Unvollkommene Ausgleichsprozesse am Arbeitsmarkt - IAB
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welche betriebsinternen und welche betriebsexternen Faktoren signifikanten Ein-<br />
fluss auf das Auftreten von qualifikationsbedingten Stellenbesetzungsschwierigkeiten<br />
hatten und identifiziert dabei beträchtliches Handlungspotenzial für Betriebe und<br />
Politik.<br />
Detaillierte Informationen über den Rekrutierungsprozess während der internationalen<br />
Wirtschaftskrise lassen sich der Arbeit von Heckmann et al. (2010a) entnehmen,<br />
die ebenfalls den Stellenbesetzungsprozess analysiert und dabei auch die Dauer<br />
der Stellenbesetzungen berücksichtigt. Bei dieser Analyse des Arbeits- und Fachkräftebedarfs<br />
wird zwar deutlich, dass angesichts der negativen Entwicklung im Zuge<br />
der Krise 2008/2009 eine gedämpfte Rekrutierung zu beobachten war und auch<br />
die Stellenbesetzungsprobleme zurückgingen. Gleichwohl zeigt sich ebenso wie in<br />
den Arbeiten von Kettner (2012), Bellmann et al. (2006) und Fischer et al. (2008),<br />
dass die Stellenbesetzung mit zunehmender Qualifikation der gesuchten Arbeitskräfte<br />
schwieriger wird. So weisen Heckmann et al. (2010a) darauf hin, dass die<br />
Such- und Besetzungszeiten gerade bei Hochqualifizierten z. T. deutlich von den<br />
erwarteten Werten der Betriebe abweichen. Die Autoren zeigen, dass die Betriebe<br />
ihre Stellen z. T. nicht fristgerecht besetzen können, weil sie von vornherein zu wenig<br />
Zeit einplanen und ihre Personalplanung nicht an die Gegebenheiten des <strong>Arbeitsmarkt</strong>es,<br />
d. h. an eine verstärkte Konkurrenz um besonders gut qualifizierte<br />
Fachkräfte, anpassen. Ähnlich äußern sich Heckmann et al. (2010b), die zum<br />
Schluss kommen, dass Stellenbesetzungsprobleme offenbar vor allem im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit höheren qualifikatorischen Anforderungen an die Bewerber auftreten.<br />
Dies kann einerseits ein Zeichen für tatsächlichen Fachkräftemangel sein, andererseits<br />
mögen auch überhöhte betriebliche Ansprüche eine Rolle spielen. Die genannten<br />
Studien beziehen sich mit ihren Aussagen auf das ges<strong>am</strong>te Bundesgebiet, weisen<br />
aber auf sektorale Differenzen hin und zeigen auch, dass kleinere Betriebe häufig<br />
größere Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung haben. Grundsätzlich sind sich<br />
die Autoren der genannten Studien im Wesentlichen einig, dass derzeit nur in bestimmten,<br />
eng abgrenzbaren Segmenten des <strong>Arbeitsmarkt</strong>es von Engpässen oder<br />
Mangelsituationen gesprochen werden kann, weisen aber darauf hin, dass in Zukunft<br />
mit einer Verschärfung der Situation zu rechnen ist.<br />
Diese grundsätzliche Beurteilung teilt das <strong>IAB</strong>. Im Bereich einzelner Berufsfelder<br />
sind durchaus nicht nur Stellenbesetzungsprobleme zu beobachten, sondern z. T.<br />
konkrete quantitative Mangelsituationen (Kettner 2011a, b). Insges<strong>am</strong>t wird aber für<br />
die gegenwärtige Lage nur von Fachkräfte-Engpässen, nicht aber von einem breiten<br />
Mangel gesprochen. 3 Lediglich für akademische Berufe und Berufe mit technischer<br />
Ausrichtung wird nach derzeitigem Stand von absehbaren Lücken ausgegangen,<br />
vgl. dazu auch Bott et al. (2010). Mit Blick in die Zukunft wird darauf hingewiesen,<br />
dass die langfristige Prognose von Ausgleichsproblemen zwischen dem Arbeitsangebot<br />
und der Arbeitsnachfrage derzeit nicht zuverlässig genug möglich ist, um prä-<br />
3 Ganz ähnlich ist die Einschätzung der BA (BA 2011).<br />
<strong>IAB</strong>-Forschungsbericht 08/2012 20