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Königlich bayerische Vorfeldkontrolle - GdF Gewerkschaft der ...

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<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

ATC Regional<br />

38<br />

Man besinnt sich halt auf das einmal in Theorie gelernte.<br />

Wetter auf die ATIS, München die Daten gegeben,<br />

das annoncierte Luftfahrzeug konnte kommen.<br />

Keine Ahnung, was ich nach <strong>der</strong> Landung tun sollte,<br />

außer natürlich Taxi-clearance und Apron Zuweisung.<br />

Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr standen<br />

ja noch außerhalb des Zaunes ohne Schlüssel,<br />

quasi als Spotter. Es vergingen ca. fünf Minuten, das<br />

Luftfahrzeug befand sich immer noch im WALDA Holding,<br />

es klingelte an <strong>der</strong> Tür. Die Polizei hatte wohl<br />

aufgrund <strong>der</strong> Flugplatzbefeuerung bemerkt, dass <strong>der</strong><br />

Tower besetzt war und schickte einen Beamten, ausgestattet<br />

mit Handfunkgerät und Mobiltelefon zu mir.<br />

Was dann kam, verschlug mir vollends die Sprache.<br />

Der Polizist fragte mich, was eigentlich genau los sei<br />

und wie seine Kollegen nun auf die Flugbetriebsfl ächen<br />

gelangen könnten. Er hat, wohl anhand meines<br />

Gesichtsausdruckes, sich die Antwort selber gegeben.<br />

„Alles klar, dann schau’ mer mal.“<br />

Wie fi nde ich einen Verkehrsleiter?<br />

Ich schlug vor, die Einsatzfahrzeuge über das Segelfl<br />

uggelände bis zu einem Tor fahren zu lassen, welches<br />

ich vom Tower aus öffnen konnte. das klappte aber<br />

lei<strong>der</strong> auch nicht. Durch ständigen Funkverkehr auf dem<br />

Polizeifunk aufgrund an<strong>der</strong>er Einsätze im Stadtgebiet<br />

war es dem Beamten unmöglich, die Nachricht an seine<br />

am Flughafen befi ndlichen Kollegen weiter zu geben.<br />

Während dessen telefonierte ich mit <strong>der</strong> Auskunft <strong>der</strong><br />

Deutschen Telekom, um an die Telefonnummer we-<br />

nigstens eines Verkehrsleiters zu gelangen. Die waren<br />

nämlich nicht im Alarmplan auf dem Tower hinterlegt.<br />

Wozu auch? Normalerweise werden wir Lotsen ja<br />

von diesen Herren alarmiert und nicht umgekehrt. So<br />

schreibt es <strong>der</strong> Alarmplan jedenfalls vor. Es begann eine<br />

Telefon Odyssee ohnegleichen. Erste Nummer erhalten,<br />

angerufen, keiner nahm den Hörer ab. Wie<strong>der</strong> Auskunft<br />

zweite Nummer. Das gleiche Spiel wie beim ersten Mal.<br />

Dritter Versuch, laut Auskunft kein Eintrag verfügbar.<br />

Den vierten Verkehrsleiter konnte ich mir gleich sparen,<br />

da ich wusste, dass er im Auslandsurlaub war.<br />

Es blieb <strong>der</strong> Versuch, über Polizeibeziehungen vielleicht<br />

an die Nummer des Dritten zu gelangen. Da geschah ein<br />

kleines, nicht mehr erhofftes Wun<strong>der</strong>. Über Betriebsfunk,<br />

<strong>der</strong> bis dahin stumm war, vernahm ich eine mir<br />

vertraute Stimme. Es war die des dritten Verkehrsleiters.<br />

Da er über Betriebsfunk kam, wusste ich, er war<br />

vor Ort und erklärte ihm erst einmal die mir bis dahin<br />

bekannte Situation. Wenn es auch nicht viel war, was<br />

ich zu erzählen hatte, jetzt konnten wenigstens die Einsatzkräfte<br />

auf die Flugbetriebsfl ächen geleitet werden.<br />

Ich telefonierte nochmals mit München APP, um<br />

wenigstens an ein Paar Details des Fluges zu gelangen.<br />

Ich erhielt die Info, dass die Maschine in Amsterdam<br />

gestartet war, wohl mit dem Ziel Augsburg. Inzwischen<br />

wollte man aber - aufgrund verspäteter Abfl ugzeit<br />

- direkt nach Hof fl iegen. Die in Augsburg geplante<br />

Zwischenlandung fi el dadurch aus. Mehr brauchte er<br />

mir gar nicht mitzuteilen. Ich konnte mich nämlich an<br />

diesen Flug, <strong>der</strong> drei Tage zuvor von Augsburg nach<br />

Amsterdam ging, erinnern. Wusste auch, dass es ein<br />

Charterfl ug war, den eine heimische Großfi rma mit<br />

einer polnischen Airline durchführte. Ich dachte mir nur:<br />

Komisch, dass ein Charterfl ug von seinem Auftraggeber<br />

entführt wird. Wie auch immer. Das Flugzeug fl og einige<br />

Minuten später an, landete sicher und erhielt seine Abstellposition<br />

zugewiesen. Während des Rollens fragte<br />

ich den Piloten: „Are you hijacked?“. Die Antwort passte<br />

zum Geschehen bis dahin. Originalton: “Yes, äh.. and<br />

can you organize hotelrooms.”<br />

Alles in Hochform<br />

Der Polizist, <strong>der</strong> neben mir im Turm stand und die<br />

Worte „Hijacked“ und „Yes“ vernommen hatte, lief zur<br />

Höchstform auf. Da bis dahin ja „nur“ sechs Einsatzfahrzeuge<br />

vor Ort waren und es sich nun offensichtlich<br />

um eine, wenn auch dubios bestätigte, Entführung<br />

handelte, waren natürlich die Kräfte nicht ausreichend.<br />

Man bestellte uniformierten Nachschub.<br />

Ich meinerseits hatte jetzt Zeit, den aus dem Nichts<br />

aufgetauchten Verkehrsleiter zu fragen, wie er denn<br />

informiert worden sei. Die Antwort passte zum Chaospuzzle.<br />

Er sei Mitglied <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr<br />

einer Nachbargemeinde des Flughafens. Diese saß<br />

wohl gerade beim Stammtisch, als ihn ein Kamerad<br />

fragte, was denn da gerade am Flughafen los sei, er<br />

habe da was im Feuerwehrfunk gehört. Erstaunt äußerte<br />

dieser, „Wieso am Flughafen“? Er komme gera-

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