Ausgabe 03_2011 [PDF, 9.1 MB] - Institut für Interne Revision ...
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Den zweiten Praxisbericht gab Herr Walter Sölle<br />
von der Siemens AG. Der Ausgangspunkt für<br />
die Einführung eines umfassenden Compliance<br />
war nicht eine sukzessive Entscheidung des<br />
Vorstands, sondern eine Notwendigkeit für das<br />
Überleben des Konzerns mit rd. 400.000 MitarbeiterInnen<br />
weltweit, der 2006 nach dem<br />
Publikwerden von massiven Bestechungsgeldern<br />
vor dem Abgrund stand.<br />
Herr Sölle berichtete in unnachahmlich offenen<br />
Worten und sehr eindringlich von der damaligen<br />
Ausgangslage, den unmittelbar erfolgten<br />
Aktionen und auch den schmerzlichen Einschnitten.<br />
So wurde z.B. alle Manager, die in<br />
Verdacht standen, ausnahmslos ausgetauscht<br />
– unter Berücksichtigung des Fortbestands des<br />
Unternehmens allerdings verteilt auf die Zeitachse,<br />
es gab klare Botschaften des CEO, eine<br />
„independent investigation“ wurde eingesetzt<br />
und die Bankkonten zentralisiert.<br />
In der Folge wurden ein Compliance-Programm<br />
und eine entsprechende Organisation eingerichtet.<br />
Wesentlich waren Trainings für alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter und die Erstellung<br />
von Compliance-Tools.<br />
Daran schloss die kontinuierliche Verbesserung<br />
des Systems an.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Ausführungen<br />
war die Beschreibung der eingerichteten Organisation<br />
mit den Zielen prevent – detect -<br />
respond. Für ihn ist Compliance aber kein Programm,<br />
sondern eine Art, Geschäfte zu machen.<br />
Das gültige Compliance-Control-<br />
Framework umfasst 11 focus areas. Bei Siemens<br />
ist Compliance zuständig für 2 Bereiche:<br />
Korruption und Kartellrecht. In diesem Zusammenhang<br />
erwähnte er auch den vielsprachigen<br />
Compliance-Helpdesk, der in München angesiedelt<br />
ist und seiner Meinung nach sehr gut<br />
funktioniert. Weiters ist ein jährlicher Mitarbeiter-Survey<br />
Teil der Compliance.<br />
Der große Aufwand hat sich gelohnt. Siemens<br />
gilt derzeit als Musterorganisation was Compliance<br />
anbelangt, so der Tagungsvorsitzende<br />
Dr. Matthias Kopetzky.<br />
In der anschließenden Diskussion stellte sich<br />
Herrr Sölle noch einer Vielzahl von kritischen<br />
Fragen.<br />
Den Abschlussvortrag hielt Dr. Franz Hofbauer<br />
von Transparency International – Austrian<br />
Chapter. Einleitend stellte er den Verein für<br />
Korruptionsbekämpfung, seine Rolle und Aufgaben<br />
vor. Die Wurzel der Korruption sollen<br />
bekämpft werden, und zwar durch Recherchen<br />
und Öffentlichkeitsarbeit um das Bewusstsein<br />
zu heben und durch die Verbindung von lokaler<br />
und internationaler Expertise. Konkrete Einzelfälle<br />
werden allerdings nicht behandelt. Korruption<br />
definierte er als Missbrauch von anvertrauter<br />
Macht zum persönlichen Nutzen oder eigenen<br />
Vorteil.<br />
Als Tools stehen TI<br />
Integrity Packs,<br />
Checklisten für<br />
Self-Audits, Business<br />
Principles to<br />
counter bribary und<br />
ALACs (Advocacy<br />
& Legal Advise<br />
Centers) zur Verfügung.<br />
Der Ausblick auf<br />
Trends und Entwicklungen<br />
folgte<br />
diesen Ausführungen.<br />
Beim präsentierten Corruption Perception Index<br />
2010 liegt Österreich ex equo mit Deutschland auf<br />
dem 15. Platz. Mit dem CPI kann die Korruption<br />
nicht exakt beziffert werden, allerdings soll das<br />
diesbezügliche Klima in den einzelnen Ländern<br />
beschrieben werden.<br />
Transparency International – Austrian Chapter<br />
und das <strong>Institut</strong> für <strong>Interne</strong> <strong>Revision</strong> sind seit kurzem<br />
Mitglieder auf Gegenseitigkeit.<br />
Mag. Angela Witzany schloss die sehr gut verlaufene<br />
und interessante Veranstaltung, dankte allen<br />
Beteiligten für ihr Engagement und kündigte die<br />
Jahrestagung 2012, die in Pörtschach stattfinden<br />
wird, an.<br />
Mag. Eva Weiszgerber<br />
Kurzberichte Workshops:<br />
Mag. Birgit Fahrberger, Mag. Angela Witzany,<br />
Dr. Matthias Kopetzky<br />
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