GEBRAUCHSANWEISUNG PHYACTION 792 / 796
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13.4 Biphasische Stromformen (TENS)<br />
Der biphasische Niederfrequenzstrom oder TENS ist eine Stromform, die ursprünglich als Versuchsbehandlung<br />
appliziert wurde. Damit wurde erforscht, ob Patienten für einen operativ zu implantierenden Nervenstimulator<br />
in Betracht kamen. Zum Glück hat man schnell festgestellt, daß eine Operation in den meisten Fällen nicht<br />
mehr notwendig ist, wenn eine oberflächliche Behandlung schmerzhemmend wirkt. Viele Patienten haben<br />
deshalb selbst ein tragbares TENS-Gerät, mit dem sie ohne Medikamente ihre Schmerzen lindern können.<br />
Biphasischer Strom wird wegen der vielen Einstellmöglichkeiten, des patientenfreundlichen Charakters und<br />
des großen Indikationsgebietes oft appliziert.<br />
Ein TENS-Puls setzt sich aus einem positiven und einem negativen Teil mit einem ausgeglichenen Stromintegral<br />
zusammen. Es gibt also keine Gleichstromkomponente und deshalb keine Ätzung. Dieser biphasische<br />
Charakter sorgt dafür, daß der Patient diese Applikation sogar während längerer Zeit gut vertragen kann.<br />
13.5 Wirkungserklärung TENS<br />
Das Wirkungsprinzip von TENS wurde untersucht und wird in der Literatur klar beschrieben. Die Wirkung von<br />
TENS wird auf zwei Weisen erklärt.<br />
In der Tortheorie wird klar zwischen dick myelinisierten Nervenfasern (Typ A) und dünn myelinisierten Nervenfasern<br />
(Typ B) unterschieden. Die dick myelinisierten Nervenfasern bewirken die Leitung des feineren Gefühls,<br />
die dünn myelinisierten Nervenfasern die Leitung nokisensorischer Reize, das sind Schmerzen. Es wurde<br />
nachgewiesen, daß selektive Reizung der dick myelinisierten Nervenfasern hemmende Wirkung auf die<br />
Transmission nokisensorischer Informationen zur Zentrale hat: das Tor schließt sich für Schmerzen. Dieses<br />
Phänomen ist Ausgangspunkt der Elektrotherapie und besonders von TENS. Dick myelinisierte Nervenfasern<br />
lassen sich nämlich selektiv mit kurzen Pulsen reizen (maximal 70 μs), die mit hoher Frequenz (höher als 70<br />
Hz) und geringer Intensität gegeben werden.<br />
Eine zweite Erklärung wird in der Beeinflussung des endogen, Schmerzen modulierenden Systems gesucht.<br />
Der menschliche Körper produziert Endorphine, die die Transmission nokisensorischer Informationen hemmen.<br />
Diese Endorphinproduktion kann stimuliert werden, indem dünn myelinisierte Nervenfasern (Typ B) stimuliert<br />
werden. Dazu werden vorzugsweise Pulse mit längerer Pulsdauer (z.B. 100 μs) und geringer Frequenz<br />
(weniger als 9 Hz) mit hoher Intensität benutzt.<br />
13.6 Biphasischer Strom, kontinuierlich<br />
Dieser ist der am meisten benutzte TENS-Strom, mit dem Sie selektiv die oben umschriebene Wirkungen<br />
erzielen können. Möchten Sie dick myelinisierte Nervenfasern stimulieren (Tortheorie), so wählen Sie eine<br />
Pulsdauer von weniger als 70 μs und eine Pulsfrequenz von minimal 70 Hz.<br />
Zum Stimulieren der Endorphinproduktion stellen Sie eine geringere Pulsfrequenz, z.B. 2 Hz und eine<br />
Pulsdauer von mindestens 70 μs ein. Die Stromstärke wird meistens gesteigert, bis die Toleranzgrenze<br />
erreicht wird. Wenn die Elektroden auf Muskeln oder Nerven gelegt werden, sollten ebenfalls Muskelkontraktionen<br />
entstehen.<br />
Zur Verhütung von Gewöhnung können Sie ein Spektrum einstellen, in dem die Frequenz wechselt. Mit den<br />
Funktionen Zeit und Kontur können Sie einstellen, in welcher Zeit das Spektrum durchlaufen wird und wieviel<br />
Prozent dieser Zeit zum Ein- und Ausschleichen benutzt werden.<br />
13.7 Biphasischer Strom, Burst<br />
Die Pulse werden in Folgen abgegeben. Die Pulsdauer und Pulsfrequenz jedes Pulses können eingestellt<br />
werden. Daneben können Sie einstellen, wie oft pro Sekunde die (Burst-) Impulse auftreten. Die Vorteile des<br />
konventionellen biphasischen Stromes (selektive Reizung der dick myelinisierten Nervenfasern) und des<br />
akupunkturähnlichen TENS (Endorphinproduktion) werden gleichsam vereinigt.<br />
13.8 Einstellbare Parameter der Stromformen<br />
- Mit dem Parameter AMF (Amplitude Modulation Frequenz) wählen Sie bei den mittelfrequenten Stromformen<br />
den Grundwert der niederfrequenten Modulation, für den Sie möchten, daß er im Gewebe auftritt.<br />
- Mit dem Parameter "Spektrum" wählen Sie die Variation zum Wert der Grundfrequenz. Bei der Einstellung<br />
einer Grundfrequenz von 100 Hz und einem Spektrum von 50 Hz variiert die Grundfrequenz im Gewebe<br />
also zwischen 100 und 150 Hz. Sie benutzen das Spektrum insbesondere zur Verhinderung einer<br />
Gewöhnung.<br />
- Mit dem Parameter "Zeit" regeln Sie die Zeit, in der das Spektrum durchlaufen wird. Ein geringer Wert<br />
ergibt eine agressivere Reizung als ein hoher Wert.<br />
- Mit der Kontur stellen Sie ein, wie das Spektrum durchlaufen wird. Kontur 100% bedeutet, daß alle<br />
Frequenzwerte des Spektrums allmählich durchlaufen werden. Kontur 1% bedeutet einen abrupten<br />
(agressiveren) Frequenzübergang. Beim Nachbilden einer CP stellen Sie die Kontur auf 1% ein, beim<br />
13. ELEKTROTHERAPIE UND BEHANDLUNGSPARAMETER Gebrauchsanweisung Phyaction <strong>792</strong> / <strong>796</strong> - Seite 37