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Geschichte der polnischen Literatur - narr-shop.de

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heißen und kalten Kriegen, politischen Systemkatastrophen, mit Zwecklügen<strong><strong>de</strong>r</strong> streiten<strong>de</strong>n Parteien, mit Flucht, Vertreibung, Migration, innerer und äußererEmigration.Lamento pertutti, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Selbstbesinnung und Disziplin. »Durch die Konfrontation mit<strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Denkweise ist mir meine Denkweise <strong>de</strong>utlicher bewusstgewor<strong>de</strong>n. Unter <strong>de</strong>m Druck all <strong>de</strong>ssen, was meine I<strong>de</strong>ntität zu zerstörentrachtet … leiste ich Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand … Obwohl ich <strong>de</strong>n mir vom Schicksal bestimmtenPlatz akzeptiere, bin ich doch in allen meinen Reaktionen Europäer… ich schöpfe aus europäischen Quellen … Das Labyrinth <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen<strong>Geschichte</strong>, mag sie noch so grausam und enttäuschend sein, besitztfür mich die Wärme eines Schoßes.«Gleich 1945, mit <strong>de</strong>m ersten Gedichtband Ocalenie [Rettung], setzte sich Vorwortschrieb er: »Was ist eine Dichtung, die we<strong><strong>de</strong>r</strong> Völker/Noch Menschen rettet?Eine Komplizenschaft amtlicher Lügen,/Ein Singsang von Säufern, <strong>de</strong>nenbald jemand die Kehle aufschlitzt,/Ein Lesestückchen aus Gartenlauben …«»Vor 1939 war ich ein junger, ein wenig snobistischer Warschauer Dichter.Meine Gedichte fan<strong>de</strong>n Beifall in bestimmten Literatencafés; sie waren wiedie französische Poesie, unter <strong><strong>de</strong>r</strong>en Einfluss ich stand, schwer verständlich,<strong>de</strong>m Surrealismus verwandt.« Während mein Interesse für soziale Dinge sich vor <strong>de</strong>m Krieg in gelegentlichenAttacken gegen die rechtsradikalen und antisemitischen Gruppen äußerte«,wur<strong>de</strong> sein Gedicht nun »verständlicher, wie immer dann, wenn einDichter seinen Lesern etwas Wichtiges zu sagen hat«. 1958 her, <strong>de</strong>n ich vor seiner Reise in die USA darum gebeten hatte. Er er-prompt und half mir schriftlich und telefonisch, sich in <strong>de</strong>n Texten, die vielfältig,zerstreut und schwer zugänglich waren, zurechtzufin<strong>de</strong>n.Den ersten Band Lied vom Welten<strong>de</strong> konnte ich erst spät, 1966 in Köln, veröffentlichen.Dem Verlag Kiepenheuer & Witsch gelang es nur mit Mühe, dieAuflage von fünfhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Exemplaren in mehreren Jahren zu verkaufen. Dass<strong><strong>de</strong>r</strong> Autor einmal <strong>de</strong>n <strong>Literatur</strong>nobelpreis bekommen wür<strong>de</strong>, ahnte niemand.Im Zusammenhang mit diesem ersten Lyrikband ist mir ein Ereignis aus <strong>de</strong>mJahr 1966 beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in Erinnerung geblieben. Damals stellte <strong><strong>de</strong>r</strong> Börsenverein<strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Warschauer Buchmesse die Polonicaaus, die zwischen 1956 und 1966 in <strong>de</strong>n Verlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srepublik er-Lied vom Welten<strong>de</strong> und die bereits En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>50er, Anfang <strong><strong>de</strong>r</strong> 60er Jahre auf Deutsch erschienenen Prosawerke wur<strong>de</strong>n inWarschau gezeigt: Das Tal <strong><strong>de</strong>r</strong> Issa und West und östliches Gelän<strong>de</strong>.Die Ausstellung fand großes Interesse; wur<strong>de</strong> als überraschen<strong>de</strong> Ent<strong>de</strong>ckung<strong>de</strong>utscher Anteilnahme an Polen gewürdigt, löste aber gleich zu Beginn einenSkandal aus. Ein Funktionär, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Eröffnung durch polnische Honoratiorenanwesend, empörte sich (künstlich) und laut (um vor seinem Minister zukatzbuckeln) über <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s Katalogs, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch Bücher <strong><strong>de</strong>r</strong> Emigranten,nete.Die Entscheidung fiel sofort. Die zehntausend Exemplare <strong>de</strong>s bibliophilgestalteten Katalogs sollten beschlagnahmt und die beanstan<strong>de</strong>ten Bücher,7

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