Jahresbericht 2008 2009 - Landeszentrale für Gesundheit in Bayern ...
Jahresbericht 2008 2009 - Landeszentrale für Gesundheit in Bayern ...
Jahresbericht 2008 2009 - Landeszentrale für Gesundheit in Bayern ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Veranstaltungen, Programme und Maßnahmen zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung und Prävention 2.1<br />
Tagespflege nach dem Bayerischen K<strong>in</strong>derbildungs-<br />
und Betreuungsgesetz wurden 453.229 K<strong>in</strong>der betreut<br />
(Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familie und Frauen; Stichtag 01.01.<strong>2009</strong>).<br />
Der Anteil der K<strong>in</strong>der mit Grundsicherungsh<strong>in</strong>tergrund<br />
nach SGB II <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen wird auf ca.<br />
sieben Prozent (rund 32.000 K<strong>in</strong>der) geschätzt.<br />
E<strong>in</strong> Präventionsansatz, der sich nicht auf Projektförderung<br />
beschränkt, sondern möglichst viele K<strong>in</strong>der aus<br />
prekären Lebenssituationen erreichen will, erfordert<br />
e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrierten Ansatz. Die Träger der Freien Wohlfahrt<br />
(Caritas, Diakonisches Werk, Arbeiterwohlfahrt,<br />
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Rotes Kreuz) s<strong>in</strong>d<br />
neben den Kommunen die wichtigsten Träger der <strong>in</strong>sgesamt<br />
rund 7.000 K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen (Kitas) <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong>; sie verfügen damit über die Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en landesweit flächendeckenden Sett<strong>in</strong>g-Ansatz.<br />
Als Lebenswelt 3- bis 6-Jähriger bieten die Kitas<br />
günstige Voraussetzungen zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
– wenn auch bislang <strong>in</strong> der Regel ohne die explizite<br />
Berücksichtigung der besonderen Bed<strong>in</strong>gungen von<br />
K<strong>in</strong>dern aus sozial schwierigen Verhältnissen.<br />
Dazu f<strong>in</strong>den seit <strong>2008</strong> die „Fachgespräche <strong>Gesundheit</strong>liche<br />
Chancengleichheit“ des Regionalen Knotens<br />
<strong>in</strong> der LZG statt, an denen neben Vertretern von Trägern<br />
der Freien Wohlfahrt pädagogische Fachkräfte<br />
und Vertreter der Hochschulen <strong>für</strong> Angewandte Sozialwissenschaften<br />
teilnehmen (Treffen am 26. Juni und<br />
23. Oktober <strong>2008</strong> sowie am 19. Januar, 9. März, 7.<br />
Mai, 16. Juli und 5. Oktober <strong>2009</strong>). Ziel ist es, den<br />
Zusammenhang zwischen <strong>Gesundheit</strong>schancen und<br />
sozialer Benachteiligung und deren Bee<strong>in</strong>flussung<br />
durch Prävention <strong>in</strong> Fortbildungsangeboten der Träger<br />
von K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> ErzieherInnen<br />
systematisch zu <strong>in</strong>tegrieren. Eigentlicher Akteur ist das<br />
pädagogische Personal <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen. Für das<br />
geme<strong>in</strong>same Vorgehen wurde e<strong>in</strong> Konzept verabredet<br />
(s. Textkasten).<br />
Das pädagogische Personal <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />
soll mit dem Thema „Soziale Benachteiligung<br />
und <strong>Gesundheit</strong>schancen“ so vertraut werden, dass<br />
die Inhalte auf die <strong>in</strong>dividuellen Strukturen und Verhältnisse<br />
der jeweiligen E<strong>in</strong>richtung unter dem Blickw<strong>in</strong>kel<br />
gesundheitlicher Prävention angewendet werden<br />
können. Das Vorgehen folgt dem Pr<strong>in</strong>zip „Hilfe<br />
zur Selbsthilfe“. Vorhandene Ressourcen und deren<br />
Weiterentwicklung werden auf K<strong>in</strong>der aus sozial benachteiligten<br />
Situationen fokussiert, d.h. <strong>in</strong> Kitas soll<br />
selektive <strong>Gesundheit</strong>sförderung durch Orientierungshilfen<br />
und e<strong>in</strong>richtungs<strong>in</strong>terne Fortbildung stattf<strong>in</strong>den.<br />
<strong>Gesundheit</strong>liche Chancengleichheit durch selektive gesundheitsbezogene<br />
Prävention <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertragesstätten<br />
zum Vorgehen, verabredet <strong>in</strong> den Fachgesprächen <strong>Gesundheit</strong>liche<br />
Chancengleichheit im Präventionsstützpunkt<br />
• Die Erzieher/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen erreichen 3- bis<br />
6-jährige K<strong>in</strong>der aus allen Gesellschaftsschichten, auch solche aus<br />
benachteiligtem Milieu mit verm<strong>in</strong>derten <strong>Gesundheit</strong>schancen.<br />
Der regelmäßige dreijährige Besuch von Kitas ermöglicht alltägliche<br />
Präventionserfahrungen (Ernährung, Bewegung etc.) und<br />
wirkt nachhaltiger als kurz dauernde Projekte.<br />
• Die wichtigste Bed<strong>in</strong>gung <strong>für</strong> die Implementierung soziallagenbezogener<br />
Prävention ist e<strong>in</strong>e entsprechende Motivation der Erzieher/<strong>in</strong>nen,<br />
sie s<strong>in</strong>d die eigentlichen Akteure. Voraussetzung da<strong>für</strong><br />
ist die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Themen „<strong>Gesundheit</strong>sbezogene<br />
Prävention“ (Ernährung, Bewegung, Stressabbau im K<strong>in</strong>desalter<br />
u.a.) und „Ursachen, Ausprägungen sozialer Benachteiligung<br />
und Ausgleichsmöglichkeiten verm<strong>in</strong>derter <strong>Gesundheit</strong>schancen“.<br />
Die Ause<strong>in</strong>andersetzung kann im Rahmen der träger<strong>in</strong>ternen Fortbildung<br />
<strong>für</strong> Erzieher/<strong>in</strong>nen erfolgen.<br />
• Die Fortbildungs<strong>in</strong>halte werden aus der Praxis der Erzieher/<strong>in</strong>nen<br />
(Good Practice-Beispiele) und sozialwissenschaftlicher Expertise<br />
entwickelt. Dabei s<strong>in</strong>d folgende Fragen zu klären: Wie kann die<br />
Sensibilität <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> prekären Lebenssituationen erhöht werden?<br />
Welche Hilfen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en gesundheitsbezogenen Chancenausgleich<br />
s<strong>in</strong>d möglich? Wie kann dabei Stigmatisierung vermieden<br />
werden und was ist sozial gerecht?<br />
• Wegen der wachsenden Bedeutung der Folgen aus gesellschaftlicher<br />
Ungleichheit ist es naheliegend, die Erfahrungen aus e<strong>in</strong>er<br />
erfolgreichen Projektumsetzung zukünftig auch <strong>in</strong> die Ausbildung<br />
der Erzieher/<strong>in</strong>nen an den Fachakademien e<strong>in</strong>zubeziehen, um <strong>in</strong><br />
der <strong>Gesundheit</strong>sförderung Nachhaltigkeit zu erreichen. Soziale<br />
Ungleichheit als Strukturmerkmal unserer Gesellschaft erfordert<br />
Nachhaltigkeit <strong>in</strong> Bemühungen zur Gegensteuerung.<br />
• Die Beteiligung der Sozialwissenschaften zielt auf wissenschaftliche<br />
Begleitung und Evaluation im Projekt. Sie soll aber auch die<br />
kulturell-gesellschaftlichen H<strong>in</strong>tergründe gesundheitlicher Ungleichheiten<br />
beleuchten und der gesellschaftlichen Verdrängung<br />
(soziale Amnesie) der Wahrnehmung sozialer Ungleichheiten<br />
entgegenwirken.<br />
Soziallagenbezogene <strong>Gesundheit</strong>sförderung <strong>in</strong> Kitas beg<strong>in</strong>nt mit Kommunikation,<br />
d.h. dem Austausch von Erwartungen zwischen Erzieher/<br />
<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>schließlich deren Eltern. Der Prozess ist erfolgreich,<br />
wenn es gel<strong>in</strong>gt, K<strong>in</strong>der und nach Möglichkeit auch deren Eltern<br />
aus prekären Lebenslagen zur Teilnahme am allgeme<strong>in</strong>en gesellschaftlichen<br />
Diskurs und damit auch zur Wahrnehmung ihrer <strong>Gesundheit</strong>schancen<br />
im <strong>Gesundheit</strong>s- und letztlich auch im Bildungssystem zu befähigen.<br />
(Gostomzyk)<br />
27