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Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC Ausgabe 04/2013

Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC
Ausgabe 04/2013

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Schritt für Schritt wird das<br />

Bauprinzip der Natur entschlüsselt.<br />

Sogar feinmotorisch schwierige Bewegungen<br />

werden mit den Handprothesen<br />

der neuen Generation möglich.<br />

Fotos: festo.com<br />

„Entstanden ist dieses Future-Concept<br />

allerdings primär als Hilfsmittel<br />

für den Arbeitsalltag“, erklärt Wolfgang<br />

Keiner, Geschäftsführer von<br />

Festo Österreich. Als Spezialist für<br />

industrielle Automation beschäftigt<br />

sich das Unternehmen in erster Linie<br />

mit bionischen Lösungen, die körperlich<br />

anstrengende berufliche Tätigkeiten<br />

erleichtern, eine im Hinblick auf<br />

immer länger arbeitende, ältere Arbeitnehmer<br />

eine wichtige Herausforderung<br />

darstellt.<br />

Handschuh<br />

verstärkt Kraft<br />

in Fingern<br />

Die ExoHand wird aber auch im Bereich<br />

der Rehabilitation nach einem<br />

Schlaganfall eingesetzt: Sie wird wie<br />

ein Handschuh übergestülpt und erleichtert<br />

alltägliche Handgriffe, weil<br />

sie zum Beispiel die Kraft in den Fingern<br />

verstärkt.<br />

Im Bereich der Beinprothetik ist das<br />

Holzbein ein Bild der Vergangenheit<br />

und derart Rudimentäres wie Beschränkendes<br />

nur mehr Geschichte.<br />

Mittlerweile werden Erkenntnisse aus<br />

dem Gebiet der Armprothetik, deren<br />

Anforderung an die Beweglichkeit<br />

weit komplexer sind, bereits sinnvoll<br />

im Bereich der Beine genutzt. Davon<br />

profitiert auch der neunjährige Jan,<br />

dem nach einem schweren Schiunfall<br />

der rechte Unterschenkel abgenommen<br />

werden musste. Hubert Egger,<br />

der den kleinen Jan derzeit im wahrsten<br />

Sinn des Wortes auf die Beine<br />

hilft, ist guter Hoffnung, dass der<br />

Verlust des Beines die Möglichkeiten<br />

in seinem bevorstehenden Leben vergleichsweise<br />

wenig beeinträchtigt.<br />

„Freilich hängt das neben den technischen<br />

Möglichkeiten auch vom mentalen<br />

Zugang zu einem Leben mit einer<br />

Prothese ab“, meint er. Und weist<br />

auch auf diverse Hürden hin, die es<br />

noch zu überwinden bzw. zu optimieren<br />

gilt. Etwa die Sicherheit beim Gehen<br />

durch eine empfindsame Prothese,<br />

an der bereits geforscht wird.<br />

Oder Industriepartner, welche letztendlich<br />

leistbare, zuverlässige und<br />

robuste Prothesen für Menschen<br />

unterschiedlichen Alters und in unterschiedlichen<br />

Alltagssituationen herstellen.<br />

TopModel mit<br />

Prothese<br />

Persönlichen Höchstleistungen stellen<br />

künstliche Unterschenkel jedoch<br />

bereits heute kein Bein mehr. Der<br />

Deutsche Mario Galla etwa, der seit<br />

seinem dritten Lebensjahr mit einer<br />

Prothese durchs Leben geht, kann<br />

nicht nur Fußball spielen und Rad<br />

fahren, er hat als Topmodel sogar<br />

den Olymp internationaler Laufstege<br />

erklommen. Trotz und vielleicht manchmal<br />

sogar wegen der Prothese und<br />

der daraus resultierenden Individualität.<br />

Heather Mills, die Exfrau des<br />

Beatle Paul McCartney, verlor bei einem<br />

Verkehrsunfall ein Bein und arbeitete<br />

weiterhin als Model. Heute<br />

macht sie mit sportlichen Einsätzen<br />

von sich reden. Mills, die in Kärnten<br />

lebt und trainiert, will bei den Paralympics<br />

2014, in den Alpinski-Bewerben<br />

antreten.<br />

Dennoch gilt es noch vieles zu erforschen,<br />

um natürlichen Mustern und<br />

Maßstäben zu entsprechen. „Die<br />

Mechanismen im Mikro- und Nanobereich<br />

müssen noch ganz exakt entschlüsselt<br />

und verstanden werden,<br />

um noch bessere Verfahren für die<br />

Neuroprothetik zu entwickeln.“<br />

Nanotechnologie<br />

macht sehende<br />

Augenprothesen<br />

möglich<br />

Frank Rattay, Präsident der TU-Bio-<br />

Med (Gesellschaft für Biomedical<br />

Engineering an der TU Wien), sieht<br />

die zukünftige Größe bionischer<br />

Ersatzglieder vor allem im Kleinen:<br />

„Es wird viel von Nanotechnologie gesprochen,<br />

aber in der Medizintechnik<br />

bewegen wir uns zumeist noch im<br />

Millimeter-Bereich“, stellt er fest.<br />

„Damit haben wir noch viel Potenzial<br />

und Entwicklungsarbeit vor uns.“<br />

Aber wenn es irgendwann gelingt,<br />

etwa das Netzwerk der Nervenzellen<br />

in der Retina wissenschaftlich zu<br />

durchblicken und technisch nachzuvollziehen,<br />

dann werden sogar<br />

Augen prothesen dank kleinster implantierter<br />

Fotorezeptoren sehend<br />

werden. Erste Erfolge, bei denen blinde<br />

Menschen durch eingepflanzte Computerchips<br />

schemenhaft Buchstaben<br />

erkennen können, gibt es bereits.<br />

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