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WELTBLICK! Die besten Wege ins Ausland Amelie Lux: Windsurfing ...

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Nr. 2/2003<br />

<strong>WELTBLICK</strong>!<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Wege</strong> <strong>ins</strong> <strong>Ausland</strong><br />

<strong>Amelie</strong> <strong>Lux</strong>: <strong>Windsurfing</strong> bei Olympia<br />

Im Gespräch mit der Silbermedaillen-Gewinnerin<br />

Was du willst!<br />

Praktikum: der Traumberuf auf der Teststrecke<br />

„Ich bin kein Rockstar“<br />

Guano Apes im Interview


- Anzeige -<br />

IKK<br />

“Verhütung”<br />

Druckunterlagen liegen VVA vor.<br />

Motiv aus handfest 1/2003


Und wohin?<br />

Erstaunlich, was einige Quizkandidaten so wissen. Viel witziger aber ist es, wenn sie nichts<br />

wissen und an den blödesten Fragen scheitern. Selbst sitzt man ja zu Hause auf dem Sofa und<br />

kann sich kringelig lachen, wenn einer auf die Frage, welcher Schokoriegel den Namen des<br />

römischen Kriegsgottes trägt, ebenso überraschend wie zutiefst überzeugt antwortet:<br />

„Snickers“. Und wie heißt der Likör, der den Namen eines italienischen Sängers trägt?<br />

„Amaretto“! vermutete einer - und brauchte nach der Sendung wahrscheinlich einen<br />

„Ramazotti“. Bei Günther Jauch rief mal einer seine Oma an, weil er – nachdem er den 50:50-<br />

Joker schon verbraten hatte – nicht wusste, wie das Sprichwort „Klappe zu ...“ weitergeht.<br />

„Nase voll“ – oder doch „Affe tot“?<br />

<strong>Die</strong> Teilnahme am Quiz-Klassiker „Wer wird Millionär“ ist eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.<br />

Nur 15 teils knifflige, teils erheiternde Fragen – und im Handumdrehen ist man steinreich. Und<br />

verreist mit der gewonnenen Kohle an die spannendsten Plätze dieser Welt. Amerika, Spanien,<br />

Italien, England, Australien, New York, Madrid, Mailand, London, Sydney.<br />

Wer reist, ist neugierig. „Kannst du dir vorstellen, international zu arbeiten?“ lautete unsere<br />

Frage – die eingängige Antwort darauf: „Ja“ – nachzulesen auf den Seiten 30 und 31.<br />

<strong>Ausland</strong>serfahrung ist ein wichtiger Baustein auf der Karriereleiter. Und ein Praktikum in<br />

Frankreich, Italien oder Holland rundet die Lehre erst richtig ab.<br />

Ein Flugticket besteht häufig aus Neugier, Eigeninitiative, Motivation und dem Interesse an<br />

Kultur und Sprache anderer Länder. Ausbildung ohne Grenzen - Handwerkskammern,<br />

Bundesministerien, Gesellschaften und Bildungsprogramme helfen, <strong>ins</strong> <strong>Ausland</strong> zu kommen<br />

und Einblicke in den Arbeitsalltag anderer Länder zu erhalten. Häufig übernehmen sie sogar<br />

einen Teil der Kosten. Das kann einige unbequeme Fragen ersparen. Zum Beispiel die nach dem<br />

römischen Kriegsgott (der übrigens „Mars“ und nicht „Snickers“ heißt) oder einem gängigen<br />

Sprichwort, von dem man dann sowieso die „Nase voll“ hat.<br />

03


04 Inhalt<br />

Der Zufall ist immer dabei<br />

Christoph Bock ist auf der Walz. Der 22-jährige<br />

gelernte Zimmerer reist mit schwarzer<br />

Melone, weißem Hemd und schwarzer<br />

Cordhose quer durch Deutschland. Zu Fuß<br />

oder per Anhalter. Bus, Bahn oder sogar<br />

Taxi sind verpönt, Handy ist verboten.<br />

Seiner Heimat darf er – so sagen es die<br />

Regeln der Reisenden Gesellen – nicht näher<br />

als 50 Kilometer kommen.<br />

Seite 8: Porträt<br />

Neugierig auf die Welt<br />

Ob Austauschprogramm, Stipendium,<br />

Studienreise oder Klassenfahrt: Reisen bildet,<br />

Reisen macht neugierig. Auf Sprache,<br />

Kultur, interessante Menschen, andere<br />

Techniken und seltene Arbeitsabläufe. Wir<br />

geben euch Tipps, wie ihr <strong>ins</strong> <strong>Ausland</strong><br />

kommt, wo Schlüsselqualifikationen vermittelt<br />

werden, die auf dem Arbeitsmarkt<br />

gefragt sind. Wir haben 36 Gymnasiasten<br />

auf ihrer Klassenfahrt begleitet.<br />

Seite 18: Hintergrund<br />

INHALT<br />

Nr. 2/2003<br />

01803.212127 - www.handfest-online.de<br />

„Und dann kam die<br />

Silbermedaille dazwischen“<br />

<strong>Amelie</strong> <strong>Lux</strong> stand als Zweijährige zum<br />

ersten Mal auf einem Segelboot, ist seit<br />

ihrem Abitur 1996 Profi und gehört spätestens<br />

seit ihrer olympischen Silbermedaille<br />

von Sydney zur Weltspitze der<br />

Windsurfer: Im Interview äußert sich die<br />

Oldenburgerin über Ziele, Athletik und<br />

Spontaneität. Außerdem erklärt Bootsbauer<br />

Florian Sandner, wie man ein Kanu in zehn<br />

Tagen bauen kann.<br />

Seite 26: Szene<br />

Motor Mensch<br />

Auch die Edelkarossen von AMG sind echtes<br />

Handwerk. Wir haben die Auszubildenden<br />

im Stuttgarter Werk begleitet.<br />

Seite 32: Reportage<br />

Service<br />

Porträt<br />

Der Zufall ist immer dabei<br />

Projekt<br />

160 Kilo in acht Minuten<br />

Einblick<br />

Was du willst!<br />

Hintergrund<br />

Neugierig auf die Welt<br />

Aktion<br />

Ich will was werden<br />

Szene<br />

Und dann kam die Silbermedaille<br />

Nachgefragt<br />

Willst du <strong>ins</strong> <strong>Ausland</strong>?<br />

Reportage<br />

Motor Mensch<br />

Musik<br />

Ich bin kein Rockstar<br />

Rätsel<br />

Fragen und Gewinner<br />

Vorschau<br />

Nr. 3/2003<br />

06<br />

08<br />

12<br />

14<br />

18<br />

24<br />

26<br />

30<br />

32<br />

36<br />

37<br />

38


8. Mai 2003<br />

www.girls-day.de<br />

AKTIONSPARTNER


06 Service<br />

Girls´Day am 8. Mai<br />

Hilfreiche Kontakte<br />

Foto: Fiducia<br />

www.girls-day.de<br />

Was passiert, wenn die Ausbildung<br />

abgebrochen wird?<br />

Ausbildungsvertrag gelöst<br />

- und neu an den Start!<br />

Auszubildende, deren betrieblicher Ausbildungsvertrag<br />

vorzeitig gelöst wird, steigen<br />

nicht aus ihrer Berufsausbildung aus. <strong>Die</strong><br />

meisten gehen noch einmal neu an den<br />

Start. 62% sind im Ausbildungssystem<br />

geblieben: Davon haben 50% anschließend<br />

einen Ausbildungsvertrag in einem anderen<br />

Betrieb abgeschlossen, 8% sind in eine<br />

Berufsfachschule gewechselt oder haben<br />

ein Studium begonnen und 4% haben noch<br />

mal die Schule besucht. Das geht aus einer<br />

vom Bundes<strong>ins</strong>titut für Berufsbildung<br />

(BIBB) im Spätsommer und Herbst 2002<br />

bundesweit durchgeführten Befragung von<br />

rund 2.300 Jugendlichen hervor. In den<br />

meisten Fällen (57%) ist die Initiative zur<br />

Vertragslösung von den Auszubildenden<br />

selbst ausgegangen, ein knappes Drittel der<br />

Verträge wurden auf Wunsch des Betriebes<br />

gelöst.<br />

Der Mädchen-Zukunftstag geht in die dritte Runde: Am 8. Mai 2003 ist Girls´Day. Das<br />

Projekt Girls´Day–Mädchen-Zukunftstag bietet Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 Einblick<br />

in Berufsfelder, die nicht „typisch weiblich“ sind. In Technischen Unternehmen, Hochschulen<br />

und Forschungszentren, Labors, Büros, Werkstätten und Redaktionen entdecken<br />

die Schülerinnen anhand praktischer Erfahrungen, wie interessant und spannend beispielsweise<br />

die Arbeit einer Ingenieurin, Biophysikerin oder einer Informationselektronikerin<br />

sein kann. Im Dialog mit Beschäftigten, Ausbilderinnen und Ausbildern sowie<br />

Führungskräften entstehen am Girls´Day Kontakte, die für die berufliche Zukunft der<br />

Mädchen hilfreich sein können.<br />

Foto: Stadtwerke Bielefeld<br />

Hauptgründe für die Auflösung des<br />

Ausbildungsvertrages waren Konflikte mit<br />

Ausbildern (70%) oder Betriebsinhabern<br />

(60%). Weitere Gründe: schlechte Vermittlung<br />

von Ausbildungsinhalten (43%), ungünstige<br />

Arbeitszeiten (31%) ausbildungsfremde<br />

Tätigkeiten (26%), persönliche<br />

Gründe (46%).<br />

<strong>Die</strong> meisten Verträge (60%) sind gleich im<br />

ersten Ausbildungsjahr, davon 29% bereits<br />

in der Probezeit aufgelöst worden. Im zweiten<br />

Jahr haben noch rund 25% ihren<br />

Ausbildungsbetrieb verlassen, und im letzten<br />

Ausbildungsjahr - also in der Regel kurz<br />

vor der Prüfung - haben 10% ihre<br />

Ausbildung abgebrochen.<br />

20.000 Lizzys im Netz<br />

Über 20.000 Lizzys informieren sich bei<br />

www.lizzynet.de über News aus der Welt<br />

der Musik, Politik und Freizeit, chatten und<br />

erhöhen in Online-Workshops ihre Medienkompetenz.<br />

LizzyNet, ein Projekt von<br />

Schulen ans Netz, gliedert sich in drei<br />

Bereiche: „Magazin“ ist frei zugänglich und<br />

bietet Informationen, Termine und Links.<br />

<strong>Die</strong> anderen beiden Bereiche „Community“<br />

und „Know-how“ sind LizzyNet-Mitgliedern<br />

vorbehalten. Im „Community“-Bereich treffen<br />

sich die Lizzys. Sobald sie sich angemeldet<br />

haben, erhalten sie einen kostenlosen<br />

E-Mail-Account. Im Schwerpunkt<br />

„Knowhow“ werden Online-Kurse angeboten,<br />

in denen zum Beispiel Webseitengestaltung<br />

und Bildbearbeitung erlernt<br />

werden kann.<br />

Schulen ans Netz e.V. ist eine Initiative des<br />

Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) und der Deutschen<br />

Telekom AG.<br />

Neben Veranstaltungen, Beratungs- und<br />

Qualifizierungsangeboten bietet Schulen<br />

ans Netz verschiedene Internetdienste und<br />

-plattformen an:<br />

www.schulen-ans-netz.de<br />

www.lehrer-online.de<br />

www.leanet.de<br />

www.lizzynet.de


Zimmerermeister<br />

machen römische<br />

Arbeitstechniken<br />

lebendig<br />

Imposant: Im Bauzentrum der Handwerkskammer<br />

Koblenz bauen Zimmerermeister<br />

einen Kran aus der Römerzeit<br />

nach. Das gewaltige technische Gerät ist<br />

sechseinhalb Meter hoch, beansprucht<br />

eine Stellfläche von rund vier mal fünfzehn<br />

Metern und hebt über Seilwinden<br />

und Flaschenzüge Steine mit bis zu 500<br />

Kilo Gewicht. <strong>Die</strong> Rekonstruktion des<br />

Römerkranes wird vom 29. April bis 5.<br />

Mai auf der Handwerksmesse in Koblenz<br />

präsentiert.<br />

29. Mai – 1. Juni: YOU - Europas<br />

größte Jugendmesse in Essen<br />

Zukunft und Karriere<br />

„Mitmachen, Anfassen, Ausprobieren“ – so<br />

lautet das Motto der YOU, die vom 29. Mai<br />

bis zum 1. Juni 2003 auf dem Essener<br />

Messegelände stattfindet. Europas größte<br />

Jugendmesse lockt mit Events, Trends und<br />

Informationen. <strong>Die</strong> YOU bietet das volle<br />

Programm: Dance-Workshops, Mode, YOUathlon-Sportwettbewerb,<br />

Beachvolley-ball,<br />

Indoor-Snowboardpisten, Top-Liveacts aus<br />

Pop und Rock und vieles mehr.<br />

Auf der YOU 2002<br />

Spezielles Schulklassenticket<br />

Neben Sport, Mode, Internet, Trends und<br />

Musik ist Aus- und Fortbildung eines der<br />

großen Themen von Europas größter Jugendmesse.<br />

Hochschulen, Akademien und<br />

andere Institutionen aus dem Aus- und<br />

Fortbildungsbereich informieren über<br />

berufliche Perspektiven. Das YOU-Team<br />

möchte allen Lehrern und Schülern den<br />

Messebesuch einfach und günstig machen.<br />

Jede Schulklasse kann durch ihren Lehrer<br />

oder die Schulleitung ein spezielles Schulklassenticket<br />

für den Jugendtag am Freitag,<br />

dem 30. Mai 2003 anfordern, das einen<br />

um 50% reduzierten Eintritt ermöglicht.<br />

Jeder Schüler zahlt damit nur 6 statt 12<br />

Euro Eintritt. Mindestens zehn Personen<br />

sind nötig für diese Schulaktion, sie gilt ab<br />

der 8. Klasse. Pro Schulklasse werden zwei<br />

Freikarten für die erwachsenen Begleitpersonen<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

YOU-Infoline: 0228/725390<br />

www.you.de<br />

07


08 Portrait<br />

Name: Christoph Bock<br />

Alter: 22<br />

Heimatstadt: Espestoft (bei Flensburg)<br />

Lieblingsort: Espestoft<br />

Wenn ich nicht Zimmermann geworden<br />

wäre, ... dann wahrscheinlich Tischler.<br />

Das gucke ich mir im Fernsehen an: Bud<br />

Spencer und Terence Hill.<br />

<strong>Die</strong>se drei Dinge erleichtern mir den<br />

Alltag: lange schlafen, viel essen und fernsehen.<br />

Das möchte ich gerne erleben: Quer durch<br />

Deutschland reisen - aber zu Fuß.<br />

Das liegt auf meinem Nachtschränkchen:<br />

Ich habe kein Nachtschränkchen.<br />

Das befindet sich gerade in meiner<br />

Hosentasche: Ein Feuerzeug mit Gravur, das<br />

ich von meiner Schwester geschenkt bekommen<br />

habe.<br />

Dafür arbeite ich: In erster Linie für Geld,<br />

aber auch um Erfahrung zu sammeln und für<br />

die Absicherung nach dem Berufsleben.<br />

Darüber kann ich mich ärgern: Über zu<br />

hohen Materialverschnitt.<br />

<strong>Die</strong>ses Buch lese ich gerade: Ich lese kein<br />

Buch – derzeit jedenfalls nicht.<br />

Das denke ich, wenn ich in den Spiegel<br />

schaue: Kommt drauf an, zu welcher<br />

Tageszeit ich in den Spiegel gucke.<br />

Der Tag ist kaum noch zu toppen, wenn<br />

... die Sonne scheint.<br />

Das muss noch erfunden werden: Wie ich<br />

richtig viel Geld verdiene.<br />

Wenn ich Kanzler wäre, ... würde ich den<br />

Posten sofort wieder abgeben.<br />

Das Schönste an meinem Beruf ist ... das<br />

viele Holz.<br />

Mehr Infos zum Beruf:<br />

Vereinigung der rechtschaffenden fremden<br />

Zimmerer- und Schieferdeckergesellen<br />

Deutschlands<br />

Hauptsitz@rechtschaffende-zimmerer.de<br />

Info@rechtschaffende-zimmerer.de<br />

www.rechtschaffende-zimmerer.de<br />

sowie bei den Handwerkskammern oder<br />

unter Info-Hotline: 0180-3 21 21 27


Christoph Bock ist ein Zimmermann auf der Walz<br />

Der Zufall ist immer dabei<br />

„Manchmal weiß ich abends um zehn<br />

noch nicht, wo ich schlafen werde“, sagt<br />

Christoph Bock. Er hat in einem Heuschober,<br />

aber auch schon in einem Vier-<br />

Sterne-Hotel in Bielefeld übernachtet.<br />

Der 22-Jährige erklärt mit gesundem<br />

Selbstvertrauen: „Irgendwas hat sich bisher<br />

immer ergeben.“<br />

Christoph – ein echter Naturbursche mit<br />

festem Händedruck - hat nach Realschulabschluss<br />

und Ausbildung als Zimmerer den<br />

Entschluss gefasst, auf Wanderschaft zu<br />

gehen. Seine Motivation: „Ich will viel von<br />

der Welt und meinem Beruf sehen, Kulturen<br />

und Menschen kennen lernen.“ Christophs<br />

Eltern waren anfangs skeptisch, sie wollten<br />

ihm die Tippelei – so heißen die drei<br />

Wanderjahre der Zimmermänner - sogar<br />

ausreden. „Aber die positiven Erfahrungsberichte<br />

anderer Gesellen haben meine Eltern<br />

letztlich überzeugt“, erklärt Christoph.<br />

Seit rund fünf Monaten ist er auf der Walz.<br />

Immer unterwegs und auf der Suche nach<br />

Arbeit. Heute hier und in zwei, drei Monaten<br />

da. Eher zufällig ist er in Hennef<br />

gelandet, einer Kle<strong>ins</strong>tadt zwischen Köln<br />

und Bonn. Christoph hat bei Zimmerer-<br />

Meister Nikolai Koch für zwei Monate Arbeit<br />

und Unterkunft gefunden. Nikolai Koch war<br />

früher selbst auf der Walz, hat anschließend<br />

seinen Meister gemacht und ist seit einigen<br />

Jahren selbstständig.<br />

Handy ist verboten, öffentliche<br />

Verkehrsmittel verpönt<br />

Mindestens drei Jahre und einen Tag lang<br />

wird Christoph mit schwarzer Melone,<br />

weißem Hemd und schwarzer Cordhose<br />

unterwegs sein. Er kommt aus Espestoft,<br />

einem 250-Einwohner-Dörfchen bei Flensburg.<br />

Dem darf er – so sagen es die traditionellen<br />

Regeln der Reisenden Gesellen –<br />

nicht näher als 50 Kilometer kommen. Das<br />

hat er aber auch gar nicht vor. Nach<br />

Rottweil am Bodensee will er als nächstes<br />

ziehen. Wie? Zu Fuß oder per Anhalter. Ein<br />

Handy hat er nicht bei sich, das ist verboten<br />

– die einzige Möglichkeit, ihn zu erreichen,<br />

ist über E-Mail.<br />

Das zünftige Reisen<br />

... von Handwerkern hat eine uralte, bis in<br />

das späte Mittelalter zurückreichende<br />

Tradition, die nur im Bauhandwerk bei den<br />

Maurer- und Zimmergesellen überlebt hat.<br />

Wenn in einem Ort eine Überfüllung mit<br />

Arbeitskräften eingetreten war, suchte man<br />

eben woanders nach Arbeit. <strong>Die</strong> Reisedauer<br />

beträgt wie eh und je drei Jahre und einen<br />

Tag. Während dieser Zeit darf der reisende<br />

Geselle seinem Heimatort nicht näher als<br />

fünfzig Kilometer kommen - außer bei<br />

Krankheit oder Tod eines Familienangehörigen.<br />

<strong>Die</strong> Herberge<br />

... ist das Zuhause des Reisenden Gesellen.<br />

Dort hat er eine Nacht Schlafen frei. In den<br />

Wintermonaten wird er zusätzlich noch<br />

einen Tag kostenlos verpflegt. Außerdem<br />

übernachtet der Geselle bei Meistern, in<br />

Jugendherbergen oder im Heuschober beim<br />

Bauern.<br />

<strong>Die</strong> Tippelei<br />

... ist anstrengend. Denn nach Möglichkeit<br />

tippelt der Geselle zu Fuß oder per<br />

Anhalter. Öffentliche Verkehrsmittel über<br />

längere Strecken sind verpönt, aber nicht<br />

verboten.<br />

<strong>Die</strong> Kluft<br />

... besteht aus dem schwarzen Schlapphut,<br />

der Staude, einem kragenlosen weißen<br />

Hemd, der Samt- oder Manchesterweste mit<br />

schwarzen Biesen und den schwarzen<br />

Stiefeln. Ferner trägt der Geselle einen<br />

Ohrring mit Handwerkswappen und eine<br />

Zunftuhrkette mit den Wappen der Städte,<br />

in denen er gearbeitet hat.<br />

Der Charlottenburger<br />

... ist ein buntes, etwa achtzig mal achtzig<br />

Zentimeter großes Tuch, das in Form einer<br />

etwa dreißig Zentimeter dicken und siebzig<br />

Zentimeter langen Wurst getragen wird und<br />

das notwendigste Werkzeug, Unterwäsche<br />

und Hemden sowie Wasch- und Schuhputzzeug<br />

beinhaltet.<br />

Der Stenz<br />

... ist der Wanderstab des Reisenden<br />

Gesellen. Es ist ein in der Natur gewachsener<br />

Stock, um den schlangenförmig<br />

Schlingpflanzen eingewachsen sind.<br />

Das Wanderbuch<br />

... ist in vier Sprachen verfasst und hat den<br />

Charakter eines Reisepasses. Im Wanderbuch<br />

werden täglich Eintragungen gemacht,<br />

wodurch es einen historischen Erinnerungswert<br />

erlangt.<br />

<strong>Die</strong> Rechtschaffenen Fremden Gesellen<br />

... sind eine Vereinigung von Bauhandwerkern<br />

und die älteste noch existierende<br />

deutsche Zunft. Wer Mitglied werden will,<br />

muss einen <strong>ins</strong> Baufach fallenden Beruf mit<br />

einer Gesellen- oder Facharbeiterprüfung<br />

abgeschlossen haben. Er oder sie darf nicht<br />

verheiratet sein.<br />

09


10 Medien<br />

„Blank – und doch liquide“<br />

Wenn die Schuldenfalle zuschnappt<br />

Wenn rote Zahlen auf dem Konto erscheinen,<br />

oder die gähnende Leere aus dem<br />

Portemonnaie gafft, ist es schon sehr spät.<br />

Vielleicht sogar zu spät. Taschengeld oder<br />

Lohn gehen schnell für Klamotten, Handys,<br />

CD’s, Kino oder sonstige Freizeit-Aktivitäten<br />

drauf. <strong>Die</strong> Werbung hilft dabei tatkräftig<br />

mit, sie hat Jugendliche als interessante<br />

Käuferschicht entdeckt. Werbung<br />

setzt Trends, macht Lust auf neue Produkte<br />

und fördert das Kaufverhalten – mit dem<br />

Ergebnis, dass sich viele Jugendliche mehr<br />

leisten, als sie bezahlen können. Sie verschulden<br />

sich derart, dass sie ohne Hilfe<br />

keinen Ausweg finden können. <strong>Die</strong> Broschüre<br />

„Blank – und doch liquide?“ des<br />

Bundes der Deutschen Katholischen Jugend<br />

(BDKJ) erläutert Hintergründe zu Kaufzwang<br />

und Konsumorientierung. Fachleute<br />

aus der Schuldenberatung und der Jugendarbeit<br />

zeigen <strong>Wege</strong> auf, die eine Verschul-<br />

dung vermeiden helfen. Und wenn die<br />

Schuldenfalle schon zugeschnappt ist, findet<br />

man Möglichkeiten und Adressen zur<br />

Befreiung.<br />

„Blank – und doch liquide?“, 94 Seiten,<br />

ISBN 3-7761-0080-X, 4,95 € (Staffelpreise<br />

ab fünf Exemplaren).<br />

Bestellungen und Informationen:<br />

Jugendhaus Düsseldorf<br />

Carl-Mosterts-Platz 1<br />

40477 Düsseldorf<br />

Telefon: 0211/4693128<br />

bestellung@jugendhaus-duesseldorf.de<br />

Sincere: Grunge und Glam-Punk aus Antwerpen<br />

„Killerboys on acid“<br />

Ein bisschen Grunge und eine Prise Glam-Punk, bissige<br />

Gitarren und die ungeheure Wucht des Sängers – das<br />

macht die Newcomer-Rock-Band Sincere aus. Das erfolgreiche<br />

Quartett aus Antwerpen war gerade mit ihrer<br />

ersten Single „Killerboys On Acid“, dem Titelsong des<br />

Thrillers Anatomie 2, in den Charts, und ist derzeit auf<br />

Tour. handfest hat sich mit Sänger Robin Fitters – einem<br />

Fliegengewicht von gerade mal 50 Kilo - unterhalten.<br />

Sincere gilt als Geheimtipp für 2003. Wie schwer war es, diesen<br />

Status zu erreichen?<br />

Wir machen uns keine Gedanken darüber, ob wir einen Status<br />

erreichen oder nicht. Wir wollen unsere Musik spielen – das ist<br />

alles. Wir sind dankbar, wenn die Leute zu unserem Konzert kommen<br />

oder unsere CD kaufen. Alles, was wir tun mussten, um diesen<br />

Status zu erreichen, war so viel wie möglich auszuprobieren.<br />

Und: Wir sind nicht so leicht zufrieden zu stellen.<br />

Wie ist der Titelsong für den Thriller Anatomie 2 entstanden?<br />

Der Song war bereits Teil unserer setlist. Wir haben den<br />

Filmemachern diesen Song vorgeschlagen. „Killerboys on acid“<br />

wurde ausgewählt aus vielen anderen Songs von vielen anderen<br />

Bands. Das Lied entspricht in einer Weise dem Film und umgekehrt.<br />

Geht ihr oft <strong>ins</strong> Kino?<br />

Nein, mir ist es dort viel zu voll. Ich gucke mir lieber zu Hause<br />

einen guten Film an. Aber unser Bassist Tom spricht ständig über<br />

seinen Lieblingsfilm: Er schwärmt von Ace Venturas „Der Tier-<br />

Detective“, den hat er fast 30-mal gesehen.<br />

Wie lauten eure Tipps für Nachwuchsbands?<br />

Sei einfach du selbst! Und mach nicht nur Musik, weil du hoffnungslos<br />

berühmt werden willst. Probier vieles aus und gib niemals<br />

deine Träume auf. Und putze niemals deine Zähne – das hält<br />

die Geschäftsleute auf Distanz.<br />

In unserem Rätsel auf Seite 37 könnt ihr<br />

Sincere-Band-Shirts gewinnen!!!<br />

Dort könnt ihr Sincere live erleben:<br />

11. April: Kaiserslautern, Cotton Club<br />

04. Juli: Pforzheim, Marktplatzfest<br />

05. Juli: Innsbruck, Festival<br />

06. Juli: Wien, Forestglade


Mitmachen, lernen, erleben, erfahren und gewinnen!<br />

E i n s e n d e s c h l u s s – 3 0 . A p r i l 2 0 0 3<br />

Renate Künast, Bundesverbraucherministerin,<br />

startete auf der Internationalen Grünen<br />

Woche in Berlin den bundesweiten Schulwettbewerb<br />

Ökologischer Landbau unter<br />

dem Motto „Bio find ich Kuh-l“. E<strong>ins</strong>endeschluss<br />

ist der 30. April 2003!<br />

Darum geht’s: Das Image der Ökolandwirtschaft<br />

hat sich verändert, immer mehr<br />

Verbraucher interessieren sich für ökologisch<br />

erzeugte Lebensmittel und wünschen<br />

sich hochwertige Produkte sowie einen artgerechten<br />

Umgang mit Tieren. Doch was<br />

steckt genau dahinter? Was ist eigentlich<br />

„öko“ am Öko-Landbau? Wer macht Öko-<br />

Landbau und warum? Was macht der Bio-<br />

Bauer den ganzen Tag? Welche Folgen hat<br />

der Öko-Landbau für die Menschen, die<br />

Tiere und die Natur? Wie könnte die<br />

Landwirtschaft im Jahr 2030 aussehen? Und<br />

wie kommt unser Essen vom Acker in den<br />

Laden und auf unseren Teller?<br />

Wer kann mitmachen? Beim Wettbewerb<br />

können Schülerinnen und Schüler aller<br />

Altersklassen und Schularten die ökologische<br />

Landwirtschaft unter die Lupe nehmen<br />

und sich ihr eigenes Bild machen.<br />

Zur Wahl stehen drei Wettbewerbskategorien:<br />

• Bio auf einen Klick – Erstellt eine<br />

Website!<br />

• Hühner gackern, Stroh raschelt –<br />

Produziert ein Hörspiel/eine Reportage!<br />

• Mit P<strong>ins</strong>el, Schere, Stift oder Kamera –<br />

Gestaltet ein Plakat!<br />

<strong>Die</strong> Beiträge können in Klassen-, Kurs- oder<br />

Projektarbeit entstehen. Einzele<strong>ins</strong>endungen<br />

sind ebenfalls möglich.<br />

Mitmachen lohnt sich: <strong>Die</strong> „kuhlsten“<br />

E<strong>ins</strong>endungen werden mit dem „Öko-Oskar“<br />

und vielen attraktiven Preisen belohnt, wie<br />

z. B. eine zweitägige Preisträgerreise nach<br />

Berlin mit Teilnahme an der bundesweiten<br />

Prämierung, Klassenausflüge auf außergewöhnliche<br />

Bio-Bauernhöfe oder zu TV- und<br />

Radiosendern, Digitalkameras, Megakisten<br />

mit Bio-Lebensmitteln für eine Klassenfete,<br />

Kuh-T-Shirts …<br />

Und so wird’s gemacht<br />

<strong>Die</strong> Wettbewerbsarbeiten für „Bio find ich<br />

Kuh-l“ sollen als CD-ROM (Website),<br />

Kassette oder CD-ROM (Hörspiel/Reportage),<br />

als maximal DIN-A-1-Papierformat (Plakat)<br />

oder auch fotografiert mit schriftlichem<br />

Kurzkonzept (Plakatausstellung einer<br />

Gruppe) an das Wettbewerbsbüro geschickt<br />

werden: PR-Agentur M&P, Schloßstraße 9B,<br />

53757 Sankt Augustin.<br />

Alle Infos zum Wettbewerb, zu den Teilnahmebedingungen,<br />

zu den Preisen, ein<br />

Teilnahmeformular, methodische Lehrer-<br />

Tipps und natürlich viel Wissenswertes rund<br />

um das Thema Öko-Landbau gibt es im<br />

neuen Kinder- und Jugendbereich des zentralen<br />

Informationsportals unter<br />

www.bio-find-ich-kuhl.de und<br />

www.oekolandbau.de


12 Projekt<br />

Lebendiger Einblick in die Wirtschaft: Wie werde ich Bäckermeister?<br />

160 Kilo in acht Minuten<br />

Von YVONNE BOOSE und GEORG BORCHERT, Klasse 11a des Königin-Katharina-Stift, Stuttgart<br />

Bäckermeister werden — ein eher ungewöhnliches Thema für zwei Gymnasiasten, die darauf hoffen, in zweieinhalb Jahren ihre<br />

Abiturprüfungen erfolgreich zu bestehen. Noch dazu zwei, für die das Handwerk bis vor kurzem nur altmodisch und wirtschaftlich<br />

wenig interessant war. Also: Was hat uns ermuntert, ein Projekt zu beginnen, das soviel mit Tradition und sowenig im<br />

Zeitalter von KAMPS oder LANG mit Zukunft zu tun hat?<br />

Wir haben uns für das Thema Handwerk<br />

entschieden. Weil Michaela Geya, Ausbildungsberaterin<br />

bei der Handwerkskammer<br />

Stuttgart, es schaffte, uns in kürzester Zeit<br />

mit ihrer Begeisterung für das Handwerk<br />

anzustecken. Sie war ab sofort unsere<br />

Expertin. Erst nach einem Treffen mit ihr<br />

war uns klar, in welche Richtung unser<br />

Projekt gehen sollte: Wir wollten die<br />

Verbindung zwischen der Handwerkskammer<br />

und einem werdenden Handwerksmeister<br />

anhand eines Fallbeispiels, nämlich<br />

dem Bäcker Frank, darstellen. Bäcker Frank<br />

ist zuständig für die überbetriebliche<br />

Ausbildung der Lehrlinge im Raum Stuttgart<br />

und damit der optimale Partner für uns.<br />

Das erste Interview<br />

Juli 2002: Unser erstes Treffen findet statt,<br />

als in Stuttgart gerade Brotmarkt ist. Bäcker<br />

Frank ist mit eigenem Stand dabei. Er führt<br />

Brotkontrollen durch und nimmt an den<br />

Gesellenprüfungen teil. Dennoch steht er<br />

uns im Interview Rede und Antwort: Sein<br />

Betrieb ist in zwei Filialen aufgeteilt, er<br />

produziert nicht nur für den eigenen<br />

Verkauf, sondern auch für andere Bäckereien.<br />

Er beschäftigt zur Zeit drei Lehrlinge.<br />

Insgesamt hat er 23 Mitarbeiter. Sein Sohn,<br />

ebenfalls Bäcker- und Konditormeister,<br />

arbeitet im Betrieb, und wird diesen bald<br />

übernehmen. Seit 1896, als die Bäckerei<br />

von seinem Großvater gegründet wurde,<br />

wird sie traditionsgemäß vom Vater an den<br />

Sohn weitergegeben.<br />

Mehrere 1000 Brötchen am Tag<br />

Zwei Wochen später: Endlich - wir haben<br />

einen geme<strong>ins</strong>amen Termin gefunden und<br />

sitzen gemütlich auf einer urigen Bank im<br />

Hinterraum der Bäckerei Frank. Herr Frank<br />

beantwortet in breitem Schwäbisch bei Cola<br />

und „süßen Stückchen“ unsere Fragen. Zuvor<br />

hat er uns durch die Backstube geführt.<br />

Jetzt wissen wir, wie eine Mehlmaschine<br />

funktioniert, und dass die Teigmaschine in<br />

acht Minuten 160 Kilo Brötchenteig rührt.<br />

Wir sehen, dass hier noch echtes Handwerk<br />

betrieben wird. Klar, die Hilfe der Maschinen<br />

ist vorhanden. Denn wenn mehrere<br />

Berufe im Handwerk - interessanter als du denkst<br />

„Jürgen Germann hat nicht zu viel versprochen: Selten hatten wir im Bildungs- und<br />

Technologiezentrum der Handwerkskammer in Stuttgart so interessierte und aufmerksame<br />

Gäste. Sie haben mitgeschrieben, nachgehakt, überlegt ... <strong>Die</strong> Ausbilder waren<br />

gefragte Ansprechpartner und haben das motivierte Publikum gerne informiert. Ich<br />

glaube, wir konnten Yvonne Boose und Georg Borchert für das Handwerk begeistern.<br />

Vielleicht springt der Funke auch auf andere über?“<br />

Michaela Geya, Berufsorientierungsberaterin, Handwerkskammer Stuttgart<br />

tausend Brötchen pro Tag produziert werden,<br />

kann man nicht mehr jedes einzeln<br />

von Hand formen. Doch das wirft auch Fragen<br />

auf: Wie schafft man es als traditioneller<br />

Bäckereibetrieb, sich gegen die übermächtig<br />

scheinende Konkurrenz der Großbäckereien<br />

zu behaupten? Hohe Qualität -<br />

ja, sicher. Aber reicht das? Nein, das allein<br />

reicht sicher nicht. Das hat er uns deutlich<br />

gemacht.<br />

Sein Betrieb ist überschaubar und damit flexibel.<br />

Das und die zentrale Lage sind die<br />

großen Stärken des Bäckers Frank. „Ich bin<br />

meist schon beim Kunden, bevor die anderen<br />

größeren Firmen überhaupt den Telefonhörer<br />

abgenommen haben“, sagt er verschmitzt.<br />

Wenn in Stuttgart zum Beispiel<br />

Fischmarkt ist, bei dem ein Stand rund<br />

5000-7000 Brötchen benötigt, zeigt sich<br />

dieser Vorteil besonders.<br />

Als Meister hat man viele Möglichkeiten<br />

Uns führt er ein in die Inhalte der<br />

Gesellenprüfung, des Meisterkurses und der<br />

Meisterprüfung. <strong>Die</strong> Möglichkeiten, die sich


„Wir sind zwei 17-jährige Elftklässler an einem Stuttgarter Gymnasium, dem Königin-<br />

Katharina-Stift. Wir gehen seit einem Jahr in die gleiche Klasse, kennen uns aber schon länger.<br />

Unsere Schule ist ein ganz normales neusprachliches Gymnasium, mit ein paar außergewöhnlich<br />

engagierten Lehrern.“<br />

Yvonne Boose und Georg Borchert.<br />

einem fertigen Meister bieten, überraschen<br />

uns. So wussten wir nicht, dass man mit<br />

einer sehr guten Meisterprüfung ein Studium<br />

beginnen und Lehrer werden kann.<br />

Auch, dass es ein Meister-BAföG gibt, wussten<br />

wir nicht. Gut zu wissen, falls es uns<br />

doch noch <strong>ins</strong> Handwerk verschlägt!<br />

„Am Ende waren wir stolz“<br />

Ein halbes Jahr später: Wir haben unsere 38<br />

Seiten umfassende Text- und Bilder-Mappe<br />

über die Ausbildung zum Meister, das<br />

Bäckerhandwerk und über die Handwerkskammer<br />

fertig.<br />

Endlich - am 11. Februar 2003 präsentieren<br />

wir und die anderen vier AG-Teilnehmer vor<br />

sechs Experten unsere Arbeit. <strong>Die</strong> anderen<br />

hatten sich mit „Börse und Mensch“, der<br />

„Arbeitslosigkeit“, dem „Warenkorb“ und<br />

dem Weg des „Schulstuhl-Patents“ beschäftigt.<br />

Am Ende waren wir stolz. Stolz auf uns,<br />

dass wir es geschafft hatten, stolz auf die<br />

anderen Teilnehmer, dass auch sie es<br />

geschafft hatten, und stolz darauf, dass wir<br />

überhaupt die Möglichkeit bekommen hatten,<br />

diese Projekte durchzuziehen und sie<br />

zu präsentieren.<br />

Wir würden uns wünschen, dass mehr junge<br />

Menschen einen so lebendigen Einblick in<br />

die Wirtschaft und in die Berufswelt bekommen<br />

könnten. Doch leider fehlt dazu wohl<br />

oft die engagierte und freiwillige Mitarbeit<br />

von Lehrern, Schülern und Partnern in der<br />

Wirtschaft. Schade eigentlich, denn nützen<br />

würde es Allen.<br />

Schule bereitet auf die Wirtschaft vor<br />

Das Gefühl für Qualität<br />

An weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg sind Begabten-AG’s Sonderprojekte<br />

für „besonders befähigte Schülerinnen und Schüler“. So auch die „Markt und Mensch-<br />

AG” am Königin-Katharina-Stift in Stuttgart. Jürgen Germann bereitet diese AG ein<br />

Jahr lang vor, die Teilnehmer lud er ein. „Es wird niemand gezwungen, mitzumachen.<br />

Ungefähr die Hälfte der von mir Ausgesuchten muss leider aus Zeitgründen absagen“,<br />

sagt der engagierte Lehrer. Er betont: „Jeder Teilnehmer hat während der AG einen tiefen<br />

Einblick in die tatsächliche Arbeit bekommen, hat mit Menschen aus der Wirtschaft<br />

verhandelt. Ich glaube, man lernt am <strong>besten</strong> von Experten. <strong>Die</strong> Schüler haben die<br />

Wirklichkeit sehr unmittelbar kennen gelernt. Und sie haben gelernt, dass man für<br />

alles, was taugt, einen hohen Eigene<strong>ins</strong>atz bringen muss. Sie bekommen Gefühl für<br />

Qualität. Und sie können stolz sein auf das, was sie geleistet haben.“<br />

Jürgen Germann ist Initiator der Begabten-AG.<br />

Er unterrichtet Deutsch, Geschichte<br />

und Geme<strong>ins</strong>chaftskunde am<br />

Stuttgarter Königin-Katharina-Stift.<br />

13


14 Einblick<br />

Praktikum: Der Traumberuf auf der Teststrecke<br />

Was du willst!<br />

Das Angebot ist groß, die richtige Auswahl zu treffen schwierig. Aus über 350 Ausbildungsberufen und noch mehr Studiengängen<br />

kannst du wählen - auf dem Weg zu deiner Karriere. Bei der richtigen Entscheidung helfen - wie so oft – die richtigen<br />

Informationen. Um an solche heranzukommen, lohnt sich ein Praktikum in einem Betrieb. Und der direkte Weg zum<br />

Ausbildungsberater der Handwerkskammer oder zum Arbeitsamt. So kannst du hautnah das testen, was du willst.<br />

<strong>Die</strong> Auswahl des Betriebes ...<br />

... solltest du sorgfältig planen. Denn die Praktikumszeit ist kurz<br />

und kostbar. Was du im Praktikum kennen lernst, ist nur ein kleiner<br />

Ausschnitt aus dem ganzen Beruf. Wenn du das erste Gespräch<br />

mit dem Betrieb führst, sag gleich klar und deutlich, warum dir das<br />

Praktikum wichtig ist und was du davon erwartest.<br />

Der erste Tag ...<br />

... dient dem kennen Lernen der neuen Umgebung und der Kollegen.<br />

Außerdem wird der weitere Ablauf des Praktikums geplant: Bitte<br />

deinen Chef darum, in verschiedenen Abteilungen eingesetzt zu<br />

werden. Nur so kannst du dich über den Beruf umfassend informieren.<br />

Um die Rahmenbedingungen festzulegen, solltest du einen<br />

Praktikumsvertrag abschließen - sicherheitshalber. Vordrucke kön-<br />

Karsten, 14<br />

nen unter 0180 3 - 21 21 27 oder über info@handfest-online.de<br />

abgerufen werden.<br />

Während des Praktikums ...<br />

... heißt es: viel sehen, hören und fragen, um möglichst viel über<br />

deinen Traumberuf zu erfahren.<br />

Der letzte Tag ...<br />

... dient nicht nur der Verabschiedung. Frag deine Kollegen, wie sie<br />

die Chancen und Perspektiven in diesem Beruf e<strong>ins</strong>chätzen. Glauben<br />

sie, dass du für diesen Beruf geeignet bist? Damit das Praktikum<br />

sich zusätzlich auszahlt, solltest du nach einer Praktikumsbescheinigung<br />

fragen. Vordrucke können unter 0180 3 - 21 21 27 oder über<br />

info@handfest-online.de abgerufen werden.


Hendrik, 17<br />

Der 14-jährige Karsten Klappert hat ein zweiwöchiges<br />

Praktikum als Informationselektroniker bei der Firma Hees<br />

Bürosysteme in Siegen absolviert.<br />

„Ich beschäftige mich zu Hause oft mit meinem PC, habe schon einige<br />

auseinander gebaut und wieder zusammengeschraubt. Ich wollte<br />

gucken, was ich lernen kann, ich habe einen richtig starken<br />

Eindruck von diesem Beruf. Am liebsten würde ich sofort anfangen.<br />

PC-Konfiguration, Außendienst und Bürotechnik – eigentlich macht<br />

mir alles richtig Spaß. Ich lerne unheimlich viel hier, aber gute<br />

Kenntnisse in Mathe und Physik braucht man unbedingt.“<br />

Der 17-jährige Gymnasiast Hendrik Jakobs hat ein zweiwöchiges<br />

Praktikum beim Zimmerer Nikolai Koch in Hennef absolviert.<br />

„Praktikumsjobs im Büro habe ich auch schon gemacht, aber da<br />

fühlte ich mich unausgelastet. Ich würde jedem empfehlen, ein<br />

Praktikum zu machen – so verschafft man sich nützliche<br />

Informationen über den Beruf. Über Freunde bin ich an Zimmerer<br />

Nicki Koch gekommen – und es gefällt mir richtig gut. Ich lerne<br />

viele typische Arbeiten des Zimmerers kennen, meine Kollegen<br />

erklären mir viel, und mit der Zeit verstehe ich die Arbeitsabläufe –<br />

was mir am Anfang natürlich schwer gefallen ist. Das ist ein cooler<br />

Job – das hätte ich nicht gedacht. Ich könnte mir gut vorstellen,<br />

nach dem Abi in diesem Beruf eine Ausbildung zu machen. Eine<br />

handwerkliche Ausbildung vor dem Architekturstudium ist sicherlich<br />

von großem Nutzen.“<br />

15


16 Einblick<br />

Versicherung im Praktikum<br />

Experten-Interview<br />

mit Clemens Urbanek<br />

(HWK zu Köln)<br />

Clemens Urbanek<br />

befasst sich seit Jahren<br />

eingehend mit der Berufswahl<br />

junger Menschen –<br />

eine wichtige Rolle spielen<br />

dabei Praktika.<br />

<strong>Ausland</strong>spraktikum<br />

Arbeiten in Paris, London oder Sydney<br />

Wie ist man im Schülerbetriebspraktikum<br />

versichert?<br />

Schülerbetriebspraktika sind Schulveranstaltungen.<br />

Das ist durch die in NRW geltende<br />

Schulordnung geregelt. Praktika sind<br />

also wie Schulveranstaltungen versichert.<br />

Der Schüler muss für das Praktikum keine<br />

eigene Versicherung abschließen.<br />

Wer zahlt, wenn auf dem Weg zum Betrieb<br />

oder zurück nach Hause ein Unfall<br />

passiert?<br />

<strong>Die</strong> gesetzliche Unfallversicherung der<br />

Schule. Sie trägt sämtliche Kosten der medizinischen<br />

Behandlung, wenn man auf dem<br />

Hin- oder Rückweg zum Praktikumsbetrieb<br />

oder während der Tätigkeit als Praktikant<br />

einen Unfall erleidet. Das gilt auch dann,<br />

wenn der Unfall durch den Schüler selbst<br />

verschuldet wurde. Nur bei einem absichtlich<br />

herbeigeführten Arbeitsunfall kann der<br />

Versicherungsschutz entfallen.<br />

Wollt ihr nach der Schule auch mal raus in<br />

die große weite Welt? Eine tolle Möglichkeit<br />

ist da ein <strong>Ausland</strong>spraktikum: Ihr lernt<br />

Land und Leute kennen, verbessert eure<br />

Sprachkenntnisse und schnuppert in die<br />

Arbeitswelt hinein. Wer ein <strong>Ausland</strong>spraktikum<br />

machen will, muss viel organisieren -<br />

Tipps und Hilfen findet ihr unter<br />

www.ikk-spleens.de.<br />

Und wenn ein Praktikant zum Beispiel<br />

einen Defekt an einer Maschine verursacht?<br />

Das ist ein Fall für die Haftpflicht der<br />

Schulversicherung. Sie tritt ein bei Vermögens-<br />

und Sachschäden, die man während<br />

des Praktikums verursacht. Allerdings gilt<br />

auch hierbei: Für vorsätzlich herbeigeführte<br />

Schäden haftet der Schüler selbst beziehungsweise<br />

bei Minderjährigen die Eltern.<br />

An wen kann sich der Praktikant wenden,<br />

wenn das Malheur passiert ist?<br />

Auf keinen Fall sollte er versuchen, die<br />

Sache zu vertuschen. Dadurch wird’s nur<br />

schlimmer! Unter Umständen haftet dann<br />

nämlich keine Versicherung mehr. Üblicherweise<br />

informiert man als Praktikant zunächst<br />

seinen Kollegen. In der Regel erfährt<br />

danach der Betriebsinhaber von dem Vorfall.<br />

Der nimmt dann Kontakt mit dem<br />

zuständigen Lehrer in der Schule auf.<br />

Vorsorglich sollte man den Lehrer auch<br />

selbst anrufen und über den Vorfall in<br />

Kenntnis setzen. Der Kontakt zur Versicherung<br />

wird dann über den Lehrer beziehungsweise<br />

das Sekretariat der Schule hergestellt.


18 Hintergrund<br />

Von Kursfahrt bis Stipendium: Reisen vermittelt Qualifikationen, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind<br />

Neugierig auf die Welt<br />

Meistens reicht eine gute Portion Neugier. Ein Plus an Eigeninitiative, Offenheit, Flexibilität, Motivation und Interesse an der<br />

Kultur und Sprache anderer Länder sind beste Voraussetzungen, um sich Schlüsselqualifikationen zu sichern, die auf dem<br />

Arbeitsmarkt gefragt sind. Stipendien, Austausch- und Bildungsprogramme sind nicht nur für Studenten und E<strong>ins</strong>erkandidaten<br />

da. Über Grenzen hinweg lassen sich Gewinn bringende Einblicke in den Arbeitsalltag anderer Länder erhalten. Wer verreist –<br />

egal ob alleine, mit Freunden, Zufallsbekanntschaften oder mit der ganzen Klasse – hat sicher viel Freizeit, kann Abenteuer erleben,<br />

was lernen, und hat nachher Originelles zu erzählen.


Klang ist erlebbar:<br />

Nicole und Thorsten (o.),<br />

Stefan und Alfred Hagedorn (u.)<br />

im Haus der Sinne.<br />

36 Elft- und Zwölftklässler des Fontane-Gymnasiums aus Rangsdorf waren fünf Tage<br />

lang auf Kursfahrt im Ruhrgebiet. Fotograf Philip Lethen und handfest-Redakteur<br />

<strong>Die</strong>ter Müller haben sie dabei begleitet.<br />

Es ist immer so. 37 Leute stehen um dich<br />

herum – und wen trifft es? Klar, ausgerechnet<br />

mich. Das mag auch Linda in diesem<br />

Moment denken. In diesem verflixten<br />

Moment, als Alfred Hagedorn sie bittet,<br />

einen Schritt nach vorne zu kommen. Linda<br />

macht’s. <strong>Die</strong> 17-Jährige, die nach ihrem Abi<br />

Journalistik studieren will, steigt sicher<br />

und entschlossen auf den wackligen Kreisel,<br />

muss hier und da ausgleichen, das Körpergewicht<br />

verlagern, kippelt auch ein bisschen,<br />

aber sie hält sich gut. „Das war<br />

schon ein komisches Gefühl – im Mittelpunkt<br />

zu stehen. Dadurch fiel es mir noch<br />

schwerer, das Gleichgewicht zu halten“,<br />

meint sie anschließend, als sie wieder festen<br />

Boden unter den Füßen hat.<br />

Das Haus der Sinne ist ein kleines Museum<br />

auf dem riesigen Gelände der Zeche Zollverein<br />

in Essen. Alfred Hagedorn führt<br />

durch die Ausstellung. Der gelernte Tischler<br />

vermittelt dabei den 36 Gymnasiasten aus<br />

Rangsdorf viele kleine Aha-Effekte. Er zeigt<br />

Party ist erst abends<br />

ihnen, dass man Klang sehen und Farbe<br />

erleben kann, und erntet nach kurzweiligen<br />

zwei Stunden jede Menge Beifall, was er beiläufig<br />

erklärt: „Lernen macht ja auch<br />

Spaß.“<br />

Der Hauptgewinn<br />

Rangsdorf ist eine kleine Gemeinde mit<br />

rund 8000 Einwohnern, die knapp zehn<br />

Kilometer südlich von Berlin liegt. <strong>Die</strong><br />

Schüler des Rangsdorfer Fontane-Gymnasiums<br />

erleben fünf Tage lang das Ruhrgebiet.<br />

Sie staunen im Folkwang-Museum, in der<br />

Margarethenhöhe und im Oberhausener<br />

Gasometer. Sie sind auf Kursfahrt, übernachten<br />

in der Jugendherberge Essen-<br />

Werden. Aber bevor sie rund dreieinhalb<br />

Stunden mit dem ICE angereist sind, haben<br />

sie Lose gezogen. Und Stefan hat den<br />

Hauptgewinn gezogen. Der 18-Jährige wird<br />

demnächst vor dem Erdkunde-Leistungskurs<br />

ein Referat über das Ruhrgebiet hal-<br />

19


20 Hintergrund<br />

EUROPASS-Berufsbildung trägt zu mehr<br />

Transparenz und Kooperation in der beruflichen<br />

Bildung in Europa bei. Durch den<br />

EUROPASS kann zum ersten Mal europaweit<br />

einheitlich dokumentiert werden,<br />

wenn ein Teil der beruflichen Ausbildung<br />

im <strong>Ausland</strong> absolviert wird. Zudem müssen<br />

ten. Darin wird er berichten von den gewaltigen<br />

Fördertürmen und Kokereien in der<br />

Zeche Zollverein. Er wird schildern, wie er<br />

im Haus der Sinne barfuß gelaufen ist, eine<br />

thailändische Klangschüssel sein Wadenbein<br />

zum Zittern gebracht hat und 36<br />

Schülerinnen und Schüler Currywurst mit<br />

Pommes essen wollten, aber auf dem<br />

Gelände so schnell nichts zu bekommen<br />

war. Vielleicht wird er auch davon berichten,<br />

dass sie nachmittags schon ein bisschen<br />

müde waren. „Wir gehen spät <strong>ins</strong><br />

Bett, und stehen früh wieder auf“, vermutet<br />

Anne (17) als Hauptgrund. Auch die 17jährige<br />

Nicole, die nach dem Abi<br />

Kommunikationsdesign studieren will,<br />

erklärt achselzuckend: „<strong>Die</strong> Nächte sind<br />

lang.“ Eine Kursfahrt gilt zwar als<br />

Unterricht außerhalb des Klassenraumes,<br />

Schattenspiele: Linda und Mylene<br />

im Rausch der Farben.<br />

EUROPASS - Berufliche Ausbildung in Europa<br />

sich alle Ausbildungseinrichtungen über<br />

die Grenzen hinweg über die Inhalte der<br />

Berufsbildungsabschnitte, die im <strong>Ausland</strong><br />

durchgeführt werden, einigen und diese<br />

gegenseitig anerkennen.<br />

So haben Auszubildende die Möglichkeit,<br />

ihre beruflichen Fähigkeiten im <strong>Ausland</strong><br />

aber auch als Freizeit. Und sie dient dem<br />

sozialen Lernen – was Christin (17) klasse<br />

findet: „ So lernen wir unsere Lehrer auch<br />

mal privat kennen.“<br />

<strong>Die</strong> lange Leine<br />

Silvia Glor und Volker Domroese pflegen den<br />

lockeren Umgang mit ihren Schülern. <strong>Die</strong><br />

37 Elft- und Zwölftklässler zahlen es den<br />

beiden Lehrern zurück: Sie machen keinen<br />

Unsinn, verursachen keinen Stress. <strong>Die</strong> Bio-<br />

Lehrerin und der Erdkunde-Lehrer sehen in<br />

Kursfahrten eine angenehme Abwechslung<br />

zum Schulalltag: „Man kommt mit den<br />

Schülern auf einer anderen Ebene in<br />

Kontakt und lernt sich auch mal privat kennen.<br />

<strong>Die</strong> Schüler sehen: Ach, das ist nicht<br />

der böse Lehrer, der immer nur mit den<br />

<strong>Die</strong> Erfahrung der Langsamkeit:<br />

Thorsten im Mittelpunkt.<br />

zu vertiefen, ohne dafür ihre begonnene<br />

Ausbildung abbrechen zu müssen – und<br />

die zusätzlich gewonnene Berufserfahrung<br />

verbessert ihre Chancen am Arbeitsmarkt.<br />

www.europass-berufsbildung.de


Im <strong>Ausland</strong> leben, arbeiten und lernen, die<br />

Kultur erfahren, die Sprache sprechen und<br />

sich weiter qualifizieren – die InWEnt<br />

Internationale Weiterbildung und Entwicklung<br />

GmbH macht’s möglich! Mit dem neuen<br />

Programmkatalog 2003, der mehr als 40 Angebote<br />

der beruflichen Qualifizierung in<br />

aller Welt enthält, führt InWEnt die Arbeit<br />

der Carl Duisberg Gesellschaft mit über 50<br />

Jahren Erfahrung in der <strong>Ausland</strong>sfortbildung<br />

fort. <strong>Die</strong> Programme werden vom Bund<br />

der Europäischen Union und verschiedenen<br />

Stiftungen gefördert.<br />

Alle Programme haben eines geme<strong>ins</strong>am:<br />

Sie fördern interkulturelle Kompetenz, das<br />

Verständnis für fremde Kulturen und führen<br />

zu mehr Toleranz, Offenheit und Flexibilität<br />

– Schlüsselqualifikationen, die auf dem<br />

Arbeitsmarkt gefragt sind.<br />

40 <strong>Wege</strong> <strong>ins</strong> <strong>Ausland</strong><br />

Praktikum in Europa –<br />

ein Plus für die Karriere<br />

<strong>Ausland</strong>serfahrung ist für Berufstätige zu<br />

einem unverzichtbaren Teil ihrer Qualifikation<br />

geworden. <strong>Die</strong> InWEnt bietet<br />

Berufstätigen die Chance, während eines<br />

mehrmonatigen <strong>Ausland</strong>saufenthaltes ihre<br />

Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern<br />

sowie Arbeitsleben und Kultur der europäischen<br />

Nach-barn kennen zu lernen. Das<br />

Angebot gilt für Großbritannien, Frankreich,<br />

Irland, Italien, die Niederlande und<br />

Spanien.<br />

Neben einer abgeschlossenen nicht-akademischen<br />

Berufsausbildung und ausreichenden<br />

Kenntnissen der jeweiligen Landessprache<br />

ist auch Eigeninitiative bei der<br />

Suche nach einem Praktikantenplatz gefragt.<br />

Zur Vorbereitung auf das Praktikum<br />

bietet die InWEnt Sprach- und Einführungskurse<br />

im Gastland an.<br />

Das Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung unterstützt die Fortbildung.<br />

Weitere Informationen und die Bewerbungsunterlagen<br />

gibt es bei der<br />

InWEnt, www.inwent.org<br />

Kosmopolit: Pat Wallfisch macht in<br />

New York ein Praktikum.<br />

<strong>Die</strong> junge Grafikerin sammelt<br />

Erfahrungen für´s Leben.<br />

21


22 Hintergrund<br />

Das Handwerk: Sprungbrett <strong>ins</strong> <strong>Ausland</strong><br />

„Eine große Herausforderung“<br />

Anita Urfell war 13 Jahre lang Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer Münster.<br />

Seit einem Jahr ist die 46-jährige Kfz-Mechaniker-Meisterin, die englisch und französisch<br />

spricht, Expertin für den internationalen Austausch.<br />

handfest: Wie wichtig ist ein <strong>Ausland</strong>saufenthalt?<br />

Anita Urfell: Enorm wichtig. Wer in seinem<br />

Lebenslauf nachweisen kann, das er beruflich<br />

im <strong>Ausland</strong> war, dokumentiert damit,<br />

dass er motiviert, engagiert, lernbereit,<br />

mobil und flexibel ist, und außerdem zusätzliche<br />

Sprachkenntnisse besitzt. Das ist<br />

ein großer Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Wer kann sich denn bewerben für einen<br />

<strong>Ausland</strong>saufenthalt?<br />

Jeder, der aus dem Handwerk kommt.<br />

Azubis, Gesellen, Meister. <strong>Die</strong> Angebote gelten<br />

– je nachdem, welches Programm zum<br />

Tragen kommt – für jede Altersgruppe.<br />

Es gibt keine Altersbeschränkung der<br />

Bewerber?<br />

Nein. <strong>Die</strong> meisten unserer Bewerber haben<br />

bereits eine Ausbildung gemacht, sie wollen<br />

als Geselle im <strong>Ausland</strong> Erfahrung sammeln<br />

und Neues kennen lernen. Zurückweisen<br />

mussten wir bisher noch keinen Bewerber.<br />

Was können Sie Gesellinnen und<br />

Gesellen anbieten?<br />

Es gibt eine Reihe verschiedener Förderprogramme,<br />

je nach individuellen Voraussetzungen<br />

der Interessenten, nach gewünschtem<br />

Zielland und geplanter Dauer des<br />

Aufenthaltes können wir etwas anbieten.<br />

Ein besonders interessantes Programm ist<br />

Noten droht.“ Der Spaß im Haus der Sinne<br />

geht weiter: Thorsten stellt sich in eine Art<br />

Karussell. Er hält in beiden Händen Gewichte.<br />

Führt er sie näher an den Körper<br />

heran, dreht er sich schneller. Nicht nur<br />

dieses Phänomen, sondern die Kursfahrt an<br />

sich findet er „spannend und interessant.<br />

In erster Linie ist das Freizeit und Spaß –<br />

aber auf jeden Fall eine gelungene Abwechslung<br />

zur Schule.“<br />

Franziska ist Soda-Fan<br />

Abends ist endlich Party. Und zwar auf<br />

jedem Zimmer, aber ganz gesittet. Was da<br />

abgeht? Franziska hat uns nur so viel verraten:<br />

„Ein bisschen Flaschen drehen, und<br />

viel quatschen mit Freunden.“ <strong>Die</strong> 17-<br />

Jährige zeigt auf ihrem Sweatshirt, welche<br />

Musik sie hört. Sie ist Fan von „Soda“.<br />

„Soda“? Das ist eine Schüler-Band aus<br />

Rangsdorf, die Covers von den Ärzten oder<br />

Toten Hosen spielt, aber auch eigene Stücke<br />

geschrieben hat. Christian spielt Gitarre bei<br />

Soda. Der 19-Jährige ist jetzt, auf dem Weg<br />

von der Jugendherberge zur Zeche Zollverein,<br />

so etwas wie eine Aufsichtsperson. Weil<br />

er der Älteste ist. Er gehört dem Erdkunde-<br />

Grundkurs an. Nach dem Abi will er Tischler<br />

werden. „Ich habe mich auch schon beworben“,<br />

sagt er.<br />

<strong>Lux</strong>us in der Jugendherberge<br />

Nach einem anstrengenden und informativen<br />

Tag zurück in der Jugendherberge. –<br />

Andreas Ladwig, Leiter der erst vor kurzem<br />

renovierten Jugendherberge in Essen-<br />

Ansichten:<br />

Ein Blick in den Spiegel<br />

im Haus der Sinne.<br />

das europäische Vermittlungsprogramm<br />

SESAM - es bezieht sich ausschließlich auf<br />

das Handwerk.<br />

Was darf man als teilnehmer des SESAM-<br />

Programmes erwarten?<br />

Mit SESAM gelangt man für 32 Wochen <strong>ins</strong><br />

europäische <strong>Ausland</strong>. Dort wird zunächst<br />

ein Sprachkurs absolviert, der mit bis zu<br />

500 Euro bezuschusst wird. Anschließend<br />

arbeitet man als Geselle in einem Handwerksbetrieb.<br />

Das ist eine hervorragende<br />

Möglichkeit, sich in seinem Beruf weiter zu<br />

qualifizieren. Insgesamt wird der Aufenthalt<br />

mit 5000 Euro bezuschusst – für die<br />

Lebenshaltungskosten. Hinzu kommt das,<br />

was man in seinem Gastbetrieb verdient.<br />

Der Verdienst ist Verhandlungssache zwischen<br />

dem Teilnehmer und dem Betrieb.<br />

Wie können Sie behilflich sein?<br />

Wir informieren über die diversen Förderprogramme<br />

und helfen bei der Organisation<br />

des <strong>Ausland</strong>saufenthaltes. Dabei ist aber


Anstoß:<br />

Kathleen und Mylene<br />

geben Impulse.<br />

Werden, empfängt die Schüler mit einem<br />

Buffet: Salat, Suppe, Brot, Käse und Wurst.<br />

Eigentlich ist er Chemie-Laborant. „Aber<br />

meine Gäste versichern, dass man das nicht<br />

rausschmeckt“, flachst er. Insgesamt hat<br />

die Herberge, die seit 40 Jahren im Betrieb<br />

ist, 84 Betten, die Übernachtung kostet 18<br />

Euro – kräftiges Frühstücksbuffet inklusive.<br />

Und das braucht man, wenn die Nächte lang<br />

sind.<br />

Hauptgewinn: Stefan wird ein Referat halten<br />

zum Thema “„Margarethenhöhe - eine<br />

Gartenstadt im Ruhrgebiet”.<br />

auch jede Menge Eigeninitiative gefragt,<br />

zum Beispiel, wenn es darum geht, einen<br />

Betrieb zu finden. Wir können Tipps geben,<br />

<strong>Wege</strong> aufzeigen und Kontakte herstellen.<br />

Welche Vorkehrungen kann man selbst<br />

treffen, bevor es los geht?<br />

Auf jeden Fall sollte man nicht zu kurzfristig<br />

planen. es ist gut, wenn man etwa ein<br />

Jahr Zeit hat, alles vorzubereiten. fremdsprachenkenntnisse<br />

sind von Vorteil. Denn<br />

je besser man sich in der Landessprache verständigen<br />

kann, desto einfacher ist der<br />

Zugang zum Land und zur neuen Arbeitsumgebung.<br />

Außerdem ist es günstig, wenn<br />

man sich vorher über die Region und das<br />

Land informiert hat.<br />

Was geben Sie den Bewerbern mit auf<br />

den Weg?<br />

Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass<br />

sie sich in einer neuen Umgebung zurecht<br />

finden müssen, und dass nie alles nur glatt<br />

gehen kann. Das ist eine große Herausfor-<br />

derung, der aber bisher alle unsere<br />

Teilnehmer gewachsen waren. Noch niemand<br />

hat abgebrochen, alle haben<br />

gesagt: Das würden wir jederzeit wiederholen.<br />

Infos:<br />

www.sequa.de<br />

www.sprungbrett-<strong>ins</strong>-ausland.de<br />

Handwerkskammer Münster<br />

Internationale Vermittlungen<br />

und Austauschprojekte<br />

Telefon 0251-7051460<br />

www.hwk-muenster.de<br />

Programme für Klassenfahrten<br />

bietet das<br />

Deutsche Jugendherbergswerk.<br />

www.djh.de<br />

23


24 Projekt<br />

Ex-Azubi-Stammtisch hilft jungen Ausländern<br />

„Ich will lernen und was werden.“<br />

Funda Eren hatte nicht die Möglichkeit,<br />

eine intensive Sprachschule zu besuchen,<br />

als sie vor 22 Jahren aus der Türkei nach<br />

Deutschland kam. „Ich wollte lernen und<br />

was werden“, sagt sie. <strong>Die</strong> damals 17-jährige<br />

Türkin mit dem unerschütterlichen<br />

Ehrgeiz arbeitete am Fließband, lernte<br />

Nähen und Schreibmaschine schreiben, die<br />

deutsche Sprache brachte sie sich selbst bei.<br />

Sie schloss die Hauptschule ab und setzte<br />

die Fachhochschulreife mit Qualifikation<br />

obendrauf. Heute leitet die ausgebildete<br />

Kauffrau das Projekt MIA Rheinberg<br />

(MigrantInnen in Ausbildung im Rheinisch-<br />

Bergischen Kreis) und den Ex-Azubi-<br />

Stammtisch - mit dem Ziel, die Ausbildungssituation<br />

junger Migrantinnen und<br />

Migranten zu verbessern.<br />

„Wir wollen den Eltern junger Ausländer<br />

erklären, wie wichtig die Ausbildung ist.<br />

Dabei wollen wir das duale Ausbildungssystem<br />

vorstellen und aufzeigen, wann und<br />

wo man sich bewerben muss“, erklärt Funda<br />

Eren, die sämtliche Infos in die jeweilige<br />

Muttersprache übersetzen lässt. „Wir wollen<br />

Jugendliche und Betriebe motivieren, eine<br />

Ausbildung zu machen beziehungsweise<br />

Fatih Akay aus Lünen, Gewinner des<br />

Wettbewerbs chance.nrw. in der<br />

Kategorie Jugendliche<br />

Wettbewerb chance.nrw.<br />

Integration junger Zugewanderter –<br />

Mitmachen können Betriebe,<br />

Verwaltungen und Jugendliche<br />

Ines Falco aus Wermelskirchen,<br />

Gewinnerin des Wettbewerbs<br />

chance.nrw. in der Kategorie<br />

Jugendliche<br />

zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen“,<br />

erklärt sie. Eigens dazu ist der Ex-Azubi-<br />

Stammtisch eingerichtet worden – deren<br />

Mitglieder eine Ausbildung, manchmal<br />

sogar eine Auszeichnung und teilweise auch<br />

schon den Meistertitel besitzen. Das schafft<br />

Motivation.<br />

Vier Sprachen fließend<br />

Sebastiano Buca gehört zum Ex-Azubi-<br />

Stammtisch. Der 24-jährige gebürtige<br />

Italiener lebt seit seinem dritten Lebensjahr<br />

in Deutschland. Er spricht nicht nur perfekt<br />

deutsch, sondern auch italienisch, spanisch<br />

und englisch. Er hat Karriere im Handwerk<br />

gemacht: Nach Fachoberschulreife und Friseurlehre<br />

hat er den Meisterbrief erworben.<br />

Zusammen mit anderen Ehrenamtlichen will<br />

Sebastiano ausländische Jugendliche motivieren,<br />

eine Ausbildung zu machen. „Ich<br />

will mich verwirklichen, weiterbilden und<br />

mehr Verantwortung im Beruf tragen.<br />

Schulabschluss, Ausbildung und Weiterbildung<br />

sind wichtig, um Persönlichkeit und<br />

Selbstvertrauen zu steigern“, sagt<br />

Sebastiano – vorbildlich.<br />

Viele Unternehmen in Nordrhein-Westfalen<br />

schätzen und nutzen bereits die Fähigkeiten<br />

von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien,<br />

wie etwa Zweisprachigkeit und interkulturelles<br />

Wissen. Arbeitgeber und die<br />

jungen Zugewanderten profitieren von diesen<br />

besonderen Kompetenzen - dafür wirbt<br />

die NRW-Kampagne „Zugewanderte: Chance<br />

für Wirtschaft und Verwaltung“.<br />

Teil dieser Kampagne ist der Wettbewerb<br />

chance.nrw., der im letzten Jahr erstmals<br />

ausgelobt wurde. Gesucht wurden einerseits<br />

Projekte und Programme von Unternehmen<br />

und öffentlichen Verwaltungen, die zur<br />

Integration junger Ausländer und Aussiedler<br />

beitragen und andererseits Jugendliche<br />

aus Zuwandererfamilien, die ein besonderes<br />

Engagement, besondere Leistungen in<br />

ihrem schulichen und beruflichen Werdegang<br />

gezeigt haben. Auch in diesem Jahr<br />

wird der Wettbewerb chance.nrw. wieder<br />

durchgeführt. Zu gewinnen sind attraktive<br />

Weiterbildungspakete im Gesamtwert von<br />

24.000 €. Ausgezeichnet werden je ein<br />

Unternehmen, eine Verwaltung und zwei<br />

junge Zugewanderte.<br />

Weitere Informationen bei der Telefon-Hotline der Landesregierung unter<br />

0180 3 100 110 (9 Cent/Minute) und auf den Internetseiten www.chance.nrw.de.<br />

<strong>Die</strong> Bewerbungsunterlagen für den Wettbewerb 2003 werden Ende April vorliegen.


Bewerbungscoaches im Online-Chat:<br />

Antworten und Tipps für die Karriereplanung.<br />

www.ikk-spleens.de<br />

09. April 2003:<br />

von 18:00 bis 21:00 Uhr!<br />

Erste Orientierungshilfen:<br />

Das Heft „Schule aus! - was nun?”<br />

und die CD-ROM „Top Jobs”<br />

gibt`s<br />

kostenfrei bei der IKK-Hotline<br />

unter 0180 2-4 55 22 55 oder<br />

www.ikk-spleens.de<br />

Förderung der<br />

Ausbildungsbeteiligung<br />

junger Migrantinnen und<br />

Migranten im Handwerk<br />

<strong>Die</strong> Situation<br />

Das Handwerk bildet seit jeher viele ausländische<br />

Jugendliche aus. Aber seit einigen<br />

Jahren ist zu beobachten, dass immer weniger<br />

Migrantinnen und Migranten eine Ausbildung<br />

im Handwerk aufnehmen – oder im<br />

Vergleich zu den deutschen Jugendlichen<br />

verstärkt eine Aus- und Weiterbildung<br />

abbrechen.<br />

<strong>Die</strong> Reaktion<br />

<strong>Die</strong> Zentralstelle für die Weiterbildung im<br />

Handwerk (ZWH) will mit dem Projekt zur<br />

Förderung der Ausbildungsbeteiligung junger<br />

Migrantinnen und Migranten im<br />

Handwerk die Ausbildungschancen der<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund in<br />

den handwerklichen Berufen verbessern<br />

und gleichzeitig einen Beitrag zur<br />

Nachwuchssicherung im Handwerk leisten.<br />

<strong>Die</strong>ses Projekt ist Teil der Entwicklungs-<br />

partnerschaft ProInteCra (Professional<br />

Integration of Immigrant in Skilled Crafts)<br />

der Geme<strong>ins</strong>chaftsinitiative EQUAL, einem<br />

Programm des Europäischen Sozialfonds.<br />

<strong>Die</strong> Chance<br />

<strong>Die</strong> Jugendlichen verfügen über viele interkulturelle<br />

Fähigkeiten, von denen die<br />

Handwerksbetriebe profitieren können.<br />

Das Ziel<br />

Ausbildungsberater der Kammern, Berufsbildungsverantwortliche<br />

aus Innungen,<br />

Betrieben und Schulen sowie Sozialberater<br />

aus Beratungs- und Selbsthilfeeinrichtungen<br />

gehen auf die jungen Migrantinnen<br />

und Migranten sowie auf deren Eltern zu,<br />

um ihnen die besonderen Chancen und Zukunftsperspektiven<br />

im Handwerk nahe zu<br />

bringen. Um dies realisieren zu können,<br />

wurde ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm<br />

entwickelt und mit dem Aufbau<br />

eines Netzwerkes zur Integration junger<br />

Migranten begonnen.<br />

Wer sich bereits selbst engagiert oder mehr<br />

über das Veranstaltungsprogramm zum<br />

Thema ‚Integration von Migranten’ erfahren<br />

möchte, findet bei der ZWH unter 0211/30<br />

20 09-18 oder per E-Mail an srassturgut@zwh.de<br />

kompetente Ansprechpartner/-innen.<br />

<strong>Die</strong>se beraten auch, wie<br />

man den Aufbau des Netzwerkes mitgestalten<br />

kann.<br />

Infos: www.zwh.de oder<br />

www.prointecra.de.<br />

25


26 Szene<br />

<strong>Amelie</strong> <strong>Lux</strong>: Olympia-Zweite im Windsurfen<br />

„Dann kam die<br />

Silbermedaille<br />

dazwischen“<br />

Sie isst am liebsten Papas Grünkohl, liest am liebsten Astrid<br />

Lindgren und fährt gerne mit dem Mountainbike durch Kieler<br />

Matschwetter: <strong>Amelie</strong> <strong>Lux</strong> ist Weltklassesurferin. Locker,<br />

natürlich, spontan, originell und geradeaus – so wie ihr Sport.


Als der damals 23-jährigen Oldenburgerin<br />

bei der Olympiade 2000 nach elf<br />

Wettfahrten und über sechs Stunden auf<br />

dem Wasser vor der Schwimm-Oper in<br />

Sydney die Silbermedaille umgehängt<br />

worden ist, hat es Peng gemacht. Surfen<br />

– immerhin schon seit 1984 olympische<br />

Sportart - war plötzlich auch in Deutschland<br />

populär. <strong>Amelie</strong>s Verbindung zum<br />

Wassersport ist keine Überraschung: Als<br />

Zweijährige stand sie zum ersten Mal auf<br />

einem Segelboot, mit elf Jahren ist sie<br />

zum Surfen gekommen. Seit ihrem Abitur<br />

1996 ist sie professionelle Surferin.<br />

Das große Ziel für die 1,63 Meter große<br />

und 52 Kilo leichte Leistungssportlerin<br />

sind die Olympischen Spiele 2004 in<br />

Athen.<br />

Du warst Jugendweltmeisterin 1994 und<br />

1995 sowie Juniorsportlerin des Jahres<br />

1995. Wann war dir klar, dass du Profi-<br />

Leistungssportlerin wirst?<br />

Nach dem Abi war ich mir nicht sicher, was<br />

ich machen soll. Als mir die Bundeswehr<br />

einen Platz in der Sportfördergruppe anbot,<br />

habe ich gedacht: jetzt versuch es einfach<br />

mal als Leistungssportlerin. Dafür bin ich<br />

der Bundeswehr sehr dankbar, denn so<br />

hatte ich viel Zeit für Training und<br />

Wettkämpfe. Außerdem war es die einzige<br />

Möglichkeit, den Sport zu finanzieren.<br />

Und dann kam die Olympiade 2000 in<br />

Sydney.<br />

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen,<br />

nach Sydney eine Ausbildung anzufangen,<br />

oder Landschafts- und Gartenarchitektur zu<br />

studieren. Dann kam der Gewinn der<br />

Silbermedaille dazwischen. Es konnte ja keiner<br />

davon ausgehen, dass ich Olympia-<br />

Zweite werde. Dadurch ist alles anders<br />

geworden.<br />

Wieso anders?<br />

Ich bin seitdem selbstständig und für mich<br />

allein verantwortlich. Einen Manager wollte<br />

ich nicht – obwohl ich mich nach Sydney<br />

mit vielen unterhalten habe. Aber was die<br />

alles mit mir anstellen wollten, hat mir<br />

überhaupt nicht gefallen, das ist auch nicht<br />

mein Ding. Deshalb manage ich mich lieber<br />

selbst.<br />

Ist das die Lebensform, die dir gefällt?<br />

Das ist ein schönes Leben, das stimmt wohl.<br />

<strong>Die</strong>ses Sportlerleben lässt mir meine<br />

Spontaneität. Doch manchmal würde ich<br />

mir jemanden wünschen, der mir zeigt, wo<br />

es lang geht. Aber ich sammle wichtige<br />

Erfahrungen. Manchmal bin ich unsicher,<br />

wenn ich vor einer Entscheidung stehe –<br />

beispielsweise, wenn ein Vertrag unterzeichnet<br />

werden soll. Trotz aller Schwierigkeiten:<br />

Das Schöne ist, dass ich mein eigener<br />

Herr bin, und jede Menge neue Kontakte<br />

knüpfen kann – auch für das Leben nach<br />

meiner aktiven Laufbahn.<br />

“Ich habe ein Brett,<br />

wie es sich jeder<br />

andere auch kaufen<br />

kann.”<br />

Worauf kommt es eigentlich an beim<br />

Surfen?<br />

Auf Technik, Athletik, Ausdauer. Denn ich<br />

stehe nicht nur auf dem Brett, sondern versuche<br />

mit Pumpbewegungen die Geschwindigkeit<br />

zu steigern – das fordert enorm viel<br />

Kraft. <strong>Die</strong> Ausdauer brauche ich, um mich<br />

möglichst schnell von diesen Kraftanstrengungen<br />

zu erholen. Zu den körperlichen<br />

Voraussetzungen kommt die richtige Renn-<br />

Taktik. Allerdings läuft vieles intuitiv ab.<br />

Zum Beispiel dann, wenn der Wind sich<br />

plötzlich dreht.<br />

Hast du ein Board, welches nur auf dich<br />

zugeschnitten ist?<br />

Nein, eigentlich habe ich ein Brett, wie es<br />

sich jeder andere auch kaufen kann, ohne<br />

großartige Variationen. Ich starte in der<br />

Klasse Mistral One Design - die Regeln<br />

schreiben eindeutig vor, was am Board dran<br />

sein darf, und was nicht.<br />

Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag<br />

für dich aus?<br />

Pro Tag habe ich zwei Trainingseinheiten.<br />

Meistens mach ich morgens einen Waldlauf<br />

und abends Krafttraining. Zwischendurch<br />

nehme ich viele Sponsorentermine wahr,<br />

bearbeite meine Post, meine E-Mails, verteile<br />

Aufgaben und hänge am Telefon.<br />

Und wann isst du mal was?<br />

Dass ich zwischendurch was esse, ist ganz<br />

wichtig. Denn ich bin die Kle<strong>ins</strong>te und<br />

Leichteste im Surf-Zirkus, muss daher ganz<br />

genau darauf achten, dass ich die Energie<br />

wieder reinhole, die ich im Training verbrauche.<br />

Wie geht’s weiter?<br />

Erst mal bis 2004. <strong>Die</strong> Teilnahme an den<br />

Olympischen Spielen in Athen ist mein<br />

mittelfristiges Ziel. <strong>Die</strong> Weltmeisterschaft,<br />

die im September im südspanischen Cadiz<br />

stattfindet, ist das wichtigste Event in diesem<br />

Jahr.<br />

Dynamisch, kraftvoll und<br />

athletisch: Weltklassesurferin<br />

<strong>Amelie</strong> <strong>Lux</strong> in Aktion.<br />

27


28 Szene<br />

Bootsbauer Florian Sandner: Ein Kanu in zehn Tagen<br />

„Quasi wie ein Stöpsel“<br />

Nachdem er Abi und Zivildienst<br />

hinter sich hatte, war für Florian<br />

Sandner klar: Irgendwas Handwerkliches,<br />

am liebsten aber<br />

wollte er Bootsbauer lernen.<br />

Denn er fährt gerne Kanu und ist<br />

leidenschaftlicher Segler. Er hat<br />

sein Hobby zum Beruf gemacht:<br />

Heute baut der 22-jährige<br />

Mönchengladbacher, der im ostwestfälischen<br />

Werl seine Ausbildung<br />

macht, in erster Linie acht<br />

Meter lange Yachten. Im kommenden<br />

Jahr hat er seine Lehre<br />

abgeschlossen: „Danach will ich<br />

meinen Meister machen, um später<br />

mal selbstständig zu sein.“<br />

Harte Schale,<br />

weicher Kern<br />

Das Board muss einiges aushalten: Spektakuläre Sprünge und manchmal nicht so sanfte<br />

Landungen. Und von einem Board wird einiges verlangt: steif, flexibel, schlagfest, dynamisch<br />

und superleicht soll es sein – alles gleichzeitig. Umso erstaunlicher, dass das Board<br />

zum größten Teil aus Schaum besteht. Der Schaum besteht aus einem Gewebe namens EPS<br />

- und das ist nichts anderes als Styropor: Harte Schale, weicher Kern.<br />

Der Schaumkern ist fast so groß wie das eigentliche Board. Rund um den Kern werden - vier<br />

bis fünf Millimeter dick - wenige harte Materialien aufgespritzt. Ganz fein, Lage um Lage,<br />

bringen Spezialisten die extrem festen und leichten High-Tech-Materialien auf. Wie bei<br />

einem Sandwich. Das ist auch der offizielle Fachausdruck dafür: Sandwich-Technologie.<br />

„Ausgereifte Leichtbauweise“, nennt Jürgen May, der technische Produktmanager von<br />

Mistral, das.<br />

Unterschiede werden gemacht –<br />

natürlich. <strong>Die</strong> Boards für E<strong>ins</strong>teiger<br />

wiegen rund 14 Kilo – ihre<br />

Bauweise ist ziemlich robust ausgelegt.<br />

<strong>Die</strong> Boards für Wettkämpfer<br />

dagegen sind federleicht und<br />

ein bisschen kleiner. Sie bestehen<br />

aus sehr teuren und feinen Materialien.<br />

Zum Beispiel aus Carbon.<br />

Das ist ein High-Tech-Gewebe, das<br />

zum Beispiel beim Flugzeugbau<br />

eingesetzt wird.


Das Steven:<br />

Florian leimt<br />

10 Zentimeter<br />

breite Leisten<br />

übereinander.<br />

Schritt 1: Das stabile T<br />

Mit einem massiven Holz-Balken fängt alles<br />

an. Der Balken sieht von vorne aus wie ein<br />

T und wirkt sehr stabil. Muss er auch, denn<br />

auf ihm liegt - der Länge nach aufgebockt<br />

– das, was ein Kanu werden will.<br />

Schritt 2: Der Bauch<br />

Florian schraubt die so genannten Mallen –<br />

die sind in diesem Fall aus Spanplatte – in<br />

gleichmäßigem Abstand auf das T. <strong>Die</strong>se<br />

Mallen geben dem Kanu beim späteren<br />

Beplanken seine typische Form. Wenn das<br />

Kanu fertig ist, werden die Mallen allerdings<br />

wieder entfernt.<br />

Schritt 3: Das Planken<br />

Florian leimt und tackert die Leisten auf<br />

die Mallen. Das Kanu liegt auf dem Kopf.<br />

Der Teil, der nachher unter Wasser ist, der<br />

so genannte Kiel also, zeigt nach oben. Von<br />

der Oberkante des Kanus bis zur Mitte hin<br />

werden auf jeder Seite die rund zwei<br />

Zentimeter schmalen und bis zu sechs<br />

Meter langen Leisten zusammengetackert.<br />

In der Fachsprache nennt man das:<br />

Planken.<br />

Schritt 4: Das Auge<br />

<strong>Die</strong> Leisten sind aus Western-Red-<br />

Zedernholz – das ist leicht, geradfaserig<br />

und gut zu verarbeiten. Zusätzlich weist es<br />

– im Vergleich zum Gewicht - eine hohe<br />

Festigkeit auf. <strong>Die</strong> Leiste, die die letzte<br />

Lücke füllt, muss mit dem Hobel passend<br />

geschnitten werden. Sie macht - ähnlich<br />

einem Badewannen-Stöpsel - das Kanu<br />

dicht. In der Fachsprache heißt diese letzte<br />

Leiste „Auge“.<br />

Schritt 5: Das Steven<br />

Florian arbeitet am Bug. Dort leimt er<br />

knapp zehn Zentimeter breite Leisten in<br />

fünffacher Auflage übereinander und<br />

drückt sie zusätzlich mit Schrauben zusam-<br />

men. Steven heißt das in der Fachsprache.<br />

„<strong>Die</strong> Schrauben werden nachher entfernt.<br />

Wir können an dieser Stelle keine<br />

Schraubzwingen mehr e<strong>ins</strong>etzen“, sagt<br />

Florian.<br />

Schritt 6: Das Hobeln<br />

Das Kanu ist schon fast fertig, zumindest in<br />

der Rohfassung. Jetzt wird außen und<br />

innen gehobelt und geschliffen. Danach<br />

streicht Florian Epoxidharz, einen<br />

Kunstharz darüber. „Das wird klar wie eine<br />

Glasschicht - und absolut dicht“, sagt der<br />

Bootsbauer-Azubi.<br />

Schritt 7: Das Warten<br />

Das Kanu sieht schon nach Kanu aus. Aber<br />

rund 12-24 Stunden lang dauert es, bis<br />

alles ausgehärtet ist.<br />

Schritt 8: <strong>Die</strong> Feinarbeit<br />

Verstärkungen auf der Außenkante fehlen<br />

noch. Decks, die Sitze und die<br />

Querduchten, damit das Kanu auf den<br />

Schultern getragen werden kann, werden<br />

angeleimt. Danach kommt nur noch die<br />

optische Feinarbeit. „Mit vier Mann braucht<br />

man etwa sieben bis zehn Tage, um ein<br />

Kanu zu bauen“, erklärt Florian.<br />

Das stabile T: Mit den massiven<br />

Holzbalken fängt alles an.<br />

Auf ihnen wird das Kanu aufgebockt.<br />

29


30 Nachgefragt<br />

Welche Bedeutung<br />

hat für Dich ein<br />

<strong>Ausland</strong>saufenthalt?<br />

Janina Pens arbeitet derzeit dreimal in<br />

der Woche als Versicherungskauffrau.<br />

<strong>Die</strong> 21-Jährige mit einer eineinhalbjährigen<br />

Tochter könnte sich aber demnächst<br />

sehr gut vorstellen, im <strong>Ausland</strong> zu<br />

arbeiten – aber im Süden müsste es sein,<br />

und ein halbes Jahr würde auch reichen.<br />

„Ich würde gerne international arbeiten.<br />

Aber auf längere Sicht gesehen, halte ich<br />

das für wenig verfolgenswert. Ein halbes<br />

Andreas Stauf wird nach abgeschlossener<br />

Ausbildung zum Tischler seinen Zivildienst<br />

leisten. Danach könnte sich der<br />

19-jährige Kölner gut vorstellen, im<br />

<strong>Ausland</strong> seine Berufskenntnisse zu vertiefen.<br />

„Weil es der Karriere förderlich<br />

sein kann, und nicht so sehr aus<br />

Abenteuerlust“, sagt Andreas.<br />

„Amerika würd’ mich ganz besonders reizen.<br />

In einem halben Jahr habe ich meine Lehre<br />

abgeschlossen, dann könnte ich mir sehr<br />

gut vorstellen, in einer anderen Umgebung,<br />

in einem anderen Klima zu arbeiten und<br />

dazuzulernen. Ich denke, es kann nur von<br />

Vorteil sein, wenn man mal in einem anderen<br />

Land gearbeitet hat.“<br />

Barcelona, Mailand und Paris – das sind<br />

nur drei der Städte, die Noomi Lösing<br />

ganz besonders interessant findet. <strong>Die</strong><br />

22-Jährige arbeitet als gelernte Damenschneiderin<br />

in Münster.<br />

„Im <strong>Ausland</strong> arbeiten? Auf alle Fälle. Ich<br />

war schon mal für sieben Monate in<br />

Brasilien, bin dort auch ein bisschen heimisch<br />

geworden. Ich bin prinzipiell immer<br />

offen, Erfahrungen in anderen Ländern zu<br />

sammeln und mich so weiterzuentwickeln.<br />

Italien, und da natürlich Mailand, die Stadt<br />

der Mode, reizen mich ganz besonders. Dort<br />

werde ich auch in nächster Zeit mal hinfliegen.<br />

<strong>Ausland</strong>serfahrung ist in meinem Beruf<br />

sehr wichtig: Deutschland gilt ja nicht<br />

unbedingt als Mittelpunkt der Modewelt.“<br />

Jahr wäre angemessen – um Erfahrungen zu<br />

sammeln und die Sprache zu vertiefen. Aber<br />

zurzeit klappt das nicht. Unsere Tochter ist<br />

eineinhalb Jahre alt – aber wenn sie älter<br />

ist, kann ich mir sehr gut vorstellen, mal im<br />

<strong>Ausland</strong> zu arbeiten. Amerika, Spanien oder<br />

Griechenland würden mich am meisten<br />

interessieren. Auf jeden Fall im Süden. Ich<br />

hatte auch schon das Angebot, als Animateurin<br />

in einem Ferienclub zu arbeiten.“


Nadine Paul und Ilona Schmitt – beide<br />

18 und beide im zweiten Lehrjahr zur<br />

Gas- und Wasser<strong>ins</strong>tallateurin - haben<br />

drei Wochen lang in Frankreich Neues<br />

gesehen und gelernt.<br />

Nadine: „Ich habe in Lille gearbeitet und<br />

dort bei der Familie eines Azubis gewohnt.<br />

So habe ich die französischen Arbeitstechniken,<br />

Kultur und Lebensweise kennen<br />

gelernt. Später haben uns die Franzosen in<br />

Köln besucht. Ich würde gerne wieder<br />

einen Austausch - vielleicht in Spanien,<br />

Italien, England oder Übersee - mitmachen,<br />

um Berufserfahrung zu sammeln.<br />

Ilona: „Ich war zweimal mit dem Schüleraustausch<br />

in Frankreich. Dort habe ich die<br />

französische Sprache gelernt. Aber arbeiten<br />

würde ich höchstens mal für ein paar<br />

Monate im <strong>Ausland</strong>. Länger nicht, denn<br />

dafür sind mir meine Freunde und Familie<br />

zu Hause zu wichtig.”<br />

<strong>Die</strong> 16-jährige Schülerin Sara Khaladj<br />

träumt von einer internationalen<br />

Karriere als Model. Am liebsten würde<br />

sie in Amerika arbeiten.<br />

„Ich möchte gerne Model werden. In dem<br />

Beruf ist es ganz normal, international zu<br />

arbeiten. Am meisten würde mich Amerika<br />

reizen. Denn dort sind die Besten des Fachs,<br />

das wäre meiner Karriere wahrscheinlich<br />

nicht hinderlich. Ich würde auch gerne beim<br />

Fernsehen, oder in der Werbebranche arbeiten.<br />

Denn ich mag Glanz und Glamour. Aber<br />

ich gehe noch zur Schule, das hat also alles<br />

noch ein bisschen Zeit. Wenn ich nicht<br />

Model werde, dann studiere ich wahrscheinlich<br />

Jura.“<br />

Stephan Büsch (25), hat nach Abi und<br />

Bundeswehr als Rettungsschwimmer<br />

gearbeitet, bevor er bei Nikolai Koch in<br />

Hennef eine um ein halbes Jahr verkürzte<br />

Lehre zum Zimmerer abgeschlossen<br />

hat. Ab Oktober wird er Architektur studieren,<br />

vorher will er in Australien<br />

arbeiten.<br />

„<strong>Die</strong> Zeit bis zu meinem Studium möchte ich<br />

am liebsten im <strong>Ausland</strong> verbringen. Und wie<br />

der Zufall spielt: <strong>Die</strong> Eltern eines Freundes<br />

bauen ein Haus bei Melbourne – dort werde<br />

ich den Innenausbau machen. Ein Visum für<br />

Australien habe ich schon beantragt. Darin<br />

habe ich angegeben, dass ich nicht nur als<br />

Zimmerer, sondern auch als Gärtner oder<br />

Kellner arbeiten kann. In erster Linie will<br />

ich in Australien arbeiten und in meinem<br />

Beruf dazulernen, aber ich will mir auch das<br />

Land angucken. Ich hatte einfach keine<br />

Lust, irgendeinen Pauschalurlaub zu<br />

buchen. Es ergeben sich so viele Dinge im<br />

Leben – wer weiß, wen ich da alles treffe.“<br />

31


32 Reportage<br />

Der Mensch im Mittelpunkt<br />

Motor:<br />

Mensch<br />

<strong>Die</strong> Sportwagenschmiede AMG Mercedes verbindet<br />

Hightech mit traditioneller Handwerkskunst.


Von wegen immer nur billig, billig:<br />

<strong>Lux</strong>usautos boomen wie nie zuvor. Allein im<br />

vergangenen Jahr hat die Mercedes-Edelschmiede<br />

AMG weltweit 18.800 Autos verkauft.<br />

Ganz schön viel, bedenkt man, dass<br />

das günstigste Modell, der C30 CDI AMG<br />

(231 PS) auf Basis der Mercedes C-Klasse,<br />

schon satte 49.590 Euro kostet.<br />

Hintergrund: Wer es sich leisten kann, erhält<br />

bei AMG Mercedes kein Auto von der<br />

Stange, sondern ein Unikat, gebaut nach<br />

Wunsch. Jeder einzelne Motor wird noch<br />

von Hand zusammengeschraubt. Nachprüfbar<br />

ist das unter der Motorhaube: Da findet<br />

sich eine Plakette, unterschrieben von dem<br />

Kfz-Mechaniker, der das Triebwerk in mühevoller<br />

Kleinarbeit aufgebaut hat. Doch wie<br />

wichtig ist der Mensch den Autobauern<br />

wirklich? handfest hat die Azubis von AMG<br />

im schwäbischen Affalterbach besucht.<br />

Erster Eindruck: Alles pieksauber. Kein<br />

Krümel auf dem Boden. Durchgestylte Werkstätten.<br />

Aber: Auch kein Radio mit Lieblingsmusik<br />

plärrt im Hintergrund. Wir treffen<br />

Marko Jankovic (22) und Alfred Hütter<br />

(21), beide Kfz-Elektriker im dritten<br />

Lehrjahr. Für Marko und Alfred hat der Job<br />

bei AMG nichts mit stumpfer Fabrikarbeit zu<br />

tun: „Bei AMG sind Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein<br />

gefordert. Jede Abteilung<br />

arbeitetet Hand in Hand.“<br />

Persönlicher Kontakt ist das Wichtigste.<br />

Eine Marotte von Firmengründer Hans-<br />

Werner Aufrecht. Deshalb sollen die Azubis<br />

nicht bloß ihr Handwerk beherrschen, sondern<br />

auch über den Tellerrand hinausblicken.<br />

Jeder muss, bevor er in seinem Lehrberuf<br />

startet, drei Monate lang alle wichti-<br />

gen Abteilungen des Hauses durchlaufen.<br />

Motorenmanufaktur, Unikatfertigung, Entwicklungsbereich<br />

sowie Presseabteilung.<br />

Erst danach geht es zum eigentlichen<br />

Berufszweig Kfz-Mechaniker,<br />

Kfz-Elektriker<br />

oder Automobil-Mechaniker.<br />

Alfred beschreibt<br />

seine Lehrzeit so: „Im<br />

ersten Jahr lernst du in<br />

der Berufsschule das Kfz-<br />

Handwerk von der Pike<br />

auf. Also auch die Grundlagen, wie<br />

Schweißen, Dengeln, Bohren, Fräsen,<br />

Honen. Da schaust du deinem Meister viel<br />

über die Schulter. Im zweiten Lehrjahr<br />

kommt die Spezialisierung auf Kfz-Elektrik.<br />

Da darf man schon mehr probieren. Zum<br />

Beispiel nach Anweisung Steuergeräte aus-<br />

„Bei AMG sind<br />

Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein<br />

gefordert.“<br />

lesen oder Verlegungspläne für Kabel entwickeln.<br />

Im dritten Lehrjahr arbeitet man<br />

als Azubi fast so selbstständig wie ein<br />

Geselle. Das heißt auch, Testfahrten und<br />

Autoüberführungen mit<br />

acht Zylindern und bis zu<br />

500 PS. Ganz schön viel<br />

Verantwortung.“<br />

Und dieser Verantwortung<br />

sind sich Marko und<br />

Alfred wohl bewusst.<br />

Schließlich gibt AMG<br />

Mercedes nach der Lehrzeit eine zwölfmonatige<br />

Übernahmegarantie.<br />

Besonders spannend für alle Azubis ist die<br />

Unikatfertigung. Hier entstehen ausschließlich<br />

handgefertigte Autos auf speziellen<br />

Kundenwunsch. Jeden Tag eine neue<br />

Herausforderung. Ob Naturleder, Edelholz-<br />

33


34 Reportage<br />

ausstattung, eingebaute Bar, Büro, DVD-<br />

Player oder HiFi-Anlage, für automobile<br />

Einzelstücke müssen eigene Konzepte entwickelt<br />

und Ideen verwirklicht werden. Und<br />

was nur die wenigsten wissen: Bei AMG<br />

Mercedes werden selbst die Inneneinbauten<br />

einem Crash-Test unterzogen.<br />

In einer Edelschmiede zu arbeiten, in der<br />

auch mal plötzlich ein Sultan von Brunei<br />

neben dir auftaucht, um zu sehen, wie weit<br />

der Bau seines verlängerten Geländewagens<br />

gediehen ist, das ist schon etwas ganz<br />

Besonderes. Nicht hermetisch abgeschirmt,<br />

sondern mittendrin - im Geschäft.<br />

<strong>Die</strong> 18 Azubis stehen auch untereinander in<br />

engem Kontakt. Mehrmals im Monat spielen<br />

sie zusammen Billard und alle zwei bis drei<br />

Wochen trifft man sich zum Erfahrungsaustausch<br />

im DaimlerChrysler-Werk in Sindelfingen.<br />

Der Stand auf der Azubi-Messe in<br />

Stuttgart wird ebenfalls geme<strong>ins</strong>am geplant.<br />

Das Highlight für alle ist aber stets das<br />

Saison-Ende der Deutschen Tourenwagen-<br />

Meisterschaft (DTM): Gleich ob ein Mercedes<br />

die Meisterschaft gewinnt oder nicht, lädt<br />

die „Hans Werner Aufrecht Motorsport<br />

GmbH“ alle Auszubildenden zum Abschlussrennen<br />

ein. Und allein die Faszination<br />

Motorsport ist für viele, ob Lehrling oder<br />

Geselle, Motivation genug, sich beim nächsten<br />

AMG Mercedes besonders viel Mühe zu<br />

geben. Das wissen auch die Chefs: Denn nur<br />

Mitmachen & gewinnen!<br />

wenn der Mensch begeistert seinem Handwerk<br />

nachgeht, kann er auch die späteren<br />

Kunden begeistern. Dass es funktioniert,<br />

zeigt der Run auf handgefertigte Autos.<br />

Begnadete Handwerker gesucht<br />

Skurril: Trotz Wirtschaftsflaute scheint der<br />

Trend zum <strong>Lux</strong>usauto ungebrochen. Genau<br />

deshalb ist man bei AMG Mercedes immer<br />

auf der Suche nach Azubis und Gesellen, die<br />

sich für handwerkliche Perfektion begeistern.<br />

Bewerben könnt ihr euch bei:<br />

Mercedes AMG GmbH<br />

Frau Kühn<br />

Daimlerstraße 1<br />

71563 Affalterbach<br />

Wer ist eigentlich AMG?<br />

AMG heißen die schnellsten Mercedes-<br />

Modelle. <strong>Die</strong> Sportmarke hat im Jahr 1967<br />

als kleine 3 Mann-Firma in einer schwäbischen<br />

Mühle angefangen. Werner Aufrecht<br />

und Erhard Melcher aus Großaspach waren<br />

die Gründer. Bekannt wurde AMG in den<br />

70er Jahren durch verblüffende Erfolge im<br />

Tourenwagensport. Viele Mercedes-Besitzer<br />

wollten die AMG-Technik aus dem Rennsport<br />

gerne in ihrem Benz haben. So<br />

begann das Tuning-Geschäft mit Sportfahrwerken,<br />

Motorkits und Spoilern. Ab 1990<br />

gehört AMG zu DaimlerChrysler, heißt seit<br />

1999 Mercedes AMG GmbH. Menschen, die<br />

heute einen kompletten AMG Mercedes kaufen,<br />

wollen vor allem eines: ein handgeschnitztes,<br />

individuelles Automobil.<br />

Das handfest-Gewinnspiel<br />

Gewinne gibt´s, die gibt’s gar nicht.<br />

Deshalb verlost handfest exklusiv zwei<br />

kostbare Pressemappen, die es nirgends<br />

sonst zu kaufen gibt und deren Wert<br />

jeder Autofan zu schätzen weiß:<br />

1. <strong>Die</strong> hochwertige<br />

AMG Pressemappe<br />

für 2003<br />

2. <strong>Die</strong> originalen<br />

Maybach-<br />

Presseunterlagen<br />

Frage beantworten und bis zum 14. April<br />

2003 handfest zusenden:<br />

Was steht auf der AMG-Motorenplakette?<br />

1. <strong>Die</strong> Unterschrift des Motorbauers<br />

2. <strong>Die</strong> Bauhöhe des Motors<br />

3. Der Name des Autoverkäufers<br />

Schickt die richtige Antwort an:<br />

Redaktion handfest,<br />

Stichwort: Auto-Gewinnspiel<br />

Niederkasseler Straße 61<br />

40547 Düsseldorf<br />

oder per E-Mail an:<br />

redaktion@handfest-online.de<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Deutscher Handwerkskammertag<br />

Mohrenstr. 20/21<br />

10117 Berlin<br />

Redaktion:<br />

Westdeutscher Handwerkskammertag<br />

Sternwartstr. 27-29<br />

40223 Düsseldorf<br />

Reiner Nolten (V. i.S.d.P.)<br />

Chefredakteur:<br />

Rolf Göbels<br />

Redakteure:<br />

Nicole Gudermann, <strong>Die</strong>ter Müller<br />

Mitarbeiter(-innen) dieser Ausgabe:<br />

Anke Göbels, Oliver Lauter, Philip Lethen,<br />

Mert Dürümoglu, Hanselmann, Ralf König<br />

Anzeigen & Vertrieb:<br />

for mat medienagentur + verlag gmbh<br />

0211/55 80 255<br />

for-mat@t-online.de<br />

Gestaltung und Lithografie:<br />

for mat medienagentur + verlag gmbh<br />

Markus Kossack<br />

Druck:<br />

VVA Düsseldorf<br />

Abonnement:<br />

Bezugsabo 10,75 Euro p. a.<br />

Erscheinung: sechsmal jährlich<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Für eingesandte Materialien kann keine Gewähr<br />

übernommen werden. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion.<br />

Papier: Recyclingpapier<br />

Mitglied der Informationssgeme<strong>ins</strong>chaft zur<br />

Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. (IVW)


Ingo Meyer, Geschäftsführer Zentralverband<br />

Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe<br />

Neue Kfz-Berufe<br />

handfest: Mancher, der die Berufsbezeichnung<br />

„Kfz-Mechatroniker“ zum<br />

ersten Mal sieht, empfindet sie als sehr<br />

künstlich. Ein künstlicher Begriff, als<br />

Ersatz für jahrzehntelange Berufsbezeichnungen<br />

– kann das gut gehen?<br />

Ingo Meyer: Mit einem Mechaniker verbindet<br />

man die Vorstellung, dass er viele<br />

metallhandwerkliche Fertigkeiten besitzt<br />

und von Grund auf reparieren kann. Auf der<br />

anderen Seite müssen Werkstattfachkräfte<br />

in dem zunehmend komplexen Automobil<br />

sehr schnell Fehler finden. Dafür brauchen<br />

sie Qualifikationen, die eher einer IT-Fachkraft<br />

entsprechen, als denen von herkömmlichen<br />

Mechanikern. Da jedoch auch die<br />

Mechaniker an einem Auto nach wie vor im<br />

Blickfeld der Werkstattfachkräfte stehen,<br />

war die einzig logische Zusammenfassung<br />

aus Mechanik und Elektronik die „Mechatronik“.<br />

<strong>Die</strong> neue Bezeichnung entspricht den neuen<br />

Berufsinhalten.<br />

Ab wann kann man nun diesen neuen<br />

Beruf lernen und wer bildet künftig in<br />

diesem Beruf aus?<br />

Ab dem 01. August 2003 wird der „Kfz-<br />

Mechatroniker“ ausgebildet. Üblicherweise<br />

werden nun alle Betriebe, die bisher die<br />

Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und Kfz-<br />

Elektriker angeboten haben, auch den<br />

neuen Beruf ausbilden.<br />

Weiterbildung<br />

Ausbildung<br />

in Jahren<br />

3,5<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Pkw-<br />

Technik<br />

Nfz-<br />

Technik<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

im Kraftfahrzeugtechniker-Handwerk<br />

Meister Kraftfahrzeugtechniker-Handwerk<br />

Handlungsfeld<br />

Fahrzeugsystemtechnik<br />

Fahrzeugsysteme<br />

Motorrad-<br />

Technik<br />

Praktischer Teil I<br />

Fzg.-Kom.-<br />

Technik<br />

entweder<br />

oder<br />

Theoretischer Teil II<br />

Beide betriebliche Handlungsfelder<br />

Kfz-Servicetechniker<br />

Grundbildung Berufsfeld Fahrzeugtechnik<br />

Gibt es Spezialisierungen in diesem<br />

Beruf?<br />

Je nachdem, ob man in einem Personenwagen-,<br />

Nutzfahrzeug- oder Motorradbetrieb<br />

arbeitet, kann man die entsprechenden<br />

Schwerpunkte wählen. Darüber hinaus<br />

ist für den Bereich der High-End-Technologie<br />

moderner Fahrzeugelektronik und<br />

Datenverarbeitung ein Schwerpunkt „Fahrzeugkommunikationstechnik“<br />

entwickelt<br />

worden, in dem sich wahrscheinlich die<br />

früheren Kraftfahrzeug-Elektriker wieder<br />

finden werden.<br />

Wir haben gehört, dass für die Karosserie<strong>ins</strong>tandsetzung,<br />

d. h. für die Wiederherstellung<br />

von Unfallwagen, ein neuer<br />

eigener Beruf eingerichtet wird.<br />

Es handelt sich hierbei um den Beruf<br />

„Mechaniker für Karosserie<strong>ins</strong>tandhaltungstechnik“.<br />

Hier passt das Wort Mechaniker noch, weil<br />

Handlungsfeld<br />

Karosserietechnik<br />

Karosserie<strong>ins</strong>tandsetzung<br />

Mechaniker für<br />

Kfz-Mechatroniker<br />

Karosserie<strong>ins</strong>tandhaltungstechnik<br />

Fahrzeuglackierer<br />

Schwerpunkte Monoberuf Monoberuf<br />

Grundbildung Berufsfeld<br />

Farbtechnik und<br />

Raumgestaltung<br />

neben den vielen Funktionen der Elektrik<br />

und Elektronik, die natürlich auch im 1.<br />

Lehrjahr gelernt und beherrscht werden<br />

müssen, in Teilbereichen der Instandhaltung<br />

Handarbeit wie Ausbeulen, Spachteln,<br />

Schleifen, Richten und Schweißen im Vordergrund<br />

steht.<br />

Ist ein bestimmter Schulabschluss gefordert?<br />

Im Grundsatz nicht. Tatsache ist jedoch,<br />

dass sich im Durchschnitt Realschüler mit<br />

der komplexen Elektrotechnik und Datenverarbeitungstechnik<br />

im Auto erheblich<br />

leichter tun. Insofern steht dieser Schulabschluss<br />

im Fokus. Das schließt jedoch<br />

nicht aus, dass gute Hauptschüler, <strong>ins</strong>besondere<br />

dann, wenn sie in Physik und<br />

Mathematik gute Noten haben, in technischen<br />

Berufen des Kfz-Gewerbes Fuß fassen.<br />

Was macht man, wenn man seine<br />

Gesellenprüfung als Kfz-Mechatroniker<br />

oder als Mechaniker für Karosserie<strong>ins</strong>tandsetzungstechnik<br />

in der Tasche<br />

hat?<br />

Hierfür hat das Kfz-Technikerhandwerk als<br />

einziges Handwerk den nächsten Stepp vorgesehen:<br />

<strong>Die</strong> Weiterbildung zum „Kfz-<br />

Servicetechniker“. Wer diese praxisnahe<br />

Fortbildung hinter sich bringt, hat gleichzeitig<br />

die Hälfte von der Meisterprüfung in<br />

der Tasche.<br />

Infos: www.autoberufe.de


36 Musik<br />

<strong>Die</strong> Guano Apes: Henning (Gitarre),<br />

Stefan (Bass), Dennis (Drums) und<br />

Sängerin Sandra<br />

Von 0 auf 1: <strong>Die</strong> Guano Apes aus Göttingen<br />

„Ich bin kein Rockstar“<br />

Drei Jahre mussten die Fans auf das neue Album der Guano Apes<br />

warten. Und dann das: „Walking in a thin line“ ist von 0 auf<br />

Platz 1 geschossen. Nach „Don’t give me names“ ist den vier<br />

Göttingern damit erneut ein Nummer-1-Hitalbum gelungen.<br />

handfest hat Dennis, den Schlagzeuger der Guano Apes, zum<br />

Interview getroffen.<br />

Ihr habt vom Comet bis Echo alles an<br />

Preisen abgeräumt, lauft bei VIVA und<br />

MTV auf Heavy Rotation - seid ihr<br />

Rockstars?<br />

Ich bin kein Rockstar – ich bin<br />

Schlagzeuger einer Band. Mehr nicht.<br />

Der Begriff Rockstar ist eher negativ<br />

besetzt – ich will jedenfalls keiner sein,<br />

und ich hoffe auch nicht, dass ich mal so<br />

ein arroganter Sack werde.<br />

Ihr habt 1996 einen Talentwettbewerb<br />

gewonnen ...<br />

... der uns damals die Möglichkeit eröffnet<br />

hat, vom Budget des Landes Niedersachsen<br />

unsere erste Platte aufzunehmen.<br />

Aber bei euch ging das doch nicht von<br />

heute auf morgen: Peng, hier sind wir<br />

- direkt aus der Göttinger „Outpost“<br />

<strong>ins</strong> Fernsehen?<br />

Doch, doch, das ging am Anfang alles<br />

sehr schnell. Wir sind fast vom Erfolg<br />

überrascht worden. Uns blieb kaum mal<br />

Zeit zum durchatmen.<br />

Was hältst du von Online-Tauschbörsen?<br />

Das finde ich völlig daneben. Denn es ist<br />

letztlich auch <strong>Die</strong>bstahl. Ich kenne viele<br />

Plattenfirmen, die pleite gegangen sind<br />

– daran hängen viele Schicksale. Sicher:<br />

Ich finde auch, dass CD’s zu teuer sind,<br />

und wir würden unsere gerne billiger<br />

verkaufen, aber keine Plattenfirma der<br />

Welt würde sich auf so etwas einlassen.<br />

Hast du dir nie eine CD gebrannt?<br />

Doch, doch, darin war ich früher unheimlich<br />

groß. Aber jetzt kaufe ich mir<br />

meine CD’s. Viele werden jetzt natürlich<br />

sagen: Kunststück - der kann sich das ja<br />

sowieso leisten, was ja stimmt. Aber ich<br />

finde, was da in Sachen CD-Brennen<br />

läuft, ist fast schon mafiös. Das finde ich<br />

arg bedenklich.<br />

Habt ihr eigentlich eine Ausbildung?<br />

Stefan ist Tischler, Henning ist Zivi,<br />

Sandra hat ihr Abi und ich bin Banker.<br />

Wann hast du die Ausbildung gemacht?<br />

Ich bin nach der elften Klasse von der<br />

Schule, weil ich einfach keine Lust mehr<br />

hatte, und habe eine Lehre als Bankkaufmann<br />

gemacht. Danach habe ich<br />

mein Abi nachgemacht - auch um zu<br />

gucken, was aus der Band wird.<br />

Haben dich deine Eltern unterstützt,<br />

als ihr mit den Guano Apes noch nicht<br />

so erfolgreich wart?<br />

Na klar, ohne Unterstützung meiner<br />

Eltern und meiner Großeltern wäre das<br />

sehr schwer geworden. Aber sie haben<br />

schon ein bisschen sparsam geguckt, als<br />

ich ihnen sagte, ich mache Musik, und<br />

nichts weiter. Aber als sie unsere erste<br />

CD in ihren Händen hielten, waren sie<br />

mächtig stolz. Sie kommen heute noch<br />

oft zu unseren Konzerten.


Drei T-Shirts von Sincere zu gewinnen!<br />

Kennst du dich auf dem internationalen Parkett aus? Und bist du obendrein noch stark im<br />

Kopfrechnen? Dann beantworte die zehn Fragen, addiere die Zahlen und schick uns dein Ergebnis.<br />

Als Postkarte an Redaktion handfest, Niederkasseler Straße 61, 40547 Düsseldorf, per E-Mail an<br />

mail@handfest-online.de oder per Telefon unter 01803-212127. E<strong>ins</strong>endeschluss ist Donnerstag,<br />

der 17. April 2003.<br />

Welche Länder müssen durchquert werden, um schnellstmöglich auf dem Landweg<br />

von Berlin nach Lissabon zu reisen?<br />

(43) Frankreich und Spanien<br />

(12) Ungarn, Österreich und Italien<br />

(78) Frankreich, Andorra und Spanien<br />

17 Jahre alt war Marco Polo, als er 1271 in Begleitung seines Vaters und seines<br />

Onkels zu der vielleicht berühmtesten Entdeckungsreise aller Zeiten aufbrach. Wie<br />

war seine Reiseroute?<br />

(28) Von Mailand nach Sibirien an den Hof des Zaren<br />

(1) Von Madrid nach Los Angeles <strong>ins</strong> Zentrum des Lasters<br />

(97) Von Venedig nach China an den Hof des Kublai Khan<br />

Welches der folgenden Länder gehört nicht zu den Beitrittskandidaten der<br />

Europäischen Union?<br />

(39) Ungarn<br />

(51) Norwegen<br />

(84) Polen<br />

1926 schlug die Geburtsstunde der wohl berühmtesten Straße der Welt. <strong>Die</strong> 3.940<br />

Kilometer lange Strecke sollte bis 1960 die wichtigste Ost-West-Verbindung<br />

Amerikas bleiben. Heute ist sie längst Kult. Wie heißt sie?<br />

(68) Seidenstraße<br />

(17) Route 66<br />

(49) Beringstraße<br />

In welcher Europäischen Hauptstadt verläuft die Prachtstraße Champs Elysées?<br />

(57) Paris<br />

(75) Brüssel<br />

(9) Madrid<br />

Welche Nationalität besitzt Roque Santa Cruz, der Stürmer des Fußball-<br />

Bundesligisten FC Bayern München?<br />

(32) Brasilien<br />

(96) England<br />

(6) Paraguay<br />

Seit dem 1. Januar 2002 gilt der Euro als Zahlungsmittel in 29 Staaten und<br />

Regionen als Zahlungsmittel. Welche Währung löste er in Finnland ab?<br />

(26) Peseta<br />

(47) Finnmark<br />

(61) Drachme<br />

Wie viele Kilometer sind auf dem Weg von Stuttgart nach Rom zirka zurückzulegen?<br />

(80) 1000<br />

(59) 2500<br />

(18) 5000<br />

Wie heißt die Hauptstadt Australiens?<br />

(64) Sydney<br />

(72) Canberra<br />

(21) Melbourne<br />

Was ist die englische Berufsbezeichnung für den Zimmerer?<br />

(55) Carpenter<br />

(38) Roofer<br />

(91) Butcher<br />

<strong>Die</strong> richtige Lösung aus<br />

handfest 01/2003 lautet: 509!<br />

Und das sind die Gewinner:<br />

Je 2 Kino-Karten für Anatomie 2:<br />

Sebastian Wendel, Ochtrup<br />

Katarina Wagner, Freiburg<br />

E. Knuth, Hanshagen<br />

Je eine Wohnzimmer-EP der Beatsticks:<br />

Carla Loureiro, Meerbusch-Büderich<br />

Steffen Dirks, Greifswald<br />

Maik Schröder, Radevormwald<br />

<strong>Die</strong> Such A Surge-DVD geht an:<br />

Uschi Haaks, Königswinter<br />

Je eine CD von The Heroines:<br />

Roberto Gadaleta, Monheim am Rhein<br />

Leopold Nikulski, Greifswald<br />

Je eine CD von Such A Surge:<br />

Jens Kasten, Mesekenhagen<br />

Ilona Dirks, Hanshagen<br />

R. Frantz Wagner, Mönchengladbach<br />

37


38 Vorschau<br />

Sport & Fitness<br />

Jeder will sie, aber nur einer<br />

kann sie haben. <strong>Die</strong> Olympischen<br />

Spiele 2012 sind heiß<br />

begehrt. Und der Countdown<br />

läuft: Stuttgart, Frankfurt am<br />

Main, Hamburg, Leipzig und<br />

Düsseldorf wollen die Spiele und<br />

damit die <strong>besten</strong> Sportler der<br />

Welt. Am 12. April bestimmt das<br />

Nationale Olympische Komitee<br />

(NOK) in München aus diesen<br />

Fünfen die deutsche Bewerberstadt.<br />

Aber auch die Fußballweltmeisterschaft,<br />

die 2006 in<br />

Deutschland stattfindet, verlangt<br />

nach neuen Stadien. Köln,<br />

Düsseldorf, Mönchengladbach,<br />

Kaiserslautern, München - modernste<br />

Multifunktionsarenen<br />

werden für viel Geld gebaut. Wir<br />

haben den Handwerkern dabei<br />

über die Schulter geschaut, uns<br />

mit Spitzensportlern unterhalten,<br />

interessante Sportarten und<br />

Fitnesstrends aufgespürt.<br />

Ein Jahr Australien<br />

Christiane Gerdes hatte gerade in Aurich die Fachhochschulreife<br />

erworben, da hat sie einen ungewöhnlich mutigen Entschluss<br />

gefasst. Sie ist als Rucksacktouristin ein Jahr lang quer durch<br />

Australien gereist. Dort hat sie eine Cowboyschule besucht, Schafe<br />

geschoren, Rinder zusammengetrieben und Schweißen gelernt. Jetzt<br />

macht die 21-jährige Powerfrau eine Ausbildung zur Metallbauerin,<br />

sie will Hufschmiedin werden.<br />

Das nächste handfest erscheint im Mai 2003.<br />

Uncle Ho mit neuem Album: „Everything must be destroyed“<br />

Uncle Ho-Everything Must Be Destroyed-Tour<br />

Nirvana im Ohr<br />

Langeweile kommt nicht auf. Wer das neue<br />

Album der Wuppertaler Indie-Rocker Uncle<br />

Ho auflegt, wird überrascht sein: Viele hübsche<br />

Melodien, aber auch ruppige Tempoeinheiten<br />

sind auf „Everything must be<br />

destroyed“ versammelt. Tanzbarer Crossover<br />

– flott, gewaltig, fast ohrwurmverdächtig.<br />

Klar ist, dass Julian, Doc und Björn irgendwann<br />

mal Rage aga<strong>ins</strong>t the Machine, die<br />

Beastie Boys und Nirvana gehört haben –<br />

deren Einflüsse sind allgegenwärtig. Uncle<br />

Ho, bis 1997 eher ein Geheimtipp in der<br />

lokalen Partyszene des Bergischen Landes,<br />

sind spätestens seit ihrer Single „Bubblehead“<br />

nicht nur live ein echter Abräumer.<br />

4. April Altenkunstadt (Nepomuk) • 11. April Wuppertal (Live Club Barmen) • 17. April Ahlen (Schuhfabrik) • 18. April Hannover<br />

(Faust) • 20. April Vechta (Gulfhaus Osterfestival) • 23. April Bielefeld (Forum) • 24. April Köln (Prime Club) • 25. April Essen<br />

(Grend) • 26. April Cottbus (Glad House) • 1. Mai Freiburg (Cafe Atlantic) • 2. Mai Konstanz (Kulturladen) • 3. Mai München<br />

(Backstage) • 4. Mai Ingolstadt (Paradox) • 5. Mai Frankfurt/Main (Cooky´s) • 6. Mai Düsseldorf (Unique) • 7. Mai Potsdam<br />

(Waschhaus) • 8. Mai Hamburg (Schlachthof) • 9. Mai Ahaus (Logo) • 10. Mai Stralsund (Sund-Stock Festival) • 15. Mai<br />

Braunschweig (Meier Music Hall) • 16. Mai Leer (JuZ Leer) • 17. Mai Scherfede (Rock gegen Regen) • 24. Mai Lugau (Landei) • 31.<br />

Mai Oberndorf (Omi-Open) • 28. Juni Sangerhausen (Serenade Totale) • 23. August Oberhausen (Olgas-Rock)


Bei Berufsunfähigkeit<br />

kann man sich auf unseren<br />

Job garantiert verlassen.<br />

Gut zu wissen: Es ist unser Job, Sie vor den finanziellen Folgen einer<br />

Berufsunfähigkeit zu schützen. Denn die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

der SIGNAL IDUNA gibt Ihnen genau die Sicherheit, die<br />

Sie verdienen. Und das ist ausgezeichnet mit dem höchsten Rating der<br />

unabhängigen Versicherungsanalysten von Morgen & Morgen(★★★★★)<br />

sowie Franke und Bornberg (FFF).


JUMP<br />

Jugend mit Perspektive<br />

geht weiter >><br />

Schulabschluss? Ausbildungsplatz?<br />

Arbeitsstelle?<br />

Hotline 0 8000–100 001<br />

www.arbeit-fuer-junge.de<br />

<strong>Die</strong> Internet-Adresse für Qualifizierung und Arbeit<br />

Junge Leute unter 25 Jahren haben jetzt die Chance, doch noch einen Ausbildungsplatz zu finden,<br />

sich beruflich zu verbessern, den Hauptschulabschluss nachzuholen oder ein Praktikum zu machen.<br />

Auch in diesem Jahr gibt es für Betriebe, die arbeitslose Jugendliche e<strong>ins</strong>tellen, Lohnkostenzuschüsse.<br />

Noch heute anklicken oder kostenfrei anrufen. Oder direkt zum Arbeitsamt.

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