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„off label“-Verordnung = Verordnung für<br />
Zwecke, für die Medikamente gar nicht<br />
zugelassen sind<br />
In „Korrupte Medizin“ wird das am Beispiel<br />
Zyprexa beschrieben, das nur für Schizophrenie-Therapie<br />
zugelassen ist, weil dafür<br />
Studien vorliegen. Es sollte laut Werbung<br />
aber auch bei schweren Depressionen,<br />
Persönlichkeitsstörungen oder Demenz<br />
verschrieben werden können.<br />
Das gilt auch für eine Reihe anderer Medikamente.<br />
Den verschreibenden Ärzten sollte<br />
zumindest klar sein, dass diese Verordnungen<br />
nicht nur für Patienten riskant sein<br />
könnten, sondern auch für sie selbst, weil<br />
sie sich bei negativen Folgen direkt strafbar<br />
machen können.<br />
Was könnte uns (kritische Konsumenten<br />
und kritische Ärzte) in Zukunft helfen,<br />
Manipulationen nicht hilfl os ausgeliefert<br />
zu sein?<br />
• die Lektüre von unabhängiger Pharma-<br />
Information (z.B das „arzneitelegramm“)<br />
• das Studium der „confl icts of interest“, in<br />
denen jeder Wissenschaftler seine geschäftlichen<br />
Verbindungen zur Pharmaindustrie<br />
deklarieren muss – englische<br />
Medizin-Journalisten haben 2008 eine<br />
Liste von 100 internationalen Experten<br />
zusammengestellt, die in den letzten 5<br />
Jahren kein Geld von der Pharmaindustrie<br />
bekommen haben und für unabhängige<br />
Informationen zur Verfügung stehen<br />
(www.healthnewsreview.org/independentexperts.php)<br />
<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER 2008<br />
• Aufforderungen an die Med-Uni-Graz,<br />
die für die Ausbildung zukünftiger Ärzte<br />
verantwortlich ist, dafür zu sorgen, dass<br />
endlich unabhängige Pharma-Informationen<br />
und Behandlungsleitlinien nach wissenschaftlichen<br />
und nicht kommerziellen<br />
Interessen stattfi ndet.<br />
• Verpfl ichtende Veröffentlichung auch von<br />
Studien, die ein (für den Auftraggeber)<br />
negatives Ergebnis haben: seit 9/08 sind<br />
in den USA alle Forscher verpfl ichtet, alle<br />
Studien – zu Beginn und dann deren Ergebnisse<br />
– zu veröffentlichen, und zwar<br />
auf einer staatlichen Liste (http://clinicaltrials.gov),<br />
um eine Unterdrückung zu<br />
verhindern. Bei Antidepressiva z.B wurde<br />
ein Drittel der Studien mit negativem Inhalt<br />
nicht veröffentlicht<br />
(NEnglJMed 2008-358;252-60 BMJ 336:165-224)<br />
• Verschärfung der Einkaufpolitik der Krankenkassen:<br />
keine pseudoinnovativen<br />
Medikamente zulassen – nicht eine Fülle<br />
von Mitteln für dieselbe Wirkung zur<br />
Verfügung stellen, um dann die Ärzte in<br />
Briefen zu drangsalieren, sie hätten sich<br />
unbotmäßiger Weise für die teurere Variante<br />
entschieden!<br />
• Reduktion der Medikamente gemeinsam<br />
mit Arzt und Patient auf das notwendige<br />
Minimum: nach dem Info der steirische<br />
GKK erhalten 13% der 60-70jährigen und<br />
29% der über 90-Jährigen mehr als 13<br />
verschiedene Wirkstoffe !<br />
Gustav Mittelbach<br />
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