90 Jahre Bund Naturschutz - Bund Naturschutz in Bayern eV
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Foto: Rubeck<br />
Heiße Phase<br />
BN-Vorsitzender<br />
Hubert We<strong>in</strong>zierl<br />
und Landrat Hans<br />
Schuierer bei e<strong>in</strong>er<br />
Kundgebung 1985.<br />
Alle<strong>in</strong> die WAA-<br />
E<strong>in</strong>wendungen<br />
aus den Reihen<br />
des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong><br />
füllten<br />
18 Aktenordner.<br />
Fanal Wackersdorf<br />
Anti Atom – pro Solar<br />
Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister Jaumann wusste es schon<br />
1979: »Falls <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong> Zwischenlager akzeptiert,<br />
dann <strong>in</strong> Wackersdorf.« Selbst Umweltm<strong>in</strong>ister<br />
Dicks Schlagzeile »Wiederaufarbeitung im Raum<br />
Schwandorf abwegig« zu Silvester 1980 half nichts.<br />
M<strong>in</strong>isterpräsident Franz Josef Strauß hatte alle Weichen<br />
längst gestellt. Die deutschen Stromkonzerne<br />
schickten die eigens gegründete Gesellschaft zur Wiederaufbereitung<br />
von Kernbrennstoffen (DWK) vor.<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Bürger<strong>in</strong>itiativen und Landrat<br />
Hans Schuierer klärten die Bevölkerung <strong>in</strong> vielen<br />
Veranstaltungen auf und hatten die wissenschaftlichen<br />
Fakten und die Zustimmung der Bevölkerung auf ihrer<br />
Seite. Unzählige BN-Vorträge – alle<strong>in</strong> im Juli 1985 <strong>in</strong><br />
dreißig Orten der Sicherzeitszone – klärten die Öffentlichkeit<br />
auf. 881 000 E<strong>in</strong>sprüche aus dem In- und Ausland<br />
führten 1988 zum Erörterungsterm<strong>in</strong> <strong>in</strong> Neunburg<br />
vorm Wald. Er dauerte über e<strong>in</strong>en Monat und<br />
wurde zum wissenschaftlichen Desaster für die DWK.<br />
Aus für WAA: E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> Atomausstieg<br />
Am 12. April 1989 ließ der VEBA-Vorsitzende von Bennigsen-Foerder<br />
das Projekt WAA Wackersdorf aus Wirtschaftlichkeitsgründen<br />
fallen. E<strong>in</strong>ige Milliarden DM<br />
aber waren bereits im gerodeten Wald verbaut, darunter<br />
e<strong>in</strong> Zwischenlager für 1500 Tonnen Atommüll. Der<br />
E<strong>in</strong>satz von CS-Gas und die Überlastung der Polizeiangehörigen<br />
hatten vier Menschenleben gekostet.<br />
Seit 1989 g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong> neues Atomkraftwerk<br />
<strong>in</strong> Betrieb. Um die vorhandenen weiter zu betreiben,<br />
haben <strong>Bund</strong>esregierung und Stromwirtschaft be-<br />
18 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
schlossen, große Standortzwischenlager zu errichten.<br />
Der Kampf gegen den Atommüll hat sich von Wackersdorf<br />
nach Grafenrhe<strong>in</strong>feld, Gundremm<strong>in</strong>gen und<br />
Niederaichbach verlagert.<br />
Im Frühjahr 1979 untermauerte der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
se<strong>in</strong> Ne<strong>in</strong> zur Atomkraft und nannte zwei energiepolitische<br />
Auswege: die Energiee<strong>in</strong>sparung und die<br />
Solarenergie. Zur gleichen Zeit zeigten alle handelsüblichen<br />
Prognosen zum Energieverbrauch steil nach<br />
oben – e<strong>in</strong> schwerer Stand für die Position des BN. Der<br />
tatsächliche Energiebedarf blieb weit unter den Prognosen.<br />
Doch die Energiepolitik wurde unnötig lange <strong>in</strong><br />
falsche Richtungen gelenkt.<br />
Nur erneuerbare Energien machen S<strong>in</strong>n<br />
E<strong>in</strong>e Wende h<strong>in</strong> zu erneuerbaren Energien war erst <strong>in</strong><br />
den 19<strong>90</strong>er <strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong> Sicht. Das E<strong>in</strong>speisegesetz von<br />
19<strong>90</strong> brachte die W<strong>in</strong>dkraft an den Markt heran. Der<br />
Solarstrom fasste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen fortschrittlichen Städten<br />
durch die so genannte kostendeckende Vergütung Fuß.<br />
Den Durchbruch für den Solarstrom brachte 2000 das<br />
Erneuerbare Energien Gesetz. In Niederbayern machten<br />
BN-Kreisgruppen frühzeitig darauf aufmerksam<br />
und verhalfen der Photovoltaik zu e<strong>in</strong>em bundesweit<br />
e<strong>in</strong>maligen Boom. Alle<strong>in</strong> im Landkreis Landshut<br />
wurden bis Ende 2001 über fünf Megawatt Photovoltaikanlagen<br />
<strong>in</strong>stalliert. E<strong>in</strong>e Öffentlichkeitskampagne<br />
des Forums Ökologie Rosenheim mit den BN-Kreisgruppen<br />
Berchtesgadener Land, Rosenheim und<br />
Traunste<strong>in</strong> vom Watzmann zum Wendelste<strong>in</strong> brachte<br />
ebenfalls über fünf Megawatt auf die Dächer und<br />
wurde mit dem Agenda-Preis ausgezeichnet.<br />
Ludwig Trautmann-Popp, BN-Energiereferent<br />
Bürger meisterlich<br />
Mit se<strong>in</strong>er Aufklärungsarbeit hat der BN dazu beigetragen, dass die weitaus<br />
meisten deutschen Solaranlagen heute <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> stehen. Die BN-Aktion Bürgersolardächer<br />
bietet auch Bürgern, die ke<strong>in</strong> eigenes Dach besitzen, die Möglichkeit,<br />
an der Entwicklung des Solarstroms aktiv teilzunehmen. Im Jahr 2002 konnten<br />
damit <strong>in</strong> BN-Kreis- und Ortsgruppen über 70 Bürgersolardächer mit zusammen<br />
mehr als zwei Megawatt Spitzenleistung <strong>in</strong> Betrieb genommen werden.<br />
Foto: BN-Archiv<br />
881 000 E<strong>in</strong>wendungen waren<br />
am Ende stärker als wehrhafte<br />
Bauzäune. 1989 wurde der<br />
Bau der Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage<br />
Wackersdorf<br />
nach neun <strong>Jahre</strong>n Widerstand<br />
gestoppt. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
hatte schon 1979 se<strong>in</strong><br />
Ne<strong>in</strong> gegen die Atomenergie<br />
ausgesprochen und die<br />
Alternativen benannt.