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Teruko Yokoi Mond · Sonne · Jahreszeiten · - Wolfsberg

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<strong>Teruko</strong> <strong>Yokoi</strong>s Weg verlief in entgegengesetzter Richtung: Sie war der westlichen<br />

Kunst ihrer Zeit nahegekommen und ergänzte sie mit visuellen Elementen<br />

der östlichen Tradition, die sie mühelos und voller Selbstverständlichkeit<br />

in ihre piktorialen Flächen einflocht.<br />

Formen, Farben, Linien, Striche – viele Elemente sind nach wie vor der japanischen<br />

Tradition verpflichtet. Kreise und Rauten durchkreuzen kalligrafisch<br />

die Bildfläche, hochformatige panneaux lassen ihre Herkunft von Rollbildern<br />

oder Paravents erkennen, Fächer und Pompons sind zuweilen präsent. Dann<br />

wieder wird die Fläche durch farblich gegensätzliche Teilungen auseinanderdividiert,<br />

was sowohl Tag und Nacht als auch Yin und Yang implizieren mag.<br />

Übergreifende gestische drippings vermögen die harte Trennung zwischen<br />

zwei klaffenden Hälften teilweise aufzuweichen. <strong>Teruko</strong> ergötzt sich immer<br />

wieder an raffinierten Farbharmonien, sodass ihre Werke als «freudige Farbgedichte»<br />

bezeichnet werden. 10<br />

Wenn sie Gegenständliches zulässt, dann sind es neben der stolz aufragenden<br />

Fuji-Bergsilhouette vorwiegend vegetative Anspielungen mittels<br />

Farbflecken und Pinselstrichen, insbesondere auf spitze Bambusblätter und<br />

zarte Seerosen, auf leuchtend gelbe Chrysanthemen, auf Kamelien, Azaleen,<br />

Cannas oder Pfingstrosen, dann wieder auf Herbstbäume und Bambushaine.<br />

Mit ihrem Namen aufs Engste verbunden ist vor allem die rot glühende Mohnblume.<br />

«Es geht hier nicht um die Wiedergabe der Wirklichkeit. Was <strong>Teruko</strong><br />

<strong>Yokoi</strong> uns zu vermitteln trachtet, ist das Erlebnis, die Poesie in den Feldern,<br />

die Musik der Blumen, ihr Auftritt im Chor oder als Solistinnen. Die Bilder sind<br />

ein Besingen der Pracht, vielleicht als Farbentanz, vielleicht als Moment der<br />

Stille …». 11 Den roten Mohn mit seiner dunklen Mitte kannte sie zwar aus der<br />

Literatur ihrer Heimat, 12 auf den Feldern hat sie ihn aber erst in Südfrankreich<br />

für sich entdeckt. 13 Neben den roten Blüten finden sich in den Gemälden auch<br />

die grünen Mohnkapseln oder die schwungvollen Stängel, die in unterschiedlichen<br />

Farbklängen den Wechsel der Tageszeiten andeuten.<br />

Immer wieder aber thematisiert <strong>Teruko</strong> <strong>Yokoi</strong> die Zyklen der vier <strong>Jahreszeiten</strong>.<br />

14 Es entstehen imaginäre Veduten – gelegentlich sich gar mehrteilig<br />

über zwei bis drei Leinwände erstreckend. Alles Urbane ist ausgeklammert. Es<br />

ist ausschliesslich die erblühende, spriessende, saftig-reife bis welkende, dann<br />

wieder sich spiegelnde, manchmal frostige Natur mit kahlen Zweigen, die ins<br />

Bild rückt, oder Spuren in Schneeflächen, die über den Bildrand hinwegführen.<br />

Wie bei den rein abstrakten Kompositionen ignoriert die Künstlerin<br />

12

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