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Prozessmanagement in Klein und Mittelständischen Unternehmen

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<strong>Prozessmanagement</strong><br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Mittelständischen</strong><br />

<strong>Unternehmen</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Günter B<strong>in</strong>ger,<br />

EUR ING, ING-PAED IGIP<br />

Technische Universität Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. János Takács<br />

Technische Universität Budapest<br />

Prof. Dr.-Ing. Antoni Zelenka<br />

Technische Universität Prag<br />

Programm<br />

LEONARDO DA VINCI<br />

Dresden, Juni 2001<br />

Seite 1 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

<strong>Prozessmanagement</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Wandlungsfähigkeit <strong>und</strong> temporäre <strong>Unternehmen</strong><br />

2 Wandlungsfähige,<br />

prozessorientierte Produktionsstrukturen<br />

2.1 Wandlungsfähigkeit <strong>in</strong> den <strong>Unternehmen</strong><br />

2.2<br />

Aktions- <strong>und</strong> reaktionsfähiges <strong>Unternehmen</strong>sverhalten<br />

<strong>in</strong> der Prozessebene<br />

2.3 Ganzheitliches Führungs- <strong>und</strong> Arbeitsmodell<br />

2.4 Problemlösungsstrategien<br />

2.5 <strong>Prozessmanagement</strong><br />

Gestaltungsfelder<br />

Prozessorientierter Produktionsstrukturen<br />

1 Prozessorientierte Produktionsstruktur<br />

1.1 Entwicklung produktorientierter <strong>Unternehmen</strong>sbereiche<br />

1.2 Integration dezentraler Produktionse<strong>in</strong>heiten<br />

2 Dezentrale Fertigungssteuerung<br />

2.1 PPS-Systeme<br />

2.2 Bestandsorientierte Steuerungskonzepte<br />

2.3 Engpassorientierte Steuerungskonzepte<br />

3 Mitarbeiterorientierte Arbeitsorganisation<br />

3.1 Teamorientierte Fertigung - Gruppenarbeit<br />

3.2 Qualifizierung<br />

3.3 Leistungsorientierte Entlohnungsformen<br />

3.4 Flexible Arbeitszeitmodelle<br />

3.5 Kont<strong>in</strong>ulierliche Verbesserungen<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Ausgewählte Methoden – Techniken -Arbeitsmittel<br />

1 ABC-Analyse<br />

2 Benchmark<strong>in</strong>g<br />

3 Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g<br />

4 Delphi-Methode<br />

5 Erweiterte Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

6 Fehlerbaumanalyse<br />

7 Fehlermöglichkeiten- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussanalyse „FMEA“<br />

8 Flexibilisierung der Arbeitszeit<br />

9 Flussdiagramme<br />

10 Ishikawa-Diagramm<br />

11 Morphologischer Kasten<br />

12 Multimomentaufnahme<br />

13 Präsentation von Arbeitsergebnissen - Checkliste<br />

14 Primär-Sek<strong>und</strong>är-Analyse<br />

15 Quality-Function-Deployment „QFD“<br />

16 Relevanzbaum-Methode<br />

17 Simulationsstudie<br />

18 Statische Prozesskontrolle<br />

19 Synektik-Methode<br />

20 Szenario-Technik<br />

21 <strong>Unternehmen</strong>sbefragung<br />

22 <strong>Unternehmen</strong>skultur - Checkliste<br />

23 <strong>Unternehmen</strong>s-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

24 Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

25 Zeitmanagement<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

<strong>Prozessmanagement</strong><br />

1 Wandlungsfähigkeit <strong>und</strong> temporäre <strong>Unternehmen</strong><br />

Die globale Entwicklung begründet auch für KMU brisante Folgerungen:<br />

• Innovationsgeschw<strong>in</strong>digkeiten müssen durch überhöhte Veränderungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

sehr stark erhöht werden,<br />

• die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die <strong>in</strong>dustrielle Produktion wie auch für die an Bedeutung<br />

gew<strong>in</strong>nenden Dienstleistungen müssen verändert bzw. erneuert werden,<br />

• mit gravierenden Veränderungen muss gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>und</strong> permanent gerechnet<br />

werden,<br />

• die Wandlungsfähigkeit der <strong>Unternehmen</strong>, E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> ganzer Fabriken<br />

ist das zw<strong>in</strong>gende Problem der Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft, da bewährte Praktiken,<br />

Pr<strong>in</strong>zipien, Strategien <strong>und</strong> Methoden nicht mehr reichen!<br />

Ergänzt wird diese Entwicklung durch folgende Trends:<br />

(n. Reuther / VDMA-Chef)<br />

• Die Technik an sich verliert für Masch<strong>in</strong>enbauunternehmen mehr <strong>und</strong> mehr die<br />

primäre Bedeutung, da der K<strong>und</strong>ennutzen <strong>in</strong> den Mittelpunkt rückt. Diese kaufen<br />

immer weniger nur Masch<strong>in</strong>en oder Anlagen.<br />

• Die K<strong>und</strong>en haben immer mehr den Gesamtnutzen im Kauf<strong>in</strong>teressenfeld.<br />

• Das Zusammenspiel von Material, Masch<strong>in</strong>e, Software, Menschen, Organisation<br />

<strong>und</strong> Markt bee<strong>in</strong>flusst extrem den Erfolg oder Misserfolg.<br />

• Die Wertschöpfung beim K<strong>und</strong>en, der Erfolg des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>und</strong>en, muss von<br />

den <strong>Unternehmen</strong> noch stärker als bisher <strong>in</strong>tegriert werden, d.h. Betreibermodelle<br />

gew<strong>in</strong>nen weiter an Bedeutung.<br />

• Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> mit dieser Zielorientierung müssen neue Kompetenzfelder<br />

bis h<strong>in</strong> zu Kompetenzzentren <strong>und</strong> Kompetenznetzwerken entwickelt<br />

werden!<br />

Es gibt sie: Die Chancen mit dem<br />

Wandel!<br />

Zwänge zum Wandel:<br />

„Wer den Wandel erreichen will, der<br />

muss ihn vorleben!“<br />

Mahatma Gandhi<br />

Abnehmende Bedeutung rohstoffgeb<strong>und</strong>ener Groß<strong>in</strong>dustrien, demographische Ungleichentwicklungen<br />

der Erdregionen, unbegrenzte Transport- <strong>und</strong> Informationsmöglichkeiten,<br />

die allgeme<strong>in</strong> ausgeglichenen, z.T. auch widersprüchlichen, Machtverhältnisse<br />

zwischen den Industrienationen s<strong>in</strong>d durchaus Ursachen für vielfältige<br />

Turbulenzen.<br />

Technologisch anspruchsvolle Produkte kommen z.T. bereits veraltet auf den Markt!<br />

Amortisation von Fabrikanlagen <strong>und</strong> –e<strong>in</strong>richtungen erfolgt <strong>in</strong> immer kürzeren Zeiten!<br />

Installierte teure Flexibilität für veränderte Produkte <strong>und</strong> Prozesse wird ggf. nie benötigt<br />

bzw. ausgelastet! Dies s<strong>in</strong>d Investitionen, die sich unter Umständen nicht<br />

rentieren. Der Flexibilitätsspielraum muss durch das agierende Reaktionsvermögen<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Thesen:<br />

erweitert werden – Prozess <strong>und</strong> <strong>Unternehmen</strong> lernen! Dabei wird der Mensch mit<br />

se<strong>in</strong>em vernetzten Denkvermögen stets im Mittelpunkt stehen.<br />

Reaktionsfähigkeit <strong>und</strong> Flexibilität zusammen beschreiben e<strong>in</strong> Maß für die Fähigkeit<br />

von <strong>Unternehmen</strong>, mit e<strong>in</strong>em turbulenten Umfeld erfolgreich umzugehen.<br />

Veränderungen <strong>in</strong> kurzen Zeit<strong>in</strong>tervallen s<strong>in</strong>d erforderlich, um den Turbulenzen des<br />

Marktes <strong>und</strong> der Entwicklung zu begegnen! Sie s<strong>in</strong>d nicht mehr graduell, sie sche<strong>in</strong>en<br />

eher revolutionär.<br />

Wandel br<strong>in</strong>gt den <strong>Unternehmen</strong> auch neue Chancen, die es zu nutzen gilt!<br />

Die Möglichkeiten der Virtuellen Produktion müssen für die Beschleunigung der Produkt-<br />

<strong>und</strong> Prozessentwicklung genutzt werden!<br />

• Die Turbulenz unseres Umfeldes bietet wandlungsbereiten <strong>Unternehmen</strong> neue Chancen.<br />

• Innovationen <strong>und</strong> neue Technologien begründen den Wandel der Strukturen <strong>und</strong> Organisationen.<br />

• Die Organisationsstrukturen werden erfolgreich se<strong>in</strong>, bei denen die Bereitschaft zum<br />

permanenten Paradigmenwechsel wichtiger Bestandteil der <strong>Unternehmen</strong>skultur ist.<br />

• Die Beherrschung des technischen Wandels schafft mit der Strategie der Technologieführerschaft<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er engen Partnerschaft mit dem K<strong>und</strong>en perspektivische Wettbewerbsvorteile,<br />

die „täglich“ erneuert <strong>und</strong> gesichert werden müssen.<br />

• Das <strong>Unternehmen</strong>sklima muss „ Lust auf Leistung“ erzeugen.<br />

• Die Dynamik der Weltwirtschaft zw<strong>in</strong>gt die Politik, die erforderlichen Voraussetzungen<br />

für den Wandel zu schaffen.<br />

• Globalisierung bedeutet Erhöhung der Komplexität <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e zunehmend agierende<br />

Anpassungsfähigkeit.<br />

• Die Chancen des Wandels der Arbeitswelt müssen für e<strong>in</strong> Wachstum der Beschäftigung,<br />

e<strong>in</strong>schließlich der Entwicklung der Sozialsysteme, des Arbeits- <strong>und</strong> Tarifrechts,<br />

genutzt werden.<br />

• Ganzheitliche ökologische Lösungen s<strong>in</strong>d auch im Bereich der KMU gefordert.<br />

• Das Change Management beruht auf neuem Denken, flexiblen Strukturen <strong>und</strong> begründet<br />

schnelle Entscheidungswege, die durchaus die strikte K<strong>und</strong>enorientierung,<br />

Offensivmentalität, emotionale Intelligenz mit neuem Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />

verb<strong>in</strong>den. Das gezielte Wissensmanagement gehört <strong>in</strong> verschiedenen <strong>in</strong>haltlichen<br />

<strong>und</strong> organisatorischen Prägungen dazu.<br />

• Das Management technologischer Innovationen gew<strong>in</strong>nt an relevanter Bedeutung, die<br />

<strong>in</strong>novativen Problemlösungen produzieren Stress.<br />

Wandel ist <strong>und</strong> produziert Innovationsklima bzw. –kultur.<br />

• Design ist ohne Ästhetik nicht machbar, sie ist die Kraft, aus der das Gefühlsleben des<br />

Menschen gespeist wird, die zugleich entscheidend zur Motivation beiträgt.<br />

Wesentliche Veränderungen im <strong>Unternehmen</strong> werden bereits erreicht durch den<br />

schrittweisen Übergang von der Funktionsorientierung zur Prozessorientierung.<br />

Dies heißt nun:<br />

Hochwertige K<strong>und</strong>enorientierung!<br />

K<strong>und</strong>en<strong>in</strong>dividuelle Produkte!<br />

Kle<strong>in</strong>e Stückzahlen!<br />

Höhere Flexibilitätsziele!<br />

Der Experte MENSCH!<br />

Gruppenarbeit!<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Damit wird zugleich e<strong>in</strong>e höhere Verantwortung für den ganzheitlichen Prozess gefordert,<br />

wobei die Veränderungen beachtet werden müssen, die mit der ISO 9000/9001:2000<br />

ausgelöst werden.<br />

2 Wandlungsfähige,<br />

prozessorientierte Produktionsstrukturen<br />

2.1 Wandlungsfähigkeit <strong>in</strong> den <strong>Unternehmen</strong><br />

Die aktive Gestaltung e<strong>in</strong>es permanenten technologischen, sozialen, ökonomischen <strong>und</strong><br />

ökologischen Wandels, der das Ziel hat, Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen mit hohem zeitbezogenen<br />

K<strong>und</strong>ennutzen anzubieten, bietet den <strong>Unternehmen</strong> die Chance, Technologie-<br />

<strong>und</strong> Marktführerschaft zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> langfristig erfolgreich zu se<strong>in</strong>!<br />

Relevante Handlungsfelder für kle<strong>in</strong>e, mittlere <strong>und</strong> große <strong>Unternehmen</strong><br />

s<strong>in</strong>d:<br />

• das Erreichen produktionstechnischer, architektonischer, betriebs- <strong>und</strong> arbeitswissenschaftlicher,<br />

soziologischer Zeithorizonte mit hoher Aussagepräzision,<br />

• strategische Produkt- <strong>und</strong> Prozessplanung mit nachgewiesener Marktrealität,<br />

• temporäre Technologien <strong>und</strong> Ausrüstungen,<br />

• prozess- <strong>und</strong> kompetenzorientierte Zusammenarbeit der <strong>Unternehmen</strong>,<br />

• Individualentwicklung des Menschen im wandlungsfähigen <strong>Unternehmen</strong>, mit den<br />

spezifischen Formen der Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> -organisation!<br />

D.h.: Unter Beachtung des unternehmensspezifischen Stärken-Schwächen-Profils<br />

werden benötigt:<br />

- neue Lösungen <strong>in</strong> den Wirkebenen (Funktion, Dimension, Struktur) der KMU,<br />

- neue organisatorische Methoden zum Planen, Steuern, Betreiben, Be- <strong>und</strong> Verwerten<br />

<strong>in</strong> den konkreten Betrachtungsebenen – Produkt, Prozess, Arbeits- <strong>und</strong> Produktionssystem,<br />

Gebäudetechnik <strong>und</strong> Gebäude -, bezogen auf den Lebenszyklus des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

bzw. der Fabrik,<br />

- neue technisch-konstruktive Konzepte <strong>und</strong> weitgehend ganzheitliche modularisierte<br />

sowie standardisierte Lösungen,<br />

- e<strong>in</strong>e neue Führung, die <strong>in</strong>tegraler Bestandteil der <strong>Unternehmen</strong>sstrategie <strong>und</strong> auf die<br />

Veränderungen h<strong>in</strong>sichtlich Methoden, Organisation, Verhalten sowie <strong>in</strong>sbesondere<br />

der E<strong>in</strong>stellung des Menschen orientiert ist.<br />

Dabei wird von folgenden Merkmalen der KMU <strong>in</strong> Sachsen / Deutschland ausgegangen:<br />

- k<strong>und</strong>enwunschbezogene Produktion <strong>und</strong> Dienstleistung<br />

- Variantenvielfalt der angebotenen Produkte<br />

- teilweise Überalterung der Produktions- <strong>und</strong> Arbeitstechnik<br />

- hierarchische Organisationsformen, wobei die Anzahl der Hierarchieebenen stark<br />

schwankt<br />

- zunehmende Konzentration auf Kernkompetenzen<br />

- gewachsene, z.T. durchaus starre <strong>Unternehmen</strong>sstrukturen<br />

- weitgehende Orientierung auf den B<strong>in</strong>nenmarkt, bei z.T. fehlender f<strong>in</strong>anzieller Basis<br />

für risikobehaftete Unternehmungen im Ausland<br />

- ger<strong>in</strong>ge Kapitaldecke <strong>und</strong> –ausstattung<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

- unterschiedliche Effizienz im Zusammenwirken mit dem ‘Mutterunternehmen‘ im Altb<strong>und</strong>esgebiet<br />

- zunehmendes Ause<strong>in</strong>anderdriften von Produkt-, Prozess- <strong>und</strong> Arbeitssystem- sowie<br />

<strong>Unternehmen</strong>slebensdauer.<br />

Hieraus ergibt sich die Frage:<br />

S<strong>in</strong>d diese, unsere, <strong>Unternehmen</strong> den Anforderungen des doch tiefgreifenden<br />

Strukturwandels gewachsen?<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> von morgen ist auch weiterh<strong>in</strong> das Kernstück der Wertschöpfung <strong>und</strong><br />

der Beschäftigung der Menschen <strong>und</strong> muss sich den Herausforderungen des Wandels stellen!<br />

Am Ende e<strong>in</strong>er bereits heute möglichen virtuellen Unternehmung muss stets e<strong>in</strong> reales<br />

<strong>Unternehmen</strong> existieren, das die realen Produkte produziert!<br />

Neben solchen allgeme<strong>in</strong>en Anforderungen an die <strong>Unternehmen</strong> von morgen wie Globalisierung,<br />

K<strong>und</strong>enorientierung, Innovationsverhalten <strong>und</strong> Ökologiebewusstse<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Forderungen<br />

mit e<strong>in</strong>em hohen spezifischen Inhalt gegeben:<br />

• Produkte mit<br />

k<strong>und</strong>en<strong>in</strong>dividueller <strong>und</strong> zielgruppengerechter Produktgestaltung<br />

Steigerung des Bedienkomforts<br />

Produktdiversifikation (-vielfalt) <strong>in</strong> Modell <strong>und</strong> Preis<br />

• Technologische Verfahren mit<br />

K<strong>und</strong>enauftragsfertigung<br />

<strong>in</strong>novativen Fertigungsprozessen<br />

permanenter Prozessüberwachung <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

• Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen mit<br />

kurzen Prozessketten <strong>und</strong> mit Komplettbearbeitung<br />

wandelbarer, rekonfigurierbarer, selbstoptimierbarer (z.B. Plattformkonzept), autonomer<br />

<strong>und</strong> universell e<strong>in</strong>setzbarer Charakteristik<br />

• Logistik <strong>und</strong> Steuerung mit<br />

logistischer Vernetzungsfähigkeit<br />

rekonfigurierbaren Fabriksteuerungen <strong>und</strong> Steuerungsverfahren<br />

hoher Datentransparenz <strong>und</strong> geschlossenen Lieferketten<br />

• Arbeitswissenschaft mit<br />

lernbereiter Qualifikation <strong>und</strong> Personalentwicklung<br />

flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />

Erfahrungstransfer<br />

Autonomie, anthropomatischen Aspekten, Motivation <strong>und</strong> Partizipation<br />

• Industriearchitektur mit<br />

lebenszyklusbezogener Baukonstruktion<br />

neuen Technologien, Baustoffen, Methoden <strong>und</strong> Verfahren<br />

<strong>in</strong>telligenter Modularität<br />

• Fabrikgestaltung <strong>und</strong> –planung mit<br />

Revitalisierbaren (wiederherstellbar), schnell wandelbaren, vernetzungsfähigen,<br />

flexiblen Strukturen<br />

rekonfigurierbaren, mobilen Fabrikanlagen<br />

kooperativer, standortspezifischer Planung <strong>in</strong> Netzwerken<br />

verstärkter Mitarbeiterpartizipation (-teilnahme).<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> bzw. die Fabrik von morgen ist<br />

• temporär gegrenzt, agierend, reaktionsschnell, wandlungsfähig <strong>und</strong> umrüstbar,<br />

• vernetzungsfähig, ressourcenflexibel <strong>und</strong> –schonend,<br />

• harmonisiert h<strong>in</strong>sichtlich Produkt-, Prozess- <strong>und</strong> <strong>Unternehmen</strong>slebenszyklen,<br />

• mobil bzgl. der Masch<strong>in</strong>en, Anlagen, E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Gebäude <strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>e<br />

aktive Mitarbeiterpartizipation bei der Planung, Realisierung <strong>und</strong> beim Betrieb<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

2.2<br />

Das wandlungsfähige <strong>Unternehmen</strong> vere<strong>in</strong>t als Bezugssystem se<strong>in</strong>e<br />

Kernkompetenz mit der Kompetenz se<strong>in</strong>er Mitarbeiter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en!<br />

Aktions- <strong>und</strong> reaktionsfähiges <strong>Unternehmen</strong>sverhalten<br />

<strong>in</strong> der Prozessebene<br />

In der agierenden E<strong>in</strong>heit von Flexibilität <strong>und</strong> Reaktionsfähigkeit wird das wandlungsfähige<br />

<strong>Unternehmen</strong> die erforderlichen Potenziale systematisch auf- <strong>und</strong> ausbauen <strong>und</strong> kurzfristig<br />

verfügbar haben.<br />

Wichtige Fähigkeiten, die e<strong>in</strong> wandlungsfähiges <strong>Unternehmen</strong> hierbei <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Wirkungsebenen<br />

wie auch Handlungsbereichen, mit unterschiedlicher <strong>in</strong>terner Organisation, verwirklichen<br />

sollte, s<strong>in</strong>d<br />

- die Transparenz für den Mitarbeiter <strong>und</strong> die Interaktion Mensch –Technik, d.h. das<br />

Verhalten von Arbeitsprozessen <strong>und</strong> –systemen muss vor der Ausführung von<br />

Veränderungen bekannt se<strong>in</strong> (z.B. mit der Simulationstechnik),<br />

- die Kooperation der unmittelbar <strong>und</strong> mittelbar <strong>in</strong>tegrierten Partner (Menschen, Technik,<br />

Organisation, Umfeld <strong>und</strong> Umwelt), e<strong>in</strong>schließlich der <strong>Unternehmen</strong>skultur, der<br />

maßgebenden Stärken <strong>und</strong> Schwächen des <strong>Unternehmen</strong>s,<br />

- das kreative Gestalten <strong>in</strong> der ganzheitlichen Wertschöpfungskette, d.h. kreative Lösungen<br />

müssen unter den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er entsprechenden <strong>Unternehmen</strong>skultur<br />

provoziert <strong>und</strong> gefördert werden, nur so werden ideenreiche, querdenkende<br />

<strong>und</strong> motivierte Mitarbeiter e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en,<br />

- das Managen von Erfahrungen <strong>und</strong> Wissen (e<strong>in</strong>schließlich Methodenkenntnisse), d.h.<br />

erzielte Erfolge im Umgang mit der Turbulenz s<strong>in</strong>d für die Zukunft zu sichern <strong>und</strong><br />

auszubauen, Informationsgew<strong>in</strong>ne wie auch andere Ergebnisformen s<strong>in</strong>d sorgfältig zu<br />

speichern <strong>und</strong> stets verfügbar zu halten,<br />

- die ständige, durchaus auf Entwicklungsorientierungen aufgebaute Veränderung <strong>und</strong><br />

Verbesserung von Prozess <strong>und</strong> System, nach dem Gr<strong>und</strong>satz:<br />

‚erst denken – dann wandeln‘!<br />

2.3 Ganzheitliches Führungs- <strong>und</strong> Arbeitsmodell<br />

Die Entwicklung zum ganzheitlichen Produktionssystem (GPS) bedeutet die Verstärkung<br />

e<strong>in</strong>es dynamischen Netzwerkes von Methoden zur Planung, zum Betrieb <strong>und</strong> zur permanenten<br />

Verbesserung der Produktionsprozesse (ggf. auch Dienstleistungsprozesse), welches<br />

von den Menschen im <strong>Unternehmen</strong> mitgestaltet wird <strong>und</strong> für deren Ergebnisse sie<br />

sich mitverantwortlich fühlen. D.h. auch mit der Konsequenz, dass der ,Werker vor Ort‘<br />

selbst se<strong>in</strong>en Prozess <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Arbeitsfeld systematisch plant, betreibt <strong>und</strong> verbessert<br />

(natürlich auf der von der Planung des <strong>Unternehmen</strong>s geschaffenen Gr<strong>und</strong>lage).<br />

Wandlungsfähige <strong>Unternehmen</strong> müssen<br />

- eigene Wege zur Strategie <strong>und</strong> <strong>Unternehmen</strong>sführung def<strong>in</strong>ieren statt im allgeme<strong>in</strong>en<br />

Trend mitzulaufen,<br />

- sie müssen <strong>in</strong>dividuelle <strong>Unternehmen</strong>sstrukturen sowie<br />

- ausgeprägte <strong>Unternehmen</strong>skulturen <strong>und</strong> Vertrauenskulturen entwickeln.<br />

Die darauf aufbauende Vertrauensorganisation erfordert e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam def<strong>in</strong>iertes <strong>und</strong><br />

von allen gelebtes Wertesystem.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Das heißt:<br />

– Werte der Zielstrebigkeit - Basis für das ständige Streben nach besseren Lösungen,<br />

– Werte der Verb<strong>und</strong>enheit - Basis für den persönlichen E<strong>in</strong>satz,<br />

– Werte der persönlichen Zufriedenheit – Basis für das motivierte kreative<br />

Mite<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> das Übernehmen von Verantwortung,<br />

- Werte der Verantwortung für Markt <strong>und</strong> Umwelt – Basis für die Sicherung der<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Verlässlichkeit,<br />

- Werte der Kont<strong>in</strong>uität, des Denkens über die eigene Generation h<strong>in</strong>aus,<br />

- Werte e<strong>in</strong>er Führungsleistung nach vere<strong>in</strong>barten Standards, die konsequent e<strong>in</strong>gefordert<br />

wird, <strong>und</strong> die von der Führungskraft als lohnend empf<strong>und</strong>en wird.<br />

Konfliktpotenziale s<strong>in</strong>d zu erkennen <strong>und</strong> <strong>in</strong> konstruktive Elemente zu wandeln,<br />

dies s<strong>in</strong>d z.B.<br />

- unterschiedliche Auffassungen über Umfang <strong>und</strong> Tiefe der Veränderung,<br />

- unterschiedliche Erwartungen an Ergebnissen,<br />

- unzureichende Beteiligung der Betroffenen,<br />

- mangelnde Verpflichtung des Managements,<br />

- Zielkonflikte der Verantwortungsbereiche <strong>und</strong> Organisationen,<br />

- schlechte Informations- <strong>und</strong> Kommunikationspolitik,<br />

- fehlende Kontrolle der Zielumsetzung <strong>und</strong> der Führungsleistung,<br />

- unzureichendes Wissen über den Veränderungsprozess.<br />

Die Wertschöpfungspartnerschaft zwischen dem Endproduzenten <strong>und</strong> dem Zulieferer als<br />

System- <strong>und</strong> Marktpartner gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e neue qualitative Dimension. Markt- <strong>und</strong> Technikkompetenz,<br />

beim Zulieferer vere<strong>in</strong>t, schaffen e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> sich geschlossenen Leistungsprozess,<br />

der zu e<strong>in</strong>em Gesamtsystem entwickelt werden muss. Der Zulieferer wird <strong>in</strong> die<br />

Marktverantwortung e<strong>in</strong>bezogen <strong>und</strong> muss somit die komplette Wertschöpfungskette beherrschen.<br />

Er wird zum Total Prozess Partner ‚ToPP‘.<br />

Er bietet dem F<strong>in</strong>alproduzenten se<strong>in</strong>e kompetente Unterstützung bei der Durchsetzung<br />

e<strong>in</strong>er erfolgreichen Differenzierungs- <strong>und</strong> Wachstumsstrategie über die gesamte Prozesskette<br />

h<strong>in</strong>weg an.<br />

Ganz <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne brauchen die <strong>Unternehmen</strong> die Befähigung, sich als lebendigen<br />

Organismus zu begreifen <strong>und</strong> zu verhalten, um <strong>in</strong> verschiedenen „zufälligen“ Szenarien<br />

erfolgreich agiler handeln zu können. Also brauchen die <strong>Unternehmen</strong> die Fähigkeit zur<br />

schnellen Aktion, zur schnellen Reaktion, zur schnellen Anpassung!<br />

Und dabei stehen die Mitarbeiter im Mittelpunkt von Organisation <strong>und</strong> Technik im steten<br />

Widerstreit mit gesellschaftlichen, sozial-wirtschaftlichen, technisch-organisatorischen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Zielen.<br />

Michel A. Cusumano gibt für den Wettbewerb die strategische Empfehlung:<br />

• Kle<strong>in</strong>e <strong>Unternehmen</strong> können den Wettbewerb mit großen aufnehmen <strong>und</strong> gew<strong>in</strong>nen,<br />

wenn sie sich wie Judo-Kämpfer verhalten, d.h. es zählen nur Intelligenz,<br />

Schnelligkeit <strong>und</strong> Ausnutzen der Energie des Gegners.<br />

• Marktzuwächse nicht durch die direkte Ause<strong>in</strong>andersetzung erreichen wollen, auf<br />

vom Gegner nicht beachtete Felder gehen, neue Marktsegmente schaffen, dabei<br />

schnell diese neuen Segmente komplett abdecken.<br />

• Flexibel handeln, wenn der Große angreift, ihn <strong>in</strong>s Leere laufen lassen. Dagegen<br />

<strong>in</strong>dividuelle Produkte <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuellen Service anbieten, was der Große nicht bieten<br />

kann, gezielt Klasse bieten.<br />

• Kraft <strong>und</strong> Gewicht des Gegners zum Vorteil nutzen, die Dom<strong>in</strong>anz des Wettbewerbers<br />

<strong>in</strong> eigene Marktanteile umwandeln, im W<strong>in</strong>dschatten des Gegners den eigenen<br />

Markt aufbauen.<br />

• So kann Wachstum auch als Nebeneffekt entstehen, wenn man die Sache richtig<br />

macht, also effizient. Wachstum als Selbstzweck kann e<strong>in</strong> Übeltäter se<strong>in</strong>, der für<br />

unmögliche Zielsetzungen verantwortlich ist.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Wichtig ist somit die Kenntnis der Stärken <strong>und</strong> Schwächen des eigenen<br />

<strong>Unternehmen</strong>s, der Partner <strong>und</strong> der Wettbewerber!<br />

2.4 Problemlösungsstrategien<br />

Wie sollte e<strong>in</strong> <strong>Unternehmen</strong> mit den Turbulenzen aus dem Umfeld umgehen, um<br />

die Wandlungsfähigkeit e<strong>in</strong>zuführen bzw. durchzusetzen?<br />

I Turbulenz beherrschen<br />

Zustand des Umfeldes wird akzeptiert. Vom <strong>Unternehmen</strong> werden Dynamik <strong>und</strong><br />

Komplexität des Umfeldes als Chance gesehen <strong>und</strong> genutzt. Die Kernkompetenzen<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s liegen vor allem <strong>in</strong> der Wandlungsfähigkeit.<br />

II Turbulenz vermeiden<br />

Es gel<strong>in</strong>gt, bestimmte E<strong>in</strong>flüsse aus dem turbulenten <strong>Unternehmen</strong>sumfeld gezielt<br />

auszuschalten oder <strong>in</strong> ihrer Wirkung e<strong>in</strong>zudämmen ( z. B.: Über längerfristige Kooperationsverträge<br />

). D.h. auch die permanente Beobachtung des Umfeldes <strong>und</strong><br />

erforderliche Neuausrichtung, also Prognose, Marktstudien etc.<br />

III Turbulenz <strong>in</strong>duzieren<br />

Die Wandlungsfähigkeit des <strong>Unternehmen</strong>s des eigenen <strong>Unternehmen</strong>s wird höher<br />

e<strong>in</strong>geschätzt als die von Konkurrenten. Komb<strong>in</strong>ation mit dem agierenden Reaktionsvermögen<br />

– also vor dem Wettbewerber den Trend der Zukunft erkennen <strong>und</strong><br />

umsetzen.<br />

Für das <strong>Unternehmen</strong> ist es wichtig, die extern e<strong>in</strong>wirkenden Turbulenzen rechtzeitig,<br />

e<strong>in</strong>deutig zu erkennen <strong>und</strong> zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Turbulente Faktoren können s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>geteilt werden:<br />

• Es treten völlig neue Dimensionen der Veränderung im <strong>Unternehmen</strong>sfeld auf, die<br />

vorher nicht zu erwarten waren.<br />

• Dimensionen des <strong>Unternehmen</strong>sumfeldes verändern sich, entgegen der Prognose, die<br />

nach bestem Wissen erstellt worden war.<br />

• Aus der eigenen Prognose werden gezielt eigene Turbulenzen geschaffen – im S<strong>in</strong>ne<br />

des zielorientierten Agierens.<br />

Ganz <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne müssen moderne <strong>Unternehmen</strong> sehr flexibel <strong>und</strong> schnell wandlungsfähig<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Flexibilität ist dabei die Fähigkeit des <strong>Unternehmen</strong>s <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Ressourcen,<br />

notwendige funktionale, dimensionale <strong>und</strong> strukturelle Wandlungs- <strong>und</strong> Gestaltungsprozesse<br />

<strong>in</strong> den Wirkungsebenen Prozess, Arbeits-, Produktionssystem, Gebäudetechnik<br />

<strong>und</strong> Gebäude durchzuführen. Der Handlungsspielraum der<br />

Flexibilität hat zwei relevante Komponenten – die Basis- <strong>und</strong> Erweiterungs-<br />

flexibilität.<br />

Basisflexibilität – hier wird ohne Änderung der eigenen Struktur, also der Art, Anzahl<br />

<strong>und</strong> räumlich-zeitlichen Konstellation der Systemelemente die Flexibilität charakterisiert.<br />

Die Basisflexibilität eignet sich vornehmlich für den Abgleich von<br />

Schwankungen im Absatzvolumen, ist geeignet bei relativ stabilen Märkten mit<br />

konstanten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Erweiterungsflexibilität – diese Flexibilität wird durch Veränderungen der <strong>Unternehmen</strong>sstruktur<br />

wirksam gemacht. Sie öffnet Anpassungsmöglichkeiten, die über das<br />

Leistungspotenzial der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Unternehmen</strong> vorhandenen Ressourcen h<strong>in</strong>ausgehen<br />

können. Solche Formen s<strong>in</strong>d z.Bsp. Leiharbeit, Erweiterung, Kooperation,<br />

Fremdvergabe, Erhöhung der Ausbr<strong>in</strong>gungsmengen oder der Variantenvielfalt.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Das def<strong>in</strong>ierte Toleranzfeld der Flexibilität, der Anteil an Basis- <strong>und</strong><br />

Erweiterungsflexibilität sowie ihr Verhältnis zue<strong>in</strong>ander, bestimmt das<br />

Leistungspotenzial e<strong>in</strong>es flexiblen <strong>Unternehmen</strong>s.<br />

Vorgehen zur Steigerung der Reaktionsfähigkeit von <strong>Unternehmen</strong>:<br />

• Schaffung dezentraler, dynamischer Kompetenznetzwerke mit Ganzheitsanspruch,<br />

• Market Responsive, Supply Cha<strong>in</strong> Management (Vertriebsmanagement),<br />

• Rekonfigurierbare Produktionsstrukturen,<br />

• Wandlungsfähige Logistik,<br />

• Stückzahlflexible Montagesysteme.<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche strategische Maßnahme ist das Herausbilden spezieller Kompetenzen<br />

mit vernetzungsfähigen <strong>in</strong>neren Strukturen <strong>und</strong> Eigenschaften. In ihrer Gestaltung <strong>und</strong><br />

Ausstattung s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> bestehen aus kle<strong>in</strong>sten, über-lebensfähigen Leistungse<strong>in</strong>heiten<br />

(Kompetenzzellen). Sie agieren als „Bus<strong>in</strong>ess Units“ <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

<strong>in</strong>ternen <strong>und</strong> externen Netzwerken des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />

2.5 <strong>Prozessmanagement</strong><br />

Die TQM-Philosophie mit ihrer K<strong>und</strong>en-, Mitarbeiter- <strong>und</strong> Prozessorientierung ist die Basis<br />

des <strong>Prozessmanagement</strong>s, für die Denkhaltung des gesamten <strong>Unternehmen</strong>s.<br />

Nach der DIN EN ISO 8402 ist der PROZESS die Wechselbeziehung zwischen Mitteln <strong>und</strong><br />

Tätigkeiten, die E<strong>in</strong>gaben <strong>in</strong> Ergebnisse umgestalten.<br />

Mittel: Personal, E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Anlagen, Technologien, Methoden<br />

Hauptprozesse HP – Teilprozesse TP – Tätigkeiten<br />

HP: Beschaffungsprozess, Produktionsprozess, Transferprozess, Marktdatengew<strong>in</strong>nung,<br />

Zeitplanung, Personalentwicklung, Q-Planung, F<strong>in</strong>anzplanung, Produkt- <strong>und</strong> Prozessplanung,<br />

Logistik<br />

TP: Angebote e<strong>in</strong>holen, vergleichen; Bestellung aufgeben, Waren vere<strong>in</strong>nahmen etc.<br />

Die E<strong>in</strong>führung des <strong>Prozessmanagement</strong>s kann folgende Ergebnisse<br />

erbr<strong>in</strong>gen:<br />

- Erhöhung der Zufriedenheitsrate beim K<strong>und</strong>en – 71 bis 97 %,<br />

- Senkung der Durchlaufzeit – um etwa 49 %,<br />

- Verr<strong>in</strong>gerung des Materialbestandes, Reduzierung der Kapitalb<strong>in</strong>dung –<br />

um etwa 80 %,<br />

- Senkung der Produktfehlerquote – um etwa 35 bis 46 %.<br />

(Dies s<strong>in</strong>d Ergebnisse u.a. bei Rank Xerox ltd., Mettler Toledo, Milliken European Division.)<br />

Phasen des <strong>Prozessmanagement</strong>s:<br />

Prozessarbeit vorbereiten – Prozessteam bilden<br />

Prozesse beschreiben – K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Lieferanten identifizieren<br />

Prozesse strukturieren – Wertschöpfung steigern<br />

Prozesse lenken <strong>und</strong> ständig verbessern – Kennzahlen festlegen, Problemursachen<br />

analysieren, Aktionsplan erarbeiten.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Kennzahlen – Beispiele:<br />

- Fertigungsprozess: Anzahl der Gutteile, Durchlaufzeit, Nutzungsgrad,<br />

Systemverfügbarkeit<br />

- Absatzprozess: Zeit für Auftragsbearbeitung, Anzahl term<strong>in</strong>gerechter Aufträge, Lieferzeit,<br />

K<strong>und</strong>enzufriedenheits<strong>in</strong>dex<br />

- Entwicklungsprozess: Produktbewertung durch den K<strong>und</strong>en, E<strong>in</strong>haltung der Meilenste<strong>in</strong>e,<br />

Dauer zur Marktreife, Entwicklungskosten<br />

- Verwaltungsprozess: Rechnerverfügbarkeit, Zeit für Reisekostenabrechnung, Anzahl<br />

geschulter Mitarbeiter<br />

Zustandskennzahlen:<br />

- Durchlaufzeit<br />

- Anlagenverfügbarkeit<br />

- Anzahl der Planrevisionen<br />

- Anzahl durchgeführter Verbesserungen<br />

- Anteil der Mitarbeiter <strong>in</strong> Verbesserungsgruppen<br />

Folgende Forderungen <strong>und</strong> Vorgaben s<strong>in</strong>d herbei zu beachten <strong>und</strong> zu erfüllen:<br />

• E<strong>in</strong>fache Handhabung, bei systematischer Handlungsbedarfsanalyse,<br />

• Durchgängiges <strong>Unternehmen</strong>smodell, e<strong>in</strong>schließlich der strategischen Ziele,<br />

• Ganzheitliche Prozessbetrachtung als Basis für das entsprechende <strong>Prozessmanagement</strong>,<br />

• E<strong>in</strong>heitliche Prozessdarstellung, bei permanentem Prozesscontroll<strong>in</strong>g,<br />

• Integrierter Methodene<strong>in</strong>satz mit weitgehender Rechnerunterstützung.<br />

Zum relevanten Inhalt des <strong>Prozessmanagement</strong>s<br />

zählen:<br />

Prozessplanung <strong>und</strong> –gestaltung<br />

Prozessrealisierung <strong>und</strong> –controll<strong>in</strong>g<br />

Prozessverbesserung <strong>und</strong> –ergebnisse<br />

Zielstellung: Prozesse lenken <strong>und</strong> ständig verbessern!<br />

Plan-Do-Check-Act-Zyklus im Wertschöpfungsprozess!<br />

PLAN (Planen) – Plane Verbesserungsmaßnahmen <strong>und</strong> die kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserung<br />

der Prozesse KVP, Analysiere Ursachen für die Probleme<br />

Do (Ausführen) – Erstelle e<strong>in</strong>en Aktionsplan <strong>und</strong> führe ihn aus<br />

Check (Überprüfen) – Überprüfe die Maßnahmen anhand von Kennzahlen<br />

ACT (Anpassen) – Was wurde gelernt? Wie können die Verbesserungen selbst<br />

verbessert werden?<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Gestaltungsfelder<br />

prozessorientierter Produktionsstrukturen<br />

1 Prozessorientierte Produktionsstruktur<br />

1.1<br />

Entwicklung produktorientierter <strong>Unternehmen</strong>sbereiche (Fertigungssegmentierung)<br />

Fertigungssegment: Produktorientierte Organisationse<strong>in</strong>heiten der Produktion! Sie enthalten<br />

mehrere Stufen der logistischen Kette e<strong>in</strong>es Produktionsprozesses – s.Abb.1!<br />

<strong>Unternehmen</strong><br />

Betriebe<br />

Fertigungssegmente<br />

Fertigungs-/ Montage<strong>in</strong>seln<br />

E<strong>in</strong>zelmasch<strong>in</strong>en /-arbeitsplätze<br />

Abb. 1 : E<strong>in</strong>ordnung von Fertigungssegmenten [nach Wildemann]<br />

Traditionelles Fertigungs-<br />

Konzept<br />

Fertigungsstruktur • große E<strong>in</strong>heiten<br />

• Spezialmasch<strong>in</strong>en<br />

• Funktionsoptimierung<br />

• Werkstatt- oder Fließfertigung<br />

Segmentierte<br />

Fertigung<br />

• Trennung von Standardprodukten<br />

<strong>und</strong> k<strong>und</strong>enspezifischen<br />

Produkten<br />

• Fertigung <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Segmenten<br />

• kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heiten<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Personalpolitik • spezialisierte Arbeitsplätze<br />

mit niedrigem Arbeits<strong>in</strong>halt<br />

• Akkordentlohnung<br />

• Ausrichtung auf Mengenausstoß<br />

PPS-Systeme • Detaillierte Absatzprognosen<br />

• Lagerfertigung<br />

• Bildung wirtschaftlicher Losgrößen<br />

Qualitätskontrolle<br />

• Qualitätskontrolle – eigenständige<br />

zentrale<br />

Organisationse<strong>in</strong>heit<br />

Organisationsstruktur • funktional<br />

• hohe Leitungsspannen auf<br />

der Meisterebene<br />

Mögliche Zielstellungen:<br />

� Durchlaufzeitverkürzung<br />

� Bestandssenkung<br />

� Produktivitätssteigerung<br />

� Senkung der Geme<strong>in</strong>kosten<br />

� Servicegradverbesserung<br />

� Schnittstellenm<strong>in</strong>imierung<br />

� Erhöhung der Mitarbeitermotivation<br />

� Bessere Kostenzuordnung<br />

Folgerungen für die Planung:<br />

Flussoptimierung<br />

• Werk-im-Werk Konzept<br />

• Produktorientiertes Layout<br />

• gezielte Überkapazitäten<br />

• flexible Anlagen<br />

• Erweiterung der Arbeits<strong>in</strong>halte<br />

um dispositive<br />

Aufgaben<br />

• Prämienentlohnung mit<br />

segmentspezifischen<br />

Bezugsgrößen<br />

• K<strong>und</strong>enauftragsbezogene<br />

Fertigung von Varianten<br />

• Lagerfertigung von Standardteilen<br />

• Selbststeuernde Regelkreise<br />

• dezentrale Selbstkontrolle<br />

• objektbezogen<br />

• niedrige Leitungsspannen<br />

M<strong>in</strong>imierung der Durchlaufzeiten <strong>und</strong> Verr<strong>in</strong>gerung der Bestände durch die Reduzierung<br />

bzw. Optimierung von Schnittstellen ab, mit Analyse der Fertigungsprozesse <strong>und</strong><br />

Identifikation von Engpässen sowie Anpassung der Informationsflüsse an die neu gestalteten<br />

Abläufe.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Kle<strong>in</strong>e Kapazitätsquerschnitte <strong>in</strong> jeder Fertigungsstufe<br />

Harmonisierung der Kapazitätsquerschnitte, mit Masch<strong>in</strong>en bzw. Arbeitsplätzen,<br />

kle<strong>in</strong>en Betriebsmittele<strong>in</strong>heiten, die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e räumliche Nähe von im<br />

Ablauf zusammengehörenden Bearbeitungsstationen mit ger<strong>in</strong>gerem Beschäftigungsrisiko<br />

schaffen.<br />

Räumliche Konzentration von Betriebsmitteln<br />

Enger Kontakt der Mitarbeiter für e<strong>in</strong>e flexible, dezentrale Koord<strong>in</strong>ation der<br />

Abläufe. Neben den Informationswegen werden hierdurch auch die Materialwege <strong>und</strong> damit<br />

Transportzeiten <strong>und</strong> -aufwand reduziert.<br />

Komplettbearbeitung von Teilen <strong>und</strong> Baugruppen<br />

Reduzierung von Übergangs- <strong>und</strong> Liegezeiten sowie M<strong>in</strong>imierung des Gesamtsteuerungsaufwandes<br />

– d.h. Komplettbearbeitung von Teilen oder Baugruppen<br />

im Produktionsbereich. Hier können Abläufe eigenverantwortlich koord<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> Material<br />

bzw. Werkzeuge dezentral disponiert <strong>und</strong> gesteuert werden. Daneben wird als ganzheitliche<br />

Arbeitsaufgabe die E<strong>in</strong>führung von Fertigungs- bzw. Montage<strong>in</strong>seln <strong>und</strong> die vollständige<br />

Integration der Qualitätsverantwortung vorbereitet <strong>und</strong> realisiert.<br />

Selbststeuernde Regelkreise<br />

Operativen Steuerungsaufgaben werden auf die Produktionse<strong>in</strong>heiten übertragen.<br />

Die Steuerung <strong>in</strong>nerhalb der Produktionse<strong>in</strong>heiten wird hierbei durch die direkten<br />

Kommunikationsmöglichkeiten unterstützt, während für die Schnittstellen zwischen Produktionse<strong>in</strong>heiten<br />

formale, aber möglichst e<strong>in</strong>fache organisatorische Regelungen<br />

erforderlich s<strong>in</strong>d (z.B. Kanban-Steuerung).<br />

Selbstkontrolle der Qualität<br />

Schaffung von Qualitätsregelkreise, die die Gefahr von Qualitätsmängeln frühzeitig<br />

erkennen <strong>und</strong> flexibel reagieren können - Maßnahmen zur Fehlerprävention (z.B. mit<br />

SPC, FMEA). Die Produktionse<strong>in</strong>heiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong>e umfassende Qualitätsverantwortung<br />

wahrzunehmen, die die permanente Optimierung der Prozesse unter<br />

Leistungs-, Zeit- <strong>und</strong> Kostenaspekten enthält.<br />

Entkopplung von Mensch <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e<br />

Mit der Automatisierung von Handhabungsoperationen <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>führung der Mehrmasch<strong>in</strong>enbedienung<br />

können die Anlagen mit ger<strong>in</strong>gem Personalbedarf auch über die tarifliche<br />

Arbeitszeit h<strong>in</strong>aus betrieben werden. Erst die Entkopplung schafft die Möglichkeit,<br />

e<strong>in</strong>e Verlagerung von <strong>in</strong>direkten Tätigkeiten (Qualitätssicherung, Disposition, Steuerung)<br />

<strong>in</strong> die Produktionse<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Vorgehensweise bei der Fertigungssegmentierung<br />

Mit den Segmenten müssen die „Produkt-Markt-Produktion-Komb<strong>in</strong>ationen“ mit<br />

unterschiedlichen Anforderungen an das Produktionssystem vone<strong>in</strong>ander abgegrenzt<br />

werden. Die Segmentbildung erfolgt <strong>in</strong> vier Phasen – s. Abb.2:<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

1. Markt- <strong>und</strong> Wettbewerbsanalyse<br />

Basis: Umfassende Markt- <strong>und</strong> Wettbewerbsanalyse zur Identifikation von Produkt-<br />

Markt-Komb<strong>in</strong>ationen mit unterschiedlichen Erfolgsfaktoren. Hierbei erfolgt e<strong>in</strong>erseits<br />

e<strong>in</strong>e Analyse des Produktprogramms, die zu e<strong>in</strong>er Gliederung der Produkte nach ihren<br />

Funktionen führt (z.B. Hardware, Software <strong>und</strong> Service). Zugleich s<strong>in</strong>d die Märkte bzw.<br />

K<strong>und</strong>engruppen zu strukturieren (z.B. nach Abnehmerbranchen, Größenklassen, Vertriebswegen<br />

etc.) <strong>und</strong> ihre Anforderungsprofile zu analysieren. Auf dieser Basis werden<br />

die wesentlichen Produkt-Markt-Komb<strong>in</strong>ationen des <strong>Unternehmen</strong>s gebildet.<br />

2. Vertikale Segmentierung<br />

Def<strong>in</strong>ition von Fertigungssegmenten unter Berücksichtigung produktionsorganisatorischer<br />

Gesichtspunkte. Fixierung e<strong>in</strong>heitlicher Anforderungen an das<br />

Produktionssystem. Bezogen auf:<br />

� Produkttypen (Funktions-, Bauart-, Fertigungsablaufähnlichkeiten)<br />

� Produktionsvolumen (Höhe, Schwankung)<br />

� Absatzstruktur (nachfrage- bzw. angebotsorientiert)<br />

� Produktmix (Typen, Varianten, Veränderungsrate)<br />

� Losgrößen (Höhe, Schwankung)<br />

� Wettbewerbsfaktoren (Preis, Qualität, Lieferzeit).<br />

Diejenigen Produktgruppen, bei denen diese Analyse weitgehend homogene<br />

Produktionsanforderungen feststellt, bilden geeignete Produkt-Markt-Produktions-<br />

Komb<strong>in</strong>ationen <strong>und</strong> können somit als Fertigungssegment def<strong>in</strong>iert werden.<br />

Ist dies nicht der Fall, müssen die zunächst gebildeten Produktgruppen noch e<strong>in</strong>mal nach<br />

produktionsorganisatorischen Gesichtspunkten weiter unterteilt werden, um zu e<strong>in</strong>er<br />

s<strong>in</strong>nvollen Festlegung der Fertigungssegmente zu gelangen.<br />

3. Horizontale Segmentierung<br />

Planung der <strong>in</strong>neren Struktur der Fertigungssegmente. Hierbei sollen die segment<strong>in</strong>ternen<br />

Produktionse<strong>in</strong>heiten (z.B. Teilefertigung, Montage etc.) festgelegt <strong>und</strong> nach den<br />

Pr<strong>in</strong>zipien der Fertigungssegmentierung gestaltet werden. Die hierbei zu berücksichtigenden<br />

Größen ergeben sich vorrangig aus dem Fertigungsprozess <strong>und</strong> den e<strong>in</strong>zusetzenden<br />

Produktionsanlagen (s. Abb 2).<br />

Weitere H<strong>in</strong>weise zur Gestaltung der Segmentstrukturen sowie zur Integration <strong>in</strong>direkter<br />

Funktionen ergeben sich aus dem Abschnitt Teamorientierte Fertigung (Gruppenarbeit).<br />

4. Wirtschaftlichkeitsbeurteilung<br />

E<strong>in</strong>e dynamische Investitionsrechnung ist bei der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der<br />

Segmentierungsalternativen häufig problematisch, da aufgr<strong>und</strong> bereichsübergreifenden<br />

Veränderungen die e<strong>in</strong>deutige Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er Vergleichsbasis schwerfällt. Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

wird daher i.d.R. auf Nutzwertanalysen zurückgegriffen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Kostenverrechnungen <strong>in</strong> den <strong>Unternehmen</strong> kann hier ke<strong>in</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>es Kostenrechnungsmodell empfohlen werden. Bei der Zusammenstellung der<br />

Realisierungskosten s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest die Investitions-, Umzugs- <strong>und</strong> Qualifizierungskosten<br />

zu berücksichtigen. Die E<strong>in</strong>sparungspotentiale, die den Realisierungskosten gegenüberzustellen<br />

s<strong>in</strong>d, ergeben sich z.B. durch:<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� Reduzierung der Umlauf- <strong>und</strong> Fertigwarenbestände aufgr<strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerer Durchlaufzeiten<br />

� Produktivitätssteigerungen aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es höheren Anteils wertschöpfender Tätigkeiten<br />

der Mitarbeiter<br />

� Reduzierung der qualitätsbezogenen Kosten<br />

� Reduzierung des Werteverzehrs <strong>in</strong> den <strong>in</strong>direkten Bereichen.<br />

Da die Aussagefähigkeit dieser Berechnung, die Qualität der Basiswerte wird durch zusätzliche<br />

Sensitivitäts- <strong>und</strong> Risikoanalysen verbessert.<br />

Start<br />

Marktanalyse<br />

Bildung von Produkt-<br />

Marktkomb<strong>in</strong>ationen<br />

Vertikale Segmentierung<br />

Produkttypen<br />

Produktionsvolumen<br />

Produktmix<br />

Absatzstruktur<br />

Wettbewerbsfaktoren<br />

Losgrößen<br />

Horizontale Segmentierung<br />

Fertigungsablauf<br />

Produktionsanlagen<br />

Materialfluß<br />

Personal<br />

Ende<br />

Sensivitäts- <strong>und</strong><br />

Risikoanalyse<br />

Wirtschaftlichkeitsbeurteilung<br />

Abb. 2: Ablauf des Fertigungssegmentierungsprozesses (nach<br />

Wildemann)<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

1.2<br />

Integration dezentraler Produktionse<strong>in</strong>heiten (Fertigungs-/ Montage<strong>in</strong>seln)<br />

Es wird angestrebt, Organisationse<strong>in</strong>heiten (Fertigungs<strong>in</strong>seln) zu bilden, die bestimmte<br />

Teile oder Gruppen von Teilen (Teilefamilien) komplett <strong>und</strong> eigenverantwortlich herstellen<br />

können. Dies bedeutet, dass alle Verfahren <strong>und</strong> Betriebsmittel, aber auch alle Mitarbeiterqualifikationen,<br />

die für die Herstellung e<strong>in</strong>er Teilefamilie benötigt werden, <strong>in</strong> der<br />

Insel vorhanden se<strong>in</strong> müssen. E<strong>in</strong>e derart autonome Fertigungse<strong>in</strong>heit ist geradezu idealtypisch<br />

für Gruppenarbeit geeignet. Im Idealfall kann dann <strong>in</strong> der Insel e<strong>in</strong>e Fertigung<br />

nach dem Fließpr<strong>in</strong>zip ohne Puffer zwischen den Inselmasch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> ohne zwischenzeitliche<br />

E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong>direkter Stellen realisiert werden, was die Durchlaufzeiten <strong>und</strong> die Bestände<br />

senkt.<br />

Die Zielstellungen bei der E<strong>in</strong>führung von Fertigungs<strong>in</strong>seln können unterschiedlich se<strong>in</strong>.<br />

Abb. 3 zeigt e<strong>in</strong>ige wesentliche Zielstellungen.<br />

Gestaltungsaspekte<br />

Das Konzept muss sich an den unternehmensspezifischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />

orientieren.<br />

Wesentliches Merkmal des Konzeptes ist die Zusammenfassung planender, ausführender<br />

<strong>und</strong> kontrollierender Tätigkeiten zu e<strong>in</strong>er ganzheitlichen Arbeitsaufgabe.<br />

Bei der Gestaltung von Fertigungs<strong>in</strong>seln s<strong>in</strong>d folgende wesentlichen Komponenten zu beachten:<br />

Bildung von Teilefamilien<br />

Kostenziel<br />

Senkung von Beständen<br />

Senkung des Transportaufwandes<br />

Reduzierung der <strong>in</strong>direkten Bereiche<br />

Erhöhung der nutzbaren Arbeitszeit<br />

Qualitätsziele<br />

Verbesserung der Produktqualität<br />

Beschleunigung der Qualitätsregelung<br />

Erhöhung von Prozeßqualität <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />

Ziele der Fertigungs<strong>in</strong>selbildung<br />

Flexibilitätsziele<br />

Senkung von Durchlaufzeiten<br />

Erhöhung der Reaktionsfähigkeit<br />

Reduzierung von Planungsaufwand <strong>und</strong><br />

Vorlaufzeiten<br />

Erhöhung der Transparenz der Fertigung<br />

Humanisierungsziele<br />

Steigerung der Arbeitszufriedenheit<br />

Delegation von Aufgaben <strong>und</strong> Verantwortung<br />

Nutzung vorhandener Qualifikationen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiterpotentiale<br />

Abb. 3: Ziele der Bildung von Fertigungs- bzw. Montage<strong>in</strong>seln [AWF87]<br />

Teilefamilien enthalten Gruppen von Teilen mit ähnlichen Fertigungsanforderungen,<br />

bei möglichst gleichmäßiger Auslastung der Betriebsmittel.<br />

Unterstützende Verfahren s<strong>in</strong>d z.B. Teileklassifizierungssysteme, die Cluster-Analyse oder<br />

der Workshop mit Beteiligung von Fachleuten aus der Produktion.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Betriebsmittel<br />

Durch die ablauforientierte Anordnung der Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Arbeitsplätze kommt es<br />

zu e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>fachten <strong>und</strong> übersichtlichen Materialfluss, der weniger Puffer aufweist.<br />

Anzustreben ist e<strong>in</strong>e Fertigung nach dem „One-Piece-Flow-Pr<strong>in</strong>zip“ ( die e<strong>in</strong>zelnen Teile<br />

werden nach der Beendigung des Arbeitsganges sofort an die nächste Bearbeitungsstation<br />

übergeben), also die Abkehr von der losweisen Fertigung zugunsten e<strong>in</strong>er „Fließfertigung“<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Insel.<br />

Arbeitsorganisation<br />

Die Gruppenarbeit übernimmt e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Durch die Ausstattung der „Inselgruppe“<br />

mit den notwendigen Funktionen <strong>und</strong> Entscheidungskompetenzen können auftretende<br />

Störungen oder Probleme weitestgehend eigenverantwortlich gelöst werden. Diese<br />

„Problemlösungskompetenz“ direkt im Wertschöpfungsprozess ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Faktor für die Flexibilität e<strong>in</strong>er Fertigungs<strong>in</strong>sel.<br />

Integration <strong>in</strong>direkter Tätigkeiten<br />

Zur Vermeidung organisatorischer Schnittstellen im Fertigungsablauf s<strong>in</strong>d die für die<br />

operative Auftragsabwicklung notwendigen <strong>in</strong>direkten Aufgaben <strong>in</strong> die Fertigungs<strong>in</strong>sel zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren. Der Umfang der Integration ist <strong>in</strong>sbesondere von den betrieblichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen abhängig.<br />

Aufgabenbereich Aufgaben <strong>in</strong> der Fertigungs<strong>in</strong>sel<br />

Arbeitsplanung NC-Programmierung, Erstellung der Arbeitsunterlagen,<br />

Arbeitsorganisation, Fertigungsmittelplanung,<br />

Zeitwirtschaft<br />

Fertigungssteuerung Fe<strong>in</strong>term<strong>in</strong>ierung/Reihenfolgeplanung, Term<strong>in</strong>verfolgung<br />

Qualitätssicherung Prüfplanung, Prüfausführung, Prüfdokumentation,<br />

Qualitätsregelung (z.B. bei SPC-<br />

E<strong>in</strong>satz)<br />

Instandhaltung Wartung, Inspektion<br />

Materialwesen Materialausgabe, Materialdisposition<br />

Transportwesen Planung <strong>und</strong> Durchführung des <strong>in</strong>sel<strong>in</strong>ternen<br />

Materialtransports<br />

Dezentrale Auftragssteuerung<br />

Mit der Selbststeuerung wird der Anteil an zentralen Planungs- <strong>und</strong> Steuerungsaktivitäten<br />

erheblich verm<strong>in</strong>dert, da für die Inseln nur noch Input <strong>und</strong> Output term<strong>in</strong>iert werden<br />

müssen. Die zentrale „Rumpfsteuerung“ sorgt hierbei jedoch nur für die Vorgabe von Eckterm<strong>in</strong>en<br />

für die E<strong>in</strong>gangs- <strong>und</strong> Ausgangsgrößen der verschiedenen Inseln im <strong>Unternehmen</strong><br />

<strong>und</strong> deren Koord<strong>in</strong>ation, während die Fe<strong>in</strong>term<strong>in</strong>ierung für die e<strong>in</strong>zelnen Fertigungsaufträge<br />

bzw. Bearbeitungsstationen <strong>in</strong>sel<strong>in</strong>tern vorgenommen wird.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Entlohnung <strong>in</strong> Fertigungs<strong>in</strong>seln<br />

Das Entlohnungsmodell muss die veränderten Anforderungen an die Inselmitarbeiter<br />

h<strong>in</strong>sichtlich höherer E<strong>in</strong>satzbereitschaft <strong>und</strong> Qualifikation, wie Übernahme von Verantwortung,<br />

Selbständigkeit, Kreativität, Mehrmasch<strong>in</strong>enbedienung, Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Teamfähigkeit usw. berücksichtigen <strong>und</strong> die entsprechenden Fähigkeiten der Mitarbeiter<br />

fördern. Folgende Entlohnungsmodelle s<strong>in</strong>d für Fertigungs<strong>in</strong>seln gut geeignet<br />

(s. auch Kapitel 3.3):<br />

Entlohnungsform Beschreibung<br />

Gruppenakkord Pensum-ähnliche Anwendung<br />

nur schwache <strong>in</strong>dividuelle Leistungsanreize,<br />

aber Förderung der Gruppen<strong>in</strong>tegration<br />

Komb<strong>in</strong>ierte Prämie Bezugsmerkmale: Quantitätsleistung (Gewichtung<br />

66%), Qualitätsleistung (20%)<br />

<strong>und</strong> sachliche Verhaltenleistung (Zusammenarbeit,<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> Interesse, Vielseitigkeit<br />

<strong>und</strong> Mobilität sowie Sauberkeit <strong>und</strong><br />

Ordnung, 14%)<br />

Prämiengr<strong>und</strong>lohn + Prämie (u.a. abhängig<br />

von der Marktsituation)<br />

Entlohnung nach Arbeitssystemen Orientierung an den durch Arbeitsbewertung<br />

ermittelten Anforderungen e<strong>in</strong>es<br />

spezifischen Arbeitsplatzes<br />

Arbeitsplätze mit ähnlichen Anforderungen<br />

werden zu e<strong>in</strong>em Arbeitssystem zusammengefasst<br />

(z.B. Fertigungs<strong>in</strong>sel), jeder<br />

Mitarbeiter e<strong>in</strong>es Arbeitssystems kann auf<br />

allen enthaltenen Arbeitsplätzen e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden<br />

ke<strong>in</strong>e motivierende Wirkung <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Arbeitssystems<br />

Kriterien für die Eignung von Fertigungs<strong>in</strong>seln<br />

Beurteilung der Eignung von Fertigungs<strong>in</strong>seln zur Lösung e<strong>in</strong>er speziellen<br />

Fertigungsaufgabe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em speziellen betrieblichen Umfeld.<br />

Kriterien des Betriebes Kriterien der Fertigungsaufgabe<br />

� Eignung der Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Anlagen für<br />

Inselstrukturen<br />

� Motivationsfähigkeit u. Qualifikation/<br />

Qualifizierungsmöglichkeit der Mitarbeiter<br />

� Eignung bzw. Veränderbarkeit der Aufbauorganisation<br />

� Eignung der räumlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

� Möglichkeit zur Integration <strong>in</strong>direkter<br />

Tätigkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Fertigungs<strong>in</strong>sel<br />

� Kompatibilität der Entlohnungssysteme<br />

� Anzahl der Bearbeitungsvorgänge je Teil<br />

(Übergangszeiten)<br />

� Konstanz der Auftragsstruktur<br />

� Häufigkeit von Änderungen am Produkt<br />

� Häufigkeit term<strong>in</strong>kritischer Fertigungsaufträge<br />

� Möglichkeit zur Bearbeitung mit Universalmasch<strong>in</strong>en<br />

� Möglichkeit zur Bearbeitung nach dem<br />

Objektpr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe<br />

� Möglichkeit der methodenübergreifenden<br />

Aufgabenübernahme durch die Mitarbeiter<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

In Bezug auf den Standardisierungsgrad der Erzeugnisse <strong>und</strong> die Fertigungsart zeigt sich<br />

<strong>in</strong> der Praxis, dass die Fertigungs<strong>in</strong>sel besonders geeignet ist für<br />

� typisierte Erzeugnisse mit k<strong>und</strong>enspezifischen Varianten <strong>und</strong><br />

� Kle<strong>in</strong>serienfertigung<br />

h<strong>in</strong>gegen weniger geeignet für<br />

� Standarderzeugnisse ohne Varianten <strong>und</strong><br />

� Massenfertigung<br />

Vorgehensweise bei der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Fertigungs<strong>in</strong>selkonzeptes<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Bestandteil bei der Entwicklung des Grobkonzeptes ist die Analyse<br />

der für die Fertigung relevanten <strong>in</strong>direkten Aufgaben sowie der zugehörigen Informationsflüsse<br />

(Funktions- <strong>und</strong> Informationsstrukturanalyse). Auf dieser Basis können folgende<br />

Fragestellungen beantwortet werden:<br />

� Welche Funktionen können <strong>in</strong> die Fertigungs<strong>in</strong>sel <strong>in</strong>tegriert werden, <strong>und</strong> wo ist e<strong>in</strong>e<br />

Trennungsl<strong>in</strong>ie zwischen zentralen <strong>und</strong> dezentralen Tätigkeiten zu legen?<br />

� Wo ist Optimierungspotential für e<strong>in</strong>e Straffung <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>fachung der Arbeitsabläufe,<br />

die Verbesserung des zeitlichen Ablaufs oder die Vermeidung von Schnittstellen vorhanden?<br />

� Wie ist e<strong>in</strong>e optimale Abstimmung zwischen Arbeits-, Material- <strong>und</strong> Informationsfluss<br />

zu erreichen?<br />

� Wie können Lücken zwischen Funktions- <strong>und</strong> Informations<strong>in</strong>tegration vermieden werden?<br />

Weiterführende Literatur<br />

C. Nedeß, J. Mallon, Ch. Stros<strong>in</strong>a: Die neue Fabrik, Handlungsleitfaden zur Gestaltung<br />

<strong>in</strong>tegrierter Produktionsstrukturen, Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg 1995<br />

B. Eidenmüller: Die Produktion als Wettbewerbsfaktor. Das Potential der Mitarbeiter nutzen<br />

- Herausforderung an das Produktionsmanagement, Verlag TÜV Rhe<strong>in</strong>land GmbH,<br />

Köln 1995<br />

Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung: Flexible Fertigungsorganisation am Beispiel von<br />

Fertigungs<strong>in</strong>seln, Eschborn 1984<br />

Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung: Fertigungs<strong>in</strong>seln - Fertigungsstruktur mit Zukunft,<br />

Eschborn 1987<br />

Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung: Integrierte Fertigung von Teilefamilien, Band 1:<br />

Das Konzept der Fertigungs<strong>in</strong>seln <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Gestaltungskomponenten, Köln 1990<br />

Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung: Integrierte Fertigung von Teilefamilien, Band 2:<br />

Werkzeuge <strong>und</strong> Methoden zur Planung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führung von Fertigungs<strong>in</strong>seln, Köln 1990<br />

Engroff, B.: Produkt<strong>in</strong>seln - Alternative zur Lean-Production? <strong>in</strong>: wt 7/8, S. 22-24<br />

Müller, R. u.a.: Fertigungs<strong>in</strong>seln - Strukturierung der Produktion <strong>in</strong> dezentrale Verantwortungsbereiche,<br />

Ehn<strong>in</strong>gen 1992<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

2 Dezentrale Fertigungssteuerung<br />

Es sollen zunächst Aufgaben <strong>und</strong> Anforderungen an moderne PPS-Systeme beschrieben<br />

werden. Weiterh<strong>in</strong> werden e<strong>in</strong>ige neuere Steuerungskonzepte für PPS-Systeme vorgestellt,<br />

mit denen e<strong>in</strong>e bessere Abstimmung zwischen Kapazitätsbedarf <strong>und</strong> -angebot erreicht<br />

werden soll.<br />

2.1 PPS-Systeme<br />

Aufgabe e<strong>in</strong>es PPS-Systems ist die <strong>in</strong>tegrierte Gestaltung <strong>und</strong> Durchführung der betrieblichen<br />

Produktionsplanung <strong>und</strong> -steuerung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Datenverwaltung.<br />

Die Produktionsplanung <strong>und</strong> -steuerung hat den Produktionsablauf unter mengenmäßigen<br />

<strong>und</strong> zeitlichen Gesichtspunkten, unter Beachtung der verfügbaren Kapazität, zu planen,<br />

zu veranlassen, zu überwachen <strong>und</strong> bei Abweichungen entsprechende Maßnahmen zu<br />

ergreifen, um die vorgegebenen Zielsetzungen zu erreichen.<br />

Zum Teil widersprüchliche Zielstellungen s<strong>in</strong>d:<br />

m<strong>in</strong>imale Durchlaufzeiten<br />

hohe Term<strong>in</strong>treue<br />

niedrige Lagerbestände <strong>und</strong><br />

maximale Kapazitätsauslastung<br />

m<strong>in</strong>imale Kosten<br />

Die Ziele Durchlaufzeitm<strong>in</strong>imierung <strong>und</strong> Lagerbestandsm<strong>in</strong>imierung weisen dabei e<strong>in</strong>e<br />

enge Beziehung auf, d.h. zwischen Werkstattbeständen <strong>und</strong> Durchlaufzeit besteht e<strong>in</strong>e<br />

wechselseitige Abhängigkeit. So führen niedrige Fertigungsauftragsbestände vor den Bearbeitungsstationen<br />

zu ger<strong>in</strong>gen Durchlaufzeiten, da die Liegezeiten vor der Bearbeitung<br />

reduziert werden.<br />

In jüngster Zeit tritt immer mehr das Ziel der Durchlaufzeitreduzierung bei gleichzeitig<br />

hoher Term<strong>in</strong>treue <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>, da die Dauer <strong>und</strong> E<strong>in</strong>haltung der Lieferfristen<br />

zu e<strong>in</strong>em entscheidenden Faktor der Wettbewerbsfähigkeit geworden s<strong>in</strong>d. Gerade bei<br />

e<strong>in</strong>er auftragsorientierten Produktion kann e<strong>in</strong>e strikte E<strong>in</strong>haltung der vertraglich fixierten<br />

Lieferterm<strong>in</strong>e zu e<strong>in</strong>er notwendigen Bed<strong>in</strong>gung für den langfristigen Fortbestand des<br />

<strong>Unternehmen</strong>s werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der engen Verflechtungen zwischen den Entscheidungsvariablen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit den Kapazitäts- <strong>und</strong>/oder Absatzrestriktionen ist e<strong>in</strong> ganzheitlicher Planungsansatz,<br />

der die Handlungsalternativen sämtlicher Teilbereiche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Komplexmodell<br />

erfasst <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e gleichzeitige Bestimmung der optimalen Werte dieser Handlungsalternativen<br />

<strong>in</strong> gegenseitiger Abstimmung vornimmt, konzeptionell am besten zur Problemlösung<br />

geeignet. Dies würde jedoch zu e<strong>in</strong>er außerordentlich hohen Modellkomplexität<br />

führen, mit e<strong>in</strong>er Vielzahl zu beschaffender <strong>und</strong> zu pflegender Daten.<br />

Deshalb f<strong>in</strong>den im Rahmen der Produktionsplanung <strong>und</strong> -steuerung vorwiegend sukzessive<br />

Planungsansätze Anwendung. Hierbei erfolgt e<strong>in</strong>e Komplexitätsreduktion dadurch,<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

dass der Problemkomplex <strong>in</strong> weitgehend abgeschlossene <strong>und</strong> vergleichsweise e<strong>in</strong>fache<br />

Teilprobleme zerlegt wird.<br />

Abb. 4: Gr<strong>und</strong>struktur e<strong>in</strong>es PPS-Systems<br />

Datenverwaltung<br />

Material- <strong>und</strong><br />

Teiledaten<br />

Erzeugnisstrukturdaten<br />

Arbeitspläne<br />

Arbeitsplatzdaten<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Produktionsprogrammplanung<br />

Festlegung, welche Produktarten <strong>in</strong> welchen Mengen produziert werden, auf Basis von<br />

Absatzprognosen oder konkreten K<strong>und</strong>enaufträgen.<br />

Prüfung von Kapazitäten <strong>und</strong> Materialverfügbarkeit, um e<strong>in</strong>e Lieferterm<strong>in</strong>abstimmung zu<br />

ermöglichen.<br />

Ergebnis ist der Bruttoprimärbedarf, d.h. der geplante Output an Endprodukten, Ersatzteilen<br />

<strong>und</strong> verkaufsfähigen Baugruppen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelteilen, der als Basis für die<br />

Mengenplanung dient.<br />

Durch Subtraktion evtl. vorhandener Lagerbestände von diesem Bruttoprimärbedarf erhält<br />

man den tatsächlich zu fertigenden Nettoprimärbedarf.<br />

Mengenplanung<br />

Im Rahmen der Mengenplanung wird ermittelt, welche Rohstoffe, E<strong>in</strong>zelteile <strong>und</strong> Baugruppen<br />

<strong>in</strong> welchen Mengen zu welchen Zeiten beschafft werden müssen, damit das gewünschte<br />

Produktionsprogramm realisiert werden kann. Hierzu ist e<strong>in</strong>e Stücklistenauflösung<br />

erforderlich, mit deren Hilfe der Sek<strong>und</strong>ärbedarf ermittelt wird. Unter Beachtung<br />

der Lagerbestände, Bestellungen <strong>und</strong> der noch nicht erledigten Aufträge wird der<br />

Nettobedarf ermittelt, der den jeweiligen Perioden zugeordnet wird, d.h. es erfolgt e<strong>in</strong>e<br />

term<strong>in</strong>ierte Nettobedarfsermittlung. Ergebnis der Mengenplanung s<strong>in</strong>d die Bestellaufträge<br />

für die jeweiligen Bauteile.<br />

Term<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Kapazitätsplanung<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der e<strong>in</strong>zelnen Bearbeitungs- <strong>und</strong> Rüstzeiten, die sich auf der Basis der<br />

Arbeitspläne ermitteln lassen, sowie der zu schätzenden Warte- <strong>und</strong> Transportzeiten wird<br />

die Durchlaufzeit bestimmt. Mit Hilfe der Durchlaufzeit lassen sich dann Start- <strong>und</strong> Endterm<strong>in</strong><br />

der Produktionsaufträge ermitteln – mit der Durchlaufzeit- <strong>und</strong> Kapazitätsterm<strong>in</strong>ierung.<br />

Auftragsveranlassung<br />

Im Rahmen der Auftragsveranlassung wird zunächst festgelegt, welche Aufträge freizugeben<br />

s<strong>in</strong>d. Voraussetzung für die Auftragsfreigabe ist dabei die Verfügbarkeitskontrolle,<br />

d.h. es ist sicherzustellen, dass die zum E<strong>in</strong>satz gelangenden Produktionsfaktoren<br />

bereitstehen. Für die freigegebenen Aufträge ist dann e<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>fe<strong>in</strong>planung notwendig,<br />

die mit der Erstellung entsprechender Masch<strong>in</strong>en- bzw. Arbeitsplatzbelegungspläne<br />

endet.<br />

Kapazitäts- <strong>und</strong> Auftragsüberwachung<br />

Während die Auftragsfortschrittsüberwachung alle relevanten Daten, wie Planwerte<br />

für Qualitäten, Mengen <strong>und</strong> Zeiten, erfasst <strong>und</strong> hierzu Soll-Ist-Vergleiche durchführt, erfasst<br />

die Kapazitätsüberwachung aggregate- <strong>und</strong> mitarbeiterbezogene Daten, wie<br />

Rüst-, Ausfall- <strong>und</strong> Anwesenheitszeiten.<br />

Die Betriebsdatenerfassung erfasst<br />

� auftragsbezogene (z.B. Produktionszeiten <strong>und</strong> -mengen, Qualitäten)<br />

� masch<strong>in</strong>enbezogene (z.B. Unterbrechungszeiten)<br />

� mitarbeiterbezogene (z.B. Anwesenheitszeiten) <strong>und</strong><br />

� materialbezogene (Zu- <strong>und</strong> Abgänge von Materialien)<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Daten <strong>und</strong> bereitet diese auf. Sie bildet damit die Gr<strong>und</strong>lage für die Auftragsfortschrittskontrolle,<br />

die Artikelkalkulation, die Lohnabrechnung <strong>und</strong> die Ermittlung des<br />

Auslastungsgrades der Betriebsmittel.<br />

Anforderungen an PPS-Systeme<br />

Moderne PPS-Systeme müssen selbständige Produktionse<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong>formationstechnisch<br />

unterstützen, d.h. es müssen bestimmte Entscheidungsmöglichkeiten für die Arbeitsgruppen<br />

offen gelassen werden, beispielsweise durch Bereitstellung e<strong>in</strong>es Auftragsvorrats<br />

über dessen Abarbeitungsfolge die Gruppe selbst entscheidet. Wichtige Voraussetzungen<br />

dabei s<strong>in</strong>d die aktuelle Informationsbereitstellung <strong>und</strong> ihre für den Werker leicht<br />

nachvollziehbare Form.<br />

Neben dem dezentralen Auftragsmanagement muss das System aber auch die zentrale<br />

Auftragsplanung <strong>und</strong> -koord<strong>in</strong>ation unterstützen (s. Abb 5). Im Rahmen der Auftragsplanung<br />

<strong>und</strong> -koord<strong>in</strong>ation gilt es, e<strong>in</strong>e Handlungssynchronisation der e<strong>in</strong>zelnen Bereiche<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es optimalen Gesamtauftrags-Durchlaufs zu erzielen. Hierbei steht die<br />

term<strong>in</strong>liche Abstimmung der am Auftragsdurchlauf beteiligten Produktionse<strong>in</strong>heiten durch<br />

Vorgabe von Eckterm<strong>in</strong>en im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Auftragsbündel<br />

Auftragsplanung Auftragskoord<strong>in</strong>ation zentrale Datenbasis<br />

Produktionse<strong>in</strong>heit 1<br />

Betriebmittel<br />

Arbeitspläne<br />

Stücklisten<br />

Lagerdaten<br />

Zentrale Auftragsplanung <strong>und</strong> -koord<strong>in</strong>ation<br />

Rückmeldung<br />

fertiger<br />

Aufträge<br />

dezentrales Auftragshandl<strong>in</strong>g<br />

Mengen-, Term<strong>in</strong>- <strong>und</strong><br />

Kapazitätsplanung<br />

Auftragsveranlassung <strong>und</strong><br />

überwachung<br />

Fertigungshilfsmittel-<br />

Disposition<br />

dezentrale Datenbasis<br />

Auftragsbündel<br />

Abb. 5: Konzept für moderne PPS-Systeme (n. Nedeß)<br />

Rückmeldung<br />

fertiger<br />

Aufträge<br />

… N Produktionse<strong>in</strong>heiten<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Die folgende Checkliste enthält M<strong>in</strong>imalforderungen, die e<strong>in</strong> modernes,<br />

modulares PPS-System erfüllen sollte:<br />

� Verwaltung von Arbeitsplatz- bzw. Kapazitätsgruppen statt E<strong>in</strong>zelkapazitäten<br />

� Zuordnung von Aufträgen zu Arbeitsplatz- bzw. Kapazitätsgruppen<br />

� Ermittlung von Eckterm<strong>in</strong>en für Aufträge <strong>und</strong> Weitergabe an die selbststeuernden<br />

Produktionse<strong>in</strong>heiten<br />

� Rückmeldungen von Meilenste<strong>in</strong>en bzw. bereichsübergreifenden Störungen, statt<br />

e<strong>in</strong>zelner Arbeitsgänge<br />

� Simultane Mengen-, Term<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Kapazitätsplanung <strong>in</strong> den Produktionse<strong>in</strong>heiten<br />

� Anwendung unterschiedlicher Steuerungsstrategien <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Bereichen<br />

� Möglichst ger<strong>in</strong>ger Anpassungsaufwand bei Umstrukturierungen <strong>in</strong> der Produktion<br />

� Multi-User-Fähigkeit<br />

� Client-Server-Architektur für verteilte Datenstrukturen (zentrale <strong>und</strong> dezentrale<br />

Datenbasen)<br />

E<strong>in</strong> weiterer Aspekt ist die Integration von Recycl<strong>in</strong>gaspekten <strong>in</strong> PPS-Systeme.<br />

Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis planungsrelevanter Daten über die<br />

Recycl<strong>in</strong>gobjekte <strong>und</strong> den Recycl<strong>in</strong>gprozess.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich bewirkt das Recycl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Reduzierung des Bedarfs an Inputmengen, was<br />

<strong>in</strong> der Mengenplanung zu berücksichtigen ist. Um die <strong>in</strong> der Produktion <strong>und</strong> <strong>in</strong> Recycl<strong>in</strong>gprozessen<br />

anfallenden Rückstände <strong>in</strong> die Produktionsplanung <strong>und</strong> -steuerung gezielt aufnehmen<br />

zu können, s<strong>in</strong>d Rückstandsstatistiken zu führen, damit die entstehenden Rückstandsmengen<br />

prognostizierbar werden.<br />

Wichtige Informationen für die Datenverwaltung s<strong>in</strong>d:<br />

� Rückstandskoeffizienten, die angeben, welche Anteile an Rückständen bezogen auf<br />

den Materiale<strong>in</strong>satz entstehen. E<strong>in</strong>e weitere Aufspaltung erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Reststoffkoeffizienten<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Abfallkoeffizienten.<br />

� Werden die entstehenden Rückstände an unterschiedliche Produktionsprozesse weitergeleitet,<br />

s<strong>in</strong>d Aufteilungskoeffizienten zu berücksichtigen.<br />

� Treten im Rahmen von Recycl<strong>in</strong>gprozessen Mengenverluste auf, s<strong>in</strong>d hierfür entsprechende<br />

Verlustkoeffizienten zu berücksichtigen.<br />

� Treten <strong>in</strong> Recycl<strong>in</strong>gprozessen Qualitätsverluste auf, s<strong>in</strong>d entsprechende Qualitätsklassen<br />

zu bilden.<br />

� Kapazitäten von Recycl<strong>in</strong>g-, Transport- <strong>und</strong> Entsorgungsprozessen müssen <strong>in</strong> den Arbeitsplatzdaten<br />

ergänzt werden.<br />

� Arbeitsplandaten über Recycl<strong>in</strong>g-, Transport- <strong>und</strong> Entsorgungsprozesse s<strong>in</strong>d zu beachten<br />

(z.B. Arbeitsschritte, Rüstzeiten).<br />

� S<strong>in</strong>d beim Recycl<strong>in</strong>gmaterial E<strong>in</strong>satzgrenzen <strong>in</strong> der Form von Unter- <strong>und</strong> Obergrenzen<br />

zu beachten, dann s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong> den Material- <strong>und</strong> Teiledaten zu erfassen.<br />

� Kapazitätsrestriktionen für e<strong>in</strong>e evtl. anfallende Zwischenlagerung der Rückstände s<strong>in</strong>d<br />

zu beachten.<br />

In den letzten Jahren wurden Leitstandsysteme zur Verbesserung der kurzfristigen<br />

Werkstattsteuerung entwickelt. Gr<strong>und</strong>gedanke dieser Systeme ist dabei die elektronische<br />

Nachbildung konventioneller Plantafeln. Der Funktionsumfang e<strong>in</strong>es elektronischen Leitstands<br />

enthält:<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� Die zu bearbeitenden Aufträgen mit den erforderlichen Arbeitsvorgängen.<br />

� Die Visualisierung der Belegung der Arbeitsplätze.<br />

� Durch Störungen oder Eilaufträge hervorgerufene Änderungen.<br />

� Die unmittelbare Verarbeitung <strong>und</strong> graphische Umsetzung der Rückmeldungen.<br />

� Der Leitstand gibt diese Rückmeldungen aus dem Produktionsbereich an das übergeordnete<br />

PPS- System (z.B. Planterm<strong>in</strong>e, Arbeitsfortschritte etc.).<br />

Kritische Betrachtung zu PPS-Systemen<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Kapazitätsterm<strong>in</strong>ierung s<strong>in</strong>d geplante Durchlaufzeiten. Diese s<strong>in</strong>d jedoch<br />

oft nicht der tatsächlichen Belastungssituation <strong>in</strong> der Fertigung angepasst <strong>und</strong> entsprechen<br />

daher häufig nicht den realen Durchlaufzeiten. Hierdurch können Belastungsspitzen<br />

<strong>in</strong> der Realität zu ganz anderen Zeitpunkten auftreten als geplant.<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die starke Streuung der realen Durchlaufzeiten besteht e<strong>in</strong>e gewisse Tendenz,<br />

die Fertigungsaufträge sicherheitshalber etwas früher als nötig freizugeben. Diese<br />

Freigabe e<strong>in</strong>es größeren Arbeitsvorrates erhöht jedoch die Werkstattbestände (Warteschlangen<br />

vor <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem Arbeitssystem) <strong>und</strong> damit die mittlere Durchlaufzeit. Auf diese<br />

Änderung wird häufig im Planungsprozess reagiert, d.h. die geplanten Durchlaufzeiten<br />

werden ebenfalls erhöht, wodurch die Aufträge noch früher freigegeben werden usw., so<br />

dass sich Bestände <strong>und</strong> Durchlaufzeiten gegenseitig hochschaukeln. Dieser auch als<br />

„Durchlaufzeit-Syndrom“ bezeichnete Regelkreis ist <strong>in</strong> Abb.6 dargestellt.<br />

Verlängerte mittlere<br />

Durchlaufzeiten durch<br />

die Arbeitssysteme<br />

Frühzeitige Freigabe geplanter<br />

Fertigungsaufträge auf den<br />

Arbeitssystemen<br />

Hohe Werkstattbestände<br />

Große Warteschlangen vor den<br />

Arbeitssystemen (Arbeitsst<strong>und</strong>en<strong>in</strong>halt<br />

vor den Masch<strong>in</strong>en ist hoch)<br />

Abb. 6: Aufschaukeln von Durchlaufzeiten <strong>und</strong> Beständen<br />

Kurzfristiger E<strong>in</strong>stoß von<br />

Fehlteilen auf den Arbeitssystemen<br />

Belastungs- <strong>und</strong> orientierte engpassorientierte Steuerungskonzepte wirken dem<br />

entgegen.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

2.2 Bestandsorientierte Steuerungskonzepte<br />

Die bestandsorientierten Steuerungskonzepte müssen die festgelegte Bestandshöhe<br />

sicherstellen. Dabei werden alle freizugebenden Fertigungsaufträge im Planungsprozess<br />

erfasst <strong>und</strong> mit den Kapazitäten abgestimmt. E<strong>in</strong> „Weglaufen“ der Durchlaufzeiten wird<br />

verh<strong>in</strong>dert.<br />

2.2.1 Belastungsorientierte Auftragsfreigabe<br />

Die Funktionsweise der belastungsorientierten Auftragsfreigabe lässt sich recht<br />

anschaulich am Trichtermodell darstellen (s. Abb. 7). Im obersten Trichter s<strong>in</strong>d<br />

sämtliche bekannten Aufträge enthalten. Der Parameter „Vorgriffshorizont“ lässt nur<br />

diejenigen Aufträge <strong>in</strong> den dr<strong>in</strong>genden Auftragsbestand (mittlerer Trichter) e<strong>in</strong>fließen,<br />

die <strong>in</strong>nerhalb der sogenannten Term<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Prioritätsschranke liegen. Dort wird über<br />

den Regelmechanismus „Belastungsschranke“ wiederum nur soviel Arbeit freigegeben,<br />

dass im unteren Trichter das gewünschte Bestandsniveau <strong>und</strong> damit die mittlere<br />

gewichtete Durchlaufzeit konstant gehalten wird. Verändert man den Parameter<br />

E<strong>in</strong>lastungsprozentsatz, stellt sich bei gleichem Durchfluss e<strong>in</strong> anderes Bestandsniveau<br />

<strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e andere Durchlaufzeit e<strong>in</strong>.<br />

Die belastungsorientierte Auftragsfreigabe setzt mittelfristig „richtige“ Kapazitäten voraus,<br />

d.h. e<strong>in</strong> Gleichgewicht zwischen Kapazitätsangebot <strong>und</strong> -nachfrage. Jeder Arbeitsvorgang<br />

hat e<strong>in</strong>en gewissen zeitlichen Puffer (Plandurchlaufzeit abzüglich Transport-<br />

<strong>und</strong> Durchführungszeit). Daraus lässt sich für jeden Arbeitsvorgang e<strong>in</strong> „frühestes“ <strong>und</strong><br />

„spätestes“ Bearbeitungsende bestimmen. Ziel der Kapazitätsplanung ist es nun, den<br />

zukünftigen Kapazitätsverlauf im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb dieses<br />

„Kapazitätsbedarfskorridors“ e<strong>in</strong>zuplanen.<br />

Die belastungsorientierte Auftragsfreigabe versucht also den Bestand zu regeln <strong>und</strong><br />

konstant zu halten.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Stellrad “Kapazität”<br />

(Parameter Bedarfsveränderung)<br />

Disposition<br />

K<strong>und</strong>e Vorrat Eigenbedarf<br />

Bekannter Auftragsbestand<br />

Lager<br />

VH<br />

Dr<strong>in</strong>gender Auftragsbestand<br />

VH<br />

Freigegebener Auftragsbestand<br />

Kapazität<br />

Stellrad “Term<strong>in</strong>schranke”<br />

(Parameter Vorgriffshorizont VH)<br />

Stellrad “Belastungsschranke”<br />

(Parameter E<strong>in</strong>lastungsprozentsatz)<br />

Bestandsniveau<br />

Abb. 7: Trichtermodell der belastungsorientierten Auftragsfreigabe mit<br />

Kapazitätsplanung [nach Wiendahl]<br />

Das Konzept der belastungsorientierten Auftragsfreigabe hat <strong>in</strong> der betriebwirtschaftlichen<br />

Literatur umfangreiche Kritik erfahren.<br />

Diese konzentriert sich auf folgende Punkte:<br />

� Der Planungshorizont beträgt lediglich e<strong>in</strong>e Periode, d.h. es handelt sich um e<strong>in</strong>en statischen<br />

Ansatz. Das Ergebnis der aktuellen Planperiode ist noch unsicher.<br />

� Das Konzept geht von e<strong>in</strong>fachen l<strong>in</strong>earen Produktionsstrukturen mit vielen gleichartigen<br />

Aufträgen, relativ kurzen Durchlaufzeiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em kont<strong>in</strong>uierlichen Materialfluss<br />

aus.<br />

� Effiziente Gestaltungsregeln für die Auftragsverteilung <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>term<strong>in</strong>ierung werden<br />

vernachlässigt.<br />

� Es werden ausschließlich mittlere Plandurchlaufzeiten angesetzt, d.h. e<strong>in</strong>e Berücksichtigung<br />

<strong>in</strong>dividueller Bearbeitungszeiten erfolgt nicht.<br />

� Aus der Differenz von Lieferterm<strong>in</strong> <strong>und</strong> mittlerer Durchlaufzeit wird e<strong>in</strong> provisorischer<br />

Startterm<strong>in</strong> ermittelt. Die Praxis zeigt, dass erhebliche Streuungen der Durchlaufzeit<br />

auftreten können. Das Konzept der belastungsorientierten Auftragsfreigabe verstärkt<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

diese Streuungen noch dadurch, dass nicht alle dr<strong>in</strong>glichen Aufträge freigegeben werden.<br />

� Die Qualität der Liefertreue hängt <strong>in</strong> entscheidendem Maße von e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Festlegung<br />

der Parameterwerte für<br />

• die Zeitspanne zwischen zwei Planungsläufen,<br />

• den Vorgriffshorizont <strong>und</strong><br />

• der Belastungsschranke ab.<br />

2.2.2 KANBAN-System<br />

Ziel des KANBAN-Systems ist e<strong>in</strong>e Produktion auf Abruf . Hierdurch sollen e<strong>in</strong>erseits<br />

die Lagerbestände niedrig gehalten, damit werden die Kapitalkosten durch niedrige Umlaufvermögensbestände<br />

reduziert, <strong>und</strong> andererseits die E<strong>in</strong>haltung der Fertigstellungsterm<strong>in</strong>e<br />

gewährleistet werden.<br />

Gr<strong>und</strong>idee des KANBAN-Systems: E<strong>in</strong>e Teileart wird erst dann produziert oder bereitgestellt,<br />

wenn der Bestand durch Verbrauch auf e<strong>in</strong> bestimmtes Niveau s<strong>in</strong>kt, d.h. der Teilebedarf<br />

wird durch den tatsächlichen Verbrauch (verbrauchsorientierte Bereitstellung)<br />

bestimmt. Dabei entstehen jeweils zwischen zwei aufe<strong>in</strong>anderfolgenden Produktionsstellen<br />

selbststeuernde Regelkreise, die e<strong>in</strong>e dezentrale Bestandskontrolle ermöglichen. Die<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Funktionsweise ist <strong>in</strong> Abb. 8 dargestellt.<br />

Informationsfluß Informationsfluß<br />

Produktionsstellen Pufferlager<br />

Materialfluß Materialfluß<br />

Abb. 8: Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zip des KANBAN-Systems<br />

Steuerungs<strong>in</strong>strument s<strong>in</strong>d dabei die sogenannten Kanban’s (Schilder, Karten). Sie stellen<br />

Informationsträger dar, die e<strong>in</strong>erseits der Teile- <strong>und</strong> Materialidentifikation <strong>in</strong> den<br />

Transportbehältern <strong>und</strong> andererseits der Auftragserteilung dienen, wobei zwischen Transport-Kanban<br />

<strong>und</strong> Produktions-Kanban zu unterscheiden ist. Während der Transport-<br />

Kanban den Materialfluss zwischen verbrauchender Stelle <strong>und</strong> dem vorgelagerten Pufferlager<br />

steuert, obliegt dem Produktions-Kanban die Steuerung des Materialflusses zwischen<br />

erzeugender Stelle <strong>und</strong> dem ihr nachgelagerten Pufferlager.<br />

Bei konsequenter Durchsetzung des Kanban-Pr<strong>in</strong>zips obliegt der zentralen Produktionssteuerung<br />

lediglich die Aufgabe, e<strong>in</strong>en Auftragsimpuls an die Endmontage zu geben, der<br />

sich dann <strong>in</strong> der beschriebenen Weise durch das gesamte System fortpflanzt. Damit wird<br />

die Auftragssteuerung erheblich vere<strong>in</strong>facht.<br />

Das Funktionieren des KANBAN-Systems e<strong>in</strong>e Reihe von Voraussetzungen:<br />

� Anordnung der Betriebsmittel nach dem Fließpr<strong>in</strong>zip<br />

� weitgehende Harmonisierung der Kapazitätsquerschnitte<br />

� weitgehend standardisierte Teile <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ges Variantenspektrum<br />

� stetiger Bedarf (ke<strong>in</strong>e größeren Absatzschwankungen)<br />

Produktionsstellen+1<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� Losgrößen müssen im Planungszeitraum konstant se<strong>in</strong><br />

� hohe Umschlaghäufigkeit der Teile<br />

� <strong>in</strong>tensive Qualitätskontrollen, da fehlerhafte Teile den Ablauf erheblich stören<br />

� qualifiziertes Personal, um flexiblen Personale<strong>in</strong>satz zu ermöglichen<br />

� hohe Verfügbarkeit <strong>und</strong> universell e<strong>in</strong>setzbare Produktionsmittel<br />

Die genannten Voraussetzungen machen deutlich, dass das KANBAN-System für kle<strong>in</strong>e<br />

<strong>und</strong> mittelständische <strong>Unternehmen</strong> mit ihrer i.d.R. hohen Variantenvielfalt <strong>und</strong> ungleichmäßigem<br />

Auftragse<strong>in</strong>gang nur sehr bed<strong>in</strong>gt anwendbar ist.<br />

2.3 Engpassorientierte Steuerungskonzepte<br />

Im Gegensatz zu den bestandsorientierten Steuerungskonzepten, bildet bei der<br />

engpassorientierte Steuerung das Arbeitssystem mit der knappsten Kapazität<br />

(den Engpass) den Ausgangspunkt der Planung.<br />

2.3.1 OPT-System<br />

Ausgangspunkt des OPT-Systems ist e<strong>in</strong>e konsequente Fluss- <strong>und</strong> Engpassorientierung.<br />

Ziel ist dabei e<strong>in</strong>e mengen- <strong>und</strong> zeitmäßig auf die Engpässe abgestimmte E<strong>in</strong>steuerung<br />

von Aufträgen <strong>in</strong> das Produktionssystem<br />

Die OPT-Philosophie bee<strong>in</strong>flußt:<br />

• Optimierung des Materialflusses statt hohe Kapazitätsauslastung!<br />

• Die Auslastung e<strong>in</strong>es Nicht-Engpasses durch die Engpässe im System!<br />

• Aufe<strong>in</strong>ander abgestimmte Kapazitätsauslastung aller am Produktionsprozess beteiligten<br />

Ressourcen statt maximale Kapazitätsauslastung e<strong>in</strong>er Ressource!<br />

• E<strong>in</strong>sparungen an Nicht-Engpässen, sie s<strong>in</strong>d ohne Bedeutung, da diese nicht voll ausgelastet<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> folglich Leerzeiten aufweisen!<br />

• Durchlaufzeit <strong>und</strong> Bestände, als Ergebnis der Planung!<br />

• Produktions- <strong>und</strong> Transportlosgrößen, sie sollten unterschiedlich se<strong>in</strong> (Produktionslosgröße<br />

> Transportlosgröße), um e<strong>in</strong>e überlappte Produktion <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Durchlaufzeit zu erreichen!<br />

• Variable Losgrößen!<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Auftragsebene<br />

Montageebene<br />

Teilefertigungsebene<br />

Rohmaterial- <strong>und</strong><br />

Zukaufsebene<br />

Abb. 9: Produktnetz<br />

Bei der Durchführung der Planung wird zunächst e<strong>in</strong> Produktnetz gebildet, mit dessen<br />

Hilfe die Arbeitsschritte als eigenständige Operationen dargestellt werden (s. Abb. 9). Mit<br />

diesem Produktnetz lässt sich e<strong>in</strong>erseits das Zusammenwirken der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Arbeitsgänge <strong>und</strong> folglich der Materialfluss <strong>und</strong> andererseits für jeden Arbeitsgang die<br />

Belastungssituation der zum E<strong>in</strong>satz gelangenden Ressourcen erfassen.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Auftragsebene<br />

Montageebene<br />

Teilefertigungsebene<br />

Rohmaterial- <strong>und</strong><br />

Zukaufsebene<br />

Abb. 10: Netztrennung<br />

Netztrennung<br />

Engpass<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er retrograden Term<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er darauf aufbauenden Kapazitätsbedarfsermittlung<br />

werden die Kapazitätsengpässe bestimmt. Ergebnis dieser Vorgehensweise<br />

ist die Trennung des Netzes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en kritischen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en unkritischen Teil,<br />

wobei zum kritischen Teil sämtliche Engpassarbeitsgänge <strong>und</strong> die darauffolgenden Arbeitsvorgänge<br />

gehören (s. Abb. 10).<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Auftragsebene<br />

Montageebene<br />

Teilefertigungsebene<br />

Rohmaterial- <strong>und</strong><br />

Zukaufsebene<br />

Netztrennung<br />

Netztrennung<br />

Bestanskontrolle<br />

Engpass<br />

Puffer<br />

Info: Erklärungen der L<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Kästchen können auch, wie im Orig<strong>in</strong>al,<br />

mit e<strong>in</strong>er Legende erfolgen.<br />

Abb. 11: Produktnetz mit Puffern <strong>und</strong> Bestandskontrolle<br />

Um Störungen an den Engpässen zu vermeiden, s<strong>in</strong>d entsprechende Sicherheitsbestände<br />

(Puffer) an den Übergängen vom nicht kritischen zum kritischen Netzteil zu platzieren.<br />

Um zu vermeiden, dass Teile, die an den Engpassarbeitse<strong>in</strong>heiten term<strong>in</strong>gerecht bearbeitet<br />

wurden, auf Zubauteile warten müssen, s<strong>in</strong>d zusätzliche Puffer an den übrigen Netzübergängen<br />

e<strong>in</strong>zurichten (s. Abb. 11).<br />

Die Auftragsfreigabeterm<strong>in</strong>e werden nun auf Gr<strong>und</strong>lage der Engpassbelegung ermittelt.<br />

Dabei wird der kritische Teil des Netzwerkes progressiv <strong>und</strong> der nichtkritische Teil retrograd<br />

e<strong>in</strong>geplant.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Gravierende Schwächen des Steuerungskonzeptes s<strong>in</strong>d das Fehlen jeglicher Angaben<br />

zur Durchlaufermittlung <strong>und</strong> zur Auswahl von Maßnahmen bei drohenden Lieferterm<strong>in</strong>überschreitungen.<br />

2.3.2 Engpassorientierte Disposition<br />

Die Engpassorientierte Disposition enthält drei Schritten:<br />

� Bedarfsauflösung mit Brutto-Nettobedarfsabgleich<br />

� Lieferfähigkeitsnachweis <strong>und</strong><br />

� Losgrößenermittlung <strong>und</strong> Auftragsbildung.<br />

Durch Stücklistenauflösung mit Vorlaufverschiebung wird zunächst der Primärbedarf ermittelt.<br />

In der Reihenfolge der Bedarfsterm<strong>in</strong>e wird dann e<strong>in</strong> Brutto-Nettobedarfsabgleich<br />

vollzogen. Dabei bleibt e<strong>in</strong>e Losgrößenbildung zunächst unbeachtet.<br />

Mit der Kenntnis des Bedarfs auf den e<strong>in</strong>zelnen Stufen kann festgelegt werden, wie die<br />

Losbildung unter Beachtung begrenzter Materialverfügbarkeit möglich ist.<br />

Für die Losgrößenbildung bieten sich dabei zwei unterschiedliche Vorgehensweisen<br />

an:<br />

� Die Losbildung erfolgt über den gesamten Planungshorizont, der sich an der <strong>in</strong> Schritt<br />

2 ermittelten maximalen Lieferfähigkeit orientiert. Entscheidende Nachteil dieser Vorgehensweise<br />

s<strong>in</strong>d der hohe Rechenaufwand <strong>und</strong> mögliche Störungen mit umfangreichen<br />

Umplanungen.<br />

� Die Auftragsbildung erfolgt auf allen Stufen erst bei Produktionsbeg<strong>in</strong>n, d.h. die Losbildung<br />

kann sich hierbei stets an der aktuellen Materialverfügbarkeit <strong>und</strong><br />

Bedarfssituation orientieren. Bei dieser Vorgehensweise f<strong>in</strong>det der übergeordnete<br />

Auftragszusammenhang ke<strong>in</strong>e Beachtung.<br />

Weiterführende Literatur<br />

H.-P. Wiendahl (Hrsg.), Anwendung der Belastungsorientierten Fertigungssteuerung, Carl<br />

Hanser Verlag München Wien, 1992<br />

D. Adam, Fertigungssteuerung - Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Systeme <strong>in</strong> Schriften zur <strong>Unternehmen</strong>sführung,<br />

38/39, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH Wiesbaden,<br />

1992<br />

C. Nedeß, J. Mallon, Ch. Stros<strong>in</strong>a: Die neue Fabrik, Handlungsleitfaden zur Gestaltung<br />

<strong>in</strong>tegrierter Produktionsstrukturen, Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg 1995<br />

H. Corsten: Produktionswirtschaft, E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das <strong>in</strong>dustrielle Produktionsmanagement,<br />

R. Oldenbourg Verlag München Wien, 1991<br />

Seite 35 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

3 Mitarbeiterorientierte Arbeitsorganisation<br />

3.1 Teamorientierte Fertigung (Gruppenarbeit)<br />

Die Gruppenarbeit ist die Zusammenfassung von planenden, steuernden, ausführenden,<br />

kontrollierenden <strong>und</strong> produktionsunterstützenden Tätigkeiten <strong>in</strong> dezentralen<br />

Organisationsstrukturen. Die übliche Tätigkeitsplanung wird <strong>in</strong> dezentralen Produktionsstrukturen<br />

durch e<strong>in</strong>e zielorientierte Ergebnisplanung ersetzt, d.h von der Gruppe wird<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es festgelegten Zeitrahmens e<strong>in</strong> bestimmtes Arbeitsergebnis verlangt, der<br />

Weg zur Erreichung dieses Ergebnisses ist der Gruppe jedoch weitestgehend freigestellt.<br />

Das bedeutet, dass Aufgaben die <strong>in</strong> konventionell strukturierten <strong>Unternehmen</strong> zentral<br />

bearbeitet wurden, wie beispielsweise Kapazitätsplanung, Qualitätssicherung oder Term<strong>in</strong>planung,<br />

nun z.T. <strong>in</strong> die Verantwortung der Gruppe fallen (s. Abb. 12). Dadurch werden<br />

lange Informationswege vermieden <strong>und</strong> Probleme sofort am Ort ihrer Entstehung<br />

beseitigt.<br />

Instandhaltung Lagerwesen E<strong>in</strong>kauf Personalführung<br />

Bestellung<br />

Disposition<br />

Wartung<br />

Personalkapazitäts<strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>satzplanung<br />

Term<strong>in</strong>planung/<br />

-vere<strong>in</strong>barung<br />

Autonome<br />

Arbeitsgruppe<br />

Interne<br />

Qualifizierung<br />

Verpackung<br />

Versand<br />

Qualitätssicherung<br />

Warene<strong>in</strong>gangskontrolle<br />

Betriebsmittelverwaltung<br />

Materialbereitstellung<br />

Fertigungssteuerung Arbeitsvorbereitung Qualitätssicherung<br />

Abb. 12: Verlagerung planender, steuernder, kontrollierender <strong>und</strong> produktionsunterstützender<br />

Funktionen <strong>in</strong> die Gruppe<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Mit der E<strong>in</strong>führung von Gruppenarbeit verb<strong>in</strong>den sich sowohl unternehmens- als<br />

auch mitarbeiterorientierte Zielstellungen.<br />

<strong>Unternehmen</strong>sorientierte Ziele mitarbeiterorientierte Ziele<br />

• Erhöhung der Produktionsflexibilität<br />

• Verbesserung der Qualität<br />

• Verr<strong>in</strong>gerung von Stillstandszeiten <strong>und</strong><br />

Überst<strong>und</strong>en<br />

• Reduzierung der Geme<strong>in</strong>kosten<br />

• Verbesserung des Material- <strong>und</strong> Informationsflusses<br />

• Verr<strong>in</strong>gerung von Durchlaufzeiten <strong>und</strong><br />

Beständen<br />

• Verr<strong>in</strong>gerung von Ausfallzeiten <strong>und</strong> Fluktuation<br />

• Steigerung der Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong><br />

Effizienz<br />

• ...<br />

• Steigerung der Fachkompetenz<br />

• Schaffung von Produktidentifikation<br />

• Erzeugung e<strong>in</strong>es „Wir-Gefühls“<br />

• Verr<strong>in</strong>gerung von Monotonie <strong>und</strong> Streß<br />

• aktive Gestaltungsmöglichkeiten bei Arbeitsplatz<br />

<strong>und</strong> –umfeld<br />

• Verbesserung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

• Selbstorganisation <strong>und</strong> –motivation<br />

• Ganzheitliche Verantwortung für das Arbeitsergebnis<br />

• ...<br />

Voraussetzungen für das Gel<strong>in</strong>gen der praktischen Umsetzung von<br />

Gruppenarbeit:<br />

Wandel des Führungsverhaltens der Vorgesetzten. Neben fachliche Kompetenz <strong>und</strong><br />

Durchsetzungsvermögen rückt gleichwertig die Sozialkompetenz. Damit ergibt sich e<strong>in</strong><br />

erweitertes Tätigkeitsspektrum für den Vorgesetzten mit teilweise gegenläufigen Zielstellungen.<br />

Denn e<strong>in</strong>erseits ist es erforderlich e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> Vorgesetztem aufzubauen, gleichzeitig kann <strong>und</strong> darf aber auf e<strong>in</strong>e auf Autorität beruhende<br />

„Durchsetzungsmacht“ nicht verzichtet werden. Neben guter Menschenkenntnis<br />

<strong>und</strong> dem <strong>in</strong>tuitiven „F<strong>in</strong>gerspitzengefühl“ ergeben sich folgende Anforderungen an das<br />

Führungsverhalten:<br />

❒ Vorbildfunktion<br />

� Konsequenz im Verhalten <strong>und</strong> Handeln<br />

� Begründung von Aufgaben<br />

� Erklärung von Zusammenhängen<br />

� Offenheit <strong>in</strong> der Kommunikation<br />

Dabei gew<strong>in</strong>nt der Meister zugleich se<strong>in</strong>e naturgeb<strong>und</strong>enen Funktionen zurück. Für<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> Gruppen ist er:<br />

• Fachmann, Berater/Teamentwickler, Impulsgeber/-empfänger, Förderer/Coach<br />

• Diskussionspartner, Koord<strong>in</strong>ator <strong>und</strong> Moderator, Vermittler/Konfliktlöser<br />

• Personalentwickler <strong>und</strong> Dienstleister<br />

Durchführung umfassender Qualifizierungsmaßnahmen, um die späteren Gruppenmitglieder<br />

<strong>und</strong> ihre Vorgesetzten auf die neuen Aufgaben <strong>und</strong> Anforderungen vorzubereiten<br />

(s. Kapitel 3.2). Qualifizierung ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung mit zentralem Stellenwert.<br />

Die Gruppenarbeit erfordert e<strong>in</strong> kurz- <strong>und</strong> langfristig orientiertes Qualifizierungskonzept,<br />

das die Eigendynamik der Gruppe entwickelt <strong>und</strong> stärkt.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Vorgehensweise bei der E<strong>in</strong>führung von Gruppenarbeit<br />

Das folgende 8-Phasen-Modell für die E<strong>in</strong>führung von Gruppenarbeit enthält e<strong>in</strong>e praxiserprobte<br />

Vorgehensweise <strong>und</strong> kann bei der eigenen Umsetzung als Checkliste zugr<strong>und</strong>e<br />

gelegt werden.<br />

Phase 1: Gesamtkonzept für die Umstrukturierung der Produktion entwickeln<br />

� Ermittlung <strong>und</strong> Bewertung bestehender Schwachstellen<br />

� Def<strong>in</strong>ition von Strategien <strong>und</strong> Zielen für die Reorganisation<br />

� Gruppenarbeit auf Verbesserungspotential h<strong>in</strong>sichtlich der Projektziele analysieren<br />

� Entscheidung über E<strong>in</strong>führung der Gruppenarbeit treffen<br />

Phase 2: Gruppenarbeitskonzept entwickeln<br />

� Formulierung der konkreten Zielsetzung bei der E<strong>in</strong>führung von Gruppenarbeit<br />

(abgeleitet aus den Zielen des Gesamtkonzepts für die Umstrukturierung)<br />

� Festlegung von Messgrößen zur Erfolgsbeurteilung<br />

� Def<strong>in</strong>ition der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Gruppenarbeit<br />

• Externe Führungsstruktur (diszipl<strong>in</strong>arische Regelungen/Führungsstil)<br />

• Arbeitszeitregelung<br />

• Entlohnungs- <strong>und</strong> Anreizsystem<br />

� Kriterien für die Gestaltung der Gruppenarbeit<br />

• Interne Führungsstruktur (Gruppensprecher?)<br />

• Gruppengröße (M<strong>in</strong>/Max)<br />

• Gruppenhomogenität (ähnliche oder unterschiedliche Qualifikationen)<br />

• Gruppenautonomie<br />

• Technologische Faktoren<br />

� Schulungskonzept<br />

• Schulungsbedarf/-ziele: Führungskräfte, Meister, Gruppensprecher/-mitglieder<br />

• Schulungsmethoden (Sem<strong>in</strong>are, Workshops, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g on the job etc.)<br />

Phase 3: Mitarbeiter<strong>in</strong>formation<br />

Die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d offen <strong>und</strong> umfassend über die anstehenden Veränderungen zu <strong>in</strong>formieren.<br />

Wichtige Elemente s<strong>in</strong>d hierbei:<br />

� Gründe für die E<strong>in</strong>führung von Gruppenarbeit<br />

� Bedeutung für <strong>Unternehmen</strong>sbestands- <strong>und</strong> Arbeitsplatzsicherung<br />

� Vorteile der neuen Arbeitsorganisation für die Mitarbeiter<br />

� Anstehende Veränderungen, neue Anforderungen für die Mitarbeiter<br />

� Konzeption der Gruppenarbeit<br />

� Spielregeln der Gruppenarbeit, z.B. Gruppenbildung (freiwillig)<br />

� neue Führungsstruktur (Rolle des Meisters, Gruppensprechers)<br />

� Ablauf der E<strong>in</strong>führung von Gruppenarbeit<br />

Phase 4: Pilotbereich festlegen<br />

Es ist zunächst e<strong>in</strong> Bereich für e<strong>in</strong>e pilotartige Realisierung auszuwählen. Entscheidende<br />

Kriterien müssen e<strong>in</strong> hohes Verbesserungspotential <strong>und</strong> e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Risiko des Scheiterns<br />

se<strong>in</strong>. Ziele der Pilotrealisierung s<strong>in</strong>d<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� Akzeptanz schaffen durch Aufzeigen von Erfolgen<br />

� Überprüfung des Gruppenarbeitskonzepts <strong>und</strong> des Vorgehens bei der E<strong>in</strong>führung<br />

Nach Auswahl des Pilotbereichs kann e<strong>in</strong>e Optimierung des strukturellen Umfelds im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Schaffung räumlich, personell <strong>und</strong> aufgabenbezogen sauber abgegrenzter<br />

Gruppen erforderlich se<strong>in</strong>. Dies sollte jedoch auch nach Installation der Gruppen mit diesen<br />

geme<strong>in</strong>sam erfolgen.<br />

Phase 5: E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Mitarbeiter <strong>in</strong> die Gruppenbildung<br />

Das Planungsteam führt geme<strong>in</strong>sam mit den Mitarbeitern des Pilotbereichs e<strong>in</strong>e Detaillierung<br />

des Gruppenarbeitskonzepts für die zu <strong>in</strong>stallierende Gruppe durch:<br />

� Auswahl der Mitarbeiter für die Pilotgruppe<br />

� Schulung der Mitarbeiter der Pilotgruppe <strong>und</strong> der Vorgesetzten<br />

� Detaillierung/Präzisierung der Zielsetzung für die Pilotgruppe<br />

� Festlegung der Arbeitsumfänge der Gruppe (direkte/<strong>in</strong>direkte Tätigkeiten)<br />

� Arbeitsplatzgestaltung<br />

� Dispositionsspielraum der Gruppe<br />

� Informationsversorgung<br />

� Wahl des Gruppensprechers<br />

� Festlegung von Beurteilungskriterien (Gruppe, Mitarbeiter)<br />

Phase 6: Realisierung Pilotbereich<br />

� E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> die neuen Aufgaben<br />

� Neugestaltung der Arbeitsplätze<br />

� Visualisierung (Gruppen<strong>in</strong>terna, betriebliche Kennzahlen usw.)<br />

� schrittweiser Rückzug von Vorgesetzten <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkten Bereichen aus dem Aufgabenbereich<br />

der Gruppe<br />

� begleitendes Coach<strong>in</strong>g durch den Vorgesetzten<br />

� bei Funktionsfähigkeit - Zielfestlegung für Verbesserungsaktivitäten<br />

Phase 7: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung/Revision von Konzept <strong>und</strong> Vorgehen<br />

� Wirtschaftlichkeitsbetrachtung/Erfolgsbeurteilung für den Pilotbereich<br />

� kritische Überprüfung <strong>und</strong> Weiterentwicklung des Gruppenarbeitskonzepts<br />

� kritische Überprüfung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der Vorgehensweise<br />

Phase 8: Flächendeckende Realisierung von Gruppenarbeit<br />

� schrittweise weitere geeignete Bereiche umstellen, dabei simultan die sich aus den<br />

Zielen der Umstrukturierung <strong>und</strong> den Anforderungen der Gruppenarbeit ergebenden<br />

Veränderungen der Organisation im Produktionsbereich realisieren<br />

Fazit<br />

Die Frage, ob Gruppenarbeit die geeignete Organisationsform ist, hängt von e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

betriebsspezifischer Faktoren ab <strong>und</strong> kann deshalb nicht pauschal beantwortet werden.<br />

Faktoren, die die Entscheidung bee<strong>in</strong>flussen s<strong>in</strong>d beispielsweise:<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� <strong>Unternehmen</strong>skultur (Verhältnis Mitarbeiter - Vorgesetzte)<br />

� Größe des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

� Variantenvielfalt <strong>und</strong> Stückzahlen der Produkte<br />

� Fertigungstechnologie<br />

� Qualifikation <strong>und</strong> Motivation der Mitarbeiter<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Gruppenarbeit :<br />

Vorteile Nachteile<br />

� Entlastung der zentralen Planung<br />

� schnelle Reaktion bei Änderungen<br />

durch kurze Informationswege<br />

� größere Fähigkeit zur Aufgabenlösung<br />

durch Zusammenführen von Mitarbeitern<br />

mit unterschiedlichen Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen<br />

� bessere Koord<strong>in</strong>ation<br />

� erhöhte Motivation durch mehr Entscheidungsbefugnis<br />

� Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Entfaltung<br />

� Förderung sozialer Kontakte, Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Wertschätzung durch die<br />

anderen<br />

� hoher Aufwand vor allem <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>führungsphase<br />

� evtl. Kosten für externe Berater<br />

� Gefahr der Überforderung der Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Vorgesetzten<br />

� evtl. Unterdrückung von Individualismus<br />

<strong>und</strong> das Verleiten zu konformem<br />

Verhalten<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

3.2 Qualifizierung<br />

Die zunehmende E<strong>in</strong>führung dezentraler Strukturen <strong>in</strong> den <strong>Unternehmen</strong>, stellt höhere<br />

Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter. Qualifizierung wird damit zur Voraussetzung<br />

für den Aufbau dezentraler Produktions- <strong>und</strong> Entscheidungse<strong>in</strong>heiten.<br />

Es geht darum, e<strong>in</strong>en ständigen Lernprozess auf dem Lebens- <strong>und</strong> Berufsweg e<strong>in</strong>es Menschen<br />

zu motivieren <strong>und</strong> zu entwickeln. Im Bestreben nach e<strong>in</strong>er schlanken Organisation<br />

werden zentrale Planungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfunktionen zunehmend <strong>in</strong> die produktive<br />

Ebene verlagert, sodass das Aufgabenspektrum auch <strong>in</strong> der Produktion zunehmend von<br />

planenden, steuernden <strong>und</strong> kontrollierenden Tätigkeiten bestimmt wird (s. Abb. 13). Diese<br />

neuen Aufgaben können von den Betroffenen nur dann zufriedenstellend gelöst werden,<br />

wenn die Neuorganisation des <strong>Unternehmen</strong>s von flankierenden Qualifizierungsmaßnahmen<br />

begleitet wird.<br />

Vorrichtungs- <strong>und</strong><br />

Werkzeugverwaltung<br />

Innerbetrieblicher<br />

Transport<br />

Qualitätsselbstprüfung<br />

Vor der Umstellung<br />

auf Fertigungs<strong>in</strong>seln<br />

Nach der Umstellung<br />

auf Fertigungs<strong>in</strong>seln<br />

Kurzfristige<br />

Inselsteuerung<br />

Kooperation<br />

im Team<br />

E<strong>in</strong>zelmasch<strong>in</strong>enbedienung<br />

Werkstattorientierte<br />

Programmierung<br />

Komplettbearbeitung<br />

E<strong>in</strong>richten/ Rüsten<br />

Umgang mit<br />

Meßmitteln<br />

Arbeitsplanung<br />

Wartungs- <strong>und</strong><br />

Instandhaltungstätigkeiten<br />

Abb. 13: Änderung des Tätigkeitsprofils am Beispiel der E<strong>in</strong>führung von Fertigungs<strong>in</strong>seln<br />

[nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Der Ablauf der <strong>in</strong>nerbetrieblichen Qualifizierung ist im folgenden Flussdiagramm<br />

dargestellt.<br />

Tätigkeitsanforderungen<br />

ermitteln<br />

Qualifizierungsniveau der<br />

Mitarbeiter bestimmen<br />

Schulungsprogramm<br />

erstellen<br />

Schulung durchführen<br />

Schulung<br />

dokumentieren<br />

Tätigkeitsanforderungen ermitteln<br />

Anforderungsprofil<br />

Qualifizierungsmatrix<br />

Schulungsplan<br />

Schulungsnachweis<br />

aktualisierte Qualifizierungsmatrix<br />

Abb. 14: Vorgehensweise Qualifizierung<br />

Zur Bestimmung der Tätigkeitsanforderungen gibt es e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Analysemethoden<br />

<strong>und</strong> -werkzeugen. Die Ermittlung <strong>und</strong> Bewertung der Arbeitsanforderungen soll<br />

nachfolgend am Beispiel des Tätigkeits-Bewertungs-Systems (Gr<strong>und</strong>lage: TBS, Hacker)<br />

dargestellt werden.<br />

Bei der Analyse mit dem Tätigkeits-Bewertungs-System wird e<strong>in</strong>e Tätigkeit nach fünf<br />

Kriterien bewertet.<br />

� Ganzheitlichkeit der Tätigkeit<br />

� Kooperations- <strong>und</strong> Kommunikationsanforderungen<br />

� Verantwortung für das Arbeitsergebnis<br />

� Erforderliche Denk- <strong>und</strong> Problemlösungsprozesse<br />

� Lernanreize <strong>und</strong> -erfordernisse durch die gestellte Arbeitsaufgabe<br />

Im Rahmen dieses Instruments s<strong>in</strong>d M<strong>in</strong>destanforderungen für qualifikationsgerechte<br />

Arbeitsaufgaben def<strong>in</strong>iert, die sich am Durchschnitt der Qualifikationsausstattung gewerblicher<br />

Arbeitnehmer orientieren. E<strong>in</strong>e Unterschreitung des 100% Wertes bedeutet,<br />

dass die durchschnittlich vorhandene Qualifikation durch die Anforderungen der gestellten<br />

Arbeitsaufgabe nicht voll genutzt werden <strong>und</strong> dass längerfristig die Gefahr e<strong>in</strong>er<br />

Dequalifizierung besteht. E<strong>in</strong>e Überschreitung der 100% Marke impliziert, dass die objektiven<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e dynamische Qualifikationsentwicklung gegeben s<strong>in</strong>d.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Qualifizierungsniveau der Mitarbeiter bestimmen<br />

Zur Bestimmung des Qualifizierungsniveaus der Mitarbeiter gibt es verschiedene Möglichkeiten.<br />

Zum e<strong>in</strong>en ist die Qualifizierung des Mitarbeiters aus se<strong>in</strong>er Ausbildung (schulische<br />

Ausbildung, Berufsausbildung, Studium, Teilnahme an Kursen <strong>und</strong> Lehrgängen) ersichtlich.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus geben Befragungen des Mitarbeiters bzw. se<strong>in</strong>er Vorgesetzten<br />

oder Tests Aufschluss über das Qualifizierungsniveau.<br />

Als Hilfsmittel zur Darstellung des Qualifizierungsniveaus des Mitarbeiters <strong>und</strong> zur Ableitung<br />

des Schulungsbedarfs kann e<strong>in</strong>e sog. Qualifizierungsmatrix e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Schulungsprogramm erstellen<br />

Das Schulungsprogramm sollte modular aufgebaut se<strong>in</strong> <strong>und</strong> sich an den konkreten Arbeitsaufgaben<br />

des entsprechenden Bereiches orientieren. Das Anforderungsniveau nimmt<br />

stufenweise zu, wobei jede Stufe auf dem bereits Erlernten aufbaut. Auf jeder Stufe werden<br />

fachliche, soziale <strong>und</strong> methodische Kenntnisse vermittelt.<br />

fachlich<br />

methodisch<br />

sozial<br />

Stufe 1<br />

Endmontage<br />

Varianten kennen,<br />

Stückliste lesen,<br />

Lohnkarte ausfüllen<br />

Absprache mit<br />

Kollegen<br />

Stufe 2<br />

Verpacken,<br />

Vormontage<br />

Beschilderungsanweisung,<br />

Begleitpapiere<br />

Abstimmung mit<br />

Transporteur <strong>und</strong><br />

Prüfer<br />

Stufe 3<br />

Prüfen,<br />

Fehlersuche,<br />

Nacharbeit<br />

Funktion Prüfmasch<strong>in</strong>e,Hochspannungsunterweisung<br />

Koord<strong>in</strong>ation<br />

Qualitätsbeauftragter<br />

Stufe 4<br />

Auftragsverwaltung,<br />

Materialbeschaffung<br />

EDV,<br />

0 - Serie montieren<br />

Systemübergreifende<br />

Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong><br />

Abstimmung<br />

K O M P L E X I T Ä T S S T E I G E R U N G<br />

Abb. 15 : Qualifizierungssystem e<strong>in</strong>er Montage<strong>in</strong>sel [nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

Schulung durchführen<br />

Die Mitarbeiter qualifizieren sich gegenseitig bei ihrer täglichen Arbeit. Jeder ist pr<strong>in</strong>zipiell<br />

als Experte für die von ihm beherrschten Tätigkeiten anzusehen <strong>und</strong> somit potentieller<br />

Ausbilder für diese Tätigkeiten. Die E<strong>in</strong>beziehung gruppenexterner Ausbilder sollte sich<br />

auf die Aufgaben beschränken, bei denen es <strong>in</strong>nerhalb der Arbeitsgruppe noch ke<strong>in</strong>e Erfahrungswerte<br />

gibt.<br />

Da der Lern<strong>in</strong>halt aus den realen Aufgaben der Arbeitsgruppe abgeleitet wird, s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>imale<br />

Transferverluste beim Übergang von der Qualifizierung zur Ausführung der Arbeit zu<br />

erwarten. E<strong>in</strong> unrealistischer Freistellungsaufwand <strong>und</strong> die Betreuung durch spezielle<br />

Tra<strong>in</strong>er können weitgehend vermieden werden.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Schulung dokumentieren<br />

Über alle durchgeführten Schulungen s<strong>in</strong>d entsprechende Nachweise anzufertigen <strong>und</strong> die<br />

Qualifizierungsmatrix ist zu aktualisieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass der<br />

Mitarbeiter se<strong>in</strong>er Qualifikation entsprechend e<strong>in</strong>gesetzt wird. Außerdem wird mit der<br />

Nachweisführung e<strong>in</strong>e wichtige Forderung der DIN EN ISO 9000 bzw. 9000/2000 erfüllt.<br />

E<strong>in</strong>führung neuer Medien <strong>in</strong> <strong>Unternehmen</strong>:<br />

Erfordert ganzheitliches Denken <strong>und</strong> Handeln! Organisatorische, technologische Fragestellungen<br />

<strong>und</strong> Aspekte der Wirtschaftlichkeit s<strong>in</strong>d zu berücksichtigen!<br />

Projektstufen:<br />

• Vorbereitung / Analyse<br />

- <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Team<br />

- Klärung des Begriffs ‚Neue Medien‘<br />

- Detaillierte Kapazitätsplanung für das Projekt, dabei den Untersuchungsbereich<br />

bzgl. der Nutzung der neuen Informations- <strong>und</strong> Kommunikations-Technologien<br />

fixieren<br />

- Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />

- Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsanalyse – rechnergestützte Auswertung<br />

- Dabei Beachtung Selbstaufschreibung <strong>und</strong> Interview<br />

- Interviews h<strong>in</strong>terfragen u.a. Unterversorgung mit technologischen Hilfsmitteln, die<br />

Häufigkeit von Unterbrechungen bei der Arbeit, die Erreichbarkeit von Kommunikationspartnern<br />

etc.<br />

• Diagnose<br />

- Die <strong>in</strong> Analyse aufgedeckten Engpässe / Schwachstellen werden dokumentiert.<br />

- Basis für das strategische Gesamtkonzept.<br />

• Technologisch / organisatorisches Gesamtkonzept<br />

- Technologisch / organisatorisch er Fahrplan für das <strong>Unternehmen</strong> <strong>in</strong> den nächsten<br />

fünf Jahren?<br />

- Welche Software an welchen Arbeitsplätzen?<br />

- Anforderungen an das Mediensystem<br />

- Konzept e<strong>in</strong>er organisatorischen / technologischen Infrastruktur<br />

- Multifunktionale Endgeräte<br />

- Modularität / Normen / Standards<br />

- Benutzeroberfläche<br />

- Netzwerkkonzeption<br />

- Konzept der Informationsver- <strong>und</strong> Funktionsverwaltung<br />

- Entwicklung <strong>und</strong> Konfiguration von Arbeitsplatzsystemen<br />

- Technisches Konzept<br />

- Maßnahmenplanung<br />

- Umsetzungsstrategien<br />

- Realisierung<br />

- Wirtschaftlichkeit<br />

• Maßnahmenplanung<br />

- Aufbau e<strong>in</strong>es Intra- / Extranets<br />

- Installation von Multimedia-Systemen<br />

- E<strong>in</strong>führungsstrategien neuer Medien – Bottom-up oder Top-down<br />

• Systemauswahl<br />

- Detaillierten Kriterienkatalog ausarbeiten – mit Gewichtung e<strong>in</strong>er Funktion <strong>und</strong> Erfüllungsgrad<br />

- Auswahl des Systems im Projektteam unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der künftigen Nutzer, sofern<br />

sie nicht bereits im Team enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

• Realisierung<br />

- E<strong>in</strong>führung neuer Medien ist e<strong>in</strong> permanenter Entwicklungsprozess über mehrere<br />

Jahre.<br />

- Der strategische Charakter fordern die Institutionalisierung der Aufgaben der Koord<strong>in</strong>ation<br />

<strong>und</strong> Integration <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stelle.<br />

- Sicherungs- <strong>und</strong> Aktualisierungsmaßnahmen.<br />

Der Lern-Manager<br />

• Unterstützung der Mitarbeiter bei der eigenverantwortlichen kont<strong>in</strong>uierlichen Weiterbildung<br />

im S<strong>in</strong>ne des lebenslangen Lernens.<br />

• Ermittlung des aktuellen Weiterbildungsbedarfs <strong>und</strong> Planung der konkreten Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

• Beratung beim Erwerb von Selbstlernkompetenzen <strong>und</strong> bei Lernproblemen.<br />

• Evaluierung <strong>und</strong> Auswahl neue Lernmedien wie multimediale Lernprogramme,<br />

tutorielle Systeme, Teleteach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Simulationssysteme.<br />

• Erarbeitung eigener Lernprogramme.<br />

• Beherrschung e<strong>in</strong>es pädagogischen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> neuer Technologien.<br />

Neue Kompetenzfelder <strong>in</strong> den <strong>Unternehmen</strong><br />

• <strong>Unternehmen</strong>skompetenz<br />

• Fachkompetenz<br />

• Methodenkompetenz<br />

• Sozialkompetenz<br />

• Persönliche oder Selbstkompetenz<br />

• Lernkompetenz<br />

• Medienkompetenz<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

3.3 Leistungsorientierte Entlohnungsformen<br />

Das Entwickeln <strong>und</strong> Begründen e<strong>in</strong>es leistungsorientierten (gerechten) Entlohnungssystems<br />

ist e<strong>in</strong>e äußerst sensible Aufgabe. Das Lohngefüge e<strong>in</strong> bestimmender Faktor für das<br />

<strong>Unternehmen</strong>sklima.<br />

Es gibt heute e<strong>in</strong>e Vielzahl von Entlohnungsmodellen. Es sollen e<strong>in</strong>ige gr<strong>und</strong>legende Aspekte,<br />

die bei der Festlegung e<strong>in</strong>es Entlohnungsmodells zu beachten s<strong>in</strong>d, dargestellt<br />

werden.<br />

Jeder Betrieb muss e<strong>in</strong> Entlohnungssystem f<strong>in</strong>den, das se<strong>in</strong>e spezifische Situation widerspiegelt.<br />

Kriterien, die bei der Ausarbeitung e<strong>in</strong>es Lohnsystems beachtet werden sollten,<br />

s<strong>in</strong>d beispielsweise:<br />

� Tarifbestimmungen<br />

� Wirtschaftliche, soziale <strong>und</strong> technisch-organisatorische Situation des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

� Qualifizierungsgrad der Mitarbeiter<br />

� Struktur des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

� Regionale Restriktionen<br />

Dennoch ergeben sich e<strong>in</strong>ige allgeme<strong>in</strong>e Anforderungen an e<strong>in</strong> modernes<br />

Entgeltsystem:<br />

Gleichbewertung von Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten, von Frau <strong>und</strong> Mann<br />

Gleiche Tätigkeiten müssen gleich entlohnt werden. Bei e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Entgeltsystem<br />

ist für Arbeiter <strong>und</strong> Angestellte, für Frauen <strong>und</strong> Männern das gleiche Verfahren mit<br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Aufbau sowohl für die E<strong>in</strong>gruppierung als auch für die Leistungsermittlung<br />

zu verwenden<br />

Leistungsanreiz<br />

Die Praxis braucht e<strong>in</strong> Entgeltsystem, das neben e<strong>in</strong>er anforderungsgerechten<br />

E<strong>in</strong>gruppierung der Tätigkeiten <strong>und</strong> Aufgabenbereiche auch e<strong>in</strong>e zusätzliche Motivations-<br />

<strong>und</strong> Anreizkomponente enthält.<br />

Verständlichkeit<br />

Das Entgeltgefüge <strong>und</strong> die Zusammensetzung müssen für den e<strong>in</strong>zelnen Beschäftigten<br />

verständlich <strong>und</strong> nachvollziehbar se<strong>in</strong>.<br />

Anwendbarkeit<br />

Das Entgeltsystem muss durch die betrieblichen Vorgesetzten leicht <strong>und</strong> treffsicher anwendbar<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Ger<strong>in</strong>ger Verwaltungsaufwand<br />

Der Anteil des Personalaufwands am Gesamtaufwand darf durch e<strong>in</strong> neues Entgeltsystem<br />

nicht steigen, wenn nicht zusätzliche Produktivitätssteigerungen zu erreichen s<strong>in</strong>d.<br />

Akzeptanz<br />

E<strong>in</strong> Entgeltsystem ist nur dann im betrieblichen Alltag erfolgreich e<strong>in</strong>setzbar, wenn es bei<br />

Mitarbeitern, Führungskräften <strong>und</strong> Betriebsräten Akzeptanz f<strong>in</strong>det.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Die konventionellen Entlohnungsformen Zeit- <strong>und</strong> Akkordlohn werden zunehmend durch<br />

Prämienlohnsysteme <strong>und</strong> andere spezifische Modifikationen abgelöst. Diese haben den<br />

Vorteil, dass nicht nur die Mengenleistung bewertet wird sondern auch weitere Faktoren<br />

wie Qualität, Term<strong>in</strong>treue oder Masch<strong>in</strong>enauslastung <strong>in</strong> die Bewertung e<strong>in</strong>fließen können.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es Entlohnungsmodelle, die e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus verschiedenen<br />

Entlohnungsformen darstellen. Entlohnungsformen zu komb<strong>in</strong>ieren kann sehr s<strong>in</strong>nvoll<br />

se<strong>in</strong>, um kooperatives Teamverhalten <strong>und</strong> Qualifizierungsbereitschaft zu fördern. Nachfolgend<br />

ist e<strong>in</strong> solcher Komb<strong>in</strong>ationsmix exemplarisch dargestellt.<br />

Lohnniveau<br />

Gr<strong>und</strong>lohn<br />

Zeitlohn<br />

leistungsabhängiger Lohnanteil<br />

Individualprämie<br />

Gruppenprämie<br />

sonstiger Lohnanteil<br />

Freiwillige<br />

Zulage<br />

Abb. 16: Komb<strong>in</strong>ationsmix der Entlohnungsmodelle [nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

3.4 Flexible Arbeitszeitmodelle<br />

Arbeitszeitmodelle müssen zu e<strong>in</strong>er Interessenabstimmung von betrieblichen Zeitnotwendigkeiten<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuellen Zeitbedürfnissen der Mitarbeiter führen.<br />

ökonomische Ziele: humane Ziele:<br />

• Anpassung der Personalkapazität an<br />

schwankenden Bedarf<br />

• Erhöhung der Produktivität <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

• bessere Ausnutzung kapital<strong>in</strong>tensiver<br />

Betriebsmittel<br />

• Reduzierung von Überst<strong>und</strong>en<br />

• Verkürzung der Durchlaufzeiten<br />

• Betriebszeitverlängerung durch Entkopplung<br />

von Arbeitszeit <strong>und</strong> Betriebszeit<br />

• Anpassung der Arbeitszeit an den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Tagesrhythmus<br />

• Erhöhung der Verantwortung durch<br />

Zeitsouveränität<br />

• Verkürzung der Wegzeiten<br />

• Mitarbeiter-Potenzial <strong>und</strong> Qualifikation<br />

nutzen<br />

• Erhöhung der Motivation <strong>und</strong><br />

Arbeitszufriedenheit<br />

• Anpassung von betrieblichen <strong>und</strong><br />

familiären Interessen<br />

Dies wird durch Veränderung der drei Parameter Dauer, Lage <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnung der<br />

Arbeitszeit erreicht.<br />

Bei der Erstellung von Arbeitszeitmodellen ist zu beachten, dass e<strong>in</strong>e Reihe gesetzlicher<br />

Vorschriften der Kreativität Grenzen setzen (Arbeitszeitgesetz, Jugendarbeitsschutzgesetz,<br />

Gewerbeordnung, Ladenschlussgesetz, branchenspezifische Arbeitszeitregelungen<br />

etc.).<br />

Gleitzeit<br />

Gleitzeit ist die beliebteste Form zur Flexibilisierung der Arbeitszeit. Allerd<strong>in</strong>gs werden<br />

Gleitzeitmodelle zur Zeit eher <strong>in</strong> den Verwaltungs- <strong>und</strong> Planungsbereichen angewendet<br />

<strong>und</strong> weniger <strong>in</strong> den Fertigungs- <strong>und</strong> Montagebereichen. Dies ist dadurch bed<strong>in</strong>gt, dass<br />

bisher nur <strong>in</strong> seltenen Fällen Schichtarbeit, die im Fertigungs- <strong>und</strong> Montagebereich überwiegt,<br />

mit Gleitzeit komb<strong>in</strong>iert wird.<br />

Bei Gleitzeitmodellen unterscheidet man vor allem drei Varianten:<br />

a) Gleitzeit mit täglich festgelegter Arbeitsdauer<br />

(mit Kernzeit ohne Zeitübertragungsmöglichkeit).<br />

Der Arbeitsbeg<strong>in</strong>n<br />

kann <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es vorgegebenen Gleitrahmens<br />

beliebig gewählt werden, wobei<br />

das Arbeitsende durch die täglich zu leistende<br />

Sollarbeitszeit bestimmt wird.<br />

Kernarbeitszeit<br />

Gleitarbeitszeit<br />

Seite 48 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

b) Gleitzeit mit täglich variabler Arbeitsdauer<br />

(mit Kernzeit mit Zeitübertragungsmöglichkeit).<br />

Sowohl der Arbeitsbeg<strong>in</strong>n<br />

als auch das Arbeitsende <strong>und</strong><br />

somit die tägliche Arbeitszeit kann <strong>in</strong>ner-<br />

Kernarbeitszeit<br />

halb der vorgegebenen Gleitzeitspanne<br />

gewählt werden. Die dadurch unter- oder<br />

Gleitarbeitszeit<br />

überschrittene Sollarbeitszeit kann durch Zeitschulden oder Guthaben übertragen werden<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es vere<strong>in</strong>barten Zeitraums ausgeglichen werden.<br />

c) Gleitzeit mit täglich variabler Arbeitsdauer<br />

(ohne E<strong>in</strong>schränkung durch Kernzeit).<br />

Arbeitsbeg<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Arbeitsende werden völlig<br />

frei <strong>und</strong> ohne E<strong>in</strong>schränkung durch Kernzeit<br />

gewählt. Der Zeitausgleich erfolgt wie <strong>in</strong> Variante<br />

b).<br />

Das derzeit häufigste Gleitzeitmodell entspricht Variante b).<br />

Kernarbeitszeit<br />

Gleitarbeitszeit<br />

Bei verketteten Arbeitsplätzen müssen Absprachen getroffen werden, damit die Gleitzeitregelung<br />

weder zu Mehrfach- noch zu Unterbesetzung, sondern zur Optimierung der<br />

Arbeitsauslastung der Arbeitnehmer <strong>und</strong> Betriebsmittel führt.<br />

Aktuelle Gleitzeitmodelle s<strong>in</strong>d durch die e<strong>in</strong>geschränkten Zeitübertragungsmöglichkeiten<br />

auf den nächsten Monat sowie durch die lange Kernarbeitszeit <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ge Gleitmöglichkeiten<br />

noch relativ unflexibel. Deshalb geht der Trend bei der Entwicklung von Gleitzeitmodellen<br />

zu e<strong>in</strong>er noch größeren Flexibilisierung. Diese soll durch folgende Maßnahmen<br />

erreicht werden:<br />

� Ausweitung des Gleitzeitrahmens<br />

� Erhöhung der Zeitübertragungsmenge<br />

� Verlängerung des Ausgleichszeitraums<br />

� Verlängerung der Ausgleichse<strong>in</strong>heiten, auf der Basis von Zeitpuffer<br />

� Wegfall der Kernzeit<br />

� Ausweitung der Gleitzeit auf Arbeitsplätze mit bisher konventioneller<br />

Arbeitszeitstruktur<br />

Seite 49 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Schichtarbeit<br />

Schichtarbeit wird im produzierenden Gewerbe <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie deshalb durchgeführt, um<br />

kapital<strong>in</strong>tensive Anlagen oder Masch<strong>in</strong>en besser auszulasten.<br />

E<strong>in</strong>en Überblick über die wichtigsten Schichtmodelle gibt Abb. 17.<br />

Zweischichtmodell<br />

Schichtmodelle<br />

Abb. 17: Schichtmodelle [nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

Dreischichtmodell Flexible Schichtmodelle<br />

Mehrfachbesetzungssysteme<br />

Schichtarbeit<br />

mit Gleitzeit<br />

Schichtarbeit<br />

mit Teilzeit<br />

Das am häufigsten angewendete Schichtmodell ist die klassische Zweischicht-Arbeitzeit<br />

mit dem Wechsel zwischen Früh- <strong>und</strong> Spätschicht.<br />

Daneben gew<strong>in</strong>nen aber alternative Schichtmodelle mehr <strong>und</strong> mehr an Bedeutung. Besonders<br />

<strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d dabei Mehrfachbesetzungssysteme oder sogenannte<br />

rollierende Schichtsysteme.<br />

Bei Mehrfachbesetzungssystemen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe mehr Mitarbeiter als<br />

Arbeitsplätze vorhanden. Bei der Schichtplanung werden die <strong>in</strong>dividuellen Arbeitszeiten<br />

der Mitarbeiter so gelegt, dass höchstens die gleiche Anzahl an Mitarbeitern wie Arbeitsplätze<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d. Damit Mitarbeiter flexibel e<strong>in</strong>gesetzt werden können ist e<strong>in</strong>e Weiterqualifizierung<br />

notwendig.<br />

Durch den E<strong>in</strong>satz der zusätzlichen Mitarbeiter, s<strong>in</strong>d wechselnde Freizeitblöcke e<strong>in</strong>es<br />

„rollierenden“ Systems möglich. Die Verteilung der Arbeitstage über die Woche ist nicht<br />

jede Woche gleich, d.h. sie „rollt“. Große zusammenhängende Freizeitblöcke bewirken die<br />

Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit <strong>und</strong> die Erweiterung der Betriebszeiten trotz Arbeitszeitverkürzung.<br />

Seite 50 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Beispiel: Mehrfachbesetzungssystem im Dreischichtbetrieb<br />

� 3 Arbeitsplätze<br />

� 4 Mitarbeiter<br />

Besetzungs- <br />

Plan M<br />

o<br />

Mitarbeiter<br />

A<br />

Mitarbeiter<br />

B<br />

Mitarbeiter<br />

C<br />

Mitarbeiter<br />

D<br />

D<br />

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1. Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche<br />

M<br />

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M<br />

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D<br />

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D<br />

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a<br />

S<br />

o<br />

S S S S S S N N N N N N F F F F F F<br />

N N N N N N F F F F F F S S S S S S<br />

Frühschicht (F): 6.00 - 14.15 Uhr<br />

Spätschicht (S): 14.00 - 22.15 Uhr<br />

Nachtschicht (N): 22.00 - 6.15 Uhr<br />

Weiterführende Literatur<br />

M<br />

o<br />

D<br />

i<br />

M<br />

i<br />

F F F F F F S S S S S S N N N N N N<br />

H. Antoni (Hrsg.): Gruppenarbeit <strong>in</strong> <strong>Unternehmen</strong>. Konzepte, Erfahrungen, Perspektiven;<br />

Psychologie Verlags Union We<strong>in</strong>heim 1994<br />

B. Eidenmüller: Die Produktion als Wettbewerbsfaktor, Das Potential der Mitarbeiter nutzen<br />

- Herausforderung an das Produktionsmanagement; Verlag TÜV Rhe<strong>in</strong>land GmbH<br />

Köln 1995<br />

C. Nedeß, J. Mallon, Ch. Stros<strong>in</strong>a: Die neue Fabrik, Handlungsleitfaden zur Gestaltung<br />

<strong>in</strong>tegrierter Produktionsstrukturen, Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg 1995<br />

H.-J. Bull<strong>in</strong>ger: Arbeitsgestaltung, Personalorientierte Gestaltung marktgerechter Arbeitssysteme,<br />

B. G. Teubner Stuttgart 1995<br />

D<br />

o<br />

F<br />

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S<br />

a<br />

S<br />

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M<br />

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D<br />

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S<br />

o


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

3.5 Kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserungen (KVP)<br />

„Immer soll nach Verbesserungen des bestehenden Zustandes gestrebt werden, ke<strong>in</strong>er<br />

soll sich mit dem Erreichten zufrieden geben, sondern stets danach trachten,<br />

se<strong>in</strong>e Sache noch besser zu machen!“ Robert Bosch<br />

Die Sicherung der Wirksamkeit von Veränderungen <strong>und</strong> die ständige Verbesserung der<br />

betrieblichen Abläufe s<strong>in</strong>d außerordentlich wichtig für die langfristige Existenzsicherung<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s. E<strong>in</strong> Instrument dafür ist der sog. kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserungsprozess<br />

(KVP), der mit KAIZEN <strong>in</strong> Japan e<strong>in</strong> Vorbild hat <strong>und</strong> <strong>in</strong>zwischen bei vielen europäischen<br />

<strong>Unternehmen</strong> mit Erfolg angewandt wird.<br />

Mit KVP wird e<strong>in</strong>e schrittweise Verbesserung des bestehenden Zustandes angestrebt. Dabei<br />

ist KVP weniger e<strong>in</strong>e neue Technik als vielmehr e<strong>in</strong>e Philosophie, bei der jeder Mitarbeiter<br />

Bestehendes <strong>in</strong> Frage stellt, Verbesserungen aufzeigt <strong>und</strong> umsetzt. Dies setzt voraus,<br />

dass e<strong>in</strong>e <strong>Unternehmen</strong>skultur vorherrscht, <strong>in</strong> der Probleme offen benannt werden<br />

können, ohne als lästige Kritik am Bestehenden aufgefasst zu werden.<br />

Hauptansatzpunkt des KVP ist die Vermeidung von Verschwendung.<br />

Verschwendung s<strong>in</strong>d alle Aufwendungen, für die der K<strong>und</strong>e nicht bereit ist zu zahlen, wie<br />

beispielsweise:<br />

� Überproduktion<br />

� Warten<br />

� Transportieren<br />

� Bestände<br />

� Ausschuss <strong>und</strong> Nacharbeit<br />

� Unnütze Adm<strong>in</strong>istration<br />

Die Philosophie des KVP wird u.a. durch folgende Gr<strong>und</strong>regeln für die KVP-Praxis<br />

[nach VW] verdeutlicht:<br />

1. Sei bereit, De<strong>in</strong> herkömmliches Denken aufzugeben. Alle Mitarbeiter werden <strong>in</strong> die<br />

Ideenf<strong>in</strong>dung, Planung <strong>und</strong> Problemlösung e<strong>in</strong>bezogen.<br />

2. Denk darüber nach, wie etwas gemacht werden kann, <strong>und</strong> frag nicht, warum etwas<br />

nicht gemacht werden kann.<br />

3. Führungskräfte auf allen Ebenen leben die KVP (CIP/Bosch)-Gr<strong>und</strong>sätze vor <strong>und</strong> sorgen<br />

für deren schnellste Umsetzung.<br />

4. Ke<strong>in</strong>e Ausreden! Stell alles Bisherige <strong>in</strong> Frage.<br />

5. E<strong>in</strong>e funktionierende 50-Prozent-Lösung ist besser als e<strong>in</strong>e kaum zu erreichende 100-<br />

Prozent-Lösung.<br />

6. Korrigiere Fehler sofort. Fehlervermeidung hat Vorrang vor Fehlerbeseitigung –<br />

darum:<br />

Nicht nur Fehler selbst, sondern die Ursachen von Fehlern müssen beseitigt werden<br />

(CIP/Bosch)<br />

7. Gib für KVP ke<strong>in</strong> Geld aus.<br />

8. Die Fähigkeit zur Problemlösung entwickelt sich erst durch Probleme selbst.<br />

9. Frag fünfmal „Warum“ <strong>und</strong> f<strong>in</strong>de so die wahren Problemursachen.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

10. Leute lösen e<strong>in</strong> Problem besser als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Spezialist.<br />

11. Verbesserungen werden sofort umgesetzt.<br />

12. KVP hat ke<strong>in</strong> Ende.<br />

Für den Erfolg des KVP s<strong>in</strong>d folgende Faktoren unabd<strong>in</strong>gbar:<br />

� klare Zielsetzungen<br />

� Engagement des Managements<br />

� Akzeptanz der Mitarbeiter<br />

� konsequente Realisierung der vere<strong>in</strong>barten Maßnahmen<br />

E<strong>in</strong>führung des KVP-Prozesses<br />

1. Projekt<strong>in</strong>itialisierung<br />

� Benennung e<strong>in</strong>es Projektverantwortlichen<br />

� Festlegung e<strong>in</strong>er Pilotgruppe für die erste Implementierung (meist <strong>in</strong> der Fertigung, da<br />

dort schon häufiger <strong>in</strong> Gruppen gearbeitet wird)<br />

� Überprüfen, ob das betriebliche Verbesserungsvorschlagwesen den Anforderungen des<br />

KVP genügt (Verbesserungsvorschläge müssen kurzfristig bearbeitet werden, Anreizsystem<br />

für die Mitarbeiter)<br />

2. Startveranstaltung<br />

� Führungskräfte über H<strong>in</strong>tergründe <strong>und</strong> Zielsetzungen des KVP <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> für aktive<br />

Unterstützung motivieren<br />

3. E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Mitarbeiter<br />

� Mitarbeiter über H<strong>in</strong>tergründe <strong>und</strong> Zielsetzungen <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> für ihre Aufgabe<br />

qualifizieren (KVP-Zyklus, Problemlösungsmethoden)<br />

� Mitarbeiter <strong>in</strong> die detaillierte Ausgestaltung e<strong>in</strong>beziehen (z.B. Entwurf zukünftig zu<br />

verwendender Formulare)<br />

Diese drei Schritte dienen der Vorbereitung. Danach kann der eigentliche KVP-Zyklus<br />

durchgeführt werden, der sich am besten anhand des Plan-Do-Check-Action-(PDCA)-<br />

Zyklus darstellen lässt.<br />

Action<br />

Check<br />

Plan<br />

Do<br />

Abb. 18: PDCA-Zyklus<br />

Plan (Planen)<br />

Das Planen beg<strong>in</strong>nt mit der Wahl der Themen entsprechend<br />

der Zielvorgabe <strong>und</strong> der Analyse der derzeitigen<br />

Situation. Aufgr<strong>und</strong> der Analyse wird die Lösungsmethode<br />

festgelegt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Verbesserungsplan erstellt.<br />

Do (Tun)<br />

Realisierung des Aktionsplanes.<br />

Check (Überprüfen)<br />

Überprüfung, ob die Umsetzung die erwarteten Verbesserungen<br />

erbracht hat.<br />

Action (Aktion)<br />

Bei positivem Ergebnis werden die neuen Arbeitsmetho-<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

den standardisiert. Dadurch soll sichergestellt werden, dass ausschließlich nach dieser<br />

Methode gearbeitet wird. Die Ergebnisse werden visualisiert. Bei Nichterfolg wird die<br />

nächste mögliche Ursache analysiert.<br />

Beispiel: KVP-Realität bei VW<br />

Planungs- <strong>und</strong> Vorbereitungsphase (2 Tage)<br />

� Untersuchungsbereich festlegen<br />

� Moderator bestimmen<br />

� Mitglieder für KVP-Team festlegen (6 - 8 Mitglieder, Mitarbeiter aus den untersuchten<br />

Bereichen + Mitarbeiter aus Planung, Qualitätssicherung, Logistik oder anderen <strong>in</strong>direkten<br />

Bereichen)<br />

� Mitarbeiter im Untersuchungsbereich <strong>in</strong>formieren<br />

1. Tag<br />

� Ziele <strong>und</strong> Vorgehensweisen werden durch den Moderator dargelegt<br />

� Teammitglieder führen Analyse vor Ort durch (Qualität, Produktivität, Umlaufbestände,<br />

Fläche, Durchlaufzeit, Teilevielfalt, Energie/Umwelt)<br />

2. Tag<br />

� Arbeitsabläufe werden geme<strong>in</strong>sam mit den Mitarbeitern analysiert<br />

� Unterscheidung wertschöpfender <strong>und</strong> nicht wertschöpfender Tätigkeiten<br />

� Aufzeigen von Verschwendung<br />

� Verbesserungsmöglichkeiten diskutieren, bewerten <strong>und</strong> dokumentieren (bei der<br />

Gewichtung der Verbesserungsvorschläge spielt die erforderliche Zeit bis zur<br />

Umsetzung <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Kosten e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle)<br />

� Teamsprecher <strong>und</strong> Teammitglieder übernehmen die Verantwortung für die Umsetzung<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen<br />

3. Tag<br />

� Umsetzung der Verbesserungsmaßnahmen<br />

� Abläufe <strong>in</strong> der Fertigung verändern (z.B. Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen umstellen, neue<br />

Materialflusslayouts festlegen)<br />

� Verantwortliche für mittel- <strong>und</strong> langfristige Verbesserungsmaßnahmen bestimmen,<br />

Zielvere<strong>in</strong>barung schriftlich fixieren<br />

� Ideen, die ke<strong>in</strong> oder nur wenig Geld kosten, werden sofort umgesetzt<br />

4. Tag<br />

� Bewertung des neuen Ist-Zustandes <strong>und</strong> Abschätzung des Potentials der noch ausstehenden<br />

Veränderungen<br />

� Veränderungen dokumentieren<br />

� neuen Ist-Zustand standardisieren (Fertigungsunterlagen, Pläne usw. ändern)<br />

� Präsentation der Ergebnisse durch die Teammitglieder vor anderen Teams <strong>und</strong> Vertretern<br />

des Managements<br />

Am Ende der Workshopwoche löst sich das KVP-Team wieder auf. Die Überprüfung der<br />

noch nicht umgesetzten, aber fest vere<strong>in</strong>barten Maßnahmen übernehmen e<strong>in</strong>zelne<br />

Teammitglieder. Der Moderator hält weiterh<strong>in</strong> Kontakt zum Team; er bleibt für die Umsetzung<br />

der noch offenen Punkte verantwortlich.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Weiterführende Literatur<br />

C. Nedeß, J. Mallon, Ch. Stros<strong>in</strong>a: Die neue Fabrik, Handlungsleitfaden zur Gestaltung<br />

<strong>in</strong>tegrierter Produktionsstrukturen, Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg 1995<br />

B. Eidenmüller: Die Produktion als Wettbewerbsfaktor, Das Potential der Mitarbeiter nutzen<br />

- Herausforderung an das Produktionsmanagement, Verlag TÜV Rhe<strong>in</strong>land GmbH,<br />

Köln1995<br />

Seite 55 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Ausgewählte Methoden – Techniken – Arbeitsmittel<br />

1 ABC-Analyse<br />

2 Benchmark<strong>in</strong>g<br />

3 Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g<br />

4 Delphi-Methode<br />

5 Erweiterte Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

6 Fehlerbaumanalyse<br />

7 Fehlermöglichkeiten- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussanalyse „FMEA“<br />

8 Flexibilisierung der Arbeitszeit<br />

9 Flussdiagramme<br />

10 Ishikawa-Diagramm<br />

11 Morphologischer Kasten<br />

12 Multimomentaufnahme<br />

13 Präsentation von Arbeitsergebnissen - Checkliste<br />

14 Primär-Sek<strong>und</strong>är-Analyse<br />

15 Quality-Function-Deployment „QFD“<br />

16 Relevanzbaum-Methode<br />

17 Simulationsstudie<br />

18 Statische Prozesskontrolle<br />

19 Synektik-Methode<br />

20 Szenario-Technik<br />

21 <strong>Unternehmen</strong>sbefragung<br />

22 <strong>Unternehmen</strong>skultur - Checkliste<br />

23 <strong>Unternehmen</strong>s-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

24 Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

25 Zeitmanagement<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

1 ABC-Analyse<br />

Die ABC-Analyse geht von der Erkenntnis aus, dass im <strong>Unternehmen</strong>salltag e<strong>in</strong>e wachsende<br />

Zahl von Elementen (Tätigkeiten, Produkte, K<strong>und</strong>en, Lieferanten) gesteuert werden<br />

muss, dass davon aber nur wenige Elemente wirklich wichtig für das<br />

<strong>Unternehmen</strong>sergebnis s<strong>in</strong>d.<br />

Mit Hilfe der ABC-Analyse kann der jeweilige Verantwortliche Wichtiges von weniger<br />

Wichtigem trennen <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e gezielte Zuordnung f<strong>in</strong>anzieller, personeller oder zeitlicher<br />

Kapazitäten vornehmen.<br />

Bei der Durchführung e<strong>in</strong>er ABC-Analyse muss zunächst für jedes <strong>in</strong> die ABC-Analyse<br />

e<strong>in</strong>zubeziehende Element der zugehörige Wert ermittelt werden. Die Elemente werden<br />

nach fallenden Werten sortiert. Entsprechend der Sortierung nach fallenden Werten werden<br />

drei Klassen gebildet:<br />

A-Elemente: Wenige Elemente (10 bis 20%) mit hohem Wertanteil (50 bis 80%)<br />

B-Elemente: E<strong>in</strong>ige Elemente (20 bis 30%) mit mittelhohem Wertanteil (20 bis 30%)<br />

C-Elemente: Viele Elemente (50 bis 80%) mit ger<strong>in</strong>gem Wertanteil (10 bis 20%)<br />

Die ABC-Analyse ist e<strong>in</strong> universell e<strong>in</strong>setzbares Arbeitsmittel. So können mit Hilfe der<br />

ABC-Analyse beispielsweise K<strong>und</strong>en nach ihrem Umsatzvolumen bewertet <strong>und</strong> entsprechende<br />

Rabatte e<strong>in</strong>geräumt oder Vertriebsaktivitäten gezielt gesteuert werden. Die ABC-<br />

Analyse kann aber auch zur Verbesserung des persönlichen Zeitmanagements benutzt<br />

werden, <strong>in</strong>dem man wichtige Tätigkeiten von weniger wichtigen trennt <strong>und</strong> damit die Gefahr<br />

des „Verzettelns“ reduziert.<br />

Beispiel<br />

Ziel: Bere<strong>in</strong>igung der Produktpalette<br />

Ausgangssituation: E<strong>in</strong> <strong>Unternehmen</strong> stellte ursprünglich e<strong>in</strong> Produkt <strong>in</strong> wenigen verschiedenen<br />

Varianten her. Durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck <strong>und</strong> die steigenden<br />

Ansprüche der K<strong>und</strong>en war das <strong>Unternehmen</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren gezwungen die<br />

Variantenzahl immer weiter zu erhöhen. Dies führte zu wachsenden Kosten <strong>und</strong> Durchlaufzeiten<br />

<strong>in</strong> der Fertigung, da die Steuerung des Fertigungsablaufs immer komplizierter<br />

wurde. Der K<strong>und</strong>e wiederum ist nicht bereit den entstehenden Mehraufwand <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es<br />

höheren Preises zu akzeptieren. Deshalb soll versucht werden die Variantenvielfalt zu<br />

reduzieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en schnelleren Durchlauf für die wichtigen Produkte zu realisieren.<br />

Frage: Was s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e wichtigen Produkte?<br />

Vorgehensweise: Mit Hilfe der ABC-Analyse sollen die Produktvarianten <strong>in</strong> wichtige<br />

<strong>und</strong> weniger wichtige getrennt werden. Bewertungskriterium dabei ist der Anteil der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Varianten am Umsatz des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Umsatz [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Variante 12<br />

Produktvariante Umsatz<br />

[DM/Jahr]<br />

Anteil<br />

[%]<br />

Klassifizierung<br />

Variante 1 10.000 1.1 C<br />

Variante 2 52.000 5.5 B<br />

Variante 3 3.200 0.3 C<br />

Variante 4 185.000 19.8 A<br />

Variante 5 78.000 8.3 B<br />

Variante 6 227.000 24.3 A<br />

Variante 7 8.400 0.9 C<br />

Variante 8 42.000 4.5 B<br />

Variante 9 2.500 0.3 C<br />

Variante 10 53.000 5.7 B<br />

Variante 11 4.700 0.5 C<br />

Variante 12 254.000 27.1 A<br />

Variante 13 8.700 0.9 C<br />

Variante 14 5.600 0.6 C<br />

Variante 15 1.400 0.1 C<br />

Gesamtumsatz: 935.500 100<br />

A-Produkte<br />

Variante 6<br />

Variante 4<br />

Abb. 19: ABC-Analyse<br />

Variante 5<br />

Variante 10<br />

B-Produkte<br />

Variante 2<br />

Variante 8<br />

Produktvarianten<br />

C-Produkte<br />

Ergebnis<br />

Die Analyse zeigt, dass man sich im <strong>Unternehmen</strong> darauf konzentrieren muss, effiziente<br />

Durchläufe für die Produktvarianten 12, 6 <strong>und</strong> 4 zu schaffen, da diese über 70% des Gesamtumsatzes<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s abdecken. Die als B-Produkte klassifizierten Produktvarianten<br />

sollten ebenfalls im Angebot bleiben. Bei den C-Produkten h<strong>in</strong>gegen sollte sich die<br />

Geschäftsführung überlegen, ob e<strong>in</strong>e Weiterführung dieser Varianten s<strong>in</strong>nvoll ist, da sie<br />

nur zu e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>gen Teil zum Umsatz des <strong>Unternehmen</strong>s beitragen. Dabei sollte aber<br />

Variante 1<br />

Variante 13<br />

Variante 7<br />

Variante 14<br />

Variante 11<br />

Variante 3<br />

Variante 9<br />

Variante 15<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

der Ertrag dieser Produkte berücksichtigt werden. Denn wenn diese Varianten <strong>in</strong> der Herstellung<br />

so günstig s<strong>in</strong>d, dass sie beim Verkauf e<strong>in</strong>e große Gew<strong>in</strong>nspanne erzielen, sollten<br />

diese Produkte natürlich im Sortiment verbleiben. Das gleiche gilt, wenn das <strong>Unternehmen</strong><br />

diese Varianten anbieten muss, um e<strong>in</strong>en wichtigen K<strong>und</strong>en zu halten (Bewertung<br />

der K<strong>und</strong>en ist ebenfalls mit der ABC-Analyse möglich).<br />

Weiterführende Literatur<br />

P. A. Ste<strong>in</strong>buch: Management-Instrumente, E<strong>in</strong> Leitfaden für die Praxis, VDI-Verlag, Düsseldorf,<br />

1985<br />

2 Benchmark<strong>in</strong>g<br />

Benchmark<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> Verfahren zur Bestimmung des eigenen Standortes im Wettbewerb<br />

<strong>und</strong> kann damit zu den strategischen Management<strong>in</strong>strumenten gezählt werden.<br />

Benchmark<strong>in</strong>g bedeutet Orientierung an den Erfolgreichen der Branche, den sogenannten<br />

Klassenbesten („Best-<strong>in</strong>-class“). Dabei besteht das Ziel dar<strong>in</strong>, das vom Klassenbesten<br />

Gelernte zum Nutzen des eigenen <strong>Unternehmen</strong>s e<strong>in</strong>- <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Zu unterscheiden ist dabei zwischen den Begriffen Benchmark <strong>und</strong> Benchmark<strong>in</strong>g:<br />

Die Benchmark (Bestmarke) des Klassenbesten ist z.B. irgende<strong>in</strong> Weltrekord. Als<br />

Benchmark<strong>in</strong>g wird dagegen der Prozess zur Erreichung oder sogar Verbesserung dieser<br />

Leistung durch das eigene <strong>Unternehmen</strong> bezeichnet.<br />

Folgendes sollte bei der praktischen Durchführung beachtet werden:<br />

� Benchmark<strong>in</strong>g-Objekt<br />

• strategische bzw. operative Bedeutung<br />

• von der Geschäftsleitung wohlwollend gesponsert<br />

• Erfolge im Zeitraum 6 - 8 Monaten<br />

� Benchmark<strong>in</strong>g-Team<br />

• aufgabengerecht <strong>und</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är zusammengesetzt (leitende Verantwortliche<br />

aller Funktionsbereiche)<br />

• <strong>in</strong> großen <strong>Unternehmen</strong> e<strong>in</strong>e Zentralstelle bilden<br />

� Suchen <strong>und</strong> Erfassen der Klassenbesten<br />

• Zusammenarbeit <strong>in</strong> Konsortien<br />

• ke<strong>in</strong> übereifriger „Benchmark<strong>in</strong>g-Tourismus“<br />

� Zeitaufwand<br />

• Analyse <strong>in</strong> wenigen Monaten: 80% der Informationen <strong>in</strong> 20% der Zeit<br />

� Häufigkeit<br />

• regelmäßig zwei bis vier mal pro Jahr (ggf. häufiger)<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Der Prozess des Benchmark<strong>in</strong>g kann <strong>in</strong> vier Schritte unterteilt werden:<br />

Planung<br />

Def<strong>in</strong>ition des Benchmark<strong>in</strong>g-Objektes<br />

Identifizierung der "Klassenbesten"<br />

Bestimmung der Methode der Datenermittlung<br />

<strong>und</strong> Ermittlung der Daten<br />

Analyse<br />

Vergleich der eigenen Leistung mit den "Klassenbesten"<br />

Planung der eigenen neuen Ziele<br />

Integration<br />

Identifizieren <strong>und</strong> Verstehen der <strong>in</strong>dustriellen<br />

Praktiken der Klassenbesten<br />

Anpassung diueser Methoden an das eigene <strong>Unternehmen</strong><br />

Vorbereitung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>führung der ausgewählten <strong>in</strong>dustriellen<br />

Praktiken mit Ziel- <strong>und</strong> Zeitplänen <strong>in</strong> Abstimmung<br />

mit der <strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />

Umsetzung<br />

Umsetzung von Verbesserungszielen mit<br />

Überwachung <strong>und</strong> Feedback<br />

Laufende Durchführung neuer Benchmark<strong>in</strong>g-<br />

Prozesse mit Rekalibrierung der Ziele<br />

Führungsposition erreicht<br />

Abb. 20: Phasen des Benchmark<strong>in</strong>g-Prozesses<br />

Weiterführende Literatur<br />

Milberg, J.; Re<strong>in</strong>hart, G.: Münchner Koloquium 1994: Unsere Stärken stärken<br />

Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech 1994<br />

Camp,R.: Benchmark<strong>in</strong>g, The search for <strong>in</strong>dustry best practices that lead to superior performance,<br />

ASCQ Quality Press, Milwaukee 1989<br />

Seite 60 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

3 Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g<br />

Das Verfahren des Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g stellt den Versuch dar, die Generierung kreativer Gedanken<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage gruppendynamischer Effekte effizient zu gestalten. Von gr<strong>und</strong>legender<br />

Bedeutung beim Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g ist die Schaffung e<strong>in</strong>er Atmosphäre, die die freie<br />

Assoziation erleichtert <strong>und</strong> Kettenreaktionen der freien Assoziation auslöst. Unter e<strong>in</strong>er<br />

Kettenreaktion ist das „Sichanhängen“ an die Ideen anderer zu verstehen.<br />

Das Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g basiert auf den folgenden vier Gr<strong>und</strong>regeln:<br />

� Jede Kritik ist verboten (<strong>in</strong>sbesondere sogenannte „Killerphrasen“, wie etwa: „So haben<br />

wir das früher nie gemacht.“, „Geht nicht.“ oder „Alles graue Theorie.“ Neben verbaler<br />

Kritik trifft dies auch auf Körpersprache (Gesichtsausdruck) zu.)<br />

� Freie Assoziation wird begrüßt<br />

� Quantität geht vor Qualität<br />

� Komb<strong>in</strong>ationen <strong>und</strong> Verbesserungen s<strong>in</strong>d gesucht (Ideen der anderen Mitglieder sollen<br />

aufgegriffen <strong>und</strong> verbessert werden)<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung e<strong>in</strong>er Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>gsitzung:<br />

� Formulierung des Problems (so präzise wie möglich)<br />

� Festlegung von Gruppengröße <strong>und</strong> -zusammensetzung<br />

• 4 - 12 Personen (bei zunehmender Gruppengröße Gefahr, dass Subgruppen entstehen)<br />

• heterogene Zusammensetzung <strong>in</strong> bezug auf Fachkenntnisse, E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong><br />

Werdegang<br />

• Mitarbeiter möglichst auf e<strong>in</strong>er hierarchischen Ebene (sonst Angst „sich vor dem<br />

Vorgesetzten zu blamieren)<br />

� Auswahl des Sitzungsortes<br />

• ruhige Atmosphäre<br />

• möglichst außerhalb des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

• r<strong>und</strong>er Tisch<br />

� E<strong>in</strong>ladung mit Problemstellung an die Teilnehmer<br />

� Sitzung<br />

• Dauer: zehn bis sechzig M<strong>in</strong>uten<br />

• Protokollierung: Stenograph, Tonbänder oder Videoaufzeichnungen, Ideen für alle<br />

sichtbar auf e<strong>in</strong>er Tafel notieren<br />

• ke<strong>in</strong>e Barrieren aufkommen lassen (z.B. Statusstruktur <strong>in</strong> der Gruppe, Bildung von<br />

Subgruppen, Fähigkeits- <strong>und</strong> Willensbarrieren)<br />

• Beachtung der vier Gr<strong>und</strong>regeln (s. oben)<br />

� Bewertung der notierten Ideen durch e<strong>in</strong>en Ausschuss der mit der Problemstellung<br />

vertraut ist<br />

• Lösungsvorschläge ordnen<br />

• evtl. nochmalige Befragung der Teilnehmer<br />

• Bewertung (z.B. Klassifizierung der Vorschläge <strong>in</strong> sofort realisierbar, <strong>in</strong> absehbarer<br />

Zeit realisierbar, vorerst nicht realisierbar)<br />

Die Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>gmethode hat vielfältige Modifikationen erfahren (z.B. Philipps66, Little-<br />

Technik, Methode 635).<br />

Das Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g <strong>und</strong> die daraus abgeleiteten Varianten lassen sich mit andern Methoden<br />

komb<strong>in</strong>ieren. Zum Beispiel wird häufig vorgeschlagen, Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g als Vorstufe zur<br />

Entwicklung morphologischer Kästen e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

4 Delphi-Methode<br />

Die Delphi-Methode entstand als Nebenprodukt der US-Militärforschung der fünfziger Jahre<br />

<strong>und</strong> kann als e<strong>in</strong> Verfahren zur Informationsgew<strong>in</strong>nung durch strukturierte Gruppenbefragungen<br />

charakterisiert werden.<br />

Die Delphi-Methode ist durch folgende Punkte charakterisiert:<br />

� die Verwendung e<strong>in</strong>es Fragebogens<br />

� die anonyme Behandlung der E<strong>in</strong>zelantworten<br />

� die Ermittlung e<strong>in</strong>er durch statistische Kennziffern beschriebenen Gruppenantwort<br />

� die Informierung der Gruppenteilnehmer über diese statistische Gruppenantwort<br />

� mehrere Befragungsr<strong>und</strong>en<br />

Den typischen Ablauf e<strong>in</strong>er Delphi-Befragung zeigt nachfolgende Abbildung.<br />

1. R<strong>und</strong>e<br />

2. R<strong>und</strong>e<br />

3. R<strong>und</strong>e<br />

4. R<strong>und</strong>e<br />

- Angabe des Zwecks der Befragung<br />

- Erläuterung des Vorgehens<br />

- Umreißen des Problembereichs<br />

- Frage nach möglichen zukünftigen<br />

Ereignissen im Problembereich<br />

Auswertung:<br />

Zusammenstellung möglicher<br />

zukünftiger Ergebnisse<br />

- Liste der möglichen Ereignisse<br />

- Bitte um Schätzung des Zeitpunktes<br />

der Realisierung<br />

Auswertung:<br />

Ermittlung von Median <strong>und</strong><br />

Quartilspanne für jedes Ereignis<br />

- Ergebnisse der Auswertung der 2. R<strong>und</strong>e<br />

- Präziser Formulierung der Ereignisse<br />

- Bitte um Neue<strong>in</strong>schätzung der<br />

Realisierungszeiten unter Beachtung der<br />

Ergebnisse der 2. R<strong>und</strong>e<br />

- Bitte um Begründung der Schätzwerte<br />

außerhalb der Quartilspanne<br />

Auswertung:<br />

Ermittlung von Median <strong>und</strong> Quartilspanne<br />

Zusammenstellung der Begründungen<br />

extremer Auffassungen<br />

- Ergebnisse der Auswertung der 3. R<strong>und</strong>e<br />

- Bitte um Überprüfung der Zeitschätzungen<br />

unter Beachtung der Ergebnisse der 3. R<strong>und</strong>e<br />

Endauswertung:<br />

Median als Prognosewert<br />

Quartilspanne als Streubereich<br />

Darstellung der gesamten Vorgehensweise<br />

Abb.21: Ablauf der Delphi-Befragung<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

5 Erweiterte Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

Die erweiterte Wirtschaftlichkeitsrechnung ist e<strong>in</strong> Verfahren zur Bewertung von Lösungskonzepten.<br />

E<strong>in</strong>e Problematik bei der Beurteilung neuer <strong>in</strong>novativer Systeme liegt generell dar<strong>in</strong>, dass<br />

Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Neue <strong>in</strong>novative Systeme werden üblicherweise als<br />

Fremdkörper <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Organisation betrachtet, die wohl eher zu Störungen neigen, e<strong>in</strong>er<br />

umfangreichen Überwachung beim Anlauf bedürfen <strong>und</strong> Anpassungsmaßnahmen <strong>in</strong> anderen<br />

Bereichen erfordern. Die Kosten dieser Maßnahmen werden e<strong>in</strong>er Investition zugerechnet.<br />

Deren Nutzen wird aber aus mangelnder Quantifizierbarkeit oft nicht berücksichtigt.<br />

Im folgenden wird als Verfahren zur Bewertung von Arbeitssystemen die „Erweiterte<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung“ dargestellt, die sich von den konventionellen Wirtschaftlichkeitsrechnungen<br />

durch e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung ökonomischer Faktoren<br />

(Kosten, Leistungen) sowie technischer, organisatorischer <strong>und</strong> personeller Fakto-<br />

Verfahren:<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

Kostenrechnung<br />

Anwendung:<br />

Monetär quantifizierbare Kriterien<br />

Ermittlung der<br />

Investitionen <strong>und</strong> Kosten<br />

Ermittlung der<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Konkretisierung der Zielsetzung<br />

Bewertung <strong>in</strong> der<br />

Planungsphase<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Bewertung der Erfolgskontrolle<br />

Verfahren:<br />

Arbeitssystemwertermittlung<br />

Anwendung:<br />

Monetär nicht oder schwer<br />

quantifizierbare Kriterien<br />

Ermittlung der<br />

Erfüllungsfaktoren<br />

Berechnung des<br />

Arbeitssystemwertes<br />

Abb. 22: Aufbau des Bewertungsverfahrens "Erweiterte Wirtschaftlichkeitsrechnung"<br />

[nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

ren unterscheidet.<br />

Die eigentliche Bewertungsphase der „Erweiterten Wirtschaftlichkeitsrechnung“ besteht<br />

aus den <strong>in</strong> Abb.22 dargestellten zwei Teilen: der Arbeitssystemwertermittlung <strong>und</strong> der<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung. Die Bestimmung der monetär schwer oder nicht erfassbaren<br />

Auswirkungen ist Aufgabe der Arbeitssystemwertermittlung. Mit der Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

werden h<strong>in</strong>gegen die monetär erfassbaren Auswirkungen<br />

ermittelt. Beide Teilbewertungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Ergebnisdarstellung wieder<br />

zusammengeführt.<br />

Arbeitssystemwertermittlung<br />

Das Verfahren der Arbeitssystemwertermittlung umfasst die <strong>in</strong> Abb. 23 dargestellten Ablaufschritte.<br />

1. Schritt<br />

2. Schritt<br />

3. Schritt<br />

4. Schritt<br />

5. Schritt<br />

Auswahl <strong>und</strong> Formulierung der<br />

Bewertungskriterien<br />

Gewichtung der Bewertungskriterien<br />

Ermittlung der Erfüllungsfaktoren pro<br />

Kriterium <strong>und</strong> Alternative<br />

Arbeitssystemwertberechnung<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Abb. 23: Fünf Schritte der Arbeitssystemwertermittlung<br />

[nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

1. Schritt: Auswahl <strong>und</strong> Formulierung der<br />

Bewertungskriterien<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Bewertung ist die Konkretisierung<br />

der Zielsetzung, deren Aufgabe die Ermittlung der<br />

projektspezifischen monetär nicht oder schwer<br />

quantifizierbaren Zielkriterien ist. Bei der Ableitung<br />

der Bewertungskriterien ist darauf zu achten,<br />

dass die Kriterien unabhängig vone<strong>in</strong>ander formuliert<br />

werden.<br />

2. Schritt: Gewichtung der Bewertungskriterien<br />

Die Gewichtung der Bewertungskriterien kann<br />

wahlweise durch die Vergabe von Gewichtungspunkten<br />

oder durch den paarweisen Vergleich erfolgen.<br />

Die Vergabe von Gewichtungspunkten ist e<strong>in</strong> sehr<br />

schnelles Verfahren zur Gewichtung von Zielkriterien.<br />

Jedes Mitglied des Planungsteams teilt e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Menge von Gewichtungspunkten (üblicherweise<br />

die dreifache Menge der Anzahl der<br />

Zielkriterien) auf die e<strong>in</strong>zelnen Zielkriterien auf.<br />

Die Auswertung <strong>und</strong> endgültige Festsetzung der<br />

Gewichtung erfolgt geme<strong>in</strong>sam im Team.<br />

Die zweite Variante - der paarweise Vergleich - ist etwas aufwendiger, hat sich aber aufgr<strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er guten Ergebnisse <strong>in</strong> der Praxis bewährt. Beim paarweisen Vergleich wird<br />

jeweils e<strong>in</strong> Kriterium h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Wichtigkeit mit jedem anderen Kriterium verglichen.<br />

Das Ergebnis wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Matrix e<strong>in</strong>getragen. Das wichtigere Kriterium erhält zwei<br />

Punkte, das weniger wichtige ke<strong>in</strong>en. S<strong>in</strong>d die Kriterien gleich zu bewerten, erhält jedes<br />

e<strong>in</strong>en Punkt. Die pro Kriterium vergebenen Punkte werden zeilenweise addiert <strong>und</strong> an-<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

schließend normiert. Die so erhaltenen Punktewerte werden als normierte Gewichtungsfaktorten<br />

bezeichnet.<br />

Nr. Bewertungskriterien 1 2 3 4 5 6 7 8 9 aG nG<br />

1 Flexibilität bzgl. Varianten<br />

2 Flexibilität bzgl. Stückzahländerungen<br />

3 Flexibilität bzgl. schwankendem<br />

Personale<strong>in</strong>satz<br />

aG absoluter Gewichtungsfaktor<br />

nG normierter Gewichtungsfaktor<br />

Punkteverteilung: 2 1. Kriterium wichtiger als 2. Kriterium<br />

1 1. Kriterium gleich wichtig wie 2. Kriterium<br />

0 1. Kriterium weniger wichtig als 2. Kriterium<br />

3. Schritt: Ermittlung der Erfüllungsfaktoren<br />

X 1 0 1 0 0 2 0 0 4 6<br />

1 X 0 1 1 0 0 0 0 3 4<br />

2 2 X 1 0 0 2 1 1 9 13<br />

4 Fertigungssicherheit 1 1 1 X 0 0 0 2 0 5 7<br />

5 E<strong>in</strong>arbeitungsgerecht 2 1 2 2 X 0 2 0 1 10 14<br />

6 Möglichkeit zur Höherqualifizierung<br />

7 Möglichkeit zur E<strong>in</strong>beziehungLeistungsgem<strong>in</strong>derter<br />

8 Möglichkeit zur <strong>in</strong>dividuellen<br />

Leistungsentfaltung<br />

9 Möglichkeit zu größerem<br />

Handlungsspielraum<br />

2 2 2 2 2 X 1 1 1 13 18<br />

0 2 0 2 0 1 X 0 1 6 8<br />

2 2 1 0 2 1 2 X 1 11 15<br />

2 2 1 2 1 1 1 1 X 11 15<br />

Summe 72 10<br />

0<br />

Als Erfüllungsfaktor wird e<strong>in</strong> Zahlenwert verstanden, der die Erfüllung e<strong>in</strong>es<br />

Bewertungskriteriums durch e<strong>in</strong>e Planungsalternative angibt.<br />

Die Erfüllung jedes Bewertungskriteriums wird im Team geschätzt, wobei Punkte entsprechend<br />

e<strong>in</strong>er Skala von e<strong>in</strong>s (Kriterium wird mangelhaft erfüllt) bis zehn (Kriterium wird<br />

sehr gut erfüllt) vergeben werden.<br />

Durch e<strong>in</strong>e Profildarstellung, wie sie beispielhaft Abbildung 24 zeigt, können die Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile verschiedener Planungsalternativen anschaulich dargestellt werden.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Abb.24: Profildarstellung von Erfüllungsfaktoren [nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

4. Schritt: Arbeitssystemwertberechnung<br />

Zunächst werden die Arbeitssystemteilwerte für jedes Kriterium berechnet, <strong>in</strong>dem der<br />

Gewichtungsfaktor mit dem Erfüllungsgrad multipliziert wird. Die Summe der Arbeitsystemteilwerte<br />

ergibt dann den Arbeitssystemwert der jeweiligen Planungsalternative.<br />

E: Erfüllungsgrad<br />

G: Gewichtungsfaktor (normiert)<br />

Variante<br />

1<br />

Nr. Bewertungskriterium G E Gx<br />

E<br />

1 Flexibilität bez. Varianten<br />

2<br />

3<br />

Flexibilität bzgl. Stückzahländerungen<br />

Flexibilität bzgl. schwankendem<br />

Personale<strong>in</strong>satz<br />

Variante<br />

2<br />

E Gx<br />

E<br />

Variante<br />

3<br />

E Gx<br />

E<br />

Variante<br />

4<br />

E Gx<br />

E<br />

Variante<br />

5<br />

E Gx<br />

E<br />

6 6 36 5 30 5 30 7 42 7 42<br />

4 6 24 6 24 6 24 9 36 9 36<br />

13 5 65 6 78 3 39 8 104 8 104<br />

4 Fertigungssicherheit 7 7 49 6 42 5 35 6 42 8 56<br />

5 E<strong>in</strong>arbeitungsgerecht 14 6 84 6 84 5 70 7 98 8 112<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Möglichkeit zur Höherqualifizierung<br />

Möglichkeit zur E<strong>in</strong>beziehungLeistungsgem<strong>in</strong>derter<br />

Möglichkeit zur <strong>in</strong>dividuellen<br />

Leistungsentfaltung<br />

Möglichkeit zu größerem<br />

Handlungsspielraum<br />

18 7 126 6 108 6 108 8 144 8 144<br />

8 5 40 5 40 6 48 7 56 7 56<br />

15 5 75 5 75 5 75 6 90 6 90<br />

15 6 90 6 90 6 90 7 105 7 105<br />

Arbeitssystemwert Σ 589 Σ 571 Σ 519 Σ 717 Σ 745<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

5. Schritt: Ergebnisdarstellung<br />

Die grafische Darstellung der Ergebnisse dient zum e<strong>in</strong>en dazu Schwachstellen der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Alternativen aufzuf<strong>in</strong>den, zum anderen können die Darstellungen gut bei Präsentationen<br />

vor Vertretern der Geschäftsführung e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Arbeitssystemwert (ASW)<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 Variante 5<br />

Fertigungssicherheit, vere<strong>in</strong>fachte E<strong>in</strong>arbeitung, E<strong>in</strong>beziehung Leistungsgem<strong>in</strong>derter<br />

Möglichkeit zur Höherqualifizierung, <strong>in</strong>dividuellen Leistungsentfaltung, größerem Handlungsspielraum<br />

Flexibilität bzgl. Varianten, Stückzahl, Personale<strong>in</strong>satz<br />

Abb.25: Darstellung <strong>und</strong> Analyse von Arbeitssystemwerten [nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

6 Fehlerbaumanalyse<br />

Die Methode der Fehlerbaumanalyse dient ebenfalls der Fehlerprävention <strong>und</strong> wird oft<br />

geme<strong>in</strong>sam mit der Fehlermöglichkeits- <strong>und</strong> -e<strong>in</strong>flussanalyse angewandt.<br />

Die Fehlerbaumanalyse geht von e<strong>in</strong>er bestimmten, für den K<strong>und</strong>en besonders unangenehmen<br />

Störung aus, für die die möglichen Ursachen bestimmt <strong>und</strong> deren logische Verknüpfungen<br />

ermittelt werden. Jede Methode arbeitet mit den Ergebnissen der anderen:<br />

Kennt man die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Auftretens e<strong>in</strong>zelner Fehler - die mit der FMEA bestimmt<br />

wird - , lässt sich mit Hilfe der Boolschen Algebra letztlich bestimmen, mit welcher<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des „unerwünschte Ereignis“ auftreten kann; auf dieser Basis<br />

lassen sich letztlich Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Sicherheit e<strong>in</strong>es Systems beurteilen.<br />

Die Fehlerbaumanalyse läuft <strong>in</strong> folgenden Arbeitsschritten ab (vgl. hierzu auch<br />

DIN 25424):<br />

1. Detaillierte Systemanalyse (Systemfunktionen, Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen, Systemaufbau,<br />

Zusammenspiel der Komponenten, Reaktionen des Systems auf unterschiedliche<br />

Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen sowie system<strong>in</strong>terne Ausfälle)<br />

2. Festlegung des „unerwünschten Ereignisses“, das die Sicherheit oder Betriebsbereitschaft<br />

des Systems oder von Teilfunktionen betreffen kann, sowie der Ausfallkriterien<br />

3. Festlegung von Zuverlässigkeitskenngrößen, welche Aufschluss über die Ausfallhäufigkeit<br />

bzw. Nichtverfügbarkeit <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Zeit<strong>in</strong>tervalls geben.<br />

4. Ermittlung der Ausfälle von Komponenten <strong>und</strong> Funktionselementen, die sich aus dem<br />

„unerwünschten Ereignis“ ergeben können<br />

5. Aufstellung des Fehlerbaumes, beg<strong>in</strong>nend beim „unerwünschten Ereignis“<br />

6. Zusammenstellung der E<strong>in</strong>gangsgrößen, welche die „Äste“ des Fehlerbaumes (Zustände,<br />

wie z.B. Temperaturen, oder Ereignisse, wie z.B. Ausfälle) bee<strong>in</strong>flussen<br />

7. Auswertung des Fehlerbaumes (häufig mit Hilfe von Simulationsverfahren). Typische<br />

Auswertungsergebnisse s<strong>in</strong>d:<br />

• Ausfallkomb<strong>in</strong>ationen, die zu e<strong>in</strong>em „unerwünschten Ereignis“ führen können<br />

• Auftretenswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten für die Ausfallkomb<strong>in</strong>ationen<br />

• Auftretenswahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es „unerwünschten Ereignisses“<br />

• M<strong>in</strong>imale Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten von Ausfallkomb<strong>in</strong>ationen, die zu e<strong>in</strong>em unerwünschten<br />

Ereignis führen<br />

8. Interpretation der Ergebnisse <strong>und</strong> Übernahme <strong>in</strong> die FMEA-Maßnahmengenerierung<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Versagen Druckbehälter<br />

Sicherheitsventil<br />

versagt<br />

X2<br />

X1<br />

Sicherheitsventil<br />

öffnet nicht<br />

Bersten des Druckbehälters<br />

>1<br />

V4 V5<br />

Falsche<br />

Ventile<strong>in</strong>stellung<br />

X3<br />

>1<br />

Bersten des<br />

Druckbehälters durch<br />

Überdruck<br />

V3<br />

V1<br />

&<br />

Druckschalter<br />

öffnet nicht<br />

Zu hohe E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen<br />

für den Behälter ergeben Ausfall<br />

Der E<strong>in</strong>satz der Fehlerbaumanalyse ist vor allem bei komplexen Produkten mit hohe Fehlerrisiken<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>terdependenten Fehlerursachen s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Wie auch die FMEA wird die Methode idealerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Arbeitsgruppe<br />

e<strong>in</strong>gesetzt: Market<strong>in</strong>g/Verkauf oder auch die Produktentwicklung legen die wichtigsten<br />

„unerwünschten Ereignisse“ fest; Produkt- <strong>und</strong> Prozessentwicklung, unterstützt durch das<br />

statistische Know-how der Qualitätssicherung, führen anschließend die Fehlerbaumanalyse<br />

durch.<br />

Die Fehlerbaumanalyse ist anspruchsvoll <strong>und</strong> zeitaufwendig; man sollte sich daher auf<br />

wenige, aber äußerst kritische „unerwünschte Ereignisse“ konzentrieren <strong>und</strong> diese um so<br />

gründlicher durchdenken.<br />

Als Ergebnisse der Fehlerbaumanalyse s<strong>in</strong>d wie bei der FMEA e<strong>in</strong>e Reduzierung der Qualitätskosten<br />

sowie e<strong>in</strong>e Verbesserung des Qualitätsimages des <strong>Unternehmen</strong>s zu nennen.<br />

Weiterführende Literatur<br />

McK<strong>in</strong>sey & Co., Inc.: Qualität gew<strong>in</strong>nt, Mit Hochleistungskultur <strong>und</strong> K<strong>und</strong>ennutzen an die<br />

Weltspitze, Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, 1995<br />

V2<br />

&<br />

>1<br />

Bersten desDruckbehälters<br />

<strong>in</strong>folge unzulässiger<br />

Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Auffüllen auf zu<br />

hohen Druck<br />

Xi - Ereignis<br />

Vi - Verknüpfung<br />

Verdichter läuft<br />

Abb.26: Beispiel e<strong>in</strong>es Fehlerbaumes "Bersten des Druckbehälters" [nach DIN 25<br />

424]<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

7 Fehlermöglichkeiten- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussanalyse „FMEA“<br />

Bei der Fehlermöglichkeiten- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussanalyse handelt es sich um e<strong>in</strong> Verfahren zur<br />

präventiven Qualitätssicherung.<br />

Mit Hilfe der Fehlermöglichkeiten- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussanalyse werden systematisch potentielle<br />

Fehler am Produkt oder im Prozess analysiert, ihre Auswirkungen bewertet <strong>und</strong><br />

Maßnahmen zur Vermeidung dieser Fehler abgeleitet.<br />

Bei der Durchführung e<strong>in</strong>er FMEA werden folgende Schritte durchlaufen:<br />

� Feststellung möglicher Fehler<br />

� Beurteilung der Fehlerauswirkungen<br />

� Analyse der Fehlerursachen<br />

� Bestimmung der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Auftretens, der Bedeutung <strong>und</strong> der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

der Entdeckung des Fehlers<br />

� Ableitung von Maßnahmen zur Vermeidung des Fehlers mit Zuordnung von Verantwortlichkeiten<br />

Die FMEA ist e<strong>in</strong> wirksames Instrument zur Risikovorsorge <strong>und</strong> Qualitätsverbesserung,<br />

weil die systematische Betrachtung des möglichen Auftretens von Fehlern <strong>und</strong> die<br />

Beurteilung der Auswirkungen bereits im Vorfeld der Produkterstellung erfolgt.<br />

In Abhängigkeit vom Gegenstand der Analyse wird zwischen Konstruktions- <strong>und</strong><br />

Prozess-FMEA unterschieden.<br />

In der Konstruktions-FMEA werden vor der Konstruktionsfreigabe alle denkbaren <strong>und</strong><br />

möglichen Ausfälle des konstruierten Teiles systematisch untersucht, ausgehend von der<br />

Funktion des Teiles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em übergeordneten System. Die potentiellen Fehlerursachen<br />

s<strong>in</strong>d hauptsächlich konstruktiver Art <strong>und</strong> sollten möglichst mit konstruktiven Maßnahmen<br />

beseitigt werden.<br />

In der Prozess-FMEA werden alle vorstellbaren Fertigungs- <strong>und</strong> Montagefehler <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Prozessschritten bei der Herstellung des Produktes systematisch untersucht, <strong>und</strong><br />

zwar während der Fertigungsplanung <strong>und</strong> vor Beg<strong>in</strong>n der Fertigung. Wenn bereits vorab<br />

mit e<strong>in</strong>er Konstruktions-FMEA konstruktive Mängel des Produktes beseitigt wurden, s<strong>in</strong>d<br />

potentielle Fehlerursachen hauptsächlich fertigungstechnischer oder ablaufbed<strong>in</strong>gter Art.<br />

Wo anwenden?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: Je komplexer die Produkte <strong>und</strong>/oder Prozesse, desto wichtiger ist der<br />

E<strong>in</strong>satz des Verfahrens. Die FMEA ist universell e<strong>in</strong>setzbar <strong>und</strong> <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> vielen Branchen<br />

verbreitet. S<strong>in</strong>nvoll ist der E<strong>in</strong>satz der FMEA besonders bei:<br />

� sicherheitsrelevanten Systemen, Teilen oder Produktmerkmalen<br />

� besonders ausfallgefährdeten Teilen mit schwerwiegenden Folgen<br />

� Neuentwicklungen<br />

� neuen Technologien, Werkstoffen <strong>und</strong> Verfahren<br />

� Änderungen von Konzepten oder Funktionsweisen<br />

� Wiederverwendung von Problemteilen<br />

� neuen/geänderten E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen für vorhandene Produkte<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Wie e<strong>in</strong>setzen?<br />

E<strong>in</strong>e FMEA wird von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Arbeitsgruppe durchgeführt. Bei der<br />

Produkt-FMEA hat zwar die Produktentwicklung e<strong>in</strong>e führende Rolle, jedoch müssen<br />

Qualitätssicherung, Prozessentwicklung bzw. Fertigungsplanung sowie K<strong>und</strong>endienst <strong>und</strong><br />

Verkauf unbed<strong>in</strong>gt ebenfalls beteiligt werden; e<strong>in</strong>ige <strong>Unternehmen</strong> laden darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ihre wichtigsten K<strong>und</strong>en zu FMEA-Workshops e<strong>in</strong>. Die Prozess-FMEA sollte <strong>in</strong>haltlich durch<br />

Prozessplanung <strong>und</strong> Fertigungsplanung/-vorbereitung geführt werden, ständige Mitglieder<br />

der Arbeitsgruppe sollten Qualitätssicherung, Instandhaltung, Produktentwicklung <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter der betroffenen Produktionsbereiche se<strong>in</strong>.<br />

In Anbetracht der engen Wechselwirkung von Produkt <strong>und</strong> Prozess - so hängt etwa die<br />

Zuverlässigkeit e<strong>in</strong>er Produktfunktion von der E<strong>in</strong>haltung der Prozessparameter ab - ist<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierter <strong>und</strong> simultaner E<strong>in</strong>satz beider Methoden empfehlenswert.<br />

Die Sitzungen der FMEA-Gruppen sollten durch e<strong>in</strong>en Moderator geleitet werden, der<br />

folgende Fähigkeiten besitzt:<br />

� breites technisches Wissen<br />

� nicht-fachliche Fähigkeiten wie analytisches <strong>und</strong> abstraktes Denkvermögen, Teamfähigkeit,<br />

Initiative, Motivationsgeschick<br />

� persönliche Stärken wie Überzeugungskraft, Selbstsicherheit, Kreativität<br />

Was ist zu beachten?<br />

Bei der FMEA werden alle Produkte bzw. Baugruppen e<strong>in</strong>er kritischen, möglichst objektiven<br />

Bewertung unterzogen. Das mag dem e<strong>in</strong>en oder anderen Entwickler für se<strong>in</strong> Produkt<br />

bzw. se<strong>in</strong>e Baugruppe schwer fallen, gilt es doch letztlich, das eigene Arbeitsergebnis <strong>und</strong><br />

die eigene Arbeit konstruktiv zu kritisieren. Hier ist vor allem Überzeugungsarbeit durch<br />

das Management <strong>und</strong> die FMEA-Moderatoren zu leisten.<br />

E<strong>in</strong> Hauptproblem ist häufig der mangelnde Detaillierungsgrad - viele FMEA’s bleiben oberflächlich,<br />

sei es aus Zeitmangel, sei es aufgr<strong>und</strong> von Verzettelung oder mangelndem<br />

Know-how. Abhilfe schafft hier die rigorose Fokussierung auf wenige kritische Funktionen,<br />

für die dann e<strong>in</strong>e gründliche FMEA durchgeführt wird.<br />

Um Akzeptanz bei den Mitarbeitern für die FMEA-Methodik zu sichern, ist e<strong>in</strong>e offene <strong>und</strong><br />

frühzeitige Information ebenso wichtig wie die Vorstellung von Erfolgsbeispielen aus anderen<br />

<strong>Unternehmen</strong>. Außerdem muss die Unterstützung durch das Management gegeben<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Was kommt heraus?<br />

Die FMEA dient der Fehlerprävention <strong>und</strong> senkt damit die Kosten für Nacharbeit, für Vertragsstrafen,<br />

für Rückrufaktionen, Garantiekosten etc.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen Vorteile, die weniger gut quantifizierbar s<strong>in</strong>d. So kann das Qualitätsimage<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s bei den K<strong>und</strong>en verbessert werden, das Qualitätsbewusstse<strong>in</strong> der Mit-<br />

Seite 71 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

arbeiter steigt <strong>und</strong> der bereichsübergreifende Informations- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />

wird gefördert.<br />

In Abb. 27 ist e<strong>in</strong>e Konstruktions-FMEA für das Produkt Sicherheitsnadel beispielhaft dargestellt.<br />

Als Maß für die Gefährlichkeit des Fehlers wurde dabei der Begriff der Risikoprioritätszahl<br />

(RPZ) e<strong>in</strong>geführt. Die Risikoprioritätszahl ist das Produkt aus den Faktoren für<br />

� die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Auftretens des Fehlers<br />

� der Bedeutung des Fehlers <strong>und</strong><br />

� der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Entdeckung des Fehlers.<br />

Dabei bedeutet<br />

1 ger<strong>in</strong>ge Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Auftretens des Fehlers bzw. ger<strong>in</strong>ge Bedeutung des<br />

Fehlers bzw. hohe Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Entdeckung des Fehlers<br />

10 hohe Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Auftretens des Fehlers bzw. große Bedeutung des<br />

Fehlers bzw. ger<strong>in</strong>ge Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Entdeckung des Fehlers.<br />

D.h. je größer die Risikoprioritätszahl, desto gefährlicher ist der Fehler.<br />

Seite 72 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Produkt: Sicherheitsnadel<br />

Systeme/Merkmale<br />

Sicherheitsnadel<br />

Potentielle<br />

Fehler<br />

Zu hohe Kraft<br />

zum<br />

Schließen<br />

Vorspannung<br />

der Feder läßt<br />

nach<br />

FEHLER-MÖGLICHKEITS- UND -EINFLUSS-ANALYSE Potentielle Folgen<br />

des Fehlers<br />

Nadel läßt sich<br />

nicht schließen<br />

Nadel öffnet<br />

sich;<br />

Nadel muß von<br />

Hand<br />

aufgebogen<br />

werden<br />

Potentielle<br />

Fehlerursachen<br />

Falscher<br />

Werkstoff<br />

Falsche<br />

Dimension<br />

(Durchmesser,Biegeradius)<br />

Falsche<br />

Bedienung<br />

Materialermüdung<br />

Korrosion<br />

Falsche<br />

Dimensionierung<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Derzeitiger Zustand<br />

Vorgesehene<br />

Prüfmaßnahmen<br />

Berechnung,<br />

Versuch mit<br />

Muster<br />

s.o.<br />

Federstahl<br />

Vernickeln<br />

Berechnung<br />

A<br />

u<br />

f<br />

t<br />

r<br />

e<br />

t<br />

e<br />

n<br />

B<br />

e<br />

d<br />

e<br />

u<br />

t<br />

u<br />

n<br />

g<br />

E<br />

n<br />

t<br />

d<br />

e<br />

c<br />

k<br />

u<br />

n<br />

g<br />

Risiko-<br />

Prioritätszahl<br />

(RPZ)<br />

2 10 9 180<br />

3 10 9 270<br />

3 10 10 300<br />

Seite 73 von 129<br />

Empfohlene<br />

Abstellmaßnahme<br />

2 10 10 200 Dauerversuch<br />

mit<br />

Muster<br />

5 10 10 500 Korrosionsversuche<br />

3 10 9 270 Versuch<br />

mit Muster<br />

Verantwortlichkeit<br />

Hr.<br />

Schmitt<br />

Blatt 1 von 2<br />

Formblatt-Nr.:<br />

Datum: 12.05.95<br />

Getroffene<br />

Maßnahme<br />

Dauerversuch<br />

Verbesserter Zustand<br />

A<br />

u<br />

f<br />

t<br />

r<br />

e<br />

t<br />

e<br />

n<br />

B<br />

e<br />

d<br />

e<br />

u<br />

t<br />

u<br />

n<br />

g<br />

E<br />

n<br />

t<br />

d<br />

e<br />

c<br />

k<br />

u<br />

n<br />

g<br />

Risiko-<br />

Prioritätszahl<br />

(RPZ)<br />

1 10 3 30


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Produkt: Sicherheitsnadel<br />

Systeme/Merkmale<br />

Sicherheitsnadel<br />

Potentielle<br />

Fehler<br />

FEHLER-MÖGLICHKEITS- UND -EINFLUSS-ANALYSE Potentielle Folgen<br />

des Fehlers<br />

Nadel bricht Vollkommener<br />

Funktionsverlust;Verletzungsgefahr<br />

Nadel<br />

durchsticht<br />

Stoff nicht<br />

Funktionverlust;<br />

Beschädigung<br />

Stoff<br />

Potentielle<br />

Fehlerursachen<br />

Falsche<br />

Dimensionierung<br />

Falscher<br />

Werkstoff<br />

Fehlerhafter<br />

Werkstoff<br />

Zu stumpf<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Derzeitiger Zustand<br />

Vorgesehene<br />

Prüfmaßnahmen<br />

Berechnung,<br />

Versuche mit<br />

Muster<br />

s.o.<br />

Lieferzeugnis<br />

des Herstellers<br />

A<br />

u<br />

f<br />

t<br />

r<br />

e<br />

t<br />

e<br />

n<br />

B<br />

e<br />

d<br />

e<br />

u<br />

t<br />

u<br />

n<br />

g<br />

E<br />

n<br />

t<br />

d<br />

e<br />

c<br />

k<br />

u<br />

n<br />

g<br />

Risiko-<br />

Prioritätszahl<br />

(RPZ)<br />

3 10 9 270<br />

3 10 9 270<br />

4 10 7 280<br />

3 8 1 24<br />

Seite 74 von 129<br />

Empfohlene<br />

Abstellmaßnahme<br />

Verantwortlichkeit<br />

Blatt 2 von 2<br />

Formblatt-Nr.:<br />

Datum: 12.05.95<br />

Getroffene<br />

Maßnahme<br />

Verbesserter Zustand<br />

A<br />

u<br />

f<br />

t<br />

r<br />

e<br />

t<br />

e<br />

n<br />

B<br />

e<br />

d<br />

e<br />

u<br />

t<br />

u<br />

n<br />

g<br />

E<br />

n<br />

t<br />

d<br />

e<br />

c<br />

k<br />

u<br />

n<br />

g<br />

Risiko-<br />

Prioritätszahl<br />

(RPZ)


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Weiterführende Literatur<br />

Hartmut F. B<strong>in</strong>ner: Umfassende <strong>Unternehmen</strong>squalität, E<strong>in</strong> Leitfaden zum Qualitätsmanagement,<br />

Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg, 1996<br />

McK<strong>in</strong>sey & Co., Inc.: Qualität gew<strong>in</strong>nt, Mit Hochleistungskultur <strong>und</strong> K<strong>und</strong>ennutzen an die<br />

Weltspitze, Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, 1995<br />

Seite 75 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

8 Flexibilisierung der Arbeitszeit<br />

Ziele<br />

Mit der Flexibilisierung der Arbeitszeit bei produktiv beschäftigten Mitarbeitern wird die<br />

Realisierung folgender Ziele angestrebt:<br />

• Schwankungen <strong>in</strong> der Auftragslage können flexibler mit den verfügbaren Arbeitskräften<br />

ausgeglichen werden;<br />

• Klarheit schaffen <strong>in</strong> Bezug auf die Abgrenzung von Normalarbeitszeit <strong>und</strong> zuschlagspflichtiger<br />

Arbeitszeit;<br />

• Arbeitsreserven für auftragsarme Zeiten anlegen;<br />

• Schöpfung von Liquidität aus Arbeitszeitguthaben der Mitarbeiter;<br />

• Attraktive Verz<strong>in</strong>sung der Arbeitszeitguthaben für beide Seiten;<br />

• Mehr Mitspracherecht für die Gestaltung der Arbeitszeitverwendung.<br />

Vorgehen<br />

(1) Bestandsaufnahme <strong>und</strong> –bewertung<br />

- Arbeitsverträge durchsehen<br />

- Tarifverträge bewerten<br />

- Betriebsrat konsultieren<br />

(2) Konzeption erarbeiten <strong>und</strong> verabschieden<br />

- Jahresarbeitszeit<br />

- Höhe der Jahresarbeitszeit (Beschäftigungsgarantie), Arbeitszeitkonto (Guthaben,<br />

M<strong>in</strong>usst<strong>und</strong>en)<br />

- Verz<strong>in</strong>sung der Arbeitszeitguthaben<br />

- Versicherung der Arbeitszeitguthaben<br />

- Arbeitszeitkorridore festlegen<br />

- Tägliche Arbeitszeit<br />

- Auftragsterm<strong>in</strong>e<br />

- zeitliche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> soziale Belange.<br />

(3) Arbeitsverträge bzw. Betriebsvere<strong>in</strong>barung erarbeiten<br />

- Vorlage<br />

- Diskussion<br />

- Bestätigung<br />

(4) Ausbildung<br />

- Schulung der Geschäftsführung (Arbeitsrechtsberatung)<br />

- Ausbildung der Auftragsleiter <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

- Unterschreiben der Änderungsverträge bzw. Betriebsvere<strong>in</strong>barung<br />

(5) Praktizierung<br />

- Monatlicher Ausweis des Standes der Arbeitszeitkonten pro Mitarbeiter auf dem<br />

Lohnzettel<br />

- Information über die Auftragslage der nächsten Monate<br />

- Erarbeitung e<strong>in</strong>er auftragsbezogenen Arbeitszeitkonzeption pro Mitarbeiter<br />

(6) Erfahrungsaudit<br />

- Im Abstand von 6 Monaten<br />

Im Ergebnis der E<strong>in</strong>führung der Flexibilisierung der Arbeitszeit kann erwartet werden,<br />

dass:<br />

� Arbeitsverträge bzw. Betriebsvere<strong>in</strong>barung vorliegen;<br />

� e<strong>in</strong>e Arbeitsrechtsberatung erfolgt ist;<br />

� Jahreszeitkonten e<strong>in</strong>gerichtet s<strong>in</strong>d;<br />

� Auftragsleiter <strong>und</strong> Mitarbeiter ausgebildet s<strong>in</strong>d;<br />

� nach ca. 6 Monaten erste Erfahrungsberichte vorliegen.<br />

Seite 76 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

9 Flussdiagramme<br />

Flussdiagramme s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges Hilfsmittel für die Visualisierung von Prozessen.<br />

Bei der Erstellung der Flussdiagramme wirken alle Mitarbeiter, die verantwortlich <strong>in</strong> den<br />

Prozess e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, mit. Diese bereichsübergreifende Zusammenarbeit führt meist<br />

schon bei der Erstellung des Flussdiagramms zu neuen Erkenntnissen, da unlogische Abläufe,<br />

Kompetenzüberschneidungen bzw. fehlende Verantwortlichkeiten oder Datenred<strong>und</strong>anz<br />

sehr schnell sichtbar werden. Das Denken <strong>in</strong> Prozessen wird gefördert <strong>und</strong> die<br />

Mitarbeiter sehen häufig das erste Mal den Prozess <strong>in</strong> der gesamten Länge.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der guten Übersichtlichkeit empfiehlt es sich, auch Verfahrensanweisungen,<br />

sofern möglich, <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Flussdiagramms darzustellen. Damit erhält man Dokumente,<br />

die den Werker bei der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung, z.B. bei Störungen, unterstütze die ihm<br />

die Auswirkungen se<strong>in</strong>es Handelns auf angrenzende Bereiche verdeutlichen <strong>und</strong> die<br />

darüber h<strong>in</strong>aus sehr gut bei der E<strong>in</strong>arbeitung neuer Mitarbeiter genutzt werden können.<br />

Außerdem wird mit dem Anlegen solcher Verfahrensanweisungen e<strong>in</strong>e wichtige Forderung<br />

der DIN EN ISO 9000ff. erfüllt.<br />

Bei der Erstellung von Flussdiagrammen wird folgende Symbolik verwendet:<br />

Start oder Ende des Ablaufs<br />

Tätigkeit, Verarbeitung allgeme<strong>in</strong><br />

vordef<strong>in</strong>ierter Unterablauf<br />

Abfrage, Verzweigung<br />

Seite 77 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Beispiel<br />

Die Verwendung e<strong>in</strong>es Flussdiagramms ist nachfolgend am Beispiel des Prozesses Angebotsverfolgung<br />

dargestellt.<br />

Vertragsabschluss<br />

ENDE<br />

Auftrag<br />

ja<br />

Abb. 27: VA Angebotsverfolgung<br />

START<br />

Angebotserstellung<br />

Term<strong>in</strong>verfolgung<br />

K<strong>und</strong>e<br />

meldet sich<br />

ne<strong>in</strong><br />

Kontaktaufnahme<br />

mit dem K<strong>und</strong>en<br />

Auftragserteilung<br />

ne<strong>in</strong><br />

Information an<br />

alle Betroffenen<br />

Weitere<br />

k<strong>und</strong>enbetreuende<br />

Maßnahmen<br />

ENDE<br />

Änderungswunsch<br />

Änderungswunsch<br />

Angebotserstellung/änderung<br />

Information<br />

Seite 78 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

10 Ishikawa-Diagramm<br />

(Ursache-,Wirkungs-, Fischgräten-Diagramm)<br />

Das Ishikawa-Diagramm ist e<strong>in</strong> Arbeitsmittel zur Visualisierung von Problemursachen.<br />

Damit kann das Ishikawa-Diagramm beispielsweise auch begleitend zur Fehlermöglichkeits-<br />

<strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussanalyse e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Durch die übersichtliche Darstellung erhält man e<strong>in</strong>en guten Überblick über alle E<strong>in</strong>flussgrößen<br />

<strong>und</strong> deren gegenseitige Abhängigkeit. Davon ausgehend können dann gezielt<br />

Maßnahmen zur Abstellung der Problemursachen getroffen werden.<br />

Bei der Erstellung e<strong>in</strong>es Ishikawa-Diagramms werden e<strong>in</strong>em Problem alle möglichen Ursachen,<br />

die zu diesem Problem führen, zugeordnet. Die Ursachen werden <strong>in</strong> Haupt- <strong>und</strong><br />

Nebenursachen gegliedert. Die Hauptursachen stoßen auf den horizontalen Pfeil, der <strong>in</strong><br />

Richtung der Problemwirkung zeigt. Die vier im Diagramm verwendeten Hauptursachen<br />

s<strong>in</strong>d Mensch, Material, Methode, Masch<strong>in</strong>e. Diese vier M’s können durch weitere vier M’s -<br />

Mitwelt (=Umwelt, Umfeld), Messung, Money, Management - ergänzt werden. Den<br />

Hauptursachen werden Nebenursachen zugeordnet, denen wiederum Nebenursachen zugeordnet<br />

s<strong>in</strong>d - die Verschachtelung kann pr<strong>in</strong>zipiell beliebig tief se<strong>in</strong>. Durch diese Zuordnung<br />

entsteht das charakteristische Fischgrätenmuster. Im Ursache-Wirkungs-<br />

Diagramm sollten gr<strong>und</strong>sätzlich alle möglichen Problemursachen dokumentiert werden.<br />

Dies gilt auch für Ursachen, die nicht bee<strong>in</strong>flussbar s<strong>in</strong>d.<br />

Beispiel<br />

Das nachfolgende Beispiel zeigt mögliche Ursachen, die zur Wirkung hoher Treibstoffverbrauch<br />

führen.<br />

Fahrverhalten (Methode)<br />

Ungeduld<br />

Ständige<br />

Verspätungen<br />

Zu schnelles Fahren<br />

Ke<strong>in</strong>e Inspektion<br />

Unkenntnis<br />

Kosten<br />

Falsche Gänge<br />

Schlechtes<br />

Gehör<br />

Radio zu laut<br />

Motorgeräusche<br />

nicht hörbar<br />

Wenig Fahrpraxis<br />

Fahrfehler<br />

Fahrzeug (Masch<strong>in</strong>e)<br />

Mechaniker hat ke<strong>in</strong>e<br />

genauen Werte<br />

Unkonzentriertheit<br />

Schlechte<br />

Wartung<br />

Fahrer (Mensch) Material<br />

Falsche<br />

Motore<strong>in</strong>stellung<br />

Treibstoff mit falscher<br />

Oktanzahl<br />

Ke<strong>in</strong>e Info über<br />

Oktanzahl<br />

Abb.28: Ursachen zu hohen Treibstoffverbrauchs<br />

Zu niedriger Reifendruck<br />

Ke<strong>in</strong>e Info über<br />

korrekten Reifendruck<br />

Zu hoher Luftwiederstand<br />

Falsches Öl<br />

Ke<strong>in</strong> Ölwechsel<br />

Kostenfaktor<br />

Falsche Schmierstoffe<br />

Richtiges Öl nicht bekannt<br />

Treibstoffverbrauch zu hoch<br />

Seite 79 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Weiterführende Literatur<br />

Hartmut F. B<strong>in</strong>ner: Umfassende <strong>Unternehmen</strong>squalität, E<strong>in</strong> Leitfaden zum Qualitätsmanagement,<br />

Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong> Heidelberg, 1996<br />

M. Imai: Kaizen - Der Schlüssel zum Erfolg der Japaner im Wettbewerb, Wirtschaftsverlag<br />

Langen Müller/Herbig <strong>in</strong> F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München, 1992<br />

Seite 80 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

11 Morphologischer Ansatz<br />

Die morphologische Methode basiert auf den drei folgenden Ansätzen:<br />

� der Methode der systematischen Feldüberdeckung,<br />

� der Methode des Morphologischen Kastens <strong>und</strong><br />

� der Methode der Negation <strong>und</strong> Konstruktion.<br />

Die Methode der systematischen Feldüberdeckung unterstellt die Existenz e<strong>in</strong>er ausreichend<br />

großen Anzahl von Stützpunkten des Wissens <strong>in</strong> dem zu untersuchenden Bereich.<br />

Unter solchen Stützpunkten s<strong>in</strong>d Tatsachen <strong>und</strong> Erfahrungen zu verstehen, die man<br />

selbst gemacht hat oder die von anderen gemacht worden s<strong>in</strong>d. Auch der Besitz von Geräten<br />

<strong>und</strong> Büchern oder die Kenntnis physikalischer, chemischer oder biologische Gesetze<br />

liefern solche Stützpunkte. Diese Stützpunkte dienen zusammen mit e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />

Zahl von Denkpr<strong>in</strong>zipien dazu, neue Tatsachen aufzudecken, neue Probleme zu formulieren<br />

<strong>und</strong> evtl. neue Materialien, Geräte <strong>und</strong> Methoden zu erf<strong>in</strong>den, die dann der weiteren<br />

Forschung dienen.<br />

Die Methode des Morphologischen Kastens ist das Kernstück der morphologischen Methode.<br />

Sie umfasst<br />

� die genaue Beschreibung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition des vorgegebenen Problems,<br />

� die genaue Bestimmung der die Problemlösung bee<strong>in</strong>flussenden Faktoren,<br />

� die Konstruktion e<strong>in</strong>es vieldimensionalen Schemas, <strong>in</strong> dem alle möglichen Problemlösungen<br />

e<strong>in</strong>geordnet werden <strong>und</strong><br />

� die Wahl der optimalen Lösung.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip des morphologischen Kastens stellt e<strong>in</strong>en Klassifikationsansatz mit „n“ Merkmalen<br />

dar, wobei jedem Merkmal e<strong>in</strong>e beliebig große Anzahl von Merkmalsausprägungen<br />

zugeordnet werden kann.<br />

Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft den morphologischen Kasten für e<strong>in</strong>e Uhr. Die<br />

durch die durchgezogene L<strong>in</strong>ie mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>enen Merkmalsausprägungen kennzeichnen<br />

dabei die übliche Armbanduhr, während die gestrichelte Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>e elektrische<br />

Armbanduhr beschreibt.<br />

Seite 81 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Merkmale<br />

Energie<br />

quelle<br />

Energie<br />

speicher<br />

Motor<br />

Regler<br />

Getriebe<br />

Anzeige<br />

Handaufzug<br />

Gewichtsspeicher<br />

Federmotor<br />

Unruhe<br />

Zahnradgetriebe<br />

Zeiger u.<br />

Ziffernblatt<br />

Erschütterung<br />

Federspeicher<br />

Elektromotor<br />

Torsionspendel<br />

mit<br />

Anker<br />

Kettengetriebe<br />

Scheiben<br />

<strong>und</strong><br />

Marken<br />

Merkmalsausprägung<br />

Ausdehnungsaufzug<br />

Bimetallspirale<br />

Pneum.<br />

Motor<br />

Fliehkraftregler<br />

Schneckengetriebe<br />

Rollen u.<br />

Fenster<br />

Druckschwankung<br />

Druckbehälter<br />

Hydraul.<br />

Motor<br />

Hippscher<br />

Pendel<br />

Magnetgetriebe<br />

Schieber<br />

u. Marke<br />

Temp.-<br />

Schwankung<br />

Elektr.<br />

Akkumulator<br />

Stimmgabel<br />

mit<br />

Kontakt<br />

Wendebehälter<br />

Abb. 29: Morphologische Systematik e<strong>in</strong>er Uhr [nach Corsten]<br />

Hydraul.<br />

Energie<br />

Ke<strong>in</strong><br />

Speicher<br />

Konst.<br />

Netzfrequenz<br />

Galv.<br />

Element<br />

Elektr.<br />

Impulse<br />

Die Schwierigkeit der morphologischen Methode liegt weniger <strong>in</strong> ihrem formalen Aufbau<br />

als vielmehr <strong>in</strong> ihrer jeweiligen <strong>in</strong>haltlichen Ausgestaltung:<br />

� der zweckmäßigen Wahl der Merkmale, <strong>und</strong> zwar derart, dass sämtliche relevanten<br />

Eigenschaften der zu beschreibenden Objekte erfasst werden;<br />

� der vollständigen Erfassung der Merkmalsausprägungen <strong>und</strong> - vor allem - e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

Klassenbildung<br />

� der Erkennung <strong>und</strong> Ausschaltung von logischen Unverträglichkeiten zwischen e<strong>in</strong>zelnen<br />

Merkmalsausprägungen<br />

Die Methode der Negation <strong>und</strong> Konstruktion versucht, durch das systematische Negieren<br />

sche<strong>in</strong>barer Wahrheiten <strong>und</strong> Fakten sowie durch das darauf aufbauende konstruktive<br />

Ausbeuten der sich dabei eröffnenden Ausblicke, Lösungen zu f<strong>in</strong>den. Nach Brockhoff versucht<br />

die Methode der Negation <strong>und</strong> Konstruktion „Wissensmehrungen dadurch herbeizuführen,<br />

dass man sich bestimmte unerwünschte Eigenschaften von Stoffen, Vorgängen<br />

usw. wegdenkt <strong>und</strong> danach die Frage stellt, wie der Weg zur konstruktiven Verwirklichung<br />

des Denk-Ergebnisses verlaufen kann.“<br />

Seite 82 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

12 Multimomentaufnahme<br />

Die Multimomentaufnahme ist e<strong>in</strong>e Methode zur Bewertung von Produktionssystemen.<br />

Def<strong>in</strong>ition<br />

Die Multimomentaufnahme besteht <strong>in</strong> dem Erfassen der Häufigkeit<br />

zuvor festgelegter Ablaufarten an e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />

gleichartigen Arbeitssystemen mit Hilfe stichprobenmäßig durchgeführter<br />

Kurzzeitbeobachtungen.<br />

Damit eignet sich die Multimomentaufnahme sehr gut zur Erfassung des Anteils von Ablaufarten,<br />

die <strong>in</strong> unregelmäßigen Abständen auftreten. Da die Multimomentaufnahme<br />

i.d.R. über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum läuft, erhält man e<strong>in</strong>e statistisch abgesicherte Aussage<br />

über die jeweiligen Anteile. Dabei muss der Beobachter nicht ständig vor Ort se<strong>in</strong>,<br />

sondern er führt zu zufällig bestimmten Zeitpunkten Beobachtungsr<strong>und</strong>gänge durch. Dies<br />

ist e<strong>in</strong> wesentlicher Vorteil gegenüber Zeitaufnahmen.<br />

E<strong>in</strong> Nachteil der Multimomentaufnahme ist, dass die zeitliche Lage der Ablaufarten im<br />

Verlauf der Schicht <strong>und</strong> ihre e<strong>in</strong>zelne Dauer nicht erfasst wird.<br />

Ablaufbed<strong>in</strong>gtes Unterbrechen<br />

Multimomentbeobachtungen<br />

Zeit<br />

Abb.30: Beispiel e<strong>in</strong>es Zeitbandes mit unregelmäßig vorkommenden arbeitsablaufbed<strong>in</strong>gten<br />

Unterbrechungen [nach REFA]<br />

E<strong>in</strong>satzgebiete der Multimomentaufnahme s<strong>in</strong>d u.a.:<br />

� Ermittlung des Anteils nicht wertschöpfender Tätigkeiten im Produktionsprozess<br />

� Untersuchung der Masch<strong>in</strong>enauslastung<br />

� Bestimmung von Verteilzeitzuschlägen<br />

Damit die Multimomentaufnahme abgesicherte Ergebnisse br<strong>in</strong>gt müssen folgende<br />

Kriterien beachtet werden:<br />

� Festlegung der Ablaufarten so, dass sie während der Beobachtung sauber getrennt<br />

werden können<br />

� Festlegung der R<strong>und</strong>gangszeitpunkte nach dem Zufallspr<strong>in</strong>zip<br />

� erforderliche Zahl an Beobachtungen bestimmen <strong>und</strong> durchführen<br />

Im folgenden Flussdiagramm s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Schritte bei der Durchführung e<strong>in</strong>er Multimomentaufnahme<br />

aufgeführt.<br />

Seite 83 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Ergebnisse<br />

Ziel festlegen<br />

Ablaufarten festlegen<br />

R<strong>und</strong>gangsplan festlegen<br />

Erforderlichen Beobachtungsumfang<br />

N’ bestimmen<br />

R<strong>und</strong>gangszeitpunkte<br />

bestimmen<br />

N=500 Beobachtungen<br />

durchführen<br />

Erzielter<br />

Vertrauensbereich<br />

f kle<strong>in</strong>er als<br />

erforderlicher<br />

Vertrauensbereich<br />

f’<br />

ja<br />

Endauswertung<br />

ne<strong>in</strong><br />

Erforderlichen<br />

Beobachtungsumfang N’<br />

berechnen <strong>und</strong> weitere<br />

Beobachtungen<br />

durchführen<br />

Abb.31: Ablauf Multimomentaufnahme [nach REFA]<br />

Im Ergebnis der Multimomentaufnahme erhält man die prozentualen Anteile der<br />

beobachteten Ablaufarten an der Gesamtbeobachtungszeit.<br />

Aus diesen Anteilen können beispielsweise Rückschlüsse auf das Rationalisierungspotential<br />

des Arbeitssystems gezogen werden.<br />

Seite 84 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

13 Präsentation von Arbeitsergebnissen - Checkliste<br />

(1) Das Ziel der Präsentation<br />

- Entscheiden Sie sich, ob Sie durch Ihre Präsentation <strong>in</strong>formieren oder überzeugen<br />

wollen.<br />

- Formulieren Sie so konkret wie möglich das Ziel Ihrer Präsentation. Halten Sie<br />

Ihren Zielsatz schriftlich fest.<br />

- Überprüfen Sie, wie realistisch das Erreichen Ihres Ziels <strong>in</strong> der bevorstehenden<br />

Präsentation ist. Überarbeiten Sie gegebenenfalls Ihr Ziel.<br />

(2) Die Adressatenanalyse<br />

- Machen Sie sich mit Hilfe der Checkliste „SIE-Formel zur Adressatenanalyse“<br />

e<strong>in</strong> Bild von Ihrem Publikum.<br />

Wer s<strong>in</strong>d Ihre Teilnehmer, was erwarten sie von der Präsentation, <strong>und</strong> wie betroffen<br />

s<strong>in</strong>d sie von dem, was <strong>in</strong> der Präsentation geschieht?<br />

- „Ermitteln“ Sie gegebenenfalls Informationen, die Ihnen noch fehlen.<br />

(3) Die Vorgeschichte Ihrer Präsentation<br />

- Halten Sie stichwortartig fest, was aus der Vorgeschichte zu Ihrer Präsentation<br />

von Bedeutung ist. Überlegen Sie, was Sie selbst darüber wissen, <strong>und</strong> „ermitteln“<br />

Sie, wenn die Vorgeschichte im Dunkeln liegt.<br />

- Prüfen Sie, was für Folgen dies Vorgeschichte hat:<br />

� für Ihr Präsentationsziel,<br />

� für Ihre Inhalte,<br />

� für die Beziehung zwischen Ihnen/Ihrem <strong>Unternehmen</strong>/Ihrer Institution <strong>und</strong><br />

dem Publikum,<br />

� für Ihre Selbstdarstellung,<br />

� für die Austauschphase.<br />

- An welchen Stellen der Präsentation müssen Sie diese Vorgeschichte berücksichtigen?<br />

(4) Die Inhalte Ihrer Präsentation:<br />

Sammeln – Auswählen – Gewichten – Gestalten<br />

- Sammeln Sie möglichst viele Informationen zum Thema Ihrer Präsentation.<br />

Ausgangsfrage dabei ist: „Was gehört im weitesten S<strong>in</strong>ne zur Präsentation ?“<br />

- Wählen Sie aus der Fülle des vorliegenden Material die Inhalte aus, die Sie benötigen,<br />

� um Ihr konkretes Ziel zu erreichen,<br />

� um Ihr spezifisches Publikum anzusprechen,<br />

� um <strong>in</strong> der geplanten Zeit zu bleiben.<br />

- Gewichten Sie Ihre Inhalte nach Kernaussagen, also Informationen, die Sie <strong>in</strong><br />

jedem Fall ansprechen müssen, um die konkreten Ziele zu erreichen <strong>und</strong> nach<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen, also Informationen, die die Verständlichkeit der<br />

Kernaussagen erhöhen.<br />

Die Kernaussagen müssen <strong>in</strong> jedem Fall <strong>in</strong> Ihrer Präsentation ersche<strong>in</strong>en. Auf<br />

die H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen können Sie unter Umständen (z.B. bei Zeitknappheit)<br />

verzichten.<br />

- Gestalten Sie Ihre Kernaussagen <strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen so,<br />

� dass die Reihenfolge beim Publikum e<strong>in</strong> optimales Verstehen oder e<strong>in</strong>e<br />

wirksame Überzeugung ermöglicht,<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� dass die wichtigsten Aussagen <strong>und</strong> Argumente durch Visualisierungen unterstützt<br />

werden können.<br />

(5) Das Ansprechen der Teilnehmer<br />

- Prüfen Sie, <strong>in</strong>wieweit die Auswahl <strong>und</strong> Gestaltung Ihrer Inhalte an den Interessen<br />

bzw. am Nutzen Ihrer Teilnehmer orientiert ist.<br />

- Benutzen Sie für Ihre Präsentation die „Sie-Ansprache“, gehen Sie von der<br />

Perspektive Ihrer Teilnehmer aus.<br />

- Zeigen Sie durch Ihr gesamtes Verhalten, also auch durch Sprache <strong>und</strong> Körpersprache,<br />

Ihrem Publikum gegenüber Wertschätzung.<br />

- Zeigen Sie Wertschätzung auch dadurch, dass Sie durch die Organisation der<br />

äußeren Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e angenehme Präsentationsatmosphäre schaffen.<br />

(6) Die Selbstaussage <strong>in</strong> der Präsentation<br />

- Überlegen Sie, ob Sie Ihre Inhalte bisher so gründlich aufbereitet haben, dass<br />

Ihnen sachlich ke<strong>in</strong>e groben Fehler unterlaufen s<strong>in</strong>d.<br />

- Überlegen Sie, ob Sie Ihre Präsentation bisher so vorbereitet haben, dass Sie<br />

Ihrem Publikum gegenüber ausreichend Wertschätzung entgegenbr<strong>in</strong>gen.<br />

- Formulieren Sie Ihren persönlichen Bezug zu den Inhalten; er wird z.B. Teil Ihrer<br />

Vorstellung zu Beg<strong>in</strong>n der Präsentation.<br />

- Kleiden Sie sich so, wie Sie es für angemessen halten.<br />

(7) Die Vorbereitung der Nachgeschichte<br />

- Planen Sie e<strong>in</strong>e von Ihnen gestaltete Nachgeschichte zur Präsentation. Das<br />

ermöglicht Ihnen<br />

� zusätzlich <strong>in</strong> Richtung Zielerreichung zu wirken,<br />

� Ihrem Publikum gegenüber Wertschätzung zu zeigen,<br />

� Ihr Publikum auf zukünftige Aktionen vorzubereiten,<br />

� Sich selbst wieder <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung zu rufen (positive Selbstdarstellung).<br />

- Notieren Sie sich die Aktionen, die Sie <strong>in</strong> Folge der Präsentationsveranstaltung<br />

durchführen wollen. Suchen Sie sich dabei den Rat der Kollegen.<br />

Was Sie auch machen, wichtig ist, dass diese Aktionen e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu Ihrer Präsentation stehen, dass Sie konkret an Ihre Veranstaltung anknüpfen.<br />

(8) Das Erstellen des Präsentationsmanuskriptes<br />

- Erstellen Sie für dich e<strong>in</strong> Stichwort-Manuskript, <strong>in</strong> dem Sie die Stichworte<br />

(Kernaussagen, wichtige Begründungen, H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen usw.) notieren,<br />

mit denen Sie Ihre Präsentation <strong>in</strong> „freier Rede“ halten können.<br />

- Formulieren Sie <strong>in</strong> Ihrem Stichwortmanuskript die E<strong>in</strong>leitung <strong>und</strong> den Schlussappell<br />

schriftlich aus, damit Sie zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en „reibungslosen“ Start haben<br />

<strong>und</strong> zum anderen am Ende e<strong>in</strong>er – vielleicht anstrengenden – Präsentation alle<br />

wichtigen Punkte des Schlusses berücksichtigen.<br />

- Notieren Sie <strong>in</strong> Ihrem Manuskript Ihre persönlichen „Regieanweisungen“ für<br />

die mündliche Rede („Pause machen!“) oder für den Umgang mit Medien („Folie<br />

länger liegen lassen!“).<br />

(9) Das schriftliche Material für die Teilnehmer<br />

- Wenn Sie Unterlagen vor bzw. während der Präsentation ausgeben wollen,<br />

gestalten Sie diese Unterlagen so, dass sie die Teilnehmer möglichst wenig<br />

vom Geschehen <strong>in</strong> Ihrer Präsentation ablenken:<br />

� Maximal 4 Seiten,<br />

� <strong>in</strong>haltlicher Aufbau der Präsentation auf die erste Se<strong>in</strong>e,<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� auf die Textseiten nur die Kernaussagen oder e<strong>in</strong>zelne Schlagworte, <strong>in</strong>sgesamt<br />

wenig Text,<br />

� evtl. 1-2 Darstellungen Ihrer wichtigsten Visualisierungen.<br />

- S<strong>in</strong>d Ihre Unterlagen umfangreicher als 4 Seiten, z.B. dann, wenn Sie sämtliche<br />

Visualisierungen ausgeben wollen, verteilen Sie diese Unterlagen im Anschluss<br />

an Ihre Präsentation.<br />

(10) Der Aufbau Ihrer Präsentation<br />

- E<strong>in</strong>leitungsteil (ca. 15% der Präsentationszeit)<br />

� Starten Sie mit Schwung<br />

� Begrüßung<br />

� Überschrift der Präsentation, Inhalte, Ablauf (Visualisieren!)<br />

� Darstellung Ihrer Kompetenz zum Präsentationsthema<br />

� Zielsatz: Das konkrete Ziel der Präsentation<br />

- Hauptteil (ca. 75% der Präsentationszeit)<br />

� Rahmen<strong>in</strong>formationen zur Präsentation<br />

� Ihre Aussagen <strong>und</strong> Argumente <strong>in</strong> der vorbereiteten Reihenfolge<br />

- Schlussteil (ca. 10% der Präsentationszeit)<br />

� Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte<br />

� Schlussappell: Aufforderungen zum Handeln, zum Weiterdenken, zur Diskussion<br />

usw.<br />

(11) Visualisierungen<br />

- Fertigen Sie Visualisierungen zu den wichtigsten Teilen Ihrer Präsentation an:<br />

� Thema, Inhalte <strong>und</strong> Ablauf der Präsentationsveranstaltung,<br />

� Alle Kernaussagen,<br />

� Wichtige H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><strong>in</strong>formationen,<br />

� Schwierige Zusammenhänge, technische Abläufe usw.<br />

(12) E<strong>in</strong>satz von Medien<br />

- Bereiten Sie für Ihre Visualisierungen den E<strong>in</strong>satz von möglichst zwei Medien<br />

vor (z.B. Flipchart, um visualisierte dauerhaft <strong>und</strong> OVH-Projektor, um sie kurzzeitig<br />

zu zeigen).<br />

- Prüfen Sie vor Beg<strong>in</strong>n Ihrer Präsentation die (technische) E<strong>in</strong>satzbereitschaft<br />

Ihrer Medien.<br />

- Gestalten Sie den Präsentationsraum so, dass alle Teilnehmer ausreichend<br />

Sicht auf die Medien haben, <strong>und</strong> dass Sie selbst ohne Beh<strong>in</strong>derungen mit den<br />

Medien arbeiten können.<br />

(13) Die Frage- <strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>e<br />

- Überlegen Sie sich Fragen, die Sie <strong>in</strong> der Frage- <strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>e an Ihr<br />

Publikum stellen, um gezielt Informationen über die Akzeptanz Ihrer Ausführungen<br />

oder für Ihr weiteres Vorgehen im Anschluss an die Präsentation zu erhalten.<br />

- Überlegen Sie sich Fragen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>wände, die aus dem Publikum an Sie gerichtet<br />

werden könnten. Bereiten Sie darauf Antworten <strong>und</strong> Entgegnungen vor.<br />

- Wenn Sie die Frage- <strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>e leiten oder moderieren werden,<br />

erstellen Sie sich e<strong>in</strong>e Checkliste (Spielregeln, Gesprächseröffnung usw.), nach<br />

der Sie später vorgehen werden.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

(14) Optimale Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Ihre Präsentation<br />

- Planen Sie für Ihre Präsentationsveranstaltung e<strong>in</strong>en exakten zeitlichen Rahmen,<br />

der auch ausreichend Zeit für die Frager<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Diskussion lässt. Geben<br />

Sie diesen Zeitrahmen dem Publikum bekannt.<br />

- Sorgen Sie dafür, dass die Präsentation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er angenehmen Umgebung stattf<strong>in</strong>det<br />

(bequeme Sitzgelegenheiten, frische Luft, angenehme Temperaturen<br />

usw.).<br />

(15) Gruppenpräsentationen<br />

- Weisen Die zu Beg<strong>in</strong>n der Präsentation darauf h<strong>in</strong>, dass es sich um e<strong>in</strong>e Gruppenpräsentation<br />

handelt, <strong>und</strong> stellen Sie die Gruppenmitglieder <strong>und</strong> deren Präsentationsbeitrag<br />

vor.<br />

- Gestalten Sie den Wechsel zwischen e<strong>in</strong>zelnen Gruppenmitgliedern während<br />

der Präsentation. Achten Sie darauf, dass Übergabe <strong>und</strong> Übernahme sowohl <strong>in</strong>haltlich<br />

(„Die folgenden Ausführungen zum Thema ...“) als auch personenbezogen<br />

(„ ... wird Herr/Frau ... darstellen“) erfolgen müssen.<br />

- Üben Die den Wechsel <strong>und</strong> das Zusammenagieren mehrerer Gruppenmitglieder.<br />

(16) Die Nachbereitung der Präsentationsveranstaltung<br />

- Notieren Sie im Anschluss an die Frage- <strong>und</strong> Diskussionsr<strong>und</strong>e alle Fragen <strong>und</strong><br />

Diskussionsbeiträge aus dem Publikum (achten Sie dabei besonders auf E<strong>in</strong>wände<br />

<strong>und</strong> Widerstände) sowie Ihre persönlichen E<strong>in</strong>drücke. Werten Sie diese<br />

Aufzeichnungen dah<strong>in</strong>gehend aus,<br />

� Was Sie im Rahmen e<strong>in</strong>er Nachgeschichte noch unternehmen müssen, um<br />

Ihre Präsentationsziele zu erreichen,<br />

� Was Sie bei der Vorbereitung <strong>und</strong> der Durchführung Ihrer nächsten<br />

Präsentation verbessern können.<br />

(n. G.Lehmann / EIPOSe.V.Dresden)<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

14 Primär-Sek<strong>und</strong>är-Analyse<br />

Die Primär-Sek<strong>und</strong>är-Analyse ist e<strong>in</strong>e Methode zur Bewertung von Produktionssystemen,<br />

speziell von Montagesystemen.<br />

Sie dient zur Ermittlung des wirtschaftlichen Wirkungsgrades von Montagekonzepten.<br />

Hierbei werden alle Montagevorgänge konsequent daraufh<strong>in</strong> untersucht, ob sie der Wertschöpfung<br />

des Produktes dienen (Primärmontagevorgänge) oder ob es sich um Vorgänge<br />

handelt, die aufgr<strong>und</strong> des gewählten Montagepr<strong>in</strong>zips erforderlich s<strong>in</strong>d, die aber nicht<br />

unmittelbar zur Wertschöpfung beitragen (Sek<strong>und</strong>ärmontagevorgänge). Zu solchen Sek<strong>und</strong>ärvorgängen<br />

gehören beispielsweise Weitertransportieren, Wenden oder Neugreifen.<br />

Der Wirkungsgrad der Montage berechnet sich dann nach folgender Formel:<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Primär-Sek<strong>und</strong>är-Analyse s<strong>in</strong>d gezielt Maßnahmen zu treffen, um<br />

den sek<strong>und</strong>ären Anteil zu reduzieren. Diese Reduzierung kann durch e<strong>in</strong>e veränderte<br />

Montageorganisation, den E<strong>in</strong>satz von Technik oder durch Überarbeitung der Arbeitsplatzgestaltung<br />

erreicht werden.<br />

Die Primär-Sek<strong>und</strong>är-Analyse dient <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zur Beurteilung des eigentlichen Montageprozesses.<br />

Bei engerer Auslegung der Def<strong>in</strong>ition ist sie auch zur Beurteilung e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>zelnen Montagearbeitsplatzes geeignet. Sie kann darüber h<strong>in</strong>aus aber auch dazu dienen,<br />

den Gesamtbereich e<strong>in</strong>er Montage, d.h. die Bereitstellung, den Transport, die Lagerung,<br />

den Montageprozess, die Prüfung <strong>und</strong> die Verpackung, bezüglich se<strong>in</strong>er Wirtschaftlichkeit<br />

zu analysieren.<br />

Beispiel<br />

WM<br />

=<br />

∑<br />

∑<br />

Primärmontagevorgänge<br />

*100%<br />

Primärmontagevorgänge+<br />

Sek<strong>und</strong>ärmontagevorgänge<br />

∑<br />

E<strong>in</strong> Produkt, bestehend aus acht E<strong>in</strong>zelteilen, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anordnung gemäß<br />

untenstehender Abbildung an drei manuellen Montageplätzen montiert.<br />

Abb.32: Beispiel Arbeitssystem<br />

Am Montagearbeitsplatz 1 wird das Basisteil der zu montierenden Baugruppe vom<br />

Arbeitenden gegriffen <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Fügeposition gebracht. Zwei weitere Teile werden<br />

gefügt. Diese Vorgänge fallen unter den Begriff Primärmontage.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Das Ablegen der am Arbeitsplatz 1 gefügten Vormontagegruppe auf den Zwischenpuffer<br />

dagegen ist e<strong>in</strong> Vorgang der Sek<strong>und</strong>ärmontage, da es e<strong>in</strong>e sek<strong>und</strong>äre Aufwendung ist,<br />

die nicht der Wertschöpfung des Produktes dient, jedoch aufgr<strong>und</strong> der gewählten Organisationsform<br />

notwendig ist. Das Greifen der vormontierten Baugruppe vom Zwischenpuffer<br />

am Montageplatz 2 <strong>und</strong> Br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Fügeposition ist ebenfalls e<strong>in</strong> Vorgang der Sek<strong>und</strong>ärmontage.<br />

Das Fügen von zwei weiteren Teilen am Montageplatz 2 ist dagegen wiederum e<strong>in</strong> Primärmontagevorgang.<br />

Das Ablegen vom Arbeitsplatz 2 nach durchgeführter Teilmontage<br />

auf den Zwischenpuffer ist e<strong>in</strong> Sek<strong>und</strong>ärmontagevorgang, ebenso das Greifen am Montageplatz<br />

3 vom Zwischenpuffer, um die vormontierte Baugruppe <strong>in</strong> Fügeposition zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Aus der nachfolgenden Tabelle geht hervor, dass bei diesem Montageprozess 8 von 13<br />

Handhabungsvorgängen unter die Begriffsbestimmung Primärmontagevorgänge fallen<br />

<strong>und</strong> die restlichen fünf e<strong>in</strong>en sek<strong>und</strong>ären Montageaufwand darstellen.<br />

Arbeitsplatz 1 Arbeitsplatz 2 Arbeitsplatz 3 Summe<br />

Anzahl PMV 3 2 3 8<br />

Anzahl SMV 1 2 2 5<br />

PMV + SMV 4 4 5 13<br />

Zeit PMV 10 8 8 26<br />

Zeit SMV 2 4 4 10<br />

Gesamtzeit 12 12 12 36<br />

Unter der Annahme der ebenfalls <strong>in</strong> der Tabelle genannten Zeiten für Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärvorgänge<br />

beträgt der notwendige Arbeitszeitaufwand für den gesamten Montageprozess<br />

36 s. Davon entfallen 26 s auf Primär- <strong>und</strong> 10 s auf Sek<strong>und</strong>ärmontagevorgänge.<br />

Hieraus errechnet sich e<strong>in</strong> zeitlicher Wirkungsgrad dieses Montageprozesses von:<br />

26<br />

WM = * 100% = 72, 2%<br />

26+ 10<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass bei dem gedachten Produkt 72,2% der aufgewandten Arbeitszeit<br />

der Wertschöpfung dienen <strong>und</strong> dass bei 27,8% der aufgewandten Arbeitszeit Kosten<br />

ke<strong>in</strong>e Wertschöpfung erfolgt.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

15 Quality-Function-Deployment „QFD“<br />

QFD ist e<strong>in</strong>e Methode zur Verbesserung der Produktqualität.<br />

QFD unterstützt die konsequente Übertragung von K<strong>und</strong>enanforderungen auf Produkt-<br />

<strong>und</strong> Produktionsmerkmale. Ziel von QFD ist e<strong>in</strong>e methodische, qualitätsgerechte Produkt-<br />

<strong>und</strong> Prozessentwicklung unter Berücksichtigung aller Wünsche <strong>und</strong> Forderungen des K<strong>und</strong>en.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des QFD-Prozesses werden gewichtete K<strong>und</strong>enanforderungen strukturiert <strong>und</strong><br />

Produktmerkmale ermittelt, die diese Anforderungen realisieren. Dadurch wird es im<br />

Rahmen der Produktplanung möglich, die Bedeutung e<strong>in</strong>zelner Produktmerkmale zur Erfüllung<br />

von K<strong>und</strong>enanforderungen zu bewerten. In der Stufe der Komponentenentwicklung<br />

werden die Produktmerkmale weiter differenziert. Dabei entsteht e<strong>in</strong>e Produktstruktur,<br />

deren e<strong>in</strong>zelne Bestandteile bis zum E<strong>in</strong>zelteil bezüglich ihres E<strong>in</strong>flusses auf die K<strong>und</strong>enanforderungen<br />

gewichtet s<strong>in</strong>d. Die Prozessplanung kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dritten Stufe durch<br />

die Ableitung von Prozessschritten aus den konstruktiven E<strong>in</strong>zelteilmerkmalen bewertet<br />

werden. Den Abschluss bildet die Fertigungs- <strong>und</strong> Prüfplanung. Hierfür werden die ermittelten<br />

<strong>und</strong> gewichteten Prozessschritte auf entsprechende Fertigungs- <strong>und</strong> Prüfvorschriften<br />

abgebildet.<br />

Durch die Anwendung des QFD-Prozesses wird es möglich, alle Entscheidungen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Produkt- <strong>und</strong> Prozessgestaltung auf Anforderungen des K<strong>und</strong>en zurückzuführen.<br />

Es wird transparent, welche Tätigkeiten im S<strong>in</strong>ne des K<strong>und</strong>ennutzens s<strong>in</strong>nvoll<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> welche zusätzlichen Aufwand bedeuten, der vom K<strong>und</strong>en nur selten hono-<br />

K<strong>und</strong>enanforderungen<br />

Produktplanung<br />

K<strong>und</strong>enanforderungen<br />

<strong>in</strong> Produktmerkmale<br />

erfüllte K<strong>und</strong>en-merkmale<br />

kritische Produktmerkmale<br />

Produktanforderungen<br />

Abb.33: QFD-Phasen<br />

Teileplanung<br />

Produktmerkmale <strong>in</strong><br />

Teilemerkmale<br />

erfüllte Produktmerkmale<br />

kritische Teilemerkmale<br />

Teileanforderungen<br />

Prozeßplanung<br />

Teilemerkmale <strong>in</strong><br />

Produktionsvorschriften<br />

kritische Prozeßmerkmale<br />

Prozeßanforderungen<br />

Qualitätsplanung<br />

Produktionsvorschriften<br />

<strong>in</strong> Prüfanweisungen<br />

erfüllte QM-Merkmale<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

riert wird.<br />

Zentraler Bestandteil des QFD ist das „House of Quality“. Es besteht im wesentlichen aus<br />

fünf „Räumen“, deren Ausgestaltung durch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Team zu e<strong>in</strong>er strukturierten<br />

Diskussion über Produktmerkmale <strong>und</strong> deren Gewichtung führt. Gleichzeitig wird<br />

das Ergebnis der Diskussion festgehalten <strong>und</strong> schafft somit e<strong>in</strong>e Transparenz über getroffene<br />

Entscheidungen.<br />

Ermittlung der<br />

K<strong>und</strong>enanforderungen<br />

Auswahl wichtiger<br />

Produktmerkmale<br />

Analyse der Beziehungen<br />

zwischen<br />

K<strong>und</strong>enanforderungen<br />

<strong>und</strong> Produktmerkmalen<br />

Berechnung der<br />

Gewichtung der<br />

Produktmerkmale<br />

Analyse der Korrelationen<br />

zwischen verschiedenen<br />

Produktmerkmalen<br />

Teamwork<br />

Abb.34: Ablauf des QFD (Phase Produktplanung)<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

16 Relevanzbaum-Methode<br />

Ziel der Relevanzbaumanalyse ist es, komplexe Systeme vollständig <strong>und</strong> übersichtlich<br />

zu beschreiben, wobei nicht nur e<strong>in</strong>e Strukturanalyse erfolgt, sondern auch e<strong>in</strong>e<br />

Quantifizierung der Beziehungen zwischen e<strong>in</strong>zelnen Elementen. Der Relevanzbaum<br />

selbst ist e<strong>in</strong> Graph, der aus Knoten <strong>und</strong> Kanten besteht, wobei die Knoten Ziele oder<br />

Mittel <strong>und</strong> die Kanten die Beziehungen zwischen den Knoten symbolisieren.<br />

Ausgangspunkt zur Erstellung e<strong>in</strong>es Relevanzbaumes ist die Konstruktion e<strong>in</strong>es Szenariums,<br />

worunter e<strong>in</strong> Gefüge Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Ausgangspositionen <strong>und</strong> Annahmen<br />

über Entwicklungstendenzen zu verstehen ist. Mit Hilfe des Szenariums wird versucht,<br />

Alternativen zu f<strong>in</strong>den, die zu e<strong>in</strong>er Zielerreichung beitragen können, was e<strong>in</strong>e klare Def<strong>in</strong>ition<br />

von Zielen <strong>und</strong> Mitteln voraussetzt. Durch die Auffächerung der Ziel-Mittel-<br />

Beziehung ergibt sich dann e<strong>in</strong>e baumartige Struktur.<br />

Bei der Konstruktion des Relevanzbaumes ist darauf zu achten, dass die Elemente, die<br />

sich auf der gleichen Ebene bef<strong>in</strong>den, untere<strong>in</strong>ander vergleichbar s<strong>in</strong>d, damit sich e<strong>in</strong><br />

geordnetes Beziehungsgefüge ergibt. Hierzu müssen folgende formalen Anforderungen<br />

erfüllt se<strong>in</strong>:<br />

� das Vollständigkeitspostulat: die Elemente auf e<strong>in</strong>er Ebene müssen e<strong>in</strong>e erschöpfende<br />

Liste möglicher Lösungen darstellen <strong>und</strong><br />

� das Ausschließlichkeitspostulat: die Elemente e<strong>in</strong>er Ebene dürfen ke<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

aufweisen.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Bei der Anwendung der Relevanzbaumanalyse lassen sich folgende Schritte unterscheiden:<br />

Schritt 1<br />

Schritt 2<br />

Schritt 3<br />

Schritt 4<br />

Schritt 5<br />

Weiterführende Literatur<br />

Sorgfältige Abgrenzung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition des Untersuchungsobjektes<br />

Festlegung der Beurteilungskriterien<br />

Gewichtung der Kriterien<br />

Ermittlung der Signifikanzziffern <strong>und</strong> Aufstellung von<br />

Entscheidungstabellen<br />

(Bei den Signifikanzziffern handelt es sich um Sachurteile,<br />

die e<strong>in</strong>e Rangfolge der Eignung der e<strong>in</strong>zelnen Mitel pro<br />

Beurteilungskriterium angeben.)<br />

Ermittlung der Relevanzzahlen<br />

(Sie werden auf Gr<strong>und</strong>lage der Signifikanzzahlen <strong>und</strong><br />

der Kriteriengewichte errechnet <strong>und</strong> stellen Parameter dar,<br />

die die relative Vorziehenswürdigkeit e<strong>in</strong>er Alternative<br />

gegenüber anderen messen.)<br />

Abb.35: Schrittfolge bei der Durchführung des Relevanzbaumverfahrens<br />

[nach Corsten]<br />

H. Corsten: Produktionswirtschaft - E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das <strong>in</strong>dustrielle Produktionsmanagement,<br />

R. Oldenbourg Verlag München Wien, 1991<br />

P. A. Ste<strong>in</strong>buch: Management-Instrumente - E<strong>in</strong> Leitfaden für die Praxis, VDI Verlag,<br />

Düsseldorf 1985<br />

H. Hentze, K.-D. Müller, H. Schlicksupp: Praxis der Managementtechniken, Carl Hanser<br />

Verlag München Wien, 1990<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

17 Simulationsstudie<br />

“Simulation ist das Nachbilden e<strong>in</strong>es Systems mit se<strong>in</strong>en dynamischen Prozessen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em experimentierfähigen Modell, um zu Erkenntnissen zu gelangen,<br />

die auf die Wirklichkeit übertragbar s<strong>in</strong>d!“<br />

“Simulation ist der Prozess, e<strong>in</strong> Modell e<strong>in</strong>es Realsystems zu entwerfen <strong>und</strong><br />

Experimente mit diesem Modell so durchzuführen, um das dynamische Verhalten<br />

(Zeitverhalten) des Realsystems kennen <strong>und</strong> verstehen zu lernen!“<br />

“Digitale Simulation ist die rechnerische Nachahmung von Verhaltensweisen e<strong>in</strong>es<br />

Systems auf der Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>es algorithmischen Modells zum Zweck der<br />

Analyse, Bewertung <strong>und</strong> Verbesserung der Funktion <strong>und</strong>/oder Struktur e<strong>in</strong>es<br />

möglichen oder bereits existierenden realen Systems!“<br />

1 Gr<strong>und</strong>aussagen zur Simulation<br />

� Das adäquate Modell muss e<strong>in</strong> hohes Maß an Strukturähnlichkeit mit dem zu<br />

modellierenden System haben.<br />

� Dies betrifft auch die entsprechende Repräsentation der existierenden Elementare<strong>in</strong>heiten.<br />

� Das abstrakte Modell ist Basis für die Deduktion <strong>und</strong> für die Simulation. Beide<br />

Wege führen zu Modelldaten, die das Verhalten des Modells beschreiben!<br />

� Denken heißt letztendlich Arbeiten mit Modellen im Bewusstse<strong>in</strong>sraum!<br />

� Mittels der Systemsimulation können am Modell unterschiedliche Szenarien<br />

durchgespielt werden.<br />

� Am Modell können die erforderlichen Inputs ermittelt werden, die dazu führen,<br />

das System <strong>in</strong> den angestrebten Zielzustand zu br<strong>in</strong>gen.<br />

� Simulation – e<strong>in</strong> Werkzeug rationalen Entscheidens.<br />

� Es gilt, den Zielzustand <strong>in</strong> möglichst kurzer Zeit <strong>und</strong> mit möglichst ger<strong>in</strong>gen<br />

Kosten zu erreichen!<br />

� Simulation <strong>in</strong> der Werkstattsteuerung bedeutet:<br />

- Optimierung der Prozessablaufplanung<br />

- Bewertung der geplanten Prozessführung<br />

- Verifikation der Prozessablaufplanung<br />

- Unterstützung der Ressourcene<strong>in</strong>satzplanung<br />

- Schulung der Mitarbeiter<br />

- Test von Strategien zur Störfallbehandlung<br />

Die Systemsimulation muß sich auch mit ethischen Fragestellungen ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />

Dies betrifft erwünschte <strong>und</strong> verantwortbare Zielstellungen sowie die Interpretation wie<br />

auch Umsetzung der Simulationsergebnisse.<br />

Die Philosophie mit Ontologie, Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie, Ethik stellen<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche elementare Gr<strong>und</strong>lage!<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen der diskreten Simulation<br />

2.1 Ausgewählte Gr<strong>und</strong>begriffe<br />

System:<br />

• die Menge der Elemente dieses Systems (bzw. se<strong>in</strong>er Untersysteme), die mit gewünschtem<br />

Zweck mite<strong>in</strong>ander zusammenarbeiten<br />

• das reales Objekt oder die begriffliche Abbildung bzw. e<strong>in</strong> gedankliches Gebilde<br />

• wird charakterisiert durch die Umgebung, die Verhaltensfunktion <strong>und</strong> die Struktur<br />

• die Elemente des Systems müssen an dieser Funktion beteiligt se<strong>in</strong><br />

• der Zweck e<strong>in</strong>es Systems ist e<strong>in</strong>e vom Beobachter / Gestalter dort h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> projizierte<br />

Betrachtungsweise, die e<strong>in</strong>er Modellbildung zugr<strong>und</strong>e liegt<br />

• die Elemente e<strong>in</strong>es Systems können wiederum Untersysteme se<strong>in</strong><br />

• die Umwelt („Übermenge“ von Umgebung) wirkt nur auf das System, wird nicht von<br />

ihm bee<strong>in</strong>flusst. Wird e<strong>in</strong>e Größe der Umwelt vom Zustand oder Verhalten des Systems<br />

bee<strong>in</strong>flusst, muss sie als Teil des Systems modelliert werden.<br />

Modell:<br />

• weitgehend vere<strong>in</strong>fachte Nachbildung e<strong>in</strong>es Orig<strong>in</strong>alsystems<br />

• muss dem Orig<strong>in</strong>alsystem h<strong>in</strong>sichtlich des Zwecks se<strong>in</strong>er Realisierung h<strong>in</strong>reichend<br />

ähnlich se<strong>in</strong><br />

• lässt unterschiedliche Realisierungsformen zu – physisches -, verbales -, mathematisches<br />

-, Computermodell<br />

• muss stets im Zusammenhang mit dem Modellierungszweck gesehen <strong>und</strong> erstellt<br />

werden, d.h. bezogen auf die def<strong>in</strong>ierte Anwendung bzw. Zielsetzung, d.h. auch die<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> ihre Detaillierung betreffend.<br />

Prozess:<br />

• e<strong>in</strong>e zeitliche Folge von Zustandsübergängen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em System wird allgeme<strong>in</strong> auch<br />

als Prozess bezeichnet<br />

• nur jene Prozesse werden bei der Simulation berücksichtigt, die der Realisierung des<br />

vorgegebenen Zweckes, d.h. der Funktion des Systems dienen bzw. diese bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Die meisten Prozesse hängen von Zufallsgrößen ab<br />

• e<strong>in</strong> Modell muss die Systemelemente mit ihren Eigenschaften <strong>und</strong> Zustandsänderungen<br />

<strong>in</strong> ihrem funktionsgerechten zeitlichen Ablauf widerspiegeln<br />

• das konzeptionelle Modell besteht im wesentlichen aus den Elementen des realen Systems,<br />

die voraussichtlich <strong>in</strong> der Simulation benötigt werden<br />

• das logische Modell (Flow-Chart-Model) wird aus dem konzeptionellen Modell abgeleitet<br />

<strong>und</strong> enthält zusätzlich die logischen Beziehungen der Elemente sowie die exogenen<br />

Größen; das logische Modell ist das B<strong>in</strong>deglied zwischen dem konzeptionellen<br />

Modell <strong>und</strong> dem Rechnermodell <strong>und</strong> hängt von der e<strong>in</strong>gesetzten Programmiersprache<br />

ab<br />

• das Rechnermodell wird als Implementierung oder als Simulator bezeichnet<br />

• e<strong>in</strong> Verhaltensmodell fordert e<strong>in</strong>e große, statistisch gesicherte Zahl von Beobachtungen,<br />

e<strong>in</strong> System lässt sich auch beschreiben, ohne über detaillierte Informationen zu<br />

se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen Struktur verfügen zu müssen<br />

• e<strong>in</strong> Strukturmodell erfordert e<strong>in</strong>e sehr genaue Kenntnis des Systems, se<strong>in</strong>er<br />

Komponenten <strong>und</strong> ihres Zusammenwirkens, quantitative Angaben beschränken sich<br />

meist auf e<strong>in</strong>ige wenige Parameter.<br />

Simulationssystem:<br />

„Simulator“ – e<strong>in</strong> Programm, welches für E<strong>in</strong>gangsdaten <strong>und</strong> Modell mittels e<strong>in</strong>es geeigneten<br />

Algorithmus Berechnungen durchführt <strong>und</strong> die Ergebnisse abspeichert<br />

oder ausgibt.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Kont<strong>in</strong>uierliche <strong>und</strong> diskrete Systeme:<br />

Die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em System bzw. Modell e<strong>in</strong>geführten Größen werden als kont<strong>in</strong>uierliche <strong>und</strong><br />

diskrete unterschieden, wobei diskrete Größen nur endlich viele Werte annehmen können.<br />

Diskrete Merkmale (Anzahl von Objekten <strong>in</strong> der Warteschlange vor e<strong>in</strong>em Element des<br />

Systems, Lagerbestand an Objekten etc.) führen immer zu nichtstetigen Prozessen<br />

Der nichtstetige Prozess ist Gegenstand der diskreten Simulation!<br />

Determ<strong>in</strong>istische <strong>und</strong> stochastische Simulation:<br />

Das Ergebnis e<strong>in</strong>er determ<strong>in</strong>istischen Simulation hängt von den E<strong>in</strong>gangsgrößen <strong>und</strong> dem<br />

Startwert ab. Mehrere Simulationsläufe liefern gleiche Ergebnisse. Die determ<strong>in</strong>istische<br />

Simulation liegt vor, wenn die E<strong>in</strong>gangsgrößen stets e<strong>in</strong>deutig die Ausgangsgrößen bzw.<br />

das Simulationsergebnis bestimmen. Die Zusammenhänge zwischen E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausgangsgrößen<br />

werden z.B. durch Formeln beschrieben.<br />

Bei e<strong>in</strong>er stochastischen Simulation werden Zufallsvariablen als E<strong>in</strong>flussgrößen modelliert,<br />

die das Simulationsergebnis mehr oder weniger streuen lassen. Bei der stochastischen<br />

Simulation werden Zufallsprozesse <strong>in</strong> die Simulation e<strong>in</strong>bezogen <strong>in</strong> die Simulation<br />

e<strong>in</strong>bezogen <strong>und</strong> durch Zufallszahlen realisiert, wobei sehr häufig Ereignisse <strong>und</strong> die Frage<br />

<strong>in</strong>teressieren, ob diese überhaupt e<strong>in</strong>treten.<br />

Prozess- <strong>und</strong> ereignisorientierte Simulation:<br />

Bei der prozessorientierten Simulation kann zwischen dem Aufruf e<strong>in</strong>er Methode e<strong>in</strong>es<br />

Objektes <strong>und</strong> der Rückkehr aus dem Aufruf Simulationszeit vergehen. E<strong>in</strong> hoher Verwaltungsaufwand<br />

sichert die korrekte Aktualität der Prozesse bei ihrer Wiederaufnahme nach<br />

der Deaktivierung des Objektes bzw. se<strong>in</strong>er Methode während dieser gewissen Zeitspanne.<br />

E<strong>in</strong>e ereignisorientierte Simulation basiert auf der Abfolge von Ereignissen, die selbst<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit verbrauchen. Ereignisse liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er entsprechenden Liste vor <strong>und</strong> werden<br />

<strong>in</strong> der Reihenfolge ihrer E<strong>in</strong>trittszeiten abgearbeitet. E<strong>in</strong> Ereignis führt z.B. zu e<strong>in</strong>er Zustandsänderung.<br />

Während des Aufrufs e<strong>in</strong>es Objektes kann ke<strong>in</strong>e Zeit verstreichen.<br />

Simulationsexperiment:<br />

� Die Simulation ist für viele Fachgebiete e<strong>in</strong>e fruchtbare Erkenntnismethode, sie<br />

macht diesen die Methode des Experiments zugänglich.<br />

� Dies betrifft vornehmlich solche Fachgebiete bzw. Diszipl<strong>in</strong>en, deren Untersuchungsgegenstände<br />

äußerst kompliziert <strong>und</strong> komplex s<strong>in</strong>d.<br />

� Experimentierparameter s<strong>in</strong>d jene im Modell erfassten Größen <strong>und</strong> Beziehungen,<br />

die bei der Simulation <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten Grenzen variiert werden.<br />

� Das Simulationsexperiment ist e<strong>in</strong>e Folge von Simulationsversuchen.<br />

� Die Modellvalidierung schließt die Vorbereitung des Simulationsexperiments.<br />

2.2 Simulationsstudie<br />

Die Simulationsstudie ist <strong>in</strong> jeder Prägung als ganzheitliches Anliegen<br />

zu betrachten <strong>und</strong> fordert für se<strong>in</strong>e Durchführung, gewisse<br />

Gr<strong>und</strong>sätze des Projektmanagements zu beachten.<br />

Relevante Schritte e<strong>in</strong>er Simulationsstudie s<strong>in</strong>d:<br />

� Formulieren des Problems <strong>und</strong> der Zielstellung bzw. des Zielsystems<br />

� Entwickeln des Modells – beachten von Zwischengrößen, sofern e<strong>in</strong> System<br />

aus mehreren Systemelementen besteht<br />

� Erheben <strong>und</strong> Generieren von Daten, Sicherung der Datenqualität<br />

� Implementieren des Modells – Überführen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rechnerlesbare, ausführbare<br />

Form. Das Ergebnis der Modellimplementierung ist e<strong>in</strong> Computerprogramm<br />

bzw. e<strong>in</strong>e Modellbeschreibung, die <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Simulationssystems<br />

ablauffähig ist.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� Verifizieren <strong>und</strong> Validieren des Modells - die Verifikation überprüft die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schritte des Modellierungsprozesses (vor allem den Übergang vom formalen<br />

Modell zum Computermodell), die Validierung prüft die Eignung <strong>und</strong> korrekte<br />

Abbildung der Realität im Modell h<strong>in</strong>sichtlich der Zielstellung der Simulation<br />

(ganzheitliche Orientierung auf das Gesamtergebnis).<br />

� Durchführen <strong>und</strong> Auswerten von Simulationsläufen – unter Beachtung<br />

des Zustandes, <strong>in</strong>dem sich das System zu Beg<strong>in</strong>n der Simulation bef<strong>in</strong>det. Achtung<br />

bei der stochastischen Simulation – Streuung um den Erwartungswert!<br />

� Interpretieren der Simulationsergebnisse – aus ihnen wird auf das Verhalten<br />

des realen Systems geschlossen, da die Ergebnisse nur für das simulierte<br />

Modell gelten.<br />

� Umsetzen der Simulationsergebnisse <strong>in</strong> die Realität. In der betrieblichen<br />

Praxis erbr<strong>in</strong>gen Simulationsergebnisse Entscheidungshilfen für den Manager,<br />

Planer oder Bearbeiter. Zu beachten ist ggf. die lediglich e<strong>in</strong>geschränkte Gültigkeit<br />

der mehr oder weniger quantifizierbaren Effekte oder Ergebnisse.<br />

E<strong>in</strong>e Simulationsstudie kann immer nur e<strong>in</strong> Hilfsmittel, e<strong>in</strong>e Anregung<br />

zum überlegten <strong>und</strong> besseren Handeln se<strong>in</strong>!<br />

Ablaufsimulation:<br />

� Erforderliche Vorgänge <strong>und</strong> Materialbewegungen<br />

� Bauteile im System: Welche, Wie viele, Woh<strong>in</strong>, Wo?<br />

� Steuerung von Material- <strong>und</strong> Informationsfluss<br />

� Verhaltensformen des Systems im Normal- <strong>und</strong> Störungsfall!<br />

3D-Bewegungssimulation:<br />

� Standardtools<br />

� FEM-Analyse der Bauteilbelastungen<br />

� Erstellen des 3D-CAD-Modells<br />

� Durchführen konstruktionsbegleitender Versuche (Rapid Prototyp<strong>in</strong>g)<br />

� Berechnungen, Analysen, virtuelle Eigenschaftsfrüherkennung<br />

� Realitätsnahes Abbilden von Handhabungs- <strong>und</strong> Montagevorgängen<br />

� Generieren von Bewegungsprogrammen<br />

� Aussagen: Taktzeit, Kollisionsverhalten, Arbeitsplatzergonomie, Bahnverhalten,<br />

Abmessungen etc.<br />

Mehrkörpersimulation<br />

� Bestimmen <strong>und</strong> Optimieren von Parametern<br />

� Z.B. Bestimmen von Lagerkräften bei der Beschleunigung von Massen<br />

� Berechnen der erforderlichen Antriebsleistung <strong>und</strong> Dimensionierung der Lager<br />

<strong>in</strong> Robotern<br />

FEM-Simulation<br />

� Frühzeitige Analyse der Betriebsmittelbeanspruchung<br />

� Optimieren von Prozessparametern – Greif-, Fügekräfte -<br />

� Zeitiges Erkennen von möglichen Beschädigungen an empf<strong>in</strong>dlichen Bauteilen<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

18 Statische Prozesskontrolle (SPC)<br />

Die statische Prozesskontrolle ist e<strong>in</strong>e Methode zur Qualitätsüberwachung während des<br />

Prozesses. Das Ziel der statischen Prozesskontrolle besteht dar<strong>in</strong>, anhand von Stichprobenprüfungen<br />

unter Verwendung mathematisch statistischer Verfahren Aussagen über<br />

die Ausführungsqualität e<strong>in</strong>er Menge von hergestellten Produkten zu erhalten <strong>und</strong> Rückschlüsse<br />

über die Qualität des Herstellprozesses zu ziehen.<br />

Die Leistungsfähigkeit der statistischen Prozesskontrolle wird durch ke<strong>in</strong>e andere Prozesssteuerungsmethode<br />

auch nur annähernd erreicht. Das liegt daran, dass die Prüfergebnisse<br />

schnell verfügbar s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dass e<strong>in</strong>e Teilprüfung preiswerter als e<strong>in</strong>e H<strong>und</strong>ertprozentprüfung<br />

ist.<br />

Bei der statistischen Prozesskontrolle werden zwei Arten der Prüfung unterschieden. E<strong>in</strong>mal<br />

handelt es sich um e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Fertigungs- oder Prozessüberwachung. Darunter<br />

versteht man alle statistischen Prüfvorgänge während des Fertigungsablaufs, die<br />

dazu geeignet s<strong>in</strong>d, durch Informationen über den Prozesszustand e<strong>in</strong>e Steuerung des<br />

Prozesses zu ermöglichen, so dass sich das Qualitätsmerkmal des herzustellenden Produkts<br />

stets <strong>in</strong>nerhalb vorgeschriebener Grenzen bef<strong>in</strong>det. Bei dieser Art der Fertigungsregelung<br />

hat man es stets mit potentiell unendlichen Gesamtheiten zu tun, d.h. man arbeitet<br />

mit der statistischen Theorie für Stichproben aus unendlichen Gesamtheiten.<br />

Zum Zweiten handelt es sich bei den Verfahren der statistischen Qualitätssicherung um<br />

Abnahme- oder Annahmeprüfungen. Hierbei werden die Anzahl der dem Los zu entnehmenden<br />

Stücke <strong>in</strong> Abhängigkeit vom gegebenen Losumfang ermittelt <strong>und</strong> die Grenzen<br />

des zu prüfenden Qualitätsmerkmals für die Annahme def<strong>in</strong>iert. In der Abnahmeprüfung<br />

wird stets mit endlichen Gesamtheiten gearbeitet, so dass die statistische Theorie für<br />

Stichproben aus endlichen Gesamtheiten zur Anwendung kommt.<br />

Das klassische Qualitätssicherungs<strong>in</strong>strument für die Prozess- oder Fertigungsüberwachung,<br />

aber auch für Masch<strong>in</strong>en- <strong>und</strong> Prüfmittelfähigkeitsuntersuchungen ist die Qualitätsregelkarte.<br />

Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong> Formblatt, <strong>in</strong> das Prüfergebnisse orig<strong>in</strong>al<br />

oder verdichtet <strong>in</strong> ihrer zeitlichen Reihenfolge e<strong>in</strong>getragen werden. In diesem Formblatt<br />

s<strong>in</strong>d Grenzl<strong>in</strong>ien def<strong>in</strong>iert, deren Überschreitung bestimmte vorher festgelegte Korrekturmaßnahmen<br />

der Prozesse auslösen.<br />

Die Auswahl der richtigen Qualitäts- oder Prüfmerkmale zur Beobachtung mit SPC ist der<br />

entscheidende Schritt für die Prozessbeherrschung. Dabei sollte man e<strong>in</strong>mal Kenntnis<br />

über die systematischen E<strong>in</strong>flüsse sogenannter Signalfaktoren zur Prozessstabilisierung<br />

besitzen sowie über die Prozesssteuerung, die durch Störfaktoren (Fehlerursachen) mit<br />

stochastischer Verteilung hervorgerufen wird.<br />

Weiterführende Literatur<br />

H. B<strong>in</strong>ner: Umfassende <strong>Unternehmen</strong>squalität: E<strong>in</strong> Leitfaden zum Qualitätsmanagement,<br />

Spr<strong>in</strong>ger-Verlag Berl<strong>in</strong>, Heidelberg 1996<br />

Seite 99 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

19 Synektik-Methode<br />

Die Synektik benutzt dem Bewusstse<strong>in</strong> vorgelagerte Mechanismen, die dem e<strong>in</strong>zelnen<br />

(oder der Gruppe) offenbar gemacht werden, um dessen (oder deren) Kreativität zu steigern.<br />

Sie basiert auf drei Hypothesen:<br />

� die menschliche Kreativität kann signifikant gesteigert werden, wenn der zugr<strong>und</strong>e<br />

liegende psychologische Prozess verständlich wird;<br />

� im schöpferischen Prozess kommt der emotionalen Komponente größeres Gewicht zu<br />

als der <strong>in</strong>tellektuellen; der irrationale ist wichtiger als der rationale Bereich;<br />

� um die Erfolgswahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Problemlösung zu erhöhen, müssen die emotionalen<br />

<strong>und</strong> irrationalen Elemente verstanden werden.<br />

Der Beitrag der Synektik zur Förderung des schöpferischen Prozesses besteht dar<strong>in</strong>, kreativitätsfre<strong>und</strong>liche<br />

psychologische Zustände zu schaffen.<br />

Der hierbei e<strong>in</strong>setzende synektische Prozess be<strong>in</strong>haltet zwei Phasen:<br />

� das Fremde vertraut machen<br />

� das Bekannte verfremden<br />

Im ersten Fall handelt es sich um die übliche analytische Phase, <strong>in</strong> der das Problem verstanden<br />

werden soll.<br />

Die zweite Phase, das Verfremden, stützt sich auf vier Techniken:<br />

� die Technik der persönlichen Analogie<br />

• Problemlöser versucht sich mit den Elementen des Problems zu identifizieren<br />

(„wenn ich e<strong>in</strong> Molekül wäre“)<br />

� die Technik der direkten Analogie<br />

• Parallelen zu ähnlichen konkreten Objekten oder Phänomenen ziehen<br />

(etwa: menschliches Ohr <strong>und</strong> Telephon)<br />

� die Technik der symbolischen Analogie<br />

• Vergleichsobjekte werden dem poetisch-ästhetischen Bereich entnommen (etwa:<br />

fliegender Teppich <strong>und</strong> Luftkissenboot)<br />

� die Technik der Analogie durch Phantasie<br />

• Suchen e<strong>in</strong>er Phantasielösung, <strong>in</strong> der zeitweilig bewusst von physikalischen etc. Gesetzen<br />

abstrahiert wird<br />

Der Verfremdungsphase als Bestandteil des kreativen Prozesses folgt die Phase der Entwicklung<br />

von Lösungsansätzen <strong>und</strong> abschließend die Auswahl <strong>und</strong> Fortentwicklung.<br />

Synektik wird am effizientesten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er synektischen Gruppe durchgeführt. E<strong>in</strong>e solche<br />

Gruppe besteht aus fünf bis sieben Mitgliedern, die sich sowohl vom beruflichen „backgro<strong>und</strong>“<br />

als auch von der emotionalen Konstitution her deutlich unterscheiden sollten. Die<br />

Ausbildung e<strong>in</strong>er synektischen Gruppe dauert etwa e<strong>in</strong> Jahr; geführt wird sie von e<strong>in</strong>em<br />

adm<strong>in</strong>istrativen Leiter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Konferenzleiter. Fehlen der Gruppe Spezialkenntnisse,<br />

können auch externe Experten herangezogen werden.<br />

Die Synektik gilt als die anspruchvollste der Kreativitätstechniken, <strong>und</strong> zwar sowohl h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Fähigkeiten der Gruppenmitglieder als auch <strong>in</strong> bezug auf die Inanspruchnahme<br />

betrieblicher Ressourcen.<br />

Seite 100 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

20 Szenario-Technik<br />

Bei der Szenario-Technik handelt es sich um e<strong>in</strong> strategisches Management<strong>in</strong>strument.<br />

Szenariotechnik<br />

Die Beschreibung e<strong>in</strong>er möglichen zukünftigen Situation sowie das Aufzeigen des<br />

Entwicklungsverlaufs, der zu dieser Situation h<strong>in</strong>führt, wird als Szenario bezeichnet.<br />

Phasen des Szenario-Managements:<br />

Es enthält fünf Phasen<br />

• Vorbereitung : Festlegung der Projektzielsetzung <strong>und</strong> der –organisation sowie die Def<strong>in</strong>ition<br />

<strong>und</strong> Analyse des Gestaltungsfeldes<br />

• Feld-Analyse : hier wird das Szenariofeld zunächst durch E<strong>in</strong>flussfaktoren beschrieben,<br />

die Schlüsselfaktoren ergeben sich aus der Analyse der Vernetzung der<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

• Prognostik : bildet den Kern des Managements, hier werden alternative<br />

Entwicklungsmöglichkeiten der zuvor festgelegten Schlüsselfaktoren erarbeitet<br />

• Bildung : aus den Zukunftsprojektionen wird e<strong>in</strong>e handhabbare Anzahl schlüssiger<br />

<strong>und</strong> anwendbarer Szenarien herausgearbeitet<br />

• Transfer : es werden die Auswirkungen auf das Gestaltungsfeld untersucht <strong>und</strong> Aussagen<br />

für strategische Entscheidungen erarbeitet bzw. Strategien entwickelt.<br />

Wir unterscheiden folgende Kategorien von Gestaltungsfeldern:<br />

- <strong>Unternehmen</strong> – bzw. geschäftsführende <strong>Unternehmen</strong>sbereiche (Bus<strong>in</strong>ess Units)<br />

- Produkte – Erzeugnisse, Produktgruppen, Dienstleistungen<br />

- Branchen – Gruppe gleichartiger <strong>Unternehmen</strong>, Kompetenzzentren<br />

- Technologiespektrum, Gesamtheit aller Produkt- <strong>und</strong> Prozesstechnologien<br />

Strategisches Technologiefeld, Ausschnitt aus dem aktuellen <strong>und</strong> potenziellen technologischen<br />

Betätigungsfeld e<strong>in</strong>es <strong>Unternehmen</strong>s<br />

Strategisches Innovationsfeld, Komb<strong>in</strong>ation aus e<strong>in</strong>em oder mehreren strategischen<br />

Technologiefeldern<br />

- Globale Gestaltungsfelder – Kommunen, Regionen, B<strong>und</strong>esländer, Staaten.<br />

E<strong>in</strong> idealtypisches Planungs- <strong>und</strong> Führungsmodell e<strong>in</strong>er zukunftsorientierten <strong>Unternehmen</strong>sgestaltung<br />

enthält fünf Phasen:<br />

❐ Intellektuelle Führung – Vorschau auf die Zukunft des <strong>Unternehmen</strong>s <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

relevanten Umfelder<br />

❐ Strategische Positionierung – langfristig erfolgreiche Strategie des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

❐ Optimierte Prozessorganisation – strategiekonforme Ablauf- <strong>und</strong> Aufbauorganisation<br />

❐ Erschlossene Erfolgspotentiale der Informationstechnik – Unterstützung der<br />

Prozesse durch leistungsstarke Informations- <strong>und</strong> Kommunikationssystems<br />

Anwendung f<strong>in</strong>det die Szenario-Technik vor allem bei der langfristigen (> 6 Jahre) <strong>Unternehmen</strong>splanung.<br />

Seite 101 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Charakteristisch für die Szenario-Technik ist, dass sie von verschiedenen Optionen <strong>und</strong><br />

alternativen Situationen ausgehend Annahmen über Haupte<strong>in</strong>flussfaktoren auf den Untersuchungsbereich<br />

trifft <strong>und</strong> daraus alternative Zukunftsbilder (Szenarien) entwickelt.<br />

Gegenwart<br />

Z1<br />

Z2<br />

A<br />

A 1<br />

Zeit<br />

B<br />

Zukunft<br />

Extremverlauf<br />

Trendverlauf<br />

Extremverlauf<br />

Szenario = Bilder e<strong>in</strong>er<br />

zukünftigen Situation<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es Szenarios<br />

Durch e<strong>in</strong> Störereignis veränderte<br />

Entwicklungsl<strong>in</strong>ie<br />

Störereignis<br />

Entscheidungspunkt, z.B. E<strong>in</strong>setzen<br />

von Maßnahmen<br />

Abb.36: Denkmodell zur Darstellung von Szenarien<br />

Das Wesen der Szenario-Technik lässt sich recht anschaulich mit Hilfe des Trichtermodells<br />

darstellen. Die Abbildung macht deutlich, dass bei gleichbleibendem Trendverlauf<br />

kaum Abweichungen zu erwarten s<strong>in</strong>d. Ändern sich jedoch die relevanten<br />

E<strong>in</strong>gangsgrößen im Laufe der Zeit, wird beispielsweise Szenario A erreicht. Wird zum<br />

Zeitpunkt Z1 e<strong>in</strong>e Störung angenommen, auf die nicht reagiert wird, könnte Szenario B<br />

Wirklichkeit werden. Reagiert man dagegen zum Zeitpunkt Z2 auf die angenommene<br />

Störung, ergäbe sich das Zukunftsbild A1. Je weiter man sich dabei von der Gegenwart<br />

entfernt, desto mehr öffnet sich der Trichter, d.h. die Spannbreite möglicher Szenarien<br />

nimmt zu, da sich immer mehr Alternativen <strong>und</strong> Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten ergeben.<br />

Das heißt, je weiter man auf der Basis des aktuellen Wissens versucht, zukünftige<br />

Entwicklungen zu erfassen, desto größer wird die Unsicherheit der Aussage.<br />

Für die Vorgehensweise bei der Erstellung von Szenarien werden unterschiedliche Schrittfolgen<br />

vorgeschlagen, die jedoch auf folgende acht Schritte h<strong>in</strong>auslaufen:<br />

Seite 102 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

1. Untersuchungsfeldanalyse<br />

2. Umfeldanalyse<br />

3. Trendprojektionen<br />

4. Annahmebündelung<br />

5. Szenario-Interpretation<br />

6. Störfallanalyse<br />

7. Auswirkungsanalyse<br />

8. Maßnahmeplan<br />

Strukturierung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition des Untersuchungsfeldes<br />

Identifizierung <strong>und</strong> Strukturierung der wichtigsten E<strong>in</strong>flußbereiche<br />

auf das Untersuchungsfeld<br />

Ermittlung von Entwicklungstendenzen <strong>und</strong> kritischer Deskriptoren<br />

der Umfelder<br />

Bildung <strong>und</strong> Auswahl altenativer, konsistenter Annahmebündel<br />

Interpretation der ausgewählten Umfeldszenarien<br />

E<strong>in</strong>führung signifikanter Störereignisse <strong>und</strong> Analyse ihrer<br />

Auswirkungen<br />

Ausarbeiten der Szenarien bzw. Ableiten der Konsequenzen für das<br />

Untersuchungsfeld<br />

Konzipieren von Maßnahmen <strong>und</strong> Planung<br />

Abb.37: Schrittfolge der Szenario-Technik<br />

Seitens der <strong>Unternehmen</strong>sberater <strong>und</strong> Theoretiker des Managements wird mit e<strong>in</strong>er zunehmenden<br />

Anwendung der Szenario-Technik gerechnet, jedoch gleichzeitig darauf verwiesen,<br />

dass nach wie vor erhebliche Akzeptanzprobleme bestehen, da das Denken <strong>in</strong><br />

Alternativen <strong>und</strong> der Verzicht auf exakte Kalküle vielen Managern schwerfällt.<br />

Seite 103 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

21 <strong>Unternehmen</strong>sbefragung<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Sich verändernde regionale <strong>und</strong> überregionale Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die <strong>Unternehmen</strong><br />

erfordern Anpassungen der <strong>Unternehmen</strong>sstrukturen.<br />

• Im Teil A werden e<strong>in</strong>ige Eckdaten des <strong>Unternehmen</strong>s aufgenommen.<br />

• Im Teil B erfolgt e<strong>in</strong>e Sammlung von Aspekten, die e<strong>in</strong> <strong>Unternehmen</strong> betreffen können.<br />

Hier wird e<strong>in</strong> ersten Überblick über Stärken <strong>und</strong> Schwächen geschaffen.<br />

� Im Teil C werden Lösungskonzepte für Problemstellungen erfasst.<br />

� Im Teil D werden regionale <strong>und</strong> überregionale Entwicklungstrends für das <strong>Unternehmen</strong><br />

ermittelt.<br />

Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Name des Betriebes<br />

Anzahl der Mitarbeiter<br />

Produktprofil<br />

Name <strong>und</strong> Funktion des/der Beantworter(s)<br />

(z.B. Leiter Fertigung oder Abtei- Name Funktion<br />

lungsleiter Market<strong>in</strong>g ) Name Funktion<br />

Stärken- <strong>und</strong> Schwächenprofil<br />

Bereich Personal/Soziales<br />

Beispiel<br />

B.1.1<br />

Name Funktion<br />

Name Funktion<br />

Zur Zeit sehe ich<br />

dar<strong>in</strong> eher e<strong>in</strong>e ...<br />

Stärke<br />

Schwäche<br />

Mitarbeiterqualifikation ✘<br />

Motivation der Mitarbeiter für die Erreichung der <strong>Unternehmen</strong>sziele<br />

B.1.2 Qualifikationsniveau der Mitarbeiter<br />

B.1.3 <strong>Unternehmen</strong>s<strong>in</strong>terne Weiterbildung der Mitarbeiter<br />

B.1.4 Identifikation der Mitarbeiter mit dem <strong>Unternehmen</strong><br />

B.1.5 leistungsförderliches Lohnsystem<br />

B.1.6<br />

Anteil der Fehlzeiten (Krankenstand) am<br />

Gesamtarbeitsfond<br />

B.1.7 Umfang der Arbeitsunfälle<br />

B.1.8 Abwanderung (Fluktuation) von Mitarbeitern<br />

B.1.9<br />

Voraussetzungen im <strong>Unternehmen</strong> für die Beschäftigung<br />

von Beh<strong>in</strong>derten <strong>und</strong> Azubis<br />

Seite 104 von 129<br />

Dieser<br />

Aspekt ist<br />

nicht<br />

relevant


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

B.1.10 Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungen<br />

B.1.11<br />

Motivationsförderliche Arbeits<strong>in</strong>halte (abwechslungsreich,<br />

vielfältige Anforderungen, qualifikationsnutzende<br />

Tätigkeiten)<br />

B.1.12 Verantwortungsübernahme durch Mitarbeiter<br />

B.1.13 Altersstruktur im <strong>Unternehmen</strong><br />

B.1.14 Geschlechterzusammensetzung<br />

B.1.15 Arbeit der Arbeitnehmervertretung<br />

B.1.16 Flexibler Mitarbeitere<strong>in</strong>satz<br />

B.1.17 Verantwortungsübertragung auf die Mitarbeiter<br />

B.1.18 Betriebsklima<br />

B.1.19<br />

Bereitschaft der Mitarbeiter zur Besetzung<br />

unterschiedlicher Arbeitsplätze<br />

B.1.20 Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter<br />

B.1.21<br />

B.1.22<br />

B.1.23<br />

B.1.24<br />

B.1.25<br />

Seite 105 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Bereich Technik<br />

B.2.1 Realisierte Lagerhaltung<br />

B.2.2 Logistiksystem<br />

B.2.3 Fehlerraten /Ausschuss/Qualitätskontrolle<br />

B.2.4 E<strong>in</strong>satz neuer Technologien<br />

B.2.5 Störanfälligkeit von Masch<strong>in</strong>ensystemen <strong>und</strong> Anlagen<br />

B.2.6 Arbeitssicherheit/Arbeitsschutz<br />

B.2.7 E<strong>in</strong>satz moderner Masch<strong>in</strong>en/Anlagen<br />

B.2.8 Auftragsdurchlaufzeiten<br />

B.2.9<br />

B.2.10<br />

Umrüstzeiten von Anlagen bei veränderter Auftragslage<br />

Schnittstellengestaltung der Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationssysteme bei Outsourc<strong>in</strong>g<br />

B.2.11 Qualitätsmanagement<br />

B.2.12<br />

B.2.13<br />

B.2.14<br />

B.2.15<br />

B.2.16<br />

B.2.17<br />

B.2.18<br />

Zur Zeit sehe ich<br />

dar<strong>in</strong> eher e<strong>in</strong>e ...<br />

Stärke<br />

Schwäche<br />

Seite 106 von 129<br />

Dieser<br />

Aspekt ist<br />

nicht<br />

relevant


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Bereich Organisation<br />

B.3.1<br />

B.3.2<br />

B.3.3<br />

B.3.4<br />

Reaktionsgeschw<strong>in</strong>digkeit bei veränderter Auftragslage<br />

Informationsfluss - jeder hat zum richtigen Zeitpunkt<br />

die Information, die er für se<strong>in</strong>e Arbeit braucht<br />

Anpassungsfähigkeit der Aufbau-<br />

/Ablauforganisation bei Veränderungen<br />

Verfahrensweise bei Personalabbau <strong>und</strong><br />

Personalakquise<br />

B.3.5 Regelung der Nachfolge von Führungspositionen<br />

B.3.6<br />

Eignung der Aufbauorganisation für effektive betrieblichen<br />

Abläufe<br />

B.3.7 Kommunikation zwischen den Bereichen/Abteilungen<br />

B.3.8 E<strong>in</strong>satz neuer Kommunikationsmedien<br />

B.3.9 Angewendetes Arbeitszeitmodell<br />

B.3.10<br />

Verfügbarkeit von auftrags- <strong>und</strong> technologiebezogenen<br />

Daten<br />

B.3.11 Zuverlässigkeit Materialbeschaffung <strong>in</strong>tern<br />

B.3.12 Zuverlässigkeit Zulieferer extern<br />

B.3.13<br />

B.3.14<br />

B.3.15<br />

B.3.16<br />

B.3.17<br />

Organisatorische Schnittstellengestaltung bei<br />

Outsourc<strong>in</strong>gprozessen<br />

Bestimmung der Kernkompetenzen bei<br />

Outsourc<strong>in</strong>gprozessen<br />

Zur Zeit sehe ich<br />

dar<strong>in</strong> eher e<strong>in</strong>e ...<br />

Stärke<br />

Schwäche<br />

Seite 107 von 129<br />

Dieser<br />

Aspekt ist<br />

nicht<br />

relevant


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Markt/F<strong>in</strong>anzen<br />

B.4.1 Investitionsmöglichkeiten<br />

B.4.2<br />

Nutzung externer Fördermöglichkeiten (AiF,<br />

SMWA,..)<br />

B.4.3 <strong>Unternehmen</strong>s- <strong>und</strong>/oder Produktstrategie<br />

B.4.4 Marktanteile/Absatz<br />

B.4.5 Bewältigung saisonaler Produktionsschwankungen<br />

B.4.6 Beschaffenheit der Kapitaldecke<br />

B.4.7<br />

B.4.8<br />

B.4.9<br />

B.4.10<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Kooperationsnetzwerke/strategische<br />

Allianzen<br />

Nutzung von marktbezogenen Informationen (z.B.<br />

wie entwickelt sich der Absatz <strong>in</strong> bestimmten Marktsegmenten)<br />

Reaktionsfähigkeit auf wechselnde K<strong>und</strong>enansprüche<br />

Bewältigung unregelmäßig auftretender kle<strong>in</strong>er Losgrößen<br />

B.4.11 Lohnkostenniveau<br />

B.4.12 Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften<br />

B.4.13<br />

B.4.14<br />

B.4.15<br />

B.4.16<br />

Belastung durch gesetzliche Auflagen (z.B. Auszubildende)<br />

Zur Zeit sehe ich<br />

dar<strong>in</strong> eher e<strong>in</strong>e ...<br />

Stärke<br />

Schwäche<br />

Konzepte – Wie versucht das <strong>Unternehmen</strong> auf aktuelle<br />

Erfordernisse zu reagieren? Die härteste zu knackende Nuss!<br />

Seite 108 von 129<br />

Dieser<br />

Aspekt ist<br />

nicht<br />

relevant


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Bereich anzugehendes Problem<br />

Beispiel<br />

1) Personal<br />

2) Technik<br />

3) Organisation<br />

4) Markt<br />

Im Bereich 1) Personal könnte e<strong>in</strong>e hervorstechende Schwäche<br />

die Häufigkeit der Arbeitsunfälle se<strong>in</strong><br />

Seite 109 von 129<br />

Welches Lösungskonzept hat das <strong>Unternehmen</strong> dabei <strong>in</strong>s<br />

Auge gefasst?<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> hat für die Lösung dieses Problems e<strong>in</strong>e Projektgruppe<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen, die technische Schutzmaßnahmen<br />

(Schutzgitter o.ä.) zur Verh<strong>in</strong>derung dieser Unfälle konzipiert <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>stalliert.


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Trends<br />

Im folgenden Abschnitt wird untersucht, wie die regionalen <strong>und</strong> überregionalen Entwicklungstrends<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Wirkung auf das <strong>Unternehmen</strong> beurteilt werden.<br />

Jede der Aussagen wird <strong>in</strong> den nachfolgenden Kategorien e<strong>in</strong>geschätzt:<br />

a) Wie sehr ist die Aussage für das <strong>Unternehmen</strong> zutreffend?<br />

1=nicht zutreffend<br />

2=weniger zutreffend<br />

3=eher zutreffend<br />

4=völlig zutreffend<br />

Sofern die Spalte a) e<strong>in</strong>e 2, 3 oder 4 ausgefüllt ist, wird entschieden, ob auch<br />

noch, die Aussage <strong>in</strong> Spalte b) <strong>und</strong> / oder c) zutreffend ist, dies wird angekreuzt.<br />

b) Aktivitäten <strong>in</strong> diesem Bereich s<strong>in</strong>d geplant<br />

c) Aktivitäten <strong>in</strong> diesem Bereich wurden umgesetzt, Erfahrungen liegen vor<br />

Im Beispiel kommt e<strong>in</strong> fiktiver Beantworter zu der E<strong>in</strong>schätzung, dass die Fusion mit<br />

anderen <strong>Unternehmen</strong> eher notwenig werden wird <strong>und</strong> das <strong>in</strong> diesem Bereich Aktivitäten<br />

geplant s<strong>in</strong>d.<br />

1=nicht zutreffend<br />

2=weniger zutreffend<br />

3=eher zutreffend<br />

4=völlig zutreffend<br />

Lfd.Nr. Trend a) b) c)<br />

Beispiel<br />

Die Fusion mit anderen <strong>Unternehmen</strong> wird notwendig 3 ✘<br />

D.1 Globalisierung des Marktes<br />

D.1.1<br />

D.1.2<br />

D.1.3<br />

D.1.4<br />

D.1.5<br />

D.1.6<br />

D.1.7<br />

Für Ihr <strong>Unternehmen</strong> wird es notwendig, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Kooperation<br />

e<strong>in</strong>zugehen bzw. e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Beschaffungsstrategie zu verfolgen.<br />

Für Ihr <strong>Unternehmen</strong> wird es notwendig, <strong>in</strong>ternationale Absatzmärkte zu<br />

erschließen.<br />

Es wird notwendig, zu Ihrer Produktion begleitende Dienstleistungen<br />

anzubieten.<br />

Es wird notwendig, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verb<strong>und</strong> gleichberechtigter <strong>Unternehmen</strong> zu<br />

kooperieren, um im globalen Wettbewerb zu bestehen (<strong>Unternehmen</strong>snetzwerk,<br />

Kompetenznetzwerk u.a.).<br />

Die <strong>Unternehmen</strong>skultur wird von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational agierenden Mutterkonzern<br />

oder Stammhaus vorgegeben.<br />

Durch die Öffnung der Märkte ist es uns möglich, e<strong>in</strong>en besseren Überblick<br />

über die Konkurrenzsituation zu bekommen.<br />

Die Fusion mit anderen <strong>Unternehmen</strong> wird <strong>in</strong>folge der Marktentwicklung<br />

notwendig.<br />

zutreffend<br />

Aktivitäten geplant<br />

Seite 110 von 129<br />

Erfahrungen liegen vor


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

1=nicht zutreffend<br />

2=weniger<br />

zutreffend<br />

3=eher zutreffend<br />

4=völlig zutreffend<br />

Lfd.Nr. Trend a) b) c)<br />

D.1.8<br />

Lfd.Nr<br />

.<br />

D.2 Spezialisierung <strong>und</strong> Arbeitsteilung<br />

D.2.1.<br />

D.2.2.<br />

D.2.3.<br />

D.2.4.<br />

D.2.5.<br />

D.2.6.<br />

1=nicht zutreffend<br />

2=weniger<br />

zutreffend<br />

3=eher zutreffend<br />

4=völlig zutreffend<br />

zutreffend<br />

zutreffend<br />

Aktivitäten geplant<br />

Aktivitäten geplant<br />

Seite 111 von 129<br />

Erfahrungen liegen vor<br />

Trend a) b) c)<br />

Infolge des Kostendrucks s<strong>in</strong>d wir gezwungen, Abteilungen auszulagern<br />

<strong>und</strong> die Fertigungstiefe zu reduzieren bzw. Kernkompetenzen<br />

aufzubauen.<br />

Es s<strong>in</strong>d dezentrale <strong>Unternehmen</strong>sstrukturen (Profit-Center o.ä.)<br />

notwendig, um die Transparenz / Reaktionsfähigkeit im <strong>Unternehmen</strong><br />

zu verbessern.<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>äre Projektteams werden notwendig, um e<strong>in</strong>e ganzheitliche<br />

Betrachtung zu gewährleisten.<br />

Durch Reduzierung der Fertigungstiefe entsteht e<strong>in</strong>e verstärkte Abhängigkeit<br />

zu anderen <strong>Unternehmen</strong>.<br />

D.3 Wandlungsfähigkeit <strong>und</strong> K<strong>und</strong>enorientiertheit<br />

D.3.1.<br />

Es wird erforderlich, mit Produktsortiment <strong>und</strong>/oder Produkt<strong>in</strong>novationen<br />

auf Markt- <strong>und</strong>/oder K<strong>und</strong>enforderungen zu reagieren.<br />

Erfahrungen liegen vor


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

D.3.2.<br />

D.3.3.<br />

D.3.4.<br />

D.3.5.<br />

D.3.6.<br />

D.3.7.<br />

D.3.8.<br />

Lfd.Nr<br />

.<br />

Die Teile- <strong>und</strong> Produktvielfalt nimmt zu <strong>und</strong> es steigt der Logistikaufwand.<br />

Es s<strong>in</strong>d organisatorische oder strukturelle Änderungen notwendig, um<br />

mit Fertigung <strong>und</strong> Montage ausreichend auf die Flexibilitätsanforderungen<br />

des Marktes zu reagieren (u.a. <strong>in</strong>nere Mobilität, äußere Mobilität,<br />

Logistik).<br />

Zum Kapazitätsabgleich <strong>in</strong>folge von Marktforderungen werden Maßnahmen<br />

wie Arbeitszeitflexibilisierung, E<strong>in</strong>satz von Zeitarbeitskräften<br />

usw. ergriffen.<br />

Die Quote der Beschäftigung von freien Mitarbeiter/Zeitarbeitskräften<br />

steigt.<br />

Infolge der wechselnden Anforderungen s<strong>in</strong>d Anpassungen <strong>in</strong> der Qualifikationsstruktur<br />

der Beschäftigten notwendig – z.B. gew<strong>in</strong>nt Problemlösekompetenz<br />

an Gewicht<br />

D.4 Lebenslanges Lernen<br />

D.4.1<br />

D.4.2<br />

D.4.3<br />

D.4.4<br />

1=nicht zutreffend<br />

2=weniger<br />

zutreffend<br />

3=eher zutreffend<br />

4=völlig zutreffend<br />

Trend a) b) c)<br />

Infolge der Innovationsgeschw<strong>in</strong>digkeit reicht die spezifische e<strong>in</strong>malige<br />

Qualifikation der Beschäftigten nicht.<br />

E<strong>in</strong> Wissensmanagementsystem zum Austausch von Wissen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

wird erforderlich, da die klassischen Formen des Erfahrungsaustausches<br />

nicht mehr ausreichen.<br />

zutreffend<br />

Aktivitäten geplant<br />

Seite 112 von 129<br />

Erfahrungen liegen vor


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

D.5 Demographischer Umbruch<br />

D.5.1<br />

D.5.2<br />

D.5.3<br />

D.6<br />

D.6.1<br />

D.6.2<br />

D.6.3<br />

D.6.4<br />

D.6.5<br />

D.6.6<br />

D.6.7<br />

Lfd.Nr<br />

.<br />

Die zunehmende Überalterung wirkt sich auf das <strong>Unternehmen</strong> aus.<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> wird von Abwanderung von Fachpersonal betroffen.<br />

Wandel des gesellschaftlichen Wertesystems (Firmenidentität,<br />

Motivation)<br />

Es wird erforderlich, die Mitarbeiter über Anteilssche<strong>in</strong>e, Aktien oder<br />

Gew<strong>in</strong>nbeteiligungen zusätzlich zu motivieren.<br />

Durch außerberufliche Veranstaltungen wird das Teamverhalten positiv<br />

bee<strong>in</strong>flusst (Weihnachtsfeier, Ausflüge, spezielle Motivationskurse).<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> engagiert sich regional oder wohltätig, um die Mitarbeiter<br />

zu motivieren (Spenden, Patenschaften).<br />

Das Arbeitszeitmodell gestattet die Berücksichtigung persönlicher Interessen/Freiheiten<br />

(Hobby, Familie, u.a. ).<br />

Im <strong>Unternehmen</strong> werden spezielle Maßnahmen durchgeführt, um Außendienstmitarbeiter,<br />

Telearbeiter usw. <strong>in</strong> das Betriebsgeschehen zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren.<br />

D.7 Informationstechnik<br />

(17)<br />

(18)<br />

1=nicht zutreffend<br />

2=weniger zutreffend<br />

3=eher zutreffend<br />

4=völlig zutreffend<br />

Trend a) b) c)<br />

Der Informationsaustausch im <strong>Unternehmen</strong> / -verb<strong>und</strong> erfolgt verstärkt<br />

über elektronische Medien (E-Mail, Videokonferenz, u.a.).<br />

Die Produkt- <strong>und</strong> <strong>Unternehmen</strong>spräsentation erfolgt verstärkt über<br />

elektronische Medien.<br />

zutreffend<br />

Aktivitäten geplant<br />

Seite 113 von 129<br />

Erfahrungen liegen vor


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Lfd.Nr<br />

.<br />

(19)<br />

(20)<br />

(21)<br />

(22)<br />

(23)<br />

(24)<br />

1=nicht zutreffend<br />

2=weniger zutreffend<br />

3=eher zutreffend<br />

4=völlig zutreffend<br />

Trend a) b) c)<br />

Die Informationsbeschaffung zu K<strong>und</strong>en, Märkten <strong>und</strong> Fachwissen erfolgt<br />

verstärkt über elektronische Medien.<br />

Es werden Expertensysteme, Datenbanken o.ä. zur Verwaltung <strong>und</strong><br />

Verbreitung des betriebs<strong>in</strong>ternen Fachwissens genutzt.<br />

Die Informationstechnologie wird zunehmend zur direkten Steuerung<br />

von Fertigungsprozessen als Basis zur Flexibilisierung <strong>und</strong> Optimierung<br />

der Fertigung genutzt.<br />

Durch die elektronischen Medien wird der Informationszugang <strong>und</strong> die<br />

Transparenz der Prozesse für die Beschäftigten des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

verbessert <strong>und</strong> ihre Übersichtlichkeit als Ganzes erhöht.<br />

zutreffend<br />

Aktivitäten geplant<br />

Seite 114 von 129<br />

Erfahrungen liegen vor


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

22 <strong>Unternehmen</strong>skultur - Checkliste<br />

1. K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Marktorientierung<br />

- Hohe Wertschätzung des K<strong>und</strong>en<br />

- Prof<strong>und</strong>e Kenntnisse der K<strong>und</strong>enbedürfnisse<br />

- Gute, regelmäßige K<strong>und</strong>enkontakte<br />

- Gute Kenntnisse der Marktstruktur<br />

- Überdurchschnittl. K<strong>und</strong>enb<strong>in</strong>dung<br />

- Gutes Image beim K<strong>und</strong>en<br />

2. Strategieorientierung<br />

- Hoher Bekanntheitsgrad der Strategie<br />

- Anerkennung der Bedeutung v. Strategie<br />

- Partizipation bei der Strategieentwicklung<br />

- Klare Verantwortlichkeiten für Umsetzung<br />

- Strategieumsatz. bis <strong>in</strong> Funktionsbereiche<br />

- Regelmäßiges Strategie-Controll<strong>in</strong>g<br />

(Erfolgskontrolle)<br />

3. Zukunftsorientierung<br />

- Existenz e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Vision<br />

- Hohe Zuversicht<br />

- Regelmäßige Vorausschau<br />

- Partizipation bei der Vorausschau<br />

- Existenz alternativer Handlungsoptionen<br />

- Hohes Wissen der K<strong>und</strong>enbedürfnisse der<br />

Zukunft<br />

4. Produktorientierung<br />

- Hoher Bekanntheitsgrad der Marktleistung<br />

bei Endk<strong>und</strong>en<br />

- Kenntnisse über eigene Produkte<br />

- Differenzierung von Wettbewerbern<br />

- Hohe Identifikation mit eigener Marktleistung<br />

- Marktleistung vermittelt klare Botschaft<br />

- Realistische E<strong>in</strong>schätzung der Position<br />

5. Innovationsorientierung<br />

- Überdurchschnittl. Risikofreudigkeit<br />

- Überd. Lern- <strong>und</strong> Veränderungsbereitschaft<br />

- Experimentierfreudigkeit<br />

- Hohe Flexibilität<br />

- Offenheit f. Neues, Toleranz Abweichung<br />

- Kont<strong>in</strong>uierliche Umsetzung von Innovationen<br />

- Existenz kreativer Champions<br />

Zusammenfassende Bewertung der<br />

Symptome <strong>in</strong> Form von Merkmalen<br />

der <strong>Unternehmen</strong>skultur, E<strong>in</strong>zelwer-<br />

tung e<strong>in</strong>es Symptoms der <strong>Unternehmen</strong>skulterbe<br />

6. Technologieorientierung<br />

- Ausgeprägtes Technologiebewusstse<strong>in</strong><br />

- Überdurchschn. technologischer Stand<br />

- Logisch-rationales Argumentieren<br />

- Technologie als Mittel zur Profilierung<br />

- Exzellente Hochschul-Kontakte<br />

7. <strong>Unternehmen</strong>sorientierung<br />

- Starke pers. Identifikation mit <strong>Unternehmen</strong><br />

- Stark ausgeprägte Loyalität a. allen Stufen<br />

- Starker Geme<strong>in</strong>schaftsgeist<br />

- Bereitschaft, persönlicher Opfer zu br<strong>in</strong>gen<br />

- Solidarität der Mitarbeiter mit der Führung<br />

- Fluktuation unter Branchendurchschnitt<br />

- Ger<strong>in</strong>ge unternehmens<strong>in</strong>terne Querelen<br />

8. Mitarbeiterorientierung<br />

- Hohe Wertschätzung des Mitarbeiters<br />

- Großes Vertrauen <strong>in</strong> die Mitarbeiter<br />

- Partizipation als Selbstverständlichkeit<br />

- Teamwork als Selbstverständlichkeit<br />

- Konstruktive Zusammenarbeit<br />

- Transparente Karrieremechanismen<br />

- Überdurchschnittl. Bezahlung /Sozialleistung<br />

- Professionelle Personalbetreuung<br />

9. Resultats- <strong>und</strong> Leistungsorientierung<br />

- Ausgeprägtes Zielbewusstse<strong>in</strong> Mitarbeiter<br />

- Starke persönliche E<strong>in</strong>satzbereitschaft<br />

- Überdurchschnittliche Arbeits<strong>in</strong>tensität<br />

- Beispielhafte Arbeitsmentalität<br />

- Ges<strong>und</strong>es Maß an Aggressivität<br />

- Handeln statt analysieren <strong>und</strong> adm<strong>in</strong>istrieren<br />

- Überdurchschnittl. Produktivität dank Mitarb.<br />

- Persönl. Leistung als Basis der Bezahlung<br />

10. Kostenorientierung<br />

- Stark ausgeprägte Sparmentalität<br />

- Kostenbewusstse<strong>in</strong> auf allen Stufen<br />

- Kostensenkungsprogramme<br />

- Kostene<strong>in</strong>sparung als Leitmaxime<br />

Symptom / Fähigkeit<br />

ist im <strong>Unternehmen</strong><br />

nicht<br />

vorhanden vorhanden vorbildlich<br />

∼ ∼ ∼ ∼ ∼<br />

Seite 115 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

23 <strong>Unternehmen</strong>s-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

Diese Leitl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d Bestandteil der Führungsdokumentation e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> mittelständischen <strong>Unternehmen</strong>s.<br />

1. Warum Ziele <strong>und</strong> Leitl<strong>in</strong>ien<br />

Ke<strong>in</strong> Schiff fährt ohne Navigation <strong>und</strong> Kompass. Es hat immer e<strong>in</strong> bestimmtes Ziel,<br />

das es auf möglichst kurzem <strong>und</strong> sicherem Weg ansteuert.<br />

In e<strong>in</strong>em <strong>Unternehmen</strong> sollte es nicht anders se<strong>in</strong>, weil sonst die Gefahr besteht,<br />

dass man vom Kurs abkommt <strong>und</strong> da landet, woh<strong>in</strong> man nicht wollte.<br />

Jede Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>und</strong> jeder Mitarbeiter hat das Recht zu wissen, welche Ziele <strong>und</strong><br />

Leitl<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong> <strong>Unternehmen</strong> hat.<br />

2. Unsere übergeordneten Ziele<br />

Wir wollen geme<strong>in</strong>sam das <strong>Unternehmen</strong> erhalten <strong>und</strong> weiterentwickeln.<br />

Wir wollen möglichst produktiv <strong>und</strong> wirtschaftlich arbeiten, <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> außen.<br />

Wir streben nach Gew<strong>in</strong>n, nach e<strong>in</strong>em positiven Saldo zwischen Aufwand <strong>und</strong> Ertrag,<br />

zwischen Kosten <strong>und</strong> Erlös, zwischen Investition <strong>und</strong> Rückfluss der Mittel. Gew<strong>in</strong>ne<br />

verstehen wir als Folge des Nutzens, den wir erbr<strong>in</strong>gen. Je größer der Nutzen,<br />

den wir erbr<strong>in</strong>gen, desto größer auch die Gew<strong>in</strong>nmöglichkeiten.<br />

Wir festigen unsere Marktposition <strong>in</strong> selbst gewählten Geschäftsfeldern <strong>und</strong> bauen<br />

sie weiter aus.<br />

Wir wollen unabhängig <strong>und</strong> selbständig bleiben, ke<strong>in</strong>e Abhängigkeiten e<strong>in</strong>gehen <strong>und</strong><br />

im Rahmen der gesetzten Grenzen unseren Entscheidungsraum zum Wohle aller<br />

nutzen.<br />

Wir streben nach Selbstorganisation <strong>und</strong> Selbstverwirklichung für unsere Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

mit größtmöglicher Eigenverantwortung.<br />

Wir leisten mit unserer geme<strong>in</strong>samen Arbeit e<strong>in</strong>en erkennbaren Beitrag zur Erhaltung<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung e<strong>in</strong>er sozialen <strong>und</strong> freiheitlichen Wirtschaftsordnung.<br />

Wir wollen <strong>in</strong> Eigenverantwortung die Qualitätsfähigkeit des <strong>Unternehmen</strong>s erhalten<br />

<strong>und</strong> weiterentwickeln.<br />

An diesen acht Hauptzielen orientieren wir unser Denken <strong>und</strong> Handeln, jeder an se<strong>in</strong>em<br />

Platz.<br />

3. Übergreifende Leitl<strong>in</strong>ien, die für jeden Bereich <strong>und</strong> alle Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

gültig s<strong>in</strong>d<br />

Wir schaffen e<strong>in</strong> Stil der Führung <strong>und</strong> Zusammenarbeit, den jeder/jede<br />

aufgeschlossene Mitarbeiter/<strong>in</strong> akzeptiert <strong>und</strong> praktiziert.<br />

Wir bilden uns weiter, damit wir unser Nutzenpotential laufend verbessern können.<br />

Wir wenden wertanalytische Methoden an, damit wir weitere Leistungsreserven ohne<br />

Mehrarbeit erschließen können.<br />

Wir arbeiten mit brauchbaren Erfolgs-Kennziffern, um daraus nutzbr<strong>in</strong>gende Folgerungen<br />

zu ziehen.<br />

Wir wenden bewährte Methoden der Planung an <strong>und</strong> messen daran das Erreichte.<br />

Wir arbeiten an e<strong>in</strong>er zukunftsorientierten Organisationsentwicklung mit, die den<br />

K<strong>und</strong>en-, Mitarbeiter- <strong>und</strong> <strong>Unternehmen</strong>s<strong>in</strong>teressen dient.<br />

Seite 116 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Wir nehmen gebotene Chancen zur Weiterentwicklung <strong>in</strong>nerhalb des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

wahr <strong>und</strong> gewähren sie allen Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen.<br />

Wir nutzen zweckmäßige Arbeitsmittel <strong>und</strong> Arbeitstechniken, um die jeweilige Aufgabe<br />

wirtschaftlich <strong>und</strong> kräftesparend zu erfüllen.<br />

4. Leitl<strong>in</strong>ien gegenüber K<strong>und</strong>en<br />

Wir behandeln K<strong>und</strong>en so, wie wir behandelt werden möchten.<br />

Der K<strong>und</strong>e ist für uns Partner auf Dauer. Wir erwarten von ihm, dass er unsere Fairness<br />

durch se<strong>in</strong> Verhalten erwidert.<br />

Wir sehen <strong>in</strong> der Werbung <strong>und</strong> Verkaufsförderung die Fortsetzung e<strong>in</strong>es guten Verkaufsgespräches.<br />

Wir sagen <strong>und</strong> schreiben nur das, was wir erfüllen können.<br />

Wir bemühen uns, den Service als Dienstleistung ständig zu verbessern, <strong>in</strong> allen<br />

Phasen des Geschäftes.<br />

Wir gestalten unsere Preise <strong>und</strong> Konditionen so, dass der K<strong>und</strong>ennutzen den Kaufpreis<br />

übersteigt.<br />

Wir bejahen e<strong>in</strong>en leistungsorientierten Wettbewerb, stellen uns dem Vergleich,<br />

verhalten uns korrekt <strong>und</strong> erwarten von den Konkurrenten dasselbe.<br />

Unsere Zielgruppen s<strong>in</strong>d die K<strong>und</strong>en aus Handwerk <strong>und</strong> Industrie, aus dem Bereich<br />

Gebäudetechnik – Handwerker, Planer, Ingenieure, Architekten.<br />

5. Produkt-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

Wir entwickeln, fertigen <strong>und</strong> verkaufen Produkte, die dem Handwerk die Arbeit erleichtern,<br />

rationalisieren <strong>und</strong> wertvoller machen.<br />

Wir verstehen uns <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Ideengeber, Entwickler, K<strong>und</strong>enberater, Lagerhalter<br />

<strong>und</strong> Verkäufer. Wir verlagern die Fertigung nach außen, wenn es im Interesse<br />

aller Partner liegt.<br />

Unsere Produkte sollen sich vom Wettbewerbserzeugnis dadurch unterscheiden,<br />

dass sie dem K<strong>und</strong>en mehr Nutzen bieten.<br />

Wir werden bei der Entwicklung neuer Produkte immer vom Anwender ausgehen,<br />

se<strong>in</strong> Problem im Auge haben <strong>und</strong> dann nach der besten Lösung suchen. Dabei greifen<br />

wir jeden <strong>in</strong>teressanten Gedanken auf, gleichgültig woher er kommt: Von <strong>in</strong>nen,<br />

von außen oder vom K<strong>und</strong>en.<br />

Wir durchforsten regelmäßig unser Programm, führen ke<strong>in</strong>en Ballast mit, entwickeln<br />

verbesserungsfähige Produkte weiter <strong>und</strong> legen bei Qualität, Funktion <strong>und</strong> Kosten-<br />

/Nutzenverhältnis strenge Maßstäbe an.<br />

6. Leitl<strong>in</strong>ien gegenüber Lieferanten<br />

Wir behandeln unsere Lieferanten so, dass sie <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, leistungsfähig<br />

zu bleiben <strong>und</strong> uns bevorzugt zu beliefern. Unsere Zusammenarbeit ist<br />

auf Dauer angelegt <strong>und</strong> soll e<strong>in</strong>e für beide Seiten erfolgreiche Partnerschaft sichern.<br />

Der günstige Preis ist nur e<strong>in</strong> Merkmal der Lieferanten/K<strong>und</strong>enbeziehung. Die Qualität<br />

des gesamten Leistungsbündels gibt letztlich bei der Auswahl unserer Lieferanten<br />

den Ausschlag.<br />

Bei wichtigen Produkten sichern wir unsere Lieferbereitschaft durch entsprechende<br />

Vere<strong>in</strong>barungen.<br />

Wir organisieren mit Lieferanten e<strong>in</strong>en regelmäßigen Erfahrungsaustausch, damit<br />

die Zusammenarbeit <strong>in</strong> allen Phasen, von der Produktidee bis zur pünktlichen Auslieferung,<br />

ständig verbessert wird.<br />

Seite 117 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Wir erwarten von unseren Lieferanten die laufende Verbesserung der Fertigungstechnologie,<br />

Weiterentwicklung <strong>in</strong> Fragen der Rationalisierung <strong>und</strong> Änderungsvorschläge<br />

für Produkte <strong>und</strong> Systeme, sofern diese zu e<strong>in</strong>em besseren Preis-<br />

/Leistungsverhältnis führen.<br />

Seite 118 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

24 Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

Der Wirtschaftlichkeitsvergleich berücksichtigt Bewertungskriterien, die monetär quantifizierbar<br />

s<strong>in</strong>d oder <strong>in</strong> monetäre Größen transformiert werden können. Dies s<strong>in</strong>d:<br />

Investitionen<br />

E<strong>in</strong>malig auftretende Kosten, wie z.B. Anschaffungskosten für Betriebsmittel, Installationskosten,<br />

Ausbildungskosten <strong>und</strong> Entwicklungskosten, die <strong>in</strong> die Vorbereitungskosten<br />

e<strong>in</strong>gehen.<br />

Kosten<br />

Laufend auftretende Kosten, wie z.B. Personalkosten, Betreuungskosten <strong>und</strong><br />

Abschreibungen.<br />

Wichtig ist, dass beim Wirtschaftlichkeitsvergleich alle relevanten Kosten berücksichtigt<br />

werden. E<strong>in</strong>e Übersicht über mögliche Kostenarten zeigt nachfolgende Tabelle.<br />

Vorbereitungskosten<br />

E<strong>in</strong>malige Kosten <br />

Fertigungsplanungskosten <br />

Konstruktionskosten<br />

für Betriebsmittel<br />

Anlaufkosten<br />

Ausbildungskosten<br />

Bauliche Maßnahmen <br />

Installationskosten <br />

Auftragswiederholkosten<br />

Kosten je Auftrag <br />

Fertigungssteuerungskosten<br />

Kosten für die<br />

Auftragsabrechnung<br />

Rüstkosten<br />

Ausführungskosten<br />

Materialkosten Zusatzkosten<br />

Kosten je Stück Kosten je Stück Kosten je Periode <br />

Lohne<strong>in</strong>zelkosten <br />

Sozialgeme<strong>in</strong>kosten <br />

Restfertigungsgeme<strong>in</strong>kosten<br />

-Abschreibung<br />

-Z<strong>in</strong>sen<br />

-Versicherung<br />

-Raum<br />

-Energie<br />

-Instandhaltung<br />

Materiale<strong>in</strong>zelkosten<br />

Material-<br />

Geme<strong>in</strong>kosten<br />

Nacharbeitungskosten<br />

Ausschusskosten<br />

Qualitätssicherungskosten <br />

Stillstandskosten<br />

der<br />

Masch<strong>in</strong>e<br />

Kosten durch<br />

Fehlzeiten, Fluktuation<br />

Z<strong>in</strong>skosten<br />

durch geb<strong>und</strong>enesUmlaufkapital<br />

S<strong>in</strong>d alle Leistungs- <strong>und</strong> Kostenfaktoren zusammengestellt, dann können für jede Planungsalternative<br />

die Gesamtkosten oder die Kosten je Leistungse<strong>in</strong>heit (stück- oder fertigungsst<strong>und</strong>enbezogen)<br />

berechnet werden. Dazu können unterschiedliche Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden.<br />

Seite 119 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Statische Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung wie<br />

� Kostenvergleichsrechnung,<br />

� Gew<strong>in</strong>nvergleichsrechnung,<br />

� Rentabilitätsrechnung oder<br />

� Amortisationsrechnung<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach zu handhabende Näherungsverfahren. Sie berücksichtigen jedoch lediglich<br />

die dem Bearbeitungs-, Materialfluss- <strong>und</strong> Informationssystem direkt zurechenbaren E<strong>in</strong>nahmen<br />

<strong>und</strong> Ausgaben. Zeitliche Unterschiede von Zahlungsströmen werden nicht berücksichtigt.<br />

Als dynamische Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung, die alle Zahlungsströme<br />

entsprechend ihres zeitlichen Anfalls berücksichtigen, f<strong>in</strong>den<br />

� die <strong>in</strong>terne Z<strong>in</strong>sfußmethode,<br />

� die Kapitalwertmethode <strong>und</strong><br />

� die Annuitätenmethode<br />

Verwendung.<br />

Klassische Verfahren der Kostenrechnung, die zur Berechnung der Herstellkosten oder<br />

Selbstkosten e<strong>in</strong>gesetzt werden, s<strong>in</strong>d z.B.<br />

� die Zuschlagskalkulation <strong>und</strong><br />

� die Zuschlagsrechnung mit Masch<strong>in</strong>enst<strong>und</strong>ensätzen.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Behandlung der Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung <strong>und</strong> der Kostenrechnung<br />

würde den Umfang dieses Leitfadens sprengen. Deshalb sei an dieser Stelle auf<br />

die entsprechende umfangreiche Literatur verwiesen.<br />

Ziel der Sensitivitätsanalyse ist es, die auf geschätzten Daten beruhenden Ergebnisse<br />

der Kosten- <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsberechnung abzuschätzen. Durch Veränderung der<br />

e<strong>in</strong>fließenden Parameter wird ermittelt, unter welchen Voraussetzungen die Ergebnisse<br />

relativ konstant bleiben. Die Sensitivitätsanalyse liefert als Ergebnis die Parameter mit<br />

dem größten E<strong>in</strong>fluss auf das Ergebnis <strong>und</strong> Aussagen über Risiken der Investitionen der<br />

Lösungsalternativen.<br />

Seite 120 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Datenerhebung zum Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

statische Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

Kapitale<strong>in</strong>satz E<strong>in</strong>sparungen bzw. Mehrkosten<br />

Sensitivitätsanalyse<br />

Kostenrechnung<br />

Investitionskosten Variationsrechnungen<br />

dynamische Rechnungen<br />

Masch<strong>in</strong>enst<strong>und</strong>ensatzrechnung<br />

Systemst<strong>und</strong>ensatzrechnung<br />

Abb.38: Vorgehen <strong>und</strong> Verfahren beim Wirtschaftlichkeitsvergleich [nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

Ergebnisdarstellung der Erweiterten Wirtschaftlichkeitsrechnung<br />

Bei der Erweiterten Wirtschaftlichkeitsrechnung wird die Investitionsentscheidung durch<br />

die grafische Gegenüberstellung der Ergebnisse der Arbeitssystemwertermittlung <strong>und</strong> der<br />

Wirtschaftlichkeitsrechnung erleichtert. Aus Gründen der Anschaulichkeit sollen Kosten<br />

<strong>und</strong> Nutzen übere<strong>in</strong>ander aufgetragen werden.<br />

Bei dem <strong>in</strong> Abbildung 37 dargestellten Beispiel s<strong>in</strong>d die Kosten mehrerer Alternativen<br />

ähnlich, so dass nach klassischem betriebswirtschaftlichem Verständnis e<strong>in</strong>e Entscheidung<br />

schwerfällt. Erst der Vergleich der unterschiedlichen Arbeitssystemwerte führt zu<br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>deutigen Ergebnis.<br />

Montagekosten pro Stück [%]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100<br />

116 115 115<br />

Ist Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 Variante 5<br />

129<br />

132<br />

Seite 121 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Arbeitssystemwert<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

158<br />

584<br />

Weiterführende Literatur<br />

566<br />

Ist Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 Variante 5<br />

Abb.39: Gesamtergebnis Wirtschaftlichkeitsvergleich <strong>und</strong> Arbeitssystemwertermittlung<br />

[nach Bull<strong>in</strong>ger]<br />

H.-J. Bull<strong>in</strong>ger: Arbeitsgestaltung, Personalorientierte Gestaltung marktgerechter Arbeitssysteme,<br />

B. G. Teubner Stuttgart 1995<br />

519<br />

717<br />

747<br />

Seite 122 von 129


Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

25 Zeitmanagement<br />

Zeit ist das wertvollste Gut, das wir besitzen.<br />

Unsere wichtigste Aufgabe im Leben ist es, so viel wie möglich<br />

aus der uns zur Verfügung stehenden Zeit zu machen.<br />

Zeit ist im modernen Arbeitsleben e<strong>in</strong>e außerordentlich knappe<br />

Ressource. Dies wird durch folgende Aussagen verdeutlicht:<br />

1. Viele erfolgs- <strong>und</strong> karriereorientierten Berufstätigen klagen über Zeitnot <strong>und</strong> Arbeitsüberlastung<br />

(Überst<strong>und</strong>en-Syndrom).<br />

2. Viele fühlen sich gestresst. Oft müssen viele D<strong>in</strong>ge gleichzeitig erledigt werden. Die<br />

hohe Verantwortung, die enorme Arbeitsmenge, häufig kurzfristige Term<strong>in</strong>e, die Vielfalt<br />

der Aufgaben <strong>und</strong> andere Leistungsanforderungen setzen e<strong>in</strong>en unter Zeitdruck<br />

<strong>und</strong> Stress.<br />

3. Viel arbeiten nicht, sondern werden „gearbeitet“, d.h. man reagiert nur noch ohne<br />

selbst zu agieren. R<strong>und</strong> um die Uhr nehmen e<strong>in</strong>en K<strong>und</strong>en, Chef, Mitarbeiter, Telefonanrufe<br />

<strong>und</strong> vielfältige Arbeiten dauernd <strong>in</strong> Anspruch mit dem Ergebnis, dass nur noch<br />

„rotiert“ wird.<br />

4. Viele Manager verrichten ihre eigentlichen Aufgaben erst nach Dienstschluss. Sie f<strong>in</strong>den<br />

tagsüber dafür ke<strong>in</strong>e Zeit, weil es zu viel Störmomente gibt.<br />

5. Viele leiden unter dem Arbeit-Freizeit-Konflikt. Die Zeit, die für Beruf <strong>und</strong> Überst<strong>und</strong>en<br />

draufgeht, kann nicht mit der Familie verbracht werden <strong>und</strong> wird hier - mit<br />

Recht - zu e<strong>in</strong>em Ärgernis.<br />

Zeitmanagement bedeutet, die eigene Zeit <strong>und</strong> Arbeit zu beherrschen, anstatt<br />

sich von ihnen beherrschen zu lassen.<br />

Beg<strong>in</strong>nen Sie mit e<strong>in</strong>er Selbstanalyse. Wer oder was stiehlt uns die Zeit? Welche Zeitdiebe<br />

kennen wir? Nutzen Sie dazu folgende Checkliste:<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung: Me<strong>in</strong>e Zeitdiebe Stimmt<br />

1. Das Telefon stört mich laufend, <strong>und</strong> die Gespräche<br />

s<strong>in</strong>d meistens unnötig lang.<br />

2. Durch die vielen Besucher von außen oder aus<br />

dem Haus komme ich oft nicht zu me<strong>in</strong>er eigentlichen<br />

Arbeit.<br />

3. Die Besprechungen dauern häufig viel zu lange,<br />

<strong>und</strong> oft ist das Ergebnis von Sitzungen für mich<br />

unbefriedigend.<br />

4. Große, d.h. zeit<strong>in</strong>tensive <strong>und</strong> daher oft unangenehme<br />

Aufgaben schiebe ich meistens vor mir<br />

her, oder ich habe Schwierigkeiten, sie zu Ende zu<br />

führen, da ich nie zur Ruhe komme.<br />

(Aufschieberitus)<br />

5. Oft fehlen klare Prioritäten, <strong>und</strong> ich versuche, zu<br />

viele Aufgaben auf e<strong>in</strong>mal zu erledigen. Ich mache<br />

zuviel Kle<strong>in</strong>kram <strong>und</strong> kann mich zuwenig auf<br />

die wichtigsten Aufgaben konzentrieren.<br />

fast<br />

immer<br />

häufig man-<br />

chmal<br />

fast<br />

nie<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

6. Me<strong>in</strong>e Zeitpläne <strong>und</strong> Fristen halte ich oft nur unter<br />

Term<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>, da immer etwas Unvorhergesehenes<br />

dazwischen kommt, oder weil ich mir zu<br />

viel vorgenommen habe.<br />

7. Ich habe zuviel Papierkram auf me<strong>in</strong>em Schreibtisch;<br />

Korrespondenz <strong>und</strong> Lesen braucht zuviel<br />

Zeit. Die Übersicht <strong>und</strong> Ordnung auf me<strong>in</strong>em<br />

Schreibtisch ist nicht gerade vorbildhaft.<br />

8. Die Kommunikation mit anderen ist häufig mangelhaft.<br />

Der verspätete Austausch von Informationen,<br />

Missverständnisse oder gar Reibereien gehören<br />

bei uns zur Tagesordnung.<br />

9. Die Delegation von Aufgaben klappt nur selten<br />

richtig, <strong>und</strong> oft muss ich D<strong>in</strong>ge erledigen, die auch<br />

andere hätten tun können.<br />

10. Das Ne<strong>in</strong>-Sagen fällt mir schwer, wenn andere<br />

etwas von mir wollen <strong>und</strong> ich eigentlich me<strong>in</strong>e eigenen<br />

Arbeiten erledigen müsste.<br />

11. E<strong>in</strong>e klare Zielsetzung, sowohl beruflich wie privat,<br />

fehlt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Lebenskonzept, d.h. oft vermag<br />

ich ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> dem sehen, was ich so den<br />

ganzen Tag tue.<br />

12. Manchmal fehlt mir die notwendige Selbstdiszipl<strong>in</strong>,<br />

um das, was ich mir vorgenommen habe,<br />

auch durchzuführen.<br />

13. Zählen Sie die Kreuzchen spaltenweise zusam-<br />

men <strong>und</strong> ermitteln Sie die Gesamtpunktzahl.<br />

E<strong>in</strong>schätzung:<br />

0 - 17 Punkte<br />

Sie haben ke<strong>in</strong>e Zeitplanung <strong>und</strong> lassen sich von anderen treiben. Sie können weder sich<br />

noch andere richtig führen. Mit Zeitmanagement beg<strong>in</strong>nt für Sie e<strong>in</strong> neues <strong>und</strong><br />

erfolgreicheres Leben.<br />

18 - 24 Punkte<br />

Sie versuchen, Ihre Zeit <strong>in</strong> den Griff zu bekommen, s<strong>in</strong>d aber nicht konsequent genug,<br />

um damit auch Erfolg zu haben.<br />

25 - 30 Punkte<br />

Ihr Zeitmanagement ist gut - <strong>und</strong> kann noch besser werden.<br />

31 - 36 Punkte<br />

Gratulation (wenn Sie ehrlich - gegenüber sich selbst - geantwortet haben)! Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Vorbild für jeden, der den Umgang mit der Zeit lernen will. Lassen Sie andere von Ihren<br />

Erfahrungen profitieren.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Um Ihre Zeit besser e<strong>in</strong>teilen zu können, ist es zunächst erforderlich, dass Sie sich über<br />

Ihre Ziele klar werden. Notieren Sie deshalb Ihre beruflichen <strong>und</strong> persönlichen Ziele.<br />

Welche beruflichen Ziele wollen Sie erreichen?<br />

Karriereziel<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Berufsziele<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Stellenziel<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Welche privaten Ziele wollen Sie erreichen?<br />

Lebensziel<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Wunschziele<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Aktionsschritte zur Zielerreichung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Maßnahmen zur Zielerreichung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Hauptaufgaben me<strong>in</strong>er Stelle<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Aktionsschritte zur Zielerreichung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Maßnahmen zur Zielerreichung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Nur derjenige, welcher se<strong>in</strong>e Ziele auch def<strong>in</strong>iert, behält <strong>in</strong> der Hektik des Tagesgeschehens<br />

den Überblick <strong>und</strong> setzt auch unter größter Arbeitsbelastung die richtigen Prioritäten.<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Zeit Ergebnisse<br />

20%<br />

80%<br />

80%<br />

20%<br />

Abb. 40: 20% des Zeitaufwandes br<strong>in</strong>gen 80%<br />

des Ergebnisses [nach Seiwert]<br />

Bei der Setzung der Prioritäten ist zu beachten, dass oft bereits 20% der strategisch richtig<br />

e<strong>in</strong>gesetzten Zeit <strong>und</strong> Energie 80% des Ergebnisses br<strong>in</strong>gen (Pareto-Pr<strong>in</strong>zip), d.h.<br />

viele verbr<strong>in</strong>gen die meiste Zeit damit, sich um relativ nebensächliche Probleme <strong>und</strong> Aufgaben<br />

zu kümmern statt sich auf wenige lebenswichtige Aktivitäten zu konzentrieren.<br />

Für die Def<strong>in</strong>ition von Zielen <strong>und</strong> Planung von Maßnahmen <strong>und</strong> Aktivitäten zur Zielerreichung<br />

ist es deshalb erforderlich, die Erfolgsverursacher im beruflichen <strong>und</strong> privaten<br />

Bereich herauszuf<strong>in</strong>den <strong>und</strong> mit der höchsten Priorität zu versehen.<br />

Nehmen Sie sich Zeit für die Planung!<br />

Wer se<strong>in</strong>en Arbeitstag 8 M<strong>in</strong>uten vorbereitet <strong>und</strong> konsequent <strong>in</strong> Angriff nimmt, kann<br />

täglich e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e Zeit für das Wesentliche gew<strong>in</strong>nen. Planen Sie schriftlich!<br />

� Zeitpläne, die man nur im Kopf hat, verliert man leichter aus den Augen<br />

� E<strong>in</strong> schriftlich fixierter Plan fördert die Selbstmotivation. Ihre Aktivitäten bei der Bewältigung<br />

des Tagegeschäftes werden zielgerichteter.<br />

� Durch Kontrolle des Tagesergebnisses geht Ihnen das Unerledigte nicht verloren.<br />

� Sie erhalten e<strong>in</strong>e Dokumentation über Ihre Aktivitäten <strong>und</strong> sammeln Erfahrungen, um<br />

Ihren Zeitbedarf noch besser e<strong>in</strong>schätzen zu können.<br />

Wenn man beg<strong>in</strong>nt, mit Zeitplänen zu arbeiten, empfiehlt es sich als erster <strong>und</strong><br />

wichtigster Schritt zum E<strong>in</strong>stieg die Planung jedes e<strong>in</strong>zelnen Tages.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d folgende Punkte zu beachten:<br />

� E<strong>in</strong> realistischer Tagesplan sollte gr<strong>und</strong>sätzlich nur das enthalten, was Sie an diesem<br />

Tag erledigen wollen bzw. müssen - <strong>und</strong> auch können!<br />

� Planen Sie auch e<strong>in</strong>e sog. „Stille St<strong>und</strong>e“ (Term<strong>in</strong> mit sich selbst) e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der Sie für<br />

niemanden zu sprechen s<strong>in</strong>d!<br />

� Notieren Sie h<strong>in</strong>ter jeder Aktivität den Zeitbedarf, den Sie ungefähr veranschlagen<br />

müssen! (Setzen Sie sich bewusst Zeitlimits!)<br />

� Reservieren Sie Pufferzeiten!<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

� Setzen Sie Prioritäten (A-,B- u. C-Aktivitäten) <strong>und</strong> nehmen Sie bei Bedarf Kürzungen<br />

vor oder delegieren Sie Aufgaben.<br />

Beachten Sie bei der Planung Ihrer Aktivitäten die Leistungskurve!<br />

Der Leistungshöhepunkt liegt am Vormittag. Planen Sie deshalb <strong>in</strong> dieser Zeit die Erledigung<br />

der komplizierten <strong>und</strong> wichtigen D<strong>in</strong>ge (A-Aufgaben).<br />

Am Nachmittag schließt sich dann das allgeme<strong>in</strong> bekannte Nach-Mittag-Tief an, das von<br />

manchem durch starken Kaffeegenuss bekämpft, dadurch jedoch nur verlängert wird.<br />

Nutzen Sie diese Zeit für soziale Kontakte <strong>und</strong> Rout<strong>in</strong>etätigkeiten (C-Aufgaben).<br />

Nach dem Anstieg der Leistungskurve am späten Nachmittag können Sie sich wieder<br />

wichtigeren Aktivitäten (B-Aufgaben) zuwenden.<br />

Führen Sie durch Delegation!<br />

Delegation ist die Schlüsseltätigkeit jedes Arbeitstechnikers <strong>und</strong> jeder Führungskraft überhaupt.<br />

Delegation ist für Führungskraft <strong>und</strong> Mitarbeiter gleichermaßen von Vorteil; sie bedeutet<br />

� Selbstentlastung <strong>und</strong> schafft Zeit für A-Aufgaben <strong>und</strong><br />

� Chancen für Mitarbeiter, sich zu entwickeln (Motivation)<br />

Erfolgreiche Delegation setzt zwei D<strong>in</strong>ge voraus:<br />

� die Bereitschaft zu delegieren (das Wollen)<br />

� die Fähigkeit zu delegieren (das Können)<br />

Je nach Dr<strong>in</strong>glichkeit un Wichtigkeit e<strong>in</strong>er Aufgabe lassen sich vier Möglichkeiten der Bewertung<br />

<strong>und</strong> (anschließenden) Erledigung von Aufgaben unterscheiden:<br />

Wichtigkeit<br />

B-Aufgaben<br />

Term<strong>in</strong>ieren<br />

(bzw. bereits<br />

delegieren)<br />

Papierkorb<br />

Dr<strong>in</strong>glichkeit<br />

A-Aufgaben<br />

Sofort tun<br />

C-Aufgaben<br />

Abb.41: Eisenhower-Pr<strong>in</strong>zip [nach Seiwert]<br />

Delegieren<br />

Benutzen Sie e<strong>in</strong> Zeitplanbuch!<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

E<strong>in</strong> Zeitplanbuch ist mehr als e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong>kalender; es ist Term<strong>in</strong>kalender, Tagebuch,<br />

Notizbuch, Planungs<strong>in</strong>strument, Er<strong>in</strong>nerungshilfe, Adressenregister, Nachschlagewerk,<br />

Ideenkartei, Telefonregister <strong>und</strong> Kontrollwerkzeug zugleich.<br />

Je nach Angebot der e<strong>in</strong>zelnen Hersteller ist e<strong>in</strong> Zeitplanbuch wie folgt aufgebaut:<br />

� Kalenderteil mit Jahreskalendarium <strong>und</strong> Planungsformularen<br />

� Beruflicher <strong>und</strong> persönlicher Datenteil mit Form- <strong>und</strong> Notizblättern, Listen <strong>und</strong><br />

Informationen<br />

� Adressen- <strong>und</strong> Telefonregister<br />

� Allgeme<strong>in</strong>er Teil mit Umschlagtaschen für Kreditkarten etc.<br />

Weiterführende Literatur<br />

L. J. Seiwert: Das 1x1 des Zeitmanagement, mvg-Verlag, 1996<br />

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Methoden - Techniken - Arbeitsmittel<br />

Bearbeitet von:<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Günter B<strong>in</strong>ger, EUR ING<br />

Prof. Dr. paed. habil. Wolfgang Ihbe<br />

Dr.-Ing. Volkmar Flemm<strong>in</strong>g<br />

Dipl.-Ing. Werner Bauch<br />

Dipl.-Ing. Päd. Hartmut Simmert<br />

Frau Sandra L<strong>in</strong>ke<br />

Frau Susanne Lehmann<br />

Herr Edgar Zaunick<br />

Dresden, Juni 2001<br />

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