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2011-05 - lola - Das Magazin für Düsseldorf

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Interview<br />

Herr Schäfer, seit wann sind Sie denn als Fährmann hier<br />

zwischen Kaiserswerth und Langst tätig?<br />

Schäfer <strong>Das</strong> mache ich nun schon seit bald 50 Jahren. Ich bin<br />

gelernter Binnenschiffer, war schon mit 22 Jahren Kapitän und<br />

ständig unterwegs. Als ich dann verheiratet war und Kinder hatte,<br />

wollte ich mit der Familie sesshaft werden. Da ergab es sich,<br />

dass die Stelle als Fährmann frei geworden war und ich habe<br />

ungefähr 1964 angefangen, zunächst als Angestellter <strong>für</strong> 700<br />

DM im Monat. Mit meiner Familie habe ich in der ersten Zeit in<br />

einem Wohnwagen gelebt. 1968 habe ich den Fährbetrieb dann<br />

vom Vorbesitzer gekauft und seitdem bin ich selbstständig.<br />

Wie oft fahren Sie denn im Sommer täglich hin und her?<br />

Schäfer <strong>Das</strong> sind sicher so ungefähr 180 Fahrten am Tag. Jetzt im<br />

Frühling fahren wir bis abends 19.00 Uhr und im Sommer dann<br />

bis 20.00 Uhr. Außer natürlich während der großen Kirmes im<br />

Juli – dann sind wir 20 Stunden am Tag mit der ganzen Familie<br />

ausschließlich als Kirmesfähre im Einsatz und bringen die Kirmesbesucher<br />

von der Altstadt zur Festwiese und zurück – das ist<br />

immer eine sehr anstrengende Zeit.<br />

Fährt die Fähre denn auch im Winter?<br />

Schäfer Ja, natürlich. Wir fahren fast das ganze Jahr, in der Regel<br />

von Februar bis kurz vor Weihnachten.<br />

Wer sind denn heutzutage Ihre Fahrgäste?<br />

Schäfer Die meisten Fahrgäste sind natürlich Touristen und Ausflügler,<br />

vor allem viele Fahrradfahrer. Durch die Rheinbrücken<br />

haben wir viel an Umsatz verloren, denn die meisten Pendler<br />

benutzen eine der Brücken. Mit uns fahren täglich nur noch ungefähr<br />

70 bis 80 Pendler und ca. 100 Schulkinder.<br />

Sie besitzen ja außerdem auch noch eine Partyfähre, die „Maria-<br />

Franziska“ – stimmt es, dass man dort auch heiraten kann?<br />

Schäfer Ja, das stimmt. <strong>Das</strong> Standesamt Meerbusch bietet Trauungen<br />

auf unserer Partyfähre an – die Termine liegen freitags ab<br />

14.00 Uhr und können bei uns angefragt werden. Natürlich bietet<br />

sich die „Maria-Franziska“ auch <strong>für</strong> Hochzeitsfeiern an. Und<br />

in den Sommermonaten pendelt sie an Sonn- und Feiertagen<br />

zwischen <strong>Düsseldorf</strong>-Himmelgeist und Uedesheim.<br />

In all den vielen Jahren als Fährmann haben Sie sicher viele<br />

spannende und auch lustige Geschichten erlebt – gibt es eine<br />

Foto: B.Werthschulte<br />

Hans Schäfer<br />

ist der Besitzer der Rheinfähre zwischen <strong>Düsseldorf</strong>-Kaiserswerth<br />

und Meerbusch-Langst, er ist verheiratet und hat zwei Kinder und drei<br />

Enkelkinder. Wir haben Herrn Schäfer auf seiner Fähre besucht und<br />

uns mit ihm unterhalten.<br />

Anekdote, die Sie unseren Lesern erzählen möchten?<br />

Schäfer Wissen Sie, Geschichten könnte ich viele erzählen, aber<br />

die meisten sind nicht lustig, weil sie damit zu tun haben, dass<br />

jemand im Rhein sein Leben beenden wollte. Ich habe inzwischen<br />

ungefähr 14 Menschen das Leben gerettet, weil es irgendwie<br />

gelungen ist, sie aus dem Rhein zu ziehen. Und das, obwohl<br />

ich selbst gar nicht schwimmen kann. Einmal haben wir einen<br />

Schwimmer aus dem Fluss gerettet, der nur ein Bein hatte und<br />

deshalb auch kaum vorwärts kam und sich wohl völlig überschätzt<br />

hatte. Und kurze Zeit später kamen dann immer wieder<br />

Leute an Bord und fragten, ob das Gerücht denn wahr sei, dass<br />

der Fährmann einem Schwimmer ein Bein abgefahren hätte. Sie<br />

sehen, es ist nie langweilig an Bord – einen schöneren Beruf als<br />

den des Fährmanns kann ich mir nicht vorstellen.<br />

Herr Schäfer, sind Sie eigentlich <strong>Düsseldorf</strong>er?<br />

Schäfer Nein, ich sage immer, dass ich Rheinländer bin<br />

(schmunzelt). Geboren wurde ich in Brohl, später habe ich mit<br />

meiner Familie lange in Krefeld gewohnt und heute wohnen wir<br />

in Meerbusch. Aber natürlich bin ich auch oft in <strong>Düsseldorf</strong>.<br />

Was gefällt Ihnen denn in <strong>Düsseldorf</strong> besonders gut?<br />

Schäfer Am besten gefällt mir immer noch die Kö – wenn ich<br />

in <strong>Düsseldorf</strong> bin, gehört ein Spaziergang über die Kö einfach<br />

dazu. Wenn ich mit meinen Enkeln in der Stadt bin, muss ich<br />

natürlich mit ihnen in die Altstadt gehen – sie können mit der<br />

Kö wenig anfangen und kaufen lieber in den Geschäften der Altstadt<br />

ein.<br />

Herr Schäfer, nun sind Sie ja in einem Alter, in dem Andere<br />

bereits Rentner sind – wollen Sie denn weiterhin als Fährmann<br />

arbeiten?<br />

Schäfer Nun, einerseits macht mir dieser Beruf sehr viel Spaß, es<br />

ist nie langweilig, man lernt immer wieder nette Leute kennen<br />

und führt interessante Gespräche. Andererseits ist es auch sehr<br />

schwer, gute Mitarbeiter zu finden. Kürzlich hatte sich jemand<br />

beworben, der es genau vier Tage ausgehalten hat. Man muss<br />

ja auch am Wochenende arbeiten, und das ist natürlich nicht<br />

jedermanns Sache. Also werde ich sicher noch eine ganze Weile<br />

weitermachen. Außerdem habe ich immer noch viele Ideen und<br />

gar keine Zeit, mich zur Ruhe zu setzen.<br />

Herr Schäfer, wir danken Ihnen ganz herzlich <strong>für</strong> das Gespräch.<br />

<strong>Das</strong> Interview wurde von Beate Werthschulte zusammengefasst.

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