17.11.2012 Aufrufe

Tagungsband EFB-FBB-Symposium 2003 - Fachvereinigung ...

Tagungsband EFB-FBB-Symposium 2003 - Fachvereinigung ...

Tagungsband EFB-FBB-Symposium 2003 - Fachvereinigung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>EFB</strong>-<strong>FBB</strong>-Gründachsymposium <strong>2003</strong> in Ditzingen am 25. März <strong>2003</strong><br />

Expertengespräch 2 (Thesen und Antworten der Experten in Kurzform)<br />

Dachbegrünungen als Ausgleichsfläche überbauter Natur<br />

(Bewertung begrünter Dächer in der Eingriffsregelung, Nutzen für Mensch, Tier und<br />

Pflanze)<br />

Diskussionsleiter: Dr. Gunter Mann<br />

Prof. Dr. Heinz-Christian Fründ<br />

Dipl. Ing. Albert Ackermann<br />

Dr. Stefan Brenneisen<br />

Dipl. Ing. Stefan Zeller<br />

These 2-1: Gründächer sind Rückzugsflächen und Trittsteinbiotope für Fauna und<br />

Flora<br />

Prof. Dr. Heinz-Christian Fründ:<br />

a) Die Lebensraumfunktion begrünter Dächer ist durch zahlreiche Untersuchungen belegt (im<br />

deutschsprachigen Raum für Tiere z.B. Schrader & Steiner 2002, Buttschardt 2001, Mann<br />

1998 ... und ca. 16 weitere).<br />

b) Gründächer sind kleine, selbständig lebensfähige Ökosysteme mit eigenen Stoffkreisläufen,<br />

Nahrungsnetzen und Lebensgemeinschaften.<br />

c) Auf begrünten Dächern stellen sich typische Artengemeinschaften ein, deren<br />

Zusammensetzung und Komplexität vor allem durch den Aufbau der Begrünungsschicht und<br />

die Vegetationsform bestimmt wird. Das Umfeld spielt dem gegenüber nur eine sekundäre<br />

Rolle (Mann 1998).<br />

d) Gründächer werden von kulturfolgenden und sehr ausbreitungsfähigen Arten besiedelt. Sie<br />

können als vorübergehender Lebensraum (Trittstein), dauerhaft (als Basisbiotop) oder nur für<br />

Teilfunktionen (z.B. Nahrungssuche, Erholung) genutzt werden.<br />

Dr. Stefan Brenneisen:<br />

Dachbegrünungen können als Ersatz- und Trittsteinhabitat sogar regionale Bedeutung für den Arten- und<br />

Naturschutz erreichen 1-2 . In den Untersuchungen in Basel wurde ergänzend zu früheren Untersuchungen 3<br />

aufgezeigt, dass ein breites Artenspektrum vorkommen kann, in Abhängigkeit von der Einrichtungsform der<br />

Dachbegrünung. Wesentliche Faktoren scheinen dabei die grundsätzlich, langjährige Ungestörtheit der<br />

Dachbegrünungen zu sein in Kombination mit den extremen Standortbedingungen, die vergleichbar sind mit<br />

naturnahen Trockenstandorten 4 . Auf spezifisch eingerichteten Dachbegrünungen (natürliche Böden,<br />

strukturierte Einrichtung) konnte eine bedeutende Anzahl von seltenen und als schützenswert eingestufte<br />

Arten (Rote Liste-Arten) gefunden werden. Als Indikatorarten wurden Käfer, Spinnen und Vögel untersucht.<br />

Botanisch betrachtet sind bedeutende Funde von Orchideen bekannt geworden auf älteren Dachbegrünungen<br />

in Luzern 5 und in Zürich 6 . LANDOLT empfiehlt die von ihm untersuchten, ca. 80 jährigen begrünten<br />

Dachflächen aufgrund ihrer Bedeutung unter kantonalen Schutz zu stellen.<br />

Literatur:<br />

1 BRENNEISEN, S., (2001): Vögel, Käfer und Spinnen auf Dachbegrünungen – Nutzungsmöglichkeiten und<br />

Einrichtungsoptimierungen. Projektbericht Geographisches Institut Universität Basel. 90 S.<br />

2 BRENNEISEN, S., (<strong>2003</strong>): Ökologisches Ausgleichspotenzial von Extensiven Dachbegrünungen –<br />

Bedeutung des Ersatzökotops für den Arten- und Naturschutz und die Stadtentwicklungsplanung.<br />

Dissertation Geographisches Institut Universität Basel. In press.<br />

3 MANN, G., (1998): Vorkommen und Bedeutung von Bodentieren (Makrofauna) auf begrünten Dächern in<br />

Abhängigkeit von der Vegetationsform. Dissertation: Fakultät für Biologie der Eberhard-Karls-<br />

Universität Tübingen.<br />

4 THOMMEN, M., (1988): Pflanzengemeinschaften natürlich besiedelter Kiesdächer und extensiver<br />

Dachbegrünungen. Diplomarbeit Botanisches Institut Universität Basel.<br />

5 BRENNEISEN, S., (<strong>2003</strong>): Naturschutz auf Dachbegrünungen in Luzern. Projektbericht Geographisches<br />

Institut Universität Basel. In press.<br />

6 LANDOLT, E., (2001): Orchideen-Wiesen in Wollishofen (Zürich) – ein erstaunliches Relikt aus dem Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts. In: Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 146/2-3: 41-<br />

51.<br />

<strong>Fachvereinigung</strong> Bauwerksbegrünung e.V. <strong>FBB</strong>, Hemminger Straße 46, D-71254 Ditzingen<br />

Tel. +49 (0) 7152-353003, Fax +49 (0) 7152-353004, e-mail: infoline@fbb.de, www.fbb.de<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!