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Unvollkommene Ausgleichsprozesse am Arbeitsmarkt - IAB

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zent aller Fälle abgebrochener Personalsuche Aufträge tatsächlich ablehnen. Es ist<br />

nicht bekannt, ob die entsprechenden Aufträge anschließend auch von keinem anderen<br />

in Frage kommenden Betrieb übernommen werden können. Alles in allem<br />

lässt sich schlussfolgern, dass ein Fachkräftemangel vermutlich mit einem gewissen<br />

Wertschöpfungsverlust einhergehen wird, dass dieser jedoch nicht belastbar zu<br />

quantifizieren ist. Die Berechnungen des IW stellen aber eine Obergrenze dar und<br />

dürften den tatsächlichen Wertschöpfungsverlust deutlich überschätzen.<br />

Während das IW also einen breiten Fachkräftemangel in den MINT-Berufen sieht<br />

und vor weiter zunehmenden Fachkräftelücken warnt, argumentiert Brenke (2010b)<br />

vom DIW entgegengesetzt. Er legt eine Analyse für den Bereich von technischnaturwissenschaftlichen<br />

Qualifikationen und Facharbeiterberufen vor, die hohe Relevanz<br />

für die Industrie aufweisen, und findet derzeit keinerlei Anzeichen für einen<br />

Fachkräftemangel. Dabei stützt er sich unter anderem auf die Beobachtung der<br />

Lohnentwicklung, die seiner Meinung nach eine starke Verknappung der Zahl der<br />

Fachkräfte nicht widerspiegelt. Hierzu ist allerdings kritisch anzumerken, dass eine<br />

Erfassung der Löhne <strong>am</strong> aktuellen Rand nicht verlässlich vorliegt. Bei Ingenieuren<br />

oder IT-Fachkräften unterliegen zumindest wesentliche Bestandteile der Löhne nicht<br />

den Basis-Tarifvereinbarungen, falls überhaupt ein Tarifvertrag zur Anwendung<br />

kommt. 4 Aktuelle und statistisch gesicherte Informationen über leistungsbezogene<br />

oder betriebliche Zulagen liegen für diese Berufe nicht vor, müssten jedoch bei einer<br />

Beurteilung der Lohnentwicklung als Reaktion auf einen Fachkräftemangel berücksichtigt<br />

werden.<br />

Auch wenn es in Deutschland bislang an einem ausreichend differenzierten<br />

Prognosemodell mangelt, das die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf unterschiedlichen<br />

Teilarbeitsmärkten simultan abbilden und belastbar vorhersagen<br />

kann, besteht hinsichtlich der Einschätzungen zur zukünftigen Entwicklung weitestgehend<br />

Einigkeit darüber, dass es insbesondere im Falle ausbleibender Bildungsinvestitionen<br />

und geringer Nettozuwanderung zu einer Verstärkung von Engpässen<br />

und Mangellagen kommen wird. Zu dieser Auffassung kommt neben dem <strong>IAB</strong> (vgl.<br />

Fuchs/Zika 2010) beispielsweise auch das DIW. Dies wird etwa in der Stellungnahme<br />

von Zimmermann (2011) sichtbar, der trotz der eigenen Einschätzung einer begrenzten<br />

Aussagekraft prognostischer Verfahren davon ausgeht, dass Deutschland<br />

unvermeidbar vor einem Fachkräftemangel auf breiter Front steht. Eine vergleichbare<br />

Einschätzung findet sich bei Kay/Richter (2010), die ein gegenwärtiges Fachkräfteproblem<br />

verneinen und kurzfristig bestenfalls konjunkturelle Kräfte <strong>am</strong> Werk sehen.<br />

Langfristig gehen sie davon aus, dass sich der Fachkräftebedarf zu einem<br />

strukturellen Problem entwickeln wird, das sich insbesondere hinsichtlich der jüngeren<br />

Erwerbstätigen sowie in kleinen und mittleren Betrieben zeigen wird. Auch Kay<br />

4 In anderen Bereichen der Volkswirtschaft, wie beispielsweise im Gesundheits- und Erziehungsbereich<br />

sind die Löhne grundsätzlich weniger flexibel. Einem Pflegeheim oder einer<br />

Kindertagesstätte ist es im Allgemeinen nicht möglich, im Falle unzureichender Bewerberlage<br />

über ein höheres Lohnangebot zu konkurrieren.<br />

<strong>IAB</strong>-Forschungsbericht 08/2012 22

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