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Kurven im Mathematikunterricht - idmthemen

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UNIVERSITÄT<br />

JOHANNES KEPLER<br />

LINZ<br />

JKU<br />

Technisch-Naturwissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

<strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong><br />

DIPLOMARBEIT<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Magister der Naturwissenschaften<br />

<strong>im</strong> Diplomstudium<br />

Lehramt für Mathematik und Physik<br />

Eingereicht von:<br />

Florian Wakolbinger, Bakk.techn.<br />

Angefertigt am:<br />

Institut für Didaktik der Mathematik<br />

Beurteilung:<br />

Univ. Prof. DI Mag. Dr. Markus Hohenwarter<br />

Mitwirkung:<br />

Mag. Sandra Reichenberger, MSc<br />

Linz, Jänner 2013


Eidesstattliche Erklärung<br />

Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig<br />

und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel<br />

nicht benutzt bzw. die wörtlich oder sinngemäÿ entnommenen Stellen als<br />

solche kenntlich gemacht habe.<br />

Die vorliegende Diplomarbeit ist mit dem elektronisch übermittelten Textdokument<br />

identisch.<br />

Linz, Jänner 2013<br />

2


Danksagung<br />

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich <strong>im</strong> Laufe des Studiums unterstützt<br />

haben und mir <strong>im</strong>mer mit Rat und Tat zur Seite standen. Zugleich hoe<br />

ich, dass niemand enttäuscht ist, nicht namentlich erwähnt worden zu sein.<br />

Es war eine schöne Zeit. Danke!<br />

3


Überblick<br />

Nachdem ich mir das Thema meiner Diplomarbeit selbst wählen durfte, el<br />

meine Wahl auf die analytische Geometrie, da mich dieses Gebiet der Mathematik<br />

bereits zu Schulzeiten am meisten interessiert hatte. Nach Absprache mit<br />

meinem Betreuer grenzten wir das Thema auf <strong>Kurven</strong> ein, was prinzipiell noch<br />

<strong>im</strong>mer ein sehr groÿer Themenblock war. Im Laufe der Recherchen entschied<br />

ich mich dann für einige ausgewählte <strong>Kurven</strong>, die ich <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit<br />

behandeln sollte.<br />

Die Arbeit ist in zwei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil geht es um die mathematischen<br />

Eigenschaften, der von mir ausgewählten <strong>Kurven</strong> und <strong>im</strong> zweiten<br />

Teil wird dargelegt wie diese <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> eingesetzt werden<br />

könnten.<br />

Behandelt werden drei groÿe Gruppen von <strong>Kurven</strong>:<br />

ˆ<br />

Zykloide, Hypozykloiden (Deltoide, Astroide) und Epizykloiden (Kardioide,<br />

Nephroide),<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Evoluten und<br />

Kaustiken.<br />

Die drei Kapitel des ersten Teils beinhalten jeweils kurze geschichtliche Anmerkungen<br />

zu sämtlichen vorkommenden <strong>Kurven</strong>. Zu Beginn wird gezeigt, wie<br />

die Zykloide und oben genannte Hypo- und Epizykloiden als Rollkurven entstehen<br />

und wie man sie per Hand konstruieren kann. Auÿerdem wird für diese<br />

<strong>Kurven</strong> die Parameterdarstellung hergeleitet. Im nachfolgenden Kapitel wird<br />

zunächst erklärt, was Evoluten sind. Danach wird auch hier die Parametergleichung<br />

hergeleitet und für die Beispiele Ellipse und Kardioide angewendet. Das<br />

letzte Kapitel des ersten Teils befasst sich mit dem physikalischen Phänomen<br />

von Kaustiken. Es wird erläutert, worum es sich dabei handelt und die Katakaustik<br />

des Kreises wird detailliert betrachtet. Während der Spezialfall der sogenannten<br />

Kaeetassen-Katakaustik durchgerechnet wird, werden kompliziertere<br />

Katakaustiken ausschlieÿlich geometrisch behandelt.<br />

4


ÜBERBLICK 5<br />

Im zweiten Teil geht es um den Einsatz von <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong>.<br />

Es wird begründet, warum <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> vorkommen<br />

sollten und welche möglichen Zugänge sich anbieten würden. Auÿerdem werden<br />

Probleme der momentan gängigen Herangehensweise an die <strong>Kurven</strong>diskussion<br />

in der siebenten Klasse aufgezeigt. Weiters werden Ideen gesammelt, welche<br />

<strong>Kurven</strong> in welchen Schulstufen behandelt werden könnten und welche fächerübergreifenden<br />

Möglichkeiten sich bieten. Zum Abschluss dieses Kapitels wird<br />

noch die Dynamische Geometrie-Software thematisiert.<br />

Im letzten Kapitel dieser Arbeit wurden drei Unterrichtsvorschläge für den<br />

vertiefenden Wahlpichtgegenstand ausgearbeitet. In jedem dieser Vorschläge<br />

spielt die Dynamische Geometrie-Software GeoGebra eine wesentliche Rolle.<br />

Zuerst eine Gruppenarbeit zu Rollkurven: Die Schüler sollen hier mit Hilfestellungen<br />

die Parameterdarstellung der Zykloide und der ausgewählten Hypound<br />

Epizykloiden herleiten. Aufgrund der mathematischen Schwierigkeit konzentriert<br />

sich der zweite Vorschlag nicht auf Evoluten, sondern nur auf eine<br />

Vorstufe davon, nämlich auf die Krümmung. Sie wird hier eingeführt und später<br />

wird als Anwendung der Krümmung die Verbindung zweier Bahngleise modelliert.<br />

Bei der dritten Einheit wird in einer Partnerarbeit der Einfall der Sonnenstrahlen<br />

auf die Innenseite einer Kaeetasse mit GeoGebra s<strong>im</strong>uliert es<br />

entsteht dabei die Kaeetassen-Katakaustik.<br />

Eine Sammlung aller GeoGebra-Konstruktionen dieser Arbeit kann unter<br />

http://ggbtu.be/c2781/m28718/nlyy aufgerufen werden.


Inhaltsverzeichnis<br />

I Mathematische Eigenschaften ausgewählter <strong>Kurven</strong> 8<br />

Einleitung 9<br />

1 Zykloide, Hypo- und Epizykloiden 10<br />

1.1 Die Zykloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.1.1 Konstruktion einer Zykloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.1.2 Parametergleichung der Zykloide . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.2 Die Deltoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

1.2.1 Konstruktion einer Deltoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

1.2.2 Parametergleichung der Deltoide . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

1.3 Die Astroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

1.3.1 Konstruktion einer Astroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

1.3.2 Parametergleichung der Astroide . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

1.4 Die Kardioide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

1.4.1 Konstruktion einer Kardioide . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

1.4.2 Parametergleichung der Kardioide . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

1.5 Die Nephroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

1.5.1 Konstruktion einer Nephroide . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

1.5.2 Parametergleichung der Nephroide . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2 Evoluten 25<br />

2.1 Herleitung der Parameterdarstellung der Evolute . . . . . . . . . . 26<br />

2.2 Evolute der Ellipse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.3 Evolute der Kardioide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3 Kaustiken 34<br />

3.1 Katakaustik des Kreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.2 Beispiel Kaeetassen-Katakaustik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.3 Unterschiedliche Positionen der Lichtquelle . . . . . . . . . . . . . 38<br />

6


INHALTSVERZEICHNIS 7<br />

II Didaktische Analyse zum Thema <strong>Kurven</strong> 41<br />

Einleitung 42<br />

4 <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> Unterricht 43<br />

4.1 Warum sollten <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> vorkommen . . 43<br />

4.2 Verschiedene Zugänge zu <strong>Kurven</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

4.3 <strong>Kurven</strong>- vs. Funktionsdiskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

4.4 Einordnung in Schulstufen und fächerübergreifende Möglichkeiten 49<br />

4.4.1 Einordnung <strong>im</strong> Fach Mathematik . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

4.4.2 Fächerübergreifende Möglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

4.5 Dynamische Geometrie-Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

4.5.1 Beweisen mit DGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

4.5.2 Vorbehalte und Probleme bezüglich DGS . . . . . . . . . . 55<br />

5 Vorschläge für Unterrichtseinheiten 58<br />

5.1 Rollkurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

5.2 Krümmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

5.3 Mathematik in der Kaeetasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

Zusammenfassung 84<br />

A Arbeitsblätter 87<br />

Abbildungsverzeichnis 96<br />

Literaturverzeichnis 98


Teil I<br />

Mathematische Eigenschaften<br />

ausgewählter <strong>Kurven</strong><br />

8


Einleitung<br />

In diesem Teil der Arbeit werden ebene, parametrisierte <strong>Kurven</strong> behandelt. Unter<br />

einer Unmenge solcher <strong>Kurven</strong>, die sich in der Literatur nden, wurden hier<br />

jene ausgewählt, die sich für mein Dafürhalten am besten für den Einsatz <strong>im</strong><br />

<strong>Mathematikunterricht</strong> eignen. Eine Ausarbeitung dazu ndet sich <strong>im</strong> zweiten<br />

Teil der Arbeit hier werden zunächst die mathematischen Eigenschaften dieser<br />

<strong>Kurven</strong> betrachtet.<br />

In Kapitel 1 geht es darum, wie die Zykloide, Hypozykloiden (Deltoide, Astroide)<br />

und Epizykloiden (Kardioide, Nephroide) als Rollkurven entstehen können.<br />

In weiterer Folge wird erklärt, wie man diese <strong>Kurven</strong> händisch konstruieren kann<br />

und wie deren Parameterdarstellung hergeleitet wird.<br />

Was Evoluten sind wird in Kapitel 2 erklärt. Dort wird für parametrisierte<br />

<strong>Kurven</strong> die Parameterdarstellung der Evoluten hergeleitet und <strong>im</strong> Anschluss an<br />

den Beispielen Ellipse und Kardioide demonstriert.<br />

Das physikalische Phänomen von Kaustiken wird in Kapitel 3 erläutert.<br />

Die Katakaustik des Kreises wird allgemein betrachtet und für den Spezialfall<br />

der Kaeetassen-Katakaustik durchgerechnet. Kompliziertere Kaustiken werden<br />

zum Abschluss geometrisch behandelt.<br />

9


Kapitel 1<br />

Zykloide, Hypo- und<br />

Epizykloiden<br />

Rollt ein Kreis ohne zu gleiten auf einer Geraden, so beschreibt ein xierter<br />

Punkt am Kreis eine Zykloide (Abb. 1.2). Die Frage von wem und wann diese<br />

Kurve das erste Mal betrachtet wurde, ist schwer zu beantworten. Da die<br />

Zykloide bereits bei der Bewegung eines Wagenrads beobachtet werden kann,<br />

liegt die Vermutung nahe, dass sie schon zu Zeiten der Griechen bekannt war.<br />

Dennoch nden sich keine eindeutigen Hinweise auf die Kenntnis der Griechen<br />

dieser Kurve. Als gesichert gilt, dass Karl von Bouvelles 1501 die Zykloide be<strong>im</strong><br />

Problem der Quadratur des Kreises bemerkte und Galileo Galilei etwa 100 Jahre<br />

später bei weiteren Betrachtungen ihr den Namen gab (vgl. Loria, 1902). Im<br />

17. Jahrhundert gewann die Zykloide durch Entdeckung einiger verblüender<br />

Eigenschaften an Berühmtheit. So ist beispielsweise die Bogenlänge zwischen<br />

zwei Spitzen einer Zykloide gleich dem Vierfachen des Durchmessers des erzeugenden<br />

Kreises oder die Fläche zwischen der Abrollgeraden und dem von zwei<br />

Spitzen begrenzten Bogen ist gleich dem Dreifachen der Fläche des rollenden<br />

Kreises (Abb. 1.1). Viele führende Geometer dieser Zeit (z. B. Blaise Pascal,<br />

René Descartes, Pierre de Fermat oder Gilles P. de Roberval) beschäftigten sich<br />

in der einen oder anderen Weise mit ihr. Pascal hatte sogar einen öentlichen<br />

Wettbewerb zur Findung weiterer Eigenschaften ausgeschrieben.<br />

Eine zweite Phase der Untersuchung der Zykloide begann nach der Erndung<br />

der Innites<strong>im</strong>alrechnung und wurde in erster Linie von Christiaan Huygens,<br />

Gottfried W. Leibniz und Johann Bernoulli betrieben (vgl. Loria, 1902).<br />

Huygens bewies, dass die Zykloide, wenn sie auf den Kopf gestellt wird und<br />

damit die Form einer Schüssel hat, die Eigenschaft hat, dass reibungsfrei gleitende<br />

Gegenstände <strong>im</strong>mer in derselben Zeit den tiefsten Punkt erreichen, egal<br />

10


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 11<br />

Abbildung 1.1: Eigenschaften einer Zykloide<br />

von welcher Position sie gestartet waren. Die Zykloide ist also eine Tautchrone<br />

(griech.: dieselbe Zeit). Später wurde von Isaac Newton auch noch gezeigt, dass<br />

die Zykloide eine Brachistochrone (griech.: kürzeste Zeit) ist: Gleitet ein Gegenstand<br />

reibungsfrei unter Einwirkung der Schwerkraft vom oberen zum unteren<br />

Punkt einer vertikalen Ebene, so ist jene Kurve, auf der er am schnellsten unten<br />

ankommt, eine Zykloide (vgl. Stubhaug, 2003).<br />

Rollt der Kreis nicht auf einer Geraden, sondern <strong>im</strong> Inneren eines weiteren<br />

Kreis, so beschreibt ein Punkt am rollenden Kreis eine Hypozykloide (Abb.<br />

1.5 und 1.9). Rollt der Kreis auÿen auf einem weiteren Kreis, so entsteht eine<br />

Epizykloide (Abb. 1.12 und 1.15). Die Idee die Rollbewegung eines Kreises<br />

auf einem festen Kreis zu betrachten geht zumindest auf die Zeit Ptolemäus'<br />

(etwa 100 n. Chr.) zurück, der versuchte die Planetenbewegungen <strong>im</strong> geozentrischen<br />

Weltbild so darzustellen. Albrecht Dürer betrachtete Epizykloiden bereits<br />

zu Beginn des 16. Jahrhunderts, dennoch dauerte es etwa hundert Jahre bis<br />

ein Mathematiker, der Franzose Philippe de La Hire, methodische Abhandlungen<br />

(bzgl. Tangenten, Bogenlänge und Quadratur) schrieb. Bereits einige Jahre<br />

davor stieÿ ein weiterer Franzose, Gérard Desargues, bei der Behandlung der<br />

Mechanik der Zahnräder auf <strong>Kurven</strong> dieser Art. Generell galt Frankreich <strong>im</strong><br />

17. Jahrhundert als das Zentrum dieser <strong>Kurven</strong>. Um die Mitte dieses Jahrhunderts<br />

waren dort Epizykloiden und ihre wichtigsten Anwendungen bekannt (vgl.<br />

Loria, 1902; Tietze u. a., 2000).<br />

1.1 Die Zykloide<br />

Wie bereits erwähnt entsteht eine Zykloide, wenn ein Kreis auf einer Geraden<br />

rollt und dabei ein spezieller Punkt des Kreises Punkt P in Abbildung 1.2 <br />

betrachtet wird. Im Alltag würde beispielsweise das Ventil eines Fahrradreifens<br />

eine solche Bahn beschreiben.


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 12<br />

Abbildung 1.2: Entstehung einer Zykloide<br />

(Konstruktion aufrufbar unter http://www.geogebratube.org/student/m28718)<br />

1.1.1 Konstruktion einer Zykloide<br />

Um eine Zykloide auf Papier zu konstruieren geht man wie folgt vor (vgl. Lockwood,<br />

1971). Man n<strong>im</strong>mt das Papier <strong>im</strong> Querformat und zeichnet zwei waagrechte<br />

Linien mit Abstand a über die gesamte Breite des Papiers (siehe Abb.<br />

1.3). Anschlieÿend zeichnet man eine Folge von senkrechten Linien, die beide<br />

horizontalen Linien schneiden, mit einem Abstand von jeweils 2πa/18. So<br />

entstehen 19 senkrechte Linien. Die Schnittpunkte der senkrechten Linien mit<br />

der oberen horizontalen Linie werden mit 0, 1, 2, ..., 18 bezeichnet. Mit diesen<br />

Schnittpunkten als Mittelpunkte sind Kreise mit Radius a zu zeichnen. Diese<br />

Kreise repräsentieren die Positionen, die der auf der unteren horizontalen Linie<br />

rollende Kreis einn<strong>im</strong>mt. Die Intervalle entsprechen Drehungen um 20 °. Von<br />

den Punkten 0, 1, 2, ..., 18 zeichnet man die Radien der einzelnen Kreise unter<br />

einem Winkel von 0°, 20°, 40°, ..., 360° zu den senkrechten Linien. Rollt der<br />

Kreis nach rechts, so sind die Winkel <strong>im</strong> Uhrzeigersinn zu messen (siehe Abb.<br />

1.3). Die Schnittpunkte der Radien mit den Kreisen (rote Punkte in Abb. 1.3)<br />

stellen aufeinanderfolgende Positionen eines, auf dem rollenden Kreis xierten<br />

Punktes, dar. Sie bilden die Zykloide.<br />

1.1.2 Parametergleichung der Zykloide<br />

Die Parametergleichung der Zykloide ist verglichen mit Hypo- oder Epizykloiden<br />

besonders leicht herzuleiten. Die Position des Punktes P in Abbildung 1.4<br />

ist dafür in Abhängigkeit des Winkels t und des Radius r zu best<strong>im</strong>men (vgl.<br />

Thomas, 2010).<br />

Für die x-Koordinate gilt: x = OQ−P P ′ . Da der Kreis rollt, ist die Länge des<br />

Bogens QP gleich der Länge OQ. Über den Winkel t lässt sich die Bogenlänge<br />

QP berechnen: QP = r t. Die Länge von P P ′ kann über das Dreieck P P ′ M


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 13<br />

Abbildung 1.3: Konstruktion einer Zykloide


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 14<br />

Abbildung 1.4: Zykloide mit Details (Thomas, 2010)<br />

best<strong>im</strong>mt werden: P P ′ = r sin(t). Es ergibt sich also:<br />

x = r t − r sin(t).<br />

Ähnlich berechnet sich die y-Koordinate: y = P ′ Q = r − MP ′ . MP ′ kann<br />

erneut über das Dreieck P P ′ M best<strong>im</strong>mt werden: MP ′ = r cos(t). Daher:<br />

y = r − r cos(t).<br />

1.2 Die Deltoide<br />

Die Deltoide ist eine spezielle Hypozykloide mit einem Verhältnis der Radien<br />

von 3:1. Sie entsteht also wenn ein Kreis <strong>im</strong> Inneren eines festen Kreises rollt<br />

(Abb. 1.5).<br />

1.2.1 Konstruktion einer Deltoide<br />

Bei der Konstruktion einer Deltoide beginnt man mit einem Kreis in der Mitte<br />

des Papiers (siehe Abb. 1.6). Der Radius des Kreises darf dabei max<strong>im</strong>al ein<br />

Fünftel der kürzeren Seite des Papiers sein. Anschlieÿend wird der Durchmesser<br />

parallel zu einer Seitenkante eingezeichnet und der rechte Schnittpunkt mit 0 ge-


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 15<br />

Abbildung 1.5: Entstehung einer Deltoide<br />

(Konstruktion aufrufbar unter http://www.geogebratube.org/student/m28720)<br />

kennzeichnet. Beginnend bei Punkt 0 sind nun Punkte am Kreis in 5 °-Intervallen<br />

einzuzeichnen. Diese 72 Punkte werden von 0 bis 71 gegen den Uhrzeigersinn<br />

durchnummeriert. Danach werden <strong>im</strong>mer zwei Punkte miteinander verbunden<br />

und zwar in folgender Art und Weise: Der zu Beginn gezeichnete Durchmesser<br />

verbindet jetzt die Punkte 0 und 36 und ist damit die erste Verbindung. Auf<br />

einer Seite werden Einerschritte zum nächsten Punkt gemacht, auf der anderen<br />

Seite Zweierschritte, also 10°-Schritte diese beiden Punkte werden wieder<br />

miteinander verbunden. Es werden also 0 mit 36, 1 mit 34, 2 mit 32 usw. verbunden<br />

(siehe Abb. 1.6). An jenem Ende der Verbindung wo der Einerschritt<br />

Abbildung 1.6: Konstruktion einer Deltoide


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 16<br />

gemacht wurde, ist die Linie nach auÿerhalb des Kreises so weit zu verlängern<br />

bis sie von anderen Linien geschnitten wird. Diese Vorgehensweise wird so lange<br />

wiederholt bis man mit den Einerschritten wieder bei 0 ankommt, also 72-mal.<br />

Die Einhüllende dieser Linien, eigentlich Strahlen, ergibt die Deltoide (Abb. 1.7;<br />

vgl. Lockwood, 1971).<br />

Abbildung 1.7: Deltoide als Hüllkurve<br />

1.2.2 Parametergleichung der Deltoide<br />

Die Herleitung der Parametergleichung der Deltoide ist nun deutlich aufwendiger<br />

als jene der Zykloide. Zu best<strong>im</strong>men ist wieder die Position des Punktes P (Abb.<br />

1.8) in Abhängigkeit des Winkels t und der Radien R und r (vgl. Thomas, 2010).<br />

Die x-Koordinate setzt sich zusammen aus den beiden Teilstrecken OQ und<br />

QP ′ . Die Berechnung von OQ gestaltet sich einfach: Man muss dazu nur das<br />

Dreieck OQM betrachten:<br />

OQ = (R − r) cos(t).<br />

QP ′ ist gleich lang wie die Strecke P ′′ P, welche über das Dreieck MP ′′ P berechnet<br />

werden kann:<br />

QP ′ = P ′′ P = r sin(α). (1.1)<br />

Nun ist noch der Winkel α durch den Winkel t auszudrücken. Betrachtet man


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 17<br />

Abbildung 1.8: Deltoide mit Details (Thomas, 2010)<br />

dazu den 180°-Winkel OMB, so sieht man, dass π = π − t + α + β, also:<br />

2<br />

α = π 2 + t − β.<br />

Da der Kreis rollt, sind die beiden Bögen AB und P B gleich lang. Es gilt daher<br />

r β = R t. α kann damit geschrieben werden als<br />

α = π 2 + t − R r t = π 2 − (R r<br />

− 1) t. (1.2)<br />

Einsetzen von α in Gleichung (1.1): QP ′ = r sin ( π 2 − ( R − 1) t). Unter Verwendung<br />

der trigonometrischen Identität sin( π − ϕ) = cos(ϕ) vereinfacht sich der<br />

r<br />

2<br />

Term zu QP ′ = r cos (( R − 1) t). Der Ausdruck für die x-Koordinate ist daher:<br />

r<br />

x = OQ + QP ′ = (R − r) cos(t) + r cos (( R r<br />

− 1) t) . (1.3)<br />

Zur Berechnung der y-Koordintate: y = P P ′ = P ′′ Q = MQ − MP ′′ . Die<br />

Strecke MQ kann über das Dreieck OQM berechnet werden:<br />

MQ = (R − r) sin(t).


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 18<br />

Analog kann MP ′′ über das Dreieck MP ′′ P berechnet werden:<br />

MP ′′ = r cos(α).<br />

Unter Verwendung von α (Gleichung (1.2)) und der oben bereits verwendeten<br />

trigonometrischen Identität ergibt sich für die y-Koordinate folgender Ausdruck:<br />

y = MQ − MP ′′ = (R − r) sin(t) − r sin (( R r<br />

− 1) t) . (1.4)<br />

Zusätzlich gilt bei der Deltoide, dass das Verhältnis der Radien 3:1 ist, also<br />

R = 3r. Eingesetzt in (1.3) bzw. (1.4) ergibt das die fertige Parameterdarstellung<br />

der Deltoide:<br />

⎛ x ⎞<br />

⎝ y ⎠ = ⎛ 2r cos(t) + r cos(2t) ⎞<br />

⎝ 2r sin(t) − r sin(2t) ⎠ .<br />

1.3 Die Astroide<br />

Die Astroide entsteht <strong>im</strong> Wesentlichen genauso wie die Deltoide. Einzig das<br />

Verhältnis der Radien muss hier 4:1 sein.<br />

Abbildung 1.9: Entstehung einer Astroide<br />

(Konstruktion aufrufbar unter http://www.geogebratube.org/student/m28721)<br />

1.3.1 Konstruktion einer Astroide<br />

Auch bei der Konstruktion geht man analog zur Deltoide vor. Es werden genauso<br />

72 Punkte in 5°-Intervallen auf einem Kreis eingezeichnet. Der Unterschied<br />

besteht be<strong>im</strong> Verbinden dieser Punkte. Im Falle der Astroide werden auf einer


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 19<br />

Seite des Durchmessers (Verbindung der Punkte 0 und 36) Dreierschritte, also<br />

15°-Schritte gemacht, während auf der anderen Seite wieder Einerschritte gemacht<br />

werden (Abb. 1.10). Das heiÿt, es werden die Punkte 0 und 36, 1 und 33,<br />

2 und 30 usw. miteinander verbunden. Alles Weitere geschieht wieder analog<br />

zur Deltoide.<br />

Abbildung 1.10: Konstruktion einer Astroide<br />

Abbildung 1.11: Astroide als Hüllkurve


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 20<br />

1.3.2 Parametergleichung der Astroide<br />

Die Herleitung der Parametergleichung der Astroide ist identisch mit jener der<br />

Deltoide (siehe Abschnitt 1.2.2) eine detaillierte Abbildung bendet sich <strong>im</strong><br />

Anhang (Abb. A.3). In diesem Fall gilt allerdings R ∶ r = 4 ∶ 1 . Einsetzen dieses<br />

Radiusverhältnisses in (1.3) bzw. (1.4) ergibt die Parametergleichung<br />

⎛<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

3r cos(t) + r cos(3t)<br />

3r sin(t) − r sin(3t)<br />

⎞<br />

⎠ .<br />

1.4 Die Kardioide<br />

Die Kardioide entsteht, wenn ein Kreis auÿen auf einem festen Kreis mit gleichem<br />

Radius rollt (Abb. 1.12). Sie ist also ein Epizykloide.<br />

Abbildung 1.12: Entstehung einer Kardioide<br />

(Konstruktion aufrufbar unter http://www.geogebratube.org/student/m28722)<br />

1.4.1 Konstruktion einer Kardioide<br />

In die Mitte des Papiers ist ein Kreis zu zeichnen (siehe Abb. 1.13). Der Radius<br />

dieses Kreises sollte etwa ein Sechstel der kürzeren Seite des Papiers sein.<br />

Anschlieÿend markiert man einen Punkt A auf dem Kreis und zeichnet weitere<br />

n Punkte Q 1 bis Q n in äquidistanten Abständen am Kreis ein. Der Wert für n<br />

sollte nicht kleiner sein als 15. Nun sind n weitere Kreise mit den Mittelpunkten<br />

Q 1 bis Q n und den Radien Q 1 A bis Q n A zu zeichnen. Die Einhüllende all dieser<br />

Kreise ist die Kardioide (Abb. 1.13). Die Spitze der Kardioide ist <strong>im</strong> Punkt A<br />

(vgl. Lockwood, 1971).


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 21<br />

Abbildung 1.13: Konstruktion einer Kardioide als Hüllkurve<br />

1.4.2 Parametergleichung der Kardioide<br />

In Abbildung 1.14 ist die Position des Punktes P in Abhängigkeit des Winkels<br />

t und der Radien R und r zu best<strong>im</strong>men (vgl. Thomas, 2010).<br />

Die x-Koordinate kann berechnet werden über die Länge der beiden Strecken<br />

OM ′ und P ′ M ′ : x = OM ′ − P ′ M ′ . Die Strecke OM ′ wird über das Dreieck<br />

OM ′ M best<strong>im</strong>mt:<br />

OM ′ = (R + r) cos(t).<br />

P ′ M ′ ist gleich lang wie die Strecke P P ′′ , welche über das Dreieck P P ′′ M<br />

best<strong>im</strong>mt werden kann:<br />

P ′ M ′ = P P ′′ = r cos(α). (1.5)<br />

Es bleibt also der Winkel α zu berechnen. Aufgrund des Rollen des Kreises,<br />

sind die beiden Kreisbögen BQ und BP gleich lang. Folglich gilt R t = r γ, also<br />

γ = R t. Betrachtet man nun das Dreieck OAM, so sieht man β = π − t − γ =<br />

r


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 22<br />

Abbildung 1.14: Kardioide mit Details (Thomas, 2010)<br />

π − (1 + R ) t. Da die beiden Winkel α und β supplementär sind, gilt:<br />

r<br />

α = (1 + R ) t. (1.6)<br />

r<br />

Nun setzt man α in Gleichung (1.5) ein und erhält die x-Koordinate der Kardioide:<br />

x = OM ′ − P ′ M ′ = (R + r) cos(t) − r cos ((1 + R ) t) . (1.7)<br />

r<br />

Die Vorgehensweise für die y-Koordinate ist sehr ähnlich: y = P P ′ = P ′′ M ′ =<br />

MM ′ −MP ′′ . MM ′ kann über das Dreieck OM ′ M berechnet werden und MP ′′<br />

über das Dreieck P P ′′ M:<br />

MM ′ = (R + r) sin(t),<br />

MP ′′ = r sin(α).<br />

Unter Verwendung von (1.6) ergibt sich die y-Koordinate zu<br />

y = MM ′ − MP ′′ = (R + r) sin(t) − r sin ((1 + R ) t) . (1.8)<br />

r<br />

Da die Radien des festen und des rollenden Kreises bei der Kardioide gleich


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 23<br />

sein müssen, sieht die endgültige Form wie folgt aus:<br />

⎛<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

2r cos(t) − r cos(2t)<br />

2r sin(t) − r sin(2t)<br />

⎞<br />

⎠ .<br />

1.5 Die Nephroide<br />

Die Nephroide ist ebenfalls eine Epizykloide. Sie entsteht wenn ein Kreis auf<br />

einem festen Kreis mit doppeltem Radius rollt (Abb. 1.15). Der Unterschied zur<br />

Kardioide ist also wiederum nur das Verhältnis der Radien.<br />

Abbildung 1.15: Entstehung einer Nephroide<br />

(Konstruktion aufrufbar unter http://www.geogebratube.org/student/m28724)<br />

1.5.1 Konstruktion einer Nephroide<br />

Man n<strong>im</strong>mt das Papier <strong>im</strong> Hochformat und zeichnet in die Mitte eine waagrechte<br />

Linie quer über das Blatt. Mit der Mitte dieser Linie als Mittelpunkt ist ein Kreis<br />

zu zeichnen. Der Radius dieses Kreises darf max<strong>im</strong>al ein Drittel der kürzeren<br />

Seitenlänge betragen. Auf diesem Kreis sind gleichverteilt etwa 20 Punkte zu<br />

markieren. Jeder dieser 20 Punkte ist der Mittelpunkt eines weiteren Kreises.<br />

Diese 20 Kreise sind so zu zeichnen, dass sie die eingangs gezeichnete waagrechte<br />

Linie berühren (Abb. 1.16). Die Einhüllende dieser Kreise ist die Nephroide (vgl.<br />

Lockwood, 1971).


KAPITEL 1. ZYKLOIDE, HYPO- UND EPIZYKLOIDEN 24<br />

Abbildung 1.16: Konstruktion einer Nephroide als Hüllkurve<br />

1.5.2 Parametergleichung der Nephroide<br />

Da die Nephroide ebenfalls eine Epizykloide ist, ist die Vorgehensweise bei der<br />

Herleitung der Parametergleichung analog zu jener der Kardioiden (siehe Abschnitt<br />

1.4.2) eine detaillierte Abbildung bendet sich wieder <strong>im</strong> Anhang (Abb.<br />

A.5). Der Radius des festen Kreises ist hier allerdings doppelt so groÿ wie der<br />

des rollenden Kreises. Man muss also in die x- bzw. y-Koordinate der Kardioide<br />

((1.7) bzw. (1.8)) R = 2r einsetzen und erhält<br />

⎛<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

3r cos(t) − r cos(3t)<br />

3r sin(t) − r sin(3t)<br />

⎞<br />

⎠ .


Kapitel 2<br />

Evoluten<br />

In jedem Punkt einer Kurve, in dem die Krümmung ungleich Null ist, kann ein<br />

Krümmungskreis erstellt werden. Der Krümmungskreis schmiegt sich in einem<br />

kleinen Bereich um diesen Punkt der Kurve an die Tangenten st<strong>im</strong>men dort<br />

überein. Die Mittelpunkte dieser Kreise beschreiben dann eine neue Kurve: die<br />

Evolute. Die Evolute einer Kurve ist also die Bahn des Krümmungsmittelpunktes<br />

(Abb. 2.1). Die Ursprungskurve, aus der eine Evolute entsteht, nennt man<br />

Evolvente.<br />

Abbildung 2.1: Parabel mit Krümmungskreisen und Evolute<br />

Die Idee neue <strong>Kurven</strong> auf diese Art und Weise aus anderen <strong>Kurven</strong> abzuleiten<br />

stammt ursprünglich von Huygens, der sich in der zweiten Hälfte des 17.<br />

25


KAPITEL 2. EVOLUTEN 26<br />

Jahrhunderts bei seinen Arbeiten zur Ausbreitung von Licht damit beschäftigte.<br />

Ein ähnliches Konzept kann allerdings bereits in den Büchern über Kegelschnitte<br />

von Apollonius (etwa 200 v. Chr.) entdeckt werden (vgl. Yates, 1947).<br />

2.1 Herleitung der Parameterdarstellung der Evolute<br />

Um die Parameterdarstellung der Evolute angeben zu können, müssen Krümmung<br />

und Krümmungsmittelpunkt hergeleitet werden (vgl. Lawrence, 1972).<br />

Zwischen zwei Punkten einer Kurve sei die Bogenlänge ∆s. Die Tangenten<br />

an die Kurve in den beiden Punkten schlieÿen mit der x-Achse <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

unterschiedliche Winkel ein: Deren Dierenz sei ∆φ. Die Krümmung ist nun<br />

deniert als das Verhältnis ∆φ/∆s. Lässt man den Abstand zwischen den beiden<br />

Punkten gegen Null gehen, so erhält man die Krümmung einer Kurve in einem<br />

Punkt<br />

∆φ<br />

κ = l<strong>im</strong><br />

∆s→0 ∆s = dφ<br />

ds . (2.1)<br />

Entsprechend ist der Krümmungsradius der Kehrwert der Krümmung<br />

ρ = ds<br />

dφ = 1 κ . (2.2)<br />

Unter Verwendung der Kettenregel gilt für die Krümmung<br />

κ = dφ<br />

dx ⋅ dx<br />

ds . (2.3)<br />

Ist die Kurve in der Form y = f(x) gegeben und ist φ der Winkel der Tangente<br />

mit der x-Achse (Abb. 2.2), so gilt tan(φ) = dy<br />

dx = y′ . Folglich ergibt sich<br />

dφ<br />

dx = d<br />

1<br />

dx (arctan(y′ )) =<br />

1 + (y ′ ) 2 ⋅ y′′ . (2.4)<br />

Für ein innites<strong>im</strong>al kleines Stück der Bogenlänge gilt<br />

(ds) 2 = (dx) 2 + (dy) 2<br />

( ds<br />

dx ) 2<br />

= 1 + ( dy<br />

dx ) 2<br />

ds<br />

dx = √<br />

1 + (y ′ ) 2 . (2.5)


KAPITEL 2. EVOLUTEN 27<br />

Setzt man (2.4) und (2.5) in (2.3) ein, so ergibt sich für die Krümmung<br />

κ =<br />

1<br />

1 + (y ′ ) 2 ⋅ y′′ ⋅<br />

Der Krümmungsradius folgt aus (2.2):<br />

1<br />

√ = y ′′<br />

. (2.6)<br />

1 + (y ′ ) 2 (1 + (y ′ ) 2 ) 3 /2<br />

ρ = (1 + (y′ ) 2 ) 3 /2<br />

y ′′ . (2.7)<br />

Da <strong>Kurven</strong> häug in der Parameterform x = x(t) und y = y(t) gegeben sind,<br />

werden obige Terme noch umgeschrieben. Mit dx<br />

dy<br />

= ẋ und = ẏ, gilt<br />

dt dt<br />

y ′′ = d ( ẏ<br />

ẋ )<br />

dx<br />

y ′ = dy<br />

dx = ẏ<br />

ẋ , (2.8)<br />

= d ( ẏ<br />

ẋ )<br />

⋅ dt ẋÿ − ẍẏ<br />

= ⋅ 1 ẋÿ − ẍẏ<br />

= . (2.9)<br />

dt dx ẋ 2 ẋ ẋ 3<br />

Die Krümmung in Parameterform sieht dann folgendermaÿen aus (Einsetzen<br />

von (2.8) und (2.9) in (2.6)):<br />

ẋÿ−ẍẏ<br />

ẋ 3<br />

κ =<br />

= ẋÿ − ẍẏ<br />

= ẋÿ − ẍẏ<br />

(1 + ( ẏ<br />

3/2<br />

ẋ )2 ) ẋ 3 ( ẋ2 +ẏ 2<br />

) 3 /2<br />

(ẋ 2 + ẏ 2 ) . (2.10)<br />

3 /2<br />

ẋ 2<br />

Für den Krümmungsradius in Parameterform gilt entsprechend (siehe (2.2)):<br />

ρ = (ẋ2 + ẏ 2 ) 3 /2<br />

. (2.11)<br />

ẋÿ − ẍẏ<br />

In weiterer Folge muss der Krümmungsmittelpunkt hergeleitet werden. Abbildung<br />

2.2 ist zu entnehmen, dass<br />

Auÿerdem sieht man sofort (Pythagoras)<br />

sin(φ) =<br />

y<br />

√<br />

x2 + y 2 =<br />

cos(φ) =<br />

α = x − ρ sin(φ), (2.12)<br />

β = y + ρ cos(φ). (2.13)<br />

y<br />

x<br />

√ = y ′<br />

1 + (<br />

√1 , (2.14)<br />

y x )2 + (y ′ ) 2<br />

x<br />

√<br />

x2 + y 2 = 1<br />

√1 + (y ′ ) 2 . (2.15)


KAPITEL 2. EVOLUTEN 28<br />

Abbildung 2.2: Krümmungsmittelpunkt (Yates, 1947)<br />

Setzt man nun (2.14), (2.15) und (2.7) in (2.12) und (2.13) ein, so erhält man<br />

die Koordinaten des Mittelpunkts des Krümmungskreises:<br />

α = x − (1 + (y′ ) 2 ) 3 /2<br />

y ′<br />

⋅<br />

y ′′ √ = x − y′ (1 + (y ′ ) 2 )<br />

,<br />

1 + (y ′ ) 2 y ′′<br />

β = y + (1 + (y′ ) 2 ) 3 /2<br />

1<br />

⋅<br />

y ′′ √ = y + 1 + (y′ ) 2<br />

.<br />

1 + (y ′ ) 2 y ′′<br />

Um dasselbe auch in Parameterdarstellung angeben zu können, müssen die Winkelfunktionen<br />

in Abhängigkeit von t angegeben werden (einsetzen von (2.8) in<br />

(2.14) bzw. (2.15))<br />

ẏ<br />

sin(φ) = √ẋ2<br />

+ ẏ , (2.16)<br />

2<br />

cos(φ) =<br />

ẋ<br />

√ẋ2<br />

+ ẏ 2 . (2.17)<br />

Die Parameterdarstellung der Evoluten ergibt sich nun, indem man (2.16), (2.17)<br />

und (2.11) in (2.12) und (2.13) einsetzt:<br />

α = x − (ẋ2 + ẏ 2 ) 3 /2<br />

ẋÿ − ẍẏ<br />

⋅<br />

ẏ<br />

√ẋ2<br />

+ ẏ = x − ẏ ⋅ ẋ2 + ẏ 2<br />

2 ẋÿ − ẍẏ , (2.18)<br />

β = y + (ẋ2 + ẏ 2 ) 3 /2<br />

ẋÿ − ẍẏ<br />

⋅<br />

ẋ<br />

√ẋ2<br />

+ ẏ 2 = y + ẋ ⋅ ẋ2 + ẏ 2<br />

ẋÿ − ẍẏ . (2.19)


KAPITEL 2. EVOLUTEN 29<br />

2.2 Evolute der Ellipse<br />

In diesem Abschnitt wird behandelt, wie die Evolute einer konkreten Kurve,<br />

nämlich einer Ellipse aussieht. In Abbildung 2.3 kann man die Form der Kurve<br />

bereits erahnen.<br />

Abbildung 2.3: Ellipse mit Krümmungskreisen<br />

Die Parametergleichung der Ellipse lautet<br />

⎛<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

a cos(t)<br />

b sin(t)<br />

⎞<br />

⎠ .


KAPITEL 2. EVOLUTEN 30<br />

Folglich sind die Ableitungen nach t:<br />

ẋ = −a sin(t) ẍ = −a cos(t)<br />

ẏ = b cos(t) ÿ = −b sin(t) .<br />

Eingesetzt in (2.18) bzw. (2.19) ergibt das die Evolute der Ellipse:<br />

α = a cos(t) − b cos(t) ⋅<br />

(−a sin(t)) 2 + (b cos(t)) 2<br />

(−a sin(t)) (−b sin(t)) − (−a cos(t)) b cos(t)<br />

= a cos(t) − b cos(t) ⋅ a2 (1 − cos 2 (t)) + b 2 cos 2 (t)<br />

ab sin 2 (t) + ab cos 2 (t)<br />

= a cos(t) − b cos(t) ⋅ a2 + (−a 2 + b 2 ) cos 2 (t)<br />

ab<br />

= a cos(t) − a cos(t) − (−a2 + b 2 ) cos 3 (t)<br />

a<br />

a 2 − b 2<br />

= ⋅ cos 3 (t)<br />

a<br />

β = b sin(t) − a sin(t) ⋅<br />

(−a sin(t)) 2 + (b cos(t)) 2<br />

(−a sin(t)) (−b sin(t)) − (−a cos(t)) b cos(t)<br />

= b sin(t) − a sin(t) ⋅ a2 sin 2 (t) + b 2 (1 − sin 2 (t))<br />

ab sin 2 (t) + ab cos 2 (t)<br />

= b sin(t) − a sin(t) ⋅ b2 + (a 2 − b 2 ) sin 2 (t)<br />

ab<br />

= b sin(t) − b sin(t) − (a2 − b 2 ) sin 3 (t)<br />

b<br />

b 2 − a 2<br />

= ⋅ sin 3 (t)<br />

b<br />

Die Evolute der Ellipse hat daher folgende Parametrisierung<br />

⎛<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

a 2 −b 2<br />

a<br />

b 2 −a 2<br />

b<br />

⋅ cos 3 (t)<br />

⋅ sin 3 (t)<br />

⎞<br />

⎠ .<br />

Für den Fall, dass für die Koezienten a = 5 und b = 3 gewählt wurde, ist in<br />

Abbildung 2.4 die Ellipse und ihre Evolute gezeichnet. Die Evolute einer Ellipse<br />

ist also eine Astroide.


KAPITEL 2. EVOLUTEN 31<br />

Abbildung 2.4: Ellipse und ihre Evolute<br />

2.3 Evolute der Kardioide<br />

Als ein weiteres Beispiel zu Evoluten wird hier noch die Kardioide besprochen.<br />

Die Parametergleichung der Kardioide lautet<br />

⎛<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

2 cos(t) − cos(2t)<br />

2 sin(t) − sin(2t)<br />

⎞<br />

⎠ .<br />

Folglich sind die Ableitungen nach t:<br />

ẋ = −2 sin(t) + 2 sin(2t) ẍ = −2 cos(t) + 4 cos(2t)<br />

ẏ = 2 cos(t) − 2 cos(2t) ÿ = −2 sin(t) + 4 sin(2t) .<br />

Eingesetzt in (2.18) ergibt das die erste Komponente der Evolute der Kardioide:<br />

α = 2 cos(t) − cos(2t) − (2 cos(t) − 2 cos(2t)) ⋅<br />

(−2 sin(t) + 2 sin(2t)) 2 + (2 cos(t) − 2 cos(2t)) 2<br />

(−2 sin(t) + 2 sin(2t)) (−2 sin(t) + 4 sin(2t)) − (−2 cos(t) + 4 cos(2t)) (2 cos(t) − 2 cos(2t))


KAPITEL 2. EVOLUTEN 32<br />

Abbildung 2.5: Kardioide mit Krümmungskreisen<br />

α = 2 cos(t) − cos(2t) − (2 cos(t) − 2 cos(2t)) ⋅<br />

4 sin 2 (t) − 8 sin(t) sin(2t) + 4 sin 2 (2t) + 4 cos 2 (t) − 8 cos(t) cos(2t) + 4 cos 2 (2t)<br />

4 sin 2 (t) − 12 sin(t) sin(2t) + 8 sin 2 (2t) + 4 cos 2 (t) − 12 cos(t) cos(2t) + 8 cos 2 (2t)<br />

α = 2 cos(t) − cos(2t) − (2 cos(t) − 2 cos(2t)) ⋅<br />

8 (− sin(t) sin(2t) − cos(t) cos(2t) + 1)<br />

12 (− sin(t) sin(2t) − cos(t) cos(2t) + 1)<br />

α = 2 cos(t) − cos(2t) − 4 3 cos(t) + 4 3 cos(2t)<br />

Völlig analog berechnet sich β:<br />

α = 2 3 cos(t) + 1 3 cos(2t)<br />

β = 2 3 sin(t) + 1 3 sin(2t).


KAPITEL 2. EVOLUTEN 33<br />

Die Parameterdarstellung der Evolute der Kardioide ist also<br />

⎛<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

2<br />

3 cos(t) + 1 3 cos(2t) ⎞<br />

2<br />

3 sin(t) + 1 3 sin(2t) ⎠ .<br />

Man sieht, dass die Evolute einer Kardioide wieder eine Kardioide ist (Abb.<br />

2.6). Generell gilt, dass Evoluten von Hypo- oder Epizykloiden wieder <strong>Kurven</strong><br />

derselben Art sind (Yates, 1947).<br />

Abbildung 2.6: Kardioide und ihre Evolute


Kapitel 3<br />

Kaustiken<br />

In der Optik beschreibt eine Kaustik die Einhüllende von Lichtstrahlen, die<br />

entweder an einem runden Gegenstand gebrochen oder reektiert wurden. Beschreibt<br />

man den runden Gegenstand durch die Kurve C, so spricht man von der<br />

Kaustik der Kurve C. Die Kaustiken, die durch gebrochene Strahlen entstehen<br />

nennt man Diakaustiken, jene, die durch reektierte Strahlen entstehen nennt<br />

man Katakaustiken (vgl. Lawrence, 1972; Yates, 1947). In diesem Kapitel wird<br />

ausschlieÿlich die Katakaustik des Kreises behandelt.<br />

Im Alltag werden Kaustiken zum Beispiel dann wahrgenommen, wenn die<br />

Sonne schräg auf eine groÿteils gefüllte Kaeetasse scheint. Die an der Innenseite<br />

der Tasse reektierten Strahlen erzeugen die sogenannte Kaeetassen-<br />

Katakaustik (Abb. 3.1).<br />

Geschichtlich wurde diese Art von <strong>Kurven</strong> erstmals 1681 von Ehrenfried W.<br />

von Tschirnhausen in einem Brief an Leibniz erwähnt. Beide beschäftigten sich<br />

in den Folgejahren mit dem Phänomen der Kaustik. Neben ihnen hat auch noch<br />

Bernoulli diese Theorie mit gröÿerem Erfolg bearbeitet (vgl. Loria, 1902).<br />

3.1 Katakaustik des Kreises<br />

Ein (Licht-)Strahl hat in Parameterdarstellung die Form<br />

s(t) = Q + t ⋅ a,<br />

wobei Q die Lichtquelle (also ein Punkt) und a ein Vektor <strong>im</strong> R 2 ist.<br />

Ist c(λ) die Parameterdarstellung des Kreises, so gilt c(λ) = ⎛ cos(λ) ⎞<br />

⎝ sin(λ) ⎠ mit<br />

0 ≤ λ ≤ 2π. Für jeden Punkt am Kreis, also für jedes λ zwischen 0 und 2π, gibt<br />

34


KAPITEL 3. KAUSTIKEN 35<br />

(a) Einfallende Strahlen (Ucke u. Engelhardt,<br />

1996)<br />

(b) Resultat (Wikipedia, a)<br />

Abbildung 3.1: Kaeetassen-Katakaustik<br />

es genau einen einfallenden Strahl (Abb. 3.2)<br />

s e (t) = Q + t ⋅ v,<br />

wobei v = c(λ) − Q, der Richtungsvektor von s e .<br />

Der Einfallswinkel θ ist der Winkel zwischen dem einfallenden Strahl und<br />

dem Lot, also der Normalen auf die Tangente von c an der Stelle λ:<br />

θ = ∡ (v, n ⋅ ċ(λ)) ,<br />

mit der Drehmatrix n = ⎛ 0 −1 ⎞<br />

⎝ 1 0 ⎠ .<br />

Der Strahl wird <strong>im</strong> Punkt c(λ) reektiert das entspricht einer Drehung des<br />

einfallenden Strahls um 2θ + π (Abb. 3.2). Für den reektierten Strahl ergibt<br />

sich daher schlussendlich<br />

s r (t) = c(λ) + t ⋅ v ′ ,<br />

mit v ′ = ⎛ cos(2θ + π) − sin(2θ + π) ⎞<br />

⋅ v. Die Hüllkurve dieser reektierten<br />

⎝ sin(2θ + π) cos(2θ + π) ⎠<br />

Strahlen heiÿt Katakaustik (vgl. Thomas, 2010).<br />

Zur Berechnung dieser Hüllkurven: Die reektierten Strahlen s r hängen von<br />

den Parametern λ und t ab. Sie können also geschrieben werden als C(λ, t) =<br />

(C 1 (λ, t), C 2 (λ, t)) . Zur Berechnung benötigt man die Jacob<strong>im</strong>atrix von C(λ, t),<br />

also<br />

J(C) = ⎛ ∂<br />

∂λ C ∂<br />

1(λ, t)<br />

∂t C 1(λ, t) ⎞<br />

∂<br />

⎝<br />

∂λ C ∂<br />

2(λ, t)<br />

∂t C 2(λ, t) ⎠ . (3.1)<br />

Die Hüllkurve ergibt sich nun durch Nullsetzen der Determinante dieser Jacob<strong>im</strong>atrix<br />

(eine Herleitung ndet sich in Thomas (2010); ein Beispiel dazu <strong>im</strong>


KAPITEL 3. KAUSTIKEN 36<br />

Abbildung 3.2: Entstehung einer Katakaustik (Thomas, 2010)<br />

folgenden Abschnitt).<br />

Für den Fall von Sonnenstrahlen, also für den Fall von parallel einfallenden<br />

Strahlen vereinfachen sich die Formeln für s e und s r . Der Richtungsvektor v ist<br />

hier für alle einfallenden Strahlen ⎛ 1 ⎞<br />

, als Aufpunkt wird jeweils der Punkt<br />

⎝ 0 ⎠<br />

der Reexion gewählt:<br />

s e (t) = c(λ) + t ⋅ ⎛ 1 ⎞<br />

⎝ 0 ⎠ , (3.2)<br />

s r (t) = c(λ) + t ⋅ ⎛ ⎝<br />

cos(2θ + π)<br />

sin(2θ + π)<br />

⎞<br />

⎠ . (3.3)<br />

3.2 Beispiel Kaeetassen-Katakaustik<br />

Hierbei handelt es sich genau um den gerade zuvor erwähnten Fall der parallel<br />

einfallenden Sonnenstrahlen. Die Kaeetasse wird durch einen Kreis s<strong>im</strong>uliert.<br />

Die Gleichung der einfallenden Strahlen (vgl. (3.2)) sieht daher folgendermaÿen<br />

aus:<br />

s e (t) = ⎛ cos(λ) ⎞<br />

⎝ sin(λ) ⎠ + t ⋅ ⎛ 1 ⎞<br />

⎝ 0 ⎠ .<br />

Der Winkel θ zwischen einfallendem Strahl und Lot ist gleich λ, wie man


KAPITEL 3. KAUSTIKEN 37<br />

Abbildung 3.3 entnehmen kann.<br />

Abbildung 3.3: Parallel einfallender Strahl (Thomas, 2010)<br />

Für den Richtungsvektor des reektierten Strahls (Gleichung (3.3)) benötigt<br />

man den Winkel 2θ + π = 2λ + π:<br />

s r (t) = ⎛ ⎝<br />

cos(λ)<br />

sin(λ)<br />

⎞<br />

⎠ + t ⋅ ⎛ ⎝<br />

cos(2λ + π)<br />

sin(2λ + π)<br />

⎞<br />

⎠ = ⎛ ⎝<br />

cos(λ)<br />

sin(λ)<br />

⎞<br />

⎠ + t ⋅ ⎛ ⎝<br />

− cos(2λ)<br />

− sin(2λ)<br />

⎞<br />

⎠ .<br />

Berechnen der Jacob<strong>im</strong>atrix durch Einsetzen in Gleichung (3.1):<br />

J(s r ) = ⎛ ⎝<br />

− sin(λ) + 2t sin(2λ)<br />

cos(λ) − 2t cos(2λ)<br />

− cos(2λ)<br />

− sin(2λ)<br />

⎞<br />

⎠ .<br />

Die Determinante dieser Matrix ist<br />

det (J(s r )) = sin(λ) sin(2λ) − 2t sin 2 (2λ) + cos(λ) cos(2λ) − 2t cos 2 (2λ).<br />

Nullsetzen und Auösen nach t ergibt<br />

det (J(s r )) = 0<br />

sin(λ) sin(2λ) + cos(λ) cos(2λ) − 2t = 0<br />

sin(λ) 2 sin(λ) cos(λ) + cos(λ) (cos 2 (λ) − sin 2 (λ)) = 2t<br />

sin 2 (λ) cos(λ) + cos 3 (λ) = 2t<br />

cos(λ) (sin 2 (λ) + cos 2 (λ)) = 2t<br />

cos(λ)<br />

2<br />

= t


KAPITEL 3. KAUSTIKEN 38<br />

Die Hüllkurve H(λ) hat also folgende Form:<br />

H(λ) = ⎛ ⎝<br />

= ⎛ ⎝<br />

cos(λ)<br />

sin(λ)<br />

⎞<br />

⎠ + cos(λ) ⋅ ⎛ 2 ⎝<br />

− cos(2λ)<br />

− sin(2λ)<br />

cos(λ) − 1 cos(λ) cos(2λ) ⎞<br />

2<br />

sin(λ) − 1 2 cos(λ) sin(2λ) ⎠ . (3.4)<br />

⎞<br />

⎠<br />

Abbildung 3.4: Hüllkurve der Sonnenstrahlen<br />

Die Kurve in Abbildung 3.4 sieht aus wie eine Nephroide. Tatsächlich lässt<br />

sich Gleichung (3.4) unter Verwendung von trigonometrischen Identitäten noch<br />

umformen auf<br />

H(λ) = 1 4 ⋅ ⎛ 3 cos(λ) − cos(3λ) ⎞<br />

⎝ 3 sin(λ) − sin(3λ) ⎠<br />

und hat damit dieselbe Form, wie die in Abschnitt 1.5 vorgestellte Nephroide!<br />

In der Kaeetasse ist freilich nur eine Hälfte der Nephroide sichtbar.<br />

3.3 Unterschiedliche Positionen der Lichtquelle<br />

In Abschnitt 3.2 wurde der einfachste Fall, nämlich jener, wo sich die Lichtquelle<br />

<strong>im</strong> Unendlichen bendet, behandelt. Die Lichtquelle kann drei weitere<br />

unterschiedliche Positionen einnehmen: Sie kann sich innerhalb des Kreises, auÿerhalb<br />

des Kreises oder genau auf dem Kreis benden. Mathematisch sind<br />

diese drei Fälle deutlich aufwendiger als jener in Abschnitt 3.2, deshalb habe<br />

ich die Hüllkurven der reektierten Strahlen nicht berechnet, sondern nur mit


KAPITEL 3. KAUSTIKEN 39<br />

GeoGebra geometrisch konstruiert. 1<br />

Der Punkt der Lichtquelle kann in dieser Konstruktion beliebig auf der positiven<br />

x-Achse bewegt werden (aufgrund der Symmetrie sind diese möglichen<br />

Positionen ausreichend). Die Lichtstrahlen und die entstehende Katakaustik ändern<br />

sich dynamisch mit. Man hat die Möglichkeit nur die Strahlen, nur die<br />

entstehende Kaustik oder beides einzublenden. Die Abbildungen 3.5 bis 3.7 zeigen<br />

nun die Ergebnisse für die oben genannten Positionen der Lichtquelle (man<br />

vergleiche die Abbildungen mit jenen von Yates (1947) auf Seite 16):<br />

Abbildung 3.5: Lichtquelle auÿerhalb des Kreises<br />

1 Konstruktion aufrufbar unter http://www.geogebratube.org/student/m28726


KAPITEL 3. KAUSTIKEN 40<br />

Abbildung 3.6: Lichtquelle am Kreis<br />

Abbildung 3.7: Lichtquelle innerhalb des Kreises


Teil II<br />

Didaktische Analyse zum<br />

Thema <strong>Kurven</strong><br />

41


Einleitung<br />

In diesem Teil der Arbeit geht es um den Einsatz von <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong>.<br />

In Kapitel 4 wird begründet, warum <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong><br />

vorkommen sollten und welche möglichen Zugänge sich anbieten würden.<br />

Auÿerdem werden Probleme der momentan gängigen Herangehensweise an<br />

die <strong>Kurven</strong>diskussion in der siebenten Klasse aufgezeigt. Weiters werden Ideen<br />

gesammelt, welche <strong>Kurven</strong> in welchen Schulstufen behandelt werden könnten<br />

und welche fächerübergreifenden Möglichkeiten sich bieten. Zum Abschluss dieses<br />

Kapitels werden noch die Chancen, die sich mit Dynamischer Geometrie-<br />

Software auftun, aber auch Probleme damit, thematisiert.<br />

In Kapitel 5 wurden drei Unterrichtsvorschläge für den vertiefenden Wahlpichtgegenstand<br />

ausgearbeitet. In jedem dieser Vorschläge spielt die Dynamische<br />

Geometrie-Software GeoGebra eine wesentliche Rolle. Zuerst wurde eine<br />

Gruppenarbeit zu Rollkurven gestaltet: Die Schüler sollen hier mit Hilfestellungen<br />

die Parameterdarstellung der Zykloide, Deltoide, Astroide, Kardioide oder<br />

Nephroide herleiten. Der zweite Vorschlag behandelt die Krümmung von <strong>Kurven</strong>.<br />

Sie wird hier eingeführt und über Krümmungskreise hergeleitet. Später wird<br />

als Anwendung der Krümmung die Verbindung zweier Bahngleise modelliert. Bei<br />

der dritten Einheit wird in einer Partnerarbeit der Einfall der Sonnenstrahlen<br />

auf die Innenseite einer Kaeetasse mit GeoGebra s<strong>im</strong>uliert es entsteht dabei<br />

die Kaeetassen-Katakaustik.<br />

42


Kapitel 4<br />

<strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> Unterricht<br />

4.1 Warum sollten <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong><br />

vorkommen<br />

Obwohl der Lehrplan für die AHS-Oberstufe in der siebenten Klasse explizit<br />

das Beschreiben von ebenen <strong>Kurven</strong> durch Parameterdarstellungen (Bundesministerium<br />

für Unterricht, Kunst und Kultur, 2010a) verlangt, wird die Parameterdarstellung<br />

<strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> vorwiegend für Geraden verwendet.<br />

Geraden sind zwar auch <strong>Kurven</strong>, allerdings nur ein Trivialfall davon. Wenn (gekrümmte)<br />

<strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> Unterricht behandelt werden, dann meist als Graphen von<br />

Funktionen oder als Kegelschnitte. Verschiedenartige Parameterkurven, wie etwa<br />

die Zykloide, werden selten unterrichtet, dennoch gibt es genügend Gründe,<br />

warum solche <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> Unterricht behandelt werden sollten:<br />

<strong>Kurven</strong> treten häug in der Technik und der Physik auf, so zum Beispiel als<br />

Bahnen best<strong>im</strong>mter Massenpunkte in Gelenken, Kurbeln oder Motoren. Während<br />

Anwendungen aus Technik und Physik <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> selten<br />

Einzug halten, nden Zugänge aus der Kunst kaum Berücksichtigung. Gerade<br />

dort treten <strong>Kurven</strong> in vielfältigen Variationen auf: als Umrisse, Schattenränder<br />

oder andere kreative Gestaltungselemente (Abb. 4.1). Diese kunstvollen Gebilde<br />

könnten Schüler ansprechen, für die der algorithmische Aspekt der Mathematik<br />

allein schwerer zugänglich ist. Ebenso kommen <strong>Kurven</strong> scheinbar überall in der<br />

Natur vor, beispielsweise die spiralförmige Muschel und würde es nicht den<br />

Forscherdrang der Schüler wecken, wenn sie die Möglichkeit hätten, Erscheinungen<br />

in der Natur, der Kunst oder der Technik mathematisch zu beschreiben<br />

In Abschnitt 5.3 wird ein Beispiel gegeben, wie Schüler eine durch reektierte<br />

Sonnenstrahlen entstandene Kurve mathematisch behandeln können. Das Aussehen<br />

vieler <strong>Kurven</strong> ist faszinierend nicht umsonst wird <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

43


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 44<br />

mit <strong>Kurven</strong> gerne von der Schönheit der Mathematik (Heitzer, 2005) gesprochen,<br />

allerdings enthält deren Erzeugung, Beschreibung und Untersuchung auch<br />

sehr viel Mathematik (vgl. Heitzer, 2005; Schupp, 1998).<br />

Abbildung 4.1: <strong>Kurven</strong> in der Kunst<br />

Des Weiteren haben <strong>Kurven</strong> in der gesamten Geschichte der Mathematik<br />

eine wichtige Rolle gespielt. Bereits die griechischen Mathematiker untersuchten<br />

<strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Lösung klassischer Probleme, wie etwa<br />

der Kreisquadratur. Ebenfalls sehr früh befassten sich Menächmus, Euklid und<br />

Apollonius mit Kegelschnitten (vgl. Schupp, 1998). Etwa 100 n. Chr. stellte Ptolemäus<br />

seine Epizykeltheorie (Abb. 4.2) vor, in der er die Planetenbewegungen<br />

beschreibt. Ausgehend vom geozentrischen Weltbild beschrieb Ptolemäus die<br />

Bahnen der Planeten jeweils durch sich überlagernde Kreisbewegungen, denn<br />

nur die gleichförmige Kreisbewegung war vollkommen genug um überirdische<br />

Vorgänge zu beschreiben. Diese Theorie war derart präzise, dass sie sich bis zu<br />

Keplers Zeiten (etwa 1500 Jahre später; in der katholischen Kirche freilich noch<br />

länger) hielt. Eine detailliertere Beschreibung geben Tietze u. a. (2000).<br />

Abbildung 4.2: Epizykeltheorie (Wikipedia, b)


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 45<br />

Auch später waren <strong>Kurven</strong> in der Mathematik allgegenwärtig: Dürer verwendete<br />

Epitrochoiden 1 in seinen Arbeiten, Descartes höhere algebraische <strong>Kurven</strong><br />

und Leibniz und Newton haben mittels <strong>Kurven</strong>problemen die Dierential- und<br />

Integralrechnung vorangetrieben. Heute untersucht die algebraische Geometrie<br />

<strong>Kurven</strong> als Nullstellenmengen in der komplexen Ebene (vgl. Schupp, 1998).<br />

<strong>Kurven</strong> erlauben wie nur wenige andere Themengebiete objektorientierten<br />

Unterricht. Im <strong>Mathematikunterricht</strong> stehen oft Methoden (Algorithmen) <strong>im</strong><br />

Vordergrund und Objekte werden nur danach ausgewählt, wie nützlich sie sind,<br />

diese Methoden zu demonstrieren. So werden zum Beispiel in der siebenten Klasse<br />

jene Funktionen, also Objekte, ausgewählt, die sich am besten dafür eignen<br />

Nullstellen, Extremwerte, Wendepunkte etc. zu best<strong>im</strong>men. Man könnte allerdings<br />

auch den umgekehrten Weg gehen und best<strong>im</strong>mte mathematisch interessante<br />

<strong>Kurven</strong> auswählen und sich erst anschlieÿend Gedanken machen, welche<br />

Berechnungen bei dieser Kurve sinnvoll sind. Im Zentrum des Unterrichts könnte<br />

also das Objekt Kurve stehen, das es näher zu erkunden gilt. Beginnend mit<br />

oensichtlichen und leicht zu erklärenden Eigenschaften und später vordringend<br />

zu schwierigeren Merkmalen und Beziehungen. Die Vorzüge dieser Herangehensweise<br />

sind einerseits, dass automatisch oener Unterricht entsteht, da die Schüler<br />

die Vorgehensweise bei der Erkundung selbst beeinussen und andererseits wirkt<br />

es dem Schubladendenken entgegen, wonach die Schulmathematik in best<strong>im</strong>mte<br />

Kapitel aufgeteilt ist, die eigene Methoden und dazugehörige Objekte besitzen,<br />

welche wenig miteinander zu tun haben (vgl. Schupp, 1998).<br />

Bei der Behandlung von <strong>Kurven</strong> können wesentliche Schülertätigkeiten gefördert<br />

werden (vgl. Schupp, 1998):<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

beobachten und registrieren: Welche Gestalt hat diese Kurve (Symmetrien,<br />

Geschlossenheit, Spitzen, Schleifen etc.)<br />

exper<strong>im</strong>entieren: Software macht es möglich man sieht sofort die Auswirkungen,<br />

wenn man beispielsweise am Konstruktionspunkt zieht oder<br />

Parameter abändert.<br />

vermuten: Was haben zwei best<strong>im</strong>mte <strong>Kurven</strong> gemeinsam bzw. was unterscheidet<br />

sie Wie groÿ sind Fläche und Umfang dieser Kurve Schneidet<br />

sich diese Schleifenkurve rechtwinklig<br />

reektieren: Kommen diese <strong>Kurven</strong> in der Wirklichkeit auch vor, oder<br />

haben sie nur innermathematisches Interesse<br />

In Abschnitt 4.5 wird erklärt warum das Thema <strong>Kurven</strong> in ganz besonderer<br />

Weise von Dynamischer Geometrie-Software (DGS) und Computer-Algebra-<br />

Systemen (CAS) protieren kann.<br />

1 Eine Beschreibung und Denition dieser <strong>Kurven</strong> ndet man bei Yates (1947).


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 46<br />

4.2 Verschiedene Zugänge zu <strong>Kurven</strong><br />

<strong>Kurven</strong> kann man sich <strong>im</strong> Unterricht auf unterschiedlichste Art und Weise nähern.<br />

Die wohl gebräuchlichste aller Herangehensweisen ist der Funktionsgraph.<br />

Geraden werden bereits in der Unterstufe in das Koordinatensystem gezeichnet<br />

(Geraden parallel zur y-Achse stellen freilich keine Funktionen dar). In der<br />

Oberstufe folgen meist Parabeln, trigonometrische Funktionen oder die Exponentialfunktion.<br />

Explizite Funktionen mit kartesischen Koordinaten werden <strong>im</strong><br />

<strong>Mathematikunterricht</strong> häuger behandelt als Polarkoordinaten oder <strong>im</strong>plizit gegebene<br />

Funktionen. Dieser Zugang hat den Vorteil, dass er die Verbindung zur<br />

Algebra schlägt, nämlich über den Zusammenhang zwischen <strong>Kurven</strong> und den<br />

Lösungsmengen von Gleichungen (vgl. Heitzer, 2005).<br />

Ein weiterer in der Schule beliebter Zugang ist über die Ortslinie, also eine<br />

Menge von Punkten mit best<strong>im</strong>mten Eigenschaften. Dies wird in erster Linie<br />

bei Kegelschnitten genutzt. So wird beispielsweise die Ellipse meist als Menge<br />

von Punkten, für die die Summe der Abstände von zwei festen Punkten, den<br />

Brennpunkten, konstant ist, eingeführt. Ganz ähnlich führt man die Parabel<br />

als die Menge von Punkten, die von einer gegebenen Gerade und einem festen<br />

Punkt den gleichen Abstand haben, ein.<br />

Abbildung 4.3: Denition Ellipse bzw. Parabel<br />

Der Zugang über historische oder natürliche Vorbilder wäre zwar reizvoll, ist<br />

aber eher unüblich, da bei der Modellierung oftmals schon an Grenzen gestoÿen<br />

wird. Dabei gäbe es unzählige Vorbilder, die man <strong>im</strong> Unterricht einbauen könnte:<br />

die Golden Gate Bridge als Parabel, die Kettenlinie, spiralförmige Tiermuster,<br />

Ränder von Körpern, Flussläufe und viele andere mehr (vgl. Heitzer, 2005).<br />

In Kombination mit dem Fach Physik bieten sich auch Bewegungsbahnen<br />

oder andere physikalische Problemstellungen an. Man denke nur an die Kep-


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 47<br />

lerschen Gesetze, also an die Bewegung der Planeten auf Ellipsenbahnen. Man<br />

kann aber auch die Bahn des Fahrradventils während der Fahrt oder an den Ansatz<br />

der Schubstange bei einer Dampokomotive beobachten in beiden Fällen<br />

wird eine Zykloide beschreiben (eine detaillierte Ausarbeitung zum Thema Rollkurven<br />

bendet sich in Abschnitt 5.1). Weitere physikalische Fragestellungen<br />

könnten sein: Welche Form n<strong>im</strong>mt eine dünne Kette, die an zwei Punkten aufgehängt<br />

ist, ein oder welche Bahn ist die schnellste Verbindung zweier Punkte,<br />

wenn ein Gegenstand unter Einuss der Gravitation reibungsfrei gleitet<br />

Eher spielerische Zugänge mittels DGS wären zum Beispiel Hüllkurven. Es ist<br />

oft faszinierend welche <strong>Kurven</strong> sich aus Überlagerung anderer <strong>Kurven</strong> ergeben<br />

und dieses Erstaunen könnte bei vielen Schülern durchaus Motivation sein sich<br />

weiter mit diesem Thema zu beschäftigen.<br />

Es ist klar, dass unterschiedliche <strong>Kurven</strong> einen unterschiedlichen Zugang<br />

erfordern, denn nicht alle Zugänge sind didaktisch gleichwertig. Zu beachten<br />

ist, dass den Schülern je nach Schulstufe unterschiedliche Mittel zur Verfügung<br />

stehen und deshalb manche Zugänge oft von vornherein auszuschlieÿen sind.<br />

Auÿerdem sollte der gewählte Zugang möglichst zwanglos zu den wesentlichen<br />

Eigenschaften der Kurve führen. Im <strong>Mathematikunterricht</strong> wird üblicherweise<br />

be<strong>im</strong> einfachsten Fall begonnen, zum Beispiel bei Geraden als Graphen linearer<br />

Funktionen in der Geschichte der Mathematik war das meist genau umgekehrt:<br />

Es wurde mit dem Faszinierenden, und dementsprechend Komplizierten begonnen.<br />

In der Regel führt das von selbst auf die Untersuchung einfacherer Fälle<br />

als Spezialfälle. Diese Herangehensweise könnte auch <strong>im</strong> Unterricht interessant<br />

sein (vgl. Schupp, 1998; Heitzer, 2005).<br />

4.3 <strong>Kurven</strong>- vs. Funktionsdiskussion<br />

<strong>Kurven</strong> sind mehr als Graphen von Funktionen betitelte Günter Steinberg<br />

(1996) einen Artikel in der Zeitschrift Der <strong>Mathematikunterricht</strong>. Einerseits befasst<br />

sich die Mathematik seit über zwei Jahrtausenden mit <strong>Kurven</strong> 2 , aber noch<br />

keine 400 Jahre mit Funktionsgraphen und andererseits sind Funktionsgraphen<br />

nicht mehr als eine nachträgliche Visualisierung algebraischer Zusammenhänge,<br />

während <strong>Kurven</strong> in vielfältigen Formen um uns herum ständig präsent sind (vgl.<br />

Schupp, 1998).<br />

Dieses Zitat weist aber auch auf ein Problem der schulischen <strong>Kurven</strong>diskussion<br />

3 hin, denn dort wird quasi ausschlieÿlich mit Funktionen gearbeitet.<br />

Deshalb wird manchmal auch ehrlicherweise von einer Funktionsdiskussion gesprochen.<br />

Die graphische Darstellung von Funktionen zu sein, ist allerdings nur<br />

2 Eine Denition des Begris Kurve ndet man <strong>im</strong> Artikel von Johanna Heitzer (2005).<br />

3 Eine Erklärung was unter <strong>Kurven</strong>diskussion zu verstehen ist, geben Reichel u. a. (1999).


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 48<br />

eine Eigenschaft von <strong>Kurven</strong>, wenn auch eine ganz fundamentale, da sie bei der<br />

Untersuchung sehr hilfreich ist. Das didaktische Potential wird dadurch aber<br />

bei weitem nicht ausgeschöpft, auch weil viele interessante <strong>Kurven</strong> keine Funktionsgraphen<br />

sind. Im <strong>Mathematikunterricht</strong> wird seit jeher groÿer Wert auf den<br />

Funktionsbegri gelegt der Begri der Kurve wird eher der Anschauung überlassen.<br />

Dies führt allerdings dazu, dass die beiden Begrie in den Köpfen der<br />

Schüler verfälscht werden. So halten viele Schüler, vielleicht sogar die meisten,<br />

eine schräg ins Koordinatensystem gezeichnete Parabel, nicht für eine Parabel,<br />

weil sie kein Funktionsgraph ist (vgl. Schupp, 1998; Heitzer, 2005).<br />

Laut Hans Schupp (1998) ist die heutige <strong>Kurven</strong>diskussion von einer monotonen<br />

Behandlungsweise gekennzeichnet: Die Vielfalt der Typen, Zugänge,<br />

Darstellungen, Merkmale und Einsichten ist reduziert auf einem Algorithmus,<br />

der sich über alle noch behandelbaren <strong>Kurven</strong> stülpt. Sogar Lehrbücher (bspw.<br />

Reichel u. a., 1999) schlagen ein durchnummeriertes Schema vor, das es ohne<br />

zu hinterfragen abzuarbeiten gilt. Dadurch wird die <strong>Kurven</strong>diskussion zu einem<br />

Musterbeispiel von methodenorientierten und damit objektvernachlässigenden<br />

Unterrichts. Sie verkommt so zu einem Imitationslernen: Bearbeite die vorgegebene<br />

Funktion so wie <strong>im</strong> Musterbeispiel gesehen. Die Schüler sind hier nicht<br />

wirklich herausgefordert und werden folglich nicht gefördert, denn ein kreativer<br />

Umgang mit <strong>Kurven</strong> ist so ausgeschlossen (vgl. Schupp, 1998). Hans Schupp<br />

(1998) formuliert es sarkastisch: <strong>Kurven</strong>diskussionen unserer Tage zeichnen sich<br />

dadurch aus, dass es nicht um <strong>Kurven</strong> geht, sondern um Funktionen, und dass<br />

nicht diskutiert, sondern abgearbeitet wird.<br />

Eine Folge dieser Herangehensweise ist, dass Schüler der Meinung sind, dass<br />

Extremwerte und Wendepunkte von der gleichen Art sind, obwohl eine Drehung<br />

der Kurve dies widerlegen würde aber bekanntlich kann man Funktionsgraphen<br />

nicht drehen. Ebenso ist den Schülern die historische Bedeutung vieler<br />

<strong>Kurven</strong> unbekannt, denn die Funktionsgraphen von heute sind artiziell und<br />

ahistorisch (Schupp, 1998).<br />

Die Entwicklung von <strong>Kurven</strong> hin zu Funktionen beginnt schon <strong>im</strong> 18. Jahrhundert<br />

mit Euler, der in seinem Werk Introductio in analysin innitorum,<br />

welches für Lehrbücher lange Zeit prägend war, Funktionen als der Analysis angepasster<br />

bezeichnete und deshalb auf <strong>Kurven</strong> gröÿtenteils verzichtete. Die weitere<br />

Reduzierung auf Eindeutigkeit und auf die kartesische Zuordnung y = f(x)<br />

erfolgte in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und vertrieb höhere<br />

(parametrisierte) <strong>Kurven</strong> endgültig aus dem Schulalltag. Durch das schnelle<br />

Visualisieren und Abrufen gewünschter Daten mittels DGS und CAS, muss<br />

man sich überlegen wie in Zukunft eine <strong>Kurven</strong>diskussion ausschauen soll. Hier<br />

könnte eine Trendumkehr in Richtung <strong>Kurven</strong> vonstattengehen, allerdings muss<br />

man <strong>im</strong> gleichen Atemzug befürchten, dass durch diese Möglichkeiten Lernenden


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 49<br />

einfach nur kompliziertere Terme vorgesetzt werden (vgl. Schupp, 1998).<br />

4.4 Einordnung in Schulstufen und fächerübergreifende<br />

Möglichkeiten<br />

4.4.1 Einordnung <strong>im</strong> Fach Mathematik<br />

Sekundarstufe I<br />

Beschränkt man sich auf das Bild und die geometrische Konstruktion, können<br />

Schüler bereits ab Beginn der Sekundarstufe I mit <strong>Kurven</strong> arbeiten. Der<br />

Lehrplan (Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, 2010b) fordert<br />

bereits in der ersten Klasse AHS das Skizzieren von Kreisen und das Verwenden<br />

von Zeichengeräten zur Konstruktion von Kreisen. Dabei könnte bereits aufgezeigt<br />

werden, was alles aus Kreisen entstehen kann, so lassen sich beispielsweise<br />

Kardioiden relativ einfach als Hüllkurve von Kreisen zeichnen (vgl. Thomas,<br />

2010). Wie das geschieht wird in Abschnitt 1.4.1 (Abb. 1.13) erklärt. Auch das<br />

Erkennen von Symmetrien wird bereits in der ersten Klasse verlangt. Zum Suchen<br />

und Finden von Symmetrieachsen eigenen sich <strong>Kurven</strong> besonders gut: etwa<br />

die Sinuskurve, die Parabel oder aber auch Hypo- und Epizykloiden. Den Schülern<br />

werden diese <strong>Kurven</strong> einfach zur Untersuchung bezüglich Symmetrieachsen<br />

vorgelegt, ohne dass sie deren Namen oder Bedeutung kennen.<br />

In der vierten Klasse kommt dann einiges an <strong>Kurven</strong> auf die Schüler zu:<br />

Parabeln und Hyperbeln werden als Funktionsgraphen entdeckt und auÿerdem<br />

werden einige Eigenschaften des Kreises besprochen. Die Formeln für den Umfang<br />

und den Flächeninhalt von Kreisen und Kreisteilen müssen gelernt und<br />

angewendet werden. Erst vier Jahre später sollten die Schüler erfahren woher<br />

diese Formeln stammen.<br />

Sekundarstufe II<br />

Bei der Untersuchung nichtlinearer Funktionen kommen in der fünften Klasse<br />

wiederum <strong>Kurven</strong> als Funktionsgraphen vor. Ähnlich wie <strong>im</strong> Jahr davor wird<br />

meist mit Parabeln und Hyperbeln gearbeitet. Im Bereich der Gleichungssysteme<br />

wird hier erstmals die geometrische Interpretation von Gleichungen ins<br />

Spiel gebracht und damit die wichtige Brücke zwischen Algebra und Geometrie<br />

geschlagen. Ebenfalls fordert der Lehrplan das Beschreiben von Geraden durch<br />

die Parameterdarstellung.<br />

Eine Vielzahl an <strong>Kurven</strong> als Funktionsgraphen werden in der sechsten Klasse<br />

behandelt. Rationale, trigonometrische, exponentielle und logarithmische Funktionen<br />

werden <strong>im</strong> Koordinatensystem gezeichnet hier würde es sich auch anbieten<br />

die Kettenlinie einzuführen. Abgesehen von diesen Graphen kommen <strong>Kurven</strong>


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 50<br />

in sechsten Klasse kaum vor.<br />

In der siebenten Klasse werden unter dem Namen <strong>Kurven</strong>diskussion verschiedene<br />

Eigenschaften von Funktionen untersucht. Welche Probleme mit der<br />

momentanen Art der <strong>Kurven</strong>diskussion <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> verbunden<br />

sind, wurde in Abschnitt 4.3 erörtert. In diesem Themenbereich hätte man<br />

aber durchaus die Möglichkeit sich eingehender mit der Krümmung von <strong>Kurven</strong><br />

zu beschäftigen und könnte <strong>im</strong> weiteren Verlauf auf Evoluten stoÿen. In dieser<br />

Schulstufe werden auch Kegelschnitte eingehend behandelt. Meist eingeführt als<br />

Ortslinien, werden sie durch Gleichungen beschrieben, mit Geraden geschnitten<br />

oder Tangenten an sie gelegt. Die siebente Klasse wäre jene, in der <strong>Kurven</strong><br />

durch Parameterdarstellungen beschrieben werden sollten. Dies wäre der ideale<br />

Zeitpunkt um beispielsweise Zykloiden oder Spiralen mathematisch einzuführen.<br />

Im Maturajahr ist üblicherweise die Gauÿsche Glockenkurve der Normalverteilung<br />

die einzige neue Kurve. Ansonsten werden vermutlich fast alle bereits<br />

gelernten <strong>Kurven</strong> während der Vorbereitungszeit zur Matura noch einmal besprochen.<br />

Unnötig zu erwähnen, dass sich das Thema <strong>Kurven</strong> mit ihrer Vielfältigkeit<br />

bestens für eine vorwissenschaftliche Arbeit eignet.<br />

4.4.2 Fächerübergreifende Möglichkeiten<br />

Fächerverbindender und fächerübergreifender Unterricht wird <strong>im</strong> Lehrplan explizit<br />

gefordert. Der Schule allgemein sind Aufgaben gestellt, die sich nicht<br />

einem einzigen Unterrichtsgegenstand zuordnen lassen, sondern nur <strong>im</strong> Zusammenwirken<br />

mehrerer Unterrichtsgegenstände zu bewältigen sind (Bundesministerium<br />

für Unterricht, Kunst und Kultur, 2010c). Be<strong>im</strong> Thema <strong>Kurven</strong> würden<br />

sich Verbindungen mit den Fächern Physik, Biologie, Geschichte, oder Bildnerische<br />

Erziehung anbieten.<br />

Physik<br />

Die Zykloide hat zwei ganz interessante physikalische Eigenschaften: Sie ist einerseits<br />

eine Brachistochrone (Abb. 4.4), das ist jene Kurve, die die schnellste<br />

Verbindung zweier Punkte für einen reibungsfrei gleitenden Körper unter Ein-<br />

uss der Gravitation darstellt, und andererseits ist sie eine Tautochrone (Abb.<br />

4.5), das heiÿt ein (erneut reibungsfrei gleitender) Körper erreicht den tiefsten<br />

Punkt der Kurve <strong>im</strong>mer in derselben Zeit, egal von welchem Punkt der Kurve<br />

er startet. In Abschnitt 5.3 wird eine Möglichkeit vorgestellt Kaustiken mittels<br />

DGS <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> zu behandeln. Diese Kaustiken entstehen als<br />

Hüllkurven reektierter Lichtstrahlen, etwa in einer Kaeetasse, und sind somit<br />

natürlich ein physikalisches Problem. Deswegen würde sich auch hier ein fächerübergreifender<br />

Unterricht Mathematik-Physik anbieten. Des Weiteren könnte


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 51<br />

die Evolventenverzahnung, eine Verzahnungsart <strong>im</strong> Maschinenbau, die beiden<br />

Fächer verbinden (vgl. Thomas, 2010).<br />

Abbildung 4.4: Brachistochrone<br />

Die Zykloide (rot) ist die schnellste<br />

Verbindung von A nach B.<br />

Abbildung 4.5: Tautochrone<br />

Die Punkte A, B und C erreichen den<br />

tiefsten Punkt der Zykloide zur selben<br />

Zeit.<br />

Biologie<br />

In der Natur sind Spiralen weitverbreitet, so kann zum Beispiel bei der Schale<br />

des Nautilus (Abb. 4.6) die goldene Spirale, also jene, in deren Konstruktion der<br />

Goldene Schnitt steckt, entdeckt werden (vgl. Thomas, 2010).<br />

Abbildung 4.6: Die Schale des Nautilus (Podbregar, 2001)<br />

Geschichte<br />

Jede Kurve hat ihre Geschichte und so würde es sich anbieten, gemeinsam mit<br />

dem Geschichtsunterricht ein Projekt zu starten, wo die Geschichte der einzelnen<br />

<strong>Kurven</strong> aufgearbeitet wird. Eine herausragende Leistung der frühen Mathematik


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 52<br />

darf in dieser Fächerverbindung keinesfalls fehlen: Die bereits erwähnte Epizykeltheorie<br />

von Ptolemäus zur Beschreibung der Planetenbahnen (vgl. Thomas,<br />

2010).<br />

Bildnerische Erziehung<br />

<strong>Kurven</strong> sind in unzähligen Bildern und Gemälden zu betrachten. Die Ästhetik<br />

der <strong>Kurven</strong> in Bildern könnte auch in die Mathematik übertragen werden, etwa<br />

in dem man mit Hilfe von Kreisen, Ellipsen, Hypo- oder Epizykloiden Mandalas<br />

zeichnet (vgl. Thomas, 2010).<br />

4.5 Dynamische Geometrie-Software<br />

Mit Cabri wurde 1988 die erste Dynamische Geometrie-Software (DGS) vorgestellt<br />

(vgl. Berger, 2008). Seither wurden etliche weitere Programme entwickelt<br />

und vermarktet: etwa GeoGebra (Abb. 4.7), Geonext, Cinderella oder Euklid.<br />

Die Möglichkeiten die sich dadurch bieten, könnten zu einer Renaissance von<br />

<strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> führen, denn die Behandlung von <strong>Kurven</strong>,<br />

auch parametrisierter <strong>Kurven</strong>, wird einfacher und eektiver. War ohne DGS eines<br />

der Ziele der <strong>Kurven</strong>diskussion, durch Best<strong>im</strong>mung charakteristischer Punkte<br />

die Form der Kurve herzuleiten, so kann dies mittlerweile recht leicht durch<br />

Bedienung geeigneter Software erledigt werden und man kann sich folglich interessanten<br />

weiterführenden Fragestellungen widmen. Generell gilt, dass Tä-<br />

Abbildung 4.7: GeoGebra


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 53<br />

tigkeiten die jahrelang den <strong>Mathematikunterricht</strong> dominiert haben, heute von<br />

technischen Hilfsmitteln übernommen werden können und dadurch mehr Zeit<br />

entsteht, sich mit gewissen Themen intensiver zu beschäftigen. Gleichzeitig muss<br />

aber betont werden, dass das nicht bedeutet, dass Schüler keine Gleichungssysteme<br />

lösen, nicht dierenzieren oder nicht integrieren können müssen. Nur<br />

dadurch, dass nicht mehr alles per Hand gerechnet werden muss, entsteht eben<br />

ein gewisser Freiraum und auÿerdem gibt es zweifellos genügend Aufgaben für<br />

Schüler bei denen technische Hilfsmittel nicht weiterhelfen können (vgl. Thomas,<br />

2010).<br />

Zurück zum Thema <strong>Kurven</strong>: DGS ermöglicht interaktiv die geometrische<br />

Erzeugung von <strong>Kurven</strong> als Ortslinien zwei Aspekte des <strong>Kurven</strong>begris werden<br />

so besonders hervorgehoben (Gawlick, 2004):<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Der relationale Aspekt: <strong>Kurven</strong> sind darstellbar als die Erfüllungsmenge<br />

geometrischer Eigenschaften etwa die Kegelschnitte durch ihre Abstandseigenschaften.<br />

Der konstruktive Aspekt: Mit DGS kann das mechanische Entstehen einer<br />

Kurve s<strong>im</strong>uliert werden. Dabei wird die Anwendung elementargeometrischer<br />

Kenntnisse gefördert.<br />

Erarbeitet man best<strong>im</strong>mte Themen der Geometrie mit DGS, so können Schüler<br />

durch Abwandeln, Analogisieren und Kombinieren von Konstruktionen von<br />

den drei wesentlichen Charakteristika der DGS Gebrauch machen (vgl. Elschenbroich<br />

u. a., 2001; Gawlick, 2004):<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Im Zugmodus kann das Verhalten von speziellen Punkten erkundet werden.<br />

Hier wird dem Anwender ermöglicht eine erstellte Zeichnung zu verformen,<br />

ohne die konstruktionsgemäÿ geltenden geometrischen Eigenschaften<br />

zu verändern. Dadurch, dass mit dem Zugmodus eine ganze Klasse an<br />

Zeichnungen erstellt werden kann, lassen sich geometrische Kongurationen<br />

besser erkunden.<br />

Die Ortslinien-Funktion oder der Spurmodus visualisiert jene Bahnkurve,<br />

die be<strong>im</strong> Ziehen an einem Basispunkt ein von diesem abhängiger Punkt<br />

beschreibt.<br />

Mit Makros oder benutzerdenierten Werkzeugen lassen sich mehrere Konstruktionsschritte<br />

zu einem einzigen Befehl zusammenfassen dadurch<br />

werden gesamte Konstruktionen auf Knopfdruck abrufbar.<br />

Verglichen mit CAS hat DGS den groÿen Vorteil, dass der Entstehungsprozess<br />

einer Kurve visualisiert wird bzw. man die Möglichkeit hat, ihn visualisieren zu


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 54<br />

lassen. Bei CAS wird man meist mit dem Plot-Befehl vor vollendete Tatsachen<br />

gestellt, was für eine Erstbegegnung mit einer Kurve ungünstig ist. Beispielsweise<br />

kann man mithilfe der GeoGebra-Dateien aus Abschnitt 5.1 sehr gut den<br />

Entstehungsprozess von Rollkurven erkennen, während mit CAS nur die fertige<br />

Lösung gezeichnet werden kann. Bei allen neuen DGS besteht ein dynamischer<br />

Zusammenhang zwischen algebraischer Repräsentation und geometrischer Konstruktion<br />

einer Kurve und der ist für Schüler besonders wichtig, denn so können<br />

sie spielerisch dieses Zusammenspiel entdecken. Die Schüler sehen sofort, wie sich<br />

beispielsweise ein Vorzeichenwechsel in der Gleichung auf den Graphen auswirkt<br />

(vgl. Gawlick, 2004).<br />

4.5.1 Beweisen mit DGS<br />

Im <strong>Mathematikunterricht</strong> ist der Lehrer angehalten auch Beweise zu lehren. Die<br />

Frage ist nur: wie Die zu frühe (bezüglich des Alters der Schüler) und zu formale<br />

Behandlung drängte den Beweis <strong>im</strong> Unterricht ins Abseits, dadurch war<br />

in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang des Beweisens in den Klassen zu<br />

verzeichnen (vgl. Elschenbroich, 2001). Für den Erkenntnisprozess ist Anschauung<br />

fundamental, allerdings hat über Jahrhunderte bei groÿen Mathematikern<br />

die Vorstellung <strong>im</strong> Gehirn über das Sehen mit dem Auge dominiert. Sie hatten<br />

ein derartig gutes Vorstellungsvermögen, dass eine graphische Darstellung<br />

am Papier meist nicht notwendig war. Mit den visuellen Möglichkeiten eines<br />

Computers könnte man sich zum Ziel setzen, hier wieder ein Gleichgewicht herzustellen.<br />

Mit DGS entsteht auch die Tendenz zu weniger formalen Beweisen.<br />

Bei diesen präformalen, computerunterstützten Beweisen stellt sich natürlich<br />

<strong>im</strong>mer die Frage nach der fachlichen Korrektheit bzw. der Allgemeingültigkeit<br />

(vgl. Elschenbroich, 2001).<br />

Ein klarer Vorteil der DGS ist, dass jene Handlungen die früher entweder<br />

am realen Objekt oder nur in der Vorstellung abliefen, jetzt typischerweise <strong>im</strong><br />

Zugmodus am Bildschirm stattnden. Einerseits hat man dadurch mehr Möglichkeiten<br />

der Veranschaulichung, da viele Handlungen am realen Objekt nur<br />

eingeschränkt durchführbar sind und andererseits sind Bilder weniger abstrakt<br />

als rein die Vorstellung. Gezeichnete Abbildungen geben den Schnappschuss einer<br />

speziellen Einzellage wieder und könnten Schüler dazu veranlassen, zufällige<br />

Umstände für wesentlich zu halten. Mit dem Zugmodus kann der Schüler die<br />

Figuren selbstständig verändern und so erkennen, was wesentlich ist. Auch eigene<br />

Vermutungen können Schüler so einfacher und schneller überprüfen (vgl.<br />

Elschenbroich, 2001).<br />

In seinem Artikel bezeichnet Hans-Jürgen Elschenbroich (2001) präformale<br />

Beweise, die unter Einsatz von DGS zustande gekommen sind als visuell-


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 55<br />

dynamisch. Visuell, weil sie anschaulich sind und sich auf eine Zeichnung beziehen<br />

und dynamisch, weil sie nicht durch starre Bilder dargestellt werden,<br />

sondern durch den Zugmodus von DGS lebendig geworden sind. Bei visuelldynamischen<br />

Beweisen sollte die Figur Aussage und Begründung beinhalten.<br />

Durch die Verknüpfung mit Bildern ist der Beweis besser einprägbar, was zum<br />

Beispiel bei der binomischen Formel oensichtlich wird. Der verbreitete Fehler,<br />

dass (a + b) 2 = a 2 + b 2 gilt, wird anhand der Veranschaulichung sofort entlarvt<br />

(Abb. 4.8).<br />

Abbildung 4.8: Binomische Formel<br />

4.5.2 Vorbehalte und Probleme bezüglich DGS<br />

Ähnlich wie bei der Einführung des Taschenrechners Ende der 70er Jahre, gibt<br />

es auch be<strong>im</strong> Einsatz von DGS Bedenken. Die Argumente sind die gleichen<br />

wie damals: Durch den Einsatz des Computers werden grundlegende mathematische<br />

Fähigkeiten vernachlässigt und ganze Inhalte des Faches sind bedroht,<br />

wenn der Computer das Problem auf Knopfdruck löst. Tatsächlich müssen neue<br />

Aufgabenstellungen <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> Einzug halten, wenn traditionell<br />

zentrale Tätigkeiten, wie Terme umformen, Gleichungen lösen, Funktionsgraphen<br />

zeichnen oder Konstruktionen durchführen von Programmen erledigt werden.<br />

Vorbehalte wegen der Finanzierung von Notebooks für gesamte Klassen<br />

können vermutlich auÿer Acht gelassen werden, da es sich angesichts der technischen<br />

Entwicklung nur um ein zeitlich begrenztes Problem handelt (Barzel<br />

u. a., 2005).


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 56<br />

Hans-Jürgen Elschenbroich (2001) und Bärbel Barzel (2005) zählen einige<br />

Probleme und Schwierigkeiten bei der Verwendung von DGS auf:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Ein oft unterschätzter Teil der kognitiven Kapazität der Schüler wird für<br />

die Handhabung des Programms benötigt und steht damit für die mathematische<br />

Fragestellung nicht mehr zur Verfügung.<br />

Es könnte vorkommen, dass Schüler mit dem Zugmodus eher spielen<br />

und nur noch überprüfen ob etwas funktioniert oder nicht funktioniert.<br />

Die Frage nach dem Warum kann dabei zu kurz kommen, oder anders formuliert:<br />

Schüler würden häug blind die Versuch-Irrtum-Strategie wählen<br />

anstatt zu reektieren.<br />

Durch die mediale Überutung in unserer Zeit besteht die Gefahr des<br />

Abstumpfens, dass also die Bilder und An<strong>im</strong>ationen nur noch oberächlich<br />

wahrgenommen werden.<br />

ˆ<br />

Die visuelle Evidenz kann Begründungen überüssig erscheinen lassen.<br />

ˆ<br />

Durch perfekt gestaltete interaktive Arbeitsmaterialien könnte passieren,<br />

dass Schüler irrtümlich meinen, alles verstanden zu haben, weil es ja am<br />

Computer so leicht ging, die Fragestellungen zu beantworten. Die dahinterliegende<br />

Mathematik wird dadurch allerdings nicht einfacher und bleibt<br />

möglicherweise verborgen.<br />

Auÿerdem muss man sich bewusst sein, dass Visualisierungen (egal ob statisch<br />

oder dynamisch) nur ein Modell sind obgleich ein sehr einprägsames. Aber<br />

dadurch, dass Modelle die mathematische Wirklichkeit vereinfachen, können sie<br />

zu Annahmen verleiten, die falsch sind. Der Beweis für 64 = 65 ist ein solches<br />

Beispiel (Abb. 4.9): Schneidet man ein Quadrat mit 8 cm Seitenlänge entlang<br />

der fett gezeichneten Linien durch und ordnet die Stücke neu, und zwar zu<br />

einem langgestreckten Rechteck mit 13 bzw. 5 cm Seitenlänge, so wird man<br />

feststellen, dass das Quadrat einen Flächeninhalt von 64 cm ² und das Rechteck<br />

einen Flächeninhalt von 65 cm² hat. Also müsste gelten: 64 = 65 (vgl. Hanisch,<br />

1985).<br />

Modelle können aber auch den Blick auf Erweiterungen verwehren. Der Differentialquotient<br />

ist beispielsweise mehr als nur die Steigung der Tangente, aber<br />

die Geschwindigkeit ist nunmal schwer visualisierbar. Ebenso ist der Flächeninhalt<br />

unter einer Kurve nur eine Anwendung der Integralrechnung. Diese visualisierbaren<br />

Aspekte sind aber jene, die Personen, bei denen die Reifeprüfung<br />

schon länger zurückliegt, vorwiegend behalten (Hanisch, 1985). Der Grund ist,<br />

dass <strong>im</strong> Unterricht die Lehrer dazu tendieren, nicht visualisierbare, abstrakte<br />

Aspekte zu vernachlässigen (vgl. Hanisch, 1985).


KAPITEL 4. KURVEN IM UNTERRICHT 57<br />

Abbildung 4.9: 64 = 65<br />

Abschlieÿend kann man sagen, dass durch DGS etliche neue Möglichkeiten<br />

für den <strong>Mathematikunterricht</strong> entstanden sind, aber zugleich viele damit<br />

verbundene Schwierigkeiten beachtet werden müssen. Bei den konkreten Unterrichtsvorschlägen<br />

<strong>im</strong> folgenden Kapitel wird man einige Beispiele sehen, wie<br />

man DGS be<strong>im</strong> Unterrichten von <strong>Kurven</strong> einsetzen kann.


Kapitel 5<br />

Vorschläge für<br />

Unterrichtseinheiten<br />

Die drei folgenden Unterrichtsvorschläge wurden für den vertiefenden Wahlpichtgegenstand<br />

konzipiert. Sie sind daher etwas anspruchsvoller als der Sto<br />

des regulären <strong>Mathematikunterricht</strong>s.<br />

5.1 Rollkurven<br />

Die Idee und Struktur zu diesem Unterrichtsvorschlag stammen von Nora Thomas<br />

(2010).<br />

Ziel<br />

Voraussetzung<br />

Material<br />

Zeitumfang<br />

Arbeitsform<br />

Herleitung der Parametergleichung von<br />

verschiedenen Rollkurven<br />

Trigonometrische Funktionen, Vertrautheit <strong>im</strong><br />

Umgang mit Parametern (etwa Parametrisierung<br />

des Kreises), Bogenmaÿ, Umgang mit GeoGebra<br />

Spirograph, Arbeitsblätter, GeoGebra,<br />

GeoGebra-Dateien, Stift, Papier<br />

4 Stunden<br />

Gruppenarbeit<br />

Überblick<br />

Nachdem zum Einstieg mit Spirographen <strong>Kurven</strong> gezeichnet wurden, wird die<br />

Klasse in Gruppen geteilt und jeder Gruppe eine unterschiedliche Rollkurve zugeteilt.<br />

Die Schüler bekommen zunächst die GeoGebra-Dateien aller Rollkurven<br />

und müssen herausnden bei welcher Rollvariante ihre Kurve entsteht. Anschlie-<br />

58


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 59<br />

ÿend werden sie mit Hilfestellungen die Parametrisierung der Kurve herleiten<br />

und zum Abschluss wird jede Gruppe noch eine kurze Präsentation über ihre<br />

Kurve vorbereiten.<br />

Ausarbeitung<br />

In der Vorstunde werden die Schüler gebeten für diese Einheit einen Spirographen<br />

(Abb. 5.1) mitzubringen. Vermutlich werden sich einige Haushalte nden,<br />

in denen dieses Spielzeug vorhanden ist. Um sicher zu gehen, dass <strong>im</strong> Unterricht<br />

zumindest ein Spirograph vorhanden ist, n<strong>im</strong>mt in jedem Fall auch der Lehrer<br />

einen mit. Einigen Schülern wird der Spirograph sicherlich aus Kinderzeiten ein<br />

Begri sein und wissen, was damit gezeichnet werden kann, andere wiederum<br />

werden dieses Spielzeug das erste Mal sehen. Deshalb haben alle Schüler zu Beginn<br />

der Einheit einige Minuten Zeit sich spielerisch mit dem Gerät zu betätigen<br />

und einige <strong>Kurven</strong> wahllos zu zeichnen. Die Schüler werden anschlieÿend aufgefordert<br />

einen Radius des rollenden Kreises zu nden, bei dem eine geschlossene<br />

Kurve entsteht. Alle Schüler sollten zumindest eine Form einer geschlossenen<br />

Kurve gezeichnet bzw. gesehen haben. Die Aufgabe des Lehrers ist es dann den<br />

Schülern klarzumachen, dass durch rollende Kreise verschiedene mathematisch<br />

interessante <strong>Kurven</strong> entstehen können. Fünf, auf diese Art und Weise entstandene<br />

<strong>Kurven</strong>, präsentiert der Lehrer den Schülern: die Zykloide, die Deltoide,<br />

die Astroide, die Kardioide und die Nephroide (Abb. 5.2 bis 5.6).<br />

Abbildung 5.1: Spirograph (Wikipedia, c)<br />

Bei der anschlieÿenden Gruppenarbeit wird die Klasse in fünf Gruppen geteilt,<br />

um die oben genannten fünf Rollkurven zu bearbeiten. Da die Bearbeitung<br />

der Zykloide mathematisch deutlich einfacher ist als die Bearbeitung aller an-


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 60<br />

deren <strong>Kurven</strong>, hat der Lehrer bei der Einteilung der Gruppen die Chance zur<br />

Binnendierenzierung. Es könnte hier bewusst eine Gruppe leistungsschwächerer<br />

Schüler zusammengestellt werden. Ansonsten könnte man jeden Schüler eine<br />

Karte mit Name und Form einer Kurve ziehen lassen, so dass sich <strong>im</strong> Anschluss<br />

all jene mit derselben Kurve zu einer Gruppe zusammennden. Wichtig ist, dass<br />

die Schüler vor Beginn der Arbeit wissen wie ihre Kurve aussieht.<br />

Der Lehrer hat für jede dieser Rollkurven eine GeoGebra-Datei erstellt, ohne<br />

dass der Name der Datei die Kurve verrät. Alle Gruppen erhalten alle fünf<br />

Dateien. Die Dateien sind so gestaltet, dass die Schüler mittels Zugmodus die<br />

Möglichkeit haben einen Kreis auf einer Geraden, auÿen auf einem weiteren<br />

Kreis oder innen in einem weiteren Kreis rollen zu lassen. Auf dem rollenden<br />

Kreis ist ein Punkt eingezeichnet wählen die Schüler den Spurmodus dieses<br />

Punktes aus, so sehen sie welche Kurve dieser Punkt be<strong>im</strong> Abrollen des Kreises<br />

beschreibt und können so herausnden welche Datei für die jeweilige Gruppe<br />

die richtige ist. Die Schüler wissen dann auf welche Art und Weise ihre Kurve<br />

entsteht und welches Radiusverhältnis der beiden Kreise (auÿer <strong>im</strong> Fall der Zykloide)<br />

nötig ist. Anhand dieser Dateien werden die Vorteile von DGS bei der<br />

Behandlung von <strong>Kurven</strong> deutlich sichtbar. Es ergeben sich Unterrichtsmöglichkeiten,<br />

die ohne DGS undenkbar wären.<br />

Anschlieÿend bekommen die Gruppen den Arbeitsauftrag die Parametergleichung<br />

ihrer Rollkurve herzuleiten. Dazu bekommt jede Gruppe ein Arbeitsblatt<br />

(siehe Anhang A) mit einer Abbildung, in der alle relevanten Hilfslinien, Punkte<br />

und Winkel eingezeichnet sind. Auÿerdem sind einige Hinweise und Erleichterungen<br />

zur Herleitung angeführt. Hier hat der Lehrer erneut die Möglichkeit<br />

zur Binnendierenzierung: Die Hinweise könnten bei Gruppen mit sehr guten<br />

Schülern teilweise oder gänzlich weggelassen werden.<br />

Im Folgenden werden die <strong>Kurven</strong> der einzelnen Gruppen besprochen. Die<br />

detaillierten Herleitungen der Parametrisierungen benden sich in Kapitel 1.<br />

Gruppe 1: Die Zykloide<br />

Setzt man den Radius des Kreises gleich 1, so ergibt die Herleitung der Parametergleichung<br />

für die Zykloide<br />

Hinweise für die Schüler:<br />

ˆ<br />

x = t − sin(t),<br />

y = 1 − cos(t).<br />

Für die Parametergleichung der Zykloide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 61<br />

Abbildung 5.2: Zykloide<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des Kreises gleich 1 setzen.<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welches Stück die gleiche Länge wie<br />

OQ<br />

Versucht die Länge der Strecken zwischen den Punkten durch t auszudrücken.<br />

Abbildung 5.3: Deltoide<br />

Gruppe 2: Die Deltoide<br />

Die Herleitung der Parametrisierung ist vielschrittiger als bei der Zykloide. Die<br />

Schüler werden also hier vermutlich etwas länger brauchen, sofern dem nicht<br />

durch Dierenzierung <strong>im</strong> Vorfeld entgegengewirkt wurde. Für die Deltoide gilt:<br />

R/r = 3. Setzt man den Radius des kleineren Kreises gleich 1, so erhält man


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 62<br />

folgende Parametergleichung<br />

Hinweise für die Schüler:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

x = 2 cos(t) + cos(2t),<br />

y = 2 sin(t) − sin(2t).<br />

Für die Parametergleichung der Deltoide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des kleineren Kreises gleich 1 setzen. Wie groÿ ist dann R<br />

Aus welchen Strecken lassen sich die x- bzw. y-Koordinate zusammensetzen<br />

Drückt die Länge dieser Strecken zunächst durch t und α aus.<br />

ˆ<br />

Es gilt α = π + t − β. Warum<br />

2<br />

ˆ<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welcher Kreisbogen die gleiche<br />

Länge wie AB <br />

ˆ<br />

Vereinfacht das Ergebnis durch sin( π − ϕ) = cos(ϕ).<br />

2<br />

Abbildung 5.4: Astroide<br />

Gruppe 3: Die Astroide<br />

Die Herleitung der Parametergleichung der Astroide funktioniert analog zu jener<br />

der Deltoide. Einziger Unterschied: Hier ist das Verhältnis der Radien gleich 4.


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 63<br />

Das Ergebnis lautet daher<br />

x = 3 cos(t) + cos(3t),<br />

y = 3 sin(t) − sin(3t).<br />

Die Hinweise für die Schüler sind identisch mit jenen der zweiten Gruppe.<br />

Abbildung 5.5: Kardioide<br />

Gruppe 4: Die Kardioide<br />

Der Schwierigkeitsgrad der Herleitung ist ähnlich dem der vorangegangenen<br />

Hypozykloiden. In diesem Fall haben die Schüler herausgefunden, dass R ∶ r = 1<br />

gilt. Mit R = r = 1 folgt<br />

Hinweise für die Schüler:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

x = 2 cos(t) − cos(2t),<br />

y = 2 sin(t) − sin(2t).<br />

Für die Parametergleichung der Kardioide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des rollenden Kreises gleich 1 setzen. Wie groÿ ist dann R<br />

Aus welchen Strecken lassen sich die x- bzw. y-Koordinate zusammensetzen<br />

bzw. welche Strecken muss man dafür voneinander abziehen Drückt<br />

die Länge dieser Strecken zunächst durch t und α aus.


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 64<br />

ˆ<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welcher Kreisbogen die gleiche<br />

Länge wie BQ Was heiÿt das für den Winkel γ<br />

ˆ<br />

Es gilt α = 2t. Warum<br />

Abbildung 5.6: Nephroide<br />

Gruppe 5: Die Nephroide<br />

Die Nephroide entsteht analog zur Kardioide, nur dass hier das Verhältnis Fixkreisradius<br />

zu Rollkreisradius 2:1 ist. Das Ergebnis für die Parametergleichung<br />

lautet (mit r = 1)<br />

x = 3 cos(t) − cos(3t),<br />

y = 3 sin(t) − sin(3t).<br />

Die ersten Hinweise für die Schüler sind völlig gleich wie bei der Kardioide,<br />

nur be<strong>im</strong> letzten muss es lauten: α = 3t.<br />

Weiterer Verlauf<br />

Nach Beendigung der Herleitung werden die Schüler aufgefordert nach weiteren<br />

Informationen zu ihrer Kurve <strong>im</strong> Internet zu recherchieren. Mögliche Leitfragen<br />

zur Suche <strong>im</strong> Internet könnten sein:<br />

ˆ<br />

Woher kommt der Name der Kurve<br />

ˆ<br />

Welche berühmten Mathematiker haben sich mit dieser Kurve beschäftigt<br />

Warum taten sie das


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 65<br />

ˆ<br />

Hat diese Kurve weitere interessante Eigenschaften<br />

Dieser Teil der Einheit kann auch dazu genutzt werden, um unterschiedliches<br />

Arbeitstempo der Gruppen auszugleichen. Schnelleren Gruppen könnten mehr<br />

dieser Fragen gestellt werden.<br />

Im Anschluss sollen die Gruppen eine kurze Präsentation ihrer Kurve vorbereiten.<br />

Einerseits soll das Ergebnis der Herleitung und die entscheidenden mathematischen<br />

Zusammenhänge präsentiert werden und andererseits sollen die<br />

Schüler über ihre Recherche <strong>im</strong> Internet berichten. Die Vorträge sollten etwa<br />

fünf bis zehn Minuten dauern. Durch die Ähnlichkeit der Themen wird es den<br />

Schülern möglich sein den anderen Gruppen zu folgen und dennoch könnten die<br />

kleinen Unterschiede zwischen den <strong>Kurven</strong> für Interesse und damit für Aufmerksamkeit<br />

sorgen.<br />

Kompetenzen<br />

Neben den sozialen Kompetenzen, die bei jeder Art von Gruppenarbeit gefördert<br />

werden, der Schulung der Selbstpräsentation be<strong>im</strong> Vorstellen seiner Kurve und<br />

den technischen Kompetenzen bei der Handhabung des Programms, werden<br />

auch zentrale mathematische Kompetenzen in dieser Einheit erworben:<br />

Darstellen, Modellbilden: Die den Schülern meist wenig vertraute Parameterdarstellung<br />

wird geschult. Auÿerdem müssen sie anhand einer Abbildung<br />

mathematische Zusammenhänge erkennen. Sie müssen Gleichungen aufstellen<br />

und fallweise auch die Gleichheit von Winkeln erkennen.<br />

Rechnen, Operieren: Das Umformen der Terme bis zum Endergebnis erfordert<br />

mathematisches Geschick. Aufgaben müssen in kleinere Teilaufgaben<br />

zerlegt werden so müssen etwa Strecken aus Teilstrecken zusammengesetzt<br />

werden.<br />

Argumentieren: Um aus der Abbildung die richtigen Schlüsse zu ziehen,<br />

bedarf es durchaus komplexer Argumentationen. Erkennen die Schüler die Analogie<br />

zwischen x- und y-Koordinate, wird ihnen der zweite Teil leichter fallen.<br />

Bei der Präsentation am Ende müssen die Schüler so argumentieren, dass ihre<br />

Kollegen problemlos folgen können. Dort sollten dann auch jene Hinweise,<br />

die einer Begründung bedürfen etwa warum bei der Kardioide α = 2t gilt <br />

begründet werden.


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 66<br />

5.2 Krümmung<br />

Ziel<br />

Voraussetzung<br />

Material<br />

Zeitumfang<br />

Arbeitsform<br />

Einführung und Anwendung des Begris der<br />

Krümmung<br />

Funktionen, Steigung von Tangenten<br />

(Dierenzenquotient), Parametrisierung von<br />

<strong>Kurven</strong>, Umgang mit GeoGebra<br />

Stift, Papier, GeoGebra<br />

5 Stunden<br />

Frontalunterricht, Fragend-entwickelnder<br />

Unterricht<br />

Überblick<br />

Die Krümmung wird in dieser Einheit auf eine traditionelle, theoretische Art<br />

und Weise eingeführt. Nach einer Motivation des Themas durch Straÿenkurven<br />

wird die Krümmung von Funktionen über den Krümmungskreis <strong>im</strong> Frontalunterricht<br />

hergeleitet und später auf parametrisierte <strong>Kurven</strong> erweitert. Als Beispiel<br />

werden die Krümmungen der Ellipse <strong>im</strong> Haupt- und <strong>im</strong> Nebenscheitel verglichen.<br />

Abschlieÿend wird die Rolle der Krümmung bei Übergängen von Bahngleisen<br />

diskutiert. Gemeinsam mit dem Lehrer werden verschiedene Übergänge modelliert<br />

und analysiert.<br />

Ausarbeitung<br />

Die Motivation zur Behandlung des Themas Krümmung wird durch die <strong>Kurven</strong>fahrt<br />

eines Autos gegeben. Jedem Schüler ist sicherlich bekannt, dass es auf<br />

der Straÿe engere <strong>Kurven</strong> und weniger enge <strong>Kurven</strong> gibt. Das ist eine Frage der<br />

Stärke der Krümmung einer Kurve.<br />

Abbildung 5.7 soll die Einführung des Begris Krümmung unterstützen. Die<br />

erste Kurve ist nicht gekrümmt, daher deniert man für die Krümmung einer<br />

Geraden den Wert Null. Die beiden anderen <strong>Kurven</strong> sehen sehr ähnlich aus. Die<br />

Schüler kennen den Begri der Steigung von Tangenten bereits und sehen, dass<br />

die Änderung der Steigung vom Punkt P 0 zum Punkt P 1 bei der zweiten und<br />

dritten Kurve gleich ist. Es wird also in beiden <strong>Kurven</strong> dieselbe Richtungsänderung<br />

vorgenommen, dennoch hat die dritte Kurve eine gröÿere Krümmung als<br />

die zweite. Der Grund ist, dass diese Richtungsänderung bei der letzten Kurve<br />

auf einem kürzeren <strong>Kurven</strong>stück erfolgt (vgl. Fetzer u. Fränkel, 2012).<br />

Trotz dieses anschaulichen Einstiegs, wird die Krümmung nicht über ihre<br />

Denition<br />

∆φ<br />

κ = l<strong>im</strong><br />

∆s→0 ∆s


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 67<br />

Abbildung 5.7: Unterschiedliche Krümmungen (Fetzer u. Fränkel, 2012)<br />

(∆φ... Richtungsänderung, ∆s... Bogenlänge) hergeleitet, stattdessen wird der<br />

mathematisch einfachere Weg über die Krümmungskreise gewählt auch um<br />

eine Analogie zur Herleitung der Steigung herzustellen (vgl. Steinberg, 1985).<br />

Sucht man die Steigung einer Kurve in einem Punkt P, so erstellt man auch<br />

zunächst die Sekante zu einem benachbarten Punkt Q und bildet anschlieÿend<br />

den Grenzwert Q → P. Die Frage ist nun, ob man bei der Krümmung analog<br />

dazu vorgehen kann. Die Schüler werden mit der Krümmung des Kreises konfrontiert.<br />

Es müsste für alle Schüler nachvollziehbar sein, dass der Kreis überall<br />

dieselbe Krümmung hat und auÿerdem wird die Krümmung gröÿer je kleiner<br />

der Radius des Kreises wird. Dies lässt sich einerseits bereits aus den beiden<br />

<strong>Kurven</strong> in Abbildung 5.7 erahnen und auÿerdem entspricht das auch der Alltagserfahrung.<br />

Es macht also Sinn die Krümmung eines Kreises so anzusetzen:<br />

κ Kreis = 1 ρ<br />

(5.1)<br />

(ρ... Kreisradius). Das ist auch konsistent mit der eingangs gewonnenen Erkenntnis,<br />

dass Geraden (man betrachte sie als Kreise mit unendlichem Radius)<br />

Krümmung Null haben. Ziel ist es jetzt einen Krümmungskreis zu nden, dessen<br />

Krümmung in P gleich ist mit jener der betrachteten Kurve. Genauso wie die<br />

Steigung der Tangente in einem Punkt, die Steigung der Kurve in diesem Punkt<br />

repräsentiert.<br />

Mit Hilfe einer Abbildung (in etwa so wie Abb. 5.8) müsste den Schülern<br />

klar werden, dass der Mittelpunkt des Krümmungskreises auf n, der Normalen<br />

der Tangente, liegen muss. Der Mittelpunkt des Krümmungskreises in P liegt<br />

also auf n P und der Krümmungsmittelpunkt des Nachbarpunktes Q liegt auf<br />

n Q . Sofern die Kurve eine Krümmung besitzt, also keine Gerade ist, schneiden<br />

sich die beiden Normalen n P und n Q in einem Punkt M. Rückt man nun mit<br />

dem Punkt Q gegen P, so wandert M an die endgültige Position, also jener des<br />

Mittelpunktes des Krümmungskreises in P. Eventuell noch anschaulicher wird<br />

dieses Vorgehen, wenn man anstatt des Nachbarpunktes Q einen linken Nachbarpunkt<br />

L und einen rechten Nachbarpunkt R wählt (Abb. 5.9). Mann erhält


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 68<br />

dann den Schnittpunkt S 1 durch Schneiden von n L und n P und den Schnittpunkt<br />

S 2 durch Schneiden von n R und n P . Für den Grenzfall L → P und R → P,<br />

fallen die beiden Schnittpunkte S 1 und S 2 zum gemeinsamen Grenzpunkt M<br />

zusammen. Der Abstand MP ist der Radius des Krümmungskreises und entsprechend<br />

ist die Krümmung der Kurve in P gegeben durch<br />

κ = 1<br />

MP .<br />

Abbildung 5.8: 1 Nachbarpunkt<br />

Abbildung 5.9: 2 Nachbarpunkte<br />

Bei der Herleitung der Krümmung wird zunächst von <strong>Kurven</strong>, die explizit<br />

durch y = f(x) gegeben sind, also von Funktionen, ausgegangen und erst <strong>im</strong><br />

Anschluss wird der Krümmungsterm auf allgemeinere <strong>Kurven</strong> in Parameterform<br />

erweitert (vgl. Steinberg, 1985).<br />

Gesucht wird nun also der Grenzpunkt M, der entsteht wenn man die Normalen<br />

n P und n Q schneidet und Q gegen P gehen lässt. Ausgegangen wird daher<br />

von den Punkten P = (x 0 , f(x 0 )) und Q = (x 0 + h, f(x 0 + h)). Die Steigung der<br />

Tangenten in P ist f ′ (x 0 ), folglich ist die Steigung der Normalen n P gleich<br />

− 1<br />

f ′ (x 0)<br />

. Setzt man den Punkt P und diese Steigung in die Geradengleichung<br />

1<br />

f ′ (x ⋅ x 0) 0. Die Geradengleichung von<br />

y = k x + d ein, so erhält man d = f(x 0 ) +<br />

n P ist damit gegeben durch<br />

1<br />

y = −<br />

f ′ (x 0 ) ⋅ x + f(x 1<br />

0) +<br />

f ′ (x 0 ) ⋅ x 0<br />

oder umgeformt<br />

f ′ (x 0 ) (y − f(x 0 )) + x − x 0 = 0. (5.2)


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 69<br />

Analog berechnet sich n Q :<br />

f ′ (x 0 + h) (y − f(x 0 + h)) + x − x 0 − h = 0.<br />

Der Schnitt der beiden Geraden ergibt<br />

f ′ (x 0 ) (y − f(x 0 )) = f ′ (x 0 + h) (y − f(x 0 + h)) − h.<br />

Durch Ausmultiplizieren und Umsortieren kann auch geschrieben werden<br />

f ′ (x 0 + h) y − f ′ (x 0 ) y − f(x 0 + h) f ′ (x 0 + h) + f(x 0 ) f ′ (x 0 ) = h.<br />

Soweit müsste es für Schüler des Wahlpichtgegenstands problemlos nachvollziehbar<br />

sein. An dieser Stelle wird es allerdings ein wenig kniiger. Der nächste<br />

Schritt ist eine Nulladdition, es wird also ein Term addiert und sofort wieder subtrahiert.<br />

Manche Schüler haben diesen Trick <strong>im</strong> Laufe ihrer Schulbahn bereits<br />

gesehen, dennoch ist dieses Vorgehen meist etwas rätselhaft. Die Begründung<br />

dafür erschlieÿt sich erst später. In diesem Fall wird der Term f(x 0 + h) f ′ (x 0 )<br />

addiert und subtrahiert:<br />

f ′ (x 0 + h) y − f ′ (x 0 ) y − f(x 0 + h) f ′ (x 0 + h) + f(x 0 ) f ′ (x 0 )<br />

+ f(x 0 + h) f ′ (x 0 ) − f(x 0 + h) f ′ (x 0 ) = h.<br />

Division durch h und geschicktes Herausheben führen dazu, dass man den Differenzenquotienten<br />

und damit die Ähnlichkeit zur der Herleitung der Tangentensteigung<br />

bereits erkennen kann:<br />

y⋅ f ′ (x 0 + h) − f ′ (x 0 )<br />

h<br />

Umformen nach y ergibt<br />

y = (f(x 0 + h) ⋅ f ′ (x 0 + h) − f ′ (x 0 )<br />

h<br />

−f(x 0 +h)⋅ f ′ (x 0 + h) − f ′ (x 0 )<br />

−f ′ (x 0 )⋅ f(x 0 + h) − f(x 0 )<br />

= 1.<br />

h<br />

h<br />

+ f ′ (x 0 ) ⋅ f(x 0 + h) − f(x 0 )<br />

h<br />

+ 1)⋅<br />

1<br />

f ′ (x 0+h)−f ′ (x 0)<br />

h<br />

Bildet man nun noch den Grenzwert h → 0, so erhält man die y-Koordinate des<br />

Krümmungsmittelpunktes M:<br />

y M = (f(x 0 ) f ′′ (x 0 ) + f ′ (x 0 ) f ′ (x 0 ) + 1) ⋅<br />

= f(x 0 ) + 1 + (f ′ (x 0 )) 2<br />

.<br />

f ′′ (x 0 )<br />

1<br />

f ′′ (x 0 )<br />

Durch Einsetzen in die Geradengleichung von n P (Gleichung (5.2)) erhält man<br />

.


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 70<br />

die x-Koordinate des Mittelpunkts:<br />

x M = x 0 − f ′ (x 0 ) (y M − f(x 0 ))<br />

= x 0 − f ′ (x 0 ) ⋅ 1 + (f ′ (x 0 )) 2<br />

.<br />

f ′′ (x 0 )<br />

Der Radius ρ des Krümmungskreises lässt sich nun leicht mit Hilfe des Satzes<br />

von Pythagoras berechnen:<br />

ρ 2 = (x 0 − x M ) 2 + (f(x 0 ) − y M ) 2<br />

= (f ′ (x 0 ) ⋅ 1 + (f ′ (x 0 )) 2 2<br />

) + ( 1 + (f ′ (x 0 )) 2<br />

)<br />

f ′′ (x 0 )<br />

f ′′ (x 0 )<br />

= ( 1 + (f ′ (x 0 )) 2 2<br />

) ⋅ (1 + (f ′ (x<br />

f ′′ 0 )) 2 )<br />

(x 0 )<br />

=<br />

(1 + (f ′ (x 0 )) 2 ) 3<br />

(f ′′ (x 0 )) 2 ,<br />

also<br />

(1 + (f ′ (x 0 )) 2 ) 3 /2<br />

ρ =<br />

.<br />

f ′′ (x 0 )<br />

<br />

<br />

Entsprechend Gleichung (5.1) ist die Krümmung in Punkt P gegeben durch<br />

2<br />

f ′′ (x 0 )<br />

κ(x 0 ) =<br />

.<br />

(1 + (f<br />

<br />

′ (x 0 )) 2 ) 3 /2<br />

<br />

Um zusätzlich zwischen Links- und Rechtskurven unterscheiden zu können, werden<br />

auch negative Krümmungen zugelassen, sodass die endgültige Form der<br />

Krümmung folgendermaÿen aussieht:<br />

f ′′ (x)<br />

κ(x) =<br />

. (5.3)<br />

(1 + (f ′ (x)) 2 ) 3 /2<br />

Aus dieser Herleitung ergeben sich einige für den <strong>Mathematikunterricht</strong> relevante<br />

Folgerungen. So sieht man zum Beispiel, dass die Krümmung stets dasselbe<br />

Vorzeichen hat, wie die zweite Ableitung f ′′ (x) in diesem Punkt. Weiters<br />

sehen Schüler, warum das Vorzeichen der zweiten Ableitung darüber entscheidet,<br />

ob es sich bei einem Extremum um einen Hoch- oder Tiefpunkt handelt.<br />

Aus Gleichung (5.3) sieht man, dass für Extrema (f ′ (x) = 0) sogar κ(x) = f ′′ (x)<br />

gilt. Jetzt ist klar, dass eine positive zweite Ableitung eine positive Krümmung


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 71<br />

und damit eine Linkskurve zur Folge hat. Wann <strong>Kurven</strong> positiv bzw. negativ<br />

gekrümmt sind, wird in Abbildung 5.10 sehr anschaulich dargestellt. Der Lehrer<br />

sollte die Schüler auch darauf aufmerksam machen, wie zwischen Links- und<br />

Rechtskurven unterschieden wird: Um das entscheiden zu können, stellt man<br />

sich am besten vor, man fährt in einem Auto auf der Kurve in Richtung der<br />

positiven x-Achse und stellt sich nun die Frage, ob man nach links oder nach<br />

rechts einschlagen müsste. Des Weiteren kann man Gleichung (5.3) entnehmen,<br />

warum die zweite Ableitung in einem Wendepunkt Null sein muss. Denn genau<br />

dann ist die Krümmung gleich Null und die Funktion nicht gekrümmt ähnelt<br />

in diesem Punkt also einer Geraden. Bei Sattelpunkten, also Punkten in denen<br />

die ersten beiden Ableitungen verschwinden (f ′ (x) = f ′′ (x) = 0), ist ebenfalls<br />

die Krümmung Null. Auch hier entartet der Krümmungskreis zu einer Geraden,<br />

sprich er existiert nicht (vgl. Geisreiter, 2004).<br />

Abbildung 5.10: Positive bzw. negative Krümmung (Brand u. a., 2011)<br />

Die zu Beginn gemachte Aussage über die Krümmung des Kreises (Gleichung<br />

(5.1)) ist insofern noch abzuändern, als dass es sich be<strong>im</strong> oberen Halbkreis um<br />

eine Rechtskurve handelt, also κ(x) = − 1 , und be<strong>im</strong> unteren Halbkreis um eine<br />

ρ<br />

Linkskurve, also κ(x) = 1.<br />

ρ<br />

Das Ziel ist es nun die Krümmung auch für allgemeinere <strong>Kurven</strong>, die in<br />

Parameterdarstellung gegeben sind, herzuleiten. Für Schüler ist das eine sehr<br />

fordernde Übung der Kettenregel. Für die betrachtete Kurve ist nun sowohl<br />

die x- als auch die y-Komponente vom Parameter t abhängig. Es kann also<br />

geschrieben werden: x = x(t) und f(x) = y(t). In Gleichung (5.3) sind f ′ (x) und<br />

f ′′ (x) zu ersetzen:<br />

f ′ (x) = d f(x)<br />

dx<br />

=<br />

d y(t)<br />

dt<br />

d x(t)<br />

dt<br />

= y′ (t)<br />

x ′ (t) .<br />

Etwas anspruchsvoller ist die Berechnung der zweiten Ableitung:<br />

f ′′ (x) =<br />

=<br />

d f ′ (x)<br />

dx<br />

= d ( y′ (t)<br />

x ′ (t) )<br />

=<br />

dx<br />

x ′ (t) y ′′ (t) − x ′′ (t) y ′ (t)<br />

(x ′ (t)) 3 .<br />

d( y′ (t)<br />

x ′ (t) )<br />

dt<br />

d x(t)<br />

dt<br />

= x′ (t) y ′′ (t) − x ′′ (t) y ′ (t) 1<br />

(x ′ (t)) 2 ⋅<br />

x ′ (t)


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 72<br />

Jetzt müssen die beiden Ableitungen nur noch eingesetzt werden. Das ist zwar<br />

nicht mehr schwierig, erfordert aber dennoch ein wenig Rechengeschick bei der<br />

Vereinfachung der Formel:<br />

κ(t) =<br />

=<br />

x ′ (t) y ′′ (t)−x ′′ (t) y ′ (t)<br />

(x ′ (t)) 3<br />

3/2<br />

(1 + ( y′ (t)<br />

x ′ (t) )2 )<br />

=<br />

x ′ (t) y ′′ (t) − x ′′ (t) y ′ (t)<br />

x ′ (t) y ′′ (t)−x ′′ (t) y ′ (t)<br />

(x ′ (t)) 3<br />

= x ′ (t) y ′′ (t) − x ′′ (t) y ′ (t)<br />

( (x′ (t)) 2 +(y ′ (t)) 2 3/2<br />

) ((x ′ (t)) 2 (x′ (t)) 2 +(y ′ (t)) 2<br />

)<br />

(x ′ (t)) 2 (x ′ (t)) 2<br />

((x ′ (t)) 2 + (y ′ (t)) 2 ) 3 /2<br />

(5.4)<br />

3/2<br />

Beispiel<br />

Als Beispiel zum eben Erarbeiteten wird die Krümmung der Ellipse in den<br />

Scheiteln betrachtet. Die Ellipse ist in Parameterform gegeben:<br />

ell ∶<br />

x(t) = 5 cos(t)<br />

y(t) = 3 sin(t) 0 ≤ t ≤ 2π.<br />

Zunächst sind beide Komponenten zwe<strong>im</strong>al nach t abzuleiten:<br />

x ′ (t) = −5 sin(t)<br />

y ′ (t) = 3 cos(t)<br />

x ′′ (t) = −5 cos(t)<br />

y ′′ (t) = −3 sin(t)<br />

Diese Ergebnisse werden nun in die Krümmungsformel (5.4) eingesetzt:<br />

κ(t) =<br />

15 sin2 (t) + 15 cos 2 (t)<br />

(25 sin 2 (t) + 9 cos 2 (t)) 3 /2 = 15<br />

(25 sin 2 (t) + 9 cos 2 (t)) 3 /2 .<br />

Interessant ist nun die Krümmung in Haupt- und Nebenscheitel zu vergleichen,<br />

also für die Parameterwerte t = 0 und t = π/2:<br />

15<br />

κ(0) =<br />

9 = 5 3 /2<br />

9 ,<br />

κ ( π 2 ) = 15<br />

25 = 3<br />

3 /2<br />

25 .<br />

Wie zu erwarten war, ist die Krümmung <strong>im</strong> Hauptscheitel gröÿer als die Krümmung<br />

<strong>im</strong> Nebenscheitel: κ(0) > κ(π/2). Entsprechend ist der Krümmungsradius<br />

(als Kehrwert der Krümmung) <strong>im</strong> Hauptscheitel kleiner (Abb. 5.11):<br />

ρ(0) = 9 /5 = 1, 8 < 8, ¯3 = 25 /3 = ρ(π/2).<br />

An dieser Stelle kann man den Schülern noch die Krümmung des Kreises<br />

(x(t) = R cos(t), y(t) = R sin(t)) selbständig nachrechnen lassen. Sie werden<br />

sehen, dass die Krümmung unabhängig vom Wert des Parameters t, stets 1/R<br />

ist. Eine Bestätigung dafür, dass ein Kreis überall dieselbe Krümmung hat.


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 73<br />

Abbildung 5.11: Krümmung einer Ellipse<br />

Man sollte allerdings noch darauf eingehen, warum hier das Vorzeichen der<br />

Krümmung stets positiv ist, also auch für den oberen Halbkreis. Der Grund<br />

ist, dass der Kreis entsprechend der Parameterdarstellung <strong>im</strong> mathematisch<br />

positiven Sinn durchlaufen wird, also auch der obere Halbkreis eine Linkskurve<br />

darstellt (vgl. Fetzer u. Fränkel, 2012).<br />

Anwendung<br />

Als Abschluss dieser Unterrichtseinheit, soll der Begri der Krümmung noch<br />

auf eine auÿermathematische Problemstellung angewendet werden. Die Schüler<br />

werden sich mit der Krümmung von Bahngleisen beschäftigen. Die Idee zu dieser<br />

Aufgabenstellung stammt von Günter Steinberg (1995) und soll als fragendentwickelnder<br />

Unterricht umgesetzt werden.<br />

Die Aufgabenstellung: Zwei Gleise sollen möglichst sanft miteinander verbunden<br />

werden, so dass Züge auch mit höherer Geschwindigkeit problemlos<br />

vom ersten auf das zweite Gleis wechseln können. Konkret sieht die Aufgabe<br />

so aus wie in Abbildung 5.12: Vom Gleis g 1 soll eine Verbindung zum Gleis<br />

g 2 geschaen werden, die nicht vor Ü1 beginnt und nicht nach Ü2 endet. Der<br />

Horizontalabstand der beiden Punkte d und der Abstand der beiden Gleise h<br />

sind vorgegeben.<br />

Zuerst werden die Schüler nach einer sinnvollen Lage des Koordinatensystems<br />

gefragt. Dass diese möglichst symmetrisch zur Problemstellung liegen soll,<br />

liegt auf der Hand. Idealerweise legt man also die x-Achse in die Mitte zwischen<br />

den beiden Gleisen und die y-Achse auf halben Weg von Ü1 nach Ü2. So sind<br />

ausschlieÿlich <strong>Kurven</strong>, die punktsymmetrisch zum Ursprung sind, gesucht. Den


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 74<br />

Abbildung 5.12: Verbindung zweier Gleise (Steinberg, 1995)<br />

Schülern sollen nun mögliche Lösungsvorschläge entlockt werden. Um diese Vorschläge<br />

auch mit DGS einfach veranschaulichen zu können, werden für d und h<br />

konkrete Werte verwendet: d = 8, h = 4.<br />

Eine erste Idee könnte sein, die beiden Gleise mit zwei Viertelkreisbögen zu<br />

verbinden: Für den ersten Kreis wäre der Mittelpunkt M 1 = (−2, 0) zu wählen;<br />

für den zweiten Kreis M 2 = (2, 0). Die Radien wären jeweils 2 (Abb. 5.13). Die<br />

Kreisgleichungen wären demnach (x + 2) 2 + y 2 = 4 bzw. (x − 2) 2 + y 2 = 4. Um<br />

die beiden Viertelkreisbögen zu erhalten, muss nach y umgeformt werden und<br />

je nach Lage des Bogens das richtige Vorzeichen gewählt werden:<br />

⎧⎪<br />

b 1 ∶ y = ⎨<br />

⎪⎩<br />

+ √ −x 2 − 4x<br />

− √ −x 2 + 4x<br />

−2 ≤ x ≤ 0<br />

0 < x ≤ 2<br />

In Abbildung 5.14 sieht man, dass bei dieser Lösung nicht einmal die gesamte<br />

Übergangsweite d ausgenutzt wurde. Vermutlich ist das nicht die opt<strong>im</strong>ale<br />

Lösung.<br />

Abbildung 5.13: Verbindung mit Kreis- oder Ellipsenbögen<br />

Dieses Problem könnte man beheben, indem man anstatt der Kreisbögen


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 75<br />

Ellipsenbögen verwendet. Dazu muss man die Ellipsen so in das Koordinatensystem<br />

legen, dass die Hauptscheitel <strong>im</strong> Ursprung sind und die Nebenscheitel<br />

in Ü1 bzw. Ü 2 (Abb. 5.13). Ausgehend von der Ellipsengleichung in Hauptlage<br />

x2<br />

+ y2<br />

= 1, muss die Ellipse um d/2 nach links bzw. rechts verschoben<br />

a 2 b 2<br />

werden. Für die Länge der groÿen bzw. kleinen Halbachse gilt in diesem Fall:<br />

a = d/2, b = h/2. Die beiden Ellipsen haben dann die Form (x±4)2 + y2<br />

16 4 = 1.<br />

Analog zu den Kreisbögen wird nun wieder nach y umgeformt und das richtige<br />

Vorzeichen gewählt:<br />

⎧⎪<br />

b 2 ∶ y = ⎨<br />

⎪⎩<br />

√<br />

+ 4 − 1 (x + 4)2 −4 ≤ x ≤ 0<br />

4<br />

√<br />

− 4 − 1 4 (x − 4)2 0 < x ≤ 4<br />

Dieser Übergang sieht bereits deutlich sanfter aus, als der mit den Kreisbögen<br />

(Abb. 5.14).<br />

Man könnte die Schüler nun fragen, ob sie weitere Funktionen kennen, die<br />

punktsymmetrisch zum Ursprung sind und sie so zur Sinus-Funktion führen,<br />

sofern diese nicht ohnehin zuvor schon erwähnt wurde. Die Sinus-Funktion ist<br />

so in das Koordinatensystem zu legen, dass sie durch die Punkte Ü1 und Ü2<br />

geht und der Abstand d genau einer halben Periode entspricht. Man kann die<br />

Sinus-Funktion zunächst allgemein ansetzen f(x) = p sin(qx) und dann p und q<br />

best<strong>im</strong>men. Man weiÿ, dass die Funktion eine Periode von 2d hat, also<br />

f(x) = f(x + 2d)<br />

p sin(qx) = p sin(q(x + 2d))<br />

sin(qx) = sin(qx + 2qd)).<br />

Da die Sinus-Funktion bekanntlich eine Periode von 2π hat, muss gelten: 2qd =<br />

2π, also q = π/d. Zusätzlich weiÿ man, dass die Funktion durch Ü1 gehen muss,<br />

das heiÿt<br />

f(−d/2) = h/2<br />

p sin ( π d ⋅ −d<br />

2 ) = h/2<br />

p = −h/2.<br />

Die dritte mögliche Verbindung der beiden Gleise hat daher die Form y =<br />

− h 2 sin ( π x). Nach Einsetzen der Werte für d und h erhält man:<br />

d<br />

b 3 ∶ y = −2 sin ( π x) −4 ≤ x ≤ 4<br />

8<br />

Zweifellos wird unter den Schülern auch die Idee aufgekommen sein, die


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 76<br />

Gleise mit Polynomfunktionen zu verbinden. Wichtig ist in diesem Fall darauf<br />

hinzuweisen, dass nur jene Polynome in Frage kommen, die punktsymmetrisch<br />

zum Ursprung sind, also nur ungerade Potenzen besitzen. Im einfachsten Fall<br />

wäre das die Polynomfunktion f(x) = ax 3 + bx. Die Funktion muss durch Ü1<br />

gehen und der Zuge sollte an dieser Stelle kein Eck fahren müssen, das heiÿt die<br />

Tangente in Ü1 sollte mit dem Gleis vor Ü1 übereinst<strong>im</strong>men, also waagrecht sein.<br />

Damit hat man zwei Bedingungen um die Koezienten a und b zu best<strong>im</strong>men:<br />

f(−d/2) = h/2,<br />

f ′ (−d/2) = 0.<br />

Ableiten der Funktion und Einsetzen der Werte führt auf folgende Gleichungen:<br />

−64a − 4b = 2 und 48a + b = 0 und weiters auf die Koezienten a = 1/64 und<br />

b = −3/4. Als vierte mögliche Lösung erhält man also<br />

b 4 ∶ y = 1 64 x3 − 3 4 x −4 ≤ x ≤ 4<br />

Abbildung 5.14: Verschiedene Lösungen (Steinberg, 1995)<br />

Nun ist es ratsam die vier Lösungen in GeoGebra zu vergleichen (Abb. 5.14).<br />

Als erstes überrascht, dass die Lösungen b 3 und b 4 praktisch identisch sind. Davon<br />

konnte man nicht ausgehen, wenn man bedenkt, dass b 3 eine trigonometrische<br />

und b 4 eine Polynomfunktion ist. Weiters ist zu erkennen, dass b 3 und b 4<br />

einen deutlich sanfteren Übergang ermöglichen als b 1 und b 2 . Die Frage ist jetzt,<br />

woran das liegen könnte. Sämtliche Lösungen starten mit einer waagrechten Tangente<br />

und enden mit einer waagrechten Tangente, allerdings ist die Krümmung<br />

der einzelnen Lösungen deutlich verschieden. Da <strong>im</strong> Vorfeld dieses Beispiels die<br />

Krümmung ausführlich behandelt wurde, werden die Schüler vermutlich auf die<br />

Idee kommen, dass die Sanftheit des Übergangs mit der Krümmung zu tun ha-


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 77<br />

ben muss. Es kann also hilfreich sein, die Krümmung der Lösungen näher zu<br />

untersuchen. Die vier Lösungen werden nun in die Krümmungsgleichung (5.3)<br />

eingesetzt. Um diesen doch erheblichen Rechenaufwand zu umgehen, geschieht<br />

das am besten mit dem CAS-Fenster in GeoGebra. Hat man zuerst die verschiedenen<br />

Lösungen als b 1 bis b 4 deniert, kann man die Krümmung problemlos mit<br />

dem Befehl<br />

Ableitung[b_1,x,2]/(1+Ableitung[b_1,x]^2)^(3/2)<br />

berechnen und anschlieÿend zeichnen. In Abbildung 5.15 kann man sofort erkennen,<br />

wo das Problem der bisher berechneten Lösungen liegt: Bei allen vier<br />

Lösungen hat die Krümmungsfunktion an den Übergangspunkten einen Sprung.<br />

Die Krümmung der Kreis- bzw. Ellipsenlösung hat sogar auf halben Weg von g 1<br />

zu g 2 einen Sprung. Eine möglichst sanfte Verbindung erreicht man, indem man<br />

eine Funktion sucht, deren Krümmung einen stetigen Übergang mit den Gleisen<br />

vor und nach der Verbindung ermöglicht, also in Ü1 und Ü2 verschwindet, und<br />

deren Krümmung auch zwischen Ü1 und Ü2 stetig ist.<br />

Abbildung 5.15: Krümmungen der Verbindungen (Steinberg, 1995)<br />

Man hat nun also eine weitere Forderung, die man an die Funktion der<br />

Gleisverbindung stellt: f ′′ (−d/2) = 0. Gemeinsam mit den Forderungen, dass sie<br />

durch Ü1 geht und dort eine waagrechte Tangente besitzt, könnte man versuchen<br />

eine Polynomfunktion fünften Grades zu verwenden. Aufgrund der geforderten<br />

Punktsymmetrie zum Ursprung, hat diese Funktion drei unbekannte Koezien-


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 78<br />

ten, die man mithilfe der drei Forderungen best<strong>im</strong>men kann:<br />

f(x) = ax 5 + bx 3 + cx,<br />

f(−d/2) = h/2,<br />

f ′ (−d/2) = 0,<br />

f ′′ (−d/2) = 0.<br />

Der Rechenaufwand wird erneut durch GeoGebra eingespart. Nach Denition<br />

der Funktion f(x) kann man die Koezienten mit folgendem Befehl berechnen<br />

lassen<br />

Löse[{f(-4)=2,f'(-4)=0,f(-4)=0},{a,b,c}].<br />

Als Ergebnis erhält man a = − 3<br />

4096 , b = 5<br />

128 , c = − 15 . Die fünfte Lösung sieht also<br />

16<br />

so aus:<br />

b 5 ∶ y = − 3<br />

4096 x5 + 5<br />

128 x3 − 15<br />

16 x −4 ≤ x ≤ 4<br />

Unter den betrachteten <strong>Kurven</strong> eignet sich b 5 am besten als Gleisverbindung.<br />

Auch die Krümmung macht in diesem Fall keine Sprünge und ermöglicht so<br />

einen besonders sanften Übergang (Abb. 5.16 und 5.17). Es ist aber nicht ausgeschlossen,<br />

dass weitere (kompliziertere) <strong>Kurven</strong> existieren, die sich ähnlich gut<br />

oder sogar noch besser eignen.<br />

Abbildung 5.16: Beste Lösung


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 79<br />

Abbildung 5.17: Funktion und Krümmung (Steinberg, 1995)<br />

5.3 Mathematik in der Kaeetasse<br />

Die Idee zu diesem Unterrichtsvorschlag stammt von Benno Grabinger (1997).<br />

Ziel<br />

Voraussetzung<br />

Material<br />

Zeitumfang<br />

Arbeitsform<br />

S<strong>im</strong>ulation der sogenannten<br />

Kaeetassen-Katakaustik mit GeoGebra<br />

Trigonometrische Funktionen, Geradengleichung,<br />

gute Kenntnisse in GeoGebra, Optik<br />

Arbeitsblatt, GeoGebra, Stift, Papier<br />

Doppelstunde<br />

Partnerarbeit<br />

Überblick<br />

Fällt Sonnenlicht schräg in eine Kaeetasse mit glänzender Innenseite, so lässt<br />

sich manchmal <strong>im</strong> Kaee eine herzförmige helle Linie beobachten (siehe Abb.<br />

3.1b). Die Aufgabe der Schüler ist es in Partnerarbeit die Sonnenstrahlen mit<br />

GeoGebra zu s<strong>im</strong>ulieren und am Ende die herzförmige Kurve als Schnittpunkte<br />

der Strahlen darzustellen. Auf das prinzipielle Phänomen von Kaustiken, oder<br />

auch auf den Term Katakaustik wird in dieser Einheit nicht eingegangen.<br />

Ausarbeitung<br />

Jeweils zwei Schüler erhalten ein Arbeitsblatt (siehe Anhang A) mit der Arbeitsanweisung,<br />

einem Bild der Kaeetassen-Katakaustik, sowie drei GeoGebra-<br />

Konstruktionen und sollen gemeinsam an einem Computer versuchen die Aufgabenstellung<br />

in GeoGebra zu lösen. Die Schüler benötigen zur Bearbeitung der<br />

Aufgabe fortgeschrittene Kenntnisse mit dem Programm, insbesondere werden<br />

Befehle benötigt, die vermutlich über die Grundkenntnisse hinausgehen. Auÿerdem<br />

wird Wissen aus der Optik vorausgesetzt, nämlich dass Einfalls- und


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 80<br />

Reexionswinkel bei einer Spiegelung gleich sind und dass die Sonne parallele<br />

Strahlen erzeugt.<br />

Die Schüler sollen nun ein Modell bilden, bei dem man am Ende die herzförmige<br />

Kurve in einem Kreis, der die Kaeetasse darstellen soll, erkennen kann.<br />

Zur Hilfe benden sich drei Abbildungen (Abb. 5.18) auf dem Arbeitsblatt, wobei<br />

die erste den Verlauf eines einzelnen Sonnenstrahls zeigt, die zweite eine<br />

Vielzahl an Sonnenstrahlen und die letzte die Schnittpunkte der Strahlen, also<br />

die Lösung.<br />

Um einen einzelnen Sonnenstrahl zu beschreiben, müssen die Punkte P, Q<br />

und S in Abhängigkeit vom Winkel α best<strong>im</strong>mt werden (Abb. 5.18a). Der Einfachheit<br />

halber wurde der Radius des Kreises gleich 1 gesetzt. Die x-Koordinate<br />

des Punktes P ist nicht relevant, da die Strahlen aus −∞ kommen, naheliegenderweise<br />

wird x P = −1 gewählt. Für die Punkte P und Q gilt also P =<br />

(−1, sin(α)), Q = (cos(α), sin(α)). Deutlich anspruchsvoller ist die Best<strong>im</strong>mung<br />

der Koordinaten des Punktes S. Da das Dreieck SOQ gleichschenklig ist, gilt<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

Abbildung 5.18: Modellierung der Sonnenstrahlen (Grabinger, 1997)


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 81<br />

β = π − 2α und folglich ϕ = β − α = π − 3α (Abb. 5.19). Für die Koordinaten von<br />

S ergibt sich damit S = (cos(π − 3α), − sin(π − 3α)).<br />

Abbildung 5.19: Best<strong>im</strong>mung der Koordinaten der Punkte<br />

Um anschlieÿend alle Sonnenstrahlen zu s<strong>im</strong>ulieren, eignen sich in GeoGebra<br />

die Befehle Streckenzug[] und Folge[]. Es ist eine Folge von Streckenzügen<br />

P QS in Abhängigkeit des Winkels α zu erzeugen. α bewegt sich zwischen −π/2<br />

für den untersten Strahl und +π/2 für den obersten Strahl. Der endgültige Befehl<br />

in GeoGebra lautet<br />

Folge[Streckenzug[P, Q, S], α, −π/2, π/2, π/30].<br />

π/30 als letztes Argument <strong>im</strong> Befehl Folge[] gibt die Schrittweite der Variablen<br />

α an. In diesem Fall werden 30 (eigentlich 31) solcher Streckenzüge gezeichnet<br />

diese Anzahl eignet sich gut, um den Eekt zu erkennen.<br />

Beobachtet man nun die s<strong>im</strong>ulierten Sonnenstrahlen etwas genauer, so lässt<br />

sich vermuten, dass die herzförmige Kurve durch die Schnittpunkte der reektierten<br />

Strahlen entsteht. Das nächste Ziel ist also die Geradengleichungen für<br />

die reektierten Strahlen aufzustellen. Um die Steigung zu berechnen, benötigt<br />

man den Winkel ε in Abbildung 5.19. Der Supplementärwinkel von ε ist oensichtlich<br />

π − 2α, also gilt ε = 2α. Für die Steigung k der Geraden gilt folglich<br />

k = tan(2α). Setzt man nun den Punkt Q in die Geradengleichung y = k ⋅ x + d,<br />

so erhält man<br />

sin(α) = tan(2α) ⋅ cos(α) + d,<br />

also d = sin(α) − tan(2α) ⋅ cos(α). Die endgültige Geradengleichung lautet demnach<br />

y = tan(2α) ⋅ x + sin(α) − tan(2α) ⋅ cos(α).


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 82<br />

Auch jetzt bietet es sich wieder an, mit dem Befehl Folge[] eine Liste der<br />

reektierten Geraden zu erzeugen. Um später einfach auf diese Liste zugreifen<br />

zu können, wird sie hier Geraden genannt und um am Ende möglichst viele<br />

Schnittpunkte zu erhalten, werden 51 Geraden erzeugt:<br />

Geraden = Folge[y = tan(2α) ⋅ x + sin(α) − tan(2α) ⋅ cos(α), α,<br />

−π/2, π/2, π/50].<br />

Es sollte an dieser Stelle klar sein, dass man jeweils zwei benachbarte Geraden<br />

miteinander schneiden muss, um die Punkte auf der gesuchten Kurve zu erhalten.<br />

Genau das wird aber vermutlich die gröÿte Schwierigkeit bei der Bedienung<br />

von GeoGebra darstellen. Mit dem Befehl Element[ , ] kann auf jedes Element einer Liste zugegrien werden. Es ist also<br />

eine Folge von Schnittpunkten zu erzeugen, wobei jeweils das k-te mit dem<br />

(k + 1)-ten Element der Liste Geraden geschnitten werden muss. In GeoGebra<br />

sieht das folgendermaÿen aus:<br />

Folge[Schneide[Element[Geraden, k], Element[Geraden, k + 1]],<br />

k, 1, 50, 1].<br />

Wurden die Schnittpunkte richtig gezeichnet, sind die Schüler mit der Aufgabe<br />

fertig.<br />

Der Ablauf der Einheit ist so geplant, dass Zweiergruppen, die während der<br />

Aufgabe nicht mehr weiter wissen, oder bereits zu Beginn nicht wissen wie sie<br />

starten sollen, vom Lehrer einen schriftlichen Tipp (siehe Anhang A) abholen<br />

können. Insgesamt gibt es acht solcher Tipps, die nacheinander in Anspruch<br />

genommen werden können. Des Weiteren haben die Schüler zwe<strong>im</strong>al die Möglichkeit<br />

ein Zwischenergebnis einzusehen, um mit der Aufgabe fortfahren zu<br />

können, obwohl sie es nicht bis zu diesem Punkt geschat haben. Ziel für die<br />

Schüler ist es mit so wenigen Tipps bzw. Zwischenergebnissen wie möglich die<br />

gesamt Aufgabe zu lösen. Um zu verhindern, dass abgeholte Tipps einfach an<br />

andere Gruppen weiter gegeben werden, könnte man ein Wettkampfsituation<br />

erzeugen, indem man den besten Gruppen, also jenen die mit den wenigsten<br />

Tipps am schnellsten arbeiteten, gewisse Belohnungen verspricht.<br />

Auch bei dieser Einheit sieht man sehr schön, welche Möglichkeiten für den<br />

Unterricht sich durch den Einsatz von DGS ergeben!<br />

Kompetenzen<br />

Modellbilden: Das S<strong>im</strong>ulieren von Ereignissen in der Natur fällt klassischerweise<br />

unter die Kompetenz des Modellbildens. Es müssen Annahmen getroen<br />

werden (Sonnenstrahlen fallen parallel ein), aber auch Idealisierungen vorgenommen<br />

werden (der Kaeetassenquerschnitt als perfekter Kreis).


KAPITEL 5. VORSCHLÄGE FÜR UNTERRICHTSEINHEITEN 83<br />

Rechnen, Operieren: Be<strong>im</strong> Berechnen der Koordinaten der Punkte P, Q<br />

und S wird diese Kompetenz am ehesten geschult. Aber genauso muss bei der<br />

Herleitung der Geradengleichung der reektierten Strahlen operiert werden.<br />

Interpretieren: Betrachten die Schüler Abbildung 5.18b müssen sie die gezeichneten<br />

Sonnenstrahlen als Streckenzüge interpretieren, um selbst die Konstruktion<br />

zu erstellen.<br />

Argumentieren: Diese Kompetenz wird bei dieser Einheit kaum erworben,<br />

da die Schüler ihre Vorgehensweise nicht begründen müssen.


Zusammenfassung<br />

Nachdem das Thema meiner Diplomarbeit auf <strong>Kurven</strong> eingegrenzt wurde, war<br />

für mich die zentrale Fragestellung, welche <strong>Kurven</strong> sich am besten für den Schulunterricht<br />

eignen. Ausgiebige Recherche in Zeitschriften zur Didaktik der Mathematik,<br />

wie Der <strong>Mathematikunterricht</strong>, mathematik lehren oder Praxis der<br />

Mathematik in der Schule, gab mir einen guten Überblick über <strong>Kurven</strong>, die <strong>im</strong><br />

Unterricht behandelt werden könnten. Obwohl sich auch Kegelschnitte, Spiralen<br />

oder schleifenförmige <strong>Kurven</strong>, wie die Lemniskate (sie hat die Form eines<br />

Unendlich-Zeichens), gut geeignet hätten, el meine Wahl in dieser Arbeit auf<br />

die Zykloide, Hypo- und Epizykloiden, Evoluten und Kaustiken.<br />

Der erste Teil der Arbeit befasste sich hauptsächlich mit den mathematischen<br />

Eigenschaften dieser <strong>Kurven</strong>. In erster Linie wurden Gleichungen dieser<br />

<strong>Kurven</strong> hergeleitet und Möglichkeiten zur Konstruktion angegeben. Auÿerdem<br />

wurden zu sämtlichen <strong>Kurven</strong> historische Anmerkungen gemacht. Auf didaktische<br />

Aspekte bin ich hier noch nicht eingegangen das geschah <strong>im</strong> zweiten<br />

Teil.<br />

Im ersten Kapitel des didaktischen Teils <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> Unterricht ging es allgemein<br />

um die Bedeutung von ebenen <strong>Kurven</strong> <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong>. Zunächst<br />

habe ich Gründe für die Verwendung von <strong>Kurven</strong> gesucht und dabei<br />

einige Lebensbereiche erwähnt, in denen <strong>Kurven</strong> auftreten. Dabei wurde bereits<br />

ersichtlich, dass <strong>Kurven</strong> eigentlich allgegenwärtig sind. Weiters habe ich Schülertätigkeiten<br />

aufgezählt, die bei der Behandlung von <strong>Kurven</strong> gefördert werden<br />

können. Die verschiedenen Zugänge, die sich einem Lehrer be<strong>im</strong> Unterrichten<br />

dieses Themas bieten, habe ich ebenfalls erwähnt: beginnend mit traditionellen<br />

Zugängen, wie dem Funktionsgraph oder Ortslinien, bis hin zu historischen oder<br />

physikalischen Zugängen. Im folgenden Abschnitt wurden Probleme der <strong>Kurven</strong>diskussion<br />

erörtert, nämlich dass meist nicht <strong>Kurven</strong>, sondern Funktionen <strong>im</strong><br />

Mittelpunkt stehen und dass nicht diskutiert, sondern abgearbeitet wird. Auÿerdem<br />

wurden Ideen gesammelt, welche <strong>Kurven</strong> in welchen Schulstufen behandelt<br />

werden könnten. Dabei sieht man, dass <strong>Kurven</strong> bereits in der Sekundarstufe I<br />

eine Rolle spielen könnten in der Sekundarstufe II bieten sich allerdings deut-<br />

84


ZUSAMMENFASSUNG 85<br />

lich mehr Möglichkeiten. Fächerübergreifender Unterricht zum Thema <strong>Kurven</strong><br />

ist mit Physik, Biologie, Geschichte oder Bildnerischer Erziehung ebenfalls möglich.<br />

Der letzte Abschnitt dieses Kapitels widmete sich dynamischer Geometrie-<br />

Software (DGS). Hier wurde erklärt, welche Chancen sich allgemein, aber auch<br />

in Bezug auf <strong>Kurven</strong>, damit auftun. So habe ich zum Beispiel die binomische<br />

Formel (a + b) 2 = a 2 + 2ab + b 2 mit DGS veranschaulicht. Zugleich habe ich aber<br />

auch versucht Probleme und Vorbehalte bezüglich DGS anzuführen.<br />

Das letzte Kapitel meiner Diplomarbeit ist das praxisnahste. Dort habe ich<br />

konkrete Unterrichtseinheiten ausgearbeitet. Das Thema der ersten Einheit waren<br />

Rollkurven und das Ziel war die Herleitung der Parameterdarstellung eben<br />

dieser <strong>Kurven</strong>. Um den Schülern klarzumachen, dass es sich bei Rollkurven nicht<br />

um ein innermathematisches Problem handelt, werden die Schüler zu Beginn<br />

aufgefordert, <strong>Kurven</strong> dieser Art mit dem Spirographen zu zeichnen. Nachdem<br />

die Klasse in fünf Gruppen geteilt wird, bekommen die Gruppen entweder die<br />

Zykloide, die Deltoide, die Astroide, die Kardioide oder die Nephroide zugewiesen.<br />

Um die Aufgabe etwas zu erleichtern, sind Hilfestellungen direkt am Arbeitsblatt.<br />

Damit die Schüler ihre Vorgehensweise auch erklären müssen, schlieÿt<br />

eine kurze Präsentation diese Einheit ab.<br />

Um erkennen zu können, wie die verschiedenen <strong>Kurven</strong> als Rollkurven entstehen,<br />

erhalten die Gruppen <strong>im</strong> Laufe der Einheit GeoGebra-Dateien. Hier besteht<br />

die Möglichkeit, die Einheit noch zu erweitern, indem die Schüler bei den<br />

Hypo- und Epizykloiden die Radien der Kreise verändern können und man sie<br />

beobachten lässt, was dann mit den Rollkurven passiert. Bei nicht-ganzzahligen<br />

Verhältnissen der Radien entstehen nämlich keine geschlossenen <strong>Kurven</strong> mehr.<br />

Ich hatte zunächst geplant, auch eine Einheit zu Evoluten zu entwerfen. Da<br />

aber die recht komplizierte Mathematik ein vermutlich unüberwindliches Hindernis<br />

für die Schüler dargestellt hätte, besann ich mich darauf, die Einheit nur<br />

zu einer Vorstufe der Evoluten, nämlich der Krümmung, zu gestalten. Dabei<br />

wird die Krümmung als Lehrervortrag eingeführt und zuerst für Funktionen<br />

hergeleitet. Später wird sie auf allgemeinere <strong>Kurven</strong> erweitert. Der wichtigste<br />

Teil dieser Einheit ist zweifellos die Anwendung der Krümmung bei der Verbindung<br />

von Bahngleisen. Hier können die Schüler sehen, wie entscheidend die<br />

Krümmung bei Fragestellungen aus der Technik sein kann.<br />

Der dritte und letzte Unterrichtsvorschlag behandelt das physikalische Phänomen<br />

von Kaustiken. Dabei geht es darum, wie Sonnenstrahlen eine herzförmige<br />

Kurve in einer Kaeetasse entstehen lassen eine realitätsnahe Anwendung,<br />

die sicherlich auch für Schüler sehr interessant sein könnte. Jeweils zwei Schüler<br />

bekommen ein Arbeitsblatt mit der Anweisung die Sonnenstrahlen mit GeoGebra<br />

zu s<strong>im</strong>ulieren. Auf dem Arbeitsblatt sind auÿerdem noch Abbildungen, die<br />

den Schülern Anhaltspunkte geben sollen, wie das Problem zu lösen ist. Für


ZUSAMMENFASSUNG 86<br />

mein Empnden sind die schriftlichen Tipps, die sich die Schüler be<strong>im</strong> Lehrer<br />

abholen können, sehr wichtig für einen erfolgreichen Unterrichtsverlauf, da sich<br />

dadurch vermutlich die Situation vermeiden lässt, dass Schüler bereits bei den<br />

ersten Schwierigkeiten aufgeben.<br />

Diese Diplomarbeit sollte Lehrern die Möglichkeit geben, fertige Einheiten<br />

zum Thema <strong>Kurven</strong> in ihrem Unterricht einzusetzen, oder aber zumindest Ideen<br />

für den eigenen Unterricht geben.


Anhang A<br />

Arbeitsblätter<br />

Die folgenden Arbeitsblätter können als Kopiervorlage verwendet werden.<br />

87


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 88<br />

Die Zykloide<br />

Abbildung A.1: Entstehung der Zykloide (Thomas, 2010)<br />

Versucht anhand dieser Abbildung die Parametergleichung der Zykloide herzuleiten.<br />

Hinweise:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Für die Parametergleichung der Zykloide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des Kreises gleich 1 setzen.<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welches Stück die gleiche Länge wie<br />

OQ<br />

Versucht die Länge der Strecken zwischen den Punkten durch t auszudrücken.


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 89<br />

Die Deltoide<br />

Abbildung A.2: Entstehung der Deltoide (Thomas, 2010)<br />

Versucht anhand dieser Abbildung die Parametergleichung der Deltoide herzuleiten.<br />

Hinweise:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Für die Parametergleichung der Zykloide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des kleineren Kreises gleich 1 setzen. Wie groÿ ist dann R<br />

Aus welchen Strecken lassen sich die x- bzw. y-Koordinate zusammensetzen<br />

Drückt die Länge dieser Strecken zunächst durch t und α aus.<br />

ˆ<br />

Es gilt α = π + t − β. Warum<br />

2<br />

ˆ<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welcher Kreisbogen die gleiche<br />

Länge wie AB<br />

ˆ<br />

Vereinfacht das Ergebnis durch sin( π − ϕ) = cos(ϕ).<br />

2


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 90<br />

Die Astroide<br />

Abbildung A.3: Entstehung der Astroide (Thomas, 2010)<br />

Versucht anhand dieser Abbildung die Parametergleichung der Astroide herzuleiten.<br />

Hinweise:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Für die Parametergleichung der Astroide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des kleineren Kreises gleich 1 setzen. Wie groÿ ist dann R<br />

Aus welchen Strecken lassen sich die x- bzw. y-Koordinate zusammensetzen<br />

Drückt die Länge dieser Strecken zunächst durch t und α aus.<br />

ˆ<br />

Es gilt α = π + t − β. Warum<br />

2<br />

ˆ<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welcher Kreisbogen die gleiche<br />

Länge wie AB<br />

ˆ<br />

Vereinfacht das Ergebnis durch sin( π − ϕ) = cos(ϕ).<br />

2


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 91<br />

Die Kardioide<br />

Abbildung A.4: Entstehung der Kardioide (Thomas, 2010)<br />

Versucht anhand dieser Abbildung die Parametergleichung der Kardioide<br />

herzuleiten.<br />

Hinweise:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Für die Parametergleichung der Kardioide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des rollenden Kreises gleich 1 setzen. Wie groÿ ist dann R<br />

Aus welchen Strecken lassen sich die x- bzw. y-Koordinate zusammensetzen<br />

bzw. welche Strecken muss man dafür voneinander abziehen Drückt<br />

die Länge dieser Strecken zunächst durch t und α aus.<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welcher Kreisbogen die gleiche<br />

Länge wie BQ Was heiÿt das für den Winkel γ<br />

Es gilt α = 2t. Warum


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 92<br />

Die Nephroide<br />

Abbildung A.5: Entstehung der Nephroide (Thomas, 2010)<br />

Versucht anhand dieser Abbildung die Parametergleichung der Nephroide<br />

herzuleiten.<br />

Hinweise:<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

ˆ<br />

Für die Parametergleichung der Nephroide müsst ihr den Punkt P in Abhängigkeit<br />

vom Winkel t beschreiben.<br />

Um die auftretenden Formeln möglichst einfach zu halten, könnt ihr den<br />

Radius des rollenden Kreises gleich 1 setzen. Wie groÿ ist dann R<br />

Aus welchen Strecken lassen sich die x- bzw. y-Koordinate zusammensetzen<br />

bzw. welche Strecken muss man dafür voneinander abziehen Drückt<br />

die Länge dieser Strecken zunächst durch t und α aus.<br />

Da der Kreis ohne zu gleiten rollt, hat welcher Kreisbogen die gleiche<br />

Länge wie BQ Was heiÿt das für den Winkel γ<br />

Es gilt α = 3t. Warum


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 93<br />

Mathematik in der Kaeetasse<br />

Scheint die Sonne <strong>im</strong> richtigen Winkel in eine Kaeetasse, so kann man eine<br />

Kurve <strong>im</strong> Kaee erkennen (Abb. A.6a). Sie entsteht durch die Reexion der<br />

Strahlen an der Innenseite der Tasse.<br />

Versucht nun zu zweit die Sonnenstrahlen mit GeoGebra zu s<strong>im</strong>ulieren. Abbildung<br />

A.6b kann dazu sehr hilfreich sein. Das Ziel dieser Aufgabe ist es möglichst<br />

viele Punkte auf der Kurve zu best<strong>im</strong>men, so dass die Form deutlich<br />

erkennbar ist (Abb. A.6d).<br />

Wenn ihr an einem Punkt anlangt, wo ihr nicht mehr weiter wisst, könnt ihr<br />

be<strong>im</strong> Lehrer einen Tipp bzw. ein Zwischenergebnis einholen.<br />

(a) Herzförmige Kurve in der Kaeetasse<br />

(Wikipedia, a)<br />

(b) Einzelner Strahl<br />

(c) S<strong>im</strong>ulation der Sonnenstrahlen<br />

(d) Punkte auf der Kurve<br />

Abbildung A.6


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 94<br />

Mathematik in der Kaeetasse<br />

Tipps für die Schüler:<br />

TIPP 1: Best<strong>im</strong>mt die Koordinaten der Punkte P, Q und S in Abhängigkeit<br />

vom Winkel α.<br />

TIPP 2: Bedenkt zunächst wo sin(α) und cos(α) <strong>im</strong> Einheitskreis einzuzeichnen<br />

sind und versucht dadurch auf die Koordinaten der Punkte P und Q zu schlieÿen.<br />

Die x-Koordinate von P spielt keine entscheidende Rolle, wählt x P = −1.<br />

Zur Best<strong>im</strong>mung von S betrachtet folgende Abbildung: Das Dreieck SOQ ist<br />

gleichschenklig. Was bedeutet das für den Winkel β und folglich für ϕ<br />

ZWISCHENERGEBNIS 1: P = (−1, sin(α)), Q = (cos(α), sin(α)), S = (cos(π −<br />

3α), − sin(π − 3α))<br />

TIPP 3: Verwendet die Befehle Folge[] und Streckenzug[] um die Sonnenstrahlen<br />

zu s<strong>im</strong>ulieren. In welchem Intervall bendet sich der Winkel α Betrachtet<br />

die Grenzfälle.<br />

TIPP 4: Versucht die Geradengleichung der reektierten Strahlen aufzustellen.<br />

Dazu benötigt ihr den Winkel, den die Geraden mit der x-Achse einschlieÿen.<br />

TIPP 5: Verwendet die Abbildung aus TIPP 2 um den Winkel ε zu best<strong>im</strong>men:<br />

Das Dreieck ODQ ist gleichschenklig. Dadurch lässt sich der Supplementärwinkel<br />

von ε und folglich ε ausdrücken.


ANHANG A. ARBEITSBLÄTTER 95<br />

TIPP 6: Drückt die Steigung der reektierten Geraden durch den eben berechneten<br />

Winkel ε aus und setzt sie gemeinsam mit dem Punkt Q in die allgemeine<br />

Geradengleichung y = k ⋅ x + d ein.<br />

ZWISCHENERGEBNIS 2: y = tan(2α) ⋅ x + sin(α) − tan(2α) ⋅ cos(α)<br />

TIPP 7: Erzeugt eine Liste mit reektierten Geraden. Welche müssen miteinander<br />

geschnitten werden, um die Punkte auf der Kurve zu erhalten<br />

TIPP 8: Um zwei benachbarte Geraden miteinander zu schneiden, müsst ihr auf<br />

das k-te und das (k + 1)-te Element der Liste mit den Geraden zugreifen. Das<br />

gelingt mit dem Befehl Element[ , ].


Abbildungsverzeichnis<br />

1.1 Eigenschaften einer Zykloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

1.2 Entstehung einer Zykloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.3 Konstruktion einer Zykloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

1.4 Zykloide mit Details (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

1.5 Entstehung einer Deltoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

1.6 Konstruktion einer Deltoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

1.7 Deltoide als Hüllkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

1.8 Deltoide mit Details (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

1.9 Entstehung einer Astroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

1.10 Konstruktion einer Astroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

1.11 Astroide als Hüllkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

1.12 Entstehung einer Kardioide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

1.13 Konstruktion einer Kardioide als Hüllkurve . . . . . . . . . . . . . 21<br />

1.14 Kardioide mit Details (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

1.15 Entstehung einer Nephroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

1.16 Konstruktion einer Nephroide als Hüllkurve . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.1 Parabel mit Krümmungskreisen und Evolute . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.2 Krümmungsmittelpunkt (Yates, 1947) . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

2.3 Ellipse mit Krümmungskreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.4 Ellipse und ihre Evolute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

2.5 Kardioide mit Krümmungskreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

2.6 Kardioide und ihre Evolute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.1 Kaeetassen-Katakaustik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.2 Entstehung einer Katakaustik (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . 36<br />

3.3 Parallel einfallender Strahl (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3.4 Hüllkurve der Sonnenstrahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3.5 Lichtquelle auÿerhalb des Kreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.6 Lichtquelle am Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

96


ABBILDUNGSVERZEICHNIS 97<br />

3.7 Lichtquelle innerhalb des Kreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4.1 <strong>Kurven</strong> in der Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.2 Epizykeltheorie (Wikipedia, b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

4.3 Denition Ellipse bzw. Parabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

4.4 Brachistochrone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.5 Tautochrone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.6 Die Schale des Nautilus (Podbregar, 2001) . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

4.7 GeoGebra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

4.8 Binomische Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

4.9 64 = 65 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

5.1 Spirograph (Wikipedia, c) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

5.2 Zykloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

5.3 Deltoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

5.4 Astroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

5.5 Kardioide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

5.6 Nephroide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

5.7 Unterschiedliche Krümmungen (Fetzer u. Fränkel, 2012) . . . . . 67<br />

5.8 1 Nachbarpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

5.9 2 Nachbarpunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

5.10 Positive bzw. negative Krümmung (Brand u. a., 2011) . . . . . . . 71<br />

5.11 Krümmung einer Ellipse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

5.12 Verbindung zweier Gleise (Steinberg, 1995) . . . . . . . . . . . . . 74<br />

5.13 Verbindung mit Kreis- oder Ellipsenbögen . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

5.14 Verschiedene Lösungen (Steinberg, 1995) . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

5.15 Krümmungen der Verbindungen (Steinberg, 1995) . . . . . . . . . 77<br />

5.16 Beste Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

5.17 Funktion und Krümmung (Steinberg, 1995) . . . . . . . . . . . . . 79<br />

5.18 Modellierung der Sonnenstrahlen (Grabinger, 1997) . . . . . . . . 80<br />

5.19 Best<strong>im</strong>mung der Koordinaten der Punkte . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

A.1 Entstehung der Zykloide (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

A.2 Entstehung der Deltoide (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

A.3 Entstehung der Astroide (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . . 90<br />

A.4 Entstehung der Kardioide (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

A.5 Entstehung der Nephroide (Thomas, 2010) . . . . . . . . . . . . . 92<br />

A.6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93


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