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Schana Tova - Abraham Geiger Kolleg

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Foto: Margrit Schmidt<br />

im Gottesdienst, dem Umgang mit christlichen<br />

Gästen, der Wissenschaft des Judentums, aber<br />

auch mit Trauerritualen, der Wiederbelebung jüdischen<br />

Lebens in der ehemaligen Sowjetunion<br />

oder den Chancen und Grenzen interreligiöser<br />

und interkultureller Partnerbeziehungen. Wichtig<br />

und beachtenswert war auch der Workshop<br />

„Jüdischen Partnerschaftszeremonien für<br />

lesbische und schwule Paare“. Zu diesem<br />

Anlass wurde ein Büchlein herausgegeben, das<br />

eine Reihe deutschsprachiger Beiträge enthält,<br />

die weit über die rein akademische Betrachtung<br />

von Homosexualität im Judentum hinausgehen<br />

und schon die Möglichkeit der Entwicklung<br />

einer entsprechenden Partnerschaftszeremonie<br />

diskutieren und für die Inklusivität der liberalen<br />

Gemeinden sprechen. Es ist die erste deutschsprachige<br />

Publikation zu diesem Thema.<br />

Am Schabbat standen natürlich Schiurim und<br />

der Wochenabschnitt im Mitelpunkt.. Zentral<br />

und von großer Emotionalität geprägt waren<br />

die Gottesdienst. So leitete die Gemeinde Emet<br />

weSchalom aus dem hessischen Gudensberg<br />

ein stimmungsvolles Gebet, das feierlich auf<br />

den Schabbat vorbereitete. Am Ende der Draschah<br />

erinnerte Rabbinerin Irith Schillor daran,<br />

dass der Rabbinerstudent Andreas Hinz kurz<br />

nach der letzten Jahrestagung umgekommen<br />

war. Deborah Tal-Rüttger intonierte für ihn ein<br />

ergreifendes „El malej Rachamim“. Schacharit<br />

Schabbat stand im Zeichen des Wachstums<br />

jüdisch-liberalen Lebens in Europa, der Gottesdienst<br />

wurde von den Studenten des <strong>Abraham</strong>-<br />

<strong>Geiger</strong>-<strong>Kolleg</strong>s durchgeführt und geleitet. Die<br />

Torahlesung wurde begleitet von Erklärungen<br />

zum gerade geleinten Passuk Zum Ende dieses<br />

Gottesdienstes erhielt die Münchner Gemeinde<br />

Beth Schalom einen Parochet, der kurz vor der<br />

Schoah seinen Weg aus Deutschland in die USA<br />

gefunden hatte und jetzt nach Deutschland<br />

zurückgekehrt ist. Hier noch von einer Kette von<br />

„Zufällen“ zu sprechen, wäre geradezu Hohn.<br />

Die Reise des Parochets veranschaulicht auf geradezu<br />

verblüffende Weise die Wiedererstehung<br />

liberalen jüdischen Lebens in Deutschland! In<br />

Deutschland entstanden, in den USA vor der<br />

Vernichtung bewahrt und zurückgekehrt nach<br />

Deutschland, um weiterzuwirken um Moderne<br />

und Tradition, Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft miteinander zu verbinden. Eine<br />

ähnlichen Zusammenhang hatte man schon<br />

am ersten Abend im Jüdischen Gemeindehaus<br />

geschaffen: Es wurden sechs Kerzen gezündet,<br />

einerseits zum Gedenken unserer sechs Millionen<br />

Opfer der Schoah, andererseits, um die<br />

Säulen liberalen jüdischen Lebens im heutigen<br />

Deutschland darzustellen. Die erste Kerze entzündete<br />

Otto Schily, um die Bemühungen des<br />

deutschen Volkes um Frieden und Versöhnung<br />

zu symbolisieren, die zweite wurde von zwei<br />

ehemaligen und der aktuellen Vorsitzenden<br />

der WUPJ, Austin Beutel, Gerry Daniel und<br />

Ruth Cohen entzündet, um zu zeigen, dass die<br />

progressiven Gemeinden Teil einer weltweiten<br />

Gemeinschaft sind. Die dritte Kerze war Dr. Leo<br />

Hepner und Rabbiner Awraham Soetendorp für<br />

die europäische Sektion der WUPJ anvertraut.<br />

Die vierte Kerze wurde von Aktivisten deutscher<br />

liberaler Gemeinden, Maria Drach, Deborah<br />

Tal-Rüttger und Adi Weichselbaum, entzündet,<br />

die fünfte von Zuwanderern aus der ehemaligen<br />

Sowjetunion, Polina Pets und Anatoli Tiktiner.<br />

Für die zukünftigen religiösen Mentoren der<br />

europäischen Bewegung traten mit Alina<br />

Treyher (Russland), Daniel Alter (Deutschland)<br />

und Tom Kucera (Tschechien) drei Studenten<br />

des <strong>Abraham</strong> <strong>Geiger</strong> <strong>Kolleg</strong>s auf das Podium<br />

und schlossen so abermals den Bogen zwischen<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. ---„Fast<br />

hätte man mich von der Erde ausgetilgt, dennoch<br />

halte ich fest an Deinen Verordnungen…“<br />

(Tehillim 119:87): für wen gilt mehr das Wort<br />

des Psalmisten als für unsere jüdische Gemeinschaft<br />

in Deutschland?<br />

Zu Rosch Haschana 5764 wünschen wir allen Mitgliedern<br />

und Freunden ein glückliches und friedvolles neues Jahr.<br />

Jüdische Liberale Gemeinde Köln – Gescher LaMassoret<br />

3<br />

9. Jahrgang | Ausgabe 1<br />

„It was here in Germany, that the Genesis of<br />

Liberal Judaism occured; it was here in Germany,<br />

that tha Destruction of this form of Judaism,<br />

which had taken upon itself the leadership of<br />

German Jewry as a whole, occured; and it is<br />

here in Germany, that we are now witnessing an<br />

era of Renewal. New and promising seeds have<br />

now been sown and they have already begun to<br />

bear fruit within the growing Jewish community.<br />

Rabbi Leo Baeck’s words of 75 years ago have a<br />

redoubled force and echo in our ears: “Begin to<br />

create the future!”<br />

Ruth Cohen, President, WUPJ<br />

„Wie Jung und Jüdisch, nur noch besser!“,<br />

so wurde mir die Jahrestagung verheißen,<br />

als das letzte JuJ-Seminar im April in<br />

Berlin zu Ende ging und ich mich schweren<br />

Herzens verabschiedete. Und es hat sich<br />

bewahrheitet: Wie meine erste Teilnahme<br />

an einem JuJ-Seminar war „meine erste<br />

Jahrestagung“ ein voller Erfolg.<br />

Schon der Einstieg mit heftiger Diskussion<br />

im Workshop von Chajm Guski bewies,<br />

dass die Teilnehmer ihr „Judentum als<br />

Aufgabe“ ernst nehmen. Eine große Freude<br />

war für mich, Adina und Tovia Ben-Chorin<br />

zu Fragestellungen aus der jüdischen Lebensgestaltung<br />

jeweils live zu erleben. Ans<br />

Eingemachte ging auch Ewa Alfred als Spezialistin<br />

für gemischte Partnerschaften. Neben<br />

den vielen Begegnungen habe ich mit<br />

den intensiven Workshops viele Impulse für<br />

mein Leben als Jüdin erfahren. Interessant<br />

waren für mich zudem die Tischgespräche<br />

mit Vertretern der European Region über<br />

die Situation des liberalen Judentums im<br />

europäischen Zusammenhang. Nicht zuletzt<br />

war es für mich ein angenehmer Kurzurlaub<br />

in der eigenen Stadt. Dafür möchte ich mich<br />

an dieser Stelle bei Annette Böckler für die<br />

Organisation bedanken. Bin nächstes Mal<br />

wieder dabei…“<br />

Hannah Schubert<br />

Foto: Margrit Schmidt

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