17.11.2012 Aufrufe

Wissenswertes zum Nachschlagen aus der Chemie und Biologie

Wissenswertes zum Nachschlagen aus der Chemie und Biologie

Wissenswertes zum Nachschlagen aus der Chemie und Biologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hinweise zur Einstellung des pH-Wertes eines Puffers<br />

Temperatur<br />

Der pH-Wert eines Puffers kann sich je nach Puffer-<br />

substanz in Abhängigkeit <strong>der</strong> Temperatur än<strong>der</strong>n. Es<br />

empfiehlt sich daher den pH-Wert möglichst bei <strong>der</strong><br />

Temperatur einzustellen, bei <strong>der</strong> später gearbeitet<br />

werden soll. In den meisten tierischen Zellen liegt <strong>der</strong><br />

physiologische pH-Wert bei 37°C im Bereich von<br />

pH 7,0 – 7,5. Ein beson<strong>der</strong>s stark Temperatur-abhängiger<br />

Puffer ist das Tris (s.o.). Eingestellt auf 7,5 bei<br />

37°C steigt er temperatur-abhängig im Testsystem bei<br />

0°C auf ca. 8,5. Bei 0°C wird häufig mit Zellextrakten in<br />

vitro gearbeitet (Scopes, 1994). Good-Puffer sind gene-<br />

rell gering Temperatur-sensitiv, Carboxylsäure-Puffer<br />

(Citrat, Format, Succinat) sogar noch weniger. Für die<br />

praktische Arbeit bedeutet das, dass <strong>der</strong> einzustellende<br />

Puffer auf die entsprechende Temperatur gebracht<br />

(Scopes 1994, Kapitel 12.3) <strong>und</strong> die pH-Elektrode ent-<br />

sprechend bei <strong>der</strong> Arbeitstemperatur geeicht werden<br />

sollte. Viele pH-Meter haben heute eine Funktion inte-<br />

griert, die ein Einstellen des pH-Wertes bei Raumtemperatur<br />

für abweichende Arbeitstemperaturen (z.B. +4°C<br />

o<strong>der</strong> +37°C) zulässt. Eine Einschränkung erfährt diese<br />

Vorgehensweise jedoch dadurch, dass <strong>der</strong> dpK a/dT-Wert,<br />

d.h. <strong>der</strong> Wert für die Än<strong>der</strong>ung des pK a-Wertes (dpK a)<br />

in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Temperaturän<strong>der</strong>ung (dT), nicht<br />

für alle Puffer gleich ist. Zum Beispiel än<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong><br />

pK a-Wert des Tris bei Erhöhung um 1°C um 0,028 Ein-<br />

heiten <strong>und</strong> <strong>der</strong> des HEPES nur um 0,014 Einheiten.<br />

Ungenauigkeiten sind bei diesem Verfahren unvermeid-<br />

lich, da diese Werte eigentlich vom pH-Meter berücksichtigt<br />

werden müssten.<br />

Titration<br />

Der pH-Wert wird in <strong>der</strong> Regel mit NaOH/KOH bzw.<br />

HCl eingestellt. Bei langsamer Zugabe <strong>der</strong> Säure o<strong>der</strong><br />

Lauge unter starkem Rühren wird verhin<strong>der</strong>t, dass lokal<br />

eine hohe Konzentrationen an H + - bzw. OH – -Ionen auftritt.<br />

An<strong>der</strong>nfalls können Puffersubstanzen chemisch<br />

so verän<strong>der</strong>t werden, dass sie inaktiviert werden o<strong>der</strong><br />

in modifizierter Form hemmend wirken können (Ellis &<br />

Morrison 1982). Wenn von einem Puffer die protonierte<br />

(Säure) <strong>und</strong> nichtprotonierte (Base) Form zur Verfügung<br />

stehen, kann <strong>der</strong> pH-Wert auch durch Mischen<br />

<strong>der</strong> beiden Substanzen eingestellt werden.<br />

Falls monovalente Kationen stören o<strong>der</strong> untersucht<br />

werden sollen, kann <strong>der</strong> pH-Wert mit Tetramethyl- o<strong>der</strong><br />

Tetraethyl-ammonium-Hydroxid eingestellt werden.<br />

Anstelle von HCl können Acetat, Sulfat o<strong>der</strong> Glutamat<br />

verwendet werden, wobei beson<strong>der</strong>s hier die Gefahr<br />

<strong>der</strong> Beeinflussung eines Enzyms besteht.<br />

Ionenstärke<br />

Wie bei <strong>der</strong> Einstellung des pH-Wertes, sollte auch bei<br />

<strong>der</strong> Wahl des Elektrolytes für die Einstellung <strong>der</strong> Ionenstärke<br />

<strong>der</strong> Pufferlösung (falls notwendig) vorgegangen<br />

48 chem_is_try • AppliChem © 2008<br />

werden, da sie in Abhängigkeit des verwendeten Elektrolyts<br />

steigt. Die Salze des Tetramethyl- bzw. Tetra-<br />

ethylammonium sind <strong>zum</strong> Einstellen <strong>der</strong> Ionenstärke<br />

geeignet, da die großen Kationen schlechter mit den<br />

negativen Ladungen <strong>der</strong> Enzyme interagieren können.<br />

Acetat als großes Anion interagiert seinerseits schlecht<br />

mit den Alkalimetallen (Ellis & Morrison 1982). Am folgenden<br />

Beispiel des Puffers Triethanolamin (20 mM,<br />

pH 7,5) soll verdeutlicht werden, wie das unterschiedliche<br />

Ansetzen eines Puffers Einfluss auf die Ionenstärke<br />

(I) nimmt. Wenn 20 mM Triethanolamin mit HCl auf den<br />

pH-Wert 7,5 eingestellt wird, ergibt sich eine Ionen-<br />

stärke von I = 0,012. Es liegen die Ionen H-Triethano-<br />

lamin + <strong>und</strong> Cl – vor. An<strong>der</strong>erseits, wenn man 20 mM<br />

Triethanolamin-Hydrochlorid mit NaOH auf den pH-<br />

Wert 7,5 einstellt, erhält man eine Ionenstärke von<br />

I = 0,020, da die Pufferlösung auch 8 mM NaCl enthält<br />

(Scopes 1994). Als weiteres Beispiel sei nochmals <strong>der</strong><br />

Elektrophoresepuffer für SDS-PAGE erwähnt, <strong>der</strong> <strong>aus</strong><br />

Tris-Base mit HCl <strong>und</strong> nicht <strong>aus</strong> Tris-Hydrochlorid <strong>und</strong><br />

NaOH hergestellt wird (Ausubel et al. 1995).<br />

Pufferzusätze<br />

Werden an<strong>der</strong>e Komponenten <strong>zum</strong> Puffer zugegeben<br />

(z.B. EDTA, DTT, Mg 2+ ), ist mit Än<strong>der</strong>ungen des pH-Wertes<br />

zu rechnen <strong>und</strong> er sollte nachgemessen werden.<br />

In <strong>der</strong> lebenden Zelle wird insbeson<strong>der</strong>e durch Glutathion<br />

die Oxidation von Proteinen durch verschiedene<br />

Substanzen verhin<strong>der</strong>t. Bei Aufschluß von Zellen muss<br />

deshalb in <strong>der</strong> Regel ein reduzierendes Agens, b-Mercaptoethanol<br />

(5 – 20 mM) o<strong>der</strong> DTT (1 – 5 mM), zugegeben<br />

werden. Bereits 24 St<strong>und</strong>en nach Zugabe <strong>zum</strong><br />

Puffer ist b-Mercaptoethanol oxidiert. Es empfiehlt sich<br />

daher diese Substanz nur während <strong>der</strong> Aufarbeitung<br />

von Proteinen in den Puffer einzuschließen <strong>und</strong> für längere<br />

Lagerung des Proteins auf DTT zurückzugreifen.<br />

Um das Wachstum von Bakterien o<strong>der</strong> Pilzen zu verhin<strong>der</strong>n,<br />

beson<strong>der</strong>s in Puffern im Bereich pH 6,0 – 8,0,<br />

empfiehlt sich eine Sterilfiltration (0,22 µm) bzw. die<br />

Zugabe von 0,02 % (3 mM) Natriumazid. Letzteres wird<br />

bei Zugabe zu konzentrierten Stammlösungen im Zuge<br />

<strong>der</strong> Verdünnung zur Arbeitskonzentration ebenfalls so<br />

stark verdünnt, dass es in <strong>der</strong> Regel nicht mehr stört.<br />

pH-Meter-Kontrolle<br />

Bei <strong>der</strong> Einstellung des pH-Wertes eines Puffers<br />

stehen heute in <strong>der</strong> Regel akkurate pH-Meter mit digi-<br />

taler Anzeige zur Verfügung. Das pH-Meter wird mit<br />

zwei pH-Standards kalibriert, die den Bereich des einzustellenden<br />

Puffers einschließen. Falls Zweifel an <strong>der</strong><br />

Messgenauigkeit bestehen, kann dies einfach durch<br />

Standardisieren des pH-Meters mit einem 50 mM<br />

Phosphat-Puffer erfolgen, <strong>der</strong> dann 10fach verdünnt<br />

wird. Der pH-Wert sollte jetzt um 0,2 pH-Einheiten<br />

höher liegen (Scopes 1994).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!