CI - FH-Aachen
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Foto: Fachhochschule<br />
12<br />
Klaus Rost<br />
Prof. Dr. Ing. Gerhard Seehausen<br />
Prof. Dr. Gerhard Seehausen ist seit 1993 an der Fachhochschule<br />
<strong>Aachen</strong> im Fachbereich Elektrotechnik<br />
tätig, vorher hat er viele Jahre in der Industrie gearbeitet.<br />
Sein Lehr- und Arbeitsgebiet umfasst, auf einen<br />
Nenner gebracht, die Gebiete Digitale Nachrichtentechnik,<br />
Mikrorechnertechnik und optische Übertragungs-<br />
und Speichersysteme.<br />
„Während all der Jahre meiner Tätigkeit in der<br />
Industrie“, erzählt er, „habe ich immer den Wunsch<br />
gehabt, an eine Hochschule zurück zu gehen. Ich hatte<br />
immer das Gefühl, dass in der Industrie meine Freiräume<br />
für die Forschung und Entwicklung immer mehr<br />
zurück gehen.“ Und da er auch privat zumeist alles,<br />
was ihm in die Hände gerät, repariert und leidenschaftlich<br />
gern bastelt, ist ihm das Forschen und Erforschen<br />
technischer Zusammenhänge und neuer technischer<br />
Entwicklungen buchstäblich auf den Leib<br />
geschrieben.<br />
Befragt nach dem Anteil der Forschung an der ihm<br />
zur Verfügung stehenden Arbeitszeit an der Fachhochschule:<br />
„Bei einem wöchentlichen Pensum von 18<br />
Stunden Lehre und Übungen sowie den dazu notwendigen<br />
Vorbereitungsstunden können Sie sich vorstellen,<br />
dass da verhältnismäßig wenig Zeit für Forschungs-<br />
und Entwicklungsarbeiten übrig bleibt. Aber<br />
ich habe im Jahr einige Monate vorlesungsfreie Zeit,<br />
davon gehen dann etwa 95% der Arbeitszeit in die<br />
Forschung.“<br />
Er erzählt, dass er im Laufe der Jahre einen kleinen<br />
Institutsbetrieb aufgebaut hat, in dem er einen festen<br />
Stamm von Mitarbeitern beschäftigt, die alle bei ihm<br />
als Absolventen ihre Diplomarbeit geschrieben haben.<br />
„Wir sind inzwischen eine verschworene Gemeinschaft<br />
– aber das Problem ist in jedem Jahr die Bereitstellung<br />
der notwendigen Finanzmittel. Hier sind wir auf eine<br />
enge Zusammenarbeit mit der Industrie angewiesen,<br />
hauptsächlich von ihr kommen die notwendigen Mittel<br />
und das Personal“, so Prof. Dr. Ing. Seehausen. Dafür<br />
stellt er sich auch den speziellen Aufgaben in seinem<br />
Bereich in Absprache mit der Industrie und deren<br />
Anforderungen. Besonders eng ist die Zusammenarbeit<br />
mit Anbietern auf dem Sektor der optischen Messtechnik<br />
und Medizintechnik, die ihrerseits mit Kliniken<br />
und Unternehmen der pharmazeutischen Industrie<br />
zusammenarbeiten. Dabei geht es unter anderem<br />
um die Entwicklung und den Einsatz von optischen<br />
Laufwerken im medizinischen Bereich und die Entwicklung<br />
von Messgeräten zur Überprüfung von optischen<br />
Speichern.<br />
„Überhaupt bin ich der Meinung, dass die Biotechnik<br />
das Aufgabengebiet der Zukunft ist. Das zeigt sich<br />
nicht nur in der Vielzahl von neuen Unternehmen, die<br />
sich in den letzten Jahren buchstäblich aus dem Nichts<br />
entwickelt haben. Das zeigen auch die umfangreichen<br />
medizinisch – und biologisch – technischen Probleme,<br />
der sich Fachwissenschaftler und Industrie heute<br />
zuwenden. Sie alle wollen Aufgaben lösen, die in der<br />
Forschung für Mensch und Umwelt schon längst<br />
anstehen und deren Lösung im Interesse der Menschheit<br />
schon weit überfällig sind“, so Prof.Dr.Ing. Seehausen.<br />
Dabei verweist er zum Beispiel auf die Gentechnik<br />
und ihre vielfältigen technischen Aufgaben,<br />
aber auch auf die moralischen Gesichtspunkte, die es<br />
nach seiner Meinung zu berücksichtigen gilt. Seine<br />
persönliche Aufgabe und die seiner Mitarbeiter sieht<br />
er dabei in der Entwicklung neuer und noch genauerer<br />
Messgeräte für optische Übertragungssysteme im Allgemeinen<br />
und speziell für den neuen Zukunftszweig<br />
der Biotechnologie.<br />
Die dabei gewonnenen Forschungsergebnisse hat<br />
Prof. Dr. Ing. Seehausen in einer Vielzahl von Veröffentlichungen<br />
popularisiert, das Echo darauf von interessierten<br />
Fachleuten, Unternehmen und Hochschulen<br />
ist groß. Vier Neuentwicklungen von Geräten und Verfahren<br />
sind allein durch Patente geschützt.<br />
Eng ist die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern.<br />
Besonders stolz ist Prof. Dr. Seehausen, wenn<br />
sich Hochschulabsolventen anderer Länder bei ihm<br />
melden, die in seiner Abteilung an der Fachhochschule<br />
<strong>Aachen</strong> ihre Diplomarbeiten schreiben wollen.<br />
Prof. Dr. Seehausen hat aber auch Probleme, was<br />
die finanzielle Basis seiner Arbeit betrifft. „Grundsätzlich<br />
sind die Etatmittel an Fachhochschulen viel zu eng<br />
bemessen, um wissenschaftliches Personal für Forschungsaufgaben<br />
zu finanzieren. Wenn man pro Lehreinheit<br />
nur 5.000 Euro jährlich bekommt, dann reicht<br />
das einfach nicht aus.“ Um so mehr sei deshalb die<br />
Unterstützung durch die Industrie notwendig.<br />
Fragt man den Professor, der sich ja nun so langsam<br />
dem Pensionsalter nähert („Das kann ich mir<br />
noch gar nicht so recht vorstellen!“) nach seinen Hobbys,<br />
dann erfährt man, dass er ein begeisterter Radfahrer<br />
ist, Ski läuft, Tennis spielt und gerne mit anderen<br />
musiziert. Vor allem aber reist er gern, sowohl<br />
dienstlich als auch privat. Sein Hauptreisegebiet sind<br />
die südlichen Länder rund um das Mittelmeer. In<br />
Anspielung auf die irgendwann anstehende Pensionierung<br />
meint er: „Wenn das auch erst in ca. zehn Jahren<br />
akut sein wird, wünsche ich mir dann die Zeit für einen<br />
richtig großen Segeltörn auf dem Mittelmeer, um das<br />
mediterrane Leben an immer wechselnden Orten, nur<br />
durch den Wind vorangetrieben, zu erfahren.“ Dass<br />
dieser Traum für ihn in Erfüllung geht, kann man ihm<br />
nur wünschen.