Alder (1930) - Swiss Embroidery
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Filetgenre. Leider überwucherte fchon in der Mitte der neunziger<br />
Jahre die Tendenz nach äuberiler Verbilligung, fpeziell des<br />
Hauptartikels, der Spachtelvorhänge. In diefer Richtung lag<br />
der um die[e Zeit aufgekommene rogen. " scoured curtain",<br />
bei welchem die Koilen des Bleichens wegfielen. Man flickte<br />
nämlich direkt auf feil appretierten, groben Tün, der vorher<br />
ausgewafchen wurde und eine natürlich rohe, d. h. leichte Ecru<br />
Farbe hatte, von welchem flch die mit hellerem Garn ausgeführte<br />
Stickerei gut abhob. Sie kommt quafl direkt von der<br />
Mafchine weg in den Handel. Diefe Technik bildet auch heute<br />
Anno 1929, den überwiegenden Teil des MalTenexportes i~<br />
Vitrages und Brise-bise nach Nordamerika, was darum bedauerlich<br />
ifl, weil mangelhaftes Reinhalten beim Sticken oft<br />
Anlab zu Reklamationen gibt. Eine neue Form von Vorhängen<br />
hat Ihnen neue Befchäfligungen gebracht. Es waren dies die<br />
Rideaux und Brise-bise mit Abfchluli von Falbeln mit dem fo<br />
friedlich klingenden Namen "Rideau:,.; bonne femme u , die aber<br />
manchen Kampf kofleten, um fle vor einem Zollzufchlag für<br />
Konfektion zu bewahren.<br />
Sie würden es, Frau KettenRich, als eine Lücke empfinden,<br />
wenn ich nicht noch des Neflors Ihrer mannigfachen Produkte<br />
gedächte, der fchon vor der Erfindung der Kettenilichmafchine<br />
eine beträchtliche Rolle fpielte und eine ganz aparte Stellung<br />
einnimmt. Es find dies die fogen. JJ Kolonnen 11 J d. h. weibe<br />
Stickereien, meift allfMoulTeline, in fchrägen Streifen, zuweilen<br />
aber auch mit Bouquets beflickt und ausfchlielilich beflimmt für<br />
die Bekleidung der indifchen Frauen. Es iil dies zwar der unrentabelile<br />
Artikel der Kettenilichinduilrie, und doch iil man zeitweilig<br />
recht froh um ihn, nämlich dann, wenn BeileIlungen auf<br />
andere Artikel fehlen. Alsdann läbt der Fabrikant" Kolonnen"<br />
auf Lager anfertigen, um feine Leute zu befchäftigen und fchickt<br />
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die Ware in Konflgnation nach Indien, wo Ge einen Standardartikel<br />
bildet und ilets verkäuflich iil, wenn fte billig offeriert<br />
wird. Im übrigen flnd es hauptlächlich Gaifer Fabrikanten,<br />
die fleh in diefen Artikeln fpezialifleren und deren Zahl im Jahre<br />
1919 zirka 15 betrug, gegenüber Walzenhaufen, das deren ungefähr<br />
30 zählte.<br />
Glücklicherweife fanden fleh unter Ihren Fabrikanten, verehrte<br />
Frau Kettenilich, auch initiative Kräfte, die flch nicht auf<br />
die VorhangfHckerei befchränkten, fendern eine Reihe "anderer"<br />
Artikel hervorbrachten, die immer mehr an Bedeutung zunahmen,<br />
fo dali man für fle in der Exportllatiilik eine befondere Kolonne<br />
fchur. die im Jahre 1928 ungefähr einen Viertel des Gefamtumfa~es<br />
der Kettenilichilickereien von annähernd 8 Millionen<br />
aufwies.<br />
Es flnd dies vorab die Bettdecken und zeitweilig als<br />
MalTenartikel die fogen. "Duchess Sets", d. h. kleine Deckehen<br />
aller Formen und Formate, hauptlächlich in Spachtelarbeit auf<br />
Cambric. Hiezu zählen ferner die fogen. Kirchenfpi~en, welche<br />
zur Verzierung der Altäre und der Kleider der katholifchen<br />
Geiillichen Verwendung finden.<br />
Diefen Zwecken dienen fodann die Paramentilickereien in<br />
farbiger Seide- und Metallilickerei, kunilvolle Produkte, in<br />
welchen fleh im Kanton SI. Gallen zwei Fabrikanten erfolgreich<br />
fpezialifleren.<br />
Bunte PalTementerien gleicher Technik fpielten zeitweilig<br />
eine Rolle, wie auch farbig geilickte Blufen, Shawls, Schärpen,<br />
Mouchoirs, Schürzen, Kragen und Krawatten, fodann Parafol<br />
Covers, d. h. Sonnenfchirmüberzüge mit Tüll.<br />
Frau Kettenilich ! Sie erinnern flch gewib noch mit befonderm<br />
Stolz eines Verfuches, für die Kettenilichilickerei ein neues<br />
Feld zu gewinnen, nämlich die Ausfchmückung von Wohn-<br />
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