Honda DN 01 - ZWEIRAD-online

Doch wie sieht nun die Praxis
aus, kann man mit soviel Theorie
über die Ölspiele im Antrieb
überhaupt noch befreit am
Gasgriff drehen? Kein Problem,
denn von den komplexen Vorgängen
im Antrieb bekommt
der Fahrer überhaupt nichts
mit. Nach dem Anlassen ist nur
ein Knopfdruck nötig, um die
Automatik von der Neutralstellung
in die Fahrebene zu bringen
und das Geschoß scharf zu
machen. Und schon geht die
Reise los, völlig unspektakulär,
aber mit Nachdruck schiebt
sich die DN-01 samt Ihrem Fahrer
nach vorne. Auch wenn man
es bei Honda nicht gerne hört,
der Antrieb und die Geräuschkulisse
erinnern doch sehr an
einen Großraumroller, doch
das ist bitte ohne jede Abwertung
zu verstehen. Ganz im
Sinne Ihrer Erfi nder lässt sich
die DN-01 völlig stressfrei und
ohne Anstrengung bewegen
und zieht dabei auch dank der
großen 17-Zoll Räder souverän
Ihre Kreise. Am breiten Lenker
und auf 690 cm Popohöhe
kommt ein wenig Cruiserfeeling
auf, die Sitzposition ist
durchaus langstreckentauglich.
Lediglich auf unebenem
Asphalt wird der Fahrer ein
wenig durchgeschüttelt, aber
das bringt die Sitzposition
nahe am Hinterrad mit sich,
zumal das niedrige Fahrwerk
nun mal keine Federwege auf
Enduroniveau zur Verfügung
stellen kann. Auch schnelle
Richtungswechsel sind nicht
unbedingt eine Kernkompetenz
der DN-01, aber das war
bei 1605 mm Radstand auch
nicht unbedingt zu erwarten.
Bei den Bremsen setzt Honda
mittlerweile konsequent auf
kombinierte Bremssysteme,
die gleichzeitig immer Vorderrad-
und Hinterradbremse
ansprechen, die DN-01 ist für
Deutschland sogar ausschließlich
mit einem zusätzlichen ABS
lieferbar. Die Doppelscheibe
Frontansicht: Ratet mal, was da kommt?
vorne sorgt in Verbindung mit
der hinteren Einzelscheibe für
narrensichere Verzögerung
ohne böse Überraschungen.
Unser Testgelände führt uns
immer weiter durch den Naturpark
Bayerischer Spessart, wo
die Straßen eng und winkelig,
mitunter auch ein wenig
holperig und heute vor allem
nass sind. In einer Gruppe
von Motorrädern unterschiedlichster
Gattung kann die DN-
01 jederzeit gut mithalten, ist
zwar am Anfang aufgrund der
niedrigen Sitzposition etwas
gewöhnungsbedürftig zu
bewegen, doch das gibt sich
schnell. Etwas anderes bleibt
mir dagegen den ganzen Tag
erhalten, und das ist meine
nervöse linke Hand, die immer
wieder einen nicht vorhandenen
Kupplungshebel greifen
will, sei es auch nur, um ihn
wenigstens als Bremshebel zu
gebrauchen. Kaum zu glauben,
wie sehr man sich sein ganzes
Leben lang auf diesen Handgriff
konditioniert hat.
Da das Motorrad ja schon
die halbe Arbeit übernimmt,
bleibt ein wenig Zeit, sich mit
den einzelnen Funktionen des
Antriebs zu beschäftigen. Wie
von vielen PKW-Automatikgetrieben
bekannt, gibt es neben
der normalen Fahrstufe auch
einen Sportmodus. Mit einem
Klick steigt das Drehzahlniveau,
die Beschleunigung wird
einen Hauch druckvoller, trotzdem
dürfte es wohl für die
Fireblade an der Ampel nicht
ganz reichen. Eine reine Spielerei
ist dagegen die manuelle
Handwippenschaltung, die auf
Knopfdruck sechs vordefi nierte
Übersetzungen abruft. Das ist
für zehn Sekunden mal ganz
witzig, ansonsten überlässt
man die Regelung wieder dem
Automat, der dies nicht nur viel
effektiver sondern auch von
ganz alleine bewerkstelligt.
Die gedrungene Statur mit
dem fl achen Windschild lässt
auf den ersten Blick nicht viel
Windschutz erwarten, doch der
Haifi schkopf hält doch mehr ab
als gedacht. Unter der Scheibe
verbirgt sich etwas versteckt
das Cockpit, welches für größer
gewachsene Piloten nur
schwer einsehbar ist, denn es
verschwindet in einem schmalen
Spalt zwischen Lenker und
dem pechschwarzen Windschild.
Natürlich kann so ein
futuristisch anmutendes Teil
wie die DN-01 nicht mit verchromten
Zeigerinstrumenten
aufl aufen, stattdessen gibt es
ein angemessenes LCD-Cockpit
mit Digitaltacho und der
Drehzahl als Balkenanzeige,
dazu noch jede Menge mehr
FAHRBERICHT 15
Möchte wissen, wer da immer
seinen Teller nicht ordentlich
wegputzt, wenn wir zu Honda
fahren, jedes Jahr bleibt uns der
Regen treu. Die DN-01 ist aber
ein Mörderstealthbomber und
lässt sich dabei einfacher bedienen
als die Küchenmaschine
meiner Frau. Warte jetzt eigentlich
nur noch auf den innenbeleuchteten
Kraftstofftank.
Gregor Supaschinni
Batmobilpilot
Hier steht Batmanns Rache vor
mir! Irgendwie hat man Hondas
Scooter- und Motorradkonstrukteure
so weit gepiekt,
dass sie die DN01 ausgespuckt
haben. Dieses überfl üssige
Robi taugt noch nicht mal für
uns Oma Hühnerstall.
Bernd Zimmermann
Biker-Börsianer, Berlin
Ich bin zu jung, einfach noch
viel zu jung! Vielleicht werde ich
in 10 Jahren diesen Jet-Ski auf
Rädern bewegen. Fühle mich
derzeit damit noch unterfordert.
Mathias „Urmel“ Thomaschek,
ZWEIRAD-Verursacher
Knoblauchsland
oder weniger sinnvolle Zusatzfunktionen,
auf jeden Fall aber
eine Anzeige über den Spritvorrat
im 15-Liter Tank unterhalb
des Fahrers.
Natürlich müssen wir noch
mal über das gesamte Erscheinungsbild
der DN-01 sprechen.
Zweifl er sollten sich auf jeden
Fall nicht von Prospektfotos