Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
40<br />
LLIFESTYLE I F E S T Y L E I DDER E R FEINE F E I N E UNTERSCHIED<br />
U N T E R S C H I E D<br />
Der feine<br />
Unterschied<br />
Hemd ist nicht gleich Hemd. Nicht mal, wenn es weiß ist.<br />
Okay, es war sehr heiß, da kann man schon mal das<br />
Jackett ablegen. Aber als ich dann meine nackten<br />
Unterarme neben dem Entrecôte platzierte, war<br />
wohl die Grenze der Lässigkeit zu weit überschritten.<br />
Pikierte Blicke von den umliegenden Tischen,<br />
mein Erotikfaktor sank für die Damenwelt auf die Ebene von Sandalenträgern.<br />
<strong>Die</strong> mit den weißen Socken.<br />
„Kurzärmlige Hemden sollte man gar nicht besitzen“, sagt<br />
der Textil-Connaisseur Uwe Fenner. Einer der wenigen Punkte,<br />
an dem die Stilfrage nach dem richtigen Hemd eindeutig beantwortet<br />
werden kann. Aber zum Glück gibt es mehr zu entdecken<br />
auf der Suche nach dem perfekten Hemd. Eigentlich ist des<br />
Herrn liebstes Kleidungsstück zur geschmacklich individuellen<br />
Disposition frei, denn zwischen Boss und Brioni ist man(n) auf<br />
jeden Fall auf der sicheren Seite, da haben sich Designer gehen<br />
lassen, die ihr Handwerk verstehen. Und solange beim Muster<br />
eine gewisse Zurückhaltung an den Tag gelegt wird, ist zwischen<br />
Streifen und uni – im Job – viel Platz für Individualität.<br />
Man denke nur an den britischen Adel. William und Henry, Thronfolger<br />
und Prinz, trugen beim Interview Rosa und Hellblau. Den<br />
ersten (und nur den) Knopf offen. Stilkritiker von „Vogue“ bis „Elle“<br />
waren begeistert.<br />
Ein Mysterium sind und bleiben die Kleinigkeiten, an denen<br />
sich die Modewelt austobt. Kentkragen, Ready to measure (das<br />
Maßhemd aus Fertigteilen, die individuell zugeschnitten werden),<br />
Umschlagmanschetten, Monogramm und Tasche – ist das alles<br />
eine Frage des persönlichen Geschmacks? Mitnichten, ganze<br />
Bücher sind zu dem Thema verfasst worden, und wenn Sie, wie<br />
ich, zu H&M rennen, um auf einen Schlag zehn weiße Hemden<br />
einzukaufen, dann liegen Sie immerhin bei der Farbe richtig. Denn<br />
gerade bei einem Basic wie dem Oberhemd ist die konservative<br />
Variante in der Regel eine gute Wahl. Und man muss sich bei<br />
C&A & Co. über Petitessen wie ein Monogramm erst gar keine<br />
Gedanken machen. Das gehört – so erklärt der Fachmann vom<br />
Departmentstore Quartier 206 – auf Leberhöhe. Im Luxusladen<br />
I NNVESTING V E S T I N G I OOKTOBER K T O B E R 22007 0 0 7<br />
TEXT: ANDREAS TÖLKE<br />
FOTOS: BERND EBSEN<br />
auf Berlins Shoppingmeile greifen stilbewusste Männer auch<br />
mal tiefer ins Portemonnaie. Hier leisten sich Kunden Hemden<br />
von der Stange – in diesem Fall von Kiton – für atemraubende<br />
780 Euro. Dafür kriegt der Herr von Welt ein Hemd, bei dem die<br />
Nähte handgenäht sind – angeblich weicher – und die Knopflöcher<br />
keine Fussel ziehen. Denn die sind von zarten Frauenhänden<br />
liebevoll gesäumt. Das erkennt der Fachmann an den<br />
etwas weiteren Stichen. Bei der Maschinenware wird nämlich<br />
erst genäht und dann aufgeschnitten, das zieht Fäden. Aha. <strong>Die</strong><br />
Variante „handgenäht“ muss nicht immer ein Loch ins Budget<br />
reißen, solch exquisite Modelle gibt es von diversen Anbietern<br />
wie Turnbull & Asser (die für den Prinzen-Look verantwortlich<br />
sind) und fangen bei 180 Euro an.<br />
Aber noch mal zum Monogramm: Instinktiv hätte ich es auf<br />
die Brusttasche setzen lassen. Doch die ist in den gut informierten<br />
Kreisen maximal auf Freizeithemden erlaubt. Im Privatleben geht<br />
dann auch ein freches Karomuster oder Jeansoptik. Von wild bedruckter<br />
Ware, gar mit Applikationen, sollte man jenseits der 40<br />
jedoch die Finger lassen. Wenn es ums Business geht – und das<br />
passende Outfi t –, ist die Modeelite so streng wie das spanische<br />
Hofzeremoniell. Darunter fallen auch die Feinheiten, etwa Löcher<br />
im Kragen, durch die man eine güldene Krawattennadel unter dem<br />
Krawattenknoten steckt.<br />
Solche Modelle sind für eine eher spitze Zielgruppe und nicht<br />
wirklich alltagstauglich. Hilfesuchend ringt der bemühte Laie um<br />
institutionellen Beistand: „Schwarze, graue oder graubraune<br />
Hemden und Uni-Krawatten in gleicher Farbe, aber tieferer Tonhöhe<br />
sind aktuell. <strong>Die</strong> andere Möglichkeit ist der klare Kontrast<br />
über weiße Hemden oder über Hemden mit weißen Kragen. Weiße<br />
Hemden sind in dieser Saison ein absolutes Muss; sie können zu<br />
allem kombiniert und zu jeder Gelegenheit getragen werden“, lässt<br />
das Deutsche Mode-Institut für Herbst/Winter 2008 verlautbaren.<br />
Hemden mit weißem Kragen? Es fällt einem als Erstes wieder ein<br />
royales Vorbild ein: Juan Carlos von Spanien hat das Hemd mit<br />
weißen Manschetten und weißem Kragen Anfang der 80er zu