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Teruko Yokoi Mond · Sonne · Jahreszeiten · - Wolfsberg

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seine Obhut nahm – auch wenn er sich verbat, dass die junge Malerin ihn<br />

sensei nannte, wie die japanische Höflichkeitsform für Lehrende lautet. Okadas<br />

Kunst war nicht nur stark vom Abstrakten Expressionismus beeinflusst,<br />

sondern auch von einer Sensibilität durchwirkt, auf welche die Kollegin aus seiner<br />

Heimat reagierte. Okada war der Begründer eines auf einem japanischen<br />

Schönheitsideal basierenden ästhetischen Konzepts, das er selbst yugenism<br />

nannte und das weithin Beachtung fand. 6 Zugleich war es Okada, der <strong>Teruko</strong><br />

<strong>Yokoi</strong> Mark Rothko vorstellte und ihr auch den freundschaftlichen Zugang zu<br />

anderen Erneuerern der amerikanischen Malerei – so Franz Kline und Robert<br />

Motherwell – ermöglichte.<br />

Wiederum erlebte sie in dieser Grossstadt eine High Time, auch wenn sie<br />

sich nicht explizit dem Bohèmeleben verschreiben konnte; so erzählt sie, dass<br />

die Maler-Kollegen ihr zuweilen allzu grosse Kompromissbereitschaft vorwarfen<br />

und sie belächelten, weil sie, einer Ärztin gleich, in weisser Schürze zu<br />

malen pflegte – wie sie es noch heute tut. Im Jahr 1958 begegnete sie dem<br />

kalifornischen Künstler Sam Francis, der mit seiner grossformatigen tachistischen<br />

Malerei bald schon zu einer internationalen Karriere abheben sollte,<br />

bei dem jedoch auch eine gewisse Affinität zu japanischer Kunst erkennbar<br />

ist. Sie heirateten, und im Juli 1959 kam die Tochter Kayo zur Welt.<br />

Hier, mitten unter den Action Painters in New York, fand sie zu ihrem abstrakten<br />

Stil, ohne ihre japanischen Wurzeln ganz hinter sich zu lassen. Sie schien<br />

vielmehr eine symbiotische Verschmelzung angestrebt zu haben, die erlaubte,<br />

ordnende Rhythmen in die chaotische Wildheit einfliessen zu lassen. Fern -<br />

östliches Formengut blitzt immer wieder auf in ihrem Werk.<br />

Ab 1960 lebte und arbeitete das Künstlerpaar im 14. Arrondissement in<br />

Paris, wo <strong>Teruko</strong> <strong>Yokoi</strong> mitten in der Hochblüte des Informels erneut diverse<br />

Impulse erhielt. Das Jahr 1961 verbrachte sie in Japan, wo sie in der Minami<br />

Gallery in Tokio eine Einzelausstellung einrichtete. Im darauffolgenden Jahr<br />

liess sie sich mit ihrem Kind und ihrer Malerei in Bern nieder, die Ehe wurde<br />

1965 geschieden. Die Aarestadt hatte sie von einem früheren Besuch mit Sam<br />

Francis, der hier mit Eberhard W. Kornfeld und im Umkreis des legendären<br />

Arnold Rüdlinger wertvolle Förderer gefunden hatte, bereits kennengelernt.<br />

1991 erhielt sie schliesslich die schweizerische Staatsbürgerschaft.<br />

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