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Das Zentrum für Medizinische Grundlagen- forschung (ZMF)

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Von den bislang 30 beschriebenen Substanzen,<br />

die als „Signalvermittler“ im zentralen<br />

Nervensystem eine Rolle spielen, dürften<br />

Serotonin, Noradrenalin und Dopamin eine zentrale<br />

Rolle in der Entwicklung der Depression spielen.<br />

Diese Signalvermittler sind demnach „Hormone“,<br />

die bestimmte Signale von Nervenzelle zu<br />

Nervenzelle übertragen helfen. Speziell diese drei<br />

Hormone spielen in Hirnstrukturen, die Emotionen,<br />

Stress, Schlaf, Appetit und sexuelles Verlangen<br />

steuern, eine Schlüsselrolle. Darüber hinaus<br />

steuern sie auch die Freisetzung wichtiger Hormone<br />

der Hirnanhangdrüse.<br />

12<br />

MEDIZIN<br />

Depression und<br />

Hormone<br />

Nun weisen zahlreiche an Depression erkrankte<br />

Menschen Unregelmäßigkeiten im Hormonstoffwechsel<br />

auf, obwohl die Hormondrüsen an sich<br />

gesund sind. Warum das Hormonsystem bei der<br />

Depression „verrückt spielt“ und ob diese Störungen<br />

eine Konsequenz eines beeinträchtigten<br />

Transmitterstoffwechsels darstellen oder hormonelle<br />

Störungen selbst die Depression begünstigen,<br />

sind Fragen, die derzeit noch unbeantwortet sind.<br />

Hinweise, dass Störungen prinzipiell in beide<br />

Richtungen laufen können, gibt es in der Literatur.<br />

Überwiegen dürfte die Meinung, dass die Depression<br />

lediglich sekundäre Veränderungen im Hormonstoffwechsel<br />

auslöst. Bei gewisser klinischer<br />

Konstellation, wie z. B. vorhandenen Schilddrüsenerkrankungen,<br />

Über- oder Unterfunktionszuständen<br />

der Nebennieren dürfte die Depression<br />

wohl die Folgeerscheinung der Hormonentgleisung<br />

sein.<br />

Die offensichtlichste Störung im Hormonsystem<br />

eines an Depression Erkrankten findet man im<br />

Kortisonhaushalt. Etwa die Hälfte aller Patienten<br />

weist erhöhte Kortisolspiegel auf, also eine erhöhte<br />

Freisetzung des klassischen Stresshormons der<br />

Nebennierenrinde. In einer depressiven Phase gibt<br />

es nun Störungen, die einerseits den tagesabhängigen<br />

Zyklus, andererseits die Hemmbarkeit dieser<br />

Freisetzung betreffen. Es sieht danach aus, dass<br />

die Cortisolfreisetzung relativ ungezügelt vor sich<br />

geht. Auch Veränderungen anderer Hormonsysteme<br />

wurden in der Literatur beschrieben, wenngleich<br />

hierzu nicht immer ungeteilte Meinungen vorliegen.<br />

Fest steht, dass es sich bei der Depression im engeren<br />

Sinne tatsächlich um eine hormonelle Erkrankung<br />

handelt, da die genannten Überträgersubstanzen<br />

letztendlich Hormone darstellen, deren<br />

Stoffwechsel auf der Ebene des zentralen Nervensystems<br />

beeinträchtigt ist.<br />

Die Forschung versucht mit immer trickreicheren<br />

Medikamenten und zum Teil sehr erfolgreich, in<br />

diesen Hormonhaushalt einzugreifen. Warum jedoch<br />

manche Patienten gut, andere dagegen kaum<br />

auf eine bestimmte Therapie ansprechen, ist Gegenstand<br />

intensiver Forschung.<br />

Kontakt:<br />

Univ.Prof.Dr. H. Dobnig<br />

Interim. Leiter der Klin. Abt. f. Endokrinologie und Nuklearmedizin<br />

Tel.: 385 – 2383<br />

E-Mail: harald.dobnig@meduni-graz.at

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