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WIR MACHEN’S!<br />
BLUMEN SIND IHR ROHSTOFF<br />
In der HWK-Gärtnerei ist das ganze Jahr Saison<br />
Sonderveröffentlichung in den BNN vom 16. März 2012 zum Jubiläumsjahr<br />
„50 Jahre Arbeit von Menschen mit Behinderung“<br />
ARBEIT IST SEIN LEBEN<br />
Clemens Helbing ist Dienstältester der HWK<br />
BEI CAP IST DER KUNDE KÖNIG<br />
Erfolg schafft sichere Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap<br />
<strong>www</strong>.<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong>
50 JAHRE ARBEIT VON MENSCHEN<br />
MIT BEHINDERUNG in der Region sind es gewohnt,<br />
regelmäßig unterschiedlichste<br />
Leistungen<br />
aus unseren Betrieben zu<br />
beziehen.<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
1962 startete in Durlach<br />
in der heutigen Andreas-<br />
Schühle-Hütte ein kleines<br />
Arbeitsprojekt mit sieben<br />
Jugendlichen mit einer<br />
geistigen Behinderung, für<br />
die es damals keinerlei Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
gab. Der junge deutsche<br />
Staat hatte noch keine Antwort<br />
auf die Frage, welchen<br />
Platz die erste Nachkriegsgeneration<br />
junger Menschen<br />
mit einer geistigen<br />
Behinderung in der Arbeitswelt<br />
einnehmen könnte.<br />
Nur zuhause herumsitzen<br />
wollten diese jungen Menschen<br />
nicht, und ihre Eltern,<br />
die sich ein Jahr zuvor<br />
im Verein Lebenshilfe zusammengeschlossenhatten,<br />
wollten nicht auf eine<br />
staatliche Lösung warten.<br />
Sie fanden zwei engagierte<br />
Menschen für die Leitung<br />
des Projekts, die sich auf<br />
die Suche nach einfachen<br />
Arbeitsaufträgen für Unter-<br />
NORBERT<br />
VAN EICKELS<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
der Hagsfelder<br />
Werkstätten<br />
nehmen aus der Region<br />
machten.<br />
Diese Selbsthilfe-Initiative<br />
vor 50 Jahren ist die Wurzel<br />
der Hagsfelder Werkstätten<br />
(HWK) und des Beschäftigungszentrums<br />
Karlsruhe<br />
(BZKA), die heute in ihren<br />
zahlreichen Betrieben und<br />
Dienstleistungsprojekten im<br />
Großraum Karlsruhe über<br />
1300 Menschen mit geistiger,<br />
seelischer oder mehrfacher<br />
Behinderung beschäftigen.<br />
Für zahlreiche Unternehmen<br />
und Endverbraucher<br />
in der Region sind ihre<br />
Beiträge zum Wirtschaftsstandort<br />
des Großraums<br />
Karlsruhe nicht mehr wegzudenken.<br />
So kaufen<br />
4000 Kunden täglich in<br />
unseren vier CAP-Lebensmittelmärkten<br />
in Karlsruhe<br />
und Ettlingen ein, und<br />
über 150 Unternehmen, Behörden<br />
und Einrichtungen<br />
Wir sind dankbar für die<br />
vielen Chancen, die uns die<br />
Wirtschaft in der Karlsruher<br />
Region bietet. In den folgenden<br />
Berichten und Bildern<br />
zeigen wir einige Menschen,<br />
die bei uns arbeiten,<br />
die uns unterstützen und<br />
die unsere Partner sind. Wir<br />
wollen über Hintergründe<br />
und die Vielfalt der Chancen<br />
und Möglichkeiten für<br />
„Arbeit von Menschen mit<br />
Behinderung“ informieren.<br />
Gerne geben wir dabei auch<br />
konkrete Einblicke in die<br />
Zusammenarbeit mit einigen<br />
unserer wichtigsten<br />
Wirtschaftspartner, die teilweise<br />
seit mehreren Jahrzehnten<br />
mit uns zusammenarbeiten.<br />
Diese Unter-<br />
ARBEIT IST SEIN LEBEN<br />
Er kann sich noch gut erinnern,<br />
als er als Jugendlicher<br />
mit sieben Kollegen in<br />
Durlach in der Rittnerstraße<br />
anfing: Kartons falten und<br />
kleben war ihr Auftrag, der<br />
Gruppenleiter war ein Herr<br />
im Ruhestand, der sich<br />
aber noch nicht zur Ruhe<br />
setzen wollte. „Die Idee war<br />
damals die gleiche wie heute<br />
– Menschen mit Behinderung<br />
Arbeit zu geben“,<br />
sagt Clemens Helbing.<br />
nehmen sind es auch, die<br />
diese Sonderbeilage vollständig<br />
finanziert haben.<br />
Dafür sage ich an dieser<br />
Stelle ganz herzlichen<br />
Dank!<br />
Viel Freude beim Lesen<br />
wünscht Ihnen<br />
NORBERT VAN EICKELS<br />
Hauptgeschäftsführer der<br />
Hagsfelder Werkstätten und<br />
Wohngemeinschaften gGmbH<br />
Clemens Helbing ist Dienstältester der HWK<br />
C lemens<br />
Helbing arbeitete 48 Jahre lang bei den Hagsfelder<br />
Werkstätten (HWK). Damit ist der 64-Jährige<br />
der dienstälteste Beschäftigte der HWK.<br />
Er kam aufgrund einer Hirnhautentzündung<br />
mit einer<br />
Halbseitenlähmung auf die<br />
Welt. Somit war klar, dass<br />
er nie schwere Arbeit leisten<br />
können wird. Bei der HWK<br />
fand er einen Arbeitsplatz,<br />
an dem er gebraucht wurde.<br />
Bis vor kurzem montierte<br />
er in der Betriebsstätte<br />
Neureut Fahrradlenker.<br />
Zur Arbeit fuhr er immer mit<br />
dem Fahrrad, jeden Tag<br />
bei Wind und Wetter vom<br />
HWK-Wohnheim in der Oststadt<br />
nach Neureut und zurück.<br />
„Damit war ich unabhängig<br />
und habe mich fit<br />
gehalten“, sagt er. Seit kurzem<br />
ist Clemens Helbing<br />
nun im Ruhestand. So richtig<br />
kann er sich noch nicht<br />
vorstellen, die Hände in den<br />
Schoß zu legen. „Ich fühle<br />
mich noch nicht, als gehöre<br />
ich zum alten Eisen“, lacht<br />
er. Und so hat er vor, weiterhin<br />
aktiv zu sein und viel<br />
Rad zu fahren. Und ab und<br />
zu wird man ihn mit Freunden<br />
im Kaffeehaus Schmidt<br />
in der Weststadt treffen.<br />
CLEMENS HELBING<br />
„Ich fühle mich noch<br />
nicht, als gehöre ich zum<br />
alten Eisen.“<br />
2
3<br />
„WIR WOLLEN ERNST<br />
GENOMMEN WERDEN“<br />
Heike Ott über ihre Arbeit in der „Montage 3“<br />
D er<br />
Heinz Fenrich<br />
Oberbürgermeister<br />
Stadt Karlsruhe<br />
Auch bei Spielwaren Döring<br />
in Karlsruhe konnten die Beschäftigten<br />
regelmäßig das<br />
Ergebnis ihrer Arbeit im<br />
Schaufenster bewundern.<br />
Der Auftraggeber ist mit den<br />
Ergebnissen hoch zufrieden:<br />
„Die Qualitätsabteilung<br />
von fischertechnik hat sich<br />
bei uns schon nach un-<br />
Menschen mit Behinderung haben ihren Platz mitten<br />
in der Gesellschaft. Dies ist meine feste Überzeugung.<br />
Integration und Inklusion sind in Karlsruhe alles andere<br />
als Fremdworte, sondern vielfach gelebte Realität.<br />
Die Stadt und der Gemeinderat werden diesen Weg<br />
konsequent weiter gehen und der HWK, ihren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sowie den Beschäftigten<br />
in den Werkstätten auch in den nächsten 50 Jahren<br />
verlässliche Partner sein.<br />
große Stolz der „Montage 3“ ist der Auftrag der Firma fischertechnik. An die 1500<br />
Riesenrad-Modelle hat die Abteilung in der Betriebsstätte Hagsfeld in den letzten<br />
fünf Jahren montiert, verpackt und als Ausstellungsstücke an Spielwarengeschäfte geliefert.<br />
serem Erfolgsrezept erkundigt,“<br />
berichtet Matthias<br />
Hartmann, Gruppenleiter<br />
der „Montage 3“ und<br />
schwärmt von dem hohen<br />
Qualitätsbewusstsein seiner<br />
Beschäftigten. Der gelernte<br />
Gas- und Wasserinstallateurmeister<br />
zerlegt<br />
den komplexen Montage-<br />
auftrag in einzelne Arbeitsschritte,<br />
die den unterschiedlichen<br />
Fähigkeiten<br />
der Beschäftigten entsprechen.<br />
„Manche haben regelrechte<br />
Adleraugen, die<br />
sehen sofort, wenn etwas<br />
nicht richtig zusammen gesteckt<br />
wurde, andere besitzen<br />
dafür enorme fein-<br />
HEIKE OTT<br />
„Ich brauche den Kontakt<br />
zu Leuten.“<br />
motorische Fähigkeiten,“ erzählt<br />
er.<br />
Eine der Beschäftigten ist<br />
die 41-jährige Heike Ott.<br />
Seit sechs Jahren arbeitet<br />
sie bei Matthias Hartmann<br />
in der Gruppe. Als Fußball-<br />
Fan findet sie es besonders<br />
toll, dass ihre Abteilung immer<br />
wieder mal Fan-Artikel<br />
für den KSC konfektioniert.<br />
Überhaupt ist es ihr wichtig<br />
zu wissen, für welche Firma<br />
sie arbeitet. Sie legt Wert<br />
darauf, dass die Auftraggeber<br />
die gute Qualität ihrer<br />
Arbeit anerkennen, schließlich<br />
seien sie Menschen mit<br />
Behinderung, die dennoch<br />
oder gerade deswegen<br />
ihr Bestes geben würden.<br />
Ihre Spezialität ist die Arbeit<br />
an der Kontrollwaage.<br />
Sie schätzt die Arbeit in<br />
ihrem Team und vor allem<br />
ihren Chef: „ Der nimmt uns<br />
nämlich ernst!“<br />
Aus dem HWK-Portfolio<br />
Heike Ott kam mit einem<br />
frühkindlichen Hirnschaden<br />
auf die Welt. Sie fragt sich<br />
oft, warum gerade sie mit<br />
einer geistigen Behinderung<br />
leben muss, im Gegensatz<br />
zu ihren vier Geschwistern.<br />
Immer wieder<br />
hadert sie damit, vor allem,<br />
wenn andere Menschen<br />
komisch auf sie reagieren.<br />
Am meisten leidet sie darunter,<br />
nirgendwo alleine<br />
hingehen zu können, immer<br />
auf Begleitung angewiesen<br />
zu sein. Dennoch<br />
ist Heike Ott eine Frau, die<br />
sich über ihre Möglichkeiten<br />
freut, beispielweise, wenn<br />
sie am Wochenende „ihren“<br />
FC Victoria Berghausen anfeuern<br />
kann oder bei Sportfesten<br />
aushilft. In der Betriebsstätte<br />
Hagsfeld kennt<br />
sie sich bestens aus. Aufgrund<br />
ihres guten Orientierungsvermögens<br />
schickt<br />
sie Matthias Hartmann oft<br />
auf Botengänge im Haus,<br />
wo sie wegen ihrer fröhlichen<br />
Art geschätzt wird.<br />
„Ich brauche den Kontakt<br />
zu Leuten“, lacht sie.<br />
Industrielle Holzverarbeitung<br />
Industrieverpackungen; Sonderverpackungen;<br />
Kisten und Ladungsträger;<br />
Zuschnitt und Bearbeitung<br />
Kontakt: holz@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong>
F ür<br />
DAS PERFEKTE<br />
ERSCHEINUNGSBILD IST EIN MUSS<br />
BZKA pflegt die Außenanlagen der Fiducia IT AG in Durlach<br />
Uwe Batzler zählt das gute Ergebnis. Damit meint<br />
der Leiter des Facility Managements bei Fiducia die<br />
einwandfrei gepflegten Außenanlagen seines Arbeitgebers<br />
– einer der führenden IT-Dienstleister in Deutschland<br />
und mit über 2500 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber<br />
in der Region. Für die Pflege des mehrere Dutzend<br />
Hektar großen Geländes ist das Team der Garten- und<br />
Landschaftspflege des Beschäftigungszentrums Karlsruhe<br />
gGmbH (BZKA) zuständig.<br />
Jeden Morgen um 7 Uhr<br />
holt Georg Dukart seinen<br />
Ausweis in der Zentrale<br />
ab – eine Maßnahme, die<br />
den hohen Sicherheitsstandards<br />
des Unternehmens<br />
geschuldet ist – und dann<br />
legt er los: Müll aufsammeln,<br />
Aschenbecher leeren,<br />
Hecken schneiden, Laub<br />
kehren – Georg Dukart hat<br />
ein gutes Auge für das, was<br />
ansteht. Im Winter kann es<br />
passieren, dass er bereits<br />
um 4.30 Uhr über Handy<br />
gerufen wird, wenn es<br />
nachts geschneit hat. Dann<br />
ist er eine halbe Stunde<br />
später vor Ort und sorgt<br />
dafür, dass die Mitarbeiter<br />
der Fiducia geräumte Zufahrtswege<br />
zu ihren Parkplätzen<br />
vorfinden.<br />
Für die Fiducia-Beschäftigten<br />
gehören Georg Dukart<br />
und sein Kollege Christian<br />
Kretz längst zur Belegschaft.<br />
Schließlich sind die<br />
beiden von morgens bis<br />
abends auf dem weitläufigen<br />
Gelände zwischen den<br />
15 Firmengebäuden unterwegs<br />
und sorgen dafür,<br />
dass sich beim Blick aus<br />
dem Fenster eine gepflegte<br />
Aussicht eröffnet. Regelmäßig<br />
mähen sie den Rasen,<br />
sorgen für einen sauberen<br />
Heckenschnitt, und im<br />
Sommer schneiden sie sogar<br />
die Rosen.<br />
Für Willi Rast, BZKA-Geschäftsführer,<br />
ist die Kooperation<br />
mit Fiducia ein<br />
Glücksfall: „Hier erfahren<br />
unsere Beschäftigten ein<br />
hohes Maß an Akzeptanz<br />
und Wertschätzung“, berichtet<br />
er und bezeichnet<br />
das, was dort passiert,<br />
als gelebte Inklusion: „Bei<br />
Fiducia können wir die Arbeitsplatzbedingungen<br />
den<br />
Fähigkeiten und Bedürfnissen<br />
unserer Mitarbeiter<br />
mit Handicaps anpassen.“<br />
Georg Dukart ist dafür ein<br />
gutes Beispiel. Er schätzt<br />
die Möglichkeit, hier selbst-<br />
Die Fiducia IT AG engagiert sich bereits seit Jahren für<br />
Menschen mit Behinderung in Karlsruhe. So ist die<br />
gemeinsame Weihnachtsfeier von Fiducia-Mitarbeitern<br />
und Bewohnern von Wohnheimen der Lebenshilfe<br />
bereits Tradition. Und seit 2006 verbindet eine Spendenpartnerschaft<br />
die Fiducia IT AG mit der Lebenshilfe-<br />
Stiftung in Karlsruhe – durch zahlreiche Engagements<br />
konnte Fiducia bereits 80.000 Euro zugunsten von<br />
Menschen mit Behinderung spenden.<br />
ständig und eigenverantwortlich<br />
seinen Dienst zu<br />
tun und weiß gleichzeitig ein<br />
einsatzbereites Team hinter<br />
sich, wenn es mal klemmt<br />
oder wenn besonders viel<br />
zu tun ist. Dann ist Herbert<br />
Büchel, Gruppenleiter für<br />
den Bereich Landschaftspflege,<br />
mit seinen Leuten<br />
vorOrtundpacktmitan,beispielsweise<br />
an den Samstagen,<br />
wenn die Pflege der<br />
4<br />
Parkplätze ansteht oder im<br />
Herbst, wenn das riesige<br />
Gelände vom Laub befreit<br />
werden muss. Schließlich<br />
verfügt das Garten- und<br />
Landschaftspflegeteam<br />
des BZKA mit seinen derzeit<br />
17 Beschäftigten über<br />
große Erfahrung, seit zwölf<br />
Jahren ist das Integrationsunternehmen<br />
bereits in diesem<br />
Bereich tätig.<br />
„Unsere Beschäftigten identifizieren<br />
sich in hohem Maße<br />
mit Fiducia“, weiß Willi<br />
Rast. Und Uwe Batzler<br />
schätzt die hohe Zuverlässigkeit<br />
des Teams: „Ich<br />
freue mich, dass wir mit<br />
dem BZKA einen hervorragenden<br />
Dienstleister als<br />
Partner haben und uns dabei<br />
gleichzeitig sozial engagieren<br />
können. Ich möchte<br />
nicht mehr tauschen“.
3<br />
5<br />
„HIER BIN ICH BEI MIR<br />
SELBST“<br />
Kai Ballsieper ist der erste Bufdi der HWK<br />
E r<br />
Katrin Altpeter<br />
Arbeits- u. Sozialministerin<br />
Baden-Württemberg<br />
kann sich noch gut an seinen ersten Tag bei den Hagsfelder Werkstätten (HWK)<br />
erinnern: „Ich stand im Eingangsbereich, umringt von Dutzenden Beschäftigten und<br />
hatte das Gefühl, endlich einmal ‚normal’ sein zu können.“ Die ehrliche und direkte Art<br />
von Menschen mit geistiger Behinderung mache es einem leicht, man selbst zu sein, ist<br />
seine Erfahrung nach einem halben Jahr im Einsatz für die Betriebsstätte am Storrenacker<br />
in Hagsfeld.<br />
Kai Ballsieper ist der erste<br />
„Bufdi“ der HWK. Er leistet<br />
hier den so genannten<br />
Bundesfreiwilligendienst in<br />
der Arbeits- und Fördergruppe,<br />
in der Beschäftigte<br />
für einen Einsatz in einer<br />
der Montagegruppen fit<br />
gemacht werden. Hier ist<br />
er Ansprechpartner und<br />
Bezugsperson für die Beschäftigten,<br />
die einen erhöhten<br />
Förderbedarf haben.<br />
Er unterstützt sie bei<br />
ihren Tätigkeiten, löst mit<br />
ihnen Probleme und ist<br />
auch für die Endkontrolle<br />
Arbeit ist für Menschen mit und ohne Behinderung<br />
wichtig. Bei der Teilhabe am Arbeitsleben geht es<br />
um weit mehr, als nur darum, den Lebensunterhalt<br />
zu verdienen. Es geht um Zugehörigkeit und darum,<br />
das Leben in die eigene Hand nehmen zu können.<br />
Arbeit ist die Grundlage für eine aktive und gleichberechtigte<br />
Beteiligung am gesellschaftlichen Leben.<br />
von Arbeiten zuständig, die<br />
die Gruppe für andere Abteilungen<br />
der Betriebsstätte<br />
ausführt.<br />
Der 22-Jährige hat schon<br />
eine Menge ausprobiert.<br />
Er war in der Gastronomie<br />
tätig, hat als Tierpfleger<br />
gearbeitet und eine Ausbildung<br />
zum Raumausstatter<br />
gemacht. Dennoch war<br />
ihm klar, dass er, der Sohn<br />
zweier Altenpfleger mit einer<br />
ausgeprägten sozialen<br />
Ader, am liebsten mit Menschen<br />
arbeiten würde. Hier<br />
in den Hagsfelder Werkstätten<br />
sei er endlich beruflich<br />
angekommen, sagt er<br />
überzeugt. Sein Ziel ist die<br />
Ausbildung zum Arbeitstherapeuten,<br />
besonders<br />
reize ihn die Arbeit mit psychisch<br />
kranken Menschen.<br />
Der Aufbau einer Polsterer-<br />
Gruppe bei der HWK – das<br />
wäre sein Traum.<br />
In der ersten Zeit musste<br />
Kai Ballsieper erst einmal<br />
eine andere Form von<br />
Hilfsbereitschaft lernen.<br />
„Ich hatte die Tendenz, den<br />
Beschäftigten alles abneh-<br />
KAI BALLSIEPER<br />
„Ich hatte das Gefühl,<br />
endlich einmal 'normal'<br />
sein zu können.“<br />
men zu wollen, was dem<br />
Ziel der Selbstständigkeit<br />
nicht gerade zuträglich ist“,<br />
erzählt er. „Hier bin ich Anleiter,<br />
das heißt, ich muss<br />
auch eine gewisse Distanz<br />
wahren“, sagt er, und das<br />
sei nicht immer einfach.<br />
Dabei würden die Seminare<br />
helfen, die die Lebenshilfe<br />
Baden-Württemberg für die<br />
Freiwilligen in den Werkstätten<br />
und Wohnheimen<br />
anbiete. Die Teilnehmer erhalten<br />
hier Informationen<br />
© Valua Vitaly - Fotolia.<strong>com</strong><br />
über die unterschiedlichen<br />
Behinderungsarten, erwerben<br />
pädagogische Grundkenntnisse<br />
und können<br />
sich über ihre Erfahrungen<br />
austauschen.<br />
Eine Rückkehr in seinen<br />
alten Beruf kann sich Kai<br />
Ballsieper nicht vorstellen:<br />
„Da ging es nur um Produktion,<br />
Leistung und Erfolg,<br />
hier geht es um mehr,“ sagt<br />
er. „Hier steht der Mensch<br />
im Mittelpunkt“.<br />
WAS IST EIGENTLICH...<br />
DER BUNDESFREIWILLIGENDIENST?<br />
Der Bundesfreiwilligendienst steht allen Frauen und Männern<br />
offen, die ihre freie Zeit sinnvoll einsetzen möchten, beispielsweise<br />
Schulabgängern, Arbeitssuchenden oder Menschen<br />
im Ruhestand. Der Bundesfreiwilligendienst kann zwischen<br />
6 und 18 Monaten dauern. Menschen ab 27 Jahren können<br />
den Dienst auch in Teilzeit mit mindestens 20 Wochenstunden<br />
absolvieren. Die Freiwilligen erhalten ein Taschengeld und<br />
eine Verpflegungspauschale, sind während ihres Einsatzes<br />
sozial- und krankenversichert und haben einen Anspruch auf<br />
26 Urlaubstage im Jahr.<br />
Ansprechpartner:<br />
Markus Schubert, Geschäftsführer HWK<br />
Telefon 0721 / 62 08-147<br />
E-Mail: schubert@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
Jetzt bewerben unter:<br />
<strong>www</strong>.einer-allein-kann.de
J eden<br />
MENSCHEN MIT BEHINDERUNG<br />
LIEFERN PREMIUM-QUALITÄT<br />
Mercedes-Benz kooperiert seit über 30 Jahren<br />
mit den Hagsfelder Werkstätten<br />
Tag rollt ein LKW mit Ersatzteilen für das<br />
Mercedes-Benz Global Logistics Center auf den Parkplatz<br />
der HWK-Betriebsstätte Neureut II. Im Ladevolumen<br />
stecken, so der Betriebsstättenleiter Alois Fuchs, 2200 Verpackungsminuten.<br />
Anders ausgedrückt bringt der LKW<br />
täglich Arbeit für 30 bis 40 Beschäftigte mit geistiger<br />
Behinderung, die in der Ersatzteilvorverpackung für das<br />
weltweit größte Distributionszentrum für Fahrzeugteile der<br />
Automobilbranche eingesetzt werden.<br />
„Unsere Beschäftigten sind<br />
stolz darauf, für eine Weltmarke<br />
wie Mercedes-Benz<br />
tätig zu sein“, erzählt Fuchs.<br />
Seit über 30 Jahren bestehe<br />
die partnerschaftliche Zusammenarbeitschon,fürdie<br />
HWK ein Glücksfall in einer<br />
Zeit, in der die Auftragsdauer<br />
häufig immer kürzer und<br />
unberechenbarer werde.<br />
Das Mercedes-Benz Global<br />
Logistics Center (GLC) in<br />
Germersheim versorgt weltweit<br />
Kunden mit Teilen und<br />
Zubehör für Nutzfahrzeuge<br />
und PKW von Mercedes-<br />
Benz, Maybach, smart und<br />
Mitsubishi FUSO. Täglich<br />
verschickt das GLC rund<br />
12.000 Kubikmeter Fahrzeugteile<br />
mit einem Gewicht<br />
von 1.600 Tonnen<br />
in alle Welt. Von der Radmutter<br />
für den smart bis<br />
zur kompletten Rohbaukarosse<br />
des Sportwagens<br />
Mercedes-Benz SLR<br />
McLaren hat das GLC etwa<br />
540.000 verschiedene Teile<br />
sofort verfügbar. Gerade für<br />
die geistig behinderten Beschäftigten<br />
der HWK sei es<br />
besonders attraktiv, Teile<br />
zu verpacken, die erkennbar<br />
zu einem Auto gehören.<br />
„Unsere Beschäftigten<br />
freuen sich einfach, wenn<br />
sie einen Blinker oder eine<br />
Heckscheibe verpacken,<br />
weil sie erkennen können,<br />
zu welchem Produkt diese<br />
Ersatzteile gehören,“ erzählt<br />
Fuchs.<br />
2.800 Mitarbeiter sind im<br />
GLC in Germersheim beschäftigt.<br />
Die Integration<br />
von Menschen mit Behinderungen<br />
ist dabei ein<br />
fester Bestandteil der Personalpolitik<br />
des GLC. Neben<br />
der Einrichtung behindertengerechterArbeitsplätze<br />
gehört dazu auch<br />
die Vergabe von Vertrags-<br />
umfängen an externe Einrichtungen<br />
für Menschen<br />
mit Behinderungen wie die<br />
HWK. „Mit unserer Teilelogistik<br />
unterstützen wir den<br />
Premium-Service für unsere<br />
Kunden. Die HWK stellt<br />
täglich unter Beweis, dass<br />
auch Menschen mit Behin-<br />
derungen Premium-Qualität<br />
liefern“, so Andreas Moch,<br />
2.800 Mitarbeiter sind im Mercedes-Benz<br />
Global Logistics Center (GLC) beschäftigt.<br />
Mit über einer Million Quadratmeter Lagerfläche<br />
ist das GLC heute das weltweit größte<br />
Distributionszentrum für Fahrzeugteile der<br />
Automobilbranche.<br />
6<br />
Leiter des Global Logistics<br />
Centers. „Darüber hinaus<br />
nehmen wir unsere soziale<br />
Verantwortung auf vielen<br />
Ebenen wahr, beispielsweise<br />
durch die Investition in<br />
die Ausbildung junger Menschen,<br />
einem Gesundheitszentrum<br />
für unsere Mitarbeiter<br />
und einer betrieblichen<br />
Kinderkrippe zur besseren<br />
Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie.“
3<br />
7<br />
Aus dem HWK-Portfolio<br />
Montage & Verpackung<br />
Kleinmontagen von Baugruppen; Elektromechanische Kleingerätemontage;<br />
elektrische und mechanische Komplexmontagen; Einpressarbeiten mittels<br />
Handhebelpressen; Leiterplattenbestückung und Lötarbeiten;<br />
Prüftätigkeiten; Sortierarbeiten; Versand und Mailservice; Konfektionierung;<br />
Einschrumpfen und Blistern<br />
Kontakt: montage@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
ANJA STRÄTLING<br />
Leiterin Technik und Vertrieb der HWK<br />
Von welchen Vorteilen profitieren die<br />
Unternehmen, wenn sie mit der HWK<br />
zusammenarbeiten?<br />
Zunächst können sie von uns die gleiche<br />
Qualität erwarten, wie von anderen Partnern<br />
auch. Unser Qualitätsmanagementsystem<br />
ist nach DIN ISO 9001 zertifiziert.<br />
Die HWK gewährleistet mit<br />
einer hundertprozentigen Endkontrolle,<br />
dass ihre Kunden auch hundertprozentig<br />
zufrieden sein können. Dann<br />
gibt es klare wirtschaftliche Vorteile:<br />
Unternehmen können durch Aufträge an<br />
Werkstätten für Menschen mit Behinderung<br />
50 Prozent unserer Arbeitsleistung<br />
für solche Aufträge auf die Ausgleichsabgabe<br />
nach § 77 SGB IX anrechnen.<br />
Unsere größte Stärke sind allerdings unsere<br />
hoch motivierten Beschäftigten, die<br />
sich sehr mit den jeweiligen Aufträgen<br />
identifizieren und diese mit Leidenschaft<br />
und Akribie ausführen.<br />
Die Anforderungen der Industrie<br />
werden immer höher. Können Werkstätten<br />
für Behinderte dieser Entwicklung<br />
noch standhalten?<br />
In der Tat werden die Aufträge an uns<br />
zunehmend komplexer. Das heißt für<br />
uns, dass wir die Produktionsschritte<br />
zerlegen und für unsere Beschäftigten<br />
anpassen müssen. Unsere Fachleute<br />
3 FRAGEN AN ANJA STRÄTLING<br />
im Vorrichtungsbau verfügen hier über<br />
großartige Fähigkeiten, die Arbeitsplätze<br />
so auszustatten, dass selbst Beschäftigte<br />
mit starken Einschränkungen hoch<br />
produktiv arbeiten können. Außerdem<br />
wünschen viele Kunden mittlerweile „Full<br />
Service“, das heißt, dass wir den Auftrag<br />
vom Einkauf über die Produktion bis zur<br />
Auslieferung abwickeln. Hier ist unser logistisches<br />
Know-how gefragt. Unsere<br />
Stärke liegt darin, dass wir gerade in diesem<br />
komplexen Bereich Menschen mit<br />
seelischen Behinderungen einsetzen, die<br />
die dafür notwendigen Fähigkeiten mitbringen.<br />
Wohin investiert die HWK<br />
ihre Gewinne?<br />
Unsere Erlöse fließen zu 95 Prozent in<br />
die Löhne und Gehälter unserer Beschäftigten.<br />
Im vergangenen Jahr waren dies<br />
2,3 Millionen Euro. Das Einkommen eines<br />
Beschäftigten mit Behinderung entspricht<br />
genau seiner Wertschöpfung aus dem<br />
Produktionsprozess, an dem er beteiligt<br />
ist. Gemessen an Löhnen auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt muten unsere Einkommen<br />
mit durchschnittlich 220 Euro<br />
monatlich sehr niedrig an. Doch unsere<br />
Beschäftigten sind stolz darauf, nicht<br />
mit einer gesellschaftlichen Transferleistung,<br />
sondern mit einem selbst erwirtschafteten<br />
Lohn nach Hause zu gehen.<br />
Wenn Sie die Beschäftigten fragen, was<br />
ihnen in der Werkstatt am wichtigsten ist,<br />
antworten sie: „Echte Arbeit machen und<br />
selbst verdientes Geld“.<br />
Ansprechpartnerin<br />
Anja Strätling<br />
Telefon: 0721 / 9 46 05-26<br />
E-Mail: straetling@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
MEILENSTEINE<br />
1962 Auf Initiative des 1961 gegründeten Karlsruher Lebenshilfe-<br />
Vereins Eröffnung einer kleinen beschützenden Werkstätte<br />
mit zunächst sieben Beschäftigten und zwei Betreuern in<br />
der heutigen Andreas-Schühle-Hütte in Durlach<br />
1962: Gründung der ersten Karlsruher Werkstatt<br />
1963 Bezug der „Beschützenden Werkstätte“ in Rintheim<br />
mit 30 Beschäftigten und drei Gruppenleitern<br />
1974 Bezug des neu gebauten Standortes am<br />
Storrenacker 9–11 mit damals 139 Beschäftigten<br />
und 23 Gruppenleitern.<br />
Namensgebung: Hagsfelder Werkstätten<br />
1974: Grundsteinlegung in Hagsfeld<br />
1980 Eröffnung der Betriebsstätte Südstadt in der<br />
Werderstraße mit Arbeitsplätzen für Menschen<br />
mit seelischer Behinderung<br />
1982 Eröffnung der Betriebsstätte Ettlingen/Hertzstraße<br />
1983 Beginn der HWK-Medizintechnik mit<br />
der Eigenproduktion von medizinischen<br />
Behandlungsliegen in Hagsfeld<br />
1985 Eröffnung der HWK-Gärtnerei in Grötzingen<br />
mit Arbeitsplätzen für Menschen mit seelischer<br />
Behinderung<br />
1990 Eröffnung der Betriebsstätte Neureut I<br />
1993 Umzug der HWK-Medizintechnik an den Standort<br />
Berghausen<br />
1994 Eröffnung einer Teilzeitwerkstatt für Menschen<br />
mit seelischer Behinderung in Ettlingen<br />
HWK-Hauptgebäude in Hagsfeld<br />
2000 Gründung der Integrationsfirma BZKA gGmbH<br />
2004 Eröffnung des ersten Karlsruher CAP-Lebensmittelmarktes<br />
des BZKA in der Kaiserallee; es folgen die CAP-Lebensmittelmärkte<br />
in Ettlingen-Bruchhausen (2007), Ettlingen-<br />
Zentrum (als Betriebsstätte der HWK 2007) und Karlsruhe-<br />
Durlach (2010)<br />
2008 Gründung des HWK-eigenen Fachdienstes<br />
„Betriebliche Integration“<br />
2009 Eröffnung der Betriebsstätte Neureut II
Z ugegeben<br />
VON DER GARAGENFIRMA<br />
ZUM MARKTFÜHRER<br />
ROTECH nahm HWK mit ins Boot<br />
– es war nicht unbedingt freiwillig, als Heinz<br />
Peters beschloss, Unternehmer zu werden. Wie so<br />
oft war es die Kündigung seines ehemaligen Arbeitgebers,<br />
die den Ingenieur für Konstruktionstechnik 1990 dazu<br />
brachte, das Risiko der Selbstständigkeit einzugehen.<br />
Dass dieses Unternehmen<br />
erfolgreich wurde, verdankt<br />
Peters seiner Überzeugung,<br />
etwas besser machen zu<br />
können, als seine Mitbewerber:<br />
Er entwickelt Zubehör<br />
für Antriebssysteme und ist<br />
heute mit fast 2000 Produkten<br />
Marktführer in diesem<br />
Segment.<br />
Angefangen hatte Peters in<br />
der eigenen Garage. Hier<br />
konstruierte er seine ersten<br />
Endschalterboxen und<br />
suchte bald nach einem<br />
Partner für die Produktion.<br />
Aufgrund eines persönlichen<br />
Kontakts zum damaligen<br />
Betriebsstättenleiter<br />
der Hagsfelder Werkstätten<br />
(HWK) in Ettlingen, Gerhard<br />
Bretzinger, wagte er den<br />
Versuch, seine Produkte<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
fertigen zu lassen.<br />
„Ich hatte damals schon<br />
Bedenken, ob die Werkstatt<br />
meinen Erwartungen an<br />
Professionalität und Qualität<br />
gerecht werden könne“,<br />
erzählt Heinz Peters.<br />
Und tatsächlich waren die<br />
Anforderungen hinsichtlich<br />
der Präzision beim Löten<br />
und Montieren der einzelnen<br />
Bauteile hoch.<br />
Gemeinsam mit den Gruppenleitern<br />
entwickelte Heinz<br />
Peters Arbeitsabläufe, welche<br />
die komplexen Konstruktionen<br />
in überschaubare<br />
Einzelschritte gliederten,<br />
die von den Beschäftigten<br />
der Werkstatt umgesetzt<br />
werden konnten. Heute<br />
verfügt die HWK über<br />
einen hoch entwickelten<br />
Werkzeugbau, der eine gemeinsame,<br />
kontinuierliche<br />
Entwicklung von HWK und<br />
ROTECH möglich macht.<br />
„Es ist toll, wenn wir unsere<br />
Ideen bei ROTECH schon in<br />
der Entwicklungsphase einbringen<br />
und damit unsere<br />
Hightech in Rotation – seit 1990 entwickelt das Ettlinger<br />
Unternehmen Antriebszubehör. Mit fast 2000 Produkten<br />
ist Unternehmensgründer Heinz Peters (links) heute<br />
Marktführer in dem Segment. Von Anfang an kooperierte<br />
ROTECH mit der HWK-Betriebsstätte Ettlingen, die für<br />
das Unternehmen Endschalterboxen montiert.<br />
Stärken unter Beweis stellen<br />
können“, ist Betriebsstättenleiter<br />
Siegfried Schöllkopf<br />
begeistert. Und Heinz<br />
Peters schätzt nicht nur die<br />
Kreativität, sondern auch<br />
die Flexibilität der HWK:<br />
„Wenn ich kurzfristig mit einem<br />
Auftrag komme, der<br />
in wenigen Tagen fertig sein<br />
muss, dann klappt das immer“.<br />
Und wie ist das mit der<br />
Qualität? Die wird am Ende<br />
der Fertigungsstraße in der<br />
Werkstatt geprüft. Dafür zuständig<br />
ist Paul Rastetter,<br />
der bereits seit 36 Jahren<br />
bei der HWK beschäftigt<br />
ist. Die Kontrolle der Produkte<br />
für ROTECH würde<br />
er nie aus der Hand geben,<br />
8<br />
schließlich sei Qualität das<br />
höchste Gebot, und da<br />
müsse ganz genau hingeschaut<br />
werden. Und Heinz<br />
Peters bestätigt, dass hier<br />
genau hingeschaut wird:<br />
„Die Qualität ist wirklich einwandfrei!“<br />
Siegfried Schöllkopf weiß,<br />
dass die Beschäftigten sich<br />
in höchstem Maße mit den<br />
Produkten, die sie fertigen,<br />
identifizieren: „Manche atmen<br />
ROTECH“, sagt er lachend<br />
und meint damit<br />
nichts anderes, als dass<br />
viele Beschäftigte die Arbeit<br />
für dieses Unternehmen in<br />
höchstem Maße zufrieden<br />
und stolz macht.
3<br />
9<br />
Joachim Wohlfeil<br />
Präsident der<br />
Handwerkskammer<br />
Karlsruhe<br />
ARBEIT AUF DIE MENSCHEN<br />
ZUSCHNEIDEN<br />
Sven Kussin steht mit Andreas Lang an der Säulenbohrmaschine AC32 und geht mit<br />
ihm die einzelnen Arbeitsschritte anhand einer schriftlichen Arbeitsanweisung durch.<br />
Mit Hilfe von Bildern kann Andreas Lang nachvollziehen, welche Handgriffe nacheinander<br />
erfolgen müssen und welches Werkzeug er dafür braucht.<br />
Sven Kussin hat mehrere Arbeitsanweisungenzusammen<br />
mit den Beschäftigten<br />
der Mechanischen Fertigung<br />
in der Betriebsstätte<br />
Hagsfeld erstellt. Die Idee<br />
dazu hat der Metallbaumeister<br />
im Rahmen seiner<br />
Ausbildung zur Fachkraft<br />
für Arbeits- und Berufsförderung<br />
für Menschen<br />
mit geistiger Behinderung<br />
in Werkstätten entwickelt.<br />
„Die Beschäftigten sagen<br />
mir, wie die Arbeitsanweisung<br />
aussehen muss, damit<br />
sie sie verstehen und<br />
anwenden können,“ erklärt<br />
Sven Kussin. „Dazu gehört,<br />
dass jeder Arbeitsschritt<br />
mit Worten und mit Bildern<br />
erklärt wird, so dass auch<br />
Menschen, die nicht lesen<br />
und schreiben können, danach<br />
arbeiten können.“<br />
Ihr größter Kunde ist die<br />
hauseigene Medizintechnik,<br />
die selbstentwickelte Behandlungsliegen<br />
für Physiotherapeuten<br />
herstellt. Die<br />
Handwerk – das ist schöpferisches Gestalten.<br />
Es ist praktisches Tun, oder wie der britischamerikanische<br />
Soziologe Richard Sennet sagt:<br />
„Handwerk ist, eine Sache um ihrer selbst willen<br />
gut machen.“<br />
Die holz- und metallverarbeitenden Werkstätten<br />
in Hagsfeld erfüllen diesen Anspruch seit 50<br />
Jahren erfolgreich. Das Handwerk gratuliert zu<br />
dem Jubiläum sehr herzlich.<br />
Beschäftigte suchen Herausforderung im<br />
Metallbereich<br />
Gestelle für diese Liegen<br />
werden in Hagsfeld gefertigt.<br />
Zahlreiche weitere<br />
Kunden aus der Region<br />
schätzen die Leistungsfähigkeit<br />
der HWK-Metallbearbeitung.<br />
Ein neuer Kunde<br />
ist das Mercedes-Benz<br />
Werk in Wörth. Das Unternehmen<br />
hätte das Knowhow<br />
und der Maschinenpark<br />
der HWK überzeugt,<br />
so Fertigungsleiter Thomas<br />
Dossinger.<br />
Wer im Metallbereich arbeitet,<br />
sucht die Herausforderung.<br />
Voraussetzung<br />
ist eine gute Augen-Hand-<br />
Koordination und eine ausgeprägte<br />
Feinmotorik,“ sagt<br />
Sven Kussin. Im Rahmen<br />
eines Praktikums könnten<br />
die Beschäftigten ausprobieren,<br />
ob ihnen der Umgang<br />
mit Metall und die<br />
Arbeit an den <strong>com</strong>putergesteuerten<br />
Maschinen liege.<br />
Um die Scheu vor dem Um-<br />
gang mit den zahlreichen<br />
Displays und Schaltern zu<br />
senken, klebt Sven Kussin<br />
schon mal die blinkenden<br />
Lämpchen ab. „Bei uns<br />
geht es darum, Arbeit so<br />
zu organisieren, dass jeder<br />
seine Fähigkeiten voll zum<br />
Einsatz bringen kann.“ Diese<br />
sind auf einer großen<br />
Qualifizierungs-Matrix dargestellt.<br />
Hier können die<br />
Gruppenleiter auf einen<br />
Blick sehen, welcher Beschäftigte<br />
welche Aufgabe<br />
selbstständig ausführen<br />
kann und wo er noch Hilfe<br />
benötigt. Diese Matrix dient<br />
auch als Grundlage für die<br />
persönliche Entwicklungsplanung,<br />
die jeder Beschäftigte<br />
mit seinem Gruppenleiter<br />
jährlich durchführt<br />
und in der die Ziele für das<br />
kommende Jahr festgelegt<br />
werden.<br />
In drei Gruppen arbeiten<br />
hier 28 Menschen mit einer<br />
geistigen Behinderung,<br />
vier von ihnen haben<br />
Aus dem HWK-Portfolio<br />
SVEN KUSSIN<br />
den Schweißerpass. Seit<br />
kurzem ist auch ein Rollstuhlfahrer<br />
dabei, für den<br />
Sven Kussin gerade einen<br />
passenden Arbeitsplatz einrichtet,<br />
eine „echte Herausforderung“,<br />
wie er sagt. Und<br />
genau das reizt den 42-Jährigen,<br />
der vor acht Jahren<br />
aus Berlin nach Karlsruhe<br />
kam, um hier seine Kompetenzen<br />
im Metallbau mit<br />
seinen pädagogischen und<br />
didaktischen Fähigkeiten<br />
verbinden zu können. Hier<br />
bestehe die Herausforderung<br />
eben nicht darin, in<br />
kurzer Zeit eine möglichst<br />
hohe Stückzahl zu produzieren,<br />
sondern die Arbeit<br />
so auf die Menschen zuzuschneiden,<br />
dass diese sie<br />
effektiv und in hoher Qualität<br />
verrichten können. Und<br />
nicht zuletzt schätzt Sven<br />
Kussin in der HWK den<br />
persönlichen Umgang miteinander,<br />
der von einer sozialen<br />
Qualität sei, die man<br />
in anderen Betrieben häufig<br />
vergeblich suche.<br />
Industrielle Metallverarbeitung<br />
Drehen, Fräsen, Schleifen, Stanzen,<br />
Pressen; Sägen, Bohren, Fließformen,<br />
Gewindeschneiden; Schweißen (MIG,<br />
MAG, WIG) von Stahl, Edelstahl und<br />
Aluminium<br />
Kontakt: metall@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
„Bei uns geht es darum, die<br />
Arbeitsplätze so einzurichten,<br />
dass jeder seine Fähigkeiten<br />
voll zum Einsatz bringen kann.“
W er<br />
LIEBHERR UND DIE HWK<br />
Eine partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit auf kurzen Wegen<br />
kennt sie nicht – die sonnengelben Bagger oder<br />
Planierraupen mit dem markanten Schriftzug „Liebherr“.<br />
Das 1949 gegründete Familienunternehmen gehört<br />
heute mit seinen mehr als 35.000 Beschäftigten in weltweit<br />
über 120 Gesellschaften zu den größten Baumaschinenherstellern<br />
der Welt.<br />
In Ettlingen sitzen zwei der<br />
Gesellschaften – die 1993<br />
gegründete Niederlassung<br />
der Liebherr-Verzahntechnik<br />
GmbH und die 2004<br />
gegründete Liebherr-Ettlingen<br />
GmbH mit zusammen<br />
etwa 180 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern. Letztere<br />
ist unter anderem auf die<br />
Aufarbeitung von Antriebskomponenten<br />
spezialisiert,<br />
wie beispielsweise Dieselmotoren,<br />
Hydraulikmotoren<br />
und -pumpen sowie Getriebe<br />
und Achsen. Diese<br />
kommen in Baumaschinen,<br />
Fahrzeugkranen, maritimen<br />
Kranen oder Minenfahrzeugen<br />
von Liebherr zum<br />
Einsatz. Das Ettlinger Werk<br />
der Liebherr-Verzahntechnik<br />
GmbH produziert und<br />
vertreibt hochwertige Verzahnwerkzeuge.<br />
Hier werden<br />
Stoßwerkzeuge nachgeschärft<br />
und beschichtet<br />
und CBN-Schleifwerk-<br />
zeuge in der hauseigenen<br />
Galvanik wiederbelegt. Darüber<br />
hinaus liefert die<br />
Produktionsstätte komplette<br />
Komponenten wie auch<br />
Verzahnungsteile.<br />
Seit über zehn Jahren ist die<br />
HWK-Betriebsstätte Ettlingen<br />
Partner des Weltunternehmens.<br />
Zu den ersten<br />
Aufgaben zählte das Kommissionieren<br />
und Zusammenstellen<br />
von Dichtsätzen.<br />
Mittlerweile unterstützt<br />
die HWK die Ettlinger Liebherr-Gesellschaften<br />
äußerst<br />
erfolgreich bei Sortier- und<br />
Demontageaufgaben, der<br />
Verpackung von Ersatzteilen<br />
wie beispielsweise Ven-<br />
10<br />
Die am Standort Ettlingen ansässigen Unternehmen Liebherr-<br />
Ettlingen GmbH und Liebherr-Verzahntechnik GmbH gehören<br />
zur weltweit tätigen Firmengruppe Liebherr, die im Jahr 1949<br />
von Hans Liebherr gegründet wurde. Das Unternehmen zählt<br />
nicht nur zu den größten Baumaschinenherstellern der Welt,<br />
sondern ist auch auf vielen anderen Gebieten als Anbieter<br />
technisch anspruchsvoller, nutzenorientierter Produkte und<br />
Dienstleistungen anerkannt.<br />
tilen für Dieselmotoren,<br />
beim Zusammenstellen und<br />
Verpacken von Reparatursätzen<br />
sowie bei der Montage<br />
von kompletten Wasser-<br />
und Schmierölpumpen<br />
für Dieselmotoren. Außerdem<br />
unterhält die Betriebsstätte<br />
Ettlingen eine<br />
Außenstelle des Ersatzteillagers<br />
von Liebherr mit einem<br />
eigenständigen Lagerverwaltungssystem.<br />
„Liebherr wollte sich stärker<br />
auf seine Kernkompetenzen<br />
konzentrieren und hat daher<br />
einen Teil seines Warenwirtschaftssystems<br />
an uns<br />
abgegeben“, erzählt der<br />
stellvertretende Betriebsstättenleiter<br />
Michael Dittes.<br />
Liebherr schätzt die Zusammenarbeit<br />
mit den Hagsfelder<br />
Werkstätten als ausgesprochenpartnerschaftlich.<br />
Die Wege seien kurz,<br />
die Verständigung unkompliziert<br />
und die Zusammenarbeit<br />
sehr vertrauensvoll.<br />
Und die Beschäftigten der<br />
HWK sind stolz, für ein<br />
Unternehmen zu arbeiten,<br />
deren Produkte zumindest<br />
die Männer unter ihnen<br />
schon als kleine Jungs faszinierten.
3<br />
11<br />
„BEI UNS LIEGEN SIE RICHTIG“<br />
HWK-Medizintechnik entwickelt<br />
modernste Behandlungsliegen<br />
E ine<br />
kleine Menschentraube hat sich um Dr. Thomas<br />
Meyer, einen Therapeuten aus der Karlsruher Südstadt,<br />
gebildet. Der Sportwissenschaftler vollführt fast<br />
einen Tanz rund um eine Behandlungsliege, auf der sich<br />
ein Messebesucher von seinen kundigen Händen den<br />
Rücken massieren lässt.<br />
Doch es ist nicht nur die<br />
Massagetechnik, die die Zuschauer<br />
staunen lässt,<br />
sondern vielmehr die neue<br />
Schalttechnik der Behandlungsliege.<br />
Mit ihr kann Dr.<br />
Thomas Meyer nämlich<br />
nach Bedarf die Höhe verstellen,<br />
ohne den Bewegungsfluss<br />
seiner Hände<br />
zu unterbrechen – eine Berührung<br />
der Schaltleiste mit<br />
dem Fuß genügt, möglich<br />
von jeder Seite der Liege<br />
aus.<br />
Was Dr. Thomas Meyer<br />
hier auf der MEDICA, der<br />
weltgrößten Messe für Medizintechnik<br />
in Düsseldorf,<br />
JOSEPH BIELESCH<br />
„Eine sinnvolle Arbeit,<br />
nette Kollegen und vor allem<br />
ein verständnisvoller Chef –<br />
das gibt Halt.“<br />
am Stand der Hagsfelder<br />
Werkstätten demonstrierte,<br />
ist eine von der HWK-Medizintechnik<br />
konstruierte und<br />
patentierte Schaltleiste, die<br />
als Weltneuheit im November<br />
2011 erstmals auf der<br />
MEDICA vorgestellt wurde.<br />
Als eine der wenigen Werkstätten<br />
für behinderte Menschen<br />
in der Bundesrepublik<br />
verfügt die HWK über<br />
eine international erfolgreiche<br />
Eigenproduktion, die<br />
unter dem Markennamen<br />
„HWK-Medizintechnik“ seit<br />
über 25 Jahren im Bereich<br />
hochwertiger Behandlungsliegen<br />
und entsprechendem<br />
Zubehör für die Physiotherapie,Krankengymnastik<br />
und für die medizinische<br />
Therapie bekannt ist<br />
und zu den führenden deutschen<br />
Herstellern gehört.<br />
Diesen Erfolg sichern eine<br />
eigene Entwicklungsabteilung,<br />
eine motivierte Belegschaft<br />
von Menschen mit<br />
seelischer Behinderung in<br />
der Fertigung, ein europaweites<br />
Händlernetz und ein<br />
engagiertes Team im Ver-<br />
trieb. Die Fertigungstiefe<br />
der HWK bei diesen anspruchsvollen<br />
Produkten<br />
ist außerordentlich hoch<br />
und Ergebnis enger innerbetrieblicher<br />
Kooperation<br />
mehrerer HWK-Standorte:<br />
Beteiligt sind die Schlosserei,<br />
Schreinerei und Kunststoffspritzerei<br />
in der Hauptwerkstatt<br />
Hagsfeld und der<br />
Bereich Tampondruck in<br />
der Betriebsstätte Südstadt/Werderstraße.<br />
Die<br />
Endmontage und den Versand<br />
leistet die Betriebsstätte<br />
Berghausen.<br />
Joseph Bielesch, der seit<br />
über 15 Jahren in Berghausen<br />
in der Montage und im<br />
Versand arbeitet, ist stolz<br />
auf die Produkte „seiner“<br />
Werkstatt. Ihm gehe es heute<br />
gut und das verdanke<br />
er seiner Tätigkeit bei den<br />
Hagsfelder Werkstätten:<br />
„Eine sinnvolle Arbeit, nette<br />
Kollegen und vor allem ein<br />
verständnisvoller Chef – das<br />
gibt Halt,“ sagt er.<br />
Neben der neuen Schaltleiste<br />
konnte die HWK-Medizintechnik<br />
bereits 2010 ein<br />
komplett neues Produkt auf<br />
den deutschen Markt bringen:<br />
Die „Schwangerenliege“,<br />
bei welcher der Bauchausschnitt<br />
auf die Bauchgröße<br />
des Patienten einstellbar<br />
ist. Extra weiche Polster<br />
ermöglichen hier nicht<br />
nur schwangeren, sondern<br />
auch übergewichtigen und<br />
frisch operierten Patienten<br />
eine beschwerdefreie Liegeposition.<br />
Neben der hohen Qualität<br />
und praxisorientierten Funktionalität<br />
der Liegen schätzen<br />
Ärzte, Krankengymnasten<br />
und Physiotherapeuten<br />
die wirtschaftlichen Vorteile:<br />
Aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit<br />
berechnet die HWK-<br />
Medizintechnik nur sieben<br />
Prozent Mehrwertsteuer.<br />
Für die umsatzsteuerbefreiten<br />
Heilberufler und Krankenhäuser<br />
ergibt sich so<br />
eine Ersparnis von zwölf<br />
Prozent. Große Praxen und<br />
Kliniken können außerdem<br />
50 Prozent der Arbeitsleistung<br />
der HWK als Werkstatt<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
bei der Ausgleichsabgabe<br />
geltend machen.
BEI CAP IST DER KUNDE KÖNIG<br />
Erfolg schafft sichere Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap<br />
CAP-Märkte<br />
CAP-Markt Karlsruhe<br />
Kaiserallee 37-39<br />
Marktleiterin: Kirsten Neumann<br />
57 Beschäftigte<br />
Öffnungszeiten: Mo – Sa: 8 – 20 Uhr<br />
CAP-Markt Durlach<br />
Pfinztalstr. 62<br />
Marktleiterin: Karin Nikolaschek<br />
13 Beschäftigte<br />
Öffnungszeiten: Mo – Fr: 8 – 20 Uhr<br />
Sa: 8 – 18 Uhr<br />
CAP-Markt Ettlingen<br />
Wilhelmstr. 4c<br />
Marktleiterin: Sabine Holzmann<br />
30 Beschäftigte<br />
Öffnungszeiten: Mo – Fr: 8 – 19 Uhr<br />
Sa: 8 – 16 Uhr<br />
CAP-Markt Bruchhausen<br />
Richard-Wagner-Str. 27<br />
Marktleiterin: Esin Tan<br />
17 Beschäftigte<br />
Öffnungszeiten: Mo – Fr: 8 – 19 Uhr<br />
Sa: 7 – 16 Uhr<br />
W o<br />
arbeiten denn hier<br />
Behinderte?“ fragt<br />
Michael Holzer verwundert,<br />
als er erfährt, dass der CAP -<br />
Markt in der Kaiserallee 42<br />
Menschen mit Handicap einen<br />
Arbeitsplatz bietet. Seit<br />
Jahren kauft der Weststädter<br />
hier seinen täglichen Bedarf<br />
ein. Dass er als Kunde<br />
auch dazu beiträgt, dass<br />
Menschen mit Behinde-<br />
rung einer Erwerbstätigkeit<br />
nachgehen können, war<br />
ihm nicht bewusst.<br />
Schließlich ist im CAP-Markt<br />
alles so, wie es in einem gut<br />
sortierten Supermarkt sein<br />
sollte: Es gibt ein Voll-Sortiment<br />
an Lebensmitteln,<br />
Bioprodukten, eine Frischetheke,<br />
einen Backshop,<br />
eine Metzgerei und Parkplätze<br />
vor dem Haus. Viele<br />
Kunden schätzen die persönliche<br />
Beratung: Immer<br />
findet man einen Ansprechpartner,<br />
der einem bei der<br />
Suche nach Produkten be-<br />
hilflich ist. An der Kasse erhält<br />
Unterstützung, wer mit<br />
dem Zählen des Geldes<br />
nicht klarkommt. Und wer<br />
nicht selbst einkaufen kann,<br />
dem wird die Ware ab 20<br />
Euro Warenwert frei Haus<br />
geliefert.<br />
„Kundenservice ist unser<br />
größter Erfolgsfaktor“, ist<br />
sich Marktleiterin Kirsten<br />
Neumann sicher. Für diesen<br />
sorgen in der Kaiserallee<br />
57 Beschäftigte, von denen<br />
42 ein Handicap haben, die<br />
meisten aufgrund einer psychischen<br />
Erkrankung oder<br />
einer Lern- bzw. Körperbehinderung.<br />
Fluktuation gibt<br />
es kaum, und auch der<br />
Krankenstand ist niedrig.<br />
Grund dafür ist laut Willi<br />
Rast, Geschäftsführer des<br />
Beschäftigungszentrums<br />
Karlsruhe gGmbH (BZKA),<br />
dass hier Auslöser für erneute<br />
Erkrankungen herabgesetzt<br />
werden. „Unsere<br />
Beschäftigten haben eine<br />
Arbeit, mit der sie ihren<br />
Lebensunterhalt bestreiten<br />
können und Anerkennung<br />
erfahren“, so Rast.<br />
Der CAP-Markt in der Kaiserallee<br />
gehört mit 1800<br />
Kunden täglich zu den er-<br />
12<br />
folgreichsten CAP-Märkten<br />
in Deutschland. Daneben<br />
betreibt das BZKA noch<br />
den CAP-Markt in Ettlingen-Bruchhausen<br />
und in<br />
Durlach. Hier spricht der<br />
CAP-Markt diejenigen an,<br />
die gerne zu Fuß und bei<br />
„ihrem“ Händler einkaufen.<br />
Denn nicht nur auf dem<br />
Durlacher Wochenmarkt,<br />
sondern auch im gegenüberliegenden<br />
CAP-Markt<br />
kaufen die Kunden die frischen<br />
Waren von regionalen<br />
Erzeugern.<br />
In Ettlingen gibt es seit vier<br />
Jahren einen CAP-Markt als<br />
Betriebsstätte der Hagsfelder<br />
Werkstätten (HWK).<br />
Hier haben auch diejenigen<br />
Menschen eine Beschäftigungschance,<br />
die behinderungsbedingt<br />
die Anforderungen<br />
eines sozialversicherungspflichtigenArbeitsverhältnisses<br />
wie bei<br />
der BZKA gGmbH nicht<br />
erfüllen können. Natürlich<br />
steht auch hier der Kundenservice<br />
an oberster Stelle.<br />
„In den CAP-Märkten werden<br />
Vorurteile abgebaut, im<br />
Gegenzug entstehen Brücken<br />
für ein sozialeres Miteinander<br />
von Menschen mit<br />
und ohne Behinderung“,<br />
sagt Willi Rast. Und so wird<br />
ein Lebensmittelmarkt zum<br />
Lebensmittelpunkt – für Mitarbeiter<br />
und für Kunden.
3<br />
13<br />
SAUBER, SCHNELL<br />
UND FLEXIBEL<br />
BZKA reinigt die<br />
Stadtmobil-Fahrzeuge<br />
Alexander Bart mag die Abwechslung, er schätzt<br />
eigenverantwortliches Arbeiten und er liebt Autos.<br />
Und deshalb hat er genau den richtigen Job.<br />
Zusammen mit seinem Kollegen<br />
Wolfgang Allgeier ist<br />
er für die Innenreinigung<br />
der Fahrzeuge bei Stadtmobil<br />
zuständig. 20 Autos<br />
am Tag schafft das eingespielte<br />
Team: Der eine bedient<br />
den Staubsauger, der<br />
andere wischt die Ablagen.<br />
Schnelligkeit und Sauberkeit<br />
ist die Devise, schließlich<br />
gilt es, dass jeder der<br />
430 PKWs alle zwei bis vier<br />
Wochen gereinigt wird. „Die<br />
Erwartung unserer Mitglieder<br />
an die Sauberkeit der<br />
Autos ist hoch, die Zufriedenheit<br />
aber auch“, weiß<br />
Frank Ratzel, Geschäftsführer<br />
bei Stadtmobil.<br />
Seit 2007 kooperiert das<br />
expandierende Karlsruher<br />
Carsharing-Unternehmen<br />
mit dem Beschäftigungs-<br />
Beschäftigungszentrum<br />
Karlsruhe (BZKA).<br />
Für Frank Ratzel und seinenGeschäftsführerkollegen<br />
Gunnar Peterson eine<br />
erfolgreiche Zusammenarbeit:<br />
„Früher haben wir die<br />
Reinigung unserer Fahrzeuge<br />
mit studentischen<br />
Hilfskräften bewältigt“, erzählt<br />
Peterson. Mit dem<br />
BZKA hätten sie einen Partner,<br />
bei dem sie vor allem<br />
die Zuverlässigkeit schätzen,<br />
„Nachkontrollen sind<br />
hier keine nötig“, betonen<br />
die Chefs von Stadtmobil.<br />
Neben der Reinigung der<br />
Autos sorgt das BZKA-<br />
Team auch dafür, dass die<br />
ausgefüllten Einlegeblätter<br />
der Fahrtenbücher zum<br />
Monatsende aus den Autos<br />
in die Zentrale kommen.<br />
Und sie sind auch diejenigen,<br />
die dafür sorgen, dass<br />
in den Fahrzeugen vergessene<br />
Handys, Sonnenbrillen<br />
und CDs nicht verloren<br />
gehen, sondern als<br />
Ingo Zenkner<br />
Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung der<br />
Agentur für Arbeit<br />
Karlsruhe<br />
Daten und Fakten BZKA<br />
Das Beschäftigungszentrum Karlsruhe gGmbH (BZKA)<br />
wurde als Tochterunternehmen der Hagsfelder Werkstätten<br />
& Wohngemeinschaften Karlsruhe gGmbH (HWK)<br />
im Jahr 2000 gegründet. Als Integrationsfirma ist das<br />
BZKA ein wichtiges Bindeglied zwischen der Werkstatt für<br />
Menschen mit Behinderung und dem ersten Arbeitsmarkt.<br />
Eine breite Aufstellung in unterschiedlichen Branchen sichert<br />
Beständigkeit für die derzeit 170 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die in folgenden Bereichen tätig sind:<br />
CAP-Lebensmittelmärkte<br />
Postagentur<br />
Mensa- und Kantinenversorgung<br />
Hotellerie<br />
Garten- und Landschaftspflege<br />
Reinigung von Gebäuden und<br />
Außenanlagen<br />
Fahrzeugpflege<br />
Katalogkonfektionierung<br />
Retourenbearbeitung<br />
Archivierung<br />
Administration<br />
Fundsachen ins Büro von<br />
Stadtmobil kommen. Und<br />
schließlich reinigt das BZKA<br />
die zahlreichen Stellplätze<br />
von Stadtmobil – eine der<br />
Kernkompetenzen des Integrationsunternehmens.<br />
„Stadtmobil bietet uns mit<br />
seinem Erfolgskonzept die<br />
Chance, unsere Beschäftigungsmöglichkeitenauszubauen“,<br />
bestätigt Willi Rast,<br />
BZKA-Geschäftsführer, und<br />
freut sich darüber, auch hier<br />
passgenaue Arbeitsplätze<br />
für seine Mitarbeiter gefunden<br />
zu haben.<br />
50 Jahre Hagsfelder Werkstätten & Wohngemeinschaften<br />
Karlsruhe gGmbH bedeuten 50 Jahre<br />
Engagement für die Belange von Menschen mit<br />
Behinderungen.<br />
Ihre Werkstätten als Einrichtungen zur Eingliederung<br />
schwerbehinderter Menschen ins Arbeitsleben sind<br />
besonders wertvoll, weil sie keine Einbahnstraßen<br />
sondern ein Schlüssel zur gleichberechtigten Teilhabe<br />
in der Gesellschaft sind.<br />
Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und<br />
freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.
BERUFSBILD ALLTAGSHELFER<br />
HWK bietet Beschäftigten Qualifizierung an<br />
E infühlsamkeit,<br />
Geduld und Optimismus sind gefragte<br />
Eigenschaften in der Arbeit mit hilfebedürftigen und<br />
mit alten Menschen – Kompetenzen, die einige Beschäftigte<br />
der Hagsfelder Werkstätten (HWK) mitbringen und<br />
die sie gerne verstärkt in ihrer Arbeit einbringen würden.<br />
Vor dem Hintergrund des<br />
steigenden Bedarfs an Betreuungskräften<br />
in der Altenhilfe<br />
hat die HWK im Jahr<br />
2011 daher erstmals einen<br />
Qualifizierungskurs zum Alltagshelfer<br />
angeboten. Elf<br />
Beschäftigte hatten den<br />
ein Jahr dauernden Kurs<br />
begonnen, sieben haben<br />
ihn im vergangenen Herbst<br />
erfolgreich abgeschlossen.<br />
Jeden Monat hatten sich die<br />
Kursteilnehmer eine Woche<br />
lang mit Arbeitsorganisation<br />
und Kommunikation, Hygiene,<br />
Ernährung, Hauswirtschaft<br />
sowie entwicklungspsychologischenGrundlagen<br />
der Betreuung von<br />
Menschen auseinandergesetzt<br />
und damit die theoretischen<br />
Grundlagen für<br />
Johannes Arnold<br />
Oberbürgermeister<br />
Stadt Ettlingen<br />
eine verantwortliche Unterstützung<br />
und Begleitung<br />
hilfebedürftiger Menschen<br />
im Alltag erworben. Im<br />
Rahmen eines externen<br />
Praktikums in einer Einrichtung<br />
der Altenhilfe konnten<br />
sie sich bereits notwendige<br />
praktische Fertigkeiten aneignen.<br />
Vier der Absolventen<br />
arbeiten inzwischen als<br />
Alltagshelfer in Pflegehei-<br />
Infos Alltagshelfer<br />
SAMI<br />
SULEJMANOVIC<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Silvia Graudejus<br />
Leitung Betriebliche Integration und<br />
Fachgruppe Berufliche Bildung<br />
Telefon: 0721 / 50 96 55 55<br />
E-Mail: graudejus@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
Alltagshelfer<br />
im Karlsruher Friedensheim<br />
men, im Förder- und Betreuungsbereich<br />
der HWK<br />
und in einer Kindertagesstätte.<br />
Im Mai diesen Jahres startet<br />
der nächste Grundkurs.<br />
Für sie sucht die HWK wieder<br />
Einsatzfelder für Praktika<br />
und eine Beschäftigung<br />
als Alltagshelfer im<br />
Anschluss an die Qualifizierung.<br />
Dabei ist eine sozialversicherungspflichtige<br />
Anstellung ebenso möglich,<br />
wie eine Beschäftigung im<br />
Rahmen eines betrieblich integriertenWerkstattarbeitsplatzes.<br />
Herzlichen Dank für 50 Jahre Arbeit für Menschen<br />
mit Behinderung. HWK und BZKA sind dabei<br />
wichtige Partner für unsere Stadt und übernehmen<br />
Verantwortung, um behinderten Menschen die<br />
Teilhabe an der Arbeitswelt zu ermöglichen und<br />
dadurch die Sicherstellung der Selbstbestimmung<br />
zu fördern.<br />
Ich wünsche, dass es auch weiterhin gelingt,<br />
dadurch die gesamte Lebenssituation behinderter<br />
Menschen positiv zu beeinflussen.<br />
„HIER ARBEITEN<br />
MENSCHEN MIT<br />
HERZ“<br />
BZKA als Dienstleister in der<br />
Ettlinger Schulmensa<br />
E s<br />
ist kurz nach zwölf, Angelika Bohn und Hans-<br />
Jochen Zohm haben gerade mehrere Pizzas, Kässpätzle<br />
und Putenschnitzel in den Ofen geschoben, da<br />
stürmen die ersten Schüler hungrig die Mensa. Angelika<br />
Bohn und Hans-Jochen Zohm kennen ihre kleinen Kunden<br />
und haben für jeden einen aufmunternden Satz übrig.<br />
Ihre beiden Kolleginnen Caroline Eser und Susanne Rieger<br />
sorgen dafür, dass die Tische nach dem Essen wieder<br />
sauber sind und das Geschirr vorgespült in die Spülmaschinen<br />
kommt.<br />
Die vier versorgen insgesamt<br />
1000 Schüler des Albert-Magnus<br />
Gymnasiums<br />
und der Anne-Frank-Schule<br />
in Ettlingen, 100 Kinder<br />
essen im Schnitt pro Tag in<br />
der Mensa, die im Foyer der<br />
Albgauhalle untergebracht<br />
ist. Geliefert wird das Essen<br />
gefroren von der Firma Hoffmann-Menü<br />
und vor Ort<br />
fertig gegart. Angestellt sind<br />
Angelika Bohn und ihr Team<br />
beim Beschäftigungszentrum<br />
Karlsruhe (BZKA).<br />
„Die Ettlinger Schulmensa<br />
ist die erste landesweit, die<br />
mit einer Integrationsfirma<br />
zusammenarbeitet“, erzählt<br />
Willi Rast, BZKA-Geschäftsführer,<br />
und das bereits seit<br />
2005. Das Erfolgsgeheimnis<br />
liege in der vertrauensvollen<br />
Kooperation zwischen<br />
den beteiligten Schulen, der<br />
Stadt Ettlingen als Kostenträger,<br />
dem BZKA als<br />
Dienstleister und dem Mensaverein<br />
– eine Elterninitiative,<br />
die das Projekt nach<br />
Einführung von G8 ins Leben<br />
rief.<br />
Angelika Bohn und Hans-<br />
Jochen Zohm haben sich in<br />
das komplexe EDV-System<br />
14<br />
eingearbeitet und kontrollieren<br />
regelmäßig den Warenbestand<br />
in Abgleich mit<br />
den eingegangenen Bestellungen,<br />
eine logistische<br />
Herausforderung, die Hans-<br />
Jochen Zohm an seiner Arbeit<br />
gefällt. Angelika Bohn<br />
schätzt den Kontakt mit<br />
den Kindern. Willi Rast ist<br />
davon überzeugt, dass hier<br />
die richtigen Menschen am<br />
richtigen Platz arbeiten:<br />
„Unsere Beschäftigten<br />
bringen viel Talent mit.<br />
Gleichzeitig gibt die klare<br />
Struktur den Mitarbeitern<br />
im Mensabetrieb die Sicherheit,<br />
die sie brauchen.“<br />
Für Sascha Rössler vom<br />
Mensaverein rührt der Erfolg<br />
der Mensa vor allem<br />
von der Mitmenschlichkeit:<br />
„Hier arbeiten nicht Menschen<br />
mit Handicap, sondern<br />
Menschen mit Herz!“<br />
lautet sein Wahlspruch.<br />
Neben der Schulmensa<br />
des Albert-Magnus-Gymnasiums<br />
und der Anne-<br />
Frank-Realschule ist das<br />
BZKA auch im Schulzentrum<br />
Ettlingen-West und<br />
im Schulzentrum Stutensee<br />
als Dienstleister tätig.
3<br />
15<br />
M enschen<br />
IM DIENST DER<br />
SCHÖNHEIT<br />
L’Oréal verbindet seit 40 Jahren<br />
eine Partnerschaft mit HWK und BZKA<br />
wollen gut aussehen. Sie dabei zu unterstützen<br />
ist die Mission des Weltmarktführers für<br />
Kosmetikprodukte. Millionen von Menschen pflegen sich<br />
mit Produkten von L’Oréal, die in Deutschland ausschließlich<br />
am Standort Karlsruhe produziert werden. Seit 40<br />
Jahren arbeitet L’Oréal dabei mit den Hagsfelder Werkstätten<br />
(HWK) zusammen.<br />
Im Jahr 1998 erhielt die<br />
HWK dann den Auftrag, die<br />
Retouren von L’Oréal Paris<br />
zu bearbeiten. Um dieser<br />
komplexen Aufgabe gerecht<br />
werden zu können,<br />
gründete die HWK im Jahr<br />
2000 das Beschäftigungszentrum<br />
Karlsruhe (BZKA),<br />
in dem heute 170 Mitarbeiter<br />
in den verschiedensten<br />
Bereichen tätig sind. Davon<br />
arbeiten allein 42 für<br />
L’Oréal. Über zwei Millio-<br />
nen Konsumartikel gehen<br />
jährlich durch die Hände<br />
der Retourenbearbeitung<br />
des BZKA am Standort<br />
Ohmstraße. Acht Beschäftigte<br />
arbeiten direkt im Logistikzentrum<br />
von L’Oréal<br />
in den Bereichen Logistik,<br />
Archivierung und Wertstoffentsorgung.<br />
Eine Garten-<br />
und Landschaftsgruppe<br />
des BZKA pflegt dort<br />
die Grünanlagen. Und die<br />
HWK-Betriebsstätten Neu-<br />
reut, Hagsfeld und Berghausen<br />
konfektionieren für<br />
das Kosmetikunternehmen<br />
so genannte Waren-Displays.<br />
„Es ergeben sich immer<br />
wieder neue Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit, wie<br />
beispielsweise das Packen<br />
von Geschenktüten<br />
für karitative Zwecke und<br />
Veranstaltungen“, berichtet<br />
Jürgen Bock, Leiter des Logistikzentrums<br />
Karlsruhe.<br />
Für L’Oréal spielt bei der<br />
Auswahl eines externen<br />
Partners natürlich auch die<br />
erforderliche Leistungsfä-<br />
L'Oréal ist mit bundesweit rund 2000 Mitarbeitern das<br />
führende Kosmetikunternehmen in Deutschland. In der<br />
Karlsruher Nordweststadt unterhält L’Oréal seine einzige<br />
Produktionsstätte in Deutschland, die ganz Europa mit<br />
Hautpflegeprodukten beliefert.<br />
In Hagsfeld steht eines der weltweit modernsten Logistikzentren<br />
von L’Oréal, von dem aus die Distribution der<br />
Marken L’Oréal Paris, Garnier und Maybelline und der<br />
Friseurprodukte auf den deutschen und österreichischen<br />
Markt erfolgt.<br />
higkeit eine wichtige Rolle.<br />
Für das Unternehmen ist<br />
die Zusammenarbeit mit<br />
HWK und BZKA ein Beleg<br />
dafür, dass es erfolgversprechend<br />
ist, Menschen<br />
mit Behinderungen und<br />
Menschen ohne Behinderungen<br />
in der Arbeitswelt<br />
zusammenzubringen.<br />
„Wir freuen uns sehr, dass<br />
es gelungen ist, eine solche<br />
Partnerschaft über die<br />
Jahre hinweg aufzubauen<br />
und auszuweiten. Aus der<br />
geschäftlichen Beziehung<br />
ist ein freundschaftliches<br />
Verhältnis geworden. Die<br />
Mitarbeiter mit Behinderung<br />
gehen mit großem<br />
Enthusiasmus und Pflichtbewusstsein<br />
an ihre Arbeit<br />
und wir sind überzeugt,<br />
dass wir unsere Partnerschaft<br />
künftig auch in weiteren<br />
Tätigkeitsfeldern unter<br />
Beweis stellen können“,<br />
sagt Jürgen Bock.
V erena<br />
ZUKUNFTSVISION PRÄGT<br />
GEBÄUDE<br />
Vollack entwickelt gemeinsam mit der HWK<br />
eine neue Zweigwerkstatt<br />
Jansen und Werner Bleier sind schon durch<br />
die neue Betriebsstätte gelaufen, da war noch nicht<br />
einmal der Standort sicher, geschweige denn ein Gebäude<br />
errichtet. Die beiden Leiter der HWK-Betriebsstätte<br />
Berghausen haben die geplante Zweigwerkstatt für Medizintechnik,<br />
Montage und Verpackung quasi mental durchschritten<br />
und dabei so oft die Richtung gewechselt, bis<br />
die Wege den Betriebsabläufen entsprachen.<br />
„OPAL“ – Optimale Arbeitsabläufe<br />
nennt der Karlsruher<br />
Gebäudespezialist<br />
Vollack den Teil eines gemeinsamen<br />
Workshops, in<br />
dem der Kunde die vorhandenen<br />
Betriebsabläufe auf<br />
dem Boden abbildet, sie<br />
abläuft und so lange verändert,<br />
bis die Infrastruktur<br />
des geplanten Objekts für<br />
einen optimalen Betriebsablauf<br />
sorgt.<br />
Zusammen mit Geschäftsführer<br />
Thomas Burkard<br />
und vier Architekten von<br />
Vollack traf sich die Geschäftsführung<br />
der HWK<br />
vor einem Jahr zur „Phase<br />
NULL“ – einem zweitägigen<br />
Workshop, an dessen<br />
Ende drei konkrete Konzepte<br />
auf dem Tisch lagen.<br />
Die „Phase NULL“ ist das<br />
erste von vier Modulen der<br />
„Vollack-4-Phasen-Methode“,<br />
die einen strategischen<br />
Planungs- und Bauprozess<br />
unter Beteiligung des Kunden<br />
beschreibt und die<br />
sich das Unternehmen bereits<br />
vor Jahren beim Patentamt<br />
schützen ließ. Anliegen<br />
der „Phase NULL“<br />
ist, gemeinsam mit dem<br />
Kunden ein Bild von der Zukunft<br />
zu entwickeln, an dem<br />
sich die Planung des Gebäudes<br />
orientieren wird. Für<br />
die Vertreter der HWK standen<br />
dabei ihre Beschäftigten<br />
im Mittelpunkt: Arbeitswelten<br />
sollten entstehen, die<br />
den besonderen Bedürfnissen<br />
der seelisch behinderten<br />
Beschäftigten gerecht<br />
werden.<br />
Für Thomas Burkard war<br />
das eine beeindruckende<br />
Erfahrung. „Steht bei unseren<br />
Kunden sonst die<br />
Optimierung interner Abläufe<br />
durch funktionales<br />
Bauen im Vordergrund, waren<br />
hier die späteren Nutzer<br />
mit ihren spezifischen<br />
Erfordernissen im Fokus.“<br />
Gefragt war ein Gebäude,<br />
das dem erhöhten Bedürfnis<br />
nach Schutz der<br />
Beschäftigten gerecht wird<br />
und durch Übersichtlich-<br />
Die „Phase NULL“ von Hagsfeld II<br />
keit, einen entsprechenden<br />
Schallschutz sowie eine<br />
geeignete Auswahl an<br />
Baumaterialien eine ansprechende<br />
Atmosphäre vermittelt.<br />
In einer Nachtschicht zwischen<br />
den beiden Workshoptagen<br />
zeichneten die<br />
Architekten drei Entwürfe,<br />
die der HWK-Mannschaft<br />
am zweiten Tag präsentiert<br />
wurden. Die war damit<br />
in der Lage, das Beste für<br />
ihren Bedarf auszuwählen,<br />
das in der anschließenden<br />
„Phase Pro“ von den Architekten<br />
in einen Bauplan gegossen<br />
wurde. Der besticht<br />
zunächst durch ein auffallend<br />
geschwungenes und<br />
begrüntes Dach und überzeugt<br />
dann mit der Umsetzung<br />
der Vorgaben. So ist<br />
die 1400 qm große Halle in<br />
16<br />
Mit 150 Architekten und Ingenieuren ist<br />
Vollack Spezialist für Entwicklung, Planung,<br />
Realisierung sowie Erhalt und Revitalisierung<br />
nachhaltiger, energieeffizienter Gewerbeund<br />
Industriegebäude. Zugeschnitten auf<br />
die individuellen Bedarfe der Auftraggeber<br />
werden nach der patentierten Phase NULL®<br />
Gebäude mit Alleinstellungscharakter entwickelt.<br />
vier Räume unterteilt und<br />
für jeden Produktionsbereich<br />
ist ein eigener Austritt<br />
in den rückwärtig gelegenen<br />
Terrassen vorgesehen.<br />
Was man auf den Plänen<br />
nicht sehen kann, ist der<br />
enorme Planungsaufwand<br />
bei diesem Vorhaben: So<br />
musste Vollack einen vorhabenbezogenenBebauungsplan<br />
aufstellen, da für<br />
das Grundstück an der<br />
Ecke Storrenacker/ Herdweg<br />
kein Baurecht vorlag.<br />
Experten haben ein ökologisches<br />
Gutachten erstellt,<br />
um die umweltrelevanten<br />
Rahmenbedingungen festzulegen.<br />
In Folge dessen<br />
wird es im Vorfeld des<br />
Spatenstichs im April zu<br />
einer Umsetzung der auf<br />
dem Grundstück lebenden<br />
Zauneidechsen kommen.<br />
Und schließlich wurde ein<br />
Heizkonzept entwickelt, das<br />
die Verwendung regenerativer<br />
Energien durch den<br />
Einsatz einer Luftwärmepumpe<br />
vorsieht.<br />
Für Ende 2012 ist der Umzug<br />
aus Berghausen in die<br />
neue Zweigwerkstatt mit<br />
3000 qm Fläche für Produktion,<br />
Lagerung, Verwaltung<br />
und Produktpräsentation<br />
geplant. Die künftigen<br />
Nutzer freuen sich auf ein<br />
Gebäude, in dem Arbeit,<br />
Wohlbefinden und Umweltbewusstsein<br />
eine ganz eigene<br />
Prägung erfahren.
3<br />
17<br />
„DIE HABEN UNGLAUBLICHES<br />
ENTWICKLUNGSPOTENTIAL“<br />
A m<br />
Margret Mergen<br />
Erste Bürgermeisterin<br />
Stadt Karlsruhe<br />
Anfang traute sich Charlene Karwacki nicht, etwas zu sagen, so schüchtern<br />
war sie – eigentlich keine gute Voraussetzung für eine Tätigkeit im Einzelhandel.<br />
Doch Marco Kriksciunas, Geschäftsleiter des real Marktes in Ettlingen, wusste, dass die<br />
20-Jährige nur genügend Zeit brauchen würde, um aus sich heraus zu gehen.<br />
Und er behielt recht: Nach<br />
18 Monaten Praktikum ist<br />
die junge Frau soweit, dass<br />
sie selbstständig Regale<br />
einräumen und Ware auszeichnen<br />
und offen und<br />
freundlich auf Kundenfragen<br />
antworten kann. Bei ihrem<br />
Kollegen Tobias Bohn<br />
sei es ähnlich gewesen, erinnert<br />
sich Kriksciunas. Der<br />
habe sich in seiner Praktikumszeit<br />
so unglaublich<br />
entwickelt, dass er heute<br />
mit einem festen Arbeitsvertrag<br />
im Markt arbeitet. Beide<br />
sind nach Abschluss der<br />
Gartenschule in Ettlingen als<br />
Teilnehmer für das „KoBV“<br />
Allen Beschäftigten und Unterstützern der Hagsfelder<br />
Werkstätten Karlsruhe danke ich ganz herzlich für Ihr<br />
Engagement und gratuliere zum 50-jährigen Jubiläum.<br />
Gesellschaftliche Teilhabe ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal<br />
für ein selbstbestimmtes Leben. Der HWK<br />
ist es zu verdanken, dass über 1.200 Menschen Kontakte<br />
knüpfen können und eine Arbeit haben. Es freut<br />
mich sehr, mit der Bereitstellung eines Grundstücks<br />
Am Storrenacker das Neubauprojekt der HWK unterstützen<br />
zu können. Hier entsteht viel Raum für weitere<br />
Angebote, um Menschen mit Behinderung zurück in die<br />
Mitte der Gesellschaft zu holen.<br />
Berufsvorbereitung für Jugendliche mit<br />
Behinderung im Einzelhandel<br />
Aus dem HWK-Portfolio<br />
Druck- und Mailservice<br />
ausgewählt worden – eine<br />
berufsvorbereitende Maßnahme<br />
für Abgänger von<br />
Schulen für Menschen mit<br />
geistiger Behinderung und<br />
Förderschulen, die nicht<br />
ausbildungsfähig sind, aber<br />
das Zeug für eine Erwerbstätigkeit<br />
auf dem freien Arbeitsmarkt<br />
haben. Dazu<br />
zählen vor allem Wille und<br />
Engagement, zwei Eigenschaften,<br />
die Kriksciunas an<br />
den beiden außerordentlich<br />
schätzt: „Die waren noch<br />
nicht länger als einen Tag<br />
krank“, berichtet er.<br />
Während der 11 bis 18 Monate<br />
dauernden Maßnahme<br />
Kopieren; Drucken; Zuschneiden;<br />
Laminieren; Heften und Lochen; Falzen;<br />
Frankieren; Thermobinden; Komplette<br />
Versandabwicklung<br />
Kontakt: druck@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
werden die KoBV-Teilnehmer<br />
von einem Jobcoach<br />
der Hagsfelder Werkstätten<br />
(HWK) begleitet. Für Marco<br />
Kriksciunas hatte Almut<br />
Frank, Jobcoach von Tobias<br />
Bohn und Charlene Karwacki,<br />
während der Praktikumszeit<br />
eine Schlüsselfunktion.<br />
„Wir haben uns alle<br />
zwei Wochen getroffen und<br />
über das gesprochen, was<br />
gut läuft und was besser<br />
werden muss“, erzählt der<br />
Geschäftsleiter. Und das<br />
werde dann geübt. Durch<br />
die Begleitung und den regelmäßigen<br />
Austausch entstehe<br />
eine Nachhaltigkeit<br />
Dr. Christoph<br />
Schnaudigel<br />
Landrat<br />
WAS IST EIGENTLICH...<br />
KOBV?<br />
Die „Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf<br />
den allgemeinen Arbeitsmarkt“ (KoBV) ist eine Maßnahme<br />
für lern- und geistig behinderte Jugendliche, die im<br />
Auftrag der Agentur für Arbeit durch die HWK in Kooperation<br />
mit dem Integrationsfachdienst durchgeführt wird.<br />
Ziel ist die Vermittlung in ein sozialversicherungspflichtiges<br />
Arbeitsverhältnis. Dazu werden die beruflichen und sozialen<br />
Fähigkeiten der Schüler individuell und unter den<br />
realen Arbeitsbedingungen eines Praktikums auf dem<br />
freien Arbeitsmarkt erprobt. Während der 11 bis 18 Monate<br />
dauernden Maßnahme lernen die KoBV Teilnehmer<br />
in der Berufsschule und im Rahmen des Praktikums in<br />
einem für sie ausgesuchten Betrieb. Dabei stellt der Jobcoach<br />
eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Betrieb,<br />
der Berufsschule und dem Teilnehmer dar. Seit 2005<br />
haben in Karlsruhe Stadt und Land sowie in Bruchsal 70<br />
Jugendliche an KoBV teilgenommen. Ihre Vermittlungsquote<br />
in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis<br />
lag bei 65 Prozent.<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Silvia Graudejus<br />
Tobias Bohn und Charlene Karwacki sind voll im Team<br />
integriert.<br />
für alle Beteiligten, und damit<br />
sei eine erfolgreiche<br />
Integration im Betrieb möglich.<br />
Kriksciunas ist von<br />
Telefon: 0721 / 50 96 55 55<br />
E-Mail: workweb@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
dem Konzept so überzeugt,<br />
dass wohl noch in diesem<br />
Jahr der dritte KoBV-Teilnehmer<br />
bei ihm anfängt.<br />
50 Jahre Teilnahme am Arbeitsleben ist<br />
ein wichtiges Zeichen für Menschen mit<br />
Behinderungen. Es belegt, dass inklusive<br />
Beschäftigungsangebote Tradition haben,<br />
weshalb ich der HWK zum runden Jubiläum<br />
gratuliere und für ihre Arbeit danke. Beim<br />
Landkreis Karlsruhe steht das Konzept der<br />
sozialräumlichen Behindertenhilfe weiterhin<br />
auf der Agenda mit dem Ziel, Arbeitsplätze in<br />
allen 32 Landkreisgemeinden zu schaffen.
Z wischen<br />
WUNDERKERZEN MIT<br />
BESONDERER BOTSCHAFT<br />
HWK konfektioniert für das Ettlinger<br />
Unternehmen wondercandle ®<br />
den Endschalterboxen, Vorschaltgeräten<br />
und Schmierölpumpen fallen sie regelrecht auf – die<br />
wondercandle ® -Wunderkerzen in Herz- oder Sternform, zu<br />
Buchstaben oder Zahlen gebogen, die in der HWK-Betriebsstätte<br />
Ettlingen zur Verpackung bereit liegen. Täglich<br />
werden sie hier im Auftrag des Ettlinger Unternehmens<br />
wondercandle ® auf hochwertig gestalteten und themenbezogenen<br />
Hintergrundkarten in Zellophan verpackt.<br />
Als Ralph Bilski 1999 das<br />
Patent auf seine wondercandle<br />
® erhielt,galtes,einen<br />
geeigneten Partner für die<br />
Konfektionierung zu finden.<br />
Flexibilität, räumliche Nähe<br />
und ein betriebswirtschaftlich<br />
attraktives Angebot waren<br />
die Kriterien, die damals<br />
für die Ettlinger Betriebsstätte<br />
der Hagsfelder<br />
Werkstätten sprachen. Was<br />
Bilski damals noch nicht<br />
ahnte, war die Begeisterung,<br />
mit der die HWK-<br />
Beschäftigten sein Produkt<br />
verpacken würden. Davon<br />
kann er sich nun täglich<br />
überzeugen, wenn er<br />
persönlich den Nachschub<br />
in die Betriebsstätte Ettlingen<br />
liefert: „Die Freude,<br />
mit der die Menschen hier<br />
unsere wondercandle ® kon-<br />
fektionieren, unterstreicht<br />
die Botschaft unseres Produktes,<br />
mit dem wir ja vor<br />
allem positive Emotionen<br />
wecken wollen“, betont<br />
Ralph Bilski.<br />
wondercandle ® konfektionieren<br />
können in der Ettlinger<br />
HWK-Betriebsstätte<br />
so gut wie alle Beschäftigten.<br />
Denn immer dann,<br />
wenn an einer Stelle gerade<br />
Leerlauf ist, kommt<br />
das Eintüten der Wunderkerzen<br />
zum Einsatz. Auch<br />
für Beschäftigte mit schwereren<br />
Behinderungen ist<br />
dieser Auftrag machbar,<br />
weshalb Siegfried Schöllkopf,<br />
Leiter der Ettlinger Be-<br />
Das Ettlinger Unternehmen fertigt seine patentrechtlich<br />
geschützte „wondercandle ® “ in Deutschland, lässt sie<br />
von den Hagsfelder Werkstätten (HWK) konfektionieren<br />
und vertreibt sie seit 1999 erfolgreich in die ganze Welt.<br />
triebsstätte, den Dauerauftrag<br />
als absoluten Glücksfall<br />
bezeichnet. Und die Beschäftigten<br />
lieben die Arbeit<br />
mit diesem Freude schenkenden<br />
Produkt, das weltweit<br />
vertrieben wird.<br />
Für das Unternehmen wondercandle<br />
® ist die Konfektionierung<br />
seiner Produkte<br />
durch eine Werkstatt für<br />
Menschen mit Behinderung<br />
auch ein Imagefaktor.<br />
„Unsere Händler schätzen<br />
nicht nur, dass es sich hier<br />
um ein in Deutschland hergestelltes<br />
Produkt handelt,<br />
sondern eben auch den sozialen<br />
Aspekt, der bei der<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
HWK eine Rolle spielt“, erzählt<br />
Cecile Bilski, die wondercandle<br />
® regelmäßig auf<br />
internationalen Messen un-<br />
18<br />
terschiedlichster Branchen<br />
präsentiert. Schließlich sind<br />
wondercandle ® für jeden<br />
einsetzbar, der anderen eine<br />
Freude machen möchte –<br />
zum Geburtstag, zum Valentinstag<br />
oder zur Hochzeit,<br />
als Beigabe zu einem<br />
Blumenstrauß, auf einer Torte<br />
oder als originelle Variante,<br />
eine Jahreszahl zu<br />
feiern. Zu Ostern hat Bilski<br />
natürlich auch eine wondercandle<br />
® in Form eines Osterhasen<br />
entwickelt.<br />
wondercandle ® kann man<br />
in Ettlingen im Cap-Markt<br />
und im Schreibwarengeschäft<br />
Radaschewski sowie<br />
in Karlsruhe bei Babalooni,<br />
Papier Fischer, im<br />
Café Endle, bei Cipresso<br />
und bei Nanu Nana im Ettlinger<br />
Tor erwerben.
3<br />
19<br />
BLUMEN SIND IHR ROHSTOFF<br />
In der HWK-Gärtnerei ist das ganze Jahr Saison<br />
D ie<br />
Neun Frauen und ein Mann<br />
mit seelischer Behinderung<br />
sind in der Floristik der<br />
HWK-Gärtnerei in Grötzingen<br />
beschäftigt. Die wenigsten<br />
von ihnen hatten bereits<br />
Erfahrungen im Umgang<br />
mit Blumen, dennoch<br />
haben sich alle ihren<br />
Arbeitsplatz in der Floristik<br />
ganz bewusst ausgesucht.<br />
Schließlich können sich die<br />
Ergebnisse ihrer täglichen<br />
Arbeit sehen lassen. Ihre<br />
farbenprächtigen Sträuße,<br />
eleganten Tischgestecke<br />
und liebevoll gestalteten<br />
Türkränze werden direkt in<br />
der HWK-Gärtnerei und auf<br />
Wochenmärkten in der<br />
Region verkauft. Die verwendeten<br />
Blumen werden<br />
überwiegend in der eigenen<br />
Gärtnerei gezogen und<br />
geerntet.<br />
Maria Kappler arbeitet jeden<br />
der Beschäftigten persönlich<br />
ein. Ihr Anspruch ist,<br />
dass jeder alle anfallenden<br />
Tätigkeiten ausüben und<br />
dabei seine persönlichen<br />
Fähigkeiten zum Einsatz<br />
bringen kann. Sie lässt ihren<br />
Beschäftigten viel freie<br />
Hand bei der Gestaltung<br />
der Gebinde, behält sich<br />
aber eine Endkontrolle vor,<br />
um zu gewährleisten, dass<br />
der Kunde am Ende ein<br />
professionell gebundenes<br />
Produkt erhält.<br />
Seit acht Jahren ist Maria<br />
Kappler verantwortlich für<br />
den Bereich Floristik in der<br />
HWK-Gärtnerei. Hier hat<br />
sich die Meisterin im Zierpflanzenbau<br />
den Traum erfüllt,<br />
die Liebe zu den Blumen<br />
mit ihrer sozialen Ader<br />
zu verbinden. Erst kürzlich<br />
hat sie ihre Zusatzausbildung<br />
zur Fachkraft für Arbeits-<br />
und Berufsförderung<br />
für seelisch behinderte<br />
Menschen in Werkstätten<br />
abgeschlossen. Im Rahmen<br />
dieser Ausbildung hat sie<br />
ein Projekt zur beruflichen<br />
Bildung für ihre Beschäftigten<br />
entwickelt. Neben<br />
Farben- und Formenlehre<br />
ist der Umgang mit Kunden<br />
MARIA<br />
KAPPLER<br />
„Wichtig ist die richtige<br />
Mischung aus Schutz<br />
und Herausforderung für<br />
unsere Beschäftigten.“<br />
Produktion läuft auf Hochtouren: In acht Tagen ist Ostermarkt und dafür müssen<br />
noch zahlreiche Kränze und Sträuße gebunden werden. Maria Kappler und ihr<br />
Team arbeiten in solchen Hochzeiten auf engstem Raum zusammen.<br />
ein wichtiger Bestandteil<br />
ihres Bildungsangebotes.<br />
Schließlich geht ein Teil<br />
ihres Teams auch mit auf<br />
die Wochenmärkte in der<br />
Region. Immer mittwochs<br />
und samstags ist die HWK-<br />
Gärtnerei mit einem Stand<br />
auf dem Ettlinger Wochenmarkt<br />
vertreten. Neben Blumensträußen<br />
werden hier<br />
Topf- und Balkonpflanzen<br />
sowie Gemüse aus der<br />
HWK-Gärtnerei verkauft.<br />
Ein fester Bestandteil in der<br />
Jahresplanung der Gärtnerei<br />
ist der Fensterblümlesmarkt,<br />
der zu Beginn der<br />
Balkonsaison ein reiches<br />
Sortiment an Geranien, Begonien,<br />
Astern, Margeriten<br />
und zahlreichen anderen<br />
Beet- und Balkonpflanzen<br />
bietet. Manch einer lässt<br />
sich hier ausführlich beraten,<br />
andere lassen gleich<br />
ihre Balkonkästen vor Ort<br />
bepflanzen.<br />
Zahlreiche Karlsruher Unternehmen<br />
schätzen die<br />
HWK-Gärtnerei Grötzingen / Am Viehweg<br />
Möglichkeit, bei der HWK-<br />
Gärtnerei auch ausgefallene<br />
Wünsche für Kundengeschenke<br />
und Firmenfeste<br />
in Auftrag geben zu<br />
können. Manche Privatperson<br />
hat hier schon die<br />
floristische Gestaltung der<br />
eigenen Festlichkeit in Auftrag<br />
gegeben.<br />
Events wie der Fensterblümlesmarkt,<br />
der Adventsmarkt<br />
oder der Ostermarkt<br />
stellen die Beschäftigten<br />
vor die Herausforderung,<br />
neben den tägli-<br />
© Rebel - Fotolia.<strong>com</strong><br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo – Fr: 8 – 18 Uhr, Sa: 9 – 13 Uhr<br />
Auf den Wochenmärkten der Region:<br />
montags auf dem Durlacher Saumarkt<br />
dienstags auf dem Gutenbergplatz in der<br />
Karlsruher Weststadt<br />
mittwochs auf dem Ettlinger Wochenmarkt<br />
und auf dem Durlacher Saumarkt<br />
freitags im Waldstadt Zentrum und auf dem<br />
Durlacher Saumarkt<br />
samstags auf dem Ettlinger Wochenmarkt<br />
und in Weingarten vor dem Rathaus<br />
chen Aufträgen Produkte<br />
für die Verkaufsausstellung<br />
zu gestalten. Allein für den<br />
letzten Adventsmarkt wurden<br />
über 1000 Adventskränze,<br />
-gestecke und<br />
-sträuße nach Kundenwunsch<br />
und modernen<br />
Trends gebunden. Kapplers<br />
Erfolgsrezept besteht darin,<br />
die Beschäftigten richtig<br />
einzusetzen und dabei ihre<br />
seelische Belastbarkeit zu<br />
berücksichtigen. Letztlich<br />
trägt die Freude darüber,<br />
gemeinsam etwas Schönes<br />
geschaffen zu haben.<br />
ANKÜNDIGUNG<br />
OSTER- UND<br />
FENSTERBLÜMLESMARKT<br />
HWK Gärtnerei Grötzingen<br />
Am Viehweg 15<br />
OSTERMARKT<br />
Sa., 24. März, 10 bis 17 Uhr<br />
FENSTERBLÜMLESMARKT<br />
Fr., 27. April, 8 bis 20 Uhr<br />
Sa., 28. April, 9 bis 17 Uhr
S eit<br />
GUT FÜRS BETRIEBSKLIMA<br />
Bei der Firma Sauder gibt es zwei ausgelagerte<br />
Werkstattplätze der HWK<br />
Rebecca Miller und Doris Merg bei der Sauder<br />
GmbH arbeiten, werde im Betrieb viel gelacht, erzählt<br />
Marika Schuchardt, Kundenbetreuerin des Cateringunternehmens<br />
in Weingarten, das den beiden langjährig<br />
Beschäftigten der Hagsfelder Werkstätten vor über einem<br />
Jahr ein längeres Praktikum ermöglicht hatte.<br />
Hieraus sind inzwischen<br />
fest vereinbarte, betrieblich<br />
integrierte Werkstattplätze<br />
geworden. Sauder gibt damit<br />
den beiden Frauen die<br />
Chance, in einem ganz normalen<br />
Betrieb tätig zu sein,<br />
ohne durch die Leistungsanforderungen<br />
eines regulärenAnstellungsverhältnisses<br />
überfordert zu werden.<br />
Ihr Einsatzfeld ist vornehmlich<br />
die Spülküche, manchmal<br />
putzen sie auch Gemüse<br />
oder helfen bei der<br />
Reinigung. Und tatsächlich<br />
erlebt auch Betriebsleiter<br />
Manfred Sauder, dass<br />
Rebecca Miller und Doris<br />
Merg einen äußerst positiven<br />
Einfluss auf das Klima<br />
in seinem Betrieb haben:<br />
„Wenn die Peggy morgens<br />
mit einem Strahlen ihren<br />
Dienst antritt, geht bei uns<br />
die Sonne auf“, erzählt er.<br />
Die Integration in sein Team<br />
sei völlig problemlos gewesen,<br />
was Manuela Friebele,<br />
die die beiden regelmäßig<br />
als Jobcoach unterstützt,<br />
nur bestätigen kann.<br />
Dies hat auch mit der jahrelangen<br />
Arbeit für die Hagsfelder<br />
Werkstätten zu tun.<br />
Das Unternehmen Sauder<br />
kocht nämlich bereits seit<br />
2001 für die HWK. Über<br />
600 Essen in drei Menülinien<br />
liefert er täglich in die<br />
Betriebsstätten Hagsfeld,<br />
Südstadt,Grötzingen,Ohmstraße<br />
und Neureut. Doch<br />
seine Verbindung zur HWK<br />
ist noch viel älter: Seine<br />
Frau Barbara wuchs als<br />
Kind in der Hausmeisterwohnung<br />
der HWK auf –<br />
ihr Vater Hans Heid war<br />
Hausmeister, die Mutter<br />
Küchenchefin in der Werkstatt.<br />
Und so ist für Manfred<br />
Sauder das Kochen für<br />
die HWK eine besondere<br />
Leidenschaft. Gefragt nach<br />
den Lieblingsessen seiner<br />
Hagsfelder Kunden antwortet<br />
er, fast schon erwartungsgemäß:<br />
„Schnitzel,<br />
Spaghetti Bolognese und<br />
Reisbrei“.<br />
Das Weingartener Unternehmen Sauder GmbH kocht<br />
seit 2001 für die Hagsfelder Werkstätten. Weitere<br />
Kunden des Unternehmens sind Kindergärten und<br />
Schulmensen. Bis zu 2500 Essen verlassen täglich das<br />
Gelände, gekocht wird in drei Menülinien, teilweise im<br />
Cook-Chill-Verfahren. Eine hohe Qualität garantiert<br />
Sauder mit der Verarbeitung von frischen Produkten<br />
vorwiegend aus der Region. Seit 2011 sind bei Sauder<br />
zwei Beschäftigte der HWK im Rahmen von<br />
HWK WORKWEB tätig.<br />
WAS IST EIGENTLICH...<br />
HWK WORKWEB?<br />
HWK WORKWEB steht für das „Netzwerk betrieblich<br />
integrierter Werkstattplätze“. Das Ziel ist die Eingliederung<br />
von Werkstattbeschäftigten in einen ganz<br />
'normalen' Betrieb, auch wenn diese Menschen aufgrund<br />
ihrer geistigen oder seelischen Behinderung die<br />
Mindestanforderungen an ein reguläres sozialversicherungspflichtiges<br />
Arbeitsverhältnis nicht erfüllen können.<br />
Die Teilnehmer haben weiterhin einen Werkstattvertrag<br />
mit der HWK. Der Betrieb bezahlt einen individuell<br />
ausgehandelten Tagespreis für die tatsächlich geleistete<br />
Arbeitszeit. Die HWK stellt dem Beschäftigten zur<br />
Förderung und Begleitung vor Ort einen Jobcoach<br />
zur Seite.<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Silvia Graudejus<br />
Telefon: 0721/ 50 96 55 55<br />
E-Mail: workweb@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
20
3<br />
21<br />
WENN DIE PSYCHE<br />
NICHT MEHR MITSPIELT<br />
Chancen für Menschen mit<br />
seelischer Behinderung in der HWK Südstadt<br />
D er<br />
Bernd Bechtold<br />
IHK-Präsident<br />
häusliche Unfall veränderte das Leben von Johann<br />
Simon: Er fiel über ein Telefonkabel und brach sich<br />
beide Schultergelenke. Als selbstständiger Teppichbodenverleger<br />
konnte er kein Geld mehr verdienen, etwas anderes<br />
hatte er nicht gelernt. Als dann noch seine Mutter<br />
starb, verlor er auch sein Zuhause. Johann Simon erkrankte<br />
an einer schweren Depression. Nichts ging mehr.<br />
Nach einer längeren Zeit<br />
in der Krise suchte er die<br />
Betriebsstätte der Hagsfelder<br />
Werkstätten (HWK) in<br />
der Werderstraße auf. Eine<br />
Tätigkeit in der Werkstatt<br />
für behinderte Menschen –<br />
das hätte er sich nie vorstellen<br />
können.<br />
Heute bezeichnet sich Johann<br />
Simon als zufriedenen<br />
Menschen: „Ich habe eine<br />
abwechslungsreiche Arbeit,<br />
nette Kollegen und werde<br />
von meinen Vorgesetzten<br />
ernst genommen!“ Der 62-<br />
Jährige weiß, dass er mit<br />
seiner Behinderung keine<br />
Chance mehr auf dem freien<br />
Arbeitsmarkt gehabt<br />
hätte. In der Betriebsstätte<br />
Südstadt ist er in der Montage<br />
tätig und arbeitet mittags<br />
in der Kantine. Bis vor<br />
kurzem hat er an der berufsbegleitendenQualifizierung<br />
der HWK zum Alltagshelfer<br />
teilgenommen und<br />
sich dabei in Sachen Pflege,<br />
Hauswirtschaft und Hy-<br />
Im Namen der regionalen Wirtschaft darf ich allen<br />
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und Helfern<br />
der HWK meine Hochachtung und meinen Dank aussprechen.<br />
Ihr Engagement ermöglicht den Betroffenen<br />
ein größtmögliches selbstständiges und selbstbestimmtes<br />
Leben. Auch wir als IHK versuchen, unseren<br />
Beitrag dazu zu leisten. Derzeit begleiten und unterstützen<br />
wir 53 junge Menschen mit Behinderung in<br />
ihrer Berufsausbildung.<br />
giene fit gemacht. Mit diesen<br />
Kenntnissen möchte er<br />
sich, wenn er in den Ruhestand<br />
geht, in der Nachbarschaftshilfe<br />
engagieren. Johann<br />
Simon ist heute psychisch<br />
stabil. Dabei spielt<br />
die Arbeit in der Werkstatt<br />
ebenso eine wichtige Rolle<br />
wie seine medikamentöse<br />
Behandlung.<br />
Psychische Erkrankungen<br />
verlaufen unterschiedlich.<br />
Ein Drittel der Betroffenen<br />
erkrankt nur einmal im Leben.<br />
Ein weiteres Drittel stabilisiert<br />
sich mit Hilfe einer<br />
medikamentösen Behandlung.<br />
Beim letzten Drittel<br />
erkranken die Betroffenen<br />
immer wieder, häufig mit<br />
mehrwöchigen Aufenthalten<br />
in der Psychiatrie. Die<br />
wenigsten von ihnen können<br />
den Anforderungen auf<br />
dem freien Arbeitsmarkt<br />
standhalten. Gerade für diese<br />
Gruppe kann die Werkstatt<br />
einen Rahmen bieten,<br />
in dem auf die persönli-<br />
Johann Simon in der Kantine bei der Essensausgabe<br />
chenLeistungsmöglichkeiten und Belastungsgrenzen<br />
Rücksicht genommen<br />
wird. Viele der 85 Beschäftigten<br />
der Betriebsstätte<br />
Südstadt arbeiten<br />
seit mehreren Jahren dort<br />
und schätzen die Anerkennung,<br />
Bestätigung und<br />
nicht zuletzt auch die finanzielle<br />
Absicherung, die sie<br />
durch ihre Arbeit erfahren.<br />
Neben der Montage und<br />
Verpackung sind sie hier<br />
auch im Tampondruck tätig,<br />
ein indirektes Tiefdruckverfahren,<br />
bei dem die<br />
Druckfarbe aus einem elastischen<br />
Tampon aus Silikonkautschuk<br />
auf verschiedenste<br />
Oberflächen übertragen<br />
wird.<br />
Doch gerade die Jüngeren<br />
wünschen sich, irgendwann<br />
wieder auf den ersten<br />
Arbeitsmarkt zurückkehren<br />
zu können. Die HWK<br />
qualifiziert und trainiert im<br />
WAS IST EIGENTLICH...<br />
EINE SEELISCHE BEHINDERUNG?<br />
Einer seelischen Behinderung liegt eine chronische<br />
psychische Erkrankung zugrunde, beispielsweise<br />
eine Schizophrenie, eine schwere<br />
Depression oder eine Persönlichkeitsstörung.<br />
Von einer seelischen Behinderung spricht der<br />
Gesetzgeber dann, wenn eine seelische Erkrankung<br />
länger als sechs Monate anhält und<br />
dadurch die Teilnahme des Erkrankten am Leben<br />
in der Gesellschaft dauerhaft beeinträchtigt ist.<br />
Bezogen auf die Erwerbstätigkeit kann dies bedeuten,<br />
dass der betroffene Mensch zumindest<br />
vorübergehend, oft auch dauerhaft nicht mehr<br />
für den ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung steht.<br />
Daraus entsteht ein Anspruch auf eine öffentlich<br />
geförderte Tätigkeit in einer Werkstatt für Menschen<br />
mit Behinderung.<br />
Aus dem HWK-Portfolio<br />
Tampondruck<br />
Rahmen ihres Programms<br />
HWK WORKWEB Menschen<br />
mit Behinderung für<br />
eine Tätigkeit in Betrieben<br />
des allgemeinen Arbeitsmarktes.<br />
Anwendung für verschiedenste, auch grob<br />
strukturierte Flächen<br />
Holz, Metall, Glas, Keramik, Kunststoffe<br />
und Verpackungen, Lackierte und<br />
pulverbeschichtete Oberflächen, Papier<br />
und Kartonagen, Technische Teile und<br />
Gebrauchsgüter<br />
Klischeegrößen sind bis 150 x 210mm<br />
möglich<br />
Kontakt: tampondruck@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong>
TECHNIK HILFT MENSCH<br />
Siegfried Schöllkopf optimiert Arbeitsplätze in der HWK Ettlingen<br />
E ines<br />
seiner Lieblingswerkzeuge ist der Elektroschrauber mit automatischer Schraubenzuführung.<br />
Mit ihm können kleinste Schräubchen gegriffen und eingesetzt werden,<br />
ohne feinmotorische Meisterleistungen vollbringen zu müssen, ein wenig Übung<br />
genügt. Dieser Elektroschrauber steht für den Anspruch von Siegfried Schöllkopf, Menschen<br />
mit Behinderung komplexe Arbeit mit Hilfe von Technik zugänglich zu machen.<br />
Der Leiter für den Bereich<br />
Fertigung der Betriebsstätte<br />
Ettlingen ist stolz<br />
darauf, mit seinem Team<br />
die „verlängerte Werkbank“<br />
zahlreicher in Ettlingen ansässiger<br />
Unternehmen zu<br />
sein. Zum Beispiel werden<br />
magnetische Vorschaltgeräte<br />
für Vossloh-Schwabe<br />
oder Schmieröl-Pumpen<br />
für Liebherr montiert. Zwei<br />
Garten- und Landschaftsgruppen<br />
der Betriebsstätte<br />
sind täglich für Firmen<br />
wie StoraEnso, Dr. Oetker<br />
oder auf dem Gelände der<br />
OYSTAR-Gruppe, u. a. der<br />
IWK Verpackungstechnik<br />
GmbH, in Stutensee im<br />
Einsatz. Und in der Näherei<br />
rattern die Nähmaschinen<br />
um die Wette und produzieren<br />
Baumwolltaschen,<br />
Kissenbezüge und vieles<br />
mehr für Privat- und Großkunden.<br />
In den letzten drei Jahren<br />
wurden die Arbeitsplätze<br />
der Betriebsstätte modernisiert<br />
und durch gezielten<br />
Vorrichtungsbau den Anforderungen<br />
der Industrie angepasst.<br />
Hierbei hat Schöllkopf<br />
die Erfahrungen aus<br />
seiner fast 20-jährigen Tätigkeit<br />
als Maschinenbautechniker<br />
in einem mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
einbringen können. Wichtig<br />
ist ihm, die Arbeitsplätze der<br />
Beschäftigten ergonomisch<br />
so auszustatten, dass möglichst<br />
wenig Kraft eingesetzt<br />
werden muss und ein<br />
Aus dem HWK-Portfolio<br />
Textilverarbeitung<br />
SIEGFRIED<br />
SCHÖLLKOPF<br />
„In der HWK arbeite ich<br />
für die Beschäftigten.<br />
Das ist meine Motivation,<br />
hier tätig zu sein.“<br />
ermüdungsfreies Arbeiten<br />
möglich ist. Der Einsatz von<br />
Lifter-Hubwagen, der Lasten<br />
elektrisch auf das<br />
gewünschte Höhenniveau<br />
bringt, ist überall dort<br />
selbstverständlich, wo Material<br />
vom Arbeitstisch auf<br />
Paletten oder umgekehrt<br />
gesetzt wird. Eine andere<br />
Maßnahme ist die Optimierung<br />
der so genannten<br />
Fertigungslinien, innerhalb<br />
derer genau nachvollzogen<br />
werden kann, welche<br />
Arbeitsschritte aufeinander<br />
Textile Näharbeiten vom Zuschnitt bis zur<br />
Endfertigung; Industrie-Näharbeiten;<br />
Bügel-Service; Textile Verpackungsarbeiten<br />
Kontakt: textil@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
folgen und aufbauen, um<br />
aus dem gelieferten Material<br />
das geforderte Produkt<br />
zu fertigen. Dies fördere die<br />
Identifikation der Beschäftigten<br />
mit dem Produkt, das<br />
sie gemeinsam im Team herstellen,<br />
erklärt Schöllkopf.<br />
Und schließlich zählt für ihn<br />
die Atmosphäre in den<br />
Werkräumen: Er legt Wert<br />
auf einen wertschätzenden<br />
Umgang miteinander.<br />
Siegfried Schöllkopf kennt<br />
die Beschäftigten gut. Mehrmals<br />
wöchentlich nimmt<br />
er sich Zeit und kümmert<br />
sich vor Ort um die Arbeitsabläufe,<br />
die er selbst ausprobiert.<br />
Nur so könne er<br />
herausfinden, an welchen<br />
Stellen er die Arbeitsplätze<br />
noch verbessern kann, um<br />
die Ergonomie und die Effektivität<br />
in der Produktion<br />
zu steigern, vor allem aber<br />
die Motivation und Arbeitsfreude<br />
seiner Beschäftigten<br />
zu erhöhen. Und diese stehen<br />
ganz im Mittelpunkt seiner<br />
Aufmerksamkeit: „In der<br />
HWK arbeite ich nicht für<br />
Aktionäre oder Geschäftsführer,<br />
sondern für die Beschäftigten.<br />
Das ist meine<br />
Motivation, hier tätig zu<br />
sein,“ sagt er.<br />
Vor drei Jahren bewarb sich<br />
Schöllkopf bei der HWK und<br />
erfüllte sich damit einen alten<br />
Traum: „Ich hatte Zivildienst<br />
in einer Werkstatt<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
gemacht. Die Erinnerung<br />
an die tolle Zeit dort hat<br />
mich nie losgelassen“, erzählter.SohaterdenSprung<br />
aus der Industrie in die HWK<br />
gewagt und genießt es<br />
nun, seine Leidenschaft für<br />
Technik mit seinem Herz für<br />
Menschen zu verbinden.<br />
WAS IST EIGENTLICH...<br />
EINE GEISTIGE BEHINDERUNG?<br />
Eine geistige Behinderung meint die deutlich<br />
verringerte Fähigkeit, neue oder komplexe<br />
Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten.<br />
Eine geistige Behinderung ist häufig mit einer<br />
Beeinträchtigung der Motorik und der Sprache<br />
verbunden. Sie beeinflusst nicht die Fähigkeit,<br />
Gefühle wie Freude, Wut oder Traurigkeit zu<br />
empfinden, jedoch zum Teil die Fähigkeit, mit<br />
diesen Gefühlen umzugehen und sie zu<br />
kommunizieren.<br />
Ursachen für eine geistige Behinderung sind Erbkrankheiten<br />
oder Chromosomenbesonderheiten<br />
(beispielsweise beim Down Syndrom) oder Hirnschädigungen<br />
des Kindes, beispielsweise durch<br />
Vergiftungen während der Schwangerschaft, durch<br />
Sauerstoffmangel bei der Geburt oder durch einen<br />
Unfall oder eine Erkrankung (beispielsweise eine<br />
Hirnhautentzündung).<br />
22
3<br />
23<br />
D as<br />
VERLÄSSLICHE PARTNER<br />
SEIT SEIT VIER JAHRZEHNTEN<br />
Die HWK arbeitet mit SIEMENS auf<br />
unterschiedlichen Gebieten zusammen<br />
Schaltschrank-Anschluss-Element – kurz SAE-<br />
Block – ist ein komplexes Produkt. Es besteht aus<br />
vier SAE-Scheiben aus Kunststoff und 64 Termi-Points<br />
und Wraps – aus versilbertem Metallband gefertigte Stifte,<br />
die in die SAE-Scheiben eingelegt und verlötet werden.<br />
Und genau hier ist die sensible Stelle: Sitzt eine Lötnaht<br />
nicht einwandfrei, kommt es in Folge zu einer Kontaktunterbrechung,<br />
und der eben erst bei Siemens in den<br />
Schaltschrank eingebaute SAE-Block muss mit viel Aufwand<br />
wieder ausgebaut werden.<br />
Wie wichtig die Qualitätskontrolle<br />
bei der Montage<br />
dieses Produkts ist, wurde<br />
den Beschäftigten der<br />
HWK-Betriebsstätte Hagsfeld<br />
bei einer Betriebsführung<br />
bei Siemens direkt am<br />
Produktionsband gezeigt<br />
und erklärt. „Seit unsere<br />
Leute bei Siemens gesehen<br />
haben, was mit dem von ihnen<br />
gefertigten SAE-Block<br />
weiter passiert, haben sie<br />
ein noch viel genaueres Augenmerk<br />
auf die Qualität,“<br />
erzählt Betriebsstättenleiter<br />
Arno Schneider und berichtet,<br />
wie sehr sich die<br />
Beschäftigten dort ernst<br />
genommen gefühlt hatten.<br />
Die Betriebsstätte Hagsfeld<br />
übernimmt nicht nur die anspruchsvolle<br />
Montage des<br />
SAE-Blocks, sondern stellt<br />
in ihrer Kunststoffspritzerei<br />
auch die SAE-Scheiben her.<br />
Ungefähr 600 SAE-Blöcke<br />
fertigt die HWK pro Woche,<br />
und das bereits seit zehn<br />
Jahren.<br />
Ein weiterer wichtiger Auftrag<br />
ist die Verpackung so<br />
genannter Beipacks – Beutel,<br />
die mit einer festgelegten<br />
Anzahl von Ersatzteilen<br />
bestückt, verschweißt<br />
und etikettiert werden.<br />
Diese Arbeit kann auch<br />
von Beschäftigten erledigt<br />
werden, die aufgrund ihrer<br />
Behinderung eher eine<br />
leichtere Tätigkeit benötigen.<br />
Doch auch hier muss<br />
die Qualität stimmen – mit<br />
Hilfe einer Kontrollwaage<br />
können die Beschäftigten<br />
prüfen, ob die Stückzahlen<br />
korrekt sind. Bis zu 10.000<br />
Beipacks liefert die HWK<br />
wöchentlich an Siemens.<br />
Doch die HWK ist auch<br />
noch in ganz anderen Bereichen<br />
für Siemens tätig:<br />
Im Tampondruck der Betriebsstätte<br />
Südstadt bedrucken<br />
die Beschäftigten<br />
so genannte ZK-Abdeckungen<br />
für die Steuerungstechnik<br />
im industriellen<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
mit technischen<br />
Daten – „ein anspruchsvoller<br />
Auftrag, der viel Präzision<br />
von unseren Tampondruckern<br />
erfordert“, erläutert<br />
Betriebsstättenleiter<br />
Uwe Schwarze. Dabei bilden<br />
immer zwei Beschäftigte<br />
ein Team – einer sitzt<br />
Siemens betreibt mit dem Siemens Industriepark in<br />
Karlsruhe einen seiner größten Standorte und ist<br />
der größte private Arbeitgeber der Fächerstadt.<br />
Im Siemens Industriepark Karlsruhe mit etwa 280.000<br />
Quadratmetern Fläche sind rund 4600 Mitarbeiter in<br />
den Sektoren „Industry“, „Energy“ und „Infrastructure<br />
and Cities“ tätig. Das Hauptbetätigungsfeld ist die<br />
Automatisierungstechnik.<br />
an der Maschine, der andere<br />
kontrolliert die Druckqualität.<br />
Ungefähr 1000<br />
ZK-Abdeckungen werden<br />
hier pro Tag bedruckt.<br />
Und schließlich verantwortet<br />
die Betriebsstätte Neureut<br />
seit 15 Jahren mit<br />
16 Beschäftigten aus dem<br />
Garten- und Landschafts-<br />
Aus dem HWK-Portfolio<br />
Garten- und Landschaftspflege<br />
Heckenschnitt, Sträucher- und Baumrückschnitte;<br />
Mäharbeiten und Laubentfernung;<br />
Baumfällarbeiten; Pflanzungen;<br />
Neu- und Umgestaltung von Gartenund<br />
Grünanlagen<br />
Kontakt: gala@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
Kunststoffspritzerei<br />
Plastische Formgebung aller gängigen<br />
Kunststoffe, Groß- und Kleinserien;<br />
Serien mit Metalleinlagen<br />
Kontakt: kunststoff@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
bau die Pflege der über<br />
200.000 qm großen Anlage<br />
des Siemens Industrieparks<br />
in Karlsruhe-Knielingen.<br />
Als ausgelagerte<br />
Werkstattgruppen haben<br />
sie ihre Arbeitsplätze vor<br />
Ort bei Siemens und sorgen<br />
dort bei Wind und Wetter<br />
für ein ansprechendes<br />
Außengelände.
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Hagsfelder Werkstätten und Wohngemeinschaften Karlsruhe gGmbH –<br />
ein Unternehmen der Lebenshilfe Karlsruhe,<br />
Ettlingen und Umgebung e.V. (1. Vorsitzender: Prof. Dr. Lothar Werner)<br />
Postfach 430260, 76217 Karlsruhe<br />
Am Storrenacker 9–11, 76139 Karlsruhe<br />
Telefon: 0721 / 62 08-0, Fax: 0721 / 62 08-175<br />
info@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong>, <strong>www</strong>.<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
V.i.S.d.P.<br />
Norbert van Eickels, Hauptgeschäftsführer<br />
Konzeption und Projektleitung<br />
Alexander Rosenbaum, projektart – vogel rosenbaum & partner,<br />
<strong>www</strong>.projektart.eu<br />
Redaktion<br />
Andrea Sauermost (Leitung und Texte), Alexander Rosenbaum, Norbert van Eickels,<br />
Anja Strätling, Kristina Kunz<br />
Grafik, Layout<br />
Team projektart, <strong>www</strong>.projektart.eu<br />
Fotografie<br />
Patrick Werner, <strong>www</strong>.koerperdenker.de<br />
Druck und Vertrieb<br />
Badische Neueste Nachrichten<br />
Badendruck GmbH<br />
<strong>www</strong>.bnn.de<br />
Auflage<br />
75.000 Stk.<br />
Kontakt für Unternehmen<br />
Geschäftsführung<br />
Norbert van Eickels<br />
Telefon 0721 / 62 08-1 10<br />
E-Mail: vaneickels@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
Auftragsanfragen<br />
Anja Strätling<br />
Telefon 0721 / 9 46 05-26<br />
E-Mail: straetling@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong><br />
Praktika / Betriebliche Integration<br />
Silvia Graudejus<br />
Telefon 0721 / 50 96 55-55<br />
E-Mail: graudejus@<strong>hwk</strong>.<strong>com</strong>