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August 2014 € 2,50
Abseits des Alltäglichen
M iste r
Sin City
k r i egt
sie alle:
Jessica
Alba
E v a
Green
M i c k e y
Rourke
American
Drag Stars
Ab 400 PS
bist du dabei
F r e e s t y l e
MotocroSS
Luc Ackermann
über Druck und
Schmerzen
F ly
Hard
Red Bull X-Fighters landen in München
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Die Welt von RED Bull
60
American Drag
Eine schnurgerade Viertelmeile.
Zwei Autos. Und die
Frage: Wer ist schneller?
Predrag Vuckovic/Red Bull Content Pool, Lukas Pilz/Red Bull Content Pool (cover),
david harry stewart, Phil Pham/Red Bull Content Pool
Willkommen!
Bei „Sin City“ – dem ersten Teil, wohlgemerkt –
ging Robert Rodriguez „nicht mal annähernd
in die Vollen“, wie er sagt. „Ich wollte es nicht
auf die Spitze treiben.“ Jetzt kommt Teil zwei
in die Kinos. Wir sagen nur: Der Regie-Superstar
aus Texas war während des Drehs von
„Sin City 2: A Dame to Kill For“ bei deutlich
erkennbar guter Motivation.
Rodriguez empfing Red Bulletin-Redakteurin
Ann Donahue in seinen Troublemaker Studios
in Austin. Man besprach jene Themen, die
sich zwischen einem elektrischen Stuhl
und einem Beichtstuhl zur Erörterung eben
so anbieten. Und der einzigartige Michael
Mmuller fotografierte.
Viel Vergnügen mit diesem Heft!
Die Redaktion
„Einfach Gas
geben
und machen.“
Luc Ackermann, Red Bull
X‐Fighters‐debütant, seite 56
the red bulletin 5
AuguST 2014
Auf einen Blick
Bullevard
14 Bullevard Fotokünstler, Selfies,
Infografiken, undruckbare Bilder. Etc.
30
Robert Rodriguez
The Red Bulletin hat mit dem „Sin
City“-Regisseur zwischen Beichtund
elektrischem Stuhl gesprochen.
14
38
Extreme Canyoning
Der Mann heißt Warren Verboom und
macht aus dem guten alten Canyoning
etwas ziemlich Halsbrecherisches.
Bullevard: Fotografie
Wir präsentieren: sechs Fotos, die Sie
garantiert nirgendwo gedruckt sehen
werden. (Klar: nirgendwo außer hier.)
Skrillex
Backstage beim Schulabbrecher, der
16 Millionen Dollar im Jahr macht. Beim
Superstar, der sich als Rebell sieht.
84
70
TRAINING: STuART Broad
Der britische Cricket-Star kann den Ball
schneller werfen als jeder andere. Uns
verriet er, wie Sie das auch können.
Features
30 Robert Rodriguez
Der Blockbuster-Regisseur, den Hollywood
nicht interessiert.
38 Extreme Canyoning
Was aus einem Hobby wird, wenn man
es mit ein wenig Irrsinn würzt.
46 RB Creation
Gerade mal 72 Stunden Zeit, um etwas
zu erfinden. Wie soll denn das gehen?
50 Tom Pagès
Der Franzose, Champion der Red Bull
X-Fighters 2013, sorgt für „Flair“.
56 Luc Ackermann
Deutschlands FMX-Hoffnung fordert
in München die Weltklasse heraus.
60 American Drag
Einige Vorschläge, wie man sich einer
Viertelmeile stilvoll widmet.
70 Skrillex
Ein Abend mit dem Superstar am
DJ‐Pult, der im Herzen ein Punk ist.
Action!
80 Travel Bungee in Macao
81 city-Guide Seattle
82 Pro Tools Der Offroad-Buggy
84 Training Cricket-Star Stuart Broad
85 Uhren Die Seite mit Sinn
86 club „La Santanera“ in Mexiko
87 Musik Was hört 50 Cent?
88 Gaming Aus „Halo“ wächst „Destiny“
90 TV-Highlights Red Bulls TV-Fenster
92 save the date Was tun? – Das!
94 Read Bull Thomas Glavinic
98 Magic Moment
michael muller, Jozef Kubica, BEN RAYNER, getty images, Nathan Gallagher
6 the red bulletin
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„Performance and Health.”
Stephan Siegrist
Schweizer Profi-Alpinist und CEPro
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Starker
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The Red Bulletin online
setzt auf bildgewaltige
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Es sind die Pioniere, die wir lieben, die
Unbequemen, die Querdenker, solche, die
zuerst belächelt und schließlich bewundert
werden. Faszinierende Menschen, deren
Bestimmung darin besteht, Grenzen zu
überwinden. Wir begleiten sie auf Abenteuer,
die uns an die entlegensten Orte
der Welt führen. Wir führen Gespräche, die unter die Haut
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8 the red bulletin
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the red bulletin 9
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Contributors
mit an Bord
im August
„Manche
Fahrer sahen
aus, als kämen
sie von ihrem
vierten Irak-
Einsatz retour.“
David Harry Stewart,
Fotograf „Classic Drag“, Seite 60
Michael
Muller
Im Portfolio des US-Fotografen
tummeln sich zähnefletschende
Haie neben einem
bedrohlich blickenden Dennis
Hopper, gutartige afrikanische
Elefanten neben Robert
Downey Jr., wie er mit einem
M16-Sturmgewehr hantiert.
Muller porträtiert wilde Tiere
mit derselben Leidenschaft
wie Filmstars. Für unsere
August-Coverstory schickten
wir den Fotokünstler aus Los
Angeles nach Austin, Texas –
in die Troublemaker Studios
von Kult-Regisseur Robert
Rodriguez. „Der Hollywood-
Rebell“, ab Seite 30.
tHomas
Glavinic
Die Geschichte kam verspätet
– „Ich habe gestern Wasser
über meinen Laptop gekippt.
Reicht’s am Montag?“ –, doch
Wasser und Kippen passen
bestens zur Kurzgeschichte
von Thomas Glavinic. In „Ein
guter Sohn“ begleitet ein solcher
seinen lebenshungrigen
alten Vater auf eine Reise
nach Thailand, in der Bars
eine nicht unwesentliche Rolle
spielen. Aber bitte keinesfalls
Autor mit Ich-Erzähler verwechseln,
warnt uns Glavinic
vor allzu eiligen Schlussfolgerungen:
„Mein Vater ist ein
verdammter Abstinenzler!“
David Harry
Stewart
Der zwischen L. A. und New
York oszillierende Fotograf sah
sich für uns in der Subkultur
amerikanischer Beschleunigungsrennen
um und besuchte
dafür Veranstaltungen vom
Barona-Reservat bei San
Diego bis zum El-Mirage-
Salzsee in der Mojave-Wüste.
Mehr noch als die wunderbaren
alten Autos und Motorräder
hatten es ihm die
Gesichter der Fahrer angetan:
„Manche sahen aus, als
kämen sie von ihrem vierten
Irak-Einsatz retour.“ Stewarts
Fotoreportage „Classic Drag“
finden Sie ab Seite 60.
Red Bulletin
weltweit
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A dAy
in the life
in 2030
tOp
fOrm
i A n WAl S h A n d
the future O f trA ininG
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C hriS tiA n
b A le
“I have my
l I m I t s ”
The Red Bulletin erscheint
aktuell in elf Ländern. Im Bild:
das Cover der US-Ausgabe mit
Pro-Surfer Ian Walsh, 31.
$4.50 US & Canada 08 August 14
Backstage
Donner
über Texas
Very noir: Robert
Rodriguez (re.) beim
Red Bulletin-
Covershooting
in Austin
Bevor unser Fotograf Michael
Muller Hollywood-Regisseur
Robert Rodriguez (re.) in dessen
Studio in Texas inszenierte,
erlebte er im Flugzeug seinen
persönlichen Schockmoment:
„Als wir Austin anflogen, tobte
ein gewaltiger Sturm über der
Landebahn“, erzählt Muller.
„Blitze zuckten wie Stroboskoplichter.
Ich wäre fast durchgedreht
vor Angst.“ Letztendlich
schaffte es Muller heil
ans Set. Für das Red Bulletin-
Covershooting in düsterer
„Sin City“-Optik fühlte er sich
nun bestens vorbereitet.
10 the red bulletin
P
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12 the red bulletin
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14
R e n H a n g
F r e d M u r r a y
Bullevard
J e n n y O d e l l
the red bulletin 17
Bullevard
S a m o V i d i c
19
Bullevard
D a v e L e h l
M a x i m e B a l l e s t e r o s
21
Bullevard
E v a S t e n r a m
22 the red bulletin
P a u l o C a l i s t o
Bullevard
Die Fotokünstler
Was sie über ihre Arbeit sagen.
Unglaubliche Bilder
Sogenannte Stockfotos sind Bilder für alle Fälle. Manche veranschaulichen
komplizierte Sachverhalte. Agenturen produzieren
die Fotos auf Vorrat, falls jemand sie mal schnell brauchen sollte.
Aber wer soll diese Bilder hier drucken? Außer uns, klar.
Ren Hang
„Ich kann mein Foto
nicht erklären. Es ist
auch ohne Titel.“ Und
wie heißt die Dame?
Fred Murray
„Es war windig und
hoch. Riskant. Aber
Danny MacAskill
hat’s überlebt.“
Jenny Odell
über ihre zerschnipselten
Google Maps:
„Mein Favorit ist ‚The
Bean‘ in Chicago.“
SAMO VIDIC
„Ich mag Schlamm
und Dreck sehr.
Meine Kamera leider
weniger.“
Anonyme Ananasen? Kim Dotcom kämpft
gegen Fruit Ninja? Wir wissen es nicht!
Holzfäller sind sich selbst die besten
Freunde? Manche Hunde hassen Bäume?
DAVE LEHL
„Das Bild sagt: Egal
ob du auf die Fresse
fliegst! Geh raus und
spür dein Leben.“
MaxiME
BALLEsteros
„Ein gutes Foto stellt
Fragen. Es macht nicht
bloß Komplimente.“
Felix Baumgartner trifft die bezaubernde
Jeannie in einem Mülltrennungs-Western.
Abschiedskuss? Die gefährliche Liebe der
Crashtest-Dummys? Don’t kiss ’n’ ride?!
EVA Stenram
über Erotik: „Durch
das Verstecken wird
unsere Lust erst
enthüllt.“
Paulo CAListO
„Ich wollte zeigen, wie
klein, aber auch wie
verblüffend mutig wir
Menschen sind.“
Gesunde Ernährung trotz nuklearer Mikrowellen?
Oder einfach: dufte Käsekuchen.
Der Nintendo Wii Senior Pack. Wurde nach
Tierschützerprotesten zurückgerufen.
shutterstock(3), getty images(2)
24 the red bulletin
PHOTO: KARI MEDIG
RIDER: ARMIN BEELI
Die neue fjøra
lightweight shorts
Mountainbike-Bekleidung, die alles mitmacht:
Ob beim Uphill in der Hitze oder auf dem
nassen Trail bei Regen – unebenes Gelände
verlangt beim Biken funktionale Ausrüstung
ohne Kompromisse.
Eine Übersicht der fjøra-Kollektion findest Du
auf unserer Website norrona.com.
www.norrona.com
Welcome to nature
Bullevard
4.000.000.000.000
Vier Billionen plus das eine, das du gerade gemacht hast. So viele Fotos
wurde n seit 1839 geschossen. Was seit damals sonst noch geschah.
400
M o m e n t a u f n a h m e n
380
mrd.
F A C E B O O K
i N s t a g r a m
350
Seit 1925 bezeugt die
Kompakt kamera unser Leben.
300
350.000.000 FOTOS TÄGLICH
Auf Snapchat sind es derzeit
noch mehr: 400 Millionen.
35 MILLIONEN SELFIES
Davon im Badezimmer? Wir
schätzen mal 34 Millionen.
250
200
150
86
mrd.
250 Milliarden Bilder
Facebook ist heute das größte
Fotoarchiv der Welt.
60 MIllionen FOTOS pro TAG
Im gesamten 19. Jahrhundert
wurden weniger geschossen.
100
50
0
1930
1 Mrd.
1 mrd.
1940
1950
3
mrd.
1960
3 Mrd.
10
mrd.
1970
10 Mrd.
Schnapp!
57
SchuSS!
mrd.
Die Leica gibt der
25
Menschheit ein
mrd.
neues Gefühl: das
für den perfekten
Moment. Die erste
Anzahl der jährlich gemachten Fotos
Kamera mit
35-mm-Rollfilm
1980
1990
2000
2014 erobert den
25 Mrd. 57 Mrd. 86 Mrd. 380 Mrd. Weltmarkt.
GenerATIOn
BABYBOOM
Was machen
Eeltern den ganzen
Tag? Babyfotos.
Die armen Verwandten!
Schon
1960 war auf
jedem zweiten
Foto ein Baby zu
sehen. „So süß!“
Weniger
MACHT Mehr
Ab jetzt geht’s
leichter: Die
JPEG-Komprimierung
verkleinert
Bilddateien
auf ein Zehntel.
Und der Platz auf
Speicherkarten
wächst rapide.
GuCKT noch
ein Schwein?
Ein Zehntel aller
Fotos, die heute
auf der Welt als
Abzug oder digital
existieren, haben
wir irgendwann
innerhalb der
letzten zwölf
Monate gemacht.
1925
1960
1997
2013
d a s g r ö s s t e
d a s k l e i n s t e
D i e h ä u f i g s t e
681 MILLIARDEN Pixel hat
dieses Mond-Foto. Ein Pixel
zeigt vier Quadratmeter.
0,0000002 MILLIMETER
breit ist dieser Schatten
eines Atoms im Laserstrahl.
Lady Gaga oder
Lady Diana? Ganz eindeutig
lässt sich nicht
feststellen, welcher
Mensch in der Geschichte
am häufigsten
abgelichtet wurde.
Dass es eine Lady ist,
überrascht uns aber
nicht: Das erste Porträtfoto
der Welt von
1839 zeigte auch eine
Frau – die Assistentin
des Fotografen.
lroc, griffith university, la chapelle
26 the red bulletin
DIE KÜCHE
FÜR DEN MANN.
Jetzt neu mit
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Bullevard
Schön, mich zu sehen!
Das spannendste Motiv bist noch immer du selbst. Zur Elite der Auto-Knipser gehörst du aber
erst, wenn du jeden dieser Selfie-Trends mitgemacht und alle deine Freunde verloren hast.
cat beard
Mann? Katze? Hipster? Der
Höhepunkt des Vollbart-Hypes.
PROMI-JAGD
„Rat mal, wen ich gerade auf
dem Klo getroffen habe!“
Me, my Pet & I
Bei Fuß! Sitz! Und jetzt bitte
recht freundlich!
IKOne 2.0
Perfekt ausgeleuchtet
dank Heiligenschein.
gruppenzwang
Nur ich und meine aller-alleraller-superbesten
Freunde.
Animalisch
Trend unter bedrohten
Tierarten: „Das war ich!“
kosmisch
Ich und eine Milliarde. (Das
teuerste Selfie des Weltalls.)
Original
Erstes Selfie. Robert Cornelius
löste den Trend 1839 aus.
SIEGERBILD
Sei kein schlechter Verlierer:
Hol das Handy raus!
sexy
„Wer ist denn diese Schönheit?
Ach ja, ich.“ Klick!
Historisch
Churchill machte Selfies?
Fotos lügen nicht! Never!
tape selfie
Blitz-Schönheits-OP fürs
schmale Portemonnaie.
WENN.com, viennareport, Caters (3), AP Photo(3), nasa, library of congress, interTOPICS, picturedesk.com
28 the red bulletin
Bullevard
Zeig mir die Zukunft
Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass wir irgendwann Bilder mit unserem Telefon
schießen? So wie es momentan aussieht, knipsen wir sie in Zukunft mit Bällen.
Das App-
Quiz
Drei coole Apps,
die wir gerne
hätten. Leider
gibt es nur eine
davon. Welche?
W e g g e w o r f e n
Bilder wie bei Google Street View: Dank
der 36 integrierten kleinen Fotochips hat
die etwas gewöhnungsbedürftige Ball-
Kamera Panono alles im Blick. Einfach
in die Luft werfen, den Rest erledigt das
Ding dann schon selbst!
ADDfriendZ
Ideal für Einsiedler
und Menschen mit
Mundgeruch: Mit
dieser App stehst du
nie allein da.
D u r c h s c h a u t
Vorbei die Zeiten, in denen sich Fotografen hinter
ihrer Kamera verstecken konnten: Dank transparenter
Displays (von Firmen wie Samsung und
LG) stehen sich Knipser und Model nun Auge in Auge
gegenüber. Fehlt nur noch die unsichtbare Kamera.
S c h a r f g e s t e l l t
Für all jene, die sich nicht nur auf eine Sache konzentrieren
wollen, wurde die neue Lichtfeldkamera
von Lytro erfunden. Dank eines ausgefeilten Speichers
kann sie im Nachhinein am Screen auf beliebige
Bereiche eines Bildes fokussieren. Echt scharf!
SkinneePix
Die fetten Jahre sind
vorbei. SkinneePix
morpht dich schlank
und athletisch.
Nie wieder Diät!
tom mackinger, dietmar kainrath
Das erste und
das letzte Foto
Wie unser Künstler
Kainrath das Schicksal
unserer Welt und der
Farbfotografie sieht.
smiLAR
Depressionen? Todesfall?
Gefeuert? Egal,
diese App zaubert auf
jedes Gesicht ein
fröhliches Lächeln.
AUFLÖSUNG:
SkinneePix gibt’s!
the red bulletin 29
Der
Hollywood-
Rebell
Der Blockbuster dieses Sommers heißt
„Sin City 2: A Dame to Kill For“. E r s t a m m t
von Robert Rodriguez. Dem Mann, der über
die Regeln des Film-Business lacht.
Text: Ann Donahue
Bilder: Michael Muller
30
„Es war Dwight Mc Carthy!
Er ist übergeschnappt! Wahnsinnig!
Er stiEss wüste Drohungen aus … Und jetzt ist alles
voller Blut! Bitte koMMEn Sie schnell!“
Ava lord
„… denn die, die
verrückt genug
sind, zu denken,
sie könnten die
Welt verändern,
sind die, die es tun.“
in elektrischer Stuhl steht in
der einen Ecke des Raums.
Er ist erstaunlich groß, also
zumindest für jemanden,
der mit elektrischen Stühlen
nicht regelmäßig zu tun hat.
Er wirkt mehr wie ein bedrohlicher
Thron mit Lederriemen.
In der gegenüberliegenden
Ecke des Raums
steht ein Beichtstuhl, ebenfalls
ein ziemlich gigantisches
Ding aus dunkel gebeiztem Holz, aber
reich verziert mit filigranen Schnitzereien.
Der elektrische Stuhl stammt aus Robert
Frank Millers „Sin Rodriguez’ Film „Sin City“ (2005), der Beichtstuhl
City“-Comicreihe aus „Desperado“ (1995). Die beiden Requisiten
erschien 1991 und
im Besprechungszimmer seiner Troublemaker
’92 bei Dark Horse.
Robert Rodriguez’ Studios sind mehr als bloße Souvenirs: Sie stehen
neuer Film basiert für Verderben und Erlösung. Und sie stehen einander
so gegenüber, wie das diese beiden Grund-
u. a. auf Band 2, „A
Dame to Kill For“, themen in Rodriguez’ Filmen üblicherweise tun.
aus dem in diesem Ganz allgemein wählt der 1968 in Texas ge-
fünffache Vater die Innendekoration sei-
Artikel zitiert wirdẸborene
ner Arbeitsräume mit offensichtlichem Bedacht.
Unmittelbar neben seiner Bürotür hängt zum
Beispiel eine Reproduktion der legendären Apple-
Kampagne des Jahres 1997:
„An alle, die anders denken: die Rebellen, die
Idealisten, die Visionäre, die Querdenker, die,
die sich in kein Schema pressen lassen. (…) Und
während einige sie für verrückt halten, sehen wir
in ihnen Genies. Denn die, die verrückt genug
sind, zu denken, sie könnten die Welt verändern,
sind die, die es tun.“
Robert Rodriguez, man kann das ruhig so
sagen, hat die Welt des Filmemachens verändert.
Und das nicht einmal vom Mega-Gelände
einer Produktionsfirma in Los Angeles aus. Er
betreibt seine Troublemaker Studios in Hangars
des stillgelegten Flughafens von Austin, Texas.
Sein neuer Film „Sin City 2: A Dame to Kill For“
entstand sogar zur Gänze hier: Castings, Dreharbeiten,
Kostümbildnerei, Requisite, Komposition
der Filmmusik, Special Effects. Sogar
die Plakate wurden in Austins ausrangierten
Hangars designt.
Der Film erscheint am 22. August und ist die
Fortsetzung von „Sin City“, das international
158 Millionen US-Dollar einspielte. Es geht also
um ziemlich viel Geld. Aber Rodriguez schert
das wenig. Er behauptet seine Autonomie, unabhängig
davon, wie viel Geld auf dem Spiel steht.
„Irgendjemand hat dieses System Hollywood
geschaffen, dieses Film-Business“, sagt Rodriguez,
und er betont Business ein wenig abfällig,
„aber für kreative Leute ergibt dieses System
nicht wirklich Sinn. Man braucht eine Art Brutkasten
für Ideen, in dem man die Freiheit hat,
Risiken einzugehen. In dem man die Freiheit
hat, auch mal Fehler zu machen.“
Wer den Nachspann seiner Filme liest, könnte
auf den Gedanken kommen, dass die Stärken
von Robert Rodriguez nicht gerade im Delegieren
liegen: „Sin City 2“ etwa führt ihn als Co-Regisseur,
Produzent, Komponist, Kameramann und
Cutter.
„Es geht nicht ums Delegieren“, sagt er. „Die
Geschichte ist viel einfacher. Als ich aufwuchs,
waren meine liebsten Hobbys Fotografieren,
Zeichnen, Musik und Filmen. Ich habe mich fürs
Filmemachen entschieden, weil ich im Rahmen
eines Filmprojekts weiter alle meine Lieblingshobbys
ausüben konnte. In meinen ersten Filmen
habe ich also alles selbst gemacht. Und dann,
als ich ins System Hollywood kam, verstand ich
einfach nicht, warum ich daran etwas ändern
sollte. Warum ich einige dieser Sachen aufgeben
sollte, die ich so sehr mochte. Also tat ich es einfach
nicht.“
Man könnte es auch kürzer sagen: Rodriguez
lernte, Filme schnell und billig zu machen.
Sehr schnell sogar. Und sehr billig.
Sein erster Streifen, „El Mariachi“ (1992),
über einen Musiker, der mit einem Mörder verwechselt
wird, kostete gerade mal 7000 US-
Dollar. Columbia Pictures erstand die Vertriebsrechte
und gab eine Million Dollar für die
Vermarktung aus. Am Ende hatte „El Mariachi“
zwei Millionen eingespielt – die Legende von
Rodriguez als „Run and Gun“-Regisseur war geboren.
Als jemand, der einen kompletten Spielfilm
für wenig Geld in nur einem Monat drehen
konnte.
„Ich war der, der Filme so kostengünstig
produzierte, dass sie zwangsläufig Gewinn ab-
32
„Bei Marv muss man sich vorsehen.
Er will keinen Ärger, aber er
verursacht ständig welchen.“
Dwight Mc Carthy
„dann kommen die zweifel …
Vielleicht ist es falsch, die schuld auf dich abzuwälzen.
Vielleicht war die Katastrophe vorprogrammiert,
als ich das Monster von der Leine liess.“
Dwight Mc Carthy
„Ich wusste, ich
musste diesen Stoff
verfilmen. Denn
jeder andere würde
ihn verpfuschen.“
warfen“, sagt er. „Ich produzierte ‚El Mariachi‘
von meiner Wohnung aus. Ich dachte schon damals:
Ich interessiere mich nicht für Hollywood.
Hollywood interessiert sich nicht für mich. Solange
der fertige Film auf ihren Schreibtischen
landet und sie damit Geld machen könnten, so
lange interessiert es sie nicht, wo du ihn drehst
oder wie du ihn drehst.“ Nachsatz: „Und so denke
ich auch heute noch.“
Was Hollywoods Vertrauen in Rodriguez endgültig
festigte, waren die „Spy Kids“-Filme ab
2001. Mittlerweile gibt es vier davon, und sie
spielten weltweit mehr als eine halbe Milliarde
US-Dollar ein.
Dieser Erfolg gab Rodriguez die Möglichkeit,
jedes Herzensprojekt zu verfolgen, das er wollte.
Und was er wollte, wovon er regelrecht besessen
war: eine Reihe brutaler Film-Noir-artiger Comicromane
von Frank Miller zu verfilmen. „Es kam
damals öfter vor, dass ich in den Comicladen
ging, einen Band von ‚Sin City‘ kaufte und zu
Hause feststellte, dass ich bereits drei Exemplare
davon besaß“, erzählt Rodriguez. „Ich habe diese
35
36
„Eine halbe Stunde später
bin ich in den Hügeln am Rand der Stadt.
Dort oben, wo ein frischer Wind weht
und die feinen Leute zu hause sind.“
Dwight Mc Carthy
Comics einfach so sehr geliebt, und ich wusste,
ich musste diesen Stoff verfilmen. Denn jeder
andere würde ihn einfach nur verpfuschen.“
Was Rodriguez an den Büchern mehr als alles
andere faszinierte, war ihr Bildstil: Miller zeichnet
in reinem Schwarz-Weiß. Wie bei seinen
Charakteren gibt es keine Schattierungen. Keine
Graustufen. Er erzählt Geschichten von entstellten
Mördern, Prostituierten, rachsüchtigen Cops
und korrupten Politikern.
Im ersten „Sin City“-Streifen brachte Rodriguez
2005 den Dreck und das Blut von Millers
Zeichnungen auf die Leinwand, indem er dem
Publikum knallhartes Schwarzweiß mit partiellen
Kolorierungen zumutete. Ein mutiger Schritt,
dennoch sagt Rodriguez: „Im ersten Film wollte
ich es nicht auf die Spitze treiben. Ich dachte,
die Leute würden es nicht verstehen. Doch dann
meinten sie, es sei visuell bahnbrechend. Und
ich dachte nur: Oh mein Gott, ich bin ja noch
nicht mal annähernd in die Vollen gegangen.“
Auf „Sin City“ folgte unter anderem die
Double-Feature-Zusammenarbeit „Grindhouse“
mit Quentin Tarantino; kommerziell gesehen ein
Misserfolg, für Rodriguez führte sie immerhin
zu zwei Spin-offs, den kitschig-kultigen Streifen
„Machete“ und „Machete Kills“. Doch jedes Mal,
wenn er sein Troublemaker-Büro betrat, fiel sein
Blick auf die hinter seinem Schreibtisch aufgereihten
Ausgaben von Frank Millers Comicromanen.
Nach fast zehn Jahren wollte Rodriguez
endlich wieder nach „Sin City“ zurückkehren.
Die Arbeiten an „Sin City 2“ begannen
mit einem Anruf: Rodriguez wählte
die Nummer von Jessica Alba, die
im ersten „Sin City“-Streifen die
exotische Tänzerin Nancy Callahan
gespielt hatte. Er bat sie, bei ihm
in den Studios vorbeizuschauen.
Sechs Monate vor Drehbeginn
von „Sin City 2“ erhielt sie das Skript und fing
an, mit einem Choreographen die diversen Tänze
der Nancy Callahan einzustudieren. Als sie bereit
war, war ihre Arbeit in Austin eine Sache weniger
Tage. „Robert erledigt einfach alles wahnsinnig
schnell“, sagt sie. „Und dabei bleibt er wirklich
gelassen und freundlich.“
Außer Alba hatte Rodriguez noch keine
weiteren Schauspieler gecastet, als er zu drehen
begann. „Wenn man sein eigenes Studio hat,
braucht man niemanden um Erlaubnis zu fragen,
wenn man loslegen will“, sagt er. „Sobald der
Zug die Station verlässt, springen die Leute
ohnehin auf.“
Und tatsächlich: Innerhalb weniger Tage befanden
sich zwei weitere Stars an Bord des Zugs:
Eva Green, sie verkörpert die im Titel genannte
Dame to kill for. Und Joseph Gordon-Levitt, der
einen Glücksspieler auf geheimnisvoller Mission
darstellt.
Als er den ersten Teil von „Sin City“ machte,
war Rodriguez einer der Pioniere der Greenscreen-
„Ich interessiere
mich nicht für
Hollywood.
Und Hollywood
interessiert sich
nicht für mich.“
Technik, bei der die Schauspieler vor blankem
Hintergrund gefilmt werden und die Umgebung
erst während der Nachbearbeitung der so
gedrehten Szenen digital hinzugefügt wird.
Rodriguez’ Greenscreen-Kulisse in den Troublemaker
Studios ist gewaltig: ein höhlenartiges Set
von der Größe einer Fabrikshalle, komplett in
einem Tropisches-Insekt-Neongrün gestrichen.
Für Leute, die noch nicht mit dieser Technik
gearbeitet haben, kann es eine ziemlich heftige
Erfahrung sein.
„Als Josh Brolin auftauchte, fragte er: ‚Wo
ist Mickey Rourke?‘, und ich sagte: ‚Mit seinen
Aufnahmen bin ich schon fertig‘“, erinnert sich
Rodriguez. „Er war völlig vor den Kopf gestoßen:
‚Alle meine Szenen sind doch mit Mickey?! Wir
trinken was zusammen, er fährt mich in Autos
rum!‘, und ich sag nur: ‚Ich weiß.‘“
Die Story von „Sin City 2: A Dame to Kill For“
verbindet gleich vier von Millers Geschichten –
zwei zuvor unveröffentlichte, den titelgebenden
Comicroman und den Band „The Long Bad Night“.
Die Fortsetzung greift vieles vom Charakter des
ersten Teils auf; doch Rodriguez möchte, dass
diesmal alles größer, heftiger und noch näher
am „Shock and Awe“-Stil von Millers Werk ist, er
soll zugleich erschrecken und faszinieren.
Der Film hält an der Schwarz-Weiß-Gewichtung
des Originals fest – allerdings erscheint er
dieses Mal in 3-D. „Ich wollte weiter in Richtung
dessen gehen, was die Bücher ursprünglich geboten
haben“, sagt Rodriguez. „Wenn man etwas
so Außergewöhnliches hat, dann möchte man
dem auch gerecht werden.“
Und dennoch blieb er seinem Ruf gerecht: Für
die Filmaufnahmen brauchte Robert Rodriguez
35 Tage. Das ist ein Drittel der Zeit, die normalerweise
für einen Sommer-Blockbuster mit großem
Budget benötigt wird.
www.sincity-2.com
FORTSETZUNG FOLGT …
Ein Mann für
alle
Fälle
Wo andere einen Wasserfall
sehen, sieht Freestyle-
Canyoneer Warren Verboom
einen Abenteuerspielplatz.
Die Herausforderung:
Für seine Drops und Salti,
Corks und Slides muss er die
Zentimeter zwischen spitzen
Felsen und unsichtbaren
Kanten finden.
Text: Alex Lisetz
Bilder: Jozef Kubica
38
Erfrischendes Hobby:
Warren Verboom
begann mit dem
Freestyle-Canyoning,
weil ihm BASE-
Jumpen langweilig
geworden war.
W
er
arren Verboom ist ein kleiner Junge
im Körper eines 32-jährigen Mannes.
Dieser kleine Junge leuchtet aus
seinen Augen, wenn der Schweizer
von Drops ins Weißwasser und Salti
über Wasserfallkanten erzählt.
Verboom der Ältere und Verboom
der Jüngere haben einen Deal. Der
kleine Junge steuert verrückte Ideen
bei. Und den Übermut, sie in Angriff
zu nehmen. Der 32-Jährige bringt
seine Erfahrung und sein Können ein.
„Das traust du dich nie“, sagt der
kleine Junge, wenn er sich eine neue
Mutprobe ausgedacht hat.
Und der erwachsene Körper antwortet
jedes Mal: „Wetten, dass doch?“
Auf diese Weise hat Warren Verboom
zuerst das Skispringen gelernt und
dann das BASE-Jumpen und Wingsuit-
Fliegen. „Aber irgendwann“, sagt er,
„war die Angst beim Absprung weg.
Das war der Moment, in dem mir langweilig
geworden ist.“
Darum hat Verboom eine Sportart
erfunden, die noch viele „Das traust
du dich nie“-Momente birgt: Freestyle-
Canyoning.
Die erste Regel des Freestyle-Canyoning
lautet: Vergiss alles, was du über
Canyoning weißt.
Beim Canyoning durchsteigt man
eine Schlucht von oben nach unten
und folgt dabei dem Lauf des Wassers.
„Das ist ein schönes Naturerlebnis“,
sagt Warren Verboom.
Doch der hibbelige Junge in seinem
Sim dolutat aliquis
Körper kann mit schönen Naturerlebnissen
minisi. Sequat nicht viel lorEr-
anfangen.
alis dolutate faci blaorspit,
accaboris Darum kombiniert rat rerrovidi
achtzig sum fugiti groß, achtzig muskulöse Kilo,
Verboom, eins
culparior Canyoning accae mit omnihic
Sportarten: Mitten im Wasserfall
Elementen anderer
hüpft
wie ein Freerunner von Stein zu
Stein und wie ein Turmspringer in die
Tiefe, liest wie ein Kletterer den Fels
und wie ein Kayak-Fahrer das Wasser.
„Freestyle-Canyoning hat Riesen-
Potential“, sagt er, „weil sich Sportler
aus allen Disziplinen neu erfinden
können.“ Unberührte Spots warten
darauf, entdeckt zu werden. Neue
Tricks könnten erfunden oder für
die dreidimensionale Umgebung aus
Fels, Wasser und Abgrund adaptiert
werden.
Vor allem aber zwingt einen das
Spiel mit den tosenden Urgewalten
dazu, sich seinen Ängsten zu stellen.
„Wenn ich an der Kante eines Wasserfalls
stehe und mir die Line überlege,
über die ich hinunterrutschen und
-springen könnte“, sagt er und macht
eine kunstvolle Pause – jetzt sehen
seine Augen mit den feinen Lachfältchen
wieder aus wie die eines
kleinen Jungen vorm Schaufenster
eines Spielzeugladens –, „dann ist es
wieder da, dieses Kribbeln.“
BASE-Jump
vom Hochbett
Warren Verboom hat das Kribbeln
kennengelernt, als er von der Kante
seines Hochbetts hinunter auf den
Kinderzimmerboden blickte. „Das
traust du dich nie“, dachte der damals
Dreijährige. Und sein schmächtiger
Jungenkörper antwortete: „Wetten,
dass doch?“
Es war das erste Mal, dass Warren
mit einem Gips in die Spielgruppe
kam, und er trug ihn wie eine Trophäe.
„Der Nervenkitzel, den ich damals
gespürt habe; der Triumph, die Angst
überwunden zu haben – das sind die
Gefühle, hinter denen ich her bin“,
sagt er. Die Eintrittsgebühr in das
unbekannte Land jenseits der Angst
Die erste Regel
des Freestyle-
Canyoning: Vergiss
alles, was du über
Canyoning weißt.
40
Warren Verbooms
Interpretation von
Rock ’n’ Roll: ein
Rückwärtssalto in ein
seichtes Minibecken,
das er zentimetergenau
treffen muss
Absprung in
11½ Meter Höhe, Tic-
Tac, Sideflip-Backflip:
Verboom kombiniert
Freerunning- und
Cliffdiving-Elemente
mit klassischem
Canyoning.
etrug bis dato zehn Knochenbrüche,
ein paar Dutzend Prellungen und Zerrungen
sowie einen Schädelbruch.
„Beim Freestyle-Canyoning ist
mir aber noch nie etwas Ernsthaftes
passiert“, sagt er.
Nichts Ernsthaftes heißt: ein
Bänder- und vier Trommelfellrisse.
Das Wasser ist
stärker als du
Warren, Sohn einer Schweizerin und
eines Holländers, zog vor zwei Jahren
ins Tessin, weil die Natur hier besonders
gut für Canyonauten gesorgt hat.
Die Schlucht, in der er heute trainiert,
ist nur eine von vielen: das Val d’Iragna,
von Canyonauten wegen seiner kniffligen
Abseilstellen geschätzt. Verboom
hat einen abgegriffenen Canyoning-
Führer bei sich, in dem alle Schlüsselstellen
der Schlucht genau beschrieben
sind. „Kein Canyoning während der
Schneeschmelze“, steht darin in Fettdruck,
und respekteinflößende Bilder
illustrieren, warum: Die gewaltigen
Wassermassen, die dieser Wasserfall
im Frühjahr mit sich führt, sind
stärker als jeder noch so gut trainierte
Canyonaut.
An diesem Montag Ende Mai
wirken die Bilder im Führer gegenüber
der tosenden Realität ein bisschen
beschaulich.
Verboom stopft sich an einem flachen
Felsen neben den herabstürzenden
Wassermassen in seinen Anzug.
„Das Geheimnis ist“, brüllt er durch
den Nebel der fein zerstäubten Wassertropfen,
„ mit der Gewalt des Wassers
zu arbeiten statt dagegen.“
Er klettert mit drei, vier flüchtigen
Handgriffen die Wand neben dem
Wasserfall hinauf und tastet sich Schritt
für Schritt balancierend vor zu einem
runden Stein, so schmal, dass nicht
einmal beide Füße darauf Platz haben.
Dort knipst er den Lärm weg, die
Nässe, die Kälte, bis nur noch Konzentration
übrig bleibt. Rechts neben ihm
stürzt das Wasser ins Tal, zehn Meter
sind es bis zum nächsten Becken.
Doch da gibt es noch etwas zu
bedenken: Seine Landezone misst nur
zwei mal zwei Meter und ist nicht
gleichmäßig tief. „Ich darf nicht in der
Mitte ins Wasser eintauchen“, sagt er,
„weil es da zu flach ist. Sondern muss
so nahe wie möglich an den linken
Felsen ran.“ Nachsatz: „An den, den
man von hier aus nicht sieht.“
Verboom geht in die Knie, dann
schnellt er vor ins Blinde. Die Wand
unter ihm fällt nicht senkrecht ab, sie
bildet nur ein steiles Gefälle, darum
muss er zuerst zwei Meter Sicherheitsabstand
zur Wand gewinnen. Dann
dreht er sich in einen Backflip, ehe er
mit den Füßen zuerst im Wasser landet.
„In so seichtem Wasser sind deine
Beine deine Stoßdämpfer“, erzählt er
später.
Ob ein Trick gelingt oder nicht, entscheidet
sich aber schon viel früher:
beim Absprung. „Du musst stabil auf
beiden Beinen stehen und innerlich
ganz ruhig werden, egal wie tief es
vor dir runtergeht. Und du darfst erst
losspringen, wenn du absolut keinen
Zweifel mehr hast, dass dir der Sprung
so präzise gelingen wird, wie du ihn
dir ausgemalt hast.“
Wie das geht, hat Warren Verboom
bei 2000 Fallschirmsprüngen gelernt.
Und die Angst? Wann schießt dir
die Angst ein, Warren, das Kribbeln,
von dem du vorher erzählt hast?
„Viel, viel früher“, sagt er.
„Die Angst kommt, wenn ich eine
neue Idee habe, die sich total verrückt
anhört. Und wenn mir klar wird, dass
ich sie umsetzen muss, weil ich bis
dahin an nichts anderes werde denken
können.“
Erst tauchen,
dann springen
Was Warren Verboom macht, finden
nicht alle Leute hundertprozentig
vernünftig.
„Sie halten mich für verrückt, weil
sie nur sehen, wie ein Typ Backflips
von einem Wasserfall macht“, sagt er.
„Aber sie sehen nicht, was ich davor
43
getan habe. Dass ich mich schon x-mal
von dieser Stelle abgeseilt habe. Dass
ich jeden Stein und jeden Strudel
kenne. Dass ich vor jedem Sprung zur
Sicherheit einen Tauchgang an der
Landestelle mache, auch wenn ich da
schon oft gefahrlos gelandet bin.“
Verboom hat eine verspielte, draufgängerische
Seite, aber er ist auch ein
kühler Stratege.
Das gilt nicht nur für seine unmittelbaren
sportlichen Ziele, sondern auch
für den Masterplan, mit dem er Freestyle-Canyoning
als neue Extremsportart
etablieren will. Vor drei Jahren
scharte er eine Crew aus ehemaligen
Cliffdivern, Freerunnern und Kunstturnern
um sich – das „deap“-Team.
2012 zog er Sponsoren an Land, drehte
mit der deap-Crew „The Beginning“
und stellte schwindelerregende Trailer
auf YouTube. Jetzt veröffentlicht er
seinen zweiten Film „Continue“. Und
als Nächstes will er professionelleres
Equipment für Canyonauten entwerfen
und herstellen lassen.
„Ich meine, sieh uns doch an“,
sagt er und breitet die Arme aus, „wir
sehen aus wie Clowns. Neoprenanzüge
von Tauchern, Helme von Wakeboardern,
Gurtzeug von Kletterern
und nichts davon ideal für unsere
Ansprüche.“
Präzisionslandung
„Den meisten Spaß macht es“, sagt
Warren Verboom, „wenn man in einem
Run mehrere Elemente kombiniert.“
Diesmal steht er achtzehn Meter
oberhalb des Beckens und blickt von
einer waagrechten Platte auf den Wasserfall,
der rechts neben ihm ins Tal
donnert. Er stößt sich ab und springt,
die Beine voran, drei Meter weit in
eine glatt gewaschene Rinne, die wie
die Abenteuerrutsche im Freibad fast
senkrecht nach unten führt.
Um die Aufprallenergie zu verteilen,
muss er in der Rinne gleichzeitig auf
Schultern, Rücken und Beinen aufschlagen
und dabei den Kopf anheben.
„Etwa so“, sagt er, „wie ein Judoka
beim Schulterwurf.“
Verboom gelingt es, genau an der
richtigen Stelle zu landen:
Etwas weiter oben ist es zu flach
und etwas weiter unten zu steil.
Etwas weiter links ist eine scharfe
Kante.
Und etwas weiter rechts würde es
ihn aus der Rinne katapultieren.
Wenn er nicht
genug Speed
draufhat, schlägt
er gegen einen
Fels.
Er übt die Präzision seiner Tricks
im Schwimmbad und am Trampolin,
denn im Wasserfall ist kein Platz mehr
für Fehler.
Die Rinne spült ihn mit dem
reißenden Wasser ein paar Meter weit
nach unten und katapultiert ihn dann
über einen Kicker. Wenn er jetzt
nicht genug Speed draufhat, schlägt
er gegen einen Fels. Doch Verboom
wird weit hinaus in die Luft geschleudert,
zeigt noch einen Gainer Grab Flip
und taucht dann in das große Becken,
in dem der Wasserfall am Ortsrand
von Osogna mündet.
Als er aus dem Wasser klettert,
muss er ständig nach oben schauen.
„Dort oben, dieser andere Felsvorsprung“,
sagt er.
Wenn er von dem rückwärts
abspringen würde, dann könnte sich
vor der Landung in der Rinne noch ein
Cork ausgehen.
„Das traust du dich nie“, sagt der
kleine Junge in ihm.
44
Gainer Grab Flip
mit kleinen Zusatzschwierigkeiten:
Unter
dem Absprungpunkt
ragt der Felsen noch
zwei Meter weit nach
vorn, die Landezone
kommt erst während
des Flugs ins Blickfeld.
Das Leben
der Brains
„MB Labs“ aus Chicago
vereint einige der klügsten
Hirne der ganzen
USA, Chef der Truppe ist
Bill Fienup (ganz oben
im schwarzen T‐Shirt,
ernst blickend).
Wie viel Weltverbesserung passt
in 72 Stunden? Red Bull Creation
Challenge fordert Amerikas
schnellste Superhirne.
Text: Anne Ford, Bilder: Hank Pearl
Geistesblitze
Während die Konkurrenz
sich noch fieberhaft das
Gehirn zermarterte,
rumkonstruierte, zeichnete
und ihre Computer
bearbeitete, hatten Bill
Fienup und sein Team
schon Zeit für ein paar
entspannte Biere. Eigentlich hätten sie bei
Red Bull Creation Challenge ja 72 Stunden
Zeit für eine Erfindung gehabt. Doch
70 Stunden und 30 Minuten reichten
ihnen. Und sie waren nicht nur das
schnellste, sondern auch das beste der
sechs qualifizierten Teams: Fienup und
sein „MB Labs“ aus Chicago gewannen
die 10.000 Dollar Sieger-Preisgeld für ein
Ding, das sie „Autoloop“ nannten. Ein neuartiges
Instrument, das Usern unabhängig
von Alter oder Können erlaubt, Schlagzeug
zu spielen. Einfach Kieselsteine
auf einen Tisch voller Sensoren legen –
den Rest erledigt das schlaue Ding auf
gespenstisch souveräne Weise.
Fienup ist ein 33 Jahre alter Maschinenbauingenieur
mit markantem Kinn. Und
Teamchef von MB Labs, einer seit vier
Jahren bestehenden losen Gruppierung
junger Techniker, Designer, Unternehmer
und Künstler. Autoloop war eine Fingerübung,
nicht mehr: Fienup und sein Team
machen sich in Amerika zusehends einen
Namen damit, Produkte zu entwickeln,
die Menschen nicht nur zum Staunen und
Schmunzeln bringen, sondern auch ihr
Leben verbessern.
Überall in den USA gibt es immer
mehr Teams wie diese. Schlaue Leute mit
exzellenter Ausbildung, die sich in der
Freizeit treffen, um an allerhand Dingen
rumzutüfteln. Manche davon sind schrullig
oder skurril – Flammenwerfer und
boxende Kampfroboter üben besondere
Anziehungskraft aus –, aber Kickstarter
und ähnliche Crowdfunding-Plattformen
eröffnen den Ideen plötzlich die Chance
für den Schritt von der Theorie in die
Praxis. Und den Leuten dahinter sogar den
Schritt in ein ernstzunehmendes Unternehmertum.
„Mit Kickstarter hat dieser
Trend definitiv den nächsten Level erreicht“,
erklärt Fienup.
47
Den nächsten Level zu erreichen bedeutet
für MB Labs konkret die Gründung
eines Unternehmens. „Leute kommen mit
einer vagen Idee zu uns. Wir machen daraus
ein Projekt. Und setzen es um“, sagt
Fienup. Beispiel? „Scout Alarm“, ein
smartphonegesteuertes Haussicherungssystem,
das so individuell anpassbar ist,
dass es alles bewachen kann – vom Fenster
bis zur Hausbar.
Für diesen Schritt ins Unternehmertum
ist Infrastruktur nötig. Und auch hier
hatten Fienup und seine Kollegen eine
schlaue Idee. Sie gründeten Anfang des
Jahres „Catalyze Chicago“, einen Co-Working-Space
für „Hardware-Entrepreneure“,
wie sie selbst es nennen.
Mitglieder zahlen einen monatlichen
Beitrag, um die Einrichtungen des Co-
Working-Space nutzen zu können. Darunter
modernste digitale Produktionsmaschinen
wie 3-D-Drucker, CNC-Fräsen
und Laser-Cutter, eine Maschinenwerkstatt
und ein Elektroniklabor.
Mitte Juli in Detroit verteidigen MB
Labs ihren Titel bei der Red Bull Creation
Challenge. Als Qualifikationsprojekt
reichten sie ein Netzwerk kleiner, solarbetriebener
Outdoor-Anlagen ein, an
denen man Telefone oder Tablets auflädt,
gratis WLAN nutzt und sich auf hyperlokalen
Message Boards austauscht.
Womit hatten sie sich im Vorjahr
qualifiziert? Mit einer Apparatur namens
„Persistence“, verrät Fienup. Einem knapp
zwei Meter langen, mit LEDs bestückten
Roboterarm, der auf eine phosphoreszierende
Leinwand malt – und zwar Online-
Zeichnungen von Usern.
„Es gab viele Zeichnungen von Katzen“,
erzählt Fienup. „Und als wir die Website
ganz frisch online hatten, saßen wir alle
in einem dunklen Raum, programmierten
und konnten dann live beobachten, wie
sich auf der Leinwand nach und nach
etwas abzeichnete: ein Penis, eineinhalb
Meter groß. Ein paar Tage später erzählte
ich meiner Mutter davon, und sie meinte
nur: ‚Oh … das war ich.‘“
www.redbullcreation.com
Es gab viele
Zeichnungen von
Katzen. Und eine
von einem Penis.
Eineinhalb Meter
groß.
Projekt-
Manager
„Leute kommen mit
vagen Ideen zu uns, wir
machen sie zum Projekt“,
sagen die Jungs bei MB
Labs. Und haben damit
aus einem Hobby ein
Unternehmen gemacht.
48
Die Beachvolleyball-Stars machen die Welle:
Das Baggern ist des Sommers Lust!
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Copa del Rey
- Deutsche Eishockey Liga
- Kontinental Hockey League
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- Handball
- u.v.m.
Red Bull
X-Fighters
special
Wo sind wir?
In Saint-Vincent-de-Tyrosse, am Trainingsgelände
von Tom Pagès. Wir sehen hier jenen
Moment, ab dem ein Flair bereits als geglückt
angesehen werden kann. Bloß landen muss
man ihn noch. Wie? Bitte einmal umblättern!
Tom Pagès, Gesamtsieger
der Red Bull
X-Fighters World Tour
2013, seziert exklusiv
Ihre
fürs Red Bulletin zwei
seiner Signature-Moves:
den Flair und den Cliffhanger.
Aufsteigen!
Pagèstät
Tom
Bilder : Dan Vojtec
Tom Pagès, geboren
am 25. märz 1985 in
Nantes, verweigerte,
nachdem sein Bruder
Charles 2010 bei einem
Frontflip schwer gestürzt
war, sämtliche
Flips und vervollkommnete
andere Moves wie
eben Flair, Cli≠hanger
und deren Ableger.
51
4
Habe ich alles
richtig gemacht,
sind Körper und Bike in
korrekter Position für
die Landung. Der Flair
war schon fast vergessen,
nun weiß man,
dass er funktioniert,
variiert werden kann
und Punkte bringt. Die
Flair-Spielarten Volt
und Special Flip sieht
man sehr selten.
3
Jetzt bereite ich
mich schon auf die
Landung vor. Ich spanne
die Muskulatur an und
presse die Stiefel gegen
den Tank, um die
Wucht abzufedern.
(Schön zu sehen auf
der vorherigen Seite.)
Das hat Flair!
Der Flair ist ein Trick, den Tom wieder salon -
bzw. wettkampffähig gemacht hat. Seither
bekommt man vermehrt auch davon abgeleitete
Varianten zu sehen, etwa als Tsunami, NecNec
oder mit gekreuzten Beinen (Indy).
52
2
Jetzt der schwierige
Teil: Ich muss
meinen Körper entgegen
aller Logik nach
rechts – also auf die
Außenseite – lehnen.
Mache ich das nur
halbherzig, rutscht der
Schwerpunkt zu weit
nach hinten, und ich
schmiere ab.
1
Ich fahre rechts an
und springe von
der linken Kante ab,
beschreibe also in der
Rampe eine Kurve. Der
Absprungpunkt ist bereits
für die Landung
entscheidend: Die Distanz
muss stimmen.
Cliffhanger
Hat nichts mit dem Sylvester-Stallone-
Kracher aus dem Jahr 1993 zu tun, ist
aber fast so schwierig wie die Kletterei
des Knautschgesichts in besagtem Film:
Ein gelungener Cliffhanger ist im Freestyle-Motocross-Business
ein absoluter
Kassenschlager.
2
Jetzt passieren
zwei Dinge zugleich:
Ich drücke mich
mit den Händen vom
Lenker ab und löse die
Beine von den Fußrasten.
Im Moment der
Schwerelosigkeit löse
ich mich vom Bike.
Entscheidend ist, dass
beide Beine synchron
arbeiten.
1
Bei der Einfahrt in
die Rampe lehne
ich mich nach vorn, um
das Heck zu entlasten.
Zusätzlich drücke ich
die Front nach unten,
sie muss richtig wegtauchen.
Nur so bringe
ich Bike und Körper in
die richtige Position für
diesen Move.
54
3
Nun strecke ich
mich komplett und
bringe die Stiefel an
die Gabelholme. Die
Fußspitzen zeigen nach
innen und führen das
Bike. Um wieder in eine
normale Position zu
kommen, blicke ich
runter, bringe die Arme
nach vorn und ziehe
den Lenker mit den
Stiefelspitzen zu mir.
4
Das hier ist ein
No-Hand-Landing,
eine freihändige Landung.
Echt schwierig,
aber Publikum und
Judges der Red Bull
X‐Fighters World Tour
lieben das. Bei gleichwertig
ausgeführten
Tricks entscheidet die
Amplitude über Sieg
und Niederlage.
„Pro Woche trainiere
ich 15 bis 20
Stunden am Motorrad.
Springen ist
für mich so selbstverständlich
wie
Zähneputzen.“
Red Bull
X-Fighters
special
Luc Ackermann
ist Deutschlands
größtes Freestyle-
Motocross-Talent.
Bei den Red Bull
X‐Fighters misst er
sich erstmals mit der
Weltelite. Uns hat
er erklärt, wie man
Motorräder surft und
welches YouTube-
Video ihn antreibt.
I n t e r v i e w : A n d r e a s R o t t e n s c h l a g e r
K o p f ü b e r a n
d i e S p i t z e
56
Mark Watson/Red Bull Content Pool , Norman Konrad
Shooting-Star
Freestyle-Motocrosser
Luc Ackermann, 16:
„Du ziehst einfach
im richtigen Moment
am Lenker.“
Tthe red bulletin: Luc, du feierst am
19. Juli in München deine Premiere als
Red Bull X‐Fighters-Starter. Worauf
sollten Zuseher achten, die sich zum
ersten Mal einen Freestyle-Motocross-
Wettbewerb ansehen?
luc ackermann: Auf die Extensions – Österreich.
das sind jene Figuren, die ein Fahrer
während der Flugphase ausführt, sobald
er den Sattel verlässt. Man kann etwa verfolgen,
wie weit ein Athlet dabei seinen
Rücken durchbiegt. Levi Sherwood ist ein
Spezialist dafür. Wir nennen ihn „Rubber
Kid“, weil er sich biegt wie Gummi.
Über welchen Trick wird in der Freestyle-Szene
derzeit am meisten
diskutiert?
Tom Pagès hat Mitte Mai den weltweit
ersten „Bike-Flip“ gezeigt – dabei wuchtet
er sich im Flug aus dem Sitz, packt sein
Motorrad an der Lenkstange und rotiert
es einmal um die Querachse. Einfach irre.
Tom hat den Trick bisher nur im Training
gelandet, aber das Video davon gibt’s
bereits auf YouTube.
Wie geht es dir, wenn du das Video
siehst?
Erst war ich deprimiert, weil der Trick so
gut ist. Ich kam gerade vom Training und
schaltete den Computer ein. Dann sah ich
Tom, wie er sein Motorrad durch die Luft
wirbelt. Ich dachte: „Verdammt. Schon
wieder ein neuer Trick.“ Letztendlich hat
mich der Bike-Flip aber motiviert. Es gibt
immer jemand, der das technische Niveau
auf eine neue Stufe hebt. Und natürlich
willst du als junger Fahrer mithalten.
Du zeigst deine Tricks in bis zu 15 Meter
Höhe. Woran denkst du, wenn dich
ein Kicker in den sechsten Stock eines
Hochhauses schießt?
An gar nichts. Du musst deinen Kopf frei
bekommen, bevor du über die Rampe
fährst. Einfach Gas geben und machen.
Die Schwerpunktverlagerung in der Luft
passiert bei mir intuitiv. Es gibt auch nicht
viel nachzudenken: Der Sprung kann
gelingen oder nicht.
„Nicht gelingen“ hieße in deinem Fall,
aus 15 Meter Höhe ungespitzt in die
Erde einzuschlagen.
Das stimmt. Aber wenn der Trick schiefgeht,
hast du noch immer zwei Möglichkeiten,
den Sturz zu verhindern: Du
kannst wieder aufs Motorrad steigen und
bei der Landung den Federweg nutzen
oder das Bike in der Luft wegwerfen,
damit es dich nicht trifft.
Wie verarbeitest du Stürze mental?
Indem ich denselben Trick gleich wieder
springe.
Das funktioniert aber nicht, wenn du
verletzt bist.
Und genau da beginnt das Problem: Je
länger du pausierst, desto größter wird
dein Respekt vor dem Sprung. Den Trick
musst du dann wieder Stück für Stück
aufbauen.
Du trainierst in Australien, fährst die
Europameisterschaft unter anderem in
Aufgewachsen bist du in
Test-flüge
Luc trainiert Sprünge
auf seinem Heimat-
Track im thüringischen
Niederdorla. Sein Fitness-Workout:
„Rasenmähen
und Kicker
verschieben.“
„Du stellst dich
mit beiden Beinen
auf den Sitz
deines Motorrads
und rast auf
den Kicker zu,
um einen Backflip
zu springen. Wir
nennen das einen
Surfer Take-off.“
58
Red Bull X-Fighters:
Premiere in München
Am 19. Juli fliegen die weltbesten Freestyle-
Motocrosser erstmals über einen FMX-Track
auf dem Wasser.
Der Event:
Vorletzter Tour-Stopp
der Red Bull X-Fighters
World Tour 2014 im altehrwürdigen
Münchner
Olympiapark.
Der Kurs:
Eine FMX-Weltpremiere!
450 Pontons tragen
sechs Kicker und eine
Quarterpipe auf dem
Olympiasee (siehe
Illustration oben).
Die Favoriten:
Saison-Dominator Levi
Sherwood (NZL) und
Champion Tom Pagès
(FRA). Geheimtipp:
Pagès’ Landsmann
Rémi Bizouard.
Das Programm:
16 Uhr: Einlass, 18 Uhr:
Contest, 20 Uhr: Blitz
Kids live on Stage.
www.redbullxfighters.
com/tickets
Mark Watson/Red Bull Content Pool, Norman Konrad
Niederdorla, einem 1300-Einwohner-
Dorf in Thüringen. Wie wird man in der
Provinz zum FMX-Profi?
Ich bin schon mit dreieinhalb Jahren auf
meiner 50-ccm-KTM ums Haus gedüst.
Meine Eltern und mein Bruder haben auf
mich aufgepasst. Mein Bruder (Hannes,
vierfacher deutscher FMX-Meister; Anm.)
hat mich mit dem Freestyle-Virus infiziert.
Als der Sport Anfang der 2000er Jahre
aus Amerika zu uns kam, haben er und
mein Vater die ersten Kicker gezimmert.
Dann ging’s los mit Springen.
Du hast deinen ersten Motorrad-
Backflip mit zwölf gelandet – ein Weltrekord.
Wie viele Stürze musstest du
aushalten, bis der Trick klappte?
Ich stürzte jedes Mal weich, weil wir
unsere Backflips in ein Foam-Pit (mit
Schaumstoffquadern gefüllte Grube, Anm.)
sprangen. Du musst lernen, wann du
Frühstarter
Luc war dreieinhalb, als er in seinem
Heimatdorf Niederdorla die ersten
Runden auf der 50-ccm-KTM drehte.
Sein aktuelles Projekt ist ein Backflip
namens „Surfer to Tsunami“.
während der Drehung am Lenker ziehst,
das ist der ganze Trick. Und die ersten
Versuche haben wir ja auch mit dem
Mountainbike gemacht.
Auf wie vielen Sportgeräten schaffst du
den Backflip aktuell?
Auf dem Trampolin, mit dem Fahrrad,
BMX, Mountainbike, Klapproller, Motorroller,
Mini-Bike, Motorrad, Dreirad,
Trial-Bike, Snowboard und Ski-Doo.
Wie beruhigst du deine Mutter?
Vor FMX-Events gar nicht, weil man nie
wissen kann, was passiert. Natürlich
gehst du Risiken ein. Aber wir sind Profis,
nehmen unseren Job ernst und geben im
Training alles. Und das kann ich ihr gut
vermitteln.
Wer ist dein Favorit für München?
Unmöglich zu sagen, weil das Feld mittlerweile
eine extreme Dichte erreicht hat.
Beim Tour-Stopp in Osaka stand völlig
unerwartet der Franzose Rémi Bizouard
im Finale. Im letzten Run blieb er bei
einem Trick mit dem Fuß am Lenker
hängen. Eine falsche Bewegung – Punkteabzug,
Siegchance vertan.
Dein aktueller Wettkampf-Spezialtrick
heißt „Surfer to Tsunami“. Was kann
man sich darunter vorstellen?
Du fährst auf den Kicker zu und stellst
dich mit beiden Beinen auf den Sitz des
Motorrads …
… als würdest du es surfen?
Genau, wir nennen das einen „Surfer
Take-off“. Danach springst du einen Rückwärtssalto,
bei dem du kopfüber an der
Lenkstange hängst.
Bist du vor so einem Sprung nervös?
Nein. Ich habe einfach Spaß am Fahren.
Das sagen alle. Aber ich kann nicht
glauben, dass dir 25.000 Zuseher keinen
Druck machen.
Angespannt bist du nur vor dem ersten
Sprung. Für diese Sekunden habe ich ein
Ritual entwickelt. Ich sage zu mir selbst:
„Luc, hab Spaß!“ Dann drehe ich am Gashebel
und fahre auf die Rampe zu.
Red Bull X-Fighters am 19. Juli im Olympiapark
München; Tickets: www.redbullxfighters.com
the red bulletin 59
Classic
Drag
Die Regeln sind denkbar einfach und seit sechzig Jahren
gleich: eine Gerade, zwei Spuren, zwei Autos, grünes Licht,
Vollgas! Wer ist der Schnellste über die Viertelmeile?
Pure Beschleunigung, RekoRDe, brüllende Dramen und
lucky escapes. David HaRRy Stewart hat diese fremdartige
Welt fotografisch erkundet.
60
Drag Racing ist aus der Illegalität geboren: Nach dem Zweiten Weltkrieg ging den amerikanischen Heimkehrern das Adrenalin aus. Gleichzeitig wurden Autos
immer billiger. Man verabredete sich also schon bald zu Beschleunigungsrennen. Seit den 1950ern fährt man auf stillgelegten Airfields und Rennstrecken.
62
Drag Racing ist ein archaischer
Sport: du oder der Gegner.
Meist kennst du dein Schicksal
schon nach ein paar Metern.
400 PS sind ein guter Richtwert
für ambitionierte Einsteiger.
Nach oben hin ist alles offen.
Über 600 PS? Bitte gerne!
Die brillante Idee, die größten,
stärksten und lautesten Motoren in
erschwingliche Mittelklasseautos zu
verpflanzen, gebar die Legende der
Muscle Cars, gebaut in den 1960er
und 70er Jahren. Die Autos hießen
beispielsweise Barracuda, Fury,
Superbird oder Charger, und genauso
sahen sie auch aus: gefährlich
gut. Und das tun sie noch heute.
Vor allem als Drag Racer.
Guter Geschmack
kennt keine
altersgrenzen:
Du bist nie zu
jung für die
magischen zwölf
Sekunden über
die Viertelmeile
in einem vierzig
Jahre alten Auto.
66
Die V8-Motoren der Klassiker haben
bis zu zehn Liter Hubraum und
atmen ihre Luft aus mannsdicken
Lufthutzen in der Motorhaube.
Eine gute Gelegenheit, das
Schätzchen im Kreis Gleichgesinnter
ordentlich durchzuputzen, und die
Familie darf auch mitkommen:
In manchen Gegenden der USA hat
Drag Racing Volksfestcharakter. Die
beiden großen Verbände NHRA und
IHRA unterscheiden über hundert
verschiedene Klassen, das steigert
die Chancen auf Pokale für alle.
Auch Biker sind willkommen.
67
Das sorgfältige Aufwärmen der
Reifen für maximale Traktion am
Start gehört zu den fixen Ritualen
von Beschleunigungsrennen.
Die Fahrer kauern in Käfigen aus dutzenden Metern Stahlrohr, festgeschnallt in Rennsitzen, geschützt von Helmen, Neck Braces und feuerfester Wäsche. Wenn
beim Drag Racing nämlich etwas schiefgeht und sich die Urgewalt der Fahrzeuge ihren Weg in eine andere als die vorhergesehene Richtung sucht, dann wird es
hier drin schlagartig ungemütlich. Verdammt ungemütlich. Die Bestimmung dieser Autos ist die Beschleunigung. Stehenbleiben ist keine Kernkompetenz.
69
Skrillex live. Hier – in Louisville,
Kentucky – eröffnet
er seine aktuelle Tour. In
einem Raumschiff, das
ein Feuerwerk aus Laserkanonen
abfeuert.
70
Skrillex ist ein Superstar
hinter dem DJ-Pult. Verehrt
und verachtet. Er betrachtet
sich als Rebell, spielt über
300 Shows im Jahr, kassiert
Grammys für seine Platten
und Millionen für seine Auftritte.
Die neue Tour bestreitet
er im Laser-Raumschiff.
The Red Bulletin blickte
hinter die Kulissen seiner
Live-Show und staunte: Im
Herzen ist Skrillex ein Punk.
Text: Cole Louison
Bilder: Ben Raynor
3000
Menschen …
… drängen sich vor den Holztoren des
Iroquois Amphitheater in Louisville,
Kentucky. Noch fünfzehn Minuten bis zum
Einlass. Einige nutzen die Zeit, um ihre
mitgebrachten Kartonschilder fertig zu
bemalen, andere tanzen sich warm –
zur Musik, die aus ihren Handy-Lautsprechern
klirrt und kracht.
Die Nacht scheint auch einen Dresscode
zu haben, und der lautet: Farbexplosion.
Überall sieht man neongelbe T-Shirts und
Stirnbänder, knallige Stachelfrisuren,
offensive Gesichtsbemalungen, bunte
Sonnenbrillen, grelle Ganzkörperstrümpfe.
Außerdem im Trend: langes Haar, an
den Schläfen ausrasiert, Hornbrillen und
Lobe-Piercings. So nennt man jene Ringe,
die das Ohrloch auf Mantelknopfgröße
ausdehnen.
Die meisten der Fans, die ungeduldig
auf ihren Helden warten, sind unter
zwanzig. Manche aber sind auch deutlich
darüber. So wie Terri MacSkimming. Sie
steht mit ihrem zwölfjährigen Sohn Andre
– neonblaue Streifen auf den Wangen –
ganz vorne in der Schlange. „Andre entdeckte
Skrillex’ Musik durch seine Freunde
im Sommerlager“, sagt sie. „Anfangs
dachte ich: Was zur Hölle ist das? Aber
jetzt liebe ich den Sound. Nicht zu schnell,
dafür hart – dazu kannst du voll abgehen.“
Der Sound, den sie beschreibt, heißt
Electronic Dance Music, Szenekürzel:
EDM. Skrillex ist einer ihrer Superstars.
EDM boomt seit einigen Jahren weltweit.
Losgetreten wurde der Hype vor
fünf Jahren von Produzenten wie David
Guetta. Gemeinsam mit Vertretern des
Mainstream-Pop wie Rihanna und Akon
kreierten sie Nummer-1-Hits auf der Basis
von Club-Musik-Genres wie Trance, House
und Dubstep. Heute spielen junge EDM-
Stars in Fußballstadien und auf großen
Rockfestivals. Laut dem Wirtschaftsmagazin
„Forbes“ verdienten die zehn
bestbezahlten EDM-DJs der Welt 2013
zusammen 241 Millionen Dollar – mehr
als die Spieler von Real Madrid.
72
„Nicht zu schnell,
dafür hart – dazu
kannst du voll
abgehen.“
Langes Haar mit Undercut
und dunkle Hornbrille:
Skrillex’ Markenzeichen
werden von vielen seiner
Fans adaptiert.
Mit einem Jahreseinkommen von
16 Millionen Dollar findet sich auch Sonny
John Moore alias Skrillex auf dieser Liste.
In seiner erst vierjährigen Karriere gewann
der 26-jährige Schulabbrecher bereits
sechs Grammy Awards. Sein Facebook-
Profil zählt über 17 Millionen Fans.
Während sich draußen die Tore der
Arena öffnen, fläzen sich Skrillex und
sein Team auf den Leder-Couches im
Backstage-Bereich.
„Hallo, ich bin Sonny“, stellt er sich
mit kratziger Stimme und Bubengrinsen
vor. Das lange, gewellte Haar noch nass
vom Duschen, das Outfit ganz in Schwarz.
Unterm linken Arm sein Laptop, in der
rechten Hand eine Zigarette, Marke:
American Spirit. Er wirkt aufgekratzt
und unterhält sich mit einigen Roadies
vor seiner Garderobe.
Plötzlich unterbricht ein dumpfes
Grollen die Gesprächsrunde.
Die Tischplatte zittert, einige Pappbecher
wackeln.
„Sorry, Jungs“, sagt Skrillex. „Das ist
mein Zeichen. Bis gleich!“ Er sprintet los.
Vorbei am Catering, an Kabelbergen. Sein
Ziel: der linke Bühnenaufgang, wo Milo
& Otis gerade ihr bassgewaltiges Live-Set
Ein Schul-
Abbrecher mit
17 Millionen
Fans auf
Facebook
und sechs
Grammys.
eröffnen. Das junge Duo aus Los Angeles
wärmt die Fans für Skrillex auf. „Die beiden
sind gute Freunde“, sagt er. „Super,
oder?“ Er kneift die Augen hinter seiner
Hornbrille zusammen, reckt die Hand
zum Teufelshorn in die Luft und schüttelt
seine Mähne.
Nach einer Minute bricht er das Headbangen
abrupt ab und zieht sein Smartphone
aus der Hosentasche. Er starrt aufs
zerkratzte Display, rennt mit einem Mal
zurück Richtung Garderobe und knallt
die Tür hinter sich zu. So wuchtig, dass
der aufgeklebte Zettel mit der Aufschrift
skrillville zu Boden flattert.
„Kurz vor der Show zieht er sich immer
zurück“, erklärt Skaruse, ein schlaksiger
blonder Typ, Skrillex’ Tour-Assistent. Er
berichtet: Am Vormittag hat sein Boss
angefangen, an einem neuen Track zu
basteln. Den will er wohl noch vor seinem
Konzert fertigkriegen. Um ihn später
gleich live auf der Bühne zu präsentieren.
Dieser Arbeitseifer ist
charakteristisch für
Skrillex. Allein 2011
spielte er mehr als
300 Shows. In manchen
Nächten legte er sogar
dreimal auf, zwei normale
DJ-Sets und eines
auf der Afterparty. Obendrein veröffentlichte
er in den letzten vier Jahren sechs
EPs, im vergangenen März erschien sein
Debütalbum „Recess“. Eine Granate von
einer Platte. Wie ein Roboter-Aufstand
im Kernkraftwerk. Brüllende Synthesizer,
sägende Bässe, polternde Dubstep-Beats.
Das klassische Stilmittel eines Skrillex-
Tracks: anschwellende Sirene, sich stetig
steigernder Trommelwirbel. Dann: Sound
setzt kurz aus. Roboterstimme. Dann:
Bass. Bumm! Den Moment, in dem die
Energie förmlich explodiert, nennen
Skrillex’ Fans „Drop“.
Gothic-Manga-Outfit und Neon-Ski-Unterwäsche: Skrillex’ Fans sind genauso bunt wie seine Musik.
74 the red bulletin
Sound setzt aus.
Roboter-Stimme.
Dann: BaSS. Bumm!
Auf seiner aktuellen
„Mothership“-Tour
spielt Skrillex vor bis zu
5000 Fans pro Nacht.
Es ist die Eröffnungsnacht
seiner „Mothership“-Tour,
auf der er das Album
vorstellt: 23 Konzerte im
Frühjahr und Sommer in
den USA, danach Europa.
„Ich bin seit vier Jahren
fast ständig unterwegs“,
sagt Skrillex. „Es gibt für mich nichts
Tolleres, als zu sehen, wie Leute zu meiner
Musik abgehen.“
Für Skrillex bedeutet ein DJ-Gig mehr,
als mit Plattenspielern auf der Bühne zu
stehen. Skrillex liebt die Show, er liebt
das Spektakel. Das war schon 2011 bei
seinen ersten größeren Konzerten so, als
er mit Licht- und Pyro-Effekten für Aufmerksamkeit
sorgte.
Dieses Mal gingen er und seine Crew
noch einen Schritt weiter: Im Zentrum
der Bühne steht ein mit Laserkanonen
ausgerüstetes Raumschiff. Im Cockpit:
Skrillex. Hydraulikpumpen bringen den
kantigen grauen Metallpanzer zum
Schweben. Nebel steigt auf, die riesigen
Leinwände flackern wie wild.
Ein halbes Jahr lang tüftelten Skrillex
und sein Team an der neuen Show. In
einer 1000-Quadratmeter-Lagerhalle in
Downtown Los Angeles wurde das Raumschiff
von der Größe eines Helikopters
gebaut. Die Leinwand ist drei Stockwerke
hoch und wirkt wie ein glühender Monolith.
Auf Metallgerüsten zischen automatisierte
Scheinwerfer über die Bühnendecke,
Laserblitze entladen sich über
dem Raumschiff in Regenbogenfarben.
An der vorderen Bühnenkante sind sechs
Kanonen angebracht, die Feuer und Nebel
ins Publikum schießen. Acht Trucks sind
nötig, um die Bühne von Stadt zu Stadt
zu transportieren.
Zurück in den Backstage-Bereich: Aus
der verschlossenen Garderobe dringt
dumpfes, rhythmisches Poltern – der
Meister ist offenbar noch am Tüfteln.
Skaruse nützt die Zeit, um die Abreise
zu planen. Sofort nach der Show wird die
Bühne in die LKW verpackt. Abfahrt:
22.50 Uhr. Schlafen wird die Crew samt
Skrillex im Tourbus. Ankunft in Cleveland,
Ohio: vier Uhr früh. Fünf Stunden später
finden sich Techniker und Bühnenhelfer
wieder zum Aufbau am Konzertort ein.
Bleibt bei diesem streng geregelten
Tagesablauf eigentlich Zeit zum Feiern?
„Sehr selten“, erklärt Skrillex, als er aus
der Garderobe kommt. „Morgens gehe ich
oft joggen, abends esse ich meist nur Salat.
Auf Tour muss ich mit den Kräften haushalten.“
Einige seiner Crew-Mitglieder
wollten ihn gestern zum Ausgehen überreden.
Um den Tour-Start zu feiern. Doch
er sagte ab. Gute Entscheidung, wie ihm
die Kollegen beim Frühstück bestätigten:
Man war in einer heruntergekommenen
Strip-Bar mit nur einer Tänzerin und betagten
Oben-ohne-Kellnerinnen gelandet.
Nur noch wenige Minuten bis zur Show
– die Anspannung ist Skrillex ins Gesicht
geschrieben. Während er am Nachmittag
noch aufgekratzt mit den Roadies scherzte,
wirkt er nun ruhig, ja ernst. Kein Wunder,
meint Skaruse. „Es ist das erste Konzert
der Tour, und Skrillex ist Perfektionist. Da
muss alles passen.“ Das war am Nachmittag
beim Licht-Check nicht zu übersehen:
Konzentriert hockte er in seinem DJ-Cockpit,
paffte an einer Zigarette und starrte
zum Techniker am Bühnenrand.
Ein blauer Scheinwerfer ging an. Skrillex
hielt sich die Hand vors Gesicht: „Das
76 the red bulletin
ist zu steril. Können wir einen anderen
Blauton probieren?“ Erst beim vierten
Anlauf – mit einem helleren Blau wie von
ausgewaschenen Jeans – lächelte er zufrieden.
„Ja, viel besser, danke.“
Das Konzert von Milo &
Otis ist zu Ende. Kurzer
Umbau. Caleb Meyer
steht an der vorderen
Bühnenabsperrung. Der
korpulente Sicherheitsmann
mit Ziegenbart
murmelt in sein Funkgerät.
Seine Aufgabe: alle Besucher rechtzeitig,
bevor Skrillex’ Konzert beginnt, zurück
auf ihre Plätze zu weisen. Nicht ganz
einfach angesichts der Fan-Begeisterung.
Aber Meyer wirkt gelassen. „Bei EDM-
Konzerten gibt’s selten Probleme“, sagt er.
„Die Kids hier wollen einfach Spaß haben.
Das einzige Problem wird sein, sie während
der Show auf ihren Sitzen zu halten.“
Und er sollte recht behalten. Kaum hat
Skrillex sein Raumschiff geentert und ist
der Beat losgaloppiert, springen die Leute
jubelnd aus ihren Sesseln. Skrillex grinst
zufrieden. Hunderte Handys sind auf ihn
gerichtet. Er hebt den rechten Arm – und
dreitausend Tänzer winken zurück. Dann
„Diese
Euphorie,
da ist nichts
falsch oder
gekünstelt.“
Skrillex schüttelt seine
Mähne, gestikuliert,
winkt: Einfach nur
Platten abzuspielen
ist ihm zu wenig.
wird die Musik leiser, das Raumschiff hebt
ab. Die Schweinwerfer gehen aus.
Und: Bummm!
Der Bass bläst mit voller Wucht aus den
Boxen, Laserblitze zucken, der Meister
steht am Mischpult und schüttelt sein Haar.
„Alles klar bei euch?“, ruft er ins Mikrofon.
Tosender Applaus antwortet ihm.
Skrillex liebt die Inszenierung. In der
Szene erntet er aber genau deshalb oft
Kritik. Sein Kollege Deadmau5, selbst in
der „Forbes“-Top-DJ-Liste, nennt Skrillex
einen Knöpfchendreher. Einen, der auf
der Bühne kaum was live macht, das durch
Laserkanonen kaschiert – und fett absahnt.
Nach dem Konzert darauf angesprochen,
winkt Skrillex ab. „Die Ramones
verwendeten in ihren Songs drei Akkorde.
Viele meinten damals, das sei gar keine
richtige Musik“, sagt er. „Aber die Energie,
die sie mit diesen drei Akkorden erzeugten,
war unglaublich. Deshalb kann ich
solche Vorwürfe nicht ernst nehmen. Sie
machen mich erst recht zum Rebellen.“
Der Laptop, sagt Skrillex, sei eben sein
Hauptinstrument. Das Herz seiner Live-
Show. Und den Leuten im Publikum sei es
egal, wie er die Musik erzeuge und mixe.
„Hast du das Publikum vorhin gesehen?“,
fragt er. „Diese Euphorie, da ist nichts
falsch oder gekünstelt. Diese Leidenschaft
ist echt.“
Nach der Show strömen die Massen
hinaus in die laue Frühlingsnacht. Vor
dem Backstage-Eingang sammelt sich
eine kleine Traube von Fans: die dreißig
Gewinner eines Star-Treffs mit Skrillex.
Einer der Glücklichen ist Paxton Titus,
fünfzehn Jahre alt. Zwei Stunden hat er
mit seinen Eltern im Auto verbracht, um
Skrillex die Hand zu schütteln – und ein
Porträt seines Helden signieren zu lassen,
das sein zehnjähriger Bruder gemalt hat.
„Seine Musik klingt anders als das Zeug,
das sonst im Radio läuft. Er hat diesen
Monster-Sound“, sagt Titus aufgeregt.
Mandee Edwards, 24, ist aus St. Louis,
Missouri, angereist, vier Autostunden.
Make-up, Absatz-Lackstiefel und eine
schwarz-weiß gescheckte Turmfrisur –
zwei Stunden hat sie für ihr Styling
gebraucht. Was Skrillex’ Musik angeht,
gibt sie Titus recht: „95 Prozent der EDM-
Musik ist nach dem gleichen Schema
gestrickt: Frauengesang, Spannungsaufbau,
Bass einsatz“, sagt sie. „Skrillex
dagegen hat seinen ganz eigenen Stil.“
Dann geht die Tür auf.
„Heeey, hallo!“
Skrillex stürmt herein. Sein schwarzes
T-Shirt ist frisch, die Laune blendend. Nur
die verschwitzten Haare deuten darauf
hin, dass er vor einer Viertelstunde noch
auf der Bühne stand. Er schüttelt Hände,
umarmt Fans, posiert mit ihnen für Selfies.
Geduldig unterschreibt er auf Fotos,
T‐Shirts, einer Kochschürze und etlichen
Oberarmen. Ein Fan meint, dass er sich
das Autogramm am Arm als Tätowierung
nachstechen lassen will. Skrillex signiert
auch Titus’ Zeichnung und lässt sich von
dessen Eltern damit fotografieren.
Nach einer halben Stunde klopft ihm
Skaruse auf die Schulter, es ist Zeit aufzubrechen.
Skrillex bedankt sich bei den
Fans fürs Kommen und entschuldigt sich
für das abrupte Ende. Zwei muskulöse
Männer in Schwarz begleiten ihn durch
den Hinterausgang nach draußen.
„Die Fans sind mir am wichtigsten“,
beteuert er am Weg zum Tourbus. Auf
Instagram hält er sie am Laufenden, bei
Meet & Greets wie eben lernt er sie kennen.
Und vor allem: Er schenkt ihnen seine
Musik, auch sein aktuelles Album – als
kostenlose Smartphone-App.
Während der Rest der Musikindustrie
über Piraterie und Gratis-Downloads
jammert, macht Skrillex aus der Not eine
Tugend. Warum? „Das hat mit meiner
Punk-Einstellung zu tun“, erklärt er. Eine
Gesinnung, die er sich aus seiner Jugend
erhalten hat, als er in Hardore-Bands
Keyboard spielte.
„Die Kids sind nicht blöd. Sie merken,
wenn du ihnen etwas aufschwatzen
willst. Eine Punk-Show, bei der ein Glas
Bier 20 Dollar kostet? Das ist einfach
nicht authentisch“, sagt er.
„Es gibt ein YouTube-Video, in dem ein
Zweijähriger zu meiner Musik tanzt. Das
finde ich cool, weil dir in dem Alter keiner
etwas einreden kann. Du hörst etwas und
drückst deine Emotionen aus. Und genau
das liebe ich.“
alientalk.skrillex.com
the red bulletin 77
edbulletin
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Ihr Programm im August
Die lauteste
iPhone-Schutzhülle
der Welt, Seite 87
action!
Reisen / Equipment / Party / Workout / City Guide / Musik / Events / TV
AJ Hackett
„... was zur
Hölle mache
ich da?“
Die längsten fünf Sekunden Ihres Lebens
beginnen 233 Meter über Macao.
Travel, Seite 80
the red bulletin 79
Action!
Reisen
Après-
Bungee
Was macao sonst
noch bietet
Am gas
Der Macau Grand
Prix im November
ist der Saisonhöhepunkt
der Formel
3. Die besten
Nachwuchspiloten
aus der ganzen
Welt ermitteln hier
ihren Champ.
macau.grandprix.
gov.mo
Macaooooooooo!
Bungee Schauen Sie doch mal auf einen Sprung
in Macao vorbei. Aber nicht auf irgendeinen.
Die höchste Bungee-Plattform der Welt findet man seit 2006
exakt 233 Meter über chinesischer Erde am 338 Meter hohen
Macau Tower. Je sechs schwarze und weiße Querstreifen
zählen den Countdown ins Nichts. Der freie Fall dauert fünf
Sekunden (das ist seeeeehr lang) und wird von einem Spezialseil
abgefedert, das Bungee-Pionier A. J. Hackett entwickelt
hat. Der Springer erreicht 200 km/h. Mitarbeitern im Macau
Ttower kurbelt der Sprung den Kreislauf zwischen zwei
Mmeetings an (angeblich gibt es Menschen, die schon über
900 Mal den Schritt über den zwölften Querstreifen gesetzt
haben). Henrique Ferreira, einer der Manager des Towers,
brachte es auf bislang 17 Sprünge. Gewöhnt man sich dran?
„Nie!“, sagt Ferreira. „Dein Herz rast jedes Mal wie verrückt.“
Miguel Soares, 29, Elektrotechniker aus Portugal,
benö tigte drei Jahre, bis er den Mut für seine Premiere aufbrachte.
„Nachdem ich gebucht hatte, begann ich schlecht
Bungee-Preise starten
bei rund € 260.
Sprünge sollten ca.
zwei Monate im Voraus
gebucht werden.
ajhackett.com/macau
zu schlafen“, sagt er. „Als ich die Plattform
sah, erstarrte ich. Du fragst dich:
‚Was zur Hölle tu ich da?‘ Dann fällst
du … zuerst blanker Horror, danach ist
es ein Gefühl wie Fliegen. Am Boden
denkst du: ‚Das will ich noch einmal!‘“
Beruhigender
Fun-Fact: In
Macao stirbt
man durchschnittlich
mit
84½ Jahren.
Das ist der
zweithöchste
Wert der Welt.
Insidertipp
Kopf Hoch
Was ist der wichtigste Tipp von Miguel Soares?
„Nicht nach unten sehen! Wirklich. Tu’s nicht. Bis
zum letzten Moment. 233 Meter sind nur eine
Zahl. Aber dass die Autos mikroskopisch klein
sind, das kann dir den Willen brechen.“
Aussichtsreich
„… aber vergiss nicht, die
Augen zu öffnen“, ergänzt Henrique
Ferreira. „Bei meinem ersten Sprung hielt ich sie
geschlossen, bis ich den Rebound spürte. Ein
Jammer. Dadurch entging mir die unglaublichste
Aussicht über die Stadt, die man haben kann.“
On Top
Die Gondelfahrt
auf den Guia Hill
bietet sensationelle
Ausblicke. Oben
wartet der 1,7 Kilometer
lange spektakuläre
„Walk
of 33 Curves“.
en.macautourism.
gov.mo
All in
Noch ganz im
Glückstaumel vom
Bungeesprung,
geht’s ins Kasino.
Das Wynn Macau
mit pompöser Drachenshow
erinnert
an Las-Vegas’sche
Spieltempel.
wynnmacau.com
AJ Hackett, macau.grandprix.gov.mo, shutterstock(2)
80 the red bulletin
Action!
My City
N 45th St
Jamal Crawford,
Shooting Guard
der Los Angeles
Clippers
1
Aurora aVe N
I-5 Express
evergreen point floating Bridge
Regen-Dribbler
Seattle hat derzeit kein NBA-Team. Aber ein
Superstar des Basketballs stammt von hier:
Jamal Crawford erklärt uns seine Stadt.
Jamal Crawford lebt in Kalifornien. Berufsbedingt.
Der Basketball-Star ist seit zwei Jahren Shooting
Guard der Los Angeles Clippers. Sein Herz aber
hängt an seiner Heimatstadt. „Ich liebe Seattle“,
sagt der 34-Jährige. „Freundliche Leute, gute Luft.
Es ist der schönste Ort der Welt.“ Ist Seattle auch
ein fruchtbarer Boden für Basketball-Talente? „Es
regnet viel, das Leben spielt sich drinnen ab“, sagt
er. „In meinem Fall: in Sporthallen.“ Das schlechte
Wetter hatte auch sein Gutes: Als Jugendlicher
dribbelte er im Freien mit dem nassen Ball – um
seine Technik zu verbessern. „Diese Zeit hat mich
zu dem Spieler gemacht, der ich bin“, sagt er.
www.nba.com/clippers
Puget Sound
2
3
West Seattle Bridge
4
I-5 Express
E Madison St
Beacon aVe S
lake Washington
Lacey V. Murrow Memorial Bridge
5
e Marginal Way s
TOp Five
Jamal Crawfords City-Highlights
1 Seattle Pro-Am
2 Key Arena
3 Pike’s Place Market 4 Dick’s Drive-In
5 SeWArd Park
Seattle Pacific University
305 Harrison Street
86 Pike Street
115 Broadway E
5895 Lake Washington
(5. Juli – 30. August) „Die beste Konzert-Location „Meine Oma lebte im Ober-
„Rapper Macklemore ließ vor Boulevard South
„Mein eigenes Turnier: Profis von Seattle. Ich hab dort Stars geschoss dieser Markthalle. kurzem den Straßenzug vor „Die bewaldete Halbinsel ragt
gegen die besten Amateure wie Sade und Kendrick Lamar Auf älteren Fotos kann man dem Restaurant sperren, um weit in den Lake Washington.
der Stadt. Viele Top-Spieler live gesehen. Bei Shows wird ihre Wohnung sehen. Obwohl am Dach ein Musikvideo zu Die Luft ist frisch und sauber,
haben ihr Kommen zugesagt: die Halle total abgedunkelt, stadtbekannt, hab ich den drehen. Der Laden ist legendär, der Ausblick auf den 4392
Rajon Rondo, Gerald Wallace, damit du dich völlig auf die Fisch dort noch nie gegessen, die Shakes sind toll. Auch Bill Meter hohen Mount Rainier
James Harden und Chris Paul.“ Bühne konzentrieren kannst.“ will es aber bald nachholen.“ Gates kommt hierher essen.“ atemberaubend schön.“
Pilgern
Sightseeing für
Grunge-Fans
EMP Museum
Die größte Nirvana-Ausstellung
der Welt: Originalins
trumente, einmalige Aufnahmen
und Dave Grohl als
virtueller Museumsführer.
El Corazón
Alice in Chains waren die
Haus-Band des Clubs, Pearl
Jam gaben dort ihr Debütkonzert.
Noch heute spielen
täglich junge Bands live.
Brunnen vor dem
Seattle Center
Hier finden sich gern Leute
ein zur Mahnwache für die
Grunge-Giganten Kurt
Cobain und Layne Staley.
the red bulletin 81
Action!
Profi-Gear
Volle Kiste
Im Heck steckt
das Notfall-
Equipment für
unerwartete
Zwischenfälle –
die es garantiert
geben wird.
Komfort
Entspannte Fahrer
sind schneller:
Servolenkung und
genug Beinfreiheit
helfen bei Rennen,
die bis zu zwölf
Stunden dauern.
Off-
Road
Nützliche Helfer
im Gelände
LED-Helmlicht
Gibt’s in den
Durchmessern 35,
60 und 75 mm. Die
stärkste 14-Watt-
Leuchte strahlt
1200 Lumen hell.
www.trailtech.net
Gestreckt
Dank langem Radstand
(214 cm) ist
das Fahrverhalten
selbst bei hoher
Geschwindigkeit
auf ruppigem Terrain
berechenbar.
Gedämpft
Die Einzelradaufhängung
mit
externen Ausgleichsbehältern
steckt Löcher bis
zu 35 cm weg.
Triple Extreme
Race Light
Individuell schaltbare
Hochdruckentladungslampe
(100 Watt), geeignet
bis Tempo
80 km/h.
www.trailtech.net
Pfadfinder
OFFROAD Derek MuRRAys Begleiter durch die unwegsamen
Wüsten Nordamerikas.
Derek Murray, 34,
fährt mit einem
Can-Am Maverick
Max 1000R.
Im Vorjahr feierten Derek Murray
und sein Bruder Jason bei „Vegas to
Reno“, dem mit ca. 870 Kilometern
längsten Offroad-Rennen der USA,
ihren ersten Sieg in der „Best in the
Desert“-Serie – mit einem selbst
entwickelten Utility Vehicle. Den
modifizierten Can-Am Maverick
Max 1000R treibt ein wassergekühlter
101-PS-Zweizylindermotor an,
der stärkste seiner Art. „Ein besonderer
Vorzug des Quads ist seine
Zuverlässigkeit“, meint Murray.
„Wir hatten im Vergleich zur Konkurrenz
kaum Ausfälle. Solange
wir Fahrer keine Fehler machen,
bringt uns der Maverick ins Ziel.“
www.murrayracing.com
Lifttrax
Der Helfer, wenn
man in Schlamm
oder Sand festsitzt.
Das aufblasbare
Recovery Set
hat eine Tragkraft
bis zu vier Tonnen.
www.lifttrax.com
82 the red bulletin
VON WELTMEISTERN GETESTET,
ERHÄLTLICH FÜR ALLE.
www.total.de
Action!
workout
Broad schlägt mit
links und wirft mit
rechts (und beides
besonders gut).
Stuart Broad, 28,
ist englischer
Cricket-Superstar.
Wurfkanone
Cricket Der Weltklasse-Bowler
Stuart Broad lüftet das Geheimnis
eines knallharten Wurfs.
28 Jahre, 85 Kilo auf 1,98 Meter, Cricket-
Superstar, Kapitän der englischen Twenty-
20-Mannschaft (der neuesten Form des
Crickets): Das ist Stuart Broad. Er ist Fast
Bowler, das ist der härteste Job im Cricket,
vergleichbar mit dem Pitcher im Baseball.
„Bei jedem Wurf wirkt das zehnfache Körpergewicht
auf Knie und Knöchel“, sagt
Broad, der für seine glasharten geraden
Würfe gefürchtet ist. „Bei Testmatches
messen wir mittels GPS auch, wie weit ich
pro Spiel gehe, laufe und sprinte: 18 Kilometer!“
Das Verletzungsrisiko bei Bowlern
ist hoch, besonders häufig ereignen sich
Stressfrakturen in Füßen und Rücken.
Speziell diese Zonen gilt es im Training zu
stärken. „Das ist aber nicht einfach, wenn
du an 250 Tagen im Jahr spielst. Jedes
Training, bei dem die Muskulatur übersäuert,
ist kontraproduktiv. Denn das
Wichtigste ist, fürs nächste
Spiel bereit zu sein!“
www.stuart-broad.com
Bauch-Bein-Po (aber richtig)
„Die Leute glauben, Wurfkraft komme aus der Schulter. Falsch. Sie kommt aus den Beinen! Die müssen
stark sein. Ausfallschritte sind die perfekte Übung für Oberschenkel, Gesäßmuskeln und Rumpf.“
Hundeschule
Apportieren für Cricketer
1 2 3
Fast Balls
„Wir trainieren mit einem Ballwerfer
(Bild rechts), wie ihn Hundebesitzer
kennen“, sagt Broad. „Wir verstärken
ihn mit Kohlefaserbändern. Die Würfe
erreichen so rund 150 km/h, und wir
können mit einer höheren Intensität
als im Match trainieren.“
In jeder Hand ein Gewicht, nicht zu
leicht – es soll anstrengend sein,
sonst stärkt es den Rumpf nicht
Vorwärtsschritt, Knie beugen, mit
dem gegenüberliegenden Arm die
Hantel über die Schulter drücken
Beinwinkel 90°, das hintere Knie
berührt nicht den Boden, Gewicht
neben dem Ohr hochstemmen
Nathan Gallagher (2), schecker.de
84 the red bulletin
Action!
STARKE Uhren
Sinn U 1000 B (EZM 6):
Gehäuse aus deutschem
U-Boot-Stahl. Bis 1000
Meter wasserdicht. Funktionssicherheit
von –45
bis +80 Grad Celsius.
Sondere
i n s a t z
Sinns STArke
Spezialistinnen
siNN 103 Ti
Chronograph geprüft
nach TESTAF
(Technischer Standard
Fliegeruhren)
Sehr hart
im Nehmen
Sinn veredelt Uhren nicht mit
Juwelen, sondern mit Spezialtechnik
für Einsätze im Extrembereich.
sinn Alexander Linz
Wie kann man eine Uhr noch widerstandsfähiger
machen? Das ist die Frage, um die
sich beim deutschen Uhrenerzeuger Sinn
alles dreht. Hier eine Auswahl spannender
Antworten.
Die mechanischen Teile des Zeitmessers
werden von Ölen geschmiert,
die Temperaturen von minus 45 bis plus
80 Grad Celsius widerstehen. Damit diese
Öle über die Jahre voll funktionstüchtig
bleiben, wird ins Gehäuse eindringende
Feuchtigkeit mit der „Ar-Trockenhaltetechnik“
kompensiert.
Ein Weicheisenkäfig, der das Uhrwerk
im Inneren des Gehäuses umgibt, schützt
dieses vor Magnetfeldern bis 1000 Gauß.
Die Oberflächen der Stahlgehäuse werden
mit einem Tegiment-Mantel überzogen,
der sechsmal so kratzfest ist wie herkömmlicher
Edelstahl.
Für die deutsche Antiterroreinheit
GSG 9 baut Sinn einen Einsatzzeitmesser
mit HYDRO-Technik. Uhrwerk, Zifferblatt
und Zeiger werden im Gehäuseinneren in
einem glasklaren Ölbad gelagert. Dadurch
ist die Uhr unter Wasser verspiegelungsfrei
abzulesen, das Glas beschlägt nicht,
und da Flüssigkeiten extrem druckresistent
– quasi inkompressibel – sind,
macht dieses System eine HYDRO-Uhr
druckfest für jede erreichbare Tauchtiefe.
www.sinn.de
Chris Jensen Burke auf der Flanke
des 8516 Meter hohen Lhotse (li.),
Eurocopter-Pilot bei Testflug (o.)
Neben zwei Tauchcomputern trägt Mario M. Weidner, ein legendärer Wracktaucher,
bei Einsätzen im Nordpolarmeer eine Sinn 203 Arktis.
siNN EZM 7
Profi-Uhr für die
Feuerwehr. Zeigt
maximale Einsatzzeiten
an.
siNN 757
Chronograph im
„Tegiment“-Gehäuse,
mit 1000 Gauß
Magnetfeldschutz
siNN UX GSG 9
Offizielle Dienstuhr
der deutschen
Antiterroreinheit
GSG 9
the red bulletin 85
Action!
Feierabend
Auch das
international
angesehene
BPM-Festival
feiert im Club
La Santanera.
Katerfrühstück
Flauer Magen
nach der langen
Nacht? Drei
KlaSSiker aus
mexikos Küche,
die den morgen
danach beleben.
¡Mucho báss!
Playa del Carmen HeiligensCHreine
und House-Beats – im kitschig-coolen
Club La Santanera fühlt man siCH
wie am Filmset von Robert Rodriguez.
Die Discokugel dreht sich
täglich von 22 bis 6 Uhr.
MENUDO
Die traditionelle
Kuttelsuppe ist
nicht jedermanns
Sache. Aber die
schwere, würzige
Brühe mit Kalbsinnereien
und
Ttortillas soll am
Morgen danach
Wunder wirken.
Früher war die Strandpromenade von
Playa del Carmen, einer 100.000-Einwohner-Stadt
auf Yucatán, eine No-go-Area für
nachtaktive Musikliebhaber wie Alejandro
Gámez. „In den Clubs lief Mainstream-
Pop“, erinnert er sich. „Und auf den
Strandpartys wurde Psy-Trance gespielt.
Fürchterlich.“ Vor zehn Jahren nahm sich
Gámez des Problems an – und eröffnete
mit La Santanera den besten Underground-
Club der Stadt und einen der besten des
Landes. Mit angesagten House- und Techno-DJs
aus aller Welt, zwei Floors, einer
großen Dachterrasse und extravagantem
Dekor: trashigen Neonröhren-Schildern,
Retro-Discokugeln, einem kitschig-coolen
Schrein für Jesús Malverde, Schutzpatron
der lokalen Drogendealer, Palmen, Flohmarktlustern.
Das Club-Interieur erinnert
an die Titty-Twister-Bar in Robert Rodriguez’
„From Dusk Till Dawn“. Das sei
gewollt, meint Gámez. „Wir wollen anders
sein als die Nachbarn am Strand“, sagt er.
„Und gerade das kommt an!“
La Santanera
Calle 12, Mza. 30 Loc. 2, Playa del
Carmen, Quintana Roo, México 77710
www.lasantanera.com
Der Chef
empfiehlt
Alejandro Gámez gibt
drei Tipps für die
Ttanzfläche:
Trinken
Statt Cocktails empfiehlt
Gámez einen Shot puren
mexikanischen Schnaps:
„Unbedingt Mezcal Papadiablo
probieren. Und ein
Glas Bier hinterher trinken.“
Kleiden
„Einige Besucher putzen
sich besonders heraus. Aber
das zieht bei uns nicht.“ Was
dann? Gámez meint: „Sei
ganz du selbst. So ziehst du
die meisten Blicke auf dich.“
Flirten
Die Frage „Wo kommst du
her?“ sei im Santanera der
beste Anmachspruch, sagt
der Chef. „Das Publikum
ist international, Playa del
Carmen ist ein kultureller
Schmelztiegel.“
POZOLE
Der Paprika-Eintopf
mit Mais,
Schweinerückenfleisch,
Oregano
und Rettich galt
den Mayas als
Festgericht. Heute
wird er als Katerkiller
vor allem am
Tag nach dem Fest
serviert.
CHILAQUILES
Fettig, salzig, gut:
Gebratene Tortillas
mit Käse, scharfer
Sauce und Proteinen
– Spiegelei
oder Hühnerfleisch
– versorgen den
Körper mit vielen
Mineralstoffen.
Bennett Sell-Kline for TheBPMFestival.com(3), shutterstock.com
86 the red bulletin
KATHERINE HAWTHORNE
Action!
laden & Lauschen
„Justin Bieber
wird der neue
King of Pop“
Playlist Kiffer-Hymne, kritischer
Soul und der Klassiker schlechthin:
Rap-Gigant 50 Cent gewährt Einblick
in seinen Musikkosmos.
1
Marvin Gaye
„Inner City Blues“
Curtis Jackson
alias 50 Cent, 38,
Musiker und
Eentrepreneur
aus New York
Um 1970 handelten
Soul-
Songs meist
von der Liebe.
Bis Marvin
Gaye mit dieser
Tradition
brach. Er
schrieb Stücke
über soziale Ungerechtigkeiten. So wie
„Inner City Blues“. Trotzdem klingt der
Song so geschmeidig, dass man ihn
unter der Dusche singen kann. Gaye ist
kein Prediger, er ist ein Beobachter. Und
deshalb verehre ich ihn.
Curtis Mayfield
4 „Pusherman“
5
Ein Song vom
besten Soundtrack
aller
Zeiten. Wenn
du „Pusherman“
hörst,
bekommst du
sofort ein
Gefühl für die
Atmosphäre des Films „Super Fly“: coole
Gangster in den 1970ern. Mayfields
Musik ist im Streifen quasi der Hauptdarsteller.
Ein dichtes, stimmiges
Kkonzeptalbum. Genau das wollte auch
ich mit „Animal Ambition“ schaffen.
Curtis Jackson ist ein 24-jähriger Drogendealer, als
er im Mai 2000 bei einer Straßenschießerei in New
York beinah ums Leben kommt. Der Zwischenfall verändert
alles: Jackson konzentriert sich fortan unter
dem Namen 50 Cent auf seine Rap-Karriere, nimmt
2003 mit Dr. Dre sein Debütalbum auf. „Get Rich or
Die Tryin’“ wird zum vierterfolgreichsten aller Hip-
Hop-Alben und zum Beginn einer
Ausnahme-Karriere. Mittlerweile
dreht 50 Cent Filme, schreibt
Bücher, entwirft Turnschuhe und
Kopfhörer. Bleibt da noch Zeit
für Musik? „Klar. Aber gut Ding
braucht Weile“, sagt er selbstbewusst
über sein erstes Album
seit fünf Jahren, „Animal Ambition“.
Welche fünf Songs ihn
dazu inspirierten, erzählt er hier.
50cent.com
Rick James
2 3
„Mary Jane“
Die beste
Kkiffer-Hymne
vom coolsten
Typen der
Welt. Rick
James war der
Stammvater
aller bösen
Jungs. Obwohl
er Strumpfhosen trug und Rasta-Stirnfransen
hatte. Über seine egomanischen
Rockstar-Exzesse sprach er kurz vor seinem
Tod 2004 in einem genialen Sketch
mit Comedian Dave Chappelle. Gibt’s
auf YouTube, unbedingt anschauen!
Prince
„Purple Rain“
Mit dieser
Platte hat sich
Prince selbst
übertroffen.
Der Titeltrack
ist zeitlos –
für mich das
beste Kompliment
für einen
Song. Wie man einen zeitlosen Song
schreibt? Ich weiß es nicht. Ein Künstler
versucht (bzw. hofft), mit jedem Stück
einen Klas siker zu schreiben, ein Rezept
dafür gibt es nicht. Und wenn doch,
dann ist „Purple Rain“ das Vorbild dafür.
Michael Jackson
„Remember the Time“
Das „Thriller“-
Album machte
ihn zum Helden
meiner
Jugend. Im
Rückblick
halte ich aber
diesen Song
von 1992 für
seinen besten. Vor allem wegen des
Musikvideos, einer neunminütigen Reise
ins alte Ägypten. Bis heute unübertroffen.
Der einzige lebende Künstler, der in
Michaels Fußstapfen treten könnte, ist
Justin Bieber. Ich meine das ernst!
Audio-aktiv
Gadget des Monats
Grace Digital Eco Extreme
Der handliche Outdoor-Lautsprecher
spielt Musik vom iPhone ab – 30 Stunden
lang mit einer Batterieladung – und
schützt es dabei gleichzeitig: Das Gadget
ist staubdicht, wasserfest
bis fünf
Meter und übersteht
einen Fall
aus bis zu zehn
Meter Höhe. Für
musikaffine Abenteurer
einfach
ein Muss.
N e u e
Toys
Drei Smartphone-
Apps, die jeder
Musikliebhaber
braucht.
Beatguide
Die App informiert
über die Party-
Szene in bislang
15 Städten weltweit
und bietet
dj-sets zum Vorhören.
Erleichtert
die Ausgeh-Entscheidung
sehr!
WhoSampled
Welchen Soul-
Klassiker hat Jay-Z
für seinen neuen
Hit gesampelt? Die
App analysiert Ihre
Musik-Bibliothek
und zeigt auf, wo
Stars abkupfern.
PhonoPaper
Die App verwandelt
das Smartphone in
einen Synthesizer,
der Audio-Aufnahmen
grafisch
darstellen, lesen
und wiedergeben
kann.
the red bulletin 87
Action!
games
Dieses Bild zeigt einen nicht
unwesentlichen Teil von
500 Millionen US-Dollar.
Kleine
Wunder
Neues für Tablets
und Handys
Darklings
Folge 2 des endlosen
Adventure-
Games in Schwarzweiß
und mit gehabt
eleganter
Spielmechanik:
Um zu siegen,
muss der Spieler
Symbole am Bildschirm
„malen“.
Nur für iOS.
mildmania.com
Halo again?
Destiny die Entwickler hinter der ganz grossen Sci-Fi-
Ego-Shooter-Legende zielen wieder ins Schwarze.
Es ist 13 Jahre her – in Gaming-Maßstäben also zwei volle
Generationen –, dass „Halo“ auftauchte und die Welt ein
kleines bisschen besser machte. Der bahnbrechende Launchtitel
war ein weiterer guter Grund, die erste Xbox zu kaufen.
„Halo“ gibt es noch immer, bloß seine Schöpfer, die Bungie
Studios, sind nicht mehr dabei; es ist ein bisschen wie bei
„Star Wars“ und George Lucas. Seit 2010, nachdem ihr „Halo:
Reach“ rausgekommen war, widmen sich die Bungies einem
neuen Thema. Im September wird „Destiny“ nun erscheinen.
Was man in der laufenden Beta-Phase schon zu sehen bekommen
hat, ist wenig überraschend und irre spannend zugleich:
ein gigantischer Sci-Fi-Shooter im Stil von „Halo“, mit überwältigend
schöner Grafik. Das wirklich Innovative an „Destiny“
ist die Idee des – wie Bungie ihn nennt – „Shared-World-
Shooter“: ein Mix aus temporeichem First-Person-Shooter
und MMO-Elementen aus Spielen
wie „World of Warcraft“.
Nicht nur die Fans hoffen auf etwas,
das besonders genug ist, das H-Wort
aus den Köpfen der Spieler zu verdrängen:
Kolportierte 500 Millionen
US-Dollar stecken in Entwicklung
und Marketing von „Destiny“ – mehr
als für J. J. Abrams’ „Star Wars:
Episode VII“ geplant ist, übrigens.
destinythegame.com
up next
Triebjagd
Zeit für „Plants
vs. Zombies
Garden Warfare“
Schon Teil eins der „Plants
vs. Zombies“-Reihe bewies,
wie viel Action im Smartphone
Platz hat. Im August
erscheint der jüngste Ableger
für PS3 und PS4 (für
Windows, Xbox 360 und
Xbox One ist er bereits erhältlich). Auf der PlayStation
macht der Kampf zwischen lebhafter Vegetation
(Pflanzen) und Charakteren in vegetativem Zustand
(Zombies) mindestens so viel Spaß wie am Handy.
popcap.com
Hart am Mann
ANKICK für „Madden NFL 15“
Wahrscheinlich gibt es kein großartigeres Sport-Videospiel
als „Madden“ – allein weil es sich beim Spielen
anfühlt, als würde man in die TV-Übertragung eines
American-Football-Spiels
eintauchen und nicht einfach
nur eine gamifizierte
Version des Sports spielen.
Im August erscheint die neueste
Auflage von „Madden“.
Und sie wird, genau wie all
ihre Vorgängerinnen, die bisher
größte und beste sein.
easports.com/madden-nfl
OC-TANE
Erinnerungen –
und was für welche!
– an das futuristische
Rennspiel
„Wipeout“ werden
wach. „Tron“-artige
Atmosphäre und
bis zu acht Spieler
im Multiplayer-Modus.
Für Android
und iOS.
syncinteractive.co.uk
80 Days
Wie in Jules Vernes
„In 80 Tagen um
die Welt“: ein
Steampunk-Abenteuer,
teils erzählt,
teils gespielt, mit
150 zu bereisenden
Städten und ihren
Intrigen und Gefahren.
Nur für iOS.
inklestudios.com
88 the red bulletin
promotion
26. 4., Olympiahalle, München
Night of the Jumps
Bereits zum vierten Mal gastieren
die Freestyle-Motocross-Helden in
der bayerischen Landeshauptstadt.
The Red Bulletin empfiehlt:
Vergangenes Jahr wurden 10.000
Fans Zeugen, wie der spanische
Mehr erleben mitFMX-Torero Dany Torres in einem
Herzschlagfinale den Franzosen
day
David Rinaldo mit nur einem Wertungspunkt
Vorsprung besiegte.
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12./13. 4., Rovinj (CRO)
nur € 40,-
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April & Mai, sechs Deutschland-Termine
Air Race
Triggerfinger statt € 49,90
370
dreams!
km/h Highspeed, Fliehkräfte
bis zu 10 g, zwölf Weltklassepiloten:
Das weltschnellste
schaffte die belgische Rockband 2012 den internationalen durch-
mit einer Coverversion von „i Follow Rivers“ der schwedin lykke li
Flugrennen gastiert erstmals
bruch. ihre markenzeichen: blueslastige gitarrenriffs, melancholische
in Rovinj an Istriens Westküste.
lyrics und eingängige arrangements. deutschland-termine:
In der Favoritenrolle: Paul Bonhomme,
Brite, zweifacher Air Race-
27. 4., groovestation, dresden; 28. 4., kulturladen, konstanz;
Weltmeister und Sieger des Saisonauftakts
in Abu Dhabi.
12. 5., Übel & gefährlich, hamburg; 13. 5., strom, münchen
29. 4., garage, saarbrücken; 11. 5., heimathafen, Berlin;
www.redbullairrace.com
www.triggerfinger.net
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für 2 Personen
im Doppelzimmer:
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Urlaubs-Hotline:
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LiegenbLeiben
für den frieden
MacH MiT uND BleiB iM BeTT!
Kuscheln für den Weltfrieden konnten nicht nur die
Hippies: AXE PEACE ruft am 4. Mai 2014 gemeinsam
mit Hip-Hopper Cro und den Social-Media-Größen
Die Außenseiter, Gronkh und Sarazar zum Bed-in auf.
The Red Bulletin hat für Dich 40 biker
freund liche Hotels in ganz Deutschland
aus gewählt. Schnapp Dir deine Maschine
und genieße die Freiheit auf dem Motorrad.
Von den Bergen bis an die Küste – bei uns
warten die schönsten Motorradregionen
Deutschlands auf Dich.
Mit dem daydreams Wer kennt Hotelgutschein
es nicht, das Bed-in aus den Siebzigern! Unter dem motto
übernachtet ihr „make zu zweit Love. drei not Nächte War.“ ruft AXE gemeinsam mit Cro, Social-mediakostenlos
im Doppelzimmer. Stars und Joiz Vor tv zum Ort Bed-in ist 2.0 auf. War vor rund 40 Jahren gerade
nur noch das Frühstück einmal Farbfernsehen und Abend essen angesagt, ist heute das Social Web die Chance,
zu dem extra für ein Dich starkes aus gehandelten Zeichen für den Frieden zu setzen. Um an der gemütlichsten
Demo zu bezahlen. aller Zeiten teilzunehmen, zelebrieren die prominenten Un-
daydreams Tiefpreis
Die Hotelauswahl terstützer findest du der unter Kampagne am 4. mai gemeinsam ein großes Bed-in in
Berlin, das auf Joiz tv live übertragen wird. mitmachen kann jeder auf
www.daydreams.de/redbulletin
Axe.de. Bleibt am 4. mai einfach im Bett und dokumentiert das
mit dem Hashtag #liegenbleiben und einem foto über
facebook, Twitter, instagram & Co. mit der Kampagne
ruft AXE zusammen mit der non-profit-organisation
„peace one Day“ weltweit dazu auf, sich für ein
friedlicheres miteinander einzusetzen.
© Axe
Action!
TV-HighligHTs
Volles Programm
das red bull tv-fenster bei servus-tv
Must
See
Helden AUF
ihrem Bildschirm
Bayerns Hauptstadt
empfängt am 19. Juli
abermals die weltbesten
Freestyle-Motocrosser.
Red Bull
Cliff Diving
Auf den Aran
Islands vor Irland
will Gary Hunt
(GBR) seinen Vorsprung
ausbauen.
12. 7., 12.00 Uhr
Samstag, 19. 7., 18.00 Uhr
Red Bull X-Fighters: München
Am 19. Juli wird Münchens Olympiapark nach einem Jahr Pause erneut zum
Mittelpunkt der internationalen Freestyle-Motocross-Szene. Beim vierten
Red Bull X-Fighters-Tourstopp der Saison starten die zwölf weltbesten Rider,
darunter Titelverteidiger Thomas Pagès (FRA), Gesamtführender Levi Sherwood
(NZL) und der deutsche Youngster Luc Ackermann, erstmals auf dem
Wasser: Der neue Track liegt auf 450 Pontons inmitten des Olympiasees.
Mittwoch, 16. 7., 21.15 Uhr
Armstrong –
die Doku
Als Neil Armstrong 1969 als
erster Mensch den Mond
betritt, wird er zum Helden.
„Armstrong“ zeigt den
Mann hinter dem Mythos.
Mittwoch, 30. 7., 21.15 Uhr
The
Summit
Regisseur Nick Ryan sucht
in seiner Doku den Grund,
warum elf Alpinisten 2008
in der 8000-Meter-Todeszone
des K2 verunglückten.
Mittwoch, 6. 8., 21.15 Uhr
Schwarze
Löcher
Ein Team der Columbia-Uni
versucht zu klären, was passiert,
wenn die größte Gaswolke
der Milchstraße auf
ein schwarzes Loch trifft.
Sonntag, 27. 7., 15.50 Uhr
Red Bull Air Race:
Polen live
Nach seinem überraschenden
Sieg in Malaysia will Nigel Lamb
(GBR) mehr. Im polnischen Gdynia
wird er also versuchen, Konkurrenten
wie Hannes Arch (AUT),
Paul Bonhomme (GBR) oder Pete
McLeod (CAN) erneut hinter sich
zu lassen. Was aber nur mit einem
fehlerfreien und schnellen Flug
durch die bis zu 25 Meter hohen
Pylonen gelingen kann. ServusTV
sendet wie immer live.
Red Bull
Romaniacs
Taddy Błażusiak
(POL) stellt sich
in Rumänien der
ultimativen Hard-
Enduro-Herausforderung.
2. 8., 9.30 Uhr
Rally Finland
Auf seiner Heimstrecke
zählt für
Jari-Matti Latvala,
den Zweiten im
WRC-Klassement,
nur eins: der Sieg.
4. 8., 22.45 Uhr
Sie finden
ServusTV mit dem
Red Bull TV-Fenster
nicht auf Ihrem
Fernsehgerät?
Rat und Hilfe zum
Nulltarif unter
0800 100 30 70
Daniel Grund/Red Bull Content Pool, Rutger Pauw/Red Bull Content Pool, Future 7 Media/Red Bull Content Pool,
Samo Vidic/Red Bull Content Pool, Victor Engström/Red Bull Content Pool, DARLOW Smithson Productions Ltd, BBC
90 the red bulletin
promotion
Must-haves!
1 STILSICHERER WEGBEGLEITER
Die SEABROOK von GANT ist ein Chronograph,
der vor allem mit seiner Optik überzeugt.
Das sportliche Edelstahlgehäuse bildet
gemeinsam mit dem gehärteten Mineralglas
und der 10-bar-Wasserdichtheit das Fundament
für diesen Zeitmesser. Neben der Stoppfunktion
steht dem Träger auch eine Datumsanzeige
zur Verfügung. Die blaue Lünette
und das Edelstahlarmband unter streichen
den lässigen Look des Zeitmessers.
www.timemode.com
1
2
2 adidas Originals eyewear
Die Malibu vereint matte und glänzende
Oberflächen mit harten und weichen Linien
zu einem perfekten Beach-Street-Look. Der
Rahmen wird durch ein markantes Detail
zusätzlich aufgewertet: das eingebettete
Dreiblatt-Logo. Für eine perfekte Verbindung
von Stil und Funktionalität ist die Sonnenbrille
auch mit verspiegelten, polarisierten sowie
mit optisch korrigierten Gläser erhältlich.
www.adidas.com/eyewear
3 Nach dem Sport ist vor dem
Sport – Socks for Recovery
Die CEP Recovery Socks wurden speziell für
die Bedürfnisse des Körpers nach dem Sport
entwickelt und sorgen für eine verbesserte
Durchblutung nach anstrengenden Trainingseinheiten
oder Wettkämpfen. Das Ergebnis:
beschleunigte Regeneration, weniger Muskelkater
und ein maximaler Wohlfühleffekt.
Auch vor dem Training bereiten die Strümpfe
den Muskel optimal auf die anstehende
Belastung vor.
www.cepsports.com/de
3
4
4 HANDY LADEN MIT DER SONNE
Der Solartaschenproduzent SunnyBAG hat
in Zusammenarbeit mit dem Sportswearhersteller
Northland Professional ein innovatives
Outdoor-Solarsytem entwickelt: SunnyBAG
LEAF. Das 180 g leichte Solarpaneel ist kratz-,
stoß- und wasserfest und lädt ein Smartphone
in nur drei Stunden. Der mitge lieferte Akku
speichert die Sonnenenergie. Erhältlich in
allen Northland Shops in Österreich und bei
www.sunnybag.at
5
5 HERO Backpack
von Nitro Snowboards
Nitro Snowboards steht seit über 25 Jahren
für Produkte auf allerhöchstem Niveau. Dies
beweist Nitro Bags einmal mehr mit dem
brandneuen HERO. Der Freizeit- und Schulrucksack
bietet unter anderem eine gepolsterte
17-Zoll-Laptoptasche, zwei Hauptfächer,
seitliche Netz- und Reißverschlusstaschen
und eine ergonomische Rückenpolsterung.
Das Material ist 100 % PVC-frei und hat eine
Wassersäule von 2000 mm. Neben einem
unverkennbaren Look legt Nitro besonderen
Wert auf Langlebigkeit und Funktionalität
sowohl am Berg als auch im Alltag.
www.rucksack-onlineshop.com/nitro
6
6 Laufen ohne Limit –
Run Shorts 2.0
Die mit zwei Plus X Awards ausgezeichneten
Run Shorts 2.0 eignen sich perfekt für Läufer
aller Leistungsklassen. Die eingearbeitete
medi compression-Technologie sorgt für
eine bessere Durchblutung und damit für
mehr Ausdauer, Energie und Leistung. Das
atmungsaktive Material ist schnelltrocknend
und verfügt neben optimalem Feuchtigkeitsmanagement
auch über einen angenehmen
Cooling-Effekt beim Tragen.
www.cepsports.com/de
Action!
Events
Air Power: Spaniens
Andreu Lacondeguy
2011 über Nürnberg
6. September, Nürnberg
Red Bull District Ride
Comeback des urbanen Mountainbike-
Freeride-Klassikers: 24 internationale
Top-Rider messen sich in Nürnbergs Altstadt
auf einer der schwierigsten Strecken,
die ihr Sport zu bieten hat. Die Aufgabe:
fünf Sektionen mit Slopestyle-, Dirtjump-,
Park- und Big-Air-Elementen bewältigen,
und das vor 50.000 Zuschauern. Track-
Designer Aaron Chase, 2005 erster Sieger
des Red Bull District Ride, verspricht ein
abwechslungsreiches Setting: „So viele
verschiedene Hindernisse findest du sonst
nur in Bike-Parks. Ich werde die Obstacles
wie ein Puzzle zusammenfügen.“ Der Red
Bull District Ride zählt zur FMB Diamond
Series – der Champions League der Mountainbiker,
die weltweit fünf Contests umfasst,
darunter den Big-Mountain-Klassiker
Red Bull Rampage. Die besten zehn Rider
im Jahres-Ranking sind bereits fix für
Nürnberg qualifiziert. Favoriten: Sam
Pilgrim (GBR), Martin Söderström (SWE).
Local Hero: der Ingelheimer Peter Henke.
www.redbulldistrictride.de
92 the red bulletin
Markus Greber/Red Bull Content Pool, hhonolulu-events.com, Gold& Goose/
Red Bull Content Pool, Kane Hibberd/Red Bull Content Pool, deichbrand.de
11. – 20. 7., Hafen Hamburg
Surf & Skate Festival
Contests, Konzerte und internationale Filmpremieren:
Die Fans der beiden Brettsportarten erwartet ein abwechslungsreiches
Festivalprogramm. Ein Must-See: der Surf-
Contest „King of the Küste“. Der Wettkampf findet am
12. Juli auf Europas größter stehender Welle in Bispingen
bei Hamburg statt. Für all jene, die Party-Action bevorzugen:
Am 19. Juli tritt das Beginner Soundsystem
im Mojo Club auf.
www.surf-festival.com
17. – 20. 7., Cuxhaven
Nordsee rockt
Das Deichbrand-Festival
am Seeflughafen lockt
im Durchschnitt bis zu
35.000 Musikfans an die
Nordsee. Highlights im
diesjährigen Line-up: das
britische Electropunktrio
The Prodigy (li.), die schottische
Rock-Sensation Biffy
Clyro, Panda-Rapper Cro
und Jan Delay mit Band.
www.deichbrand.com
13. 7., Sachsenring, Oberlungwitz
MotoGP
Motorrad-Action mit Tradition: Seit 1998 gastiert
die Königsklasse einmal jährlich in Sachsen. Die
3,6 Kilometer lange Strecke verspricht aufgrund
zahlreicher enger Kurven viele Rad-an-Rad-Duelle.
Der absolute Favorit ist 21, Spanier und amtierender
MotoGP-Weltmeister: Marc Márquez (Honda)
fuhr im Vorjahr vor über 85.000 Zuschauern zum
Sieg. Sein Herausforderer: der italienische Altmeister
Valentino Rossi, der das Rennen bislang
viermal für sich entscheiden konnte. Für Deutschland
am Start: der Bayer Stefan Bradl.
www.motogp.com
Heiß auf den
Heim-GP:
Sstefan Bradl
20. 7., Hockenheimring
Vettels Heim-GP
Der Große Preis von Deutschland
ist ein Garant für dramatische
Formel-1-Rennen. Auch
Sebastian Vettel kann ein Lied
davon singen: Der inzwischen
viermalige Weltmeister musste
sechs Jahre auf seinen ersten
Heimsieg 2013 warten. 2014
wittert auch Sebastians
Teamkollege Daniel Ricciardo
eine Chance auf den Sieg.
www.formel1.de
2. 8., Elbinsel Wilhelmsburg, Hamburg
Spektrum
Festival
Pflichttermin für Hip-Hop-Fans: Neben
heimischen Top-Acts wie den Rappern
Haftbefehl und Chefket treten internationale
Stars wie der schottische
Producer Hudson Mohawke oder das
erst 18-jährige amerikanische Beat-
Wunderkind XXYYXX auf. Die Headliner
auf der Red Bull Music Academy
Stage: US-Producer AraabMuzik und
die französischen Acts Onra (li.) und
Stwo. Der Event findet auf dem Hamburger
MS-Dockville-Gelände statt.
www.facebook.com/spektrum.ms
17. 7., Comet Club, Berlin
Blitz Kids live
Das britische Pop-Punk-Quartett
rund um Frontmann Joe
James tourt zum ersten Mal
durch Deutschland. Mit im
Gepäck haben die Jungs auch
ihren Anfang 2014 bei Red
Bull Records veröffentlichten
Longplayer „The Good Youth“.
Aanspieltipp: der gitarrenlastige
Gute-Laune-Song „Sometimes“.
Alle Tour-Stopps auf:
www.blitzkidsofficial.com
S a v e
t h e
Date
Unverzichtbare
Termine in den
nächsten Wochen
17
juli
„Transformers
4“
Vierter Teil der
actiongeladenen
Blockbuster-Reihe
von Regisseur
Mmichael Bay. In
der Hauptrolle:
Mark Wahlberg als
Automechaniker
Cade Yeager.
Ab 17. 7. im Kino;
www.transformersfilm.de
27
Juli
REd bUll
Wings
Academy
Der niederländische
Kitesurf-
Profi Ruben Lenten
nimmt 20 Talente
zwischen 15 und
19 Jahren unter
seine Fittiche. Der
Event findet auf
Sylt statt.
www.redbull.com/
wingsacademy
2
August
Red bUll
Student Boat
Battle
Wasserschlacht
auf dem Maschsee
in Hannover.
Die Regeln: zwei
Boote, gepolsterte
Lanzen, und wer
als Erster ins Wasser
fällt, verliert.
www.redbull.com/
studentboatbattle
the red bulletin 93
ead bull
Ein
guter
Sohn
Von Thomas Glavinic
Thomas Glavinic,
geboren 1972 in Graz, verfasste ab 1991 Essays,
Erzählungen, Hörspiele, Krimis und Reportagen, die
inzwischen in 18 Sprachen übersetzt wurden. Sein
Roman debüt gab Glavinic
1998 mit „Carl Haffners
Liebe zum Unentschieden“.
Seine Romane „Wie man
leben soll“ und „Der
Kameramörder“ wurden
auch verfilmt. Sein
aktueller Roman „Meine
Schreibmaschine und ich“
ist bei Hanser erschienen.
Thomas Glavinic lebt mit
seiner Frau und seinem
Sohn in Wien.
Dieser Text ist sprunghaft, weil ich hohes
Fieber habe und mich ferner an einige
Ereignisse der vergangenen Wochen nur
dunkel erinnere. Dafür bitte ich um
Verständnis und Nachsicht. Ich schreibe
dies für mich auf, als Zeugnis dieser seltsamen Wochen, von
denen ich niemals gedacht hätte, dass sie solche Ungeheuerlichkeiten
mit sich bringen würden.
Ich weiß nicht, warum ich mich auf dieses Unternehmen
eingelassen habe, irgendwie hat er mich über redet.
Mein Vater. Ich sage lieber nicht, wie er heißt, es ist auch
nicht wichtig. Als Kind habe ich ihn selten gesehen, erst seit
einigen Jahren haben wir regelmäßigen Kontakt. Ich bin
ihm von Herzen zugetan, aber er hat seine Eigenheiten.
Früher hielt ich ihn bloß für schrullig, für einen schrulligen
alten Herrn mit einem leichten Hang zum Schnaps. Nun
weiß ich es besser. Er ist verrückt. Was nichts daran ändert,
dass er mein Vater ist.
Ich wollte einige Zeit raus aus Europa. Ich hatte viel
gearbeitet, war zu lange in Österreich und Deutschland
unterwegs gewesen, ich brauchte einen Ortswechsel.
Ursprünglich wollte ich mit einer Freundin nach Namibia,
aber die verfiel plötzlich auf die Idee, ihren Ex-Mann noch
einmal zu heiraten, und der mag mich nicht besonders.
Gerade da kam mein Vater mit seiner Idee an. Ein paar
Wochen Thailand. Klang gut.
Vor vier Wochen ging es los. Wien – Bangkok mit einem
Gelähmten. Seit einem Unfall mit seinem alten Porsche sitzt
er im Rollstuhl, er war nicht ganz nüchtern in jener Nacht,
was er zwar bestreitet, aber ich weiß es besser. Danach hat
er sich einen neuen gekauft und ihn auf Handbetrieb umbauen
lassen. Gas, Bremse, wird alles per Hand gesteuert.
Ich komme damit nicht zurecht, was ärgerlich ist, weil ich
ihn nicht mehr nach Hause chauffieren kann, wenn er
wieder bei mir auf der Couch zu viel getrunken hat. Auf
jener Couch hat er mich auch zu diesem Trip überredet. Ich
frage mich, ob ich sie je wiedersehen werde, diese Couch.
Wien – Bangkok, zehn Stunden neben einem Menschen,
der nicht gehen kann, der auch nicht gut schlafen kann und
der ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis hat. Wer neben so
jemandem sitzt, schläft ebenfalls nicht. Sondern hört sich
Geschichten an. Etwa über meines Vaters Zeit in Thailand,
wo er drei Jahre gelebt haben will, natürlich ohne ein Wort
Thai zu lernen. „Same same but different“ sei die Redewendung,
die ich am öftesten zu hören kriegen würde,
meinte er während der übelsten Turbulenzen irgendwo
über Indien, „same same but different“, würden die Thais
sagen, wenn sie einem Gin anstelle des bestellten Whiskys
bringen würden oder statt dem Chicken Satay eine Suppe
mit Meeresfrüchten, man brauche nicht Thai zu können,
die Thais sprächen Englisch.
Es folgten Geschichten über seinen Dienst in der
Fremdenlegion, über seine Arbeit als Personenschützer in
94 the red bulletin
ead bull
ingo pertramer
Singapur, über seine Zeit als Saucier des marokkanischen
Königs, über seine drei Ehen, über die Krankheiten, die er
hatte, von der Krätze bis hin zur Lungenpest, die er sich
irgendwo in Afrika eingehandelt haben will, lange bevor ich
geboren wurde, und darüber, wie er in Saudi-Arabien zu
seinem Vermögen gekommen ist – langatmige Geschichten,
die ich allesamt schon tausendmal gehört hatte und von
denen ich nicht einmal die Hälfte glaube.
Das ging den gesamten Flug so. Nach einem Zwischenfall
mit einer Flugbegleiterin wurden wir nicht mehr
bedient: „Was ist das für eine Sauce? Fräulein, machen Sie
mir eine neue Sauce! Was ist in dieser Sauce? Pestizide?
Hühnerblut?“ Da verkriecht man sich im Sitz. Doch irgendwie
kann ich ihm nicht böse sein, und seit dem Rollstuhl
bin ich noch ein wenig duldsamer geworden, was seine
Auffälligkeiten betrifft.
In Bangkok hatten wir vier Stunden Aufenthalt, dann
ging es weiter auf die gute Insel. Ich sage lieber nicht, wie
sie heißt, es ist auch nicht wichtig. Wir bezogen unser
Quartier, es war ein Bungalow, fünfzig Meter vom Strand
entfernt. Leider war aus dem Swimmingpool, der mich im
Prospekt so begeistert hatte, ein Müllabladeplatz geworden.
„Same same but different“, sagte mein Vater.
Ich sagte nichts.
„Bist du sauer?“, fragte mein Vater.
Ich schwieg.
Am Anfang ging alles gut. Aufstehen, wenn die
Sonne aufgeht, Frühstück, danach im Schatten am
Strand ein Buch lesen, aufs Meer schauen, hin und
wieder eine Runde schwimmen, später essen gehen, abends
Kontemplation in einer Bar. Mein Vater war erschöpft von
der Reise, er schwitzte neben mir in seinem Rollstuhl und
kippte erstaunliche Mengen Bier in sich hinein, das ihn
schläfrig machte und gelegentlich in einen Dämmerschlaf
versetzte, aus dem er durch einen neuen Anfall von Durst
erwachte. Harmonische Tage waren das, an die ich mich im
Gegensatz zu dem, was folgte, noch gut erinnere. Ich ahnte
jedoch, dass diese Harmonie nicht von Dauer sein würde.
Nach einer Woche kam mein Vater langsam wieder
zu Kräften. Sein Geburtstag stand bevor, der 75., und den
wollte er nicht hier, sondern auf der bösen Insel feiern. Ich
sage lieber nicht, wie sie heißt, es ist auch nicht wichtig.
Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass es sich dabei
um die Insel handelte, auf der er drei Jahre gelebt hatte,
und noch weniger klar war mir, welche Kontakte er dort
noch immer hatte. Arglos schob ich ihn zur Fähre, eine
Stunde später waren wir da.
„Wir brauchen Zimmer“, sagte er.
„Wieso Zimmer?“
„Na, willst du am Strand schlafen?“
„Fahren wir nicht in der Nacht zurück?“
„Wir brauchen Zimmer.“
Mir schwante nichts Gutes.
Ich beschaffte uns zwei Zimmer. Er bestand darauf, die
Rechnung zu übernehmen. Sonderbarerweise unterhielt er
sich mit der Frau an der Rezeption auf Thai, er verstand
also doch Thai, er bezahlte im Voraus, und ich wunderte
mich, wieso eine Nacht hier so viel kostete, bis ich durch
einen Seitenblick auf den Computerbildschirm entdeckte,
dass er uns für sieben Tage eingecheckt hatte.
„Eine Woche? Was soll denn das?“, fragte ich.
„Wie kommst du auf eine Woche? Was heißt eine
Woche?“
„Du hast doch gerade für eine Woche bezahlt, ich habe
das im Computer gelesen.“
Er winkte ab. „Diese Thais …“
In den darauffolgenden Stunden schob ich ihn von Bar
zu Bar. Überall kannte er Leute, die alles andere als einnehmend
oder vertrauenswürdig aussahen. Dicke alte Kerle mit
Hakenkreuztätowierungen, aufdringliche Nutten, Schlägertypen,
Barkeeper mit Narbengesichtern, Schweizer, Südafrikaner,
Briten, Amerikaner. Weil ich in jeder Bar mit ihm
mittrinken musste, fand ich das eine Weile sogar lustig.
„Ich habe dir nie so recht glauben wollen, dass du
wirklich in Thailand gelebt hast“, sagte ich.
„Wo wäre ich denn deiner Meinung nach sonst in
dieser Zeit gewesen?“
„Im Knast, hätte ich gedacht.“
„Da war ich nie, glaube ich.“
Am nächsten Tag hatte er Geburtstag. Wann und wie er
das alles arrangiert hatte, keine Ahnung, jedenfalls dirigierte
er uns nach dem Frühstück zu einer Bar, in deren Hinterzimmer
sechs oder acht junge Mädchen mit dramatischen
Mengen von Fusel und Koks warteten.
„Das ist nicht dein Ernst“, sagte ich. „Hast du vergessen,
dass du im Rollstuhl sitzt?“
„Ich bin nicht querschnittsgelähmt, ich kann bloß nicht
gehen.“
„Das heißt, du kannst …“
„Genau das heißt es“, sagte er und hievte sich auf eine
riesige Matratze.
I
ch wartete draußen, trotz seiner Proteste. Ich trank
grässlichen einheimischen Rum, Glas um Glas, und
konzentrierte mich auf das sanfte Geräusch des
anbrandenden Meeres, das zu meinem Kummer immer
wieder von Gelächter, Gequieke, Kreischen und Gebrüll aus
dem Hinterzimmer übertönt wurde. Ab und zu kam eines
der Mädchen nach vorne und versuchte mich zu überreden,
nach hinten zu gehen, aber ich blieb auf meinem
Barhocker sitzen.
Ich blieb drei Tage auf diesem Barhocker, denn so
lange verließ mein Vater seine Liebeshöhle nicht. Wie wir
zurück ins Hotel gekommen sind, keine Ahnung. Auch von
den Tagen danach weiß ich nicht viel, da hatte ich Fieber.
the red bulletin 95
ead bull
Einmal wachte ich neben ihm auf und erkannte, dass wir
im falschen Hotel waren. Als ich ihn darauf hinwies, lallte
er nur lachend: „Same same but …“ – und kippte wieder
zur Seite.
I
ch verstand, dass ich ein ernsthaftes Problem hatte.
Das heißt, mein Vater hatte eines, und das machte es
zu meinem Problem. Aber ich fand die Lösung nicht.
Meinen Vorschlag, sofort abzureisen, nach Europa zurückzukehren,
schmetterte er ab. Ich erwog, allein zu fliegen,
aber genauso gut hätte ich ihm eine geladene Waffe auf
den Schoß legen können.
Einige Tage herrschte trügerische Ruhe. Er ließ sich
von mir umherschieben, redete stundenlang mit diesen
undurchsichtigen Typen, es schien um Geschäfte zu gehen,
aber ich wollte nicht mehr wissen. Hauptsache, er blieb
einigermaßen bei Verstand. Und er blieb es fast eine
Woche. Ich dachte schon, er hätte sich gefangen und die
Geburtstagsfeierlichkeiten näherten sich einem Ende.
„Jetzt zu Zakai.“
Er wies in Richtung einer Bar auf der anderen Straßenseite.
Es war die zehnte Bar des Tages, obwohl es noch nicht
einmal Mittag war. Ich rollte ihn hinüber, wobei ich mich
am Rollstuhl festhalten musste, ich vertrage keinen Schnaps
bei Temperaturen jenseits der 35 Grad. Mein Vater merkte
es und lachte mich aus.
Auch im „Drunken Ship“, wie die neue Bar hieß,
kannte er den Besitzer. Sie unterhielten sich eine Weile auf
Thai, dann stellte die Kellnerin zwei Cocktails vor uns auf
den Tisch.
„Was ist das?“, fragte ich.
„Funny drinks“, sagte mein Vater und lachte.
Er prostete mir zu. Wir tranken. Mein Drink schmeckte
abscheulich.
„Was ist denn das Widerliches?“, fragte ich und stellte
das Glas weg.
„Bist du verrückt?“, rief mein Vater. „Erstens schmeckt
das sehr gut, zweitens beleidigst du Zakai, wenn du nicht
trinkst. Los, runter damit.“
„Das schmeckt nach totem Hund! Ich trinke das ganz
bestimmt nicht.“
„Das trinkst du! Außerdem habe ich Geburtstag.“
„Du hattest Geburtstag.“
„Ich habe so lange Geburtstag, wie ich will.“
Ich nahm wieder einen Schluck, noch einen, noch
einen, dann wurde mir komisch zumute.
„Ich muss zum Arzt“, sagte ich.
„Wieso?“
„Weil der Himmel zittert und Krokodile herausfallen.“
„Das sind nur die Pilze.“
„Welche Pilze?“
„Die in den Drinks. Funny drinks nennt man die hier.
Das sind passierte Magic Mushrooms.“
Der Trip dauerte sechs oder acht Stunden. Sechs oder
Es sind noch andere
Dinge vorgefallen, ich
erinnere mich wie gesagt
nicht an alles.
acht Stunden mit grauenhaften Halluzinationen. Hinterher
erklärte mir einer der Barkeeper, die hiesigen Drogen
machten allesamt nur „good vibes“, „very positive“, aber
davon merkte ich wenig. Ich hasse psychedelische Drogen,
ich habe mich immer geweigert, diesen hirnzerfressenden
Dreck zu nehmen.
Zwei Tage redete ich mit meinem Vater kein Wort.
Ich werde nicht gern vergiftet. Dann sah ich, wie er am Pier
mit seinem Rollstuhl Vollgas gab, eine Flasche Champagner
schwingend, und unter fröhlichem Gejodel ins Meer stürzte.
Ich fischte ihn raus, wobei mir einige Thais halfen, die
danach den Rollstuhl bargen. Ich brachte meinen Vater
zurück in sein Hotelzimmer, wo ich zu meiner Überraschung
eine schöne Frau antraf, die mir half, ihn ins Bett
zu stecken. Während ich mich um eine Flasche Wasser für
ihn kümmerte, ging sie unter die Dusche, und als sie nackt
zurückkam, stellte ich fest, dass es sich um einen Ladyboy
handelte. Auch für meinen Vater, der kurz aus seinem
Koma erwachte, schien dieser Anblick neu zu sein, denn er
lachte und murmelte: „Same same …“
Es sind noch andere Dinge vorgefallen, ich erinnere
mich wie gesagt nicht an alles. Ich habe seit zwei
Wochen Fieber, und der Schnaps hilft ebenso wenig
wie die Antibiotika. Ich denke über meinen Vater nach und
über mich. Wir haben nie viel miteinander geredet. Im
Grunde kennen wir uns nicht. Ich kenne ihn überhaupt
nicht, merke ich. Aber ich kenne mich ja auch nicht.
Ich sollte zurück nach Europa fliegen. Ich habe viel zu
tun. Mir fehlt die Energie. Es ist zu heiß. Ich verliere mich
in dieser Hitze.
Ich schreibe dies auf der guten Insel. Mein Vater ist
noch auf der anderen. Ich fahre morgen wieder hinüber.
Ich versuche, ein guter Sohn zu sein.
Read Bull
Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat
widmet ein namhafter Autor unseren Lesern
eine Kurzgeschichte. Diesmal Thomas Glavinic –
aktuelles Buch „Meine Schreibmaschine und ich“,
Hanser Verlag –, der uns nach Thailand entführt.
96 the red bulletin
SPEKTRUM 2. AUGUST 2014
MOMENTAUFNAHME BEATKULTUR
WiLHELMsBURg | HAMBURg
NENEH CHERRy &
ROCKE TNUMBERNINE
HAFTBEFEHL
SSIO
HIOB &
MORLOCKK DILEMMA
CHEFKET
AHZUMJOT
GERARD
SIERRA KIDD
ERRDEKA
IAMNOBODI
SyLABIL SpILL
pSAIKO.DINO
TEESy
TOURIST
pERERA ELSEwHERE
HUDSON MOHAwKE
STALLEy
XXyyXX
BETTy FORD BOyS
RE JJIE SNOw
RED BULL MUSIC ACADEMy STAGE
ARAABMUZIK
ONRA
STwO
XXXy
JAMES pANTS
NGUZUNGUZU
SINJIN HAwKE
THOMALLA
Magic Moment
Eine Prise Sand ist immer dabei
Zum Golfturnier King of Greens treten stets
Sportler an, die in anderen Disziplinen erfolgreich
sind. Dieses Jahr in Windlesham bei London
etwa der spätere Sieger, Snowboarder Ben Kilner
aus Schottland, oder Freeskier Per Kristian
Hunder aus Norwegen, der hier superb einem
Bunker entkommt – von Fotograf Lorenz Holder
ebenso perfekt eingefangen.
www.redbull.de/magicmoment
Bunkerschläge sind
einfach: Man muss dabei
den Ball nicht treffen.
Alte Golferweisheit
Die nächste AusgABe des Red Bulletin erscheint am 12. August 2014.
lorenz holder
98 the red bulletin
13. AUGUST 2014
GO WITH YOUR PRO!
ROAD RACING AM RED BULL RING
MIT BRADL - CORTESE - AUINGER
Tipps, Tricks und exklusive Einblicke von den Meistern höchstpersönlich.
Erlebe ein unvergessliches Training mit Stefan Bradl, Sandro Cortese und Gustl
Auinger am Gelände des Red Bull Ring.
Streng limitierte Teilnehmerzahl – am besten sofort Platz sichern!
1-Tages-Training im Driving Center und am Red Bull Ring mit
drei Motorsportlegenden inkl. Verpflegung.
Teilnahmepreis mit eigenem Bike € 495,–
Teilnahmepreis mit gestelltem Bike € 685,–
Informationen und Anmeldung unter www.projekt-spielberg.at,
fahrerlebnisse@projekt-spielberg.at oder T: +43 3577 202-27031
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