02 | 2010 NEWS
Pure Emotionen
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Business t<br />
Unternehmenssteuerung / Risikomanagement t<br />
Liquiditätsrisiko<br />
Auch für Analysen des Liquiditätsrisikos bietet sich die Abbildung<br />
der einzelnen ABS-Tranchen als amortisierende Floater an. Diese haben<br />
für das Liquiditätsrisiko eine weitaus größere Bedeutung als für<br />
das Zinsänderungsrisiko, während Back-to-Back-Swaps nahezu ohne<br />
Liquiditätswirkung rein das Zinsänderungsrisiko transferieren.<br />
Diese Sichtweise ist konsistent zu der inzwischen etablierten Steuerungsphilosophie,<br />
die eine unabhängige Steuerung des Zinsänderungsrisikos<br />
über Zinsswaps und des Liquiditätsrisikos über Floating<br />
Rate Notes vorsieht. Natürlich ist zu beachten, dass für Floater der<br />
lange Liquiditätsbindungs-Cashflow in Liquiditätsbetrachtungen relevant<br />
ist und nicht der verkürzte Zinsänderungsrisiko-Cashflow. Eine<br />
solche kontextabhängige Cashflow-Generierung gehört aber mittlerweile<br />
zum State-of-the-Art moderner Risikomanagementsoftware.<br />
Das Liquiditätsrisiko ist sowohl unter einer kurz- bis mittelfristigen<br />
Perspektive der Zahlungsfähigkeit als auch mit einem<br />
längeren, üblicherweise auf zehn Jahre angelegten Horizont aus<br />
strategischer Sicht zu betrachten. Die Zahlungsfähigkeitssicht<br />
liefert Kennzahlen wie die Survival Period und die künftig aufsichtsrechtlich<br />
geforderte Liquiditätsdeckungskennzahl (Liquidity<br />
Coverage Ratio, LCR). Die strategische Sicht betrifft die<br />
Liquiditätsfristentransformation und sollte spreadbasiert Refinanzierungskosten<br />
und Liquiditätsrisiken quantifizieren.<br />
Wichtig ist, dass in beiden Sichten unterschiedliche Szenarien<br />
beispielsweise der Neugeschäftsentwicklung und der Liquidierbarkeit<br />
von Vermögensgegenständen berücksichtigt werden<br />
können. Für ABS-Tranchen im Eigenbestand sollte ein Marktkurs<br />
oder ein über einen ABS-Pricer ermittelter marktnaher Kurs unter<br />
Berücksichtigung von angemessenen Kursabschlägen angesetzt<br />
werden, wenn eine kurzfristige Liquidierung simuliert wird.<br />
Zusätzlich sind Szenarien zu berechnen, die eine illiquide Marktsituation<br />
für Verbriefungen vorsehen, so wie sie während der<br />
Finanzkrise zu beobachten war. Werden die Tranchen bis zur Fälligkeit<br />
gehalten, müssen unterschiedliche Szenarien für den Restschuldverlauf<br />
in die Simulationen eingehen, um der Bedeutung<br />
des Liquiditätsrisikos gerecht zu werden.<br />
Ertrag<br />
Über die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Analysemöglichkeiten<br />
und die resultierenden Risikoverteilungen kann ex<br />
ante ein erwarteter Ertrag für ein Investment in eine ABS-Tranche<br />
berechnet und dem Risiko, insbesondere dem Adressrisiko, gegenübergestellt<br />
werden. Ex post ergibt sich das Ergebnis für einen Betrachtungszeitraum<br />
aus den vereinnahmten Zinszahlungen und dem<br />
Bewertungsergebnis, in das maßgeblich die Ausfälle und Bonitätsänderungen<br />
aus dem zugrunde liegenden Forderungspool eingehen.<br />
Fazit<br />
Die vorgestellte Abbildung von Verbriefungen, die alle wesentlichen<br />
Risiken umfasst, berücksichtigt die Erfahrungen aus der<br />
Finanzkrise und ermöglicht einen verantwortungsvollen Umgang<br />
solchen Transaktionen. Die Bank erhält einen jederzeit aktuellen<br />
Blick auf die Risikosituation und kann gezielt jedes einzelne Engagement<br />
aus Sicht des Adress-, Marktpreis- und Liquiditätsrisikos<br />
analysieren. Auf dieser Basis können Risiken frühzeitig ex ante<br />
identifiziert, quantifiziert und der eigenen Risikotragfähigkeit sowie<br />
Ertragserwartungen gegenübergestellt werden. Ex post erhält<br />
die Bank für jede Transaktion umfassende Informationen über den<br />
realisierten Ertrag im Verhältnis zu den eingegangenen Risiken.<br />
Autor<br />
Rainer Alfes<br />
Abteilungsleiter Produktmanagement<br />
Banksteuerung, msgGillardon AG<br />
> +49 (0) 89 / 94 3011 - 1526<br />
> rainer.alfes@msg-gillardon.de<br />
<strong>NEWS</strong> <strong>02</strong>/<strong>2010</strong> I 17