Ansichtssache Frauenhandel - An.schläge
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und wie unterschiedlich der <strong>An</strong>spruch<br />
an die eigene Arbeit definiert wird.<br />
Auch Petra Stuiber, in Österreich und<br />
Deutschland tätige Journalistin, ist der<br />
<strong>An</strong>sicht, Journalistinnen hätten nicht<br />
die Aufgabe, feministische Politik zu<br />
machen. Uneingeschränkter Konsens<br />
besteht wiederum bei der Betrachtung<br />
der EU-Institutionen: männliche Hegemonie<br />
und konservative heterosexuelle<br />
Normen herrschen dort vor, wo<br />
wichtige politische Weichenstellungen<br />
für die europäische Zukunft getroffen<br />
werden.<br />
Feministische Journalistinnen. Nicht nur in<br />
Österreich kämpfen Journalistinnen<br />
darum, dass ihre kritischen Beiträge angenommen<br />
und veröffentlicht werden –<br />
nach jahrelanger Lobbyarbeit, ständigem<br />
Improvisieren und oft ohne <strong>An</strong>erkennung.<br />
Unweigerlich stellt sich die<br />
Frage, ob es nicht einfacher wäre, die<br />
Karriere nach anderen als den eigenen<br />
Wertmaßstäben zu gestalten. Doch der<br />
Wille zum feministischen Paradigmenwechsel<br />
ist glücklicherweise stärker. Besonders<br />
wichtig erscheint deshalb die<br />
Vernetzung über Ländergrenzen hinaus,<br />
wo Ressourcen gebündelt werden können.<br />
Auch kontinuierliche Zusammenarbeit<br />
mit einzelnen Medien kann feministischen<br />
Initiativen mehr Sichtbarkeit<br />
bringen. So erzählt Jana Cvikova von<br />
„Aspekt“ über durchwegs positive Erfahrungen<br />
in der Zusammenarbeit mit<br />
dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in<br />
der Slowakei.<br />
In der Tschechischen Republik sei<br />
frau als Feministin „stigmatisiert“,<br />
meint hingegen Katerina Krausova.<br />
Neue Themen in den Medien unterzubringen<br />
sei sehr schwierig. „Das liegt in<br />
der Natur der Medien“, glaubt Patricia<br />
Margit von der „Women’s Media Lobby“<br />
in Ungarn, wo interessanterweise mehr<br />
Journalistinnen als Journalisten ihrem<br />
Beruf nachgehen. Die Chefredakteurs-<br />
Sessel sind aber auch in Ungarn fest in<br />
männlicher Hand. Margit berichtet von<br />
der vor einigen Jahren erfolgreich<br />
durchgeführten Aktion „Women Made<br />
the News“: Einen Tag lang nahmen<br />
Journalistinnen in den Chefsesseln<br />
Platz und gestalteten die Abendausgaben<br />
bzw. einzelne Nachrichtensendungen.<br />
Über dreißig Medien nahmen an<br />
der Aktion teil und „das Publikum liebte<br />
es“, erzählt Patricia Margit. Brigitte<br />
Handlos vom österreichischen Frauennetzwerk<br />
Medien hat erlebt, wie ein<br />
ähnlich angelegtes Projekt in Wien gescheitert<br />
ist, weil sich eine starke Gruppe<br />
von Frauen dagegen positioniert<br />
hatte. Sie weigerten sich, für einen Tag<br />
im Jahr News zu machen, um die restlichen<br />
364 Tage wieder in der Versenkung<br />
zu verschwinden. Fehlendes Lobbying<br />
sei die Ursache des Scheiterns gewesen,<br />
glaubt Handlos. Die vielfältigen <strong>An</strong>sichten<br />
und Strategien im Kampf um Frauenrechte<br />
und -sichtbarkeit unter einen<br />
Hut zu bringen, ist wohl eine der wichtigsten<br />
Herausforderungen des Netzwerkens.<br />
Netzwerke. Viele Kooperationen und<br />
Netzwerke von Journalistinnen, Medien<br />
und feministischen Initiativen entstanden<br />
themenbezogen und waren nicht<br />
auf eine gemeinsame Strategie ausgelegt.<br />
Die Erfahrungen mit Netzwerken<br />
sind deshalb sehr unterschiedlich. Nevenka<br />
Sudar, Initiatorin des einzigen<br />
zweisprachigen Frauen-Online-Magazins<br />
„Crow“ in Slowenien, hat oft genug<br />
erlebt, wie Netzwerke sterben „sobald<br />
das Geld ausgeht“. Auch Brigitte Handlos<br />
ist der Meinung, dass es eine Gruppe<br />
von Akteurinnen geben muss, die die<br />
administrative und organisatorische Arbeit<br />
machen, um ein Netzwerk am Leben<br />
zu halten. Daniela Yeoh, Redakteurin<br />
von diestandard.at bestätigt:„Das<br />
Frauennetzwerk Medien funktioniert<br />
vor allem deshalb, weil es dort einige<br />
sehr engagierte Frauen gibt, die sehr<br />
aktiv sind.“<br />
Doch nicht nur wie ein Netzwerk<br />
funktioniert ist entscheidend, sondern<br />
auch wie es sich auf Medien bezieht. In<br />
Ungarn etwa hat sich die Medienlandschaft<br />
und deren Inhalte in den letzten<br />
zehn Jahren stark verändert. Patricia<br />
Margit führt das darauf zurück, dass<br />
sich die KonsumentInnen verändert haben<br />
und andere <strong>An</strong>sprüche an Medien<br />
stellen. Durch die Privatisierung von<br />
Medienunternehmen hat sich der Fokus<br />
auf einzelne Themenbereiche verstärkt,<br />
beobachtet Nevenka Sudar. Deshalb sei<br />
unabhängiges Arbeiten, Autonomie für<br />
Journalistinnen von besonderer Bedeutung,<br />
wenn sie sich für Frauenthemen<br />
engagieren.<br />
Die Teilnehmerinnen am milena.talk<br />
sind sich über die meisten der Herausforderungen<br />
an (feministische) Journalistinnen<br />
einig: sich nicht aufzwingen<br />
lassen, worüber frau schreibt; den Mut<br />
haben, über Frauenprobleme zu berichten;<br />
danach fragen, warum es nur wenige<br />
Frauen in Entscheidungspositionen<br />
schaffen und welche feministischen Formen<br />
von traditionellen Medien akzeptiert<br />
werden und warum. Die Vielfältigkeit<br />
der Veranstaltung sollte ein <strong>An</strong>sporn<br />
sein für die spannenden Diskussionen<br />
der Zukunft. ❚<br />
Teilnehmerinnen im Gespräch<br />
(von links nach rechts):<br />
Djurdja Knezecvic,<br />
Suzanna Tratnik und Nevenka<br />
Sudar,<br />
Sabine Kienzer (Koordination),<br />
Patricia Margit,<br />
<strong>An</strong>drea Scheutz und Daniele Yeoh,<br />
Katerina Krausova<br />
Links:<br />
talksmilena<br />
Milena: http://www.milena.at<br />
Aspekt: http://www.aspekt.sk<br />
Frauennetzwerk-Medien:<br />
http://www.frauennetzwerk.at<br />
Tschechische Presse Agentur:<br />
http://www.ctk.cz<br />
dieStandard: http://diestandard.at<br />
Crow: http://www.crowmagazine.com<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 33