Berlin-Brandenburg: Hier forscht die Jugend! - GenaU

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

TSB-Report 2011/2012 Berlin-Brandenburg: Hier forscht die Jugend! Lehren und lehren lernen: Lehrkräfte in Schülerlaboren Michaela Engel Zum Kranichzug auf den Darß – wissenschaftliche Fortbildungen für Lehrkräfte „Schülerlabore können durch Wissenschaftsnähe faszinieren.“* Und wo ist die Faszination nicht größer, als direkt teilzuhaben an dem unmittelbaren Forschungsgegenstand der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler! In den vergangenen fünf Jahren unternahmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Museums für Naturkunde Berlin mit Lehrkräften aus Berlin und Brandenburg Exkursionen in verschiedene Regionen Deutschlands. Es wurden gemeinsam marine, litorale, Wald- und Wiesenbiotope untersucht, geologische sowie paläontologische Aspekte erkundet und der Vogelzug des Herbstes beobachtet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer klopften Gestein aus Steinbrüchen, die so klangvolle Namen wie Kösseine oder Steinleite besitzen. Sie wandelten auf Goethes Spuren durch das Felsenlabyrinth Luisenburg. Es wurde Material vom Eisenbühlvulkan studiert, wurden Planktonnetze durch das Wasser eines Marmorsteinbruches gezogen oder Organismen des Wattenmeeres extrahiert, mikroskopiert und bestimmt. Auf den Schilfdächern von Sylt fanden die Teilnehmenden das seltene Bärtierchen. Auf dem Darß sammelten die Lehrerinnen und Lehrer mit Insektenkäschern die nassen Wiesen ab und rekonstruierten die geologische Geschichte der Halbinsel anhand der Steine des Strandes. Das gemeinsame Erkunden unbekannter Habitate, die offenen Strukturen der Veranstaltung sowie die Diskussionen in einer aufgeschlossenen Atmosphäre trugen zu einer sehr guten Bewertung der Veranstaltungen bei. Ziele der Weiterbildung von Lehrkräften liegen einerseits in der Unterstützung und Erweiterung des Unterrichtes von der Grundschule bis zur Oberschule. Andererseits dienen sie dem Kontakt und dem Austausch der Lehrkräfte untereinander. Die Vielfalt der Wissenschaftsgebiete der einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bot den Teilnehmenden Anregungen und Impulse, das unmittelbar Erlebte in den Rahmenplan des Unterrichtes zu integrieren. Experimentelles Vorgehen, von der Feldarbeit über das Sammeln und Präparieren sowie Mikroskopieren und Bestimmen der Organismen, wurde praktisch erläutert und von den Lehrerinnen und Lehrern selbst ausprobiert. Die Teilnehmenden konnten Unterrichtsmaterialien und Exponate für den persönlichen Gebrauch herstellen: bunt schimmernde Mineralien in Gesteinen, Insektenpräparate oder mikroskopische Präparate von auserlesenen 34 Organismen der abgekäscherten Gewässer. Oder sie konnten es einfach nur genießen, mal selber Schülerinnen und Schüler zu sein und unter fachkundiger Anleitung ihr Wissen zu erweitern. Der interdisziplinäre Aspekt der Exkursionen sowie die Vermittlung von weiterführenden naturwissenschaftlichen Erkenntnissen auf aktuellem Forschungsstand wurde gewährleistet durch die Teilnahme von Dr. Oliver Coleman (Kustos für Krebstiere), Jason Dunlop (Kustos für Spinnentiere), PD Dr. Lutz Hecht (Laborleiter Mineralogie), Dr. Björn Kröger (Paläontologe), Dr. Birger Neuhaus (Kustos für wurmartige Tiere) und Dr. Ralf Thomas Schmitt (Kustos der Mineraliensammlung). Durch den hoch motivierten Einsatz und die Authentizität der stets gut gelaunten Wissenschaftler wurden diese Exkursionen zu faszinierenden Erlebnissen. Lehrerfortbildung auf dem Darß (Foto: Carl Zeiss Mikroskopierzentrum) Carl Zeiss Mikroskopierzentrum Museum für Naturkunde Berlin Invalidenstraße 43 · 10115 Berlin-Mitte Telefon 030 20938550 * Prof. Dr. Wolfgang Mackens, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Edition/Stifterverband, Dokumentation des Symposiums, 12./13. April 2007
Jörg Fandrich Ausbildung von Lehramtsstudierenden im Schülerlabor PhysLab Viele Schülerlabore verstehen sich als Brücke zwischen Schule und Universität. Nicht nur Schülerinnen und Schüler können durch sie einen ersten Kontakt zur Uni herstellen, auch die Universität hat damit direkten Zugriff auf Schülergruppen. Hierdurch ergibt sich die Möglichkeit, ohne großen Aufwand einen Kontakt zwischen Lehramtsstudierenden und Schülerinnen und Schülern herzustellen. Zwar gab es auch schon früher einzelne „Partnerschaften“ zwischen Didaktik-Gruppen und Schulen, jedoch blieben die Kontakte zwischen Studierenden und Schule meistens punktuell und oberflächlich. Die Wahl einer festen Partnerschule führt darüber hinaus zu einer deutlichen Einschränkung des Schüler-Klientels. Die Schülerlabore zeigen jedoch das Schulspektrum in deutlich größerer Breite. Es mögen zwar nicht alle Schultypen in gleicher Häufigkeit vertreten sein, dennoch gilt: Von der Grundschulklasse aus einem sozialen Brennpunktbezirk bis zum Physik-Leistungskurs einer Privatschule „in besserer Wohnlage“, der Besuch eines Schülerlabors ist für alle Schulen attraktiv. Und da die Schülerinnen und Schüler das Schülerlabor mit großer Vorfreude und hohem Interesse besuchen, sind die Voraussetzungen für einen gelungenen Unterricht mehr als günstig. Damit liegen ideale Bedingungen für Lehramtsstudierende vor, ein breites Schülerspektrum in einem „geschützten Raum“ kennen zu lernen. Im September 2008 wurde erstmals des Praxisseminar „Schwimmen, Schweben, Sinken“ im Schülerlabor PhysLab angeboten. Lehramtsstudierende der Physik hatten hier die Möglichkeit, zuerst in einem Ganztagsseminar physikalisches und fachdidaktisches Wissen zu erwerben und dieses dann in einer einwöchigen Praxisphase im Unterricht mit echten Schulklassen (zwei Klassen pro Tag) anzuwenden. Jede Unterrichtsstunde wurde beobachtet und unter fachlichen, fachdidaktischen und allgemein-pädagogischen Gesichtspunkten analysiert. Die gewonnenen Erkenntnisse halfen, die jeweils nächste Unterrichtsstunde zu verbessern. Am Anfang der Woche zeigte die Mehrzahl der Studentinnen und Studenten noch eine recht hohe Unsicherheit (für viele war es der erste eigene Unterricht überhaupt), doch am Ende der Woche gelang der Unterricht weitgehend mühelos. Sie waren regelrecht begeistert, denn gelungenes Unterrichten macht Spaß! Ermutigt durch diese positiven Erfahrungen wurde beschlossen, das Phys- Lab dauerhaft in das Lehramtsstudium der Physik zu integrieren. Eine besondere Chance eröffnete sich durch das Telekom-Projekt „MINT-Lehrerbildung neu denken!“. Im Rahmen dieses Projekts wurde nicht nur die Lehrveranstaltung „Schwimmen, Schweben, TSB-Report 2011/2012 Berlin-Brandenburg: Hier forscht die Jugend! Lehren und lehren lernen: Lehrkräfte in Schülerlaboren Sinken“ eingehend überarbeitet und optimiert, sondern auch ein zweites Praxisseminar konzipiert. Beide Seminare ergänzen sich: Das Praxisseminar „Schwimmen, Schweben, Sinken“ ist im Bachelor-Studium angesiedelt und bietet den Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, sich erstmals intensiv in der Lehrerrolle zu erproben und das Handeln der Lehrperson im direkten Unterricht zu analysieren. Das neue Praxisseminar „Wärmeübertragung“ hingegen ist im Master- Studium angesiedelt und bietet den Lehramtsstudierenden die Möglichkeit, ihr bereits erworbenes didaktisches Wissen in der Praxis anzuwenden und eine Unterrichts doppel stunde in mehreren Varianten zu konzipieren, in der Praxis zu erproben und die unterschiedlichen Konzepte zu vergleichen. Hier bestehen für die Studierenden deutlich größere Freiräume, eigene Ideen zu verwirklichen und die Planung und Durchführung von Unterricht zu diskutieren. Das Praxisseminar „Schwimmen, Schweben, Sinken“ hat durch die wiederholte Überarbeitung einen hohen Reifegrad erreicht: In den Jahren 2010 und 2011 haben insgesamt 24 Studentinnen und Studenten an diesem Seminar teilgenommen. Von diesen gaben in einer anonymen Umfrage 21 dem Seminar die Note „sehr gut“ und drei die Note „gut“. Die Frage „Hat dich das Seminar in dem Wunsch bestärkt, Lehrer/in zu werden?“, wurde von allen – teilweise vehement – bejaht. Das Praxisseminar „Wärmeübertragung“ wird im aktuellen Semester (Sommer 2011) erstmals durchgeführt. Die ersten Rückmeldungen seitens der Studierenden sind vielversprechend. Fazit: Die Vorteile, die sich durch die Integration von Schülerlaboren in die Lehre ergeben, sind vielfältig: Die Studentinnen und Studenten können sich schon in einer sehr frühen Phase ihres Studiums in der Lehrerrolle erproben und so erfahren, ob ihre Studienwahl tatsächlich die richtige ist. Sie können ihre im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Praxis anwenden und so erleben, dass diese für ihre spätere Berufs tätigkeit relevant sind. All dies kann zu einer erhöhten Motivation im Studium beitragen, im Idealfall die Effizienz des Studiums verbessern und die Abbrecherquote senken. 35
Seite 1 und 2: Eine Publikation der TSB Technologi
Seite 3: Regierender Bürgermeister von Berl
Seite 6 und 7: Autoren k Ulrike Behrens Öffentlic
Seite 8 und 9: TSB-Report 2011/2012 Berlin-Branden
Seite 84 und 85:
TSB-Report 2011/2012 Berlin-Branden
Seite 88:
www.tsb-berlin.de Die TSB Technolog
Alle anzeigen

Berlin-Brandenburg: Hier forscht die Jugend! - GenaU

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?