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Von Wünschen, Träumen und vom wahren Leben

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Jahrgang 8 / Nummer 25 März 2006<br />

J. Maria<br />

<strong>Von</strong> <strong>Wünschen</strong>, <strong>Träumen</strong><br />

Wilma<br />

<strong>und</strong> <strong>vom</strong> <strong>wahren</strong> <strong>Leben</strong><br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> von ihren Fre<strong>und</strong>en.


2<br />

J. Maria<br />

Redaktion Auszeit, Station O4, Landeskrankenhaus Rankweil, Valdunastr. 16, 6830 Rankweil<br />

Vorwort:<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser!<br />

Ich freue mich sehr, Ihnen die 25. Auszeit präsentieren zu dürfen.<br />

Wieder haben Patienten des Landeskrankenhauses Rankweil,<br />

ehemalige Patienten, Leser <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e dieser Zeitung<br />

Beiträge in Form von Texten <strong>und</strong> Bildern zur Verfügung gestellt.<br />

So können Sie sehen <strong>und</strong> lesen, was diese Menschen bewegt, welche<br />

Wünsche <strong>und</strong> Träume sie haben <strong>und</strong> wie sie ihr <strong>Leben</strong> wahrnehmen.<br />

Ich möchte allen für ihre Beiträge danken, ebenso allen Mitarbeitern,<br />

die mich auf vielfältige Weise unterstützen, nicht zu letzt auch allen<br />

Lesern, die durch ihre Geldspende die Finanzierung der Druck- <strong>und</strong><br />

Versandkosten ermöglichen.<br />

Maria Moritsch, Dipl. psych. Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenschwester<br />

<strong>Von</strong> <strong>Wünschen</strong> <strong>und</strong> <strong>Träumen</strong><br />

in Verbindung mit dem <strong>wahren</strong> <strong>Leben</strong>!<br />

Durch unser Denken <strong>und</strong> Handeln beeinflussen wir unser<br />

eigenes <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> das unserer Mitmenschen.<br />

Wahres <strong>Leben</strong> ist, mit sich <strong>und</strong> der Umwelt im Einklang zu<br />

leben, <strong>und</strong> vor allem mit sich selbst glücklich zu sein. Dann ist<br />

man auch fähig, sich selbst zu lieben. Nur wer sich selbst liebt,<br />

kann auch andere lieben.<br />

Die Liebe ist das Salz in der Suppe des (<strong>wahren</strong>) <strong>Leben</strong>s.<br />

Auch Träume <strong>und</strong> Wünsche sind ein Schlüssel zum <strong>wahren</strong><br />

<strong>Leben</strong>. Schon der Versuch allein, sich seine Träume <strong>und</strong><br />

Wünsche zu erfüllen <strong>und</strong> in die Realität umzusetzen, ist ein<br />

großer Schritt ins wahre <strong>Leben</strong>.<br />

Chris P. Rankweil, im März 2006<br />

Schicken Sie bitte Ihre Beiträge <strong>und</strong> Leserbriefe an:<br />

Maria Moritsch - Redaktion Auszeit, Station O4, LKH-Rankweil, Valdunastr. 16, 6830 Rankweil<br />

Tel. 05522/403/1721, E-Mail: o4@lkhr.at oder maria.moritsch@vol.at<br />

Sie finden einige Ausgaben der Auszeit auch unter http://www.lkhr.at/rankweil (Über uns: Auszeit) <strong>und</strong><br />

unter http://www.auszeit.at.tf/, letzteres gestaltet von Johannes Gregotsch<br />

Die Auszeit gibt es seit 1999 <strong>und</strong> erscheint jeweils im März, Juni, September <strong>und</strong> Dezember.<br />

Für private, schulische oder beratende Zwecke ist das Vervielfältigen der Auszeit Beiträge erlaubt.<br />

Beiträge in Form von Texten oder Bildern haben eingereicht: Andrea, Anonym, Bär-bel, Bernd, Christa,<br />

Chris, David, Dominique, Flower, Gabi, Julia, Julia K., Luisa, Nicole, Manuel, Manuela, Margit, J. Maria,<br />

Mark, Michael, Selina, Verena, Who be, Wilma, Wolfgang<br />

Mitgearbeitet haben Andrea Reinthaler, Sabine Frank, Zita Reinalter.<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en


Leserbriefe Auszeit 8/25<br />

Für Luisa (Antwort auf das Gedicht „Nebel“ in der Auszeit Nr. 7/24, Seite 15)<br />

Dein Wunsch in dir,<br />

du Kind das weint<br />

wirst wieder<br />

mit dem Kind vereint.<br />

Das - Nebelbild<br />

lass gleich zurück<br />

es hat begleitet<br />

nur ein Stück<br />

Dein Hilferuf<br />

ist schon erhört<br />

es ist der Nebel<br />

der noch stört<br />

Lass ein den Strahl<br />

ins Nebelland<br />

auch in das Herz<br />

<strong>und</strong> den Verstand<br />

Mit lieben Grüßen von Barbara<br />

J. Maria<br />

Hallo Mary!<br />

Es ist erstaunlich, wie es dir <strong>und</strong> deinem Team immer wieder gelingt, zusammen mit Menschen in außergewöhnlichen<br />

Situationen, so kreativ eine Zeitung zu gestalten. Mir gefallen die einzelnen persönlichen<br />

Beiträge, die in einer sehr offenen <strong>und</strong> berührenden Art <strong>und</strong> Weise geschrieben sind. Im Lesen dieser Texte<br />

wird spürbar, wie viel Mut <strong>und</strong> <strong>Leben</strong>swille erforderlich ist, um sich wieder einem Neuanfang zu stellen.<br />

Ich wünsche Euch allen, die ihr an dieser Zeitung arbeitet, auch im kommenden Jahr viel Lust beim Schreiben.<br />

Grüße von Angelika<br />

Liebe Maria,<br />

danke für das neue Exemplar "Auszeit". Ich bin ganz beeindruckt von den Bildern, vor allem von den Bildern<br />

von Wilma. Das ist eine ganz tolle Künstlerin. Ich hoffe sie weiß welch großes Talent sie hat. Natürlich kannst<br />

du mein Mail an Wilma weiterleiten. In Farbe sind die Bilder noch ausdrucksvoller. Danke, dass du sie mir (per<br />

E-Mail) geschickt hast. Ich habe auch nichts dagegen, wenn du meine Zeilen als Leserbrief verwendest.<br />

Was macht Wilma mit den Bildern? Verkauft sie diese auch? Hat sie schon einmal ausgestellt?<br />

Liebe Grüße von Monika<br />

Liebe Frau Moritsch,<br />

danke für die neue „Auszeit“ <strong>und</strong> für die pdf. Datei mit den Bildern. Ich freue mich auf die Lektüre. Auch ich<br />

wünsche Ihnen einen besinnlichen Advent <strong>und</strong> wünsche, dass der Stress in den nächsten Wochen nicht zu<br />

groß ist.<br />

Herzliche Grüße Franz Josef K.<br />

Dein Wunsch in dir<br />

wirst wieder<br />

nur ein Stück!<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 3


Leserbriefe<br />

Hallo Maria!<br />

Wir staunen immer wieder beim Lesen der Auszeit, die wir schon lange bekommen, wie in ihrem Krankenhaus<br />

die Menschen mit ihren Problemen <strong>und</strong> Sorgen aufgebaut werden, was für Gedanken sie niederschreiben <strong>und</strong><br />

die künstlerische Ader, die viele haben. Für uns gehört die Zeitung bereits zur gern gelesenen Lektüre.<br />

Herzlichen Dank an die Redaktion.<br />

M. P.<br />

Hallo Maria!<br />

Vorerst recht herzlichen Dank für die "Auszeit" Zeitung. Habe sie in einer ruhigen Minute gelesen. Es ist<br />

eigenartig, obwohl ich selbst auch einmal in dieser Situation war <strong>und</strong> auch Zeilen für die Zeitung schrieb,<br />

fehlt mir das Verständnis für die Menschen, die für die "Auszeit" ihre Gedanken <strong>und</strong> Gefühle festhielten.<br />

Ich würde ihnen am liebsten sagen: „Seht ihr denn nicht, wie unnötig <strong>und</strong> umsonst das <strong>Leben</strong> ist? Macht<br />

euch doch nichts vor - belügt euch doch nicht selbst. Ich habe es selber gemacht.“<br />

Ich weiß natürlich, dass das sehr anmaßend von mir ist <strong>und</strong> für andere unverständlich. Aber ich suche<br />

schon so lange nach dem Sinn des <strong>Leben</strong>s - meines <strong>Leben</strong>s - <strong>und</strong> finde ihn nicht. Wozu ist der Mensch<br />

auf der Welt? Um Kriege zu führen, zu töten, vergewaltigen, erniedrigen, quälen, lügen, rauben usw.?<br />

Das Einzige, was vielleicht gut oder schön ist, ist die Liebe, aber auch die tut weh. Ich habe auf jeden Fall<br />

die Aussicht auf ein friedliches <strong>Leben</strong> verloren. Ich sehne mich nach dem Tod. Er wäre für mich eine Erlösung.<br />

Ich wünsche mir eine Krankheit, einen Unfall oder sonst irgend etwas, was mich tötet.<br />

Du fragst Dich sicher, warum ich dann noch immer lebe <strong>und</strong> nicht schon den letzten Schritt gemacht habe?<br />

Weil ich für meinen Bruder da sein muss. Ich habe mir geschworen, dass ich ihn nie wieder im Stich lassen<br />

werde. Das <strong>Leben</strong> ist für mich eine einzige Qual. Ich hasse es, aufzuwachen, den Tag, die Sonne - alles<br />

was andere schön finden hasse ich. Ich hasse mich. Ich hoffe, ich habe Dich nicht schockiert. Ich kann<br />

nichts Schöneres schreiben, da ich nichts Schönes empfinde.<br />

Ich sende Dir aber trotzdem recht herzliche Grüsse.<br />

Claudia<br />

Sehr geehrte Frau Moritsch,<br />

ich habe soeben die neueste Ausgabe der "Auszeit" aus dem Briefkasten geholt. Leider war nur 1 Exemplar<br />

im Briefumschlag. Ist es möglich noch weitere Exemplare zu bekommen? Immer wieder fragen Patienten,<br />

ob sie ein Exemplar mitnehmen dürfen, was ich eigentlich auch gerne zusage. Ich werde gerne einen<br />

Unkostenbeitrag überweisen. Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen <strong>und</strong> vielen Dank im Voraus<br />

Gisela<br />

Ein Lob an die Küche!<br />

Man versucht den Aufenthalt für den Patienten so angenehm wie möglich zu<br />

gestalten. Das gilt insbesondere für die Küche, deren Personal sich sehr bemüht den<br />

<strong>Wünschen</strong> der Patienten entgegen zu kommen. Besonders hervorheben möchte ich,<br />

die hervorragende Qualität der Speisen. Aber auch die Möglichkeit der persönlichen<br />

Menüzusammenstellung, sollte man nicht vergessen positiv zu erwähnen.<br />

Man merkt sofort, dass die Organisation im Küchenbereich von professioneller Hand<br />

geführt wird. Zu guter Letzt möchte ich mich bei allen, welche in der Küche ihren<br />

Dienst verrichten, herzlich bedanken. In diesem Sinne toi, toi, toi <strong>und</strong> weiter so.<br />

C. P. Gabi<br />

4<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en


Information Auszeit 8/25<br />

Psychotherapie?<br />

Verflixt, wie finde ich nur den, die<br />

„richtige“ TherapeutIn für mich ?<br />

Dies sind die Fragen,<br />

die an mich herangetragen<br />

wurden, als<br />

ich gebeten wurde<br />

einen Artikel für<br />

Auszeit zu schreiben.<br />

Mein Name ist<br />

Bettina Ganahl ich bin<br />

Psychotherapeutin,<br />

habe eine Praxis <strong>und</strong><br />

arbeite auch im<br />

Vorstand des VLP mit.<br />

VLP ist die Abkürzung für „Vorarlberger<br />

Landesverband für Psychotherapie“.<br />

Dieser Verband ist die gesetzliche Interessensvertretung<br />

der PsychchotherapeutInnen.<br />

Ja, wie finde ich nun den „richtigen“ Psychotherapeuten<br />

oder Psychotherapeutin? Manchmal<br />

kann es sehr schnell sein. Manchmal braucht es<br />

vielleicht mehrere Anläufe. Bei der Suche nach<br />

dem/ der geeigneten PsychotherapeutIn lohnt es<br />

sich, etwas Zeit zu investieren. Nehmen Sie mit<br />

mehreren PsychotherapeutInnen Kontakt auf <strong>und</strong><br />

entscheiden Sie dann, bei wem Sie eine Therapie<br />

beginnen wollen. Der VLP bietet ein PsychotherapeutInnenverzeichnis<br />

an, in dem alle PsychotherapeutInnen<br />

angeführt sind, die Mitglieder im<br />

Verband sind. Das Verzeichnis kann bei der unten<br />

angeführten Adresse angefordert werden. Ich bin<br />

überzeugt der oder die richtige, passende <strong>und</strong><br />

hilfreiche ist auch für Sie dabei.<br />

PsychotherapeutInnen haben eine f<strong>und</strong>ierte<br />

Ausbildung die in der Regel mindestens 7 Jahre<br />

dauert, in einer der 20 in Österreich anerkannten<br />

Psychotherapiemethoden. Psychotherapie ist eine<br />

geschützte Berufsbezeichnung <strong>und</strong> wird <strong>vom</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsministerium bestätigt. Wir unterliegen<br />

einer sehr strengen Schweigepflicht <strong>und</strong> sind<br />

verpflichtet uns ständig weiterzubilden.<br />

Die Kosten für eine solche Therapiest<strong>und</strong>e<br />

beginnen ab ca. Euro 65.- bis 120. Die meisten<br />

Krankenkassen bezahlen einen Kostenzuschuss<br />

von ca. Euro 22.-. Die Kostenübernahme muss<br />

mit der jeweiligen Versicherung abgesprochen<br />

werden. Viele PsychotherapeutInnen bieten so<br />

genannte „Sozialtarife“ an. In manchen Fällen<br />

kann mit dem Psychotherapeuten oder der<br />

Pschotherapeutin auch ein geringeres<br />

Honorar vereinbart werden.<br />

Die aktuelle Psychotherapeutenliste <strong>und</strong> vieles<br />

mehr was Sie über die Psychotherapie wissen<br />

wollen, können sie auch auf der Homepage<br />

ersehen. Oder rufen Sie uns einfach an.<br />

Das Büro ist immer Mittwoch von 9 bis 11 Uhr mit<br />

einer Fachkraft besetzt, die Ihnen gerne direkt<br />

Auskunft erteilt.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

an alle Auszeit LeserInnen<br />

Bettina Ganahl im Auftrag des VLP<br />

VLP - Vorarlberger Landesverband<br />

für Psychotherapie<br />

Steinebach 13, 6850 Dornbirn<br />

+43 5572 21463<br />

+43 5572<br />

psychotherapie@gmx.com<br />

PS: Mir persönlich gefällt die Zeitschrift Auszeit<br />

gut: Wenn Inneres lesbar, hörbar gemacht wird<br />

können wir mehr damit rechnen verstanden zu<br />

werden. Schreiben kann, so sehe ich es, als<br />

Versuch sich mit dem eigenen Prozess des<br />

„Gewordenseins“ auseinanderzusetzen, gesehen<br />

werden. Sich mit sich selber, seiner Umgebung,<br />

dem was ist, was war <strong>und</strong> was sein wird<br />

auseinanderzusetzen sehe ich als etwas, was wir<br />

PsychotherapeutInnen in unserer Arbeit anstreben<br />

<strong>und</strong> unterstützen <strong>und</strong> von dessen heilsamer<br />

Wirkung wir überzeugt sind.<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 5


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Wo bist du?<br />

Mein Herz ist so leer, mein <strong>Leben</strong> so schwer,<br />

meine Sehnsucht so groß, doch wo bist du mein Schatz?<br />

Hab dich im Herzen, hab so viele Schmerzen,<br />

mein Gedanke gehört dir, doch wo bist du?<br />

Hab Sorgen, hab Leid, hab Sehnsucht nach dir,<br />

wo bist du mein Schatz, wann hör ich von dir?<br />

Wann seh ich dich? Warum bist du so nah <strong>und</strong> doch so fern?<br />

Wann kommt der Augenblick meines Herzens <strong>und</strong> wann kommt<br />

der Augenblick wo ich dich sehen <strong>und</strong> lieben darf?<br />

Stell mir immer wieder der Gedanke: Wo bist du, was tust du,<br />

spürst du mich nicht, oder spür ich dich nicht?<br />

Oder ist es viel zu früh dich zu finden?<br />

Kann Liebe nie zu früh sein oder vielleicht doch?<br />

Ist es mein Weg zu ruhen, doch wo soll ich ruhen?<br />

Denn gesucht ist nicht gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> finden heißt<br />

nicht gef<strong>und</strong>en haben. Denn mein Schatz, wo du auch bist, J. Maria<br />

ich such dich nicht um gef<strong>und</strong>en zu haben, nein,<br />

sondern ich such dich um ein Herz zu teilen.<br />

Dir in die Augen zu schauen, dir schöne Worte zu sagen,<br />

dich lieben zu dürfen in jeglicher Art, ob in guten<br />

oder schlechten Zeiten, im Streit oder Leid,<br />

in schönen als auch ich schlechten Augenblicken.<br />

Denn du mein Schatz, wo du auch bist, ich such dich nicht,<br />

sondern unsere Herzen leiten uns zueinander, denn gef<strong>und</strong>en<br />

heißt nicht gleich haben. Denn Liebe kommt nicht wie Regen<br />

<strong>und</strong> Sonne, sondern Liebe ist das <strong>Leben</strong>selixier<br />

<strong>und</strong> darum sag ich mir: Ich werde allezeit auf dich warten,<br />

dich nie vergessen, dich suchen. Im Herzen dich lieben,<br />

in Ferne dich trösten in Gedanken, denn du hast bereits<br />

mein Herz erklommen <strong>und</strong> jeder Schlag des Herzens<br />

bringt uns näher zusammen, Minute für Minute,<br />

Sek<strong>und</strong>e für Sek<strong>und</strong>e. Denn ich weiß du lässt mich nicht allein.<br />

Hör dein Flüstern, hör dein Kommen, hör dein Atem<br />

doch nicht leiblich sondern herzlich.<br />

Manuel<br />

Wünsche<br />

Wie viel du wünschen magst,<br />

der Wunsch wird weitergehen<br />

<strong>und</strong> Glück ist nur da,<br />

wo die Wünsche still stehen.<br />

♦<br />

Wenn ich glaube,<br />

dass mein <strong>Leben</strong><br />

eintönig ist,<br />

dann wünsche ich mir,<br />

Möglichkeiten zu finden<br />

um das Grau zu<br />

ertragen.<br />

♦<br />

6 Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

Meine Suche<br />

Ich such nicht,<br />

hab schon gef<strong>und</strong>en!<br />

Ich warte nicht,<br />

denn du lässt mich nicht warten!<br />

Ich fleh nicht,<br />

denn du bist schon bei mir<br />

<strong>und</strong> zwar in meinem Herzen,<br />

ganz ohne Schmerzen!<br />

Manuel<br />

Oft bilden sich neue<br />

Möglichkeiten,<br />

wie man miteinander<br />

ins Gespräch kommen kann.<br />

Ich wünsche mir die richtigen<br />

Gesprächspartner zu finden,<br />

um auch hin <strong>und</strong> wieder<br />

ein Echo zu hören.<br />

♦Anonym


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Mama<br />

Mama warum versuchst du immer mir Angst zu machen? Denkst du wirklich, du erreichst damit etwas?<br />

Als ich mich geschnitten habe, hast du andauern gesagt, ich würde bald etwas Wichtiges erwischen.<br />

Ich könnte dann zum Beispiel meine Hand nicht mehr bewegen. Als ich dann nicht mehr aß <strong>und</strong> kotzte<br />

begann alles von vorn. Als wir beim Frisör saßen <strong>und</strong> warteten wolltest du, dass ich dir meine Zähne zeige.<br />

Dann meintest du, die fallen sowieso bald raus. Ich habe mich so geschämt dort beim Frisör.<br />

Deine Angstmacherei ist anscheinend ansteckend. Meine Tante meinte, ich würde zwanzig Zentimeter<br />

schrumpfen, beim Husten würden mir die Rippen brechen, ich würde behindert werden <strong>und</strong> so weiter. Mama,<br />

du kannst es einfach nicht lassen, mir versteckte Vorwürfe <strong>und</strong> Angst zu machen. Aber Mama vergiss es.<br />

Du erreichst damit nur das Gegenteil. Ich hungere weiter.<br />

Luisa<br />

Angst vor dem <strong>Leben</strong><br />

Ein Arzt sagte einmal zu mir: „Andere haben Angst vor dem Tod <strong>und</strong> du hast Angst vor dem <strong>Leben</strong>“.<br />

Und damit hat er Recht. Ich habe Angst vor dem <strong>Leben</strong> außerhalb der Psychiatrie, obwohl ich sehr gerne<br />

raus möchte. Ich fürchte mich vor dem normalen <strong>Leben</strong>, ein <strong>Leben</strong> wie es ges<strong>und</strong>e Menschen leben.<br />

Ob ich es überhaupt noch schaffen kann ges<strong>und</strong> raus zu kommen, nachdem ich 6 Jahre meines <strong>Leben</strong>s<br />

in der Psychiatrie verbracht habe? Alle „normalen“ Sachen machen mir so Angst. Wenn es bei der Visite<br />

über reale Dinge geht, bekomme ich so Angst, dass ich den Rest des Tages im Gurt verbringe. Ich habe<br />

dem Arzt gesagt, dass ich das Gefühl habe rückwärts zu laufen statt vorwärts. Er meinte, Krebse laufen<br />

auch rückwärts <strong>und</strong> kommen trotzdem an. Mal sehn...<br />

Luisa<br />

J. Maria<br />

Ärztewechsel<br />

Der Oberarzt, der seit ungefähr zwei Jahren auf dieser Station ist, muss gehen – auf eine andere Station. Ich<br />

finde es schrecklich, denn er ist sehr nett. Es wird ein anderer Arzt kommen, ein neuer. Ich habe Angst davor.<br />

Ich werde aus meiner sicheren Welt herausgerissen, mitten in die schreckliche, reale Welt hinein. Meine<br />

sichere Welt verändert sich, alles wird wacklig, unsicher. Wie soll ich mich an einen neuen Arzt gewöhnen?<br />

Vielleicht ist er unsympathisch, vielleicht ist er schrecklich. Es könnte soviel passieren. Er könnte neue Regeln<br />

aufstellen, die Medikamente ändern, mich vielleicht sogar rauswerfen. Hilfe, ich habe Angst. Ich will keine<br />

Veränderung, ich will meine Welt zurück. Ich muss mich beschützen, doch wie soll ich das machen? Ich<br />

flüchte mich wieder in meine Selbstmordabsichten. Meine einzige Sicherheit in solchen Situationen ist, dass<br />

ich mein <strong>Leben</strong> jederzeit beenden kann. Ich habe mir meine eigene sichere Welt aufgebaut <strong>und</strong> jede Veränderung<br />

ist eine Katastrophe. Die gefährliche, wirkliche Welt kommt auf mich zu. Panik, denn ich kann damit nicht<br />

umgehen. Der Ärztewechsel ist eine schreckliche Veränderung für mich. Für ges<strong>und</strong>e Leute vielleicht<br />

unbedeutend, doch für mich ein Stück erschreckende Realität. Wie soll ich den momentanen Durcheinander in<br />

mir drin ordnen? Geht das überhaupt? Ist dem Arzt, der für diesen Wechsel verantwortlich ist überhaupt klar,<br />

was er mit den unsicheren, instabilen Patienten macht?<br />

Luisa<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 7


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

J. Maria<br />

Keine Kraft mehr<br />

Es tut mir Leid, was ich dir alles angetan hab, ich frag mich so oft warum muss alles so kompliziert sein. Ich<br />

fühle mich so oft schlecht. Vielleicht zu Recht?? Irgendwie soll ja alles seinen Sinn haben, aber nach dem<br />

Sinn muss man oft tief in seinen Gedanken graben.<br />

Ich hab dich echt unglaublich gern, aber im nächsten Moment (wenn wir uns streiten) bist du mir wieder so<br />

fern. Ich weiß nicht warum wir es uns immer so schwierig machen. Ich versuch immer allen zu sagen was ich<br />

denke, ich hoff ich kränk damit niemanden. Alles was ich will ist mit den Menschen die ich liebe klar zu<br />

kommen, mich nicht streiten, andauernd auf alten Problemen rum reiten! Ich häng nur noch herum, hab keine<br />

Kraft mehr. Manchmal schwirrt mir durch den Kopf, ich will nicht mehr leben, hab auch keine Lust mehr nach<br />

was Besserem zu streben. Alles was ich tief in meinem Herzen wirklich will, ihn lieben zu dürfen, nicht mich<br />

verstellen <strong>und</strong> dabei innerlich zu verwelken. KEINE KRAFT MEHR ZU KÄMPFEN:<br />

J. Maria<br />

Erwartungen<br />

Ihr erwartet ein Lächeln, <strong>und</strong> ich lache.<br />

Ihr erwartet gute Noten, <strong>und</strong> ich schreibe sie.<br />

Ihr erwartet gute Laune, <strong>und</strong> ich zeige sie euch.<br />

Ihr erwartet Fröhlichkeit, <strong>und</strong> ich singe.<br />

Ihr erwartet <strong>Leben</strong>, doch ich möchte sterben.<br />

Nicole<br />

Egoist?<br />

Bin ich wirklich ein Egoist,<br />

erfüll ich denn nicht meine Pflicht?<br />

Oder sind es die anderen,<br />

die mich falsch betrachten,<br />

meine Art falsch auffassen?<br />

Ich sehe mich nicht als „Ich-Menschen“,<br />

aber wenn man mich so bezeichnet,<br />

zeigt es mir doch wieder Grenzen.<br />

Wenn man mich heute als Egoist beschimpft,<br />

frag ich mich, was war ich früher?<br />

Ich konzentrier mich sehr auf meine Fre<strong>und</strong>e,<br />

aber ich glaub das kommt nicht an!<br />

Ich bleib aber dran.<br />

Ich hab mir selber Steine in den Weg gelegt,<br />

aber das erkannt zu haben,<br />

erlaubt es mir zu sagen,<br />

dass es das Wichtigste ist, sich selbst zu lieben.<br />

Dann muss man weder lügen noch betrügen.<br />

Nicht beneiden <strong>und</strong> selbst viel weniger leiden.<br />

Ich bin auf dem richtigen Weg.<br />

J. Maria<br />

8 Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

J. Maria


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

J. Maria<br />

Verdrängen<br />

Ich hasse solche Tage, wo ich meine Hand nicht vor Augen seh, wo ich<br />

mich irgendwie fühle als ob ich neben mir steh. Ich hab echt keine Ahnung,<br />

wie ich aus dem Zustand wieder raus kommen soll. Ich konnt’ es echt<br />

lange verdrängen, es ging mir halbwegs gut, aber durch das ganze<br />

Verdrängen hat sich alles in mir gestaut, ne Wut aufgebraut. Ich würd’ am<br />

liebsten jetzt vor ihm stehen, ihm direkt in die Augen sehn. Ich würd’ ihm<br />

alles sagen, ihn soviel fragen. Er würde mir wirklich helfen die ganze<br />

Sache zu verarbeiten. Ich denke sonst werde ich immer wieder dran<br />

scheitern. So werd’ ich verrückt, morgens schon von den Gedanken<br />

zerdrückt. Ich war echt gut dran, doch dann höre ich seine Stimme <strong>und</strong><br />

alles fängt wieder von Vorne an. Ich hoff echt das sind die letzten Worte,<br />

die ich an dich verschwende <strong>und</strong> das alles nimmt auch für mich bald ein<br />

Ende! Ich weiß zwar, dass es nicht so ist, ich versuchs mal <strong>und</strong> setz mir<br />

selber ne` Frist.<br />

J. Maria<br />

Vorwärts gegangen <strong>und</strong> einen Blick zurück<br />

Was denkt man denn zum Jahresbeginn? Wie war das alte Jahr für mich, wie wird das Neue sein, wo gehe ich<br />

jetzt hin? Wie wird es sein, wenn ich dieses oder jenes über Bord werfe <strong>und</strong> sage Neubeginn. Wo gehe ich<br />

jetzt hin? Nicht zuviel denken sagt mein Verstand, traue dir jenes <strong>und</strong> dieses zu, es ist Neuland. Die Freude<br />

soll groß sein in diesem Jahr, das ist sonnenklar. Ein bisschen Glück, ein Heim – ich möchte nicht alleine sein.<br />

Ein anderer sagt, Fre<strong>und</strong>e reichen mir, das ist auch in Ordnung hier. Jeder nach seinem Maß gelebt, wer doch<br />

gelacht, dass das nicht geht. Ein bisschen da, ein bisschen dort <strong>und</strong> wie schnell ist dieses Jahr auch schon<br />

wieder fort. <strong>Von</strong> vorne beginnen wir wieder zu singen, was war das alte Jahr für mich , was wird das neue<br />

bringen. Das sind des Menschen Lieder, jedes Jahr immer wieder.<br />

Christa<br />

Wasserfall – <strong>Leben</strong><br />

Es springt übern Stein <strong>und</strong> holt mich ein, sprudelt wild <strong>und</strong> donnert zu Tal.<br />

Täglich des Tages Last ist oft auch eine Qual. Ständig ist die Veränderung.<br />

Du schöner Augenblick ich halte dich fest. Nur dass sich das Schöne nie<br />

dauerhaft greifen lässt. Die Stimmung schwankt, so wogt es auf <strong>und</strong> ab.<br />

Und manches Mal fühle ich mich niedergedrückt <strong>und</strong> schlapp. Nur das bleibt immer.<br />

Das Geld rinnt nur so durch die Finger. Dann lässt mich eines nicht verzagen.<br />

Ich bin ges<strong>und</strong>, hab Arbeit <strong>und</strong> dich.<br />

Grüß Gott neuer Tag, wollen wir uns vertragen <strong>und</strong> es wieder wagen!<br />

Andrea<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 9


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

10<br />

W<strong>und</strong>er<br />

Ein W<strong>und</strong>er ist geschehen, keiner kann es sehen. Ich lebe von Innen<br />

heraus, bin zurück gekommen in mein Haus. Die Reise durchs <strong>Leben</strong><br />

war lang, r<strong>und</strong> um den Erdball, tief hinein, hoch zu den Sternen hinaus,<br />

suchte ich nach meinem Haus. Durfte lernen, erfahren, sehen. Neu<br />

geboren darf ich an der Hand des Vaters gehen. Habe meine Heimat<br />

gef<strong>und</strong>en, weiß wo ich komme her, Glück breitet sich aus.<br />

Sehe in jedem Menschen hinter Dunkelheit ein Lichtermeer. Mein Vater<br />

geht mit mir, ich mit ihm, an seiner Hand durch dieses geschenkte Land.<br />

Ich atme, ich sehe, ich höre, ich rieche, ich fühle, alles um mich herum hat<br />

Farben, ist bunter. Gehe an der Hand meines Vaters, das ist ein W<strong>und</strong>er.<br />

Christa<br />

Grenzen der Liebe<br />

Man sagt, die Liebe kennt keine Grenzen! Doch irgendwo muss es doch<br />

eine Grenze geben. Wie lange muss man gekämpft haben, um sagen zu<br />

können „Ich habe verloren“? Man sagt, die Liebe kennt keine Grenzen!<br />

Doch Grenzen muss sie haben... Ohne Grenzen würde es vieles Leiden<br />

geben, viele Tränen würden fließen... Man sagt, die Liebe kennt keine<br />

Grenzen! Doch die Grenzen gibt es immer <strong>und</strong> überall...<br />

Ist es richtig, sich immer <strong>und</strong> immer wieder die gleichen Fragen zu stellen<br />

<strong>und</strong> keine Antworten zu bekommen? Ist es richtig so lange zu kämpfen,<br />

bis du nicht mehr weißt, wie du kämpfen sollst? Ist es richtig seine Gefühle<br />

zurückzuhalten?<br />

Ist es nicht richtig alles in sich hineinzufressen...? Ist es nicht richtig still zu<br />

bleiben <strong>und</strong> alles so zu lassen wie es bisher war. Was ist in der Liebe schon<br />

richtig? Richtig ist, dass was dir dein Herz sagt <strong>und</strong> das was du denkst...<br />

das ist richtig!<br />

Flower<br />

Warum?<br />

Warum lache ich, wenn ich doch weinen möchte?<br />

Warum schweige ich, wenn ich doch schreien möchte?<br />

Warum wache ich, wenn ich doch schlafen möchte?<br />

Warum arbeite ich, wenn ich doch ruhen möchte?<br />

Warum lüge ich, wenn ich doch erzählen möchte?<br />

Warum lebe ich, wenn ich doch sterben möchte?<br />

Warum?<br />

Na, um euch zu gefallen!<br />

Um euren Erwartungen zu entsprechen!<br />

Um meine Maske vor euch nicht zu verlieren!<br />

Nicole<br />

Selina<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

Selina<br />

Und ich meine<br />

Und ich meine zu verstehen,<br />

aber ich traue mich nicht<br />

zu glauben,<br />

die Verzückung.<br />

Und ich meine zu fühlen,<br />

aber ich traue mich nicht<br />

zu erlauben,<br />

den Zauber.<br />

Und ich meine zu sprechen,<br />

aber ich traue mich nicht<br />

zu fordern.<br />

Bär-bel


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Trotz unserer Bürde Kreuzesweg<br />

Was in Fleisch <strong>und</strong> Blut geschrieben steht,<br />

nimmt den Tod zuletzt in Kauf,<br />

im Kreis sich schließt, was kommt <strong>und</strong> geht,<br />

<strong>und</strong> hört der Körper einstmals auf.<br />

Das <strong>Leben</strong> ist ein Fluss, der fließt,<br />

im Gedeihen durch Verderben,<br />

wann immer sich der Kreislauf schließt,<br />

durch Sterben <strong>und</strong> durch Werden...<br />

durch die Freude eines Kindes reich,<br />

durchgehen wir auch unser Joch,<br />

dem inneren Kind im Herzen gleich,<br />

ertragen wir′s dennoch!<br />

So wie stets das Schicksal siegt,<br />

schlägt das Herz zum ewig leben,<br />

da es uns zugr<strong>und</strong>e liegt,<br />

mit allem was gegeben,<br />

so wie alles <strong>Leben</strong> leben will,<br />

bis selbst das Sterben wird zum Glück,<br />

wann alles Lärmen wieder still,<br />

das kehrt im Kreis zurück...<br />

Was im Fleisch <strong>und</strong> Blut geschrieben steht,<br />

nimmt den Tod zuletzt in Kauf,<br />

im Kreis sich schließt, was kommt <strong>und</strong> geht,<br />

<strong>und</strong> hört der Körper einstmals auf.<br />

Das <strong>Leben</strong> ist ein Fluss der fließt,<br />

im Gedeihen durch Verderben,<br />

wann immer sich der Kreislauf schließt,<br />

durch Sterben <strong>und</strong> durch Werden...<br />

Bernd<br />

Am Tiefpunkt<br />

Nochmals am Tiefpunkt angelangt! Nochmals den Weg hinaus finden. Nochmals Schmach über mich ergehen<br />

lassen. Nochmals Pharmazeutika fressen. Nochmals vor allen klein zugeben, dass ich mich getäuscht habe.<br />

Nochmals Unsicherheit, Traurigkeit, Frustriertheit, Niedergeschlagenheit überstehen. Doch es wird die Zeit<br />

kommen, die mich wahrhaft glücklich macht. Es liegt an mir <strong>und</strong> meinen Mitstreitern, das Spiel des <strong>Leben</strong>s mit<br />

all seinen Rückschlägen weiterzuspielen. Aus Fehlern lernt man. Aus groben Fehlern lernt man noch mehr.<br />

Ich werde es schaffen <strong>und</strong> großes erreichen. Ich liebe mich <strong>und</strong> weiß, dass der momentane Zustand nur<br />

Erfahrungswert hat. Ich werde wieder aufstehen.<br />

Who be<br />

Gabi<br />

Halte mich<br />

Halte mich<br />

ich bin so allein<br />

stoß mich nicht ab!<br />

Doch wer ist da,<br />

der dich hören kann?<br />

Schrei um Hilfe,<br />

schrei laut, noch lauter!<br />

Haben die anderen Angst,<br />

wollen sie es nicht hören<br />

oder wissen sie nicht<br />

wie sie umgehen sollen?<br />

Gabi<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 11


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Fröhliches von Wolfgang<br />

Die Pendeluhr im Kasten schlug gerade halbe drei,<br />

ein Holzwurm hörte dies, begann zu singen <strong>und</strong> dachte sich dabei<br />

da drinnen möchte ich rasten, wo Glocken klingen zu meiner Melodei.<br />

Gedacht getan <strong>und</strong> bohrte sich durchs Holz <strong>und</strong> drinnen, überrascht <strong>vom</strong> Ticken<br />

begann er ehrfurchtsvoll zu schwärmen, sogar ein Schlagzeug gibt es hier.<br />

♣<br />

Meine Schreibmaschine will auf eine Kur, ich kann’s ihr nicht verdenken,<br />

da hat sie einfach recht, wenn ich sie heut <strong>und</strong> hier mal nicht belange,<br />

weil sie nicht nur Knecht, denn immer ödes Normpapier fiel mir genauso von der Stange<br />

<strong>und</strong> mir würd′ schlecht <strong>und</strong> furchtbar bange.<br />

♣<br />

12<br />

Wenn das Stimmengewirr am Feierabend<br />

<strong>vom</strong> Stammtisch herüber erst so richtig trägt<br />

<strong>und</strong> keiner mehr nach wie oder was mehr frägt,<br />

was da noch zündet <strong>und</strong> was alles genau<br />

in zoologischen Absichten mündet,<br />

ist man schon wieder fett wie eine Sau.<br />

♣<br />

Göttliche Zeichen von schallendem Geläut,<br />

die uns <strong>vom</strong> Kirchturm her sehr wohl erreichen,<br />

sind fest mit uns vertäut,<br />

trotz einer Krankheit die uns verzehrt<br />

<strong>und</strong> die sich auch noch ständig selbst ernährt.<br />

Michael ♣<br />

Durch meine Leidenschaft zur Sonnenbrille tut sich der dunkle Sommer auf<br />

<strong>und</strong> ich trage sie auf meiner Nase wie einen Treuering.<br />

So auch der Sonnenschirm war einst ein helles Ding,<br />

der noch einmal so finster gefällt auf seine düstere Art,<br />

denn selbst vor höchstem Richter nähm′ ich die Brille nicht herab.<br />

Ohn′ sie ist alles laut,<br />

drum lieber besser abgeschwächte Sonnenlichter, schattig ausgebaut. ♣ Michael<br />

J. Maria<br />

Unsere Berge, als die Natur noch schlief<br />

entstanden sie als große Steine <strong>und</strong> wirkten dennoch tief.<br />

So sind auch wir gemacht, als ihre Zwerge.<br />

Und sind wir manchmal auch alleine <strong>und</strong> fristen unser Los,<br />

so haben wir auf alle Fälle doch noch unseren Gottesgruß.<br />

♣ Wolfgang<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Wunschtraum<br />

Ich wäre gerne ges<strong>und</strong>, es wäre doch w<strong>und</strong>erbar, wenn ich keine Tabletten<br />

mehr nehmen müsste. Ich möchte gerne dünn sein <strong>und</strong> trotzdem alles essen<br />

können. Außerdem hätte ich gerne blondere Haare <strong>und</strong> ein paar Locken.<br />

Ich möchte eine kleine Wohnung haben, so zwei Zimmer ungefähr. Ich würde<br />

sie mir ganz gemütlich einrichten. Ich möchte eine Katze haben, eine schwarzweiß<br />

gefleckte <strong>und</strong> würde sie Momo taufen. Ich möchte gerne einen Fre<strong>und</strong>,<br />

einen, der mich oft umarmt <strong>und</strong> mich ganz fest hält.<br />

Ich möchte einen, dem ich vertrauen kann, dem ich alles sagen kann. Ich hätte<br />

gerne eine Mutter, die für mich da ist, wenn ich sie brauche <strong>und</strong> mir trotzdem<br />

meinen Freiraum lässt. Ich möchte eine Arbeit die Spaß macht <strong>und</strong> trotzdem<br />

nicht zu anstrengend ist. Ich hätte gern ein Pflegepferd mit dem ich jeden Tag<br />

J. Maria<br />

ausreiten könnte, durch den Wald <strong>und</strong> durch den Fluss. Ich möchte eine<br />

Fre<strong>und</strong>in, eine die zu mir hält, eine zum Bummeln, zum Essen gehen, einfach zum Spaß haben. Ich möchte<br />

oft verreisen, überallhin, mir alles anschauen. Ich hätte gerne Geschwister, die für mich da sind – ab <strong>und</strong> zu,<br />

die sich manchmal melden <strong>und</strong> fragen, wie es mir geht. Das alles wäre w<strong>und</strong>erschön. Ach wäre es doch so...<br />

Luisa<br />

Ich bin das Feuer<br />

Kann Wärme dir geben, ich umarme dich sanft.<br />

Lass die Liebe dich leben.<br />

Gefühlvolle Flammen dein Herz zart berühren.<br />

Nur... ich bin das Feuer, kann diese Wärme nicht spüren.<br />

In mir treibt der Atem des Windes sein Spiel.<br />

Die Erde sich öffnet, lass mich fallen mit Gefühl.<br />

Die Quelle des <strong>Leben</strong>s durchströmt meine Glut,<br />

denn... ich bin das Feuer, so ich bin... das ist gut.<br />

Margit<br />

Die richtigen Worte<br />

Ich konnte nicht sprechen,<br />

nie über mich sprechen<br />

<strong>und</strong> innerlich tobte ich.<br />

Alles, was nach außen kam,<br />

waren meine roten Tränen.<br />

Hier habe ich gelernt zu sprechen.<br />

Ich habe gelernt,<br />

die richtigen Worte zu finden <strong>und</strong> die roten Tränen versiegten.<br />

Nun bin ich wieder still, weil mich niemand hören will.<br />

Meine Worte stünden einsam im leeren Raum.<br />

Bald werden meine roten Tränen wieder sprechen.<br />

Nicole<br />

Kometen<br />

Kometen am<br />

Sternenhimmel<br />

stürzend.<br />

Muscheln am<br />

Strand<br />

verlassen.<br />

Worte im<br />

Raum<br />

ungehört.<br />

Augen in der<br />

Nacht<br />

blind.<br />

Bär-bel<br />

J. Maria<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 13


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Gründe zum Trinken<br />

„Wie kommt es, dass Du nicht mehr trinkst?“ fragte mich neulich ein Bekannter.<br />

„Trinken? Ich trinke Kaffee, Milch, Tee, Soda, Wasser,...“<br />

„Ich meine TRINKEN“, sagte er. „Du weißt schon, Alkohol!“<br />

„Ach so, Alkohol. Nein, ich trinke keinen Alkohol mehr. Ich konnte ihm nicht mehr trauen. Er hatte sich gegen<br />

mich gewandt. Früher war er mal mein Fre<strong>und</strong>, dann wurde er zum Feind.“<br />

„Das klingt ziemlich verwirrend“, sagte mein Bekannter.<br />

„Du denkst, dass du verwirrt bist?“ fragte ich. „Du hättest mich sehen sollen:“<br />

Ich trank aus Freude <strong>und</strong> mir wurde elend.<br />

Ich trank, um glücklich zu werden, <strong>und</strong> wurde unglücklich.<br />

Ich trank, um aus mir herauszugehen <strong>und</strong> habe mich in mich verkrochen.<br />

Ich trank, um besonders vornehm <strong>und</strong> klug zu wirken <strong>und</strong> wurde derb <strong>und</strong> ausfallend.<br />

Ich trank, um Fre<strong>und</strong>e zu finden <strong>und</strong> machte mir Feinde.<br />

Ich trank, um meinen Kummer loszuwerden <strong>und</strong> badete mich in Selbstmitleid.<br />

Ich trank, um schlafen zu können, wachte aber unausgeruht auf.<br />

Ich trank, um stark zu sein <strong>und</strong> fühlte mich schwach.<br />

Ich trank aus medizinischen Gründen <strong>und</strong> wurde krank.<br />

Ich trank, weil ich glaubte, dass mein Beruf es erforderte <strong>und</strong> verlor meine Arbeit.<br />

Ich trank zur Entspannung <strong>und</strong> bekam das Zittern.<br />

Ich trank, um mehr Selbstbewusstsein zu bekommen <strong>und</strong> wurde unsicher.<br />

Ich trank, um mutig zu werden <strong>und</strong> bekam Ängste.<br />

Ich trank, um Sicherheit zu erlangen <strong>und</strong> wurde ein Zweifler.<br />

Ich trank, um meine Gedanken zu beflügeln <strong>und</strong> hatte Filmrisse.<br />

Ich trank, um Konversation zu machen, doch meine Zunge war gelähmt.<br />

Ich trank, um warmherzig zu werden <strong>und</strong> gewann meine Kaltblütigkeit.<br />

Ich trank, um mich wie im Himmel zu fühlen <strong>und</strong> lernte die Hölle kennen.<br />

Ich trank, um zu vergessen <strong>und</strong> fühlte mich von Gespenstern verfolgt.<br />

Ich trank, um Problemen zu entfliehen, sah aber, wie sie sich vervielfältigten.<br />

Ich trank, um Kraft zu bekommen <strong>und</strong> wurde immer kraftloser.<br />

Ich trank, um mit dem <strong>Leben</strong> fertig zu werden <strong>und</strong> begegnete dem Tod.<br />

Ich trank, weil ich es für richtig hielt <strong>und</strong> alles wurde falsch.<br />

„Du meine Güte, musst Du aber eine Menge getrunken haben, um in solch einen Zustand zu geraten“,<br />

sagte mein Bekannter. „Nur ein Glas“, erklärte ich ihm. „Das ERSTE Glas! Eines ist für mich zuviel<br />

<strong>und</strong> tausend sind zuwenig!“ „Und deshalb trinkst du nicht mehr?“ fragte er.<br />

„Ich habe es mir zur Regel gemacht: ICH TRINKE NICHT, WÄHREND ICH NÜCHTERN BIN!“<br />

Margit<br />

Vergeblich?<br />

Immer diese Anstrengungen, das Bemühen ges<strong>und</strong> zu werden. Immer wieder Versuche <strong>und</strong> immer wieder<br />

Rückschläge. Steine, die sich mir in den Weg legen, Probleme die auftauchen. Kein Ausweg mehr zu sehen.<br />

Gedanken an Selbstmord, die man auf die Seite schieben will, es klappt nicht immer. Und dann passieren<br />

diese Sachen: weglaufen – am liebsten auf die Autobahn. Schneiden, so tief, dass ich die Pulsader erwische.<br />

Kotzen <strong>und</strong> nichts essen, bis ich umfalle. Und immer wieder die Versuche da raus zu kommen immer wieder<br />

vergeblich. Wie soll das nur weitergehen?<br />

Luisa<br />

14<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Gedichte von Marco<br />

Auf einer Weide in der Ferne,<br />

seh ich ein Pferd in seiner Pracht,<br />

die Augen wie die deinen, süß wie du<br />

ja ich liebe dich, ich geb’s ja zu.<br />

♥<br />

In den Händen halt ich eine Pfauenfeder,<br />

sie erinnert mich an dich.<br />

Ihre Schönheit <strong>und</strong> Anmut können Pfaue<br />

doch nur von einer Schönheit wie dir geerbt haben.<br />

♥<br />

Ich wünscht ich wär ein Gummibär,<br />

dann wär mein <strong>Leben</strong> halb so schwer.<br />

Ich würde dir gefallen: der Süßeste von allen!<br />

♥<br />

Wie ein Stern in der Sonne, hast du mich um den Verstand gebracht, der nun durch das Nirwana segelt.<br />

Ich krieg hier echt nix mehr geregelt.<br />

♥<br />

Wie im Märchen<br />

Durch den Wald im Mondenscheine<br />

sah ich jüngst die Elfen reiten.<br />

Ihre Hörner hört ich klingen,<br />

ihre Glöckchen hört ich läuten.<br />

Ihre weißen Rösslein trugen<br />

güldnes Hirschgeweih <strong>und</strong> flogen<br />

rasch dahin, wie wilde Schwäne<br />

kam es durch die Luft gezogen.<br />

Lächelnd winkte mir die Königin,<br />

lächelnd im Vorüberreiten,<br />

galt das meiner neuen Liebe,<br />

oder soll es Tod bedeuten?<br />

♥ Marco Wilma<br />

Alleine<br />

Ich sitze in einer Gemeinschaft <strong>und</strong> doch bin ich allein.<br />

Ich bin unter meinen Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> doch fühle ich mich einsam.<br />

Ich stehe in einem gefüllten Ballsaal <strong>und</strong> doch fühle ich mich verlassen.<br />

Egal wie viele Menschen da sind, ich bin alleine.<br />

Ich kann nicht mehr denken, nichts mehr fühlen,<br />

keine Freude, keine Trauer nur noch ein dunkles Loch, eine dunkle Leere.<br />

Nicole<br />

Selina<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 15


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Liebes <strong>Leben</strong><br />

Liebes <strong>Leben</strong> wie konnte ich nur? Wollte dich aufgeben, verlor deine Spur.<br />

Wenn ich mir jetzt die Welt anschaue tue ich das mit anderen Augen,<br />

weil ich auf andere Dinge baue. Lasse mich nicht auslaugen. Ein Sonnenuntergang<br />

ist nicht das Ende sondern ein neuer Anfang, den ich nicht<br />

verschwende. Einmal tief Atem holen, Schritt für Schritt weitergehen.<br />

Lieber schleiche ich auf leisen Sohlen anstatt mich ewig im Kreis zu drehen.<br />

Was ist schon unerfüllte Liebe gegen ein <strong>Leben</strong> voller Zuversicht?<br />

Ich entwickle neue Triebe - in schier ewiger Dunkelheit flackert endlich ein<br />

Licht. Es war nicht so sicher, dass ich weiterlebe eher dass ich sterbe <strong>und</strong><br />

endgültig aufgebe. Das Lächeln auf Deinem Gesicht bricht?<br />

Keine Sorge, ich bin neugeboren, habe meine alte <strong>und</strong> schlechte Haut<br />

verloren. Und wer weiß es besser als ich - dieses <strong>Leben</strong> ist fürchterlich,<br />

aber lebenswert. Ich nehme mein Schwert aus positivem Denken,<br />

um den Nebel zu vertreiben <strong>und</strong> in die richtige Richtung zu lenken.<br />

Lass das Gestern vorüber zieh’n ohne kopflos davor zu flieh’n.<br />

Stell mich dem <strong>Leben</strong>, diesem w<strong>und</strong>erbaren Chaos, um es neu zu erfahren.<br />

Ich danke, dass es mich noch gibt <strong>und</strong> damit jemand, der das <strong>Leben</strong> liebt.<br />

Verena Wilma<br />

Gib nicht auf<br />

Gib nicht auf, auch wenn du am Boden bist. Gib nicht auf, auch wenn du dich verloren fühlst.<br />

Gib nicht auf, auch wenn du dich alleine fühlst. Gib nicht auf, auch wenn dich alle<br />

im Stich gelassen haben. Gib nicht auf, auch wenn du keine Hoffnung mehr siehst.<br />

Gib nicht auf, irgendwann geht es wieder aufwärts. Gib nicht auf, das ist leicht gesagt!<br />

Nicole<br />

Spielen wir<br />

Spielen wir -<br />

Worte mit Lachen<br />

in Gesten<br />

mit heißem Geist.<br />

Spielen wir -<br />

Worte mit Andeutungen<br />

in langsamen Tasten.<br />

Spielen wir -<br />

Worte mit Gedanken <strong>und</strong> <strong>Träumen</strong><br />

in einzelnen Seelen<br />

sollten wir vorsichtig sein.<br />

Bär-bel J. Maria<br />

16<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

Der Kapitän<br />

Auf Meeresbogen<br />

gestrandet –<br />

belagert von fre<strong>und</strong>lichen<br />

Piraten<br />

driftet das stolze Flagschiff<br />

<strong>vom</strong> bekannten Kurs.<br />

Und der Kapitän schaut<br />

zu den Sternen<br />

<strong>und</strong> jauchzt.<br />

Bär-bel


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Ich bin mir selber gut genug<br />

Ein Zwiegespräch<br />

A: Eigenbrötler, mag ja sein<br />

als Freak lebst du verdammt allein,<br />

wenn du gegen den Strom schwimmst,<br />

dein Gehirn auf abnorme Gedanken trimmst.<br />

Was soll’s, bist eben aus anderem Holz.<br />

In die Welt der „Normalis“ gibt’s für dich keinen Zugang -<br />

es gibt weder eine Brücke zu ihnen noch sonst irgend einen Zusammenhang,<br />

du bist STRANGE, verdammt noch mal!<br />

Denn zu reden, deine Meinung zu geigen, bedeutet Qual.<br />

Du fühlst dich im weißen Raum ohne Tür, mit gleißendem Licht<br />

<strong>und</strong> ein Entkommen gibt es nicht.<br />

Du rennst gegen die Wand im Niemandsland<br />

schnallst dir die Flügel an, gibst Gas<br />

<strong>und</strong> prallst mit voller Wucht gegen Glas.<br />

Ja, es ist in der Tat eine gläserne Wand, die dich trennt,<br />

die nichts durchsickern lässt, die kein Erbarmen kennt.<br />

Voll der Wahn, diese fiese Aktion<br />

quittierst du mit Ironie <strong>und</strong> spürbarem Hohn;<br />

Mann, eigentlich will ich gar nicht so düstere Gedichte schreiben!<br />

Doch ein konstanter Schatten umhüllt meine Aura, na, dabei wird’s wohl bleiben.<br />

B: Verfluchte Scheiße, ich bin NICHT bereit zu träger Nachsichtigkeit.<br />

Es wird von mir niemals akzeptiert, was mein <strong>Leben</strong> mir so an Ängsten <strong>und</strong> Zweifeln serviert!<br />

A: Schon mal was von Arrangement <strong>und</strong> Motivation gehört?<br />

Na, komm, tu nicht so scheinheilig,<br />

als wäre Trübsal blasen kurzweilig!<br />

Quak keine Opern, Egoismus,<br />

ist ein Überlebensrezept <strong>und</strong> somit ein Muss!<br />

Lern doch mal, deine Grenze zuzulassen<br />

<strong>und</strong> den Gedanken „Ich bin ein Opfer“ loszulassen!<br />

Wenn dir was nicht passt, wenn dir was gegen den Strich geht<br />

gibt es doch immer noch mindestens eine zweite Möglichkeit,<br />

die zur Verfügung steht!<br />

So genug moralisch doziert - ausreichend verbalen Müll produziert. Einfach zum Nachdenken vielleicht<br />

mal gegensteuern, in eine entgegen gesetzte Richtung lenken. Den inneren Schweineh<strong>und</strong> überwinden,<br />

<strong>und</strong> „Bock auf mehr“ anheuern... Schicksal, sei mir mild - alles halb so wild. Schau, dass du<br />

mit dir selber NOCH besser umgehen lernst <strong>und</strong> nimm diverse Stolpersteine nur halb so ernst!<br />

Verena<br />

Worte -<br />

unzulänglich<br />

Gedanken -<br />

unverständlich.<br />

Versuche<br />

zu leben,<br />

zu geben,<br />

zu finden.<br />

Bär-bel<br />

J. Maria<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 17


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

18<br />

J. Maria<br />

HEUTE IST GESTERN DAS MORGEN<br />

Gestern war heute noch morgen<br />

doch heute ist gestern das Morgen<br />

was war, ist jetzt <strong>und</strong> wird zukünftig sein.<br />

Nichts ist mehr wie es gerade war,<br />

denn alles ist wieder, wie es früher war.<br />

Plötzlich ist alles wieder da,<br />

völlig anders <strong>und</strong> doch vertraut<br />

ist sie wieder da – die Sucht.<br />

Und gleichzeitig oder auch dadurch<br />

habe ich meinen unzerstörbaren Glauben verloren,<br />

es doch irgendwann <strong>und</strong> irgendwie zu schaffen,<br />

den Kampf gegen die Sucht zu gewinnen.<br />

Gegen die Essanfälle habe ich gekämpft,<br />

aber habe ich auch wirklich<br />

um eine ges<strong>und</strong>e Zukunft gekämpft?<br />

War mein wahres Ziel nicht eher eine Rückkehr<br />

in meine magersüchtige Vergangenheit?<br />

Jedenfalls ist es leichter<br />

rückwärts zu laufen,<br />

wohin ich den Weg blind kenne,<br />

als mich der Angst zu stellen<br />

<strong>und</strong> wirklich neue Schritte zu wagen.<br />

Manchmal<br />

Manchmal stelle ich mir vor, dass das alles nur ein Traum ist. Ich stelle mir vor, wie ich erwache <strong>und</strong> alles gut<br />

ist. Ich stelle mir vor, wie ich lachen kann, wie ich leben kann. Aber ich weiß, dass es kein Traum ist. Ich weiß,<br />

dass ich nicht erwachen werde. Ich weiß, dass ich gefangen bin in diesem <strong>Leben</strong> - gefangen in mir selbst.<br />

Und das ist ein Albtraum!<br />

Nicole<br />

SCHWACHE TAGE<br />

Ich kann nicht mehr kämpfen<br />

<strong>und</strong> ich will auch nicht mehr kämpfen,<br />

weil ich nicht einmal weiß<br />

worum ich eigentlich gekämpft habe,<br />

worum ich noch kämpfen möchte<br />

<strong>und</strong> wofür es sich zu kämpfen lohnt.<br />

Julia<br />

Julia<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

STARKE TAGE<br />

Der Kampf geht weiter<br />

aber nicht weiter gegen mich,<br />

sondern mit mir kämpfe ich,<br />

für mich <strong>und</strong> um mich<br />

geht der Kampf weiter.<br />

Julia


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Nähe<br />

es passt, zwischen uns passt es, mit ihm kann ich es mir vorstellen,<br />

will ich mich einlassen auf eine Beziehung, sage „ja“, zumindest im Kopf<br />

dem hinken meine Gefühle jedoch hinterher, verharren in ihrer gehemmt-neutralen Position<br />

sträuben sich nicht gegen ihn, lassen aber das Bedürfnis nach Nähe nicht entstehen<br />

machen es mir unmöglich, Nähe zuzulassen<br />

dieser Widerspruch zwischen meinen Gedanken <strong>und</strong> meinen Gefühlen, woher kommt der?<br />

liegt es an mir? ist es einer der vielen nicht-symptom-bezogenen Essstörungsreste<br />

oder etwas, das dahinter steht <strong>und</strong> erst jetzt spürbar wird?<br />

oder liegt es an ihm? gar daran, dass er ein Mann ist? löst das den Ekel bei jeder Berührung aus?<br />

wahrscheinlich aber doch ersteres, der Ekel vor mir selbst, mir <strong>und</strong> meinem Körper<br />

alle Gefühle unterdrückend muss ich den Ekel nicht spüren,<br />

doch Nähe zulassend beginne ich zu spüren, <strong>und</strong> zwar zuallererst <strong>und</strong> am intensivsten diesen Ekel<br />

einen anderen Menschen lieben können werde ich wohl erst, wenn ich auch mich liebe<br />

oder zumindest nicht mehr derart ablehne, dass ich niemandem meine Nähe zumuten kann<br />

bzw. dass ich keine Nähe zulassen kann, weil ich mich nicht spüren kann <strong>und</strong> auch nicht will.<br />

Julia<br />

Drei Dinge<br />

Drei Dinge die ich brauche, um zu leben:<br />

Die Sonne, einen Teddy <strong>und</strong> dich.<br />

Die Sonne für den Tag,<br />

den Teddy für die Nacht,<br />

<strong>und</strong> dich für immer!<br />

Sanny<br />

Alle sagen mir<br />

Alle sagen mir,<br />

ich soll mich nicht so anstellen.<br />

Alle sagen mir, ich würde übertreiben.<br />

Alle sagen mir, reiß dich doch mal zusammen.<br />

Alle sagen mir, das wird schon wieder.<br />

Alle sagen mir, nimm es doch nicht so schwer.<br />

Aber sie alle wissen nicht, was ich fühle.<br />

Sie alle wissen nicht, was ich denke.<br />

Sie alle wissen nicht,<br />

wie es ist, mit mir selbst leben zu müssen.<br />

Nicole Wilma<br />

Mein Herz<br />

Mein Herz schreit nach dir,<br />

doch du bist jetzt nicht mehr hier.<br />

Ohne dich zu schlafen, hab ich nicht gern,<br />

darum befehl ich dem kleinen Stern<br />

dir zu sagen: Ich hab dich lieb!<br />

Sanny<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 19


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Nicht mehr<br />

Wolltest du schon mal<br />

nicht mehr leben, weinen,<br />

denken es liebt mich keiner,<br />

alleine sein, Hoffnungslosigkeit?<br />

Immer war ich stark für alle,<br />

meine Seele war für alles offen,<br />

ich konnte mich nie schützen,<br />

niemals nein sagen.<br />

Ich weine sehr oft, bin traurig.<br />

Manchmal weiß ich nicht warum, (Meine Eltern denken:<br />

doch dann gibt es auch Verletzungen. „Selbstmörder sind Spinner“)<br />

Allein sein mit so einem Gefühl, finde ich scheiße! Gabi<br />

Gabi<br />

Mit Händen <strong>und</strong> Füßen gegen das <strong>Leben</strong><br />

Ich wehr mich gegen das <strong>Leben</strong> schon sehr, sehr lange. Ich habe immer wieder Selbstmordabsichten im Kopf<br />

<strong>und</strong> manchmal versuche ich sie durchzuführen. Die Ärzte <strong>und</strong> Pfleger allerdings versuchen mich mit aller<br />

Gewalt am <strong>Leben</strong> zu erhalten. Was ihnen bis jetzt auch gelungen ist. Ich frage mich nur warum sie das wollen.<br />

Na ja, sie kennen mein <strong>Leben</strong> nicht. Eines muss ich allerdings zugeben: mein <strong>Leben</strong> war nie langweilig.<br />

Aber es war genau das Gegenteil von wahnsinnig toll. Das Ergebnis von diesem super <strong>Leben</strong> waren sieben<br />

Jahre Psychiatrie (insgesamt). Ich will nicht mehr. Ich weiß, ich bin ein Pessimist <strong>und</strong> denke immer negativ,<br />

aber: ich schaffe es nicht. Ich kann <strong>und</strong> will nicht mehr. Manchmal möchte ich mich umbringen doch es hat<br />

noch nie geklappt. Das Krankenhauspersonal tut alles damit es nicht funktioniert. Insgeheim bin ich manchmal<br />

froh, dass sie es verhindern Und doch sträube ich mich mit Händen <strong>und</strong> Füßen gegen das <strong>Leben</strong>. Auf jeden<br />

Fall gegen meines.<br />

Luisa<br />

Gabi<br />

20<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

Ein Baum<br />

Ein Baum ist groß <strong>und</strong> stark<br />

<strong>und</strong> doch lebt er viele <strong>Leben</strong>.<br />

Tag für Tag kommt Sonne,<br />

Regen, Nebel, Mond,<br />

Kälte <strong>und</strong> Wärme.<br />

Und trotzdem steht er<br />

immer noch dort,<br />

wo er hingehört.<br />

Gabi


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

WAS ICH WILL<br />

ich will nicht mehr<br />

den ganzen tag<br />

aggressionen unterdrücken<br />

minderwertigkeitsgefühle ignorieren<br />

innere leere aushalten<br />

ich will nicht mehr<br />

jeden tag aufs neue<br />

meine lebendigkeit verlieren<br />

<strong>und</strong> der sucht ausgeliefert sein<br />

ich will<br />

nicht nur an arbeits-freien tagen<br />

lebensmut spüren<br />

<strong>und</strong> gefühl-voll erfüllt sein<br />

ich will mich<br />

wie ich wirklich bin<br />

will ich mich<br />

mich will ich<br />

nicht mehr verlieren an die sucht<br />

sein wie ich gar nicht bin<br />

will ich nicht mehr<br />

ich will leben<br />

nicht ohne mich<br />

nicht gegen mich<br />

will ich leben<br />

mit mir<br />

leben will ich<br />

Julia<br />

Und ich...<br />

Spricht der Himmel<br />

von Ewigkeit<br />

<strong>und</strong> der Regen<br />

von den Tränen.<br />

Erzählt die Sonne<br />

von der Liebe<br />

<strong>und</strong> der Wärme<br />

in meinem Herzen.<br />

Der Fluss <strong>und</strong> das Meer<br />

berichten von der ewigen Reise<br />

in unserem <strong>Leben</strong><br />

<strong>und</strong> ich<br />

flüstere meine Träume.<br />

Bär-bel<br />

Gabi<br />

SELBST-VERSTÄNDLICH<br />

so selbstverständlich<br />

wie andere sich die zähne putzen<br />

entscheide ich mich jeden morgen<br />

tag für tag aufs neue<br />

ganz bewusst gegen die sucht<br />

das ist es wohl<br />

was den unterschied ausmacht<br />

zwischen nicht-mehr-krank<br />

<strong>und</strong> wirklich ges<strong>und</strong><br />

ob es jemals ganz vorbei sein wird<br />

ich weiß es nicht – aber ich glaube daran<br />

denn an glücklichen tagen<br />

wenn ich das leben liebe<br />

brauche ich keine entscheidung zu treffen<br />

Julia<br />

Wilma<br />

Stein<br />

Möchtest du nicht auch<br />

hinter einem Stein sitzen <strong>und</strong> heulen,<br />

nicht gesehen werden!<br />

Du weiß, es ist niemand da,<br />

niemand da, der dich jetzt liebt.<br />

Aber glaube es mir, es gibt Menschen,<br />

die dir helfen wollen.<br />

Gabi<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 21


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Am Ackerfeld der Hügelkirche<br />

Wie immer man das Haupt erhebt,<br />

<strong>und</strong> was sich stellt bereit,<br />

es ist die Erde, wie sie leibt <strong>und</strong> lebt,<br />

beständig unbeständig durch die Zeit...<br />

Wie sehr sich Menschen auch im <strong>Leben</strong> mühen,<br />

bis von ihnen Staub <strong>und</strong> Asche bleibt,<br />

dadurch will alle Schöpfung blühen,<br />

worauf der Frühling seine Blüten treibt.<br />

Fremder, der du dich selbst fandest,<br />

Wanderer deiner Suche,<br />

mit dem Weg du dich verbandest,<br />

wie das <strong>Leben</strong> schlägt zu Buche,<br />

in dieser Welt, ja jetzt <strong>und</strong> hier,<br />

in dem, was ist <strong>und</strong> ist geschehen,<br />

sie fragte dich nur selbst nach ihr,<br />

dass wir uns im Spiegel sehen!<br />

Ist’s denn eine Plage,<br />

scheint die Erde uns als F...e<br />

doch du bist nur an der Frage,<br />

der du mit dir selbst im Trotze!<br />

Wodurch sind wir bedingt,<br />

wovor wir scheuen?<br />

Was uns blaue W<strong>und</strong>er bringt,<br />

soll uns letztlich auch nicht reuen!<br />

Was bringt uns auf den Boden,<br />

den der Pflug durchzieht mit Kraft,<br />

durch Gedeih, Verderb <strong>und</strong> ohne Moden,<br />

unerbittlich Klarheit schafft...<br />

Empfängt die Welt das Grau der Lüste,<br />

zeichnet ab sich′s durch das Letzte,<br />

wenn der Graben hielt <strong>und</strong> man es wüsste,<br />

im Kampf man sich zur Ruhe setzte,<br />

doch du Ungewissheit tiefer Graben,<br />

lässt uns fallen, wie wir sind,<br />

lass uns unsere Gaben,<br />

zu denen sich die Hand auch find′...<br />

So ist’s notwendig, Not zu wenden,<br />

denn unbedingt will <strong>Leben</strong> sein,<br />

das wird mit uns nicht enden<br />

<strong>und</strong> spendet uns den Sonnenschein.<br />

Bernd<br />

22<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

Wilma<br />

Gefühle<br />

Gefühle sind was W<strong>und</strong>erschönes,<br />

sie wurden uns gegeben sie zu zeigen.<br />

Doch viele Menschen wollen lieber schweigen,<br />

das darf man nicht, das ist ein Fehler.<br />

Falsch!<br />

Gefühle <strong>und</strong> Fehler darf man zeigen!<br />

Gabi<br />

ZEIT - LEBEN<br />

Die Zeit ist sehr kostbar! Ein <strong>Leben</strong> ist viel<br />

kostbarer. Lieben verschönert das <strong>Leben</strong> mit<br />

der kostbaren Zeit! Wenn du aber die kostbare<br />

Zeit nicht erkennst, kann dein <strong>Leben</strong> nicht<br />

ausgefüllt sein.<br />

Wenn du aber einen Menschen hast, mit dem<br />

du alles teilen kannst, Vertrauen hast <strong>und</strong> gute<br />

Gespräche führen kannst, dann ist das Liebe,<br />

die alles andere schmelzen lässt.<br />

Gabi


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Es darf <strong>und</strong> will das <strong>Leben</strong> sein<br />

Weil du, <strong>Leben</strong>, W<strong>und</strong>er bist,<br />

hast mich des Verstands beraubt,<br />

mich, der wie auch immer ist,<br />

der lebt <strong>und</strong> stirbt, was er denn glaubt.<br />

Und wir erfahren,<br />

was erfahren werden nicht erst müsste,<br />

ob gut, ob schlecht, ja wenn mans’s wüsste...<br />

Es darf <strong>und</strong> will das <strong>Leben</strong> sein.<br />

Gott, wie wir dich wollen,<br />

wenn’s dich doch nur gäbe,<br />

wir würden dir das Opfer zollen,<br />

dass ich mich erwäge,<br />

denn es gibt etwas, durch das wir gleich,<br />

ein Stern bist, Mensch, an allem reich,<br />

der einst sprach: „Ich bin.“, so still,<br />

weil er uns selber wissen will (...)<br />

Bernd<br />

Garten<br />

Das bin ich heute, zeige Gefühle, bin für andere da. Trotzdem hätte ich gerne einen Garten, wo ich meine<br />

Pflanzen pflegen kann, manchmal eines ein bisschen mehr <strong>und</strong> wenn sie zu riesig sind, werden halt ein paar<br />

verkleinert. Wenn ich Ruhe brauche,<br />

könnte ich einfach das Tor zumachen.<br />

Gabi<br />

Leid<br />

Wie kann man die Dinge, die Schmerzen, das Leid ertragen? Wie kann man das alles je vergessen, wenn du<br />

es nicht mehr aushältst. Doch glaube ich, dass es Gott gibt <strong>und</strong> er wohnt in mir. Ich weiß das, denn wenn er<br />

nicht bei mir gewesen wäre, hätte ich mich umgebracht. Denn wenn du Gott liebst, ist da eine Stimme, die<br />

dich wärmt.<br />

Gabi<br />

Wo ist mein <strong>Leben</strong>?<br />

Weißt du, wenn du das <strong>Leben</strong> nicht mehr fühlen kannst, aber die Gedanken von Zuhause lassen dich nicht<br />

los: „So mei, die scho wieda!“ dann mach ich mir große Sorgen um mich, wo ist mein <strong>Leben</strong>... wo ist es??<br />

Gabi<br />

Gabi<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 23


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Trauer<br />

Heulen, heulen immer wieder heulen –<br />

eigentlich hätte ich in meinen eigenen<br />

Tränen schon baden können. Wann<br />

kann ich endlich einmal aufhören?<br />

Wenn ich keine mehr habe, oder wenn<br />

ich manchmal fragen würde warum?<br />

Gabi<br />

Träume<br />

In meinen <strong>Träumen</strong> laufe ich nachts durch den Wald, es ist dunkel <strong>und</strong> schrecklich kalt. Ich höre dich schreien,<br />

bitte lauf mir entgegen <strong>und</strong> hilf mir dich zu befreien. <strong>Von</strong> allen Seiten ertönt deine Stimme, verwirrt völlig meine<br />

Sinne. In welche Richtung soll ich denn nur rennen, wie soll ich den Weg zu dir erkennen. Es sind viel zu viele<br />

Bäume, ich kann dich nicht finden, meine Hoffnung fängt an zu zerrinnen. Ich renne <strong>und</strong> renne, meine Seele<br />

fängt Feuer <strong>und</strong> fängt an zu brennen. Es fängt an zu regnen <strong>und</strong> über mir erscheint ein Segen. Meine Beine<br />

gehen noch schneller, das Lichtlein über mir scheint etwas heller. Aber ich schaffe es nicht dich zu finden, wie<br />

soll es mir nur gelingen. Der Regen übertönt langsam dein Geschrei. Ich kann nicht mehr, denn unsre Liebe<br />

zieht an mir vorbei. Erschöpft falle ich auf die nasse Erde, spüre wie ich immer müder werde. Ich wünsche mir<br />

ganz fest nicht mehr aufzuwachen, denn ohne dich will ich mich für diese Welt nicht mehr aufraffen.<br />

J. Maria<br />

Komm wieder<br />

Ich denke an früher <strong>und</strong> halte den Kopf hoch zu Gott, ich bitte ihn darum – hilf mir raus aus diesem Loch.<br />

Ich höre auf mein Vertrauen weg zu geben, denn das hier ist das echte <strong>Leben</strong>. Ich lege meine Hand auf<br />

mein Herz, schreib meine Worte auf Papier, denn das was ich sage, wirst du irgendwann kapieren. Pass auf,<br />

denn dein Herz könnte erfrieren, dadurch jegliche Gefühle verlieren. Ich hätte alles für dich gegeben – mein<br />

altes Ich zurückgelassen, um nur mit dir zu leben. Aber was kann ich jetzt noch für dich tun? Ich bin so hilflos,<br />

denn ohne dich kann ich nicht ruhn. Mach nur den ersten Schritt, <strong>und</strong> ich komm dir entgegen, wir können<br />

zusammen nach einer besseren Welt streben. Wie soll ich weiter kämpfen, wie kann ich meinen Frust<br />

bremsen. Ich bin am Denken <strong>und</strong> frag mich warum Menschen die mich lieben so kränken. Immer wieder<br />

befinde ich mich ganz unten, ohne jeglichen Schutz – viel zu leicht zu verw<strong>und</strong>en. Dies wird ein langer,<br />

innerlicher Kampf. Bitte komm wieder <strong>und</strong> reich mir deine Hand. Wir haben so viel geredet, so viele Worte<br />

<strong>und</strong> Gefühle verschwendet, bevor es begonnen hat, hast du es wieder beendet.<br />

J. Maria<br />

24<br />

Gabi<br />

J. Maria Michael<br />

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Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Papa<br />

Mein Gott, Papa, was ist mit dir passiert? Wo ist<br />

der stolze Mann hin, der so viel weiß, alles kann<br />

<strong>und</strong> nie aufgibt? Du hast mir, meinem Bruder <strong>und</strong><br />

meiner Schwester so viel gezeigt <strong>und</strong> gelehrt.<br />

Du hast mir beigebracht, wie man im Freien ein<br />

Feuer macht <strong>und</strong> wie man beim Auto die Reifen<br />

wechselt. Du hast mich gelehrt die Natur zu<br />

bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> respektieren. Du warst mit uns<br />

Kindern in zahlreichen Museen <strong>und</strong> ließest uns<br />

an deiner Faszination teilhaben. Du hast uns dein<br />

riesiges Wissen übermittelt, ich danke dir dafür.<br />

Als wir Kinder noch klein waren durften wir vor<br />

dem Schlafen gehen eine R<strong>und</strong>e auf deinem<br />

Rücken reiten, wir suchten uns immer eine<br />

möglichst lange Strecke aus. Wenn ich bei einer<br />

deiner tausend Wanderungen müde wurde, durfte<br />

ich auf deiner Schulter sitzen. Du hast st<strong>und</strong>enlang<br />

mit mir für die Schule gelernt <strong>und</strong> hast mich immer<br />

wieder abgefragt. Du hast mit uns aus Brettern<br />

Hütten gebaut, wir durften sogar darin schlafen.<br />

Du hast uns Millionen Bücher vorgelesen, manchmal<br />

zehn Mal das gleiche – du wurdest nie müde.<br />

Du hast fast unser ganzes Haus alleine gebaut,<br />

du hast alles selber gemacht, es gab nichts, was<br />

du nicht konntest. Du bist in den Ferien tausende<br />

von Kilometer mit uns gefahren, immer wieder die<br />

gleiche Strecke, wie hast du das nur ausgehalten?<br />

Du hast mich nie hängen lassen, ich war deine<br />

Prinzessin. Du warst so froh über deine<br />

Pensionierung, doch du konntest das Arbeiten<br />

nicht lassen. Du hast einem Bekannten geholfen<br />

Aufzüge zu reparieren <strong>und</strong> im Sommer beim<br />

Sessellift gearbeitet. Ich durfte dir sogar helfen.<br />

Du hast etliche kaputte Waschmaschinen,<br />

Trockner, CD-Player, Fernseher <strong>und</strong> Videorecorder<br />

angeschleppt, sie repariert <strong>und</strong> wieder<br />

verkauft. <strong>Von</strong> dem Geld sind wir dann nach Italien<br />

<strong>und</strong> Frankreich gefahren. Papa, du hast so viel<br />

gemacht, du hast so viel bewegt in deinem <strong>Leben</strong>.<br />

Und dann der Schock: Mama sagte, du hättest<br />

einen Schlaganfall gehabt. Meine Schwester<br />

sagte, du wärst auf der Straße ganz links<br />

gefahren, hättest deinen Arm hängen gelassen<br />

<strong>und</strong> die Hälfte deines Gesichts funktionierte nicht<br />

mehr richtig. Mama erzählte, du hättest alles<br />

doppelt gesehen <strong>und</strong> als ich dich nach einem<br />

kurzen Krankenhausaufenthalt am Telefon hatte,<br />

konntest du nicht mehr richtig sprechen. Laut<br />

meiner Tante hast du auch Gefühlsausbrüche.<br />

Ich habe Angst vor dem nächsten Mal, wenn ich<br />

dich sehe, denn ich habe dich doch ges<strong>und</strong> in<br />

Erinnerung. Ich weiß nicht, ob es wieder besser<br />

werden wird mit dir, ob du bald sterben wirst oder<br />

nicht. Ich werde mich wahrscheinlich an einen<br />

Vater gewöhnen müssen, dem es nicht mehr so<br />

gut geht wie früher, der nicht mehr alles kann.<br />

Aber eines möchte ich dir sagen Papa: In der Zeit<br />

als du richtig gelebt hast Papa, hast du die Welt<br />

ein wenig verbessert. Du hast etwas bewegt<br />

Luisa<br />

Gabi<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 25


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Mein erster Schneespaziergang<br />

Ich habe gestern meinen ersten Schneespaziergang gemacht. Den ersten seit drei Jahren. Ich bin seit drei<br />

Jahren in der Psychiatrie <strong>und</strong> durfte die ersten zwei Jahre überhaupt nicht raus. Gestern <strong>und</strong> vorgestern hat<br />

es geschneit <strong>und</strong> da schlug die Pflegerin vor, einen Spaziergang zu machen. Ich war sofort Feuer <strong>und</strong><br />

Flamme. Gut eingepackt, warme Jacke, Winterschuhe, Schal <strong>und</strong> Handschuhe, ging es los. Eine eisige Luft<br />

kam uns entgegen als wir die Türe aufmachten. Und dann die ersten Schritte im Schnee – es war w<strong>und</strong>ervoll.<br />

Der Schnee knirschte so schön unter unseren Schuhen. Es lag schon so viel Schnee, dass er sogar an der<br />

Hose hängen blieb. Es war ein schöner Pulverschnee <strong>und</strong> er klebte gut, ideal zum Schneebälle machen.<br />

Die Pflegerin machte ein paar <strong>und</strong> warf sie wieder weg weil sie kalte Hände bekam. Wir liefen eine ganze<br />

St<strong>und</strong>e. Auf dem Rückweg mussten wir allerdings aufpassen weil es sehr rutschig war, fast wären wir<br />

ausgerutscht. Es war sehr schön, doch wir waren froh als wir wieder auf der warmen Station waren.<br />

Es war so toll – ich habe es genossen!!!<br />

Luisa<br />

So klein<br />

In der Welt bin ich klein, so klein.<br />

Ich fühle mich allein ohne dich.<br />

Willst du nicht mit mir sein?<br />

Willst du nicht meine Hand halten?<br />

In deinen Armen schmelzen Eis <strong>und</strong> Feuer.<br />

In deinen Augen wütet der Ozean!<br />

Doch du lässt mich alleine,<br />

weil ich bin nur so klein!<br />

Julia K.<br />

Todesengel<br />

Es lieben nur die <strong>Leben</strong>den,<br />

ich lebe nicht.<br />

Es zerrt an meinen Schultern mich,<br />

der Todesengel.<br />

Er flüstert mir die Märchen, die<br />

er lebte zu.<br />

Gleich nahm er sich meiner an,<br />

<strong>und</strong> schwang seine ewig leichten Flügel,<br />

über mein schweres Sein!<br />

Julia K.<br />

26<br />

Ich weine<br />

Ich weine, wieso werde ich so bestraft?<br />

Ich fühle mich in Ketten gelegt.<br />

Wild versuche ich um mich zu schlagen,<br />

doch ich kann nichts treffen.<br />

Ich bin in Ketten gelegt,<br />

doch ich fürchte mich nicht.<br />

Ich bin wild, ... ich rufe die Freiheit,<br />

ich schreie nach Liebe.<br />

Du, ich brauch dich!<br />

Julia K.<br />

David<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Sei ehrlich!<br />

Für mich ist es wie ein Zauber in deinen Armen zu liegen, was ist es für dich?<br />

Ich schreie in dich hinein <strong>und</strong> eine ruhige Stimme in dir, berührt mein Herz,<br />

streichelt meine Sinne. Alles was wie ein Schmerz mich meiner unsicher lassen ließ,<br />

ist jetzt ein Reiz der Dinge. Mein Herz, du fesselst mich. Mein Herz, ich liebe dich.<br />

Doch wo bin ich bei dir? Ich habe mich in dir verloren!<br />

Julia K.<br />

Fort<br />

Ich will ins Grenzenlose, zu mir zurück! Ich schreie zum Himmel, erlöse mich von meinen Qualen,<br />

ziehen wir einen Schlussstrich, geh weg, hau ab, verschwinde. Ihr sollt leise sein. Ich finde keine Ruhe.<br />

Ihr saugt mich aus. Sei still, du auch! Ich sterbe, ich gehe vor euch in die Knie <strong>und</strong> meine Seele<br />

drippelt aus meinem Körper. Ich will endlich fort.<br />

Julia K.<br />

Manuela<br />

An meine Seite<br />

Entschw<strong>und</strong>en ist mir deine Liebe.<br />

Ich habe es nicht bemerken wollen.<br />

Ich wünschte, die Welt würde erfahren,<br />

wie schön es ist, in deinen Armen zu liegen.<br />

Wie besessen ich von deinen blauen Augen bin.<br />

Tausendmal wünsch ich mir dich an meine Seite.<br />

Mit dir will ich lieben lernen!<br />

Doch es soll alles anders kommen?<br />

Julia K<br />

Namen<br />

Es ist schon komisch, wie wichtig sie sind: Namen. Braucht man sie doch,<br />

um jemanden bestimmten zu rufen, etwas einer bestimmten Person zu<br />

sagen <strong>und</strong> nicht einer ganzen Menge. Durch Namen wird man einzigartig,<br />

man bedeutet etwas, man ist jemand, man wird wichtig. Komischerweise<br />

passt ein Name zu einer Person. Er gehört dazu, schon seltsam. Namen<br />

geben Rätsel auf. Wie wird eine Person wohl sein, die so heißt: ruhig,<br />

schüchtern, wild oder gemein, schon komisch. Ja das sind sie, Namen.<br />

Luisa<br />

Dominique<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en 27


Texte <strong>und</strong> Bilder Auszeit 8/25<br />

Wilma<br />

Nehmen Sie sich jetzt Zeit<br />

Sehnsucht<br />

Sehnsucht nach Sonne<br />

Sehnsucht nach grünen Wiesen<br />

Sehnsucht nach roten, gelben<br />

<strong>und</strong> braunen Blättern an den Bäumen<br />

Sehnsucht nach Mairegen<br />

Sehnsucht nach Tieren, vor allem Pferden<br />

Sehnsucht nach Liebe<br />

Sehnsucht nach Umarmungen<br />

Sehnsucht nach Freiheit<br />

Sehnsucht nach Fröhlichkeit<br />

Sehnsucht nach einem Zuhause<br />

Sehnsucht nach Fre<strong>und</strong>en<br />

Sehnsucht nach Unternehmungen<br />

z.B. ins Kino gehen, bummeln,...<br />

Sehnsucht nach Kontakt<br />

Sehnsucht nach <strong>Leben</strong><br />

Luisa<br />

für Ihr <strong>Leben</strong>,<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en<br />

Ihre Sehnsüchte,<br />

Ihre Auszeit!


Auszeit 8/25<br />

Auszeit, die Zeitung von Menschen in der Krise <strong>und</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en

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