Tagungsband EFB-FBB-Symposium 2003 - Fachvereinigung ...
Tagungsband EFB-FBB-Symposium 2003 - Fachvereinigung ...
Tagungsband EFB-FBB-Symposium 2003 - Fachvereinigung ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>EFB</strong>-<strong>FBB</strong>-Gründachsymposium <strong>2003</strong> in Ditzingen am 25. März <strong>2003</strong><br />
Expertengespräch 1 (Thesen und Antworten der Experten in Kurzform)<br />
Messbare Wirkungen von Dachbegrünungen<br />
(Wärmedämmung, Schallschutz, Emissionsschutz)<br />
Diskussionsleiter: DI Herbert Eipeldauer<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Liesecke<br />
Prof. Dr. Manfred Köhler<br />
Dipl. Ing. Jürgen Eppel<br />
Dipl. Ing. Judit Horvathne Pinter<br />
These 1-1: Gründächer haben nachweisbare Dämmwirkungen<br />
Prof. Dr. Hans-Joachim Liesecke:<br />
Im Rahmen dieser These möchte ich zwei Auswirkungen unterscheiden.<br />
Gründächer verbessern die Wärmedämmung einer Dachkonstruktion. Das wirkt sich, wie<br />
vorliegende Untersuchungen belegen, insbesondere auf den sommerlichen Wärmeschutz aus.<br />
Selbst dünnschichtige Bauweisen können Temperaturminderungen bis zu 3 – 4° C in darunter<br />
liegenden Räumen erreichen. Bei winterlicher Witterung und anhaltender Vernässung, d. h. hoher<br />
Wärmeleitfähigkeit, ist die Wirkung in unserem Klimabereich vergleichsweise gering. Dazu<br />
bestehen allerdings zwischen den verschiedenen System-Bauweisen erhebliche Unterschiede. Bei<br />
den Bauweisen mit Dränschichten aus Schaumkunststoff, die letztlich nach dem Prinzip des<br />
Umkehrdaches arbeiten, ist auch im Winter eine wärmedämmende Wirkung gegeben. Der<br />
Nachweis wird über die bauaufsichtliche Zulassung erbracht; die darin ausgewiesenen Werte<br />
können in der Wärmedämmberechnung angesetzt werden.<br />
Eine unveröffentlichte, an der Universität Athen durchgeführte Untersuchung weist nach, dass im<br />
dortigen Klimaraum mit einer dünnschichtigen Extensivbegrünung Energieeinsparungen für die<br />
Klimatisierung und Heizung bei einem Dach ohne Wärmedämmung von 37 % und bei einem Dach<br />
mit unzureichender Wärmedämmung von 10 % erreicht wurden.<br />
Die zweite Auswirkung ist indirekter Art und beruht auf der geringeren Aufheizung eines<br />
Gründaches bei Einstrahlung und dem Abkühlungseffekt durch Verdunstung, wie HÖSCHELE und<br />
SCHMIDT bereits 1974 festgestellt haben. Gegenüber den Fassaden höher reichender<br />
benachbarter Baukörper ergibt sich eine geringere Rückstrahlung und Aufheizung, die sich auf das<br />
Raumklima auswirkt und zu Temperaturminderungen führt.<br />
Prof. Dr. Manfred Köhler<br />
Verfolgt man traditionelle Bauweisen mit Grün-, Gras- oder Moosdächern, so fällt auf, daß diese<br />
Effekte von jeher auch in verschiedenen Kulturkreisen empirisch gekannt waren und genutzt<br />
wurden. Beispiele hierzu sind vielfältig veröffentlicht. MINKE war einer der ersten, der hierzu<br />
weltweit Beispiele sammelte und in seinen Bauwerken umsetzte.<br />
Wirkungen:<br />
Isolierung gegen Kälte: gutes Beispiel die Wärmeisolierung durch „Grasdächer in Island“;<br />
Kühlwirkung, beispielsweise: Weinspeicher in Ungarn. Traditionell waren auch in Deutschland<br />
begrünte Eiskeller zur Lagerung von Eis für die Sommermonate in herrschaftlichen Parkanlagen<br />
weit verbreitet.<br />
Messungen zur Dämmwirkungen von Pflanzen an Gebäuden erfolgten im nennenswerten Umfang<br />
zunächst in Kassel. An den Experimentiergebäuden promovierte Rudi Baumann, 1980. Der<br />
Hintergrund dieser Arbeiten war vor allem „low cost Bauen“ und die Untersuchung von<br />
traditionellen Bauweisen weltweit. Aus Arbeitsgruppe stammen einige Veröffentlichungen. Der<br />
Begriff des „Grünen Pullovers“ wurde von der Arbeitsgruppe als Versinnbildlichung verwendet.<br />
(Literaturauswahl hierzu unter 1). Einschränkend ist allerdings zu sagen, daß es sich<br />
ausschließlich um kleine Experimentalgebäude handelte. Eine Übertragbarkeit auf reale Gebäude<br />
ist nur bedingt gegeben.<br />
<strong>Fachvereinigung</strong> Bauwerksbegrünung e.V. <strong>FBB</strong>, Hemminger Straße 46, D-71254 Ditzingen<br />
Tel. +49 (0) 7152-353003, Fax +49 (0) 7152-353004, e-mail: infoline@fbb.de, www.fbb.de<br />
13