Handbuch Heroingestützte Behandlung - Bundesamt für Gesundheit
Handbuch Heroingestützte Behandlung - Bundesamt für Gesundheit
Handbuch Heroingestützte Behandlung - Bundesamt für Gesundheit
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1<br />
BEHANDLUNG<br />
VON PATIENTEN/<br />
INNEN<br />
RICHTLINIEN<br />
EMPFEHLUNGEN<br />
5 <strong>Behandlung</strong>splanung<br />
INFORMATION<br />
denen Phasen der <strong>Behandlung</strong> dürfen deshalb nicht zeitlich begrenzt<br />
werden, sondern müssen individuell festgesetzt und je nach<br />
Entwicklung korrigiert werden. In jeder <strong>Behandlung</strong>sphase werden<br />
Ziele neu formuliert und der <strong>Behandlung</strong>splan wird angepasst.<br />
2 Individueller <strong>Behandlung</strong>splan<br />
Es wird ein individueller <strong>Behandlung</strong>splan erstellt. Der individuelle<br />
<strong>Behandlung</strong>splan erlaubt, je eigene Ziele zu definieren. Somit wird<br />
auch eine individualisierte Erfolgsbeurteilung möglich.<br />
2.1 Basis der individuellen <strong>Behandlung</strong>splanung<br />
Die individuelle <strong>Behandlung</strong>splanung basiert auf:<br />
– Interdisziplinärer Abklärung und Indikationsstellung<br />
– Einbezug der Patient/innen (Motivation und Zielvorstellungen, s.o.)<br />
– Einbezug des bestehenden externen Betreuungsnetzes<br />
– Berücksichtigung der einrichtungsspezifischen Gegebenheiten<br />
2.2 Abklärung<br />
Der Indikationsstellung und <strong>Behandlung</strong>splanung geht eine umfassende<br />
Abklärung voraus. Sie beinhaltet eine somatische, psychiatrische<br />
und soziale Abklärung, eine Erfassung der Einbettung ins soziale<br />
Hilfssystem sowie die Erfassung der Lebens- und Suchtgeschichte<br />
des/der Patienten/in (Anamnese).<br />
2.2.1 Bereichsspezifische Abklärungen<br />
Somatische Abklärung<br />
Die somatische Abklärung findet nach gängigen medizinischen Standards<br />
statt. In Anbetracht der hohen Komorbidität und bestimmter<br />
zielgruppenspezifischer Krankheitshäufungen der Patient/innenpopulation<br />
ist darauf besonders zu achten (vgl. medizinischer Eintrittsfragebogen<br />
der Begleitforschung). Ebenfalls soll auf das <strong>Gesundheit</strong>sverhalten<br />
besonderes Augenmerk gerichtet werden.<br />
Psychiatrische Abklärung<br />
Bei einer Vielzahl der Patient/innen finden wir zusätzlich zur Diagnose<br />
einer Sucht ausgeprägte psychische Leidenszustände. Viele psychische<br />
Auffälligkeiten werden durch den häufig starken Drogenkonsum<br />
kaschiert. Eine vertiefte psychiatrische Exploration ist daher<br />
sinnvoll. Diese soll nach den gängigen psychiatrischen Standards<br />
durchgeführt werden.<br />
Psychiatrische Diagnosen werden nach gängigen internationalen<br />
Klassifikationssystemen codiert. (ICD-10; DSM-IV).<br />
Abklärung der sozialen Situation<br />
Die soziale Abklärung soll alle relevanten sozialen und persönlichen<br />
Bezüge erfassen.<br />
2.2.2 Bereichsübergreifende Abklärungen<br />
Abklärung der Einbettung ins soziale Hilfesystem<br />
Viele der Patient/innen sind in den verschiedensten Einrichtungen<br />
des sozialen Netzes anhängig und verschiedenste Helfer/innen<br />
übernehmen vielfältigste Aufgaben. Häufig wird diese Hilfe wenig<br />
koordiniert geleistet. Eine Abklärung der Einbettung des/der Patienten/in<br />
im sozialen Hilfssystem ist notwendig. Dabei sollen Aufgabenstellungen,<br />
Zuständigkeiten sowie der Informationsfluss geklärt<br />
und schriftlich fixiert werden. Ein wichtiges Ziel dabei ist es, ein gegenseitiges<br />
Ausspielen der beteiligten Stellen durch den/die Patienten/in<br />
zu verhindern.<br />
Heroingestützte <strong>Behandlung</strong> August 2000 14