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<strong>airberlin</strong> <strong>magazin</strong> 3 / <strong>2015</strong> 33<br />
Powerfrau<br />
mit<br />
Tiefgang<br />
Tough cookie with hidden depths<br />
Ulrike Folkerts hat geschafft, wovon viele Schauspieler träumen: Als TV-Kommissarin<br />
Lena Odenthal hat sie ein festes Standbein, kann sich aber mit über 50 in immer wieder<br />
neuen Rollen ausprobieren, ob auf der Theaterbühne oder als garstige Gräfin im<br />
historischen Liebesfilm „Das goldene Ufer“ im ZDF. Text: Wiebke Toebelmann, Photo: Daniel Biskup<br />
Wie viel haben Sie und Ihre<br />
Rolle gemeinsam?“ Eine typische<br />
Journalistenfrage, die Schauspieler<br />
meist nicht so gern hören.<br />
Schließlich zeichnet sich ihr<br />
Beruf dadurch aus, sich von der<br />
eigenen Person völlig zu lösen. Doch Ulrike Folkerts<br />
muss man diese Frage einfach stellen, ermittelt sie<br />
doch nunmehr im 26. Jahr als Lena Odenthal und ist<br />
damit dienstälteste „Tatort“-Kommissarin.<br />
Als wir sie Anfang Februar zum Interview treffen,<br />
hat Lena Odenthal Pause: Folkerts steht gerade als<br />
ziemlich neurotische New Yorker Jüdin auf der Bühne,<br />
im Stück „Chuzpe“ nach Lily Brett an den Hamburger<br />
Kammerspielen. Viel Lob und ausverkaufte Vorstellungen<br />
– ein echter Theaterhit. „Die Vielseitigkeit ist<br />
wirklich das Schönste an meinem Beruf“, sagt die<br />
Mimin. Und Kommissarin Odenthal? Folkerts lacht.<br />
„Lena ist nicht mein Alter Ego, aber sie steht mir natürlich<br />
nahe. Wir sind gemeinsam älter geworden und<br />
die Figur hat auch von meiner eigenen Entwicklung<br />
profitiert, hat Ecken und Kanten bekommen, genau<br />
wie ich selbst.“<br />
In der ZDF-Produktion „Das goldene Ufer“ zeigt<br />
sich Ulrike Folkerts nun wiederum von einer ganz<br />
anderen Seite (am 5. April um 20:15 Uhr im ZDF). Der<br />
Historienfilm nach Iny Lorentz spielt 1825 zur Zeit<br />
des Vormärz auf einem Gutshof – und Folkerts mimt<br />
die herrische Gräfin Elfreda von Rennitz, die schon<br />
mal die Magd ohrfeigt und ihr Stockhiebe verordnet.<br />
„Elfreda hat Gründe für ihre Strenge“, erklärt die Darstellerin.<br />
„Sie fürchtet um ihre Existenz, schließlich<br />
ist dies die Zeit, in der sich Diener gegen ihre Herren<br />
auflehnen. Die herrschende Klasse zittert vor Angst.“<br />
Die Ausstattung des Films besticht mit einer Optik à<br />
la „Downton Abbey“. Gedreht wurde in einem Herrenhaus<br />
nahe Prag – eine tolle Erfahrung für Ulrike<br />
Folkerts: „Ich wollte immer mal in einem opulenten<br />
Kostümfilm mitspielen. Während des Drehs sind wir<br />
Schauspieler wirklich in eine andere Zeit eingetaucht.“<br />
Zudem wurde viel bei Kerzenlicht gedreht, was dem<br />
Film eine besondere Atmosphäre verleiht.<br />
Ulrike Folkerts ist selbstbewusst und scheint genau<br />
zu wissen, was sie will. Das war nicht immer so: Gerade<br />
mal 28 war sie, als man ihr die Rolle als Lena Odenthal<br />
anbot. Sie gab ihr Engagement am Theater Oldenburg<br />
auf und zog kurzerhand nach Berlin. Doch Realität<br />
und Fernsehen lagen wie so oft weit auseinander: „Im<br />
TV war ich ja dauerpräsent durch die vielen Wiederholungen.<br />
Dabei drehte ich zunächst nur einen ‚Tatort‘ im