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Ilia Papa - yogipunk

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? »14. Jahr von Chong Zhen, Kaiser der Ming-Dynastie. Wieder starke Dürre,<br />

überall Heuschrecken. Die Menschen essen einander auf. Ein Vater ißt seinen<br />

Sohn. Niemand auf der Straße. Im August kein Wasser im Gelben Fluß«.<br />

So schildern alte chinesische Wetteraufzeichnungen aus dem Bezirk Xuzhou das katastrophale<br />

Dürrejahr 1641. Nur drei Jahre später begeht der letzte Ming-Kaiser deshalb<br />

verzweifelt Selbstmord. Das Ende dieser Dynastie (1368-1644) war – so sagen es alte<br />

Schriften – von einer zehnjährigen Dürre begleitet worden. Aber schon 70 Jahre v.Chr.<br />

dokumentierte die chinesische Bürokratie das Klima, und diese Aufzeichnungen wuchsen<br />

zu einer Tausende von Bänden umfassenden Datenmasse heran. Um 1971 begannen<br />

dann Chen Jiaqi und seine Kollegen vom Geographischen Institut der »Academia Sin ica«<br />

in Nanjing dieses einzigartige klimageschichtliche Archiv auszuwerten. Ein 800<br />

Jahre altes Ein-Zeilen-Gedicht daraus lautet: »Der Frühlingswind geht nicht durchs<br />

Jade-Tor« ...<br />

Für den Forscher Chen Jiaqi ist das ein klarer Hinweis darauf, daß der Frühling – sprich<br />

Monsun-Regen – in dem Jahr das nordwestchinesische Trockengebiet, das Jade-Tor,<br />

nicht erreicht hat. Der Gießener Geograph Dirk Wollesen und sein 35-jähriger Kollege<br />

Jiang Tong von der Academia Sinica haben über Sechzigtausend Klimahinweise aus<br />

diesem Archiv in eine Computer-Datenbank übernommen. Dieses geographische Informationssystem<br />

umfaßt mittlerweile das Klima für Gesamtchina seit 1471 anhand von<br />

Aufzeichnungen an 120 Orten.<br />

Abrufbar sind, in ebenfalls hoher räumlicher Auflösung, die Wetterdaten aus 97 Örtlichkeiten<br />

im Gebiet um das Delta des Chang Jiang (der Jangtsekiang-Fluß). Besonders<br />

interessant sind dabei die Aufzeichnungen über Dürren und Überschwemmungen. Die<br />

Wissenschaftler schätzen, daß China immer wieder rund die Hälfte seines potentiellen<br />

Wirtschaftswachstums durch Naturkatastrophen verliert: vor allem durch Überschwemmungen.<br />

Bei den sieben größten Hochwassern des 20. Jahrhunderts (1931, 1935, 1954, 1995,<br />

1996, 1997 und 1999) sind allein entlang des Chang Jiang über 320-tausend Menschen<br />

umgekommen. Ein wichtiges Ergebnis aus der klimahistorischen Datenbank ist, daß die<br />

Häufung von Überschwemmungen in China in den letzten Jahrzehnten im historischen<br />

Vergleich nicht aus dem Rahmen fallen. Gleiches wurde auch zwischen 1830 und 1870<br />

dokumentiert. »Der Einfluß des Menschen geht bisher im Rauschen der Klimasignale<br />

unter«, sagt Dirk Wollesen dazu einleuchtend.<br />

Das bedeutet aber, daß sich durch die Industrialisierung ‚natürlich‘ Menschen-gemachte<br />

Klimaveränderungen (Stichwort der �-angebliche »Treibhauseffekt«) anhand der<br />

Überschwemmungen bisher nicht nachweisen lassen.<br />

Dagegen sind die Klima-Historiker einem (angenommen) natürlichen Wirkungsfaktor<br />

beim Auftreten von El Niño, dem ‚Christkind‘, auf die Spur gekommen. Diese Klima-<br />

Anomalie – eine großflächige etwa alle vier bis sechs Jahre um die Weihnachtszeit wiederkehrende<br />

Erwärmung der Oberfläche des Pazifischen Ozeans vor der Küste Südamerikas<br />

– führt im Nordosten Chinas durch den Ausfall des Monsunregens zu verheerenden<br />

Dürren. Diese aber stehen, so zumindest die 500-jährige Klimachronik, in einem gewissen<br />

Zusammenhang mit dem 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus.<br />

Ist die Sonnenaktivität klein, also die Fleckenanzahl niedrig, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Dürre in der häufig von Klimakatastrophen betroffenen Region um den Gelben<br />

Fluß am größten. Dirk Wollesen folgert: »Die Sonnenaktivitäten sind eine Art Takt-<br />

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