Cb Stadtmagazin Mai 2015
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Kunst in Cottbus<br />
Das CB <strong>Stadtmagazin</strong> zeigt in dieser Reihe alte und neue Werke der verschiedenen<br />
Genres aus dem öffentlichen oder privaten Raum, aus Galerien oder Museen.<br />
Die Auswahl will zur Kunstbetrachtung, vielleicht auch zum Sammeln, anregen.<br />
Hier ist Kunst in Cottbus (47): Ernst Sauer, Junge Lehrerin<br />
Ernst Sauer (*24.4.1923 Dresden,<br />
†18.9.1988 Senftenberg) „Junge Lehrerin“,<br />
1964/72, Bronzeplastik, lebensgroß<br />
auf gemauertem Sockel<br />
Nur wenige Wochen war sie unterwegs<br />
- die Junge Lehrerin in Bronze, die seit<br />
nunmehr gut 42 Jahren an der Lindenpforte<br />
ihren Vortrag hält. Wie die „Liegende“<br />
von nebenan wurde die Plastik<br />
jetzt restauriert. Materialermüdungen<br />
waren aufzubessern, sie bekam einen<br />
Schutz gegen Besprühung und einen<br />
neu aufgemauerten Sockel.<br />
Sie hat längst Pensionsanspruch, diese<br />
Cottbuser Lehrerin, aber sie scheint doch<br />
noch immer bereit zu sein für den Schuldienst.<br />
Und obgleich von dieser Persönlichkeit<br />
jene für die Kunst der 1960er<br />
DDR-Jahre charakteristische Strenge<br />
ausgeht, passt sie doch in unsere Tage.<br />
Sie wirkt klug, zurücknehmend, ganz auf<br />
ihre Aufgabe bedacht. Keine Andeutung<br />
von Müdigkeit oder Unsicherheit. Es ist<br />
nicht die liebevolle Erzieherin, die Ernst<br />
Sauer hier abbildet, auch nicht die za -<br />
ckige Pionierleiterin, sondern die wissensvermittelnde<br />
Dozentin.<br />
Der Künstler hat diese Figur nicht beiläufig<br />
erschaffen; sie ist eines seiner<br />
Schlüsselwerke. Schon 1963/64 taucht<br />
auf Ausstellungen Sauers „Junge Lehrerin“<br />
auf, damals noch in getöntem<br />
Gips, 103 Zentimeter hoch. Im Land<br />
des stetigen Buntmetallmangels war es<br />
für Plastiker nicht einfach, eine Bronze<br />
zugebilligt zu bekommen. Heinz Mamat<br />
(mit Kraftprotzen und Kämpferbildnissen)<br />
und Ernst Sauer (mit Tierplastiken,<br />
Kindern, Sportlern, Mädchenakten),<br />
beide Schüler von Walter Arnold und<br />
anderen namhaften Lehrern der Dres-<br />
dener Akademie, experimentierten, teils<br />
durchaus von Beifall begleitet, mit Schamotte,<br />
Gips, Keramik und Stein. Sauer,<br />
der vor dem Studium in Meißen eine Lehre<br />
als Keramikmodelleur absolviert hatte,<br />
vermochte es, seinen Wesen innere<br />
Foto: J. Haberland<br />
Spannkraft einzuhauchen. Sie lässt das<br />
Material leben, macht es weich und lebendig<br />
- trotz gewisser Starre, die auch<br />
seine anderen Figuren fesselt.<br />
Sauers Lehrerin jedenfalls wurde eine<br />
stadtbekannte Cottbuserin. J. Hnr.<br />
Kunst in Cottbus - eine Reihe des regionalen Journals<br />
C<br />
STADT<br />
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