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Alder (1930) - Swiss Embroidery

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von Duftigkeit, welcher den Artikel fo beliebt machte, da§ er<br />

bis zur Stunde ein Hauptartikel geblieben Hl.<br />

Eine Variante desfelben bilden die wegen der gleichen Eigenfchaft<br />

der Duftigkeit auch beliebten Doppeltüll-Vorhänge, bei<br />

welchen durch die Applikation eines zweiten Tülls, der nur in<br />

den Blumen, Blättern und Ornamenten flehen bleibt, eine feine<br />

Transparenz diefer Motive und damit das Ausfehen von Brüffeiervorhängen<br />

gewonnen wird. Auch diefer Artikel beanfprucht<br />

viel Ausfchneiden. Duftig wie die Techniken diefer beiden<br />

Artikel foilen auch die DeHlns fein. Was hätte fich belfer für<br />

fie geeignet, als die Louis-XV.- und Louis-XVI.-Stile mit ihrer<br />

Eleganz, die in vielen andern Induftrien auch immer und immer<br />

wieder obenauffchwingen? Daneben ifl der Empireflil mit<br />

Recht beliebt. Das Studium diefer Stile ifl daher für jeden<br />

Entwerfer wichtig.<br />

Nun aber darfich nicht länger zögern eines Ereignilfes zu<br />

gedenken, das, verehrte Frau Kettenflich, von höchfler Wichtigkeit<br />

für Ihre Induflrie wurde und erll die volle Ausbeutung der<br />

vielen neuen Artikel geflattete. Es ifl dies die Erfindung<br />

der einnadligen Kettenflichmafchine, deren Anfänge<br />

auf das I ahr 1865 zurückgeführt werden, die aber erfl in den<br />

siebziger lahren zu allgemeiner Verwendung gelangte. Zum<br />

Unterfchied zur bisherigen feinen Hand-Kettenflicharbeit und<br />

zu der in diefer Zeit aufgekommenen mechanifchen Stickerei<br />

wurde ihr Produkt "Grobflickerei" genannt, obfchon diefe Bezeichnung<br />

nicht gerade fchmeichelhaft klingt. Die erfle einigerrnaben<br />

verbreitete Kettenflichmafchine war diejenige von Mechaniker<br />

Scha~ in Weingarten. Fafl gleichzeitig löfle auch Bo nnaz<br />

in Paris das Problem in noch wefentlich verbelferter Weife,<br />

trat dann aber fpäter feine Erfindung an den Mechaniker Cornely<br />

in Paris ab, der im lahre 1868 die erflen Mafchinen nach<br />

14<br />

St. Gallen brachte, die in Tarare bereits aufgeflellt worden waren.<br />

Von da an fegeIte die Kettenllichllickerei unter verfchiedenen<br />

Namen:<br />

Kettenllichflickerei, Broderie au point de chainette, Chainstitch<br />

embroidery,<br />

Bonnazftickerei, Broderie a la Bonnaz, Bonnaz embroidery,<br />

Cornelyflickerei, Broderie a la CorneIy, Cornely embroidery ..<br />

Auch der frUher erwähnte Ausdruck" Tambour <strong>Embroidery</strong>"<br />

ia in England heute noch im Gebrauch, ebenfo "Crochet embroidery",<br />

herrührend vom Häkchen, delfen flch die Handkettenflich-Arbeiterin<br />

bedient. Ich erwähne diefe Variationen,<br />

weil ich noch unlängll in den Fall kam, im Zufammenhang<br />

mit Zollanlländen erklären zu mülfen, wiefo alle diefe Bezeichnungen<br />

einen und denfelben Artikel bedeuten.<br />

Es konnte nicht ausbleiben, dali findige Köpfe auf die Idee<br />

kamen, mehrnadlige Kettenllichmafchinen zu Imnllruieren.<br />

Bourry in St. Gallen und I. I. Rieter in Winterthur<br />

folgten dabei dem Prinzip der Plattflich-Stickmafchine, mit dem<br />

Unterfchied jedoch, da6 ihre auch 3'/2 Stab lange Mafchine<br />

nur einreihig war j üe koftete zirka Fr. 5000.-. Eine noch<br />

teurere Mafchine konllruierte die mechanifche Werkllätte in<br />

St. Georgen.<br />

Von anderer Seite, z. B. von Mechaniker Hartmann zu[ammen<br />

mit Billwiller und Merk, wurden 2-, 4- und 6-llöckige einnadlige<br />

Stickmafchinen mit einigem Erfolg auf den Markt<br />

gebracht. Keine diefer Konllruktionen vermochte aber durchzudringen.<br />

Der Grund dafür ill fall peinlich zu nennen; denn<br />

es war der Tieflland der Löhne, unter welchem die gewöhnliche<br />

einnadlige Ketfenffichmafchine arbeitet, verbunden mit einer<br />

Reihe von Spefen, die verglichen zur Heimarbeit mit jeder<br />

Fabrildndullrie zufammenhängen. Die gleichen Gründe find<br />

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