Jahresbericht 2010 - Diakonie Michaelshoven
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3. GESCHÄFTSFELD KINDER- UND JUGENDHILFE<br />
GESCHÄFTSFELD KINDER- UND<br />
JUGENDHILFE<br />
Entwicklung im Bereich Erzieherische<br />
Hilfen<br />
Die seit drei Jahren steigende Nachfrage nach stationären<br />
Hilfen wird nach aktuellen Prognosen weiterhin<br />
anhalten. Insgesamt verzeichneten wir in <strong>2010</strong> 539 Anfragen,<br />
was u. a. dazu führte, dass bei den zur Verfügung<br />
stehenden, ausgelasteten Kapazitäten, der überwiegende<br />
Teil dieser Anfragen nicht bedient werden konnte.<br />
Die hohe Nachfrage bezieht sich verteilt sowohl auf<br />
die lokalen, regionalen als auch auf die überregionalen<br />
Jugendämter; insbesondere treten überregionale<br />
Kostenträger dort in Erscheinung, wo es um Leistungen<br />
im intensivpädagogischen Bereich zu speziellen<br />
Arbeitsschwerpunkten geht, z. B. ADHS, Asperger-<br />
Autismus oder Essstörungen.<br />
Die Ursachen für den hohen Bedarf an stationären Hilfen<br />
liegen zum einen in der Umsetzung der gesetzlichen<br />
Bestimmungen zum Kindesschutz § 8a SGB VIII. Zum<br />
anderen verzeichnen wir in den Begleitinformationen<br />
zu den Anfragen bei den diagnostischen Verfahren eine<br />
hohe Bereitschaft, Erziehungsschwierigkeiten der Eltern<br />
in den Zusammenhang mit psychiatrischen bzw. neurologischen<br />
Erkrankungen der Kinder zu stellen. Dies<br />
bedarf nicht selten der kritischen Überprüfung, da Ursache<br />
und Wirkung erzieherischer Schwierigkeiten von<br />
einer medizinischen Symptomatik schwer zu trennen<br />
sind. Nach eingehender Klärung stellt sich die Auftragslage<br />
nicht selten anders gewichtet und verändert dar.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> der Jugend- und Behindertenhilfe <strong>Michaelshoven</strong> <strong>2010</strong><br />
De facto gibt es eine steigende Zahl psychiatrischer<br />
Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, der wir<br />
durch spezialisierte Leistungen im stationären wie ambulanten<br />
Bereich Rechnung tragen.<br />
Seitens der Kostenträger werden in Anbetracht der<br />
hohen kommunalen Sozialbudgets deutliche Anstrengungen<br />
unternommen, den Kostenaufwand „Erzieherische<br />
Hilfen“ zu reduzieren. Man setzt auf unterschiedliche<br />
Konzepte und ein breites Spektrum praktikabler<br />
Lösungen: Zum einen werden die ambulanten Instrumente<br />
zur Prävention (z. B. „Frühe Hilfen“) intensiv<br />
ausgebaut, zum anderen werden stationär erzieherische<br />
Maßnahmen sehr individualisiert in Anspruch<br />
genommen, um einen hohen Wirkungsgrad und eine<br />
verbesserte Kostensteuerung zu erzielen. Einige Kommunen<br />
favorisieren (erneut) das Potenzial familialer<br />
Betreuungsformen (Erziehungsstellen, Fachp� egestellen<br />
etc.), jedoch wird auch hier deutlich, dass in Familiensystemen<br />
Grenzen auftauchen, wenn z. B. Kinder die<br />
soziale Dichte familiärer Bindungen nicht nutzen und<br />
konstruktiv verarbeiten können.<br />
Allein dieser Aspekt macht deutlich, dass die Erziehung<br />
in Wohngruppen weiterhin einen hohen Stellenwert<br />
einnehmen wird, allerdings nicht ohne dass diese<br />
Wohngruppen ihr Angebot methodisch spezi� zieren<br />
und weiterentwickeln. Diesem Anspruch folgend, haben<br />
wir u. a. mit dem Bereich der Heilpädagogischen<br />
Tagesförderung (HeTaf) eine Arbeitsstruktur entwickelt<br />
und organisiert, auf die wir später noch näher<br />
eingehen.<br />
Der Ausbau des pädagogischen Schwerpunktes<br />
„emotionale Störungen“, z. B. im Zusammenhang mit<br />
Asperger-Autismus und/oder herausforderndem Verhalten,<br />
sexueller Übergrif� gkeit etc., wurde in <strong>2010</strong><br />
ebenfalls durch die starke Nachfrage bestätigt.<br />
Durch den fachlichen Austausch mit den Kostenträgern,<br />
u. a. im Rahmen der jährlichen Qualitätsentwicklungsdialoge,<br />
sind wir im Sinne präventiver ambulanter<br />
Leistungen dabei, „frühe Hilfen“ verstärkt einzusetzen;<br />
dies bezieht sich insbesondere auf den Aufbau von Ressourcen<br />
bei den Eltern und die Stärkung der Rolle der<br />
Kinder (z. B. Elterntraining, videogestützte Elternberatung,<br />
„Marte Meo“, Haushaltsorganisation u. ä.). Mit<br />
dem Ziel, den zeitlichen Ablauf und den Hilfeprozess