Schana Tova - Abraham Geiger Kolleg
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<strong>Schana</strong> Towa 5764<br />
Es ist mir eine<br />
besondere Freude,<br />
auf Einladung der<br />
Zeitschrift „Keschet“<br />
ihren Lesern<br />
meine persönlichen<br />
Glückwünsche für<br />
das Neue Jahr 5764<br />
aussprechen zu dürfen<br />
– um so mehr,<br />
als ich mit Überzeugung<br />
einen der wichtigsten Grundsätze der<br />
Or Chadasch Bewegung für ein progressives<br />
Judentum teile: das Miteinander.<br />
Die Bewegung für ein progressives Judentum<br />
ist unter anderem gekennzeichnet durch Aufgeschlossenheit<br />
gegenüber modernen Ideen<br />
und durch das gleichberechtigte Miteinander<br />
der Geschlechter. Diese Haltung – eben Gleichberechtigung<br />
und Aufgeschlossenheit – ist es,<br />
die in meinen Augen in allen Lebensbereichen<br />
eine integrative, fruchtbare Gemeinschaft der<br />
Menschen erst möglich macht. Ich meine damit<br />
Menschen jeder Herkunft und jeder Religion.<br />
Auf politischer und derzeit besonders auf<br />
europapolitischer Ebene ist dieses Miteinander<br />
die prägende Qualität der Zukunft, ja mehr<br />
noch: jene Qualität, die unsere Zukunft, eine<br />
friedliche Zukunft, erst ermöglicht.<br />
Europa befindet sich gerade jetzt in einer historisch<br />
bedeutenden Phase. Die Erweiterung der<br />
EU auf die mittel- und osteuropäischen Staaten<br />
rückt mit Riesenschritten näher, in etwas mehr<br />
als einem halben Jahr wird der Beitritt von vorerst<br />
zehn Ländern vollzogen. Wien, das durch<br />
seine Geschichte und seine kulturellen Wurzeln<br />
ein traditionelles Nahverhältnis zu diesen<br />
Staaten pflegt, tritt konsequent für diesen so<br />
wichtigen Erweiterungsprozess ein.<br />
Die Finalisierung des gemeinsamen europäischen<br />
Hauses eröffnet Wien hervorragende<br />
Chancen, sich als integrativer Mittelpunkt<br />
Europas zu positionieren: Welche andere<br />
Hauptstadt eines heutigen Mitgliedslandes<br />
der Union befindet sich in so enger räumlicher<br />
Nachbarschaft zu den wirtschaftlichen<br />
Kernräumen der künftigen Unionsmitglieder?<br />
Welche andere Hauptstadt eines EU-Landes<br />
kann auf so enge kulturelle, aber auch wirtschaftliche<br />
Verbindungen aufbauen?<br />
Besonders erfreulich für Wien ist an der<br />
Erweiterung der Europäischen Union auch der<br />
Umstand, dass – auf Gutwienerisch – „zusammenwächst,<br />
was zusammengehört“. Gerade<br />
im zentraleuropäischen Raum, zu dem ja auch<br />
Wien zählt, hat es immer schon eine besondere<br />
Verbindung gegeben: die jüdische Kulturgeschichte.<br />
Der Beitrag europäischer Juden zu<br />
unserer Wissens- und Kulturgeschichte war<br />
immer schon ein besonders hervorstechender<br />
– um so schöner ist es, wenn dieser kulturelle<br />
Großraum, wie ich ihn nennen möchte, nun<br />
bald auch offiziell wieder in unserem gemeinsamen<br />
Haus Europa vereint ist.<br />
Unser aller Ziel muss es daher sein, Grenzen –<br />
religiöse, soziale, kulturelle und ökonomische<br />
Grenzen – in den Köpfen der Bürger zugunsten<br />
einer echten Gemeinschaft verschwinden zu<br />
lassen. Dabei geht es nicht um Gleichmacherei,<br />
sondern um Chancengleichheit und um das<br />
echte Respektieren von Unterschieden, aus<br />
denen wir alle lernen und profitieren können.<br />
Nur so ist ein friedliches, für alle Nachbarn<br />
vorteilhaftes Miteinander der Nationen, der<br />
Religionen und der Menschen möglich.<br />
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern, dem<br />
Team der Zeitschrift „Keschet“ und meinen<br />
jüdischen Mitbürgern aus ganzem Herzen ein<br />
friedliches, erfolgreiches und spirituell erfülltes<br />
Jahr 5764.<br />
Dr. Michael Häupl<br />
Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien<br />
Der Vorstand von Or Chadasch<br />
wünscht allen Mitgliedern, Freunden und Förderern<br />
ein glückliches Neues Jahr!<br />
Maga. Terezija Stoisits<br />
Abgeordnete zum Nationalrat<br />
– Die Grünen –<br />
wünscht allen Jüdinnen und<br />
Juden<br />
ein gesundes, glückliches und<br />
friedvolles Neues Jahr.<br />
19<br />
9. Jahrgang | Ausgabe 1<br />
Dialog<br />
Die an vielen Orten der Welt intensiv – bisweilen<br />
auch heftig – betriebenen Diskussionen<br />
und Klärungen zum Statement „Dabru Emet<br />
– eine jüdische Stellungnahme zu Christen<br />
und Christentum“, haben eine neue Phase der<br />
christlich-jüdischen Beziehungen eingeleitet:<br />
In der christlichen Welt sind die Thesen von<br />
Dabru Emet willkommen geheißen worden.<br />
Nun wird auch innerhalb des Judentums<br />
darum gerungen, wie theologische Positionen<br />
der Zusammenarbeit und Verständigung<br />
angesichts eines gewandelten christlichen<br />
Selbstverständnisses, in dem das Judentum<br />
positiv gewürdigt wird, gefunden werden<br />
können. Die gemeinsame christlich-jüdische<br />
„Gebetsstunde zum einen Vater“, die bereits<br />
einige Male im Umfeld des christlichen „Tags<br />
des Judentums“ in Wien-Pötzleinsdorf auch mit<br />
der Gemeinde Or Chadasch stattgefunden hat,<br />
ist praktischer Ausdruck dieser Gewissheit des<br />
gemeinsamen Wegs hin zur Vollendung in Gott.<br />
Wir danken der Gemeinde Or Chadasch für<br />
ihre Gastfreundschaft, die sie christlichen<br />
Gruppen immer wieder bei ihren Gottesdiensten<br />
gewährt. So trägt sie bei, ein lebendiges<br />
Bild des Judentums zu vermitteln und durch<br />
persönliche Begegnung Unkenntnis und Vorurteile<br />
abzubauen. Wir wünschen den jüdischen<br />
Gemeinden in unserem Land ein gesegnetes<br />
und friedvolles Neues Jahr 5764, besonders der<br />
Gemeinde Or Chadasch reiche Impulse durch<br />
Studium, Gebet und gute Werke auf ihrem Weg<br />
mit Gott. Wir freuen uns mit Ihnen über die<br />
Fertigstellung ihrer neuen Synagoge.<br />
Für den Koordinierungsausschuss für christlichjüdische<br />
Zusammenarbeit in Österreich:<br />
Pastor Prof. Helmut Nausner (Präsident)<br />
Dr. Markus Himmelbauer (Geschäftsführer)<br />
Der Bezirksvorsteher des 2.<br />
Bezirks<br />
der Stadt Wien (Leopoldstadt)<br />
Gerhard Kubik<br />
wünscht allen Lesern und<br />
Leserinnen der „Keschet“-Zeitung<br />
ein friedliches 5764.