e zwischen dem Hafen<br />

<strong>und</strong> dem Kohlekraftwerk Trianel. Der Zug wurde an einem Ende<br />

von der Dampflok „Radbod“ bespannt <strong>und</strong> am anderen von der<br />

Deutz-Diesellok D 52. Bei der „Radbod“ handelt es sich um eine<br />

Weiterentwicklung der preußischen T 3 für Werkbahnen. RW<br />

Dampf im Hafen Lünen: Die Lok „Radbod“ mit dem Museumszug der<br />

Hammer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e am 17. Mai<br />

R. Wirtz<br />

Fahrwerksinstandhaltung (Aufnahme:<br />

F. Heilmann) inklusive neuer Radreifen.<br />

Das BEM möchte die Hauptuntersuchung<br />

der Lok noch in diesem Jahr<br />

abschließen <strong>und</strong> die dann einzige<br />

betriebsfähige 01 mit DB-Neubaukessel<br />

am 23./24.August bei den Nördlinger<br />

Dampftagen im Zugdienst einsetzen. FH<br />

SVG Hord: Zwei Neuzugänge<br />

Seit dem 27. Mai ist die 1959 gebaute<br />

363 689 nach erfolgter Haupt unter -<br />

suchung für die Schienen ver kehrs -<br />

gesellschaft (SVG) im Einsatz. Die V 60<br />

wurde im Febraur 2012 von der DB<br />

erworben. Sie wird nun in Stuttgart <strong>und</strong><br />

Horb am Neckar bei Rangier aufgaben<br />

der nostalgischen Triebzüge <strong>und</strong><br />

Sonderzüge eingesetzt. In der Horber<br />

Eisenbahn-Erlebniswelt steht die Lok an<br />

bestimmten Tagen für Führerstandsmitfahrten<br />

zur Verfügung. Von der ÖBB<br />

erwarb die SVG die 39 Jahre alte Ellok<br />

1142 654. Sie wird vorrangig vor<br />

Gesellschaftssonderzügen in Deutsch -<br />

land <strong>und</strong> Österreich zum Einsatz<br />

kommen.<br />

AWA<br />

Museumsbahner-Treffen in Wales<br />

Das alljährliche Treffen der deutschen<br />

Schmalspurbahnbetreiber fand in<br />

diesem Jahr in Wales statt. Die Harzer<br />

Schmalspurbahnen GmbH (HSB) waren<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer engen Partnerschaft mit<br />

der walisischen Museumseisenbahn<br />

Ffestiniogg & Welsh Highland Railway<br />

an den Vorbereitungen beteiligt. Mit<br />

von der Partie waren neben der HSB<br />

jeweils noch die dampfbetriebenen<br />

Schmalspurbahnen aus Mecklenburg-<br />

Vorpommern <strong>und</strong> Sachsen sowie<br />

Museums- <strong>und</strong> regulär betriebene<br />

Bahnen aus Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Niedersachsen <strong>und</strong> Nordrhein-<br />

<strong>West</strong>falen.<br />

LM<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

23


AKTUELL<br />

125 Jahre alt, aber noch nicht müde: Bergfahrt mit Lok 2 am 7. Juni 2014 bei Jenbach. M. Inderst<br />

ACHENSEEBAHN<br />

Zahnradbahn feiert Geburtstag<br />

Seit 125 Jahren fahren dampfbetriebene Züge von Jenbach zum Achensee, mit Rollmaterial aus der<br />

Gründerzeit der Bahn. Aber dieses Idyll ist in Gefahr, denn bei den Jubiläums-Feierlichkeiten wurden<br />

der Öffentlichkeit Pläne für einem ganzjährigen, elektrischen Zugbetrieb präsentiert<br />

Die Achenseebahn ist heute die<br />

älteste <strong>und</strong> einzige Zahnradbahn<br />

Österreichs, die immer noch mit<br />

dem Fuhrpark aus der Gründerzeit<br />

im Einsatz ist. Die kleine<br />

Bahn feierte zu Pfingsten ihren<br />

1 25. Geburtstag.<br />

Die Auftaktveranstaltung fand<br />

am 6. Juni 201 4 statt. Im Beisein<br />

politischer Prominenz sowie<br />

Vertretern aus dem Umfeld der<br />

Bahn wurde das Jubiläumsjahr<br />

eingeläutet <strong>und</strong> an den Beginn<br />

der traditionsreichen Tourismusbahn<br />

gedacht, wobei auch mit<br />

der Belegschaft gebührend gefeiert<br />

wurde.<br />

Dampflok getauft<br />

Eine weitere Veranstaltung fand<br />

am 8. Juni 201 4 statt. Vor exakt<br />

1 25 Jahren war der Fahrbetrieb<br />

der knapp sieben Kilomter lan-<br />

24<br />

gen Strecke aufgenommen worden,<br />

nachdem der milde Winter<br />

den Bau der Strecke innerhalb<br />

von acht Monaten ermöglicht<br />

hatte. Dieser Festtag war primär<br />

durch die Taufe der Lok 1 geprägt,<br />

die seither das Namensschild<br />

der Gemeinde „Wiesing“<br />

trägt.<br />

In Zukunft elektrisch<br />

Das Jubiläumsfest stand jedoch<br />

ganz im Zeichen der Zukunft.<br />

Die heutige Achenseebahn ist<br />

ein saisonaler Tourismusbetrieb,<br />

wobei das sommerliche Ausflugswetter<br />

wesentlich zum wirtschaftlichen<br />

Erfolg einer Betriebssaison<br />

bei trägt. Um diese<br />

Nachteile zu beseitigen, <strong>und</strong> der<br />

traditionsreichen Achenseebahn<br />

eine Zukunft zu bieten, wurde<br />

den Entscheidungsträgern die<br />

Vision einer modernen, elektrisch<br />

betriebenen Achenseebahn<br />

mit Ganzjahresbetrieb vorgestellt.<br />

Wie ein solcher Betrieb<br />

nach einer Elektrifizierung der<br />

Strecke aussehen könnte, wurde<br />

durch den ausgestellten Steuerwagen<br />

der Appenzellerbahn gezeigt.<br />

Wie ernst das Vorhaben seitens<br />

der Verantwortlichen ist, zeigt<br />

die Präsenz der hochrangigen<br />

Delegation der Appenzellerbahn,<br />

die bereit ist, überzähliges Rollmaterial<br />

zum „Fre<strong>und</strong>schaftspreis“<br />

abzutreten.<br />

Diese Umstellungspläne finden<br />

jedoch nicht überall <strong>und</strong> ungetrübt<br />

ihre Befürworter. Jedenfalls<br />

ist das Thema brandaktuell, <strong>und</strong><br />

man darf gespannt beobachten,<br />

wie sich die weitere Entwicklung<br />

abzeichnen wird.<br />

MI


ÖSTERREICH<br />

ÖSTERREICH | NEWS<br />

Fotosonderzug mit der 1020.018 <strong>und</strong> dem TEE am 24. Mai auf der Giselabahn<br />

vor Fieberbrunn mit der Kulisse des Wilden Kaiser M. Inderst<br />

NOSTALGIE-TEE<br />

1020 mit Foto-Sonderzug<br />

Der Verein der Lienzer Eisenbahnfre<strong>und</strong>e betreibt die 1 020.01 8 als<br />

betriebsfähige Museumslok. Die Maschine wird seit Herbst 201 3<br />

zur Führung des TEE nach Kärnten eingesetzt, wobei der Zug am<br />

24. Mai für eine Sonderfahrt nach Zell am See herangezogen<br />

wurde. Während die TEE-Reisenden auf der Pinzgauer Lokalbahn<br />

mit dem Dampfzug bis nach Krimml fahren konnten, wurde die<br />

Sonderzuggarnitur für eine Fotofahrt verwendet, indem die<br />

Rückleistung von St. Johann in Tirol bis Zell am See nicht nur zum<br />

Aufrüsten der Garnitur in Saalfelden, sondern gleich zum<br />

Fotografieren dieses bedeutenden Zuges mit der 1 020.01 8 auf der<br />

Giselabahn genutzt wurde.<br />

MI<br />

REIHE 1116<br />

railjet mit Ersatzlok<br />

Üblicherweise sind die 51 railjet-Lokomotiven der Baureihe 1116<br />

(1116200– 250) fest mit ihren Zuggarnituren gekuppelt. Bei einem<br />

Ausfall wird eine nicht im railjet-Design lackierte Ersatzlok dem<br />

Zug vorgespannt. Am 5. Mai verrichtete 1116138 einen derartigen<br />

Ersatzdienst <strong>und</strong> führte zwei railjet-Zugpaare zwischen Wien <strong>und</strong><br />

Graz (RJ 551 /RJ 558 <strong>und</strong> RJ 655/RJ 752).<br />

DZ<br />

Die Werbelok 1116 138 schob am 5. Mai den RJ 752 aus dem Grazer<br />

Hauptbahnhof<br />

D. Zehetner<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

Bahnerlebnis Steiermark<br />

Im Jahr 2004 gründeten mehrere<br />

Betreiber steirischer Eisenbahnmuseen<br />

<strong>und</strong> Museumseisenbahnen die Vereini -<br />

gung „Bahnerlebnis Steiermark“. Ziel ist<br />

es, in partnerschaftlicher Zusammen -<br />

arbeit <strong>und</strong> mit gemein samen Auftritten<br />

steirische Eisenbahn-Attraktionen<br />

einem breiten Publikum bekannt zu<br />

machen. Am 17. <strong>und</strong> 18. Mai präsen -<br />

tierten sich die nunmehr 21 Partner mit<br />

einem reichhaltigen Programm im<br />

Rahmen der „Steirischen Bahn -<br />

erlebnistage“ am Grazer Hauptplatz.<br />

Außerdem fanden mehrere<br />

Sonderfahrten statt: am 17. Mai<br />

verkehrte ein mit der Dampflokomotive<br />

52.4984 bespannter Sonderzug von<br />

Graz Hauptbahnhof nach Mixnitz-<br />

Bärenschützklamm <strong>und</strong> zurück.<br />

Während der Wendepause wurden zwei<br />

Pendelfahrten nach Kapfenberg <strong>und</strong><br />

zurück durchgeführt. In Mixnitz hatten<br />

die Fahrgäste die Möglichkeit, mit<br />

einem der an diesem Tag verkehrenden<br />

Reisezüge die Breitenauerbahn zu<br />

befahren (Aufnahme: D. Zehetner). Es<br />

verkehrten fünf Zugpaare zwischen<br />

Mixnitz <strong>und</strong> St. Erhard, die allesamt mit<br />

der Elektrolokomotive E3 bespannt<br />

waren.<br />

DZ<br />

Züge statt Flüge<br />

Ab dem 14. Dezember 2014 bieten die<br />

Fluggesellschaft AUA <strong>und</strong> die ÖBB<br />

anstatt einer Luft- eine Zugverbindung<br />

zwischen Linz Hbf <strong>und</strong> dem Wiener<br />

Flughafen Schwechat an. Die Fahrzeit<br />

wird eine St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> 47 Minuten<br />

betragen, vom Flughafen nach St.<br />

Pölten dauert die Reise nur 50 Minuten.<br />

Zum Einsatz gelangen die gemeinsam<br />

mit dem DB-Fernverkehr betriebenen<br />

ICE-T-Züge, wobei zwei Frühzüge ab<br />

Linz direkt angeboten werden, die fünf<br />

nachfolgenden Anbindungen aus<br />

Deutschland erfahren. In der<br />

Gegenrichtung finden acht Abfahrten in<br />

Richtung Deutschland statt, wobei die<br />

beiden letzten Verbindungen nur bis<br />

Linz führen <strong>und</strong> weitgehendst im Zwei-<br />

St<strong>und</strong>entakt angeboten werden. MI<br />

25


AKTUELL<br />

ÖSTERREICH | NEWS<br />

Stainzer Lokalbahn<br />

Am 19. April startete die Fahrten -<br />

saison des „Stainzer Flascherlzugs“.<br />

Ab sofort ist die Dampflokomotive 764<br />

411R wieder planmäßig den Zügen<br />

vorgespannt. Die 298.56 des Club 760<br />

bleibt auch 2014 in Stainz. Sie gilt<br />

zwar offiziell als Reservelokomotive,<br />

kommt aber etwa einmal pro Woche<br />

zum Einsatz, oft bei den Zügen, die<br />

mittwochs verkehren.<br />

Die 2011 erworbene Diesellokomotive<br />

L45H-070 ist zwar voll betriebsfähig,<br />

bespannt jedoch nur selten die Fla -<br />

scherlzüge. Im Rahmen einer Ver -<br />

anstal tung des Vereins „Steirische<br />

Eisenbahnfre<strong>und</strong>e“ konnte man dieses<br />

Triebfahrzeug wieder einmal auf der<br />

Strecke erleben. (Aufnahme: D. Zehet -<br />

ner, 10. Mai).<br />

DZ<br />

Reihe 1142 weiter im Einsatz<br />

Bei den ÖBB wurden anlässlich des<br />

Herbstverkehrs 2013 zahlreiche<br />

bereits abgestellte Lokomotiven der<br />

Reihe 1142 wieder aktiviert <strong>und</strong> im<br />

Reise- <strong>und</strong> Güterzugdienst eingesetzt.<br />

Um die noch zulässigen Laufkilometer<br />

der Loks möglichst wirtschaftlich zu<br />

nützen, werden sie seither auch<br />

verstärkt im Wendezugbetrieb<br />

eingesetzt. So übernahmen sie auf der<br />

Salzkammergutbahn einige bisher<br />

ausschließlich mit der Reihe 1144<br />

Auch in der Steiermark unterwegs:Die neu glänzende 1193.890 mit<br />

einem schweren Erzzug 24. Mai bei Trattenbach<br />

M. Leitner<br />

CARGOSERV<br />

Erster Vectron im Einsatz<br />

CargoServ betreibt seit dem 1 . April 2001 eigene Güterzüge im<br />

Oberösterreichischen Raum <strong>und</strong> seit wenigen Jahren auch darüber<br />

hinaus in andere Regionen <strong>und</strong> Ländern. Neu im Lokpark ist die<br />

Vectron-Lok 1 1 93.890, die am 2. März in Linz offiziell in Betrieb<br />

genommen wurde. Dieser erste österreichische Vectron ist für den<br />

grenzüberschreitenden Verkehr in Österreich <strong>und</strong> Deutschland<br />

vorgesehen. Dorthin führte auch der erste Einsatz am 2. März: Im<br />

Auftrag der voestalpine-Stahl werden in einem optimierten<br />

R<strong>und</strong>laufkonzept drei Mal wöchentlich Stahlcoils zu Audi nach<br />

Ingolstadt <strong>und</strong> auf dem Weg zurück Schrottpakete für den<br />

Produktionsstandort Linz transportiert.<br />

ML<br />

ÖBB/RZD<br />

Zwei-Schlafwagen-Zug<br />

Seit dem Fahrplanwechsel 201 4 existiert ein neues Schnellzugpaar<br />

D 1 01 /1 00 von Moskau nach Wien <strong>West</strong>bahnhof. Der Zug verkehrt<br />

saisonal zwei- bis dreimal wöchentlich <strong>und</strong> besteht je nach<br />

Verkehrstag aus zwei bis drei RZD-Schlafwagen. Das Zugpaar<br />

verkehrt momentan bis 4. Oktober donnerstags <strong>und</strong> samstags,<br />

danach noch zusätzlich am Mittwoch.<br />

MI<br />

Nicht überarbeiten muss sich der Taurus vor diesem Zug: Der D 101<br />

mit 1116.154 am 14. Juni auf der Nordbahn bei Stillfried M. Inderst<br />

bespannte REX-Züge. Am 17. April<br />

2014 waren zwischen Linz/Attnang-<br />

Puchhheim <strong>und</strong> Stainach-Irdning<br />

gleich drei 1142 im Einsatz (Aufnahme<br />

von 1142.693 mit Grimming-Massiv: E.<br />

Saßmann). ES<br />

26


ÖSTERREICH<br />

ÖSTERREICH | NEWS<br />

Dampf im Feistritztal<br />

Seit dem 3. Mai fahren wieder die be -<br />

liebten Dampfzüge durch das Feistritz -<br />

tal. Die Ausflugszüge zwischen Weiz<br />

<strong>und</strong> Birkfeld fahren noch bis 25. Ok -<br />

tober 2014 an Donnerstagen, Freitagen<br />

<strong>und</strong> Samstagen. Planmäßig wird die<br />

Dampflokomotive Kh101 vor den Zügen<br />

Gegenüber dem Normalspurbahnhof wurde in Gmünd diese Bahnhofshalle<br />

für die Schmalspurbahn erbaut<br />

E. Saßmann<br />

WALDVIERTLER SCHMALSPURBAHNEN<br />

Alles neu in Gmünd/NÖ<br />

Die „Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft<br />

m.b.H.“ eröffnete am 1 0.Mai 201 4 mit einer großen Festveranstaltung<br />

das neue Betriebszentrum der Waldviertlerbahn in Gmünd.<br />

Nach Übernahme der 760-mm-Schmalspurstrecken von den ÖBB<br />

im Jahr 201 0 wurden Investitionen in der Höhe von r<strong>und</strong> 1 2 Mio.<br />

Euro für die Modernisierung der Anlagen <strong>und</strong> Strecken zur<br />

Verfügung gestellt. Das Kernstück ist der auf dem Areal der<br />

ehemaligen Schmalspurbahn-Anlagen (gegenüber dem Gmünder<br />

Normalspurbahnhof) errichtete Gebäudekomplex, bestehend aus<br />

einer 1 .400 Quadratmeter großen Gleishalle mit K<strong>und</strong>encenter <strong>und</strong><br />

einem 1 1 7 m langen überdachten Freibahnsteig, sowie einer<br />

modernen Werkstätte mit angeschlossener Tankstelle unter einer<br />

Dachkonstruktion. In den Sommermonaten wird nun ein<br />

Ausflugsprogramm mit Sonderzügen auf den drei Strecken nach<br />

Groß Gerungs, Heidenreichstein <strong>und</strong> Litschau (nur vom 1 2.Juli bis<br />

7.September) angeboten (www.noevog.at <strong>und</strong> www.wsv.or.at).<br />

Zum Einsatz kommen mittwochs <strong>und</strong> an Sonn- <strong>und</strong> Feiertagen die<br />

erst kürzlich im Werk Meiningen aufgearbeitete Mh 1 (ex NÖLB 50,<br />

ÖBB 399.01 ; KrL 5431 /1 906) <strong>und</strong> die historischen Diesellokomotiven<br />

2095.05 <strong>und</strong> 2095.1 2. Montag bis samstags verkehren die<br />

„goldenen“ Dieseltriebwagen 5090. 008 <strong>und</strong> 5090.01 3 zwischen<br />

Gmünd <strong>und</strong> Groß Gerungs/ Litschau.<br />

ES<br />

Heizhaus kann man diese moderne Werkstättenanlage für die<br />

Schmalspurbahn in Gmünd kaum mehr nennen<br />

E. Saßmann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

eingesetzt (Aufnahme zwischen Anger<br />

<strong>und</strong> Rossegg: D. Zehetner). Bei den<br />

Dampflokomotiven U8 <strong>und</strong> 83-180<br />

wurden am 19. Mai 2014 erfolgreich<br />

Kesseluntersuchungen durchgeführt.<br />

Die U8 ist für die Führung von<br />

Sonderzügen für Kleingruppen<br />

vorgesehen. An der 83-180 stehen noch<br />

Arbeiten am Fahrwerk an. Nach<br />

Abschluss dieser Arbeiten wird sie als<br />

Reservelokomotive (Ersatz für die<br />

Kh101) dienen.<br />

DZ<br />

Salzburger Lokalbahn mit neuer 2095<br />

Für den Betrieb auf der Pinzgauer<br />

Lokalbahn haben die SLB die 2095 008<br />

der weitgehend stillgelegten Ybbstal -<br />

bahn erworben. In Zell am See ein -<br />

getroffen ist die 1960 gebaute Lok am<br />

2. Juni 2014. Die Maschine ist derzeit<br />

noch nicht betriebsfähig, wurde aber<br />

bereits am 4. Juni mit den neuen<br />

Triebfahrzeugnummern (Vs 74) <strong>und</strong><br />

Eigentümermerkmalen versehen.<br />

Neben weiteren Loks <strong>und</strong> Triebwagen<br />

besitz die SLB bereits 2095.001, 004<br />

<strong>und</strong> 006.<br />

SLB<br />

Neu-Elektrifizierung<br />

Die Karawankenbahn – die Verbin -<br />

dungsstrecke von Villach-Auen nach<br />

Jesenice – war durch die unterschied -<br />

lichen Stahlmasten seit der Elektrifizie -<br />

rung in den 1950er-Jahren bekannt, zu<br />

denen sich laufend neue Betonmasten<br />

hinzugesellten. Seit dem 7. Juli 2014<br />

findet im Abschnitt Ledenitzen – Rosen -<br />

bach <strong>und</strong> einen Monat später auf dem<br />

restlichen Abschnitt eine komplette<br />

Neu-Elektrifizierung statt. Dies<br />

bedeutet nicht nur ein einheitliches<br />

Erscheinungsbild <strong>und</strong> sinkende<br />

Unterhaltskosten, sondern auch eine<br />

Verkürzung der Mastabstände sowie<br />

den Wegfall voraussichtlich vieler<br />

Fotomotive.<br />

MI<br />

27


AKTUELL<br />

SCHWEIZ | NEWS<br />

<strong>100</strong> Jahre Brig – Gletsch<br />

Mit verschiedenen Veranstaltungen,<br />

die die MGBahn zusammen mit<br />

regionalen touristischen Partnern<br />

durchführt, wird der <strong>100</strong>. Geburtstag<br />

zwischen Ende Juni <strong>und</strong> Mitte August<br />

gebührend gefeiert, wobei<br />

Dampffahrten auf der Strecke<br />

Gletsch – Oberwald – Brig stattfinden<br />

<strong>und</strong> ein „Jubiläumsexpress“ zwischen<br />

Andermatt <strong>und</strong> Zermatt verkehrt. Im<br />

Jahre 1911 begann die „Compagnie<br />

Suisse du chemin de fer de la Furka<br />

Brig-Furka-Disentis“ (BFD) mit dem<br />

Bau der meterspurigen Bahnstrecke<br />

von Brig nach Gletsch. Etwa 900<br />

Arbeiter waren beim Bau der r<strong>und</strong> 46<br />

Kilometer langen Strecke beschäftigt,<br />

die eine Höhendifferenz von 1087<br />

Metern mit zahlreichen Kunstbauten<br />

überwand, darunter 22 größeren<br />

Brücken <strong>und</strong> Lehnenviadukten, zwei<br />

Kehrtunneln <strong>und</strong> drei Zahnstangen -<br />

abschnitten nach dem System Abt.<br />

Am 30. Juni 1914 fand die feierliche<br />

Eröffnung des Abschnitts Brig–<br />

Gletsch statt (Aufnahme: Slg. H.-B.<br />

Schönborn), aber die weitere<br />

Geschichte war wechselhaft mit<br />

Konkursen, Fusionen <strong>und</strong> anderen<br />

Problemen. Seit 1982 ermöglicht der<br />

15,4 Kilometer lange Furka-Basis -<br />

tunnel den Ganzjahresbetrieb, <strong>und</strong><br />

2003 schlossen sich FO <strong>und</strong> BVZ<br />

Zermatt-Bahn zur Matterhorn-Gott -<br />

hard-Bahn (MGBahn) zusammen. SÖN<br />

Brücken-Sanierung<br />

Die SBB unterziehen seit Mitte April<br />

der alten Rheinbrücke von 1873/74 in<br />

Basel einer Instandsetzung. Diese<br />

beinhaltet neben Gleis – <strong>und</strong><br />

Oberbauerneuerungen auch eine<br />

Ausstattung des Brückentrogs mit<br />

lärmdämpfenden Unterschottermatten.<br />

Während den Bauarbeiten fahren<br />

alle Züge zwischen Grossbasel <strong>und</strong><br />

Basel Bad. Bf über die direkt<br />

danebenliegende neue Rheinbrücke.<br />

Das 10,9 Mio. Franken teure Projekt<br />

soll im Herbst 2015 beendet sein. FF<br />

Als „Churchill-Bar <strong>und</strong> Restaurant“ stand der 75 Jahre alte Triebzug<br />

am 7. Mai im Zürcher Hauptbahnhof<br />

B. Ledermann<br />

SBB HISTORIC<br />

75 Jahre „Churchill-Pfeil“<br />

Vom 5. bis 9. Mai 201 4 wurde der 75. Geburtstag des Roten Doppelpfeils<br />

RAe 4/8 1 021 , auch „Churchill-Pfeil“ genannt, der heute zum<br />

Bestand von SBB Historic gehört, gefeiert. Auf Gleis 51 des Zürcher<br />

Hauptbahnhofs wurde der Paradezug zur „Churchill-Bar <strong>und</strong> Restaurant“<br />

umgestaltet <strong>und</strong> vor dem Zug auf dem Bahnsteig eine<br />

Zigarren-Lounge mit Live-Musik eingerichtet.<br />

Der RAe 4/8 1 021 wurde 1 939 anlässlich der Landesausstellung, bei<br />

der die Leistungsfähigkeit der Schweizer Industrie dargestellt<br />

werden sollte, gebaut <strong>und</strong> war von Anfang an als mietbarer Ausflugs -<br />

zug konzipiert. So wies er nur eine Wagenklasse auf <strong>und</strong> bot 1 1 2<br />

Gästen an 28 Vierertischen Platz. In der Mitte des Zuges gab es eine<br />

kleine Bar. Dass es sich um ein Prestige-Fahrzeug handelte, zeigt<br />

auch die Höchstgeschwindigkeit von 1 50 km/h, die im Sonderzugdienst<br />

nie ausgenutzt werden konnte.<br />

Nachdem 1 946 der englische Premierminister Sir Winston Churchill<br />

als Staatsgast in dem RAe 4/8 1 021 durch die Schweiz gefahren war,<br />

erhielt der Zug den Spitznamen „Churchill-Pfeil“ oder auch<br />

„Churchill-Doppelpfeil“.<br />

SÖN<br />

STADLER/SBB<br />

Neue HGV-Züge von Stadler<br />

Nach einer hart umkämpften Ausschreibung erteilten die SBB im<br />

Mai 201 4 Stadler Rail den Auftrag zum Bau von 29 internationalen<br />

„NEAT-Zügen“. Die Fahrzeuge (siehe Designskizze im LM 07/201 4,<br />

S. 28), die mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h verkehren<br />

sollen <strong>und</strong> somit die ersten einstöckigen Niederflur-Hochgeschwindigkeitszüge<br />

sind, werden Zulassungen für die Schweiz,<br />

Italien, Deutschland <strong>und</strong> Österreich erhalten. Das Auftragsvolumen<br />

beläuft sich auf r<strong>und</strong> 980 Millionen Schweizer Franken.<br />

Der neu entwickelte, als „EC250“ bezeichnete Zug ist ein elfteiliger,<br />

200 Meter langer Gliederzug, bei dem sich die Wagen auf Jakobsdrehgestellen<br />

zwischen den Wagen abstützen. Bei der Entwicklung<br />

konnte das Unternehmen auf bewährte Komponenten aus den vorhandenen<br />

Fahrzeugfamilien zurückgreifen. Die neuen Züge werden<br />

in Bussnang gebaut, die Drehgestelle im Stadler-Werk in Winterthur,<br />

dadurch wird die Schweizer Wertschöpfung bei dem Auftrag etwa 80<br />

Prozent betragen.<br />

SÖN<br />

28


WELTWEIT<br />

Die CD-RJ-Garnitur 02 wird von Wiener Neustadt bis Prag kurz vor der Staatsgrenze bei Bernhardsthal von<br />

der ÖBB-Lok 1216.234 am ersten Betriebstag (15. Juni) über die Grenze geschoben<br />

M. Inderst<br />

TSCHECHIEN<br />

CD-railjet in Betrieb genommen<br />

Die tschechische Bahn CD hat sieben railjet-Garnituren übernommen, die ursprünglich für die ÖBB<br />

vorgesehen waren. Seit Mitte Juni sind die neuen Züge im Einsatz, zum Fahrplanwechsel im<br />

Dezember 2014 sollen noch mehr railjet-Verbindungen angeboten werden<br />

Am 4. Juni präsentierten die<br />

ÖBB <strong>und</strong> die CD den blauen railjet<br />

der Tschechischen Bahn am<br />

Hauptbahnhof Wien <strong>und</strong> am<br />

Bahnhof Wien Praterstern. Die<br />

CD beschafft sieben RJ-Garnituren,<br />

die sich in der Fahrzeugkonzeption<br />

zum ÖBB-RJ unterscheiden.<br />

Die optisch gefälligeren<br />

CD-RJ sind bereits ab Werk mit<br />

einem Fahrradabteil ausgestattet,<br />

verfügen nur über eine 1 . Klasse<br />

im Steuerwagen, einen verbesserten<br />

Speisewagen sowie fünf<br />

Wagen 2. Klasse. Ein Fahrgastinformationssystem<br />

zeigt u.a. die<br />

Geschwindigkeit <strong>und</strong> den Aufenthaltsort<br />

des Zuges an. Seit<br />

dem 1 5. Juni 201 4 werden damit<br />

die EC-Züge 73/72 <strong>und</strong> 75/74<br />

zwischen Wiener Neustadt <strong>und</strong><br />

Prag gefahren. Ab 1 4. Dezember<br />

201 4 bieten ÖBB <strong>und</strong> CD neue<br />

railjet-Verbindungen zwischen<br />

Österreich <strong>und</strong> Tschechien an.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

Graz, Wr. Neustadt, Wien, Brünn<br />

<strong>und</strong> Prag werden dann im Zwei-<br />

St<strong>und</strong>entakt mit dem Premiumzug<br />

verb<strong>und</strong>en. Damit erhalten<br />

die beiden größten Städte Österreichs<br />

<strong>und</strong> Tschechiens eine<br />

komfortable Direktverbindung<br />

mit kürzerer Fahrzeit – diese<br />

wird sich zwischen Wien <strong>und</strong><br />

Prag im Dezember um 38 Minuten<br />

auf vier St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 1 1 Minuten<br />

verkürzen. MI/LM<br />

Präsentation des railjet mit ÖBB-Lok 1216.234 in CD-Farben<br />

CD<br />

29


AKTUELL<br />

Mit Volldampf im Sonderzug durch Bulgarien: Die Aufnahme der 01.23 auf dem Viadukt über die Warbiza<br />

zwischen Kardzhali <strong>und</strong> Momchilgrad entstand am 2. Mai 2014<br />

H. Dahlhaus<br />

WELTWEIT | TICKER<br />

Polen: Wenig Neues aus Wollstein<br />

Im April hat die Lok Ol49-69 eine Unter -<br />

suchung am Fahrwerk erhalten, ver -<br />

bun den mit einer Fristverlängerung.<br />

Durch die Fristverlängerung ist ein<br />

Einsatz der Lok bis Oktober 2014 mög -<br />

lich. Bei einer Sitzung am 18. April, an<br />

der Vertreter von PKP Cargo <strong>und</strong> Poli -<br />

tiker teilnahmen, hat man vorge schla -<br />

gen, eine Kultureinrichtung zu gründen,<br />

um den Dampflokeinsatz in Wollstein zu<br />

erhalten. Weitere Entscheidungen<br />

sollten Ende Mai fallen, das Treffen in<br />

Poznan am 23. Mai hat jedoch keine<br />

Ergebnisse gebracht, um die „Kultur-<br />

einrichtung Bw Wollstein“ zu gründen.<br />

Es wird immer noch an den Unterlagen<br />

gearbeitet, um ein Konzept vorzulegen.<br />

Derzeit werden alle ehemals dampf -<br />

geführten Züge mit einem Triebwagen<br />

gefahren.<br />

FH<br />

SLOWAKEI<br />

Parade in Vrutky<br />

Im ehemaligen Depot Vrutky der slowakischen Eisenbahn ZSR, wo<br />

heute nur noch museale Fahrzeuge untergestellt sind, kam es am 1 1 .<br />

Juni 1 91 4 zu einem fotogenen Treffen von vier T 478.1 Lokomotiven,<br />

auch als „Bardotka“ bekannt. Die 751 .037, ohne Loknummer an der<br />

Stirnseite (Baujahr 1 967, CKD Praha) brachte an diesem Tag eine<br />

Dampflokomotive nach Vrutky. Die 751 .1 31 ist bereits ein museales<br />

<strong>und</strong> betriebsfähiges Exemplar mit neuer ZSR Nummer (Baujahr<br />

1 968, CKD Praha) <strong>und</strong> historischer Lackierung. Die T 478.1 008 <strong>und</strong><br />

die T 478.1 01 0 präsentierten sich in alter grau-rot-grüner Lackierung<br />

mit rotem Stern ebenfalls als betriebsfähige Exemplare. TB<br />

Kultstatus genießen die tschechischen <strong>und</strong> slowakischen „Bardotka“-<br />

Dieselloks. Hier eine Parade in Vrutky mit den (v. l. n. r) 751.037,<br />

751.131, T 478.<strong>100</strong>8 <strong>und</strong> T478.1010 am 11. Juni 2014 T. Böhme<br />

Tschechien: AlbatrosExpress baut aus<br />

Am 1. Juni 2014 hat TFG Transfracht die<br />

Verkehre nach Tschechien weiter aus -<br />

gebaut <strong>und</strong> das Terminal <strong>Ost</strong>ra va/Vra -<br />

timov neu angeb<strong>und</strong>en. Derzeit ver -<br />

kehrt der „AlbatrosExpress Czech<br />

Republic“ vier Mal pro Woche zwischen<br />

den deutschen Seehäfen <strong>und</strong> dem<br />

Nordosten Tschechiens. Das Terminal<br />

<strong>Ost</strong>rava/Vratimov ist nach Lovosice das<br />

zweite Terminal, das TFG Transfracht<br />

innerhalb eines Jahres in Tschechien<br />

angeb<strong>und</strong>en hat. TFG Transfracht<br />

realisiert die Verkehre gemeinschaftlich<br />

mit den Partnern Kombiverkehr <strong>und</strong><br />

Bohemiakombi.<br />

LM<br />

30


WELTWEIT<br />

WELTWEIT | NEWS<br />

Am 16. Mai hat eine Diesellok der irischen Reihe 074 bei Athenry den<br />

Jubiläumszug am Haken<br />

M. Frühwein<br />

IRLAND<br />

Sonderfahrten zum 50. Geburtstag<br />

Die Railway Preservation Society of Ireland organisiert seit 1 964 Sonderfahrten<br />

mit eigenen historischen Zügen. Vor allem vom nordirischen<br />

Whitehead aus setzt der Verein die stolze Anzahl von neun<br />

Dampf- <strong>und</strong> sechs historischen Dieselloks sowie die dazu passenden<br />

Personenwagen ein. Weitere Stützpunkte finden sich in Mullingar<br />

<strong>und</strong> Dublin. Zum diesjährigen Jubiläum fand im Mai eine fünftägige<br />

R<strong>und</strong>reise über die gesamte grüne Insel statt, wobei verschiedene<br />

Loks zum Einsatz kamen. Weitere Sonderfahrten waren für Juli <strong>und</strong><br />

August geplant, so z.B. eine Reise im Stile der Sechziger von Dublin<br />

nach Kilkenny.<br />

MF<br />

UNGARN<br />

Mehr als eine Werbelok<br />

Am 1 6. Mai 201 4 wurde im Budapester <strong>West</strong>bahnhof die frisch dekorierte<br />

480 004 der MAV vorgestellt. Die beiden ungarischen Bahnverwaltungen<br />

MAV <strong>und</strong> GySEV setzen mit der Lok die alte Tradition<br />

fort, mit recht anspruchsvollen Dekorationen an große <strong>und</strong> namhafte<br />

Persönlichkeiten der ungarischen Geschichte zu gedenken. Die<br />

480 004 gilt als Hommage an den vor 200 jahren geborenen Gabor<br />

Aron, Begründer der Kanonengießerei in Szekelyföl.<br />

FS<br />

Die 480 004 am 20. Mai in Fertöszentmiklos, die Lok hat den IC 935 von<br />

Sopron über Györ nach Budapest am Zughaken<br />

F. Strasser<br />

Kooperation China/Großbritannien<br />

Der britische Premierminister David<br />

Cameron <strong>und</strong> sein chinesischer<br />

Kollege Li Keqiang unterzeichneten<br />

am 17. Juni 2014 ein Abkommen zur<br />

Zusammenarbeit der Bahnindustrie.<br />

Es sieht Kooperationen in Bereichen<br />

wie dem Bau neuer Strecken, bei<br />

Produkten für Drittmärkte, dem Bau<br />

<strong>und</strong> Umbau von Stationen, der<br />

Sicherheit <strong>und</strong> der Nachhaltigkeit im<br />

Bahntransport vor.<br />

LM<br />

Griechenland: Personenverkehr<br />

Nach einer dreijährigen Unter -<br />

brechung verkehren seit dem 10. Mai<br />

2014 wieder internationale Reise züge<br />

auf den Strecken Belgrad – Skopje –<br />

Thessaloniki <strong>und</strong> Sofia – Thessaloniki.<br />

Zwischen Belgrad <strong>und</strong> Thessaloniki<br />

verkehrt ein nächtliches Zugpaar, ein<br />

Tages-Zugpaar rollt zwischen Sofia<br />

<strong>und</strong> Thessaloniki, wo Anschluss an<br />

den Nachtzug nach Athen besteht.<br />

Die Züge von/nach Sofia bestehen<br />

aus je einem griechischen <strong>und</strong> bul -<br />

garischen Wagen <strong>und</strong> bieten 130 Plät -<br />

ze. Die Garnitur des Zuges nach/von<br />

Belgrad besteht aus je einem griechi -<br />

schen <strong>und</strong> serbischen Sitzwagen,<br />

einem mazedonischen Liegewagen,<br />

bei Bedarf einem weiteren serbischen<br />

Sitzwagen sowie im Sommer einem<br />

Autotransportwagen, der bis/nach<br />

Athen durchlaufen soll. Um die Fahr -<br />

gäste von der Buskonkurrenz auf die<br />

Züge zurückzuholen, werden 2014<br />

Rabatte von 20 Prozent gewährt, für<br />

die Autos sogar von 50 Prozent.<br />

Außerdem wird überlegt, zwischen<br />

Athen <strong>und</strong> Sofia Schlaf- <strong>und</strong> Liege -<br />

wagen verkehren zu lassen. SÖN<br />

Griechenland: Güterverkehr<br />

Am 28. Februar 2013 wurde die 17 Ki -<br />

lometer lange, nicht elektrifizierte,<br />

knapp 157 Millionen teure <strong>und</strong> nur für<br />

den Güterverkehr bestimmte<br />

Neubaustrecke Neo Ikonio (Contai-<br />

ner hafen von Piräus) – Thriassio Pedio<br />

feierlich mit viel Prominenz<br />

eingeweiht (s. LM 05/2013, S. 31).<br />

Doch dann hörte man nichts mehr<br />

von der Strecke, denn es waren<br />

Nacharbeiten an der Infrastruktur<br />

nötig. Seit Ende April 2014 verkehren<br />

auf der Strecke tatsächlich Güter -<br />

züge, bisweilen mehrmals am Tag, mit<br />

bis zu 38 Containertragwagen, deren<br />

Bestimmungsbahnhöfe z. B. Bratislava<br />

in der Slowakei oder Györ in Ungarn<br />

sind. Gezogen werden sie von Diesel -<br />

lokomotiven der Baureihen A-450 <strong>und</strong><br />

A-500, meistens in (gemischter)<br />

Doppeltraktion.<br />

SÖN<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2014<br />

31


TITELTHEMA<br />

Vorreiter in Sachen<br />

Mehrzweckdiesellok<br />

war die DB, die bereits<br />

1958 die erste V <strong>100</strong><br />

beschaffte (212 045 im<br />

Bw Göttingen). Die DR<br />

zog mit ihrer V <strong>100</strong><br />

erst acht Jahre<br />

später nach<br />

Johannes Poets<br />

32


DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />

DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />

Im Urteil der Lokführer<br />

WELCHE WAR BESSER Wir haben zwei Lokführer gefragt,<br />

beide sind viele Tausend Kilometer auf der V <strong>100</strong> gefahren. Und beide<br />

kommen zu erstaunlich ähnlichen Urteilen …<br />

Greiz am 26. September 1982 – typisches „Abfallprodukt“:<br />

Die Fotografen warteten eigentlich auf die 38 205!<br />

Wie gepflegt Lok, Zug <strong>und</strong> alles drumherum wirken …<br />

Bodo Schulz<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

33


TITELTHEMA<br />

Eine für die 110 maßgeschneiderte Leistung: Wir sehen die 110 168 vor dem Gex 2602 von Gotha nach<br />

Suhl in Oberhof am 25. April 1984. Dort konnte weiches Heizwasser genommen werden Johannes Poets<br />

S<br />

ie war die leichte Universal-Diesellokomotive<br />

der Deutschen Reichsbahn mit 1 .000 PS. Der<br />

erste Motor war der 1 2 KV D, ein zwölfzylind -<br />

riges, kurzhubiges Aggregat. Er war wassergekühlt<br />

<strong>und</strong> mit einem Turbolader aufgeladen. Die Zylinder<br />

waren in V-Form angeordnet, je sechs in zwei<br />

Reihen (A- <strong>und</strong> B-Reihe). Jeder Zylinder besaß<br />

zwei Einspritzpumpen. Ein Motorregler, über einen<br />

Drehzahlversteller gesteuert, regelte die Kraftstoffzufuhr.<br />

Die Kraftübertragung zu den vier<br />

Radsätzen erfolgte über ein Drei-Wandler-Strömungsgetriebe<br />

<strong>und</strong> Gelenkwellen.<br />

1 970 sah ich die V 1 00 – sie wurde damals gerade<br />

in 1 1 0 umgezeichnet – das erste Mal. Die Lok<br />

war für mich neu, <strong>und</strong> der fünfteilige Doppelstock-<br />

Wendezug, den sie bespannte, hatte auch gerade<br />

erst wenige Tage im Betriebseinsatz hinter sich. Ab<br />

ging die Reise von Erfurt nach Bad Langensalza.<br />

Das war schon richtig moderne Reichsbahn, <strong>und</strong><br />

das Ganze sah wirklich gut aus!<br />

Spitznamen hatte die V 1 00 einige: „Petroleum-<br />

P 8“ (von der echten P 8 gab es ja 1 970 noch ein<br />

paar), „schneller Brüter“ (im Sommer wurde es<br />

sehr heiß im Führerstand), „einmotoriger Mittelsitzer“<br />

oder „Haflinger“ sind mir noch in Erinnerung<br />

geblieben.<br />

Aus meiner Sicht als langjähriger Lokführer war<br />

sie ein treues Arbeitstier, etwas laut dabei <strong>und</strong><br />

nicht gerade mit übermäßig viel PS gesegnet. Sie<br />

34<br />

schaffte es trotzdem, den Großteil der beliebten<br />

Dampfloks der Baureihen 23.1 0, 38.2, 38.1 0, 65.1 0,<br />

78, 83.1 0 <strong>und</strong> 93 zu verdrängen.<br />

Schreckgespenst der Dampf-Fotografen<br />

Auf den Hauptstrecken mussten die V 1 80 (1 1 8.0,<br />

1 1 8.2-4) vor Schnellzügen herhalten, vor Güterzügen<br />

die geballte Kraft des „großen Bruders“ in<br />

Form der 1 20 <strong>und</strong> 1 30er-Familie. Aber auf den Nebenstrecken<br />

mit geringer Achslast übernahm die<br />

1 1 0 das Zepter, gern auch in Mehrfachtraktion. So<br />

wurden die 1 1 0er zum Schreckgespenst für die<br />

Dampflokfotografen.<br />

Vor allem im Erzgebirge zwischen Zwickau <strong>und</strong><br />

Aue, wo viele von ihnen auf die alten Drillinge der<br />

Gattung G 1 2 warteten <strong>und</strong> dann das Brummen<br />

des „doppelten Lottchens“ hören mussten! Schlau,<br />

wer damals trotzdem auf den Auslöser drückte,<br />

denn auch das ist heute alles längst Geschichte …<br />

Ich selbst machte 1 970 meine ersten Gehversuche<br />

bei der Eisenbahn unter meinem Lehrlokführer<br />

Heinz Warschau. Das ist übrigens der Erfurter<br />

Lokführer, der 20 Jahre später, 1 990, den ersten IC<br />

von Neudietendorf nach Leipzig <strong>und</strong> zurück mit<br />

der 243 591 fuhr (das <strong>LOK</strong> MAGAZIN berichtete<br />

darüber).<br />

Doch zurück in das Jahr 1 970: Planlok war die<br />

1 1 0 31 6 vom Bw Erfurt, <strong>und</strong> es ging mit drei Bghw-<br />

Wagen über die „Pfefferminzbahn“ von Straußfurt


DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />

Die Vorserienlok V <strong>100</strong> 002 verbrannte am 19. Dezember 1968 im Raw Cottbus. Diese 110 002 wurde im<br />

November 1969 im Bw Erfurt in Dienst gestellt (P-Zug nach Saalfeld bei Quittelsdorf 1981) Ralph Lüderitz<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

nach Großheringen. Es war Frühling, es musste<br />

nicht geheizt werden, der Zug wog nicht viel <strong>und</strong><br />

die Höchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h auf<br />

dieser Strecke. Das war also für die 1 1 0 eine Kleinigkeit.<br />

Nach der Kontrolle aller Betriebsstoffe <strong>und</strong><br />

einer Sichtinspektion des Fahrwerks ging es auf<br />

den Führerstand. Zwei diagonal angeordnete Führerpulte<br />

für jede Richtung <strong>und</strong> die dazugehörigen<br />

Zusatz-, Führerbrems- <strong>und</strong> Löseventile wirkten<br />

sehr funktionell <strong>und</strong> leicht zu überschauen. Die<br />

Drehstühle waren bequem <strong>und</strong> in der Höhe <strong>und</strong><br />

am Rücken verstellbar. Neben den Bedienpulten<br />

waren die Schaltschränke mit diversen Motorschutzschaltern,<br />

Schützen, Instrumenten <strong>und</strong><br />

Kippschaltern angeordnet. Früher gab es kleine<br />

Ventilatoren, um dem Lokführer etwas Frischluft<br />

zukommen zu lassen. Es konnte nämlich – vor allem<br />

durch das unter dem Fußboden liegende Strömungsgetriebe<br />

– ganz schön warm werden. Die<br />

großen Fensterflächen – ideal für eine gute Sicht –<br />

heizten bei Sonnenschein kräftig mit.<br />

Sehr praktisch war auch der beleuchtete Halter<br />

für den Buchfahrplan. Später, als die Deutsche<br />

Bahn die Fahrpläne waschkörbeweise verteilte,<br />

wusste man nicht, wohin damit. Da wäre ein Monitor<br />

mit der EBuLa nicht schlecht gewesen …<br />

Das Führerhaus saß nicht exakt mittig. Unter<br />

dem Vorbau 1 arbeiteten der Dieselmotor <strong>und</strong> die<br />

Kühlanlage. Auch der Kühlwasser-Ausgleichsbehälter<br />

fand dort seinen Platz. Unter dem Vorbau<br />

2 waren der stehende Kessel zur Dampferzeugung<br />

für die Zugheizung <strong>und</strong> die Motorvorwärmung<br />

eingebaut. Auch die Behälter für das Wasser, der<br />

Batteriesatz, die Lichtanlassmaschine, der Lüftergenerator,<br />

der Schaltschrank mit Schützen <strong>und</strong> Sicherungen<br />

<strong>und</strong> die Luftbehälter mit den diversen<br />

Einrichtungen für die Bremsen waren unter Vorbau<br />

2 montiert. Unter dem Führerstand lag – wie<br />

erwähnt – das Strömungsgetriebe. Dazu waren<br />

dort zwei Kraftstoffbehälter <strong>und</strong> die zwei unabhängig<br />

voneinander arbeitenden Luftverdichter mit<br />

ihren Zwischenkühlern installiert.<br />

Vieles wurde nach <strong>und</strong> nach verändert<br />

Natürlich wurden im Lauf des langen Beschaffungszeitraums<br />

manche Einrichtungen verbessert<br />

<strong>und</strong> geändert. Zu erwähnen sind hier die Verschleiß-Pufferbohlen<br />

oder die Relais-Steuerung<br />

des Heizkessels. Auch fiel das Stufengetriebe weg,<br />

das für Langsam- <strong>und</strong> Streckengang zuständig war.<br />

Um Material zu sparen, wurde die Abgasanlage<br />

des Heizkessels vereinfacht, die Abgase strömten<br />

nun nicht mehr über die Schächte am Führerhausdach<br />

ins Freie, sondern direkt aus einer Aussparung<br />

im Vorbau. Das konnte bei ungünstigem<br />

Wind sehr unangenehm werden, wenn die Abgase<br />

in den Führerstand zogen. Auch die Seitenverkleidung<br />

der Umläufe wurde später weggelassen.<br />

35


TITELTHEMA<br />

November 1983, Bahnhof Nossen: 110 970 (Lok mit Antrieb für eine Grabenräumeinheit – an der anderen<br />

Seite – gerade vier Monate alt) leistet der 110 176 Vorspann vor einem Güterzug nach Riesa Bodo Schulz<br />

In den 1 980er-Jahren wurden viele 1 1 0er mit<br />

verbesserten <strong>und</strong> leistungsstärkeren Motoren ausgerüstet<br />

(1 .250 PS – 1 1 2, 1 .500 PS – 1 1 5, 1 1 4). Leider<br />

viel zu spät wurde auch die Regelung des Heizkessels<br />

verbessert. Nicht zu vergessen: Der Umbau<br />

einiger 1 1 0er für den Meterspurbetrieb im Harz.<br />

Das Fahren vereinfachen<br />

In jene Zeit fällt auch ein Verbesserungsvorschlag,<br />

die Motordrehzahl-Regelung durch eine einfache<br />

Auf-<strong>und</strong>-Ab-Steuerung zu ersetzen. Zur Erinnerung:<br />

Auf der V 1 00 <strong>und</strong> der V 1 80 gab es sechs<br />

festgelegte Fahrstufen. Stufe 1 füllte lediglich das<br />

Strömungsgetriebe, <strong>und</strong> in den Stufen 2 bis 6 wurde<br />

die Motordrehzahl von 750 U/min auf 1 .500<br />

U/min gesteigert. Das sollte nun durch einen einfachen<br />

Paketschalter stufenlos geschehen, um sich<br />

besser den Neigungsverhältnissen der befahrenen<br />

Strecke anpassen zu können. Diese gute Erfindung<br />

kam leider viel zu spät …<br />

Späte Zutaten waren ebenso Indusi <strong>und</strong> Zugfunk.<br />

Kurz vor dem Ende der DDR wurde noch beschlossen,<br />

auf der Basis der 1 1 0 eine schwere Rangierlok<br />

zu bauen. Erprobungsträger waren 1 1 0 1 56<br />

<strong>und</strong> 1 61 (später 1 08 1 56 <strong>und</strong> 1 61 ). Die Serie (alle<br />

aus 1 1 0.0-1 umgebaut) wurde gelb lackiert <strong>und</strong> bei<br />

der DB als 298.0-1 bezeichnet.<br />

Einen Sonderstatus nimmt die Reihe 1 1 1 ein.<br />

Auch sie war – untypisch für DR-Streckenloks –<br />

gelb lackiert. Die Loks, für den Einsatz vor Güterzügen<br />

gedacht, besaßen keine Heizung. Die DB<br />

bezeichnete sie als 298.3. All diese Umbauten zeigen,<br />

dass man mit der V 1 00 als Basismodell eine<br />

Menge machen konnte. Die Geschichte geht ja bis<br />

in unsere Tage weiter, denn in Stendal werden<br />

noch immer 1 1 0er für heutige Bedürfnisse angepasst.<br />

Selbst Hybridloks entstanden auf dem alten<br />

Fahrgestell (siehe auch ab Seite 62).<br />

Es gab natürlich gute <strong>und</strong> schlechte Exemplare!<br />

Ich erinnere mich noch an die original belassene<br />

36


DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />

dieser Maschine keinen festen Punkt mehr! Die<br />

Vorbauten wackelten verdächtig, die Türen öffneten<br />

sich von selbst <strong>und</strong> knallten wieder zu. Last but<br />

not least schwenkte kurz vor der Einfahrt in Erfurt<br />

mit dem Lrz 6922 der Wofadit-Filter – er wog immerhin<br />

1 50 Kilogramm – mitsamt seiner Halterung<br />

nach außen! Der Schreck saß tief, passiert ist<br />

aber zum Glück nichts.<br />

Ich bin gern mit ihr gefahren …<br />

Wenn ich alles resümiere, könnte man folgendes<br />

Zeugnis für die V 1 00 erteilen: Die Lok war im<br />

Führerstand doch recht laut. Der Motor machte<br />

Lärm, die Gelenkwellen gaben ein Pfeifen von sich<br />

<strong>und</strong> unter dem Führerstand machten die Luftverdichter<br />

ganz schön Krach.<br />

Die Hitze im Sommer erwähnte ich schon. In<br />

strengen Wintern dagegen war es empfindlich kalt,<br />

die Führerstandsheizung schaffte es nicht, ein behagliches<br />

Klima zu erzeugen. Heizwasser musste<br />

häufig ergänzt werden, <strong>und</strong> man musste deshalb<br />

auch oft welches nehmen, dessen Härtegrad hoch<br />

war. Das bedeutete wiederum, dass die Filter oft gewechselt<br />

werden mussten. Überhaupt war die Bedienung<br />

<strong>und</strong> Wartung des Heizkessels mit viel Arbeit<br />

verb<strong>und</strong>en. Schwere Züge mochte die V 1 00<br />

gar nicht, <strong>und</strong> auch lange Fahrten, bei denen mit<br />

der Höchstgeschwindigkeit von 1 00 km/h gefahren<br />

werden musste, behagten ihr nicht. Doch dafür<br />

war sie nicht gebaut, also kein Vorwurf.<br />

Fazit: Die V 1 00 der DR war, wenn man sie<br />

pfleg lich behandelte, ein „treues Pferdchen“. Auch<br />

für Nahgüterzüge war sie recht gut geeignet. Und<br />

auch im Wendezugbetrieb, egal, ob mit vier- oder<br />

fünfteiligen Doppelstock-Garnituren oder Einzelwagen,<br />

habe ich nie Schiffbruch erlitten. Und wie<br />

gut war nun das DB-Pendant<br />

1 1 0 892, die eine Zeit lang den Umlauf 6227/6230<br />

Erfurt – Ilmenau – Erfurt fuhr. Das war eine prima<br />

Lok, mit guter Leistung, nicht so laut <strong>und</strong> immer<br />

gut gepflegt. 1 992, als ich für kurze Zeit nach Wernigerode-<strong>West</strong>erntor<br />

abkommandiert war, traf ich<br />

sie dort wieder: als Schmalspurlok 1 99 892! Die<br />

einst so gut gepflegte Maschine hatte sich zu einem<br />

„Mistwagen“ entwickelt, laut <strong>und</strong> in der Leistung<br />

schwach – keiner fuhr gern mit ihr.<br />

Die kürzeste S-Bahn der DDR fuhr von Erfurt Hbf<br />

zur Berliner Straße. 1982 liefen dort Einzelwagen<br />

mit der 110, im Hintergr<strong>und</strong> Marbach Martin Weltner<br />

Geschichten über Geschichten<br />

Mit der 1 1 2 51 5 war es auch so ein Malheur: An fünf<br />

aufeinanderfolgenden Tagen hatte sie acht Störungen<br />

des Drehzahlverstellers, was natürlich zu<br />

Zuglaufstörungen mit Ersatzlokgestellung führte.<br />

Den Störungen war einfach nicht beizukommen!<br />

Im Tausch bekamen wir die 1 1 2 555 des Bw Gera.<br />

Diese Lok war erstklassig gepflegt (von der Einsatzstelle<br />

Greiz), doch sie war genau so anfällig wie<br />

die 1 1 2 51 5!<br />

Wieder anders war die 1 1 2 372. Diese Lok lief<br />

zwar störfrei, aber oberhalb von 70 km/h gab es an<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

37


TITELTHEMA<br />

Als Weiterentwicklung der Baureihe V 80 wurde<br />

die V 1 00 der große Wurf der MaK <strong>und</strong> der damaligen<br />

B<strong>und</strong>esbahn. Obwohl mit der V 80 eigentlich<br />

eine gute Lok geschaffen worden war, die aber<br />

auch ihre Probleme hatte (zu lange Gelenkwellen)<br />

wurde diese von der Entwicklung der V 1 00 überholt.<br />

1 958 wurden die ersten Vorausloks abgeliefert.<br />

Seitens der B<strong>und</strong>esbahn hatte man mit der V<br />

1 00 vor allem das Ziel, die noch weit verbreiteten<br />

preußischen P 8 abzulösen. Nicht umsonst erhielt<br />

die V 1 00 auch bald den Spitz namen „Petroleum-P<br />

8“, denn genauso wie ihre preußischen Vorgänger<br />

versah eine V 1 00 fast immer zuverlässig ihren<br />

Dienst.<br />

Doch wir wollen hier nicht auf die schon oft <strong>und</strong><br />

gut dargestellte Geschichte der V 1 00 bzw. der späteren<br />

Baureihe 21 1 /21 2 eingehen, sondern wir<br />

möchten einmal die Vorzüge dieser kleinen Universallokomotive<br />

darstellen.<br />

Zu meiner ehemaligen Dienststelle, dem Bahnbetriebswerk<br />

Hagen-Eckesey, kamen die ersten<br />

Loks im Jahr 1 962 <strong>und</strong> machten die Baureihe 78<br />

dort mehr oder weniger arbeitslos. Aus Erzählungen<br />

meiner ehemaligen Kollegen ist bekannt, dass<br />

sie sich zuerst gar nicht so recht mit der damals<br />

modernen Technik anfre<strong>und</strong>en konnten. Doch die<br />

V 1 00 zeigte ihnen, wie zuverlässig sie sein konnte,<br />

wenn sie richtig behandelt wurde.<br />

Lernen mit Dias <strong>und</strong> Buntstiften<br />

Umgeschult auf den Diesel-Neuling wurden die<br />

Personale u. a. auf der B<strong>und</strong>esbahnschule in Wuppertal.<br />

Eine noch gut erhaltene <strong>und</strong> detaillierte Dia-<br />

Serie erleichterte den damaligen Lokführen das<br />

Lernen, denn die Schaltpläne gab es nur in<br />

schwarz/weiß. Sie wurden im Unterricht mit Buntstiften<br />

farbig bemalt, damit allen ersichtlich wurde,<br />

wie der Strom fließt. 41 /42/30/1 0 – diese Relaisbezeichnungen<br />

sagen jedem B<strong>und</strong>esbahn-Lokführer<br />

einer V 1 00 etwas!<br />

Meine erste dienstliche Begegnung mit dieser<br />

Lok hatte ich im September 1 989. Zu dieser Zeit<br />

V <strong>100</strong>: GEGENÜBERSTELLUNG BEIDER TYPEN<br />

1 – Dieselmotor, 2 – Getriebe, 3 – Hilfsdiesel, 4 – Schalldämpfer, 5 – Luftfilter, 6 – Vorheiz-Wärmetauscher,<br />

7 – Getriebeöl-Wärmetauscher, 8 – Kühler, 9 – Heizölbehälter, 10 – Kraftstofftank, 11 – Kraftstoff-Hochbehälter,<br />

12 – Wasserbehälter, 13 – Heizkessel, 14 – Kompressor, 15 – Lichtanlassmaschine, 16 – Lüfterpumpe,<br />

17 – Führerpult, 18 – Kühlwasser-Ausgleichsbehälter, 19 – Batterie, 20 – Schaltschrank Slg. O. Strüber<br />

V <strong>100</strong> DB<br />

1958 wurden die ersten sechs Erpro -<br />

bungsmuster ausgeliefert. V <strong>100</strong> 001 –<br />

005 hatten Motoren mit 1.<strong>100</strong> PS, die<br />

V <strong>100</strong> 006 schon einen mit 1.350 PS, sie<br />

war damit die Basis der V <strong>100</strong>.20, der<br />

späteren Baureihe 212. MaK baute<br />

noch eine weitere Lok, die spätere<br />

V <strong>100</strong> 007 (zuerst V <strong>100</strong> 000). Die<br />

Serienlieferung begann 1961 <strong>und</strong><br />

endete 1963 mit der Ablieferung der<br />

insgesamt 365. Lok. Zur besseren<br />

Unterscheidung von der stärkeren<br />

V <strong>100</strong>.20 wurden die Ordnungsnummern<br />

in 1.000er-Stellen umgewandelt.<br />

Höchste Nummer war nun V <strong>100</strong> 1365.<br />

Aus der V <strong>100</strong>.10 weiterentwickelte<br />

Varianten waren:<br />

V <strong>100</strong>.20 1.350 PS<br />

213 332 – 341 Mit Hydro-Bremse für<br />

Steilstrecken<br />

Technische Daten<br />

Baujahre<br />

Höchstgeschwindikeit<br />

Traktionsmotor<br />

Nennleistung<br />

Nenndrehzahl<br />

Motorgewicht<br />

Getriebe<br />

Dienstgewicht<br />

38


DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />

stand die 21 2 in Hagen-Eckesey noch in voller Blüte.<br />

Über 30 Maschinen zählten zum Einsatzbestand<br />

<strong>und</strong> der Verkehr auf den von Hagen <strong>und</strong><br />

Schwerte ausgehenden Nebenstrecken wurde mit<br />

ihnen abgewickelt. Im Güterzugdienst war sie als<br />

„doppeltes Lottchen“ – so war der Spitzname für<br />

eine Doppeltraktion – auf der Volmetalbahn <strong>und</strong><br />

auf der oberen Ruhrtalbahn anzutreffen.<br />

mit dieser Teufelsmaschine umgehen konnten. Es<br />

gelang.<br />

Danach gingen wir dann in die Lokausbildung<br />

<strong>und</strong> durften die 21 2 auch gleich im Sommer kennenlernen.<br />

Von einer Klimaanlage haben wir da-<br />

Stendal: Interessanter Formenvergleich der beiden<br />

V <strong>100</strong> mit den verstärkten Motoren Jens Grünebaum<br />

Dampf ist immer noch im Spiel<br />

Zuerst mussten wir einmal die Kesselwärterprüfung<br />

für den Landdampfkessel OK 461 0 der Firma<br />

Hagenuk in Kiel ablegen. Dieses „Teilchen“ hatte<br />

eine ziemlich komplizierte Elektrik zur Fernüberwachung<br />

des Kessels. Hier galt aber auch: Wer mit<br />

ihm ordentlich umging, hatte meis tens auch keine<br />

Probleme.<br />

An einem ziemlich heißen Tag im Juni 1 990<br />

mussten die Hagener Lokführeranwärter Hellmann,<br />

Grünebaum <strong>und</strong> Bremenkamp dann unter<br />

den Augen des Amtsvorstandes zeigen, dass sie<br />

1 – Dieselmotor, 2 – Abgasturbolader, 3 – Strömungsgetriebe, 4 – Achsgetriebe, 5 – Lichtanlassmaschine,<br />

6 – Lüftergenerator, 7 – Kompressor, 8 – Kühlanlage, 9 – Ausgleichsbehälter, 10 – Wasserbehälter groß,<br />

11 – Wasserbehälter klein, 12 – Heizkessel, 13 – Kraftstofftank, 14 – Batterie, 15 – Abgasführung vom<br />

Dieselmotor, 16 – Abgasführung vom Heizkessel, 17 – Luftbehälter<br />

Zeichnung LEW/Sammlung Oliver Strüber<br />

V <strong>100</strong> DR/110<br />

V <strong>100</strong> DB/211<br />

1966 – 1969 1958 – 1963<br />

65/<strong>100</strong> km/h 65/<strong>100</strong> km/h<br />

12 KVD 18/21A II MB 12 V 493 TZ<br />

1.000 PS 1.<strong>100</strong> PS<br />

1.500 min -1 1.500 min -1<br />

4.300 kg 3.<strong>100</strong> kg<br />

Dresden<br />

Voith<br />

66 t 64 t<br />

V <strong>100</strong> DR<br />

Nach zwei Prototypen 1964 <strong>und</strong> 1965<br />

(beide verbrannten später in Cottbus)<br />

begann 1966 mit der V <strong>100</strong> 003 die<br />

Serienlieferung. Das letzte gebaute<br />

Exemplar mit 1.000 PS war 1978 die<br />

110 896. Die ersten Loks waren noch<br />

mit einem Stufengetriebe ausgerüstet<br />

(Rangiergang bis 65 km/h, Strecken -<br />

gang bis <strong>100</strong> km/h), auf das man später<br />

verzichtete. Aus der Basistype wurden<br />

weiterentwickelt:<br />

112 1.250 PS,<br />

115/114 1.400 – 1.500 PS,<br />

111 reine Rangierlok, Beton -<br />

gewicht statt Heizkessel,<br />

108 mit Strömungs-<br />

Wendegetriebe,<br />

110.9 mit Anschluss für<br />

Grabenräumer,<br />

199.8 für Meterspur im Harz.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

39


TITELTHEMA<br />

22. Mai 1980: Auf der 212 007 vor dem N 5559 Göttingen – Kassel am Volkmarshäuser Tunnel Johannes Poets<br />

mals sicherlich alle mal geträumt. Bei knapp 30<br />

Grad Außentemperatur war es nicht unbedingt ein<br />

Vergnügen, über dem Getriebe zu sitzen.<br />

Wie fährt man die Lok<br />

Eine Schicht ist mir irgendwie ganz besonders in<br />

Erinnerung geblieben. Durch sie kann man sicherlich<br />

auch Vor- <strong>und</strong> Nachteile dieser Baureihe gut<br />

schildern: Sicher zählt es nicht zu den besonderen<br />

Vergnügen eines Lokführers, am Sonntag um 0.57<br />

Uhr Dienstbeginn zu haben. Der Auftrag sah vor,<br />

mit zwei Lokomotiven in Doppeltraktion nach Hagen-Vorhalle<br />

zu fahren, um von dort einen Güterzug<br />

nach Dortm<strong>und</strong>erfeld zu bringen, einem<br />

Bahnhof, der heute bedeutungslos ist.<br />

Also: Zunächst einmal die Maschinen aufrüs -<br />

ten. Hauptschalter einschalten, ein Führerpult mittels<br />

Knochen (so wird der damals noch große Richtungsschalter<br />

von Lokführern meistens genannt)<br />

einschalten <strong>und</strong> den Hilfsdiesel starten. Der Hilfsdiesel<br />

lädt die 1 1 0-Volt-Batterien, aus denen der<br />

Dampfkessel mit Strom versorgt wird. Zuerst<br />

muss aber einmal Druckluft zur Zerstäubung des<br />

Heizöls im Brennraum produziert werden. Später<br />

benötigen wir diese auch als Steuerluft für die Maschinenanlage<br />

<strong>und</strong> natürlich als Bremsluft.<br />

Nachdem der Kessel in Betrieb genommen ist,<br />

muss noch der Dreikreis-Wärmetauscher im Motorraum<br />

entwässert werden. Das kondensierte<br />

Wasser hinderte doch ziemlich bei der Motorvorwärmung.<br />

Hier lag eine Tücke der V 1 00. Der Absperrhahn<br />

lag so ungeschickt hinter dem Dampfzuleitungsrohr,<br />

dass sicher so einige Lokführer<br />

hier mal zu früher St<strong>und</strong>e „autsch“ geschrien haben!<br />

Gleiches konnte auch bei der Prüfung der Sicherheitsventile<br />

am Kessel passieren. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Außenklappen war die Lok aber sonst sehr gut<br />

zugänglich. Da ging es bei der Kesselinbetriebnahme<br />

auf der 21 5 oder 21 6 schon deutlich enger zu.<br />

Wenn beide Loks vorbereitet waren, mussten sie<br />

noch gekuppelt werden. Dazu wurden Kupplung,<br />

Bremsschläuche <strong>und</strong> das Steuerkabel verb<strong>und</strong>en.<br />

Das „Alligatorkabel“, wie das dicke <strong>und</strong> schwer bewegliche<br />

36-polige Steuerkabel auch genannt wurde,<br />

musste nun in die Steuerdose richtig eingeführt<br />

werden – das war auch nicht unbedingt<br />

jedermanns Sache. Besonders bei Schnee musste<br />

man aufpassen, dass dieser Vorgang möglichst<br />

40


DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />

Linke Hand am Fahrschalterrad: Jens Grünebaum im Führerstand der V <strong>100</strong><br />

Slg. Jens Grünebaum<br />

trocken vonstatten ging. Nach der Bremsprobe mit<br />

beiden Loks <strong>und</strong> der Funktionsprüfung der Traktion<br />

konnte es losgehen. In seltenen Fällen soll es<br />

vorgekommen sein, dass die Loks in unterschiedliche<br />

Richtungen fahren wollten. Dann musste noch<br />

einmal entkuppelt <strong>und</strong> überprüft werden, ob auf<br />

beiden die selbe Fahrtrichtung vorgewählt worden<br />

war, um es auf ein Neues zu probieren.<br />

Langsam- <strong>und</strong> Schnellgang<br />

Eine Fahrt in Doppeltraktion war eine nette Sache.<br />

Auf diese Weise konnte man auch ganz ordentliche<br />

Güterzüge bewegen. Sonntagmorgens fuhren wir<br />

die erwähnte Übergabe von Vorhalle nach Dortm<strong>und</strong>erfeld.<br />

Dieser Zug konnte locker auch über<br />

1 .000 Tonnen haben. So war es dann auch.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Berg- <strong>und</strong> Talfahrten schaltete ich<br />

beide Loks dann noch in den kleinen Gang. Dies<br />

hat den Vorteil, dass größere Zugkräfte über das<br />

Getriebe übertragen werden konnten. Allerdings<br />

war dann die Höchstgeschwindigkeit auf 65 km/h<br />

begrenzt. Für die Steigung bei Wengern <strong>Ost</strong> war<br />

diese Wahl bei 1 .1 49 Tonnen Zuggewicht aber genau<br />

richtig.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Vom Güterbahnhof Dortm<strong>und</strong>erfeld ging es<br />

dann Lz zum Bahnhof Dortm<strong>und</strong> Betriebsbahnhof.<br />

Dort kamen wir uns dann ganz schön mickrig<br />

vor zwischen den ganzen 1 03ern <strong>und</strong> den Lokführern<br />

mit Krawatte! Seitens der Lokleitung wurde<br />

man dort jedenfalls so behandelt …<br />

Doch nun wieder ein wenig Technik. In Dortm<strong>und</strong><br />

mussten wir beide Loks betanken <strong>und</strong> einer<br />

kleinen Nachschau A 1 unterziehen. Dabei wird<br />

unter anderem das Fahrwerk inspiziert. Die V 1 00<br />

hatte eine sehr gute Laufruhe aufgr<strong>und</strong> ihrer Drehgestelle.<br />

Besonders für die Werkstatt hatte diese<br />

neue, aus Rohren zusammengeschweißte H-Konstruktion<br />

Vorteile. Aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Kopfstücke<br />

war es problemlos möglich, an Achsgetrieben<br />

<strong>und</strong> Gelenkwellen zu arbeiten bzw. diese zu<br />

tauschen. Die Radsätze werden durch Achslenker<br />

geführt. Diese Art der Radsatzführung wird heute<br />

bei modernen Loks auch noch angewandt, allerdings<br />

sind diese durch besseres Material deutlich<br />

kleiner ausgebildet.<br />

Das Drehgestell selbst wird durch einen Drehturm<br />

(kein Drehzapfen) vom Rahmen geführt <strong>und</strong><br />

überträgt die Kräfte über diesen. Diese turmartige<br />

41


TITELTHEMA<br />

Stahlkonstruktion war in der Mitte geteilt, um die<br />

Gelenkwellen durchzuführen. Der Lokrahmen<br />

stützt sich über jeweils vier Schraubenfedern pro<br />

Drehgestell ab. Diese schaffen eine enorme<br />

Laufruhe der Lok. Gebremst werden die Radsätze<br />

mittels Klotzbremsen. Als Bremsanlage ist eine<br />

mehrlösige Knorrbremse eingebaut. Die Loks der<br />

Baureihe 21 3 hatten zusätzlich noch eine Hydro-<br />

Bremse am Getriebe, diese Loks waren aber in Hagen<br />

nie zu Hause.<br />

Im Motorraum musste nun der Ölstand des Motors<br />

<strong>und</strong> des Turboladers kontrolliert werden. Gehen<br />

wir gleich ein wenig auf die Maschinenanlage<br />

ein: Zum Motorraum gelangte man, indem die<br />

großen seitlichen Schiebetüren zur Front hin<br />

geöffnet wurden. Vom Lokumlauf hatte man nun<br />

einen guten Einblick auf die Maschinenanlage <strong>und</strong><br />

den kleinen Hilfsdiesel zur Stromerzeugung.<br />

212 252 (Bw Göttingen) am 16. Oktober 1984 vor<br />

Ng 65545 Gittelde – Herzberg (Harz) Johannes Poets<br />

Antrieb, Steuerung <strong>und</strong> Getriebe<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich waren in der Baureihe 21 1 die etwas<br />

schwächeren Motoren der Bauart MB 1 2 V 493 TZ<br />

mit 809 kW Leistung eingebaut. Die Loks der Baureihe<br />

21 2 besaßen den MB 1 2 652 TA/TZ (TA –<br />

ohne Kolbenbodenkühlung; TZ – mit Kolbenbodenkühlung).<br />

Diese Motoren waren mit einer Leistung<br />

von 1 .300 PS etwas stärker. Die Hagener<br />

Loks der Baureihe 21 2 hatten alle den stärkeren<br />

Motor. Lediglich die zur Aushilfe anwesenden Loks<br />

der Baureihe 21 1 aus Hof <strong>und</strong> Osnabrück konnten<br />

Anfang der 1 990er-Jahre noch mit dem kleinen<br />

Motor ausgerüstet sein.<br />

Eine zentrale Aufgabe der Motorsteuerung hat<br />

der Motorregler. Er überwacht die Startbegrenzung,<br />

die Leerlaufregelung, die Füllungsregelung<br />

der Einspritzpumpen, die Begrenzung der Höchstdrehzahl<br />

<strong>und</strong> stellt die Öldrucküberwachung sicher.<br />

Die Leistungssteuerung des Motors erfolgte<br />

über das Fahrschalterhand der beiden Führerstände.<br />

Eine Kontaktwalze steuerte den „Fünffach-Magnet-Ventilblock“.<br />

Durch wechselseitiges Erregen<br />

der Magnetventile wird entsprechend der Fahrstufen<br />

das 1 6-Stellungsgerät mit Steuerluft verstellt.<br />

Somit bekommen die Einspritzpumpen mehr oder<br />

weniger Diesel zugeführt. Sollte diese elektropneumatische<br />

Steuerung einmal defekt sein, kann die<br />

Füllung mittels einer Schraube von Hand fest eingestellt<br />

werden. Parallel dazu wird durch das 1 5-<br />

Stellungsgerät am Getriebe der Schaltregler des<br />

Automatik-Getriebes beeinflusst.<br />

Getriebeseitig sind alle Lokomotiven mit dem<br />

robusten Voith L 21 6 rs-Getriebe ausgerüstet. Die<br />

Bezeichnung steht dabei für L – Lokgetriebe, 2 –<br />

zwei Wandler, 1 – eine Kupplung, Baugröße 6, r –<br />

reversierbar, s – Stufengetriebe. Die höhere Eingangsleistung<br />

von 1 .300 PS bei der 21 2 kompensierte<br />

man mit einer größeren Hochgang-Übersetzung.<br />

Natürlich gibt es für das Getriebe auch<br />

mehrere Notschaltmöglichkeiten. Das Hochlegen<br />

42


DIE V <strong>100</strong> IN WEST UND OST<br />

Am 23. August 1983 überquert die 211 035 (Jung 1962/13.309) die 1877 errichtete Donaubrücke bei<br />

Deggendorf. Die Lok schiebt den Wendezug, der aus „Silberlingen“ gebildet ist<br />

Bodo Schulz<br />

des Füllmagneten oder gar eine Gangnotschaltung<br />

mittels Kurbel ließen immer ein Räumen der<br />

Bahnstrecke zu. Vom Stufengetriebe geht es dann<br />

mittels Gelenkwellen zu den Radsatzgetrieben in<br />

den Drehgestellen der Lok.<br />

Der Hilfsdiesel ist eigentlich eine Art Notstrom -<br />

aggregat. Mit ihm kann die Batterie geladen werden,<br />

um Kompressor <strong>und</strong> Zwangsdurchlaufkessel<br />

zur Motorvorwärmung zu betreiben. Wenn der<br />

Fahrdiesel gestartet wird, wird der Hilfsdiesel<br />

selbsttätig abgeschaltet. Im Notfall konnte diese<br />

Abschaltung aber bei einer Störung in der Licht-<br />

Anlassmaschine des Hauptdiesels überbrückt werden,<br />

um keinen „Abhänger“ zu machen. Somit<br />

wurde die Batterie dann auch während der Fahrt<br />

aus dem Hilfsdiesel gespeist.<br />

Ein weiterer Blick bei der Nachschau geht in<br />

den hinteren Vorbau. Hier sitzen der Heizkessel,<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

der Wasserbehälter mit 3.000 Liter Inhalt, die<br />

Pumpen <strong>und</strong> der Betriebsbehälter des Kraftstoffsystems.<br />

All diese Einrichtungen müssen auf etwaige<br />

Undichtigkeiten <strong>und</strong> Beschädigungen geprüft werden.<br />

Sollte die Kraftstoff-Förderpumpe einmal<br />

streiken, konnte mittels Handpumpe Kraftstoff in<br />

den Betriebsbehälter gepumpt werden. Dieser<br />

konnte dann als Fallkraftstoff den Dieselmotor antreiben.<br />

Ich habe diesen Fall Gott sei Dank nie erlebt.<br />

Unsere Ausbilder sagten immer, ja es könnte<br />

gehen. Bei der guten, alten B<strong>und</strong>esbahn gab es in<br />

den Loks halt fast immer eine Rückfallebene!<br />

Nächster Dienst: Wendezugeinsatz<br />

Nachdem ich meine A 1 beendet <strong>und</strong> getankt hatte,<br />

fuhr ich mit den beiden Loks zur Wagenhalle in<br />

EDOB, so die offizielle Abkürzung für Dortm<strong>und</strong>-<br />

Betriebsbahnhof. Dort setzte ich jeweils eine Lok<br />

43


TITELTHEMA<br />

Auch das gab es: 212 312 leistet am 27. März 1981 bei Reelsen einer 216 Vorspann. Der Dg 53842 wurde<br />

im Abschnitt Herzberg – Altenbeken mit 212/216 (beide mehrfachtraktionsfähig) bespannt Josef Högemann<br />

*) Seilfahrt: Im Sauerland <strong>und</strong> Ruhrgebiet umgangssprachlich<br />

für „Standpauke“ oder „Reformante“<br />

vor einen Wendezug. Der mit zwei Wagen ging<br />

nach Lüdenscheid, der mit drei nach Iserlohn.<br />

Nachdem der Rangierer gekuppelt hatte, bereitete<br />

ich beide Züge für den Wendezugdienst vor. Dabei<br />

durfte man den Kleinselbstschalter 1 03 nicht vergessen<br />

einzulegen, sonst wurden die Signale nicht<br />

vom Steuerwagen zur Loksteuerung übertragen.<br />

Knochen abziehen, Bremse abschließen, bei Bedarf<br />

Heizungswahlschalter auf Steuerwagen stellen<br />

<strong>und</strong> – ganz wichtig – unten am Fahrwerk die<br />

Zeit-Weg-Sifa ausschalten! Sonst steht die Eisenbahn<br />

nach 1 50 Metern. Nachdem beide Steuerwagen<br />

geprüft waren, fuhr ich beide Einheiten zusammen.<br />

Normalerweise hätte jetzt der eine Wagenpark<br />

komplett abgerüstet werden müssen. Für die drei<br />

Kilometer zum Dortm<strong>und</strong>er Hauptbahnhof wurde<br />

aber der Motor der zweiten Lok angelassen, damit<br />

das Getriebe weiter schmierte. Als Neuling im<br />

Fahrdienst hatte ich mir nämlich für das komplette<br />

Abrüs ten des zweiten Zuges eine nette Seilfahrt *)<br />

eines alten Schwerter Kollegen eingefangen, ich<br />

höre den heute noch über den Bahnsteig brüllen:<br />

„Welch ein Ochse macht so einen Mist, jetzt muss<br />

ich mit den guten Klamotten im Getriebe rumrühren!“<br />

In der Tat war das keine angenehme Sache<br />

<strong>und</strong> das gute Sonntagshemd wurde dabei auch<br />

noch dreckig …<br />

Kleine Lok des Wirtschaftsw<strong>und</strong>ers<br />

Man könnte noch unendlich viel über diese „kleine<br />

Lok des Wirtschaftsw<strong>und</strong>ers“ schreiben. Ich habe<br />

sie jedenfalls immer gerne gefahren – <strong>und</strong> auch<br />

dann, wenn es im Sommer ziemlich heiß im Führerstand<br />

wurde. Eine Klimaanlage gab es nicht, mit<br />

geöffneten Türen <strong>und</strong> Fenster ließ sich aber auch<br />

das ertragen. Als fachtechnische Lektüre empfehle<br />

ich die Sonderausgabe Nr. 7 der GDL-Lokomotivtechnik<br />

aus dem Jahr 1 980 …<br />

Mein Resümee: Die V 1 00 war <strong>und</strong> ist eine robuste<br />

<strong>und</strong> zuverlässige Lokomotive. Mit ihrer Wendezugsteuerung<br />

war sie auf dem Stand der damaligen<br />

Technik <strong>und</strong> revolutionierte den DB-<br />

Per sonennahverkehr. Durch den Einsatz von Steuerwagen<br />

konnte das Umsetzen eingespart wer den.<br />

Durch ihre Doppeltraktionssteuerung konn te sie<br />

auch vor schweren Güterzügen im Flachland eingesetzt<br />

werden. Hätte man den Dampfkessel durch<br />

ein Vorwärmgerät ersetzt <strong>und</strong> wie heute bei vielen<br />

Privatbahnloks üblich eine Funkfernsteuerung eingebaut,<br />

könnte sie auch heute noch in Konkurrenz<br />

zur modernen Gravita tre ten.<br />

Michael Lüdecke (DR)/Jens Grünebaum (DB)<br />

44


Die schönsten<br />

Seiten der Bahn<br />

Das<br />

neue Heft.<br />

Jetzt am<br />

Kiosk!<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Online blättern oder Testabo mit Prämie bestellen unter:<br />

www.bahn-extra.de/abo


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

46


DER STADLER-FLIRT<br />

DER STADLER-FLIRT<br />

Über 900 Stück!<br />

VOM ZWEI- BIS ZUM SECHSTEILER Schweizer Qualitätsarbeit,<br />

so muss man es anerkennen, verkörpern diese Triebzüge.<br />

25 Staats- <strong>und</strong> Privatbahnen in elf Ländern fahren mit ihnen<br />

Der ET 7.08 der<br />

eurobahn fährt<br />

bei Ratingen <strong>West</strong><br />

in Richtung Venlo.<br />

Als Fünfteiler<br />

trägt er noch<br />

zusätzlich die DB-<br />

Nummer 429 013<br />

Thomas Feldmann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

47


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

B<br />

eim FLIRT – die Abkürzung steht für Flinker<br />

Leichter Innovativer Regional-Triebzug –<br />

handelt es sich um einen elektrischen Triebzug,<br />

der seit zehn Jahren in einer Stückzahl von<br />

951 (laut Angaben des Herstellers) verkauft wurde.<br />

Der Großteil davon ist bereits einige Zeit im Einsatz,<br />

der Rest befindet sich in der Phase der Fertigstellung<br />

<strong>und</strong> wird in den kommenden Monaten<br />

ausgeliefert. Der durchgängige Niederflurtriebzug<br />

wurde von der Firma Stadler Rail ursprünglich für<br />

den Regional- <strong>und</strong> S-Bahn-Verkehr in der Schweiz<br />

entwickelt.<br />

Das Schweizer Stadler-Stammwerk in Bussnang<br />

produzierte 2004 zuerst für die Schweizerischen<br />

B<strong>und</strong>esbahnen (SBB) die vierteilige Ausführung<br />

RABe 523. Es folgte die Variante RABe 521 . Diese<br />

wurden auf der Wiesentalbahn <strong>und</strong> beim „Seehas“<br />

bereits ab Herbst 2005 auch nach Deutschland eingesetzt.<br />

Die hessische Cantus-Verkehrsgesellschaft beschaffte<br />

2006 dann erstmalig den FLIRT für innerdeutsche<br />

Verkehre. Diese Fahrzeuge wurden in<br />

dreiteiliger Ausführung als Baureihe 427 <strong>und</strong> in<br />

vierteiliger als Reihe 428 eingesetzt.<br />

DB Regio bestellte erstmalig Anfang 2006 fünf<br />

fünfteilige FLIRT-Züge für den Verkehr an der <strong>Ost</strong>seeküste,<br />

die dort als Hanse-Express seit Dezember<br />

2007 als Reihe 427 zum Einsatz kamen. Mittlerweile<br />

wurden diese Züge in Baureihe 429 umge-<br />

zeichnet. Damit fügen sich die zwei- bis maximal<br />

sechsteiligen Triebzüge in das deutsche Baureihenschema<br />

ein, wobei mit dem zweiteiligen 426.1<br />

(Siemens-426) <strong>und</strong> dem sechsteiligen 1 430 (Bombardier-430<br />

für die S-Bahnen Stuttgart <strong>und</strong> Frankfurt)<br />

wegen „konkurrierender“ Baureihenbezeichnungen<br />

Kompromisse eingegangen wurden.<br />

25 Bahnen nutzen den FLIRT<br />

Um die umfangreichen Bestellungen aus Deutschland<br />

<strong>und</strong> anderen Ländern zu stemmen, wird der<br />

FLIRT in drei Werken produziert:<br />

– Bussnang <strong>und</strong> Altenrhein (Schweiz),<br />

– Berlin-Wilhelmsruh (Pankow),<br />

– Szolnok (Ungarn) <strong>und</strong><br />

– Siedlce (Polen).<br />

Bei manchen Aufträgen findet die Endmontage<br />

im Land der Auftragsvergabe statt. Die Werke produzieren<br />

weitgehend autark, müssen sich aber bei<br />

Wagenkasten, Kopfform, Drehgestellen (kommen<br />

aus Winterthur), Klimageräten, Stromrichtern, Antrieb,<br />

Türen, Verkleidungen im Fahrgastraum <strong>und</strong><br />

Antriebsteil an die Konzernvorgabe halten. Lediglich<br />

bei Verkabelung, Software <strong>und</strong> Führerpult gibt<br />

es Unterschiede. So nutzt Pankow auch einen anderen<br />

Hersteller als Bussnang für das Informationssystem.<br />

Die derzeitigen <strong>und</strong> in naher Zukunft<br />

geplanten Einsätze in Deutschland können der<br />

Übersicht unten entnommen werden.<br />

FLIRT-EINSÄTZE IN DEUTSCHLAND<br />

Abellio Rail NRW 17 Züge geleast von CB Rail; davon 9 Dreiteiler <strong>und</strong> 8 Zweiteiler<br />

RB 40 Essen – Bochum – Witten – Hagen (KBS 427 <strong>und</strong> 440)<br />

RB 46 Bochum – Wanne-Eickel – Gelsenkirchen (KBS 428), Glückauf-Bahn<br />

RE 16/RB 19 Essen – Bochum – Hagen – Letmathe – Siegen/Iserlohn, Ruhr-Sieg-Express<br />

Ab Dezember 2016 kommen noch 20 Fünfteiler, davon 13 Ein- <strong>und</strong> 7 Mehrsystemzüge, für das Niederrheinnetz Düsseldorf<br />

– Emmerich, Wesel – Mönchengladbach <strong>und</strong> Emmerich – Arnheim hinzu<br />

Berchtesgadener Land Bahn, S-Bahn Salzburg 5 Dreiteiler von Alpha Trains geleast<br />

S 4 Österreich – Freilassing – Berchtesgaden (KBS 954)<br />

Cantus 14 Dreiteiler <strong>und</strong> 7 Vierteiler<br />

R 1/R 7 Göttingen – Eichenberg – Kassel/ – Bebra (KBS 611/613; R 1 <strong>und</strong> R 7 zwischen Göttingen <strong>und</strong> Eichenberg geflügelt)<br />

R 5 Bebra – Fulda – Kassel (KBS 610/ 613)<br />

R 6 Bebra – Eisenach (KBS 605)<br />

DB Regio 5 Fünfteiler, gewartet im Werk Rostock<br />

RE 9 Rostock – Strals<strong>und</strong> – Lietzow – Sassnitz (Hanse-Express), Binz – Lietzow (KBS 190)<br />

DB Regio Südwest 28 Fünfteiler<br />

RE 1 Koblenz – Trier – Luxembourg – Saarbrücken – Ludwigshafen – Mannheim (Koblenz – Trier zusammen mit CFL KISS)<br />

(KBS 685/ 690)<br />

RE 2 Koblenz – Frankfurt (KBS 471)<br />

RE 4 Mainz – Ludwigshafen – Karlsruhe (KBS 660)<br />

RE 7 Mainz – Ludwigshafen – Mannheim (KBS 670)<br />

DB Regio 14 FLIRT 3 für den VRR (ab 2016)<br />

RE 42 Münster – Essen – Mönchengladbach (KBS 425)<br />

eurobahn (Keolis) 25 Vierteiler für das Hellweg-Netz <strong>und</strong> 4 Vierteiler <strong>und</strong> 14 Fünfteiler über Leasing Angel Trains<br />

RE 3 Düsseldorf – Oberhausen – Dortm<strong>und</strong> – Hamm, Rhein-Emscher-Express (KBS 416)<br />

RE 13 Venlo – Düsseldorf – Hagen – Hamm, Maas-Wupper-Express (KBS 455/485)<br />

RB 50 Dortm<strong>und</strong> – Lünen – Münster (<strong>West</strong>f) (KBS 411)<br />

RB 59 Dortm<strong>und</strong> – Unna – Soest (KBS 430/431)<br />

48


DER STADLER-FLIRT<br />

Vias 410 (428 144) nach Frankfurt passiert Rüdesheim mit dem berühmten Rottland-Weinberg<br />

Axel Witzke<br />

RB 69 Münster (<strong>West</strong>f) – Hamm – Bielefeld (KBS 400/410)<br />

RB 89 Münster (<strong>West</strong>f) – Soest – Paderborn – Warburg (– Kassel-Wilhelmshöhe) KBS (430)<br />

Hessische Landesbahn 6 Fünfteiler <strong>und</strong> 3 Dreiteiler (RMV-Netz)<br />

RE 40/RB 30 Frankfurt (Main) Hbf – Gießen – Siegen (KBS 445)<br />

RE 99 Siegen – Gießen – Frankfurt (Main) Hbf (KBS 630)<br />

Meridian 7 Dreiteiler <strong>und</strong> 28 Sechsteiler für das E-Netz Rosenheim Veolia 1430 FLIRT 3<br />

München – Rosenheim – Salzburg – Kufstein (KBS 951)<br />

München – Rosenheim – Kufstein (KBS 950)<br />

München – Holzkirchen – Rosenheim (KBS 958)<br />

Nordbahn Eisenbahngesellschaft Regionalnetz Mitte Schleswig-Holstein, 7 Fünfteiler <strong>und</strong> 8 Sechsteiler FLIRT 3<br />

ab Ende 2015 (KBS 130)<br />

SBB Regio Basel/Lörrach<br />

S 5 Weil am Rhein – Lörrach – Steinen<br />

S 6 Basel SBB – Lörrach – Zell im Wiesental (Basel SBB – Zell KBS 735)<br />

SBB Seehas<br />

Konstanz – Engen (KBS 720)<br />

VIAS Rheingaunetz, 14 Vierteiler <strong>und</strong> 5 Dreiteiler<br />

RMV SE 10 Frankfurt (Main) Hbf – Koblenz – Neuwied (KBS 466)<br />

<strong>West</strong>falenbahn Teuteburger-Wald-Netz, 14 Dreiteiler <strong>und</strong> 5 Fünfteiler<br />

RB 61 Bad Bentheim – Osnabrück – Bielefeld (KBS 375)<br />

RB 65 Münster (<strong>West</strong>f) – Rheine (KBS 410)<br />

RB 66 Münster (<strong>West</strong>f) – Lengerich – Osnabrück (KBS 385)<br />

RB 72 Herford – Altenbeken – Paderborn (KBS 405)<br />

Im Dezember 2015 werden 15 Vierteiler von der <strong>West</strong>falenbahn auf der Emslandlinie Münster – Rheine – Emden von alpha<br />

Trains geleast <strong>und</strong> eingesetzt<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

49


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

Testfahrt: Am 26. November 2011 war der 427 001 der DB in Wegberg-Wildenrath im Einsatz<br />

Axel Witzke<br />

Im Ausland ist der FLIRT als elektrische <strong>und</strong><br />

dieselbetriebene Variante mittlerweile bei 25<br />

Staats- <strong>und</strong> Privatbahnen in elf Ländern im Einsatz<br />

bzw. noch in der Produktions- <strong>und</strong> Auslieferungsphase.<br />

Die FLIRT-Familie<br />

Entwickelt <strong>und</strong> produziert von einem Schweizer<br />

Unternehmen wird der FLIRT natürlich bei der<br />

SBB <strong>und</strong> ihren Tochterfirmen sowie Privatbahnen<br />

in großen Stückzahlen eingesetzt. Als S-Bahn <strong>und</strong><br />

Regionalbahn oder auch Stadtexpress ist er so in<br />

521 208 (ex 526 658) am 9. September 2011 bei der<br />

Einfahrt in Singen (Hohentwiel)<br />

Axel Witzke<br />

der gesamten Schweiz anzutreffen. Eine Übersicht<br />

der Schweizer (<strong>und</strong> ausländischen Eisenbahnverkehrsunternehmen),<br />

die den FLIRT einsetzen, ist<br />

auf der Homepage von Stadler Rail im Internet verfügbar.<br />

Für den Grenz- bzw. Systemwechselverkehr<br />

wurden entsprechend mehrsystemtaugliche Varianten<br />

hergestellt. Mit dem FLIRT 3 werden auch<br />

Hybrid- bzw. bimodale Varianten (bei Stadler auch<br />

Gefäßgrößen genannt) angeboten. Hierbei wird –<br />

ähnlich wie beim GTW – z. B. beim FLIRT für Estland<br />

ein Antriebsmodul verwendet, dass aber nur<br />

Strom erzeugt. Die Antriebe sitzen FLIRT-typisch<br />

in den führenden Drehgestellen.<br />

Weitere Unterschiede sind z. B. eine crashoptimierte<br />

Form beim FLIRT France <strong>und</strong> die vergrößerten<br />

Wagenkästen für die in Finnland, Estland,<br />

Weißrussland <strong>und</strong> Norwegen eingesetzten<br />

Züge. Das größere Lichtraumprofil dort erlaubt<br />

diese großzügigere Ausführung.<br />

Weitere Unterscheidungsdetails sind veränderte<br />

Spitzenlichter (Polen) <strong>und</strong> kleinere Fenster für<br />

z. B. die Algerien-FLIRTs. Aufgr<strong>und</strong> veränderter<br />

Heiz- <strong>und</strong> Klimatechnik sind die FLIRTs für Polen<br />

<strong>und</strong> Weißrussland auch hier modifiziert worden.<br />

Mit dem FLIRT mindestens optisch verwandt<br />

sind aus der Stadlerfamilie der GTW (Gelenk-<br />

Trieb-Wagen), der FLIRT STAR (Schmalspur-Triebzug<br />

für attraktiven Regionalverkehr), der „Allegra“<br />

50


DER STADLER-FLIRT<br />

Der ET 5.02 (428 101) der eurobahn aufgebockt in der Werkhalle in Hamm-Heesen (20. Mai 2011) Axel Witzke<br />

FLIRT: TECHNISCHE HAUPTDATEN IM VERGLEICH<br />

Baureihe 426.1 427 428 429 1430<br />

Ausführung 2-teilig 3-teilig 4-teilig 5-teilig 6-teilig<br />

Baujahr ab 2006 ab 2004 ab 2004 ab 2007 ab 2012<br />

Leermasse 76 t <strong>100</strong> t 120 – 132 t 145 t 170 t<br />

Länge 42 m 58 m 75 m 90 m 107 m<br />

Breite<br />

2,88 m (3,20 m vergrößertes Lichtraumprofil!)<br />

Einstiegshöhe<br />

0,58 m – 0,78 m<br />

Sitzplätze 116 181 219 274 – 300 333<br />

Diese Zahlen können nach Vorgabe des Bestellers um bis zu 20 Sitzplätze +/- abweichen. In<br />

der 1. Klasse haben in der Regel 16 Personen Platz<br />

Höchstgeschwindigkeit 120 km/h 160 km/h 120 – 160 km/h 160 – 200 km/h 160 km/h<br />

Anmerkung: Datenblätter <strong>und</strong> weitere Infos unter http://www.stadlerrail.com/de/fahrzeuge/flirt/<br />

FLIRT EMU 3 <strong>und</strong> EMU 5 für die <strong>West</strong>falenbahn in der Übersichtszeichnung<br />

Slg. Oliver Strüber<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

51


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

Sommer 2007 in Essen-Dellwig: FLIRT der <strong>West</strong>falenbahn als Sonderzug zur Love-Parade<br />

Thomas Feldmann<br />

Vergleich zwischen dem ET 22.005 (426 104) von abellio <strong>und</strong> dem 648 111 der DB in Iserlohn<br />

Axel Witzke<br />

52


DER STADLER-FLIRT<br />

Der Arbeitsplatz des Lokführers im 429 001 der Deutschen Bahn – weitestgehend standardisiert Axel Witzke<br />

für die Bernina-Bahn (Allegra ist die übrig gebliebene<br />

Kurzformel des ursprünglichen „Cha Dieu<br />

ans allegra!“, auf deutsch: Möge Gott uns erfreuen!)<br />

<strong>und</strong> der nun als KISS vermarktete (Komfortabler<br />

Innovativer Spurtstarker S-Bahn-Zug). Die<br />

Verwandtschaft bezieht sich sich in den genannten<br />

Fällen teilweise nur auf Optik oder gemeinsam genutzte<br />

Bauteile (Umrichteranlage von ABB).<br />

So ist der FLIRT 3 ein überwiegend neu konstruiertes<br />

Fahrzeug. Neben einer crashoptimierten<br />

neuen Front (EN 1 5227) ist der FLIRT 3 auch erheblich<br />

leichter, was sich bei Achslast <strong>und</strong> Gesamtgewicht<br />

bemerkbar macht. Auch wurde der Innenraum<br />

verändert. Wir werden diese Fahrzeuge in<br />

Kürze ebenfalls vorstellen.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Relativ wenig Probleme<br />

Was zeichnet den FLIRT aus Nach einer relativ<br />

kurzen Entwicklungsdauer, Erprobungszeit <strong>und</strong><br />

Einführungsphase ist der FLIRT im Betrieb weitgehend<br />

störungsfrei <strong>und</strong> hat kaum die typischen<br />

Kinderkrankheiten hinter sich bringen müssen.<br />

Lediglich bei der Zulassung für den Doppel- <strong>und</strong><br />

Mehrfachtraktionsbetrieb <strong>und</strong> in den Niederlanden<br />

bzw. im Berchtesgadener Land gab es Probleme<br />

<strong>und</strong> zum Teil erhebliche Verzögerungen. So<br />

musste die eurobahn (KEOLIS) bei der Betriebsaufnahme<br />

des Rhein-Emscher- <strong>und</strong> Maas-Wupper-<br />

Express auf zum Teil historische <strong>und</strong> „bunte“ Ersatzgarnituren<br />

zurückgreifen, um ab Dezember<br />

2009 den Betrieb von der DB übernehmen zu können.<br />

Die Zulassung für die Niederlande dauerte<br />

dann noch länger. Seit 201 0 fahren nun aber die<br />

von ANGEL Trains geleasten vier- <strong>und</strong> fünfteiligen<br />

Züge auch in Mischtraktion bis nach Venlo.<br />

Technisch sind die FLIRT der ersten beiden Generationen<br />

(ab dem FLIRT „Vaudois“ RABe 523 01 3<br />

wird werksintern von der zweiten FLIRT-Generati-<br />

Nicht angetrieben sind die Jacobsdrehgestelle mit<br />

2,70 Meter Achsstand (427 001) Axel Witzke<br />

53


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

on gesprochen) weitgehend identisch. Eine spezielle<br />

Eigenschaft ist die red<strong>und</strong>ante Antriebsausrüs -<br />

tung (Transformator, Antriebsstromrichter etc.).<br />

Diese befindet sich in den Triebköpfen direkt hinter<br />

den Führerständen über dem Triebdrehgestell.<br />

Daher kann der FLIRT auch bei Ausfall eines Antriebs<br />

mit dem anderen Triebdrehgestell aus eigener<br />

Kraft weiterfahren.<br />

Der Stromabnehmer (bei Mehrsystemfahrzeugen<br />

sind immer zwei Stromabnehmer installiert)<br />

ist mittig auf dem Dach eines Mittelwagens angebracht<br />

<strong>und</strong> versorgt beide Antriebseinheiten. Der<br />

Transformator befindet sich auf dem Dach über<br />

dem Führerstand. Die Wagenkästen sind auf Jakobsdrehgestellen<br />

gelagert. So konnte – bis auf die<br />

Enden der Triebköpfe – der gesamte Innenraum<br />

barrierefrei gestaltet werden. Der FLIRT wird mit<br />

bis zu vier Mittelwagen (sechsteilig FLIRT 3) angeboten.<br />

Als dieselelektrische <strong>und</strong> bimodale Variante<br />

ist der FLIRT maximal vierteilig sowie mit einem<br />

Antriebsmodul ähnlich dem GTW verfügbar.<br />

Beim GTW bildet der Powerpack ein eigenes<br />

Modul. Beim FLIRT wird dagegen das Antriebsmodul<br />

auf zwei Jakobsdrehgestellen abgestützt.<br />

Sondervariante Zweiteiler<br />

Die Fahrzeugkästen sind Aluminium-Leichtbau-<br />

Konstruktionen. Eine spezielle Version ist der von<br />

Abellio Rail bestellte, zweiteilige FLIRT, bei dem<br />

nur ein Drehgestell angetrieben <strong>und</strong> dessen<br />

Höchstgeschwindigkeit auf 1 40 km/h begrenzt ist.<br />

Der FLIRT zeichnet sich durch eine hohe<br />

Laufruhe, einen klimatisierten Innenraum, Mehrzweckabteile<br />

für Rollstühle, Kinderwagen <strong>und</strong><br />

Fahrräder sowie barrierefreie Toiletten aus. Diese<br />

wurden in Zusammenarbeit mit der Schweizer<br />

54


DER STADLER-FLIRT<br />

Der 160 km/h schnelle ET 6.03 (428 127) auf der<br />

Linie Venlo – Mönchengladbach (13. Mai 2013)<br />

Laufende Produktion für die Ungarn: 415 062 am<br />

19. März 2014 bei der Abnahme Axel Witzke (2)<br />

Cantus-427 002 (427 136) unterwegs<br />

nach Fulda bei Hermannspiegel (Haunetal)<br />

am 6. Juli 2013<br />

Axel Witzke<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Fachstelle für Behinderte im öffentlichen Verkehr<br />

entwickelt. Weiterhin gibt es eine durchgängige Videoüberwachung,<br />

einen Einmannbetrieb, Steckdosen<br />

in der 1 . <strong>und</strong> teilweise auch 2. Klasse, große<br />

Türen <strong>und</strong> ausfahrbare Schiebetritte, um auch unterschiedliche<br />

Bahnsteighöhen bedienen zu können.<br />

Selbstverständlich ist das Reisenden-Informationssystem,<br />

auf Bestellerwunsch gibt es auch<br />

Fahrkarten- oder Imbissautomaten.<br />

Mit 1 60 km/h ist der FLIRT insbesondere für<br />

Schweizer Verhältnisse schnell <strong>und</strong> verfügt über<br />

gute Beschleunigungswerte. Die Begrenzung der<br />

Höchstgeschwindigkeit auf 1 60 km/h ist neben einer<br />

Verschleißreduzierung auch der Vorgabe geschuldet,<br />

in Deutschland ab 1 60 km/h LZB-geführt<br />

zu fahren. In Norwegen ist der FLIRT sogar<br />

bis 200 km/h zugelassen! Aktuell werden von Stadler<br />

für Ungarn FLIRT der 2. Generation ausgeliefert<br />

(an die ungarisch-österreichische Privatbahn<br />

GySEV <strong>und</strong> die MAV). Die Auslieferung wird voraussichtlich<br />

bis Spätsommer 201 5 andauern. Diese<br />

Züge werden mit dem Zugsicherungssystem<br />

ETCS Level 2 ausgerüs tet. Für den Bau der Wagenkästen<br />

wird seit 201 2 das Werk in Szolnok<br />

(600 Mitarbeiter) ausgebaut.<br />

Hauptuntersuchungen – wer macht sie<br />

Da die Züge in Deutschland schon seit 2006 eingesetzt<br />

werden, fielen bei 1 5 FLIRT von Cantus bereits<br />

die ersten Revisionen an. Diese Arbeiten werden<br />

in Braunschweig ausgeführt, die ersten Züge<br />

sind bereits „durch“. Die <strong>West</strong>falenbahn hat auch<br />

Arbeiten an das DB-Ausbesserungswerk Krefeld-<br />

Oppum vergeben. Die eurobahn kooperiert mit<br />

Stadler, führt aber die Arbeiten im Stammwerk<br />

Hamm aus.<br />

Axel Witzke<br />

55


FAHRZEUGE<br />

Planabfahrt 18:11 Uhr in Hagen Hbf hieß es für den E 315, den 03 1021 am 21. August 1966 über Werl,<br />

Altenbeken <strong>und</strong> Bodenfelde nach Göttingen zu bringen hatte<br />

Alle Aufnahmen Helmut Dahlhaus<br />

BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />

Viel zu kurze Karriere<br />

PROBLEME MIT DEM REGLER Martin Weltners Fazit ist kurz <strong>und</strong> knapp:<br />

Die Reko-03.10 der DR war besser, aber schöner war die 03.10 der DB mit dem<br />

Hochleistungskessel. Aber das Glück war dieser Baureihe nicht gewogen …<br />

V<br />

on den 60 zwischen 1 939 <strong>und</strong> 1 941 gebauten<br />

Schnellzugloks der Baureihe 03.1 0 befanden<br />

sich nach dem Zweiten Weltkrieg 26<br />

Exemplare in den westlichen Besatzungszonen<br />

<strong>und</strong> gingen in den Bestand der jungen Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbahn über. Sie erbrachten erstaunliche Leis<br />

tungen, wurden aber schon früh durch den Strukturwandel<br />

verdrängt (Literaturhinweis: van Kampen/Wenzel,<br />

Die Baureihe 03.1 0, Freiburg 1 977).<br />

„Und auch die 01 <strong>und</strong> 03 werden das Rennen<br />

noch einige Jahre mitmachen, wenn man sich<br />

auch für die 03.1 0 einmal einen besseren Plan<br />

wünscht, in welchem sie zeigen können, was in ihnen<br />

steckt. Denn als Fernschnellzugloks par excellence<br />

ist ihr jetziges Einsatzgebiet im Raum Hagen<br />

– Dortm<strong>und</strong> – Köln recht wenig attraktiv“. Dies<br />

schrieb Karl-Ernst Maedel im Herbst 1 962 im <strong>LOK</strong><br />

56<br />

MAGAZIN Nummer 1 , als er einen Gesamtüber -<br />

blick über das Eisenbahnwesen in jenem Jahr gab.<br />

Leider irrte der Altmeister der Eisenbahnliteratur<br />

damals, denn schon vier Jahre später war die Geschichte<br />

der 03.1 0 bei der DB beendet. Wie kam es<br />

dazu<br />

Weg mit der Stromschale!<br />

In den ersten Nachkriegsjahren standen die meis -<br />

ten 03.1 0 ausbesserungsbedürftig herum, mit verbeulten<br />

<strong>und</strong> rostigen Stromlinienverkleidungen<br />

<strong>und</strong> vom Betrieb einfach nicht benötigt. An schnelle<br />

Züge war noch nicht wieder zu denken, <strong>und</strong> das<br />

Bahnpersonal hatte andere Probleme, als sich mit<br />

verbauten Dreizylinder-Triebwerken herumärgern<br />

zu müssen. Doch die große Zeit der 03.1 0 sollte<br />

auch bei der 1 949 gegründeten B<strong>und</strong>esbahn noch


BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />

In <strong>West</strong>hofen (Strecke Hagen – Schwerte) war das Feuer auf dem Rost der 03 1076 noch nicht richtig<br />

durchgebrannt, als die Pacific am 4. Juni 1966 mit dem E 533 nach Braunschweig vorbeikam<br />

kommen. Bereits zum Jahreswechsel 1 948/49 war<br />

die 03 1 056 im AW Braunschweig einer L 4-Untersuchung<br />

unterzogen worden, bei der die Lok „entstromt“<br />

wurde.<br />

Erste Dienste leistete sie für das Versuchsamt<br />

Göttingen. Zwischen Dezember 1 949 <strong>und</strong> November<br />

1 950 wurden schließlich die restlichen 25 Loks<br />

ihrer Stromlinienverkleidungen beraubt <strong>und</strong> zu<br />

„normalen“ Loks umgebaut. Dass es sich um ehemalige<br />

Stromlinienloks handelte, sah man nur<br />

noch an der oben geraden Rauchkammertür. Doch<br />

auch dieses Detail wurde bald entfernt: Bis 1 953 erhielten<br />

alle 03.1 0 normale, r<strong>und</strong>e Rauchkammertüren.<br />

Die Loks wurden auch mit Indusi ausgestattet,<br />

so dass ihrem Einsatz vor den jetzt wieder<br />

schnelleren Zügen nichts mehr im Wege stand.<br />

Neun Loks gingen an das Bw Offenburg, Ludwigshafen<br />

erhielt sechs 03.1 0, die restlichen wurden<br />

dem Bw Dortm<strong>und</strong> Bbf zugeteilt.<br />

Die große Zeit ist da<br />

Beim Bw Offenburg ersetzten die 03.1 0 einige<br />

preußische P 1 0. Ihr Haupteinsatzgebiet waren die<br />

Strecken zwischen Basel <strong>und</strong> Frankfurt bzw.<br />

Mannheim/Ludwigshafen. Monatliche Laufleis -<br />

tungen von bis zu 1 5.000 Kilometern belegen, dass<br />

die Loks im Schnellzugdienst ordentlich zu tun<br />

Das Gesicht der allersten 03.10: Am 3. Juli 1966<br />

war sie mit dem E 534 in Hagen Hbf zu sehen<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014 57


FAHRZEUGE<br />

Als 03 <strong>100</strong>1 am 30. Aril 1966 morgens mit dem E 474 Münster – Altenbeken durch Mersch rauchste, war<br />

der Fahrdraht zwischen Münster <strong>und</strong> Hamm noch stromlos<br />

hatten. Doch die Blüte der 03.1 0 am Oberrhein<br />

währte nicht lange, 1 952 wurden die Loks an das<br />

Bw Paderborn abgegeben, Offenburg erhielt als Ersatz<br />

die stärkeren 01 .1 0.<br />

Auch in Ludwigshafen ersetzten die 03.1 0 die<br />

preußischen P 1 0: Vor F-, D- <strong>und</strong> Eilzügen kamen<br />

sie unter anderem nach Köln, Dortm<strong>und</strong>, Frankfurt,<br />

Saarbrücken, Heidelberg <strong>und</strong> Karlsruhe. Die<br />

03.10: HAUPTDATEN IM VERGLEICH<br />

Baureihe 03.10 alt 03.10<br />

DB-Neubaukessel<br />

Bauart 2’C1’h3 2’C1’h3<br />

Treibraddurchmesser (mm) 2.000 2.000<br />

Laufraddurchmesser vorn (mm) 1.000 1.000<br />

Laufraddurchmesser hinten (mm) 1.250 1.250<br />

Länge über Puffer (mm) 23.905 23.905<br />

Höchstgeschwindigkeit (km/h) 140 140<br />

Leistung (PS) 1.790 1.870<br />

Rostfläche (m 2 ) 3,89 3,87<br />

Verdampfungsheizfläche (m 2 ) 203,15 177,54<br />

Überhitzerheizfläche (m 2 ) 72,22 95,77<br />

Achslast (t) 18,4 19,2<br />

Reibungsgewicht (t) 55,2 56,8<br />

Dienstgewicht (Lok, t) 103,2 104,2<br />

täglichen Laufleistungen lagen im Schnitt bei r<strong>und</strong><br />

600 Kilometer. Ein Ausreißer nach oben war der<br />

Plantag 2 im Sommer 1 954, der beachtliche 1 .001<br />

Kilometer aufwies! So verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass<br />

monatliche Laufleistungen von teilweise über<br />

1 9.000 Kilometer erbracht wurden.<br />

Ihre besten Leistungen erbrachten die 03.1 0<br />

aber beim Bw Dortm<strong>und</strong> Bbf, wo zahlreiche F- <strong>und</strong><br />

D-Züge in den Umläufen enthalten waren. Die Paradeleistung<br />

schlechthin war die Beförderung des<br />

F 3/4 „Merkur“ Stuttgart – Hamburg-Altona, wobei<br />

die 03.1 0 auf dem 702 Kilometer langen Bespannungsabschnitt<br />

Frankfurt (Main) – Hamburg-<br />

Altona am Zug blieb – nur das Personal wurde<br />

beim Zwischenhalt in Dortm<strong>und</strong> gewechselt. So<br />

erreichten die Loks Tages-Laufleistungen von r<strong>und</strong><br />

900 Kilometern, die 03 1 043 stellte mit beachtlichen<br />

28.460 Kilometern im Juni 1 954 einen neuen<br />

Rekord in Sachen monatlicher Laufleistung auf.<br />

Zwangsmaßnahme: Neue Kessel<br />

Alles hätte so schön weitergehen können mit den<br />

03.1 0, wären ihre Kessel nicht aus dem bekannt<br />

problematischen Baustoff St 47 K hergestellt worden.<br />

Anfangs behalf man sich noch mit einem<br />

Kesseldruck von 1 6 statt der konstruktiv vorgesehenen<br />

20 atü sowie dem ständigen Einschweißen<br />

58


BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />

Mit zu den kürzesten Leistungen gehörte der D 282 Münster – Hagen, der Kurswagen für den D 82 nach<br />

Frankfurt (Main) mitführte. Zuglok bei <strong>West</strong>hofen war am 4. Juni 1966 die 03 1021 mit Nassdampfregler<br />

irgendwelcher Flicken. Als jedoch im April 1 955<br />

der baugleiche Kessel der 41 229 bei einer Wasserdruckprobe<br />

aufriss, war klar: Sowohl die 41 als<br />

auch die 03.1 0 brauchen neue Kessel! Im Februar<br />

1 956 ordnete die Hauptverwaltung der B<strong>und</strong>esbahn<br />

die Beschaffung von 27 neuen Kesseln für<br />

die 03.1 0 an, 26 Stück zum sofortigen Einbau <strong>und</strong><br />

einen als im AW Braunschweig zu lagernder Ersatzkessel.<br />

Gleichzeitig wurde der Umbau der<br />

03.1 0-Tender verfügt, die eine mechanische Kohlenvorschub-Einrichtung<br />

sowie eine Kohlenkastenabdeckung<br />

erhalten sollten.<br />

Krupp lieferte die Kessel, die den neuen Baugr<strong>und</strong>sätzen<br />

der DB entsprachen: kleine Rostfläche,<br />

Einbau einer Verbrennungskammer, Einfachventil-Heißdampfregler<br />

mit Seitenzug, alles<br />

vollständig geschweißt – ein Kessel der hohe Leis -<br />

tungen erbrachte, wenn er von fachk<strong>und</strong>igem Personal<br />

<strong>und</strong> mit bester Kohle befeuert wurde.<br />

Zwischen April 1 957 <strong>und</strong> Dezember 1 959 wurden<br />

25 03.1 0 im AW Braunschweig mit dem neuen<br />

Kessel ausgestattet, die beiden restlichen wanderten<br />

aber auf Loks der Baureihe 41 . Was war mit der<br />

26. Lok 03 1 056 hatte noch im April 1 956 eine L4<br />

<strong>und</strong> bekam erst im Mai 1 961 einen ursprünglich<br />

für eine 41 vorgesehenen Neubaukessel. Der Umbau<br />

der Tender lief nicht ganz synchron mit der<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Neubekesselung der Loks, sodass es in einer kurzen<br />

Übergangszeit auch Altbaukesselloks mit umgebauten<br />

Tendern <strong>und</strong> Neubaukesselloks mit altem<br />

Tender gab. Optisch „typisch DB“ war auch die<br />

Verlegung der Sandkästen auf die Umlaufbleche,<br />

später zwischen Kessel <strong>und</strong> Umlaufblech. Diese<br />

Maßnahme diente auch der Sicherheit des Personals,<br />

das zum Füllen der Sandkästen nicht mehr<br />

auf den Kesselscheitel steigen musste.<br />

Alle Loks in Hagen-Eckesey<br />

1 958/59 konzentrierte man die gesamte Baureihe<br />

03.1 0 beim Bw Hagen-Eckesey, wo sie fünf 01 .1 0<br />

<strong>und</strong> ein r<strong>und</strong>es Dutzend 01 ablösten. Alle Exemplare<br />

einer relativ kleinen Baureihe in einem Bw,<br />

eigentlich war das wirtschaftlich. Doch was sollte<br />

Hagen mit so vielen Loks anstellen<br />

Schon im ersten Dienstplan vom Winter 1 958/<br />

1 959 wurden nur noch 533 Kilometer/Tag erbracht.<br />

Die Zeit der 03.1 0 vor F-Zügen war vorbei, schon<br />

zu Beginn der Hagener Zeit sah man die 03.1 0<br />

auch vor Personenzügen, bei denen eine P 8 gereicht<br />

hätte. Ein paar klassische Bespannungsabschnitte<br />

für die Drillinge waren Köln – Münster,<br />

Hagen – Siegen, Mönchengladbach – Hagen, Köln<br />

– Hamm oder Düsseldorf – Hagen. Immerhin erreichten<br />

die Loks noch Ziele wie Braunschweig,<br />

59


FAHRZEUGE<br />

W<strong>und</strong>erbarer Nachschuss auf die Anfahrt der 03 1011 in Hagen Hbf am 14. September 1965 vor einem<br />

Eilzug aus „Silberlingen“. Man muss sich nun nur noch den Drillingsso<strong>und</strong> vorstellen …<br />

Göttingen, Kassel oder Holzminden, im Sonderreiseverkehr<br />

kamen sie gar bis Kreiensen oder<br />

Helmstedt.<br />

Doch es waren nicht nur zu viele Loks in Hagen,<br />

die neuen Kessel bereiteten ernsthafte Probleme:<br />

Bei hohem Wasserstand neigte der Kessel zum<br />

Wasserüberreißen, <strong>und</strong> daraus resultierten Ärgernisse<br />

mit dem Heißdampfregler, der sich plötzlich<br />

nicht mehr öffnen oder schließen ließ. Jahrelang<br />

bastelten das AW Braunschweig <strong>und</strong> das Bw Hagen-Eckesey<br />

an den Kesseln herum, endgültig<br />

gelöst wurde das Problem nicht.<br />

Eigenartig: Die mit identischen Kesseln versehenen<br />

41 er hatten das Problem nur in weit geringerem<br />

Maß.<br />

Dem Ende entgegen<br />

Die Zeit in Hagen war nicht nur von den Kesselproblemen,<br />

sondern vor allem ständig schrumpfenden<br />

Einsatzgebieten geprägt: Die Hauptstrecke<br />

Köln – Essen – Hamm war schon unter Draht, als<br />

die 03.1 0 in Hagen eintrafen, im Mai 1 959 stand<br />

die linke, ab Mai 1 962 die rechte Rheinstrecke unter<br />

Strom. Im Mai 1 964 ging mit der Elektrifizierung<br />

der Strecke Hamm – Hagen – Wuppertal –<br />

Köln/Düsseldorf das Haupteinsatzgebiet der Loks<br />

verloren, denen nur noch die angestammten<br />

Strecken über Warburg nach Kassel <strong>und</strong> die nach<br />

Siegen geblieben waren. So wurden Hagener 03.1 0<br />

jetzt auch vom Bw Düsseldorf eingesetzt: Mit<br />

Eilzügen ging es von dort u. a. nach Emmerich.<br />

Wenig standesgemäß waren Personenzüge von<br />

Köln nach Aachen. Richtig gefordert wurden die<br />

Loks nur noch vor Gesellschaftssonderzügen, wie<br />

im Messe- oder im Saisonreiseverkehr. Außderem<br />

kamen die 03.1 0 u. a. planmäßig nach Münster, Paderborn<br />

<strong>und</strong> Göttingen.<br />

Die endgültigen Abstellungen der 03.1 0 begannen,<br />

als im Mai 1 965 Elloks das Zepter auf der<br />

Ruhr-Sieg-Strecke Hagen – Siegen – Dillenburg<br />

übernahmen. Zahlreiche 03.1 0 wurden auf „r“ (wie<br />

Reserve) oder „k“ (kurzzeitig unbenutzt) abgestellt,<br />

viele von ihnen nie wieder angeheizt. Der Laufplan<br />

vom Sommer 1 965 sah nur noch fünf Planloks vor<br />

– <strong>und</strong> das bei einem Bestand von 26 Stück!<br />

Und so kam das Ende der 03.1 0 bei der DB viel<br />

schneller, als Karl-Ernst Maedel es vermutet hatte:<br />

Die schönen Maschinen wanderten reihenweise<br />

aufs Abstellgleis …<br />

Am 25. September 1 966, dem ersten Tag des<br />

Winterfahrplans, erbrachten 03 1 01 1 , 1 050 <strong>und</strong><br />

1 076 die letzten Zugleistungen. Keine 03.1 0 erreichte<br />

eine Laufleistung von drei Millionen Kilometern,<br />

die bei Schnellzugloks eigentlich keine<br />

Ausnahme darstellt. Vergeblich hatte die für das<br />

Bw Hagen-Eckesey zuständige BD Wuppertal noch<br />

im Sommer 1 965 versucht, die Loks an eine andere<br />

Direktion abzugeben. Überall winkte man ab,<br />

60


BAUREIHE 03.10 DER BUNDESBAHN<br />

die Probleme der 03.1 0 hatten sich herumgesprochen.<br />

Mit jedem Tag dehnte sich nicht nur der<br />

Fahrdraht weiter aus, auch die Dieselloks der Baureihe<br />

V 1 60 liefen in Serie vom Band.<br />

In drei Ausmusterungsverfügen entledigte sich<br />

die DB der Loks mit noch fast neuen Kassel: Am<br />

20. Juni 1 966 schieden 03 1 01 6, 1 022, 1 051 , 1 055,<br />

1 073 <strong>und</strong> 1 082 aus. Am 1 9. August 1 966 folgten<br />

die 03 1 004, 1 009 <strong>und</strong> 1 049, am 22. November<br />

1 966 strich man die verbliebenen Loks aus den Bestandslisten:<br />

03 1 001 , 1 008, 1 01 1 , 1 01 2, 1 01 3, 1 01 4,<br />

1 01 7, 1 021 , 1 043, 1 045, 1 050, 1 054, 1 056, 1 060,<br />

1 076, 1 081 <strong>und</strong> 1 084. Auch beim Verschrotten legte<br />

man ein ordentliches Tempo vor. Zwischen August<br />

1 966 <strong>und</strong> Dezember 1 967 wurden 25 Loks in<br />

den Ausbesserungswerken Lingen, Bremen <strong>und</strong><br />

Schwerte zerlegt, um das dortige Personal zu beschäftigen.<br />

Und was geschah mit der 26. Lok Das<br />

war die 03 1 001 , die in Hagen-Eckesey für eine<br />

mögliche museale Erhaltung abgestellt blieb <strong>und</strong><br />

erst 1 972 in Recklinghausen als letzte 03.1 0 der DB<br />

zerlegt wurde.<br />

Knapp 20 Jahre später war für kurze Zeit von einem<br />

Comeback der DB-03.1 0 die Rede: Dampflokfre<strong>und</strong>e<br />

dachten an den Ankauf des Fahrwerks der<br />

Strals<strong>und</strong>er 03 1 090, um es mit dem Kessel einer<br />

DB-41 zu vereinen – geworden ist aus diesem kühnen<br />

Projekt aus vielerlei Gründen nichts!<br />

Fünf Kessel wurden für eine eventuelle Weiterverwendung<br />

noch ein paar Jahre im AW Schwerte<br />

gelagert, nur der Dampferzeuger von 03 1 051 wurde<br />

nach einer Aufarbeitung im AW Braunschweig<br />

in die ölgefeuerte 042 1 05 eingebaut. So hatte es<br />

wenigsten ein 03.1 0-Kessel zu einer Ölfeuerung<br />

gebracht. Heute ist es Spekulation, ob die 03.1 0 ein<br />

längeres Leben gehabt hätten, wenn sie bei der<br />

Neubekesselung gleich mit Ölfeuerung versehen<br />

worden wären. Gut möglich, denn sowohl bei der<br />

01 .1 0 als auch bei der 41 haben die ölgefeuerten Varianten<br />

ihre kohlebeheizten Schwestern um Jahre<br />

überlebt.<br />

Zur Ästhetik<br />

In meinen Augen stellt die neubekesselte 03.1 0<br />

eine sehr elegante Lok dar mit ihrem schlanken<br />

Dampferzeuger, dem weiten Schornstein, den hinter<br />

den Umlaufblechen verborgenen Sandkästen<br />

<strong>und</strong> dem Tender mit den beiden Klappen – sieht<br />

man einmal von der teilweisen Verwendung von<br />

Vollscheibenrädern an den vorderen Laufachsen<br />

ab. Am Kessel sieht man fast nur waagerecht verlaufende<br />

Leitungen, nicht solch einen Rohreverhau<br />

wie beim DR-Pendant, das ich in den 1 970er- <strong>und</strong><br />

1 980er-Jahren schätzen gelernt habe. So bleibt<br />

mein persönliches Fazit: Die DB-Lok war schöner,<br />

die DR-Lok aber besser! Martin Weltner<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

61


FAHRZEUGE<br />

Was für ein schönes rotes Spielzeug! Von links Andreas Geue, Dr. Volker Kefer, Stefan Schell, Alf Henryk<br />

Wulf <strong>und</strong> Kay Euler am 1. August 2013 beim Vertragsabschluss über fünf H3 für die DB in Berlin Bodo Schulz<br />

ALSTOM-RANGIER<strong>LOK</strong> H3<br />

Leise, sauber<br />

HYBRIDANTRIEB Was bei Autos seit<br />

Jahren Stand der Technik ist, verändert<br />

jetzt auch den Rangierbetrieb bei der<br />

DB <strong>und</strong> im VW-Werk Wolfsburg<br />

M<br />

ag es auch viele schmerzen: Die Tage der<br />

guten alten V 60 (364/365) gehen allmählich<br />

zu Ende. Nicht nur bei der DB, auch<br />

bei Industriebahnen, wo noch manche alte Henschel-<br />

oder Krauss-Maffei-Lok mit r<strong>und</strong>en Formen,<br />

großem Motorenlärm <strong>und</strong> dickem Ruß aus dem<br />

Auspuff die Herzen der Fans höher schlagen lässt,<br />

ist die Zeit für eine Erneuerung des Lokparks reif.<br />

Neben dem wichtigen Aspekt der Betriebskos -<br />

tensenkung stehen Brennstoffeinsparung, Lärm<strong>und</strong><br />

Emissionsminderung im Fokus. Diese Chance<br />

will Alstom mit der in seinem Werk in Stendal entwickelten<br />

<strong>und</strong> gerade in Produktion befindlichen<br />

neuen H3-Plattform nutzen.<br />

Die dreiachsige dieselelektrische Rangierlok<br />

wurde erstmals auf der Innotrans 201 2 in Berlin<br />

präsentiert <strong>und</strong> in diesem Jahr kommen die ersten<br />

drei Loks für das Werk Wolfsburg der Volkswagen<br />

AG <strong>und</strong> darauf weitere fünf für die DB zur Auslieferung.<br />

Letztere sollen ab 201 5 in den „Modellregionen“<br />

Nürnberg <strong>und</strong> Würzburg zum Einsatz<br />

kommen. Im Zuge der „Eco Rail Innovation“ Initiative<br />

von DB <strong>und</strong> Bahnindustrie dienen die Loks<br />

als Versuchsträger für innovative Antriebe.<br />

Was ist neu<br />

Bei diesen Loks handelt es sich um Hybrid-Lokomotiven,<br />

das heißt, der Dieselmotor speist über<br />

seinen Generator wahlweise neben den Fahrmotoren<br />

auch einen Energiespeicher, dem dann der<br />

Fahrstrom für die Fahrmotoren entnommen wird.<br />

Wird die Lok im Freien dann mit Dieselmotor laufen,<br />

so rollt sie als Akkulok durch Hallen oder<br />

nächtliche Wohngebiete, leise, Diesel sparend <strong>und</strong><br />

abgasfrei. Hersteller <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en rechnen bei der<br />

H3 mit bis zu 50 Prozent Kraftstoffeinsparung <strong>und</strong><br />

70 Prozent Emissionsminderung. Die Loks erfüllen<br />

die neuesten Abgasvorschriften der EU <strong>und</strong><br />

verfügen auch über Partikelfilter.<br />

Die neue H3 ist dabei eine Weiterentwicklung<br />

der bisher in Stendal modernisierten ex-DR V 1 00<br />

(DB 202, 203). Auf der Basis dieser Lok entwickelte<br />

Alstom ab 2004 eine Hybrid-Plattform, von der<br />

62


ALSTOM-RANGIER<strong>LOK</strong> H3<br />

bis 201 4 insgesamt elf Umbauloks hergestellt wurden,<br />

die als Prototypen der neuen Lok dienen.<br />

Den ersten Prototyp stellte Alstom auf der Innotrans<br />

2006 vor, er wurde unter der EBA-Nummer<br />

203 701 eingereiht <strong>und</strong> absolvierte ab 2008<br />

erste öffentliche Testfahrten. 2009 folgte ein<br />

mehrmonatiger Test im Hafen von Rotterdam, seit<br />

Ende 201 1 ist die Lok im VW-Werk Wolfsburg im<br />

Einsatz, wo sie sich nach Aussage des Betriebsleiters<br />

Dominik Ramms gut bewährt hat. Die Lok verfügt<br />

statt einer dieselhydraulischen Antriebsanlage<br />

mit dem 900-kW-Diesel nur noch über einen Generatorset<br />

mit einem 240-kW-Dieselmotor (Generatorleistung<br />

200 kW), der Motor hält die EU-Abgaswerte<br />

nach Stufe 3 ein. Die Speicherbatterie<br />

besteht aus Ni-Cd-Zellen, die bei 600 V Nennspannung<br />

1 70 Ah aufnehmen können. Die Batterie<br />

hat eine Masse von 6,5 Tonnen. Von der V 1 00<br />

blieben nur Rahmen, Drehgestelle <strong>und</strong> die Achsantriebe<br />

erhalten.<br />

Im Juni 201 2 wurden die ersten Serienloks der<br />

Hybrid-V 1 00 an die DB Schenker Rail Tochter<br />

Mitteldeutsche Eisenbahngesellschaft (MEG) ausgeliefert,<br />

weitere Loks gingen seither an die DB Regio,<br />

den Hafen Magdeburg <strong>und</strong> auch an Volkswagen.<br />

Insgesamt stehen 201 4 elf dieser Maschinen<br />

im Betrieb.<br />

Einzelachsantrieb<br />

Die bisher gute Bewährung des Konzepts einer-,<br />

der schrumpfende Vorrat an Alt-V 1 00 andererseits<br />

hat Alstom zur Überzeugung gebracht, das Konzept<br />

in eine komplett neue Rangierlokplattform<br />

einzubringen, die H3. Das Konzept basiert auf folgenden<br />

Gr<strong>und</strong>bedingungen:<br />

– 3-achsige Standardplattform für Normalspur<br />

<strong>und</strong> Umgrenzungsprofil EBO G2 (UIC 505-1 optional)<br />

– Lokmasse 67,5 bis 70 Tonnen (Sonderfall), maximale<br />

Achsfahrmasse 22,5 Tonnen<br />

– Antriebsleistung 555 kW bei drei angetriebenen<br />

Radsätzen<br />

– kleinster befahrbarer Bogenradius 60 Meter,<br />

Kuppenradius 250 Meter, Wannenradius 300<br />

Meter<br />

– Höchstgeschwindigkeit bis 1 00 km/h<br />

– Zulassung zunächst nach BOA, EBA <strong>und</strong> Nachbarländer<br />

folgen.<br />

Betrachtet man sich die Co-Rangierlok des Typs<br />

H3, so fällt als erstes das symmetrische Fahrwerk<br />

mit dem sehr großen Radsatzabstand von je 3.200<br />

mm auf. Jeder Radsatz ist ein Einzelachsfahrwerk,<br />

das aus Radpaar, Fahrmotor, Getriebe, Anlenkung,<br />

Federung <strong>und</strong> Bremse besteht. Jeder Radsatz verfügt<br />

über eine individuelle Gleit- <strong>und</strong> Schleuderschutzregelung,<br />

mit der ein Höchstmaß an Zugkraft<br />

für jede Einsatzsituation erreicht werden soll.<br />

Lauftechnisch handelt es sich um eine Neuheit,<br />

die aus den Fahrwerken der in 1 990er-Jahren entwickelten<br />

S-Bahn-Züge für Kopenhagen abgeleitet<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Hybridlok auf Basis der DR-V <strong>100</strong> für die Magdeburger<br />

Hafenbahn<br />

Bodo Schulz<br />

Einzelachsantrieb der H3: Die äußeren Radsätze<br />

können radial ausschwenken … Alstom (2)<br />

… <strong>und</strong> der Mittelradsatz ist seitenverschiebbar. So<br />

können Radien von 60 Meter befahren werden<br />

wurde. Die Radsätze sind hydraulisch gekoppelt<br />

<strong>und</strong> jeder einzelne wird bogengenau angelenkt.<br />

Die Endradsätze stehen im Gleisbogen radial, der<br />

mittlere wird soweit zur Bogenaußenseite verschoben,<br />

dass die Lok ohne großen Radverschleiß Radien<br />

bis hinab zu 60 Meter meistern kann.<br />

Die Lok ist vergleichsweise lang (Rahmenlänge<br />

zwölf Meter). Das ist nicht nur durch den Platzbedarf<br />

von Fahrwerk <strong>und</strong> Antriebsanlage bestimmt,<br />

sondern ermöglicht für insgesamt vier unterschiedliche<br />

Versionen die jeweils erforderlichen<br />

Antriebs- <strong>und</strong> Speicherkomponenten aufwands-<br />

63


FAHRZEUGE<br />

Der Prototyp der Hybridlok, als 203 701 vom Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt eingereiht, ist seit 2011 in Wolfsburg<br />

im Einsatz. Bald wird sie gemeinsam mit den neuen H3 den VW-Werksverschub erledigen Volkswagen AG<br />

arm, sachgerecht <strong>und</strong> wartungsfre<strong>und</strong>lich unterzubringen.<br />

Die Lokomotive erfüllt selbstverständlich<br />

auch die Crashnorm EN 1 5 227. Insgesamt bietet<br />

Alstom die H3 in vier Ausführungen an, von<br />

denen vorerst nur die Hybridvariante zur Ausführung<br />

kommt. Diese vier Varianten sind:<br />

DAS LEERLAUF-PROBLEM<br />

Rangierlokomotiven müssen immer einsatzbereit sein.<br />

Das bedeutet, dass ihr Motor einen Großteil der Betriebs -<br />

zeit (50 – 60 Prozent der täglichen Einsatzdauer) im<br />

Leerlauf vor sich hin tuckert. Er verbraucht dabei unnötig<br />

Kraftstoff, macht Lärm <strong>und</strong> verbreitet Ruß <strong>und</strong> Emissionen.<br />

Auch im Einsatz wird nur selten die volle Last gebraucht.<br />

Auf dieser Erkenntnis basieren die Bestrebungen, mittels<br />

Hybridlokomotiven oder auch so genannter „Gensets“, bei<br />

denen die große, zentrale Antriebseinheit durch mehrere<br />

kleine, je nach Bedarf zu- oder abschaltbare Aggregate<br />

ersetzt wird, den Treibstoffverbrauch <strong>und</strong> damit sowohl<br />

Betriebskosten als auch Umweltbelastungen zu reduzieren.<br />

Die Prototypen dieser Technologien gingen um die<br />

Jahrtausendwende in den USA in Betrieb, wo mittlerweile<br />

mehrere Dutzend Hybridloks (dort „Green Goats“ genannt)<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong> einh<strong>und</strong>ert Gensets im Einsatz stehen.<br />

In Deutschland griff Alstom dieses Konzept ab 2004<br />

zunächst mit umgebauten ex-DR V <strong>100</strong> auf, seit 2011 ist die<br />

H3 in der Entwicklung. Derzeit arbeitet auch Vossloh an<br />

einer Hybrid-Version seiner G6-Plattform. S. VOCKRODT<br />

– Single-Engine (DE mit einem Dieselmotor)<br />

– Dual-Engine (zweimotorige DE)<br />

– Hybridlok <strong>und</strong><br />

– reine Akku-Lokomotive.<br />

Dabei achtet Alstom darauf, möglichst viele<br />

Gleichteile für die einzelnen Varianten zu verwenden.<br />

So verfügen alle vier Varianten über identische<br />

Antriebsausrüstungen für die Radsätze, ferner<br />

stimmen die Leittechnik, Module der<br />

Leistungselektronik, die Druckluft-Scheibenbremsen<br />

<strong>und</strong> die Führerstände überein. Lauftechnisch<br />

ist jede Variante für eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von 1 00 km/h ausgelegt, auch können Maschinen<br />

verschiedener Varianten in Mehrfachtraktion eingesetzt<br />

werden. Die Tabelle zeigt die prinzipiellen<br />

Daten der Lok. Selbstverständlich kann die H3<br />

funkferngesteuert gefahren werden, sie wird auch<br />

mit Indusi I60 R ausgerüstet, wenn sie auf DB-<br />

Strecken fahren soll.<br />

Die Hybrid-Version<br />

Die Hybrid-Version kann sowohl als reine Akku,<br />

als auch als Diesel-Elektro-Lok <strong>und</strong> – wenn sie beispielsweise<br />

auf Strecke geht oder besonders schwere<br />

Züge ziehen muss – parallel mit Diesel- <strong>und</strong><br />

Speicherantrieb verkehren. Jede der beiden Antriebsvarianten<br />

kann bis zu 350 kW Antriebsleistung<br />

bereitstellen. Dabei lädt der Diesel-Generatorsatz<br />

im Normalfall den Batteriesatz auf. Im<br />

64


ALSTOM-RANGIER<strong>LOK</strong> H3<br />

reinen Batteriebetrieb wird aus der Lok eine „Null-<br />

Emissions-Lok“, wie sie z. B. im Inneren von Hallen<br />

oder bei sensiblen Umgebungen benötigt werden<br />

kann. Im reinen Batteriebetrieb kann die Lok<br />

mit 350 kW Antriebsleistung allerdings nur für<br />

kürzere Zeit (weniger als eine St<strong>und</strong>e) betrieben<br />

werden, danach muss der Motor wieder zugeschaltet<br />

werden.<br />

Alstom geht davon aus, dass sich mit der Hybridversion<br />

etwa 40 – 50 Prozent Kraftstoff <strong>und</strong> 25<br />

Prozent Unterhaltungskosten einsparen lassen.<br />

Die Lok soll sich trotz des gegenüber einer reinen<br />

Diesellok höheren Anschaffungspreises über die<br />

Einsparungen in weniger als fünf Jahren amortisieren,<br />

bei gut 25 Jahren Lebensdauer eine interessante<br />

Perspektive.<br />

Ersteinsatz in Wolfsburg<br />

Die ersten drei Loks werden ab Herbst im Volkswagen-Werk<br />

Wolfsburg, Europas größter Automobilfabrik,<br />

zum Einsatz kommen. VW betreibt dort<br />

eine eigene Werkbahn, deren Netz r<strong>und</strong> 70 Kilometer<br />

Länge aufweist <strong>und</strong> 1 65 Weichen. Dabei<br />

müssen die Loks auch oft in die Ver- <strong>und</strong> Entladehallen<br />

hineinfahren. Neben r<strong>und</strong> 2.200 Pkw täglich<br />

schlägt die VW-Bahn auch die Kohle für die<br />

beiden werkseigenen Kraftwerke, den Stahl <strong>und</strong><br />

Stahlschrott des großen Presswerks sowie diverse<br />

Zulieferteile um. Dominik Ramms, Betriebsleiter<br />

der Werksbahn, nennt etwa 800 – 900 Güterwagen<br />

pro Tag, die seine Loks bewegen müssen. Die<br />

Werksbahn beschäftigt derzeit r<strong>und</strong> 80 Mitarbeiter<br />

im Dreischichtbetrieb.<br />

Der Fuhrpark der Wolfsburger Werksbahn umfasst<br />

momentan neben zwei Hybrid-V 1 00 von Als<br />

tom noch sieben Henschel DHG 700 C-Rangierdiesel.<br />

Die älteste stammt von 1 968. Schon die<br />

beiden V 1 00 haben gegenüber<br />

Klaus Hiller, Geschäftsführer von Alstom in Stendal,<br />

am Rahmen einer H3 (September 2013) Bodo Schulz<br />

den Altloks eine Kraftstoffein -<br />

sparung von r<strong>und</strong> 45 Prozent erzielt,<br />

dazu kommt die Lärmminderung.<br />

Für Volkswagen, das bis<br />

201 8 seinen Energie- <strong>und</strong> Wasserverbrauch,<br />

aber auch seine<br />

CO2-Emissionen um 25 Prozent<br />

senken will, sind das gewichtige<br />

Argumente, auch im Werksbahnbereich<br />

auf die beste Technik<br />

zu setzen. Die drei H3 sollen<br />

ab Herbst vorerst bis zu fünf der<br />

alten Henschel-Loks ersetzen,<br />

zwei werden als „eiserne Reserve“<br />

vorerst erhalten bleiben.<br />

Neben den Einsparungen bei<br />

Kraftstoff <strong>und</strong> Emissionen nennt<br />

Ramms noch einen weiteren<br />

Gr<strong>und</strong> für die Erneuerung. „Es<br />

wird immer schwieriger, noch<br />

Ersatzteile für die alten Loks zu<br />

bekommen“, sagt er. Mit den beiden<br />

V 1 00 sei man, fügt Ramms hinzu, sehr zufrieden<br />

<strong>und</strong> man verspreche sich auch viel von den<br />

neuen H3. Da Volkswagen auch in seinen anderen<br />

Werken umfangreiche Bahnnetze betreibt, könnte<br />

es bei Bewährung nicht nur bei diesen drei Loks<br />

bleiben.<br />

Stefan Vockrodt<br />

H3: TECHNISCHE HAUPTDATEN<br />

Variante Dual Single Hybrid Akku<br />

Spurweite mm 1.435<br />

Länge über Puffer mm 12.800<br />

Länge über Rangierkupplung mm 13.970<br />

Höhe über SOK mm 4.245<br />

Breite mm 3.080<br />

Radsatzabstand mm 3.200<br />

Raddurchmesser neu/abgef. mm 1.000/920<br />

Lokmasse dienstbereit t 67<br />

Anzahl Dieselmotoren 2 1 1 0<br />

Anzahl Akku-Sätze 0 0 1 2<br />

Motorleistung kW 350 bis 1.000 350 0<br />

Traktionsleistung kW 2 x 350 bis 1.000 350+350 2 x 300<br />

Batterietyp<br />

FNC A 170 XR<br />

Ausführung<br />

Ni-Cd<br />

Nennspannung V DC 640 640<br />

Stromaufnahme Ah 170 2 x 170<br />

Speicherleistung kWh <strong>100</strong> 2 x <strong>100</strong><br />

Masse kg 6.500 2 x 6.500<br />

Fahrmotoren kW 3 x 189<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

65


FAHRZEUGE<br />

Semmering: Am 25. November 1956 ist ein Lokzug aus 95.112 <strong>und</strong> einer weiteren 95er in Breitenstein<br />

eingefahren. Rechts wartet ein Schnellzug mit Vorspannlok 95.124 <strong>und</strong> einer 33er Jovovic/Slg. Eduard Saßmann<br />

MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

24 Stück<br />

REIHE 82 DER ÖBB Preiswerter kann<br />

man wohl nicht bauen: Die 1’E1’-Lok<br />

war eine Art Resteverwertung<br />

W<br />

arum wählt ein in der Oberlausitz aufgewachsener<br />

<strong>und</strong> nun schon lange in Berlin<br />

lebender Eisenbahnfre<strong>und</strong> diese österreichische<br />

Baureihe Ein recht kleines Foto auf der<br />

Titelseite meiner Modellbahnzeitschrift hatte mich<br />

bereits Ende der 1 950er-Jahre neugierig gemacht;<br />

zwei Lokomotiven mit mächtigen Dampfwolken<br />

auf einer ansteigenden Strecke in schöner Landschaft,<br />

Bildunterschrift sinngemäß: „Lokomotiven<br />

der Reihe 95 <strong>und</strong> 33 der ÖBB vor Schnellzug“. Es<br />

sollten aber noch 40 Jahre vergehen, bis ich alles<br />

über diese österreichischen Lokomotivbaureihen<br />

in Büchern <strong>und</strong> Zeitschriften nachlesen <strong>und</strong> sie in<br />

Zeichnungen <strong>und</strong> Fotos betrachten konnte.<br />

Bereits in meinen Kindertagen erregten die Lokomotiven<br />

der CSD, die täglich ganz in der Nähe<br />

vorüberfuhren (im privilegierten Durchgangsverkehr),<br />

mein besonderes Interesse (524.2, 423 <strong>und</strong><br />

556). Als Schüler begann ich, Loks, Triebwagen<br />

<strong>und</strong> Wagen der CSD zu „erforschen“, lernte, welche<br />

noch von den österreichischen Bahnen stammten.<br />

Seitdem wollte ich alles über die Loks der ÖBB<br />

<strong>und</strong> ihrer Vorgänger wissen.<br />

Während meines Studiums in Leipzig las ich in<br />

der „DB“ – der Deutschen Bücherei – die geeigneten<br />

Fachbücher, wie Metzeltins „Die Entwicklung<br />

der Lokomotive“. Es fehlte mir aber immer noch<br />

der Überblick über wirklich alle österreichischen<br />

Baureihen. Jahre später, an meinem neuen Wohnsitz<br />

Berlin, entdeckte ich in den Katalogen der<br />

Staatsbibliothek zum Thema Eisenbahn auch spezielle<br />

Abhandlungen über die Bahnen in Österreich.<br />

Endlich konnte ich auch meine Wissenslücken<br />

schließen, zu denen lange auch noch die<br />

Reihe 95, die Vorspannlok vom oben erwähnten Titelfoto,<br />

gehört hatte.<br />

Vertiefung durch das Zeichnen<br />

Obwohl die ÖBB-Reihe 82 (die spätere Bezeichnung<br />

lautete dann 95.1 ) nur 24 Exemplare umfass -<br />

te, ist sie unter Eisenbahninteressierten recht gut<br />

bekannt als die Vorspann- <strong>und</strong> Schiebelokomotive<br />

auf der Semmeringstrecke.<br />

Sie ist momentan so etwas wie meine Lieblingsbaureihe,<br />

weil ich sie gerade gezeichnet habe. Ich<br />

kann mir kein intensiveres Befassen mit einer<br />

Baureihe vorstellen als eben dieses Zeichnen. Als<br />

Vorlage diente mir eine recht einfach gehaltene<br />

66


MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Giesl-Ejektor, Druckluftbehälter <strong>und</strong> Kohlenkastenaufbau: Am 6. August 1964 verlässt die modernisierte<br />

95.120 mit einem Personenzug nach Sigm<strong>und</strong>sherberg den Bahnhof Laa an der Thaya Slg. Eduard Saßmann<br />

Übersichtszeichnung aus dem Jahr 1 922, publiziert<br />

in der Zeitschrift „Die Lokomotive“. Andere<br />

Zeichnungen sind scheinbar nicht zugänglich,<br />

denn es wurde auch in jüngeren Publikationen immer<br />

wieder darauf zurückgegriffen.<br />

Schon lange hatte ich die Idee im Kopf, gerade<br />

diese Lok einmal zu zeichnen, <strong>und</strong> dabei, wie einst<br />

der Konstrukteur der Reihe 82, von der Reihe 80<br />

auszugehen <strong>und</strong> die Übersichtszeichnungen von<br />

deren verschiedenen Varanten mit zu benutzen.<br />

Auch zahlreiche Bücher zu den österreichischen<br />

Lokomotiven, mit vielen Fotos, hatte ich während<br />

dieser Arbeit stets griffbereit.<br />

Eine einzige, wirkliche Lieblingsbaureihe auf<br />

Dauer habe ich übrigens nicht. Mit den Mühen,<br />

die mit der Herstellung einer neuen Zeichnung<br />

DER AUTOR UND ZEICHNER<br />

Peter Erdmann (Jahrgang 1950) wohnt<br />

seit 29 Jahren in Berlin. Er ist verheiratet<br />

<strong>und</strong> hat einen erwachsenen Sohn.<br />

Erdmann hat Elektromonteur gelernt,<br />

Philosophie <strong>und</strong> Ökonomie studiert. Seit<br />

18 Jahren ist er freiberuflich als Grafiker<br />

<strong>und</strong> vor allem als technischer Illustrator<br />

tätig. Interessen <strong>und</strong> Hobbies: Früher<br />

waren es Malen <strong>und</strong> Zeichnen, die Eisen -<br />

bahn. Doch heute ist kaum noch Zeit<br />

dafür, Ausdauersport <strong>und</strong> die Natur -<br />

beobachtung haben diese Stellen einge -<br />

nommen. Bedingt durch die Lage des<br />

Wohnortes (bei Zittau) <strong>und</strong> durch das<br />

Interesse von Großvater <strong>und</strong> Vater gab es bereits seit<br />

frühester Kindheit intensive Berührungen mit der<br />

Eisenbahn. Da waren die Hauptbahn, die Schmalspurbahn,<br />

zahlreiche Gleisanschlüsse, Gruben- <strong>und</strong> Abraumbahnen im<br />

Braukohlentagebau sowie Werks- <strong>und</strong><br />

Ziegeleibahnen in Feldbahnspurweite. In<br />

den 1950er-Jahren im Sommer erholten<br />

sich viele Familien am Rande eines<br />

Waldstücks direkt an der Bahnstrecke.<br />

Ergänzt um das Erlebnis Modelleisenbahn<br />

entstand <strong>und</strong> blieb über die Jahre das<br />

intensive Interesse für Lokomotiven <strong>und</strong><br />

Wagen <strong>und</strong> das Drumherum der Eisenbahn.<br />

Man hielt sich in seiner Gegend an das<br />

Fotografierverbot, so lange es bestand,<br />

aber die Bilder der Züge existieren noch<br />

immer im Kopf. Peter Erdmann definiert<br />

sich nicht über das Fotografieren, das<br />

unterscheidet ihn von den meisten Eisenbahnfre<strong>und</strong>en, <strong>und</strong><br />

auch die Tatsache, dass sein Interesse nie auf DR oder DB<br />

begrenzt war. Was er, anfangs vor allem noch für die<br />

Modellbahn, festhalten wollte, zeichnete er.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

67


FAHRZEUGE<br />

Gestreckt, leichtfüßig <strong>und</strong> regelrecht elegant sieht die 82er in der Ursprungsform (1922) aus Peter Erdmann<br />

einhergehen, einer anderen Baureihe, wird sie<br />

dann meist automatisch mein Favorit werden, <strong>und</strong><br />

so geht es weiter. Meine Zeichnung zeigt die Lok<br />

übrigens im Lieferzustand von 1 922.<br />

Zur Entstehungsgeschichte<br />

Territoriale Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg<br />

führten zur Verkürzung von etlichen österreichischen<br />

Hauptstrecken. Mit den Reihen 229,<br />

29 <strong>und</strong> 629 stand eine ausreichende Anzahl von<br />

Personenzug-Tenderlokomotiven zur Verfügung.<br />

Eine große Güterzug-Tenderlok fehlte.<br />

1 922 lieferte die Lokomotivfabrik Sigl in Wiener<br />

Neustadt 20 Tenderlokomotiven mit der Achsfolge<br />

1 ’E1 ’ als Reihe 82. 1 926 wurden dort noch einmal<br />

vier Exemplare ohne Auftrag gebaut <strong>und</strong> erst 1 928<br />

von den ÖBB gekauft. Konstrukteur <strong>und</strong> technischer<br />

Leiter war Johann Rihosek.<br />

Die Werkstättenabteilung der ÖBB drängte auf<br />

die Vermeidung neu konstruierter Bauteile. Für die<br />

Lokomotivenhersteller hatte die Nachkriegskonjunktur<br />

nachgelassen, man bemühte sich um Absatz.<br />

Es bestand der Zwang zu größter Sparsamkeit<br />

<strong>und</strong> die Absicht, auch vorhandene lagernde Teile<br />

(Radsätze, Zylinder, sonstige Triebwerksteile <strong>und</strong><br />

den Kessel für die Heißdampfzwillingslok der Reihe<br />

80) mit zu verwenden, da Aufträge für diese<br />

laufachslose Bauart nicht mehr zu erwarten waren.<br />

Man verlängerte den Rahmen. Als Laufachsbauart<br />

wählte man, wie in Österreich bis dahin üblich,<br />

Adamsachsen. Die Bogenläufigkeit der Reihe 80<br />

(1 80), die nur auf dem durchdachten Seitenspielraum<br />

der 1 . <strong>und</strong> 3. Kuppelachse beruhte (20, bzw.<br />

26 mm), war die bahnbrechende Erfindung des bekannten<br />

Konstrukteurs Karl Gölsdorf. In Verbindung<br />

mit den Adamsachsen (Ausschlag beidseitig<br />

70 mm) ergaben sie für die Reihe 82 allerdings nur<br />

befriedigende Fahreigenschaften <strong>und</strong> nur 50 km/h<br />

Höchstgeschwindigkeit. Zur Verbesserung der<br />

Laufeigenschaften wurde ein paar Jahre später die<br />

erste Kuppelachse fest, dafür zweite mit 1 5 mm Seitenspiel<br />

gelagert <strong>und</strong> an den Rädern der Treibachse<br />

68


MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Spurkranzschwächung um 1 5 mm vorgenommen,<br />

die Höchstgeschwindigkeit stieg nun auf 60 km/h.<br />

Umbauten<br />

Bereits erwähnt wurde die leichte Verbesserung<br />

der Laufeigenschaften. Nach 1 950 wurden 95.1 02<br />

<strong>und</strong> 1 24 mit Heinl-Vorwärmeranlagen ausgerüstet.<br />

Ab 1 957 wurde der Giesl-Flachejektor in Verbindung<br />

mit einer Siederohrdrosselung auf fast allen<br />

Loks eingebaut, womit weitestgehend die wärmewirtschaftlichen<br />

Mängel des Typs beseitigt waren.<br />

Die indizierte Leistung wurde danach mit Werten<br />

zwischen 1 .1 50 <strong>und</strong> 1 .400 PS angegeben.<br />

Stationiert waren die Tenderloks bei folgenden<br />

Heizhäusern:<br />

– 1 922: Hütteldorf, später Wien Nord, für die steigungs-<br />

<strong>und</strong> krümmungsreiche Strecke der Wiener<br />

Verbindungsbahn.<br />

– 1 926: vier Loks, ab 1 928 acht Loks, beim Heizhaus<br />

Gloggnitz für den Schiebe-/Vorspanndienst<br />

auf der Nordrampe der Semmeringstrecke. Sie<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

blieben dort bis zur Einstellung des Dampfbetriebes<br />

1 959 (außer 1 942 – 1 945). Am 29. Mai 1 959<br />

verabschiedeten sich in Glogg nitz die 95.1 02, 1 04,<br />

108, 110, 113, 114, 115, 116, 117, 118 <strong>und</strong> 124 <strong>und</strong> beendeten<br />

damit 1 05 Jahre Dampfbetrieb am Semmering!<br />

– 1 930er-Jahre: St. Michael <strong>und</strong> Villach (1 934), einige<br />

Lokomotiven für Schiebedienste auf dem<br />

Schoberpass.<br />

– ab 1 938: Übernahme durch die Reichsbahn als<br />

Baureihe 95.1 . Fast alle Loks beim Bw Hainfeld für<br />

die Umführungsstrecke St. Pölten – Leobersdorf,<br />

zwei in Stadlau für die Nordbahnstrecke.<br />

Nach dem Dienstende am Semmering gab es<br />

für die Reihe 95.1 kaum noch Verwendung. Sie<br />

wurden den Heizhäusern Bruck an der Leitha,<br />

Wien Franz-Josefs-Bahnhof <strong>und</strong> Sigm<strong>und</strong>sherberg<br />

zugeteilt. Bei letzterem konnten sie vor schweren<br />

Kesselwagenzügen noch einmal zeigen, was in ihnen<br />

steckte. Erhalten blieb 95.1 1 2 als Denkmal am<br />

Bahnhof Payerbach-Reichenau. Peter Erdmann<br />

69


FAHRZEUGE<br />

SKODA-TYPE 109 E<br />

Bald bei uns<br />

FAST TEMPO 200 Die Lok für die<br />

künftigen RE-Züge München – Nürnberg<br />

kommt aus Pilsen: So sieht sie aus …<br />

B<br />

ereits 2002 beschloss die Tschechische Bahn<br />

(CD), den Kauf von 20 Universallokomotiven<br />

für drei verschiedene Stromsysteme auszuschreiben,<br />

um die ab 1 988 gelieferten Lokomotiven<br />

der Baureihen 371 /372 – auch genannt „Knödelpresse“<br />

– zu ersetzen. Im März 2003 wurden<br />

Angebote von Siemens, Bombardier <strong>und</strong> Skoda<br />

Bald Realität: Die Skoda-Ellok 109 E in den Farben<br />

der Deutschen Bahn mit 200 km/h<br />

Skoda<br />

Transportation eingereicht. Da die CD mit diesen<br />

Angeboten nicht zufrieden war, wurde eine neue<br />

Ausschreibungsr<strong>und</strong>e eröffnet, mit Siemens <strong>und</strong><br />

Skoda. Im April 2004 erhielt Skoda Transportation<br />

auf Gr<strong>und</strong> des günstigeren Preises den Zuschlag<br />

für 20 Lokomotiven. Damit zahlte sich auch die<br />

über 1 00-jährige Erfahrung im Bau von Schienenfahrzeugen<br />

für Skoda aus.<br />

Skoda arbeitete beim Design für die 1 09 E (Emil<br />

Zatopek, berühmter tschechischer Marathonläufer)<br />

mit Porsche zusammen. Bis Ende 2005 sollten<br />

zwei Prototypen, aber noch ohne Ausstattung, gebaut<br />

sein. 2006 erhielten sie die Innenausstattung.<br />

Die Fertigstellung mit Zulassung <strong>und</strong> Auslieferung<br />

dauerte bis 2008. Die Verzögerung ist einer<br />

neuen Richtlinie der EU über die TSI-Technische<br />

Spezifikationen für die Interoperabilität zu verdanken.<br />

Dies führte zu erhöhten Anforderungen an<br />

die Sicherheit von neuem Rollmaterial, <strong>und</strong> so zu<br />

einer erheblichen Anzahl von Modifikationen. Diese<br />

neuen Vorschriften mussten auch bei der E 1 09<br />

umgesetzt werden.<br />

Mit der 380 011 zieht der R 607 am 11. Oktober<br />

2013 in der Nähe von Zilina am Hricov-Stausee<br />

des Flusses Waag seine Bahn<br />

Thomas Böhme<br />

Bis zum 24. Juli 2008 sollten die Testfahrten<br />

auf der Skoda Teststrecke mit der 380 001 abgeschlossen<br />

sein, um sie ab Dezember 2008 im Jahresfahrplan<br />

2008/2009 planmäßig einsetzen zu<br />

können.<br />

Zulassung erst 2010/11<br />

Die 380.002 wurde auf dem Testring von Velim<br />

ausgiebigen Test- <strong>und</strong> Zulassungsfahrten unterzogen,<br />

denn es war geplant, sie im internationalen<br />

Reisezugverkehr auch in den Nachbarländern einzusetzen.<br />

So sollten diese Lokomotiven vor IC-/EC-<br />

Zügen in Tschechien, der Slowakei, Polen, Ungarn<br />

<strong>und</strong> Deutschland fahren.<br />

Doch erst 201 0/201 1 erhielt Skoda für sie die erforderlichen<br />

internationalen Zulassungen. Der<br />

70


SKODA-TYPE 109 E<br />

konkurrenzlos günstige Preis <strong>und</strong> die Finanzierung<br />

über eine EU-Kreditbank machte diese Lokomotiven<br />

auch für andere Bahnen interessant.<br />

201 1 gab es einen besonderen Zwischenfall: Im<br />

Mai ordnete ein Gericht die Beschlagnahme der<br />

380.004 in Österreich an, diese weilte dort zu Testfahrten.<br />

In diesem Fall erwies sich wohl ein großer<br />

Konzern als schlechter Verlierer gegenüber Skoda.<br />

Erst im November 201 1 wurde die Lokomotive wieder<br />

freigegeben.<br />

Ab 2009 bestellte die Slowakische Eisenbahn<br />

(ZSSR) drei Loks des modifizierten Typs 1 09 E2.<br />

Diese wurden mit einem EU-Förderprogramm bezahlt<br />

<strong>und</strong> dürfen auf Weisung der EU nur innerhalb<br />

der Slowakei eingesetzt werden. Dabei könnte<br />

die ZSSR sie dringend für ihre internationalen<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Umläufe nach Budapest, Prag <strong>und</strong> Breslau gebrauchen.<br />

Nach bisher unbestätigten Meldungen beabsichtigt<br />

die ZSSR den Bestand an 1 09 E in den<br />

nächsten Jahren auf sechs Stück zu erweitern.<br />

Wie heißt sie bei der DB<br />

Ab 201 6 werden auch in Bayern, auf der Strecke<br />

München – Nürnberg, sechs Zuggarnituren mit<br />

bis zu 1 90 km/h unterwegs sein. Eine Garnitur besteht<br />

aus sechs Doppelstockwagen <strong>und</strong> einer Lokomotive<br />

1 09 E. Wie wird ihre DB-Bezeichnung dann<br />

lauten<br />

Aus technischer Sicht sind diese Züge für Bayern<br />

ein wirklich modernes Produkt. In den druckdichten<br />

Wagen zweiter Klasse wird es 679 Sitzplätze<br />

geben, in der ersten Klasse 26. Es wurden auch<br />

71


FAHRZEUGE<br />

381 001 der ZSR am 15. März 2012 mit Schnellzug R 708 „Duben“ bei Dolny Hricov Thomas Böhme<br />

82 Klappsitze gefordert, zwei Plätze für behinderte<br />

Fahrgäste <strong>und</strong> ein Mehrzweckraum für bis zu 37<br />

Fahrräder. Jeder Zug wird mit einem Kamera-<br />

Überwachungssystem ausgestattet sein.<br />

Die 1 09 E ist eine Lok mit zwei Endführerständen,<br />

welche von beiden Seiten zugänglich sind.<br />

Von beiden Führerständen ist ein zentraler abgeschlossener<br />

Gang durch den Maschinenraum<br />

nutzbar. Die Führerstände sind druckdicht, klimatisiert<br />

<strong>und</strong> mit einem völlig neuen Bedienpult ausgestattet.<br />

Die Lok hat ein selbsttragendes Stahlgehäuse<br />

mit Bodenstützrahmen. Innerhalb des<br />

109 E: STUDIEN VON PORSCHE<br />

Slg. Thomas Böhme<br />

Links sind drei Ansichten von Vorstudien zu sehen, die auf<br />

Porsche zurückführen. Oben die Hauptabmessungen der Lok<br />

72


SKODA-TYPE 109 E<br />

Hauptrahmens sind zwei weitere Tragbalken verschweißt.<br />

Die gesickten Seitenwände besitzen keine Fens -<br />

ter zum Maschinenraum. Durch ihre Strukturierung<br />

wird Gewicht eingespart.<br />

Die Trennwände zwischen Führerstand <strong>und</strong><br />

Motorraum zeichnen sich durch erhöhte Brandbeständigkeit<br />

aus. Bei der Gestaltung der Führerstände<br />

wurden die verschärften internationalen TSI-Regelungen<br />

für den Fahrzeugaufprall angewendet.<br />

Die LED-Scheinwerfer sorgen für sehr gute Ausleuchtung<br />

des Fahrweges.<br />

Beim Fahrwerk vertraute Skoda auf die überzeugenden<br />

Ergebnisse bei der 85 E (CD-Reihe 1 69)<br />

<strong>und</strong> baute Monoblockradsätze ein. Diese sind in<br />

der Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärstufe durch Stahlwickelfedern<br />

abgefedert.<br />

Die Bremsen der Lok<br />

Die Bremseinrichtungen sind auf dem neues ten<br />

Stand. Der Hauptluftkompressor wird durch einen<br />

Haupt- <strong>und</strong> Hilfsverdichtermotor angetrieben, welche<br />

von der Batterie gespeist werden. Die erzeugte<br />

Druckluft wird in zwei Hauptluftbehältern mit je<br />

1 0 bar gespeichert.<br />

Über drei unterschiedliche Bremssysteme verfügt<br />

die Lok: die direkt wirkende automatische<br />

Bremse, die elektrodynamische Bremse <strong>und</strong> die<br />

Feststellbremse. Das Bremssystem DAKO DK-GP<br />

wird von einem einzigen Elektroventil DAKO BSE<br />

über den Antriebshebel im Führerstand mit gesteuert.<br />

Die Bremsscheiben der Druckluftbremse<br />

bestehen aus Aluminium.<br />

In den Drehgestellen sind je zwei Fahrmotoren<br />

vom Typ SKODA Elektro ML 4550 K / 6 installiert.<br />

Es sind Drei-Phasen-Wechselstrom-Asynchron-<br />

Motoren mit Käfigwicklung. Jeder Fahrmotor wird<br />

durch einen eigenen Spannungswechselrichter<br />

versorgt, dem unter Wechselstromsystemen ein<br />

Pulsgleichrichter <strong>und</strong> ein Transformator mit sek<strong>und</strong>ärseitiger<br />

Umschaltung der Traktionswicklungen<br />

vorgeschaltet sind.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

381 001 der ZSSR am 29. Februar 2012 bei Trencin<br />

mit Nahverkehrszug nach Bratislava Thomas Böhme<br />

Die Steuerung der Antriebe <strong>und</strong> Bremsen<br />

Die Traktionssteuerung erfolgt über einen Mikroprozessor.<br />

Die Lok kann auf dreierlei Weise gefahren<br />

werden:<br />

– im manuellen Modus,<br />

– mit automatischer Kontrollrate (ARR-Modus),<br />

– mit automatischer Zugsteuerung (AVV-Modus).<br />

Im manuellen Modus wählt der Lokführer die<br />

Fahrstufe mit dem Steuerungshebel, der sowohl<br />

für den Vortrieb als auch die Bremsen gehandhabt<br />

wird. In der ARR-Stellung wählt der Fahrer die gewünschte<br />

Geschwindigkeit auf einer Tastatur vor<br />

<strong>und</strong> eine Steuerungsautomtik beschleunigt auf<br />

den eingestellten Wert <strong>und</strong> hält diesen dann ein.<br />

Wenn die Lok in der Stellung AVV gefahren wird,<br />

entspricht das in etwa der bei uns gebräuchlichen<br />

Linienzugbeeinflussung. Im Blickfeld des Lokführers<br />

zeigen zwei LCD-Bildschirme ständig Daten<br />

zur Fahrt <strong>und</strong> zur Lokdiagnose an.<br />

Das Bordnetz hat eine Spannung von 24 V <strong>und</strong><br />

wird von einer wiederaufladbaren Nickel-Cadmium-Batterie<br />

gespeist. Die Lok verfügt weiter über<br />

Einrichtungen zum Gleitschutz, gegen Fälle von<br />

Überspannungen oder Stromschwankungen. Die<br />

Lok ist mit einem elektronischen Tachometer ausgestattet.<br />

Neben dem tschechischen Sicherungssystem LS<br />

90 von AZD Motor ist die 1 09 E auch mit dem<br />

System nach der europäischen Norm ERTMS ausgestattet,<br />

speziell ETCS Level-2-Module mit GSM-<br />

R, für die Funkkommunikation konzipiert.<br />

Zusätzlich zum 90 LS Control System für den<br />

Einsatz in Tschechien <strong>und</strong> der Slowakei sind LZB<br />

80E (PZB 90 Indusi; für DB <strong>und</strong> ÖBB), EDA 3 (für<br />

PKP) <strong>und</strong> 1 20 EVM (für MÁV) eingebaut.<br />

Thomas Böhme<br />

TECHNISCHE HAUPTDATEN<br />

Skoda-Typ 109 E 109 E 2<br />

Baureihe 380 CD 381 ZSSR<br />

Baujahr 2008 – 2010 2013<br />

Stückzahl 20 3<br />

Stromsysteme DC 3 kV DC 3 kV<br />

AC 25 kV/50 Hz AC 25 kV/50 Hz<br />

AC 15 kV/16,7 Hz AC 15 kV/16,7 Hz<br />

Länge über Puffer 18.000 mm 18.000 mm<br />

Breite 3.080 mm 3.080 mm<br />

Gewicht 86 t 86 t<br />

Achsfolge Bo’Bo’ Bo’Bo’<br />

Zugkraft 213 kN 213 kN<br />

Max. Zugkraft 274 kN 274 kN<br />

Max. Bremskraft 226 kN 226 kN<br />

Dauerleistung 6.400 kW 6.400 kW<br />

Max. Leistung 7.400 kW 7.400 kW<br />

V max 200 km/h 160 km/h<br />

Krümmungsradius 120 m 120 m<br />

73


GESCHICHTE<br />

EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />

Sieben wichtige<br />

Strecken<br />

ZENTRALE LAGE Wichtig war Halle<br />

schon immer in Sachen Eisenbahn.<br />

Aber in der Zeit der DDR wurden alle<br />

Rekorde gebrochen<br />

H<br />

alle an der Saale bekam schon recht frühzeitig<br />

Anschluss durch die Eisenbahn. Am<br />

22. Juli 1 840 ging die Strecke Magdeburg –<br />

Halle in Betrieb. Bereits einen Monat später, am<br />

1 8. August, konnte der Verkehr bis zum Endpunkt<br />

Leipzig aufgenommen werden, wo die Verbindung<br />

zur Leipzig-Dresdener Eisenbahn bestand. Reise<strong>und</strong><br />

Güterverkehr entwickelten sich sprunghaft. So<br />

wurden separate Güterzüge eingesetzt, die ersten<br />

in Deutschland.<br />

Der wirtschaftliche Erfolg weckte das Interesse,<br />

weitere Schienenverbindungen zu planen. Schon<br />

1 844 wurde mit dem Bau einer Verbindung in die<br />

74


EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />

Im August 1936 wurde die 01 006 in Halle vor<br />

einem Schnellzug fotografiert. Die Lok, die ihren<br />

Dienst 1926 im Bw Hof antrat, gehörte zu jenem<br />

Zeitpunkt schon zum Bw Erfurt P E. Fritze/Slg. R. Heym<br />

Mehrfach wurde der Bahnhofsvorplatz baulich<br />

verändert. 1938 entstand dieser schöne Schnappschuss<br />

mit den zwei Bediensteten vor dem Portal<br />

des Insel-Empfangsgebäudes H. Ziegler/Slg. R. Heym<br />

thüringischen Staaten bis ins preußische Erfurt begonnen.<br />

Die Strecke wurde am 1 . April 1 847 eröffnet<br />

<strong>und</strong> 1 849 bis Bebra verlängert.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Direkter Weg nach Berlin seit 1859<br />

Es konnten damit Cassel <strong>und</strong> das preußische<br />

Frankfurt am Main erreicht werden. Obwohl Berlin<br />

mit Halle <strong>und</strong> Leipzig über die Anhaltische<br />

Bahn in Cöthen verb<strong>und</strong>en waren, wurde 1 859 von<br />

Wittenberg eine Strecke direkt in Richtung Halle<br />

<strong>und</strong> Leipzig in Betrieb genommen. Seit dieser Zeit<br />

ist Halle ein Eisenbahnknotenpunkt. Aber es war<br />

noch lange nicht Schluss, der Bau weiterer Eisenbahnlinien<br />

ließ nicht auf sich warten. Mit der Inbetriebnahme<br />

der Casseler Bahn konnten 1 869 die<br />

Strecken in Kurhessen <strong>und</strong> Hannover erreicht werden.<br />

Der Abschnitt zwischen Halle <strong>und</strong> Sangerhausen<br />

erforderte den Bau größere Dämme <strong>und</strong><br />

Einschnitte sowie des Blankenheimer Tunnels. Im<br />

Sommer 1 872 folgte die Inbetriebnahme der Sorauer<br />

Bahn (über Eilenburg – Falkenberg an der Els<br />

ter – Cottbus <strong>und</strong> Guben) <strong>und</strong> am 1 . Oktober 1 872<br />

ging die Halberstädter Bahn in Betrieb. Der Eisenbahnknoten<br />

Halle war mit der Eröffnung der Halle-Halberstädter<br />

Bahn komplett. Auf allen Strecken<br />

setzte ein reger Reise- <strong>und</strong> Güterverkehr ein. Sämt-<br />

75


GESCHICHTE<br />

liche Halle berührenden Eisenbahnen waren privat<br />

finanziert worden, denn der preußische Staat wollte<br />

<strong>und</strong> konnte zunächst keine Bahnen mit eigenen<br />

Mitteln bauen. In Halle waren mehrere private<br />

Bahngesellschaften tätig. Aus diesem Gr<strong>und</strong> existierten<br />

vier verschiedene Personen- <strong>und</strong> Güterbahnhöfe<br />

sowie vier Betriebswerkstätten.<br />

Der Bahnhof der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger<br />

Eisenbahn befand sich auf dem Gelände des<br />

heutigen Personenhauptbahnhofes. Der Thüringer<br />

Bahnhof breitete sich südwestlich des Magdeburg-<br />

Leipziger Bahnhofes aus. Er blieb als Ortsgüterbahnhof<br />

bis Mitte der 1 990er-Jahre bestehen. Die<br />

Berlin-Anhalter Eisenbahn errichtete den dritten<br />

Bahnhof in Halle. Er befand sich etwa in Höhe des<br />

Bahnbetriebswerks Halle P. Der Halberstädter<br />

Bahnhof lag ca. einen Kilometer nördlich des Magdeburg-Leipziger<br />

Bahnhofes. Er diente später<br />

ebenfalls dem Ortsgüterverkehr <strong>und</strong> wurde ab<br />

1 972 der S-Bahnhof Steintorbrücke. Die Casseler<br />

Bahn wurde in den Magdeburg-Leipziger Bahnhof<br />

eingeb<strong>und</strong>en, ebenso die Sorauer Eisenbahn.<br />

Verstaatlichung – Ende der Zergliederung<br />

Nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich<br />

setzte sich in Preußen 1 872 die Abkehr vom Verderben<br />

bringenden Wirtschaftsliberalismus durch.<br />

Das hatte auf die Entwicklung der Eisenbahnen<br />

gravierende <strong>und</strong> fruchtbringende Auswirkungen.<br />

Unter dem preußischen Staatsminister <strong>und</strong> Minister<br />

der öffentlichen Arbeiten, Albert von Maybach,<br />

setzte eine konsequente Verstaatlichung großer Eisenbahngesellschaften<br />

ein.<br />

Im Bereich des Knotens Halle waren die positiven<br />

Auswirkungen deutlich zu verzeichnen. Die<br />

privaten Bahngesellschaften wurden von 1 876 bis<br />

1 886 verstaatlicht. Obwohl Halle von Anfang an<br />

ein gut funktionierender Eisenbahnknoten war,<br />

konnte die zergliederte Struktur den zukünftigen<br />

Anforderungen weder in technischer noch in wirtschaftlicher<br />

Hinsicht genügen. Zentralbahnhöfe<br />

für Reise- <strong>und</strong> Güterverkehr sowie zentrale Betriebswerkstätten<br />

waren dringend geboten.<br />

Fertigstellung des Hauptbahnhofes 1890<br />

Nach der Verstaatlichung konnten die Vorhaben<br />

der Zentralisierung umgesetzt werden. Am 1 . Oktober<br />

1 890 ging der neue Hauptbahnhof in Betrieb.<br />

Ein stattliches Insel-Empfangsgebäude wurde<br />

errichtet. Sein Architekt war Friedrich Peltz, der<br />

auch die Bauausführung leitete. Das lichte Gebäude<br />

– in der DDR-Zeit mit einer Alu-Fassade versehen<br />

– genügt noch heute allen Ansprüchen.<br />

Der Hauptgüterbahnhof wurde schrittweise von<br />

Juni 1 889 bis Oktober 1 890 in Betrieb genommen.<br />

Die Betriebswerke für den Maschinendienst (Bw)<br />

teilten sich die Aufgaben für den Reisezugverkehr<br />

(Bw P) <strong>und</strong> den Güterverkehr (Bw G).<br />

Beeindruckender Weitblick<br />

Der Bau der zentralen Anlagen beschränkte sich<br />

keineswegs nur auf die eigentlichen Bahnhöfe. Die<br />

Halberstadt<br />

1. Oktober<br />

1872<br />

Strecken um Halle (Saale) mit Eröffnungsjahr<br />

Magdeburg<br />

22. Juli 1840<br />

Hettstedt<br />

(HHE) 30. Mai<br />

1896<br />

Berlin<br />

1859<br />

Cassel (Kassel)<br />

1869<br />

Sorau 1872<br />

Erfurt<br />

1. April 1847<br />

Leipzig<br />

18. August<br />

1840<br />

76


EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />

Halle Hbf Bahnsteig 3/4, Blick nach Süden in der Mitte der 1930er-Jahre: Links das Brückenstellwerk Hp 5,<br />

rechts der Thüringer Bahnhof mit der Zuckerraffinerie, dahinter die Kaffeerösterei RVM/Slg. Helmut Brinker<br />

1930er-Jahre: Blick zum heute noch funktionsfähigen Wasserturm mit dem dahinter liegenden elektrifizierten<br />

<strong>Ost</strong>teil des Bahnhofes. Vorn rangiert eine Einheitslok der Baureihe 80<br />

Historische Sammlung DB<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

77


GESCHICHTE<br />

8. März 1983: Die „Weiße Lady“ 212 001 vor der<br />

einfallslosen Aluminium-Verkleidung der Fassade<br />

aus den Jahren 1967/68<br />

Ralph Lüderitz<br />

peripheren Anlagen, die der Verknüpfung der<br />

Bahnhofsteile mit den jeweiligen Strecken dienten,<br />

nahmen gewaltige Ausmaße an. Die Stadt Halle<br />

wurde nördlich, östlich <strong>und</strong> südlich vollständig von<br />

den Bahnanlagen umschlossen. Alle Ein- <strong>und</strong> Ausfädelungen<br />

waren schienenkreuzungsfrei möglich.<br />

Diese Anlagen, einschließlich einiger Verbindungsbögen<br />

zum Umfahren der zentralen Bahnhöfe<br />

in Halle, gingen gleitend in die um den Knoten<br />

liegenden Bahnhöfe über.<br />

In Richtung Thüringen war dies Ammendorf,<br />

in Richtung Leipzig war es Dieskau, nach Halberstadt<br />

erfüllte Halle-Trotha <strong>und</strong> in Richtung Sorau<br />

der Bahnhof Peißen die Funktion der Trennung<br />

zwischen Reise- <strong>und</strong> Güterverkehr. Kleine Besonderheit:<br />

Von Halle gingen keine Nebenbahnen aus!<br />

Diese waren jedoch im näheren Umfeld zu finden.<br />

Turmstraße: die Rollbockbahn<br />

Halle besaß mit der Saale eine stark frequentierte<br />

Wasserstraße. Im Januar 1 895 konnte die Hafenbahn,<br />

eine normalspurige Kleinbahn, in Betrieb<br />

genommen werden. Zusätzlich musste vom Indus -<br />

triebahnhof Halle Süd, besser bekannt als Bahnhof<br />

Turmstraße, eine Zweigbahn zu den zahlreichen<br />

Anschließern eines Industriegebietes geführt wer-<br />

78


EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />

den. Die Platzverhältnisse zwangen zur Ausführung<br />

in Meterspur. Diese Bahn betrieb stets<br />

ausschließlich Rollbockverkehr.<br />

Legendär: die Halle-Hetttedter<br />

<strong>West</strong>lich von Halle führte seit 1 896 die Halle-Hettstedter<br />

Eisenbahn (HHE) als normalspurige Kleinbahn<br />

ins Mansfelder Land. Sie schloss an die Hafenbahn<br />

im Bahnhof Halle Klaustor an. Für den<br />

Reiseverkehr war dort der Endpunkt. Die Straßenbahn<br />

(Meterspur) stellte die Verbindung zum<br />

Hauptbahnhof her. Infolge des Eisenbahnknotens<br />

expandierte in <strong>und</strong> um Halle die Industrie. Es waren<br />

fünf Indus triegebiete entstanden, deren Betriebe<br />

alle Gleisanschluss <strong>und</strong> teilweise eigene<br />

Werkbahnen hatten.<br />

Ein ausgedehntes Netz in 900-mm-Spur besaß<br />

die Saline. Der Braunkohlenbergbau betrieb im<br />

Süden Halles ein Normalspurnetz, welches in Ammendorf<br />

<strong>und</strong> Dieskau sowie in Merseburg mit der<br />

Staatsbahn verb<strong>und</strong>en war.<br />

Dennoch waren die sehr umfangreichen Verladeanlagen<br />

des Hauptgüterbahnhofes mit Ladestraßen<br />

<strong>und</strong> Umladehallen mehr als gut ausgelas -<br />

tet; ebenso die Ortsgüterbahnhöfe Thüringer<br />

Bahnhof, Ammendorf <strong>und</strong> Halle-Trotha.<br />

Der Reiseverkehr konnte sich des gleichen Zuspruchs<br />

erfreuen. Fernreise-, Regional- <strong>und</strong> besonders<br />

Berufsverkehr brachten den Hauptbahnhof<br />

zeitweise zum Überquellen. In den 1 930er-Jahren<br />

musste dieser auf zwölf Bahnsteige erweitert werden.<br />

7. Juni 2011: Das Empfangsgebäude strahlt wieder in voller Schönheit von 1890. Die „Nachfahren“ der<br />

212 001 sind längst Alltag, wie diese mit einem Zug nach Falkenberg (Elster) über Dessau Ralph Lüderitz<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

79


GESCHICHTE<br />

Turmstraße: Die 199 003, eine umgebaute Kö, schiebt am 24. April 1984 einen aufgebockten O-Wagen zu<br />

den Halleschen Pumpenwerken. Heute befindet sich hier eine Reihenhaussiedlung …<br />

Ralph Lüderitz<br />

Oktober 1990: Die 211 001 mit zwei Doppelstockzügen im Bahnhof Heide (früher HHE)<br />

Ralph Lüderitz<br />

80


EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />

Nach 1945: Halle wird noch wichtiger<br />

In der Zeit nach 1 945 büßte der Eisenbahnknoten<br />

Halle keineswegs an Bedeutung ein, eher war das<br />

Gegenteil der Fall. Die um Halle angesiedelte chemische<br />

Industrie bildete eine Hauptstütze der<br />

DDR-Wirtschaft. Ein Großteil der Transportmenge,<br />

die zu oder von den chemischen Werken Leuna,<br />

Buna <strong>und</strong> Bitterfeld befördert wurde, wurde in<br />

Ganzzügen gefahren. Diese durchquerten den Eisenbahnknoten<br />

Halle mit oder ohne Lokwechsel.<br />

Trotzdem war der Hauptgüterbahnhof alles andere<br />

als eine Durchleitstelle für Güterzüge. Auch<br />

der Einzelwagenverkehr nahm in den Jahren zwischen<br />

1 950 <strong>und</strong> 1 980 einen Aufschwung. Zwei<br />

große Ablaufanlagen – der Nord- <strong>und</strong> der Südberg<br />

– mussten ständig an ihren Kapazitätsgrenzen betrieben<br />

werden. Die Leistungsfähigkeit wurde mit<br />

Hilfe modernster Technik zwar immer wieder erhöht,<br />

doch zeigten die begrenzten Platzverhältnisse<br />

ein Ende das Kapazitätswachstums dieses wichtigsten<br />

Verschiebebahnhofes der Reichsbahn.<br />

Kein neuer Rangierbahnhof<br />

Nun rächte sich der wegen des Zweiten Weltkrieges<br />

unterbliebene Neubau eines großen Rangierbahnhofes<br />

zwischen Halle <strong>und</strong> Leipzig. Der Containerverkehr<br />

bedeutete für Halle eine spürbare<br />

Entlastung der Verladeanlagen, die mit einer Containerumschlagstelle<br />

ergänzt worden waren. Erst<br />

mit der konsequenten Verlagerung des Güterverkehrs<br />

von der Straße auf die Schiene in den<br />

1 980er-Jahren, gelangte der Containerumschlag an<br />

seine Kapazitätsgrenzen.<br />

Die Zahl der Reisenden stieg von Jahr zu Jahr,<br />

doch die Bahnsteige des Hauptbahnhofes waren<br />

lang <strong>und</strong> die Anzahl mit zwölf hinreichend. Dennoch<br />

mussten sich die Eisenbahner im Knoten<br />

Ein Zug mit Kesselwagen für das Heizwerk rollt am<br />

14. Mai 1992 in den Thüringer Bahnhof ein<br />

Ralph Lüderitz<br />

Halle auf neue Anforderungen einstellen. Das einschneidendste<br />

Ereignis war der Bau von Halle-<br />

Neustadt, einer Trabantenstadt, die ca. 1 00.000<br />

Menschen ein zu Hause bot. Vorwiegend lebten<br />

hier Beschäftigte der chemischen Großindustrie,<br />

die mit dem Massenverkehrsmittel Eisenbahn zu<br />

ihren Arbeitsstätten gebracht werden mussten.<br />

Außerdem wurde die Südstadt gebaut, die, etwas<br />

geringer in den Dimensionen, dem gleichen<br />

Zweck diente.<br />

STICHWORT: VES/M HALLE (SAALE)<br />

Die Versuchs- <strong>und</strong> Entwicklungsstelle Maschinenwirtschaft<br />

war eine der Hauptverwaltung Maschinenwirtschaft<br />

der Deutschen Reichsbahn unterstellte Dienststelle. Sie<br />

wurde am 1. Januar 1960 auf Weisung von Verkehrs minister<br />

Erwin Kramer gegründet. In ihr vereinigte man die 1952<br />

gegründete Fahrzeug-Versuchsanstalt in Halle (FZA), die<br />

1956 gegründete Versuchsanstalt für elektrische Zug -<br />

förderung (VAEZ) mit dem elektrischen Prüffeld in Dessau<br />

<strong>und</strong> die 1956 gegründete Versuchsanstalt für Motor fahr -<br />

zeuge (VAEMF), die ebenfalls in Dessau angesiedelt war.<br />

Unter anderem wurde durch die VES/M das gesamte auf<br />

den Gleisen der DR eingesetzte Rollmaterial aus eigener<br />

oder fremder Produktion gründlich geprüft. Zu diesem<br />

Zweck hielt die VES/M einige außergewöhnliche Loko -<br />

motiven vor, die entweder hohe Geschwindigkeiten<br />

erreichen sollten (18 201, 18 314) oder als Bremsloko -<br />

motiven (19 015, 19 022 <strong>und</strong> andere) fungierten.<br />

Erster Leiter der VES/M war ab 1960 der Lokomotivkonstrukteur<br />

Max Baumberg, zuvor Leiter der FVA Halle.<br />

Das Ende der legendären Einrichtung kam am 1. Januar<br />

Halle Hbf: Ein Star der VES/M war die 18 201 alias<br />

02 0201. Sie blieb betriebsfähig erhalten Ralph Lüderitz<br />

1994. 1996 wurde der Standort Halle endgültig aufgegeben.<br />

Die Versuchsstelle in Dessau mit dem elektrischen Prüffeld,<br />

zuletzt als Forschungs- <strong>und</strong> Technologie-Zentrum (FTZ),<br />

wurde am 31. Dezember 2003 aufgelöst. Im DB Museum<br />

Halle (Saale) wurde 2008 eine Dauerausstellung über<br />

die VES/M eröffnet.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

81


GESCHICHTE<br />

Ohne S-Bahn geht es nicht<br />

In der Zeit von 1 967 bis 1 980 erlebte der Eisenbahnknoten<br />

Halle umfangreiche Veränderungen.<br />

Vom Hauptbahnhof wurde eine S-Bahn nach Halle-Neustadt<br />

eingerichtet. Diese führte südlich um<br />

das Stadtgebiet herum, nutzte die Casseler Bahn<br />

bis kurz vor Angersdorf mit, zweigte nach Norden<br />

auf einer Neubaustrecke ab <strong>und</strong> erreichte in Halle-<br />

Nietleben die Anlagen der früheren HHE. Bis Halle-Dölau,<br />

dem Endpunkt, nutzte die S-Bahn die<br />

Trasse der HHE. Die Kleinbahn war zwischen<br />

Klaustor <strong>und</strong> Nietleben der neuen Trabantenstadt<br />

geopfert worden.<br />

Der Bau mehrerer neuer Bahnhöfe <strong>und</strong> Haltepunkte,<br />

so auch der unterirdische „Tunnel“-Bahnhof<br />

in Neustadt <strong>und</strong> der Abstellbahnhof Nietleben,<br />

war erforderlich geworden. Der Hauptpersonenbahnhof<br />

wurde um einen Bahnsteig an der <strong>West</strong>seite<br />

ergänzt.<br />

Die S-Bahn, die 1 972 bis Halle-Trotha verlängert<br />

werden konnte, war nicht die einzige Neuerung.<br />

Gleichzeitig entstanden zwei Verbindungen zwischen<br />

Halle-Neustadt <strong>und</strong> den Chemiewerken<br />

Buna (bei Schkopau) <strong>und</strong> Leuna. Eine Neubaustrecke<br />

erreichte von Halle-Neustadt den Personenbahnhof<br />

der Buna-Werke <strong>und</strong> nutzte ab Merseburg<br />

die vorhandenen Anlagen der Thüringer<br />

Bahn. Die zweite Verbindung nutzte die Casseler<br />

Bahn, den Verbindungsbogen Rosengarten <strong>und</strong><br />

ebenfalls die Strecke Richtung Thüringen. Ein<br />

neuer Haltepunkt, Silberhöhe, entstand als Zugang<br />

zur Südstadt. In dem Bereich zwischen Rosengarten<br />

<strong>und</strong> Saalebrücke bekam die S-Bahn eine<br />

neue Trasse. Sie wurde parallel als betriebliche<br />

Steilstrecke zur Casseler Bahn über einen Hügel<br />

an der Südstadt gelegt. Als Zugang zur Südstadt<br />

wurden ein Kreuzungsbahnhof (Südstadt) <strong>und</strong> ein<br />

Haltepunkt (Brühlstraße) angelegt.<br />

105 149 bringt am 12. April 1984 einige Wagen zu<br />

Anschließern im Bahnhof Turmstraße Ralph Lüderitz<br />

Keimzelle der Elektrifizierung<br />

Der Eisenbahnknoten Halle ist untrennbar mit der<br />

Elektrifizierung Mitteldeutschlands verb<strong>und</strong>en.<br />

Das mitteldeutsche E-Netz erreichte die Saalestadt<br />

im Jahr 1 922, als am 1 . Juni der erste Zug von Leipzig<br />

kommend in Halle einfuhr.<br />

Am 7. Oktober 1 934 konnte der elektrische Betrieb<br />

nach Magdeburg eröffnet werden. Mit der Demontage<br />

der Anlagen der elektrischen Zugförde-<br />

STICHWORT: KARL-ERNST MAEDEL<br />

Karl-Ernst Maedel wurde am 2. Sep tember 1919 in Halle<br />

(Saale) geboren. Sein Vater Ernst Maedel war Beamter bei der<br />

Feuerwehr in Halle. Die Familie wohnte in der Dzondistraße<br />

Nr. 2, nur wenige Meter von der Volkmannstraße entfernt, die<br />

parallel zum Bahnbetriebs werk P verlief. Entstand so die tiefe<br />

Verb<strong>und</strong>enheit zur Eisenbahn<br />

1938 nahm Maedel ein Maschinen bau-Studium auf, das er<br />

aber infolge der Einberufung zum Wehrdienst abbrechen<br />

musste. 1955 verließ er die DDR <strong>und</strong> ging in die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik. Den Lebensunterhalt verdiente er als<br />

Verwaltungsbeamter in Wanne-Eickel, Oberhausen <strong>und</strong><br />

Offenbach am Main.<br />

Halle, Dzondistraße: In der Nr. 2 (Erker) wohnte<br />

die Familie Maedel bis um 1940<br />

Gert Schütze<br />

Maedel wurde in der Folgezeit bekannt als Autor<br />

zahlreicher Sachbücher zum Thema Eisenbahn. 1957<br />

erschien sein Buch „Deutsche Dampflokomotiven gestern<br />

<strong>und</strong> heute“, das als unverzichtbares Standard werk zum<br />

Thema gilt. 1962 gründete er das <strong>LOK</strong> MAGAZIN, dessen<br />

Herausgeber er bis 1971 blieb. Am 5. Juni 2004 verstarb<br />

Karl-Ernst Maedel in Worms.<br />

RBH<br />

82


EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />

Eine E 44 ist am 26. Juli 1985 mit einem Personenzug aus Großheringen am Bahnsteig 1 angekommen.<br />

Der Turm im Hintergr<strong>und</strong> gehört zum Rbd-Gebäude, rechts die Post <strong>und</strong> ein Bürohaus<br />

Ralph Lüderitz<br />

rung auf Befehl Stalins 1 946 gehörte diese Traktionsart<br />

für neun Jahre der Vergangenheit an.<br />

Am 2. September 1 955 fuhr wieder ein elektrischer<br />

Zug nach Köthen. 1 957 konnte bis Magdeburg<br />

<strong>und</strong> 1 958 bis Leipzig elektrisch gefahren werden.<br />

Weißenfels (1 959) <strong>und</strong> Bitterfeld (1 963) waren<br />

die nächsten Knotenpunkte der von Halle ausgehenden<br />

elektrifizierten Strecken. Die Sorauer Bahn<br />

kam 1 989 bis Cottbus unter Fahrdraht. 1 994 war<br />

die Casseler Bahn elektrifiziert.<br />

Legendär: Halle <strong>und</strong> die VES/M<br />

In Halle bildete sich ab 1 946 das geistige Zentrum<br />

der elektrischen Traktion der Deutschen Reichsbahn<br />

heraus, das seit 1 960 innerhalb der Versuchs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsstelle für die Maschinenwirtschaft<br />

(VES/M) die Entwicklung dieser Technik<br />

vorantrieb.<br />

Die sieben abgehenden Hauptstrecken prägten<br />

natürlich auch den Lokomotivbestand des Eisenbahnknotens.<br />

1 50 Jahre waren hier stets die mo-<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

E 18 31 vor dem VES/M-Messwagen für Bremsversuche<br />

am 27. Oktober 1983 im Hbf Ralph Lüderitz<br />

83


GESCHICHTE<br />

Aus Brest kam dieser Militärzug mit einer 118 am 29. August 1989. Seine Wagen wurden, wie alle<br />

Reisezugwagen für die Sowjetunion, bis 1990 im nahen Ammendorf (vormals Lindner) gebaut Ralph Lüderitz<br />

dernsten Maschinen zu finden. Die Privatbahnloks<br />

wurden schrittweise ab 1 880 durch Lokomotiven,<br />

die den preußischen Normalien entsprachen, ersetzt.<br />

Für den Reisezugverkehr genügten noch B-gekuppelte<br />

Maschinen, die C-Kuppler eroberten den<br />

Güterverkehr. Stark gestiegene Zuglasten <strong>und</strong> die<br />

Erhöhung der Streckenhöchstgeschwindigkeit<br />

nach der Jahrh<strong>und</strong>ertwende bedingten den Einsatz<br />

von C-Kupplern im Reise- <strong>und</strong> D-Kupplern im Güterzugdienst.<br />

Die S 1 0 1 , P 8 <strong>und</strong> P 1 0 etablierten sich im<br />

Schnell- bzw. Personenzugverkehr, G 8 <strong>und</strong> G 8 1<br />

vor Güterzügen. E-Kuppler (G 1 0 <strong>und</strong> G 1 2) verdrängten<br />

im Güterverkehr alle älteren Maschinen<br />

in untergeordnete Dienste. E-gekuppelte Tenderloks<br />

(T 1 6 <strong>und</strong> T 1 6 1 ) besorgten teilweise den Rangierbetrieb<br />

<strong>und</strong> fuhren Nahgüterzüge.<br />

STICHWORT: NÜRNBERG – BERLIN<br />

Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8<br />

umschreibt den Neu- <strong>und</strong> Ausbau der Verbindung Nürnberg<br />

– Berlin. Nach langen Diskussionen entschied man sich im<br />

mitteldeutschen Ballungsraum Halle/Leipzig für einen<br />

Kompromiss zwischen beiden Städten – man schloss beide<br />

an. Südlich von Halle entstand so in den letzten Jahren mit<br />

riesigem Aufwand (Sumpfgebiet, Saale- <strong>und</strong> Elsteraue) die<br />

längste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Hinzu kommt,<br />

dass sich im Brückenverlauf der Abzweig zum Haupt -<br />

bahnhof Halle (Saale) befindet. Zukünftige ICEs können<br />

dann sowohl über Halle als auch Leipzig bzw. den Flughafen<br />

Schkeuditz (Karte rechts: bei Gröbers) geleitet werden. Neu- <strong>und</strong> Ausbaustrecken um Halle/Leipzig DB AG<br />

84


EISENBAHNKNOTEN HALLE (SAALE)<br />

20. April 1981: Mit 120 km/h donnert ein Entlastungs-Schnellzug Berlin – Saalfeld durch Halle Süd, das<br />

frühere Ammendorf. Dort wurden tausende der links zu sehenden Reisezugwagen gebaut Ralph Lüderitz<br />

Einheitsmaschinen, S 3/6 <strong>und</strong> Elloks<br />

Nach der Gründung der Deutschen Reichsbahn bevölkerten<br />

Einheitsloks, vorwiegend die 01 , 03, 41<br />

<strong>und</strong> 44, den Eisenbahnknoten Halle. Doch die<br />

Baureihenvielfalt blieb erhalten <strong>und</strong> war dem steigenden<br />

Verkehrsaufkommen geschuldet. Sogar die<br />

bayerische S 3/6 war im preußische Halle beheimatet!<br />

Mit ihr fuhr man nach Nürnberg über den<br />

Frankenwald.<br />

Der elektrische Betrieb brachte E 06, E 1 7, E 75<br />

<strong>und</strong> E 77 nach Halle, ab 1 934 die E 04 <strong>und</strong> 1 936 die<br />

E 44. Schließlich erhielt das Bw Halle 1 938 auch<br />

die E 1 8. Bereits am 21 . September 1 936 fand zwischen<br />

Halle <strong>und</strong> Stumsdorf eine Versuchsfahrt mit<br />

einer E 1 8 statt, bei der 1 86 km/h erreicht wurden.<br />

Nicht unerwähnt sollen die Dieseltriebwagen<br />

im Eilzugdienst <strong>und</strong> eine große Anzahl von Kleinlokomotiven<br />

im Raum Halle bleiben.<br />

Nach 1 945 änderte sich das Bild im Dampflokomotivpark<br />

kaum. Als sich die Kohlenstaubfeuerung<br />

ab 1 951 als einsatzfähig erwies, wurde das Bw<br />

Halle G zu einem der wichtigsten Einsatzorte. Kohlenstaub-44er<br />

<strong>und</strong> 58er (G 1 2) erbrachten wesentliche<br />

Güterzugleistungen. 1 961 gesellten sich auf<br />

Ölfeuerung umgebaute 44er <strong>und</strong> 50er hinzu.<br />

Bereits 1 960 begann mit der V 1 5 in Halle der<br />

zweite Teil des Traktionswandels, nachdem 1 955<br />

wieder elektrisch gefahren wurde. Es folgten in<br />

großem Umfang die V 60 (1 06/1 05). Die V 1 80<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

(1 1 8), 1 1 0, 1 30, 1 31 <strong>und</strong> 1 32 brachten diesen 1 973<br />

fast zum Abschluss. Nur die für die VES/M vorgehaltenen<br />

Dampfloksonderlinge, wie beispielsweise<br />

die Schnellfahrlok 1 8 201 , blieben als unverzichtbare<br />

Relikte der Dampftraktion im Bestand des<br />

Bahnbetriebswerkes Halle P.<br />

Der elektrische Betrieb wurde mit E 44, E 95<br />

<strong>und</strong> E 04 durchgeführt. Ab 1 962 folgten die Neubauloks<br />

E 1 1 (21 1 ) <strong>und</strong> E 42 (242), die bis auf die<br />

Schnellfahrloks E 1 8 1 9 <strong>und</strong> 31 (21 8) die Altbaumaschinen<br />

verdrängten. Die Baureihen 250 <strong>und</strong> 243<br />

standen ab 1 974 bzw. 1 984 für das stark erweiterte<br />

elektrifizierte Netz der DR zur Verfügung.<br />

Nach 1 990 ging der Güterverkehr auch in Halle<br />

fast auf Null zurück. Die im Berufsverkehr mit vier<br />

vierteiligen Doppelstockeinheiten verkehrenden<br />

Züge sind verschw<strong>und</strong>en. Ein reduzierter Reiseverkehr<br />

existiert jedoch noch.<br />

Aus Halle: Karl-Ernst Maedel<br />

Es kann bei so viel Eisenbahn in einer Stadt nicht<br />

anders sein: Halle hat zahlreiche Eisenbahnfre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> -fotografen hervorgebracht. Erinnert sei an<br />

dieser Stelle nur an den Begründer unseres <strong>Magazin</strong>s,<br />

Karl-Ernst Maedel, der in Halle aufwuchs.<br />

Unvergessen seine Geschichten über Fahrten mit<br />

der „Halle-Hettstedter“ oder Besuche an der Rampe<br />

hinauf zum Blankenheimer Tunnel oder im<br />

Hauptbahnhof.<br />

Ralph Lüderitz<br />

85


GESCHICHTE<br />

Hamburg Oberhafen<br />

DER FOTOGRAF UND AUTOR<br />

Jan Borchers, Jahrgang 1969 <strong>und</strong> in Hamburg<br />

aufgewachsen, lebt heute in der Nähe von Trittau. Seit den<br />

frühen 1980er-Jahren ist er fotografisch in Sachen<br />

Eisenbahn unterwegs. Seit jener Zeit ist er auch<br />

publizistisch aktiv, einige Jahre bei der Lokr<strong>und</strong>schau<br />

sowie mitwirkend an zahlreichen Publikationen r<strong>und</strong> um<br />

den Hamburger Nahverkehr. Auch beruflich ist er seit 1991<br />

mit dem Schienenverkehr im U-Bahn-Betriebsdienst der<br />

Hamburger Hochbahn verb<strong>und</strong>en.<br />

Mit dem Einzug der Digitaltechnik eröffneten sich neue<br />

Wege, die Jan Borchers 2005 zum Aufbau der Website<br />

www.bahnfotokiste.de nutzte. Der Leser findet dort<br />

inzwischen r<strong>und</strong> 3.500 aktuelle <strong>und</strong> historische Fotos.<br />

W<br />

asser gehört zu Hamburg wie zu kaum<br />

einer anderen Großstadt. Die Lage an Elbe<br />

<strong>und</strong> Alster lässt es in der Stadt mit ihren<br />

r<strong>und</strong> 2.500 Brücken allgegenwärtig werden. Ebenso<br />

untrennbar mit Hamburg sind die Speicherstadt<br />

<strong>und</strong> die zahlreichen Kontorhäuser verb<strong>und</strong>en.<br />

Mitten hindurch führt die Eisenbahn, entlang<br />

Alster, Elbe <strong>und</strong> Speicherstadt.<br />

Die Doppelstockbrücke im Oberhafen am<br />

Hauptbahnhof, erst vor wenigen Jahren nach al-<br />

86


MEINE LIEBSTE FOTOSTELLE<br />

tem Vorbild erneuert, ist eine meiner liebsten,<br />

hamburgtypischen Fotostellen. Im Motiv ist sie variierbar,<br />

für fast jeden Sonnenstand gibt es den<br />

passenden Fotostandort. Alle Züge, die Hamburgs<br />

Innenstadtbahnhof in Richtung Süden verlassen,<br />

passieren diese Brücke, <strong>und</strong> so wird es auch im<br />

Laufe der Jahre nie langweilig, an diesen Ort<br />

zurückzukehren.<br />

Die verschiedensten Zuggarnituren <strong>und</strong> das<br />

sich stetig im Bereich der HafenCity wandelnde<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Umfeld laden zu immer neuen Schnappschüssen<br />

ein. Die an der Brücke <strong>und</strong> ihrem Vorgänger seit<br />

vielen Jahren angebrachten Schlagworte umschreiben<br />

vieles von dem, was Hamburg <strong>und</strong> die Fotografie<br />

hier so vielfältig macht.<br />

Am 7. Mai 201 1 besuchte die 1 03 1 84 mit dem<br />

TEE „Rheingold“ Hamburg zum alljährlichen Hafengeburtstag<br />

<strong>und</strong> passierte am frühen Abend die<br />

Oberhafenbrücke auf der Rückfahrt nach Köln.<br />

Jan Borchers<br />

87


GESCHICHTE<br />

ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />

Zur Ruhe mit „Elfer-Dampf“<br />

BREMSBEAMTER AUF ZEIT Die Deutsche B<strong>und</strong>esbahn – namentlich die BD<br />

Stuttgart – kämpfte zu Beginn der 1970er-Jahre mit großem Arbeitskräftemangel.<br />

Überall wurde geworben: „Auf einer Dampflok fahren Kommen Sie zu uns!“<br />

B<br />

erichte von Herbert Stemmler erweckten in<br />

mir Erinnerungen an meine eigene Heizertätigkeit<br />

– ebenfalls als Student – in den Jahren<br />

1 971 <strong>und</strong> 1 972 beim Bw Heilbronn. Dazu muss<br />

ich vorausschicken, dass ich jener Generation angehöre,<br />

die in ihrer Jugend vor allem durch die<br />

begeisternden Bücher von Karl-Ernst Maedel zum<br />

Eisenbahn- <strong>und</strong> insbesondere Dampflokfre<strong>und</strong> geworden<br />

ist.<br />

Im Herbst 1 968 begann ich in Stuttgart ein<br />

Maschinenbau-Studium mit dem Ziel, mich im<br />

Hauptstudium im Fach Schienenfahrzeuge zu vertiefen<br />

(was ich dann auch tat). Wie Herbert<br />

Stemmler traute auch ich meinen Augen kaum, als<br />

ich an der Uni in einem Aushang las, dass die<br />

Deutsche B<strong>und</strong>esbahn Studenten einen Ferienjob<br />

als Lokheizer bot! Selbstverständlich bewarb ich<br />

mich gleich für die nächstmögliche Zeit, den<br />

Herbst 1 971 .<br />

Nach bahnärztlicher Untersuchung, Einstellung<br />

beim Bw Heilbronn, einigen Dienstschichten als<br />

dritter Mann <strong>und</strong> Ablegen der Verwendungsprüfung<br />

zum „Bremsbeamten“ erfolgte die praktische<br />

Heizerprüfung mit dem E 1 964 auf der 023 040<br />

zwischen Öhringen <strong>und</strong> Heilbronn, keine besondere<br />

körperliche Anstrengung erfordernd, da die<br />

Strecke ja überwiegend im Gefälle verläuft.<br />

Zunächst vor Arbeitszügen im Einsatz<br />

Während der Ausbildung <strong>und</strong> in der „produktiven<br />

Phase“ fuhr ich auf den von Heilbronn ausgehenden<br />

Strecken nach Crailsheim, Lauda – Würzburg,<br />

Bretten – Karlsruhe, Eberbach – Heidelberg sowie<br />

von Bad Friedrichshall nach Sinsheim <strong>und</strong> vor Ar-<br />

Von der 023 048 herunter wurde am 4. Oktober 1972 die 023 070 vor dem E 1964 aufgenommen. Vor ihm<br />

absolvierte Heimo Griesinger im Herbst 1971 seine praktische Heizerprüfung Alle Fotos Herbert Stemmler<br />

88


ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />

So warb die B<strong>und</strong>esbahndirektion Stuttgart um Arbeitskräfte für ihre Dampfloks<br />

Slg. Herbert Stemmler<br />

beitszügen ein Stück weit auf der elektrifizierten<br />

Strecke in Richtung Bietigheim. Zum Einsatz kam<br />

ich auf den Baureihen 023, 044, 050-052, 064 <strong>und</strong><br />

086.<br />

Zunächst wurde ich für weniger anspruchsvolle<br />

Dienste eingeteilt. Recht gemütlich für Lokführer<br />

<strong>und</strong> Heizer ging es bei den Einsätzen vor Arbeitszügen<br />

zu. Die Strecke Heilbronn – Heidelberg<br />

wurde damals elektrifiziert, von unserem Arbeitszug<br />

aus wurden Masten für die Fahrleitung gesetzt.<br />

Außer 50ern gelangten die Einheitstenderloks<br />

086 1 82, 086 521 <strong>und</strong> 086 543 zum Einsatz,<br />

die damals von Nürnberg Rbf an Heilbronn ausgeliehen<br />

waren.<br />

Gerade im Herbst waren Aushilfsheizer wie ich<br />

besonders gefragt, erfolgte doch der Abtransport<br />

der Zuckerrüben von den zahlreichen kleinen<br />

Bahnhöfen überwiegend mit Dampfloks. Diese<br />

Einsätze dauerten oft recht lange, <strong>und</strong> in den Pausenzeiten<br />

habe ich von erfahrenen Lokführern viel<br />

Wissenswertes mitbekommen. Nach einiger Zeit<br />

in diesen einfachen Diensten wurde ich auch in<br />

Dienstpläne mit planmäßigen Reise- <strong>und</strong> Güterzügen<br />

eingeteilt.<br />

Einmal heizte ich den bekannten „Fischzug“ Sg<br />

5321 von Würzburg nach Heilbronn. Nach Übernachtung<br />

in Würzburg war um 5.54 Uhr Dienstbeginn.<br />

Wir übernahmen wieder die 052 71 3, mit der<br />

Fünf Zylinder bewegen diesen Dg am 9. September 1972 bei der Ausfahrt aus Heilbronn Hbf: Vorn die<br />

Drillingslok 044 375, dahinter arbeitet eine 50er mit Kabinentender, deren Nummer wir nicht wissen …<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

89


GESCHICHTE<br />

Mit der 23er konnte man eigentlich alles fahren: Am 12. Oktober 1972 leistete die 023 019 einer 44er<br />

Vorspann vor einem Durchgangs-Güterzug. Wir sind am Block Michelbach (Bilz) bei Schwäbisch Hall<br />

am Vortag die Hinfahrt erfolgt war. Trotz des Vorspanns<br />

einer 23er galt es wegen des relativ schweren<br />

Zuges, der knapp bemessenen Fahrzeit <strong>und</strong><br />

der steigungsreichen Strecke, jede Menge Kohlen<br />

zu schippen. Da wir pünktlich in Heilbronn einliefen,<br />

konnte ich gegen elf Uhr vormittags zufrieden<br />

„Feierabend“ machen.<br />

Nachts unterwegs<br />

Die Eindrücke einer Fahrt überwiegend bei Dunkelheit<br />

– auch wenn es davon natürlich keine fografischen<br />

Zeugnisse gibt – habe ich damals festgehalten.<br />

Vielleicht sind sie heute, nach mehr als<br />

40 Jahren, für den einen oder anderen Leser von<br />

Interesse: Dienstbeginn war am 1 5. Oktober 1 971<br />

um 1 5.35 Uhr, mit dem Dg (Durchgangs-Güterzug)<br />

49 1 32 sollte es nach Heidelberg gehen. Ich meldete<br />

mich zum Dienstantritt in der Lokleitung, <strong>und</strong><br />

der Lokleiter nannte mir die 052 508. Die Maschine<br />

stand im Schuppen, es war keine der Heilbronner<br />

50er, denn am Führerhaus stand „BD Nürnberg,<br />

Bw Schweinfurt“ angeschrieben.<br />

Ich kletterte die schmale Leiter zum Führerstand<br />

hinauf <strong>und</strong> sah zuerst nach dem Feuer. Ich<br />

legte einige Schaufeln Kohle auf <strong>und</strong> prüfte den<br />

Wasserstand. Da kam auch schon mein Lokführer.<br />

Sogleich polterte unsere Lok auf die Drehscheibe,<br />

dann aufs Ausfahrgleis des Bw. Die Mannschaft<br />

vor uns hatte das Wasser- <strong>und</strong> Kohlefassen bereits<br />

erledigt.<br />

Wir fuhren durch den Hauptbahnhof, unser<br />

Zug, der von Kornwestheim kam, schien Verspätung<br />

zu haben, denn der Stellwerksbeamte gab uns<br />

über Lautsprecher die Anweisung, auf ein Wartegleis<br />

zu fahren. Inzwischen plauderte ich mit<br />

dem Lokführer. Auf den Nebengleisen donnerten<br />

Züge vorbei. Rauchende Dampfloks, Dieselloks<br />

<strong>und</strong> Elloks fuhren an uns vorüber, die bunte Vielfalt<br />

des Eisenbahnbetriebes ließ sich von unserem<br />

Führerstand aus gut beobachten.<br />

So verging eine halbe St<strong>und</strong>e. Endlich war unser<br />

Zug eingetroffen. Eben fuhr die elektrische Lok<br />

der Baureihe 1 50, die ihn nach Heilbronn gebracht<br />

hatte, auf dem Nachbargleis vorüber, als das<br />

Schutzsignal unseres Wartegleises auf „frei“ ging.<br />

Wir rollten langsam an den Zug, <strong>und</strong> ein Rangierer<br />

kuppelte unsere Lok an. Nachdem die vereinfachte<br />

Bremsprobe durchgeführt war, reichte uns<br />

der Wagenmeister den Bremszettel hinauf. Unser<br />

Zug war ein Leerwagen-Ganzzug mit einem Gewicht<br />

von 600 Tonnen. Inzwischen hatte ich<br />

nochmals kräftig Kohlen aufgelegt, im Kessel der<br />

052 508 siedete <strong>und</strong> brodelte es. Damit die Lok<br />

nicht so sehr qualmt, stellte ich den Bläser etwas<br />

an. Der Zeiger des Manometers näherte sich mehr<br />

<strong>und</strong> mehr der roten Marke.<br />

90


ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />

Diese verträumte Bahnstation heißt Hoffenheim. Wenn man den Leuten auf dem Bahnsteig erzählt hätte,<br />

dass hier einmal B<strong>und</strong>esliga gespielt wird Im September 1972 hielt der N 2933 mit der 023 058 dort<br />

Endlich zeigte das Signal „Hp 1 “. „Ausfahrt<br />

frei“, meldete ich dem Lokführer. Seine Hand griff<br />

zum Regler, <strong>und</strong> mit ihrer ganzen Kraft schickte<br />

sich unsere 50er an, den Anfahrwiderstand zu<br />

überwinden. Dampf rauschte mit mächtigem Zischen<br />

aus den Zylinderventilen, die ersten Auspuffschläge<br />

donnerten ohrenbetäubend. Ein paar<br />

Mal schleuderte die Lok kurz, dann nahm die Geschwindigkeit<br />

langsam zu.<br />

Die Maschine war jetzt fast ganz in Dampf<br />

gehüllt, senkrecht stieg der schwarze Rauchpilz<br />

zum Himmel. Der Lokführer nahm die Steuerung<br />

etwas zurück. Als wir durch Heilbronn-Sülmertor<br />

fuhren, hatten wir schon ein schönes Tempo erreicht.<br />

Um keinen Dampfdruck zu verlieren,<br />

schippte ich noch einige Schaufeln Kohle in das<br />

Feuerloch. Aus der offenen Feuertür schlug einem<br />

ein Schwall heißer Luft entgegen. Wir fuhren<br />

durch Neckarsulm, dann durch Bad Friedrichshall-<br />

Jagstfeld, wo die Strecken nach Würzburg <strong>und</strong><br />

Sinsheim-Heidelberg von der Neckartalbahn abzweigen.<br />

Die 053 097 war eine Lok des Bahnbetriebswerkes Heilbronn, dort aufgenommen am 12. September 1972<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

91


GESCHICHTE<br />

Klassische Herbstarbeit: Ein Zug mit Zuckerrüben nach Lauffen in Heilbronn Rangierbahnhof (9/1972)<br />

Inzwischen war links der Neckar mehr zu ahnen<br />

als zu sehen, denn die Dämmerung war fast<br />

unmerklich in Dunkelheit übergegangen. Auf dem<br />

Führerstand unserer rüttelnden, stampfenden <strong>und</strong><br />

jetzt mit größerer Geschwindigkeit dahinfahrenden<br />

Lok herrschte eine Atmosphäre, die wiederzugeben<br />

beinahe unmöglich ist. Eisen klapperte <strong>und</strong><br />

rasselte, der Boden vibrierte unaufhörlich. Bei<br />

Nacht ist das Erlebnis einer Führerstandsfahrt<br />

noch weit größer als am Tage. Das völlige Dunkel<br />

wird nur unterbrochen, wenn bei geöffneter Feuertür<br />

das Feuer seinen rotgelben Schein verbreitet.<br />

Der Lokführer ist dann spukhaft angeleuchtet, <strong>und</strong><br />

der rotschimmernde Kohlenberg auf dem Tender<br />

erscheint als gespenstische Silhouette vor der<br />

Schwärze des Himmels. Dringen dann noch<br />

Dampfschwaden ins Führerhaus (vor allem nach<br />

Betätigen des Abschlammventils), so scheint dieses<br />

von einem feinen, sich überall ausbreitenden,<br />

blutroten Schleier durchzogen zu sein.<br />

Mit 70 Sachen durch die Dunkelheit<br />

Rings um uns das stille, schon schlafende Land, so<br />

eilte unsere tobende Maschine, gefolgt von der langen<br />

Schlange der Güterwagen, über das stählerne<br />

Band der Schienen. In vollem Tempo donnerten<br />

wir durch Bahnhöfe, plötzlich von den Lichtern der<br />

Bahnsteige umgeben, um dann wieder in das Dunkel<br />

der Landschaft einzutauchen. Eine solche Fahrt<br />

kann das unmittelbare Erleben der gebändigten<br />

Macht des Feuers sein. Wie ich die Eindrücke dieser<br />

Fahrt so richtig auskostete, meinte der „Meister“,<br />

der sich bis dahin ganz der Beobachtung der<br />

Signale gewidmet hatte: „Schade, dass es nicht Tag<br />

ist, dann könntest du was vom Neckartal sehen!“<br />

Seit Heilbronn fuhren wir ohne Halt. Mit etwa<br />

70 Sachen brauste unser Zug durch Neckarelz, einige<br />

Reisende traten schnell zurück. Dort vereinigt<br />

sich die Strecke von <strong>Ost</strong>erburken mit unserer<br />

Bahnlinie. Unaufhaltsam eilte unsere 052 508<br />

ihrem Ziel entgegen.<br />

Drehen <strong>und</strong> sofort zurück<br />

Schon fuhren wir wieder unter dem elektrischen<br />

Fahrdraht. Der Lokführer legte leicht die Bremse<br />

an, denn gleich würden wir den Heidelberger Rangierbahnhof<br />

erreichen. Nun glänzten wieder Dutzende<br />

von Signal- <strong>und</strong> Weichenlichtern, für die<br />

Eisenbahner von bestimmter Bedeutung <strong>und</strong> Bestandteile<br />

einer wohldurchdachten Ordnung. Für<br />

einen Liebhaber der Schiene gehören sie zum Zauber<br />

der Eisenbahn. Ihr Schein spiegelte sich auf<br />

den silbernen Schienen, die sich in der Ferne im<br />

Dunkeln verloren.<br />

Wir polterten über einige Weichen, mit einem<br />

Ruck kam der Zug zum Stehen. Ich kletterte hinunter<br />

<strong>und</strong> kuppelte ab. Die Kupplungseisen klirrten,<br />

man hörte das Zischen der Luft beim Lösen<br />

der Bremsschläuche. Um unsere Lok herum stieg<br />

der Geruch von heißem Öl auf. Wir fuhren auf die<br />

92


ALS HEIZER IM BW HEILBRONN<br />

Drehscheibe, vorüber an einer summenden elektrischen<br />

Lok, deren Führerstand hell erleuchtet<br />

war. Von der Ferne trug der Wind das Rollen eines<br />

ausfahrenden Zuges herüber.<br />

Kurz nachdem unsere Lok gewendet hatte, lief<br />

der Güterzug aus Mannheim, mit dem wir als Vorspann<br />

zurückfahren sollten, ein. Wir rangierten an<br />

die Zuglok des Güterzugs, ebenfalls eine 50er.<br />

Schon zeigte das Signal „Ausfahrt frei“ an. Jetzt<br />

musste ich weniger Kohlen schippen, da wir nur<br />

Vorspann fuhren, um eine Leerfahrt unserer Lok<br />

zu vermeiden.<br />

Der Ausklang eines großen Erlebnisses<br />

Ein kurzer Pfiff von uns, ein Pfiff der anderen Lok,<br />

wieder ereignete sich das Schauspiel der Anfahrt<br />

eines schweren Güterzuges, diesmal mit zwei<br />

Dampfloks. Mit schneller werdenden Auspuffschlägen<br />

fuhren wir durch Heidelberg-Karlstor,<br />

nach einiger Zeit wieder völliges Dunkel auf der tobenden<br />

Lok, dann der gleißende Strahl des Feuers,<br />

wenn die Feuertür geöffnet wurde. Mit voller Geschwindigkeit<br />

jagten wir nach Heilbronn zurück.<br />

Es war eine w<strong>und</strong>erschöne Fahrt. War bisher der<br />

Himmel von Wolken bedeckt, so war inzwischen<br />

der Vollmond herausgetreten <strong>und</strong> ließ sein Licht<br />

auf den Schienen glitzern.<br />

In Bad Friedrichshall-Jagstfeld erwartete uns<br />

das erste Signal, das nicht „Durchfahrt frei“ zeigte.<br />

Wenige Meter vor dem Einfahrtsignal des Bahnhofs<br />

kamen wir zum Stehen. Unsere Luftpumpe<br />

begann zu arbeiten. Doch wir brauchten nicht lange<br />

zu warten, der Flügel hob sich, mein Lokführer<br />

griff zum Regler, <strong>und</strong> noch einmal zogen beide<br />

Maschinen kräftig an. In Heilbronn hatten wir<br />

„Einfahrt frei langsam“. Der Lokführer bremste ab,<br />

langsam rollte unser Zug durch den Heilbronner<br />

Hauptbahnhof <strong>und</strong> kam im Rangierbahnhof zum<br />

Stehen. Nachdem die Wagen abgekuppelt sind,<br />

fuhren beide 50er – jetzt mit nur ganz leichtem<br />

Auspuffgeräusch – ins Bw. Dann ging alles in gewohnter<br />

Reihenfolge: Kohlen fassen, Dosieren,<br />

Wasser nehmen, Feuer putzen. Ein Ruhefeuer<br />

wurde hergerichtet, dann polterte unsere 052 508<br />

auf die Drehscheibe.<br />

Feierabend kurz nach Mitternacht<br />

Wir hatten noch einen „Elfer-Dampf“ (die Eisenbahner<br />

meinen damit einen Dampfdruck von elf<br />

Atmosphären), als unsere Maschine auf einem<br />

Gleis neben dem Lokschuppen abgestellt wurde.<br />

Ich drehte Bläser, Speisepumpe <strong>und</strong> Lichtmaschine<br />

zu, jetzt kehrte Ruhe in die Lok ein. Der Lokführer<br />

<strong>und</strong> ich kletterten von der Maschine herunter<br />

<strong>und</strong> gingen zur Lokleitung hinüber. Es war kurz<br />

nach Mitternacht. Die Bw-Anlagen, die abgestellten,<br />

nur ganz wenig rauchenden Loks, der Kohlenkran<br />

– bei der schwachen Beleuchtung <strong>und</strong> der<br />

jetzt eingekehrten Stille bildeten sie eine eigenartige,<br />

faszinierende Szenerie. Heimo Griesinger<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

93


GESCHICHTE<br />

<strong>LOK</strong>FRIEDHOF UYUNI<br />

Sand <strong>und</strong> Rost<br />

TOURISTEN-MAGNET Arbeiter -<br />

denkmäler <strong>und</strong> schnurgerade Alleen –<br />

sind wir in Russland Nein: in Bolivien<br />

D<br />

ort, wo die weißen Spitzen der chilenischen<br />

Sechstausender-Berge auf Bolivien schauen,<br />

liegt Uyuni in einer weiten Ebene, 3.670<br />

Meter über dem Atlantik. Der Ort ist nichts, aber<br />

der Himmel weit. Wetterleuchten am Horizont,<br />

nachts eine Mondschüssel <strong>und</strong> schnurgerade<br />

Straßen mit Peitschenlampen. Beinahe wie eine<br />

russische Industriestadt in Sibirien …<br />

Vom Hotelzimmer aus hören wir das Pfeifen<br />

der Rangierloks. Sie wiederum klingen wie in<br />

Rumänien: kurz <strong>und</strong> hoch. Aber ich kenne mich da<br />

nicht so genau aus. Ich bin hier, weil ich in Bolivien<br />

einen Freiwilligendienst leiste in einem Heim<br />

für behinderte Kinder. Die freien Tage nutze ich,<br />

um mir das Land anzuschauen.<br />

Back Packer stürmen Uyuni<br />

Dieses Mal will ich den Salar bereisen, die größte<br />

Salzwüste des Altiplano, vielleicht sogar die größte<br />

Salzfläche der Welt: 1 7 mal so groß wie der Bodensee.<br />

In der Regenzeit bildet das Wasser der sintflutartigen<br />

Gewitter einen dünnen Film, der glatt<br />

wie ein Spiegel ist <strong>und</strong> Himmel <strong>und</strong> Erde doppelt.<br />

Das will ich mir anschauen.<br />

Uyuni also. 1 2.000 Einwohner. Gegründet im<br />

Zuge des Eisenbahnbaus 1 889, ein Projekt, das der<br />

damalige Präsident Aniceto Arce anregte, um eine<br />

Verbindung zwischen Chile, Argentinien <strong>und</strong> La<br />

Paz in Bolivien zu schaffen. Uyuni entwickelte sich<br />

zum Eisenbahnzentrum <strong>und</strong> noch in den 1 960er-<br />

Jahren arbeiteten 1 .000 Beschäftigte in den Wartungshallen<br />

der Empresa Ferroviaria Andina, der<br />

Eisenbahngesellschaft. In der Stadt stehen Arbeiterdenkmäler,<br />

vor denen sich heutzutage die Touristen<br />

fotografieren.<br />

Uyuni ist heute bedeutungslos geworden <strong>und</strong><br />

gehört zu den unterentwickelten Regionen Boliviens.<br />

Selbst die Zug-Klassiker der Meterspurstrecken<br />

Uyuni – Avaroa – Lalama fahren nur noch<br />

abschnittsweise, <strong>und</strong> auch nur montags <strong>und</strong> donnerstags.<br />

Heute bestimmen Salar-Touristen das<br />

Bild der Stadt: Back Packers, soweit das Auge<br />

reicht. Junge Leute wie ich. Sind die Flotas – rumpelnde<br />

Überlandbusse – aus La Paz nach zehnstündiger<br />

Fahrt ohne Pause (was nur bolivianische<br />

<strong>und</strong> Coca kauende Busfahrer schaffen) eingetroffen,<br />

fluten die Rucksacktouristen die Stadt.<br />

In den Kneipen spielen touristische Neu-Hippies<br />

ungefragt schlechte Gitarrenmusik, gehen mit<br />

dem Hut herum, um sich damit eine Fahrt nach<br />

Chile zu erbetteln. Im selben Moment bedienen<br />

sich japanische Touristen an den Kühlschränken<br />

94


<strong>LOK</strong>FRIEDHOF UYUNI<br />

Der gewaltige Belpaire-Stehkessel <strong>und</strong> die Reste<br />

des Langkessels einer Garratt-Lok bilden das<br />

Gerüst für die Aufhängung dieser Schaukel.<br />

Langsamer, aber stetiger Verfall: Die Lok<br />

stammt unverkennbar von Borsig aus Berlin<br />

(1927/Fa.-Nr. 11.956)<br />

Ein Denkmal, wie man es sonst nur aus den Län -<br />

dern des <strong>Ost</strong>blocks kennt Anne Steinke (2), Barbara Heym<br />

der Restaurants selbst, da die Kellnerinnen überfordert<br />

sind, die Oma aus dem Wohnzimmer geholt<br />

wird, damit sie helfe. Irgendwann gibt es dann<br />

auch zu Essen: Pizza natürlich. Dazu bolivianische<br />

Weihnachtsmusik, obwohl Weihnachten längst<br />

vorbei ist. Wir torkeln nüchtern ins Hotel. Die ungewohnte<br />

Höhe nimmt uns den Atem, lässt das<br />

Herz rasen. Die eine St<strong>und</strong>e Warmwasser haben<br />

wir verpasst. Duschen ist nicht mehr …<br />

Am nächsten Morgen steigen alle in Jeeps, die<br />

auf dem Dachkoffer Benzinkanister, Ersatzrad <strong>und</strong><br />

Gepäck lagern <strong>und</strong> starten durch zum Salar.<br />

Loks <strong>und</strong> Liebespaare<br />

Uyuni schläft wieder ein. An der Peripherie liegt<br />

der Cementerio de los Trenes, der Zugfriedhof. In<br />

unendlicher Weite, schon halb im Sand versunken,<br />

stehen Lok- <strong>und</strong> Wagengerippe, teilweise noch aus<br />

dem ausgehenden 1 9. Jahrh<strong>und</strong>ert. Sie sind besprayt<br />

von Liebespaaren, werden johlend bekrabbelt<br />

<strong>und</strong> abgeknipst von jungen Leuten wie mir,<br />

weit entfernt von der Stadt, wie ausgestoßen. Und<br />

rosten weiter, nur noch auf ihre Außenhaut reduziert.<br />

Und vergehen, wie alles andere auch. Aber<br />

ich hab’s gesehen! Auf dem Salar: Erde <strong>und</strong> Himmel<br />

spiegeln sich wirklich … Julia Heym<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

95


GESCHICHTE<br />

Mettmann <strong>West</strong> am 26. September 1987: Dieser 515 ist nach Düsseldorf unterwegs<br />

Alle Fotos Christoph Riedel<br />

ABSCHIED VOM AKKU<br />

Lange durchgehalten<br />

LETZTE EINSÄTZE IN WESTDEUTSCHLAND Immerhin bis 1995 konnte man<br />

Akku-Triebwagen der Reihe 515 im Plandienst antreffen. Christoph Riedel zeigt<br />

die letzten Jahre auf <strong>und</strong> macht deutlich, was aus den Strecken wurde<br />

D<br />

ie Antriebstechnik mit Akkumulatoren hat<br />

in Deutschland eine lange Tradition, ist<br />

aber leider von der Deutschen Bahn nach<br />

Ausmusterung der letzten Fahrzeuge 1 995 nicht<br />

weiter verfolgt worden. Die Pfälzische Eisenbahn<br />

setzte ein erstes Fahrzeug dieser Art noch vor der<br />

Wende zum 20. Jahrh<strong>und</strong>ert ein <strong>und</strong> auch<br />

Preußen erprobte ab 1 907 Akkutriebwagen, von<br />

denen einzelne Exemplare bei der DB noch bis<br />

1 960 im Einsatz waren.<br />

Auch die junge Deutsche B<strong>und</strong>esbahn nahm<br />

schon ab 1 952 acht vierachsige Triebwagen des<br />

Typs ETA 1 76 im so genannten „Eierkopfdesign“ in<br />

Betrieb, die ab 1 954 ebenfalls vierachsige Steuerwagen<br />

erhielten.<br />

Zwischen 1 953 <strong>und</strong> 1 965 folgten dann insgesamt<br />

232 Speichertriebwagen der Reihe ETA 1 50,<br />

die im Zuge der Umstellung auf Computernum-<br />

96<br />

mern ab 1 968 als Reihe 51 5 bezeichnet wurden.<br />

Ebenso wie die bekannten Uerdinger Schienenbusse<br />

wurden die Fahrzeuge im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet<br />

eingesetzt. In der zweiten Hälfte der 1 980er-<br />

Jahre bis zur endgültigen Abstellung der letzten<br />

Fahrzeuge 1 995 waren sie auf untergeordneten<br />

Strecken in Nordrhein-<strong>West</strong>falen, vor allem im<br />

Rheinland, im Ruhrgebiet <strong>und</strong> in der Münsterschen<br />

Bucht im Einsatz (siehe Tabelle rechts).<br />

37 Zugpaare täglich!<br />

Der Verkehr auf den Strecken war sehr unterschiedlich.<br />

Linien mit sehr gutem Angebot standen<br />

solche gegenüber, bei denen sich die drohende<br />

Stilllegung bereits abzeichnete. Spitzenreiter<br />

war die Strecke von Oberhausen Hbf nach Duisburg-Meiderich<br />

Süd, auf der im Jahr 1 985 werktags<br />

37 Zugpaare zwischen dem frühen Morgen <strong>und</strong>


ABSCHIED VOM AKKU<br />

Am 7. April 1987 passiert ein altroter Motorwagen auf dem Weg nach Borken den Posten 18 bei Rhade<br />

den späten Abendst<strong>und</strong>en angeboten wurden.<br />

Auch zwischen Duisburg-Ruhrort <strong>und</strong> Mülheim-<br />

Styrum war das Zugangebot werktags mit 28 Zugpaaren<br />

beachtlich.<br />

Trotz der offenbar großen Nachfrage wurde diese<br />

Strecke im zweigleisig elektrifizierten Abschnitt<br />

Mülheim-Styrum – Duisburg-Meiderich Süd später<br />

stillgelegt <strong>und</strong> abgebaut, während der übrige<br />

Streckenteil der Linie Oberhausen Hbf – Duisburg-Meiderich<br />

Süd zugeschlagen wurde.<br />

Dritte im B<strong>und</strong>e der „Hochfrequenzstrecken“<br />

war die Emschertalbahn von Dortm<strong>und</strong> Hbf nach<br />

Herne <strong>und</strong> Wanne-Eickel, auf der immerhin noch<br />

22 Zugpaare werktäglich in beiden Richtungen<br />

vorrangig in der Relation Dortm<strong>und</strong> – Herne verkehrten,<br />

ein Zugpaar lief sogar zwischen Dortm<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Recklinghausen.<br />

1995: Gladbach <strong>und</strong> Wanne-Eickel<br />

Schlusslichter waren 1 985 die später auch stillgelegte<br />

Strecke von Hilgen nach Opladen mit sechs<br />

Triebwagenfahrten in Richtung Opladen <strong>und</strong> sieben<br />

in der Gegenrichtung <strong>und</strong> die Linie Düren –<br />

Jülich mit ganzen vier Zugpaaren. Gerade diese damals<br />

zur Stilllegung anstehende Strecke gehört<br />

heute mit zu den nachfragestärksten der Region.<br />

Letzte Einsatzbetriebshöfe waren im Jahr 1 995<br />

Mönchengladbach <strong>und</strong> Wanne-Eickel.<br />

Zu den 1 985 befahrenen Strecken gehörten, wie<br />

bereits oben erwähnt, solche, die inzwischen stillgelegt<br />

sind, wie die Strecke Mülheim-Styrum –<br />

Duisburg-Ruhrort zwischen Styrum <strong>und</strong> Duisburg-Meiderich<br />

Süd (nicht mehr in Betrieb seit<br />

dem 1 . April 1 995). Andererseits waren das aber<br />

auch Linien, die ebenfalls zur Stilllegung anstanden,<br />

durch Angebotsverbesserungen aber eine<br />

515-EINSÄTZE IN ZAHLEN<br />

Strecke Kursbuchnummer 1985<br />

Dortm<strong>und</strong> Hbf – Wanne-Eickel 308<br />

Bochum Hbf – Herne Hbf 388<br />

Mülheim-Styrum – Duisburg-Ruhrort 384<br />

Oberhausen Hbf – Duisburg-Meiderich Süd 383<br />

Oberhausen Hbf – Coesfeld 284<br />

Münster Hbf – Coesfeld 286<br />

Borken – Wanne-Eickel 315<br />

Wuppertal Hbf – Wuppertal-Cronenberg 402<br />

Hilgen – Opladen 411<br />

Düsseldorf Hbf – Wuppertal-Wichlinghausen 401<br />

Mönchengladbach Hbf – Dalheim 457<br />

Düren – Jülich 443<br />

Düren – Heimbach 444<br />

Bedburg – Horrem 441<br />

Neuß Hbf – Kaarst 472<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014 97


GESCHICHTE<br />

515-Einsatzstrecken im <strong>West</strong>en<br />

Rhade, 22. Mai 1992: Vorwiegend<br />

Schulkinder streben heimwärts<br />

starke Aufwertung erfuhren <strong>und</strong><br />

inzwischen Fahrgastzahlen aufweisen,<br />

die selbst Optimisten<br />

nicht für möglich gehalten hatten.<br />

Der Rest der ehemaligen<br />

„Rheinischen Strecke“ von Dortm<strong>und</strong><br />

Süd nach Düsseldorf zwischen<br />

Mettmann <strong>und</strong> Düsseldorf<br />

<strong>und</strong> die Strecke Kaarst – Neuß<br />

gehören zu diesen Erfolgsmodellen.<br />

Beide Stichbahnen wurden<br />

unter Einbeziehung der Hauptstrecke<br />

Düsseldorf – Neuß zur<br />

neuen S-Bahn-Linie S 28 des<br />

Verkehrsverb<strong>und</strong>es Rhein-Ruhr,<br />

die mit Dieseltriebwagen des<br />

Typs „Talent“ der Regiobahn bedient<br />

wird. Dabei stieg die Nachfrage<br />

innerhalb von sieben Jahren<br />

von 500 auf unglaubliche<br />

1 9.000 Fahrgäste an! Heute<br />

dürfte selbst diese Zahl noch<br />

übertroffen werden.<br />

Pendler zurückgeholt<br />

Ebenso erfolgreich war die Übernahme<br />

der ehemaligen DB-<br />

Strecke Düren – Heimbach <strong>und</strong><br />

die bereits oben erwähnte Verbindung<br />

von Düren nach Jülich.<br />

98


ABSCHIED VOM AKKU<br />

Wie im Uerdinger Schienenbus konnte man auch im 515 dem Lokführer über die Schulter schauen. In<br />

diesem Fall am 21. Juli 1987 in Meiderich <strong>Ost</strong> liegt eine schnurgerade Strecke vor uns<br />

Auch im Raum Düren kamen<br />

Stilllegungsgerüchte auf, bevor<br />

die Strecken Anfang der 1 990er-<br />

Jahre von der Dürener Kreisbahn<br />

(heute: Rurtalbahn/Anteil Dürener<br />

Kreisbahn 25 Prozent) übernommen<br />

wurden, die zunächst<br />

mit Uerdinger Schienenbussen,<br />

später dann mit modernen Fahrzeugen<br />

des Typs „Regiosprinter“<br />

zahlreiche Pendler zurück auf<br />

die Schiene holen konnte.<br />

Verglichen mit dem Jahr 1 989<br />

stieg die Nachfrage bis 1 998 um<br />

400 Prozent an, sodass sogar der<br />

früher stillgelegte Abschnitt<br />

nach Linnich nördlich von Jülich<br />

reaktiviert werden konnte. Für<br />

die naheliegende Verlängerung<br />

der Strecke auf der alten Trasse<br />

nach Baal an der Hauptstrecke<br />

Mönchengladbach – Aachen setzen<br />

sich zur Zeit die Kreise<br />

Düren <strong>und</strong> Heinsberg ein. Innerhalb<br />

eines Zeitraumes von<br />

zehn bis zwölf Jahren soll sogar<br />

über Baal hinaus bis Ratheim<br />

eine Reaktivierung erfolgen. Dieser<br />

Ort liegt an der am 27. September<br />

1 980 im Personenver-<br />

Zug von Dalheim nach Mönchengladbach am 19. Juli 1988<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

99


GESCHICHTE<br />

11. April 1991: Für viele Jahre war Hilgen Wendepunkt für die Akkutriebwagen aus Opladen<br />

Stumpfgleis Bochum Hbf …<br />

Bochum Hbf am 10. Oktober 1990: Die Fahrt von Herne endete immer auf diesem Stumpfgleis<br />

<strong>100</strong>


ABSCHIED VOM AKKU<br />

kehr stillgelegten Strecke nach Dalheim, die bis<br />

zum 26. September 2007 noch Güterverkehr zwischen<br />

Baal <strong>und</strong> Hückelhoven aufwies. Ebenso wie<br />

bei der 201 3 in unmittelbarer Nähe reaktivierten<br />

Stichbahn Heinsberg – Lindern ist sogar eine Elektrifizierung<br />

im Gespräch.<br />

Stillgelegt wurden dagegen auch die Strecken<br />

Wuppertal – Wuppertal-Cronenberg (22. Februar<br />

1 988) – als „Samba“ im Volksm<strong>und</strong> bekannt – <strong>und</strong><br />

Opladen – Hilgen, am <strong>West</strong>rand des Bergischen<br />

Landes gelegen. Hierbei handelte es sich um einen<br />

der beiden nach Stilllegung des Personenverkehrs<br />

im Abschnitt Bergisch-Born – Hilgen (1 983) verbliebenen<br />

Streckenteile der ehemaligen Linie Lennep<br />

– Opladen. Mit dem Rückzug der Speichertriebwagen<br />

auf dieser Strecke endete am 2. Juni<br />

1 991 auch der Schienenpersonenverkehr.<br />

Die alten „Akkustrecken“: neu belebt<br />

Alle anderen genannten Linien weisen auch heute<br />

noch Personenverkehr auf, natürlich mit modernen<br />

Dieseltriebwagen der DB oder diverser privater<br />

Anbieter. Die Strecken in der Köln-Aachener<br />

Bucht bedienen die Rurtalbahn im Auftrag der DB<br />

(Mönchengladbach – Dalheim) <strong>und</strong> DB Regio<br />

(Bedburg – Horrem). Im Ruhrgebiet teilen sich<br />

drei Anbieter den Verkehr bei gegenüber früher etwas<br />

veränderten Zugläufen: Die meisten ehemaligen<br />

„Akkustrecken“ werden heute von der Nordwestbahn<br />

befahren. Dazu gehören Oberhausen<br />

Hbf – Duisburg-Ruhrort, Borken – Oberhausen<br />

Hbf/Essen Hbf, Dorsten – Coesfeld <strong>und</strong> Dorsten –<br />

Wanne-Eickel – Dortm<strong>und</strong> Hbf.<br />

Einzige DB-Strecke ist im Münsterland die Verbindung<br />

von Coesfeld nach Münster Hbf. Ebenfalls<br />

nur eine Strecke bedient die Firma Abellio, die<br />

unter Fahrdraht mit drei Dieseltriebwagen des<br />

Typs LINT 41 zwischen Bochum Hbf <strong>und</strong> Gelsenkirchen<br />

Hbf pendelt, am Wochenende dagegen<br />

Elektrotriebwagen des Typs FLIRT einsetzt, die ansonsten<br />

auf den Strecken Essen Hbf – Siegen<br />

Hbf/Iserlohn im Einsatz sind.<br />

Trotz der Einsicht in die Tatsache, dass die modernen<br />

Fahrzeuge den Schienenverkehr wesentlich<br />

attraktiver gemacht <strong>und</strong> dadurch den Bestand der<br />

Strecken langfristig gesichert haben, vermisse ich<br />

den typischen Klang der Fahrmotoren des ETA 1 50,<br />

wie er früher hieß, <strong>und</strong> auch die heimelige Atmosphäre<br />

in den Plüschsesseln des Abteils in der ers -<br />

ten Klasse, die man damals mit einem geringen<br />

Aufpreis zum Verkehrsverb<strong>und</strong>sfahrschein benutzen<br />

konnte. Nutzen wir trotzdem die modernen<br />

Triebwagen mit ihrem nüchternen Ambiente <strong>und</strong><br />

freuen uns über die Tatsache, dass man auch heute<br />

noch die meisten ehemaligen Akkustrecken mit<br />

der Bahn bereisen kann. Christoph Riedel<br />

… <strong>und</strong> die letzten Fahrten<br />

19. August 1994: Bochum Hbf, Blick in die andere Richtung. Die „Nokia“-Bahn fuhr nach Gelsenkirchen<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

101


GESCHICHTE<br />

DAS HISTORISCHE BILD<br />

50 849 bei Pölchow<br />

E<br />

s war natürlich purer Zufall, dass Alfred Luft<br />

am 1 6. Juni 1 968 in Pölchow (zwischen Ros -<br />

tock <strong>und</strong> Schwaan) die 50 849 erwischte.<br />

Gerade sie wurde in den 1 980er-Jahren von<br />

Dampfliebhabern in Zwickau mit großen Windleitblechen<br />

versehen. Heute steht sie in Glauchau.<br />

Zum Zeitpunkt der Aufnahme gehörte sie zum<br />

Bahnbetriebswerk Rostock. Sie war auch die<br />

Zuglok bei der Eröffnung des letzten Teilstücks der<br />

Hafenabfuhrmagistrale von Kavelstorf nach Ros -<br />

tock Überseehafen am 30. Mai 1 964! Die 50 849<br />

schleppt hier einen berühmt-berüchtigten Güter-<br />

102


DAS HISTORISCHE BILD<br />

zug von Rostock Überseehafen nach Krinau bei<br />

Salzwedel in das dortige Chemiewerk (über Bützow,<br />

Bad Kleinen, Schwerin, Wittenberge).<br />

Beladen sind die offenen Wagen mit Apatit, einem<br />

Düngemittelrohstoff aus der Sowjetunion,<br />

aus Murmansk. Es wurde im Rostocker Hafen mit<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

Greifern aus den Laderäumen der Schiffe in die<br />

Waggons verladen. Der Staub war überall, wo diese<br />

Züge durchfuhren. Kein W<strong>und</strong>er, dass das Gleisbett<br />

so hell ist. Die Leute sagten scherzhaft: „Jetzt<br />

kommt der weiße Riese“. Vier bis fünf solcher<br />

Züge fuhren jeden Tag! Heinrich Horstmann<br />

103


GESCHICHTE<br />

BRÜCKEN ÜBER DEN RHEIN<br />

Strategisch bedeutend<br />

DAS MILITÄR REDETE MIT Sehenswert sind die Eisenbahnbrücken<br />

über den Rhein zwischen Duisburg <strong>und</strong> der niederländischen Grenze –<br />

wenngleich nicht mehr über alle Bauwerke Züge fahren ...<br />

Langgezogen ist die Haus-Knipp-Brücke: Im<br />

September 2009 rollt gerade ein „Bananenzug“,<br />

mit der 481 327 in Duisburg-Beeckerwerth von<br />

Köln-Eifeltor nach Bremerhaven über das Bauwerk<br />

D<br />

ie Brückentour entlang der Ruhr (wir berichteten<br />

im <strong>LOK</strong> MAGAZIN 1 /201 4) endete<br />

in Duisburg-Ruhrort, wo sich der Fluss in<br />

den Rhein verliert. Genau dort wollen wir nun<br />

anschließen <strong>und</strong> dem Rhein bis zur niederländischen<br />

Grenze folgen.<br />

Flüsse, <strong>und</strong> ganz besonders der Rhein, galten<br />

für das Militär früher als natürliche Schutzlinien.<br />

So waren Brücken aus militärischer Sicht damals<br />

nur tragbar, wenn sie in unmittelbarer Nähe zu<br />

Garnisonen lagen. Man musste schnell vor Ort<br />

sein, um vermeintliche Feinde abzuwehren.<br />

Zwischen Homberg <strong>und</strong> Duisburg-Ruhrort ging<br />

1 852, auch mangels der technischen Möglichkeiten<br />

zum Bau einer Brücke, eine der ersten Trajektanlagen<br />

am Rhein in Betrieb. Sie verband mittels<br />

Fähren – den sogenannten Ponten – die Strecke<br />

der Ruhrort-Krefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahn<br />

von Viersen mit der von Oberhausen kommenden<br />

Zweigstrecke der Köln-Mindener Eisenbahn. Um<br />

die steilen Rampen an den Ufern zu minimieren,<br />

errichteten die Betreiber nach englischem Vorbild<br />

1 854 beiderseits des Rheins Trajekttürme. Einer<br />

von ihnen, der im linksrheinischen Duisburg-<br />

Homberg, steht noch heute als Denkmal. Mit der<br />

Hilfe hydraulischer Plattformen ließen sich die<br />

einzeln aus dem Zugverband gelösten Wagen r<strong>und</strong><br />

acht Meter zur Dampffähre absenken bzw. wieder<br />

104


BRÜCKEN ÜBER DEN RHEIN<br />

von ihr abheben. Je nach Länge der Ponten konnten<br />

bis zu zehn Güter- oder vier Personenwagen<br />

übersetzen <strong>und</strong> für die Weiterfahrt am anderen<br />

Ufer wieder zu einem Zugverband vereinigt werden.<br />

Trotz des sehr witterungsabhängigen Transports<br />

gelang es, im Schnitt 47.000 Waggons im<br />

Jahr umzuschlagen.<br />

1873 endlich eine Brücke!<br />

Erste Konkurrenz bekam die für den Eisenbahntransport<br />

1 885 eingestellte Ruhrorter Anlage schon<br />

Denkmal: Der Trajektturm im linksrheinischen<br />

Duisburg-Homberg<br />

Alle Fotos Thomas Feldmann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

105


GESCHICHTE<br />

Duisburg-Rheinhausen <strong>und</strong> 132 Jahre Zeit<br />

Die <strong>West</strong>seite am 12. April 2005. Der ICE 3 kommt gerade vom Prüfcenter Wegberg-Wildenrath<br />

Brücke bei<br />

Griethausen<br />

Rheinbrücken im Norden von Duisburg<br />

Brücke bei<br />

Wesel<br />

Haus-Knipp-<br />

Brücke<br />

Rheinhausen –<br />

Hochfeld<br />

im Jahr 1 866 mit dem Bau <strong>und</strong><br />

der Eröffnung der südlicher gelegenen<br />

Strecke <strong>Ost</strong>erath – Krefeld<br />

– Rheinhausen – Essen der Rheinischen<br />

Eisenbahn-Gesellschaft<br />

(RhEG). Aber auch hier mussten<br />

die Waggons per Trajekt über<br />

den Rhein schippern.<br />

Auch wenn sie mit fünf Ponten<br />

zu den leis tungsfähigsten<br />

Anlagen gehörte: Mit dem Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbau der Strecke über<br />

Essen hinaus nach Dortm<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> zunehmendem Verkehrsaufkommen<br />

war die Einrichtung<br />

wirtschaftlich nicht mehr tragbar.<br />

Das sah auch das Militär ein.<br />

Allerdings erhielt die RhEG für<br />

das Projekt von 1 868 Auflagen:<br />

– Errichtung von Wehrtürmen<br />

auf beiden Seiten mit Munitionslagern<br />

<strong>und</strong> beheizbaren<br />

Räumen für Wachposten,<br />

– Bau einer mittig gelagerten<br />

Drehbrücke von 36 Meter<br />

Länge, um die Strecke im Verteidigungsfall<br />

trennen zu können,<br />

sowie<br />

– Einbau von Minentaschen in<br />

106


BRÜCKEN ÜBER DEN RHEIN<br />

Ansichtskarte von 1907: Die 1873 dem Verkehr übergebene Brücke zwischen Rheinhausen <strong>und</strong> Hochfeld<br />

die Brückenpfeiler für den Fall der Sprengung<br />

gegenüber feindlichen Kräften.<br />

Ferner war eine Einlage in die Kriegskasse zu<br />

tätigen, um den eventuellen Einsatz von Kanonenboten<br />

zu finanzieren.<br />

Von der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-<br />

Sterkrade gebaut, konnte die erste Duisburger<br />

Rheinbrücke zwischen Rheinhausen <strong>und</strong> Hochfeld<br />

1 873 dem allgemeinen Verkehr übergeben werden.<br />

Die historische Ansichtskarte von 1 907 zeigt mit<br />

Blick gen <strong>West</strong>en die filigrane Brücke mit ihren<br />

beiden Wehrtürmen <strong>und</strong> dem ehemaligen Trajekthafen<br />

Hochfeld.<br />

Das hohe Verkehrsaufkommen zwischen dem<br />

Ruhrgebiet <strong>und</strong> Aachen sowie erste Verschleißerscheinungen<br />

erforderten bereits 1 925 den Bau einer<br />

neuen, zweigleisigen Brücke in abgestufter<br />

Fachwerkbauweise, die dem Schiffsverkehr einen<br />

breiteren Durchlass von 1 80 Metern gewährte.<br />

Nach 1945: Sieges-Brücke<br />

Die von der naheliegenden Krupp-Hütte in Rheinhausen<br />

gebaute zweite Brücke in Parallel-Fachwerkbauweise<br />

wurde am 4. März 1 945 beim Rückzug<br />

von der Deutschen Wehrmacht fast völlig<br />

zerstört. Amerikanische Pioniere schufen innerhalb<br />

von nur sechs Wochen eine parallele Behelfsbrücke,<br />

die sogenannte „Victory Bridge“. Vier lange<br />

Jahre vergingen, bis die Rheinbrücke aus noch<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

brauchbaren Trümmern <strong>und</strong> Neuteilen Ende 1 949<br />

zum vierten Mal eröffnet wurde. Das burgähnliche<br />

<strong>West</strong>portal der ersten Brücke steht noch heute als<br />

Denkmal im direkten Kontrast zu den modernen<br />

Zügen auf dieser von Personen- <strong>und</strong> Güterzügen<br />

stark befahrenen Strecke.<br />

Haus-Knipp-Brücke<br />

Die Brücke zwischen Duisburg-Meiderich Nord<br />

<strong>und</strong> Moers-Baerl ist heute die nördlichste von der<br />

Eisenbahn befahrene Rheinquerung. Mit 890 Metern<br />

Länge hat das nach dem angrenzenden ehemaligen<br />

Herrensitz „Haus Knipp“ benannte Bauwerk<br />

beachtliche Ausmaße. Bereits zur Eröffnung<br />

im Jahr 1 91 2 stellte sie, gebaut von der Brückenbauanstalt<br />

Harkort in Duisburg, einen Rekord auf.<br />

Mit einer Weite von 1 86 Metern überspannte der<br />

mittlere von drei als Halbparabel-Fachwerkträger<br />

erstellte Brückenbogen die Fahrrinne des Rheins.<br />

Während die flache Vorbrücke auf der <strong>West</strong>seite<br />

schon nach 1 03 Metern den Rheindeich erreicht,<br />

zieht sich die Vorbrücke auf der <strong>Ost</strong>seite auf 369<br />

Metern über die bei Hochwasser überfluteten<br />

Rheinwiesen. Ursprünglich für den Güterverkehr<br />

zwischen Oberhausen <strong>West</strong> <strong>und</strong> dem Rangierbahnhof<br />

Hohenbudberg errichtet, kam mit dem<br />

Bau einer Verbindungsstrecke nach Moers ab 1 929<br />

auch Personenverkehr nach Oberhausen hinzu,<br />

der erst 1 983 mit einer letzten 51 5er-Leistung ende-<br />

107


GESCHICHTE<br />

Mittelteil der Rheinbrücke bei Kleve-Griethausen: Es ist die älteste Stahl-Eisenbahnbrücke Mitteleuropas!<br />

te. Im Zuge des anstehenden Ausbaus der Betouwe-Linie<br />

Oberhausen – Emmerich – Rotterdam<br />

(NL) sowie zur Entlastung der Rheinhausener<br />

Brücke wurde das nördliche, 1 998 stillgelegte<br />

Gleis der 1 970 elektrifizierten Strecke Ende 201 2<br />

wieder reaktiviert.<br />

Bei Rheinkilometer 815<br />

Die im II. Weltkrieg zerstörte <strong>und</strong> nicht wieder aufgebaute<br />

Rheinbrücke bei Wesel im Verlauf der<br />

Strecke Venlo – Haltern – Münster – Hamburg<br />

entstand zwischen 1 872 <strong>und</strong> 1 874 unter genauen<br />

Bau- <strong>und</strong> Nutzungsauflagen des Militärs nahe der<br />

Festung Wesel. Die von der Cöln-Mindener-Eisenbahn<br />

gebaute Brücke mit insgesamt 97 gemauerten<br />

Bögen <strong>und</strong> zehn Brückenteilen aus Schweiß -<br />

eisen, von denen vier Halbparabel-Träger mit je<br />

1 04 Meter den Rhein überspannten, hatte eine Gesamtlänge<br />

von 1 .950 Metern. Im I. Weltkrieg völlig<br />

überbelastet, ersetzte die Reichsbahn diese 1 927<br />

durch eine neue Konstruktion auf alten Pfeilern.<br />

Zeitzeugen davon sind heute auf den linksrheinischen<br />

Wiesen die gemauerte Vorbrücke <strong>und</strong> ein<br />

tristes Widerlager.<br />

Baudenkmal besonderer Güte<br />

Unter den stillgelegten, aber noch vorhandenen<br />

Bahnbrücken hebt sich die den Alt-Rhein überspannende<br />

Konstruktion in Kleve-Griethausen<br />

besonders hervor. Sie ist die älteste Eisenbahnbrücke<br />

Mitteleuropas <strong>und</strong> hat seit 1 870 drei Kriege<br />

unbeschadet überstanden. Das unter Denkmalschutz<br />

gestellte preußische Bauwerk wurde aus<br />

sehr korrosionsbeständigem Puddelstahl hergestellt.<br />

Diese mit Kupfer <strong>und</strong> Nickel versetzte Legierung<br />

zeichnet sich durch einen geringen Gehalt an<br />

Kohlenstoff sowie einem hohen Gehalt an Phosphor<br />

aus. Obwohl historisch besonders wertvoll<br />

<strong>und</strong> technisch soweit intakt, fristet sie leider ein<br />

Schattendasein.<br />

Die zwischen 1 861 – 1 863 von der Rheinischen<br />

Eisenbahngesellschaft im Verlauf der Strecke Köln<br />

– Krefeld – Kleve <strong>und</strong> Emmerich nach Zevenaar<br />

(NL) gebaute Brücke besteht aus der 1 02 Meter langen<br />

Hauptbrücke <strong>und</strong> der 464 Meter langen filigranen<br />

Vorflutbrücke. Eine Rheinbrücke hinüber<br />

nach Emmerich hat es zugunsten der 1 91 2 eingestellten<br />

Trajektfähre über den Rhein zwischen<br />

Spyck <strong>und</strong> Welle aber nie gegeben. Auf Luftaufnahmen<br />

lässt sich deutlich die ehemalige Trajekt-<br />

Anlage rechts des Rheins <strong>und</strong> der Verlauf der ehemaligen<br />

beiden Abzweige in die Hauptstrecke<br />

Emmerich – Elten erkennen.<br />

Der Personenverkehr zwischen Kleve <strong>und</strong> Spyck<br />

endete 1 960 <strong>und</strong> die letzten vereinzelten Übergaben<br />

zur Ölmühle in Spyck fuhren Mitte 1 987.<br />

Danach regte ein engagierter Eisenbahnfre<strong>und</strong><br />

an, ein „Rollendes Restaurant“ zu eröffnen. Mit einer<br />

Kleinlok sollten historische Speisewagen im<br />

Schneckentempo zwischen Griethausen <strong>und</strong> Spyck<br />

pendeln <strong>und</strong> die Gäste derweil mit kulinarischen<br />

Köstlichkeiten verwöhnen. Dieses Projekt scheiterte<br />

aber an den unkalkulierbaren Kosten.<br />

Somit bleibt die filigrane Brücke kurz vor der<br />

niederländischen Grenze vorerst weiter ein fotogenes<br />

Schmuckstück am Niederrhein. Ein Tipp: Sollten<br />

Sie die Brücke besichtigen, verbinden Sie den<br />

Ausflug mit einer Draisinenfahrt auf der ehemaligen<br />

Strecke zwischen Kranenburg <strong>und</strong> dem niederländischen<br />

Groesbeek. Thomas Feldmann<br />

108


12x <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

+ Geschenk<br />

Ihr Willkommensgeschenk<br />

GRATIS!<br />

Buch »Die legendären Einheits-Elloks«<br />

Das große Erinnerungsalbum zum Jubiläum »60 Jahre<br />

Einheits-Elloks«: Eine einzigartige Fotodokumentation<br />

aller Baureihen der legendären Loks seit 1952.<br />

GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

Mein Vorteilspaket<br />

✓Ich spare 10% (bei Bankeinzug sogar 12%)!<br />

✓Ich erhalte mein Heft 2 Tage vor dem<br />

Erstverkaufs tag (nur im Inland) bequem nach<br />

Hause <strong>und</strong> verpasse keine Ausgabe mehr!<br />

✓Ich kann nach dem ersten Jahr jederzeit<br />

abbestellen <strong>und</strong> erhalte zuviel bezahltes<br />

Geld zurück!<br />

✁<br />

Lesen Sie Monat für Monat über aktuelle <strong>und</strong><br />

historische Lokomotiven <strong>und</strong> Triebwagen<br />

✗<br />

❑ JA,<br />

Das <strong>LOK</strong> MAGAZIN-Vorteilspaket<br />

ich möchte mein <strong>LOK</strong> MAGAZIN-Vorteilspaket<br />

Bitte schicken Sie mir <strong>LOK</strong> MAGAZIN ab sofort druckfrisch <strong>und</strong> mit 10 % Preisvorteil für nur € 7,10*<br />

(statt € 7,90) pro Heft (Jahrespreis: € 85,20*) monatlich frei Haus. Ich erhalte als Willkommens -<br />

geschenk das Buch »Die legendären Einheits-Elloks«**. Versand erfolgt nach Bezahlung der ersten<br />

Rechnung. Ich kann das Abo nach dem ersten Bezugsjahr jederzeit kündigen.<br />

Bitte informieren Sie mich künftig gern per E-Mail, Telefon oder Post über interessante<br />

Neuigkeiten <strong>und</strong> Angebote (bitte ankreuzen).<br />

❑<br />

Sie möchten noch mehr sparen<br />

Dann zahlen Sie per Bankab bu chung*** (nur im Inland<br />

möglich) <strong>und</strong> Sie sparen zusätzlich 2 % des Abopreises!<br />

Ja, ich will sparen <strong>und</strong> zahle künftig per Bankabbuchung<br />

❑ pro Quartal nur € 20,87 ❑ pro Jahr nur € 83,50<br />

WA-Nr. 620LM60545 - 62145140<br />

Ihr Geschenk<br />

Vorname/Nachname<br />

IBAN:DE | | | | |<br />

Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail (für Rückfragen <strong>und</strong> weitere Infos)<br />

✗<br />

Datum/Unterschrift<br />

Bankname<br />

Ich ermächtige die GeraNova Bruckmann Verlagshaus GmbH, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels<br />

Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von GeraNova Bruckmann Verlagshaus<br />

GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt.<br />

Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten<br />

Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

Datum/Unterschrift<br />

Bitte ausfüllen, ausschneiden oder kopieren <strong>und</strong> gleich senden an:<br />

<strong>LOK</strong> MAGAZIN Leserservice, Postfach 1280, 82197 Gilching oder per Fax<br />

an 0180-532 16 20 (14 ct/min.), per E-Mail: leserservice@lokmagazin.de<br />

www.lokmagazin.de/abo<br />

✗<br />

* Preise inkl. Mwst., im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie<br />

*** Gläubiger-ID DE63ZZZ00000314764


GESCHICHTE<br />

Um 1966: Der dreiständige Lokschuppen in Schildau, links die Bekohlung Reiner Scheffler (2), Rudolf Heym (3)<br />

SPURENSUCHE<br />

Schildbürger<br />

SCHILDAU – MOCKREHNA Es ist<br />

einer jener vergessenen Landstriche.<br />

Und trotzdem: Zu sehen gibt es viel<br />

D<br />

urch zwei Tatbestände ist Schildau überregional<br />

bekannt: Die Stadt ist Geburtsort des<br />

großen Patrioten aus der Zeit der Befreiungskriege,<br />

Neidhardt von Gneisenau (1 760 –<br />

1 831 ). Er war einer der Militär-Reformer des damaligen<br />

preußischen Heeres <strong>und</strong> Mit-Initiator der<br />

Volksbewegung gegen die Herrschaft Napoleons.<br />

1 952 gab man Schildau deshalb den Beinamen<br />

„Gneisenaustadt“. Eine eher skurrile Berühmtheit<br />

erlangten die Schildbürger, die unter anderem ihr<br />

Rathaus dreieckig <strong>und</strong> ohne Fenster bauten <strong>und</strong><br />

im Nachhinein das Sonnenlicht in Säcken hineintragen<br />

wollten. Ein Tipp: Es gibt einen nett gemachten<br />

Schildbürger-Wanderweg zu zwölf historischen<br />

Orten, wo auf Bildtafeln die jeweilige<br />

„Heldentat“ verzeichnet ist.<br />

Doch zur Eisenbahn: Schon in der Zeit vor dem<br />

Ersten Weltkrieg war eine normalspurige Klein-<br />

bahn in die damals in der preußischen Provinz<br />

Sachsen gelegene Stadt Schildau geplant. Aber erst<br />

1 91 9 wurde die Kleinbahn-AG Schildau-Mockrehna<br />

durch Preußen, die Provinz Sachsen, die Stadt<br />

Schildau <strong>und</strong> sechs weitere Gemeinden gegründet.<br />

Zwei Jahre dauerte der Bau der zehneinhalb Kilometer<br />

langen Strecke vom Bahnhof Mockrehna<br />

(an der Hauptstrecke Leipzig – Cottbus gelegen)<br />

nach Schildau. Geländeschwierigkeiten gab es keine.<br />

Am 21 . Juni 1 921 konnte der Güterverkehr <strong>und</strong><br />

am 26. August 1 922 der Personenverkehr aufgenommen<br />

werden<br />

1 939 besaß die Kleinbahn zwei Dampflokomotiven,<br />

einen Triebwagen, zwei Personen-, einen<br />

Pack- <strong>und</strong> einen Güterwagen. Güterwagen der<br />

Reichsbahn durften mit bestimmten Einschränkungen<br />

auf die Kleinbahn übergehen.<br />

Namensänderung <strong>und</strong> ELNA-Loks<br />

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, am 1 7. Dezember<br />

1 942, änderte sich die Firmenbezeichnung<br />

in Eisenbahn-AG Schildau-Mockrehna. Nach dem<br />

Ende des Krieges führte die Kleinbahnabteilung<br />

des Provinzialverbandes Sachsen in Merseburg<br />

den Betrieb. 1 947 ging die Bahn über auf die Sächsische<br />

Provinzbahnen GmbH.<br />

Am 1 . April 1 949 übernahm die Deutsche<br />

Reichsbahn Anlagen <strong>und</strong> Fahrzeuge. Zum Einsatz<br />

110


SPURENSUCHE<br />

Der Bahnhof Schildau Mitte der 1960er-Jahre<br />

20 Meter in Blickrichtung fuhr die Kleinbahn ab<br />

Empfangsgebäude Schildau heute (Straßenseite)<br />

Die größte Brücke der Strecke! Audenhain …<br />

kamen nun ELNA-Dampfloks der Achsfolge 1 ’C<br />

<strong>und</strong> verschiedene zweiachsige Altbautriebwagen.<br />

Unser Bild zeigt die 91 6492, eine Lok, die ursprünglich<br />

von der Niederlausitzer Eisenbahn<br />

stammte. Am 22. Mai 1 971 stellte die Deutsche<br />

Reichsbahn den Gesamtverkehr ein.<br />

Eine Wanderung<br />

In Mockrehna ist alles komplett überwuchert. Es<br />

finden sich kaum mehr Spuren der Kleinbahn. Das<br />

einzig nennenswerte Brückenbauwerk der Bahn<br />

steht in Audenhain. Weit außerhalb des Ortes gibt<br />

es noch das Empfangsgebäude von Wildschütz. Es<br />

wird als Wohnhaus genutzt. In den Straßenübergängen<br />

liegen noch die Schienen, allerdings überteert.<br />

Birken säumen die alte Trasse, teilweise ist<br />

sie komplett untergepflügt.<br />

In Probsthain ist auf dem Gelände des früheren<br />

Haltepunktes ein Spielplatz entstanden. Das Gebäude<br />

des Haltepunktes wird als Vereinsheim genutzt.<br />

Bis Schildau dient die Trasse teilweise als<br />

Feldweg, weite Abschnitte sind aber auch hier<br />

komplett zugewachsen oder verschw<strong>und</strong>en.<br />

Am Endbahnhof Schildau steht noch das sehr<br />

nüchterne <strong>und</strong> schmucklose Empfangsgebäude.<br />

Das Gleisareal ist komplett mit Wohnhäusern bebaut,<br />

der Lokschuppen wurde schon in den<br />

1 980er-Jahren abgerissen. Rudolf Heym<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

LAGE, DATEN, FAKTEN<br />

Schildau – Mockrehna<br />

Spurweite<br />

1.435 mm<br />

Streckenlänge<br />

10,48 km<br />

Eröffnung<br />

Güterverkehr 21. Juni 1921<br />

Personenverkehr 26. August 1922<br />

Einstellung 22. Mai 1971<br />

Wanderung: Die Strecke selbst gibt nicht allzuviel<br />

her <strong>und</strong> ist teilweise völlig untergepflügt. Wandern nicht<br />

empfohlen. Schildau aber ist einen Besuch wert!<br />

111


AKTUELL<br />

LESERBRIEFE<br />

<strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

Postfach 40 04 09, D – 80702 München<br />

Tel. (089) 13 06 99-750, Fax (089) 13 06 99-700<br />

redaktion@geramond.de, www.lok-magazin.de<br />

Zum Artikel „Mit 50 Hertz nach<br />

Rübeland“ im Heft 5/14:<br />

Ein sehr schöner Beitrag von<br />

Hans-Joachim Lange! Die DDR<br />

hat in jener Zeit durchaus interessante<br />

Dinge zu Wege gebracht.<br />

Vielleicht sollte man in diesem<br />

Zusammenhang noch die sehr<br />

schöne 50-Hertz-Lok E 21 1 001<br />

erwähnen. Sie wich von der<br />

Form her (Frontpartie <strong>und</strong> Ein-<br />

holmstromabnehmer) völlig von<br />

den sonst gewohnten DR-Loks<br />

ab <strong>und</strong> war auch in technischer<br />

Hinsicht innovativ. Leider wurde<br />

sie nicht, wie erhofft, ein Exportschlager.<br />

Als Einzelgängerin<br />

wurde sie 1 982 verschrottet. Das<br />

war kurzsichtig: Mit ihr könnte<br />

es heute schöne Sonderfahrten<br />

im Harz geben!<br />

Gert Schädlich, Dresden<br />

Die E 211 001 auf der Frühjahrsmesse in Leipzig 1967<br />

Friedhelm Ernst<br />

Zum Beitrag „Rauchzeichen“<br />

im Heft 6/14:<br />

Herrlich der Ruhrpott-Dialog auf<br />

der Fahrt zum Brocken! Ähnlich<br />

der Kommentar der Kellnerin<br />

im Eisenbahnromatik-Sonderzug<br />

„Mit Volldampf durch<br />

Deutschland“: Die Loks sehen<br />

doch alle gleich aus!<br />

Interessant im Artikel über<br />

Kieler (leider ohne Dampf): Die<br />

Änderung der Gleisgeometrie<br />

bei der DB (Bilder Seite 80/81 ).<br />

Ursprünglich elegante Gleislage<br />

mit DKW, später umgebaut auf<br />

einfache Weichenverbindungen,<br />

sodass die Züge Schlangenlinien<br />

fahren müssen!<br />

Dr. Joachim Ludwig, Heidelberg<br />

Zum Beitrag „36 Bahnhöfe auf<br />

dem Prüfstand“ im Heft 6/14:<br />

„Von der Schiene auf die Straße“,<br />

das ist die Verkehrspolitik des<br />

Freistaates Thüringen!<br />

Helmut Birke, Erfurt<br />

Zum Titel „Mit vier Motoren“<br />

im Heft 7/14:<br />

Mich erinnert diese Technik mit<br />

der neuen Diesellok der Reihe<br />

HÄNDLERVERZEICHNIS: HIER ERHALTEN SIE DAS <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

Modellbahn-Spitzner<br />

08468 Reichenbach Albertistr. 16<br />

LokoMotive Fachbuchhandlung GmbH<br />

10777 Berlin Regensburger Str. 25<br />

Modellbahnen & Spielwaren M. Turberg<br />

10789 Berlin Lietzenburger Str. 51<br />

Buchhandlung Flügelrad<br />

10963 Berlin Stresemannstr. 107<br />

Modellbahn-Pietsch<br />

12105 Berlin Prühßstr. 34<br />

Buchhandlung Bernd Kohrs<br />

22927 Großhansdorf Eilbergweg 5A<br />

Buchhandlung Mahnke<br />

27265 Verden Große Str. 108<br />

Roland Modellbahnstudio<br />

28217 Bremen Wartburgstr. 59<br />

Buchhandlung Decius<br />

30159 Hannover Marktstr. 52<br />

Train & Play KG<br />

30159 Hannover Breite Str. 7<br />

Pfankuch Buch<br />

38<strong>100</strong> Braunschweig Kleine Burg 10<br />

Goethe-Buchhandlung<br />

40549 Düsseldorf Willstätterstr. 15<br />

Buchhandlung Emil Müller<br />

42287 Wuppertal Meckelstr. 59<br />

Technoshop Modelleisenbahn<br />

46238 Bottrop Scharnhölzstr. 258<br />

Buchhandlung Scheuermann<br />

47051 Duisburg Sonnenwall 30<br />

Fachbuchhandlung Jürgen Donat<br />

47058 Duisburg Ottilienplatz 6<br />

WIE – MO<br />

48145 Münster Warendorfer Str. 21<br />

Buchhandlung H. Th. Wenner<br />

49074 Osnabrück Große Str. 69<br />

J. B. Modellbahnservice<br />

49078 Osnabrück Lotter Str. 37<br />

Schreibwaren Curt Paffrath<br />

51379 Leverkusen Kölner Str. 1<br />

Modellbahn-Center Hünerbein<br />

52062 Aachen Markt 9 – 15<br />

Spielwaren & Bücher H. Brachmann<br />

63450 Hanau Rosenstr. 9 – 11<br />

Buchhandlung Diekmann<br />

63739 Aschaffenburg Steingasse 2<br />

Buchhandlung Kunkel<br />

63814 Mainaschaff Milanstr. 6a<br />

Buch & Zeitschr.-Agentur Harrassowitz<br />

65205 Wiesbaden Kreuzberger Ring 7 b – d<br />

Buchhandlung Dr. Kohl<br />

67059 Ludwigshafen Ludwigstr. 44 – 46<br />

Stuttgarter Eisenb.-u.Verkehrsparadies<br />

70176 Stuttgart Leuschnerstr. 35<br />

Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt<br />

70193 Stuttgart Schwabstr. 96<br />

Buchhandlung Albert Müller<br />

70597 Stuttgart Epplestr. 19C<br />

Eisenbahn-Treffpunkt Schweickhardt<br />

71334 Waiblingen Biegelwiesenstr. 31<br />

Osiandersche Buchhandlung GmbH<br />

72072 Tübingen Unter dem Holz 25<br />

Buchhandlung Beneke<br />

72074 Tübingen Gartenstr. 16<br />

Kiosk Sternplatzpassage<br />

73312 Geislingen Stuttgarter Straße 90<br />

112


LESERBRIEFE / HÄNDLERVERZEICHNIS / IMPRESSUM<br />

Erstbefahrung des Hirschbacher Viaduktes nach Jahren ohne<br />

Zugverkehr am 5. Dezember 2013<br />

Mike Marzok, IG Friedbergbahn<br />

Zum Beitrag „Wieder Dampf<br />

am Friedberg“ im Heft 6/14:<br />

Viele Zuschriften erreichten<br />

uns zur bevorstehenden Reaktivierung<br />

der Steilstrecke Suhl –<br />

Schleusingen. Torsten Stiebner<br />

schrieb: Nicht vergessen sollte<br />

245 an all die Versuche, die einfache<br />

Dampflok mit zwei Zylindern<br />

durch vier Zylinder <strong>und</strong><br />

Verb<strong>und</strong>wirkung besser zu machen.<br />

Es gelang, aber die Loks<br />

wurden komplizierter, aufwendiger<br />

<strong>und</strong> störanfälliger. Es siegt<br />

das Unkomplizierte. Ich bin gespannt!<br />

Heinz Sing, Essen<br />

Bauer Modelleisenbahnen<br />

74613 Öhringen Marktstr. 7<br />

Service r<strong>und</strong> ums Buch Uwe Mumm<br />

75180 Pforzheim Hirsauer Str. 122<br />

Modellbahnen Mössner<br />

79261 Gutach Landstr. 16 A<br />

Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto<br />

80634 München Schulstr. 19<br />

Eisenbahn Treffpunkt Schweickhardt<br />

86391 Stadtbergen Wankelstr. 5<br />

Buchhandlung Jakob<br />

90402 Nürnberg Hefnersplatz 8<br />

Ritzer Modellbahnen<br />

90419 Nürnberg Bucher Str. 109<br />

Modellbahnvertrieb Gisela Scholz<br />

90451 Nürnberg Nördlinger Str. 13<br />

Modellspielwaren Helmut Sigm<strong>und</strong><br />

90478 Nürnberg Schweiggerstr. 5<br />

Friedrich Pustet<br />

94032 Passau Nibelungenplatz 1<br />

Buchhandlung Kleinschmidt<br />

95028 Hof Ludwigstraße 13<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2014<br />

man, dass die Aktivisten nicht<br />

nur Bäume <strong>und</strong> Büsche von<br />

der Strecke räumten, sondern<br />

auch Schlamm, Dreck <strong>und</strong> sogar<br />

bergeweise Müll, den Zeitgenossen<br />

dort schwarz entsorgt<br />

hatten.<br />

Zum Beitrag „Premiere vor <strong>100</strong><br />

Jahren“ im Heft 7/14:<br />

Die neueren Akku-Schlepp-Fahrzeuge<br />

vom LEW Hennigsdorf<br />

sind mal einen eigenen Beitrag<br />

wert, <strong>und</strong> eine Übersicht, wo sie<br />

noch überall fahren. Wieviele<br />

gab es davon überhaupt<br />

Meinhardt Schaubs, Kassel<br />

Schöningh Buchhandlung<br />

97070 Würzburg Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder<br />

1010 Wien Wollzeile 33<br />

Modellbau Pospischil<br />

1020 Wien Novaragasse 47<br />

Technische Fachbuchhandlung<br />

1040 Wien Wiedner Hauptstr. 13<br />

Leporello – die Buchhandlung<br />

1090 Wien Liechtensteinstr. 17<br />

Leykam Buchhandels GmbH<br />

8010 Graz Stempfergasse 3<br />

Belgien <strong>und</strong> Niederlande<br />

B.V.S. – Shop-Eisenbahnbüchershop<br />

8200 Brugge 2 Stationslaan 2<br />

van Stockum Boekverkopers<br />

2512 GV Den Haag <strong>West</strong>einde 57<br />

Nr. 394 395 | 07/14 08/14 | August Juli | 53. | Jahrgang 53. Jahrgang<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

Internet: www.lok-magazin.de<br />

Gegründet von Karl-Ernst Maedel †<br />

Redaktionsanschrift<br />

Redaktionsanschrift<br />

Postfach<br />

Postfach<br />

40<br />

40<br />

02<br />

02<br />

09,<br />

09,<br />

80702<br />

80702<br />

München<br />

München<br />

Tel.<br />

Tel.<br />

+49<br />

+49<br />

(0)<br />

(0)<br />

89.13<br />

89.13<br />

06<br />

06<br />

99.720<br />

99.720<br />

Fax<br />

Fax<br />

+49<br />

+49<br />

(0)<br />

(0)<br />

89.13<br />

89.13<br />

06<br />

06<br />

99.700<br />

99.700<br />

redaktion@geramond.de<br />

redaktion@geramond.de<br />

Verantwortlicher<br />

Verantwortlicher<br />

Redakteur<br />

Redakteur<br />

Rudolf<br />

Rudolf<br />

Heym,<br />

Heym,<br />

rudolf.heym@geramond.de<br />

rudolf.heym@geramond.de<br />

Redaktion<br />

Redaktion<br />

Michael<br />

Michael<br />

Krische<br />

Krische<br />

(Redaktionsleitung)<br />

(Chefredakteur)<br />

Martin<br />

Martin<br />

Weltner<br />

Weltner<br />

(CvD),<br />

(CvD),<br />

martin.weltner@geramond.de<br />

martin.weltner@geramond.de<br />

Thomas<br />

Thomas<br />

Hanna-Daoud<br />

Hanna-Daoud<br />

Redaktionsassistenz<br />

Redaktionsassistenz<br />

Brigitte<br />

Brigitte<br />

Stuiber<br />

Stuiber, Doreen Wolff<br />

Ständige<br />

Ständige<br />

Mitar<br />

Mitar<br />

beiter<br />

beiter<br />

Friedhelm<br />

Friedhelm<br />

Ernst,<br />

Ernst,<br />

Thomas<br />

Thomas<br />

Feldmann,<br />

Feldmann,<br />

Alfred<br />

Alfred<br />

Gottwaldt,<br />

Gottwaldt,<br />

Markus<br />

Markus<br />

Inderst,<br />

Inderst,<br />

Udo<br />

Udo<br />

Kandler,<br />

Kandler,<br />

Andreas<br />

Andreas<br />

Knipping,<br />

Knipping,<br />

Hans-J.<br />

Hans-J.<br />

Lange,<br />

Lange,<br />

Uwe<br />

Uwe<br />

Miethe,<br />

Miethe,<br />

Erich<br />

Erich<br />

Preuß,<br />

Preuß,<br />

Eduard<br />

Eduard<br />

Saßmann,<br />

Saßmann,<br />

Malte<br />

Malte<br />

Werning<br />

Werning, H.-B. Schönborn<br />

ABO-HOTLINE<br />

ABO-HOTLINE<br />

Leserservice, GeraMond-Programm<br />

Leserservice,<br />

Tel. 0180 – 532<br />

GeraMond-Programm<br />

16 17 (14 ct/min)<br />

Tel.<br />

Fax<br />

0180<br />

0180 –<br />

532<br />

532<br />

16<br />

16<br />

17<br />

20<br />

(14<br />

(14<br />

ct/min)<br />

ct/min)<br />

Fax<br />

leserservice@lokmagazin.de<br />

0180 532 16 20 (14 ct/min)<br />

leserservice@lokmagazin.de<br />

Gesamtanzeigenleitung<br />

Gesamtanzeigenleitung<br />

Rudolf Gruber, rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Tel. Helmut +49 Kramer, (0) 89.13 helmut.kramer@verlagshaus.de<br />

06 99.527<br />

Anzeigenleitung Tel. +49 (0) 89.13 <strong>LOK</strong> 06 MAGAZIN 99.270<br />

Anzeigenleitung Helmut Gassner, <strong>LOK</strong> helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

MAGAZIN<br />

Tel. Helmut +49 Gassner, (0) 89.13 helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

06 99.520<br />

Tel. www.verlagshaus-media.de<br />

+49 (0) 89.13 06 99.520<br />

www.verlagshaus-media.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2014<br />

Litho: Es Cromika, gilt Anzeigenpreisliste Verona (Italien) Nr. 24 vom 1.1.2014<br />

Litho Druck: Stürtz, Würzburg<br />

Verlag: cromika, Verona (Italien)<br />

Druck<br />

Stürtz, Würzburg<br />

Verlag<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße Clemens Hahn 11a, 80797 München<br />

Herstellungsleitung<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung<br />

Sandra Koh<br />

Leiter Clemens Marketing Hahn, & Carsten Sales Zeitschriften:<br />

Leininger<br />

Herstellungsleitung<br />

Andreas Thorey<br />

Vertrieb Sandra Zeitschriften<br />

Koh<br />

Vertrieb Dr. Regine Zeitschriften Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Vertriebsleitung Handel<br />

Vertrieb/Auslieferung MZV, Unterschleißheim Handel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

AUTO CLASSIC SCHIFF CLASSIC<br />

TRAKTOR CLASSIC FLUGZEUG CLASSIC<br />

SCHIFFSMODELL MODELLFAN FLUGMODELL<br />

CLAUSEWITZ MILITÄR & GESCHICHTE<br />

Preise: Einzelheft EUR 7,90 (D), EUR 8,90 (A), CHF 15,80 (CH),<br />

bei Einzelversand zzgl. Versandkosten; Jahres abopreis<br />

Preise: (12 Hefte) Einzelheft EUR 85,20 EUR (incl. 7,90 MwSt., (D), EUR im 8,90 Ausland (A), CHF zzgl. 15,80 Versand) (CH),<br />

bei Die Einzelversand Abogebühren zzgl. werden Versandkosten; unter der Gläubiger-Identifika Jahres abopreis -<br />

(12 tionsnummer Hefte) EUR DE63ZZZ00000314764 85,20 (incl. MwSt., im Ausland des GeraNova zzgl. Versand) Bruck -<br />

Erscheinen mann Verlagshauses <strong>und</strong> Bezug: eingezogen. <strong>LOK</strong> MAGAZIN Der Einzug erscheint erfolgt monat jeweils -<br />

zum lich. Sie Erscheinungstermin erhalten <strong>LOK</strong> MAGAZIN der Ausgabe, in Deutschland, der mit Österreich der Vor aus -<br />

gabe <strong>und</strong> der ankündigt Schweiz wird. im Bahnhofsbuchhandel, Den aktuellen Abopreis an gut findet sortierten der<br />

Abonnent Zeit schriften immer kiosken, hier im im Fachbuchhandel Impressum. Die Mandatsreferenznummer<br />

© by GeraMond ist die auf Verlag. dem Die Adressetikett Zeitschrift <strong>und</strong> eingedruckte alle ihr<br />

sowie beim Verlag.<br />

K<strong>und</strong>ennummer.<br />

enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbil dungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. <strong>und</strong> Durch Bezug: Annahme <strong>LOK</strong> MAGAZIN eines Manuskripts erscheint monat erwirbt -<br />

Erscheinen<br />

lich. der Verlag Sie erhalten das aus <strong>LOK</strong> schließliche MAGAZIN Recht in Deutschland, zur Veröffentlichung. Österreich<br />

<strong>und</strong> Für unverlangt der Schweiz ein im gesandte Bahnhofsbuchhandel, Fotos <strong>und</strong> Manuskripte gut sortierten wird<br />

Zeit keine schriften Haftung kiosken, übernommen. im Fachbuchhandel Gerichtsstand sowie ist München. beim Verlag.<br />

V. © i. by S. GeraMond d. P.: Rudolf Verlag. Heym; Die verantwortlich Zeitschrift <strong>und</strong> für alle die in Anzeigen: ihr<br />

Helmut enthaltenen Kramer; Beiträge beide <strong>und</strong> Infanteriestraße Abbil dungen 11a, sind 80797 urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt<br />

München.<br />

ISSN der Verlag 0458-1822 das aus schließliche | 10813 Recht zur Veröffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos <strong>und</strong> Manuskripte wird<br />

keine Haftung übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Rudolf Heym;<br />

verantwortlich für die Anzeigen: Rudolf Gruber; beide<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />

ISSN 0458-1822 | 10813<br />

113


VORSCHAU<br />

GESCHICHTE<br />

Bw Gelsenkirchen-Bismarck<br />

GESCHICHTE<br />

Berlin – Dresden<br />

Das Bw Gelsenkirchen-Bismarck wurde 1 926 eingeweiht.<br />

Bekannt wurde es als Auslauf-Bw für die<br />

Dampfloks der Baureihe 44. Auch die letzten 221 er<br />

waren in Bismarck beheimatet; sie wurden bis<br />

zum 30. Juni 1 988 ausgemustert. Von 1 982 – 1 988<br />

war das Bw dann schon nicht mehr selbstständig.<br />

FAHRZEUGPORTRÄT<br />

Die „Knödelpresse“<br />

Thomas Szymanowski<br />

Rudolf Heym<br />

1 848 fuhren erste Züge zwischen Berlin <strong>und</strong> Dresden,<br />

allerdings noch über Röderau. 1 876 wurde<br />

dann die direkte Verbindung über Els terwerda fertig.<br />

Für Schlagzeilen sorgte 1 936/37 der Henschel-<br />

Wegmann-Zug, der exakt 1 00 Minuten brauchte.<br />

Heute geht es viel langsamer zu. Warum<br />

FAHRZEUGE<br />

HST – High Speed Train<br />

Andrew Thompson<br />

Josef Högemann<br />

Die Baureihe 1 80 ist eine Zweisystemlokomotive<br />

der einstigen Reichsbahn (230), die grenzüberschreitend<br />

nach Polen <strong>und</strong> Tschechien eingesetzt<br />

wird. Wegen ihrer böhmischen Herkunft hieß sie<br />

bald „Knödelpresse“. Lange wird sie nicht mehr im<br />

Einsatz sein – Zeit für ein Abschieds-Porträt.<br />

7<br />

NICHT VERPASSEN: DAS <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

9/2014 ERSCHEINT AM 15. AUGUST 2014!<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

Sie haben Fre<strong>und</strong>e oder Bekannte, die sich ebenso für die<br />

Eisenbahn mit all ihren Facetten begeistern wie Sie Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich über jeden neuen Leser.<br />

Ihr<br />

Während die Franzosen in den 1 970er-Jahren den<br />

TGV entwickelten, dachten die Briten anders. Sie<br />

wollten ihr weitgehend nicht-elektrifiziertes Netz<br />

besser nutzen <strong>und</strong> bauten dafür schnelle Dieseltriebzüge.<br />

Diese fahren noch heute auf vielen<br />

Hauptstrecken in England, Wales <strong>und</strong> Schottland.<br />

Verantwortlicher Redakteur <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

114


SCHLUSSPUNKT<br />

In Inzigkofen trennen sich die Strecken von<br />

Sigmaringen nach Tübingen <strong>und</strong> Tuttlingen. Die<br />

218 241 führte am 2. Oktober 2003 den<br />

„Kleber-Express“ von München<br />

nach Freiburg<br />

Andreas Janikowski


Werte, die erhalten bleiben<br />

Mit hochwertiger<br />

Miniatur<br />

The Ashton-Drake Galleries<br />

The Hamilton Collection<br />

Feiern Sie die<br />

Brockenbahn!<br />

Der einzigartige Bierkrug<br />

für alle Eisenbahnliebhaber<br />

„Zug um Zug“<br />

wei Fässer Bier waren das erste<br />

ZFrachtgut, das auf deutschen Schienen<br />

transportiert wurde. Die Harzbahn existiert<br />

als heute längstes dampfbetriebenes<br />

Schienennetz seit <strong>100</strong> Jahren. So liegt es<br />

nahe, die wohl schönste Schmalspurbahn<br />

Deutschlands mit einem besonderen<br />

Bierkrug zu feiern: zum Wohlsein!<br />

Eine strikt auf nur 1.913<br />

Exemplare limitierte<br />

Hommage an die Harzbahn<br />

Der Krug wurde von Hand aus hochwertigem<br />

Steinzeug gefertigt <strong>und</strong> ist verziert<br />

mit dem prachtvollen Motiv der Harzbahn<br />

unter Volldampf.<br />

Auf dem Deckel des<br />

Kruges thront ein<br />

maßstabsgetreues<br />

Zinkguss-Modell<br />

Die maßstabsgetreue<br />

Figur des Harzbullen<br />

aus Zinkguss<br />

der Lok 99 7222<br />

<strong>und</strong> der Griff wurde<br />

in Form einer<br />

Kuppelstange gestaltet. Aber das ganz<br />

Besondere an diesem einzigartigen Bierkrug:<br />

auf dem Sockel steht auf Wunsch ein Name<br />

Ihrer Wahl! Dieser Krug ist im Handel nicht<br />

erhältlich <strong>und</strong> die Auflage ist streng auf nur<br />

1.913 Exemplare weltweit limitiert. Sichern<br />

Sie sich Ihren personalisierten Bierkrug<br />

„Zug um Zug“ gleich heute!<br />

GRATIS<br />

nach Ihren<br />

Wünschen<br />

personalisiert<br />

ANDREAS<br />

ANDREAS<br />

Füllmenge: 0,7 l<br />

Größe: ca. 17,2 x 12,3 x<br />

19,9 cm (B x T x H)<br />

Produkt-Nr.:<br />

422-XIA01.01P<br />

Produktpreis: € 119,90<br />

(zahlbar auch in 2 Monatsraten<br />

zu je € 59,95)<br />

zzgl. € 8,95 Versand*<br />

✁<br />

PERSÖNLICHE REFERENZ-NUMMER: 73940<br />

Ja, ich reserviere den personalisierten Bierkrug „Zug um Zug“!<br />

Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen:<br />

Name/Vorname<br />

Straße/Nummer<br />

PLZ/Ort<br />

✗<br />

Unterschrift<br />

©2014<br />

The Bradford Exchange Ltd.<br />

Johann-Friedrich-Böttger-Str. 1–3<br />

63317 Rödermark<br />

Das Angebot ist limitiert – Reservieren Sie daher noch heute!<br />

Zeitlich begrenztes Angebot: Antworten Sie bis zum 25. August 2014<br />

Internet: www.bradford.de Nennen Sie bei Online-Bestellung bitte Ihre Referenz-Nummer: 73940<br />

Telefon: 069/1729-7900<br />

Geburtsdatum<br />

Telefon für eventuelle Rückfragen<br />

Bitte gravieren Sie<br />

folgenden Namen:<br />

(Name mit max. 10 Zeichen, inkl. Leerzeichen <strong>und</strong> Bindestriche)<br />

* Dieses Produkt wird nach Ihrer K<strong>und</strong>enspezifikation<br />

hergestellt <strong>und</strong> ist deshalb vom Umtausch ausgeschlossen.<br />

Bitte gewünschte Zahlungsart ankreuzen(✘):<br />

Lieferzeit ca. 4 Wochen<br />

Ich zahle den Gesamtbetrag nach Erhalt der Rechnung<br />

Ich zahle in zwei bequemen Monatsraten<br />

Ich bezahle per Kreditkarte ❑ MasterCard ❑ VisaCard<br />

Kreditkarten-<br />

Nummer:<br />

Gültig bis:<br />

(MM / JJ)<br />

Bitte einsenden an: THE BRADFORD EXCHANGE<br />

Johann-Friedrich-Böttger-Str. 1–3 • 63317 Rödermark<br />

Österreich: Senderstr. 10 • A-6960 Wolfurt • Schweiz: Jöchlerweg 2 • CH-6340 Baar<br />

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!